Kategorie-Archiv: Fußball: Welt- und Europameisterschaften

Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006/2010 & Europameisterschaft 2008

… und dann kommt noch die Nachspielzeit!

Wir kennen alle den Sepp Herberger-Spruch: „Der Ball ist rund. Und ein Spiel hat 90 Minuten!“ Seit gestern Abend wissen wir (und besonders die Polen): „… und dann kommt noch die Nachspielzeit!“ Denn erst in der Nachspielzeit konnte die deutsche Mannschaft dank der Joker Odonkor (Vorlage) und Neuville (Schuß und Tor) den knappen 1:0-Sieg nach Hause bringen.

Oliver Neuville nach dem 1:0 gegen Polen

Dass dieser Sieg hoch verdient war, steht außer Frage. Wie viele Großchancen braucht aber eine Mannschaft, um endlich ein Tor zu machen? Nun Ende gut – alles gut! Bis dahin (92. Spielminute) war es aber ein langer, wenn auch ungemein spannender Weg.

Ohne Frage auch: Die Abwehr stand stabil (höchstens Arne Friedrich reicht noch lange nicht an seine früheren Leistungen heran). Das Mittelfeld sorgte für Druck. Es gab keine Durchhänger wie im Spiel gegen Costa Rica. Der Angriff war effektiv, wenn auch lange ohne Erfolg.

So langsam muss man nun wirklich ‚befürchten‘, dass das junge deutsche Team tatsächlich Weltmeister werden kann. Außer Argentinien und Spanien (vielleicht auch noch die Elfenbeinküste und die Niederlande) hat keine andere Mannschaft auch nur eine halbwegs akzeptable Leistung gezeigt. Vielleicht ist aber das gestrige Spiel der Deutschen der Auftakt zu einer endlich auch spielerisch attraktiveren WM. Denn ein bisschen Spannung soll ja noch bleiben hinsichtlich der Frage, wer denn nun Weltmeister wird …

Ronaldo, der Unterirdische

Da schlägt man sich fast zwei Stunden um die Ohren, um ein solches Gruftie-Spiel Brasilien gegen Kroatien anzuschauen. Nichts gegen die Kroaten, die hätten ein Untentschieden mehr als verdient. Aber die Brasilianer, was die boten war unter aller Sau. Gerade einmal Kaká zeigte etwas von seinem Können. Er schoss dann dann auch das einzigste Tor des Abends. Aber schon Ronaldinho blieb eindeutig unter seinen Möglichkeiten. Die Krönung des Ganzen war aber Ronaldo. Was der zeigte, war wirklich unterirdisch. Ich habe im Internet nach Fotos von ihm im gestrigen Spiel gesucht und gefunden – und tatsächlich gibt es einige, die ihn in Bewegung zeigen (leichter Trab oder mit dicken Backen). Ansonsten stand er meist nur herum und machte keine Anstalten, sich einmal freizulaufen. Reinhold Beckmann, ARD-Reporter, fand die richtige Beschreibung für Ronaldos Gestochere: „Was macht der da eigentlich? Fängt der Mücken? Ach nein, dann müsste er sich ja bewegen …!“

Wass soll ich mit dem Ding?
Was soll ich mit dem Ding?

Wer trägt nun die Verantwortung für diese uninspirierte Spielweise der Brasilianer, die keinen Zauber aufkommen ließ? Ich mutmaße: der Trainer. Parreira führte Brasilien 1994 in den USA schon einmal zum Titel und setzte dabei auf einen eher pragmatischen Stil, was ihm den Vorwurf einbrachte, er habe „hässlichen Fußball“ spielen lassen. Ich fürchte, dass Brasilien in ähnlicher Weise auch 2006 nach dem Titel greift. Hoffen wir, dass sie daneben greifen!

Nachrichten auf Bildzeitungsniveau (3)

Fußball-Weltmeisterschaft 2006 Wild-Zeitung
Die Abwehr ist furchterregend!
 

Per Mertesacker Jens Nowotny Christoph Metzelder
Per Mertesacker Jens Nowotny Christoph Metzelder

 

Die polnische Nationalmannschaft weigert sich, gegen das deutsche Team anzutreten. Ein Grund wäre die furchterregende Abwehr der Deutschen. Allein schon diese Namen: Mertesacker, Metzelder … Das klingt schon nicht mehr nach Berserker, das sind Berserker! Und wie die alle aussehen! Wirklich furchterregend! Und dann auch noch diese ganzen Exil- und Ruhrpott-Polen (siehe: Nowotny)  …

Die FIFA hat ein Einsehen und wird das Spiel ersatzlos streichen. Dafür wird es mit 3:0 für Polen gewertet. Die deutsche Mannschaft wird disqualifiziert. Dagegen hat der DFB allerdings Berufung eingelegt. Mit einer Entscheidung ist nach Aussage von FIFA-Präsident Blatter aber nicht vor dem 9. Juli zu rechnen.

Überschrift aus Hamburger Abendblatt vom 12.06.2006
(gleichfalls Springer-Presse)

gemeint ist sicherlich: … furchterregend ’schlecht‘

Und wer wird nun Weltmeister?

Deutschland rechnet sich beste Chancen auf den Weltmeistertitel aus. Den Heimvorteil kann man eben nicht verachten. Aber da gibt es weitere Mannschaften, selbsternannte WM-Favoriten, die bereits im Vorfeld herumtönten, wie toll sie wären. England gehört dazu (im 1. Spiel schafften sie gerade einmal ein glückliches 1:0 gegen Paraguay), auch Schweden, die sich mit 0:0 gegen den Aussenseiter Trinidad & Tabogo nur blamierten. Und auch Portugal …

Aber wer sind nun die wirklichen Favoriten? Wie immer Brasilien. Aber ähnlich dem deutschen Team kränkelt die Abwehr ziemlich. Klar, wenn man vorn ein Tor mehr schießt als man hinten kassiert, dann reich das allemal – auch zum Weltmeistertitel. Und dann? Argentinien sicherlich. Die Holländer haben nicht schlecht gespielt, aber ob es reicht? Tschechien und Italien? Spanien? Frankreich? Deren Auftaktspiele möchte ich erst einmal sehen, dann weiß man mehr.

Mein Favorit ist die Elfenbeinküste! Aber die haben doch gegen Argentinien 1:2 verloren? Das ist richtig, aber wie die verloren haben! Im Duell orange gegen orange fällt die weitere Entscheidung – Niederlande eben gegen Elfenbeinküste. Und da sehe ich die Afrikaner vorn. Und damit sind sie mindestens 2. der Mördergruppe C. Lediglich Brasilien könnte dann im Halbfinale im Wege stehen.

Elfenbeinküste-Fan

Und Deutschland? Bis ins Viertelfinale dürfte es reichen. Dann spielt man voraussichtlich gegen Argentinien. Und die machen den Sack zu: Klose und Co. beißen sich die Zähne an der argentinischen Abwehr aus. Und Juan Riquelme spinnt die Fäden. Hernan Crespo, das Supertalent Lionel Messi und Co. sorgen für die Tore.

Wie auch immer: Es wird ziemlich spannend werden. Und wer heute oben auf ist, kann morgen bereits auf der Strecke bleiben. Gelt, Franzl: Schauen wir mal!

Pflicht erfüllt

Eröffnungsspiele zur WM waren nie sehr torreich. So sind sechs Tore wirklich viel. Und wenn dann vier auf das Konto der deutschen Mannschaft gehen, dann kann man zufrieden sein. Als Werder-Fan kann man das sogar im doppelten Sinne: 2x Klose, 1x Frings. Was will man mehr. Zumal Tim Borowski seiner Rolle als ‚Ballack-Ersatz‘ ganz und gar gerecht wurde. Und trotzdem bleibt ein fader Nachgeschmack. Wieder zeigte sich die Anwehr äußerst anfällig. Wieder ging der Spielfluss verloren. Und Schweini und Poldi blieben weit unter ihren Möglichkeiten. Von den jungen Wilden kam nicht viel. Lediglich Philipp Lahm zeigte sich von seiner besten Seite und schoss nicht nur das Tor der Tages, sondern war auch sonst im Spiel nach vorn ein Aktivposten.

Klose: Tore 1 und 2

Aber Eröffnungsspiele haben scheinbar ihre eigene Gesetzmäßigkeit. Und so war das Spiel gestern gegen Costa Rica noch eher eines der besseren. Pflicht erfüllt, drei Punkte eingesackt. Und nachdem Polen verloren hat, sieht es für den Gruppensieg ganz gut aus. Aber will man wirklich bei der Vergabe des WM-Titels ein Wörtchen mitreden, dann muss man sich um einiges steigern.

Ich habe gerade die 1. Halbzeit England gegen Paraguay gesehen: Die Engländer kochen auch nur mit Wasser – und können sogar froh sein, ihr eher mageres 1:0 in die Halbzeitpause gerettet zu haben.

Next Station: Central Station oder: Ballacks Wade

Seit einigen Monaten schon erfolgt die Ansage in der Hamburger S-Bahn nicht nur in Deutsch sondern auch auf Englisch. Nächste Station: Hauptbahnhof – next station: Central Station. Englisch ist nun einmal eine Weltsprache, in der sich (fast) jeder (irgendwie) verständigen kann. Und immer wenn ich diese Ansage höre, weiß ich nicht nur, dass ich gleich aussteigen muss, sondern auch: Bald ist Fußball-Weltmeisterschaft!

Und heute nun ist es soweit: Mit dem Eröffnungsspiel der deutschen Mannschaft gegen Costa Rica beginnt das neben der Olympiade wohl größte Sportereignis dieser Welt: 32 Nationalteams kämpfen um die Weltmeisterschaft im Fußball.

Es ist fast wie eine Erlösung. Endlich geht es los, das, um das sich in den letzten Wochen und Monaten fast alles zu drehen scheint, sei es in der Politik, die sich um die Risiken eines solchen Großereignisses zu kümmern hat, oder sei es in der Wirtschaft, die uns alles nur noch unter dem Mäntelchen einer großen Fußballbegeisterung zu verkaufen sucht. Wo man geht oder steht – überall scheint es nur um das Runde zu gehen, das ins Eckige gehört.

Warum Ronaldinho?

Also Deutschlandfahne heraus, Fußballtrikot übergezogen, den Kasten Bier aus dem Keller geschleppt und den Fernseher an: Es geht loooos!

Kann man nur hoffen, dass unsere Erwartungen an die deutsche Mannschaft nicht zu hoch geschraubt wurden. Dass die Spieler dem Druck und dem Gegner standhalten. Alles andere als klare Siege gegen Costa Rica und Ecuador, auch ein Sieg gegen Polen, wären schon eine Blamage. Denn sollte man nur Gruppenzweiter werden, dann ‚droht‘ England … Da sollten uns die Schweden (oder etwa nicht?) besser liegen.

Aber noch ist es nicht soweit. Erst einmal das Eröffnungsspiel ‚heil‘ überstehen, dann sehen wir weiter … Bis heute Morgen noch herrscht dagegen Verwirrung um die Wade von Ballack. Spielt er nun (Ballack selbst sagt, er wäre fit) oder spielt für ihn Tim Borowski? Klinsmann wird am Vormittag die Aufstellung bekannt geben. Ein wenig stinkt das nach Affenstall und Zirkus!

Mit seufzendem Herzen und bereit für den Tod

Wenn die Fußballmannschaften den grünen Rasen betreten, dann werden auch bei dieser Weltmeisterschaft in Deutschland immer die jeweiligen Nationalhymnen gespielt. Diesmal kommen die Klänge allerdings vom Band und werden nicht durch Musiker der Bundeswehr intoniert.

Und schon wird man harte Männer sich an weiche Herzen fassen sehen, vielleicht mit der einen oder anderen Träne im Auge lautlals (zwar laut, aber nicht immer schön) den martialischen oder eher rührseligen Hymnentext singen hören. Denn wenn die Musik der meisten Hymnen schon kein Hit ist, so haben es wenigstens die Texte in sich.

Denn da wird marschiert, gebetet, geschrien zum Donnergrollen der Kanonen und gestorben – für Ruhm, König, Volk, Heimat und Vaterland. Gottlob wird dann auf dem Rasen aber doch nur Fußball gespielt …

ausführliche Infos (Text, Musik usw.) zu den Hymnen der Länder dieser Welt bei Wikipedia

Noch 19 Tage bis zur Fußball-WM 2006

Jetzt gilt alles nur noch der Vorbereitung auf die WM. Die Fußball-Saison 2005/06 ist mit dem Finale in der Champions League beendet. Und da hatte Jens Lehmann, die neue Numero Eins im deutschen Tor mit seinem Fehlgriff, die ihn die rote Karte einbrachte, nicht viel Glück. Allerdings war die Schiedsrichterentscheidung auch äußerst fragwürdig, denn immerhin wurde Barca ein Tor verwehrt; eine gelbe Karte hätte es dann auch getan. Bemerkenswert, wieviel Trost aus der Ferne (auch von Kahn) dem guten Lehmann zugesprochen wurde …

Klinsmann hat bereits im Vorfeld mit seiner Nominierung der Spieler für einigen Wirbel gesorgt. Die Nichtberücksichtigung von Fabian Ernst und Kevin Kuranyi (beide Schalke), aber auch von Patrick Owomoyela (Werder Bremen), der zuvor ins Fadenkreuz unbelernbarer Neo-Nazis gekommen war, sorgte für einigen Wirbel. Immerhin sind es dann doch noch drei Spieler von Werder Bremen (Torsten Frings, Tim Borowski und natürlich Miroslv Klose), die in die engere Wahl ‚unseres‘ Bundestrainers gekommen sind.

Training mit Klinsmann

Nun konzentriert man sich ganz und gar auf den Start der WM am Freitag, den 9. Juni, mit dem Spiel gegen Costa Rica in München (Anstoß: 18 Uhr). Der verletzte Philipp Lahm ist bereits zur Mannschaft zurückgekehrt. Nach einer Erholungspause auf Sardinien traf das Nationalteam heute in ihr Trainingslager in Genf ein.

Bis zum 30. Mai hält sich die Auswahl von Bundestrainer Jürgen Klinsmann in der Schweiz auf. Täglich sollen zwei Trainingseinheiten absolviert werden. Diese Phase wird lediglich durch das Länderspiel am 27. Mai in Freiburg gegen Luxemburg unterbrochen. Als weitere Tests vor dem Eröffnungsspiel sind die Begegnungen am 30. Mai in Leverkusen gegen Japan und am 2. Juni in Mönchengladbach gegen Kolumbien geplant.

Am 5. Juni wird der DFB-Tross dann sein endgültiges WM-Quartier im Berliner Schlosshotel im Grunewald beziehen. Die DFB-Auswahl trifft in der WM-Vorrundengruppe A neben Costa Rica auf Polen und Ecuador.

Typisch deutsch: Verharmlosung des Fremdenhasses

Sicherlich war die Reisewarnung für Farbige anlässlich der nahenden Fußball-WM in Deutschland durch den Ex-Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye das, was man hier im Norden Deutschlands als ’starken Tobak‘ bezeichnet. Aber eigentlich erstaunlich ist, wie viele der typisch deutschen Politiker typisch deutsch reagierten: Es geht ihnen um den ‚guten Ruf‘ Deutschlands und nicht um den Schutz der ausländischen Mitbürger und Besucher vor Übergriffen. Also wird verharmlost und von Einzeltaten weniger Verblendeter gesprochen.

Aber, Herr Schäuble, wie passt es dann zusammen, wenn Sie am Montag Ihren Verfassungsschutzbericht vorstellen werden, der u.a. davon kündet, dass die Zahl der zu Gewalt bereiten Neonazis weiterhin gestiegen ist? Und gerade in der Jugendszene wächst die Zahl der Anhänger. Die Verunglimpfung der deutschen Nationalspieler afrikanischer Herkunft (Asamoah, Owomoyela) durch die NPD ist nur ein Indiz dafür, dass Menschen anderer Hautfarbe in Deutschland mit Übergriffen rechnen müssen – gerade in bestimmten Gegenden, dort wo die Rechtsaußen durch die bestehenden sozialen Missstände (z.B. hohe Jugendarbeitslosigkeit) besonders viel Zulauf haben.

Es kann nur gelten, gegen Rechts anzugehen. Wenn es die Politiker nicht schaffen (oder nicht schaffen wollen), dann müssen wir es, die Normalbürger, tun. Soviel sei gesagt: Mir und meiner Familie sind alle Besucher zur WM 2006 willkommen, welche Hautfarbe sie auch haben mögen – außer: Hooligans, welcher Coleur auch immer, die nicht aus Freude am Spiel, sondern aus ‚Spaß‘ an der Gewalt anreisen. Ihr bleibt besser zu Hause …

siehe auch mein Beitrag: Kein(en) Bock auf Neo-Nazis

Die Länder unserer Welt

Wenn man nicht gerade ein entsprechendes Lexikon zur Hand (oder im CD-Laufwerk) hat, man aber einige Infos zu einem bestimmten Land braucht (einschließlich Flagge, Nationalhymne und Landkarte), dann findet man hier in Kurzform alles Wichtige …

Besonders zur Fußball-WM 2006 wäre es doch ganz schön zu wissen, woher die Kicker stammen, die gerade auf dem Bildschirm dem Ball hinterherlaufen.

Ausstellung „Faszination Fußball“

Passend zur Fußball-Weltmeiserschaft 2006 in Deutschland präsentiert das Völkerkundemuseum in Hamburg die Ausstellung „Faszination Fußball“. Vom ältesten Fußballtor bis zum ersten Lederball – die Ausstellung zeigt vom 30. April bis 26. November 2006 zweitausend Spuren und Spielarten der schönsten Nebensache der Welt. Kulturfans und Sportfreunde gehen in einer weltweit einmaligen Sonderschau gemeinsam auf Entdeckungsreise zu den Riten, Regeln und Reliquien des Fußballs.

Fußball aus Uruguay 1930
30. April bis 26. November 2006
Museum für Völkerkunde
Rothenbaumchaussee 64
20148 Hamburg
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag 10 bis 21 Uhr
Eintritt: Bis 18 Jahre frei, Erwachsene 7 Euro

siehe auch zdf.de