Kategorie-Archiv: Ei, wie witzig

Deutschland sucht den Super-Witz-Schrott

Zweifelhafte Ehrung: der Darwin Award

Der Naturwissenschaftler Charles Darwin postulierte, dass die Auswirkungen der natürlichen Selektion im Laufe der Zeit dazu führen, dass sich die Individuen so entwickeln, dass sie bessere Fähigkeiten als ihre Vorfahren aufweisen. Dies wird auch „Überleben der Bestangepassten“ genannt.

Zu Ehren von Charles Darwins Hypothese wird jährlich der Darwin Award (Website auf englisch und teilweise auf deutsch) an die (Reste von) Individuen verleihen, die alles in dem Versuch gegeben haben, unseren Genpool zu verbessern. Wir applaudieren jenen, die das ultimative Opfer erbracht haben, indem sie sich selbst in der außergewöhnlichsten und dümmsten Art und Weise töteten. Diese Auszeichnung wird fast immer posthum verliehen, vorzugsweise vor der Vermehrung.

Hauptsächlich erinnert dieser Preis an diejenigen, die den Genpool desinfizierten, indem sie innovativ schwachsinnige Wege fanden, sich selbst zu töten und dadurch halfen, unerwünschte Schwächen von den Genen zu entfernen. Die individuelle Absicht und Selbstopferung der Nominierten sowie die spektakulären Methoden, durch die sie sich selbst entfernten, sind lobenswert und sollen nicht verspottet werden. Tatsächlich ist es jedoch eine zweifelhafte Ehre, einen Darwin Award zu erhalten.

Darwin Award

Hierzu die Regeln für eine Nominierung

siehe auch zdf.de: And the winner is … Die Darwin-Awards und der menschliche Genpool (mit einigen originellen Fallbeispielen)

Nachtrag: Tierische Weihnachten

Manche Tierliebe geht mir eindeutig zu weit. Ich mag Tiere, ohne Zweifel. Aber im Zoo und auf freier Wildbahn sind sie mir doch am liebsten. Von daher unterstütze ich und meine Familie den Tier- und überhaupt jeden Artenschutz.

Als Kind hatte ich einmal einen Kanarienvogel zu Hause. Und mein ältester Sohn hatte vor Jahren zwei Stabheuschrecken, die er von einem Lehrer geschenkt bekam und die er mit Efeu-Blättern füttern musste. Auch haben wir einmal die Raupen von Schmetterlingen (Diestelfalter) aufgezogen, als die Kinder klein waren. Das war es dann aber auch. Kein Hund und keine Katze.

Nun die Briten habe ein besonderes Faible für Tiere. Und besonders zu Weihnachten ist man dort bemüht, Lebensräume für Tiere zu schaffen. Dazu gibt es bei der BBC eine Aktion Breathing Places und hierzu ein kleines Video mit schnuckeligen Tierchen, die ein Weihnachtslied singen. Wem ’s gefällt?!


Cute Animal Christmas Song

Leider nicht getroffen

Bei einer Pressekonferenz mit Regierungschef Nuri al-Maliki bewarf ein wütender Iraker – der Korrespondent Montasser al-Saidi, der für den Fernsehsender Al-Bagdadija arbeitet – den US-Präsidenten mit seinen Schuhen und beschimpfte ihn. „Das ist der Abschiedskuss, Du Hund“, rief der Werfer US-Medien zufolge. Bush duckte sich, die Schuhe verfehlten ihr Ziel. Leider!

Schuhattacke gegen Bush

„Wen es interessiert – es war ein Schuh der Größe zehn (deutsche Größe 43), den er auf mich geworfen hat“, scherzte der scheidende Präsident. Noch nicht einmal bis zwei zählen kann er.

Video siehe zdf.de: Schuhattacke auf Bush

Manchmal möchte man seine Schuhe auch ausziehen und einigen deutschen Politikern an den Kopf werfen – spreeblick.com macht es möglich:

Das Ende des Internets

Bekanntlich hat alles ein Ende. Wirklich alles? Der Weltraum, ist der nicht unendlich? Und das Internet? Wie steht es mit dem?

Das ist natürlich auch eine Frage von Raum und Zeit. Beschränke ich mich auf den Raum, was das Internet betrifft also den virtuellen Raum. Stimmt eigentlich nicht, dann die Daten sind ja bekanntlich auf irgendwelchen Servern weltweit gespeichert (und die sollten möglichst in gekühlten, realen Räumen stehen).

Aber gibt es da irgendwo ein Ende? Wie es aussieht: ja! Und nicht nur eins oder wie die Wurst zwei, nein, es gibt viele, geradezu unendlich viele Enden, wie ein Baum, der sich bis ins letzte Ästlein verästelt, sooo viele. Allein im deutschsprachigen Raum habe ich die Enden des Internets aufgespürt, hier nur einige zur Auswahl:

1. Das Ende des Internets – eines von vielen

2. Das Ende des Internets – Klappe die zweite
Hier kann man auch das gesamte Internet herunterladen (vielleicht sollte man sich zuvor noch eine etwas größere Festplatte zulegen)

3. Das Ende des Internets. The end.
Hier wird es geradezu metaphysisch

4. Ende des Internets! Hier ist das Internet zu Ende
Vorsicht; hier kann man das gesamte Internet abschalten! Könnte Probleme mit den Nachbarn geben

5. Das Ende des Internets – Klappe die fünfte
mit Gästebuch

6. Die letzte Domain

Die meisten dieser Enden kommen meist mit Empfehlungen daher, endlich einmal etwas Sinnvolles zu tun, z.B. endlich (sic!) ein gutes Buch zu lesen, Kuchen zu backen oder den geliebten Partner einmal wieder in den Arm zu nehmen. Dem Ganzen kann ich mich nur anschließen. In diesem Sinne ist auch dieser bescheidene Weblog-Beitrag das Letzte Ende …

Der Letzte macht das Licht aus

Wem die Enden noch nicht reichen: Die vielen Enden des Internet.

Eckart von Hirschhausen: Die Leber wächst mit ihren Aufgaben

Komisch, wirklich komisch zu sein ist eine durchaus ernste Sache. Wenn Komisches dann auch noch lehrreich ist – um so besser. Da gibt es nun einen promovierten Mediziner, der es versteht, medizinisches Wissen und Witz derart zu mischen, dass es uns zum Schmunzeln bringt: Dr. med. Eckart von Hirschhausen. Ich berichtete bereits über ihn (Hirschhausen und die buddhistische Bahn). Nun habe ich sein kleines Büchlein: Die Leber wächst mit ihren Aufgaben. Kurioses aus der Medizin gelesen, und, passend zur Jahreszeit und dem bescheidenen Wetter, einen kleinen Beitrag herausgefischt:

Schnupfen – Laufende Ermittlungen zur laufende Nase

„Kind, zieh dir was an die Füße, du holst dir den Tod.! – Darin sind sich alle Großmütter der Welt einig: Schnupfen ist die direkte Folge von kalten Füßen. Als ich im Medizinstudium etwas von Viren lernte, dachte ich insgeheim: Wie, bitte, gelangen diese kleinen Biester von den kalten Füßen bis in die Nase?

Heute weiß ich, dass kalte Füße nicht Ursache, sondern Folge der Ansteckung sind. Denn sobald die Viren den Körper befallen, kämpft der Kreislauf gegen sie an, die Füße werden schlechter durchblutet und kalt. Den historischen Beweis lieferten zwei Gruppen Studenten.

Die eine musste nasse Socken tragen, die andere nicht. Alle bekamen die gleiche Menge Erkältungsviren ins Gesicht gesprüht, und wird steckte sich an? Beide Gruppen gleich, die experimentell gekühlten Füße machten keinen Unterschied. Millionen Großmütter können irren.


Die Hirschhausen Akademie – „Grippe“

Schnupfenviren sind wie Bill Gates und Dieter Bohlen: Auf Dauer kann man ihnen nicht entfliehen. Aber man kann gezielt den Kontakt verringern, sodass sie einen nicht krank machen. Unser Umgang mit Schnupfen ist sowieso komplett irrational. Abends sind wir krank und werden sauer auf denjenigen, der uns morgens in der U-Bahn angeniest hat. Hätte der nicht wirklich zu Hause bleiben können? Viren brauchen aber ein bisschen, bis sie uns spürbar krank machen. Die wenigsten Erkältungen bekommen wir durch die Luft, viel öfter stecken wir uns über die eigenen Hände an. Aber woher soll ich wissen, welche Schniefnase den Haltegriff in der U-Bahn vor mir angefasst hat? Dann verdamme ich doch lieber den Nieser, den kenn ich wenigstens. Hätte sich doch zumindest die Hand vor die Nase halten können!“ Schließlich lernt jedes Kind, dass Handvorhalten das Beste ist, was man tun kann. Ist es auch – aus Sicht der Viren. Denn die sind von Natur aus unternehmenslustig und leben nur so lange, wie sie immer wieder jemanden neu infizieren können. Ist der Schnodder also von der Nase an der Hand, landet er in Windeseile auch überall dort, wo andere Menschen hinfassen. An der Türklinke, am Haltegriff, daheim an der Fernbedienung. Noch vornehmere Leute haben ja Stofftaschentücher. So wenig ich von Freuds Theorien halte, in Hinblick auf die anale Fixierung hatte er recht. Dieser Blick, mit dem ein erwachsener Mann nach minutenlangem Schnäuzen noch einmal wehmütig den Inhalt seines Stofftaschentuchs begutachtet, dieser Blick ist identisch mit dem Stolz eines Dreijährigen beim Blick zurück in die Schüssel. Bei den Großen kommt noch die Einsicht dazu: Okay – wir Männer können keine Kinder kriegen – aber das hier hab ich ganz allein hinbekommen!

Schließlich wird das Stofftaschentuch gefaltet – damit anschließend beide Hände infektiös sind. Dann ab in die warme Hosentasche. Frischer Rotz im Taschentuch bei Körpertemperatur – das ist für die Viren so eine Club Méditerranée. Schöner könnten sie es nicht haben.

Was hygienischer wäre? Auf den Boden zu schnäuzen. Die Viren finden das niemanden zum anstecken, frieren und langweilen sich zu Tode. Ich mach das. Ich niese ungehemmt auf den Boden, breche die Infektionskette und schütze die Gemeinschaft. Das Dumme daran: Die Gemeinschaft erkennt meinen tiefen Altruismus nicht, sondern hält mich für ein Schwein! Deshalb, liebe Leser, lassen Sie uns Wissen statt Viren verbreiten. Sie haben die Aufgabe und die Pflicht, sollte es Sie ab jetzt irgendwann in der Nase kitzeln, sich vorbildlich zu verhalten und auf den Boden zu explodieren. Es braucht etwas Gewöhnung, aber ich habe diesen Traum, dass sich nicht heute, nicht morgen, aber schon in naher Zukunft, zwei Menschen auf der Straße begegnen, einer niest auf die Erde, der andere stoppt, staunt und sagt: „Sie kennen Hirschhausen!“ Dann liegen sich beide in den Armen und stecken sich nicht an.

aus: Dr. med. Eckart von Hirschhausen: Die Leber wächst mit ihren Aufgaben
(9. Auflage Juni 2008 – Originalausgabe – Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg) S. 127f.

Zum Schluss noch etwas von Hirschhausen zur aktuellen Finanzkrise:


Dr. Eckart von Hirschhausen: Finanzkrise

Musikalische Scheußlichkeiten der 80-er und 90-er Jahre

Bei spreeblick.com bin ich auf eine Auswahl musikalischer Scheußlichkeiten gestoßen, die wirklich kaum zu überbieten sind. Wer an Verstopfung oder Völlegefühl leidet, dem kann ich diese beiden Web-Seiten nur empfehlen (nur sollte der Weg zum nächsten Klo nicht allzu lang sein):

Erschreckendste Hits der 80erErschreckendste Hits der 90er

Ich muss gestehen, dass ich mir noch nicht alle diese „Hits“ angeschaut habe. Was zu viel ist, ist einfach zu viel. Natürlich fragt man sich heute, wer damals solchen Müll gekauft hat. Denn es wären keine Hits, wenn diese Liedchen nicht Eingang in diverse Plattensammlung (spät-)pubertierender Jugendlicher gefunden hätten.

Wirklich witzig finde ich die jeweiligen Kommentare zu diesen „Hits“. Mehr ist dazu nicht zu sagen (schreiben).

Nun, musikalische Scheußlichkeiten sind nicht an Jahreszahlen gebunden. Dieser Tage entdeckte ich (wie man entdeckt, dass man in einen Haufen Hundekot getreten ist) das folgende Video mit dem Rapper Bushido und der goldenden Stimmgabel Prags Karel Gott: Bushido feat. Karel Gott – „Für immer jung“ – Hat nicht auch schon mal Heino gerappt?

Nachtrag zu Halloween 2008

Damit es mit den Gespenstern und Monstern bei uns nicht ganz so viel wurde, haben wir gestern zu Halloween ein eigenes Monster engagiert, das – platziert in einer Mülltonne – äußert abschreckend auf jene nach Süßem bettelnde Ruhestörer wirkte (sprich: Mein jüngster Sohn und sein Freund machten sich einen Spaß daraus, andere Kinder im Dunkeln vor unserer Haustüre zu erschrecken):

Halloween 2008 bei AlbinZ

Hirschhausen und die buddhistische Bahn

Mit Comedians habe ich meist nicht viel am Hut. Comedy heute ist meist nicht mehr das, was uns Komiker der alten Schule als Humor anzubieten hatten. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel. Ist auch gut so, wie z.B. im Falle eines Bodo Wartke. Und jetzt gibt es auch schon einen promovierten Mediziner, der quasi die Seite gewechselt hat, uns nicht mehr durch horrende Rechnungen das letzte Zipfellein Heiterkeit raubt, sondern im Gegenteil medizinisches Wissen und Witz derart mischt, dass es uns zum Schmunzeln bringt: Dr. med. Eckart von Hirschhausen. Und neben Bühnen- und TV-Auftritten (darf auch bei youtube bewundert werden) kann der Herr Doktor jetzt auch gelesen werden. Außer dem lachenswerten Nachschlagewerk Langenscheidt Arzt-Deutsch / Deutsch-Arzt gibt es z.B. beim Rowohlt Taschenbuch Verlag Die Leber wächst mit ihren Aufgaben: Kurioses aus der Medizin.

Letzeres hat mein Ehegesponst käuflich erworben, zur nächtlicher Stunde gelesen und durch ihr Lachen meinen Schlaf gestört. Jetzt habe ich selbst einen Blick in das Machwerk hineingeworfen und bin gleich auf eines meiner Lieblingsthemen gestoßen: die Deutsche Bahn AG. Hier gewissermaßen als Leseprobe das kleine Kapitel:

Die Bahn – Buddha-Fahrt im ICE

Eigentlich stehe ich als Arzt ja unter Schweigepflicht. Also: Das muss wirklich unter uns bleiben. Ich bin da einem Riesending auf der Spur. Eine große deutsche Institution ist vermutlich schon seit längerem fest in der Hand einer Glaubensgemeinschaft. Die Deutsche Bahn! Alles Buddhisten.

Ich kam darauf, als ich zum wiederholten Male im ICE gegen diese Glasschiebetür rannte. Ich dachte, es muss doch technisch möglich sein, dass die sofort aufgeht und nicht immer mit drei Sekunden Verzögerung. Gibt es Elektronik mit Beamtenmentalität? Nein, die machen alles genau so, wie sie es machen, um uns die Tugenden östlicher Religionen zu lehren.

Du rennst geistesabwesend gegen die Tür und hast unmittelbar eine Meditationserfahrung: Du bist plötzlich ganz im Moment, spürst nur dich und deinen Schmerz. Dann gleitet die Tür majestätisch zur Seite und gibt dir mit auf den Weg: „Pilger. Weltenbummler. Wüstensohn. Was rennst du offene Türen ein? Erwache! Genieße das Leben – in vollen Zügen!“ Das ist die geheime Botschaft der Bahn.

In alten Schriften habe ich gesucht und weitere Beweise für meinen Verdacht gefunden:

„ya a shâstravidhim utsrjya varate kâmakârata a
na sa siddhim avâpnoti na sukham na parâm gatim.”

“Doch wer nach seiner Willkür lebt, nicht achtend heiliges Gesetz,
Nicht erreicht Vollendung der, nicht Glück und nicht höchste Bahn.”

Doch damit nicht genug: Die größte Schule des Buddhismus nennt sich Mahayana. Wörtlich übersetzt: Großes Fahrzeug, das vielen Menschen Platz bietet. Muss ich noch deutlicher werden? Buddha sagt: Du sollst nicht nehmen, was dir nicht gegeben ist. Die Bahn sagt: Nehmen Sie den Nächsten! Buddha spricht: Alles Begehren muss man „fahrenlassen“. Das gilt auch für das menschliche Begehren, im Zug zu schlafen. Früher konnte man die Armlehnen hochklappen und sich einfach quer hinlegen. Aber seit die Buddhisten die Bahn unterwandert haben, gibt es ergonomische Sitze, in denen es unmöglich ist, eine bequeme Schlafposition zu finden. Buddha heißt nicht umsonst: der Erwachte!

Sollte man doch einmal aus Versehen eingeschlafen sein, wechselt garantiert das Zugpersonal und weckt dich wieder auf. Das nenn ich Service. Das grenzt schon ans Hinduistische: die ewige Wiederkehr der Gleichen.

Die nennen sich auch nicht mehr Schaffner, nur noch „Begleiter“, um das Spirituelle ihres Tuns zu unterstreichen. Das sind Bodhisattwas, ruhende Seelen, die nur noch aus Mitleid im Diesseits und im Dienst verweilen. Du spürst, die müssen das alles nicht mehr tun. Sie tun es aus Liebe zu uns. Du fragst sie etwas Konkretes, zum Beispiel: „ Wann sind wir denn endlich da?“, und sie antworten mit einem Mantra: „OMMMMM.“

Was ist ein Kursbuch anderes als ein Kamasutra für Triebwagen? “Evam pi me no. Tathâ ti pi me no. Annyathâ ti pi me no. No ti pi me no. No no pi me no ti.” Übersetzt: Wenn du mich so fragst und ich dächte, das wäre so, so würde ich dir dementsprechend antworten. Aber so denke ich nicht. Ich denke nicht: Es ist so! ich denke auch nicht: Es ist anders!

Wow, vor über 2000 Jahren beschreibt jemand exakt die Dialoge am Service Point der Deutschen Bahn! Wie können die Menschen dort im größten Chaos so gelassen hinter ihrem Tresen hocken? Die meditieren! Der Tresen ist extra so gebaut, dass man nicht sehen kann, dass sie im Lotussitz sitzen. Und ab dem zweiten Lehrjahr ganz ohne Stuhl!

Der Frühbucher-Rabatt. Was bedeutet das? Geh in dich, und du weißt, wann du in sechs Monaten mit welchem Zug fahren willst. Denn alles ist vorherbestimmt. Wer daran nicht glaubt, soll ruhig mehr zahlen.

Es geht der Bahn nicht ums Geld, im Gegenteil, nehmen wir nur die 1. Klasse: Mal ist sie ganz vorne am Zug, mal ganz hinten – aber nie in der Mitte vom Bahnsteig. Wer am meisten zahlt, muss das Gepäck am weitesten schleppen, bis dahin, wo das Dach zu Ende ist und man mit dem ganzen Geld im Regen steht. Die Bahn will uns lehren: Wer reich ist, findet schwer zur Mitte. Dabei wartet in der Mitte das freundliche Team der Mitropa. Die Mitte ist Mitropa. Mitropa ist Nirwana. Der Ort, wo alles Begehren für immer aufhört! Wir können im Speisewagen so viel lernen: Nichts wird so heiß gegessen, wie es aufgetaut wird. Sie verwenden nur Fleisch von Tieren, die eines natürlichen Todes gestorben sind. Die Kellner lehren uns: Zeit ist eine Illusion.

Oder das: Du schaust im Bahnhof aus dem Speisewagen auf einen anderen Zug. Und plötzlich könntest du schwören, dass du dich bewegt hast. Aber in Wirklichkeit wurde nur ganz langsam der Bahnhof weggeschoben. Trug der Bewegung. Fahr-Schein!

Der Verstand muss zum Schweigen gebracht werden. Deshalb bringt uns die Bahn auch mit buddhistischen Koans um den Verstand, unlösbaren Rätselfragen wie: „Wenn ein Baum im Wald umfällt und keiner in der Nähe ist, um es zu hören – gibt es trotzdem ein Geräusch?“ Oder. „Wenn ein Mann im Wald spaziert und keine Frau ist in der Nähe – ist er trotzdem im Unrecht?“

Die Bahn steht dem in nichts nach. Ihre schönste Meditationshilfe steht auf den Anzeigetafeln im Regionalverkehr. Wörtlich: ZUG HÄLT NICHT ÜBERALL.

Zug hält nicht überall? Wer das versteht, der ist erleuchtet! Es gibt Hoffnung für uns alle, danke, Bahn!

aus: Dr. med. Eckart von Hirschhausen: Die Leber wächst mit ihren Aufgaben (9. Auflage Juni 2008 – Originalausgabe – Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg) S. 212-214

(Fast) unterschlagene Beiträge – Teil 11

Löw schasst Kuranyi

Da der nicht nominierte Kuranyi während des Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen Russland das Stadion verlassen hatte, wirft ihn nun der Bundestrainer Joachim Löw aus der Mannschaft.

Ich bin kein Fan von Kevin Kuranyi, aber so ganz verstehe ich das nicht: Wenn er nicht nominiert war, also nicht direkt zur Mannschaft gehörte, dann kann er doch machen was er will, oder? Also auch das Stadion verlassen, wann er es will.

Entpuppt sich der so freundliche Löw nun als kleiner Tyrann? Auch der Bremer Torsten Frings wurde von Löw gebeutelt. Okay, es gibt für keinen der Spieler eine Stammplatzgarantie. Im Fall des Bremers verhielt es sich aber ganz besonders: Etwas zu schroff hatte dieser sich wohl zuletzt zu Mitspielern geäußert, die ihre Führungsansprüche im Mittelfeld angemeldet hatten: „Nicht nur reden, da muss auch mal was kommen.“ Das dürfte Löw, der keine öffentliche Kritik zwischen Spielern mag, sehr missfallen haben. Hinzu kommt, dass sich zuletzt Kapitän Michael Ballack für seinen alten Mitstreiter Frings stark gemacht hatte und damit an der Entscheidungskompetenz seines Vorgesetzten zumindest gerüttelt hatte.

Reich-Ranicki und das Fernsehen

Dass er ein rechter Bücherwurm ist, wissen wir alle. Und wenn er schon einmal Fernsehen guckt, dann natürlich Arte. Jetzt sollte er einen Ehrenpreis bei der deutschen Fernsehpreisverleihung bekommen. Nach drei Stunden Wartezeit kam er endlich dran. Und da hatte er genug von dem ganzen Zirkus. Er nahm den Preis nicht an. Ein Skandal? Mitnichten!

Ich bin auch kein großer Freund von Marcel Reich-Ranicki. Was er sich in seinen Literaturkritiken manchmal herausnimmt, ist eine Frechheit. Martin Walsers rechnet in seinem Roman „Tod einer Kritikers“ entsprechend mit seinem langjährigen Kritiker Marcel Reich-Ranicki ab.

Was aber dies Sich-selbst-Feiern der TV-Sender betrifft, da kann ich Herrn Reich-Ranicki nur zustimmen: „Blödsinn“ und „überflüssig“.

Haider mit 142 km/h in den Tod

Mit 142 km/h rast der 58-jährige Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider in den Tod – dort wo nur 70 km/h erlaubt sind. Der Rechtspopulist hätte sich nicht zu sehr auf seinen Nazigator verlassen sollen, der immer wieder nur nach rrrrrechts und das möglichst sssssschnell will.

Bodo Wartke: Reimkultur in Reinkultur

Der Tipp kam von meinem Großen: „Schau Dir doch mal bei youtube den Bodo Wartke an! Echt genial!“ Und wirklich … Neben all den Comedians, besonders die sich so ausdauernd proletenhaft geben, ist dieser Bodo Wartke ein Schatz. Es ist Klavierkabarett in Reimkultur, wie er es selbst nennt. Und das in Reinkultur. Wirklicher Wortwitz musikalisch begleitet mit kritischen Untertönen – das mag ich. Mein Sohn hat recht.

Und bei youtube ist er auch ein richtiger Renner. Ich habe die schönsten Stücke zu einer kleinen Playlist zusammengestellt; u.a. enthält diese: PCdenzfall – Reisetagebuch – Liebeslied – Die Amerikaner – Hunde.

Als Bahnfahrer (Pendler) finde ich „Reisetagebuch“ wirklich köstlich. Aber auch das Liebeslied, das Wartke inzwischen in über 60 Sprachen bzw. Mundarten vortragen kann, finde ich – wie sagte mein Sohn: genial! Weil er eben diese über 60 Sprachen/Mundarten nicht immer vollständig auf die Bühne bringen kann (wäre dann doch etwas langweilig mit der Zeit) gibt es auf Bodo Wartkes Website einen Liebesliedgenerator. Neben Hochdeutsch hat man hier die Auswahl zwischen deutschen Dialekten von Bairisch bis Kölsch und Platt, jede Menge schweizer Dialekte und bei den Sprachen von Altgriechisch über Polnisch und Hindi bis zu Suaheli; außerdem Esperanto und Elbisch.

Hier die Playlist:

Bodo Wartke: PCdenzfall – Reisetagebuch – Liebeslied – Die Amerikaner – Hunde

Und wem das nicht genug ist, der findet noch viele andere Lieder von Bodo Wartke bei youtube.

Wenn der Amtsschimmel wiehert

Wer kennt es nicht, diese Schreiben vom Amt, die dermaßen verklausuliert sind, dass es meist nicht reicht, sie zwei-, dreimal zu lesen, um sie zu verstehen. Es geht um Amtsdeutsch, das Deutsch der Beamten, wie diese sich als Verwaltungssprache in den Amtsstuben deutscher Behörden eingenistet hat. Sie ist gewissermaßen ein Ableger der Rechtssprache, in der unsere Gesetze gehalten sind, die ohne das nötige Hintergrundwissen selbst Juristen nicht verstehen würden.

Kennzeichnend für das Amtsdeutsche sind die Anhäufung von Substantiven und die Substantivierung und Adjektivierung von Verben: Es wird „zur Anzeige gebracht“ statt angezeigt und es gibt jede Menge Durchführung, Vornahme (nein, nicht der Vorname, die Vornahme) und Tätigkeit. Besonders gefragt sind Substantivketten („Antrag auf Aufhebung des Bescheides des Ordnungsamtes über die Beseitigung …“) und mehrgliedrige Substantive („Leistungsnachweiserbringungspflicht“). Des Weiteren muss man sich mit formelhaften Umstandsbestimmungen („zwecks Nachlassgewährung“, „unter Hintansetzung meiner Bedenken“), komplexen Adjektivbildungen („kindergeldrechtliche Berücksichtigung“) und häufige Passivbildungen („Es wird hier anerkannt“, „Um Rückantwort wird gebeten“) herumschlagen.

Ganz besonders nett sind allerdings Begriffe, Eigengeschöpfe der Amtssprache, die zwar dahin tendieren, etwas möglichst genau zu beschreiben, meistens aber überflüssig sind, weil es dafür umgangssprachlich weitaus verständlichere Wörter, also gängige Alltagsbegriffe, gibt. Hier nur einige Beispiele:

Ein Kind, das zur Schule geht, wird „beschult“
„Fahrtrichtungsanzeiger“ für Blinker
„Postwertzeichen“ anstelle von „Briefmarke“
„Raumübergreifendes Großgrün“ anstelle von Baum

Nun gibt es bei der Uni Bochum ein Team von Sprachexperten, die zusammen mit den Mitarbeitern der Verwaltungen schwierige Begriffe übersetzen, komplizierte Passagen umformulieren und ganze Texte verständlicher, freundlicher und geschlechtergerecht machen wollen. Ihre Ergebnisse sammeln sie in einem lernenden Online-Wörterbuch, so dass alle Projektteilnehmer auch von der Arbeit der anderen profitieren können. So lohnt sich die Arbeit doppelt, denn viele Textmodule sind gleich oder ähnlich in vielen Verwaltungen: IDEMA (Internet-Dienst für eine moderne Amtssprache)verständlicher, freundlicher, gerechter

siehe hierzu ein Video bei zdf.de: Amtsdeutsch auf dem Prüfstand

und einige weitere interessante Links:

Rotkäppchen auf Amtsdeutsch
Verstehen Sie Beamtendeutsch? – der Test bei stern.de
Mir ist es immerhin gelungen, 15 von 20 Fragen richtig zu beantwortet. Danach bin ich ein Behörden-Kenner: „Sie durchschauen verquaste Formulierungen. Bei einigen Begriffen wissen Sie jedoch auch nicht weiter“.

Siehe hierzu auch meine Beiträge:
Von Archaismen und NeologismenWas ist ein Jackpot?