Die letzte Woche unseres Schottland-Urlaubs verbrachten wir auf der Isle of Skye in dem kleinen Örtchen Kyleakin, gleich am Anfang der Insel (links ab, wenn man von der Skye-Bridge herunterkommt). Vom Hafen von Kyleakin kommt man zu Fuß zur alten Ruine des Moil Castles.
Fährt man von Broadford am Broadford-Hotel vorbei Richtung Süden auf die Halbinsel Strathaird, so kommt man bei Kilmarie (dem früheren Wohnsitz von Ian Anderson, Sänger und Flötist der Gruppe Jethro Tull) zu den Überresten von Dun Ringill.
Dun Ringill (gälisch: Dun steht für Festung) ist der ursprüngliche Sitz des MacKinnon-Clans, bevor dieser in das Moil Castle (auch bekannt als Dun Acainn oder Dunakin, gälisch: Caisteal Maol) bei Kyleakin zog. Das soll bereits um das Jahr 900 durch Findanus, dem vierten MacKinnon-Chef, geschehen sein. Findanus wiederum soll der Ur-Enkelsohn von König Alpin (man beachte den Namen), dem legendären ersten Schottenkönig, sein.
Wie zu sehen ist, sind von Dun Ringill lediglich einige Grundmauern und ein Eingang erhalten geblieben; auch vom Moil Castle stehen lediglich einige Grundmauern.
Die letzte Woche unseres Schottland-Urlaubs in diesem Jahr verbrachte ich mit meiner Familie in einer kleinen Ferienwohnung mit Selbstversorgung in dem kleinen Ort Kyleakin auf der Isle of Skye. Für die acht Nächte dort hatten wir es wirklich sehr gut getroffen. Neben der kleinen Ferienwohnung unterhält das Gästehaus Zimmer mit Frühstück (Bed & Breakfast) und heißt Mo Dhachaidh (gälisch, zu Deutsch: Mein Zuhause – spricht sich etwa: mo-datschi).
Ausblick auf Kyleakin
Nach zwei Wochen Rundreise gingen wir es in Kyleakin etwas geruhsamer an, schliefen länger, gingen etwas spazieren und genossen die Insel. So besuchten wir auch die kleine Stadt Broadford, die Ian Anderson von der Gruppe Jethro Tull, der eine Zeitlang auf der Insel Skye lebte und auch eine Lachsfarm betrieb, in dem Lied ‚Broadford Bazaar‘ besingt.
Den Broadford Bazaar verpassten wir zwar, ein Markt für Kunsthandwerk u.ä., der fand eine Woche vor unserer Ankunft auf der Insel statt. Aber ein ausgehängtes Plakat fanden wir denn doch noch:
Broadford ist entgegen dem Lied ein eher beschaulicher Ort. Vielleicht mag es während des Bazaars etwas reger zugehen. Als wir dort weilten, war es ruhig und von Touristen nicht gerade überlaufen.
Broadford Hotel (an der Straße, die nach Kilmarie führt, dem früheren Wohnort von Ian Anderson)
Am 9. Juli 2005 (also vor wenigen Tagen) trat Jethro Tull beim „Lugano Estival Jazz“ in einem Open-Air-Konzert auf der Piazzo della Riforma in Lugano/Schweiz auf. Das Konzert war kostenlos und wurde vom Schweizer Fernsehen live übertragen.
Die Setlist:
Aqua Intro, For A Thousand Mothers, Nothing Is Easy, Jack-In-The-Green, Serenade To A Cuckoo, Beggar’s Farm, Boris Dancing, Weathercock, We Five Kings, Up To Me, Bourée, Mother Goose, Empty Café, Farm On The Freeway, Hymn 43, A New Day Yesterday, Budapest, Aqualung, Locomotive Breath, Protect And Survive, Cheerio
Wer möchte, kann sich einen Mitschnitt des gesamten Konzerts aus dem Internet herunterladen. Das ist leider nicht ganz so einfach bzw. kann ziemlich lang dauern, da das Herunterladen nur über einen so genannten Filesharing-Dienst möglich ist.
Hierzu benötigt man ein Programm (z.B. BitLord oder BitTorrent), das den Download managt. Bei thepiratebay.org findet Ihr den ‚Einstieg‘ zu dem Video (es wurde digital aufgenommen und als DivX-AVI-Datei gerippt – hat DVD-Qualität und ist 1,4 GB groß) – Nachtrag 16.08.2005: Jetzt gibt es das Konzert als DVD ISO-Image und ist 3,16 GB groß (lässt sich z.B. mit Nero brennen): Jethro Tull 2005 Lugano
Wenn Ihr euch mit Filesharing mit dem Torrent-Dienst nicht auskennt: Während Ihr Dateien herunterladet, werden diese auch anderen Internet-Benutzern zur Verfügung gestellt. So kann der Download zusammen mit dem Upload dazu führen, dass Ihr insgesamt einen Datentransfer von bis zu 5 GB habt. Also ohne DSL und Flatrate solltet Ihr die Finger davon lassen. Die Nutzer des Torrent-Dienstes unterscheidet man in Leecher (‚Sauger‘, die also die Daten herunterladen) und Seeder (die die Daten zur Verfügung stellen). Filesharing-Dienste sind generell illegal, da in der Regel Urheberrechte der Autoren verletzt werden.
Ian Anderson und klassische Musik: Bereits seit Bourree wissen wir, dass das geht. Ende 2004 war nun Ian Anderson von der Gruppe Jethro Tull mit dem Orchester der Neuen Philharmonie Frankfurt in Deutschland unterwegs. Das Konzert am 08.12.2004 im Rosengarten Mannheim wurde mit sieben Videokameras ausgezeichnet und ist jetzt als DVD erhältlich.
Neben Ian Anderson spielten u.a. Ians Sohn James Duncan (Drums and Percussion), John O’Hara (Keyboards and Accordion – er dirigierte auch das Orchester), David Goodier (Bass Guitar and Glockenspiel) und der 21-jährige Rosenheimer/Münchner Florian Opahle (Acoustic and Electric Guitar).
Okay, Ian Anderson hat einige Probleme mit seiner Stimme. Das gleicht er aber locker durch sein exzellentes Flötenspiel aus. Und dass nicht nur Anderson, sondern auch die Jungs und Mädels vom Orchester Spaß an der Sache hatten, wird nicht allein durch Kopfwippen usw. dokumentiert. Bedenkt man, dass die Proben nicht allzu lange gedauert haben dürften, so ist das Zusammenspiel zwischen Orchester und Band doch bemerkenswert gut.
Instrumentaler Teil (Ausschnitt) aus „Mother Goose“ u.a. mit Fagott und Oboe
Es war das Woodstock Europas, das Isle of Wight Festival vom 26. – 30 August 1970 mit Rockgrößen wie Ten Years After, Emerson, Lake and Palmer, The Doors, The Who, Free, Jimi Hendrix und Jethro Tull. Schätzungsweise 600.000 Besucher wurden bei diesem Festival gezählt.
Jetzt ist der Auftritt von Jethro Tull mit Ian Anderson auf DVD erschienen. Es ist ein einzigartiges Zeitdokument zur Geschichte der Rockmusik, sicherlich nicht ganz mit dem Woodstock-Film von Michael Wadleigh vergleichbar, aber über den Auftritt von Jethro Tull hinaus interessant, weil es Einblicke in das Drumherum des Festivals gewährt und einiges von der Atmosphäre wiedergibt. Denn es gab nicht nur gute Musik, sondern auch einigen Ärger für die Fans. Aber seht selbst …
Gestern war ich also mit meinem Kumpel Helmut L. in der Stadthalle von Bremerhaven im Konzert von Jethro Tull. Entgegen eigenen Erwartungen muss ich gestehen: Es hat mir doch sehr gut gefallen! Dass die Herren Anderson & Co. gute Instrumentalisten sind, ist nicht Neues, und dass die Stimme von Ian Anderson schon lange nicht mehr die beste ist, weiß jeder Tull-Fan. Genau das gleicht aber der Meister mit seinem Flötenspiel aus. Was er da aus der Flöte ‚rotzt‘, das hat schon etwas! Leider zeigte sich das Publikum als zu kopflastig und wenig ‚enthusiastic‘. Schade.
Bei einem gepflegten Bierchen ließ ich dann den Abend mit meinem alten Kumpel ausklingen.
Am 10. Juni sehe ich ja Jethro Tull live in Bremerhaven. Für alle Fans, die ebenfalls die Band dieses Jahr in Deutschland besuchen, hier die Setlist, also die Stücke, die voraussichtlich gespielt werden (so geschehen bei den bisherigen Konzerten 1/6/05 Parkbühne Leipzig – 3/6/05 Columbiahalle Berlin – 4/6/05 Kyffhäuser Denkmal Bad Frankenhausen (Konzert wurde wegen des schlechten Wetters gekürzt) und 5/6/05 Altes Schlachthaus Dresden). Der Auftritt von Ian Anderson & Co. dauert ungefähr 125 Minuten:
AquaIntro
For A Thousand Mothers
Nothing Is Easy
Jack-In-The-Green
Boris Dancing
With You There To Help Me
Thick As A Brick
Hunt By Numbers
Bourée (4/4 version, w. bass solo)
Cheap Day Return
Mother Goose
Up To Me
Morris Minus
Songs From The Wood/Too Old To Rock’N’Roll/Heavy Horses
Hymn 43
Flying Dutchman (intro)/My God
Budapest
Aqualung
Wind-Up (short version)
Locomotive Breath/Protect And Survive (inst.)/Cheerio
Als Vorgruppe/Support tritt die Frankfurter Sängerin KAT & Band auf. Die gute Frau ist wohl ziemlich christlich abgehaucht, die Musik ist aber wohl ganz okay. Irgendwie ist sie mal bei ‚Star Search‘ aufgetreten und dort gleich in der 1. Runde gescheitert (muss aber nicht unbedingt negativ sein). Im letzten Jahr trat sie im Vorprogramm von PINK auf.
Im Juni 2005 kommt Jethro Tull wieder auf Deutschland-Tournee. Hier die Termine:
1 Juni Leipzig
3 Juni Berlin
4 Juni Bad Franken
5 Juni Dresden
7 Juni Zwickau
8 Juni Schwerin
9 Juni Magdeburg
10 Juni Bremerhaven
11 Juni Bochum
15 Juni Köln
16 Juni Rastatt
17 Juni Nürnberg
18 Juni Hannover
21 Juni München
22 Juni Weilburg
Am 10. Juni werde ich mit meinem alten Kumpel Helmut Liebeck, der bekanntlich in Bremerhaven wohnt, das dortige Konzert in der Stadthalle besuchen. Nach langer Zeit ist es wieder ein Konzertbesuch von mir bei Mr. Ian Anderson & Co.:
Bis zu meinem Urlaub mit meinen Lieben in Schottland ist es noch etwas hin. Meine im Februar begonnene, bisher über sieben Stationen geführte musikalische Reise auf den Spuren von Ian Anderson und seiner Gruppe Jethro Tull, die eindeutig in Schottland zu finden sind, möchte ich mit einem Intrumentaltitel von der LP (bzw. CD) ‚Stormwatch‘ aus dem Jahre 1979 beenden: Warm Sporran. Sporran ist die schottisch-gälische Bezeichnung für eine Tasche aus Fell oder Leder, die an einem Gurt über dem Kilt getragen wird.
In dem Intrumentaltitel sind u.a. auch Bagpipes, also der Dudelsack, zu hören. Allerdings wurden diese Klänge von David (Dee) Palmer am Synthesizer erzeugt. Übrigens verstarb während der Aufnahmen der Bassist John Glascock nach einer Herzoperation, sodass Ian Anderson selbst die (dominanten) Bassläufe einspielte.
Schottland, das ist Whiskey, das sind Schottenröcke, also Kilts, das sind Highlands und Islands … Da war doch noch etwas, ach ja: Dudelsäcke, bagpipes!
Meine musikalische Reise zu den schottischen Wurzeln der Musik von Ian Anderson und seiner Gruppe Jethro Tull geht langsam zu Ende (bevor ich mich mit meiner Familie im Sommer selbst nach Schottland aufmachen werde). Sicherlich lassen sie textlich als auch musikalisch noch viele weiteren Bezüge herstellen (siehe CDs von Jethro Tull wie „Songs from the Wood“, „Heavy Horses“, „Stormwatch“ usw.), ein letztes – ich denke doch erst vorletztes – Lied sollte allerdings nicht fehlen: Pibroch.
>> There’s a light in the house in the wood in the valley.
There’s a thought in the head of the man.
Who carries his dreams like the coat slung on his shoulder,
Bringing you love in the cap in his hand. < <
Dieses Lied aus der Feder von Ian Anderson ist das Lied einer unerwiderten Liebe. Als ein Mann – sicherlich nach langer Zeit – „ihr seine Liebe in der Mütze, die er in seiner Hand hält, bringt“ – zu dem Heim seiner Liebsten kommt, muss er feststellen, dass bereits ein anderer seinen Platz eingenommen hat.
Das Wort Pibroch (spricht sich ähnlich wie im Deutschen aus: pib-broch mit kurzem o wie doch) leitet sich vom schottisch-gälischen pìobaireachd ab, was allgemein mit englisch ‚piping as an activity‘, also etwa mit Dudelsackspielen als Tätigkeit (auch: die Kunst des Dudelsackpfeifens) zu übersetzen ist. Darunter versteht man Variationen eines kriegerischen Themas oder eines traditionellen Klageliedes, das auf den „highland bagpipes“ gespielt wird. Noch allgemeiner kann man Piproch mit Dudelsackmusik übersetzen.
Alle Pibrochs beginnen mit dem „urlar“, dem Grund- oder Hauptthema, das in der Regel durch seine sehr langsame Spielweise auffällt. Im Weiterem wird dieses „urlar“ immer wieder variiert. Diese Variationen nennt man u.a. „suibhal“, „leumluth“ und „taorluth“, die dann zu der komplexesten Variation, dem „crunluth“ oder dem „crunluth a mach“, hinführen. Das Werk endet mit der Wiederholung des „urlar“. Ein gesamtes Pibroch dauert etwa 15 bis 20 Minuten.
Pibrochs gehören zur ‚big music‘ (ceòl mór), also zur großen Musik, im Unterschied zur ‚little music‘ (ceòl beag), der kleinen Musik, z.B. den „jigs“, „reels“ und „strathspeys“.
Ähnlich verhält es sich auch mit dem „Pibroch“ von Jethro Tull. Allerdings spielen hier keine „pipes“, sondern die Elektrogitarre nimmt das Thema auf, das dann durch Andersons Flötenspiel ergänzt wird:
Jethro Tull: Pibroch
Hier noch ein Beispiel eines „echten“ Pibroch – gespielt von Barnaby Brown auf einem Instrument von Julian Goodacre in den Ruinen unterhalb von Galtrigill am Loch Dunvegan: „Pibroch“ Chehotrao Hodro
Natürlich sind „bagpipes“ sehr eng mit Schottland verbunden. Schottland ist nur nicht das einzigste Land, in dem Musik auf Dudelsäcken gemacht wird. Das ist aber schon ein anderes Thema (später einmal mehr hierzu)!
Bevor ich mich mit meiner Familie im Sommer auf nach Schottland mache, setze ich meine musikalische Rundreise zu den schottischen Wurzeln der Musik von Ian Anderson und seine Gruppe Jethro Tull fort:
Mitte der 80-er Jahre lief auf dem britischen Sender Channel 4 eine TV-Serie mit geschichtlichem Hintergrund: „The Blood of the British“. Das Lied „Coronoch“ (Text und Musik von David, heute Dee Palmer) wurde von Jethro Tull mit David Palmer eingespielt.
>> Sweet the rose sharp the thorn;
meek the soil and proud the corn.
Blessed the lamb that would be born
within this green and pleasant land.
Hi-O-Ran-I-Ro
Hi-O-Ran-I-Ro < <
Coronoch ist ein schottisch-gälisches Wort und die Bezeichnung für Todestrauer und Wehklage. In seinem Gedichtszyklus „The Lady of the Lake“ von Sir Walter Scott (1771-1832 – geboren in Edinburgh, bekannt u.a. durch seinen Roman Ivanhoe) gibt es ein Gedicht überschrieben mit „Coronoch“. Er selbst schrieb hierzu: „The Coronoch of the Highlanders … was a wild expression of lamentation, poured forth by the mourners over the body of a departed friend.“
Der Chorus „Hi-O-Ran-I-Ro“ stellt nach Aussage von Ian Anderson einen gälische Kriegsruf dar.
Jethro Tull & David Palmer: Coronoch (1986 veröffentlicht als Single)