Archiv für den Monat: März 2010

Dirtiest Hotels 2010

Wer auf Reisen geht, kann einiges erzählen. Dabei möchte man es eigentlich bei positiven Eindrücken belassen. Aber wenn die Unterkunft, die man gebucht hat, alles andere als komfortabel ist, wenn man es sogar als eine Art von Überlebenstraining auffassen muss, in einer versifften Unterkunft unterzukommen, dann ist das natürlich auch Gesprächsstoff – und sollte Warnung für andere sein.

Andere Länder, andere Sitten – und andere Standards. Seltsamerweise (oder auch nicht) tun sich Unterkünfte in Großbritannien durch wenig bewohnbare Unterkünfte hervor. In einer Rangliste „der verschmutztesten Hotels“ bei tripadvisor.com lassen sich innerhalb Europas gleich 8 von 10 Hotels in Großbritannien finden (sechs davon allein in London).

Auf London bezogen kann ich das leider nur bestätigen. Und in solchen heruntergekommenen Hotels sollte man als Entschädigung auch nicht damit rechnen, ein üppiges englisches Frühstück zu erhalten. Continental Breakfast nennt sich das, was aus trockenen Brötchen, etwas Butter, Marmelade und einem undefinierbaren Gesöff (Tee? Kaffee?) besteht. Okay, natürlich kommt es darauf an, was man bucht. In London sollte man wirklich einige Euro resp. Englische Pfund mehr investieren. Oder man hat das Glück wie ich mit meinem Sohn im Jahre 1996, als unser ausgewähltes Hotel ausgebucht war und wir – in einer Kategorie höher – im Hilton London Kensington Hotel, 179-199 Holland Park Avenue (Nähe Notting Hill Gate – Holland Park), unterkamen. Hier gab es auch ein üppiges englisches Frühstück vom Büfett.

Wer in Großbritannien Urlaub macht, sollte bei kleinem Geldbeutel „Bed & Breakfast“ buchen. Hier habe ich eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht – siehe: Rückblick auf unsere Schottland-Reise 2005 (Unterkünfte). Dank Internet kann man nicht nur seine Unterkunft im Voraus buchen, sondern im Vorfeld alle notwendigen Informationen dazu einholen. Ich kann das nur empfehlen zu tun.

Stadt der Gewalt

1990 kommt der Arbeiter Tietou (Jackie Chan) zusammen mit seinem Kumpel Jie illegal nach Japan, um hier nach Tietous Freundin Xiu Xiu zu suchen. Als sie erfahren, dass Xiu Xiu einen Yakuza-Boss geheiratet hat, lässt sich Tietou von diesem als Killer engagieren. Bald steckt er aber so tief in den Machenschaften der Yakuza, dass es für ihn kein Zurück mehr gibt …

Für einen Großteil des deutschen Publikums gilt Jackie Chan immer noch als der Action-Clown schlechthin. Sein Name wird mit an den Slapstick der Stummfilmära angelegten Martial-Arts-Kaspereien und halsbrecherischen, mit viel Humor aufgepeppten Stunts in Verbindung gebracht. Nicht umsonst lockte er in Deutschland mit der Rush Hour-Trilogie die meisten Zuschauer in die Kinos. Doch der Action-Star, dessen 100. Film bald das Licht der Leinwand erblicken wird, hat zwischendurch auch immer wieder ernstere Auftritte eingestreut.

Mit „Stadt der Gewalt“ (Shinjuku Incident) betritt Jackie Chan allerdings Neuland. Hardcore-Fans von Jackie Chan werden sich ebenso wie Kritiker seiner Clownerein verwundert die Augen reiben, denn Stadt der Gewalt ist schonungslos und teilweise sogar sehr brutal. Auch in diesem Film steht Jackie Chan klar im Mittelpunkt. Auf ihn ist der Film zugeschnitten, aber nicht ganz so extrem wie in seinen anderen Werken. Selten stand Chan der Brutalität und seinen Gegnern derart hilflos gegenüber. Es gibt keine wilden Aktionen, mit denen er seinen Feinden entkommt und nebenbei noch eine Handvoll von ihnen zum Schlafen schickt. Stattdessen prügelt er mit Stöcken und Macheten, versteckt sich und rennt um sein Leben. Chan meistert seine dramatische Rolle mit oftmals schmerzverzerrtem Gesicht und Bravour. Sogar einen Job als Auftragsmörder und eine freizügige Sexszene hat das Drehbuch für ihn vorgesehen.

„Stadt der Gewalt“ ist ein Thriller – und nebenbei ein niederschmetterndes Beispiel der verfehlten japanischen Immigrationspolitik der vergangenen Jahre.

Mein jüngster Sohn hat an Freitag eine Gürtelprüfung im Karate bestanden und darf jetzt den grünen Gürtel tragen (6. Kyu). Da ist es nicht verwunderlich, dass er ein Fan von Jackie Chan und seinen Filmen ist. Gewisserweise als ‚Belohnung’ haben wir dann abends diesen neuen Jackie Chan-Film geguckt. Durch die zuvor gelesenen Kritiken wussten wir natürlich, dass „Stadt der Gewalt“ mit den bekannten Jackie Chan-Filmen nicht zu vergleichen ist.

Nach meinem Geschmack ist der Film sicherlich in einigen Szenen zu brutal. Aber diese gehört zu einer Atmosphäre, die sich wie ein dunkler Schatten auf die ganze Szenerie in Tokios dreckigem Vergnügungsviertel Shinjuku legt, wo auch andere illegale Exil-Chinesen mehr schlecht als recht leben. Überhaupt strahlt der Film viel Hoffnungslosigkeit aus, denn die kleinen Erfolge der Protagonisten erweisen sich immer wieder als trügerisch. Und der Film endet dann auch noch ungewöhnlich – kein Happy End für Jackie Chan. Im Gedächtnis bleiben Straßenszenen, in denen in der Dunkelheit der Nacht die Gesichter vom Neonlicht gelb geschienen sind.


Jackie Chan – Stadt der Gewalt – Shinjuku Incident – Deutscher Trailer

Den ganzen Film bei MegaComedyFan (YouTube)

Lebendige Bäche und Flüsse

Mein Wohnort Tostedt grenzt an den nördlichen Teil der Lüneburger Heide, auch kurz Nordheide genannt, und liegt inmitten der Natur, wenigstens mehr oder weniger. Und so gibt es hier in Tostedt auch eine Menge Naturburschen, wenn ich so sagen darf, denen der Erhalt der Natur auf die Stirn geschrieben steht. Einer davon ist Ludwig Tent. Ich kenne ihn, wenn auch nur sehr flüchtig, durch seine Frau, die mit meiner Frau eine Legislaturperiode lang die Grünen im Gemeinderat von Tostedt vertrat.

Ludwig Tent ist beruflich (noch) Leiter der Ansprechstelle Umweltschutz (Technischer Umweltschutz, Wohnraumschutz) beim Umweltschutz des Bezirks Wandsbek in Hamburg und ist der richtige Ansprechpartner, wenn es um bezirksspezifische Umweltprobleme geht.

Osmerus (Ludwig Tent)

Daneben widmet sich Ludwig Tent dem Schutz von Bächen und Flüssen und hat ein, wie ich finde, sehr interessantes Blog ins Netz gestellt mit dem Titel: Osmerus – Lebendige Bäche und Flüsse – Der gute Zustand ist das Ziel. Osmerus ist der Gattungsname für die Stinte, einem Meeresfisch in den Küstengewässern Europas von der Ostsee bis zur Biskaya. Eine im Süßwasser lebende Form, der Binnenstint, ist in den großen Seen von Nordeuropa verbreitet.

Das Blog kann ich nur empfehlen. Es enthält nicht viel Bla-bla, sondern Bilder, die schon so fast für sich selbst sprechen. Viele der Fotos sind natürlich in der Gegend rund um Tostedt entstanden. Außerdem zeichnet Ludwig Tent, zusammen mit Bent Lauge Madsen, verantwortlich für ein Buch mit dem Titel Lebendige Bäche und Flüsse. Kurze Einleitung aus dem Buch:

Die bisherige Nutzung unserer Bäche und Flüsse hat diese früher reich besiedelten Lebensräume vielerorts in verödete, unbewohnbare „Linien in der Landschaft“ verwandelt, Fische wurden daran gehindert, aufwärts zu ihren Laichplätzen zu wandern und früher gewundene Gewässer verwandelten sich zu eintönigen Kanälen, die unnötig hart unterhalten wurden.

Fachliche Erkenntnisse und geänderte Wassergesetze haben uns jedoch die Möglichkeit gegeben, den Schaden wiedergutzumachen. Häufig genügt bereits die Veränderung der Unterhaltungspraktiken, speziell beim Mähen und Räumen von Pflanzen, so daß die Gewässerdynamik wieder wirksam werden kann.

Übrigens: Die Erträge aus dem Verkauf dieses Buches erhält die Stiftung Natur und Pflanzen (Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung Loki Schmidt) für Maßnahmen des Fließgewässerschutzes.

Der Witzableiter (16): Oh Schreck, lach’ nach

Fortsetzung von: (15): Damit Sie bitte recht verstehen

In der Kolumne „Der Witzableiter“ von Eike Christian Hirsch, die 1984 im ZEITmagazin erschien, geht es heute um absichtliche Missverständnisse. Dahinter verbirgt sich eine gewisse Bosheit, wenn man den Gegenüber bewusst zu missverstehen trachtet. Außerdem erfahren wir heute etwas zur Theorie des Lachens. Viel Spaß!

„Na, hören Sie mal, das ist doch wohl der Gipfel der Unverschämtheit!“ tobt der Kollege, „ich erzähle Ihnen, daß meine Frau ein Baby erwartet, und Sie fragen, von wem!“ „Nun, regen Sie sich doch nicht auf“, versucht der andere ihn zu beruhigen, „ich dachte ja nur, Sie wüßten es.“

Das letzte Mal habe ich den Tropfen Adrenalin erwähnt, der in jedem Witz enthalten sein sollte. Jetzt, wo wir uns den Mißverständnissen zuwenden, die mit voller Absicht herbeigeführt werden, kommen die Gefühle noch eher in Gang.

Bei der großen Abendeinladung ziert sich der Operettentenor erst noch, aber dann gibt er doch eine Arie zum besten. Großer Beifall. Die Hausfrau kommt mit Sekt, und der Tenor meint zufrieden: „Schließlich habe ich ja meine Stimme auch mit hunderttausend Mark versichern lassen.“ „Nicht möglich“, staunt die Gastgerberin, „und jetzt will die Versicherung nicht zahlen, was?“

Es ist, wir bemerken es nebenbei, nicht der Doppelsinn von Worten, der hier das Mißverständnis nahe legte. Im Gegenteil, das boshafte Gegenüber erlaubt es sich, die ganze Botschaft mit Gewalt anders aufzufassen. „Na, Herr Meyer, wie ist denn Ihr Prozeß ausgegangen?“ „Wie zu erwarten – die gerechte Sache hat gesiegt!“ „O, das tut mir aber leid für Sie.“

Manchmal kann sich der Mißversteher aber auch auf einen Doppelsinn berufen. „Für meinen letzten Hit habe ich zwanzigtausend Mark gekriegt.“ „Sie Ärmster“, sagt der Kritiker, „haben Sie die bezahlt oder abgesessen?“ Die Machart kommt auch im Alltag vor, man kann sich ja leicht dümmer anstellen, als man ist.

Das Starlet kommt aus den Ferien zurück. „Du glaubst gar nicht“, sagt sie stolz zu einer Kollegin, „wie ich umschwärmt worden bin.“ „Ja, ja“, entgegnet die andere, „wir hatten hier auch eine furchtbare Mückenplage.“

Diese Witzkategorie „Absichtlich mißverstanden“ biete uns Gelegenheit, der Frage nachzugehen, wie eigentlich das Lachen entsteht. Zwei Theorien haben, soviel ich sehe, die meisten Anhänger gefunden. Herbert Spencer, ein englischer Philosoph, begann als Ingenieur, war dann Journalist und veröffentlichte mit vierzig Jahren 1860 eine Abhandlung über das Lachen. Zu dessen Erklärung verwendete er den modernsten Begriff der damaligen Naturwissenschaft: den Begriff der Energie. Beim Lachen, meinte er, werde psychische Energie abgeführt, die der Körper nicht mehr braucht.

Witzableiter (16)

Im Oberhaus begegnen sich zwei Lords auf dem Korridor. „Wie ich höre“, sagt der eine, „waren Sie gezwungen, Ihre Gattin zu beerdigen, mein armer Freund.“ „Ja“, seufzt der andere, „was sollte ich tun? Sie war tot …“

Spencer meinte, was sich später als Witz herausstellte, wirke zuerst einmal alarmierend auf uns. Stelle sich der Schrecken als unbegründet heraus, so lache man die überflüssige Energie weg. Aber, psychische Energie? Gibt es so was überhaupt? Der Ausdruck selbst ist heute überholt.

„Mein Lieber, leihen Sie mir doch hundert Mark, Sie bekommen sie morgen zurück. Sie haben das Wort eines Ehrenmannes.“ „Gut, aber wo ist der Ehrenmann?“

Die andere Herleitung des Lachens hat ebenfalls Tradition. Schon Immanuel Kant hat sie von Vorgängern übernommen. Kant meinte ja (das habe ich Ihnen schon mal erzählt), daß beim Verstehen eines Witzes sozusagen in unserem Kopf ein Hin und Her stattfindet. Aus dieser Bewegung ergebe sich, meinte Kant, schließlich das Lachen. Erst seien die Gedanken in Bewegung, danach die Gefühle, dann die Eingeweide und das Zwerchfell, so daß schließlich „die Lunge die Luft mit schnell aneinander folgenden Absätzen ausstößt und so eine der Gesundheit zuträgliche Bewegung bewirkt.“

„Sieht nach Regen aus“, sagt die Wirtin, als sie dem Gast den Kaffee auf den Frühstückstisch stellt. „Aber wenn man genau hinsieht“, meint der Gast, „merkt man doch, daß es Kaffee sein soll.“

Die Ansicht Kants, das Lachen habe seinen Ursprung im gedanklichen Kontrast des Witzes, hat auch der Philosoph Friedrich Theodor Vischer 1837 in seiner Ästhetik aufgegriffen. Wir erkennten diesen Kontrast, meinte er, „bemühen uns, den Widerspruch zu reimen, und es geht nicht: es geht nicht, und wir versuchen es doch wieder, und diese An- und Abspannung erzeugt das fröhliche Gelächter.“

Das altgewordene Liebespaar sitzt auf dem Sofa. „Ich finde“, sagt die Frau, „wir sollten doch noch heiraten.“ „Das finde ich auch“, sagt ihr Freund, „aber wer würde uns denn noch nehmen?“

An diesem Beispiel kann man sich klarmachen, daß Spencer durchaus recht hat mit der Annahme, erst sei da ein Schrecken, der im Lachen abfließe. Aber auch Kants Ansicht leuchtet uns hier ein: Man geht zwischen den Positionen hin und her und kann in die Erschütterung des Lachens geraten. Das zeigt, finde ich, daß beide Theorien sich keinesfalls ausschließen. Es ist sogar sinnvoll, sie zu kombinieren.

Bei einem Presseempfang sagt Goebbels zu einem amerikanischen Korrespondenten: „Wenn Ihr Roosevelt eine SS hätte, gäbe es bei Ihnen keine Gangster mehr.“ „Gewiss“, antwortet der Amerikaner, „die wären längst Standartenführer.“

Eike Christian Hirsch – Der Witzableiter (Kolumne in 25 Teilen)
aus: ZEITmagazin – Nr. 43/1984

[Fortsetzung folgt]

Die Labergesellschaft

Verkommen wir immer mehr zu einer Gesellschaft, in der nur noch gelabert und geschwafelt wird? Sicherlich ist es wichtig, miteinander zu sprechen, Informationen auch verbal auszutauschen. Das meine ich nicht. Ich meine dieses Gerede ohne Gehalt, diese Statements, die nichts aussagen – dieses ganze unnötige Bla-Bla.

Heute wird allerorts fast nur noch verbaler Müll produziert. Die wirklich wichtigen Informationen bleiben dabei auf der Strecke. Hier einige kleine Beispiele:

Wenn Herr Löw, seines Zeichen Bundestrainer der deutschen Fußballnationalmannschaft, ausdrücklich getont, dass er sich jetzt zu 100 % auf die kommende Weltmeisterschaft in Südafrika konzentriere, dann klingt das zunächst ganz nett. Klar, alle Fußballfans in Deutschland wollen, das die deutsche Mannschaft Weltmeister wird. Und um dieses Ziel zu erreichen, muss man sich voll und ganz darauf konzentrieren und auf dieses Ziel hinarbeiten. Auch der Bundestrainer. Es ist schließlich sein Job, das Beste aus der Mannschaft herauszuholen. Gäbe er nicht 100 %, dann würde man ihn in die Wüste schicken. Was ich meine: Früher musste sich ein Bundestrainer nicht vor die Presse stellen, um auch dem letzten Journalisten ins Ohr zu flüstern, was sein Job ist. Dieses Geschwafel ist nichts anderes als Selbstbeweihräucherung.

Beispiel Westerwelle: Seine verbalen Attacken in Sachen Hartz IV (Ein Esel als Außenminister) bezwecken nichts anderes, als in der Wählergunst wieder zu steigen, nachdem die FDP zuletzt stark abgesunken war.

Wer kennt das nicht, dieses höfliche Bla-Bla bei Hotlines oder Ansagen im Zug. Wenn man z.B. in den Zügen der metronom Eisenbahngesellschaft fährt, wird man freundlich gegrüßt und nach jeder Station ebenso freundlich darauf hingewiesen, dass der Alkoholkonsum in diesen Zügen nicht gestattet ist. Dem, der jeden Tag mit diesen Zügen fährt, geht dieses Gelabere mit der Zeit auf den Geist. „Wir würden uns freuen, Sie wieder in einem unserer Züge begrüßen zu dürfen!“, heißt es am Ende einer solchen Fahrt. Ich würde mich freuen, nicht ständig mit den gleichen Sprüchen belästigt zu werden. Viele dieser Durchsagen sind informationsfrei und daher nichts anderes als sinnfreies Geschwätz.

Wenn ich nicht mehr weiter weiß, bild’ ich einen Arbeitskreis, in dem meist nur um den heißen Brei herumgeredet wird. Selten kommt man zu konkreten Ergebnissen.

Unser Alltag wird mehr und mehr von leerem Gerede und Geseire überflutet. Das Wenige, was wirklich als Information darin enthalten ist, geht verloren, weil man zuvor die Ohren schließt. Würde man sich auf das Wesentliche konzentrieren und auf jegliches Gefasel verzichten, dann würden wir in vielen Dingen mit Sicherheit weiterkommen.

Die Alternative macht’s

Das Rad wurde bekanntlich öfter erfunden. Das hat natürlich auch seine Vorteile, denn manches Rad ist komfortabel, ein anderes eher preiswert. Das gilt natürlich auch für Programme, also Software. Leider lässt sich Software meist nicht eins zu eins vergleichen, der Funktionsumfang ist oft sehr unterschiedlich – und danach richtet sich dann auch der Preis. Aber manchmal benötigt man gar nicht den vollen Umfang eines Programms, dann möchte man auch nicht den vollen Preis zahlen. Also sucht man nach preiswerteren Alternativen. Doch wo suchen und dann auch noch finden? Alternativeto.net ist eine Website, die Alternativen zu Programmen aufzeigt, z.B.:

Muss man ab und zu ein Diagramm erstellen (z.B. ein Organigramm seiner Firma), dann biete sich natürlich Microsoft Visio an, wenn man mit Windows-Rechnern arbeitet. Aber Visio ist nicht gerade billig. Sucht man nach Alternativen, so stößt man z.B. auf Dia vom GNOME-Projekt oder Open Office Draw, beides freie Software.

Natürlich kann das auch schnell zur Qual der Wahl werden, dann nämlich, wenn die Liste der Alternativen zu lang wird. Auf jeden Fall lohnt es sich, nach Programmalternativen zu suchen, wenn die gewünschte zu teuer sein sollte. Ich denke, die Alternative macht ’s.

Tarantinos Inglourious Basterds

Ist die Darstellung von Gewalt faszinierend? Das Massakrieren von Menschen, also rohe Gewalt fand ich immer abstoßend und finde es heute noch mehr. Es gibt aber eine sehr subtile Gewalt, die selbst mich interessiert, mich neugierig macht, weil sie vielleicht körperlich nicht verletzt oder gar tötet, die aber einen Menschen seelisch zerstören kann. Und die Hintergründe, die Psychologie der Bestie Mensch – ein Interesse hierfür ist im Grunde existenziell.

Quentin Tarantino ist ein Regisseur, der für beide Spielarten der Gewalt Interesse zeigt. Und da er geradezu obsessiv Bilder roher Gewalt in Szene setzt, in denen das Blut nicht allein fließt, sondern durch die Gegend spritzt, habe ich bisher bewusst seine Filme gemieden. Okay, Pulp Fiction aus 1994 kenne ich, auch From Dusk Till Dawn, den Tarantino 1996 als Autor bediente. Aber bei Kill Bill – Volume 1 (2003) und Kill Bill – Volume 2 (2004) versagte mein Interesse. Sin City (2005), für den Tarantino als Gastregisseur in einer kurzen Sequenz tätig wurde (nachdem Regisseur Rodriguez die Filmmusik für Tarantinos Kill Bill Vol. 2 (für eine Gage von einem US-Dollar) geschrieben hat, hat Quentin Tarantino in einer Szene Regie geführt (ebenfalls für einen US-Dollar Gage)), diesen Film habe ich zwar noch vorliegen, aber lediglich nur kurz quergeguckt.

Was mir endgültig den Rest gegeben hat, ist die Tatsache, dass Tarantino als ausführender Produzent für die beiden ersten Hostel-Filme (Regie: Eli Roth) zeichnete, für mich kranke Machwerke, deren Folter- und so genannte Goreszenen einfach widerlich sind (in „Hostel 2“ habe ich einmal einen Blick hineingeworfen, das genügte mir auf immer und ewig).

Jetzt liegt Tarantinos letzter Film Inglourious Basterds als DVD vor. In diesem Film arbeitet Tarantino den Nationalsozialismus auf seine ganz eigene Weise auf. Ich habe es gewagt und mir den Film am letzten Wochenende angeschaut:

Kapitel eins: Der Judenjäger Col. Hans Landa (Christoph Waltz) stattet dem französischen Bauern Perrier LaPedite (Denis Menochet), von dem er vermutet, dass er in seinem Haus eine jüdische Familie versteckt, einen Besuch ab. Es gibt leckere Milch zu trinken. Kapitel zwei: Die Basterds, eine Spezialeinheit unter der Führung von Lt. Aldo Raine (Brad Pitt), die hinter den feindlichen Linien Jagd auf Naziskalps macht, hat einen deutschen Soldaten gefangenen genommen. Der Bärenjude genannte Vollstrecker der Truppe, Sgt. Donny Donowitz (Eli Roth, genau: Regisseur der „Hostel“-Filme), klappert schon mit seinem Baseballschläger. Kapitel drei: Der deutsche Kriegsheld und Kinostar Fredrick Zoller (Daniel Brühl) verguckt sich in die hübsche französische Kinobetreiberin Shosanna (Mélanie Laurent). Die ist jedoch Jüdin und wartet nur auf den richtigen Moment, um sich an den Besatzern zu rächen. Dieser scheint gekommen, als Propagandaminister Joseph Goebbels (Sylvester Groth) zustimmt, eine deutsche Filmpremiere ausgerechnet in ihrem Lichtspielhaus zu veranstalten. Kapitel vier: Der britische General Ed Fenech (Mike Myers) entsendet den ehemaligen Filmkritiker Lt. Archie Hicox (Michael Fassbender) nach Frankreich, wo er sich gemeinsam mit den deutschsprachigen Mitgliedern der Basterds, Sgt. Hugo Stiglitz (Til Schweiger) und Cpl. Wilhelm Wicki (Gedeon Burkhard), und der Unterstützung des deutschen Filmstars Bridget von Hammersmark (Diane Kruger), die inzwischen für die Briten arbeitet, in die geplante Premiere schleichen soll. Kapitel fünf: das furiose Finale…

Aus: filmstarts.de


Inglourious Basterds – Deutscher Trailer

Zunächst: Von den 160 Minuten, die der Film dauert, sind 140 den ausgefeilten, aber auch ausufernden Dialogen gewidmet – in den restlichen Minuten spritzt das Blut. Die Darstellung von brutaler, roher Gewalt hält sich also ‚in Grenzen’, macht den Film aber mit Sicherheit für viele ‚ungenießbar’.

Kurze Exkursion: Ich habe einmal ein reales Video über eine Exekution gesehen. Einem Mann wurde der Kopf vom Körper getrennt. Gegen dieses Video ist Tarantinos Gewaltdarstellung Puppentheater. Es stellt sich für mich einfach nicht die Frage, ob rohe Gewalt in einem Film dargestellt werden muss, weil sie auch im wirklichen Leben existiert. Ähnlich wie in Bond-Filmen, die jenseits von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit den Protagonisten erlauben, mit dem Gegner ‚kurzen Prozess’ zu machen, so stehen auch in Tarantinos Film die ‚guten Helden’ jenseits aller Gerichtsbarkeit. Nur ein toter Nazi ist ein guter Nazi, wobei alle Deutschen in Uniform vereinfacht Nazis zu sein haben. Aber selbst wenn dem so wäre, so ist diese Art von Blutschau eher abstoßend. Für mich werden durch solche Filme lediglich kranke Voyeure bedient. Aber das ist schon ein eigenes Thema.

Komme ich zum Film zurück: Es sind zwei Charaktere, die den Film prägen. Zum einen ist es Lt. Aldo Raine – Aldo, der Apache -, Anführer der Basterds. Brad Pitt spielt diese Figur mit viel Coolness. Aber es gibt jemanden, der Pitt ganz gewaltig die Schau stiehlt. Der Österreicher Christoph Waltz, der für seine Rolle als Judenjäger Hans Landa zu Recht mit dem Darstellerpreis in Cannes geehrt wurde und sich wohl auch für die Oscar-Verleihung 2010 einiges an Chancen ausrechnen darf, steht zwar in Sachen Marketing nicht an vorderster Front, fungiert aber als der eigentliche Motor des Films. Er bekommt von allen Darstellern die meiste Leinwandzeit und reißt jede Szene, in der er vorkommt, in Sekundenbruchteilen an sich. Zwar überhöht er seine Rolle bis zum Geht-nicht-mehr (Landas Art ist von einem derart schleimigen Zynismus geprägt, dass einem jedes Mal der Atem stockt, wenn er den Mund aufmacht), aber dennoch verkommt die Figur – im Gegensatz zum vom Theater- und „Tatort“-Star Martin Wuttke verkörperten Hitler – nie zur reinen Karikatur. Eher das Gegenteil ist der Fall: Landa ist ein Soziopath, wie er im Buche steht – er ist hochintelligent, kann Menschen lesen und hat die Lächerlichkeit der Nationalsozialisten längst durchschaut. Er selbst ist keinesfalls ein überzeugter Nazi, vielmehr ist er als eiskalter Analytiker nur Teil der SS, um bei der Judenjagd seine perfiden Mord- und vor allem Machtphantasien bis zum Exzess auszuleben.

Hier geht es um weitaus subtilere Gewalt, auch wenn sie am Ende in Mord und Todschlag endet (dafür hat Landa notfalls seine Chargen). Die Dialoge mit Landa/Waltz und den anderen lassen einem die Haare zu Berge stehen. Es hat geradezu etwas Teuflisches an sich, wie Landa/Waltz seine Antagonisten mit Worten in die Enge treibt. Hier ist Tarantino wirklich meisterlich.

„Inglourious Basterds“ ist auch eine Liebeserklärung an das Kino. In Shosannas Kino läuft gerade „Die weiße Hölle vom Piz Palü“ mit Leni Riefenstahl, dessen Regisseur Georg Wilhelm Pabst auch später immer wieder Erwähnung findet. Und der Showdown findet im gleichen Kino statt, in dem die Nazigrößen von Hitler bis Goebbels den Tod finden. Kino als Instrument gegen Gewalt? Es müssen schon Filmspulen, die leicht entzündbar sind, herhalten, um das Feuer zu entfachen, in dem Hitler und Konsorten im Film ums Leben kommen. Ansonsten mag das Medium Film als Propaganda dienstbar sein, als Mittel gegen Diktatoren taugt es leider weiterhin nur wenig.

Was mich irritiert, sind die vielen Dialoge, in denen es um Spitz- oder Nicknamen, wie man heute sagt, geht. Landa ist der Judenjäger, Aldo ist der Apache, was sowohl etwas zu seiner Abstammung als auch zu seinen Praktiken (Skalpierung) aussagt. Und da gibt es den Bärenjuden, eben jenen Basterd, der seine Opfer bis zur Unkenntlichkeit mit dem Baseballschläger traktiert. Hier verkürzt Tarantino die jeweilige Rolle auf eine Kurzbezeichnung. Solches hat sich eben auch bei uns eingebürgert. Gibt man so dem Grauen einen einprägsamen Namen?

Am Ende des Films sind es nur noch Landa und Aldo Raine, die die Tarintino’schen Massaker überleben. Landa hat einen Deal ausgehandelt. Er ist maßgeblich an dem Tod von Hitler und Co. beteiligt. Dafür bekommt er nicht nur Straffreiheit, sondern wird auch materiell ausreichend entlohnt. Auch ein dicker Orden muss es sein. Das Böse, das dem Guten dient. Eine schreckliche Vorstellung. Aber wir kennen es aus der amerikanischen Politik zur Genüge, in der Diktatoren oft genug hofiert wurden. Aldo, der Apache, mag sich im Namen aller Zuschauer damit nicht abfinden und ritzt seinem Gegner ein Kainszeichen, nämlich ein Hakenkreuz, in die Stirn. Damit will Tarantino gleichzeitig die Zuschauer zu Befürwortern seiner blutigen Phantasie machen, was ihm in den meisten Fällen sogar gelingen sollte.

Tarantinos Film lässt mich ziemlich ratlos zurück. Hätte er die Gewaltszenen auf ein notwendiges Übliches reduziert, so wäre ich begeistert von dem Film. Christoph Waltz als Landa hat den Oscar mit Sicherheit verdient. Aber die rohen Gewaltszenen irritieren mich. Vielleicht soll das so sein. Vielleicht will Tarantino aufzeigen, wohin selbst die subtilste Gewalt führt: in ein Blutbad ohne Ende! Ich sehe allein zumindest die Gefahr, dass ein solcher Film missverstanden und die rohe Gewalt verherrlicht werden könnte.


Der Film im Film: Stolz der Nation (Nation’s Pride)

XXI. Olympischen Winterspiele in Vancouver sind beendet

Goodbye Vancouver – dobro poschalowatj Sotschi! Die XXI. Olympischen Winterspiele in Vancouver 2010 sind beendet. Die nächsten Spiele finden vom 7. – 23. Februar 2014 im russischen Sotschi statt.

Für die deutschen Athleten waren diese Spiele wieder ein Erfolg. Nach Turin 2006, mit 29 gewonnenen Medaillen (11x Gold, 12x Silber und 6x Bronze) und in der Nationenwertung sogar an 1. Stelle, wurden in Vancouver 30 Medaillen (10x Gold, 13x Silber und 7x Bronze) gewonnen, wenn man in der Nationenwertung auch Kanada (14x Gold) oder nach der Anzahl der Medaillen den USA (37) den Vortritt einräumen musste.

Nationenwertung Vancouver 2010

Natürlich gab es einige Überraschungen für die deutschen Sportler, positive wie negative. Positiv war das Abschneiden in den alpinen Wettbewerben der Frauen, negativ das Ergebnis der männlichen Biathleten. Außerdem gab es viele undankbare vierte Plätze, manchmal nur ganz knapp hinter den Medaillenrängen platziert.

Hier noch einmal alle deutschen Medaillengewinner in der Übersicht:

Gold

Eisschnelllauf Frauen Verfolgung (Speed Skating – Ladies‘ Team Pursuit)
BECKERT Stephanie
ANSCHUTZ THOMS Daniela
MATTSCHERODT Katrin
FRIESINGER-POSTMA Anna

Ski Alpin Frauen Slalom (Alpine Skiing – Ladies‘ Slalom)
RIESCH Maria

Ski alpin Frauen Riesenslalom (Alpine Skiing – Ladies‘ Giant Slalom)
REBENSBURG Viktoria

Langlauf Frauen Team Sprint (Cross-Country Skiing – Ladies‘ Team Sprint Free)
SACHENBACHER-STEHLE Evi
NYSTAD Claudia

Bob Männer Zweier (Bobsleigh – Two-Man)
LANGE Andre
KUSKE Kevin

Biathlon Frauen 12,5 km Massenstart (Biathlon – Women’s 12.5 km Mass Start)
NEUNER Magdalena

Ski alpin Frauen Superkombination (Alpine Skiing – Ladies‘ Super Combined )
RIESCH Maria

Rodeln Frauen Einzel (Luge – Women’s Singles)
HUEFNER Tatjana

Biathlon Frauen 10 km Verfolgung (Biathlon – Women’s 10 km Pursuit)
NEUNER Magdalena

Rodeln Männer Einzel (Luge – Men’s Singles)
LOCH Felix

Silber

Langlauf Männer 50 km Massenstart Klassisch (Cross-Country Skiing – Men’s 50 km, Mass Start Classic)
TEICHMANN Axel

Bob Männer Vierer (Bobsleigh – Four-Man)
ROEDIGER Alexander
KUSKE Kevin
PUTZE Martin
LANGE Andre

Langlauf Frauen 4×5 km Staffel Klassisch/Freistil (Cross-Country Skiing – Ladies‘ 4×5 km Relay Classic/Free)
NYSTAD Claudia
GOSSNER Miriam
SACHENBACHER-STEHLE Evi
ZELLER Katrin

Eisschnelllauf Frauen 5000 m (Speed Skating – Ladies‘ 5000 m)
BECKERT Stephanie

Langlauf Männer Team Sprint (Cross-Country Skiing – Men’s Team Sprint Free)
TEICHMANN Axel
TSCHARNKE Tim

Skispringen Mannschaft (Ski Jumping – Team)
NEUMAYER Michael
WANK Andreas
SCHMITT Martin
UHRMANN Michael

Bob Männer Zweier (Bobsleigh – Two-Man)
ADJEI Richard
FLORSCHUETZ Thomas

Langlaug Männer 30 km (15 km Klassisch + 15 km Freistil) (Cross-Country Skiing – Men’s 30 km Pursuit (15 Classic+15 Free))
ANGERER Tobias

Skeleton Frauen Enzel (Skeleton – Women’s)
SZYMKOWIAK Kerstin

Eisschnelllauf Frauen 500 m (Speed Skating – Ladies‘ 500 m)
WOLF Jenny

Rodeln Männer einzel (Luge – Men’s Singles)
MOELLER David

Eisschnelllauf Frauen 3000 m (Speed Skating – Ladies‘ 3000 m)
BECKERT Stephanie

Biathlon Frauen 7,5 km Sprint (Biathlon – Women’s 7.5 km Sprint)
NEUNER Magdalena

Bronze

Nordische Kombination Mannschaft (Nordic Combined – Team/4×5 km CC)
KIRCHEISEN Bjoern
FRENZEL Eric
EDELMANN Tino
RYDZEK Johannes

Biathlon Frauen 4-6 km Staffel (Biathlon – Women’s 4×6 km Relay)
WILHELM Kati
HENKEL Andrea
HAUSWALD Simone
BECK Martina

Biathlon Frauen 12,5 km Massenstart (Biathlon – Women’s 12.5 km Mass Start)
HAUSWALD Simone

Skeleton Frauen einzel (Skeleton – Women’s)
HUBER Anja

Rodeln Männer Doppel (Luge – Doubles‘)
RESCH Alexander
LEITNER Patric

Rodeln Frauen Einzel (Luge – Women’s Singles)
GEISENBERGER Natalie

Eiskunstlauf Paare (Figure Skating – Pairs)
SZOLKOWY Robin
SAVCHENKO Aliona