Archiv für den Monat: November 2010

Nepper, Schlepper, Bauernfänger

Das Internet ist ein öffentlicher Markt. Und ein solcher lädt natürlich auch jede Art von kriminellen Konsorten ein, ihr Unwesen zu treiben. Wer es aber so dummdreist versucht, gehört schon aus dem Grund hinter Gitter, weil er sich nicht einmal die Mühe gemacht hat, seinen ‚Lockruf zum Klicken’ in einwandfreies Deutsch zu fassen – wie folgende Mail verdeutlicht:

Hallo Gast Visa Europe,

Ihre Kreditkarte wurde ausgesetzt, weil wir ein Problem festgestellt, auf Ihrem Konto.
Wir haben zu bestimmen,dass jemand Ihre Karte ohne Ihre Erlaubnis verwendet haben. Für Ihren Schutz haben wir Ihre Kreditkarte aufgehangen. Um diese Suspension aufzuheben Klicken Sie hier und folgen Sie den Staat zur Aktualisierung der Informationen in Ihrer Kreditkarte.

Vermerk: Wenn diese nicht vollständig ist , werden wir gezwungen sein, Ihre Karte aussetzen

Wir bedanken uns fur Ihre Zusammenarbeit in dieser Angelegenheit.
Dossier n : PP-1124-075-998

Danke,
Kunden-Support-Service.

Copyright 1999-2010 VerifedbyVisa . Tous droits rserves.

Lila, Lila

Lila, Lila ist eine Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Martin Suter aus dem Jahr 2009. Regie führte Alain Gsponer, die Hauptrollen spielen Daniel Brühl, Hannah Herzsprung und Henry Hübchen.

„Das ist die Geschichte von Peter und Lila. Lieber Gott, lass sie nicht traurig enden.“ Das sind die ersten Sätze des Romans „Lila, Lila“ von David Kern (Daniel Brühl), dem Literatur-Hot-Shot des Jahres. Kritiker und Publikum haben Tränen geheult bei dem Buch, in dem der unsterblich verliebte, aber verschmähte Peter am Ende Selbstmord begeht. Vor allem die schöne Marie (Hannah Herzsprung) hat sich nicht nur in die romantischen Zeilen, sondern auch in David verliebt. Doch die Sache hat einen Haken: Die Worte stammen nicht von David. Er hat das Manuskript in der Schublade eines auf dem Flohmarkt erworbenen Nachtschränkchens gefunden und Marie als angeblicher Autor zum Lesen gegeben. Damit wollte er die junge Literaturstudentin, die ihn, den unsichtbaren Kellner, bislang ignoriert hat, auf sich aufmerksam machen. Doch diese eine Lüge entwickelte eine solche Eigendynamik, dass der schüchterne David, der nicht einmal „Rendezvous“ aussprechen kann, nun Lesungen vor hunderten Zuschauern in der Volksbühne halten muss. Eines Tages steht plötzlich der abgehalfterte Alkoholiker Jacky (Henry Hübchen) vor David. Er gibt sich als wahrer Autor zu erkennen. Doch statt David aufliegen zu lassen, will er abkassieren. Dabei drängt er sich immer mehr in das Leben des „Pop-Literaten“ und droht, dessen Liebe zu Marie zu zerstören.

aus: filmstarts.de

Wieder eine Literaturverfilmung (hier das Buch Lila, Lila von Martin Suter), könnte man meinen. Aber schaut man genau hin, so stammt der Stoff vieler Filme der letzten Zeit aus Romanen. Der Film ist jetzt auch als DVD Lila, Lila erhältlich.


Lila, Lila – Kinotrailer

Lila, Lila ist eine Liebesgeschichte, ein Film über einen Betrug, die Darstellung einer Erpressung, aber auch eine Abrechnung mit dem Literaturbetrieb, wenn im Film auch weniger als im vorliegendem Buch.

Daniel Brühl ist die ideale Besetzung für David Kern. Dieser entspricht genau dem Rollentypus, der Brühl berühmt gemacht hat: schüchtern und unbeholfen zu Beginn, nach und nach an seiner Aufgabe wachsend. Henry Hübchen darf als Dauertrinker Jacky dem Affen so richtig Zucker geben. Er ist voll in seinem Element, wenn er über die Leipziger Buchmesse krakeelt, Empfänge stört, via Serviettenaustausch Honorarverhandlungen führt oder sich als Penner in Luxussuiten mit Champagner verwöhnen lässt. Hübchen fungiert als Motor, der dem locker-leichten Film mehr Dramatik verleiht. Die schwierigste Aufgabe hat Hannah Herzsprung zu bewältigen, deren Figur im Vergleich zum Buch deutlich an Tiefe eingebüßt hat. Sie ist die Angebetete von David Kern, nicht mehr. Es ist ihr deshalb besonders hoch anzurechnen, dass Marie neben den beiden Männern immer präsent ist und die absolute Liebe, die David für sie verspürt, nachvollziehbar bleibt.

Dass Suter mit seinem Insiderwissen auch den Literaturbetrieb aufs Korn nimmt, ist der Verfilmung leider nur selten anzumerken. Stattdessen fokussiert sich die filmische Umsetzung verstärkt auf die Liebesgeschichte, die deutlich komödiantischer aufbereitet wird. David stolpert noch viel stärker in die Lüge rein und rennt, nachdem er das Manuskript Marie gegeben hat, Hals über Kopf aus dem Café, um im nächsten Buchladen erst einmal zu überprüfen, ob „sein“ Roman vielleicht schon veröffentlicht wurde. Trotzdem ist auch die Film-Version nicht frei von Satire. Diese konzentriert sich allerdings stärker auf den Medienbetrieb im Allgemeinen und damit auf eine Zeit, in der Menschen über Nacht zu Superstars hochgejubelt werden, ohne zu wissen, wie ihnen eigentlich geschieht.

Alles in allem ist es ein sehr vergnüglicher Film, genau etwas für einen Wochenendabend.

Verdammnis

Verdammnis (Originaltitel: „Flickan som lekte med elden“, wörtliche Übersetzung: Das Mädchen, das mit dem Feuer spielte) ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Stieg Larsson, der zweite Teil der Millennium Trilogie (Verblendung – Verdammnis – Vergebung) und damit die Fortsetzung von Verblendung. Regie führte der Schwede Daniel Alfredson.

Das „Millennium“-Magazin von Star-Journalist Mikael Blomkvist bekommt eine brandheiße Story angeboten. Der junge Reporter Dag Svensson (Hans Christian Thulin) hat eine Reportage über Prostitution und Mädchenhandel geschrieben, die Verbindungen in illustre Kreise aufdeckt. Doch dann werden Dag und seine Freundin Mia (Jenny Silfverhjelm) erschossen aufgefunden. Die Tatwaffe führt die Polizei zu einem weiteren Mordopfer: dem Anwalt Nils Bjurman (Peter Andersson), der Vormund von Lisbeth Salander. Deren Fingerabdrücke sind auf der Waffe und so liegt für Polizei und Öffentlichkeit die Lösung des Falls sofort auf der Hand: Lisbeth Salander ist eine Dreifachmörderin. Blomkvist ist hingegen davon überzeugt, dass die untergetauchte Verdächtige unschuldig ist – er begibt sich auf Spurensuche. Die smarte Hackerin mit dem fotographischen Gedächtnis, dem flippigen Auftreten und mittlerweile einigen per Online-Betrug erschlichen Millionen auf dem Bankkonto nimmt ihr Schicksal derweil allerdings gewohnt unnachgiebig selbst in die Hand…

aus: filmstarts.de


Stieg Larsson – VERDAMMNIS – Kino Trailer

Meine Vermutung, die drei Teile der Millennium-Trilogie möglichst zeitnah zu betrachten, zeigt sich spätestens nach Teil zwei, der ebenfalls auf DVD Verdammnis erhältlich ist. Alle drei Teile bilden eine gewisse Einheit, ergänzen und runden sich, besonders Teil zwei „Verdammnis“ und Teil drei „Vergebung“ bilden wohl eine zusammenhängende Geschichte – aber natürlich lassen sich die drei Teile der Trilogie auch unabhängig voneinander betrachten.

In Verdammnis sind es wiederum die Charaktere, die fesseln. Sie sind ganz und gar nicht alltäglich und entblättern ihre Facetten nur langsam. In der ersten Hälfte steht noch der Journalist Mikael Blomkvist im Mittelpunkt, aber nach und nach ist es Lisbeth Salander, die nur so vor Coolness strotzt – egal ob sie nun lässig am Fenster Zigarette raucht (die Nouvelle Vague lässt grüßen) oder im Finale zum unzerstörbaren Racheengel mutiert (inklusive doppeltem Kill Bill-Zitat).

Um es endlich zu sagen: der zweite Teil reicht nicht an den ersten heran. Sicherlich liegt es auch daran, dass ein anderer die Regie übernommen hat. Aber wie vielleicht schon in der Romanvorlage (ich habe sie nicht gelesen) wird hier sehr dick aufgetragen. Geht es anfangs noch um Prostitution und Mädchenhandel, so verliert sich die damit verknüpfte politische Dimension schnell zugunsten der Familienanamnese (Lisbeth Salander, ihr Vater und ihr schmerzunempfindlichen Halbbruder, der als Handlanger des Vaters agiert), auch wenn es zumindest interessant ist zu erfahren, weshalb Lisbeth Salander das geworden ist, was sie ist. Aber wie schon im ersten Teil so werden auch hier die Hacker-Fähigkeiten von ihr etwas zu mühelos präsentiert. Sicherlich ist auch dieser Film spannend. Aber da gibt es die kleinen logischen Brüche, die mir am Ende nicht so recht schmecken mögen. So bin ich auf den dritten Teil gespannt.

Wirklich gute Kriminalfilme sind selten. Meist werden mit viel Tempo die logischen Schwächen übertüncht. Oder die Psychologie der Agierenden stimmt einfach nicht. Die Millennium-Trilogie zählt ohne Zweifel bisher zu den eindeutig besseren Filmen diese Genres. Das liegt vor allem an Noomi Rapace, die der weiblichen Hauptperson – gerade ein Meter 50 groß bei etwas mehr als 40 kg – wirklich Leben einhaucht.

Jethro Tull und Berlusconi

Natürlich ist mir klar, dass die Videos von der Gruppe Jethro Tull auf meinen YouTube-Account eigentlich gegen Urheberrecht verstoßen. Aber wo kein Kläger ist, da ist kein Richter. Es sei denn, der Kläger heißt Berlusconi.

Natürlich heißt der Kläger nicht namentlich Silvio Berlusconi. Es geht um die Fernseh-Sendergruppe Mediaset, die von Herrn Berlusconi gegründet wurde und mehrheitlich der Familie Berlusconi gehört. Und es geht um die Aufzeichnung einer Fernsehsendung des Senders Canale 5 vom 20.09.1991, in der die Gruppe Jethro Tull aufgetreten ist.

Jethro Tull und Berlusconi (Mediaset)

Diesen TV-Mitschnitt hatte ich nun über YouTube veröffentlicht. Eigentlich nichts besonderes, da Jethro Tull hier mit Playback auftritt. Nun machte Mediaset ihre Urheberrechte geltend, das Video wurde entfernt. Es geht dabei um die Fernsehauszeichnung, nicht um die Musik von Jethro Tull selbst, also nicht um die Urheberrechte von Herrn Ian Anderson. Da das die zweite Urheberrechtsbeschwerde zulasten meines YouTube-Kontos ist, führt eine einzige weitere Beschwerde zur Kündigung des Kontos.

Hermann Hesse: Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein.
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war,
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Hermann Hesse, November 1905

Auch wenn heute sogar die Sonne sich für Minuten zeigt: Der November ist ein Nebelmonat. Hier im Norden meist als Hochnebel. Nur am Morgen liegen dicke Nebelschwaden auf den Feldern und Äckern. Der November ist nicht nur durch diese düsteren Feiertage ein Melancholie erzeugender Monat. Das oft triste Wetter trägt maßgeblich dazu bei, in Depressionen zu verfallen. Aber es bleibt ein Sehnen nach besseren Tagen …

Herkulesarbeit

Vieles ändern sich und nichts so sehr wie die ‚Anforderungen’ im Internet. Da gab es vor einigen Jahren den Rechtsstreit zwischen Real Networks und Microsoft. Real Networks hatte Microsoft vorgeworfen, mit der Integration seiner Mediensoftware Media Player in das weltweit verbreitete Betriebssystem Windows Wettbewerber ausgeschlossen zu haben. Der Streit endete dann wohl friedlich – oder wie das Hornberger Schließen. Man kann das sehen wie man will.

Zu Zeiten weniger großer Bandbreiten, d.h. Übertragungsraten im Internet, war das RealMedia-Format durchaus von Vorteil, da es bei Videos kleine Dateien mit relativ guter Qualität generierte. So stieg ich damals vor eben vielen Jahren auf den ‚realen’ Zug auf und bot meine Videos (besonders auf meiner Jethro Tull-Site) in diesem Format an. Inzwischen sind viele Internetseiten von Real- auf Flash-Streaming umgestiegen. YouTube arbeitet von Anfang an mit Flash-Videos. Und natürlich ist dank DSL die Bandbreite um ein Vielfaches höher (die Video-Dateien dürfen also durchaus etwas größer sein).

Da viele meiner Videos eben bei YouTube gehostet sind (selbst oder von anderen dort eingestellt), und diese über den Object-Tag auf der eigenen Website eingebettet werden können, habe ich schon nach und nach meine RealMedia-Dateien durch YouTube-Videos ausgetauscht.

Beispiel eines Object-Tags (YouTube-Video):

<object width=“480″ height=“385″><param name=“movie“ value=“https://www.youtube.com/v/WINnTVnTTrI?fs=1&amp;hl=de_DE“></param><param name=“allowFullScreen“ value=“true“></param><param name=“allowscriptaccess“ value=“always“></param><embed src=“https://www.youtube.com/v/WINnTVnTTrI?fs=1&amp;hl=de_DE“ type=“application/x-shockwave-flash“ allowscriptaccess=“always“ allowfullscreen=“true“ width=“480″ height=“385″></embed></object>

Aber nicht nur die Videolandschaft hat sich geändert, sondern auch die Marktanteile der Webbrowser. War der Internet Explorer von Microsoft vor einigen Jahren noch unangefochten führend, so ist dieser inzwischen vom Mozilla Firefox längst überholt worden. Auch das hat Auswirkungen auf das Angebot von Videos im Netz. Denn der IE (Internet Explorer) ‚arbeitet’ mit der CLASS-ID des Object-Tags (liest darüber aus der Registry die Abspielsoftware aus, z.B. den Windows Media Player), während Firefox lediglich den EMBED-Teil ausliest (z.B. type=“audio/x-pn-realaudio-plugin“) und auf installierte Plugins verweist.

Ausschnitt aus Object-Tag (RealMedia-Video):

<object ID=“video1″ CLASSID=“clsid:CFCDAA03-8BE4-11CF-B84B-0020AFBBCCFA“ HEIGHT=“240″
WIDTH=“320″>

<param name=“SRC“ value=“https://www.albinz.net/models/test.ram“>
<param name=“CONTROLS“ value=“ImageWindow“>
<param name=“CONSOLE“ value=“Clip1″>
<param name=“LOOP“ value=“0″>

<embed SRC=“models/test.ram“ type=“audio/x-pn-realaudio-plugin“ CONSOLE=“Clip1″ CONTROLS=“ImageWindow“ HEIGHT=“240″ WIDTH=“320″ AUTOSTART=“false“>
</object>

Das Problem: Nicht jeder hat für seinen Firefox die RealMedia-Plugins installiert.

Aber genug der Technik: Ich habe mir eine Herkules-Arbeit vorgenommen und werde so peu à peu auf Flash-Videos umstellen (mein Webhoster unterstützt mich dabei).

Und da ich in den letzten Monaten verstärkt mit diesem Blog beschäftigt bin, habe ich die Websites meiner Familie und mir doch sehr vernachlässigt. Auch da werde ich in nächster Zeit wieder etwas basteln müssen.

siehe auch meinen Beitrag: Real goes youtube

Robin Hood

Wer kennt sie nicht, die Sagengestalt Robin Hood, den Geächteten und Wegelagerer, der die Reichen ausraubt, um es den Armen zu geben. Mit seinen Gefährten versteckt er sich vor dem Gesetz, in Gestalt des Sheriffs von Nottingham, im Sherwood Forest. Der abenteuerliche Stoff blieb bis heute populär. Er wurde in Dramen, Romanen und Opern, seit dem 19. Jahrhundert auch in der Jugendliteratur und seit dem 20. Jahrhundert im Medium Film aufgegriffen.

Die bisher letzte Verfilmung von Robin Hood ist ein Historienfilm des Regisseurs Ridley Scott aus dem Jahr 2010 und erzählt eine fiktive Vorgeschichte zur eigentlichen Robin-Hood-Legende, reale historische Personen und Gegebenheiten aus dem 12. Jahrhundert wurden in die Handlung integriert.

England, um 1200. Das Land darbt. Die Armee reibt sich seit Jahren in fremden Landen in den verheerenden Kreuzzügen des Königs Richard Löwenherz (Danny Huston) auf, während die Bevölkerung zuhause am Hungertuch nagt und von der Krone mit überhöhten Steuern drangsaliert wird. Als Löwenherz im Kampf gegen die Franzosen fällt, besteigt sein inkompetenter und selbstherrlicher Bruder John (Oscar Isaac) daheim in England den Thron. Der Bogenschütze Robin Longstride (Russell Crowe) kommt mit seinen Mitstreitern Will Scarlett (Scott Grimes), Little John (Kevin Durand) und Allan A‘Dayle (Alan Doyle) einem Komplott auf die Spur: Der undurchsichtige Godfrey (Mark Strong) treibt ein doppeltes Spiel und versucht, sein Heimatland für den eigenen Vorteil zu verraten. Der in den Hinterhalt gelockte Edelmann Sir Robert Loxley (Douglas Hodge) ringt Robin auf dem Sterbebett ein Versprechen ab. Er soll sein Schwert seinem alten Vater in Nottingham überbringen, um seine Ehre zu retten. Robin willigt ein und trifft dort auf Lady Marion Loxley (Cate Blanchett), die von ihrem Schwiegervater Walter (Max von Sydow) dazu gedrängt wird, ihn, Robin Longstride, als ihren heimgekehrten Ehemann Robert Loxley auszugeben…

aus: filmstarts.de

Zunächst gab es für mich ein Wiedersehen mit Max von Sydow als Sir Walter Loxley. Max von Sydow wurde durch seine Mitwirkung in Filmen von Ingmar Bergman international bekannt. Ich erinnere mich noch an den Film Das siebente Siegel von 1957 – damals noch in schwarz/weiß (Filmausschnitt bei YouTube). Einer der letzten Filme mit ihm war Schnee, der auf Zedern fällt nach dem gleichnamigen Roman von David Guterson (Trailer bei YouTube), in dem er den Verteidiger Nels Gudmundsson spielt. Max von Sydow ist für mich einer der ganz großen Schauspieler.

Nun der Film ist jetzt auch als DVD Robin Hood erhältlich und ich habe ich mir am letzten Wochenende mit meinem jüngeren Sohn über Beamer im Keller angeschaut.


Robin Hood – Deutscher Trailer

Als ich im Vorfeld hörte, dass Russell Crowe den Titelhelden in dieser Neuverfilmung spielen sollte, war ich doch ziemlich überrascht. In seiner Rolle als Gladiator mochte er durchaus überzeugen, aber als Robin Hood? Nun da es in dem Film um die Vorgeschichte des Sagenhelden geht, ließ ich mich auf den zweieinhalbstündigen Film ein. Es ist ein Monumentalfilm alter Hollywoodgüte mit Schlachtszenen und einer gewissen epischen Breite. Max von Sydow habe ich bereits erwähnt. Cate Blanchett als schön-herbe Lady Marion zeigt durchaus einige Selbstironie, ihr Verhältnis zu Robin Hood ist weniger leidenschaftlich als pragmatisch, wie überhaupt der Film eher durch Realismus als Romantik und harte Actionszenen statt augenzwinkerndem Gaunercharme überzeugt.

Ein durchaus interessanter Gesichtspunkt ist die Schau auf die Mechanismen der Macht. Der neue König und Bruder des verstorbenen Richard Löwenherz, „Prinz“ John, erweist sich als inkompetenter, aber selbstherrlicher Herrscher und erinnert mich in vielen an manches Staatsoberhaupt im heutigen Europa (Italien, Frankreich). Er ist es denn auch, der Robin Hood ächtet und so in die Verbannung der Wälder von Sherwood Forest und Barnsdale Forest schickt. Damit endet der Film.

Ziviler Ungehorsam

Der Zug mit den Castor-Behältern ist inzwischen im Verladebahnhof Dannenberg angekommen, nachdem die Polizei die Schienenblockade von Castor-Gegnern halbwegs friedlich geräumt hat.

Unterdessen wettert unsere allseits geliebte Frau Bundeskanzlerin gegen die Anti-Castor-Aktionen. Das sei teils kein friedlicher Protest mehr, sondern einfach nur kriminell. Ich finde es schon „bemerkelswert“, wie hier verallgemeinert wird. Und das politische Kalkül will es wohl, dass alles in einem Topf geworfen wird oder Sack, auf den dann eingedroschen werden kann.

„Bemerkelswert“ ist es eben, wie Konflikte wieder aufgebrochen werden, die durch den verabschiedeten Atomausstieg längst befriedet waren. Wie fern jeder Realität hausen da Regierungsmitglieder in ihren Wolkenkuckucksheimen in Berlin und entscheiden über unsere Zukunft. Sicherlich sind Umfrageergebnisse keine Wahlergebnisse. Aber wie Merkel und Westerwelle Stimmungsbilder ignorieren, das ist schon keine Arroganz mehr, das ist Größenwahn.

Aber wie sollte es anders auch sein: Ein Kippen des bisherigen Atom-Konsenses durch Schwarz-Gelb war vorhersehbar. Die beabsichtigten Laufzeitverlängerungen von Atomkraftwerken sind längst nicht der Weisheit letzter Schluss. Spätestens in drei Jahren, wenn Umfrageergebnisse doch zu Wahlergebnissen geworden sind, dürfte es die Umkehr von der Umkehr geben (aber dieses Hin und Her kann wirklich nicht der Sinn von Politik sein).

Ich will hier nicht philosophieren. Und es wäre fast schon anmaßend, sich auf Persönlichkeiten wie Gandhi oder Martin Luther King Jr. zu beziehen. Aber ich kann gut verstehen, wenn Tausende auf die Straße gehen, um gegen eine verantwortungslose Politik zu protestieren. Ziviler Ungehorsam heißt das Stichwort und beinhaltet auch einen bewussten Verstoß gegen rechtliche Normen. Und wie anders als mit zivilen Ungehorsam können Bürger gegen politische Entscheidungen vorgehen, die zwar von einer mit Mehrheit gewählten Regierung verabschiedet, die aber nicht von einer Bevölkerungsmehrheit getragen werden.

Ziviler Ungehorsam ist per Definition mehr als Demonstration und Gesprächsrunde (die z.B. die Bundesumweltminister anbietet); es ist kalkulierte Regelverletzung symbolischen Charakters, die durch ihre Illegalität auf die Dringlichkeit des vertretenen Anliegens hinweisen soll. Ziel ist es, die Mehrheit durch Appelle an deren Gerechtigkeitssinn und die Einsichtsfähigkeit aufzurütteln. Und ziviler Ungehorsam richtet sich gegen „gesetzliches Unrecht“.

Das Problem ist nun aber die Frage, ob es sich z.B. bei den Laufzeitverlängerungen der Atomkraftwerke (AKW) um solches Unrecht handelt. Die Bundesregierung verneint diese und stempelt jede Aktion wie z.B. das so genannte „Castor-Schottern“ als kriminell ab. Illegal ist dieses so oder so. Ähnlich verhält es sich auch bei den Sitzblockaden. Die Polizei war nur so großmütig, die Blockierer ziehen zu lassen.

Der Ausstieg aus der Atomkraft war beschlossene Sache und wurde durch die neue schwarz-gelbe durch Laufzeitverlängerungen bestehender Atomkraftwerke ausgehebelt. Man versteht sie als Brückentechnologie. Das bedeutet, das weiterhin hochradioaktiver Atommüll anfällt, der in Zwischenlagern wie in Gorleben 40 Jahre lang abkühlen muss. Ein Endlager für diesen Müll ist weiterhin nicht vorhanden. Inzwischen hat sich die Mehrheit der deutschen Bürger gegen diese Weiternutzung gewandt. Über die Risiken der Atomkraft brauche ich mich hier wohl nicht weiter zu äußern. Viele sehen es so als unverantwortlich an, alte AKWs länger als nötig betreiben zu lassen. In meinem Augen kommt das einem „gesetzlichen Unrecht“ gleich.

Die weitere Frage ist, mit welchen Mitteln, Aktionen usw. der zivile Ungehorsam durchzuführen ist. Ich will hier nicht zum Aufruhr aufrufen, obwohl mir manchmal danach zu Mute ist. Henry David Thoreau, der den Begriff prägte, protestierte u.a. gegen die Sklavenhaltung, indem er keine Steuern mehr bezahlte. Ähnlich könnte auch bei uns gegen die weitere Nutzung von Atomstrom vorgegangen werden. Eine erste und zudem völlig legale Maßnahme wäre es, den Stromanbieter zu wechseln (weg von den Energieriesen wie Eon und RWE) bzw. auf Öko-Strom umzusteigen. Das kann natürlich nicht genügen.

Um was es mir eigentlich geht: Jeder sollte sich fragen, ob er zum Vieh gehört, das man am Wahltag zur Urne schleifen kann, um es dann abzuschlachten, oder ob es Sinn macht, gegen Entscheidungen anzugehen, die unsere Zukunft und die unserer Kinder betreffen. Die Politik muss endlich begreifen, dass sie bei Themen wie Stuttgart21 und AKW-Laufzeitverlängerungen nicht am Bürger vorbei entscheiden kann.

Und: Wer den Bürgerwillen wohlweislich ignoriert, dem sollte nicht nur die politische Rechnung (Abwahl) vorgelegt bekommen, sondern der sollte auch auf andere Weise zur Verantwortung gezogen werden können. Wie das aussehen könnte, will ich hier offen lassen.

Maddy Prior: Woman In The Wings (1978)

In letzter Zeit habe ich mich mit den Jethro Tull Side Projects, gewissermaßen mit den Seitenlinien der Gruppe, beschäftigt (John Glascock (1951-1979), BassistZinc (Eddie Jobson): The Green Album). Maddy Prior, bekannt geworden durch die Folkrockgruppe Steeleye Span und durch Soloprojekte, gehört zwar nicht unmittelbar dazu, da sie nie für Jethro Tull, aber mit Bandmitgliedern gearbeitet hat.

Maddy Prior haben wir in diesem Blog vor längerer Zeit bereits einmal kurz kennen gelernt: Schottisches Märchen: Thomas der Reimer. Das Lied wurde Mitte der 70-er Jahre (1974) von der Folkrock-Band Steeleye Span (Maddy Prior: vocals; Peter Knight: violin, vocals; Tim Hart: acoustic guitar, vocals; Robert Johnson: electric guitar; Rick Kemp: bass, vocals; Nigel Pegrum: drums, recorder) auf deren LP “Now We Are Six” veröffentlicht. Es wurde in den Morgan Studios bei London aufgenommen. Ian Anderson von Jethro Tull zeichnete dabei als beratener Produzent und mischte auch den Ton ab.


Thomas The Rhymer / Steeleye Span

Aber es sollte nicht die letzte Zusammenarbeit von Maddy Prior und Ian Anderson bleiben. Maddy Priors erstes Soloalbum aus dem Jahre 1978 Woman in the Wings wurde dabei nicht nur unter der Mithilfe von Ian Anderson, sondern auch noch mit der weiterer Mitglieder von Jethro Tull erstellt. Die Herren Ian Anderson, David Palmer und Robin Black produzierten es für Salamander and Son Music Ltd., technischer Aufnahmeleiter war Robin Black im Maison Rouge – alles Hausmarken von Ian Anderson.

Hier erst einmal die Line-up und Setlist des Soloalbums von Maddy Prior – Woman in the Wings (1978):

Maddy Prior, vocals;
Andy Roberts, guitar [1, 2, 4, 5, 7, 9, 10, 11];
Barriemore Barlow, drums [1, 2, 4, 7, 8, 9, 10];
John Glascock, bass [1, 7, 9, 10];
David Palmer, keyboards [1, 3];
David Olney, bass [2, 4, 5, 8, 11];
Martin Barre, guitar solo [2];
Barry Booth, piano [2, 11];
Ian Anderson, flute [4];
John Halsey, drums [4, 5, 11];
Bob Gill, guitar [8];
Shona Anderson, Cherry Gillespie, backing vocals [10]

Arrangements by David Palmer;
Leader of Strings: Patrick Halling;
Leader of Brass: Don Morgan

1. Woman in the Wings (5.21)
2. Cold Flame (3.41)
3. Mother and Child (1.56)
4. Gutter Geese (3.33)
5. Rollercoaster (3.47)
6. Deep Water (2.19)
7. Long Shadows (3.36)
8. I Told You So (2.34)
9. Rosettes (3.32)
10. Catseyes (2.48)
11. Baggy Pants (2.57

Wer richtig hingeguckt hat, wird sich sicherlich über den Namen Shona Anderson wundern. Ja, es ist die Ehefrau von Ian Anderson und sie hat tatsächlich bei den so genannten Backing Vocals eines Liedes (Catseyes – siehe das letzte Video unten) mitgewirkt.

Shona Jacqueline Learoyd ist die zweite Ehefrau von Ian Anderson und mit diesem seit 1976 verheiratet. Beide haben zwei Kinder: James Duncan (hat als Schlagzeuger bei seinem Vater bei einigen Studioaufnahmen und auch bei Konzertauftritten ausgeholfen) und Gael (diese ist in der Filmbranche tätig und mit dem Schauspieler Andrew Lincoln verheiratet) – siehe auch meinen Beitrag: Ian Anderson privat.

Shona ist z.B. auch die „Jack-A-Lynn“ des gleichnamigen Lieder (siehe: Jethro Tull: Mother Goose/Jack-A-Lynn (7/131991)). Eine Abbildung von Shona Anderson finden wir auf der Rückseite des Covers zu „War Child“ (sie ist die Ring-Mistress mit dem schwarzen Zylinder auf dem Kopf). Außerdem stammt von ihr das Foto der Gruppe auf der Rückseite des Heavy Horses-Album. Heute arbeitet sie in der Verwaltung rund um die Gruppe.

Aber zurück zum Soloalbum von Maddy Prior. Es ist ein schönes Folkrockalbum mit einigen sehr schönen Liedern. Natürlich ist Maddy Prior keine Kate Bush, mit der Zeit wirkt ihre Stimme doch etwas ‚eintönig’. Bei dem Album sind vor allem auch die Arrangements von David Palmer erwähnenswert, der ja auch für Jethro Tull in dieser Richtung einigen interessanten Einfluss musikalischer Art genommen hat. Hier zunächst das Lied, zu dem Martin Barre, der Gitarrist von Jethro Tull, ein Solo beisteuert:


COLD FLAME (Maddy Prior & Martin Barre)

Und bei diesem Lied hat der Maestro Ian Anderson kurz einmal seine Flöte herausgeholt, um dem Lied mit seinen Flötentönen beizuspringen:


GUTTER GEESE (Maddy Prior & Ian Anderson)

Zuletzt das bereits angesprochene Lied, bei dem Shona Anderson als Begleitsängerin fungiert. Es klingt nach Karibik und fällt so etwas aus dem Rahmen dieses Albums:


Maddy Prior: Catseyes (1978)

Verblendung

Stieg Larssons Roman „Verblendung“ war 2008 das bestverkaufte Buch der EU, der Autor selbst avancierte zum weltweit zweitmeistgelesenen Autor. Doch der Journalist und Forscher im Bereich Rechtsradikalismus erlebte diesen Erfolg nicht mehr. Larsson starb am 9. November 2004 im Alter von nur 50 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. Zu diesem Zeitpunkt waren drei von zehn geplanten Büchern über den aufrechten Wirtschaftsjournalisten Mikael Blomkvist vollständig fertiggestellt, zu drei weiteren gibt es Exposés und Manuskripte.

Verblendung ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Stieg Larsson und der erste Teil der Millennium Trilogie (Verblendung – Verdammnis – Vergebung). Regie führte der Däne Niels Arden Oplev.

Vor mehr als 40 Jahren verschwand die junge Harriet spurlos vom jährlichen Treffen der Industriellenfamilie Vanger. Die Umstände lassen nur einen Schluss zu: Mord! Und noch schlimmer: Der Täter muss aus der eigenen Familie stammen. Henrik Vanger (Sven-Bertil Taube) quält das Schicksal seiner Lieblingsnichte noch heute, zumal er zum Geburtstag stets eine getrocknete Blume bekommt – genau wie ihm Harriet einst eine schenkte. Mit 82 Jahren dem Lebensende nahe, unternimmt der Patriarch einen letzten Versuch, die Wahrheit ans Licht zu zerren. Er engagiert den Journalisten Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist), der nach einem Artikel über den Industriellen Wennerström (Stefan Sauk) gerade wegen Verleumdung zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wurde und vor dem beruflichen Aus steht, um für ihn auf Spurensuche zu gehen. In der Einsamkeit der verschneiten Insel Hedeby, auf der die Familie Vanger in aller Abgeschiedenheit lebt, macht sich Blomkvist an seine vermeintlich unlösbare Aufgabe. Doch dem hartnäckigen Journalisten gelingt das Unmögliche. Auf einem alten Foto entdeckt er einen Hinweis, außerdem lässt ihn eine mysteriöse Liste mit Namen und Nummern nicht mehr los. Da erhält er plötzliche und unerwartete Unterstützung von der Hackerin Lisbeth Salander (Noomi Rapace)…

aus: filmstarts.de

Die Adaption eines Romans für die Leinwand stellt Drehbuchautoren immer wieder vor die Frage, wie nah sie an der Vorlage bleiben sollen und wie frei sie mit ihr umgehen dürfen. Nikolaj Arcel und Rasmus Heisterberg halten sich weitestgehend an Larssons Roman und beschränken sich in erster Linie darauf, dessen Handlung in ein filmtaugliches Format zu bringen. Dazu sind natürlich auch einige Kürzungen und Vereinfachungen nötig. Zum Beispiel wird die erzählte Zeit einfach halbiert, die ersten Fortschritte macht Blomkvist im Film recht schnell und nicht erst – wie im Roman – nach einigen Monaten. Auch der private Hintergrund der Figuren wurde ein wenig vereinfach oder geändert. Blomkvist erlebt im Buch etwa immer wieder sexuelle Abenteuer, die im Film aber nur mit vorsichtigen Verweisen angedeutet werden. Nebenhandlungsstränge wie die Rettung der vor dem Bankrott stehenden Wirtschaftszeitung „Millennium“ oder die Auseinandersetzung mit dem Industriellen Wennerström werden weggelassen oder in nur wenigen Minuten schnell abgearbeitet. Um eine noch akzeptable Laufzeit zu erreichen, müssen mitunter eben Figuren zusammengelegt oder entfernt und Handlungsabläufe verändert werden. Deshalb findet auch die Zusammenkunft von Blomkvist und Salander in leicht abgeänderter Form statt. Am Kern des Buches rühren die Autoren hingegen nicht. „Verblendung“ ist nicht nur ein düsterer Thriller über grausame Verbrechen, sondern auch ein Film über die Beziehung eines ungleichen und höchst ungewöhnlichen Ermittlerduos. Schließlich waren es schon in Romanform diese beiden Charaktere, die den größten Reiz von „Verblendung“ ausmachten.

Die Film-DVD Verblendung habe ich schon seit Anfang des Jahres bei mir liegen. Erst jetzt habe ich mir den Film angeschaut (die beiden weiteren Filme sind inzwischen auch als DVD erhältlich), um mir alle drei Filme möglichst zeitnah zu betrachten.


Stieg Larsson – VERBLENDUNG – Trailer

Eindeutig im Mittelpunkt des Films Vergebung steht für mich die punkige Hackerin Lisbeth Salander (nicht umsonst heißt der englische Titel: The Girl with the Dragon Tattoo), die von Noomi Rapace kongenial dargestellt wird. Lisbeth ist eigentlich eine zierliche 24-jährige Frau, die wegen ihrer gewaltreichen Kindheit unter Vormundschaft steht. Sie hat einiges durchzustehen, aber ihr starker Charakter gibt ihr die Kraft, die Probleme auf ihre Weise zu lösen, wenn es manchmal auch eine Art von Selbstjustiz ist.

Der Originaltitel „Män som hatar kvinnor“ (wörtliche Übersetzung: Männer, die Frauen hassen) sagt etwas mehr über das Sujet des Films aus. Es geht um eine Vielzahl von Morden an Frauen. Das Motiv für diese Morde erinnert mich in modifizierter Form an den kleinen Kriminalroman von Friedrich Dürrenmatt: Der Verdacht. Es geht um Macht, die man über andere Menschen ausübt, um eine gottähnliche Macht über Leben und Tod. In diesem Film ist sie sexuell begründet und gegen Frauen gerichtet. Lisbeth Salander erscheint so als eine Racheengel.

Ich habe eine Vorliebe für gute Krimis. Es muss aber vor allem die Psychologie stimmen. In diesem Film stimmt diese besonders bei den beiden Hauptpersonen uneingeschränkt. Da nehme ich auch in Kauf, dass es einige logische Schwächen gibt. Ingesamt weist der Film eine ungemein dichte, düstere Atmosphäre auf. Die Landschaftsbilder tragen dazu bei. Aber es ist nichts für schwache Nerven. Die manchmal äußerst grausamen Bilder (FSK 16) sind allerdings nicht Selbstzweck, sondern verdeutlichen nur, welche Bestie in manchen Menschen steckt. Allein dieses Wissen ist Schrecken genug.

Der Film kommt vor allem ohne jene große Action aus, die viele amerikanische Filme dieser Art prägen. Von daher halte ich es jetzt schon für überflüssig, wenn die Millennium-Trilogie noch einmal (beginnend mit The Girl with the Dragon Tattoo/Verblendung) mit Rooney Mara als Lisbeth Salander und Möchtegern-007 Daniel Craig als Mikael Blomkvist in amerikanischer Produktion verfilmt wird (Regie: David Fincher, u.a. Der seltsame Fall des Benjamin Button).

Wenn mir eines am Film vielleicht nicht gefallen hat, dann das Ende. Da sehen wir Lisbeth Salander, schick gekleidet, wie sie das Konto des kriminellen Unternehmers Wennerström auf den Kaimaninseln plündert. Das mag als eine Art Gag gelten, ist mir dann aber schon wieder etwas zu ‚amerikanisch’.

Der Witzableiter (21): Die Lust an der Angst

Fortsetzung von: (20): Die Angst vor der Lust

In der Kolumne „Der Witzableiter“ von Eike Christian Hirsch, die 1984 im ZEITmagazin erschien, geht es heute um makabre Witze – und damit um die Lust an der Angst. Herr Hirsch kannte da noch keine Schlitzerfilme, wie sie heute im Programm stehen. Was hätte er dazu wohl geäußert?

Das Buch zur Kolumne: Eike Christian Hirsch – Der Witzableiter: Oder Schule des Lachens

Schwere Panne bei den Außenaufnahmen zu einem Western. Aus Versehen wurde ein Revolver verwendet, der scharf geladen war. Der Hauptdarsteller sinkt tödlich getroffen zu Boden. Da springt der Regisseur auf und schimpft: „Stopp, stopp! Charly, laß dich doch nicht einfach umkippen wie ein Sack Hafer.“

Witze, das weiß man, treiben mit Entsetzen Scherz. Sie machen uns Angst und Lust zugleich. Das letzte Mal hatten wir ja nur die harmlose Angst vor Strafe am Wickel. Bei den grausamen und gruseligen Witzen aber steht auch unser eigener Tod zur Debatte. Fragt sich nur, warum wir ihn zum Thema machen.

Zwei Patienten beschweren sich bei der Nachtschwester, daß ihr dritter Mitpatient so entsetzlich röchelt. Sie machen den Vorschlag, den Schwerkranken ins Sterbezimmer zu verlegen. Da lächelt die Nachtschwester etwas verwirrt und sagt: „Aber, meine Herren, das ist doch das Sterbezimmer.“

Wie der Witz das Kunststück fertig bringt, ein angstbesetztes Thema zum Lustspiel zu machen, ist nach wie vor ein Rätsel. Vielleicht liegt es an der Freude, die wir empfinden, wenn wir bemerken, daß der Schreck doch harmlos war, die Angst nachläßt. „Tut mir leid“, sagt der Chirurg, „aber ich muß Ihnen beide Beine abnehmen.“ „Herr Doktor, wenn Sie das tun, setze ich nie wieder einen Fuß über Ihre Schwelle!“

Das ist es wohl: Scherze erleichtern uns, die Befangenheit abzuschütteln. Man sagt von jungen Medizinstudenten, sie machten sich im Seziersaal über die Leichen lustig, um das Gruseln zu vertreiben. Solch ein Lachen ist wie das Pfeifen im dunklen Wald. Aus dem gleichen Grunde lachen Kinder manchmal über eine Behinderung, die sie erschreckt. Der holländischer Soziologe Anton Zijderveld kommt in seinem Buch über den Humor auch auf den makabren Witz zu sprechen und erzählt diesen:

Ein Mann, der gerade Vater geworden ist, hört vom Arzt, daß nicht alles nach Wunsch verlaufen sei. Der Vater will sofort sein Kind sehen und wird in eine Sonderabteilung gebracht. Dort haben die Neugeborenen alle schwere Behinderungen, aber keins davon ist sein Kind. Auch nicht das Baby ohne Gliedmaßen. Das nächste Bett beherbergt nur einen Kopf. Der Doktor teilt mit, auch das sei nicht sein Kind, und führt ihn zum letzten Bettchen. „Hier ist es“, sagt er. Der Vater sieht nur ein Auge, das ihn anstarrt. Er gibt sich einen Ruck, beugt sich über das Bettchen, winkt mit den Armen und sagt: „Tralalalala!“ „Das hat keinen Sinn“, sagt der Arzt, „Ihr Kind ist blind.“

Dieser Witz verletze „einige fundamentale Tabus“, meint der Soziologe Zijderveld; aber er entschuldigt Leute, die so etwas erzählen, mit den Worten: „Wenn wir wirklich grausam wären, würden uns Gruselwitze wahrscheinlich kaum ansprechen.“ Man könnte hinzufügen: Gerade wer Angst vor Grausamkeiten hat, will sich mit solchen Geschichten an die Angst gewöhnen. Etwa mit diesem Beispiel: „Mutti, wann gibt’s mal wieder Zunge zu Mittag?“ „Hng, hngg, hngg!“

Witzableiter (21)

Daß man seine Angst genießen kann, ist uns allen aus Krimis und Gruselfilmen geläufig. Der „Angstlust“, etwa bei Achterbahnfahrten, hat der Psychoanalytiker Michael Balint sogar eine eigene Untersuchung gewidmet. Solche Angstpartien gäben Gelegenheit, ein Trauma „in erträglichem Ausmaß zu wiederholen“, schreibt Balint. Eben, „erträglich“ muß die Dosierung der Angst sein, das ist die Quelle der Lust.

Ein Passagier zu seinem Nachbarn: „Haben Sie das gelesen? Die Zeitung berichtet von einem weiteren Flugzeugunglück.“ „Ja, ich habe es gelesen. Wir stehen auf der Liste der Toten.“

In einer Diskussion über die „Lust an der Angst“ meinte der Psychoanalytiker Horst Eberhard Richter, es sei eben „entlastend“, wenn man eine Lage aktiv herbeiführe, von der man, erlebt man sie passiv, überwältigt würde. Darum seien Schauergeschichten so beliebt.

In der gleichen Debatte erinnerte sich Konrad Lorenz sogar an reale Gefahren: „Meine Freude am Tauchen in Florida beruht zum Teil auf meiner entsetzlichen Angst vor Barracudas. Es ist wunderschön, mit ihnen zu spielen. Wann werden sie böse, wie weit darf ich hin?“ Wir anderen Sterblichen begnügen uns damit, die Existenzangst im Witz anklingen zu lassen. Auch wir wahren dabei die Fluchtdistanz.

Im Krankenhaus sagt der Elektriker zum Patienten, der in der Eisernen Lunge liegt: „Atmen Sie bitte tief durch, ich muß mal für zehn Minuten den Strom abstellen.“

Ich glaube, dieser kleine Schrecken, diese Existenzangst ist lustvoll, weil wir nur betroffen, aber nicht wirklich getroffen sind. Wir spüren das gleiche wohlige Kribbeln, das angenehme Grauen wie im Fernsehsessel. Eine Art Verhaltenstherapie, eine dosierte Impfung. Mehr nicht.

Der Schwerverbrecher Joe aus dem Zentralgefängnis von Illinois darf mit seinem Anwalt telefonieren. „Hören Sie, Boß, hier geht was Komisches vor“, sagt er, „heute früh haben sie mir die Hosenbeine an der Seite aufgeschnitten und die Rockärmel an den Handgelenken auch. Was hat das zu bedeuten?“ „Danke, ich verstehe schon, mein Guter“, sagt der Anwalt. „Da kann ich Ihnen nur den Rat geben: Wenn man Ihnen morgen einen Stuhl anbietet, bleiben Sie stehen!“

Eike Christian Hirsch – Der Witzableiter (Kolumne in 25 Teilen)
aus: ZEITmagazin – Nr. 48/1984

[Fortsetzung folgt]