Archiv für den Monat: August 2012

Urlaub 2012: Morgenrot

Bevor es am Samstag auf nach Büsum zu einem Abstecher an die Nordsee ging, zeigte sich der Himmel am frühen Morgen so gegen 6 Uhr in Schäfchenwolken mit einem zarten Morgenrot. Morgenrot ist eigentlich ein Schlechtwetterbot’; aber an diesem Samstag wurde es heiß. Und der gestrige Sonntag wurde zum heißesten Tag des Jahres mit selbst bei uns über 35 ° C. Dass es dann abends rumorte und ein kurzer Regenschauer herunterkam, ist dann nicht verwunderlich, da die Strömung heißer Wüstenluft aus der Sahara durch einen kühlen Windstrom vom Atlantik her abgelöst wurde. Auch heute soll es noch über 30 ° C heiß werden, dann aber endlich wieder erträglich kühler.

Morgenrot 18. August 2012 in Tostedt

Vom dem Abstecher nach Büsum in den nächsten Tagen etwas mehr.

Urlaub 2012: Auf nach Büsum

Großmuttern (so sagt man hier in Norddeutschland – mit –n am Schluss) hat uns zu einer Busfahrt nach Büsum eingeladen. So geht es also mit einer Rentnergang an die Nordsee. Bereits Anfang der 80-er Jahre habe ich mit einem Kumpel die Gegend dort unsicher gemacht, d.h. von Bremerhaven kommend haben wir bei Wischhafen mit der Fähre nach Glückstadt über die Elbe uns setzen lassen und sind dann weiter bis Friedrichskoog geradelt. Irgendwo auf dem Weg dorthin haben wir in einem kleinen Ort sehr gut und preiswert gegessen – und uns natürlich ein oder zwei Dithmarscher Pilsener vom Fass gegönnt. Büsum haben wir damals links liegengelassen und sind weiter zur Insel Fehmarn geradelt. Damals hatten wir ein ‚Bombenwetter’, auf dem Rückweg erreichte das Quecksilber sogar die 40 Grad-Marke. Auch an diesem Wochenende soll es ja deutlich über 30 ° C heiß werden.

Ja die Region hier zwischen Nordsee, Eider, Elbe und Nord-Ostsee-Kanal nennt sich Dithmarschen (wie das Bier – oder besser: das Bier heißt nach dieser Region). Und Dithmarschen ist Kohlland. Was hier besonders an Weißkohl angebaut wird, dürfte in vielen Küchen Deutschlands z.B. als Sauerkraut auf den Tisch kommen.

Auf einer anderen Radtour Ende der 70-er Jahre bin ich übrigens auch einmal bis Husum gekommen, was noch etwas nördlicher liegt. Husum liegt in Nordfriedland und ist bekannt durch Theodor Storm und besonders durch den Schimmelreiter. Die Gegend ist zwar flach wie eine Flunder, aber bei stark böigen Winden ist es trotzdem nicht immer angenehm hier Rad zu fahren – ich weiß nicht wie es kommt, aber eigentlich immer hat man Gegenwind, also den Wind von vorn.


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Friedrichskoog – Büsum – Husum

Also auf nach Büsum, der kleinen Hafenstadt an der Nordsee. Bekannt ist Büsum besonders durch seine Krabben. Neben Stadt, Strand und Meer freue ich mich natürlich besonders auf diese kleinen Tierchen, die hier besonders gut munden. Und ein Dithmarscher Pilsener dürfte es dann sicherlich auch dazu geben.

Romananfänge (5): Wenn ein Reisender in einer Winternacht

Du schickst dich an, den neuen Roman Wenn ein Reisender in einer Winternacht von Italo Calvino zu lesen. Entspanne dich. Sammle dich. Schieb jeden anderen Gedanken beiseite. Laß deine Umwelt im Ungewissen verschwimmen. Mach lieber die Tür zu, drüben läuft immer das Fernsehen. Sag es den anderen gleich: „Nein, ich will nicht fernsehen!“ Heb die Stimme, sonst hören sie’s nicht: „Ich lese! Ich will nicht gestört werden!“ Vielleicht haben sie’s nicht gehört bei all dem Krach; sag’s noch lauter, schrei: „Ich fang gerade an, den neuen Roman von Italo Calvino zu lesen!“ Oder sag’s auch nicht, wenn du nicht willst; hoffentlich lassen sie dich in Ruhe.

Das schreibt kein Kritiker, kein Freund, der mir viel Spaß beim Lesen wünscht. Nein, so beginnt eben dieser Roman Wenn ein Reisender in einer Winternacht von Italo Calvino aus dem Jahr 1979, auf Deutsch von Burkhart Kroeber 1983 erschienen (ich habe die Taschenbuchausgabe dtv 10516 – Deutscher Taschenbuch Verlag, München – Januar 1986). Ich habe kaum einen originelleren Roman gelesen wie diesen und habe ihn mir herausgeholt, um ihn auf der Leseliege liegend während meines jetzigen Urlaubs erneut zu lesen.

Willi und die Romananfänge

Der Roman beginnt auf einem Bahnhof, eine Lokomotive faucht, Kolbendampf zischt über den Anfang des Kapitels, Rauch verhüllt einen Teil des ersten Absatzes. In den Bahnhofsgeruch mischt sich ein Dunstschwaden aus dem Bahnhofscafé. Jemand schaut durch die beschlagenen Scheiben, öffnet die Glastür des Cafés, alles ist diesig, auch drinnen, wie mit kurzsichtigen oder von Kohlenstäubchen gereizten Augen gesehen. Die Buchseiten sind beschlagen wie die Fenster eines alten Zuges, der Rauch legt sich auf die Sätze. Es ist ein regnerischer Abend; der Mann betritt das Café, knöpft sich den feuchten Mantel auf, eine Wolke von Dampf umhüllt ihn, ein Pfiff ertönt über die Gleise, die vom Regen glänzen, so weit das Auge reicht.

So beginnt dann der ‚eigentliche’ Roman. Aber schon nach wenigen Seiten, als es spannend wird, bricht er ab – und bald schon erkennt der Leser, der vom Autoren mit „du“ abgesprochen wird, dass er die Hauptperson selbst zu sein scheint. Der Leser stolpert in eine Art literarische Spurensuche – und kreuzt die Wege einer (Mit-)Leserin namens Ludmilla. Am Ende meint es Calvino vielleicht doch etwas zu gut mit dem Leser, denn …

Leser und Leserin, nun seid ihr Mann und Frau. Ein großes Ehebett empfängt eure parallelen Lektüren. Ludmilla klappt ihr Buch zu, macht ihr Licht aus, legt ihren Kopf auf das Kissen, sagt: „Mach du auch aus. Bist du nicht lesemüde?“ Und du: „Einen Moment noch. Ich beende grad Wenn ein Reisender in einer Winternacht von Italo Calvino.“

Urlaub 2012: Blick von der Leseliege

Was soll man an einem Urlaubstag tun, den man zu Hause in den eigenen vier Wänden verbringt? Nun das Wetter ist angenehm, nicht zu heiß, gerade richtig und sonnig. So lassen sich die berühmten vier Wände gern und gut nach außen kehren: Balkonien oder wie in meinem Fall: Terrassien ist angesagt.

Aber morgens geht es erst einmal mit dem Rad in die Badeanstalt, ja jenes, dass der Bürgermeister zu gern für immer und ewig schließen wollte und für dessen Erhalt sich die Bürger mehrheitlich ausgesprochen haben (inzwischen hat sich auch der Samtgemeinderat einstimmig für den Erhalt ausgesprochen – Danke!) – und das keinen Eintritt kostet. So früh am Morgen kurz nach 8 Uhr ist noch wenig los. Und so können meine Frau und ich hier unbehindert unsere Bahnen ziehen. Dann schnell geduscht und mit den Fahrrad noch in den Ort, um die nötigsten Einkäufe zu erledigen. Erst dann wir ausgiebig gefrühstückt.

Und was sonst? So mitten in der Lüneburger Heide bieten sich Radtouren an – und manchmal geht es dann eben auch durch Schlick, Matsch und Lehm. Aber Ruhestunden sind ja auch erholsam. So auf der Liege mit einem guten Buch in der Hand. Damit jeder es sehen kann, wie der Blick ist, wenn ich aus dem Buch aufblickend gen Himmel schaue:

Blick von der Leseliege

Bei strahlend blauen Himmel hat dieser Blick schon etwas – die Perspektive ist eine besondere aus einem tiefgelegenen Standpunkt heraus in die Höhe. Nebenan steht der Kaffeepott mit einem Cappuccino. Und dazu dann eine spannende Geschichte, erst etwas von William Faulkner zur Jahreszeit passend (Licht im August), einen weiteren Kriminalroman von Friedrich Glauser (und noch einen) oder gewissermaßen als ‚Erfrischung’ Italo Calvinos Wenn ein Reisender in einer Winternacht (zu den Büchern später mehr).

So lässt es sich leben – und so lässt es sich Urlaub zu Hause verbringen.

London Calling (11): Bolt macht den Unterschied

Am Sonntag endeten die XXX. Olympischen Sommerspiele 2012 in London mit der Schlussfeier. Die nächsten ‚Spiele’ finden in vier Jahren in Rio de Janeiro statt. Sowohl aus organisatorischer wie aus sportlicher Sicht waren die Spiele in London ein großer Erfolg. Lediglich die Londoner U-Bahn (Underground oder Tube wie die Engländer sagen) hatte ihre Probleme.

Auch die deutsche Mannschaft kann mit den erbrachten Leistungen zufrieden sein. Einige größere Enttäuschungen (Schwimmen, Sportschießen) wurden durch überraschende Medaillengewinne ‚ausgeglichen’. Am Samstag gab es noch einmal Gold für die Hockeyherren und Silber für Sabine Spitz im Cross Country der Mountainbiker.

    Olympia London 2012

Einer der Höhepunkte waren die Läufe des Usain Bolt, dem schnellsten Menschen aller Zeiten. Im 4×100 m-Staffelrennen siegten die Jamaikaner mit Bolt als Schlussläufer in neuer Weltrekordzeit von 36:85 Sek.; bedenkt man dabei die ‚Sicherheitswechsel’ der Läufer, dann sieht man, dass noch reichlich Potential für eine Steigerung dieser Rekordzeit vorhanden ist. Bis zum letzten Wechsel konnten die US-amerikanischen Läufer mithalten, dann setzte sich Usain Bolt aber unnachahmlich an die Spitze: Bolt macht eben den Unterschied aus.

Skandale hielten sich in Grenzen, Fehlentscheidungen auch. Allerdings hat das IOC der Kugelstoß-Olympiasiegerin Nadeschda Ostaptschuk aus Weißrussland wegen Dopings die Goldmedaille aberkannt. Die 31-Jährige sei während der Spiele in London bei zwei Proben positiv auf das anabole Steroid Methenolon getestet worden.

Was Doping anbelangt stehen die Gewichtheber weiter im Fokus. Dort ‚regiert’ seit fast 40 Jahren der Ungar Tamas Ajan an der internationalen Verbandsspitze, den man auch gern den Pillen-King nennt und der einige Euro, die der Verband der Gewichtheber bekommen hat, in seine eigenen Taschen verschwinden ließ. Vielleicht sollte man das Gewichtheben aus dem olympischen Programm streichen. Andere Sportarten würden gern die Lücke schließen.

Hier noch einmal die Ausbeute der deutschen Mannschaft in einer Übersicht

Urlaub 2012: Mediterraner Abstecher

Urlaubsreisen sind auch immer kulinarische Reisen. Wer andere Gegenden und Länder besucht, sollte auch immer einen Abstecher in die jeweilige Küche wagen. Manches mag gewöhnungsbedürftig sein – aber meist schmeckt es ausgesprochen lecker. Wer z.B. nach Schottland fährt und dort das oft verpönte britische Frühstück aufgetragen bekommt, sollte neben Porridge auch Haggis probieren. Als ich mit meiner Familie 2005 in Inverness in einer Bed & Breakfast-Unterkunft verweilte, hat mir diese meist aus Innereien bestehende schottische Spezialität dank der scharfen Pfefferwürze sehr gut geschmeckt.

Aber auch wenn man den größten Teil seines Urlaubs in den eigenen vier Wänden, auf Balkonien oder Terrassien verbringt, kann man sich die Sonne und die Küche z.B. des Mittelmeeres nach Hause holen.

Wie gut, dass wir einen jungen Kochkünstler unter unserem Dach wohnen haben. Der jüngere meiner Söhne, 18 Jahre alt, zeigt großes Interesse am Kochen – und beherrscht dieses Metier inzwischen immer besser. Er hat zum Kochen einfach das richtige ‚Feeling’. So kredenzte er uns in diesen Tagen ein wirklich erstaunliches Ratatouille aus Auberginen, Zwiebeln, Zucchini, Tomaten, Paprika und Knoblauch – kurz angebraten und dann leicht geschmort, dass ähnliches Wohnbehagen bei uns hervorrief wie beim Restauranttester in dem gleichnamigen Trickfilm. Da können wir alle gut und gern auf ein Stück Fleisch verzichten.

Basilikum (teilweise vollständig gerupft) & Petersilie

Immer wieder lecker ist auch das Pesto meines Sohnes. Freitag ist bei uns Spaghettitag. Und es müssen nicht immer Soßen auf Tomatenbasis sein, obwohl ich Tomaten liebe (wenn sie schmecken). So ein grünes Pesto (Pesto alla genovese) aus viel frischem Basilikum (pro Person sollte man schon bis zu einem Topf dieses herrlich ‚königlichen’ Krautes verwenden) ist einfach unbeschreiblich schmackhaft.

Und Freitag ist bei uns im Ort auch Wochenmarkt. Da gibt es einen Stand, der mit allerlei mediterranen Köstlichkeiten aufwartet. Das beginnt mit mancherlei Brot (Kräuterbrot oder angereichert mit getrockneten Tomaten) und endet längst nicht bei Antipasti und selbstgefertigten Frischkäsezubereitungen mit vielerlei Zutaten wir Basilikum, Peperoni, Aubergine usw.

Dazu mundet ein wohltemperierter trockener Rotwein (ein gepflegtes Bier tut es aber auch) – und schon scheint die Sonne … und beste Urlaubsstimmung kommt auch in den eigenen vier Wänden auf.

London Calling (10): Churchills späte Rache

Es ist nichts Neues, wenn Schieds- oder Kampfrichter falsch entscheiden. Im Fußball sind manche Spiele durch Fehlentscheidungen von Schiedsrichtern entschieden worden. Das bekannteste Beispiel ist das Wembley-Tor von 1966 im Endspiel der Fußballweltmeisterschaft. Daher haben viele Sportarten den Videobeweis eingeführt.

Auch bei den Olympischen Sommerspiele 2012 in London haben Schieds- und Kampfrichter die eine oder andere Fehlentscheidung getroffen – gottlob wurden viele schnell korrigiert oder waren am Ende nicht entscheidend über die Platzierung.

Heute sind viele Sportarten ohne elektronische Zeit- und Weitenmessung nicht denkbar. Bekanntlich kann aber auch Technik versagen. So geschehen gestern beim Hammerwurf der Frauen, als im 5. Versuch die deutsche Hammerwerferin Betty Heidler den Fernsehbildern zu Folge weit über die 75 m-Marke geworfen hatte, die Anzeige nach vielem Hin und Her aber nur eine Weite von 72,34 m anzeigte: Fehler in der elektronischen Weitenmessung. Na toll! Und was nun? Das Reglement sieht in einem solchen Fall eine Wiederholung des Versuchs vor. Das kann es aber doch nicht sein, oder? 1968 bei der Olympiade in Mexiko Stadt sprang der Amerikaner Bob Beamon die damals nicht für möglich gehaltene Weite von 8,90 m. Die damals benutzten Hilfsmittel zur Weitenmessung konnten diesen Sprung nicht mehr erfassen. Was half war ein Maßband. Man stelle sich vor, dieser „Sprung ins 21. Jahrhundert“ hätte nicht gezählt und Beamon hätte dafür ein weiteres Mal springen dürfen … Es dauerte dann über eine halbe Stunde, bis auch die Kampfrichter in London das gute altbewährte Maßband hervorholten. Bei der Nachmessung mit einem Maßband stellte sich heraus, dass Heidlers Wurf bei 77,12 m gelandet: Bronzemedaille!

Hammerwerferin Betty Heidlers Kampf mit den Kampfrichtern

Dass Kampfrichter auch in anderen Fällen (trotz Elektronik) Fehler begehen, zeigte sich z.B. im Fall der Siebenkämpferin Lilli Schwarzkopf. Ähnlich wie im Fall von Montezumas Rache, benannt nach dem Herrscher über das Reich der Azteken von 1502 bis zu seinem Tod 1520, der gegen die weißen Eroberer einen Fluch ausgesprochen haben soll, die sich heute als Durchfallerkrankung noch ‚erhalten’ haben soll, scheint es eine verspätete Rache des Winston Churchill zu sein, die die Kampfrichter deutsche Sportler zu benachteiligen trachtet.

    Olympia London 2012

Was übrigens die fehlerhafte Elektronik betrifft, so munkelt man in London, dass z.B. die Schutzwesten beim Taekwando, die signalisieren, ob ein Kick (Treffer) gelandet wurde, unterschiedlich reagieren sollen. Mancher Treffer war nach meiner Meinung einen Punkt wert, wurde aber nicht angezeigt.

Nun gestern gab es neben Bronze durch Betty Heidler auch noch Silber (Björn Otto) und Bronze (Raphael Holzdeppe) im Stabhochsprung der Männer nach einem wirklich spannenden Endkampf. Und Bronze verdiente sich dann noch Helena Fromm im bereits angesprochenem Taekwando der Frauen bis 67 kg. Thomas Lurz war es dann, der auf der Schwimm-Marathon-Strecke von 10 km Silber gewann und damit die Schwimmer wenigstens vor einer vollständigen Blamage bewahrte.

Übrigens: Wirklich witzig finde ich, wie ein kleiner Geschäftsmann die unsäglichen Marken- oder Namensrechtsansprüche ausgehebelt hat, die im Zusammenhang mit der Olympiade in London bestehen. Er kreierte quadratische Ringe und betitelte die Spiele als Lodnon 2102 Oimplycs. Die T-Shirts haben sich zu einem echten Renner gemausert.

Heute und morgen noch, dann sich auch diese 30. Olympischen Spiele Geschichte. Einige Medaillenhoffnungen gibt es ja noch für das deutsche Team, u.a. kämpfen die deutschen Hockey-Herren heute Abend ab 21 Uhr um Gold. Also Däumchen drücken!

Urlaub 2012: Durch Schlick, Matsch und Lehm

Diesen Sommer mache ich Urlaub größten Teils zu Hause. Schließlich wohne ich in einer Gegend, in der andere für viel Geld Urlaub machen, um sich zu erholen: die Lüneburger Heide. Ich brauche zu Fuß oder mit dem Fahrrad nur wenige Kilometer aus meinem Wohnort Tostedt hinaus und bin schon in einer Landschaft, in der in diesen Tagen das Heidekraut zu blühen beginnt.

Natürlich gibt es besonders für die Feriengäste gedacht allerlei Lustbarkeiten zur Unterhaltung, die sich auch meist mit der Landschaft in Einklang bringen lassen. Neben Wildparks ist das der Barfußpark Egestorf.

Lageplan Barfußpark Egestorf

So habe ich mich mit meinen Lieben am Mittwoch aufgemacht und mir den „Park der Sinne“ – natürlich barfuß – erlaufen. Wir sind die lange Strecke mit 2,7 km gegangen.

Als Kind bin ich viel barfuß gelaufen. Heute ist das gerade für Erwachsene wenig obsolet. Warum eigentlich? Denn das Barfußlaufen ist weitaus gesünder als mit qualmenden Socken im festen Schuhwerk durch die Gegend zu latschen.

Nun der Barfußpark in Egestorf bringt einem nicht nur der Erde, sondern überhaupt der Natur wieder näher. Hier kann man seine Sinne neu spüren und die Reize der Natur in einer sehr schönen Anlage erleben. Und entgegen der Meinung, hier würde man seine Füße schinden, ist es am Ende eine Erholung für unsere gestressten Füße, auch wenn mancher Gang über Steine, Mulch, Rinde, Gras, Wasser, Erde, Kiesel, Sand, Lehm, Holz, Moor und sogar Glas zunächst beschwerlich erscheint. Aber er gibt auch Sinneseindrücke fürs Auge, Ohr, für die Nase und sogar für die Zunge (Kräutergarten).

Also ich und meine Familie können den Barfußpark nur empfehlen. Und da ich meine Videokamera dabei hatte, hier eine kleine Zusammenfassung unseres Rundgangs in laufenden Bildern:


Barfußpark Egestorf/Lüneburger Heide (08.08.2012)

London Calling (9): Der goldene 13. Tag

Es war ein goldene Tag für die deutschen Sportler dieser 13. Wettkampftag bei den Olympischen Sommerspiele 2012 in London. Die Kanuten erpaddelten sich im Zweier Canadier der Männer und im Zweiter Kajak der Frauen die 3. und 4. Goldmedaille in dieser Sportart. Und am Abend gewannen die deutschen Beachvolleyballer Julius Brink und Jonas Reckermann als erstes europäische Team Gold. Der Medaillensatz wurde dann noch durch Silber (Christina Obergföll) und Bronze (Linda Stahl) im Speerwurf der Frauen komplettiert.

    Olympia London 2012

Für morgen gibt es Medaillenchancen insbesondere durch den Freiwasser-Rekordweltmeister Thomas Lurz, der als als absolute Gold-Hoffnung in den Serpentine Lake steigt. Außerdem gehen unter anderem die Stabhochspringer Malte Mohr und Björn Otto sowie Hammerwerferin Betty Heidler auf Medaillenjagd.

Kritik kommt inzwischen vom Olympiasieger im Diskuswurf Robert Harting: „Wir vergleichen uns in der Wirtschaft mit sämtlichen Ländern, wir sind für den Euro immens wichtig und wir setzen politisch Maßstäbe. Warum sollen wir uns nur in der Sportförderung nicht mit anderen vergleichen dürfen?“, sagte der 27-Jährige: „Jeder redet über Geld, aber wenn Sportler es tun, bekommen sie einen übergezogen.“ Zudem schoss Harting auch gegen die Fernsehsender, die außer Fußball kaum noch Sport zeigen würden. „Sie setzen unsere sportliche Zukunft aufs Spiel“, sagte der Diskuswerfer. Sicherlich soll ansprechende Leistung auch finanziell gewürdigt werden. Schließlich opfern die Sportler fast ihre gesamt Zeit dem Training und der Vorbereitung auf Wettbewerbe. Aber die Leistung muss dann eben auch stimmen.

London Calling (8): Silbertag mit Goldrand

Gestern am 11. von 16 Wettkampftagen gab es wieder reichlich Silber bei den Olympischen Sommerspiele 2012 in London für das deutsche Team (nachdem es zuletzt am Sonntag lediglich Bronze im Fechten Florett der Männermannschaft gab): Zweimal Silber im Turnen der Männer durch Marcel Nguyen (Barren) und Fabian Hambüchen (Reck), Silber in der Mannschaft der Dressurreiter(innen) und Silber im Radfahren (Keirin) durch Maximilian Levy. Den Goldrand stiftete Robert Harting bei den Diskuswerfern der Männer, der nur knapp seiner Favoritenrolle gerecht wurde und viel Glück hatte, dass der Iraner Ehsan Hadadi bei seinem 5. Versuch auf die Umrandung des Ringes trat. Der wohl an diesem Tag weiteste Wurf war somit ungültig.

    Olympia London 2012

Heute gab es bis jetzt (16 Uhr MESZ) dann nach der bronzenen Medaille der Tischtennisherren einmal Gold (Einer Canadier durch Sebastian Brendel), einmal Silber durch den Vierer Kajak der Frauen und zweimal Bronze ebenfalls um Kanusprint durch Max Hoff (Einer Kajak) und dem Zweier Kajak.

Die bisherige Ausbeute der deutschen Mannschaft kann sich also durchaus sehen lassen, wenn wohl so viele Goldmedaillen wie vor vier Jahren in Peking insgesamt wohl nicht mehr erreicht werden dürften (bisher 7 statt 16 in Peking). Es gab einige Enttäuschungen (besonders durch die Schwimmer und Sportschützen, die ohne Medaillen blieben), aber auch viele angenehme Überraschungen gerade durch junge Sportler.

Mit Drang nach vorn

Es ist lange her, dass die Fußballbundesligamannschaft des SV Werder Bremen einen ‚Blumentopf’ gewonnen hat. Und wenn es auch nur eine etwas bessere Vase ist: Am Wochenende gewann Werder in Hamburg den Liga total!-Pokal und das gegen nicht Geringere als die Bayern aus München und den Double-Gewinner Borussia Dortmund.

Werder Bremen nach dem Gewinn des Liga total!-Pokals 2012
© Getty Images

Natürlich soll und kann man die beiden Siege, die jeweils erst im Elfmeterschießen erzielt wurden, nicht überbewerten. Es ging in beiden Spielen mit einer besseren B-Mannschaft gegen andere bessere B-Mannschaften. Aber eines war unverkennbar: In der neu aufgestellten Mannschaft der Bremer steckte viel Spiellaune. Der Wille, etwas zu erreichen, war kaum zu übersehen. Es machten den Jungs sichtlich Spaß, den Großen der Bundesliga ein Bein zu stellen. Was noch fehlt, dass ist der letzte Schliff.

Und da im Sturm aktuell nur die Leihgabe Nils Petersen (23) und der Youngster Niclas Füllkrug (19) zur Verfügung stehen, kündigt Manager Klaus Allofs an, die Mannschaft mit einem weiteren Stürmer verstärken zu wollen.

Werder hat am Wochenende gezeigt, dass die Mannschaft an eine alte Tugend anschließen möchte und ihr Heil im Spiel nach vorn sucht. Allerdings muss die Abwehr noch besser zu sich finden, denn es gab zu viele, teilweise sogar eklatante Fehler. Nach vorn hui, in der Abwehr pfui (auch das kennt man aus alten Tagen bestens)! Insgesamt machte der Auftritt der Bremer in Hamburg aber doch gute Laune – und man darf gespannt sein, wie der Saisonauftakt verlaufen wird.