Archiv für den Monat: August 2012

Italo Calvino: Der Nichtleser

    „Ich? Ich lese keine Bücher!“ erklärt Irnerio bündig.

    „Und was liest du dann?“

    „Gar nichts. Ich habe mich so ans Nichtlesen gewöhnt, daß ich nicht mal lese, was mir zufällig unter die Augen kommt. Das ist nicht leicht: Im zarten Kindesalter bringen sie einem das Lesen bei, und dann bleibt man das ganze Leben lang Sklave all des geschriebenen Zeugs, das sie einem ständig vor die Augen buttern. Na ja, auch ich mußte mich in der ersten Zeit schon ein bißchen anstrengen, bis ich nichtlesen konnte, aber inzwischen geht’s ganz von allein. Das Geheimnis ist, daß du nicht weggucken darfst, im Gegenteil, du mußt hinsehen auf die geschriebenen Wörter, du mußt so lange und intensiv hinschauen, bis sie verschwinden.“
    (Italo Calvino: Wenn ein Reisender in einer Winternacht, S. 59)

Es ist eine interessante Sache, die vom Nichtlesen, wie sie Italo Calvino in seinem Roman Wenn ein Reisender in einer Winternacht niedergeschrieben hat. Sind wir nicht Sklaven des Gelesenen? Können wir nicht auch ‚ohne’?

    Italo Calvino: Wenn ein Reisender in einer Winternacht

Zunächst drängt sich mir der Vergleich mit dem Schwimmen auf, einmal gelernt, kann man es nicht mehr verlernen. Ähnlich sollte es sich mit dem Lesen verhalten. Gut, man kann aus der Übung kommen. Aber selbst wer jahrelang im Kerker ohne Lektüre verbringt, dürfte beim Freikommen noch Lesen können.

Dann interessiert mich schon, warum wir eigentlich lesen. Ohne Lesen läuft ziemlich wenig. Das dürften Analphabeten am besten wissen. Statt des Lesens haben sie sich aber bestimmt andere Hilfen geschaffen, die ihnen das Lesen ersetzen (notfalls fragen sie nach). Lesen und Schreiben gehört zum täglichen Leben. Ich kann zwar darauf verzichten, die Zeitung zu lesen usw., aber spätestens beim Einkaufen möchte ich doch wissen, was etwas kostet (so dicke habe ich es nicht). Oder ich brauche nur das Umfeld meines Schreibtisches zu betrachten: Buchrücken mit Schrift, Notizen, der Bildschirm selbst …

Beim im Roman nur kurz auftretenden Irnerio, der eigentlich lesen kann, ist das Nichtlesen zunächst ein ganz bewusster Akt. Lässt man in seiner Konzentration, nicht zu lesen, nach, wird man unwillkürlich ‚lesen’. Irnerio schaut also ganz genau hin auf die geschriebenen Worte – und das immer mit dem Bewusstsein, nicht zu lesen. Kann man das überhaupt? Zunächst dürfte es einem schwer fallen, das Gelesene gewissermaßen zu ignorieren. Ähnlich dürfte es beim Denken sein. Ego cogito, ergo sum, meinte schon René Descartes: „Ich denke, also bin ich.“ Immerhin schaffe ich es, eine Zeitlang, wenn auch nicht zu lang, meinen Kopf abzuschalten und nicht zu denken. Aber auf Geschriebenes zu blicken und nicht zu lesen – irgendwie schaffe ich das nicht. Vielleicht kann ich meinen Kopf soweit ausschalten, dass ich nicht den Sinn des Geschriebenen verstehen. Aber es sind immer wieder einzelne Wörter, die sich in mein Bewusstsein einbrennen: Ego lego, ergo sum – „Ich lese, also bin ich“, hätte der gute René sagen sollen.

Calvions Irnerio muss also ein langes ‚Training’ hinter sich gebracht haben, um sein Nichtlesen zu perfektionieren. Ich kann zwar weggucken. Aber das ist es ja angeblich nicht. Also hinsehen und nichtlesen …. Hinsehen und nichtlesen … (Ins Wasser springen und nicht schwimmen …). Wer lässt sich so etwas einfallen: Italo Calvino in seinem Roman Wenn ein Reisender in einer Winternacht.

Übrigens es gibt einen Twitter-Account: Nichtlesen

Das Wort nichtlesen taucht natürlich nicht im Duden auf. Es gibt nur nicht lesen. Aber nicht lesen ist etwas anderes als nichtlesen … nur so am Rande!

Breivik und Wagner

Am vergangenem Freitag, den 24. August 2012, wurde Anders Behring Breivik vom Osloer Amtsgericht entgegen dem Antrag der Staatsanwaltschaft für zurechnungsfähig erklärt und wegen Mordes an 77 Menschen zu 21 Jahren Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Es ist ein Urteil, das der Attentäter von Oslo und Utøya gewollt hat. Breivik nahm den Urteilsspruch im Gerichtssaal mit einem Lächeln auf. Der Angeklagte selbst hatte sich im Prozess vehement dagegen gewehrt, für unzurechnungsfähig erklärt zu werden. Mit diesem Urteil fand das Verfahren mehr als ein Jahr nach Breiviks Anschlägen ein Ende.

    Anders Behring Breivik

Zum Fall Breivik habe ich mich an anderer Stelle etwas ausführlicher geäußert (Zurück zur Normalität?), besonders zur Frage der Schuldfähigkeit. Unabhängig davon, ob Breivik jetzt ins Gefängnis muss oder bei zugestandener Unzurechnungsfähigkeit in die Psychiatrie gekommen wäre, er gilt für nicht heilbar und wird vermutlich nie wieder frei kommen. Das Ende der Sicherungsverwahrung ist zwar nicht festgelegt, wird aber in regelmäßigem Abstand überprüft werden. Das Gericht kann sie verlängern, „wenn die zeitlich begrenzte Strafe zum Schutz der Gesellschaft nicht ausreicht“.

Im genannten Beitrag schrieb ich u.a. auch: „Der forensische Psychiater Norbert Leygraf sieht Parallelen zum Fall Ernst August Wagner, der erste Fall in der württembergischen Rechtsgeschichte, bei dem ein Prozess wegen Unzurechnungsfähigkeit eingestellt wurde.“ Danach hält Leygraf den Attentäter Breivik also für unzurechnungsfähig.

Zum Fall Ernst August Wagner: Am Abend des 4. September 1913 tötete der Hauptlehrer Ernst August Wagner seine Frau und seine vier Kinder mit einem Knüppel. Später erschoss er dann zwölf (anderen Quellen nach: neun) weitere Menschen. Dieser Wagner spielt in der Erzählung Klein und Wagner von Hermann Hesse eine nicht unbedeutende Rolle.

    Ernst August Wagner, 1934

Noch einmal zum Tathergang: Am Abend des 4. September 1913 tötete der damals als Lehrer tätige Ernst August Wagner in Degerloch seine Frau und seine vier Kinder mit einem Knüppel. Er begründete die Morde damit, er wolle seiner Familie die Folgen seiner geplanten Tat und die folgenden Schrecken ersparen. Danach fuhr er mit dem Fahrrad nach Stuttgart und von dort mit der Bahn weiter nach Mühlhausen bei Vaihingen an der Enz. Auf dem Weg nach Mühlhausen gab Wagner noch mehrere Briefe auf. Nachts zündete er vier Häuser an verschiedenen Stellen an und wartete, bis die Menschen vor den Flammen flüchteten. Er erschoss dann wahllos zwölf Menschen, acht weitere wurden schwer verletzt. Wagner wurde schließlich überwältigt und in Heilbronn inhaftiert. Bei den folgenden Ermittlungen stellte sich heraus, dass Wagner noch plante, seine Schwester und deren Familie umzubringen und schließlich das Schloss in Ludwigsburg niederzubrennen und sich dabei im Bett der Herzogin selbst zu verbrennen. (Quelle: de.wikipedia.org)

Ähnlich wie Breivik hatte Wagner seine Taten lange vorbereitet. Und wie Breivik schrieb er ein seitenlanges Pamphlet, nämlich eine 300 Seiten lange Autobiographie. Wagner erklärte darin u.a.:

„Überall aber täte eine Sanierung der Menschheit not. […] Nach meinem Beobachten und Ermessen müsste ein starkes Drittel dran glauben, ja, ich meine, wir hätten dann erst das Gröbste weg. Wir schiffen zu sehr in übelriechenden Niederungen und müssen jetzt endlich den Ballast abwerfen, um in reiner, gesunder Region zu schweben. Ich habe ein scharfes Auge für alles Kranke und Schwache, bestellt mich zum Exekutor und kein Kommabazillus soll durchschlupfen. 25 Millionen Deutsche nehme ich auf mein Gewissen […].“

Im Prozess in Heilbronn stellten die Gutachter den Verfolgungswahn von Wagner fest. Man beschrieb Wagner als einen ernsten, gramgebeugten, aber höflichen und gebildeten Mann. Aus den jahrelangen Untersuchungen schloss man, „dass Wagners unterdrückte Homosexualität, die er gleich nach der Tat offenbarte, zu dessen pathologischen Ekel vor der Welt geführt habe. Statt zum Tode verurteilt zu werden, wurde Wagner am 4. Februar 1914 in die Heilanstalt Winnenthal bei Winnenden [sic!] eingewiesen. Erstmals in der württembergischen Rechtsgeschichte wurde damit ein Prozess wegen Unzurechnungsfähigkeit eingestellt.“

Während Breivik als Motiv für die Anschläge angab, Norwegen gegen den Islam und den „Kulturmarxismus“ verteidigen zu wollen, begründete Ernst August Wagner seine Taten mit der „geschlechtlichen Unnatur“, gegen die er ankämpfte. Er bezichtigte sich dabei der Sodomie, verweigerte aber jegliche Aussage zum Wie und mit Wem (Homosexuelle Praktiken, Unzucht mit Tieren oder doch nur Masturbation?). Die psychiatrischen Gutachten dürften aus heutiger Sicht umstritten sein und wirken „wie eine unfreiwillige Parodie auf gewisse Auswüchse der Psychoanalyse“ der damaligen Zeit.

In diesem Zusammenhang verweise ich auf einen sehr interessanten Artikel von Hans Schmid, der nicht frei ist von ironischen Untertönen: Schwaben-Amok, oder auch: Ich bin Sodomit. Und auch Mühlhausen, der Stadt des Wagner’schen Amoklaufs, gedenkt der ‚Mordbrennerei’ vom 4. September 1913 mit vielen Bildern (und weiterführenden Links).

Die Grenze zwischen Fanatismus und Wahn ist in Fällen wie denen des Ernst August Wagner und des Anders Behring Breivik kaum auszuloten. Eine gerichtliche Entscheidung ist also kaum eindeutig zu treffen, muss aber getroffen werden. Ein Urteil muss her. Im Fall Breivik spielen dann vielleicht auch ‚politische’ Überlegungen bei der Urteilsfindung eine Rolle. Nicht unbedeutend ist dabei, wie die Angehörigen von Breiviks Opfers den Richterspruch aufnehmen. Diese wirkten zwar nach Urteilsverkündung mitgenommen, aber zufrieden. „Dass Breivik für zurechnungsfähig erklärt wurde, ermöglicht den Familien, mit dem Geschehenen abzuschließen“, sagte Frode Elgesem, ein Anwalt der Hinterbliebenen.

Italo Calvino: Wenn ein Reisender in einer Winternacht

Es ist wieder einige Tage her: Auf meiner Leseliege liegend bei Sonnenschein las ich erneut Italo Calvinos Wenn ein Reisender in einer Winternacht, einen ganz außergewöhnlichen Roman, den ich hier bereits einmal kurz vorgestellt habe (Romananfänge (5): Wenn ein Reisender …). Der Roman stammt aus dem Jahr 1979 und ist auf Deutsch in einer Übersetzung von Burkhart Kroeber 1983 erschienen (ich habe die Taschenbuchausgabe dtv 10516 – Deutscher Taschenbuch Verlag, München – Januar 1986).

„Wenn sich ein Lesender in dem Roman von Italo Calvino das Eigentumsrecht an dem neuen Roman von Italo Calvino erwirbt und nach Hause eilt, um in der bequemsten Lesehaltung – über die es allerdings unterschiedliche Ansichten gibt – darin zu lesen, muß er bald erleben, daß er auf den fälschlich eingebundenen Druckbogen eines polnischen Buches stößt. Damit nicht genug. Gerade als es spannend wird, denn die Ex-Frau des Doktors ist eine faszinierende Person, und der Kommissar behält den Reisenden in einer Winternacht im Auge, fängt die Handlung an, sich zu wiederholen. Bald findet sich eine (Mit-)Leserin Ludmilla, und ‚am Ende landen der Leser und Ludmilla in aller Welt und aller Welts-Geschichten verwickelt in den Schutzräumen (den Gummizellen?) einer Bibliothek, aus denen sie herauskatapultiert werden: ins Happy-End; die beiden heiraten. Und haben ihre schönste Katastrophe noch vor sich. Die Hochzeitsnacht. Anstatt das eine tun sie das andere: Sie lesen >Wenn ein Reisender in einer Winternacht< von Italo Calvino. Alles fängt von vorne an. In unaufhörlicher Lust. Lesen, ein Wahnsinn? Ein Witz.’ (Die Zeit)“
(aus dem Klappentext)

    Bin auf den Gedanken gekommen, einen Roman zu schreiben, der nur aus lauter Romananfängen besteht. Der Held könnte ein Leser sein, der ständig beim Lesen unterbrochen wird. (S. 237)

Diesen Gedanken, den Calvino einem seiner Protagonisten, einen Schriftsteller, unterschiebt, ist gewissermaßen das Motto dieses Buches.

    Italo Calvino: Wenn ein Reisender in einer Winternacht
    und schon legt sich über den Roman, den du lesen möchtest, ein Roman, den du möglicherweise leben könntest, die Fortsetzung deiner Geschichte [mit ihr] … (S. 39)

Man beachtet nach ‚lesen möchtest’ das ‚leben könntest’ – leben statt lesen. Aus dem Roman erhebt sich plötzlich der Leser, wird lebendig und Teil eines Romans. Eine faszinierende Idee, die sich natürlich nur lesend (dann leider doch nicht lebend) realisieren lässt, aber immerhin. Oder?

Wollt ihr beweisen, daß auch die Lebenden eine wortlose Sprache haben, mit der man nicht Bücher schreiben, sondern die man nur leben kann, Sekunde um Sekunde lebendig erleben, nicht aufzeichnen noch im Gedächtnis bewahren? Zuerst kommt diese wortlose Sprache der lebenden Körper – ist das der Grundgedanke […] – und dann erst kommen die Worte, mit denen man Bücher schreibt … (S. 85)

„Nicht in der dritten oder ersten Person, sondern konsequent in der Du-Form wird geschildert, wie der Leser das Buch in einer großen Buchhandlung kauft, es nach Hause trägt, es erwartungsvoll auspackt, aufschlägt, den Klappentext überfliegt und schließlich, nachdem er die bequemste Lesestellung gefunden und sich die nötige Ruhe verschafft hat („Mach lieber die Tür zu, drüben läuft immer das Fernsehen“), zu lesen beginnt.“ (Quelle: de.wikipedia.org).

Aber es gibt ja nicht nur den (männlichen) Leser, sondern auch die (weibliche) (Mit-)Leserin. Das Buch wird ja nicht nur von Männern gelesen:

Es ist an der Zeit, daß sich dieses Buch in der zweiten Person nicht mehr nur an ein unbestimmtes männliches Du wendet, […] sondern nun auch direkt an dich, die du seit dem zweiten Kapitel als notwendige Dritte Person auftrittst, damit der Roman ein Roman werden kann … [S. 168)

Italo Calvino beehrt uns in diesem Roman gleich mit zehn Romananfängen, die leider an ihrer jeweiligen Peripetie abbrechen. Manchen Leser wird das sicherlich nerven. „Stilistisch stellt jeder der zehn Romananfänge […] eine Parodie auf oder eher Hommage an eine bestimmte Schreibweise oder Autorengruppe des 20. Jahrhunderts dar – vom Nouveau Roman à la Robbe-Grillet bis zum russischen Revolutionsroman, von Kafka und Borges bis zum Pariser Gangsterkrimi, vom amerikanischen Campusroman bis zum Psychothriller, vom japanischen Liebesroman bis zum lateinamerikanischen magischen Realismus und zum Symbolismus eines Andrej Bely. So gesehen, bilden die zehn Romananfänge eine Art Querschnitt durch die moderne Literatur, ohne sich in jedem Fall einem bestimmten Stil oder Genre sicher zuordnen zu lassen.“ (Quelle: de.wikipedia.org).

Insgesamt ist der Roman ein Metaroman: Ein Roman in einem Roman in einem Roman usw. – das elfmal. Wer Romane mag, wird diesen Roman lieben (müssen).

„Dein Zuhause als Ort, wo du liest, kann uns nun sagen, welchen Platz die Bücher in deinem Leben haben: ob sie eine Schutzmauer sind, die du vor dir errichtest, um die Außenwelt fernzuhalten, ein Traum, in den du eintauchst wie in eine Droge, oder ob sie womöglich Brücken sind, die du nach draußen schlägst, hinaus in die Welt, die dich so interessiert, daß du ihre Dimensionen mit Hilfe der Bücher erweitern und vervielfachen willst.“ (S. 169)

„Ein brillantes Verwirrspiel um einen Lesenden und eine (Mit-)Leserin, die von einer Geschichte in neun andere geraten. ‚Prall und deftig, mit beiden Händen ins Leben gegriffen, saftig, detailreich, dicht dazu, voller versteckter und offener Bezüge, dabei raffiniert und hinterlistig, immer so erzählt, daß sich die Balken biegen’, schrieb W. Martin Lüdke im >Spiegel<“

Lucia und der Sex

Als die junge Kellnerin Lucía ihre große Liebe, den Autor Lorenzo, verliert, sucht sie auf einer Insel im Mittelmeer nach Spuren ihres Geliebten. Dort trifft sie auf Elena und Carlos, die auf der Insel Ruhe suchen. Lucía ahnt noch nicht, dass die Leben der beiden geheime Verbindungen zu Lorenzo aufweisen. Nach und nach taucht Lucía immer weiter in eine Welt zwischen Traum und Wirklichkeit, Sinnlichkeit und Begehren und kommt den Geheimnissen Lorenzos immer näher.

aus: filmstarts.de

Gewissermaßen als Kompensation zu dem Film Thor, Blockbuster dieser Art gehen mir langsam auf den Geist, habe ich mir den schon etwas älteren spanischen Film Lucía und der Sex (Original: Lucía y el sexo – 2001) angeschaut (als DVD Lucía und der Sex erhältlich). Der Film ist ein Drama von Regisseur Julio Médem. Für Paz Vega brachte ihre erste Hauptrolle den Durchbruch im Filmgeschäft, wenn sie auch mit Filmen wie Spanglish mit Adam Sandler im Hollywood’schen Mainstream eher baden ging.

    Lucía und der Sex

Apropos Baden: ‚Lucía und der Sex’ ‚besticht’ durch sehr explizite Sexszenen. Und so beginnt die eigentliche Handlung mit einer Sexszene im Wasser vor einer Insel in einer Vollmondnacht zwischen Lorenzo, dem Schriftsteller und einer Unbekannten, deren Namen wir aber bald erfahren: Elena. Beide bleiben sich zunächst unbekannt und wissen über den anderen nur, dass sie aus Valencia stammt und dort die beste Paella-Köchin der Stadt ist, er in Madrid lebt und gerade an diesem Tag seinen 25. Geburtstag hat.

Dann tritt Lucía auf den Plan: Sie hat Lorenzos ersten Roman gelesen und immer wieder lesen müssen. Und wie ein Stalker hat sie Lorenzo die letzte Zeit verfolgt, weiß, wo er wohnt, wo er sich mit Freunden trifft, wo er zum Essen geht. Sie gesteht es ihm ganz freimütig und bekundet dabei ihre große Liebe zu ihm. Er ist fasziniert von der jungen, attraktiven Frau. Und so ziehen sie bald zusammen.

Lucía und der Sex (Original mit englischen Untertiteln)

Das Techtelmechtel in der Vollmondnacht war nicht ohne Folgen. Elena gebiert eine Tochter namens Luna. Und trotz der wenigen Informationen, die Lorenzo und Elena von sich haben, erfährt Lorenzo über seinen Agenten Pepe, dass er Vater ist.

Nach einiger Zeit verändert Lorenzo sich, wird depressiv, schläft nicht mehr mit Lucía und leidet unter einer Schreibblockade. Der Grund hierfür ist folgender: Um seine Tochter zu sehen, setzt sich Lorenzo auf eine Gartenbank bei einem Spielplatz, den das Kindermädchen Belén (Elena Anaya) mit Luna aufzusuchen pflegt. An einem Abend, an dem Elena mit ihrem Partner ausgeht und das Kindermädchen auf Luna aufpassen soll, holt Belén Lorenzo ins Haus. Als die beiden übereinander herfallen, hören sie den durch den von Beléns Geruch wild gewordenen Hund. Dieser zerfleischt Luna und verletzt Belén schwer. (Mehr zum Inhalt siehe dieterwunderlich.de)

In mancher Kritik wird dem Film vorgeworfen, die Kombinationsfähigkeit und Aufmerksamkeit des Zuschauers reichlich zu strapazieren, die dann mit sehr expliziten Sexszenen zurückgewonnen werden soll. Sicherlich ist die Geschichte, die Julio Médem erzählt, sehr komplex und kunstvoll verschachtelt. Dabei erscheinen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion oft so verschwommen, sodass man sich als Zuschauer fragt, ob Lorenzo das Gesehene tatsächlich erlebt oder nur für einen Roman erdacht hat. Erst gegen Ende wird einem klar, dass Lorenzos neuer Roman sehr dicht bei der Wirklichkeit liegt, er das scheinbar Alltägliches nur ins Poetische und Rätselhafte erhöht hat. Überhaupt geht von dem Film eine eigenartige Poesie aus. Der gezeigte Sex verkommt nicht zur Pornografie, im Gegenteil ist er Teil einer besonderen Symbolik, die Julio Médems ganz eigenen, faszinierenden Stil offenbart.

Thor – der Film

„Mit Aufklärung, Säkularisierung und Moderne gleich die Götter für abgesetzt zu erklären, wäre nicht nur verfrüht, sondern schlichtweg ein Irrtum. Die Sehnsucht nach Übermenschlichem und die Lust am epischen Heldenmythos liegen im Herzen unserer Zivilisation.“ (Quelle: filmstarts.de)

Die Sehnsucht gebiert Superhelden und neue Götter. Neue Götter? Nein, da gab es vor langer Zeit Götter genug, die müssen nur neu aktiviert werden. Immer wieder beliebt ist dabei die nordische Mythologie mit ihren diversen Göttergeschlechtern. Und so kam Donnergott Thor zunächst als Comic-Figur und daraus resultierend als Filmheld daher und glänzt so nicht nur als Gott, sondern auch als auf die Erde verbannter Superheld:

Thor ist ein US-amerikanischer Action- und Science-Fiction-Spielfilm aus dem Jahr 2011, der als Comicverfilmung auf der Superhelden-Comicfigur Thor des Verlages Marvel basiert. Regie führte Kenneth Branagh.

„Göttersohn Thor (Chris Hemsworth) steht kurz davor, zum König Asgards gekrönt zu werden, doch Allvater Odin (Anthony Hopkins) kann die feierliche Zeremonie nicht beenden – Grimmige Frostriesen-Renegaten haben den Friedenspakt zwischen Asgard und dem eisigen Jotunheim gebrochen und sind in Odins Waffenkammer eingedrungen. Gegen den Willen seines Vaters reist der aufbrausende Thor mit seinem Bruder Loki (Tom Hiddleston) und einer Schar alter Kampfgefährten in die Heimat seiner Feinde und lässt den uralten Konflikt der Reiche damit erneut entflammen. Erzürnt verbannt Odin seinen Sohn ins unterentwickelte Midgard (die Bezeichnung der Götter für unsere Erde). Während Thor sich dort mit dem Forscher-Trio Jane (Natalie Portman), Erik (Stellan Skarsgard) und Darcy (Kat Dennings) anfreundet, fällt der gramgeplagte Allvater in einen verwunschenen Schlaf, sodass nun der diabolische Loki auf dem Thron Platz nimmt…“
(Quelle: filmstarts.de)

Dem nicht genug: Inzwischen wurde auch Captain America aus dem Marvel’schen Comickosmos verfilmt – und zusammen mit Iron Man, Thor, Hulk u.v.a. kämpft Captain America für den Erhalt unserer lieben Erde: The Avengers schließen sich nahtlos an den Film Thor an.


Thor (Natalie Portman, Kenneth Branagh) | Trailer deutsch HD

„Thor“ und „Captain America“ sind inzwischen als DVD bzw. Blu-ray erhältlich: Thor/Captain America

Den Film Thor habe ich mir am Wochenende mit meinem jüngeren Sohn angeschaut. Ohne meinen Sohn hätte ich wohl schon längst in Filmsachen Superhelden die Leine gezogen. Diese immer wieder nach gleichem Strickmuster fabrizierte Filmware geht mir langsam auf den Geist (das ist wahrsten Sinne). Dem Spiderman konnte ich in seiner Selbstironie noch einiges abgewinnen – dieser Kraftprotz Thor aber gebärdet sich auf Midgard (unsere Erde) streckenweise wie eine Dumpfbacke.

Warum habe ich mir diesen Film also überhaupt angeschaut? Da wurde als Regisseur der Shakespeare-Profi Kenneth Branagh ausgewiesen. Aber was soll selbst ein Branagh gegen die Eigengesetzmäßigkeiten Hollywoods, wenn es darum geht, einen Blockbuster zu produzieren, der möglichst viel Kasse machen soll. Branagh kommt mir wie der Zauberlehrling vor, dem es nicht gelingt, die entfesselten Kräfte der Computeranimation zu bändigen. Optisch kommt so natürlich einiges zu Wege. Aber die Charaktere bleiben blass. Und eine den Kraftprotz Thor anschmachtende Natalie Portman ist geradezu ein Ärgernis.

Den Film Captain America habe ich mir geschenkt (den hat sich mein Sohn bereits mit seinen Freunden angeschaut). Und die in gut zwei Wochen als DVD/Blu-ray erscheinenden The Avengers muss ich dann wohl oder übel wieder angucken müssen 😉

Heute Ruhetag (20): Hugo Ball – Hermann Hesse

Am 9. August 1962, also vor 50 Jahren, starb Hermann Hesse. Ein Todestag, der wie sein Geburtstag am 2. Juli 1877, also vor 135 Jahren, den Medien und Buchverlagen Anlass genug ist, sich über den Dichter und Schriftsteller und seinem Weg Gedanken zu machen, ihn in seinem Werk vielleicht neu zu entdecken. Auch ich war in meinen frühen Jahren bereits ein fleißiger Leser von Hesse und habe ihn aus den gegebenen Anlässen in den letzten Monaten erneut gelesen

Herausragende Persönlichkeiten sind immer Anlass auch, sich mit ihrem Leben, ihrer Herkunft und den Umständen ihres Lebens zu beschäftigen. Diese bündelt sich dann in Biografien über die Person. Im Falle Hesses gab es bereits zu seinem 50. Geburtstag eine ausführliche Biografie, die auch heute noch interessierte Leser findet. Hugo Ball, den seit seinem Umzug ins Tessin eine enge Freundschaft mit Hermann Hesse verband, schrieb diese Biografie von Anfang Oktober 1926 bis Anfang März 1927. Im Juni 1927 erschien diese bei S. Fischer kurz vor Hesses 50. Geburtstag und kurz vor dem Tode Hugo Balls.

Heute Ruhetag = Lesetag!

[…]

Wer hätte als Kind nicht an seinem Vornamen gelitten, ihn hundertmal sich vor- und eingesprochen, Forderungen an ihn gestellt, ihn mit berühmten Mustern verglichen, ihm zugejubelt oder ihn ungenügend befunden? Wer hätte als Knabe und Jüngling nicht hundertmal in sanftem, kühnem, steilem oder lässigem Bogen mit Schnörkel und seltsam verschlungenem Strich seinen Namen vor sich hingeschrieben, sich mit ihm gestritten und ausgesöhnt, sich ihn eingeprägt und mit ihm abgesondert von den Geschwistern, von der Familie, als Ich, als Ich selbst, als eigenster Besitzer und Mitgiftträger für Zeit und Ewigkeit?

Frühere Zeiten pflegten dem heranwachsenden Novizen den leiblichen Vornamen nebst seinem Ich abzunehmen und ihm dafür den Namen einer Maske, ein fremdes, höheres, kanonisiertes Ich als Vorbild einzuokulieren. Wir Heutigen aber: müssen wir uns mit dem natürlichen Ich nicht abfinden? Ist dieses uns verbleibende leibliche Ich nicht ein steter Quell der Verfänglichkeit und des Verfangenseins in den Zufall und in die eigene Natur? Und wenn übermächtige Gaben der Eltern uns aufsaugen und entselbsten wollen, wenn eine wohl- oder schlechtbeschaffene Erziehung unseren Eigenwillen brechen, uns kleinkriegen will –: ist dieser Vorname nicht eine Zuflucht? Enthält er nicht unser besonderes Recht auf eigenes, neues, von vorn beginnendes Leben und Wirken?

[…]

Hugo Ball: Hermann Hesse – Sein Leben und sein Werk (1927)

Im eigenem Garten: Physalis

Wir haben nicht nur Gemüse im eigenen Garten, wie Gurken, Tomaten und sogar Kartoffeln (alles überschaubar in Blumenkübeln ausgesät), nein, neben einem Kirschbaum gibt es wie schon einmal berichtet auch einen Busch Stachelbeeren, mehrere Stäucher Johannisbeeren sowie einen Busch Jostabeeren, eine Kreuzung als Johannis- und Stachelbeere. Und einige Erdbeerpflanzen gibt es auch bei uns für den Hand-in-den-Mund-Verzehr. Jetzt finden sich bei uns allerdings auch zwei Kübel mit mehreren Pflanzen der Kapstachelbeere (Physalis peruviana), die bei uns meist nach dem botanischen Gattungsnamen verkürzt Physalis, weniger aber auch Andenbeere, Andenkirsche und Peruanische Blasenkirsche, noch seltener Judenkirsche genannt wird und zur Gattung der Blasenkirschen in der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) gehört.


Physalis (Kapstachelbeere) als Pflanze – Blüte – Hüllen der unreifen Frucht

Die Pflanze wird ziemlich groß, ist aber eher unscheinbar und erinnert mich an Sonnenblumen. Die kleinen gelben Blüten verstecken sich meist unten den Blättern. Interessant sind dann aber die Hüllen der späteren Früchte, die Blütenkelche, die an kleine Lampions erinnern. Ich bin gespannt, wie viele der ebenfalls kleinen Früchte wir ernten werden.

Physalis (Kapstachelbeere): Hüllen der unreifen Frucht

William Faulkner: Licht im August

Bei einem Blick auf eine Liste der besten englischsprachigen Romane (ab 1923) im Time-Magazin (TIME 100 Best English-language Novels from 1923) war ich doch erstaunt, wie viele der dort aufgeführten Autoren ich bereits gelesen habe. Dabei ist die US-amerikanische Literatur gar nicht mein unbedingter Favorit (es handelt sich ei der Liste allerdings nicht nur um US-amerikanische Autoren): George Orwell, Raymond Chandler, Margaret Atwood, J.D. Salinger, Anthony Burgess, Doris Lessing, John Steinbeck, William Golding, Salman Rushdie, William Burroughs, Kazuo Ishiguro, Jack Kerouac, E.L. Doctorow, Dashiell Hammett, Ernest Hemingway, Henry Miller u.a.. Außerdem fallen mir noch John Irving und T. Coraghessan Boyle ein, die auf dieser Time-Liste fehlen.

Einer der bedeutendsten amerikanischen Romancier des 20. Jahrhunderts (und gleich zweimal auf der Liste im Time Magazin aufgeführt) ist William Faulkner (1897 – 1962) aus dem Bundesstaat Mississippi. Seine Romane und Erzählungen sind dort in Mississippi angesiedelt.

    „Der Mensch weiß so wenig von seinen Mitmenschen und glaubt stets, die Handlungen aller Männer und aller Frauen seien von eben dem Beweggrund bestimmt, dem er sich seiner Meinung nach selbst überließe, wenn er verrückt genug wäre zu tun, was jeweils dieser andere Mann oder diese andere Frau tut.
    (William Faulkner: Licht im August – S. 36)

Während meines Sommerurlaub auf meiner Leseliege verweilend las ich bereits wiederholt William Faulkners Roman Licht im August (Light in August (1932) – Rororo 1508 – Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 43.-47. Tausend, September 1980) in der Erstübersetzung ins Deutsche aus dem Jahre 1935 von Franz Fein.

    William Faulker: Licht im August (amerikanische Erstausgabe)

„Zu Beginn des Romans macht sich ein junges Mädchen auf, ihren Geliebten zu suchen. Am Ende, zwei Monate später, hat sich ihr Schicksal in der Begegnung mit einem anderen Mann erfüllt, aber das Chaos sündhafter Verstrickungen, in das sie auf ihrem Weg gerissen wird, entläßt sie wieder fast unberührt. Aus losen Verknüpfungen, aus verhängnisvollem Zufall wächst unerbittliche Fügung. Der Verdacht des dunklen Blutes macht aus dem alltäglichen Schicksal des Findlings Christmas, des dämonischen Helden des Buches, eine abgründige Existenz, die sich in einem blinden, tollkühnen Amoklauf in die Vernichtung stürzt. Zwischen Schwarz und Weiß, für die es keine Versöhnung in seiner Umwelt gibt, bekennt sich der von Zweifeln Gepeinigte mit selbstzerstörerischer Konsequenz zur Schattenseite seines Wesens und macht sich zum Gefäß eines unbegreiflichen Schicksals, dem keine menschliche Kraft Einhalt gebieten kann. Das Dunkel, das Faulkner in diesem großen, dynamisch-tragischen Roman beschwört, ist in seinen Tiefen von der Prometheischen Fackel der Wahrhaftigkeit geheimnisvoll zuckend durchleuchtet. Faulkner bezeugt hier […] seinen genialen Blick für die letzten Gründe und Abgründe menschlichen Seins. Dieser große Dichter leitet seine Gestalten von so tief innen her, wie es nur bei Dostojewski und Conrad der Fall ist.“
(aus dem Klappentext)

Der Roman spielt zum größten Teil in einer fiktiven Kleinstadt namens Jefferson im US-Bundesstaat Mississippi. Hier kreuzen sich die Wege unterschiedlichster Menschen. Da ist jene schwangere Lena Grove aus Doane’s Mill/Alabama, die ihren Geliebten Lucas Burch sucht, der sich als Joe Brown in Jefferson niedergelassen hat uns sich dort mit einem Joe Christmas zusammengetan hat, um schwarzgebrannten Whisky zu verhökern. Beide haben Unterkunft in einem Schuppen bei einer Miss Burden gefunden. Christmas ist Liebhaber dieser Miss Burden.

In Rückblenden erfahren wir, das jener Christmas als Findelkind in ein Heim gekommen war, dort von den anderen Kindern als ‚Nigger’ gehänselt wurde. Obwohl vom Äußerlichen nicht erkennbar, brennt sich dieser ‚Verdacht des dunklen Blutes’ derart in das Bewusstsein des Kindes ein, sodass er auch als Erwachsener nicht davon loskommt und als Außenseiter sein Dasein fristet. Er kommt noch als kleiner Junge in die Obhut von Mr. und Mrs. McEachern. Dieser ist ein bigotter Frömmler, der das Kind entsprechend zu erziehen sucht, bis er eines Tages von Christmas niedergeschlagen wird. Christmas flüchtet und findet sich in Jefferson wieder. Später erfahren wir, dass seine Mutter, Milly mit Vornamen, eine Affäre mit einem Mann aus einem Wanderzirkus hatte und begegnen seinen Großeltern, Eupheus Hines, genannt Doc, und Frau.

In Jefferson wohnen u.a. Byron Bunch, der sich später Lena Grove, die hier in diesem kleinen Ort entbunden hat, und ihrem Kind annimmt, und der Reverend Gail Hightower, der nach dem Tod seiner Frau, dessen Ursachen nicht ganz geklärt sind, in Jefferson ebenfalls als Außenseiter lebt.

Miss Burden, die Joe Brown alias Lucas Bruch und Joe Christmas Unterkunft geboten hat, wird eines Tags ermordet. Es kann für diese unsinnige Tat nur Joe Christmas in Frage kommen, zumal er zunächst flüchtet und von Kennedy, dem Sheriff von Jefferson, verfolgt wird.

Am Ende wird Christmas in dem Haus des Reverenden Hightower von dem jungen Hauptmann der Staatsmiliz, Percy Grimm, der Christmas ohne Mandat des Sheriffs verfolgt hat, in Hightowers Haus mit fünf Schüssen niedergestreckt und kastriert.

„In seinem erfolgreichsten Roman greift der amerikanische Romancier und Nobelpreisträger das erregendste Problem der USA auf: die Rassenfrage. Mit einer Leidenschaft, wie wir sie in der europäischen Literatur kaum noch kennen, entrollt sich der Lebensweg eines Ausgestoßenen in der weiten Landschaft des Mississippi.“

„Seit Henry James hat kein Schriftsteller ein so großes und dauerndes Denkmal für die Kraft der amerikanischen Literatur hinterlassen.“ (John F. Kennedy).

Werke von William Faulkner

Werder bru(z)zzelt …

Was für ein verbru(z)zzelter Saisonauftakt für Werder Bremen! Da kommt man sich vor wie in ‚Täglich grüßt das Murmeltier’ – schon wieder fliegen die Bremer in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen einen Drittligisten (diesmal Preußen Münster) heraus und können sich wieder einmal ganz auf die Fußball-Bundesliga konzentrieren. Wie schön …?!

Und am Freitag geht es dann endlich los und gleich in der 50. Bundesligasaison gegen den amtierenden deutschen Meister und DFB-Pokalsieger Borussia Dortmund.

Nun Werder Bremen stand bisher für attraktiven Angriffsfußball und hat so weit über die Region hinaus Fußballfreunde gefunden. Nach zwei verkorksten Spielzeiten und einem großen Umbruch in der Mannschaft zeigte das Team in der Vorbereitung und im Liga total!-Pokal erste gute Ansätze und endlich wieder viel Spiellaune. Der Wille, etwas zu erreichen, war kaum zu übersehen. Es machten den Jungs sichtlich Spaß. Aber dann dieses Trauerspiel in Münster. Da muss man im Dortmund wohl wieder mit dem Schlimmsten rechnen. Natürlich soll alles anders werden, besser als in Münster. Nur mir fehlt der Glaube.

SV Werder Bremen: Umbruch oder Schiffbruch mit Wiesenhof?

Werder Bremen stand immer auch für Fairness auf und neben dem Sportplatz, für Nachhaltigkeit und Sympathie. Wie verträgt sich das nun mit dem neuen Trikotsponsor Wiesenhof, Deutschlands führender Geflügelmarke, die mit ihren Skandalen genau das Gegenteil von dem verkörpert, was Werder Bremen bisher ausmachte.

Werders Image ist in Gefahr. Natürlich braucht man in Bremen jeden Euro. Aber muss man deshalb seine Seele, sein gutes Image an den Teufel verkaufen? Schon zwischen 2004 und 2007 hatte Werder zwei Trikotsponsoren mit zweifelhaften Ruf. Die Auswahl des jetzigen Sponsors ist insbesondere unter Werder-Fans umstritten, da Tierschutzorganisationen dem Unternehmen Tierquälerei durch Massentierhaltung vorwerfen. Die ersten Mitglieder haben bereits den Verein verlassen.

Nachtrag: Die angekündigte Verstärkung im Sturm heißt Joseph Akpala vom FC Brügge. Nach einigem Hin und Her (wie sollte es anders bei Werder sein) ist der Transfer des 25-Jährigen an die weser perfekt. Akpala unterschrieb noch gestern einen Vier-Jahres-Vertrag bei den Bremern. Damit ist die Personalplanung für die neue Saison entgültig in „trockenen Tüchern“. Akpala ist nach Kevin de Bruyne (ausgeliehen), Assani Lukymia, Nils Petersen (ausgeliehen), Theodor Gebre Selassie, Raphael Wolf und Eljero Elia der siebte Neuzugang des Sommers für Werder Bremen.

Zutritt verboten?!

Sie sind zum Festlegen von Booten gedacht, diese Bohlen an der Kaimauer eines Hafens. Immer wieder werden sie aber von Möwen ‚missbraucht’, die von hier oben natürlich einen besseren Überblick haben. Bezieht sich das Verbot nun auf diese Seevögel (die nicht lesen können) oder auf uns Menschen (die zwar lesen können, sich aber wohl kaum auf eine Bohle stellen werden)?

Zutritt verboten?! - gesehen im Museumshafen vom Büsum (August 2012)

siehe auch: Mind your headAutowaschanlagePer Rad zur Hölle(K)eine HundekotablageRolling Sheeps

Urlaub 2012: Fahrt durch den Elbtunnel

Wer aus dem Nordwesten kommend in Richtung Schleswig-Holstein und von dort weiter nach Dänemark oder zu den Skandinavien-Fähren will, muss über die Hamburger Elbbrücken oder – will er nicht durch die Hamburger Innenstadt – auf der Bundesautobahn 7 durch den neuen Elbtunnel. Natürlich gibt es einige Alternativen, z.B. die Fahrt nach Wischhafen und dort mit der Fähre über die Elbe nach Glückstadt. Aber das bedeutet einen größeren Umweg – und für viele ist das einfach zu umständlich.

Auf unserem Weg nach Büsum am Wochenende fuhr unser Reisebus natürlich auch durch den neuen Elbtunnel. In Zeiten hohen Verkehrsaufkommens wie jetzt zur Sommerzeit wird dieser Elbtunnel schnell zum Nadelöhr, Staus sind vorprogrammiert. Hinzu kommt, dass der Tunnel bei einer Gesamtlänge von 3.325 m (davon liegen 1.056 m unter dem Flussbett und 2.813 m sind geschlossene Tunnelstrecke) auf einige Autofahrer beengend und daher beängstigend wirkt. Das sind dann die so genannten „Kachelzähler“, die besonders vorsichtig fahren und den Verkehrsfluss beeinträchtigen.

Hier einige Fotos von mir, die die Einfahrt von der Südseite in den Elbtunnel zeigen – also in Richtung Norden. Das gelbliche Licht im Tunnel selbst fand ich ziemlich irritierend. Ich kann also ein beklemmendes Gefühl bei einigen Autofahrern durchaus nachvollziehen. Aber ich bin sowieso kein Fan von langen Urlaubsfahrten mit dem Auto oder Reisebus.


Südportal des neuen Elbtunnel (August 2012)