Trip ohne Ende: Peter Green

Mitte der 80er Jahre hütete ich für kurze Zeit die Wohnung meiner Eltern ein, die in Urlaub weilten. Da ich abends nichts Besseres zu tun hatte, guckte ich Fernsehen und zappte hin und her, da es ansonsten nichts Tolles zu sehen gab. Plötzlich schaute ich in die heruntergekommene Wohnung eines Typen, der aufgeschwemmt und völlig verwahrlost aussah. Besonders die Fingernägel fielen mir auf, die Monate lang nicht mehr geschnitten waren (ähnlich einem indischen Fakir). Ich dachte mir, den Typen kennst du doch. Ja, es war Peter Green, vormals Gründer, Sänger und vor allem Gitarrist der Gruppe „Fleetwood Mac“, der sich erst wenige Jahre zuvor berappelt hatte, um eine erneute Solokarriere zu starten (immerhin brachte er von 1979 bis 1983 jährlich mindestens eine Platte heraus, die ich auch mein Eigen nennen darf).

Einige Zeit zurück, es muss Ende 1982 gewesen sein, da trat Peter Green in der Markthalle zu Hamburg auf. Ich kannte seine damals neuesten Alben. Da mich ein alter Kumpel besuchen kam, so kaufte ich zwei Eintrittskarten für das Konzert.

Aus Pressemitteilungen hatte ich gehört, dass Peter Green in den 70er Jahren, nachdem er sich von der Rock- und Bluesmusik zurückzog, als Totengräber gearbeitet bzw. längere Zeit in einem israelischen Kibbuz (Greens eigentlicher Name ist Greenbaum, er ist Jude) gelebt haben soll. Als Ursache für seien Rückzug aus dem Musikbusiness wurden psychische Gründe genannt. Für das Album „In the Skies“ hatte er 1979 wieder in die Saiten gegriffen.

Peter Green einst

Peter Green jetzt

Peter Green einst und jetzt

Dass Green noch nicht völlig gesundet war, zeigte das Konzert. Er stand ganz im Hintergrund und versteckte sein Gesicht unter einem Handtuch. Es war ein merkwürdiges Gefühl, einen der besten Rock- und vor allem Bluesgitarristen dieser Welt (beim Rolling Stone-Magazin wird Peter Green immerhin auf Platz 38 der „100 Greatest Guitarists of All Time” geführt), aus dessen Feder Stücke stammten wie „The Supernatural“, „Albatros“ und „Black Magic Woman“, das besonders durch Carlos Santana zum Hit wurde, so von sich selbst verlassen und hilflos zu sehen. So wie man Clapton einst als „God“ feierte, so wurde Peter Green ein „God, too“. Es sollte wohl eines seiner letzten Konzerte für diese Zeit sein.

Wieder verschwand Peter Green von der Bildfläche. Ende der 80er Jahre starteten Freunde einen erneuten Versuch, den alten Meister aus seiner Isolation zu holen, was dann auch gelang: Mit der kleinen, aber feine Kapelle namens „Splinter Group“ entstanden weitere Alben und Green ging auch wieder auf Tour.

Aber auch das ist schon wieder Geschichte. Peter Green hat sich wohl endgültig von den Musikbühnen dieser Welt verabschiedet.

Nun dieser Tage habe ich einmal wieder in die Alben von 1979-1983 hineingehört und diese mir, da nur als analoge LPs vorhanden, teilweise digitalisiert. So habe ich im Internet auch ein wenig recherchiert, um zu erfahren, was mit Peter Green los war und ist, und erfuhr das Folgende:

In den Tagen mit Fleetwood Mac konsumierte Peter Green Drogen, vor allem LSD. Im März 1970 kam er mit der Band nach München und wurde von den Kommunarden Uschi Obermaier und Rainer Langhans zu einer rauschenden Party in ein Schloss bei Landshut eingeladen. Dort hat Green einen verheerenden LSD-Trip verabreicht bekommen, der seine Psyche bleibend verändert hat. Er ging auf eine Reise ohne Rückkehr.

Hier zunächst ein Solo-Stück von Peter Green aus alten Fleetwood Mac-Zeiten:


Peter Green – World Keep On Turning

Mit „A Fool No More“ enthält die LP „In The Skies“ von 1979 den wohl depressivsten Blues, der jemals geschrieben wurde. Pure Hoffnungslosigkeit, tiefste Trauer:


Peter Green – A Fool No More

Zuletzt noch ein Stück von der 1981 erschienen LP “Watcha Gonna Do?”: Like a Hot Tomato. Der Gitarrenstil von Green hat sich hier völlig geändert. Er spielt geradezu minimalistisch, abgehackt, aber doch auf eine Art meisterlich, die mich damals beeindruckte. An den Drums sitzt hier übrigens Dave Mattacks, den wir von dem Live-Doppelalbum von Jethro Tull her kennen sollten: A Little Light Music (1992).


Peter Green: Like a Hot Tomato

Übrigens: 1995 kamen zwei Alben heraus mit den Titel Peter Green Songbook First Part und Second Part, auf denen die unterschiedlichsten Musiker „ihren Tribut an das Schaffen“ von Peter Green zollten, u.a. auch mit Ian Anderson mit „Man of the World“ und Mick Abrahams mit „The Same Way“. Weitere namhafte Größen: Pete Brown, Dave Lennox, Zoot Money, Rory Gallagher und Dick Heckstall-Smith.

Weitere interessante Infos auf einer deutschen Peter Green-Fansite.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Ein Gedanke zu „Trip ohne Ende: Peter Green

  1. wenn es wirklich stimmt, dass dieser hippiekopp Langhans damals dem genialen Peter Green eine überdosis lsd gegeben hat, sei er verdammt!!

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