Am 4. Tag unseres Aufenthalts auf der Insel Neuwerk durchwanderten wir das Ostvorland der Insel, das nur auf markierten Wegen begangen werden darf, da hier viele Vögel nisten bzw. ruhen und Futter suchen. Gekennzeichnet ist das Ostvorland Neuwerks durch Salzwiesen, die ebenfalls geschützt werden sollen.
Diese Salzwiesen waren 1925 zunächst durch die Errichtung des Sommerdeiches von einer regelmäßigen Salzwasserzufuhr abgeschnitten, sodass die Salzpflanzen durch die zunehmende Versüßung des Bodens zurück gedrängt wurden. Da die intensive Bewirtschaftung dieses Inselteils ab 2003 aufgegeben wurde und die Ostschleuse (nach Errichtung eines trennenden Damms zwischen Nord- und Ostvorland – das Nordvorland wird weiterhin landwirtschaftlich genutzt) jetzt dauerhaft geöffnet bleibt, kann das Salzwasser wieder in das natürliche Prielsystem einströmen. So wachsen hier Salzpflanzen, die an erhöhte Gehalte von leicht löslichen Salzen an ihrem Standort angepasst sind und sich unter diesen Bedingungen fortpflanzen können, wie z.B. Hauhecheln und Strandwermut.
Salzwiesen im Ostvorland von Neuwerk – mit Möve, Haudecheln und Prielsystem zwischen den Wiesen |
Am Nachmittag beobachteten wir an der Badestelle im Nordvorland das Kommen der nächsten Flut. Der Höchststand war für 17 Uhr 30 vorgesehen, aber schon gegen 16 Uhr war das Wattenmeer hier unter Wasser. So ist es allgemein bei längeren Wattwanderungen ratsam, spätestens mit Erreichen des Tiefststandes des Wassers den Rückweg anzutreten. Wer denkt, aus eigener Kraft, z.B. durch Schwimmen, aus dem Wasser kommen zu können, wird sich arg täuschen. Auch wenn das Wasser generell Richtung Land strömt, so ergeben sich immer wieder Gegenströmungen (z.B. durch querlaufende Priele), die ein Vorwärtskommen unmöglich machen. Rettungsmaßnahmen werden teuer.
Hier noch zwei Insel-Interna: Neuwerk hat eine eigene Schule, die Inselschule, eine so genannte Zwergschule für die Klassen der Grundschule (wohl auch der Hauptschule); zz. sollen sieben Schüler und Schülerinnen (und Vorschüler) die Schule besuchen. Da die weiterführenden Schulen nur noch am Festland besucht werden können, müssen die Kinder, die eine solche Schule besuchen, in ein Internat, da die wechselnden Gezeiten einen geregelten Hin- und Rückweg unmöglich machen.
Betreten des Grundstücks auf eigene Gefahr: Inselschule Neuwerk
Und Neuwerk hat seine eigene Feuerwehr, die im Norden der Deichanlage zu finden ist. Sieben Männer und zwei Frauen bilden die wohl kleinste selbständig arbeitende Freiwillige Feuerwehr in Deutschland. Neben einem Löschfahrzeug und einen Rettungswagen gehört noch ein sieben Meter langes Boot zum Fuhrpark.