Wer gern Filme und speziell Serien guckt, kennt das Problem: Wann soll man die Serien gucken, wenn man nebenher arbeiten, einkaufen, essen und irgendwann auch schlafen muss? Da bringt der TV-Sender arte laufend interessante Krimi-Reihen (zz. die belgische Reihe Zimmer 108), die anderen Sender sowieso (s.u.). Daneben gibt es Video-on-Demand-Dienste wie Netflix, Amazon (Prime) Video und wie sie alle heißen, die Serien und Filme per Streaming dem Abonnenten übers Internet zugänglich machen. Bei dem großen und inhaltlich durchaus auch interessanten Angebot kann man schnell süchtig werden.
Auch ich habe mich von dieser Sucht anstecken lassen, auch wenn ich mich bisher gänzlich auf Inhalte aus dem guten alten Dampffernseher beschränke – allerdings via Mediatheken (und am Rechner).
Der Tatort-Serie habe ich hier bereits eine eigene Rubrik (Kategorie) gewidmet. Daneben gibt es oft donnerstags am 20 Uhr 15 in der ARD Krimis, die ich Stadt-Krimis nennen möchte, da meist eine bestimmte Stadt im Mittelpunkt dieser Krimis steht (u.a. Athen, Bozen, Zürich, Tel Aviv und Urbino). Beim ZDF ist oft der Samstag- und der Montagabend Krimizeit – und ZDFneo ist geradezu der Krimisender schlechthin.
Wenn man z.B. die zehn Folgen der ersten Staffel von ‚Fargo‘ (wurde u.a. im SRF und auf ZDFneo gesendet) gucken möchte, eine herrlich skurrile Adaption des gleichnamigen Films von Ethan und Joel Coen aus dem Jahr 1996, dann braucht man über sieben Stunden, also fast einen ganzer Arbeitstag. Das klingt nicht nach viel. Aber wer hat schon sieben Stunden am Stück Zeit.
Dann gibt es diese Endlosstaffeln. Staffel an Staffel. Auf meine Person reduziert: Mankells Wallander, eine schwedisch-deutsche Produktion mit 32 Folgen in drei Staffeln, ist eine Krimireihe nach Motiven des schwedischen Bestseller-Autors Henning Mankell, der auch einige Tatort-Drehbücher verfasst hat. Bei anderthalb Stunden pro Folge kommt man also auf 48 Stunden. Das sind zwei ganze Tage (ohne Schlaf).
Und … und … und … es sind ja nicht nur Serien. Die abendfüllenden Filme darf man nicht vergessen. Ich frage noch einmal: Wann soll man das alles gucken?
Ich habe auf dem Weg zur Arbeit (und zurück) mein Tablet dabei und kann so schon einmal einen halben Tatort gucken. Notfalls kann mich so ein handliches Gerät auch dorthin begleiten, wohin auch der Kaiser zu Fuß gehen musste. Aber das ist nicht genug:
„In der nicht endenden Folgenflut lautet die Antwort für einige hartgesottene Fans mittlerweile ‚speed watching‘ – Konsum von Serien mit doppeltem Abspieltempo. Credo: Wer doppelt so schnell guckt, schafft auch doppelt so viele Folgen. Der Trend stammt aus den USA.
Glaubt man Anleitungen von Könnern, wird das Gehirn dabei schrittweise an die doppelte Abspielgeschwindigkeit gewöhnt. Wer ‚Gilmore Girls‘ oder ‚Westworld‘ erst mit 1,2-fachem und dann 1,5-fachem Tempo guckt, schafft irgendwann auch das Zweifache oder sogar mehr. Dabei helfen Video-Player wie VLC und Erweiterungen für den Internet-Browser. ‚Das Leben ist kurz. Verschwende es nicht damit, Videos mit einfacher Geschwindigkeit zu gucken‘, schreibt der Nutzer einer entsprechenden Erweiterung für Google Chrome.“ (Quelle: heute.de)
VLC-Player: Einstellung der Geschwindigkeit
Also ehrlich: Ich habe es probiert. Und mag es an meinem Alter liegen (die Aufmerksamkeit nimmt mit den Jahren dann doch schneller ab) oder weil’s mir einfach nicht schmeckt: Speed Watching ist dann doch eher etwas für Hardcore-Typen. So ein Film läuft bei deutlich höherer Geschwindigkeit so ab wie ein ICE durch die Landschaft rauscht. Man sieht (und hört) zwar, was da vorüberhuscht, aber die Details gehen verloren. Und besonders beim Ton erschlafft das Gehirn sehr schnell. Aber vielleicht mangelt es mir an Gewöhnung.