Werders Abstieg besiegelt?!

Es klingt nach Verschwörung, aber was dem SV Werder Bremen in dieser Saison in der Fußball-Bundesliga widerfährt, hat schon Ausmaße eines geheimen Komplotts, oder?

Erst gab es die vielen Verletzten. Die Ergebnisse waren dann nicht so, wie sie erwartet wurden. Klar, dass die Mannschaft zunehmend nervöser wurde. Zu diesen psychischen Problem musste man dann konditionelle Schwächen feststellen, die sich u.a. in einer zu harmlosen Offensive zeigten.

Die eigentliche ‚Verschwörung‘ zeigt sich dann in der Absage des Spiels gegen Frankfurt ohne terminliche Neuansetzung. Und dem nicht genug: Wie es aussieht, so wird auch das Spiel am Montag gegen Leverkusen abgesagt, da der Bremer Innensenator befürchtet, dass sich über 1000 Fans vor dem Weser-Stadion versammeln, obwohl das Spiel wegen des Coronavirus vor leeren Rängen (wie die anderen Partien des 26. Spieltags) stattfinden soll. Damit hätten die Bremer schon zwei Spiele Rückstand.

Nachtrag: Inzwischen wurde auch der 26. Spieltag in der Fußball-Bundesliga abgesagt!

Kohfeld und der vermeintliche Abstieg Werders in die Zweitklassigkeit
Kohfeld und der vermeintliche Abstieg Werders in die Zweitklassigkeit

Natürlich sind die Bremer selbst schuld an ihrer Misere (siehe oben: schwache Abwehr und schwache Offensive – Konditionsmängel – zudem: Anfälligkeit bei Standardsituationen und mentale Schwäche der Spieler) und dem Fall auf den vorletzten Tabellenplatz, vier Punkte Rückstand auf den Relegations- und schon acht Punkte auf einen Nichtabstiegsplatz. Viel mehr als der 16. Platz (Relegation) ist eigentlich nicht mehr drin (siehe auch: Der tiefe Fall des SV Werder: Panik an der Weser)

Und jetzt kommt auch noch das Coronavirus. Der 26. Spieltag findet noch statt (aber ohne das Werderspiel), dann ist erst einmal Sense bis Anfang April. Es werden auch schon die möglichen Szenarien, falls es zu einem Abbruch der Bundesliga kommt, durchdacht. Bisher gibt es ja keine Regelung dafür.

Möglich wäre

1. Tabelle einfrieren und Ende – das Problem: Werder hätte weniger Spiele absolviert. Ansonsten würden die Bremer absteigen.
2. Saison unterbrechen und im Sommer weitermachen – nur das Coronavirus wird sich kaum daran halten, um sich im Sommer Einhalt zu gebieten.
3. Abbrechen und annullieren – aus heutiger Sicht wohl das Wahrscheinlichste. Nur, wie geht man mit den Ab- und Aufsteigern um. Eine Aufstockung der Bundesliga um zwei Plätze würde den Terminplan für die nächste Saison durcheinanderwirbeln.
4. Saison mit Playoffs abkürzen – die unteren vier Mannschaften würden die zwei Absteiger unter sich ausmachen (und die ersten vier den Meister). Aber dafür müsste beizeiten wieder gespielt werden können.

(Quelle: sportschau.de)

In fast allen Fällen wäre der SV Werder Bremen ‚in den Arsch‘ gekniffen. Es sieht also nicht gut aus. Sportlich so gut wie am Ende, aber auch durch das Coronavirus nicht gerade bevorteilt: Bremen, so ist zu befürchten, findet sich in der nächsten Saison (oder der übernachsten?!) in der 2. Liga wieder.

Das Coronavirus und der Stillstand des Öffentlichen Lebens

Etwa zwei Drittel der Bevölkerung könnte mit dem neuen Coronavirus infiziert werden, glaubt der Leiter der Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten. Er geht von einer etwa zwei Jahre andauernden Verbreitungswelle aus.

In Deutschland sind nach Ansicht des Berliner Virologen Christian Drosten hohe Infektionszahlen mit dem neuen Coronavirus zu erwarten. „Es werden sich wahrscheinlich 60 bis 70 Prozent infizieren, aber wir wissen nicht, in welcher Zeit“, sagte der Leiter der Virologie an der Charité am Freitag, „das kann durchaus zwei Jahre dauern oder sogar noch länger.“ Problematisch werde das Infektionsgeschehen nur, wenn es in komprimierter, kurzer Zeit auftrete. „Darum sind die Behörden dabei, alles zu tun, um beginnende Ausbrüche zu erkennen und zu verlangsamen.“
[…] Die Zeitkomponente sei sehr wichtig: „Im Moment haben wir eine sehr, sehr gute Chance, die einstweilige Verbreitung dieses Virus deutlich aufzuhalten.“ In den wärmeren Monaten werden laut Drosten noch helfende Effekte dazukommen: „Die Wärme im Sommer, UV-Strahlen und die Tatsache, dass Leute vermehrt draußen sind und sich weniger aneinander infizieren können.“
In der zweiten Jahreshälfte müsse man sich dann aber in Europa darauf einstellen, dass es wieder kälter werde und dieser Zusatzeffekt wegfalle, sagte Drosten.

(Quelle: rbb24.de)

Was einen Impfstoff betrifft, so rechnet Drosten damit erst für Mitte 2021.

Inzwischen hat der Virologe seine Äußerung zu den ‚helfenden Effekten‘ relativiert: Das Frühjahr und der Sommer mit wärmeren Temperaturen dürften die Ausbreitung des Coronavirus aus Expertensicht nicht sehr stark verlangsamen. Es sei wohl damit zu rechnen, „dass wir direkt in eine Epidemiewelle hineinlaufen“, sagte der Direktor des Instituts für Virologie an der Charite, Christian Drosten, in Berlin.

Drosten verwies auf neue, verfeinerte Modellrechnungen einer Studie aus den USA. Noch vor einer Woche war er von einer Verminderung der Infektionen im Sommer ausgegangen. (Quelle: zdf.de)

Coronavirus SARS-CoV-2
Coronavirus SARS-CoV-2

Natürlich klingt das besorgniserregend. Der ältere meiner beiden Söhne, angehender Mediziner, schrieb mir dazu: Mal abgesehen von der Gefahr für die Menschen 80+, gibt es wohl viele schwere Verläufe mit Lungenversagen (ist aber reversibel), das in Deutschland aber gut behandelbar ist durch unsere Infrastruktur mit Beatmungszentren. Damit dürfte die Letalität hier eher geringer sein als in China und Italien.

Damit sich das Virus nicht zu schnell ausbreitet, wurden gravierende Einschnitte in unser aller öffentliches Leben verordnet: Keine Großveranstaltungen mehr, Liga-Betriebe in verschiedenen Sportarten werden ausgesetzt oder ganz eingestellt, Schließung von Schulen und Kitas, Einreiseverbote usw. So wurden u.a. bei meinem Sohn, der in Baden-Württemberg studiert, alle Uni-Veranstaltungen bis auf Weiteres ausgesetzt.

Mit meiner Frau habe ich vor längerer Zeit einen Kurzzeiturlaub auf Sizilien geplant und auch schon gebucht. Das ist zwar noch etwas hin, wird aber aus heutiger Sicht (inzwischen wurde ganz Italien zu einer Sperrzone erklärt) wohl nicht durchzuführen sein. Wir werden sehen.

Panik ist ein schlechter Ratgeber. Für uns alle kann es jetzt nur heißen, die wichtigsten Hygienetipps einzuhalten: Keine Chance für Viren, also Hände waschen, richtig husten und niesen, beim Anfassen aufpassen, auf Abstand gehen, weniger Körperkontakt, Menschenmengen meiden, möglichst zu Hause bleiben. Zwar schützt der Grippe-Impfstoff nicht gegen den Coronavirus, er kann aber gefährliche Doppelinfektionen verhindern. – siehe auch: Nein, so doch nicht … (8): Hamsterkäufe

Nun, ich kann Euch nur alles Gute für die nächste Zukunft wünschen. In fast allen Fällen verläuft eine Erkrankung Covid-19 (Corona virus disease 2019) eher harmlos und ist meist nach zwei, spätestens drei Wochen überstanden.

Hier eine Übersicht zu den wichtigsten Unterschieden zwischen Covid-19, Grippe und Erkältung.

Nein, so doch nicht … (9): Lustgewinn und Schmerzvermeidung

Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind, denn es sind keine anderen da. Und für jeden einzelnen dieser Menschen, auch für dich und für mich, geht es, aufs Wesentliche runtergebrochen, ausschließlich um zwei Dinge: Lustgewinn und Schmerzvermeidung. Wer das einmal begriffen hat, ist den entscheidenden Schritt weiter. Also, zähl deine Geschenke, nicht deine Probleme.

Heinz Strunk, Jürgen

Nein, so doch nicht ...
Nein, so doch nicht …

Reduzieren wir den Lebenssinn aufs den Kern, dann mag Heinz Strunk recht haben: Nun tut sich kaum einer wirklich so leicht. Viel zu oft werden wir ausgebremst, wenn es um ‚Lustgewinn‘ geht (nicht nur durch Konventionen – und wer will schon so, wie wir es wollen). Und spätestens, wenn wir ins Alter kommen, lassen sich durch die mit den angesammelten Jahren bedingte Schmerzen (aller Fitnessübungen zum Trotz) kaum vermeiden. Klar, dem, der weint und verzagt, wird es nicht besser gehen. Also aufgerafft, den Hintern hoch, hinein ins mit Energie strotzende Leben. Und her mit den ‚Geschenken‘. Die Sorgen lasst zu Hause!

Film der Woche: Unterleuten – Das zerrissene Dorf

Es sind über 15 Jahre her, da hatte ich den Roman Spieltrieb von Juli Zeh gelesen, ein Roman über die Unmoral und ihre Folgen, ein moralischer Roman, der die Fortgeltung von überkommenen Wertprizipien in Frage stellt und sich damit einer der großen Fragen unserer Zeit annimmt: Wer weiß noch, was gut und was böse ist.

In diesen Tagen sendet das ZDF den Dreiteiler Unterleuten – Das zerrissene Dorf nach Juli Zehs Roman Unterleuten. In der Mediathek des ZDFs ist dieser Dreiteiler bereits vorab zu sehen:

Unterleuten ist ein fiktives Dorf in der brandenburgischen Provinz. Hier leben sie zusammen: Wende-Gewinner und Wende-Verlierer, Ostalgiker, Kapitalisten, zugereiste Städter und Alteingesessene. Als ein Windpark in unmittelbarer Nähe zum Dorf entstehen soll, spaltet das die Bewohner. Freunde werden zu Feinden und umgekehrt.

Unterleuten - Das zerrissene Dorf (Foto: ZDF/tittelbach.tv)
Unterleuten – Das zerrissene Dorf (Foto: ZDF/tittelbach.tv)

Juli Zeh gelang 2016 mit dem Bestseller ein treffendes Zeit- und Gesellschafts-Porträt, das die großen Fragen von Grundbesitz, Strukturwandel und Energiewende mit einer spannenden & berührenden Geschichte im dörflichen und familiären Umfeld verbindet. (Quelle: tittelbach.tv)

Obwohl der nationalistische, populistische und rechtsextreme Spuk außen vorbleibt (das wäre dem Guten zuviel), tauchen wir als Zuschauer (bzw. als Leser) in eine Welt ein, die an vielen Stellen in Deutschland zu finden ist. Es werden die Brüche und Risse im gesellschaftlichen Zusammenleben aufgezeigt.

Ich habe den Dreiteiler mit Genuss gesehen. Die Figuren sind vortrefflich gezeichnet und wirklich ideal besetzt. Nach dem zweiten Teil fragte ich mich, wie das Ganze nur enden wird, denn die Situation im brandenburgischem Dorf hätte nicht verwickelter sein können. Und dann kam es böser als ich es mir habe vorstellen können … – Ich kann diesen Mehrteiler nur wärmstens empfehlen, denn es gibt viel zu entdecken im brandenburgischen Nirgendwo.

Williz Filmtipp: Unterleuten – Das zerrissene Dorf

Dienstags und freitags: Wochenmarkt in Tostedt

Wenn wir schon auf dem Lande wohnen, da bietet es sich an, Lebensmittel aus der unmittelbaren Umgebung zu kaufen. In und um Tostedt gibt es Erzeuger, die eigentlich alles anbieten, was den Gaumen erfreut. Schon zu alten Zeiten, als ich noch in Bremen oder Hamburg lebte, war ich gern auf dem nächsten Wochenmarkt gegangen.

Die Gemeinde Tostedt betreibt auf dem Platz „Am Sande“ jeden Dienstag von 08.00 Uhr bis 13.00 Uhr und jeden Freitag von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr einen Wochenmarkt. Meist am Freitag besorge ich dort alles, was wir fürs Wochenende und die kommende Woche an Obst und Gemüse brauchen. Die Ware ist frisch und preiswert.

Wochenmarkt in Tostedt: 'Keine Durchfahrt!'
Wochenmarkt in Tostedt: ‚Keine Durchfahrt!‘

Der Markt ist zwar sehr übersichtlich, das Angebot reicht aber von Backwaren, Blumen und Pflanzen, Obst und Gemüse, Fleisch- und Wurstwaren, Fisch- und Käsespezialitäten, bis hin zu Milchprodukten und Mittelmeerspezialitäten.

Wochenmarkt in Tostedt: ... auch Blumen und Brot!
Wochenmarkt in Tostedt: … auch Blumen und Brot!

Bis auf Äpfel kaufe ich alles bei unserem Obst- und Gemüsehändler, der in der Nähe – in Hanstedt – ansässig ist. Äpfel und selbst gepressten Apfelsaft (auch mit Aronia, schwarzer Johannisbeere, Him- und Brombeere u.a. gemischt), der wirklich sehr lecker schmeckt, kaufe ich an einem Stand gleich nebenan.

Wochenmarkt in Tostedt: Apfel- bzw. Obst- und Gemüsehändler 'unseres Vertrauens'
Wochenmarkt in Tostedt: Apfel- bzw. Obst- und Gemüsehändler ‚unseres Vertrauens‘

Donnerstags: das mobile Fischfachgeschäft in Tostedt

Als Rentner bin ich viel mit meinem E-Bike unterwegs und sorge so auch für Nachschub an Lebensmitteln. Donnerstags ist von 8:00 – 18:00 Uhr ein mobiles Fischfachgeschäft (Fischspezialitäten Hinrichs aus Tespe an der Elbe) bei uns im Ortskern (beim Kaufhaus Bade) zu finden, das ein umfangreiches Angebot an hausgemachten Fischsalaten, Frischfisch und Fischspezialitäten sowie direkt vor Ort zubereitetem Backfisch bietet. Da meine Frau und ich gern Fisch essen, so findet man mich am Donnerstag (fast) immer an der Fischtheke.

Tostedt am Donnerstag: das mobile Fischfachgeschäft
Tostedt am Donnerstag: das mobile Fischfachgeschäft

Außerdem kehre ich in den in der Katanienallee 7 beheimateten Bioladen ein, um u.a. den Eiervorrat für die kommende Woche aufzufrischen. Natürlich gibt es hier ein weitaus vielfältigeres Angebot an Bio-Produkten.

Nein, so doch nicht … (8): Hamsterkäufe

Es ist in diesen Tagen und Wochen ‚in aller Munde‘ (sic! – hoffentlich nicht!): das neue Coronavirus Sars-CoV-2, das derzeit weltweit auftaucht und in schweren Fällen die Lungenerkrankung Covid-19 (Corona virus disease 2019) auslösen kann. Schlimmer als die Verbreitung des Virus sind die Nachrichten darüber in allen verfügbaren Medien. So wird auch viel Unsinn unters Volk (z.B. über Facebook) gebracht, das in einen kollektiven Wahnsinn zu fallen droht.

Auf Zeit online finden sich zum Coronavirus in aller gebotenen Kürze die wichtigsten Infos zum Infektionsschutz samt der sicherlich notwendigen Hygienetipps: Keine Chance für Viren

Alle weiteren Infos bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter infektionsschutz.de.

Nein, so doch nicht ...
Nein, so doch nicht …

Apropos kollektiver Wahnsinn: Die Supermarktketten melden Hamstereinkäufe wegen des Coronavirus. Nudeln, Dosensuppe und jede Menge Desinfektionsmittel: Wegen des Coronavirus stopfen sich einige die Vorratskammern voll wie Hamster die Backen. Hamsterkäufe von Menschen, die gleich mehrere Einkaufswagen an die Kasse schieben, ausverkaufte Hygieneartikel wie Toilettenpapier und Desinfektionsmittel und leere Regale sorgen für Unsicherheit – muss das wirklich sein? (Quelle: zdf.de)

„Hamsterkäufe lösen kein Problem, sondern sie schaffen eins“, sagt Nils Hübner vom Institut für Hygiene der Uni Greifswald. Denn es sei ein sich selbst verstärkender Effekt: Wer vor leeren Regalen steht, neige selbst zum Großeinkauf – aus diesem Herdenphänomen können dann wirklich Engpässe entstehen, die allein durch das Virus nie entstanden wären.

Außerdem: Desinfektionsmittel sind nur bedingt viruzid, nützen also gegen das Coronavirus herzlich wenig. Und was soll ich mit Lebensmittel, die ist sonst nie kaufen würde: Gibt es die nächsten Wochen nur noch Doseneintopf und Knäckebrot? Na denn: Guten Appetit!

Nein, so doch nicht … (7): Get Brexit Done, Boris

Fast einhundert Jahre alt und doch wie für den Brexit getextet. Boris Johnson und ’seine‘ Briten haben sich nach viel Getöse endlich aus der EU verabschiedet. Schade um all die Briten, die gegen den Brexit gestimmt haben. Allen voran die Schotten.

Nein, so doch nicht ...
Nein, so doch nicht …

Kurt Tucholskys Europa hat viel Ähnlichkeit mit dem Europa von heute: Die Briten, die sich absondern. Und all die völkischen Träume, die durch die hohlen Köpfe der Nationalisten geistern:

Am Rhein, da wächst ein süffiger Wein –
der darf aber nicht nach England hinein –
Buy British!
In Wien gibt es herrliche Torten und Kuchen,
die haben in Schweden nichts zu suchen –
Köp svenska varor!
In Italien verfaulen die Apfelsinen –
laßt die deutsche Landwirtschaft verdienen!
Deutsche, kauft deutsche Zitronen!
Und auf jedem Quadratkilometer Raum
träumt einer seinen völkischen Traum,
Und leise flüstert der Wind durch die Bäume . . .
Räume sind Schäume.

Da liegt Europa. Wie sieht es aus?
Wie ein bunt angestrichnes Irrenhaus.
Die Nationen schuften auf Rekord:
Export! Export!
Die andern! Die andern sollen kaufen!
Die andern sollen die Weine saufen!
Die andern sollen die Schiffe heuern!
Die andern sollen die Kohlen verfeuern!
Wir?
Zollhaus, Grenzpfahl und Einfuhrschein:
wir lassen nicht das geringste herein.
Wir nicht. Wir haben ein Ideal:
Wir hungern. Aber streng national.
Fahnen und Hymnen an allen Ecken.
Europa? Europa soll doch verrecken!
Und wenn alles der Pleite entgegentreibt:
daß nur die Nation erhalten bleibt!
Menschen braucht es nicht mehr zu geben.
England! Polen! Italien muß leben!
Der Staat frißt uns auf. Ein Gespenst. Ein Begriff.
Der Staat, das ist ein Ding mitm Pfiff.
Das Ding ragt auf bis zu den Sternen –
von dem kann noch die Kirche was lernen.
Jeder soll kaufen. Niemand kann kaufen.
Es rauchen die völkischen Scheiterhaufen.
Es lodern die völkischen Opferfeuer:
Der Sinn des Lebens ist die Steuer!
Der Himmel sei unser Konkursverwalter!
Die Neuzeit tanzt als Mittelalter.

Die Nation ist das achte Sakrament –!
Gott segne diesen Kontinent.

Kurt Tucholsky: Europa

Willi und die Achsenspiegelung

Es ist schon eine längere Zeit her, da hatte ich mich hier über die Schönheit ausgelassen. Der wagemutige Titel des Beitrags lautete: Bin ich schön?

Das war natürlich weniger auf mich gemünzt als auf die Schönheit ganz allgemein. Damals schrieb ich u.a.:

„Schönheit ist eine ästhetische Größe.“ und „Der Definition von Schönheit nähern wir uns wahrscheinlich über Begriffe wie Harmonie und Symmetrie …“ sowie „Schön ist, was ebenmäßig ist.“

Ich habe ein Passbild von mir benutzt, um zu zeigen, dass es mit dem ‚Ebenmaß‘ nicht so weit her ist. Werden linke, dann rechte Gesichtshälfte senkrecht gespiegelt, so muss festgestellt werden, das beide Gesichtshälften nicht deckungsgleich, also ebenmäßig sind:

‚Verbrecherfoto’ von Willi: normal – links gespiegelt – rechts gespiegelt
‚Verbrecherfoto’ von Willi: normal – links gespiegelt – rechts gespiegelt

Warum komme ich auf diesen Beitrag erneut zu sprechen? Der Klett-Verlag, Verleger von Schulbüchern aller Art, hatte mich angeschrieben und gefragt, ob sie das obige Bild von mir für ein Mathe-Schulbuch benutzen dürften:

Schnittpunkt Mathematik 8 - Differenzierende Ausgabe Rheinland-Pfalz
Schnittpunkt Mathematik 8 – Differenzierende Ausgabe Rheinland-Pfalz
Blättern im Buch (Livebook)

Ich sagte: okay! Und so kam es, dass meine Visage (klein, aber fein) mit den senkrechten Achsenspiegelungen links und rechts in ein Schulbuch gelangte:

Schnittpunkt Mathematik 8 - Achsenspiegelung: S.51
Schnittpunkt Mathematik 8 – Achsenspiegelung: S.51

Auch im Verzeichnis der Bildquellen werde ich natürlich genannt:

Schnittpunkt Mathematik 8 - aus dem Bildquellenverzeichnis
Schnittpunkt Mathematik 8 – aus dem Bildquellenverzeichnis

Die armen Schüler in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Und nicht nur dort: Im nächsten Monat erscheint eine Ausgabe Nord dieses Mathe-Schulbuchs. So könnte es sein, dass auch Schüler in meinem Wohnort meine Verbrechervisage zu Gesicht bekommen. Nun denn …

Übrigens ist es nicht das erste Bild, dass von meinen Websites den Weg in gedruckte Fassungen geschafft hat. In einem Buch über Jethro Tull in Deutschland (Wolfgang und Kevin Thomas: Jethro Tull Over Germany) findet Ihr ein Jugendfoto von mir. Und ein Wüstenbild hat es sogar auf das Titelblatt eines Buchs (Haste mal ’n Wüstenbild?) geschafft. Ebenfalls den Weg in ein Schulbuch hat ein Foto meiner Frau gebracht: Raureif in der Wüste (da müsste ich aber noch einmal nachschauen, wo das Belegexemplar verblieben ist).

Nach dem Frost in der Nacht am Morgen Raureif
Nach dem Frost in der Nacht am Morgen Raureif

Futterhaus mit Kamera: Besuch aus der Vogelwelt

Eine Wildkamera haben meine Frau und ich bereits im Garten aufgebaut. Trotz der lärmenden Baustelle nebenan finden Tiere in unser Grün – vom Eichhörnchen bis zu verschiedenen Vogelarten. Letztere waren wohl der Auslöser dafür, dass wir für die Vögel für diesen Winter nicht nur ein neues Futterhaus zugelegt haben, sondern eines, das mit einer Kamera ausgestattet ist.

Futterhaus mit Kamera: Kohlmeise
Futterhaus mit Kamera: Kohlmeise

Durch die angesprochene Baustelle ist allerdings die Artenvielfalt, die wir bisher hatten, doch deutlich zurückgegangen. Wir hoffen auf baldige Besserung.

Futterhaus mit Kamera: Kleiber
Futterhaus mit Kamera: Kleiber

Immerhin sind es vorallem Meisen, aber auch ein keckes Rotkehlchen, das den Flug in unseren Garten und jetzt auch in das Futterhaus findet.

Futterhaus mit Kamera: Rotkehlchen
Futterhaus mit Kamera: Rotkehlchen

Thriller mit Tomaten

Abgeleitet vom Begriff der Massentierhaltung sprechen wir inzwischen von einer Massenbierhaltung, gern polemisch besetzt, wenn es um die Produktion von Bieren durch Großbrauereien geht. Hier läuft alles vollautomatisch. Im Grunde braucht es nur noch einen Braumeister, der von einer computergesteuerten Leitstelle den Brauprozess überwacht. Dagegen regt sich schon seit einigen Jahren Widerstand. Im Schatten dieser Großmacht entstanden und entstehen viele Craft-Beer-Brauereien. Das sind Bierhandwerker, die quasi gegen den Massengeschmack anbrauen und ihre eigenen Biere kreieren. Mittlerweile scharen diese jungen Enthusiasten eine wachsende Szene um sich, mit Netzwerken, Bierdegustationen, Bierworkshops, Läden und Publikationen. „Craft Beer ist das Gegengewicht zum Mainstream-Bier der Braukonzerne“, schreibt das Magazin „Hopfenhelden“ selbstbewusst.

Was in der Viehhaltung die Massentierhaltung ist, das sind die Monokulturen im Anbau von Nahrungspflanzen. Ganz vorn dabei ist der Anbau von Tomaten ‚made in‘ den Niederlanden. In diesen Tagen habe ich einen Thriller aus eben diesem Land gesehen, bei dem es um den virtuellen Diebstahl von Identitäten ging: Die Akte Bellicher aus dem Jahr 2012. Neben diesem durchaus interessanten Thema zeigte der Film auch Gewächshäuser und in diesen den Anbau von Tomaten.

Gewächshäuser mit Tomatenpflanzen in den Niederlande - aus 'Die Akte Bellicher', NL 2012
Gewächshäuser mit Tomatenpflanzen in den Niederlande – aus ‚Die Akte Bellicher‘, NL 2012

Tomaten aus den Niederlanden galten lange als wässrig und ohne besonderen Geschmack. Da mag sich inzwischen einiges getan haben. Der Anbau erfolgt schon aus klimatischen Gründen in Gewächshäusern. Neben dem Deichbau und der Abgewinnung von Land aus dem Meer sind die Niederländer Weltmeister im Gemüseanbau in Gewächshäusern. So nebenbei: Island ist klimatisch noch weniger für den Anbau von Tomaten geeignet – und deckt inzwischen einen Großteil seines Tomatenkonsums aus eigenen Gewächshäusern.

Zurück zu den Niederlanden: Heute werden rund 80 Prozent der Produkte im südlichen Teil Westlands in Gewächshäusern angebaut, in denen jede Menge Technik steckt – wie etwa beim Anbauunternehmen Duijvestijn Tomatoes. Dort biegen sich die Ranken der Pflanzen unter dem Gewicht ihrer roten, gelben, grünen und dunkelvioletten Früchte. Wer in die Gewächshäuser rein will, muss als Besucher aus Hygienegründen einen Schutzanzug tragen.

„Insgesamt hat die Anlage eine Länge von 13 bis 14 Metern und produziert etwa 33 Tomatenstauden“, sagt der Chef des Unternehmens, Ad van Adrichem.

Tomatenanbau in den Niederlande - aus 'Die Akte Bellicher', NL 2012
Tomatenanbau in den Niederlande – aus ‚Die Akte Bellicher‘, NL 2012

Damit erreichen die Gewächshäuser in Westland Erträge von 70 Kilogramm Tomaten pro Quadratmeter Anbaufläche. Das ist knapp das Zehnfache des durchschnittlichen Ertrags in anderen Ländern – Spanien oder Marokko zum Beispiel, wo die Gemüse auf offenen Feldern angebaut werden. Dazu kommt die niederländische Methode praktisch ohne Pestizide aus, und sie braucht im Vergleich zum Anbau draußen auch achtmal weniger Wasser.

Das klingt schon einmal ganz gut. Und doch fehlt solchen Tomaten ein wichtiger Faktor: Die Sonne! Die macht den eigentlichen Geschmack. Ich denke da an Urlaub in Südspanien oder auf Sizilien. Was dort an Tomaten auf den Markt kommt, das ist das, was ich unten schmackhaften Tomaten verstehe. Da muss nicht eine Tomate wie die andere aussehen. Im Gegenteil: Jede Tomate ist da gewissermaßen ein Unikat. Und bei uns? Im Herbst und noch in den Winter hinein gibt es die so genannte RAF-Tomate, die allerdings nicht billig ist (rund 10 € pro Kilo). Abgeblich kommt der Geschmack auch durch Salzwasser, mit dem diese begossen werden. Lieber warte ich aber auf einheimische Tomaten, wie z.B. die aus den Hamburger Vierlande.

So bin ich also von einem Thriller auf Tomaten gekommen. Was mag da noch so kommen ….? 😉