Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!
Zeige alle Artikel von WilliZ →
„Wie war doch gleich der Name?“
„Ich habe keinen Namen genannt, weder den meinen, noch irgendeinen anderen.“
„Ich dachte …“
„Denken, so sagt man, ist Glückssache! Außerdem sollte man, so sagt man auch, das Denken den Pferden überlassen. Die haben größere Köpfe!“
„Sie meinen Elefanten!“
„Ich sagte Pferde. Elefanten gibt es bei uns nur im Zoo. Vielleicht gilt das für Indien oder die Serengeti. Aber eigentlich passt Elefant und Denken nicht. Elefanten haben etwas mit Erinnern zu tun. Sie wissen doch: Elefanten vergessen nicht!“
„… und haben Angst vor Mäusen!“
„Wollen Sie meinen Job übernehmen, oder was?“
„Ich verstehe nicht …“
„Ich bin wie ein dritter Bruder der Grimms. Sie kennen doch die Brüder Grimm, Jacob und Wilhelm? Eigentlich wäre die Vier passender, denn da gab es noch den Ludwig, bekannt als Maler und Radierer. Bleiben wir aber bei drei.“
„Ich verstehe immer noch nicht!“
„Ganz einfach, wie die Grimms Märchen und Wörter gesammelt haben, so sammle ich Zitate: Denken ist Glückssache! Das Denken soll man den Pferden überlassen, die haben den größeren Kopf. – Verstehen Sie jetzt?“
„Ihr Name ist also Grimm?!“
Gleich zu Beginn meines Osterurlaubs gab es den inzwischen 23. Fall eines Tatorts aus Münster mit Thiel und Boerne: Summ, Summ, Summ. Längst habe ich es gestanden, ein Thiel und Boerne-Fan zu sein, wie ich überhaupt ein großer Fan der Tatort-Reihe bin. Aber die letzten Folgen haben doch ziemlich nachgelassen, auch wenn der Wortwitz der beiden sich ewig in den Haaren liegenden Protagonisten hier wieder Höhepunkte erreicht.
Ja, mit Kriminalfilmen ist das so etwas. Ich denke, es gibt drei Arten von Krimis. Einmal die Actionkracher (der erste Schweiger-Tatort aus Hamburg: Willkommen in Hamburg ließe sich hier einordnen). Dann die tiefschürfenden, psychoanalytisch angehauchten Krimis, von denen es in der Tatort-Reihe viele gibt und die die Reihe im Wesentlichen ausmachen. Zuletzt dann die Krimis a la Thiel und Boerne, in denen es nicht ganz so ernst zugeht und die zwar noch nicht eine Parodie des Genres sind, aber manchmal dem sehr nahe kommen. Spannend sollten sie trotzdem sein (was Thiel und Boerne dann auch sind).
Ich persönlich mag die vor allem die 2. und 3. Art dieser Gattung. Actionfilme sind für mich nur dann okay, wenn sie auch eine gewisse Tiefe besitzen (z.B. die Millennium Trilogie (Verblendung – Verdammnis – Vergebung).
Aber zurück zu Thiel und Boerne: Das Summ-Summ-Gesumms mit Roland Kaiser als Roman König, mittendrin dezent ermordeter Frauenheld und Schlageraffe (fast wie im realen Leben des Herrn Kaiser), hatte mir Appetit auf weitere Münster-Tatort-Folgen gemacht. Und da ich von den bisher 23 Folgen erst 16 gesehen habe, konnte ich mich auf sieben noch ausstehende freuen. Geschafft habe ich während des Urlaubs, mir in ruhigen Abendstunden vier Folgen anzuschauen (ich wollte ja nicht übertreiben – und ich freue mich natürlich, noch weitere Folgen in petto zu haben):
Und meine Erwartungen wurden erfüllt. Feine Krimikost, vielleicht manchmal etwas konstruiert, aber immer gemischt mit herrlich geistreich-witzigen Dialogen zwischen dem Hauptkommissar Thiel und dem Gerichtsmediziner Prof. Boerne.
Und ich habe mir dann auch noch zwei weitere etwas neuere, aufgezeichnete Tatort-Folgen aus Bremen: Puppenspieler (24.02.2013) und Saarbrücken: Melinda (27.01.2013) angeschaut. Auch diese Folgen zeichneten sich durch einen gewissen Witz aus. Die Hauptkommissarin Inga Lürsen hat einen neuen Kollegen, Leo Ulfanoff (sieht aus wie ein zerzauster Pandabär, meditiert bisweilen, verführt die Kommissarin zu grünem Tee und anderem), bekommen, da es den Hauptkommissar Stedefreund als Ausbilder nach Afghanistan zieht. Dieser Ulfanoff ist ein recht kurioser Typ. Saarbrücken hat gleich ein neues Ermittlerteam – allen voran Hauptkommissar Jens Stellbrink, der sich durch ziemlich unorthodoxen Methoden auszeichnet. Ich hatte hier das Gefühl, dass Münster aus Saarbrücken echte Konkurrenz bekommen könnte. Inzwischen gab es auch schon eine zweite Folge aus Saarbrücken: Eine Handvoll Paradies (07.04.2013), die allerdings von der Kritik und den Zuschauern als angeblich bisher schlechteste Tatort-Folge geradezu verrissen wurde (siehe u.a.: Gestohlene Lebenszeit). Allerdings eine durchaus positive Kritik habe ich dann auch gefunden: Mit dem Roller durch die Rocker („am Ende lehnt man sich lächelnd zurück und freut sich über einen Riesenspaß. Zeitdiebstahl jedenfalls sieht anders aus.“) Da ich die Folge noch nicht gesehen habe (sie schlummert auf meinem Rechner – inzwischen habe ich sie gesehen) bin ich jetzt richtig gespannt … Die erste Saarbrücken-Folge fand ich nämlich ganz gut, wenn dieses Ermittlerteam vielleicht auch nicht so ganz ins Tatort-Konzept passt (und noch eine Tatort-Folge befindet sich auf meinem Rechner: München: Macht und Ohnmacht (01.04.2013)).
Nun, die Tatort-Fans sind in den letzten Wochen ganz schön ins Schwitzen geraten: Hamburg mit Til Schweiger und jetzt Saarbrücken mit Devid Striesow. Aber auch die Vielfalt macht eine gute Reihe aus (und da komme ich sogar über Til Schweigers Genuschel schnell hinweg). Und die nächsten neuen Ermittlerteams befinden sich schon in den Startlöchern.
Der Spielfilm Der Baader Meinhof Komplex aus dem Jahr 2008 schildert Vorgeschichte und Aktionen der Terrorgruppe Rote Armee Fraktion (RAF) von 1967 bis zum „Deutschen Herbst“ 1977. Das von Produzent Bernd Eichinger verfasste Drehbuch folgt weitgehend dem gleichnamigen Sachbuch von Stefan Aust (erstmals erschienen Ende 1985). Unter der Regie von Uli Edel spielten in dem Film – auch in Nebenrollen – einige der bekanntesten deutschen Darsteller mit.
Während meines Osterurlaubs habe ich mir den Film in der Kinofassung angeschaut. Sowohl Buch (u.a. von Stefan Aust) Baader Meinhof Komplex als auch der Film als DVD bzw. BluRay sind weiterhin im Handel erhältlich.
„Beim Staatsbesuch des Schah Mohammad Reza Pahlavi in West-Berlin kommt es zur gewaltsamen Auflösung einer Demonstration, bei der Kriminalobermeister Karl-Heinz Kurras den Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 vor der Deutschen Oper erschießt. Ohnesorgs Todestag gilt als Einschnitt in die deutsche Nachkriegsgeschichte mit weitreichenden gesellschaftspolitischen Folgen. – Studentenführer Rudi Dutschke, Redner am Vietnam-Kongress im Audimax der TU Berlin, wird am 11. April 1968 auf offener Straße von einem jungen Hilfsarbeiter angeschossen und schwer verletzt. Als Reaktion folgt ein Protest gegen den Axel-Springer-Verlag, an dem auch Ulrike Meinhof teilnimmt. Nach der Brandstiftung in zwei Frankfurter Kaufhäusern als Protest gegen den Vietnamkrieg werden die Täter am nächsten Tag festgenommen. Meinhof schreibt als Journalistin über den Prozess und lernt dabei die angeklagten Studenten Gudrun Ensslin, Thorwald Proll und Andreas Baader kennen.
Der Baader Meinhof Komplex (2008) Trailer
Die Angeklagten werden zu drei Jahren Haft verurteilt, aber schon im Juni 1969 wieder entlassen, bis das Gericht über die Revision ihrer Urteile entscheidet. Als im November 1969 ihre Revision abgelehnt wird, tauchen Andreas Baader und Gudrun Ensslin in den Untergrund ab, unter anderem in Rom. Nach Berlin zurückgekehrt, wohnen sie zeitweise bei Meinhof. Während einer Fahrzeugkontrolle wird Baader festgenommen und inhaftiert, aber einen Monat später gelingt Meinhof und Ensslin die so genannte „Baader-Befreiung“ in Berlin. Damit wechselt Meinhof in die Illegalität und lässt ihre zwei Töchter zurück. Die Baader-Befreiung gilt als Geburtsstunde der Rote Armee Fraktion.“
„Deutschland in den 70ern. Die radikalisierten Kinder der Nazi-Generation, angeführt von Andreas Baader (Moritz Bleibtreu), der ehemaligen Starkolumnistin Ulrike Meinhof (Martina Gedeck) und Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek), kämpfen gegen das, was sie als das neue Gesicht des Faschismus begreifen: die US-amerikanische Politik in Vietnam, im Nahen Osten und in der Dritten Welt, die von führenden Köpfen der deutschen Politik, Justiz und Industrie unterstützt wird. Die von Baader, Meinhof und Ensslin gegründete Rote Armee Fraktion hat der Bundesrepublik Deutschland den Krieg erklärt. Es gibt Tote und Verletzte, die Situation eskaliert, und die noch junge Demokratie wird in ihren Grundfesten erschüttert. Der Mann, der die Taten der Terroristen zwar nicht billigt, aber dennoch zu verstehen versucht, ist auch ihr Jäger: der Leiter des Bundeskriminalamts Horst Herold (Bruno Ganz). Obwohl er große Fahndungserfolge verbucht, ist er sich bewusst, dass die Polizei allein die Spirale der Gewalt nicht aufhalten kann.“
Das Buch von Stefan Aust gilt inzwischen als Standardwerk über die RAF und behandelt die frühe Geschichte der Rote Armee Fraktion (RAF) unter der Führung von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof. Einer Verfilmung waren von Anfang an Grenzen gesetzt. So verzichtete das Drehbuch auf identifikatorische Figuren und einen durchgehenden Handlungsbogen. Zudem musste man einen solchen Stoff radikal verdichten. Am Ende kam ein Film heraus, der ganz offensichtlich vor allem für jene gemacht wurde, die die RAF nur vom Hörensagen kennen, die ganz gern mal wissen wollten, was es mit diesen Radikalen aus den Siebzigern auf sich hat, die beinahe im Alleingang den Rechtsstaat an seine Grenzen gebracht hatten.
Wer hier nach neuen Erkenntnissen sucht oder sogar einen Diskurs einfordert, der ist fehl am Platze. Der Film erzählt im Wesentlichen aus der Perspektive der Terroristen. So gab es natürlich Klagen, da man die Opfer nicht ausreichend gewürdigt oder den Gegenspieler der RAF, also die Bundesregierung, nur unzureichend ins Bild gerückt habe. Aber darum geht es im Film nun einmal nicht. Es ist in erster Linie ein Art Geschichtsfilm, dramaturgisch aufbereitet, der gleichzeitig unterhalten und aufklären will. Moritz Bleibtreu spielt Andreas Baader als testosterongesteuertes Alpha-Männchen. Johanna Wokalek oder Nadja Uhl als Gudrun Ensslin und Brigitte Mohnhaupt werden als Todesengel im Minirock inszeniert. Trotzdem bietet der Film einen ungewöhnlichen Einblick in die Zeit der siebziger Jahre und der damaligen Ereignisse. Das gilt sowohl für mich, der vieles als Zeitzeuge miterlebt hat und sich dieses durch den Film ins Gedächtnis zurückholen kann, besonders aber für die nachgewachsene Generation unserer Kinder.
Sicherlich wäre es interessant gewesen, wenn dem Film Bezüge zum Hier und Jetzt gelungen wäre. Wie schreibt Günter Grass in seinem Buch Grimms Wörter: Mich treibt Zorn an, der sich an westlichen Colonialherren reibt, die als Sieger des Kalten Krieges meinen, hemmungslos zugreifen, fortan auf Pump leben zu dürfen und nun, nach dem Triumph des Kapitalismus über den Kommunismus, beginnen, ihresgleichen zu zerstören, weil ihnen der Feind fehlt. – Die RAF hat nach meiner Meinung ebenso wie die ‚kommunistische Gefahr’ dazu beigetragen, den Verantwortlichen in unserer Republik (Politik, Justiz, Wirtschaft), ihre ‚persönlichen’ Grenzen aufzuzeigen. Der habgierige Wirtschaftsmagnat wurde in seinen Tun dadurch beschränkt, weil er fürchten musste, sonst in die Schusslinie der RAF-Terroristen zu gelangen. Natürlich will ich kein Klima der Angst schüren. Aber es wäre besser, wenn ‚die Oberen’ immer so etwas wie einen ‚natürlichen’ Feind hätten, zumindest einen außenstehenden Kontrolleur, der ihnen auf die Finger schaut.
Nachbetrachtung: Verbindung der RAF zur DDR
Am 2. Juni 1967 schoss der damalige Kriminalobermeister Kurras bei einem Polizeieinsatz gegen Demonstranten in West-Berlin den FU-Studenten Benno Ohnesorg mit seiner Dienstwaffe in den Hinterkopf, woran dieser starb. Der Tod Ohnesorgs führte zur Radikalisierung von Studenten und damit auch zur Gründung der RAF. Erwähnenswert ist dabei, dass Kurras von 1955 bis mindestens 1967 auch Inoffizieller Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR war. Kurras‘ im Mai 2009 bekannt gewordene IM-Tätigkeit löste neue staatsanwaltliche Ermittlungen zu seinem Todesschuss und eine neue Debatte über dessen Ursachen und Folgen aus. Es fanden sich allerdings keine Anhaltspunkte für einen Mordauftrag des MfS.
Mitglieder der zweiten Generation der RAF erfuhren organisatorische und finanzielle Hilfe aus der DDR. Die „Stasi“ bot eine Art Waffenbrüderschaft an. Man bildete RAF-Mitglieder in Camps aus, wo man ihnen das Schießen mit Gewehr und Raketenwerfer beibrachte. Diese Ausbildung war guerillamäßig und sehr gut organisiert. Die dort erlernten Fähigkeiten konnten sie dann für Anschläge usw. verwenden (Quelle: rafinfo.org). Zehn sogenannte RAF-Aussteiger tauchten mit Hilfe der Staatssicherheit in der DDR unter. Noch vor der Wiedervereinigung wurden sie im Juni 1990 enttarnt, festgenommen und an die Bundesrepublik ausgeliefert. – siehe hierzu auch: spiegel.de
Erwähnenswert ist auch Horst Mahler, der im Film nur kurz abgehandelt wird. Er vertrat als Rechtsanwalt u.a. Andreas Baader und Gudrun Ensslin und gilt selbst als Gründungsmitglied der RAF. 1975 sagte sich Mahler vom Terrorismus los und erreichte 1988 seine Wiederzulassung als Anwalt. Dann erfolgte eine außergewöhnliche Kehrtwendung: Ab etwa 1997 wandte er sich dem Rechtsextremismus zu und vertrat 2002 die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) im NPD-Verbotsverfahren. Wegen verschiedener Delikte, darunter verfassungswidrige Betätigung, Holocaustleugnung, Mord- und Gewaltandrohungen, antisemitische und neonazistische Äußerungen wurde er zu mehreren Geld- und Freiheitsstrafen verurteilt. Ein vorläufiges Berufsverbot von 2004 wurde 2009 mit dem Entzug seiner anwaltlichen Zulassung bestätigt.
Als nach dem Tode meiner Eltern (mein Vater starb am 14.04.2010, meine Mutter am 20.01.2011 – beide in einem gesegneten Alter von über 90 Jahren) deren Haushalt aufgelöst wurde, teilte ich mir mit meinen Geschwistern die Fotoalben und was sonst noch an interessanten Dokumenten aufzufinden war. Darunter befand sich ein schon spröde gewordenes Blatt Papier mit einem hektografisch erstellten Text – ein Gedicht meines Vaters an meine Mutter vom 11. Mai 1941 – mit handschriftlicher Widmung. Zwar wusste ich, dass mein Vater wohl auch einmal Gedichte an meine Mutter geschrieben hatte, aber jetzt eines in Händen zu halten, war dann doch ein geradezu sensationeller Fund.
Sicherlich ist das Gedicht etwas sperrig und ungelenk. Dazu muss man wissen, dass mein Vater in Treuburg/Ostpreußen (heute: Olecko) geboren ist und dort lebte. Meine Mutter stammte aus Köln. Durch den Krieg, mein Vater war damals Sanitätsunteroffizier, kam mein Vater nach Köln und lernte dort meine Mutter kennen. Aber für einen eher prosaisch veranlagten Menschen wie meinen Vater ist so ein Gedicht eine anerkennungswerte Leistung.
Maria und Hermann – Verlobte in Köln, Hindenburgpark (heute: Friedenspark), im November 1941
Fruehlingserwachen
Heut ist das schoenste Wetter,
hier, in Ostpreußenland.
Es waere ja viel netter,
koennt reichen Dir die Hand.
Der Fruehling ist gekommen
Ehe wir uns versehn.
Koennte ich zu Dir kommen,
dann waers um uns geschehn.
Denn mit des Fruehlings Waerme
Erwacht die Liebe auch.
Dann kommt das grosse Sehnen
Zu mir, ungewollt, auch.
Mein Herz es schreit nach Liebe,
es sehnt sich so nach Dir.
Oft moechte ich weit laufen,
es zieht mich hin zu D I R.
D U bis mein suesses Maedel,
mein Licht und meine Sonn!
D I C H ewig zu besitzen
Ist meine groesste Wonn!
Nein, ich bin kein neuer Alfred Dorn, der Romanheld aus Martin WalsersDie Verteidigung der Kindheit. Alfred Dorn, der die Kindheit verteidigen muss gegen Gegenwart und Zukunft. Der zu einem Fanatiker des Datums, des Faktums wird. Er will alles so bewahren, festhalten, wie es wirklich gewesen ist (Quelle: belletristik-couch.de).
Aber ein Artverwandter bin ich wohl schon. Diesen Blog führe ich eben auch, um Vergangenes nicht entgültig vergehen und vergessen zu lassen. Auch ich bemühe mich ums Bewahren und Festhalten. Da kommt es mir gerade Recht, ein altes Fotoalbum, das erste Familienalbum meiner Eltern, 1940 angelegt, in die Hand bekommen zu haben. Alfred Dorn musste am 13. Februar 1945 miterleben, wie Dresden von britischen und US-amerikanischen Bomber schwer beschädigt wurde – und dabei alle Fotoalben seiner Familie verbrannten. Meine Eltern konnten die Fotos auf der Flucht aus Ostpreußen über Swinemünde und Ostsee nach Sachsen retten.
Es liegt mir fern, alte Zeiten zu verklären. Aber es interessiert mich schon, woher ich komme. Und damit meine ich natürlich auch meine Vorgeschichte, die Geschichte meiner Eltern und Vorfahren.
In dem besagten Fotoalbum habe ich ein sehr schönes Foto aus dem Jahre 1950 gefunden. Es ist zu Weihnachten des Jahres in Berghausen, einem kleinen Ort oberhalb von Oberpleis, das jetzt alles zu Königswinter am Rhein gehört, aufgenommen worden. Dort lebten meine Großeltern und eine Schwester meiner Mutter. Ich selbst war u.a. im Sommer 1965 in Sommerferien dort.
Das Foto ist deshalb so bemerkenswert, weil es die Familie meiner Mutter zeigt. Ein solches Foto ist wohl niemals mehr aufgenommen worden. In der Mitte sind meine Großeltern (mütterlicherseits). Meine Großmutter hießt wohl Martha, mein Großvater Matthias Wolf.
Aber fange ich von links an: Meine Mutter Maria, mein Onkel Alois (genannt Alo, der in jungen Jahren Boxen als Sport getrieben und wohl eine gewisse Ähnlichkeit mit Max Schmeling hatte, daher als ‚jüngerer Bruder’ von Schmeling angesehen wurde), meine Großeltern, der jüngste Onkel Otto und meine Tante Ruth. Daneben gab es noch drei weitere Kinder meiner Großeltern (sie hatten also sieben Kinder), wovon ein Mädchen schon bald nach der Geburt starb. Meine Mutter hatte also noch zwei weitere Brüder: Matthias, genannt Mattjes, und Willi (hieß wahrscheinlich Wilhelm), der Lieblingsbruder, nach dem ich Wilfried genannt wurde. Beide sind im 2. Weltkrieg als junge Männer in Russland verschollen (und sind wohl auf dem Foto, das Anfang der zwanziger Jahre die Kinder von der Schnurgass’ darstellt, abgebildet). Mein Onkel Otto lebt heute noch in Köln.
Neben den Fotos aus dem ersten Fotoalbum meiner Eltern habe ich nach dem Tode beider noch einiges andere Material ‚geerbt’. Das sollte Anlass sein, im Alfred Dorn’schen Sinne die Vergangenheit nicht nur zu bewahren, sondern in meinem Sinne wieder aufleben zu lassen.
Am Montag, den 8. April ist es soweit. Am Bahnhof Tostedt beginnen die Bauarbeiten für ein Parkhaus, die bis September 2013 dauern sollen. Für die Zeit der Bauphase wird es zu Behinderungen kommen, da die 180 Parkplätze der Baustelle entfallen. Um am Bahnhof Tostedt ersatzweise Parkraum zu schaffen, werden die Straße „Am Bahnhof“ und die „Karlstraße“ zu Einbahnstraßen. Die Straße „Am Bahnhof“ ist dann von der „Bahnhofstraße“ in Richtung „Poststraße“ zu befahren und die „Karlstraße“ in die Gegenrichtung. (weitere Infos über tostedt.de).
Ich ‚freue’ mich bereits auf die nächste Woche, wenn ich nach meinem Urlaub wieder zur Arbeit muss und morgens zum Bahnhof gehen werde. Mindestens an den ersten Tagen dürfte es ein jetzt schon vorprogrammiertes Chaos rund um den Bahnhof in Tostedt geben, da besonders auswärtige Pendler, die Tostedt mit ihren Autos heimsuchen, erst einmal nicht begreifen, was da vor sich geht: Ach Baustelle? Wo parke ich da nur …?!
Nett finde ich den Appell der Verantwortlichen in Rat und Verwaltung der Samtgemeinde Tostedt, die Anlieger und Pendler bitten, „in den Sommermonaten enger zusammenzurücken und mehr Verständnis füreinander aufzubringen.“ Oder wie Herr Dirk Bostelmann, Tostedts Samtgemeindebürgermeister schreibt: „Pendler und Anlieger werden gebeten, enger zusammenzurücken und für einen begrenzten Zeitraum Verständnis füreinander aufzubringen.“ (nur für einen begrenzten Zeitraum?)
Es ist schon erstaunlich für mich, dass es in Tostedt überhaupt keinen Widerstand gegen diese Baumaßnahme gab. Wenn’s um der Deutschen liebstes Spielzeug, dem Auto, geht, da ist nichts zu teuer: Trotz der Mittel aus dem ÖPNV-Förderprogramm durch die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) darf der Tostedter Steuerzahler die restlichen etwa 2 Millionen Euro bezahlen. Statt überall Parkhäuser zu bauen, wäre vielleicht eine Erweiterung des HVV-Bereichs bis nach Rotenburg/Wümme keine schlechte Idee.
Und wie ich vermute wird nach all den Baumaßnahmen in Tostedt (Polizeihaus – Kindergarten Dieckhofstraße und jetzt das Parkhaus) kein Geld mehr für eine Sanierung des Freibades bleiben, oder doch, Herr Bostelmann?
Eigentlich tut es mir in der Seele leid, wenn ein Baum gefällt wird. Aber der Kirschbaum, den wir zur Einweihung des Hauses vor über 17 Jahren bekommen hatten, war uns zu groß geworden – und nahm besonders meiner Frau die Sonne weg. Und die Kirschen, ganz ehrlich, waren geschmacklich auch nicht so toll. Selbst die Vögel haben sie eher verschmäht.
AlbinZ Garten: Ein Kirschbaum wird gefällt (04.04.2013)
Den Baumstumpf haben wir stehen lassen. Es werden dann im nächsten Frühjahr bestimmt einige Äste ausschlagen, sodass wir uns weiterhin an einer Kirschblüte erfreuen können ….
Das Diminutiv, also die Verkleinerungsform eines Substantivs, dient meist der Verniedlichung eines Begriffs, aber auch zur Bildung von Kosenamen, und wird im Hochdeutschen durch die Suffixe –chen oder –lein gebildet. So wird aus einem Haus ein Knusperhäuschen. Aus Hans wird Hänschen.
Es gibt aber auch Diminutive, die sich gewissermaßen verselbständig haben, wie Mädchen (Verkleinerungsform zu Magd), Kaninchen, Eichhörnchen oder Fräulein. Brötchen ist eigentlich mehr als ein kleines Brot.
Das Fräulein ist inzwischen ein Archaismus, also ein Wort, das kaum noch benutzt wird, da auch unverheiratete Frauen heute als Frau und nicht mehr als Fräulein angesprochen werden möchten.
Das Wort Mädchen fällt besonders aus dem Rahmen. Die Ausgangsform Magd wird heute kaum noch benutzt (ist also auch ein Archaismus), wobei Magd heute eher im Sinne von Haus- oder Dienstmagd, also für eine weibliche Person benutzt wird, die im Haushalt oder auf einem Bauernhof tätig ist – die männliche Form ist Knecht. Früher bezeichnete Magd allgemein eine junge weibliche Person (männlich Bube, Knabe). Übriggeblieben ist dann die Verkleinerungsform Mädchen. Als wären Mädchen allgemein ‚niedlicher’ als Jungen.
Es gibt auch eine Verkleinerungsform zu Junge – Jungchen. Aber man wird aus der „kalten Heimat“ entstammen (z.B. Ostpreußen), um dieses Wort zu benutzen. So haben manche Wörter ihre ganz eigene Geschichte.
Aber wie komme ich auf dieses Thema? Das Foto oben habe ich am Ostermontag aufgenommen, als ein Einhörnchen (ich nenne es dem Thema entsprechend Hänschen Eichhorn) sich über das Nahrungsangebot für die Vögel in einem unserer Futterhäuschen (sic!) hermachte. Eigentlich haben die Eichhörnchen bei uns ihr eigenes Futterhaus. Aber Hänschen Eichhorn wollte wohl testen, ob es vielleicht bei den Vögeln etwas Leckeres zu futtern bekommt.
Südlich von Tostedt entspringt in der Lüneburger Heide die Este, ein Nebenfluss der Elbe. Bis die Este zum Fluss wird, nimmt sie das Wasser vieler Wassergräben und Bäche in sich auf. So durchfließt ein kleiner Fluss, eigentlich nur ein Bach, die Ausläufer der Stader Geest und mündet dann nordwestlich von Bötersheim in die Este, der hier Dohrener Mühlenbach heißt.
Dieses Fließgewässer hat eigentlich zwei verschiedene Namen: In Tostedt, wo es entspringt, trägt es die Bezeichnung Töste und danach heißt es Mühlenbach bzw. Dohrener Mühlenbach. Die Herkunft des Namens liegt im geschichtlichen Dunkel.
Der Name Töste stammt natürlich von dem niederdeutschen Namen für Tostedt her: Töst. Und da der Bach durch die Gemeinde Dohren fließt, trägt der Bach ab dort diesen Namen. Aber warum Mühlenbach, wenn nirgends eine Mühle jemals vorhanden war, bleibt schleierhaft. Vielleicht hat es etwas mit dem niederdeutschen Wort Möhl (für Mühle) zu tun, das wohl auch Maul bedeutet.
Dieser Bach entspringt als Töste in Tostedt. Ich habe mich also auf die Suche gemacht und bin hinter der Johanneskirche fündig geworden (siehe openstreetmap.org). Hinter der Kirche gibt es zwei kleine Teiche – und wohl dazwischen entspringt der kleine Bach:
Etwas Anschaulicher wird es, wenn man sich das Quellgebiet bei Google Maps anschaut, wobei ich die Darstellung von Satellit und Karte übereinandergelegt habe, wie das folgende Bild zeigt:
Wie bereits erwähnt durchfließt der Bach die Ausläufer der Stader Geest und mündet dann nordwestlich von Bötersheim in der so genannten Seggerheide in die Este. Hier stoßen wir dann auch auf den Este-Wanderweg, der sich gut mit dem Fahrrad zurücklegen lässt:
Ich denke, die wenigsten Einwohner von Tostedt haben bisher etwas von diesem Bach namens Töste gehört, geschweige wissen, wo dieser Bach entspringt. Selbst die Politik ‚degradierte‘ den Bach zu einem Graben: Die Töste – ein Trauerspiel
„Heute billigt man dem Flüsschen Töste keine große Bedeutung zu. Doch in Wirklichkeit ist die historische Entstehung dieses Ortes maßgeblich von diesem Fließgewässer beeinflusst worden. Bereits eine Landkarte, die vor knapp 100 Jahren gezeichnet wurde, lässt deutlich die siedlungsgeografische Lage in Abhängigkeit von der Töste erkennen. Als noch bessere Kartengrundlage gilt die Kurhannoversche Landesaufnahme von 1769, nach der man das alte Siedlungsgebiet von Tostedt noch besser rekonstruieren kann. Diese Karte reduziert das ursprüngliche Tostedt auf zwei baulich begrenzte Bezirke, die links und rechts des Bachverlaufes der Töste liegen. Im Ort selbst entspringend, verlässt sie in nördlicher Richtung das Dorf. In einer U-Form ist der Ausbau des alten Tostedt erfolgt. Man gewinnt somit den Eindruck, dass die ersten Erbauer der Siedlung sich ganz bewusst nach diesem vorgegebenen natürlichen Gegebenheiten gerichtet haben: Im Mittelpunkt ihrer dörflichen Anlage lag der Bach, der zu allen Zeiten für die wichtige Wasserversorgung zur Verfügung stand, dann folgten links und rechts des Bachlaufes die stets hochwassergefährdeten Hofweiden, und auf höherem Grund sind die ersten Höfe angelegt worden.“ (Historischer Spaziergang durch Tostedt von Klaus-Rüdiger Rose – aus: Die Este: Von der Quelle bis zur Mündung – herausgegeben von Marlis und Hans-Joachim Dammann – 2012 Verlag Atelier im Bauernhaus – Heimatverein Buxtehude und Kulturforum am Hafen – S. 108 f.)
Wer kennt sie nicht, die hartgekochten und dann eingefärbten Ostereier. Besonders aber in den slawischen Ländern werden meist ausgeblasene Eier von Hühnern oder Enten kunstvoll bemalt zu Ostern als Dekoration verwendet. Die Techniken reichen vom „einfachen“ Bemalen über Batik- (mit Wachs) bis hin zu Kratz- und Ätztechniken.
Im Jahr 1983 war ich mit einem Freund eine Woche vor Ostern mehrere Tage in Prag. An der Karlsbrücke wurden den interessierten Käufern wundervoll bemalte Eier angeboten. Da konnte auch ich nicht widerstehen. Leider sind die Eier, da ausgeblasen, im Laufe der Jahre zu Bruch gegangen. Hier nun einige sehr schöne Beispiele für kunstvoll gestaltete Ostereier:
Sorbische Ostereier
Ostereier aus der Kaschubei (man erinnere sich an Günter Grass und „Die Blechtrommel“)
Allen Besuchern meines Weblogs wünsche ich hiermit frohe Ostern. Eigentlich solltet Ihr nicht hier sein, sondern die Feiertage für ’sinnvollere‘ Dinge des Lebens nutzen. Nun denn …
Eure Willi
Tipp fürs Ostereiersuchen: Dieses Jahr sind die Eier aus gegebenem Anlass mit Sicherheit nicht gefärbt worden, sondern weiß geblieben 😉