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Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Grainau 2012 (10): Auf der Zugspitze

Hat man erst einmal mit der Zahnradbahn der Zugspitzbahn das Zugspitzplatt erreicht, dann geht’s von hieraus mit der Gletscherbahn hinauf auf die Zugspitze, der mit 2962 m Höhe höchste Berg Deutschlands.

Hier oben wird es dann auch etwas eng. Ursprünglich hatte die Zugspitze drei Gipfel: Ost-, Mittel- und Westgipfel. Als einziger davon ist der vollständig in Deutschland liegende Ostgipfel in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben. Hier steht auch in 2962 m Höhe das Gipfelkreuz. Der Mittelgipfel fiel 1930 einer Seilbahn-Gipfelstation zum Opfer. 1938 wurde der Westgipfel gesprengt, um Bauplatz für eine geplante Flugleitstelle der Wehrmacht zu gewinnen. Diese wurde jedoch nie gebaut. Dafür steht jetzt hier das Münchner Haus. Ursprünglich hatte die Höhe des Westgipfels 2964 Meter betragen. Außerdem finden sich hier fest einbetoniert u.a. eine Wetterwarte und die Sendeanlagen diverser Radiosender. Mit der Gipfelalm haben wir dann hier auch Deutschlands höchstes Restaurant.

Über dem Westgipfel verläuft übrigens die Grenze zwischen Deutschland und Österreich. So ist es wirklich nur ein Hasensprung … und man befindet sich plötzlich in Östereich.


Fotos © Jan Einar Albin

Ganz so aufregend ist es dann eigentlich nicht auf der Zugspitze. Immerhin entschädigt bei guten Sichtverhältnissen das einzigartige 360°-Panorama mit Blick auf über 400 Gipfel in Österreich, Italien, der Schweiz und Deutschland. Nicht zu übersehen sind die Alpendohlen, die hier oben in luftigen Höhen ihre Bahnen ziehen. Ab und zu sollte man seinen Kopf einziehen, wenn einer der Vögel zur Landung ansetzt. In den Felsen um die Zugspitze befindet sich der Lebensraum der Gämsen. Auf der Südseite des Massivs ist das Murmeltier verbreitet. Allerdings muss man schon Glück haben, will man eines dieser Tiere zu sehen bekommen.

Auf der Zugspitze

Übrigens Anfang April d.J. lag dort oben auf der Zugspitze immerhin noch 435 cm Altschnee und mit -6 °C war es allerdings nur im Schatten noch reichlich kalt. In der Sonne war es eher sommerlich …

Grainau 2012 (9): Blick vom Zugspitzplatt

Jetzt ist es bereits über einen Monat her, dass ich mit meinen Lieben in meinem Urlaub in Grainau (Auf zur Zugspitze) auch die Zugspitze ‚eingenommen’ habe. Wer in Grainau oder in Garmisch-Partenkirchen Urlaub macht, der sollte auch einmal auf Deutschlands höchstem Berg gefahren sein.

Rundreisen mit der Zugspitzbahn

Am beliebtesten ist natürlich eine so genannte Zugspitzrundreise, die auch in der ZugspitzCardGold enthalten ist. Von Garmisch-Partenkirchen oder Grainau fährt man zunächst mit der Zahnradbahn der Zugspitzbahn am Eibsee in 1000 m Höhe entlang durch das Innere der Nordflanke des Bergmassivs hindurch bis zum Zugspitzplatt in rund 2600 m Höhe. Von dort geht es weiter mit der Gletscherbahn hinauf zur Zugspitze. Mit der Eibsee-Seilbahn geht es wieder hinunter.

Das Platt (auch Zugspitzplatt) ist eine Hochfläche unterhalb des Zugspitzgipfels in südlicher und südöstlicher Richtung auf einer Höhe zwischen 2000 und 2650 Metern. Anfang April herrschte hier noch reger Skibetrieb. Gleich neben der Station der Zahnradbahn befindet sich das Gletscherrestaurant Sonnalpin. Von hier geht es dann auch weiter mit der Gletscherbahn.


Fotos © Jan Einar Albin

Das Zugspitzplatt lädt auch nicht so Wanderfreudige zum Verweilen ein. Hier hat man einen Blick auf zwei der wenigen Gletscher in Deutschland, den Nördlicher und Südlichen Schneeferner. Überhaupt ist es ein schöner Blick auf die umliegenden Berggipfel und die sich senkende Hochfläche. In der Höhe ist dann auch die Zugspitze mit den Aufbauten, u.a. dem Münchner Haus und der Wetterwarte zu sehen.

Blick vom Zugspitzplatt

Blumenpracht Teil 31: Tulpen

Kaum eine Blume hat durch Züchtung so viele Sorten (Hybride) hervorgebracht wie die Tulpe. Zurecht verbindet man Tulpen mit den Niederlanden („Tulpen aus Amsterdam“), denn nicht weniger als 80 % der Welt-Tulpenproduktion stammt aus diesem Land.

Ich habe zwar nicht nachgezählt. Aber es dürften mindestens zehn Dutzend Tulpen in unserem Garten sein. Die ersten sind bereits verblüht. Dafür kommen jetzt andere, meist dunklere Sorten zum Vorschein.

Frühling: Dazu gehören für mich und meine Familie auch jede Menge Tulpen, die durch ihre Farbenvielfalt beeindrucken.

Tulpen in AlbinZ Garten Ende April 2012

Tulpen in AlbinZ Garten Ende April 2012

Tulpen in AlbinZ Garten Ende April 2012

Tulpen in AlbinZ Garten Ende April 2012

Tulpen in AlbinZ Garten Ende April 2012

Tulpen in AlbinZ Garten Ende April 2012

Tulpen in AlbinZ Garten Ende April 2012

Schuppenaufbau

Wir haben einen Keller und wir haben einen Schuppen, in dem wir unsere Fahrräder, Gartengeräte und was man sonst noch so für den ‚Außenbetrieb’ braucht, lagern können. Und nach fast 17 Jahren wurde uns dieser Schuppen etwas zu klein. Was macht man also? Man baut an oder baut neu.

So haben wir nun am letzten Wochenende einen neuen, wenn auch bedeutend kleineren Geräteschuppen im Garten aufgebaut. Wir, das sind Hans-Jürgen K. (u.a. Fußballwart Herren des FSV Tostedt), mein Sohn Lukas und sein Freund Dennis B. sowie ich für mein Teil. Vielen Dank den helfenden Händen, denn mit vereinten Kräften geht so ein Aufbau dann um einiges besser und schneller.

Die Wetteraussichten für den Tag versprachen ja nichts Gutes. Am Samstag sollte es so gut wie den ganzen Tag regnet. Und so begann der Tag auch mit Dauerregen. Aber kaum zeigten wir uns draußen und arbeitswillig, da kam auch die Sonne hervor und bescherte uns reichlich Wärme und Sonnenschein.

Alles wäre natürlich bedeutend schneller von der Hand gegangen, wäre am Schluss nicht das Problem mit der Tür gewesen. Fehlkonstruktion nennt man so etwas wohl. Und wir mussten reichlich tricksen, um die Tür so angebracht zu bekommen, auf dass sie nicht klemmt oder sonst wie Probleme bereitet. So war das Bierchen am Ende wohlverdient.

Aufbau eines Geräteschuppens - Tostedt 28.04.2012

Aufbau eines Geräteschuppens - Tostedt 28.04.2012

Aufbau eines Geräteschuppens - Tostedt 28.04.2012

Aufbau eines Geräteschuppens - Tostedt 28.04.2012

Aufbau eines Geräteschuppens – Tostedt 28.04.2012

1. Mai 2012 – Maibaumaufstellen

Der 1. Mai ist bekanntlich der Tag der Arbeit und aus der Arbeiterbewegung als Kampftag für Arbeit entstanden. Am 1. Mai (manchmal auch schon am Vortag oder erst zu Pfingsten) wird in vielen Dörfern der Maibaum aufgestellt. Das ist Anlass zu einem Fest mit Bier und Bratwurst. Diesen Brauch findet man meist in Mittel- und Nordeuropa, also auch in Tostedt, genauer: in Todtglüsingen.

Maibaum in Todtglüsingen 2006

Das Stehlen des Maibaumes ist ein oft ausgeübter Brauch. In der Nacht vor dem Aufstellen wird der Maibaum meistens von jungen Männern bewacht.

Legt während des Klauversuches ein Dorfbewohner seine Hand auf den Baum und spricht die Worte: „Der Baum bleibt da“, dann darf der so geschützte Maibaum von den Maibaumdieben nicht mehr angerührt werden.

Üblich ist das Auslösen gestohlener Bäume. Dazu begibt sich eine Abordnung der Bestohlenen zu den Dieben und handelt den Preis aus, der üblicherweise in Naturalien (Getränke und Essen) zu entrichten ist. Nach erfolgreichen Rückgabeverhandlungen wird der gestohlene Baum, oft in einer feierlichen Prozession mit Blasmusikbegleitung, von den Dieben zu seinen rechtmäßigen Eigentümern zurückgebracht.

siehe auch: 1. Mai 2011 – Tag der Arbeit

Aus der Tiefe des Raums

Es ist 40 Jahre her, da lieferte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wohl eines ihrer besten Spiele ab, wenn nicht gar ihr bestes. Deutschland hatte sich fürs Viertelfinale bei der Europameisterschaft 1972 qualifiziert und musste am 29. April im Wembley-Stadion in London gegen England antreten. Hier gelang mit dem 1:3 der erste Sieg einer deutschen Fußballnationalmannschaft in England. Es war die Geburtsstunde der legendären Elf von ’72, die Wembley-Elf (in Anlehnung an den Spielort), mit Franz Beckenbauer, Günter Netzer, Paul Breitner und Uli Hoeneß, die knapp zwei Monate später auch den ersten von bislang drei EM-Titeln für Deutschland gewinnen sollte.

Die deutsche Mannschaft spielte mit folgender Aufstellung:
Torwart: Sepp Maier (FC Bayern München)

Abwehr: Horst-Dieter Höttges (Werder Bremen), Franz Beckenbauer, Georg Schwarzenbeck, Paul Breitner (alle FC Bayern München)

Mittelfeld: Uli Hoeneß (1 Tor, FC Bayern München), Günter Netzer (1 Tor), Herbert Wimmer (beide Borussia Mönchengladbach)

Angriff: Jürgen Grabowski (Eintracht Frankfurt), Gerd Müller (1 Tor, FC Bayern München), Siggi Held (Kickers Offenbach)

    Wembley-Elf mit Beckenbauer (verdeckt),  Schwarzenbeck, Netzer und Wimmer

Wembley-Elf mit Beckenbauer (verdeckt), Schwarzenbeck, Netzer und Wimmer

Besonders ein Spieler tat sich an diesem Tag hervor: Günter Netzer, der von der Verletzung des Kölners Wolfgang Overath profitierte. Der damalige Bundestrainer, Helmut Schön, favorisierte eigentlich Overath als Spielmacher, konnte beim weiteren Turnier aber an Netzer nicht mehr vorbei. Erst bei der WM 1974 im eigenem Land gab Schön wieder Overath den Vorzug.

Dieser Tag vor 40 Jahren war auch die Geburtsstunde eines Fußballstils, der gerade heute als sehr modern gilt und von den Spaniern gepflegt wird: das Kurzpassspiel, wobei der Ball nicht gestoppt, sondern unmittelbar an den nächsten Spieler (One-Touch-Fußball) weitergespielt wird. Und an diesem Tag wurde auch ein Begriff geprägt, der heute noch gern Verwendung findet: Bundestrainer Schön zog „Netzer aus dem Mittelfeld zurück in die Abwehr […]. Zusammen mit Beckenbauer wechselte er sich mit Vorstößen in die Offensive ab. Karl Heinz Bohrer, damaliger England-Korrespondent der FAZ, verfasste aufgrund dieser Systemumstellung den viel zitierten Satz ‚Netzer kam aus der Tiefe des Raumes’ (Quelle: de.wikipedia.de)

siehe hierzu Videos auf zdf.de und wdr.de

Walpurgisnacht 2012

Die Hexen sind los. Heute Nacht ist Walpurgisnacht … Mythologisch findet die Walpurgisnacht (ähnlich dem keltischen Fest Beltane – siehe hierzu: Jethro Tull: Beltane) als Mondfest in der Nacht des ersten Vollmondes zwischen der Frühjahrstagundnachtgleiche und der Sommersonnenwende statt. Traditionell gilt jedoch die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai als die Nacht, in der angeblich die Hexen insbesondere auf dem Blocksberg (eigentlich Brocken), aber auch an anderen erhöhten Orten ein großes Fest abhalten und auf die Ankunft des “gehörnten Gottes” warten. Im Rahmen der Christianisierung des Abendlandes wurde der Kult der Walpurgisnacht und verwandter Kulte (z. B. antiker Pan-Kult) im wahrsten Sinne des Wortes “ver-teufelt”: aus dem gehörnten Gott, dem Symbol des Männlichen, welches sich in dieser Nacht mit dem Weiblichen vereinigt, wurde der Teufel.

mehr siehe bei Wikipedea

siehe auch: Angie – Tanz in den Mai

Heute Ruhetag (12): Herman Melville – Bartleby der Schreiber

Bartleby der Schreiber ist der deutsche Titel der amerikanischen Erzählung Bartleby the Scrivener von Herman Melville. Es ist das erste Werk, das Melville nach Moby Dick schrieb, und wurde zunächst 1853 in Putnam´s Monthly Magazine veröffentlicht und dann 1856 in die Piazza Tales aufgenommen.

Viele Kritiker sehen in ihr die beste Erzählung Melvilles und sie wird manchmal mit Der Mantel von Gogol verglichen. Sie weist aber auch auf das 20. Jahrhundert, vor allem auf Kafka, voraus.

Ein älterer Rechtsanwalt berichtet als Icherzähler von einem seiner Schreiber namens Bartleby, den er eines Tages in sein von Hochhäusern umstelltes lichtloses Büro in der Wall Street aufnimmt. Bartleby beginnt seine Tätigkeit mit stillem Fleiß und einsiedlerischer Ausdauer. Er kopiert unermüdlich Verträge, lehnt aber zur Überraschung seines Dienstherrn schon bald jede andere Tätigkeit mit den Worten ab: „Ich möchte lieber nicht“, „I would prefer not to“. Bald weigert er sich sogar, Verträge zu kopieren, wohnt aber inzwischen in dem Büro – höflich, freudlos, ohne Freunde und fast ohne zu essen. Der Rechtsanwalt kann oder will ihn nicht gewaltsam aus dem Büro entfernen lassen und auch eine großzügige Abfindung interessiert Bartleby nicht. Wegen eines unerklärlichen Einverständnisses mit Bartleby sieht sich der Rechtsanwalt am Ende gezwungen, selbst aus dem Büro auszuziehen, statt Bartleby vor die Tür zu setzen. Seine Nachmieter – weniger verständnisvoll – lassen Bartleby bald durch die Polizei abführen und in das Gefängnis The Tombs (die Gräber) bringen. Dort verweigert Bartleby sowohl alle Kommunikation und auch alle Nahrung. Der Rechtsanwalt versucht, sich um seinen „Freund“ zu kümmern, aber nach wenigen Tagen stirbt Bartleby an seiner Lebensverweigerung.

Das einzige, was der Rechtsanwalt über das Vorleben Bartlebys erzählen kann, ist ein ihm später zu Ohren gekommenes Gerücht, wonach Bartleby früher in einem Dead Letter Office arbeitete, einer Sammelstelle für nicht zustellbare Briefe.

Heute Ruhetag!

Ich bin, ich muß es gestehn, nicht mehr der Jüngste. Die Art meiner Berufsgeschäfte hat mich seit nunmehr dreißig Jahren in ungewöhnlich enge Berührung mit einer in mancher Hinsicht merkwürdigen, man kann wohl sagen sonderbaren Sorte von Menschen gebracht, über die meines Wissens noch nie etwas geschrieben worden ist – ich meine die Anwaltsschreiber, die Kopisten in den Kanzleien der Advokaten. Ich habe ihrer eine ganze Menge gekannt, beruflich sowohl wie privat, und könnte, wenn ich wollte, allerlei Historien zum besten geben, zur Erheiterung wackerer Männer, zur tränenseligen Rührung empfindsamer Seelen. Doch will ich aller anderen Kanzleischreiber Lebensgeschichte beiseitelassen und nur einiges aus Bartlebys Leben erzählen, Bartlebys, der ein Schreiber war und zwar der seltsamste, den ich je gesehen, von dem ich je gehört habe. Während ich von anderen Anwaltskopisten den gesamten Lebenslauf niederschreiben könnte, ist bei Bartleby dergleichen nicht möglich. Es existieren wohl überhaupt keine Unterlagen für eine ausführliche, befriedigende Biographie des Mannes: ein unersetzlicher Verlust für die Literatur. Bartleby gehörte zu den Menschen, über die sich nichts ermitteln läßt, es sei denn an den Quellen selbst, und die flossen in seinem Fall nur äußerst spärlich. Was ich mit eigenen erstaunten Augen von Bartleby gesehen habe, das stellt meine gesamte Kenntnis von ihm dar – abgesehen allerdings von einem ziemlich unbestimmten Bericht, der später hier wiedergegeben werden wird.

[…]

Herman Melville: Bartleby der Schreiber

Anleitung zum Selbstmord 2.0

Keine Angst, ich rufe hier nicht zum realen Selbstmord, noch weniger zu einem realen gemeinschaftlichen Suizid auf. Aber es soll ja Menschen geben, die keinen Bock mehr auf soziale Netzwerke haben. Diese können ‚ihrem’ digitalen Leben ein Ende setzen. Zum Beispiel indem sie die „Web 2.0 suicide machine“ anwerfen.

Zum Artikel hier nur noch die entsprechenden Links:

Web 2.0 suicide machine
Ausgestiegen.com
Alleinr.de

Soziale Netzwerke

Siehe hierzu auch meine Beiträge:
Seelenstripstease und Zeitvergeudung? Teil 1
Seelenstripstease und Zeitvergeudung? Teil 2

Tom Waits: Bad As Me

Nach langer Zeit – immerhin nach sieben Jahre – gibt es wieder ein Studioalbum von Tom Waits, den ich hier bereits öfter erwähnt habe: Bad As Me. Okay, das Album ist bereits Ende des letzten Jahres erschienen und ich habe es fast verschlafen, aber eben doch nur fast ….

Anfangs drängte sich für mich ein Vergleich auf, eben der mit dem neuen Album von Ian Anderson (Jethro Tull), denn dieser wie jener sind inzwischen einige Jährchen über ihr 60. Lebensjahr hinaus und bei beiden haperst ziemlich mit der Stimme. Aber damit endet auch schon der Vergleich. Während Anderson sichtlich bemüht daher kommt und in all seiner Perfektion eher Sterilität erzeugt hat, ‚lebt’ Tom Waits wieder förmlich auf. Auch muss Waits nicht sparen, sondern gönnt sich nicht nur einmal satte Bläsersätze und bedient sich der Dienste namhafter Größen, allen voran Keith Richards; ja, der lebt auch noch …

Apropos Stimme: „Er singt […] viel zu perfekt, als dass die Stimme wirklich kaputt sein könnte. Das Reibeisen wechselt mit klaren Tönen, wenn es in die höheren Lagen geht, etwa in ‚Talking at the Same Time’, wo er gar mit Falsett aufwartet, während die Bläser einen schönen Offbeat schieben und das Klavier auf den höchsten Tönen herumpingelt“, schreibt Wolfgang Schneider in der FAZ. Der scheint es zu wissen.

Und apropos Keith Richards: Wen’s juckt, der kratzt sich. Und so kratzt sich Waits und legt mit Richards eine Art Gegenentwurf zu dem Stones-Titel (I Can’t Get No) Satisfaction hin: „I will have satisfaction/I will be satisfied/now Mr. Jagger and Mr. Richards/I will scratch where I’ve been itching“. Das schreit Waits wie ein Raubtier mit seiner Reibeisenstimme, „um am Ende noch ein paar Sekunden die Kopfstimme von Mr. Jagger zu parodieren.“ (Quelle: faz.de).

Wenn man dann die beiden in die Jahre gekommen Herren gemeinsam „Last Leaf“ singen hört, stellt man sich vor, wie diese sich trunken in den Armen liegen, wüsste man nicht, dass zumindest Waits seit vielen Jahren ‚trocken’ ist. Da hängen sie nun, die ‚letzten Blätter’ am Baum, trotzen der Witterung und sind nur zu besiegen, wenn der ganze Baum gefällt wird.


Tom Waits – Last Leaf (Bad As Me 2011)

In dem Antikriegssong „Hell Broke Luce“ hämmern, ja marschieren die Gitarren. Richards feuert in ‚minimalistischer’ Manier seine kurzen Gitarrenriffs ab. „Als Abrechnung mit der US-Politik der letzten Jahre kann man das deuten, ‚What is next?’, stellt er ans Ende, es ist eine hypothetische Frage, denn es ändert sich nie etwas, in den Staaten unter Bush oder Obama oder irgendwo sonst auf der Welt.“ (Quelle: amazon.de)


Tom Waits – Chicago (Bad As Me 2011)

Das Album beginnt mit dem Lied ‚Chicago’, bläsergetränkt, fiebrig, alptraumhaft, hektisch und besteht wohl nur aus einem Akkord. Ich gestehe, dass mich das zunächst aufgeschreckt hat. Da wird man angeschrieen, man fürchtet um den Zahnersatz des Herrn Waits, als könne der sich selbständig machen. Waits knurrt, kläfft und spuckt. Ähnlich geht es mit dem Titelstück: „Bad As Me“, einem grimmig vorgetragenen Neuzeit-Blues. Der Text erinnert mich an diese süßliche Schokoladenwerbung ‚Merci, dass es dich gibt’ – nur anders herum:

You’re the head on the spear
You’re the nail on the cross
You’re the fly in my beer
You’re the key that got lost
You’re the letter from Jesus on the bathroom wall
You’re mother superior in only a bra
You’re the same kind of bad as me.


Tom Waits – Bad As Me (2011)

Aber Tom Waits kann eben auch anders. Neben der Ballade „Face to the Highway“ mit schwirrenden Gongs und lieblich gezupften Flageolett-Tönen auf der Gitarre, mit eher wehmütig klingenden Akkordeon-Akkorden bei ‚Pay Me’. Mir gefällt natürlich ‚New Year’s Eve’, mit dem das reguläre Album endet, das mit Anklängen bei Auld Lang Syne aufwartet.


Tom Waits – New Year’s Eve (Bad As Me 2011)

Übrigens – das Album ist so nebenbei auch noch ein Familienunternehmen: Waits Gattin Kathleen Brennan hat dieses Album komplett mitverfasst, dazu erstmals auch produziert. Und Sohn Casey Waits sorgt sich um die Drums (weiteres zu den mitwirkenden Musikern siehe auch: laut.de).

Die sicherlich ebenso interessanten Lyrics finden sich auf der Waits-Website.


Tom Waits – Bad As Me (das GANZE Album) 2011

Noch einmal zum Vergleich mit Ian Anderson: Dieser lässt sich wahrlich schlecht herstellen. Anderson hat nie Drogen genommen, trank dafür Milch. Und Alkohol immer nur in Maßen. Wenn Herr Anderson bereits in der Heia lag und träumte, ließ sich Tom Waits noch einen Drink bringen. Und wenn der eine morgens eine Runde joggte, erhob sich der andere schwankend, um endlich zu Bett zu gehen. Heute sind beide grundsolide. Nur pflegt Tom Waits weiterhin die schwarze Romantik des Kaputten. Das klingt nicht nur authentischer, es ist es auch …

Grainau 2012 (8): Blick vom Osterfelderkopf

Weiteres zu der Urlaubsreise vor Ostern Anfang April nach Grainau, unterhalb der Zugspitze (siehe: Auf zur Zugspitze): Wie beim Warten auf die Zugspitzbahn, so haben wir auch beim Blick vom Osterfelderkopf in gut 2000 m Höhe von ähnlich gleicher Stelle den Blick auf die Umgebung wie bereits bei unserer Urlaubsreise vor fünf Jahren (im August 2007) fotografisch festgehalten. Zum Osterfelderkopf gelangt man auf der Garmisch-Classic-Rundfahrt, z.B. mit der Alpspitzbahn. Der wesentliche Unterschied, wie unübersehbar festzustellen ist, besteht darin, dass selbst im April dort oben noch jede Menge Schnee liegt, während vier Monate später längst alles blüht und gedeiht.

Blick vom Osterfelderkopf August 2007

Blick vom Osterfelderkopf August 2007

Blick vom Osterfelderkopf August 2007

Blick vom Osterfelderkopf April 2012

Blick vom Osterfelderkopf April 2012

Blick vom Osterfelderkopf April 2012