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Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Zurück zur Normalität?

Das Interesse der Norweger an dem Prozess gegen den Attentäter Anders Behring Breivik, der im vergangenen Sommer 77 Menschen getötet hatte – 8 starben nach einer Bombenexplosion im Osloer Regierungsviertel, 69 weitere bei seinem Amoklauf auf der kleinen Insel Utøya.-, wird immer geringer. Breivik präsentiert sich armselig und von Selbstmitleid geplagt. Öfter schon wurde er von der Staatsanwaltschaft bloßgestellt und in seinen Allmachtsvorstellung lächerlich gemacht. Der selbst ernannte „Retter Norwegens“ demaskiert sich selbst und offenbart seinen offensichtlichen Kern, den eines „gesellschaftlichen Verlierers, der sich in eine rechtsextreme Wahnwelt versponnen hat und aus Mordlust und Kompensation für sein armseliges Leben Menschen tötete.“ (Quelle: welt.de).

Wer in Norwegen nicht direkt betroffen ist, wendet sich ab und hofft nur, dass dieser klägliche Versager für immer hinter verschlossenen Türen verriegelt bleibt. Man will Abstand gewinnen und zur Normalität zurückkehren.

Anders Behring Breivik

Auch Anders Behring Breivik ist um ‚Normalität’ bemüht. Für ihn gilt, als zurechnungsfähig zu gelten, denn er will auf keinen Fall in die Psychiatrie. So gibt er sich ruhig und bedacht. Seine zuvor gestellten, reichlich absurden Bedingungen, um Aussagen zu seinen Taten zu machen, z.B. die Auflösung des norwegischen Parlaments, zog er zurück. Dem Gericht liegen zwei widersprüchliche psychiatrische Gutachten über den Geisteszustand Breiviks vor. Im ersten wird er als paranoid-schizophren und damit schuldunfähig, im zweiten als voll zurechnungsfähig und nicht psychotisch bezeichnet. Breivik leide danach allerdings an einer narzisstischen und asozialen Persönlichkeitsstörung und habe ein falsches Selbstbildnis. Die Frage der Zurechnungsfähigkeit entscheidet darüber, ob der 33-Jährige für 21 Jahre ins Gefängnis oder in eine psychiatrische Anstalt kommt.

Der Fall Breivik ist ein besonderer Fall. Nach dem ersten Schein haben wir es hier zum einen mit einem politisch motivierten Attentäter zu tun, zum anderen mit einem Amokläufer, der auf der Insel Utøya alles niedergeschossen hat, was sich bewegte (siehe hierzu meine Beiträge Amok und Spurensuche). Ich schreibe ‚nach dem ersten Schein’, denn die politischen Motive kommen eher einem Wahn gleich und der ‚Amoklauf’ ist untypisch, auch wenn sich der Täter hier in eine Art Blutrausch gesteigert haben muss. Am Ende ließ sich Breivik widerstandslos verhaften.

Aus der Ferne ist Breivik natürlich nur ungenau zu beurteilen. Der Gerichtspsychiater Reinhard Haller siedelt den Fall an der Grenze zwischen Fanatismus und Wahn an. Für den Kriminalpsychologen Prof. Rudolf Egg hat Breivik „in jedem Fall eine Persönlichkeitsstörung“. Beide halten Breivik für nicht heilbar und plädieren für eine lebenslange Unterbringung, egal ob nun im Gefängnis oder in der psychiatrischen Anstalt. Der forensische Psychiater Norbert Leygraf sieht Parallelen zum Fall Ernst August Wagner, der erste Fall in der württembergischen Rechtsgeschichte, bei dem ein Prozess wegen Unzurechnungsfähigkeit eingestellt wurde. Leygraf unterstützt also eher das erste Gutachten.

Ob Breivik nun zurechnungsfähig ist oder nicht, soll nun der Prozess entscheiden, der auf zehn Wochen angelegt ist. Eines wird aber zunehmend deutlich: Vieles von dem, was Breivik erzählt, gibt es wohl nur in seinem Kopf. So beschwert es sich, die Anklägerin wolle ihn als geisteskrank darstellen. Die Fragen über seinen psychischen Zustand dienten nur dazu, ihn und seine extreme Ideologie zu diskreditieren.

Von Normalität wird man im Gerichtssaal in den nächsten Wochen kaum sprechen können …

siehe u.a. auch meine Beiträge:

Bestie Mensch
Schießwut und Waffenwahn
Die Spitze des Eisbergs
Rechtes Schattenland
Herr und Knecht

Grainau 2012 (7): Schneebälle

Egal in welchem Alter: Schnee übt immer eine gewisse Faszination aus. Besonders dann, wenn man mit Schnee nicht rechnet, in einer Jahreszeit, die eigentlich draußen alles grün werden lässt: dann ist Schnee, auch wenn er schon ziemlich pappig geworden ist, mehr als willkommen.

Wenn man sich wie ich mit meinen Lieben in der Vorosterzeit auf zur Zugspitze macht, dann ist es kein Wunder, auf jede Menge Schnee zu treffen (Anfang April waren es immer noch 435 cm Altschnee auf der Zugspitze). Und trotzdem …

Aus Schnee lassen sich schnell Schneebälle formen, sowohl der normalen handlichen Art als auch die Großen, die sich dann höchstens noch rollen lassen. Selbst auf dem Wank lag noch genügend Schnee. Und da Nebel herrschte und sonst niemand zuschaute, entwickelte sich schnell eine Schneeballschlacht – und dicke Schneeklumpen rollten wie Lawinen den Abhang hinunter.

Grainau 2012: Kommt ein Schneeball geflogen ...

Grainau 2012: Kommt ein Schneeball geflogen ...

Grainau 2012: Kommt ein Schneeball geflogen …

Auf dem Wank bei Garmisch-Partenkirchen 2012: Großer Schneeball

Auf dem Wank bei Garmisch-Partenkirchen 2012: Großer Schneeball

Auf dem Wank bei Garmisch-Partenkirchen 2012: Großer Schneeball

Ian Anderson: Thick as a Brick 1 & 2 on Tour

Seit dem 14. April ist Ian Anderson mit seiner Band auf Tour und spielt neben „Thick as a Brick“ auch das Sequel TAAB2. Ab 17. Mai kommt er dann auch auf deutsche Bühnen.

    Thick as a Brick and Sequel Live in 2012

Inzwischen gibt es bei YouTube auch schon die ersten aus dem Publikum aufgezeichneten Videoaufnahmen, die zeigen, wohin die musikalische Reise gehen wird. Da gibt es auf jeden Fall eine für mich sehr große Überraschung: Ian Anderson lässt singen! Zumindest wechseln sich Ian Anderson und der junge Ryan O’Donnell, der bereits auf dem neuen Album einige Gesangparts übernommen hatte, beim Gesang ab. Anderson begründet diesen Wechselgesang damit, dass er schlecht gleichzeitig singen und Flöte spielen könne. Den eigentliche Grund kennen wir natürlich. Konsequenterweise wäre es vielleicht besser, wenn er im ersten Teil von Thick as a Brick den Gesang vollständig in fremde Hände (Stimmen) gegeben hätte, denn er hat hier massive Probleme, die bei TAAB2 nicht so schwerwiegend sind, da er beim Schreiben des neuen Materials dieses bereits an seine heutigen stimmlichen Möglichkeiten merklich angepasst hat. Die Ausrede mit dem Flötenspiel führt zudem zu einem ziemlich absurden Nebeneffekt: Anderson flötet auch da, wo es im Original nicht vorgesehen ist und auch heute nicht so richtig passt, nur um seine Bühnenpräsenz zu dokumentieren.

Ryan O’Donnell ist ein junger Schauspieler, den Ian Anderson über John O’Hara kennengelernt haben muss. Dieser hatte 2009 an der Bühnenadaption der Rock-Oper Quadrophenia von The Who mitgewirkt und diese auch dirigiert. Der Sänger des Jimmy war u.a. Ryan O’Donnell (siehe die Kritik einer Aufführung in der Wiltshire Times, die sicherlich auch Ian Anderson, der in der Grafschaft Wiltshire sein Domizil hat, gelesen haben könnte). Über seine Stimme lässt sich bestimmt streiten. O’Donnell orientiert sich beim Gesang an der Stimme Ian Andersons von 1972, was ihm natürlich nur teilweise gelingen kann. Ian Andersons Stimme von vor 40 Jahren war eben zu markant und unverwechselbar. Aber ich finde sie immerhin besser, als das, was Ian Anderson heute – besonders bei TAAB1 – hervorquält.

Der Bühnenauftritt als solches wirkt noch etwas unausgegoren. Ryan O’Donnell latscht oft unkoordiniert herum, Ian Anderson sortiert Kabel, die ihm im Wege zu sein scheinen. Das sieht dann doch nicht gerade professionell aus. Die Videoeinblendungen im Hintergrund jeweils am Anfang von TAAB1 und TAAB2 zeigen uns Herrn Anderson einmal als bekannte Figur Max Quad, jetzt als Dr. Maximilian Quad, dann als Lord Archibald Parritt von St. Cleve TV, einem fiktiven YouTube-Kanal. Ian Anderson als Schauspieler hat durchaus Witz und kommt seinem Bedürfnis, sich immer wieder gern ausführlich zu artikulieren, entgegen. Auf der Rubbing Elbows Tour früherer Jahre in den Staaten präsentierte er neben seiner Musik Gäste, mit denen er dann vor versammelter Mannschaft ausführlich quasselte. Die Visualisierung, die sich rhythmisch zum Takt der Musik bewegt, ist weniger originell. Wir kennen das von manchem MP3-Player (z.B. Windows Media Player) unseres Rechners her – und haben diese längst deaktiviert, da sie nerven.

Trotz meiner Meckerei muss ich gestehen, angenehm positiv überrascht zu sein. Das liegt natürlich in erster Linie daran, dass Ian Anderson viele Gesangparts abgegeben hat und das „stimmliche Grauen“ nicht das ganze Konzert über den Zuhörer befällt. Bei den Instrumenten klingt mir das Schlagzeug, das technisch nur spärlich ausgestattet zu sein scheint, etwas zu dumpf. Ansonsten bietet besonders auch Florian Opahle, soweit es die Videoausschnitte zeigen, eine ordentliche Leistung. Nun auch ich habe eine gute Ausrede: Da im Umkreis meines Domizils nur Aurich als Konzertort in Frage kommt, und mir das dann doch etwas zu weit entfernt ist, werde ich auch dieses Jahr die Auftritte von Ian Anderson & Co. versäumen. Denen, die sich in eines der Konzerte wagen, wünsche ich trotz der genannten Mängel viel Spaß und gute Unterhaltung!

Übrigens: Thick as a Brick 2 hatte beim Einstieg in die deutschen Album-Charts auf Platz 13 einen glänzenden Start.

Hier die bisher vorhandenen Videos von Konzertmitschnitten der Ian Anderson-Tour 2012, soweit die GEMA noch nichts dagegen hat. Zunächst Thick as a Brick Part 1 (1972) mit dem Opening, einem längeren Ausschnitt aus der ‘Mitte’ – dann das Finale:


Jethro Tull Thick As A Brick Opening 18th April 2012 Liverpool


Ian Anderson Thick As A Brick 2012 Liverpool Philharmonic Hall


‚Thick as a Brick‘ Finale (Live) @ Newcastle City Hall 17th. April 2012

Auch zu TAAB2 (2012) gibt es das Opening, dann einen Ausschnitt aus der Ferne, der aber einen guten Überblick über die Bühne gibt – und zuletzt mit „Banker bets, Banker wins“ das wohl rockigste Stück der neuen Scheibe:


Jethro Tull Thick As A Brick2 Opening 18th April 2012 Liverpool


Ian Anderson – Thick as a brick 2 (excerpt) St Georges Hall Blackburn 20/04/12


‚Banker bets, Banker Wins‘ (Live) Ian Anderson, Newcastle City Hall

Übrigens: Ian Anderson hat noch einiges auf dem Zettel. So plant er lt. einem Interview ein ganz ‚besonderes’ Album: „ …then I’m doing a string quartet album of mainstream Jethro Tull tracks which will be perfect for the weddings, christenings and funerals of Tull fans.”

Also mit Hochzeiten und Taufen sieht es bei mir in näherer Zukunft völlig mau ist. Vielleicht erscheint das neue Album noch rechtzeitig vor meiner Beerdigung, damit ich mir ein passendes Stück für eben diese aussuchen kann.

Tostedt: Ein Freibad für ein Parkhaus

Schon lange ist es klar, das ‚bestimmte Kommunalpolitiker’ das Freibad in Tostedt am liebsten schließen möchten. Die in den 60er Jahren erbaute Badeanstalt ist stark sanierungsbedürftig und wurde zuletzt mehr oder weniger recht als schlecht instandgehalten (2011 wurde immerhin eine Heizungsanlage installiert, die das Beckenwasser auf 22 Grad erwärmt).

Freibad Tostedt – Postkarte aus den 60er Jahren
Freibad Tostedt – Postkarte aus den 60er Jahren

Der Rat der Gesamtgemeinde Tostedt hat nun beschlossen, dass eine Bürgerbefragung per Briefabstimmung erfolgen soll. Danach soll der Bürger entscheiden, ob der jetzige Stand erhalten bleiben, eine grundlegende Sanierung als Freibad oder zu einem Naturfreibad erfolgen oder die Schließung beschlossen werden soll (siehe hierzu die Beilage der Samtgemeinde Tostedt zur Kreiszeitung Wochenblatt Nordheide – April 2012). Natürlich entscheidet am Ende der Gesamtgemeinderat.

Bei einer grundlegenden Sanierung müsste die Samtgemeinde einen Kredit in Höhe von 2,8 bzw. 2,4 Millionen Euro aufnehmen, was die bisherigen Kosten durch Zins- und Tilgungszahlen entsprechend erhöhen würde. Für die bisher eintrittsfreie Badeanstalt würde man dann Eintritt verlangen. Bei einer Schließung sparte man nicht nur die bisherigen Kosten von jährlich 180.000 €, sondern könnte durch Grundstücksverkaufserlöse noch Einnahmen erzielen. Letzteres ist allerdings kritisch zu sehen: Die Kosten für den Abbau des Freibades dürften diese Erlöse deutlich schmälern. Außerdem handelt es sich bei einem größeren Teil des Grundstücks, wenn ich das richtig erinnere, um eine Schenkung der Familie von Thien, die mit der Auflage, eben dieses Freibad zu errichten, erfolgte.

Ich will hier gar nicht auf die Kosten für die diversen Sanierungs- und Machbarkeitsstudien eingehen und auf die Kosten, die diese Befragung betragen wird. Ich kann nur hoffen, dass die Bürger ein klares Votum aussprechen werden. Denn sollte die Beteiligung nur gering sein, so würden das ‚bestimmte Politiker’ als Pro für die Schließung des Freibades auslegen, da dann ja bei einer breiten Bevölkerung kein Interesse bestünde.

Im gleichen Zug will man den Tostedter Bürgern den Bau eines Parkhauses am Tostedter Bahnhof schmackhaft machen. Nach jetzigem Stand soll das 4,14 Millionen Euro kosten, wobei allerdings eine Förderprognose von derzeit ca. 2,31 Millionen Euro aus dem ÖPNV-Förderprogramm durch die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) bestehen soll. Ein Förderantrag ist allerdings noch nicht gestellt. Und eine Bürgerbefragung ist in diesem Fall nicht vorgesehen. Von einer Kostenbeteiligung in Form von Parkgebühren wie in Buchholz ist auch keine Rede – die Kosten hätten die Tostedter Bürger zu tragen, obwohl auch auswärtige Pendler aus anderen Gemeinden und Kreisen (man beachte die Autos mit Rotenburger Kennzeichen) von zusätzlichen Parkmöglichkeiten profitierten.

Die Engpässe bei den vorhandenen PKW-Stellplätzen ist übrigens vor allem eine Folge der HVV-Erweiterung bis Tostedt. Viele auswärtige Pendler, die früher in Lauenbrück, Scheeßel oder gar Rotenburg zustiegen, nutzen heute u.a. die kostengünstige ProfiCard des HVV, die allerdings erst ab Tostedt gültig ist. So kommen diese mit dem Auto nach Tostedt, um hier in den Metronom einzusteigen. Es sollten daher andere Lösungen bedacht werden als die, Tostedt mit Parkhäusern einzudecken.

Parkhaus ja! Freibad nein?

Ich denke, dass es Zeit wird, das Freibad zu sanieren und damit auf längere Sicht zu erhalten. Das ist mir auf jeden Fall wichtiger als ein Parkhaus am Bahnhof. Überhaupt könnte man das Freizeitangebot „Freibad“ attraktiver gestalten, z.B. durch verstärkte Beteiligung der ansässigen Sportvereine. Und um die laufenden Kosten zu verringern, ließen sich u.U. auch Sponsoren auftreiben. Ein Förderverein wäre möglich. Durch bestimmte Veranstaltungen könnte man nicht nur den Bekanntheitsgrad des Bades erhöhen, sondern zusätzliche Besucher anlocken. Gefragt sind mehr Ideen! Wenn aber ‚bestimmte Politiker’, die sich seit Jahren gegen den Erhalt des Freibades stemmen, das Sagen haben, dann muss man dessen Schließung befürchten. Bürgerbefragung hin, Bürgerbefragung her!

Übrigens: Meine Frau und meine Söhne gehören zu den hoch gerechneten „maximal 1.000 bis 1.500 verschiedene(n) Personen“, die das Freibad „tatsächlich mindestens einmal im Jahr nutzen“. Nicht nur einmal … Bei all der Zahlendreherei möchte ich darauf hinweisen, dass so gerechnet immerhin an die 1500 Tostedter Bürger durch den Erhalt oder eine Sanierung des Freibades profitierten statt der 366 Autofahrer aus aller Herren Nachbargemeinden durch den Bau eines Parkhauses.

Weitere wichtige Links:
Pro Freibad Tostedt der DLRG Ortsgruppe Tostedt e.V.
Facebook-Seite „Rettet das Freibad in Tostedt“

Und zuletzt: Die Badesaison beginnt in Tostedt am 1. Mai (siehe auch einen Beitrag auf han-online.de zur Freibadsaisoneröffnung 2011).

Grainau 2012 (6): Ruhepunkte

    Der Wanderer, auf der Höhe angelangt, setzt sich nieder und blickt um sich, bevor er seinen nun absteigenden Weg wieder aufnimmt. Er such zu erkennen, wohin ihn sein verschlungener Pfad endlich führt, dieser Pfad, der sich (denn der Abend sinkt) in Schatten und Nacht zu verlieren scheint. So macht der Autor (der nichts im voraus weiß) ein wenig Rast, schöpft Atem und fragt sich unruhig, wohin seine Erzählung ihn führen soll.

    aus: André Gide: Die Falschmünzer – Les Faux-monnayeurs (1925 – dt.1928), S. 189

Manche Urlaubsreise wirkt lange Zeit nach. Jetzt bin ich mit meinen Lieben eigentlich schon zwei Wochen wieder zu Hause, habe auch schon wieder anderthalb Wochen Arbeit hinter mich gebracht. Aber auch dank der vielen Fotos, die der ältere meiner beiden Söhne ‚geschossen’ hat, ‚kehre’ ich immer wieder nach Grainau, dem Ziel, aber auch Ausgangspunkt unserer Reise zurück.

Wir waren fast immer den halben Tag unterwegs. Da läuft man schon so manchen Kilometer ab. Aber es sind und waren dann die Ruhepunkte, die Augenblicke, in denen man zur Ruhe kommt, in denen man das Äußere, die Landschaft mit den Bergen, innerlich wirken lässt. Einfach einmal abschalten, wirklich abschalten. Und genießen …


Fotos © Jan Einar Albin

Ruhepunkt: Osterfelderkopf 2012

Grainau 2012 (5): Garmisch-Classic-Rundfahrt

Für 25 €/Erwachsener (es gibt auch Familienermäßigung) kann man eine so genannte Garmisch-Classic-Rundfahrt unternehmen. Die Rundfahrt ist natürlich auch in der ZugspitzCard mit enthalten.

Rundreisen der Bayerischen Zugspitzbahn

Da wir uns am Anfang unseres vorösterlichen Urlaubs in Grainau noch nicht in das Getümmel rund um die Zugspitze stürzen wollten, wählten wir zunächst die besagte Garmisch-Classic-Rundfahrt aus. Von Grainau fuhren wir so zunächst mit der Zugspitzbahn in Richtung Garmisch-Partenkirchen bis zum Bahnhof Kreuzeck/Alpspitze und nahmen dort die Alpspitzbahn (Talstation 750 m), mit der man zum 2.050 Meter hohen Osterfelderkopf kommt. Hier oben am Osterfelderkopf befindet sich dann auch einige Meter höher die bereits erwähnte Aussichtsplattform AlpspiX.


Fotos © Jan Einar Albin (Alpspitzbahn Talstation und unterwegs mit Blick auf Garmisch-Partenkirchen / Hochalmbahn unterwegs und Talstation / Kreuzeckbahn Bergstation und unterwegs)

Von hier aus hat man einen schönen Ausblick auf die Waxensteine und die riesige Alpspitz-Nordwand. Über die AlpspiX kann man jetzt neben dem Blick auf Grainau und Garmisch-Partenkirchen auch einen Blick in die wilde Höllentalklamm werfen. Überhaupt ist der Osterfelderkopf Dreh- und Angelpunkt verschiedener Wanderwege. Im Restaurant Alpspitze kann man sich zuvor stärken.

Da es sich um eine Rundreise handelt, geht die Fahrt von der Bergstation, die auch die Alpspitzbahn beheimatet, weiter mit der Hochalmbahn, einer Pendelbahn mit nur zwei Kabinen, hinunter auf 1700 m Höhe eben zur Hochalm. Von dort führt dann im Sommer ein schön ausgebauter Wanderweg, Gehzeit ca. 30 Minuten, zur Bergstation der Kreuzeckbahn. Dieser Weg war für uns leider gesperrt und diente den Skiläufern. So mussten wir einen höher gelegenen Winterwanderweg benutzen, auf dem uns allerdings auch Skiläufer entgegen kamen. Mit der Kreuzeckbahn geht es dann wieder ins Tal und man kommt in der Nähe der Alpspitzbahn wieder an. Im Sommer kann man über einen Wanderweg auch zu Fuß ins Tal kommen. Natürlich kann man diese Rundreise auch in umgekehrter Abfolge unternehmen.

Wegen Revisionsarbeiten an den genannten Seilbahnen ist diese Rundfahrt bis zum 10. Juni leider nicht möglich.

Gramisch-Classic-Rundfahrt: Alpspitzbahn

Fortsetzung folgt …

Dit un dat im Internet (8)

Ab und wann stolpert man ja im Netz über Seiten, die gerade in kleinen Dingen sehr hilfreich sein können. Da gibt es z.B. den Color Scheme Designer, mit dessen Hilfe man schnell ein Farbschema zusammenstellen kann, z.B. die entsprechende Komplementärfarbe findet und ihren Farbenwert. Farben spielen in unserem Leben eine bekanntlich wichtige Rolle und beeinflussen auch unser Wohlbefinden. Hierzu einige interessante Info-Grafiken (wenn auch auf Englisch).

Es geht nichts über einen geordneten Desktop. Und diese ‚Schreibtischoberfläche’ soll dann auch noch möglichst ‚stylish’ und ‚trendy’ sein. Dafür sorgen so genannte Icons, also die kleinen Bildchen, die die zu Verfügung stehenden Programme symbolisieren. Bei sixrevisions.com finden sich solche Icons, die man evtl. mit einem Icon Editor wie Greenfish auch noch individuell anpassen kann.

Da wir schon bei Trend und Stil sind: Immer wieder beliebt sind außergewöhnliche Fonts, also Schriftarten. Freie Fonts finden sich in Hülle und Fülle bei fontsquirrel.com.

Heute arbeitet man ja längst nicht nur auf der Arbeit ‚im Netz’, sondern hat auch zu Hause ein kleines Netzwerk (LAN) installiert. Hierfür gibt es natürlich auch jede Menge beliebte und hoffentlich auch hilfreiche Netzwerk-Tools.

Zum Schluss noch zwei Websites, über deren Sinn und Zweck man nicht zu streiten braucht. Zum einen dürfen Beichtsüchtige ihre Sünden dem Netz anvertrauen, die dann andere zu ihrem Vergnügen lesen können: beichthaus.com. Und damit man/frau etwas zum Beichten hat, gibt es bei hyperhero.com eine lange Liste mit Schimpfwörter, wenn einem solche einmal ausgehen sollten.

Grainau 2012 (4): Gruppenbild mit Dame

Es kommt ja selten vor, dass meine Familie mit mir gemeinsam auf einem Foto festgehalten wird. Zuletzt war das wohl anlässlich einer Hochzeit (Ende Juli 2011). Während unseres Urlaubs vor nun schon fast zwei Wochen in Grainau ergab sich aber gleich mehrmals die Gelegenheit, uns vier Hübsche dank freundlicher Unterstützung anderer Reisender auf ein Speichermedium eines Fotoapparats zu bannen (einmal mit dem hölzernen Gamsbock in der Mitte, fotografiert auf der österreichischen Seite der Zugspitze, half ein extra gefertigtes, ebenfalls hölzernes Podium und der Selbstauslöser). Ein letztes Foto musste dann aber wieder einmal auf meine Wenigkeit verzichten. Immerhin sind so drei Fotos (Zugspitze und AlpspiX) als Gruppenbiilder mit Dame entstanden.

Grainau 2012 (3): Alpspix

„Schwindelerregender Blick in tausend Meter Tiefe: Über dem Höllental ist [im Sommer vor einem Jahr] die Aussichtsplattform Alpspix eröffnet worden. Die Stahlkonstruktion bei Garmisch-Partenkirchen ragt 13 Meter ins Nichts – und wird von Naturschützern als ‚Verunstaltung der bayerischen Gebirgswelt’ gerügt.“ (Quelle: spiegel.de)

Ich muss gestehen, dass ich mich vor über einem Jahr auch am Protest gegen diesen x-förmig angebrachten Skywalk für Schwindelfreie beteiligt habe. Sicherlich ist es eine Attraktion. Aber auch ohne diese hätten und haben wir uns dann auch auf die Garmisch Classic Rundfahrt während unserer vorösterlichen Urlaubs in Grainau gemacht (mehr davon später). Ausgangspunkt war für uns die Alpspitzbahn, mit der man zum 2.050 Meter hohen Osterfelderkopf kommt. Mit der Zugspitzbahn erreicht man die Talstation (750 m) in der Nähe des Bahnhofes Kreuzeck/Alpspitze. Hier oben am Osterfelderkopf befindet sich dann auch einige Meter höher die Aussichtsplattform AlpspiX.


Fotos (cc) Meikel1965 und © u.a. Jan Einar Albin

Von oben aus hat man einen schönen Ausblick auf die Waxensteine und die riesige Alpspitz-Nordwand. Über die AlpspiX kann man jetzt neben dem Blick auf Grainau und Garmisch-Partenkirchen auch einen Blick in die wilde Höllentalklamm werfen. Überhaupt ist der Osterfelderkopf Dreh- und Angelpunkt verschiedener Wanderwege. Im Restaurant Alpspitze kann man sich zuvor stärken.

Nun an der AlpspiX scheiden sich die Geister. Meine Frau und meine beiden Jungs fanden das ganz okay. Natürlich habe auch ich mich auf die beiden sich überlappenden Stahlkonstruktionen begeben. Aber ich denke, man kommt auch ohne solchen Zinnober aus. Und die wirkliche Spitze wäre es, wenn sich die Planung zu einer mehrere hundert Meter langen Hängerutsche mit Namen „Mega Flying Fox“ verwirklicht hätten. Danach sollte die Startposition nahe der Münchner Hütte am Osterfelderkopf liegen. Der End- und Landepunkt war unterhalb der Bergstation der Kreuzeckbahn vorgesehen. Damit käme die Seilrutsche auf eine Länge von 1800 Meter, zu überwinden wäre ein Höhenunterschied von etwa 188 Metern. Spätestens dann würde die Bergwelt rund um Garmisch-Partenkirchen und Grainau zu einem Freizeitpark verkommen (Quelle u.a. merkur-online.de).

AlpspiX - © Jan Einar Albin

Europa ade?!

Würden nicht auch die direkten Konkurrenten immer wieder Punkte verlieren, dann hätte sich der SV Werder Bremen in der Fußball-Bundesliga längst auch von der Teilnahme an der Europa League in der nächsten Saison verabschieden können. Aber trotz unnötiger Unentschieden und kaum für möglich gehaltener Niederlagen (z.B. zu Hause gegen Mainz 05) besteht noch eine – zumindest theoretische – Chance, in den letzten drei Ligaspielen die benötigen Punkte zu holen.

Es geht um wenigstens den siebten Tabellenplatz, den zz. Hannover 96 mit 44 Punkten, zwei Punkte vor Werder, innehat. Aber, um ehrlich zu sein, stehen die Chancen schlecht. Trotz zweier Heimspiele (allerdings gegen die Bayern und gegen Schalke 04) und einem Auswärtsspiel beim Mitkonkurrenten VfL Wolfsburg dürfte das Minimalziel Europa League für die Bremer kaum zu erreichen sein.

Wie schon vor knapp anderthalb Jahren befürchtet, sind die fetten Jahre beim SV Werder vorbei. Ansatzweise bestand zwar noch Hoffnung, dass die Mannschaft die Kurve bekommt. Nach dem hoffnungsvollen 3:0-Sieg am 25. Spieltag gegen Hannover 96 gab es allerdings nur noch drei schlappe Punkte aus fünf Spielen. Das ist einfach zu wenig.

Sinkendes Schiff: SV Werder Bremen

Wie soll es nun weitergehen? Ich will nicht spekulieren, aber es ist zu befürchten, dass sich die Bremer in den nächsten Saison (wenn nicht doch noch Zeichen und Wunder geschehen) weiter nach unten orientieren müssen. Sokratis, der von FC Genua ausgeliehen ist, wird Werder wahrscheinlich wieder verlassen. Francois Affolter dürfte zu Young Boys Bern zurückkehren, was sicherlich kein allzu großer Verlust ist. Aber was ist mit Pizarro und Tim Wiese, ja selbst mit Naldo? Claudio Pizarro hat die Option gezogen und seinen Vertrag gekündigt. Sollte er wirklich Bremen verlassen, dann bekommt der Verein nicht einmal eine Ablöse für ihn. Auf jeden Fall kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Pizarro bereits jetzt nicht mehr so ganz bei der Sache ist. Um Tim Wiese ranken bereits die wildesten Gerüchte. Angeblich soll selbst Real Madrid an dem Torwart interessiert sein. Sollte er Werder zum Saisonende verlassen, dann schaut Klaus Allofs auch bei ihm ablösesummentechnisch in die Röhre. Und Naldo bleibt wohl vielleicht doch nur, weil die Brasilianer Grêmio Foot-Ball Porto Alegrense nicht das nötige Kleingeld aufbringen werden.

Überhaupt laufen zum 30.06.2012 noch einige Verträge aus (z.B. bei Markus Rosenberg, der immerhin in den letzten Spielen dreimal getroffen hat, oder Sebastian Boenisch), über deren Verlängerung langsam gesprochen werden sollte.

Ich könnte jetzt sagen, dass Klaus Allofs das alles bestimmt rechtzeitig hingebogen bekommt. Aber so sicher bin ich mir leider nicht mehr. Die Saison 2011/2012 habe ich innerlich abgehakt. Und auf die nächste Saison mag ich mich irgendwie nicht so richtig freuen …

Nachträglich zwei Korrekturen: Für Sokratis Papastathopoulos (23) hat Werder die Kaufoption gezogen, dieser liebäugelt aber wie Naldo mit ‚anderen‘ Aufgaben. Und Tim Wiese wird definitiv Werder verlassen.

Heute Ruhetag (11): Mark Twain – Die Schrecken der deutschen Sprache

In dieser Rede, die Mark Twain am 21. November 1897 vor dem Presse-Club in Wien gehalten hat, macht Mark Twain einige ironische Vorschläge zur »Verbesserung und Vereinfachung« der deutschen Sprache. Er macht sich auch ein wenig über die deutsche Sprache lustig, aber man merkt: er liebt sie (und er spricht und schreibt hervorragend!).

Heute Ruhetag!

Ich würde nur einige Änderungen anstreben. Ich würde bloß die Sprachmethode – die üppige, weitschweifige Konstruktion – zusammenrücken; die ewige Parenthese unterdrücken, abschaffen, vernichten; die Einführung von mehr als dreizehn Subjekten in einen Satz verbieten; das Zeitwort so weit nach vorne rücken, bis man es ohne Fernrohr entdecken kann. Mit einem Wort, meine Herren, ich möchte Ihre geliebte Sprache vereinfachen, auf daß, meine Herren, wenn Sie sie zum Gebet brauchen, man sie dort oben versteht.

Ich flehe Sie an, von mir sich beraten zu lassen, führen Sie diese erwähnten Reformen aus. Dann werden Sie eine prachtvolle Sprache besitzen und nachher, wenn Sie Etwas sagen wollen, werden Sie wenigstens selber verstehen, was Sie gesagt haben.

The Horrors of the German Language

I would only some changes effect. I would only the language method – the luxurious, elaborate construction compress, the eternal parenthesis suppress, do away with, annihilate; the introduction of more than thirteen subjects in one sentence forbid; the verb so far to the front pull that one it without a telescope discover can. With one word, my gentlemen, I would your beloved language simplify so that, my gentlemen, when you her for prayer need, One her yonder-up understands.

I beseech you, from me yourself counsel to let, execute these mentioned reforms. Then will you an elegant language possess, and afterward, when you some thing say will, will you at least yourself understand what you said had.

Mark Twain: Die Schrecken der deutschen Sprache (The Horrors of the German Language)