Alle Artikel von WilliZ

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Zwischen Wahnsinn und Genie: Klaus Kinski

Gestern vor 20 Jahren starb Klaus Kinski im Alter von 65 Jahren in Kalifornien. Er war ein international bekannter Schauspieler und besonders auf die Darstellung psychopathischer und getriebener Charaktere spezialisiert. Als künstlerisch herausragend gilt seine jahrelange Zusammenarbeit mit dem deutschen Regisseur Werner Herzog, der ihn in seinen Filmen Aguirre, der Zorn Gottes (1972), Nosferatu – Phantom der Nacht (1978), Woyzeck (1978), Fitzcarraldo (1981) und Cobra Verde (1987) besetzte.

Zum ersten Mal gesehen habe ich Klaus Kinski in den Filmen der Edgar Wallace-Reihe aus den 60er Jahren, in der er 16 Mal als zwielichtige Gestalt aufgetreten ist. Immer wieder wurde er als potentieller Täter dargestellt, um meist selbst als Opfer zu enden.

Bekannt wurde Kinski durch seine Verbalattacken, mit denen er die Aufmerksamkeit auf sich richten wollte. Oft verkörperte Kinski Schurken und Psychopathen und bestätigte dieses Image durch sein exzentrisches, aggressives Auftreten in der Öffentlichkeit. Legendär war die Berliner Vorstellung seiner polarisierenden „Jesus Christus Erlöser“-Bühneninszenierung, in der er Zwischenrufer aus dem Publikum wütend mit „Du dumme Sau“ und „Scheiß-Gesindel“ beschimpfte.

„Wie war ich?“ – Bildergalerie auf ard.de

In dem Dokumentarfilm Mein liebster Feind schildert der Regisseur Werner Herzog das Verhältnis zwischen sich und Kinski, mit dem er in seiner Jugend kurze Zeit in derselben Pension gelebt hatte. Herzog berichtet, dass er einerseits von Kinski verachtet und bei Dreharbeiten oft gedemütigt und wüst beschimpft wurde. Andererseits habe sich in ihrem Verhältnis eine kreative und künstlerische Kraft entwickelt, die sich auf ihre gemeinsamen Filme übertrug:


Werner Herzog: Mein liebster Feind (Deutschland, 1999, 95mn)

Wer war also dieser Klaus Kinski? Ohne Zweifel war er ein genialer Schauspieler, der sich in seine Rollen in ca. 170 Filmen voll und ganz hineinsteigerte (Kinski: „Ich spiele nicht. Ich bin es!“). Und er inszenierte mit Sicherheit auch sein Leben in der Öffentlichkeit als Rolle: Eitel, größenwahnsinnig und verletzlich. Er galt als rücksichtsloser Egomane und stellte sich selbst gern als Erotomanen dar (was er sicherlich auch war) – ziemlich durchgeknallt und dem Wahnsinn nahe. Wohl kein bekannter Schauspieler hat wie es verstanden, sich selbst so in Szene zu setzen – und zu vermarkten – wie Klaus Kinski. Privat, so sein Sohn Nikolai Kinski, sei er dagegen nie aggressiv oder ausfallend geworden: „Mein Vater war privat der sanfteste Mensch, den man sich vorstellen konnte“:

siehe ard.de: Klaus Kinski – Pionier der Selbstvermarktung

Zwanzig Jahre nach seinem Tod veröffentlicht Nachlassverwalter Peter Geyer einen opulenten Band mit bisher unveröffentlichten Erzählungen und Fotos aus dem Nachlass von Klaus Kinski.

In seinem Gedicht „Abschied“ schrieb Klaus Kinski: „Ich richte mich auf – ganz steil – wie es Bäume tun, wenn sie wissen, dass es Zeit zum Sterben ist – ich muss weg von hier!!“ Kinski starb vor 20 Jahren.

Filme, Bücher, Rezitationen und mehr von und über Klaus Kinski

Meine Zeit, meine Vergeudung …

Oft mokiere ich mich über die Verspätungen im Zugverkehr, von denen ich betroffen bin. Und manches Meeting, manche Gesprächsrunde (von mir als Laberrunde betitelt) ist für die Katz. Das Leben ist kurz genug, um es sich vergeuden zu lassen.

Ja, ich komme noch einmal auf Wole Soyinka zurück und auf einen Absatz aus seinem Roman „Die Ausleger“. Die Person, die hier spricht, ist nur eine Nebenfigur des Romans. Trotzdem finde ich interessant, was er hier über seine Zeit und die Vergeudung dieser zu sagen hat. In gewisser Hinsicht kann ich mich dem durchaus anschließen:

„ […] Manche nennen es meine Allüren.“
„Und das macht dir nicht aus?“
„Ich kümmre mich nicht um Idioten, warum sollte ich auch? Ich bin kein geselliger Mensch. Ich gehe nicht auf ihre Partys, und ich nehme nicht an ihren Versammlungen teil. Ich schätze den Wert meiner eigenen Zeit hoch ein, und ich verüble es einem Mann fast bis zum Punkt fanatischer Rache, wenn ich ihm auch nur eine Sekunde meiner Zeit opfern muß. Wenn ich einen ganzen Tag verschwende und nur in meiner Bude hocke und nichts tue, dann ist das meine Sache, aber ich möchte meine eigene Zeit selbst verschwenden.“

aus: Wole Soyinka: Die Ausleger (S. 271 – Walter-Verlag, Olten und Freiburg im Breisgau, 1983 – Dialog Afrika – Übersetzung von Inge Uffelmann – Original: The interpreters, 1965)

Der Winter-Traum vom Weltenburger Kloster

An dieser Stelle habe ich bereits öfter schon meine Vorliebe für bayerische Biere (KlosterbiereWeitere BockbiereAllgäuer Bier-Bad) bekundet. Das heißt aber nicht, dass ich ein gutes Glas Rotwein verschmähe: Ein edler Tropfen aus roten Reben, trocken und doch mit viel Körper, da sage ich nicht nein. Jedes eben zu seiner Zeit – und natürlich in Maßen (nicht Massen).

Jetzt zur beginnenden Winter- und Weihnachtszeit bieten viele Brauereien eine der Zeit gemäße Bierspezialität an: Winter- bzw. Weihnachtsbiere. Ich habe da natürlich zugeschlagen und gönne mir zz. den Winter-Traum aus der Klosterbrauerei Weltenburg. Das ist ein Bier besonderer Note, wunderschön bernsteinfarben und mit 5,4 % Vol. etwas stärker als normale Biere, aber doch deutlich unter Bockbierniveau. Der Geschmack ist angenehm vollmündig, also süffig, mit ausgesprochen karamelliger Note dank erlesener Spezialmalze. Ich mag es leicht fein-herb und doch malzig. Der Winter-Traum deckt sich da ganz mit meinen Geschmacksvorstellungen.

    Weltenburger Kloster: Winter-Traum
    Quelle: www.weltenburger.de/

Die Klosterbrauerei Weltenburg ist vermutlich die älteste Klosterbrauerei der Welt (seit 1050), wobei die Brauerei Weihenstephan diesen Titel ebenfalls für sich in Anspruch nimmt. Im Klosterhof befindet sich ein großer Biergarten, in dem die Erzeugnisse der Brauerei ausgeschenkt werden. Das Kloster Weltenburg ist eine Benediktinerabtei in Weltenburg, einem Ortsteil von Kelheim an der Donau.

Übrigens: Für mich sind Weine und Biere ein Genussmittel. Zum Dunstlöschen gibt es anderes: Tee, Saft und Mineralwasser. Und zwei Tage in der Woche bleiben für mich alkoholfrei. Dabei ist der Dienstag für mich und meine Lieben Milchtag. Denn an diesem Tag (und am Freitag) bekommen wir von einem Milchbauern, einem Familienbetrieb in der Nähe, die Vorzugsmilch ins Haus geliefert. Seit 1997 vertreibt dieser Milchprodukte aus eigener Herstellung in der Region. Alles allerbeste Ware, ohne Zweifel. Erste Sahne, wie man sagt. Die Milch schmeckt noch nach Milch.

Einigung in letzter Minute

Elf geschlagene Wochen dauerte das Schlichtungsverfahren unter dem Vorsitz des ehemaligen sächsischen Ministerpräsidenten Professor Georg Milbradt, um die Streithähne metronom Eisenbahngesellschaft mbH (metronom) und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) gestern zum Abschluss eines Haustarifvertrag zu bewegen. Außerdem wurde der spätere Beitritt zum Betreiberwechsel-Tarifvertrag geeinigt. Das war ein Abschluss in letzter Sekunde, denn gestern endete auch die Friedenspflicht.

Damit geht ein Streik zu Ende, der im Februar begann. Bis zuletzt war nicht ersichtlich, wie das Schlichtungsverfahren ausgeht. Ende gut, alles gut! Bis zum nächsten Mal …

Nachtrag: Ende gut, alles gut? „Auf uns ist Verlass!“ heißt es beim Metronom. Mit kommt es vor, dass man verlassen ist, wenn man sich verlässt … Kaum haben sich Gewerkschaft und Bahnunternehmen tariflich geeinigt, da sind die Metronom-Züge verspätet wie schon lange nicht mehr. Dabei ist der Winterfahrplan noch gar nicht in Kraft, der bekanntlich erst einmal zu satten Verspätungen führt.

Herman van Veen: Hofnarr und Moralist

„Herman, Ich erkenne in dir
die Weisheit des Hofnarren,
die Brutalität des Moralisten,
während du vorgibst,
nur das Ziel zu verfolgen,
uns zu unterhalten.“

Georges Moustaki über Herman van Veen

Ich weiß es eigentlich auch nicht, weshalb ich ein solches Faible für niederländische Musiker habe. So oft war ich bisher noch nicht in Holland. Es muss eine Art Seelenverwandtschaft sein, die bekanntlich keine Grenzen kennt. Neben Bots, den Gruppen Focus und Flairck ist es besonders einer, der mich auf verschiedene Weise beeindruckt hat: Herman van Veen. Es ist zu einem der Sänger mit dieser warmen Stimme: „Ich hab ein zärtliches Gefühl“, 1973 die erste Plattenveröffentlichung auch in deutscher Sprache. 1972 war er von Alfred Biolek und Thomas Woitkewitsch für das deutsche Publikum entdeckt worden. Woitkewitsch übersetzte die niederländischen Lieder ins Deutsche. Das ist es sicherlich der Clown oder wie die Niederländer sagen, der Harlekijn, der auf der Bühne seine Späße treibt.

Herman van Veen

Es ist aber auch ganz einfach der Mensch Herman van Veen, der ein großes Herz für die Kleinsten unter uns hat, den Kindern. Alfred J. Kwak, die kleine Ente aus Büchern und Zeichentrickfilmen, ist sein geistiges Kind. Und die Herman Van Veen Stiftung nimmt sich den Kindern an, die geistig oder körperlich benachteiligt sind oder eine psychische Extremsituation durchleben mussten.

Eines der schönsten Lieder findet sich auf dem ersten deutschsprachigem Album „Inzwischen alles Gute“ aus dem Jahre 1973. Ich habe es von der Original-LP digitalisiert – viel Besinnlichkeit beim Hören:

Ich hab‘ ein zärtliches Gefühl
für jeden Nichtsnutz, jeden Kerl,
der frei herumzieht ohne Ziel,
der niemands Knecht ist, niemands Herr.

Ich hab‘ ein zärtliches Gefühl
für den, der seinen Mund auftut,
der Gesten gegenüber kühl,
und brüllt, wenn ’s ihm danach zumut.

Ich hab‘ ein zärtliches Gefühl
für den, der sich zu träumen traut,
der, wenn sein Traum die Wahrheit trifft,
noch lachen kann – wenn auch zu laut.

Ich hab‘ ein zärtliches Gefühl
für jede Frau, für jeden Mann,
für jeden Menschen, wenn er nur
vollkommen wehrlos lieben kann.

Erik van der Wurff – Orgel, elektrisches Piano, Akkordeon
Harry Sacksioni – Gitarre, elektrische Gitarre
Hans Koppes – Tuba, Euphonium
Herman van Veen – Geige und Gesang


Herman van Veen: Ich hab‘ ein zärtliches Gefühl (1973)

Bei Youtube habe ich das folgende kleine Video gefunden. Es zeigt Herman van Veen in einer Parodie als Konzertpianisten. Ich finde es einfach köstlich … Fast ebenso witzig finde ich den Kommentar, den jemand hierzu abgegeben hat. Herman van Veen dürfte sich amüsieren:

He stole this piece from my little brother and my mother, he MUST have!! He just copied what I always heard when my brother improvised on the piano and my mother cleaned it afterwards… 😉

Aus dem Werk von Herman van Veen

siehe auch als einstimmung auf das kommende Weihnachtsfest: Herman van Veen: Adeste fidelis

Wole Soyinka: Die Ausleger

„Fünf Freunde, alle etwas Mitte Dreißig, haben nach dem Studium in einem Beruf Fuß gefaßt und versuchen nun, in ihrer jeweiligen Profession voranzukommen und zugleich ihren Platz in der Gesellschaft zu festigen: Sagoe ist Journalist, Bandele Universitätslehrer, Egbo Angestellter im Auswärtigen Amt, Kola Maler und Dozent und Sekoni Ingenieur und Bildhauer aus Liebhaberei. In einem Land wie Nigeria aber, das, gerade in die nationale Unabhängigkeit entlassen, allerorten Kriecher und Streber hervorbringt und wo überall die Korruption blüht, gleicht das einem Abenteuer, zumal diese fünf Freunde selber alles andere als Heilige sind; auch sie unterliegen der korrupten Gesellschaft.
Je näher Soyinka seine ‚Helden’ mit den Vertretern der fragwürdigen neuen nigerianischen Führungsschicht in Berührung kommen läßt, um so entlarvender treten die Reaktionen auf Phänomene wie Rassismus, Generationskonflikt, religiöse Intoleranz, Homosexualität oder Polygamie zutage. Der Kampf des einzelnen gegen einen übermächtigen Staatsmechanismus scheint aussichtslos; der Roman endet pessimistisch und desillusionierend: Der Biafra-Krieg wirft seine Schatten voraus.“
aus dem Klappentext zu: Wole Soyinka: Die Ausleger (Walter-Verlag, Olten und Freiburg im Breisgau, 1983 – Dialog Afrika – Übersetzung von Inge Uffelmann – Original: The interpreters, 1965)

Wole Soyinka: Die Ausleger

„Ich muß zugeben, mir gefällt die Idee mit den Eseln“, sagte Kola. „Aber es könnte sein, daß sie gegen den Geruch allergisch sind.“
„Gasmasken. Die Polizei kann sicher genügend zur Verfügung stellen.“
„Gasmasken an Esel auszugeben, könnte aber ein erhebliches Sicherheitsrisiko bedeuten. Stellt euch mal vor, die veranstalten eine Demonstration, dann wäre der Einsatz von Tränengas ja völlig nutzlos.“
Umschlaggestaltung Hermann Schelbert

Einen der Helden aus dem Roman von Wole Soyinka, Träger des Nobelpreises für Literatur 1986, haben wir bereits indirekt kennengelernt: Sagoe, der Journalist philosophiert über den Leerizismus [Teil 1] [Teil 2] [Teil 3], eine Wortschöpfung von Soyinka (im Original: voidancy zu voidance = Entleerung). Es ist eine persönliche Philosophie, mit der er die gängigen -ismen für sich verneint; er muss als der am meisten „verwestlichte“ in diesem Kreis gelten. Kalo arbeitet an einem großen Gemälde, in dem er alle seine Freunde und Bekannten als Yoruba-Gottheiten porträtiert. Sekoni ist nach einem abgelehnten Kraftwerksprojekt zum Bildhauer mutiert. Bandele ist vielleicht am wenigsten greifbar geblieben, er hat kein konkretes „Projekt“, mit dem er sich identifiziert. Egbo steht vor allem zwischen zwei Frauen, verkörpert aber das Gegenstück zu Sagoe, nämlich den „Traditionalisten“.

Soyinka macht es besonders den europäischen Leser nicht leicht. Er experimentiert und lässt so „provokant klassisch-westliche Formelemente auf die traditionellen Formprinzipien des Yoruba-Dramas stoßen. […] Wer sich an Soyinkas Buch mit festgefügten Vorstellungen zur Romanstruktur macht, wer feste, an europäischen Konventionen und Traditionen epischen Erzählens gebildete Erwartungen an die literarische Form Roman heranträgt, wird von Soyinka schon auf den ersten Seiten […] enttäuscht und verwirrt.“ (aus dem Nachwort von Eckhard Breitinger). Aber genau das macht den Reiz dieses Roman aus. Er entführt uns in eine andere (auch sprachliche) Welt, in der weniger der Einzelne im Mittelpunkt steht als die Gemeinschaft. Sicherlich erfordert dieser Roman einige Aufmerksamkeit, um den Überblick über die gerade geltende Zeit, die gerade aktiven Personen (Zuordnung der Personen) und die inneren Bezüge zu behalten. Aber als Leser gewöhnt man sich schnell an dieses ‚Fließen’ der Handlung.

Eng im nigerianischen Kontext bleibt Soyinkas erster Roman aus dem Jahr 1965, „The Interpreters“ – Die Ausleger“. Der Titel bezieht sich auf fünf Akademiker verschiedener Fachrichtungen, die das Leben im gerade unabhängig gewordenen Nigeria interpretieren, jeder auf seine Art, alle aber in dem sehr afrikanischen Bewußtsein, Teil des Ganzen und verantwortlich für die Gemeinschaft zu sein. Die verschiedenen Interpretationsansätze, die Soyinka mit Humor, Ironie, auch Sarkasmus auf seine fünf Hauptpersonen verteilt, gelten so auch für das Nigeria der achtziger Jahre und manchen anderen Staat der „Dritten Welt.“
Almut Seiler-Dietrich – Die Zeit Nr. 24 vom 05.06.1987 – S. 55

siehe auch Zeit online Literatur: Schwarzer Orpheus, springender Tiger

Stücke, Romane und Gedichte von Wole Soyinka

Neu gekauften PC entrümpeln?

Eigentlich darf ich das gar nicht sagen, aber mein Rechner zu Hause wird morgen acht Jahre alt. Am 19.11.2003 habe ich den bei Aldi gekauft. Damals für heute teure 1179 € (ja, den Euro gab es damals schon). Aber er tut immer noch seinen Dienst, auch wenn er manchmal herumspackte. Netzteil (noch während der Garantiezeit) und Grafikkarte mussten allerdings inzwischen ausgetauscht werden. Das sind nach meiner Erfahrung die anfälligsten Teile eines PCs. Warum ich mir noch keinen neuen Rechner gekauft habe? Zum einen hat dieser eine TV-Karte, die auch analoge Anschlüsse unterstützt (mit analogem Kabelanschluss lebe ich auch noch fast im Mittelalter), über die ich z.B. meine alten Videokameras anschließen kann und so alte Video-Aufnahmen digitalisieren kann. Und die Kiste läuft eben noch und läuft …

Aber die Tage meines Rechners sind gezählt. Ich überlege nur noch, was für einen Rechner ich mir kaufen werde und wo. Es gibt ja Läden, bei denen man sich einen Rechner nach seiner Wahl zusammenschrauben lassen kann (z.B. Atelco), Beratung inklusive. Wenn ’s denn alleridings ein Rechner vom Discounter sein sollte (und dort die Komponenten wir Prozessor, Festplatte, Laufwerke und sonstige Teile wie z.B. TV-Karte stimmen), sollte man heute (und nicht erst seit heute) gedenken, dass sich meist jede Menge Versionen von vorinstallierten Testprogrammen (mindestens ein Virenscanner, Brennersoftware bis hin zu Textverarbeitung und Multimedia-Programme) auf dem Rechner befinden, die nur eine bestimmte Laufzeit (30 bis 90 Tage in der Regel) haben. Spätestens dann soll der frischgebackene Computerbesitzer mit Popup-Fernstern immer wieder zum Kauf der teuren Vollversionen überredet werden.

Solche „Crapware“ genannten Testversionen bremsen den neuen Rechner aus. Alfred Krüger von zdf.de (und nicht nur der) rät hier zu einem Entrümpeln des neuen PCs auf. Wer sich selbst nicht traut, die entsprechenden vorinstallierten Programme über Start-Einstellungen-Systemsteuerung-Software zu deinstallieren, dem sei folgendes empfohlen:

„‚Es ist eine ziemlich frustrierende Erfahrung, wenn man einen brandneuen Computer auspackt und dann gleich mit einem ganzen Bündel von Testprogrammen zugespammt wird’, sagt Jason York, Elektroingenieur aus Detroit im US-Bundesstaat Michigan. York hat ein kleines Programm geschrieben, das Abhilfe schaffen soll. Sein Name: PC Decrapifierzu Deutsch etwa: ‚PC Entrümpler’.

Der ‚PC Decrapifier’ ist für Privatanwender kostenlos und soll neue Rechner möglichst gründlich von lästiger ‚Crapware’ befreien. Er durchsucht die Festplatte des Rechners und listet alle unerwünschten Programme automatisch auf. Anschließend kann der Nutzer entscheiden, welche Software er tatsächlich löschen möchte. Nach einer Warnung und einem letzten Mausklick auf ‚OK’ werden die Programme dann endgültig gelöscht.“

Hitler und das Urheberrecht

Die ZDF-Dokumentation „Hitler und das Geld“ zeigt uns Adolf Hitler, der sich immer wieder gern als asketischen, opferbereiten, selbstlosen „Führer“ im Dienste seines Volkes darstellte, als Multimillionär und Steuerbetrüger. Anfangs verzichtete er zwar zu Gunsten verarmter Parteigenossen auf sein Gehalt als Reichskanzler, um später nach dem Tod Hindenburgs auch noch dessen Gehalt und Aufwandsentschädigungen zu kassieren. Und als er als Reichskanzler einen Steuerbescheid mit einer Steuerlast von etwa 405.000 Reichsmark erhielt, intervenierte er erfolgreich beim zuständigen bayerischen Finanzministerium. Seitdem hat Hitler nicht einen Pfennig Steuern gezahlt.

Schon sehr früh wurde er von der Industrie des In- und Auslandes mit Spenden unterstützt. Zwischen 1933 und 1945 wurden von der deutschen Industrie etwa 700 Millionen Reichsmark in einen Fond eingezahlt, der zur „persönlichen Verfügung des Führers“ stand. Und seit 1922 spendete auch der US-amerikanische Autohersteller und Antisemit Henry Ford. Später wurden auf sein Geheiß von den deutschen Ford-Werken jährlich 50.000 Mark als Geburtstagsgeschenk auf Hitlers Privatkonto überwiesen.

Und es flossen reichlich Tantiemen für sein Buch „Mein Kampf“, das bis 1945 eine Auflage von 10 Millionen Bänden erreichte: Acht Millionen Reichsmark brachte seine „Abrechnung“, eine geschönte Autobiografie und Hetzschrift, die u.a. vom Staat als Geschenk an alle Neuvermählten überreicht wurde.

Dem nicht genug: Hitler kassierte beim Verkauf von Briefmarken mit seinem Porträt und war wesentlich an den Einnahmen von Fotos beteiligt, die sein Haus- und Hoffotograf Heinrich Hoffmann von ihm schoss. Hoffmann selbst profitierte reichlich von diesem Vorrecht und kassierte für seine ‚Urheberrechte’. Darin waren die Nazis oberkorrekt. („Der Fotograf bildet ab, er hält fest, sonst nichts. Und er verschwindet auch symbolisch unter dem schwarzen Tuch, das ihn verhüllt.“ – sagte Adolf Hitlers Leib-Fotograf hinterher. Doch natürlich war nicht Dokumentation Heinrich Hoffmanns Intention, sondern das Gegenteil davon: Überhöhung und Verklärung Hitlers – Quelle: photoscala.de)

Adolf Hitler: Mein Kampf

Apropos Urheberrechte: Wie sieht es eigentlich mit den Urheberrechten für Hitlers „Mein Kampf“ aus?

Hitler war bis zu seinem Selbstmord in Berlin in München gemeldet. Sein Vermögen wurde zunächst von den Alliierten beschlagnahmt und dann nach Kriegsende vom Freistaat Bayern eingezogen. Seit 1945 nimmt das bayerische Staatsministerium der Finanzen das Urheber- oder genauer Nutzungsrecht des Buches in Anspruch, Druck und Vertrieb von Neuauflagen wurden in Deutschland verboten.

Und damit beginnt das Problem: Zwar war der Freistaat Bayern laut Urteil des Landgerichts München I vom 15. Oktober 1948 berechtigt, „Hitlers Vermögen zu beschlagnahmen; aber er war und ist nicht berechtigt, auch als Inhaber des Urheberrechts von Adolf Hitler aufzutreten, da das Urheberrecht ein Recht eigener Art mit ineinander übergreifenden verwertungs- und urheberpersönlichkeitsrechtlichen Befugnissen darstellt.“

Das bayerische Finanzministerium hat bisher einem Abdruck des Gesamtwerks nicht zugestimmt und vertritt die Auffassung, dass dieser auch nach Erlöschen des Urheberrechts als Verbreitung verfassungsfeindlicher Propaganda sowie als Volksverhetzung strafbar sei. Der Bundesgerichtshof hat dagegen 1979 entschieden, dass die Verbreitung des Buchs nicht strafbar ist. So ist der Besitz des Machwerkes legal und darf auch antiquarisch vertrieben werden. (Quelle: de.wikipedia.de)

In Zeiten des Internets ist das Buch inzwischen online in vielen Sprachen erhältlich, so natürlich auch auf Deutsch. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass es für diese Ausgaben keine Autorisierung oder Prüfung gibt, es daher nicht gewährleistet ist, ob sie tatsächlich der offiziellen Ausgabe entsprechen.

Urheber- und Nutzungsrechte, wie auch immer, sie enden für Hitlers „Mein Kampf“ am 1. Januar 2016 (70 Jahre nach Hitlers Tod, gemäß Urheberrechtsgesetz), und damit endet auch der „Streit der Gelehrten“ hinsichtlich dieser Rechte. Zu den Urheber- und Nutzungsrechten habe ich mich hier schon öfter geäußert (u.a. in den Beiträgen Urheberrecht, Patente und Piraten und Das Eigentor des Herrn Kauder), und es verwundert mich immer wieder, wie oft selbst Juristen den Unterschied zwischen Urheber- und Nutzungsrecht nicht begreifen. Wie auch immer: Es ist nicht meine Absicht, an dieser Stelle das Urheberrecht generell am Beispiel von Hitlers Hetzschrift zu beleuchten, das wäre äußerst makaber. Aber dieser kleine Lichtstrahl sei trotzdem erlaubt, weil er zeigt, welch seltsame Blüten das Urheberrecht treiben lassen kann.

Was könnte also 2016 geschehen, wenn das Urheberrecht für Hitlers „Mein Kampf“ beendet ist? Da das Buch bereits heute in großer Auflage, wenn auch ‚illegal’, gedruckt wird, es im Internet für jeden im Grunde frei verfügbar ist – die große Buchschwemme dürfte so nicht zu befürchten sein. Interessant in diesem Zusammenhang ist u.a. ein auf „Zeit online“ (schon etwas länger zurückliegendes) veröffentlichtes Gespräch mit der Wiener Historikerin Brigitte Hamann (die auch in der ZDF-Dokumentation zu Worte kommt) über Adolf Hitlers bizarre Bekenntnisschrift und den Plan, sie neu zu edieren: Das verbotene Buch. Ob das Buch 2016 weiter verboten bleiben sollte, darüber mag man sich streiten. Ich halte es für sinnvoll, die „Aura des Verbotenen“ zu brechen. Schon in den fünfziger Jahren hatte Bundespräsident Heuss empfohlen, Hitlers „Mein Kampf“ kommentiert zu veröffentlichen, um ein für allemal vor nationalsozialistischen Tendenzen abzuschrecken. So liegt zz. ein Buch von Christian Zentner vor, indem dieser alle Passagen aus Hitlers ‚Mein Kampf’ ausgewählt und kommentiert, die den „Fahrplan für die Reise ins Chaos“ dokumentieren. Dabei hat er dort Richtigstellungen und Ergänzungen vorgenommen, wo Hitler seine Zitate – wie es sein Stil war – ohne Quellenangabe veröffentlichte: Adolf Hitlers Mein Kampf von Christian Zentner. Daneben gibt es jede andere Literatur zu Adolf Hitler: Mein Kampf.

Alle beisammen

Jetzt sind alle Teilnehmer für die Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine beisammen. Nachdem sich neben den Gastgebern Polen und der Ukraine als Gruppenerste bei den Qualifikationsspielen zur Euro 2012 Deutschland, Russland, Italien, Frankreich, die Niederlande, Griechenland, England, Dänemark und Spanien und als bester Gruppenzweiter Schweden bereits qualifiziert hatten, schafften es in den Relegationsspielen (alle weiteren Gruppenzweite) auch Irland (gegen Estland), Kroatien (gegen die Türkei), Tschechien (gegen Montenegro) und als letzter Portugal (gegen Bosnien-Herzegowina). Der Feld ist komplett.

Neben den vielen bekannten Gesichtern und der Ukraine, die als Gastgeber zum ersten Mal an einer EM teilnehmen, ist es eigentlich nur Irland, die nach 1988 zum 2. Mal die Teilnahme geschafft haben. Alle weiteren Nationalteams haben mindestens an eine der letzten beiden Europameisterschaft 2004 (in Portugal) und 2008 (in Österreich und der Schweiz) teilgenommen.

Wer nun gegen wen vom 8. Juni bis zum 1. Juli 2012 spielt, das entscheidet sich am 2. Dezember. Die Auslosung der vier Vierergruppen der Finalrunde findet dann in der ukrainischen Hauptstadt Kiew statt. Neben den Gastgebern Polen (Gruppe A) und Ukraine (Gruppe D) werden die beiden stärksten qualifizierten Mannschaften als Gruppenkopf der Gruppen B und C gesetzt (derzeit Spanien und Niederlande). Die übrigen Mannschaften werden in drei Töpfe gemäß dem UEFA-Koeffizienten eingeteilt, und jeder Gruppe wird je eine Mannschaft jedes Topfes zugelost – hier die Setzliste:

Topf 1: Polen, Ukraine, Spanien, Niederlande
Topf 2: Deutschland, Italien, England, Russland
Topf 3: Griechenland, Schweden, Dänemark, Kroatien
Topf 4: Frankreich, Tschechien, Irland, Portugal

Wer sind nun die großen Favoriten dieser EM 2012? Ganz vorn ist aus heutiger Sicht neben dem Titelverteidiger Spanien vor allem das deutsche Team zu sehen. Nach der Weltmeisterschaft 2010 hat die deutsche Mannschaft eine beeindruckende Saison gespielt, sich nicht nur ohne Punktverlust souverän für die EM qualifiziert, sondern hat auch beeindruckende Siege gegen Brasilien und gestern mit 3:0 gegen die Niederlande (zz. immerhin noch vor Deutschland Weltranglistenzweiter) errungen. Einzigster Wermutstropfen war die Niederlage Ende März gegen Australien.

Bundestrainer Joachim Löw hat ein außergewöhnliches, besonders junges Team zur Verfügung. Besonders tun sich dabei Spieler wie Mesut Özil als Mittelfeldregisseur, Thomas Müller und der sich in einem zweiten Fußballerfrühling befindliche Miroslav Klose hervor. Und im Hintergrund wartet ein Supertalent wie Mario Götze, auch wenn das „Experiment“, Götze und Özil gleichzeitig spielen zu lassen (beim 3:3 gegen die Ukraine), noch nicht so ganz klappte.

Natürlich steigt mit dem Erfolg auch der Erwartungsdruck. Das Potential, Europameister zu werden, hat die Mannschaft aber ohne Zweifel. Jetzt kommt es darauf an, gut in die nächste Saison zu starten und den Spielrhythmus zu finden. Das gilt besonders für die Abwehr, dem einzigsten Sorgenkind. Dann kann das deutsche Team nicht nur die Niederlande schlagen, sondern auch Mannschaften wie England und zuletzt Spanien. Auf jeden Fall darf man sich weiterhin auf einen attraktiven, schnellen und dann hoffentlich auch erfolgreichen Fußball mit dem deutschen Team freuen.

Leerizismus (3): Göttliche Abbilder

Im ersten Teil ließ Wole Soyinka, Träger des Nobelpreises für Literatur 1986, seinen Romanhelden Sagoe „allen anderen –ismen, vom homöopathischen Marxismus bis zum Existentialismus“ grabsingen und pries den Leerizismus, einem von Soyinka kreierten, ins Deutsche übersetzten Neologismus (voidancy zu voidance = Entleerung). Und im zweiten Teil pries Sagoe das Schweigen dabei. Zuletzt will dieser Sagoe getröstet sein und lässt sich von seiner Freundin aus seinem Pamphlet zitieren: dem Buch der Erleuchtung, über die Philosophie des Leerizismus:

Leerizismus – leere Hände

Und er war erst zu beruhigen, als sie sich bereit erklärte, sein Buch der Erleuchtung auszugraben und ihm von einer beliebigen Seite vorzulesen.

„… Aus dieser Periode meiner Kindheit, und die Tür zu unserer riesig ausgedehnten Wohnanlage gewährte immer Unterschlupf, entsinne ich mich der Farbporträts zweier übermenschlicher Wesen, ätherisch, unweltlich, mit Kronen und Juwelen, breiten Pelzkragen, Gold, Samt und Hermelin, mit Reichsäpfeln und Zeptern und hinter ihnen goldene Throne. In meinen Kinderaugen waren diese Abbilder – und damit der Plazierung dieser Porträts keine besondere ideologische Bedeutung zugemessen werden konnte, hingen die Porträts auch im Wohnzimmer und in den Schlafzimmern, denn meine Leute waren überzeugte, treue Royalisten -, in meinen Kinderaugen waren diese Figuren nichts geringeres als Engel oder Gott und seine Frau. Es war eine kritische Phase meiner Introspektionsentwicklung, und hätte ich in diesem Lande hier gelebt, in dem alle Möglichkeiten offen stehen, ich hätte zweifellos die Laufbahn eines hauptberuflichen Schizophrenen eingeschlagen. Die Beschränkungen dieses grazilen, unwirklichen Paares wurden zur Zwangsvorstellung. Machten sie, oder machten sie nicht? Wie in einer Séance offenbarte sich die Lösung mit blendender Klarheit. Während einer Sitzung rein leerizierender Natur, erkannte ich die Verhaltensgrenze innerhalb dieser menschlichen Verrichtung. Sie waren Leeriker; doch Jesuschristus, niemals das andere! Scheißen ist menschlich; sich entleeren göttlich.
Dies war die Geburtsstunde der konkreten Formulierung des Leerizismus …“
(Seite 227 f.)

Der Leerizismus begegnet den Lesern noch einige Male – als Andeutung. Zuletzt, in einem Gespräch mit seinen Freunden, Kola, den Maler, und Egbo, den Angestellten des Auswärtigen Amtes, beteuert er: „ […] eines trunkenen Tages habe ich diesem Weib da blödsinnigerweise versprochen, daß ich mein Buch der Erleuchtung verbrenne, wenn wir heiraten.“ (S. 351) Dieses Weib ist Dehinwa, mit der Sagoe schon lange zusammenlebt. Und wenn wir auch nur Ausschnitte aus dem Buch der Erleuchtung erfahren, so sollte das genügen, um den Leeriszismus zu verinnerlichen, ähem, eher im Gegenteil, DAS zu veräußerlichen, oder?!

aus: Wole Soyinka: Die Ausleger (Walter-Verlag, Olten und Freiburg im Breisgau, 1983 – Dialog Afrika – Übersetzung von Inge Uffelmann – Original: The interpreters, 1965)

Tostedts neuer Bürgermeister

Mit diesem Ergebnis hatte wohl keiner gerechnet. Die Gemeinde Tostedt wählte überraschend Gerhard Netzel (SPD) zum neuen Bürgermeister, obwohl CDU, FDP und die WG Tostedt mit 16 von den 31 Ratsmitgliedern die Mehrheit im Rat haben. Deren Kandidat, Ernst Müller (CDU), kam aber nur auf 13 Stimmen.

Bürgermeisterwahl 2011 in der Gemeinde Tostedt
Kreiszeitung Nordheide Wochenblatt Nr. 44a vom 05.11.2011/40. Jg. (Seite 8 )

Nach dem doch deutlichen Debakel bei der letzten Kommunalwahl 2011 in Niedersachsen für CDU und FDP (zusammen verloren die Parteien 15 %), mussten beide Parteien jetzt auch noch diese Wahlschlappe hinnehmen.