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Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

In der Ruhe liegt die Kraft …

Das war ein knapper, aber verdienter Sieg des SV Werder Bremen im 100. Bundesligaderby gegen den HSV. Und es war ein ganz wichtiger Sieg, denn damit haben sich die Bremer etwas Luft im Abstiegskampf verschafft, während der HSV trotz des 3:0-Sieges in der Vorwoche gegen keinen Geringeren als Borussia Dortmund weiterhin auf dem Relegationsplatz verharrt.

100. Bundesliga-Derby – SV Werder – HSV 1:0

So hat sich die Ruhe, die man weiterhin in Bremen zu bewahren trachtet, ausgezahlt. Robin Dutt, Trainer des SV Werder, hatte es bereits letzte Woche deutlich gemacht: „Ich bin froh, beim richtigen Nordverein zu sein“, sagte der 49-Jährige am Montag mit einem Schmunzeln und begründete dies mit der Ruhe im Umfeld seines Klubs.

Die Unterschiede zwischen Werder und HSV könnten kaum größer sein. Während der HSV schon seit Jahren Chaos und Hektik herrscht, pflegt man bei Werder eine Politik der sehr ruhigen Hand. Fast schon zu ruhig. (siehe stern.de)

Natürlich ist es noch lange hin bis zum Saisonende und Werder noch nicht aus dem Abstiegssog entronnen. Aber die Lage hat etwas sich entspannt, zumal sich auch andere Mannschaften wie der VfB Stuttgart , der zz. eine Niederlagen nach der andere kassiert, oder der FC Freiburg nicht vom Tabellenende lösen können. Bereits am Samstag in Nürnberg wartet der nächste Gegner, der ebenfalls gegen den Abstieg kämpft.

Heute Ruhetag (48): Gustav Meyrink – Der Golem

Gustav Meyrink (eigentlich Gustav Meyer * 1868 in Wien; † 1932 in Starnberg), war ein österreichischer Schriftsteller.

Die Zentren seines literarischen Schaffens waren Prag und München. Zu beiden pflegte er zeitlebens eine innige Hassliebe.

Als einer der Ersten im deutschen Sprachraum (nach Paul Scheerbart und E. T. A. Hoffmann) verfasste Meyrink phantastische Romane. Während sein Frühwerk mit dem Spießbürgertum seiner Zeit abrechnet (Des deutschen Spießers Wunderhorn), befassen sich seine späteren, häufig im alten Prag spielenden Werke hauptsächlich mit übersinnlichen Phänomenen und dem metaphysischen Sinn der Existenz.

Der Golem ist wohl der bis heute bekannteste Roman von Gustav Meyrink. Er erschien erstmals in den Jahren 1913 und 1914 als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift Die Weißen Blätter; 1915 wurde er in Buchform veröffentlicht, also vor 99 Jahren.

Dieser Roman gilt als ein Klassiker der phantastischen Literatur. Es handelt sich bei dem Roman nicht um eine Adaption der jüdischen Golem-Sage im engeren Sinn, sondern um ein impressionistisches Traumbild vor dem Hintergrund der Sage. Der Golem soll eine alte sagenhafte Gestalt gewesen sein, von dem man sagt, er gehe alle dreiunddreißig Jahre in Prag um. Rabbi Löw soll ihn 1580 am Ufer der Moldau nach verlorengegangenen Vorschriften der Kabbala aus Lehm geschaffen haben, weil er sich einen Gehilfen wünschte, der die Juden beschützen sollte.

Der Roman spielt im frühen 20. Jahrhundert und beginnt mit dem anonymen Erzähler der Geschichte, der – zu Besuch in Prag – vor dem Zu-Bett-Gehen in einem Buch über das Leben Buddha Gotamas gelesen hat. Er fällt in einen unruhigen Halbschlaf und gleitet in eine Traumwelt, in der er Ereignisse erneut durchlebt, die sich vor mehr als dreißig Jahren im Prager Judenviertel zugetragen haben.

… siehe hierzu auch meinen alten Beitrag: Gustav Meyrink: Der Golem. Wenn auch nicht erst alle 33 Jahre, so taucht der Golem in diesem Blog öfter auf als gedacht …

Heute Ruhetag = Lesetag!

Schlaf

Das Mondlicht fällt auf das Fußende meines Bettes und liegt dort wie ein großer, heller, flacher Stein.

Wenn der Vollmond in seiner Gestalt zu schrumpfen beginnt und seine rechte Seite fängt an zu verfallen, – wie ein Gesicht, das dem Alter entgegengeht, zuerst an einer Wange Falten zeigt und abmagert, – dann bemächtigt sich meiner um solche Zeit des Nachts eine trübe, qualvolle Unruhe.

Ich schlafe nicht und wache nicht, und im Halbtraum vermischt sich in meiner Seele Erlebtes mit Gelesenem und Gehörtem, wie Ströme von verschiedener Farbe und Klarheit zusammenfließen.

Ich hatte über das Leben des Buddha Gotama gelesen, ehe ich mich niedergelegt, und in tausend Spielarten zog der Satz immer wieder von vorne beginnend durch meinen Sinn:
»Eine Krähe flog zu einem Stein hin, der wie ein Stück Fett aussah, und dachte: vielleicht ist hier etwas Wohlschmeckendes. Da nun die Krähe dort nichts Wohlschmeckendes fand, flog sie fort. Wie die Krähe, die sich dem Stein genähert, so verlassen wir – wir, die Versucher, – den Asketen Gotama, da wir den Gefallen an ihm verloren haben.«

Und das Bild von dem Stein, der aussah wie ein Stück Fett, wächst ins Ungeheuerliche in meinem Hirn:

Ich schreite durch ein ausgetrocknetes Flußbett und hebe glatte Kiesel auf.

Graublaue mit eingesprengtem glitzerndem Staub, über die ich nachgrüble und nachgrüble und doch mit ihnen nichts anzufangen weiß, – dann schwarze mit schwefelgelben Flecken wie die steingewordenen Versuche eines Kindes, plumpe, gesprenkelte Molche nachzubilden.

Und ich will sie weit von mir werfen, diese Kiesel, doch immer fallen sie mir aus der Hand, und ich kann sie aus dem Bereich meiner Augen nicht bannen.

Alle jene Steine, die je in meinem Leben eine Rolle gespielt, tauchen auf rings um mich her.
Manche quälen sich schwerfällig ab, sich aus dem Sande ans Licht emporzuarbeiten – wie große schieferfarbene Taschenkrebse, wenn die Flut zurückkommt, – und als wollten sie alles daransetzen, meine Blicke auf sich zu lenken, um mir Dinge von unendlicher Wichtigkeit zu sagen.

Andere – erschöpft – fallen kraftlos zurück in ihre Löcher und geben es auf, je zu Worte zu kommen.

Zuweilen fahre ich empor aus dem Dämmer dieser halben Träume und sehe für einen Augenblick wiederum den Mondschein auf dem gebauschten Fußende meiner Decke liegen wie einen großen, hellen, flachen Stein, um blind von neuem hinter meinem schwindenden Bewußtsein herzutappen, ruhelos nach jenem Stein suchend, der mich quält – der irgendwo verborgen im Schutte meiner Erinnerung liegen muß und aussieht wie ein Stück Fett.

[…]

Gustav Meyrink: Der Golem

Querbeet (2): WilliZ Neuer

’nen neuen Rechner brauchte der Willi – und schon hat er einen. Auch gleich mit neuem Bildschirm.

Wer denkt, der Willi hat keinen großen Bock mehr aufs Verfassen seiner tagtäglichen Botschaften, weil er ins Alter gekommen ist, der irrt (wenigstens zum Teil). Ich war damit beschäftigt, meinen neuen Rechner zu bepacken, damit er das tut, was ich gern von ihm zu tun erwarte …

Wie bei vielen Dingen, so hat man beim Kauf eines neuen PCs samt Bildschirm die Qual der Wahl. Eines stand für mich allerdings fest: Es sollte einer mit Windows sein (nichts Apfel- oder Linuxmäßiges), denn die von mir gehortete Software läuft nun einmal nur unter Windows. Und da Windows, dann doch noch am besten in 7er Version (8, selbst 8.1 kommt für mich u.a. aus Kompatibilitätsgründen nicht in Frage). Dann natürlich auch die Frage, welchen Prozessor der neue Rechner haben soll, einer von Intel (I3, I5 oder I7) oder einen AMD. Usw. Usf.

Um es auf den Punkt zu bringen: Möglichst schnell sollte der neue PC sein (da auch für Videobearbeitung im HD-Bereich gedacht), möglichst stabil laufen (ha, und das mit Windows 🙂 ) und nichts bis maximal wenig kosten.

Apropos Windows 7: Microsoft scheint auf seiner 8er resp. 8.1er Version sitzen zu bleiben. Da droht man schon seit Monaten, einen Verkaufsstopp für Windows 7 zu erlassen. Jetzt wurde aus der Drohung (fast) Ernst. Bis spätestens 31. Oktober diesen Jahres ist die 7er Version noch käuflich erhältlich, dann ist Sense (außer Win7 Professional – mit Geschäftsleuten will sich Microsoft noch nicht anlegen). Das hat zz. zur Folge, dass Win7 teurer als Win8.1 ist, denn die ‚Vorräte’ schwinden. Wer also bald einen neuen Rechner braucht und wie ich Win7 favorisiert, der sollte bald zuschlagen.

    WilliZ neuer Rechner (2014)

Wie immer: Lange Rede, kurzer Sinn. Ich habe einen preiswerten, meinen Anforderungen entsprechenden Rechner gefunden. Kein Markengerät, aber mit Markenkomponenten ausgestattet – von einer Klitsche (gecCOM) – ausgehend von einem Prototypen – zusammengeschraubt und fast unter dem Ladentisch (wenn auch über amazon.de) verkauft (BBe-Tec); beide Firmen gehören irgendwie zusammen.

Das Produktangebot klingt eher abenteuerlich (und wenig werbewirksam, aber das interessiert mich ja auch nicht): #1| Windows7 Pro 64, STROM SPAR Office / Multimedia COMPUTER Eco-Tec PC 80PLUS, Quad-Core Intel i5-4570 4×3.2GHz, 1000GB SATA III, 8GB DDR3 PC1600, BeQuiet 300W Netzteil 80Plus Bronze, MSI B85 Mainboard, INTEL HD4600-Grafik mit HDMI/DVI, DVD-Brenner, FrontUSB3 + CardReader, 5.1 Sound, GigabitLANhier geht’s zur Produktbeschreibung.

Man beachte: Kein WLAN (was brauche ich das, der Rechner bleibt bei mir zu Hause unterm Schreibtisch stationiert – WLAN ließe sich aber nachrüsten), auch keine Tastatur oder Maus (damit kann ich mich tot schmeißen). Zwar gibt es noch einige PCI-Steckplätze. Es bleibt aber ansonsten wenig Platz für weitere einzubauende Komponenten. Dafür jede Menge USB-Anschlüsse, worüber ich extern das notfalls Benötigte anschließen kann (Festplatte, TV-Stick, Camcorder usw.). Vielleicht nicht so gut ist, dass die Grafikkarte on board ist (also direktes Teil der Hauptplatine ist).

Um es gleich zu sagen: Das ist keine Kaufempfehlung, eher ein Hinweis darauf, welche Komponenten einen halbwegs brauchbaren Rechner für den Hausgebrauch (und etwas darüber hinaus) ausmachen, ohne gleich das Budget zu sprengen.

Dazu dann einen (nicht zu) großen Monitor, der auch VGA-Anschlüsse (D-Sub) unterstützt (der Rechner hat natürlich auch einen HDMI-Anschluss). Preiswert kommt da der Samsung S22C350H 54 cm (21,5 Zoll) LED-Monitor (HDMI, 5ms Reaktionszeit) schwarz glänzend daher.

Übrigens: Die Ware (PC wie Bildschirm) hatte ich letzten Donnerstag bestellt – und am Samstag war beides bereits bei mir angekommen.

Wie gesagt: Die letzten Feierabende verbrachte ich damit, den Rechner zu bepacken (bestücken, Software einzurichten, wie man es auch nennen mag). Näheres später.

Das erste Hauptproblem war natürlich die Frage, wie ich an die Daten auf der Festplatte meines alten Rechners (Windows XP) komme, denn der Rechner war ‚abgekackt’ (wie man so schön in IT-Kreisen sagt), ließ sich also nicht wieder starten. Ursachenforschung habe ich nur kurz betrieben, ich denke aber, dass das Mainboard (gern auch Motherboard genannt) den Geist aufgegeben hat.

Wie also an die Daten kommen? Schon vor einiger Zeit hatte ich mir für wenige Euro einen USB-Adapter für den externen Anschluss von internen Festplatten gekauft. Gedacht war diese Bridge zunächst dafür, ausrangierte Festplatten weiterhin nutzen zu können (z.B. zur Datensicherung). Jetzt war dieser Adapter meine Rettung (denn viele Daten waren leider eben nicht gesichert). Okay, es gab Rechte-Probleme mit den Benutzer-Daten im Verzeichnis „C:\Dokumente und Einstellungen\[benutzername]\“. Da kam ich auch als Administrator nicht heran. Ich habe das Problem auf eine Weise gelöst, die leider nicht vielen zur Verfügung steht (die besagte Festplatte mit dem Adapter an einen Rechner in ein von einem Domain Controller verwaltetes Netzwerk angeschlossen und dann die Rechte ausgehebelt). Ich empfehle vorbeugend: Macht von Euren Daten (vor allem von Euren Benutzerdaten) eine Datensicherung oder speichert in das besagte Verzeichnis nicht unbedingt Dateien, die Ihr später (z.B. nach einem Crash des PCs) unbedingt braucht.

Bitte nicht mit dem Kopf schütteln. Aber auf dem alten Rechner hatte ich als Mailprogramm Outlook Express 6.0 von Microsoft laufen. Der Rechner ist immerhin zehn ¼ Jahr alt geworden. Und damals gab es z.B. kein Thunderbird oder ähnliches. Und ich war im Laufe der Jahre einfach zu faul, Outlook Express auf ein anderes Programm umzustellen. Wie jetzt also verfahren? Wie die vielen Mails, auf die ich weiterhin Zugriff haben wollte, von der Festplatte des alten XP-Rechners retten? Das ist schon ein Thema für sich und interessiert vielleicht nur die wenigen (so wenige sollen es aber gar nicht sein), die wie ich Outlook Express immer noch benutzen und die Maildaten eines Tages auf ein neues Programm umstellen wollen (ich kann nur raten: Lieber heute als morgen!). Ich habe es immerhin geschafft, sowohl Mails als auch Adressbuch nach Thunderbird zu ‚verpflanzen’.

Wie gesagt: Später mehr zur Rettung der Daten aus Outlook Express. Und natürlich zur Software-Bestückung meines neuen Rechners (ausgestattet mit Windows 7 Professional 64-Bit-Version). Leider habe ich nicht alles zum Laufen bekommen und bin dann auf kostenlose Alternativen umgestiegen (die teilweise sogar besser sind).

Zuletzt natürlich die Frage, wie ich mit dem neuen Rechner zufrieden bin. Ich kann nur sagen, ich bin … Als Maßstab kann ich natürlich nicht meinen alten mit Software überfrachteten XP-Rechner nehmen. Da starte jeder PC schneller … Aber es ist schon eine Freude zu sehen, wie schnell er startet und vor allem, wie schnell er ‚rechnet’. Also doch eine Kaufempfehlung? Ich bin immer ziemlich skeptisch. Für mich ist auch die Lebensdauer von großer Bedeutung. Und dazu, ist klar, kann ich mich erst in Jahren äußern. Bis dann 😉

Schwarzes Loch: Nordkorea im Dunkeln

Wir haben es ja längst gewusst: Der Oberste Führer Kim Jong-un (ja der von Korea-Nord) ist eine Art Vorreiter in Sachen Energiesparprogramm! Da können wir uns glatt ein Beispiel dran nehmen … 😉

Schwarzes Loch: Nordkorea im Dunkeln © ISS

Weltraum: Etwa in der Mitte dieses Bildes befindet sich das Land Nordkorea. Auf dieser Aufnahme der Internationalen Raumstation ISS wird deutlich, dass das verschlossene Land auch aus dem Weltraum kaum sichtbar ist. Während Straßenlaternen, Autos und Wohnhäuser die übrigen Staaten hell erleuchten, herrscht in Nordkorea in weiten Teilen Finsternis. Lediglich Pjöngjang, die Hauptstadt Nordkoreas, strahlt ein wenig Licht ab.

Karte Nordkorea – © Google Maps

HSV – Werder: Der Klassiker im Norden

Werder Bremen gegen den Hamburger SV: Keine Partie gab es öfter in der Fußball-Bundesliga. Am Sonnabend (15.30 Uhr) kreuzen die beiden Nordclubs zum 100. Mal die Klingen – doch diesmal ist vieles anders: Beide Traditionsvereine bangen vor dem Jubiläumsspiel um den Klassenerhalt (Quelle: ndr.de)

Werder Bremen: Alles für den Derbysieg!

Natürlich ist es längst nicht das 100. Spiel zwischen beiden Vereinen. Die Hanseatische Rivalität besteht nicht erst seit Gründung der Bundesliga (Werder und HSV waren Gründungsmitglieder – der HSV ist der einzige Verein, der seit der Gründung in der Bundesliga spielt – Werder war nach der Spielzeit 1979/80 ein Jahr zweitklassig). Schon früher stritten sich Werder und HSV darum, wer die Nummer eins im Norden ist. Diese Frage dürfte für dieses Jahr geklärt sein: keiner von beiden!

Das Jubiläumsduell mit dem Bundesliga-Dino verspricht Dramatik pur, da sich zur regionalen Brisanz noch der Abstiegskampf gesellt. „Dieses Derby ist das wichtigste Spiel“, sagte der Werder-Trainer: „Zum einen hat es eine sehr hohe emotionale Bedeutung, zum anderen ist es aufgrund der Wettkampfsituation immens wichtig.“

Auf gut Deutsch: Wer am Samstag verliert, dem winkt der Abstieg! Man darf gespannt sein

Ein Energieriegel zuviel …

Heute schon sind die Olympischen Winterspiele von Sotschi der Schnee von gestern:

    Putins Spiele: die XXII. Olympischen Winterspiele in Sotschi/Russland

Wie bereits befürchtet, so gestaltete sich die zweite Woche nicht mehr allzu erfolgversprechend, im Gegenteil: Es gesellten sich jede Menge Pleiten, Pech und Pannen hinzu. Es ging so „ziemlich alles schief, was nur schiefgehen konnte. Ein bereits vor Sotschi verunfallter Skistar, unglückliche Stürze auf der Zielgeraden, Defekte am Material, um Wimpernschläge verpasste Bronzemedaillen, verstopfte Gewehrläufe – und zu guter Letzt, sozusagen als finaler Stimmungstöter, eine üble Dopingaffäre um das ehemalige ‚Glamour Girl’ des deutschen nordischen Skisports Evi Sachenbacher-Stehle, die auch nach Olympia noch lange nachwirken wird. Die zweite Woche – aus deutscher Sicht ein Debakel.“ (Quelle: ard.br.de)

    Tim Tscharnke (L) und Hannes Dotzler im Ziel | Bild: dpa Bildfunk dpa Kay Nietfeld

Ja, da hatte die gute Evi wohl einen Energieriegel zuviel zu sich genommen. Und ihr vierte Platz beim Biathlon-Massenstart der Frauen, die beste Platzierung der Frauen in dieser Sportart, war dahin. Immerhin konnten die Männer noch mit zwei Silber-Medaillen aufwarten. Ansonsten: Leerlauf im Biathlon!


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Olympiapark Sotschi („Küsten-Region“) in Adler

Leerlauf auch bei den Bobfahrern. Einst eine Paradedisziplin der Deutschen avancierte dieser Sport zum Debakel. Da hätte man doch lieber die alten Geräte hervorgeholt. Jetzt werden einige der alten Damen und Herren in den wohlverdienten Ruhestand gehen (müssen).

Ansonsten auch nur viel Mittelmaß. Lediglich die Rodler wurden ihrer Favoritenrolle vollends gerecht. Ihre Vorrangstellung ist nur noch mit den Eisschnelllaufspezies der Niederlande vergleichbar. Bei den anderen Medaillengewinnen spielte viel Glück und Versagen der Konkurrenz (z.B. Skispringen der Frauen) eine Rolle.

Ach, und dann noch die Freestyler und Snowboarder. Ich frage mich schon, was solche Have-Fun-Sportarten bei Olympia zu suchen haben. Reiner Skizirkus! Wohl ambitioniert war man nach Sotschi gereist. Zurück in die Heimat geht’s mit nur zwei Medaillen. Die Verantwortlichen befürchten eine Kürzung der Gelder – bevor die Förderung richtig begonnen hat. Viel Fun, wenig Money!

Immerhin kamen am Ende doch noch 19 statt der erwarteten 30 Medaillen zusammen – und ein Platz sechs im Medaillenspiegel, der Nationenwertung. Die Winterspiele 2014 sind zu Ende. Und es bleibt die Frage, ob die Fördermittel für deutsche Athleten vielleicht nicht im Breitensport besser untergebracht wären.

Querbeet (1): ’nen neuen Rechner braucht der Willi

Wieder Wochenende. Zeit zum Entspannen. Aber gleich geht es erst einmal los zum Frühstücken mit meinen Lieben ins Cafe Hof Quellen in Wistedt: ein reichhaltiges Gourmet-Frühstück mit vielen hausgefertigten Köstlichkeiten auf vegetarischer Basis (nachträglich zu meinem Geburtstag) wartet auf uns.

Entspannung habe ich auch nötig (ganz so schlimm ist es dann auch wieder nicht), denn Mitte dieser Woche hat nach zehn ¼ Jahren mein Rechner den Geist aufgegeben. Gerade rechtzeitig, denn am 8. April 2014 stellt Microsoft den Support für Windows XP ein 😉 Okay, die Gurke hat wirklich lang gehalten (Netzteil und Grafikkarte mussten zwischenzeitlich allerdings schon erneuert werden), aber allein wegen einiger Teile (TV-Karte und Eingänge vorn am PC mit Cinchbuchsen für Audioeingang, Composite- und S-Video) werde ich IHN schon vermissen. Denn immerhin habe ich noch altes Videomaterial, das ich digitalisieren möchte. Und dafür brauche ich diese analogen Anschlüsse. Natürlich hätte ich noch einmal versuchen können, den Rechner wieder in Gang zu setzen. Aber ich muss endlich einen Schnitt machen. Ein Neuer muss her. Damals kostete mich der Rechner 1179 €. Dafür bekommt man heute fast ein so genanntes High-End-Gerät. Mitte November 2003 erwarb ich auch einen ersten Flachbildschirm für meine Söhne für 349 €. Drei Jahre später kaufte ich mir dann selbst einen ersten LCD-Bildschirm 19 Zoll für dann noch 199 €. Und heute kostet so ein Teil nur noch ab 99 € (21,5 Zoll). Und einen PC mit halbwegs ordentlicher Performance gibt’s dann schon für den halben Preis (ab 500 €). Es muss ja nicht immer das Neueste sein.

    WilliZ neuer Rechner (2014)

Mir graut es allerdings davor, den inzwischen georderten neuen Rechner mit all der Software zu bestücken, die ich auf dem alten PC habe. Hoffentlich läuft dann auch alles wie bisher.

Aber soweit ist es noch nicht. Jetzt erst einmal gemütlich frühstücken.

Winterolympische Randnotizen

Schon gehen die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi dem Ende entgegen. Nach 67 von 98 Entscheidungen führt im Medaillenspiegel das deutsche Team knapp vor Norwegen und den Niederlanden, die besonders im Eisschnelllauf wie selten zuvor dominieren. Aber bis zum Sonntag wird sich da sicherlich noch einiges ändern. Hier einige Randnotizen zum bisherigen Geschehen.

    Putins Spiele: die XXII. Olympischen Winterspiele in Sotschi/Russland

Ja, gegen dichten Nebel ist selbst Putin machtlos. Da musste u.a. im Biathlon der so genannte Massenstart der Männer über 15 km mehrmals abgesagt werden. Aber gegen Ruhestörer wie die Pussy-Riot-Mitglieder Tolokonnikowa und Aljochina samt dem Menschenrechtler Semjon Simonow gibt’s ja die Polizei. Diese und mindestens sieben weitere Aktivisten sind in den vergangenen Tagen in Sotschi bereits mehrfach festgenommen worden. „Am 16. Februar wurden wir für sieben Stunden festgehalten, und am 17. waren wir zehn Stunden beim Inlandsgeheimdienst FSB“, sagte Aljochina.

Nach eigenen Angaben wurde den beiden Frauen Diebstahl im Hotel vorgeworfen. Ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter des Innenministeriums sagte Moskauer Medien zufolge, die Frauen hätten „gegen Meldeauflagen verstoßen“. Die Aktivistinnen sagten, sie hätten sich zum Zeitpunkt ihrer Festnahme nicht an Protestkundgebungen beteiligt. Die Polizei gab zunächst keinen Kommentar.

Inzwischen sind die beiden Pussy-Riot-Mitglieder wohl wieder auf freiem Fuß.

Den Plan, mindestens 30 Medaillen in Sotschi zu holen, hat die deutsche Delegation schon früh aufgeben müssen (inzwischen sind es gerade einmal die Hälfte). Sicherlich liegt es nicht nur an den Pleiten im Eisschnelllauf, Bobfahren und auch im Biathlon (immerhin erhofft man sich nun doch noch die eine oder andere Medaille, z.B. im 5000-m-Eisschnelllauf der Frauen heute ab 14 Uhr 30 – im Viererbob am Wochenende – oder in den Mannschaftswettbewerben im Biathlon, z.B. heute in der Mixed Staffel ab 15 Uhr 30). Besonders über die Leistung der Bobfahrer muss man geradezu erstaunt sein. Bei denen stimmt so gut wie nichts: die Startzeiten sind schlecht. Ungewöhnlich viele Fahrfehler kommen hinzu. Und auch das Material, also die Bobs selbst, soll nicht das Beste sein.

Es kommen einige Krankheitsfälle hinzu, die die Medaillenausbeute schrumpfen lassen. In der nordischen Kombination startete zwar gestern im Großschanzenwettbewerb der Normalschanzen-Olympiasieger Eric Frenzel. Trotz der Führung nach dem Skispringen war er durch eine Viruserkrankung doch stark geschwächt. So ließ er zunächst die Konkurrenz im 10-km-Langlauf auflaufen und musste vor dem Ziel abreißen lassen. Zwar ging damit das taktische Konzept auf, die in Lauerstellung verharrenden weiteren drei deutschen Sportler ebenfalls in die Führungsgruppe auflaufen zu lassen. Aber dann waren diese selbst so dusselig und behinderten sich kurz vor dem Ziel gegenseitig. Die beiden Norweger, die den Sieg unter sich ausmachen durften, wird’s gefreut haben.

    Sotschi 2014: dusselige deutsche Nordisch-Kombinierer behindern sich gegenseitig

Beim Riesenslalom verzichtete gestern Maria Höfl-Riesch wegen einer Erkältung auf ihren Start. Aber dafür fuhr immerhin Viktoria Rebensburg nach einem fulminanten zweiten Durchgang aufs Treppchen (Bronze).

Heute nun ist Felix Neureuther an den Start im Riesenslalom der Männer gegangen. Nach einem Autounfall litt er an einem Schleudertrauma. Nach der ersten der beiden Durchgänge liegt er nur auf Platz acht, allerdings noch in der Nähe des Silber- bzw. Bronze-Ranges. Der US-Amerikaner Ted Ligity, übrigens ein guter Freund Neureuthers, führt mit großem Abstand. Warten wir den 2. Durchgang, der um 11 Uhr 30 gestartet wird, ab. So oder so ist Neureuther beeinträchtigt.

Was wären die olympischen Spiele ohne die Exoten. Da wagen sich manche bessere Freizeitsportler auf Pisten und Bahnen, bei denen man als Zuschauer um deren Gesundheit fürchten muss. Zwei Namen stehen hier repräsentativ für all die Athleten aus Ländern, die wahrscheinlich noch nie oder sehr selten Schnee gesehen haben. Neben den Bobpiloten aus Jamaica sind das jener Bruno Banani vom Inselstaat Tonga, der eigentlich Fuahea Semi heißt (der Rest ist mehr oder weniger ein Werbegag) und immerhin Platz 32 (von 39) im Rennrodeln erreichte – und Vanessa-Mae. Ja, genau die: Neben Nigel Kennedy und David Garrett ist sie die bekannteste Violinistin, die zwischen Klassik und Rock für Crossover-Musik steht. Sie startet für Thailand unter dem Namen ihrer Vaters als Vanessa Vanakorn im Riesenslalom und Slalom – wurde gestern im Riesenslalom allerdings nur 67. und damit letzte der Läuferinnen, die in beiden Durchläufe das Ziel erreichten. Ihre Geige hatte sie übrigens nicht dabei.

Nachtrag: Felix Neureuther kann sich leider nicht verbessern und bleibt auch nach dem 2. Durchgang auf Platz 8. Das noch etwas zu reißen war, zeigte der Franzose Steve Missillier, der von Platz 10 auf den Silber-Platz vorfuhr. Der Vorsprung von Ted Ligety, der Olympiasieger wurde, schmolz doch bedenklich …

Plitschnass: Jethro Tull – Under Wraps-Tour 1984

Am 8. Oktober 1984 erschien in den USA das Album Under Wraps der Gruppe Jethro Tull. Es war ohne Schlagzeuger im Frühjahr 1984 in Ian Andersons Heimstudio aufgenommen und ist das einzige Album der Gruppe, das überwiegend Stücke aus der Feder der Bandmitglieder enthält, hauptsächlich aber Lieder in Zusammenarbeit von Ian Anderson mit dem Keyboarder Peter-John Vettese, der dann auch erheblich den Stil des Albums prägte: elektronischer Rock mit jeder Menge Synthesizer, u.a. auch mit programmierten Schlagzeug. Höchste Chart-Position war Platz 76 in den USA (in Großbritannien erschien das Album bereits am 9. September und erreichte Platz 18).

Das Album wird unter Tull-Fans bis heute heiß diskutiert, denn an ihm scheiden sich immer noch die Geister. Auch ich war damals beim Erscheinen nicht gerade begeistert. Inzwischen habe ich aber Frieden damit geschlossen und betrachtet es vor allem als ein Kind seiner Zeit (eben die 80-er Jahre).

Wenige Tage nach der Veröffentlichung begann dann am 12. Oktober die Konzerttour durch die USA und führte die Gruppe am 28. Oktober nach Passaic, New Jersey. Dort traten sie im Capitol Theatre auf. Erstmals bei einer Tour mit dabei war Doane Perry am Schlagzeug. Das Konzert wurde von MTV für die Sendung „MTV Rock Influence“ aufgezeichnet, Sendedauer: 45 Min. Hierfür wurden allerdings nur vier bzw. fünf Lieder (Aqualung, Living in the Past kurz angespielt, Teile von Thick as a Brick, Under Wraps #1 und zuletzt, ist klar: Lomomotive Breath) verwendet. Wegen Probleme mit dem Urheberrecht ist das bei Youtube vorhandene Video dieser Sendung (in allerdings bescheidener Qualität) in Deutschland leider nicht zu betrachten (lässt sich aber über eine russische Website aufrufen). Die Rechte liegen inzwischen wohl u.a. bei Bill Graham Archives bzw. Wolfgang’s Vault und werden von dort vermarktet (eine inzwischen kostenpflichtige Mitgliedschaft ist notwendig – Bill Graham rotiert deshalb sicherlich in seinem Grab!).

Die Sendung „MTV Rock Influence“ allein ist sicherlich schon fast einen Beitrag wert. Es geht um Progressive Rock, und neben den Einspielungen aus dem Konzert in Passaic, New Jersey, kommt Ian Anderson zu Wort. Daneben werden Konzertausschnitte z.B. von Emerson, Lake & Palmer, Yes, King Crimson und Traffic (auch von Genesis – ohne Peter Gabriel bieten Phil Collins & Co. aber nur Mainstream-Rock) samt einiger Kommentare von Bandmitgliedern eingespielt. Im Mittelpunkt steht aber Jethro Tull und Ian Anderson (da war der Meister wohl zur rechten Zeit am rechten Ort).

Zurück zum Konzert: Hier zunächst die Playlist, wie sie in der Tull Tour History von The Ministry of Information (MoI) aufgeführt ist:

Under Wraps (intro), Locomotive Breath (inst. intro)/Hunting Girl, Under Wraps #1, Later That Same Evening, Nobody’s Car, Fly By Night, Thick As A Brick, Skating Away…, Clasp, Living In The Past, Serenade To A Cuckoo, Fat Man, Instrumental, Black Sunday, Songs From The Wood, Minstrel In The Gallery, My Sunday Feeling, Aqualung, Locomotive Breath, Too Old To Rock’N’Roll, Thick as a Brick (reprise)

Wie gesagt: MTV nahm damals das Konzert auf. Rechtemäßig ist es bei Wolfgang’s Vault gelandet. Und über die Website concertvault.com kann man das Konzert in ordentlicher Qualität (bei bestehender Mitgliedschaft) betrachten: Jethro Tull – Under Wraps 1984. Es gibt inzwischen auch eine alternative Website paste.com, über die man sich probeweise kostenlos einwählen kann (ich vermute Trittbrettfahrer, die die Wolfgang’s Vault-Videos ‚abschöpfen’): Jethro Tull – Under Wraps 1984

Wer evtl. die Videos herunterladen möchte (denn das lässt sich machen) findet Rat und Tat und weitere Infos zu dem Konzert bei Jethro Tull@www.laufi.de.

Allerdings fehlen gegenüber der Auflistung bei MoI die Stücke Minstrel In The Gallery und My Sunday Feeling. Letzteres kann man verknusen. Hier noch einmal die Playlist der Videos:

1 Under Wraps #1 02:18
2 Locomotive Breath (instrumental) / Hunting Girl 06:12
3 Under Wraps #1 04:46
4 Later, That Same Evening 04:13
5 Nobody’s Car 05:12
6 Fly By Night 04:19
7 Thick As A Brick 08:38
8 Skating Away On The Thin Ice Of A New Day 02:05
9 Clasp 04:06
10 Living In The Past 03:35
11 Serenade To A Cuckoo 04:19
12 Banter
(Vorstellung der Band) 02:10
13 Fat Man 06:17
14 Instrumental 08:15
15 Black Sunday 06:22
16 Songs From The Wood 06:34
17 Aqualung 07:28
18 Locomotive Breath 06:54
19 Too Old To Rock ‚N‘ Roll, Too Young To Die 09:06

Zuletzt einige (verkleinerte) Screenshots von Herrn Anderson in action. Man kann von „Under Wraps“ halten was man will. Aber das Konzert sollte man gesehen haben. Dermaßen energiegeladen habe ich Ian Anderson noch nie gesehen (und ich habe einige Konzerte seit 1972 besucht). Immerhin war der große Flötenguru damals auch schon 37 Jahre alt. Ich kann mich beim Betrachten der Videobilder des Eindrucks nicht erwehren, dass Anderson während des Konzertes unter Strom stand oder etwas in seinem Pausentee hatte. Etwas ätzend ist Andersons Kopfbinde (und die Kopfhörer samt Empfänger am Gürtel sprechen für eine noch nicht allzu ausgereifte Übertragungstechnik).

Und wie der Meister aus allen Poren schwitzt … Schon bald ist das Hemd klitschnass. Und zuletzt trieft auch die Gärtnerhose Andersons nur so von Körperflüssigkeiten (welchen auch immer?!). Erwähnenswert ist sicherlich auch, dass zu sehen ist, wie sich der Meister kurz unters Fußvolk mischt. Das ist wirklich ein seltener Anblick.

Erstaunlich ist auf jeden Fall, mit welcher Power Ian Anderson das Konzert bestreitet. Die Stimme ist zwar schon deutlich angeknackst, was ihn aber nicht davon abhält, wie ein Berserker zu singen: absolut sehens- und hörenswert!

Ian Anderson plitschnass: Jethro Tull live - Under Wraps-Tour 1984

Ian Anderson plitschnass: Jethro Tull live - Under Wraps-Tour 1984

Ian Anderson plitschnass: Jethro Tull live - Under Wraps-Tour 1984

Ian Anderson plitschnass: Jethro Tull live - Under Wraps-Tour 1984

Ian Anderson plitschnass: Jethro Tull live at Capitol Theatre, Passaic, NJ, USA – Under Wraps-Tour 1984

Ian Anderson plitschnass: Jethro Tull live - Under Wraps-Tour 1984

Ian Anderson plitschnass: Jethro Tull live - Under Wraps-Tour 1984

Psychopathie: Die Geschichte von den zwei Beerdigungen

Im Internet (hier nur einige Beispiele: [1] [2] [3] [4] [5] [6]) kursiert folgende Story: Während des Begräbnisses ihrer Mutter begegnet eine Frau einem Mann, den sie nie zuvor gesehen hat, und fühlt sich auf geheimnisvolle Weise zu ihm hingezogen. Sie glaubt, in ihm einen Seelenverwandten gefunden zu haben, und verfällt ihm sofort. Doch sie fragt ihn nicht nach seiner Telefonnummer und kann ihn, als die Beerdigung vorbei ist, nicht ausfindig machen. Wenige Tage später tötet sie ihre Schwester. Warum?

Nehmen Sie sich ein wenig Zeit, bevor Sie antworten. Denn offensichtlich lässt sich mithilfe dieses einfachen Tests feststellen, ob Sie wie ein Psychopath denken oder nicht. Welches Motiv könnte die Frau wohl haben, ihre Schwester umzubringen? Eifersucht? Findet sie ihre Schwester später mit dem Mann im Bett? Rache? Beides plausibel. Aber falsch. Die Antwort – gesetzt den Fall, Sie denken wie ein Psychopath – lautet: Weil sie hofft, der Mann würde bei der Beerdigung ihrer Schwester erneut auftauchen.

Falls dies Ihre Lösung war … keine Panik! Um ehrlich zu sein, ich habe gelogen. Natürlich bedeutet es nicht, das Sie wie ein Psychopath denken.

Ich lese zz. Psychopathen: Was man von Heiligen, Anwälten und Serienmördern lernen kann von Kevin Dutton, einem promovierten Psychologen und Professor am Calleva Research Centre for Evolution and Human Science der Universität Oxford – und Bestsellerautoren.

    Kevin Dutton: Psychopathen

Den Test (eigentlich ein Lateral, also ein Rätsel, bei dem mit wenigen Informationen eine paradox oder unsinnig erscheinende Endsituation einer Kurzgeschichte vorgegeben wird) mit der etwas hergeholte Geschichte findet man im Buch auf S. 52 im Kapitel „Echte Psychopathen bitte vortreten!“. Natürlich ist es kein ‚echter’ Test. Allerdings hat Kevin Dutton diese Geschichte echten Psychopathen vorgelegt, von denen aber nicht einer auf die „Folge-Beerdigung“ kam.

Ich werde auf dieses Buch wohl noch öfter zu sprechen kommen. Sicherlich zielt es nach meinem Geschmack etwas zu sehr auf eine breite Leserschaft. Aber es enthält eine lesbare und aufschlussreiche Darstellung der Psychopathie und die provokante These, dass wir von Psychopathen ‚lernen’ können. Zunächst beginnt das Buch mit einer Darstellung dessen, was wir Persönlichkeit nennen. Die oben aufgeführte Geschichte dient gewissermaßen als Schmankerl, also als Einstieg in die Darstellung der Psychopathie.

Psychopathie (nicht zu verwechseln mit Psychopathologie) bezeichnet eine schwere Persönlichkeitsstörung, die bei den Betroffenen mit dem weitgehenden oder völligen Fehlen von Empathie, sozialer Verantwortung und Gewissen einhergeht. Psychopathen sind auf den ersten Blick mitunter charmant, sie verstehen es, oberflächliche Beziehungen herzustellen. Dabei sind sie mitunter sehr manipulativ, um ihre Ziele zu erreichen. Oft mangelt es Psychopathen an langfristigen Zielen, sie sind impulsiv und verantwortungslos. Psychopathie geht mit antisozialen Verhaltensweisen einher, so dass oft die Diagnose einer dissozialen/antisozialen Persönlichkeitsstörung gestellt werden kann (Quelle: de.wikipedia.org)