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Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Kompetenz statt Parteibuch

Bis Mittwoch soll der Koalitionsvertrag stehen. Doch etliche Punkte sind zwischen Union und SPD noch strittig wie die Finanzierung der Mütterrente oder der Start eines Mindestlohns. Eine Verlängerung der Verhandlungen wird nicht ausgeschlossen.

Noch gar nicht geklärt ist, wer welches Ministeramt übernehmen wird, überhaupt welche Ministerien es geben wird. Wenn schon große Koalition, dann ist der Wunsch besonders groß, dass Kompetenz und nicht das Parteibuch Ausschlag für die Besetzung geben sollte. Spiegel.de hat eine alternative Kabinettsliste vorgelegt und dabei 10 Männer wie Frauen vorgeschlagen, die Minister werden sollten. Natürlich kann man sich auch hier über die eine oder andere Personalie streiten. Aber die Tendenz ist eindeutig.

    Kompetenz statt Parteibuch

Am Ende allerdings, so ist zu befürchten, werden wir wieder Ministerinnen und Minister haben, die von der Sache wenig bis gar nichts verstehen und lediglich wie Moderatoren dem Bürger Entscheidungen ihrer ministerialen Bürokraten zu vermitteln haben.

Heute Ruhetag (43): Jean Paul – Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz mit fortgehenden Noten

Arno Schmidt sagte einmal, dass Jean Paul „einer unserer Großen (…), einer von den Zwanzig, für die ich mich mit der ganzen Welt prügeln würde“ gewesen sei. Nun beide waren verquere Köpfe mit hohem literarischen Anspruch, der vielen leider zu weit geht. „Jean Paul spielte ständig mit einer Vielzahl witziger und skurriler Einfälle; seine Werke sind geprägt von wilder Metaphorik sowie abschweifenden, teilweise labyrinthischen Handlungen.“ Was wohl auch für Arno Schmidt gilt, wenn auch in ‚anderer Fassung’.

„Ähnlich vielgestaltig und verwirrend wie viele seiner Romane muss auch Jean Pauls Charakter gewesen sein: Er war wohl sehr gesellig und geistreich, gleichzeitig extrem sentimental, von fast kindlichem Gemüt und schnell zu Tränen gerührt. Seine Werke lassen immer wieder erkennen, wie sehr er sich nicht nur für Literatur, sondern auch für Astronomie und andere Wissenschaften interessierte.“

Das Jahr geht langsam dem Ende entgegen, in dem wir den 250. Geburtstag von Jean Paul feiern durften. An einem anderen Ruhetag habe ich bereits auf seine Erzählung Dr. Katzenbergers Badereise hingewiesen und als Lektüre empfohlen (und in einem zweiten Beitrag noch etwas ausführlicher behandelt). Heute möchte ich eine andere seltsame Erzählung aufs Tapet bringen, in der Schmelzle, ein „Angsthase“, „mit Heldenpose“ von seiner „Feigheit vor dem Feind in napoleonischer Zeit“ erzählt.

Zum Inhalt (Quelle: de.wikipedia.de):

Schmelzle stellt eine – dem Anschein nach offensichtliche – Tatsache als Gerücht hin: Der Militärgeistliche Schmelzle hat „aus bedeutenden Schlachten Reißaus genommen“. Seine letzte diesbezügliche Affäre war bei Pimpelstadt. Dies bedauerliche Faktum war natürlich auch seinem höchsten militärischen Vorgesetzten, dem großen Minister und General Schabacker in Flätz nicht verborgen geblieben. Trotzdem reist Schmelzle unerschrocken zu dem General hin, um dem Militär eine Bittschrift vorzulegen. Der Fahnenflüchtige möchte Professor der Katechetik werden. Angetrieben wird Schmelzle von seiner Ehegattin Teutoberga, Tochter eines reichen Pächters. Bergelchen, wie Schmelzle seine liebe Frau nennt, möchte gerne ihre „niedrige Geburt“ vergessen machen, möchte „etwas vorstellen und manche Honoratiorin ausstechen“.

Schmelzle dringt in das Vorzimmer des Generals vor. Die Antwort Schabackers auf die Petition lautet bedauerlicherweise: Schmelzle möge sich wieder zum Teufel scheren, wie er bei Pimpelstadt getan.

Das kann den Überlebenskünstler Schmelzle kein bisschen verdrießen. Ist er doch durch das Vermögen seiner guten Frau besser besoldet als durch zehn katechetische Professuren.

„So bist du also nichts geworden?“ gibt sich das Bergelchen enttäuscht und denkt an die „hochtrabenden vornehmen Weiber“ in Neusattel, vor denen sie in der Kirche blutrot werden wird vor Scham.

Schmelzle will Abhilfe schaffen. Vielleicht wird Bergelchen Berg-, Bau-, Hof-, Kriegs-, Kammer-, Kommerzien-, Legations-, Henkers- oder auch Teufels-Rätin.

Heute Ruhetag = Lesetag!

Ein lautes Gewitter, das dem Postwagen nachfuhr, veränderte den Diskurs. Ihr, Freunde, erratet wohl alle – da ihr mich nicht als einen Mann ohne alle Physik kennen lernen – meine Maßregeln gegen Gewitter: [89 In großen Städten lebt der Fremde die ersten Tage nach seiner Ankunft bloß von seinem Gelde im Gasthofe, erst darauf in den Häusern seiner Freunde umsonst; langt man hingegen auf der Erde an, wie z.B. ich, so wird man gerade die ersten Jahre hindurch höflich freigehalten, in den andern und längern aber – denn man bleibt oft sechzig Jahre – muß man wahrhaftig (ich habe die Dokumente in Händen) jeden Tropfen und Bissen bezahlen, als wäre man im großen Gasthofe zur Erde, was noch dazu wahr ist.] ich setze mich nämlich auf einen Sessel mitten in der Stube (oft bleib‘ ich bei bedenklichem Gewölk ganze Nächte auf ihm), und decke mich durch mein Reinigen von allen Leitern, Ringen, Schnallen und so weiter und durch mein Absitzen von allen Blitzabsprüngen immer so, daß ich kaltblütig die Sphärenmusik der Donnerpauke vernehme. – Diese Vorsicht hat mir nie geschadet, da ich ja dato noch lebe; und ich wünsche mir noch heute Glück, daß ich einmal aus der Stadtkirche, ob ich gleich tags vorher gebeichtet hatte, ohne weiteres und ohne vorher das Abendmahl zu nehmen, ins Gebeinhaus hinausgelaufen, weil ein schweres Gewitter (was wirklich in die Kirchhofslinde einschlug) darüber stand; – ich kam auch sogleich nach der Entladung der Wolke aus dem Gebeinhaus in die Kirche zurück und war so glücklich, noch hinter dem [112 Ich sage aber nein. Der Mensch stelle sich so wie seinen Hut – wenn er sich und diesen nicht gerade gebraucht – beide, um sie zu schonen, so lange auf den Kopf, bis er wieder getragen wird.] Henker (als dem letzten) zu kommen und das Liebesmahl zu genießen.

So denk‘ ich für meine Person; aber leider, im vollen Postwagen traf ich Menschen, denen Physik wahre Narretei ist. Denn als die Gewitter sich fürchterlich über unsern Kutschenhimmel versammelten und prasselnde Feuerklumpen, als wären’s Johanniswürmchen, im Himmel umherspielten; und als ich endlich ersuchen mußte, das schwitzende Postkonklave möchte nur wenigstens Uhren, Ringe, Gelder und dergleichen zusammenwerfen, etwa in die Wagentaschen, damit kein Mensch einen Leiter am Leibe hätte: so tat’s nicht nur keiner, sondern mein eigener Schwager, der Dragoner, stieg gar mit gezogenem nackten Degen auf den Bock hinaus und schwur, er leite ab. Ich weiß nicht, war der desperate Mensch ein gescheiter oder keiner; kurz, unsere Lage [10 Die Weltepochen feiern – wie die spanischen Könige – Regierungsantritt, Volljährigkeit, Vermählung – gern mit Scheiterhaufen (Autodafés, Tressenausbrennungen der Weisen oder auch der Irrgläubigen).] war fürchterlich, und jeder konnte ein gelieferter Mann sein. Zuletzt bekam ich gar einen halben Zank mit zweien von der rohen Menschenfracht der Kutsche, dem Vergifter und der Hure, weil sie fragend fast zu verstehen gaben, ich hätte vielleicht bei dem angepriesenen Preziosenpicknick nicht die ehrlichsten Anschläge gehabt. So etwas verwundet die Ehre mit Gewalt, und in mir donnerte es nun stärker als oben; dennoch mußt‘ ich den ganzen nötigen Erbitterungswortwechsel so leise und langsam als möglich führen und haderte sanft, damit nicht am Ende eine ganz in Harnisch gebrachte Kutsche in Hitze und Schweiß geriete, und in unsere Mitte so den nahen Donnerkeil auf Ausdünstungen durch den Kutschenhimmel herabfahren [144 Der Rezensent gebraucht seine Feder eigentlich nicht zum Schreiben, sondern er weckt mit deren Brandgeruch Ohnmächtige auf, kitzelt mit ihr den Schlund des Plagarius zum Wiedergeben, und stochert mit ihr seine Zähne aus. Er ist der einzige im ganzen gelehrten Lexikon, der sich nie ausschreiben und ausschöpfen kann, er mag ein Jahrhundert oder ein Jahrtausend vor dem Tintenfasse sitzen. Denn indes der Gelehrte, der Philosoph und der Dichter das neue Buch nur aus neuem Stoff und Zuwachs schaffen, legt der Rezensent bloß sein altes Maß von Einsicht und Geschmack an tausend neue Werke an, und sein altes Licht bricht sich an der vorbeiziehenden, stets verschieden geschliffenen Gläserwelt, die er beleuchtet, in neue Farben.] ließe. Zuletzt setzt‘ ich der Gesellschaft das ganze elektrische Kapitel deutlich, aber leise und langsam – ich wollte nicht ausdampfen – auseinander und suchte besonders von der Furcht abzuschrecken. Denn, in der Tat, vor Furcht konnte jeden der Schlag – ja ein doppelter, mit dem elektrischen ein apoplektischer – treffen, da aus Erxleben und Reimarus genug bewiesen ist, daß starkes Fürchten durch Dünsten den Strahl zulockt; ich stellte daher in ordentlicher Angst vor meiner und fremder Furcht den Passagieren vor, daß sie jetzt durchaus bei unserer schwülen Menge, bei dem die Blitze spießenden Degen auf dem Kutschbock, und bei dem Überhang der Wetterwolke, und selber bei so vielen Ausdünstungen anfangender Furcht, kurz, bei so augenscheinlicher Gefahr nichts fürchten dürften, wollten sie nicht samt und sonders erschlagen sein. »O, Gott,« rief ich, »nur Mut! Keine Furcht! Nicht einmal Furcht vor der Furcht! – Wollen wir denn als zusammengetriebene Hasen hier seßhaft, von unserem Herrgott erschossen sein? – Fürchte sich meinetwegen jeder, wenn er aus der Kutsche heraus ist, nach Belieben an anderen Orten, wo weniger zu besorgen ist, nur aber nicht hier.«

Ich kann nicht entscheiden – da unter Millionen kaum ein Mensch an der Gewitterwolke stirbt, aber vielleicht Millionen an Schnee- und Regenwolken und dünnen Nebeln – ob meine Kutschenpredigt auf Menschenrettungspreise Anspruch zu machen hatte, als wir sämtlich unbeschädigt, einem Regenbogen entgegen, in das Städtchen Vierstädten einfuhren, wo ein Posthalter in der einzigen Gasse wohnte, die der Ort hatte.

aus: Erste Station, von Neusattel nach Vierstädten.

Signatur: Jean Paul

Jean Paul: Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz mit fortgehenden Noten

Wolverine: Weg des Kriegers

Wolverine: Weg des Kriegers (Originaltitel: The Wolverine) ist der dritte Ableger der Comicverfilmungs-Trilogie X-Men und nach X-Men Origins: Wolverine die zweite Einzelverfilmung der Titelfigur. Die Handlung knüpft an die Ereignisse von X-Men: Der letzte Widerstand, dem letzten Teil der Filmtrilogie X-Men an.

    Wolverine: Weg des Kriegers

Also noch ein X-Men- bzw. Wolverine-Film. Der Film ist ab nächsten Freitag als DVD bzw. Blu-ray Wolverine: Weg des Kriegers zu kaufen. Ich habe mit meinem jüngeren Sohn die ‚Vorab’-Version sehen dürfen.

Mutant Logan (Hugh Jackman), auch bekannt als Wolverine, wird unter zwielichtigen Umständen nach Japan gelockt, das er seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr betreten hat. In einer Welt der Samurai und Yakuza findet er sich unerwartet auf der Flucht mit einer ebenso schönen wie mysteriösen Erbin wieder. Zum ersten Mal wird er mit der Aussicht auf Sterblichkeit konfrontiert, in einer Zeit, in der er an seine emotionalen und physischen Grenzen gelangt. Er ist nicht nur gezwungen, gegen seinen größten Erzfeind Silver Samurai (Will Yun Lee) anzutreten, sondern auch gegen die Schatten seiner eigenen Vergangenheit. Während er versucht, seinen Gegner trotz dessen tödlichen Samurai-Stahls zu besiegen, muss er gleichzeitig einen eigenen inneren Kampf gegen seine Existenz als Mutant ausfechten. Doch an jedem aussichtslos erscheinenden Problem wächst Wolverine und wird dadurch letztendlich stärker als jemals zuvor.

aus: filmstarts.de


Wolverine: Weg des Kriegers | Trailer & Filmclip

Unweigerlich erinnere ich mich an drei Filme, in denen ein knallbuntes, neonbeleuchtetes Tokio als Hintergrund zu sehen ist. In Lost in Translation (2003), in Enter the Void (2009) und auch in The Stratosphere Girl (2004) begegnen sich Vertreter der westlichen und fernöstlichen Kultur in Japans Hauptstadt. Dabei vermischen sich westliche Traumwelt mit östlicher Wirklichkeit. Auch dieser neue Wolverine-Film greift in gewisser Hinsicht dieses Thema auf. Wolverine, der unsterbliche, menschliche Mutant mit seinen Krallen ist hier mehr oder weniger der Vertreter der westlichen Kultur, der die japanische Welt nicht so ganz versteht …

Im Gegensatz zum ‚ersten Teil’ der Wolverine-Reihe bemühen sich Autoren und Regisseur es diesmal mit weniger Action, dafür mit mehr Tiefgang. Aber so ganz will das nicht gelingen. Vieles bleibt im Halbdunklen. Wolverine, im Comic eine gequälte Seele, ein instinktgetriebener Killer, ein Nihilist wie aus einem Film noir, bleibt in der Kino-Version der nette Superhelden-Onkel von nebenan. Auch die weiblichen Nebenfiguren bleiben eher blass. Hinzu kommt, dass der Film ganz offensichtlich auf eine vom Studio als unabdingbar vorgegebene Jugendfreigabe getrimmt wurde, was dem Film dann eher Märchencharakter verleiht.

Okay, ich brauche keine Unmenge an Krachbumm-Action und Spezialeffekt-Gewitter. Aber wenn die ersehnte psychologische Tiefe der Protagonisten fehlt, dann kann am Ende nur ein Film herauskommen, der vielleicht einen Abend unterhält, den man aber schon den Tag drauf mehr oder weniger vergessen hat. Um was ging es noch gleich im Film …?! 😉

Vor 50 Jahren: Das Attentat auf John F. Kennedy

Heute vor 50 Jahren, am 22. November 1963 wurde John F. Kennedy auf einer Wahlkampfreise gegen 12:30 Uhr an der Dealey Plaza, einem Platz in Dallas, Texas, mit mehreren Gewehrschüssen während einer Fahrt im offenen Wagen durch die Innenstadt von Dallas ermordet. Knapp eineinhalb Stunden nach dem Attentat wurde ein mutmaßlicher Verdächtiger namens Lee Harvey Oswald verhaftet und dann der Öffentlichkeit präsentiert. Zwei Tage später sollte Oswald in das Staatsgefängnis von Dallas überführt werden. Dabei wurde Oswald vom Nachtclubbesitzer Jack Ruby im Keller des Polizeigebäudes erschossen, noch bevor es zu einer Anklage oder einem Gerichtsprozess kommen konnte.

Über die Hintergründe dieses Attentats ist viel spekuliert worden und es war Anlass zu diversen Verschwörungstheorien. Den 50. Jahrestag nehmen die Medien von Presse und Fernsehen zum Anlass, um die Ereignisse am 22. November 1963 in Dallas noch einmal aufzurollen. Siehe hier zu u.a.:

John F. Kennedy: 50 Jahre nach dem Attentat
Wer erschoss Kennedy?

    Zapruder-Film: Attentat auf Kennedy 22.11.1963

Auch ich habe mich bereits vor sechs Jahren dieses Attentats in diesem Blog angenommen. Ausgangspunkt war eine Dokumentation im ZDF: Kennedy-Mord: eine Verschwörung (leider sind verlinkte Web-Artikel und Video im Netz nicht mehr verfügbar) und im 2. Teil der Zapruder-Film, der der einzigste Film ist, der das ganze Attentat festgehalten hat und daher auch bei der Bestimmung des Tatablaufes wichtige Hinweise bietet: Kennedy-Mord: eine Verschwörung Teil 2

Tatort Duisburg vs. Erfurt = alt gegen jung?

Den neuen Schimanski (Loverboy) habe ich mir verspätet angeguckt mit dem inzwischen 75 Jahre alten Götz George. Und endlich auch die neuen Ermittler aus Erfurt im ARD-Tatort, Funck, Schaffert und Grewel (Kalter Engel). Die drei aus Erfurt wirken zusammen so alt zu sein wie Schimanski allein (okay, zusammen bringen sie es tatsächlich zz. auf 92 Jahre). Das tut der Sache aber keinen Abbruch: beide Kriminalfilme haben mir auf ihre Art ganz gut gefallen.

In der Nachbetrachtung gab es in den Kritiken einigen Hohn zu beiden Filmen.

Zum Erfurter Krimi hieß es u.a. bei spiegel.de: „Die Generation Praktikum im Energydrink-Rausch: Mit dem neuen Erfurter ‚Tatort’ will der MDR einen extrem jungen Krimi an den Start bringen – und liefert einen verworrenen Highspeed-Studentenkrimi. Liebe Leute, Finger weg von den Drogen!“ Und in die gleiche Kerbe schlägt n-tv.de mit: „So stellt sich der MDR also die neue Generation der ‚Tatort’-Ermittler vor. Sie trinken Energydrinks statt Kaffee und können Bierflaschen an der Tischkante öffnen. Gelungene Premiere in Erfurt? Selten sah der ‚Tatort’ so alt aus.“

    Tatort Erfurt: Kalter Engel (2013)  (Bild: MDR)

Also anfangs dachte ich auch, was sind das für seltsame Jungspunde. Sympathisch sind die nicht. Und die Chefin, eine Kriminaldirektorin, wirkt aufgesetzt steif. Dann auch noch eine neunmalkluge Praktikantin. Aber mit jeder Sendeminute wurden mir die Drei immer sympathischer (die Chefin ausgenommen). Das mag an den Schauspielern liegen, die das noch möglich Optimale aus ihren Rollen herausgeholt haben. Sicherlich wird hier manches Klischee bedient, das ‚die ältere Generation’ von der ‚heutigen Jugend’ hat. Dass die Praktikantin einen ‚geilen Arsch’ hat, dass es im Hotelzimmer fast zum ‚Fuck and go’ kommt und überhaupt alles ganz schön ‚krass’ ist, Alter. Gefühlte hundertmal ‚Scheiße’ oder ‚fuck’. Aber liegt nicht selbst in der größten Übertreibung viel Wahrheit? Ich selbst bin ein alter Knochen (siehe weiter unten zu Schimanski), habe aber zwei Söhne im Alter von Anfang zwanzig und kenne etwas das Umfeld junger Menschen aus eigener Anschauung. Natürlich gibt es da Stress in der Ausbildung und den Wunsch, dem Ganzen zu entgehen. Hatten wir auch, klar, aber irgendwie ist das heute alles anders. Die Kritiken an dem Erfurter Tatort scheinen mir wie aus der Sicht abgeklärter Schlauberger geschrieben zu sein. Sicherlich haben sie Recht – und auch wieder nicht. Und wie sieht’s mit dem Schimanski aus? Da scheinen jugendliche Schreiberlinge übers Alter herzuziehen:

„Schimanski kramt aus einem Pappkarton zwei Schimanski-Jacken raus und wirft sich dann die weniger verdreckte über. Wie ein Veteran, der sich noch einmal aufmacht. Er tritt die Türen nicht mehr selber ein, Schimanski lässt jetzt treten. Aber er ist im Auftrag des Guten unterwegs, er rettet das Mädchen, ohne selbst gerettet werden zu können.

Der frühere Schimanski kämpfte wie besinnungslos für Gerechtigkeit, der Schimanski von heute leidet unter seiner Gebrechlichkeit. Es zwickt im Schritt, er bräuchte langsam eine Brille, und er nuschelt Begriffe, die keiner mehr kennt, Festnetz zum Beispiel.

Inzwischen lässt er sich allerdings Fahndungsbilder aufs Handy schicken. ‚Kennen sie sich mit solchen Dingern aus – da drin soll ein Foto sein’, sagt Schimanski, der andererseits weiß, dass ‚der Pott jetzt iPod heißt’.“ (Quelle: sueddeutsche.de)

    Schimanski  (Bild: WDR/ Uwe Stratmann)

Bis ich so alt bin wie Schimanski aka Götz George, muss noch viel Wasser das Rinnsal namens Töste hinunterlaufen. Aber ich kann schon nachempfinden, wie es mit jedem Tag längst nicht mehr bergauf, sondern nur noch bergab geht. Für seine 75 Jahre hat sich Schimanski ganz gut gehalten. Leider ist es wirklich so, dass sich viele in seinem Alter nicht mehr mit moderner Technik auskennen. Das sollte aber kein Grund zum Spotten sein (wenn sich CDU-Ministerpräsident Volker Bouffier rühmt, ein E-Mail-Abstinenzler zu sein, so ist das sein Bier). Vielleicht sollten gerade wir, die sich auskennen, hilfreich den alten (älteren) Menschen zur Seite stehen.

Schimanski mag schwer ins Alter gekommen sein. Aber irgendwo ist er immer noch der Alte. So wie sich die Charaktere der Erfurter Ermittler noch ‚entwickeln’ müssen, so ist Schimanski lange schon zu dem Typen geworden, den er heute noch darstellt. Kein Wunder nach 29 Tatort– und weiteren (jetzt) 17 Schimanski-Folgen.

Neue Tatort-Kommissare haben es schwer (siehe Schweiger, den Rächer oder den Tatort Saarbrücken). Aber wie gesagt, die Erfurter müssen sich erst noch ‚entwickeln’. Wenn man sie nicht zu angestrengt beim MDR auf jung zu trimmen sucht, dann kann das durchaus etwas werden. Wie beim Schimanski …

Die letzten Tickets für Brasilien 2014

In dieser Woche sind die letzten Tickets für die Fußballweltmeisterschaft der Männer, die vom 12. Juni bis zum 13. Juli 2014 zum zweiten Mal nach 1950 in Brasilien stattfindet, vergeben worden. Gut, zwei Mannschaften stehen noch aus. Die Rückspiele in den interkontinentalen Play-offs finden erst heute (bzw. morgen um 0 Uhr) statt: Uruguay – Jordanien (Hinspiel 5:0) und Neuseeland – Mexiko (Hinspiel 1:5). Uruguay und Mexiko sollten sich aber nach den hohen Hinspielsiegen so gut wie qualifiziert haben.

    FIFA Worldcup 2014 Brasil

Aus Europa werden 13 Mannschaften an der Endrunde im nächsten Jahr teilnehmen: Neben Deutschland und Titelverteidiger Spanien sind es die weiteren Gruppenersten der Qualifikation: Belgien, England, Italien, die Niederlande, Russland, die Schweiz und zum ersten Mal Bosnien und Herzegowina. In den europäischen Play-offs der acht besten Gruppenzweiten haben sich gestern Portugal (1:0 und 3:2 gegen Schweden), Frankreich (3:0 und 0:2 gegen die Ukraine), Griechenland (3:1 und 1:1 gegen Rumänien) und Kroatien (2:0 und 0:0 gegen Island) qualifiziert. Der große Außenseiter Island hat es also leider nicht geschafft (siehe hierzu auch meinen Beitrag Brasilien, wir kommen).

Aus Südamerika haben sich neben Gastgeber Brasilien die Mannschaften von Argentinien, Kolumbien, Chile und Ecuador für die WM qualifiziert. Uruguay dürfte als sechste Team hinzukommen. Aus Nord- und Zentralamerika nehmen die USA, Costa Rica und Honduras an der WM teil. Mexiko sollte es als 4. Mannschaft heute schaffen.

Aus Asien haben sich der Iran, Südkorea, Japan und Australien qualifiziert. Afrika ist mit fünf Mannschaften vertreten. Nach der Elfenbeinküste, Nigeria und Kamerun haben sich gestern die Mannschaften von Ghana und mit viel Glück Algerien (1:0 und 2:3 gegen Burkina Faso) für Brasilien qualifiziert.

Die Auslosung der Gruppenphase der Endrunde wird am 6. Dezember 2013 um 17.00 Uhr (MEZ) in Costa do Sauípe stattfinden. Dabei ist Deutschland u.a. neben Gastgeber Brasilien, Spanien, Argentinien, Kolumbien, Belgien und die Schweiz in Topf 1 gesetzt, muss also in der Gruppenphase schon einmal nicht gegen diese Mannschaften antreten. Ebenfalls in Topf 1 kommt Uruguay, wenn sich das Land heute als letztes Team qualifiziert haben sollte. Das heißt aber auch, dass Deutschland bereits in der Gruppenphase gegen Mannschaften wie Italien oder die Niederlande treffen könnte.

Bei der Endrunde, der Fußball-Weltmeisterschaft, im nächsten Jahr werden wie zuletzt 32 Mannschaften zu acht Gruppen mit jeweils vier Mannschaften antreten. Die jeweils Gruppenzweiten treten dann überkreuz ab 28. Juni im Achtelfinale, also ab jetzt im KO-System, aufeinander. Das Endspiel findet am 13. Juli 2014 um 16 Uhr (MESZ) im umgebauten Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro statt.

… verfolgungsbedingt entzogen …

Die Beschlagnahmung von über 1400 allem Anschein nach von den Nazis geraubter Gemälde, die einen Schätzwert von etwa einer Milliarde Euro haben sollen, und im Besitz der 80-jährigen Kunstsammler Cornelius Gurlitt, Sohn des Nazi-Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt, waren, machte als „Schwabinger Kunstfund“ die Runde. Die vom Vater geerbte Kunstsammlung dürfte zumindest in Teilen umstritten sein. Die rechtliche Grundlage der Beschlagnahmung gilt allerdings auch als fraglich.

Im Zusammenhang mit dieser Beschlagnahmung stieß ich auf eine Internet-Datenbank Lost Art, „die von der Koordinierungsstelle Magdeburg betrieben, einer Einrichtung des Bundes und der Länder der Bundesrepublik Deutschland für Kulturgutdokumentation und Kulturgutverluste. Die Datenbank dient zur Erfassung von Kulturgütern, die infolge der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und der Ereignisse des Zweiten Weltkriegs verbracht, verlagert oder – insbesondere jüdischen Eigentümern – verfolgungsbedingt entzogen wurden.“

    Honoré Daumier: Don Quichote und Sancho Panza

Laut Bundeskriminalamt seien abzüglich beschlagnahmter Gegenstände, die eindeutig keinen Bezug zur „Entarteten Kunst“ oder NS-Raubkunst haben, rund 970 Werke zu überprüfen. Davon können etwa 380 Werke der sogenannten „Entarteten Kunst“ zugeordnet werden, bei etwa 590 Werken müsse überprüft werden, ob sie in der Zeit des Nationalsozialismus unrechtmäßig erworben oder enteignet wurden. Eine erste Liste raubkunstverdächtige Werke wurde veröffentlicht. Die Rechtmäßigkeit auch dieser Veröffentlichung ist umstritten.

Was mir besonders ins Auge gefallen ist, dass ist der juristische Sprachgebrauch, der den Raub von Kunstwerken, die z.B. Juden gehörten, als „verfolgungsbedingt entzogen“ bezeichnet. Das mag juristisch gesehen zutreffend sein, bagatellisiert aber den Tatbestand des schweren Raubes. Sicherlich braucht es eine eindeutige Fachsprache, aber wer bestimmte Begriffe prägt, sollte sich über den allgemeinen Gebrauch dieser klar sein. Rauben als „entzogen“ zu verharmlosen ist schon fast ein Verbrechen für sich.

(Fast) unterschlagene Beiträge – Teil 32

Hoeneß, Wulff und das Ketchup der Populisten

„Am unerträglichsten sind nicht die vermuteten Rechtsverstöße, am unerträglichsten sind die selbstgerechte Sentimentalität der Beschuldigten und der klebrige Moral-Ketchup, den das gaffende Volk und die sich am Schmerz der Ertappten labende Medienmeute über den Hackbraten kleckert.“

So kommentiert überanstrengt Wolfgang Herles den sicherlich „aufwändige Superprozess um eine geringfügige Summe“ gegen Christian Wulff und das Geheule eines Uli Hoeneß, dessen „pathetische Geste jedoch, das Vereinsvolk über seine Bayern-Zukunft urteilen zu lassen, eher … peinlich“ wirkte.

„Wir verlangen Büßer in Sack und Asche“, schreibt Herles weiter und „Der Promi, der Fehler gemacht hat, wird in den Zirkus Maximus getrieben, wo das Volk die Daumen senkt, weil es Blut sehen will. Nicht nur aus Gerechtigkeit – sondern auch aus niederen Instinkten.“

Sicherlich gab und gibt es wieder eine Medienhetze gegen Wulff, Hoeneß und den „spätabsolutistische Bischof von Limburg“. Das ist nicht in Ordnung. Man muss es aber auch so sehen: Der Normalbürger hat die Schnauze voll von Politikern und Prominenten, die glauben, sich alles leisten zu können, die sich für unbestechlich halten und doch die Hand offen halten, um einzusacken, was einzusacken geht. Es geht beim Prozess gegen Wulff nicht um wenige Hundert Euro, es geht um die rechtlich schwer erfassbare Grauzone zwischen Großzügigkeit, Kungelei, Lobbyismus und Käuflichkeit unserer Politiker. Und Hoeneß, Herr Herles, ist sicherlich kein Schwerverbrecher, aber in seiner Geldgier, in seiner Sucht entblößt er sich als asoziales Element, der in seiner Selbstherrlichkeit den Volkeszorn geradezu herausfordert. Jetzt hat er ihn und heult …

    (Fast) unterschlagene Beiträge

Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD

Ich verstehe sehr gut die Skepsis mancher SPD-Mitglieder, wenn sie fürchten, bei den Koalitionsverhandlungen mit der Union ausgetrickst bzw. über den Tisch gezogen zu werden. Ohne Kompromisse wird’s aber nicht gehen. Immerhin hat man sich jetzt auf eine Frauenquote in Aufsichtsräten geeinigt. Es soll ein „Elterngeld Plus“ geben, das die Kombination vom Bezug von Elterngeld während einer Teilzeitbeschäftigung verbessern soll.

Weiter strittig bleiben die Themen Betreuungsgeld und Adoptionsrecht für homosexuelle Paare. Die SPD kann sich mit ihrer Position, das Betreuungsgeld für Qualitätsverbesserungen für Kitas zu verwenden, nicht durchsetzen. Der Mindestlohn wurde dagegen auf die lange Bank geschoben (mindestens bis 2016). Bei zentralen Fragen zur Finanzierung der Kranken- und Pflegeversicherung tun sich weiterhin tiefe Gräben zwischen Union und SPD auf.

Unionsfraktionschef Kauder rechnet damit, dass die Sozialdemokraten in den Koalitionsverhandlungen der nächsten Wochen aggressiver auftreten. Das habe sich bei dem SPD-Parteitag in Leipzig abgezeichnet. Das ist auch gut so.

„Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“

Der Sprecher der Linkspartei in NRW, Rüdiger Sagel, hat sich für eine Umbenennung des Martins-Fests in ein „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ ausgesprochen. Auch Weihnachtsmärkte und Weihnachtsbeleuchtung stehen auf dem Prüfstand. Und das alles, um nur niemanden zu diskriminieren.

Ich bin nicht katholisch. Der Martinstag ist mir eher bekannt dafür, dass es den Gänsen an den Kragen geht. Es gibt aber nun einmal Feste und Feiern, die ihren Ursprung im Christentum haben und auch behalten sollen. Herr Sagel mag ja das Weihnachtsfest mit Jahresendflügelfiguren statt mit Weihnachtsengeln feiern und statt die Türchen an einem Adventskalender an einem Jahresschlusskalender (für sogar 31 Tage) öffnen. Seine Traditionen, das ist klar, liegen nicht im christlichen Brauchtum sondern in einem abgewirtschafteten sogenannten Sozialismus.

Willi und die Swinging Sixties

Mitte der 60-er Jahre (des letzten Jahrhunderts) entstand ein modischer Trend, der auch die Kultur und die Politik beeinflusste und einen ganz besonderen Zeitgeist schuf: die Swinging Sixties, deren Mittelpunkt London als Swinging London war.

„Beginnend mit politischen Konflikten wie beispielsweise der Kubakrise und dem bereits schwelenden Vietnamkrieg setzte sich eine neue Sicht- und Denkweise in der Gesellschaft durch, welche sich in politischem Denken der Friedensbewegung, in der Kultur, der Mode und einem völlig neuen Freiheitsdenken äußerte. Indes zeigte sich ein Wechsel in der Musikszene, der gleichzeitig neue Modetrends setzte (Woodstock). Am engsten verbunden mit dem Begriff der Swinging Sixties dürfte allerdings die Londoner Straße Carnaby Street sein, welche in den 1960ern durch ihre unzähligen Mode- und Musikgeschäfte bekannt wurde und als ‚Trendmeile’ im westlichen Europa galt. Wer ‚hip’ oder Hippie sein oder einfach nur Drogen kaufen wollte, ging dort ‚shoppen’.“ (Quelle: de.wikipedia.org)


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Carnaby Street, London

Und Swinging London hatte ein Gesicht mit der magersüchtigen Twiggy, über die besonders die Modetrends gesetzt wurden. Twiggy Lawson ist bis heute im Geschäft.

Ich habe die Swinging Sixties als auslaufendes Modell erlebt, da ich mehr oder weniger einer Zwischengeneration (Mitte der 50-er Jahre geboren) angehöre, die nicht mehr der 68er-Bewegung zuzurechnen ist und noch nicht ganz der Boomgeneration (ab 1955 in Deutschland). Aus sozialpsychologischer Sicht gehöre ich wohl mehr den Baby-Boomern an, die in Deutschland als desillusioniert galten. Ihr Lebensmotto könnte man mit „Leben und leben lassen“ definieren. (siehe hierzu meinen Beitrag zum Roman von Georg Heinzen – Uwe Koch: Von der Nutzlosigkeit, erwachsen zu werden). Aber so ganz sind die Swinging Sixties (wie auch die sich daraus ableitenden 68-er) an mir nicht vorbeigerauscht.

Was waren die ‚Aushängeschilder’, die diese Zeit ausmachten? London als Mittelpunkt und dort der Stadtteil Soho mit der Carnaby Street als Modezentrum, in dem Minirock und Twiggy das Bild bestimmten, habe ich Anfang der 70-er Jahre besucht. So ganz mein Ding war das nicht. Mich interessierte in erster Linie die Musikszene der Stadt.

So gingen von London in den Swinging Sixties nicht nur die Mode- sondern auch die musikalischen Trends aus, die natürlich nicht nur in die USA, sondern auch zu uns nach Deutschland überschwappten. Der Beat-Club, ab 1965 von Radio Bremen produziert, war die Musiksendung für junge Leute schlechthin. Hier wurde die Musik gespielt, die sonst nur in der Londoner Musikszene zu hören war. In London selbst wurde der Marquee Club Dreh- und Angelpunkt dieser neuen Musik. Er diente vielen Gruppen als Sprungbrett ins internationale Musikgeschäft. Die Rolling Stones gaben dort am 12. Juli 1962 ihr erstes Konzert unter ihrem Bandnamen. Im Marquee Club traten Bands und Musiker auf wie Steamhammer, Jimi Hendrix, Iron Maiden, John Mayall mit Eric Clapton, Peter Green, Queen, Oasis, The Who, Pink Floyd, Marillion, The Nice, Rory Gallagher – und natürlich auch Jethro Tull, zunächst noch als „Navy Blue“. Schon mit der „John Evan Band“ hatte Ian Anderson zuvor im Marquee Club einen Auftritt. An meinem Geburtstag, den 2. Februar 1968, traten Ian Anderson und Co. dann als Jethro Tull zum ersten Mal auf.

So kam es dann auch, dass beim 8. National Jazz and Blues Festival vom 9. bis 11. August 1968 im Kempton Park Racecourse zu Sunbury die Gruppe Jethro Tull auftreten durfte (das Festival wurde 1961 vom Gründer des Londoner Marquee Club, Harold Pendleton, ins Leben gerufen) und ihren ersten großen Erfolg feierte.

Aber ich schweife ab. Nur soviel: Leider ist der Marquee Club seit 2008 nur noch Geschichte. Immerhin habe ich es Ende der 70-er Jahre wenigstens einmal besucht und bei einem gepflegten Ale die Hardrockgruppe UFO sehen und hören dürfen. Auch das war zwar nicht so ganz mein Ding. Trotzdem genoss ich den Aufenthalt in dem für die Rockmusik geschichtsträchtigen Räumlichkeiten (damals wie zu Zeiten der Auftritte von Jethro Tull in der Wardour Street No. 90).

Später, Anfang der 80-er Jahre besuchte ich dann mit einem Kumpel noch den 100 Club in der Oxford Street (Hausnummer 100, daher der Name). Ebenfalls ein geschichtsträchtiger Ort (siehe hierzu auch meine Beiträge Was ist bloß mit Ian los? Teil 2: Wie ich zu Jethro Tull kam und Ska im Park). Hier traten all die Blues-Größen auf, die großen Einfluss auf die Musikszene der Swinging Sixties hatten. Hier wurde mit dem ersten 100 Club Punk Festival am 20. und 21. September 1976 auch der Punk gewissermaßen hoffähig.

Wer sich heute an die Swinging Sixties erinnert (erinnern kann), denkt natürlich vor allem an den Minirock, Anfang der 60-er Jahre von der Modedesignerin Mary Quant kreiert. Und natürlich an Twiggy, dem ersten internationalen Superstar unter den Models. In diesen Jahren (ab 1962) kamen dann auch die James Bond-Filme ins Kino. Meinen ersten Bond-Film sah ich übrigens 1967 in Schweden. Es muss „Feuerball“ gewesen sein, denn „Man lebt nur zweimal“ kam erst im Herbst 1967 in die Kinos. Es war in Stockholm (im Original mit schwedischen Untertiteln!), wo ich mit meiner Schulklasse zwei Wochen anlässlich eines Schüleraustauschs weilte. Erwähnenswert ist, dass Schweden kurz zuvor vom Links- auf Rechtsverkehr umgestellt hatte, was z.T. für chaotischen Verhältnissen auf den Straßen sorgte.

Und ohne Zweifel darf und werde ich meine Lieblings-TV-Serie Avengers (Mit Schirm, Charme & Melone) hier nicht vergessen. Auch die gehört spätestens mit der 4. Staffel (John Steed und Emma Peel), die ab Ende 1966 im deutschen Fernsehen zu sehen war, zu dem Bild, das die Swinging Sixties (nicht nur) bei mir geprägt haben. Im Jahr 1967 gab es so ein Fotoshooting, bei dem die Stilikonen dieser Jahre vereint abgebildet wurden: Patrick Macnee, der John Steed in der Serie verkörperte, zusammen mit Twiggy (Diana Rigg wurde gesondert abgelichtet). Die Aufnahmen erfolgten in den Teddington Studios zu London und präsentieren die neuen Entwürfe zu „Avengers by Pierre Cardin and Alun Hughes. Fotos: Terry O’Neil (hier weitere Fotos mit Twiggy & Steed). Die Klamotten, die Diana Rigg als Emma Peel trug, verkauften sich nämlich auch nicht schlecht.

    Twiggy und John Steed (Patrick Macnee) 1966 bei einem Mode-Fotoshooting

Von dem Fotoshooting gibt es auch ein kleines Video bei British Pathé (britishpathe.com): Avengers meet Twiggy 1967 (Rigg’s new rigs – [Diana] Riggs neue ‚Ausrüstung’):

    Avengers meet Twiggy 1967 (Rigg’s new rigs)

Die Swinging Sixties endeten, wenn man so will, mit Monty Python, die ihren Flying Circus 1969 ins britische Fernsehen brachten. Während ich Paris und Madrid nur einmal bisher besucht habe (Rom habe ich nicht einmal aus der Ferne gesehen), war ich in London unzählige Male (das letzte Mal ist allerdings schon etwas her: 1996 war ich dort mit dem älteren meiner beiden Söhne, er war damals gerade fünf ½ Jahre alt und begeisterte sich für Peter Pan und Dinosaurier, da war London durchaus das Richtige – immerhin war ich ja 2005 mit meiner Familie u.a. in Edinburgh). Es ist natürlich nicht die Stadt also solche, die mich interessiert, sondern das typisch Britische mit seinem schwarzen Humor, seiner Musik und dieser besonderen Mentalität der Menschen, die irgendwo zwischen Unterstatement und weltmännischer Arroganz angesiedelt ist. Viele Briten (Engländer, sonders aber Schotten und Waliser) mögen London eigentlich nicht so sehr. Denen ist die Stadt einfach zu groß, alles dort zu teuer und wahrscheinlich auch zu ‚bunt’. Hier habe ich aber zum ersten Mal kennen gelernt, was multikulturelle Vielfalt ist. So etwas wie z.B. Chinatown gab es nicht (und gibt es auch heute noch nicht) bei uns. Hamburg und München sind sicherlich ganz schöne Städte. Aber eine Weltstadt wie London ist keine von beiden. Berlin kommt vielleicht an die englische Hauptstadt einwenig heran. Natürlich ist mir klar, dass es ein großer Unterschied ist, in einer Stadt wie London (oder Berlin) Urlaub zu machen oder dort zu arbeiten und zu leben.

Meine Fresse: Da wollte ich eigentlich nur so einen kleinen Beitrag zu den Swinging Sixties schreiben und bin wieder einmal vom Hundertsten ins Tausendste gekommen.

Mit Schirm, Charme und Melone – 6. Staffel

Ach ja, meine Lieblingsserie (wenn man sie partout so nennen will): Mit Schirm, Charme & Melone. Die ersten drei Staffeln (von 1961 bis 1964) waren uns deutschen Zuschauern bekanntlich jahrelang vorenthalten worden und wurden arte sei dank dann synchronisiert und zur Jahreswende 2010/2011 – zum 50. Jahrestag der Serie – im deutschen Fernsehen zum ersten Mal ausgestrahlt. Bei uns begann ‚alles’ mit den „Avengers“ ja erst mit der vierten Staffel vor vielen Jahren: Wer in etwa meinem Alter ist, der wird die deutsche Erstausstrahlung der vierten Staffel mit 26 Folgen (noch in schwarz/weiß vom Herbst 1966 bis Mitte 1967) und dann der fünften Staffel mit 24 Folgen (erstmals in Farbe im Anschluss bis Mai 1968) mit dem großen Auftritt von Emma Peel (neben John Steed, dem Geheimagenten) miterlebt haben. Die skurrilen Abenteuer von John Steed und Emma Peel mit den Folgen 79 bis 128 waren gewissermaßen der Höhepunkt der Serie – ich habe bereits einiges dazu in diesem Blog geschrieben.

Nun Diana Rigg, die Darstellerin der Emma Peel, wollte sich nicht auf diese Rolle festlegen lassen und verließ nach immerhin 50 Folgen die Serie. Ihr zu Ehren gab es so etwas wie eine ‚Übergangsfolge’. In der 129. Folge („Auf Wiedersehen, Emma“) verabschiedete sich Emma Peel von John Steed, und Tara King (gespielt von der Kanadierin Linda Thorson), die in Ausbildung befindliche junge „Agentin 69“, übernimmt ihre Rolle. Mit dieser Folge begann dann auch die 33 Folgen zählende 6. Staffel, die (wie die anderen Staffeln zunächst nicht vollständig) von August bis Ende 1970 im deutschen Fernsehen gezeigt wurde.

    Mit Schirm, Charme & Melone – 6. Staffel: John Steed und Tara King

Alle 33 Folgen (auch die 129. mit Emma Peel) kamen als Mit Schirm, Charme und Melone – Edition 3, Teil 1 [6 DVDs] und Mit Schirm, Charme und Melone – Edition 3, Teil 2 [6 DVDs] auf den DVD-Markt (Edition 1 beinhaltete die 4. Staffel, Edition 2 die 5. Staffel), wurden aber ebenfalls vollständig 2010 auf Arte gesendet. Die Interessierten erinnere ich hier nebenbei noch einmal an das Buch von Franziska Fischer: „Mrs. Peel, wir werden gebraucht!“ Mit Schirm, Charme und Melone. Das Buch zur Serie. Hier findet der Serien-Fan viel Material zu John Steed und Co. Ein Episodenführer beschreibt Inhalt, Darsteller usw. aller (wirklich aller 187) Folgen.

    Franziska Fischer: Mrs. Peel, wir werden gebraucht!

31 der 33 Folgen hatte ich mir damals aufgezeichnet und einen Großteil der Folgen jetzt in den letzten Wochen (fast) allabendlich angeschaut. Okay, Tara King ist nicht Emma Peel, aber trotzdem haben mir viele der Folgen (es gibt immer auch Episoden, der schwächeln) doch ganz gut gefallen. Natürlich ist „Mit Schirm, Charme & Melone“ keine Offenbarung. Und die 40 und mehr Jahre sind nicht spurlos an uns Zuschauer und damit an dieser Serie vorbeigegangen. Aber ich finde diesen britischen, zwischen Understatement und leichter Hochnäsigkeit schwankenden Humor einfach zu köstlich. Sowohl John Steed als auch Tara King kann nichts erschüttert (nichts ist übertrieben, erst gestern sah ich die 150. Folge „Urlaub auf Raten“, in der John Steed doch begann, an sich selbst zu zweifeln). So absurd die Abenteuer sind, so ‚cool’ werden sie von Steed und King bewältigt. Ich wiederhole mich gern: Es ist der Charme der 60-er Jahre, der mich immer wieder fasziniert. Es gibt kaum etwas Entspannenderes, als eine Folge dieser Kultserie zu gucken.


The Avengers Introducing Tara King (im englischen Original)

Es gibt einige Folgen der 6. Staffel, die zudem aus verschiedenen Gründen bemerkenswert sind. In der Folge 139 „Vor Clowns wird gewarnt“ aus dem Mai 1968 (im deutschen TV erst im Mai 1999 gesendet) tritt kein Geringerer als John Cleese auf (die Serie Monty Python’s Flying Circus begann erst ein Jahr später auf BBC), ebenfalls in einer äußert absurden Rolle. Und in Folge 145 „REMAK“ hat John Steed eine Lady Diana Forbes-Blakely (gespielt von Jennifer Croxton) als Taras Urlaubsvertretung an seiner Seite. Ein neues Gesicht, das gewissermaßen den Geist Emma Peels aufleben ließ. Natürlich treten auch viele andere prominente Schauspieler auf, die wir später in anderen Serien (ich denke da an die auch bei uns erfolgreiche Reihe Task Force Police) gesehen haben. In Folge 142 „Mannerings Fragestunde“ sehen wir Christopher Lee.

Was vielleicht an der 6. Staffel etwas nervt ist ‚Mutter’, der gehbehinderte, etwas sehr geschwätzige Boss von Steed und King (Besonders nervig ist daher die Folge 154 „Mutters Erzählungen“ – der deutsche Titel sagt alles …). In Folge 150 „Urlaub auf Raten“ hat dieser ebenfalls eine Urlaubsvertretung: ‚Vater’, eine blinde Frau.

Und was schon bei der 4. und 5. Staffel mit Emma Peel besticht, das sind auch in der 6. Staffel die seltsamen, manchmal sehr obskuren Charaktere, die auftreten. Der britische, oft sehr schwarze Humor treibt hier seine Blüten.

Natürlich verbraucht sich eine Serie wie „Mit Schirm, Charme & Melone“ auch mit den Jahren. Immerhin lief die Reihe ab Januar 1961 bis zum April 1969 fast ein ganzes Jahrzehnt im britischen Fernsehen. Der Zeitgeist nagt. So sollte es bis Oktober 1976 dauern, bis Patrick Macnee erneut als John Steed in der Serie „The New Avengers“ seinen Auftritt haben sollte. Diese Serie (bei uns natürlich weiterhin unter dem Namen „Mit Schirm, Charme & Melone“ ab Januar 1978 zu sehen) brachte es immerhin noch einmal auf zwei Staffeln a 13 Folgen und knüpfte dort an, wo die Serie zuletzt endete. Nur sollte selbst ein John Steed etwas gereifter sein. Diese 26 Folgen waren selbstredend auch auf dem Sender arte zu sehen. Und ich weiß, was ich mir in den kommenden kalten Herbst- und Wintertagen bis Weihnachten abends angucken werde 😉

Leider etwas spät kam dann tatsächlich die Gesamtausgabe aller (noch vorhandenen) Folgen der Serie auf den Markt. Gut 100 € kostet das ganze Paket: Mit Schirm, Charme und Melone – 50th Anniversary Complete Edition (53 Discs). Pro DVD sind das gerade 2 €. Vielleicht ein lohnendes Geschenk für Damen oder Herren in meinem Alter (oh je, ich gehe hart auf die 60 zu) zu Weihnachten, die britischen Humor und alte Serien mögen und sich gern wieder dem Charme der 60-er Jahre ergeben wollen.

Media Player Classic

Um Audio- und Video-Dateien am PC z.B. unter Windows abspielen zu können, benötigt man einen so genannten Media Player, also ein entsprechendes Abspielprogramm. Neben dem Windows Media Player gibt es einen (fast) Alleskönner: VLC Media Player. Der Windows Media Player ist zz. in der Version 12.0 für Windows 7, Windows 8 und Windows Mobile verfügbar. Leider unterstützt er u.a. nicht alle Audio-Formate – wie z.B. AC3 (Dolby Digital). Allerdings lassen sich Codecs wie dieser nachinstallieren. Beim VLC Media Player ist das nicht nötig.

Zwar hat noch nicht jeder einen Blu-ray-Player zu Hause, noch weniger ein Blu-ray-Laufwerk am PC. Die Blu-ray Disc (kurz BD) wurde als High-Definition-Nachfolger (HD) der DVD entwickelt und bietet ihrem Vorläufer gegenüber eine erheblich gesteigerte Datenrate und Speicherkapazität. Die DVD hat als DVD-Video eine Auflösung von 720 x 576 Pixel (Bildpunkte), was einem Seitenverhältnis von 4:3 entspricht. Heute gilt gewissermaßen als Standard ein Bildverhältnis von 16:9. Monitore für PCs und TV-Bildschirme (Flachbildschirme) haben heute ein solches Bildverhältnis. Da bei der DVD die Auflösung aber weiterhin 720 x 576 Pixel beträgt, so wird ein Bild von 16:9 anamorph gespeichert, also gestaucht – und bei der Wiedergabe ‚auseinandergezogen’ (Anzeige: 1024 x 576 Pixel). Bei Blu-ray Discs beträgt die maximale Bildauflösung 1920 ×1080 Pixel (16:9).

Vielleicht noch eine kurze Info (auch für den Laien) zu Vollbild- und Zeilensprungverfahren. „Das Vollbildverfahren (auch engl. Progressive Scan, für „fortschreitend durchgeführte Abtastung“) bezeichnet eine Technik beim Bildaufbau von Monitoren, Fernsehgeräten, Beamern und anderen Anzeigegeräten, bei denen das Ausgabegerät – anders als beim Zeilensprungverfahren – keine zeilenverschränkten Halbbilder gesendet bekommt, sondern mit echten Vollbildern gespeist wird. Dadurch wirkt das Bild schärfer und ruhiger, außerdem wird Zeilenflimmern vollständig eliminiert.“ „Beim Zeilensprungverfahren (auch als Zwischenzeilenverfahren bezeichnet; engl. Interlace) baut sich ein vollständiges Bild (Frame) aus zwei unterschiedlichen Halbbildern auf. Bei der Bildentstehung werden für das erste Halbbild nur die ungeraden Zeilen des Ausgabegeräts dargestellt; ist dieses komplett, wird das zweite Halbbild aus den geraden Zeilen aufgebaut.“ Beide Verfahren finden heute Anwendung und spiegeln sich in Bezeichnungen wie 720p („720“ steht für die vertikale Auflösung, „p“ für progressive Bildübertragung, also Vollbildverfahren – 720p-Signale werden mit einer Auflösung von 1280 × 720 Pixeln übertragen und ergeben ein Videosignal von 720 Linien) oder 25-i (die Bildrate betreffend, also 25 Halbbilder pro Sekunde). „p“ steht also für Progressive Scan, „i“ für Interlace.

Auch wer kein Blu-ray-Laufwerk hat, kann natürlich Videos in HD am Rechner abspielen lassen (bzw. diese über den Rechner mit Hilfe eines HDMI-Kabels auf ein HD-fähiges Fernsehgerät übertragen). Heute werden HD-Videos meist als AVI– oder als Matroska-Videos abgespielt. AVI wie MKV (Matroska) sind eigentlich nur so genannte Containerformate, also Dateien, die ihrerseits wiederum unterschiedliche Dateien und Dateitypen enthalten können. Ein AVI-Container kann beispielsweise eine mit dem Xvid-Codec erstellte MPEG-4-Videospur und eine mit LAME erstellte MP3-Audiospur enthalten (auch eine PDF-Datei ist eigentlich nichts anderes als eine Container-Datei mit Text, Bildern, Schriftarten usw.).

Neben AVI ist heute Matroska ein viel verwendeter Container und entwickelt worden, um bestehende Nachteile von AVI auszugleichen. Matroska unterstützt verschiedene Videocodecs, unter anderem MPEG-1, MPEG-2, MPEG-4, H.264, RealVideo, WMV, Theora, Dirac, und Audiocodecs, beispielsweise AAC, AC3, DTS, WAV, MP3, Vorbis und FLAC sowie zusätzliche Formate für Untertitel (VobSub) und erweiterte Metainformationen – also eigentlich alles, was ‚das Herz’ begehrt. Außerdem ist eine Einteilung von Dateien in Kapitel sowie die Verwendung von mehreren Tonspuren, zum Beispiel für unterschiedliche Sprachversionen, möglich.

    Screenshot des Hauptfensters von Media Player Classic - Home Cinema

Die Frage stellt sich natürlich, welcher Player (z.B. für Windows) für solche MKV-Dateien (Matroska) geeignet ist. Neben dem bereits erwähnten VLC Media Player ist das der Media Player Classic – Home Cinema (hier Download). Der Player kommt zwar sehr spatanisch daher. Die klassische, bewusst nicht durch Skins zu verändernde Oberfläche dieser Anwendung ist an die ältere Version 6.4 des Windows Media Players angelehnt. Ansonsten hat er aber alles, was ein solcher Player heute haben sollte.

Was macht nun den Unterschied aus zwischen VLC Media Player und MPC-HC (wie man den Media Player Classic – Home Cinema abkürzt). Bei neuen und leistungsstarken Rechnern dürfte der Unterschied marginal sein. Ich habe aber noch einen alten Windows XP-Rechner zu Hause stehen (und ob ihr es glaubt oder nicht: am 19.11. wird dieser schlappe 10 Jahre alt, ja ich habe den am 19. November 2003 gekauft), der immer noch seine Dienste tut, dazu einen 19-Zoll-Bildschirm mit einem Seitenverhältnis von 4:3 (für alte Videos, z.B. die Tatort-Schimanski-Filme das richtige Seitenverhältnis) mit einer nicht ganz so hohen Bildschirmauflösung (1152 x 864 Pixel). Schaue ich Videos mit einer höheren Auflösung, so grieselt das Bild einwenig (leicht rote Schlieren) beim VLC Media Player. Der MPC-HC skaliert anscheinend das Bild herunter und zeigt so ein einwandfreies Bild. Dafür hat der MPC-HC Schwierigkeiten bei Videos mit dem Codec H.264 auf meinem Netbook bei HD-Videos. Ein Netbook ist natürlich nicht so leistungsfähig wie ein PC. Der H.264-Codec hat eine etwa dreimal so hohe Codiereffizienz wie MPEG-2 (z.B. bei DVDs). Das heißt, vergleichbare Qualität ist etwa bei einem Drittel der MPEG-2-Datenmenge zu erreichen. Allerdings ist der Rechenaufwand auch um den Faktor 2 bis 3 höher. Seltsamerweise wirkt sich der hohe Rechenaufwand vor allem bei der Audio-Wiedergabe aus (die kommt brockenweise). Der VLC Media Player bringt das Netbook zwar auch ganz schön ‚ins Schwitzen’, Bild- und Tonruckeln halten sich aber in Grenzen.

Ich habe alle drei Player (Windows Media Player, VLC Media Player und Media Player Classic – Home Cinema) auf meinen Rechner installiert (zusätzlich ein DVD-Abspielprogramm auf meinem PC). Je nachdem, welche Formate die Videos haben, benutze ich den einen oder anderen Player für die Wiedergabe. Den MPC-HC habe ich zwar erst ziemlich neu ‚in meinem Sortiment’, aber er hat mich (bis auf das angesprochene Netbook-Problem) voll und ganz überzeugt. Gerade für den Laien, der nicht so recht weiß, mit welchem Player er eine bestimmte Video-Datei abspielen soll, empfehle ich den MPC-HC. Auch er ist kostenlos wie der VLC Media Player erhältlich.

Siehe hierzu einen Vergleich der besten Multimedia-Player