Kategorie-Archiv: Tostedt

Tostedt – Kuh- und Schweinekaff in der Heide – 900 Jahre alt – und Umgebung

Die Este – Von der Quelle bis zur Mündung

Südlich von Tostedt entspringen in der Lüneburger Heide gleich mehrere Flüsse. Zum einen die Wümme, die sich über eine weite Strecke längst der Bahnlinie Hamburg-Bremen schlängelt und sich zehn Kilometer vor dem Zufluss in die Niederweser in Bremen-Nord mit der Hamme zur Lesum vereinigt. Zum anderen ist es die Oste, deren Quelle sich am südlichen Ortsrand von Tostedt befindet; ich berichtete vor geraumer Zeit von diesem Fluss (Radeln entlang der Oste), der bei Neuhaus in die Unterelbe mündet.

Und es gibt noch einen Fluss, der südlich von Tostedt entspringt: die Este. Dieser mündet auf Hamburger Gebiet im Ortsteil Cranz in die Elbe.

    Flussverlauf der Este

Zu diesem Fluss gibt es ein lesenswertes Buch Die Este: Von der Quelle bis zur Mündung – herausgegeben von Marlis und Hans-Joachim Dammann – 2012 Verlag Atelier im Bauernhaus – Heimatverein Buxtehude und Kulturforum am Hafen, das in vielen Bildern und Geschichten den Leser über die Natur, die Geschichte, aber auch über Kunst und Kultur entlang der Este informiert.

„Ein bebildertes Lesebuch im Wanderführerformat, herausgegeben von Marlis und Hans Joachim Dammann. Seit der Eiszeit sucht sich ein kleiner Fluss durch die Nordheide seine Bahn und formte eine wunderschöne Landschaft, ihren Weg zur Elbe suchend. Dieser Fluss erzählt in dem Buch aus seiner Geschichte, über 40 Autoren beteiligen sich durch Gedichte, Beiträge zur Natur, Geschichte, Kulturgeschichte und Kunst.“

    Die Este - Von der Quelle bis zur Mündung

Der Name der Este „ist eine Variante zu ast, einem Begriff, der in ganz Westeuropa in Fluss- und Gewässernamen auftaucht. Nicht nur die nahegelegene Oste, sondern auch Astbrock bei Höxter, die Stadt Asti in Italien, der Fluss Astura in Spanien oder Asthale in England verweisen auf dieses Gewässerwort aus vorgermanischer Zeit. Schon die Römer kannten einen Estia palus, den Sumpf Estia, und an der Illerquelle wohnten die ‚Estiones’.

Die Verbreitung in ganz Europa lässt erkennen, dass das Wort ast seinen Ursprung in einer Zeit hat, in der noch eine gemeinsame indoeuropäische Ursprache existierte. […] Erst im Laufe der folgenden Jahrtausende entwickelte sich aus dieser gemeinsamen Muttersprache die heutige Vielfalt europäischer Sprachen. […]

Am weitesten zurück reicht das rekonstruierte alteuropäische Wort ást-a. Aus diesem Begriff wurde dann im Althochdeutschen astina, im Mittelhochdeutschen schließlich estene.

Wie die Oste einmal Ostene, die Bille einmal Billene oder die Seeve Sevene, hieß also auch die Este früher einmal Estene.

Der Begriff est oder ast für Sümpfe oder Gewässer verbindet sich hier mit der Nachsilbe –ene. Durch dieses Suffix konnte, wie heute noch durch –en oder -ig, aus einem Nomen ein Adjektiv gebildet werden. Aus Gold wird also golden oder goldig – oder, wie im Fall der Este, aus Sumpf sumpfig. […]“ „Der Name der Este steht also für Sumpf oder sumpfiges Gebiet. Die vielen Bruchwälder entlang des Flusses zeigen dies heute noch deutlich.“

(Der Name der Este – Lena Dammann – S. 46)

Die Johanneskirche in Tostedt und ihre vier Vorgängerinnen

Als die evangelische Kirchengemeinde in Tostedt auf dem alten Tostedter Kirchenplatz im Himmelsweg den Bau eines Gemeindehauses plante, wurden 1969 Grabungen erforderlich, um eventuell archäologisch wertvolle Funde zu sichern. Bisher galt die Kirche in Hollenstedt als die älteste im Umland. Tostedt zählte mit Moisburg, Buxtehude und anderen Kirchengemeinden nachweisbar seit vielen Jahrhunderten zum Archidiakonat Hollenstedt der Diözese Verden. Diese hatten sich später dann von dieser ‚Urkirche’ in Hollenstedt abgetrennt.

Als man nun bei diesen Grabungen auf die Grundrisse zweier hölzerner Kirchen aus der Zeit der Christianisierung stieß, war die Überraschung groß. Man stellte fest, dass die früheste Holzkirche um 804 n. Chr. datiert werden konnte. Sie stammt also aus der Zeit, in der Karl der Große mit großem Eifer bemüht war, die Sachsen zwischen Weser und Elbe (Wigmodien) gewaltsam zum Christentum zu führen. Es ist überliefert, dass der Franke Karl der Große sein Lager bei Hollenstedt aufgeschlagen hatte. In dieser Zeit könnte die Kirche Tostedt I gebaut worden sein.

Diese erste Kirche wurde wohl abgebaut, um zwei oder drei Generationen später eine größeres Holzkirche zu bauen, denn man benötigte eine Pfarrkirche, deren Priester taufen durften und an der Tote bestattet werden konnten.

Im 11. Jahrhundert wurde dann erstmals eine Kirche aus Stein gebaut. Diese war genauso groß wie ihre hölzerne Vorgängerin und hatte eine Grundfläche von 200 m². Es kann daraus geschlossen werden, dass die Bevölkerungszahl mit rund 200 Einwohnern in den Dörfern des Kirchspiels Tostedt bis zum Abbruch der Kirche annähernd gleich geblieben ist.

Diese Kirche wurde dann um 1300 durch eine neue noch größere Steinkirche IV ersetzt. Sie war ein Feldsteinbau, hat alle Stürme der darauffolgenden Zeit überstanden und ist die „alte Kirche“, die, nach Fertigstellung der jetzigen Kirche, in den Jahren 1881/1882 abgerissen wurde.

Die heutige Johanneskirche wurde nicht auf dem historischen Grund des alten Gotteshause errichtet, sondern 150 Meter südlich davon. Am 14. März 1880 wurde die im neugotischen Stil errichte Kirche eingeweiht. Tostedt benötigte damals ein größeres Gotteshaus, da der Ort durch den Bahnanschluss an die Strecke Hamburg-Bremen im Jahre 1874 einen ungeahnten Aufschwung genommen hatte.

    Johanneskirche in Tostedt, erbaut 1880

Richtfest der heutigen Kirche war am 3. Dezember 1878. Zum Schluss errechnete man die stattliche Summe von 120.000 Mark, wovon die Kirchengemeinde Tostedt selbst den allergrößten Teil aufzubringen hatte. Wesentliche sakrale Gegenstände wurden dabei aus der alten Kirche übernommen. Das älteste in die neue Kirche übernommene Teil ist der aus Glockenbronze gegossene, durch die Inschrift Anno 1423 datierte Taufkessel. Hier wurden bis ins 16. Jahrhundert alle neugeborenen Kinder durch Eintauchen, später über ihr getauft.

Ein weiteres Schmuckstück ist die Kanzel, die ebenfalls aus der alten Kirche übernommen wurde. Ihr Stifter ist Johann Wilken von Weyhe, Herr auf Gut Bötersheim, der die Kanzel 1607 bei dem Lüneburger Bildhauermeister Ludtke Garbers und wenig später durch einen weiteren Vertrag mit dem ebenfalls dort ansässigen Maler und Vergolder Jürgen Windt in Auftrag gab.

Als letzter und dritter wichtiger Einrichtungsgegenstand wurde der Altar, der wesentliche Teile eines mittelalterlichen Flügelaltars enthält, die schon Mitte des vorigen Jahrhundert nicht mehr vollständig waren, in der neuen Kirche eingerichtet. Dabei muss es sich um eine Arbeit des Bildschnitzers Cord Snitker handeln. Da dieser in Lüneburg für die Zeit bis 1485 nachzuweisen ist, wurde der Altar auf „um 1480“ taxiert. Eine neuere Expertise datiert ihn „um 1490“ und sah den Altar als Arbeit eines Nachfolgers von Cord Snitker an.

Gekürzte Fassung des Kapitels: Die alte und die neue Tostedter Kirche – von Klaus-Rüdiger Rose aus: Die Este: Von der Quelle bis zur Mündung, S. 112 ff. unter Verwendung der folgenden Literatur:
Hans Drescher: Tostedt. Die Geschichte einer Kirche aus der Zeit der Christianisierung im nördlichen Niedersachsen bis 1880, 1985
100 Jahre Tostedter Kirche (1880-1980), 1979

Inzwischen steht die Johanneskirche in Tostedt seit 133 Jahren. Von der Feier anlässlich des 125 Jahrestages hatte ich 2005 kurz berichtet. Vor nun 23 Jahren habe ich meine Frau in dieser Kirche geheiratet. Außerdem feierten meine beide Söhne in der Johanneskirche ihre Konfirmation 2005 und 2008.

Hier noch einige Bilder aus Tostedt von der Kirchturmspitze der Johannes-Kirche aus aufgenommen (am 29.09.2004)

Der Sieg der Gleichgültigkeit

Im November letzten Jahres hatte ich mich über Twitter mit Dunehopper, dem 2. Vorsitzender der Heidepiraten aus Tostedt zum Thema „Mehr Demokratie“ kurz ausgetauscht. Seine Meinung: „Der Plan ist, das mehr Demokratie und mehr Bürgerbeteiligung zu mehr Interesse an Politik führt.“, „Kitastreit zeigt, das ‚Mehr Demokratie’ Thema ist.“ Und „Themen waren Jugendarbeit, Bürgerbeteiligung, mehr Demokratie. Die werden alle piratisiert :-)“

Meine Ansichten damals wie heute: „’Mehr Demokratie‘ ist so ein alter Schlagwort“ und „’Mehr Demokratie‘, weil die Politik versagt – auf Dauer wird das leider für viele Bürger ermüdend, fürchte ich“.

Gestern nun war der Bürgerentscheid in Sachen Neubau der Kindertagesstätte/Kinderhort Dieckhofstraße in der Samtgemeinde Tostedt. Von 20.961 Stimmberechtigten gaben gerade einmal 25,5 % ihre Stimme ab. Ein niederschmetterndes Ergebnis. Immerhin stimmten 3.350 (62,9 %) mit ‚ja’ und damit gegen den Neubau in der Dieckhofstraße, 1977 (27,1 %) stimmten mit ‚nein’, also dafür. Die erforderliche Mindestzahl von 5205 Ja-Stimmen wurde also deutlich nicht erreicht.

Gegner wie Befürworter der Dieckhofstraßen-Lösung werden nun das Ergebnis werten müssen. Jeder wird das ihm Angenehme hervorheben. Ohne Zweifel haben die Gegner eine klare Mehrheit erzielt. Die Gegenkampagne der Parteien, die den Ratsbeschluss zum Bau einer Kindertagesstätte am Standort Dieckhofstraße durchgesetzt haben, hat nur wenig gefruchtet. Erschreckend für mich ist aber die Interesselosigkeit fast drei Viertel der Bürger. Drei von vier stimmberechtigter Bürger haben es für nicht notwendig erachtet, ihr Recht auf direkte Bürgerbeteiligung wahrzunehmen. Vielleicht lag es am Thema: ‚lediglich’ ein Kindergarten! Vielleicht habe ich auch etwas Recht mit der Annahme, „mehr Demokratie“ ermüde auf Dauer viele Bürger. So oder so ist es ein Sieg der Gleichgültigkeit, der Ignoranz. Das ist ein Armutszeugnis und ein Freibrief für die Politik, weiterhin auch Entscheidungen zu treffen, die am Bürger vorbeizielen. Und es ist eine Ohrfeige für die Bürger, die sich für mehr Bürgerbeteiligung einsetzen.

Schade, Tostedt: Setzen, sechs!

zuletzt: Dank twitter/dunehopper hier eine aufschlussreiche Tabelle zum Bürgerentscheid – sortiert nach Beteiligung

JA beim Bürgerentscheid am 03.03.2013

Morgen ist es soweit. Zum zweiten Mal entscheiden die Bürger in Tostedt über ein Vorhaben, das im Samtgemeinderat Tostedt entschieden wurde. Es geht um den Neubau einer Kindertagesstätte/Kinderkrippe im historischen Ortskern von Tostedt.

Sehr detaillierte und fundierte Argumente gegen diesen Neubau finden sich auf historisches-tostedt-erhalten.de.

Krippenplätze zu den Kindern: JA!

Historischen Ortskern Tostedt erhalten. JA!

Bürgerentscheid am Sonntag, den 03.03.2013 – Stimmen Sie mit JA!

Die Frage beim Bürgerentscheid lautet:

Sind Sie dafür, dass der Samtgemeinderatsbeschluss vom 11.09.2012 (Kindertagesstätten/Kinderkrippenbau am Standort Dieckhofstraße) aufgehoben wird und damit verbunden keine Kindertagesstätte/Kinderkrippe am Standort Dieckhofstraße erstellt wird?

Die Grünen in Tostedt bringen es auf den Punkt – hier kurz und zusammenfassend die Argumente für ein JA beim Bürgerentscheid:

Wer mit Ja stimmt, entscheidet sich dafür, dass an diesem Standort kein Kindergarten gebaut wird.

Ja bedeutet also,

  • dass der historische Ortskern erhalten bleibt,
  • die Grundschulkinder nicht einen Großteil ihres Schulhofes verlieren,
  • das Jugendzentrum sein Außengelände behält,
  • nicht wieder ein Kindergarten mit einer sehr kleinen Außenfläche wie an der Poststraße entsteht.
  • für die Krippenkinder an wohnortnäheren Standorten sinnvollere Lösungen umgesetzt werden.
  • Krippenplätze müssen dort geschaffen werden, wo auch die Kinder sind!

    Quelle: historisches-tostedt-erhalten.de
    Quelle: historisches-tostedt-erhalten.de

    weitere Informationen zum Bürgerentscheid auf tostedt.de
    Ergebnis des Bürgerentscheids (ab 18 Uhr)

    weitere Infos siehe auch:
    Kindergartenstreit: Anfeindungen und SpekulationenKiTa Dieckhofstraße Tostedt – Jetzt streiten die Anwälte

    Tostedt, erwache!

    Trompeter von Jericho, macht Euch auf den Weg in dieses verschlafene Nest in der Nordheide, um dessen Bewohner aus ihrer winterlichen Lethargie zu wecken. Ihr domestizierten Hähne und Gockel der Gattung Gallus lasst euren Weckruf erklingen: Kikeriki und cock-a-doodle-doo!

    Verpennte Bande, erhebt Euch aus Eurem Winterschlaf: Tostedt, erwache!

    Trompeter von Jericho - © bpk / Dietmar Katz

    Der Weckruf richtet sich besonders auch an Politiker bestimmter Couleur, deren Tun oft genug auf keine Kuhhaut passt – respektive Schweinehaut! So laut kann man gar nicht trompeten und brüllen. Dem Kalk in ihren Gehirnwindungen muss auf andere Weise der Kampf angesagt werden.

    Heute ist meteorologischer Frühlingsanfang und es wird Zeit, Euch Schnarchnasen den Weg zu zeigen. Also auf!

    Um es gleich zu sagen, ich bin kein Gesundbeter, Bekehrer oder gar Bußprediger, ob religiös oder politisch, von denen es allerdings manche in diesem Ort gibt. Wenn Gott, dann nur als ‚Gott, bewahre …’! Die Sonne zeigt uns den Weg ….!

    Astrologisch ist zwar dieses Jahr erst am 20. März 12:02 MEZ Frühlingsanfang. Aber bereits in diesen Tagen erwacht endlich Schritt für Schritt die Natur. Es wird also auch Zeit für die Bewohner verschlafener Nester, aus den Betten – vom Alkoven bis Futon – zu steigen.

    Tostedter Politposse

    Wer sich wundert, dass mein Beitrag „Töster K l ü n g e l“ nicht mehr online ist, dem sei gesagt: Von CDU-Seite (Gemeinderat Tostedt) wurde erwägt, gegen meinen Blog rechtliche Schritte einzuleiten. Nun habe ich also den Schwanz eingezogen, wie man sagt, weil ich keinen Bock auf ‚Scherereien’ habe. Ich habe nicht die finanziellen Mittel, um dagegen ‚anzustinken’.

    Ich gebe zu, eine saftige Polemik geschrieben zu haben. Und indirekt habe ich auch Vorwürfe erhoben, für die ich keine konkreten Beweise habe. Wie gesagt indirekt, denn ich habe eigentlich nur Fragen gestellt. Aber das Fragenstellen bekommt gewissen Kreisen nicht.

    Die Auseinandersetzungen um den Neubau einer Kindertagesstätte/Kinderhort in Tostedt haben inzwischen Züge angenommen, die man nur noch als Politposse bezeichnen kann. Da werden Halbwahrheiten verbreitet, da wird gerichtlich gedroht (wie jetzt gegen mich). Das Ganze lässt sich nicht mehr auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Keiner will und wird nachgeben. Es geht ein Riss durch die Landschaft, der sich so schnell nicht wird kitten lassen. Schade eigentlich – oder auch nicht. Der Gott des Gemetzels hat das Wort …!

    Eislichter bei Dauerfrost

    Seit über zwei Wochen hatten wir hier im Norden Deutschlands Dauerfrost. Seit heute nun regnet es wieder und die Temperatur ist wieder etwas über dem Gefrierpunkt gestiegen. Damit ist sicherlich der Winter noch lange nicht zu Ende, nur unterbrochen. Von ihrer finnischen Freundin hat meine Frau eine Tradition übernommen, die in skandinavischen Ländern gepflegt wird: das Herstellen von Eislichtern (siehe auch meine früheren Beiträge: Eislichter und Dauerfrost & Eislichter).

    Eislichter

    Die Nächte im Winter sind in nördlichen Gefilden besonders lang. Da ist jeder Licht willkommen. Und Eislichter sind besonders schön, verbinden sie natürliche Gegebenheiten mit Kreativität und einem dafür geringen Maß an Aufwand:


    Eislichter – Tostedt 24.01.2013 (Musik: CyberCat – Heaven (Candlelight) Instrumental)

    Es gibt natürlich verschiedene Techniken zur Herstellung von Eislichter; die folgende ist die einfachste, wenn auch mit gewissen Risiken behaftet:

    Man benötigt dafür neben den Kerzen Eimer (vom Feudel- bis zum Farbeimer, auch die kleinen Eimerchen, die unsere lieben Kinder zum Sandbuddeln benutzen, eigen sich), Wasser und jede Menge Frost. Die Eimer füllt man mit dem Wasser und stellt sie hinaus. Nach ca. 48 Stunden Dauerfrost ist das Wasser bis auf den ‘Kern’ gefroren. Es kommt aber auf den Frost an und auf die Beschaffenheit der Eimer. Eimer mit dicker Wand benötigen längere Zeit; ist es knackig kalt, dann geht es schneller. Eigentlich logisch. Wichtig ist, dass das Wasser im Inneren nicht gefriert, dann sonst verbleibt kein Innenraum, in den die Kerze gestellt wird. Ist aber noch zu viel Wasser ‘nicht’ gefroren, dann sind die Außenwände zu dünn und zerbrechen leicht.

    Ist die richtige ‘Betriebstemperatur’ erreicht, dann stülpt man den Eimer um. Lässt sich der Eisblock im Inneren nicht ohne Weiteres lösen, so hilft man eventuell mit heißem Wasser von außen nach. Was der Boden des Eisblocks im Eimer war, bildet jetzt den oberen Teil. Dieser ist nämlich dünner und wird mit Hilfe eines spitzen Gegenstandes, Stichel, auch spitze Messer tun es, vorsichtig aufgehackt, damit man/frau an das Innere gelangt. Das sich darin befindliche Restwasser wird ausgeschüttet und kann für ein weiteres Eislicht benutzt werden. Jetzt stellt man nur noch ein entzündetes Lichtlein hinein. Voila: Fertig ist das Eislicht!

    Knapper Sieg für Rot/Grün in Niedersachsen

    Auch wenn es am Ende ganz knapp war, SPD und Grüne lösen mit einem Mandat mehr im niedersächsischen Landtag die bisherige schwarze-gelbe Regierung von David McAllister ab. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis hat Rot-Grün 12409 Wählerstimmen mehr als CDU/FDP erhalten.

    Dabei war nach Bekanntwerden der ersten Hochrechnungen die Freude bei der FDP groß. Mit am Ende 9,9 % erzielte sie ihr bisher bestes Ergebnis in Niedersachsen. Dass dieses Ergebnis nicht Lohn guter Politik ist, sondern allein durch Leihstimmen aus Reihen der CDU zustande kam, scheint die FDP nicht zu stören. Genützt hat diese bedenkliche Leihstimmenkampagne trotzdem nichts (bedenklich, weil hier eindeutig die gesetzlich festgelegte 5 %-Klausel hintergangen wurde – ob diese Sperrklausel noch zeitgemäß ist, ist ein anderes Thema). Frau Merkel wird es sich überlegen müssen, ob sie im Herbst bei der Bundestagswahl ebenfalls den Liberalen Leihstimmen zukommen lässt. Das gute Ergebnis der FDP täuscht nur darüber hinweg, dass Rösler, Westerwelle, Brüderle und Co. bisher nur überleben, weil sie am Tropf der CDU hängen. Todgeweihte leben leider oft länger, als man glaubt; die FDP hat aber trotzdem ausgedient.

    Nach den ersten Hochrechnungen, die zeigten, dass die FDP deutlich über 5 % liegt, ging ich davon aus, dass McAllister trotz der sich abzeichnenden Patt-Situation auch weiterhin die Regierung stellen wird, da mit zusätzlichen Überhangmandaten für die CDU zu rechnen war. Um so erstaunter war dann doch über den, wenn auch knappen Wahlsieg von SPD und Grüne. Interessant ist dabei, dass die CDU ihre 54 Sitze allein aus Direktmandaten (Erststimme) bezieht. Da Uwe Schünemann, noch amtierender Innenminister der CDU, seinen Wahlkreis Holzminden (Wahlkreis 20) an die SPD-Kandidatin Sabine Tippelt verlor, so wird er nicht im neuen Landtag vertreten sein.

    Vorläufiges amtliches Ergebnis der Landtagswahl am 20.01.2013

    Der Wahlkreis 52 Buchholz, zu dem auch Tostedt gehört, hat wie bereits 2008 natürlich wieder einmal rustikal schwarz gewählt: Herr Heiner Schönecke wird sich weiterhin bei Einweihungen, Grundsteinlegungen und Bürgermeistergeburtstagen in und um Buchholz und Tostedt satt essen und trinken dürfen. Hätten Grüne, Linke und Piraten auf Direktkandidaten verzichtet und stattdessen den SPD-Kandidaten wählen lassen, der ‚bewegende Heiner’ wäre erstmals in Bedrängnis gekommen.

    Landtagswahl Niedersachsen 2013: Wahlkreis 52 Buchholz

    Ergebnisse: Wahlkreis 52 Buchholz (Buchholz, Hollenstedt, Jesteburg, Tostedt)
    ErststimmenZweitstimmen

    Landtagswahlen in Niedersachsen 2013

    Morgen ist es soweit: In Niedersachsen finden die Wahlen zum 17. Niedersächsischen Landtag statt. Kann man den neuesten Umfragen trauen, dann läuft alles auf ein Patt zwischen Rot-Grün und Schwarz-Gelb hinaus: Ein Wahlkrimi wird es allemal.

    Für mich hat Herr Rösler und die FDP in Niedersachsen ausgedient. Ich denke, dass der FDP selbst Leihstimmen aus dem CDU-Lager nicht genügen werden, um in den Landtag einzuziehen. Auch die Linke und die Piratenpartei dürften es nicht schaffen. Dann wäre der Weg allerdings frei für die Ablösung der bisherigen Landesregierung unter David McAllister durch eine rot-grüne Koalition unter dem bisherigen hannoverschen Bürgermeister Stephan Weil. Alles hängt also am Ende von der FDP ab. Schlimm genug …

    Ich selbst wähle im Wahlkreis 52 Buchholz. Hier ist wie bisher zu befürchten, dass Herr Heiner Schönecke, CDU, das Rennen um das Direktmandat macht. Für die SPD tritt bei uns Udo Heitmann an, der mir bisher unbekannt geblieben ist. Aus der Ferne bekannt ist mir nur Gerret Bachmann von den Piraten, mit dem ich mich gelegentlich über Twitter austausche.

    ... dann doch lieber die Piraten!

    Für Spannung ist also gesorgt. Mit der Niedersachsenwahl dürften sicherlich auch die Weichen für die im Herbst stattfindende Bundestagswahl gestellt werden.

    siehe auch: Niedersächsische Landeswahlleiterin

    Requiem für vier Verstorbene

    Letzte Woche Donnerstag besuchte ich die Gräber meiner Eltern in Bremen auf dem Waller Friedhof (Eine Kerze für Opa Hermann und Eine Kerze für Oma Maria). An diesem Sonntag nämlich jährt sich bereits der Todestag meiner Mutter zum 2. Mal. Es war ungemütlich an dem Tag, da feucht und kalt.

    Nun erfuhr ich, dass genau an diesem Tag, den 10. Januar 2013, Claude Nobs, der Mitbegründer und Spiritus rector des Montreux Jazz Festivals, im Alter von 76 Jahren verstorben ist. Nobs war während einer Langlauf-Tour am Heiligabend gestürzt. Er musste im Universitätskrankenhaus in Lausanne operiert werden. Dabei fiel er ins Koma.

    Claude Nobs holte all die Größen der Musik, ob aus Jazz, Rock, Pop oder Klassik in die kleine Stadt Montreux am Genfersee. So war auch Ian Anderson mit seiner Gruppe Jethro Tull öfter beim Montreux Jazz Festival vertreten, 1970 zum ersten Mal, dann 2003 und zuletzt im letzten Jahr:


    Jethro Tull’s Ian Anderson & Claude Nobs, Montreux Jazz Festival 2012
    (3D-Version des Videos)

    Jethro Tull-Fans werden Claude Nobs außerdem durch seine Ansage am Anfang des Bursting Out-Livealbums kennen: «…herzlich willkommen in Festhalle Bern!»:


    Claude Nobs‘ Introduction to Jethro Tull

    Ian Anderson mit Claude Nobs & Keith Richard und Ron Wood von den Stones
    Ian Anderson mit Claude Nobs & Keith Richard und Ron Wood von den Stones


    Jethro Tull: Requiem (‘Minstrel in the Gallery’)

    Einen Tag vor dem Unfall von Claude Nobs verstarb Margret Schall im Alter von 71 Jahren. Frau Schall war jahrelang Lehrerin an der Grundschule in Tostedt. Bereits meine Frau hatte sie als Lehrerin. Dann war sie Klassenlehrerin meines älteren Sohnes. Frau Schall war mit Herz und Seele Pädagogin. Die Kinder mochten sie, dann sie war eher zurückhaltend, hatte aber eine natürliche Autorität und konnte die Kinder für vieles begeistern. Eine Trauerfeier fand bereits am 3. Januar 2013 in der Friedhofskapelle Tostedt statt.

      Todesanzeige: Margret Schall, Tostedt

    Neonazi-Laden in Tostedt schließt zum Monatsende

    Man mag es kaum glauben, aber Stefan Silar wird mit Ende dieses Monats seinen Neonazi-Laden in Tostedt schließen. Er habe den Mietvertrag aus freien Stücken gekündigt, der Online-Handel gehe nur solange weiter, bis er seine Restbestände los geworden ist. Es brauche auch niemand Angst haben, dass er woanders ein neues Geschäft eröffne, so Silar.

    Ist Silar auf dem Weg vom Saulus zum Paulus, wie es die Kreiszeitung – Nordheide Elbe&Geest Wochenblatt in seiner Ausgabe vom 12. Januar 2013 verkündet?

    aus: Nordheide Elbe&Geest Wochenblatt vom 12. Januar 2013

    Zunächst ist die Schließung nicht ganz so freiwillig, wie Silar meint. Der Vermieter, der zuvor vergeblich versucht hatte, die Immobilie, die Silars Ladengeschäft einschließt, zu verkaufen, wird künftig die Räume als Wohnungen nutzen.

    Mit Schließung des Ladens dürfte fürs erste der Treffpunkt der rechtsextremen Szene in Tostedt entfallen. Ob damit ‚das Problem’ allerdings auf lange Sicht gelöst ist, muss bezweifelt werden.

    Ob nun freiwillig oder nicht – Silar zieht sich als Galionsfigur der rechten Szene in Tostedt zurück. Über die Gründe kann nur spekuliert werden. Sicherlich ist ein Grund die manchmal bitter erfahrene Ausgrenzung Silars und seiner Familie in Tostedt. Natürlich ist es nicht hinzunehmen, wenn ein Kind der Familie Silar auf Betreiben anderer Eltern im Kindergarten isoliert bzw. von anderen Kindern gemieden wird, was ohne Zweifel geschehen ist. Dass man um Herrn Silar selbst einen großen Bogen macht, ist nicht verwunderlich, so lange dieser für ein Gedankengut einsteht, das nicht akzeptabel ist.

    Ob nun Herr Silar vielleicht ein in die rechtsextremistische Szene tätiger V-Mann ist, wie ich einmal an anderer Stelle spekuliert habe (Kleinkrieg in Tostedt?), und der jetzt ‚zurück gepfiffen’ wird, erscheint unwahrscheinlich, denn dann hätte er mehr Schaden in Tostedt angerichtet als Nutzen bewirkt. Aber wer weiß das schon. Heute ist vieles möglich, auch das schier Unmögliche.

    Was sind also die Gründe? Dazu müsste sich Stefan Silar schon selbst äußern. Von Einsicht oder gar Reue sehe ich bis heute nichts.

    Im Zusammenhang mit der Berichterstattung zur Schließung des Neonazi-Ladens wurde ich auf eine Stellungnahme von Herrn Erwin Hilbert aufmerksam gemacht, der „zu einem liebevollen Umgang mit sogenannten ‚schwarzen Schafen’ ermuntern“ möchte. In dem Web-Artikel „LIEBE gegen RECHTS!“ Der etwas andere Umgang mit politisch Andersdenkenden! führt das Erwin Hilbert näher aus.

    Nun Erwin Hilbert scheint Herrn Silar sehr gut zu kennen. Ob Stefan Silar und seine Familie die „wunderbaren und wertvollen Menschen“ sind, wie Hilbert behauptet, vermag ich nicht zu beurteilen. Seine Taten sprechen da doch eindeutig gegen ihn. Natürlich gestehe ich ihm zu, sich zu wandeln. Und sicherlich sollte er darin die Unterstützung finden, die man allen ‚Gestrauchelten’ angedeihen lässt. Also nichts gegen christliche Nächstenliebe. Nur fürchte ich, dass Herr Hilbert da einiges zu blauäugig sieht, um es gelinge auszudrücken. Meine Frau hat Herrn Hilbert in seinem Atelier „Hinterm Diekhof!“ in Tostedt kennengelernt und war doch etwas verwundert über ihn. Vielleicht muss man ‚etwas abgedreht’ sein, um Verständnis für Menschen wie Silar entstehen zu lassen. Wahrscheinlich fehlt mir das als ‚Gutbürger’, wie Herr Hilbert etwas kritischer denkende Menschen zu nennen pflegt. Gutbürger = Gutmensch, ein Terminus, den übrigens die rechte Szene gern verhöhnend verwendet.

    Stefan Silar, dass sollte doch betont werden, ist kein unbedarfter Mitläufer der Neonazis. Er hat sich aufgeschwungen zu einer regionalen Größe, hat sich als Obernazi feiern und bestaunen lassen – und hat im übrigen durch seinen Laden nicht schlecht daran verdient, ein Neonazi zu sein. Wer ein Gedankengut propagiert, das Menschenverachtung beinhaltet, es tut mir Leid, Herr Hilbert, kann für mich kein wunderbarer Mensch sein. Aber vielleicht steckt in Herrn Silar doch noch einiges Gutes, dass endlich seinen Weg nach Außen zu bahnen sucht. Herr Hilbert, helfen Sie Herrn Silar dabei. Vielleicht zeigt sich Herr Silar eines Tages auch mir und den Bürgern Tostedts als der wertvolle Mensch, den Sie bereits heute in ihm sehen.

    Noch eines am Schluss: Ich möchte mich zu einem Kommentar eines M[ichael] Grau in diesem Zusammenhang äußern, den ich so nicht stehen lassen kann: „Auch ist es einfach gegen etwas zu demonstrieren was andere vorgeben.“ Gemeint sind die über 1000 Tostedter Bürger, die im Februar 2012 gegen rechte Gewalt demonstriert hatten. Ich glaube kaum, dass man vielen von denen ‚etwas vorgeben’ muss, um gegen den rechten Spuk auf die Straße zu gehen. Es ist eine Verunglimpfung, die Sie da betreiben, M. Grau, die leider den Gepflogenheiten rechter Kreise sehr ähneln. Eher sind es die Rechten selbst, den von Leute wie Silar und z.B. auch Sebastian Stöber ihre Vorgaben erhalten (haben) und sich als blinde Mitläufer zeigen. Mich mit solchen Leuten verglichen zu sehen, ist dann doch ein sehr starkes Stück.