Kategorie-Archiv: Unsere Erde – unsere Welt

Schutz und Verschmutzung unserer Umwelt

Willi und die Swinging Sixties

Mitte der 60-er Jahre (des letzten Jahrhunderts) entstand ein modischer Trend, der auch die Kultur und die Politik beeinflusste und einen ganz besonderen Zeitgeist schuf: die Swinging Sixties, deren Mittelpunkt London als Swinging London war.

„Beginnend mit politischen Konflikten wie beispielsweise der Kubakrise und dem bereits schwelenden Vietnamkrieg setzte sich eine neue Sicht- und Denkweise in der Gesellschaft durch, welche sich in politischem Denken der Friedensbewegung, in der Kultur, der Mode und einem völlig neuen Freiheitsdenken äußerte. Indes zeigte sich ein Wechsel in der Musikszene, der gleichzeitig neue Modetrends setzte (Woodstock). Am engsten verbunden mit dem Begriff der Swinging Sixties dürfte allerdings die Londoner Straße Carnaby Street sein, welche in den 1960ern durch ihre unzähligen Mode- und Musikgeschäfte bekannt wurde und als ‚Trendmeile’ im westlichen Europa galt. Wer ‚hip’ oder Hippie sein oder einfach nur Drogen kaufen wollte, ging dort ‚shoppen’.“ (Quelle: de.wikipedia.org)


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Carnaby Street, London

Und Swinging London hatte ein Gesicht mit der magersüchtigen Twiggy, über die besonders die Modetrends gesetzt wurden. Twiggy Lawson ist bis heute im Geschäft.

Ich habe die Swinging Sixties als auslaufendes Modell erlebt, da ich mehr oder weniger einer Zwischengeneration (Mitte der 50-er Jahre geboren) angehöre, die nicht mehr der 68er-Bewegung zuzurechnen ist und noch nicht ganz der Boomgeneration (ab 1955 in Deutschland). Aus sozialpsychologischer Sicht gehöre ich wohl mehr den Baby-Boomern an, die in Deutschland als desillusioniert galten. Ihr Lebensmotto könnte man mit „Leben und leben lassen“ definieren. (siehe hierzu meinen Beitrag zum Roman von Georg Heinzen – Uwe Koch: Von der Nutzlosigkeit, erwachsen zu werden). Aber so ganz sind die Swinging Sixties (wie auch die sich daraus ableitenden 68-er) an mir nicht vorbeigerauscht.

Was waren die ‚Aushängeschilder’, die diese Zeit ausmachten? London als Mittelpunkt und dort der Stadtteil Soho mit der Carnaby Street als Modezentrum, in dem Minirock und Twiggy das Bild bestimmten, habe ich Anfang der 70-er Jahre besucht. So ganz mein Ding war das nicht. Mich interessierte in erster Linie die Musikszene der Stadt.

So gingen von London in den Swinging Sixties nicht nur die Mode- sondern auch die musikalischen Trends aus, die natürlich nicht nur in die USA, sondern auch zu uns nach Deutschland überschwappten. Der Beat-Club, ab 1965 von Radio Bremen produziert, war die Musiksendung für junge Leute schlechthin. Hier wurde die Musik gespielt, die sonst nur in der Londoner Musikszene zu hören war. In London selbst wurde der Marquee Club Dreh- und Angelpunkt dieser neuen Musik. Er diente vielen Gruppen als Sprungbrett ins internationale Musikgeschäft. Die Rolling Stones gaben dort am 12. Juli 1962 ihr erstes Konzert unter ihrem Bandnamen. Im Marquee Club traten Bands und Musiker auf wie Steamhammer, Jimi Hendrix, Iron Maiden, John Mayall mit Eric Clapton, Peter Green, Queen, Oasis, The Who, Pink Floyd, Marillion, The Nice, Rory Gallagher – und natürlich auch Jethro Tull, zunächst noch als „Navy Blue“. Schon mit der „John Evan Band“ hatte Ian Anderson zuvor im Marquee Club einen Auftritt. An meinem Geburtstag, den 2. Februar 1968, traten Ian Anderson und Co. dann als Jethro Tull zum ersten Mal auf.

So kam es dann auch, dass beim 8. National Jazz and Blues Festival vom 9. bis 11. August 1968 im Kempton Park Racecourse zu Sunbury die Gruppe Jethro Tull auftreten durfte (das Festival wurde 1961 vom Gründer des Londoner Marquee Club, Harold Pendleton, ins Leben gerufen) und ihren ersten großen Erfolg feierte.

Aber ich schweife ab. Nur soviel: Leider ist der Marquee Club seit 2008 nur noch Geschichte. Immerhin habe ich es Ende der 70-er Jahre wenigstens einmal besucht und bei einem gepflegten Ale die Hardrockgruppe UFO sehen und hören dürfen. Auch das war zwar nicht so ganz mein Ding. Trotzdem genoss ich den Aufenthalt in dem für die Rockmusik geschichtsträchtigen Räumlichkeiten (damals wie zu Zeiten der Auftritte von Jethro Tull in der Wardour Street No. 90).

Später, Anfang der 80-er Jahre besuchte ich dann mit einem Kumpel noch den 100 Club in der Oxford Street (Hausnummer 100, daher der Name). Ebenfalls ein geschichtsträchtiger Ort (siehe hierzu auch meine Beiträge Was ist bloß mit Ian los? Teil 2: Wie ich zu Jethro Tull kam und Ska im Park). Hier traten all die Blues-Größen auf, die großen Einfluss auf die Musikszene der Swinging Sixties hatten. Hier wurde mit dem ersten 100 Club Punk Festival am 20. und 21. September 1976 auch der Punk gewissermaßen hoffähig.

Wer sich heute an die Swinging Sixties erinnert (erinnern kann), denkt natürlich vor allem an den Minirock, Anfang der 60-er Jahre von der Modedesignerin Mary Quant kreiert. Und natürlich an Twiggy, dem ersten internationalen Superstar unter den Models. In diesen Jahren (ab 1962) kamen dann auch die James Bond-Filme ins Kino. Meinen ersten Bond-Film sah ich übrigens 1967 in Schweden. Es muss „Feuerball“ gewesen sein, denn „Man lebt nur zweimal“ kam erst im Herbst 1967 in die Kinos. Es war in Stockholm (im Original mit schwedischen Untertiteln!), wo ich mit meiner Schulklasse zwei Wochen anlässlich eines Schüleraustauschs weilte. Erwähnenswert ist, dass Schweden kurz zuvor vom Links- auf Rechtsverkehr umgestellt hatte, was z.T. für chaotischen Verhältnissen auf den Straßen sorgte.

Und ohne Zweifel darf und werde ich meine Lieblings-TV-Serie Avengers (Mit Schirm, Charme & Melone) hier nicht vergessen. Auch die gehört spätestens mit der 4. Staffel (John Steed und Emma Peel), die ab Ende 1966 im deutschen Fernsehen zu sehen war, zu dem Bild, das die Swinging Sixties (nicht nur) bei mir geprägt haben. Im Jahr 1967 gab es so ein Fotoshooting, bei dem die Stilikonen dieser Jahre vereint abgebildet wurden: Patrick Macnee, der John Steed in der Serie verkörperte, zusammen mit Twiggy (Diana Rigg wurde gesondert abgelichtet). Die Aufnahmen erfolgten in den Teddington Studios zu London und präsentieren die neuen Entwürfe zu „Avengers by Pierre Cardin and Alun Hughes. Fotos: Terry O’Neil (hier weitere Fotos mit Twiggy & Steed). Die Klamotten, die Diana Rigg als Emma Peel trug, verkauften sich nämlich auch nicht schlecht.

    Twiggy und John Steed (Patrick Macnee) 1966 bei einem Mode-Fotoshooting

Von dem Fotoshooting gibt es auch ein kleines Video bei British Pathé (britishpathe.com): Avengers meet Twiggy 1967 (Rigg’s new rigs – [Diana] Riggs neue ‚Ausrüstung’):

    Avengers meet Twiggy 1967 (Rigg’s new rigs)

Die Swinging Sixties endeten, wenn man so will, mit Monty Python, die ihren Flying Circus 1969 ins britische Fernsehen brachten. Während ich Paris und Madrid nur einmal bisher besucht habe (Rom habe ich nicht einmal aus der Ferne gesehen), war ich in London unzählige Male (das letzte Mal ist allerdings schon etwas her: 1996 war ich dort mit dem älteren meiner beiden Söhne, er war damals gerade fünf ½ Jahre alt und begeisterte sich für Peter Pan und Dinosaurier, da war London durchaus das Richtige – immerhin war ich ja 2005 mit meiner Familie u.a. in Edinburgh). Es ist natürlich nicht die Stadt also solche, die mich interessiert, sondern das typisch Britische mit seinem schwarzen Humor, seiner Musik und dieser besonderen Mentalität der Menschen, die irgendwo zwischen Unterstatement und weltmännischer Arroganz angesiedelt ist. Viele Briten (Engländer, sonders aber Schotten und Waliser) mögen London eigentlich nicht so sehr. Denen ist die Stadt einfach zu groß, alles dort zu teuer und wahrscheinlich auch zu ‚bunt’. Hier habe ich aber zum ersten Mal kennen gelernt, was multikulturelle Vielfalt ist. So etwas wie z.B. Chinatown gab es nicht (und gibt es auch heute noch nicht) bei uns. Hamburg und München sind sicherlich ganz schöne Städte. Aber eine Weltstadt wie London ist keine von beiden. Berlin kommt vielleicht an die englische Hauptstadt einwenig heran. Natürlich ist mir klar, dass es ein großer Unterschied ist, in einer Stadt wie London (oder Berlin) Urlaub zu machen oder dort zu arbeiten und zu leben.

Meine Fresse: Da wollte ich eigentlich nur so einen kleinen Beitrag zu den Swinging Sixties schreiben und bin wieder einmal vom Hundertsten ins Tausendste gekommen.

Das Tote Meer trocknet weiter aus

Der tiefste Landpunkt der Erde liegt jetzt noch tiefer: Das Niveau des Toten Meeres liegt inzwischen 427,71 Meter unter Meereshöhe, meldet der Hydrologische Dienst in Jerusalem. Der Wasserspiegel des Salzmeeres sei in den vergangenen zwölf Monaten um 1,04 Meter gesunken, allein im November um 14 Zentimeter. Zuletzt sank der Meeresspiegel durchschnittlich einen Meter pro Jahr. 1970 befand er sich noch 395 Meter unter Normalnull, also rund 33 Meter höher als heute.

    Das Tote Meer

Grund für das Absinken ist die Wasserentnahme aus dem Jordan, dem Hauptzufluss, und weiterer Zuflüsse für die landwirtschaftliche Bewässerung und industrielle und zum Teil auch für die private Wasserversorgung. Folglich gelangt immer weniger Frischwasser in den Salzsee. Zudem lähmt auch der israelisch-palästinensische Konflikt und das ohnehin politisch angespannte Verhältnis zwischen Israel und Jordanien die Bereitschaft zu einer Lösung des Problems (siehe hierzu auch den Beitrag auf hagalil.com mit abweichenden Zahlen).


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Bereits vor einigen Jahren berichtete ich hier vom Schrumpfen des Aralsees und schrieb:

Der Aralsee ist kaum wieder zu erkennen, wenn man aktuelle Luftbilder mit vierzig Jahre alten Karten vergleicht. Heute hat der Aralsee nicht einmal mehr die Hälfte der ursprünglichen Ausdehnung (früher war er einer der größten Seen unsere Erde mit über 65.000 qkm). Eine Fläche so groß wie die Schweiz ist trocken gefallen. Das Wasservolumen ist sogar auf einen Fünftel von früher geschrumpft. Und der Grund: Bewässerung der Felder zur Produktion von Baumwolle für unsere Kleider. Dabei werden besonders die Zuflüsse zur Bewässerung umgeleitet. Mittlerweile ist der abflusslose Aralsee in mehrere Teile zerfallen.

Aber es soll Hoffnung geben: Seit einigen Jahren versucht man den kleineren (nördlichen) Teil des Aralsees wieder zum Leben zu erwecken. Deshalb wurde ein Damm gebaut. Dieses Projekt brachte bereits erste Erfolge: Die Fischbestände haben wieder ein wirtschaftlich relevantes Maß erreicht, so dass nun wieder Fisch exportiert werden kann. Weitere Resultate sind vermehrte Regenwolken und Veränderungen am Mikroklima, die eine Verbesserung im landwirtschaftlichen Sektor erwarten lassen.

siehe auch: Schmelzende Gletscher

Endlich wieder Urlaub: Herbsturlaub 2013

„Ich geh‘ im Urwald für mich hin… Wie schön, daß ich im Urwald bin: man kann hier noch so lange wandern, ein Urbaum steht neben dem andern. Und an den Bäumen, Blatt für Blatt, hängt Urlaub. Schön, daß man ihn hat!“

Heinz Erhardt: Urlaub

Okay, Heinz Erhardt kalauerte schon ziemlich stark, aber sein kurzes Urlaubs-Gedichtchen ist am Ende sehr einprägend. Ja, schön, dass man Urlaub hat, um einmal Arbeit Arbeit sein zu lassen und sich zu erholen. Da ich den Herbst besonders mag, mache ich auch in dieser Jahreszeit gern Urlaub. Und da gehe ich schon gern durch den Wald, wenn’s auch kein Urwald ist. Besonders die sich färbenden Blätter beeindrucken jedes Jahr aufs Neue.

    Urlaubstiet is wedder do(r) ...!

Mit dem Niederdeutschen, auch Plattdeutsch genannt, habe ich meine Probleme. Mit dem Sprechen ist es alles andere als toll. Und das Verstehen, wenn es jemand spricht, klappt auch nicht immer so ganz. Wenn ich es aber lese, dann geht es eigentlich ganz gut. Trotz mancher Schwierigkeiten liebe ich das Plattdeutsche. Außerdem ist Platt und Platt auch nicht immer das Gleiche. Dafür gibt es zwischen Kleverland und Nordmark zu viele unterschiedliche niederdeutsche Mundarten.

Meteorologisch haben wir ja bereits seit fast fünf Wochen Herbst (ab 1.9.). Wir sind also schon mittendrin. Astronomisch gesehen ist es noch nicht so lange her (ab 22.9.). Ich weiß auch nicht genau warum, aber Herbst löst bei mir ‚eigentümliche’ Gefühle hervor. Irgendwie fühle ich mich sanfter, weicher gestimmt. Das liegt sicherlich an den gesättigt herbstlichen Farben, die ich eben mehr mag als das Knallbunte. Und irgendwie weicher klingt ja auch das Plattdeutsche. In Platt lässt es sich viel leichter schimpfen als auf Hochdeutsch ( … de olte Schiet allerwegens!).

Also Herbst und Plattdeutsch. Wer vielleicht noch nicht so richtig in Herbststimmung ist (ohne Urlaub gut möglich), dem hilft vielleicht eine kurze Pause, dazu ein Becher heißen Tee und ein kleiner Auszug aus einem niederdeutschen Gedicht, die Herbstmonate September bis November betreffend:

September kümmt, de Sommer geiht, hell lüchen all de Steern,
an’n Avend gaht dörch uns’e Straat de Kinner mit Latern.

Oktoberwind, wat stürmt he dull un lett de Drachen flegen!
Dat is in’n Harvst för Jung un Oolt en bannig groot Vergnögen.

Ganz ungemütlich stellt sik in de trurige November,
de Daag sünd gries, de Stimmung ok — doch bald schon kümmt Dezember.

aus: De Kalenner vun Liane Breiholz

Hell leuchten also die Sterne und die Kinder gehen abends mit ihren Laternen durch die Straßen. Im Oktober weht der Wind stark und lässt die Drachen fliegen. Das ist im Herbst für alle ein sehr großes Vergnügen. Die Tage im traurigen November sind trüb, die Stimmung auch … So schwer ist Plattdeutsch nicht zu verstehen, oder?

    Herbst in Tostedt

Dem Herbst, besonders in seiner pflanzlichen Ausprägung, habe ich in diesem Blog schon manchen (meist kurzen) Beitrag gewidmet. Wer noch einmal Zurückblättern möchte, dann bitte hier …

Herbstzeit – Kürbiszeit

Herbsturlaub 2009: Bild des Tages (1)
Herbsturlaub 2009: Bild des Tages (3)
Herbsturlaub 2009: Bild des Tages (4)
Herbsturlaub 2009: Bild(er) des Tages (5)

Herbstimpression: Tostedt 2009
Herbst in AlbinZ Garten – September 2011
Dahlien, die Herbstblumen

Lose Blattsammlung Herbst 2012 (1)
Lose Blattsammlung Herbst 2012 (2)
Lose Blattsammlung Herbst 2012 (3)
Durch Wald, über Feld & Wiesen – Herbst 2012

Klaus Höppner, ein Orient-Romantiker

In jungen Jahren habe ich wie viele andere Jungen Karl May gelesen. Und wie schon geschrieben, interessierten mich die Orient-Abenteuer mehr als die Abenteuer von Winnetou und Co. im Wilden Westen.

Wüsten, besonders Sandwüsten, üben eine ungewöhnliche Faszination aus. Wer zur Abendstunde, wenn die Sonne untergeht, über eine Sanddüne wandert, erlebt einen Wechsel der Farben, wie man diesen sonst nirgendwo erlebt. Strahlt der rote Sand zunächst noch im knalligstem Rot, so wechselt dieser urplötzlich in einen grau-roten Farbton, so als stürbe die Wüste. So schrieb ich einmal, um zu begründen, warum ich die Wüste zu meinen Lieblingsplätzen zähle.

In der Wochenendausgabe unseres Wochenblattes Nordheide erschien nun ein Bericht über Klaus Höppner, der „auf seinen ausgedehnten Reisen nach Afrika und Asien … insgesamt 7.000 Kilometer … während verschiedener Reisen in den Jahren 1976 bis 1987 meist auf dem Kamelrücken zurückgelegt [hat]. Er durchquerte die Thar-Wüste in Indien und die Nubische Wüste in Ägypten, begleitete die Salzkarawanen der Tuareg im Niger, trieb Kamele vom Sudan nach Ägypten und fuhr in Mali mit einer Piroge auf dem Niger bis Timbuktu.“

Schon als Kind habe ihn diese fremde Welt fasziniert. Das kann ich also sehr gut nachempfinden. Und es ist bereits viele Jahr her, meine Söhne waren noch klein, da zeigte uns Klaus an einem längeren Nachmittag einen kleinen Teil seiner Bilder (Dias) von seinen Reisen. Er hat dabei ein seltenes Talent die endlos vielen Geschichten und Anekdoten auf spannende und plastische Weise zu erzählen.

Von einer dieser Reisen mit einer Kamelkarawane durch den Sudan hat er auch vor langer Zeit ein Buch veröffentlicht: Cowboys der Wüste. Im Klappentext dazu heißt es: Wie die Cowboys im Wilden Westen treiben die Kameltreiber ihre Kamelkarawane quer durch den Sudan nach Ägypten. Klaus Höppner war einer von ihnen.Während des 1000 km langen Rittes lernte er Hitze und Kälte, Hunger und Krankheit kennen und überlebte nur, weil er sich den Bedingungen der Karawane total unterwarf. Sein fesselnder Bericht vermittelt einen lebendigen Eindruck von Land und Leuten und beweist, daß Reisen auch heute noch ein Abenteuer sein kann.

    Klaus Höppner: Cowboys der Wüste

So ganz glücklich ist Klaus Höppner nicht mit dem Bericht in der Zeitung. Zum einen sind es nicht Hunderte von Dias, die er auf seinen Reisen zwischen 1976 bis 1987 gemacht hat, sondern über 15 Tausend. Zum anderen hatte er neben dem im Bericht Erwähnten von zwei Reisen erzählt, die ihn besonders beeindruckt hatten. Davon leider kein Wort.

7.000 Kilometer durch die Wüste: Unterwegs mit der Salzkarawane im Niger © Klaus Höppner
Unterwegs mit der Salzkarawane im Niger © Klaus Höppner

Klaus Höppner ist nun dabei, diese vielen Dias zu sichten und zu Fotobüchern zu seinem ‚eigenen Vergnügen’ zusammenzustellen. Geplant sind 24 Bücher; sieben davon, beginnend mit den besonders außergewöhnlichsten Reisen, sind bereits fertig. Es ist eine mühevolle Arbeit. Viele Dias müssen vom Staub gefreit und dann am Computer nach dem Scannen aufarbeitet werden. Leider haben die Dias im Laufe der Jahre auch farblich gelitten und sind blaustichig geworden. Während der Reisen hat er natürlich Tagebuch geschrieben. Abends am Lagerfeuer schrieb er, das Büchlein auf den Knien gelehnt, seine Erlebnisse des Tages nieder, manchmal nur Stichworte, denn viel Zeit blieb ihm nicht zum Schreiben. Nach den vielen Jahren ist es heute ein besonderes Problem, das damals Niedergeschriebene wieder zu entziffern.

Klaus Höppner ist ein eher stiller Typ. Aber wenn er auf seine Reisen zu sprechen kommt, dann blüht er auf und erzählt mit einer Lebendigkeit, als wäre das Geschehene erst vor kurzer Zeit passiert. Es muss ein kaum zu beschreibendes Gefühl sein, wenn in einem die für einen Europäer ungewöhnlichen Erlebnisse wieder wach werden. Wer einmal die Wüste ‚erlebt’ hat, den lässt sie das weitere Leben nicht mehr los.

Der Papst geht

Natürlich war auch ich erstaunt, als ich der Meldung las: Der Papst tritt zurück. Am Rosenmontag kann man das schon für einen Scherz halten. Wie viele dachte ich, ein Papst tritt nicht zurück, der stirbt und dann kommt ein neuer. Nun mit Päpsten habe ich nicht viel am Hut, auch wenn in diesem Blog das Wort Papst öfter vorkommt, als ich dachte (Literaturpäpste gibt es ja auch noch).

Aber ich habe schon einige Wort gefunden, als 2005 der erste polnische Papst Johannes Paul II starb (Noch ist Polen nicht verloren) – und nach über 480 Jahren erstmals wieder ein Deutscher zum Papst erkoren wurde: Habemus papam: Benedikt XVI.

Zum 28. Februar nimmt also Benedikt XVI seinen Pileolus, sein Scheitelkäppchen, und zieht sich in ein Kloster zurück. Dieser Entscheidung kann man nur Respekt zollen. Aber ich denke, dass es auch Zeit wird.

Als er vor fast acht Jahren zum Papst gewählt wurde, schrieb ich:

Bei aller Freude besteht bei vielen Skepsis, denn Benedikt XVI ist als konservativ bekannt, als Bewahrer der reinen Glaubenslehre, die sich entgegen jedem Modetrend zu bewähren hat.

Aber in bestimmten Dingen muss sich der neue Hirte über eine Milliarde Menschen doch fragen lassen, ob auch unabhängig vom Zeitgeist Änderungen überholter Ansichten notwendig sind.

Die Skepsis besteht bis heute zurecht. Aus religiöser Sicht war Benedikt XVI sicherlich ein guter Papst. Und sicherlich hat er sich für den Frieden auf unserer Erde eingesetzt. Aber als Hirte so vieler Menschen mit all ihren menschlichen Bedürfnissen im Diesseits vermochte er keine befriedigenden Änderungen überholter Dogmen der katholischen Kirche durchzusetzen. Für uns alle bleibt die katholische Doppelmoral unübersehbar sichtbar. Der sexuelle Missbrauch durch kirchliche Würdenträger wurde bisher nur unzurechend aufgearbeitet.

Jetzt wird über einen Nachfolger spekuliert. „Als geeignete Nachfolger werden unter anderem der Mailänder Erzbischof Angelo Scola (71) und die beiden Afrikaner Peter Turkson (64) aus Ghana und Francis Arinze (80) aus Nigeria genannt. Auch Kardinal Marc Ouellet (68) aus Quebec und dem New Yorker Erzbischof Timothy Dolan (63) werden Chancen eingeräumt. Aus Lateinamerika werden der Erzbischof von Sao Paulo, Kardinal Otto Scherer (63), und Kurienkardinal Leonardo Sandri (69) aus Argentinien genannt. Aus Asien gilt der philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle (55) als ‚papabile’, also als möglicher Papst.“ (Quelle: heute.de).

Wer es auch sein wird, die Erwartungen sind hoch: Das neue Kirchenoberhaupt muss offen für die Welt sein und der Katholizismus wieder an Bodenständigkeit gewinnen.

Single Malt

Während meines Urlaubs im Jahre 2005 mit meinen Lieben in Schottland besuchten wir natürlich auch eine Whisky-Brennerei – in Keith das Stammhaus von Chivas Regal, die Strathisla Distillery (siehe auch bei de.wikipedia.org). Diese Destillerie gehört zur Region Speyside (allein in Dufftown, der Whiskyhauptstadt der Speyside, das in der Nähe von Keith liegt, gibt es wohl auch heute noch sieben Brennereien, daher der Spruch: „Rome was built on seven hills, Dufftown stands on seven stills.“ – „Rom wurde auf sieben Hügeln erbaut, Dufftown steht auf sieben Brennblasen“).

Im meinem Beitrag Schottland 2005: Whisky habe ich kurz beschrieben, wie Whisky hergestellt wird. Scotch Whisky darf sich ein Destillat nennen, das in einer schottischen Destillerie hergestellt wurde, mindestens 40 Volumenprozent Alkoholanteil hat und mindestens drei Jahre in Eichenholzfässern unter Zollverschluss in Schottland gereift ist. Es gibt drei Arten von schottischen Whisky: Grain Whisky, der aus Weizen, ungemälzter Gerste und anderen Getreiden (u.a. auch Mais) gebrannt wird. Meist wird dieser Whisky verschnitten, also zu Blended Whisky verarbeitet. Ein Blended Whisky ist eine Mischung (Verschnitt) aus mehreren verschiedenen Whiskys. Ein Blend kann Whiskys aus über 50 verschiedenen Malt und Grain Brennereien enthalten. Dabei ist der Anteil von Malts gegenüber den Grains aus Kostengründen meist sehr gering, diese bringen aber den Charakter und die Aromen in den Whisky, die den Blend prägen. Die Krönung ist natürlich der Whisky aus gemälzte Gerste, der Malt Whisky.

Der Malt Scotch Whisky untergliedert sich in den Vatted Malt Whisky (heute eher als Blended Malt Whisky bezeichnet), dessen Destillate aus mehreren Brennereien stammen, und den Straight Malt Whisky, dessen Destillate aus nur einer Brennerei stammen. Im Gegensatz zum Blended Scotch Whisky hat jeder Malt Whisky einen eigenen und arttypischen Geschmack, der sich nach der Herkunft, dem Jahresklima und der Reifung richtet. Whiskykenner schätzen diesen, da er bei gleichem Markenproduktnamen je nach Jahrgang und Reifeklima des Getreides immer eine andere Geschmacksvariante bietet.

Der Straight Malt Whisky unterteilt sich in

Single Malt (ausschließlich aus den Produkten einer Destillerie)
Single Single Malt (aus einem Brenndurchlauf)
Pure Single Malt (ein Destillat, mehrere Fässer)
Single Cask Malt (aus einem Fass, also eine stark limitierte Abfüllung) – die Flaschen sind oft einzeln nummeriert.

Ja, es ist schon eine eigene Wissenschaft, das Wissen um schottischen Whisky (von der Herstellung ganz zu schweigen). Aber warum schreibe ich das hier? Ich bin doch um einiges davon entfernt, ein Säufer zu sein. Zum einen habe ich ein durchaus positives Verhältnis zu Getreide und damit zu Getreideprodukten. Brot besteht nun einmal aus Getreide, meist aus Weizen – und bei uns oft auch aus Roggen und sogar Gerste. Deutschland ist ein Paradies für Brotliebhaber (wie mich). Nirgendwo gibt es wohl so viele Brotsorten wie bei uns. So ist es auch kein Wunder, wenn Deutschland und speziell Bayern ein Bierland ist. Bier wird nicht umsonst spöttisch gern Gerstensaft genannt, denn bekanntlich bestehen die meisten Biersorten aus Wasser, Hopfen und – Gerstenmalz. Okay, auf der Isle of Skye habe ich einmal ein Haferbier getrunken, das übrigens sehr lecker und von goldener Farbe war (Hebridean Gold). Wie an anderen Stellen in diesem Blog verkündet, mag ich besonders Bockbiere (natürlich in Maßen, nicht in Massen). Und deren Geschmack wird besonders durch Gerstenmalz geprägt.

Zum anderen aber schreibe ich hier über schottischen Whisky und speziell Single Malt, weil ich von meinen Söhnen zu Weihnachten eine kleine Holzkiste mit neun verschiedenen Whiskyprobierfläschchen bekommen habe. Die sind natürlich bisher noch unberührt, denn ich werde Schluck für Schluck von dem edlen Zeugs (oder wie der Schotte sagt: a wee dram of whisky) nur zu besonderen Anlässen genießen. Und genau dafür sollten solche Spirituosen sein, nämlich um genossen zu werden, nicht um sich zu betrinken (auch wenn mein Bruder spaßeshalber behauptete: „Halb besoffen ist ’rausgeschmissenes Geld!“).

Bevor ich aber auf die neun kleinen Fläschlein und deren Inhalt zu sprechen komme, doch noch einige Worte zum Whisky:

„Das Wort Whisky, erstmals 1736 erwähnt, leitet sich vom Schottisch-Gälischen uisge beatha ab oder vom Irischen uisce beatha (gesprochen: ischke baha oder ischke ba) und bedeutet Lebenswasser (uisge / uisce = Wasser, beatha = Leben). „Wasser des Lebens“ heißt uisge / uisce na beatha. Die anglisierte Form usquebaugh hat sich aus der gälischen Ausspracheform uskeba entwickelt, wie man es oft auch in Schottland, Irland und Wales bei Ortsnamen vorfindet, wird aber heute uskvebaw (‚u‘ wie in cut, ‚aw‘ wie in law) oder yuskibaw gesprochen. Andere Schreibweisen sind usqu(a)ebach und usquaebae. Der Begriff war bereits im 16./17. Jahrhundert geläufig. Die Engländer anglisierten das gälische Wort uisge beatha zu dem heute gebräuchlichen Wort „Whisky“. Man verstand darunter aber nicht nur Whisky im heutigen Sinne, sondern auch andere Brände mit Würzzusätzen.“ (Quelle: de.wikipedia.org)

Zum schottischen Whisky (und natürlich nicht nur zu dem) gibt es im Internet viele Websites mit weiteren Informationen – sogar ein Whiskywiki; unter scotchwhisky.net/malt/ bzw. whisky.com/brands/ alles über heute produzierten schottischen Single Malt. Und de.wikipeadia.org informiert über Whiskey-Brennereien in Schottland.

Hier nun aber zu dem besonderen Geschenk, das mir meine Söhne zu Weihnachten gemacht haben:

Single Malt – schottischer Whisky

Wie gesagt, verkostet habe ich die Whiskyproben noch nicht. Aber allein der ‚Anblick’ hat ja schon etwas. Hier zu den einzelnen Whisky-Sorten die wichtigsten Informationen – und über die Links erfährt man dann noch einwenig mehr:

Nr Gebiet Destillerie Reifezeit/Vol.-% Besonderheiten
1 Arran Isle of Arran 3 Jahre/40 % junger, unkomplizierter Einsteiger-Whisky
2 Lowland [vatted Malt] 1 11 J./40 % mild, rund, angenehmer Körper, gut als Aperitif
3 Islay Bowmore 13 J./43 % torfig-rauchige Aromen mit sanfter Süße
4 Speyside Aultmore 15 J./43 % feine Frucht, dezente Bitternote, mineralisch
5 Highland Ben Nevis 15 J./43 % fruchtig-süß, etwas pfeffrig, milder Abgang
6 Highland Fettercairn 15 J./40 % malzig-süß, zart nussig, langer Abgang
7 Islay Bunnahabhain 20 J./41 % deutlich rauchig, fruchtig mit malziger Süße, leicht pfeffrig
8 Speyside Benrinnes 11 J./62,6 % ölig, samtig, weich mit schöner Honig-Süße (Cask Strength) 2
9 Highland Teaninich 29 J./43 % komplexe Aromen, ein wunderbarer Whisky für besondere Momente
    1 Blended Malt Whisky (auch Vatted Whisky oder Pure Malt): Der Whisky stammt aus den Fässern unterschiedlicher Destillerien und wurde vollständig aus gemälzter Gerste hergestellt.
    2 Cask strength (Fassstärke): Einem Whisky wurde vor der Abfüllung kein Wasser mehr zugesetzt. Der Alkoholgehalt dieser Whiskys ist unterschiedlich, da er je nach Lagerungsdauer, Umweltbedingungen, der Qualität des Fasses und nicht zuletzt auch nach Alkoholgehalt des Ursprungsdestillats variiert.

Übrigens: Auch ‚die Engel’ bekommen ihren Anteil bei der Whisky-Herstellung: ‚angels share’: Der angels share (Anteil der Engel) ist der Verlust von Alkohol aus den Holzfässern während der Reifung. Durch die Lagerung der Holzfässer verringert sich der Alkoholgehalt um einige Prozent.

Fütterung der Vögel in AlbinZ Garten

Bei uns im Garten zwitschert es auch im Winter. Meine Frau hat zwei Futterhäuschen für die Vögel aufgebaut und daneben Futterquellen für die Meisen und andere kleinere Vögel aufgehängt. So kommen zu bestimmten Zeiten (man könnte wohl die Uhr danach stellen) die unterschiedlichsten Piekmätze, um sich ihr Futter abzuholen. Bei den Futterhäuschen bedienen sich meist die größeren Vögel wie Amseln. Ein Futterhaus wurde schon einmal von einem Amselpärchen als Nest genutzt.

An den hängenden Futterquellen finden sich fast ausschließlich Meisen ein, Blau- und Kohlmeisen und seltener die besonders kleinen Schwanzmeisen, die meist wie Kolibris die Nahrung im Flug aufnehmen. Rotkehlchen haben wir allerdings auch schon beobachtet. Blau- und Kohlmeisen habe ich letzten Sonntag filmisch beim Fressen festgehalten:


Meisen in AlbinZ Garten (06.01.2013)

Kurt Grobecker: Alstergeschichten

Gestern war ich gewissermaßen auf dem Jungfernstieg in Hamburg spazieren. Diese Flaniermeile grenzt an die Binnenalster, den kleineren, südlichen Teil des Alstersees, der einen großen Teil des innerstädtischen Gebiets von Hamburg einnimmt. Der Alstersee (bestehend aus Binnen- und Außenalster) prägt Hamburg auf besondere Weise. Zu Weihnachten bekam ich nun von meiner Frau ein Buch mit interessanten Geschichten samt Informationen zur Alster geschenkt: Alstergeschichten: Kleine Laudatio auf Hamburgs große Liebe – Edition Temmen 2011, Bremen.

„Alles begann mit einem Rechenfehler: Als die Hamburger im Mittelalter einen Staudamm anlegen wollten, um mehr Wasser auf die Alstermühle des Müllers Hein Reese zu lenken, verkalkulierten sie sich und es kam zu einer Riesenüberschwemmung. Innerhalb kurzer Zeit stand ein weites Gebiet nordöstlich der Hansestadt von Rotherbaum bis Uhlenhorst unter Wasser. Wie der so entstandene Stausee, der den Stadtrat damals horrende Entschädigungen kostete, im Laufe der Jahrhunderte zu einem Herzstück der Stadt wurde, erzählt Grobecker unterhaltsam und pointenreich in diesem Büchlein. Wer die Lektüre einmal begonnen hat, wird sie höchstens unterbrechen, um die liebevoll geschriebenen Geschichten direkt vor Ort am Alsterufer auszulesen.“
(aus dem Klappentext)

Die Alster ist also eigentlich „ein erbärmliches Gesellenstück mittelalterlicher Wasserbauingenieure!“

„Doch wie kam es, dass sich der durch ein Unglück entstandene Alstersee im Laufe der Zeit zu einer topografischen Attraktion entwickelte, für die Hamburg von vielen anderen Städten beneidet wurde? Was hatte Heinrich Heine im Blickfeld, wenn er vor rund 190 Jahren auf der Terrasse des Alsterpavillons saß? Und wie hat sich seine Aussicht von damals bis heute verändert? Wie kamen die Alsterschwäne auf den See? Und können ‚Elbhanseaten’ auch ‚Alstermenschen’ sein?

Diesen Fragen geht Kurt Grobecker in seinem Büchlein ‚Alstergeschichten – Kleine Laudatio auf Hamburgs große Liebe’ auf den Grund.“ (Quelle: hamburg-magazin.de)

Der Autor schreibt einen sehr saloppen Stil und weist sich als Kenner Hamburgs in mehr als 70 Büchern über die Hansestadt und seine Geschichte aus. Kein Wunder, war er lange Zeit Leiter des Ressorts „Hafen und hamburgische Geschichte“ beim NDR und dort u.a. verantwortlich für das Hamburger Hafenkonzert, die älteste Live-Hörfunksendung der Welt.

Wie erwähnt gibt es von Kurt Grobecker noch viele andere Bücher zu Hamburg, die mir für den Interessierten der Hansestadt an Elbe und Alster lesenswert erscheinen.

Christian Hanke: Hamburgs Straßennamen erzählen Geschichte

Über 12 ½ Jahre habe ich in Hamburg gewohnt (Wo Willi wohnte) und seit über 30 Jahre arbeitet ich in Hamburg. Die Hansestadt steht also schon lange im Mittelpunkt meines Lebens. Trotzdem, die Hamburger mögen mir verzeihen, kann ich die kritiklose Bewunderung der Bewohner für ihre Stadt nicht ganz teilen. Da gibt es Städte (auch in Deutschland), die mir einen Tick mehr gefallen. Vielleicht waren die rund 25 Jahre in Bremen so prägend, sodass ich immer noch einen heißen Draht zu dieser anderen Hansestadt (die mit dem Schlüssel zum Hamburger Tor der Welt) habe. Aber das ist ein Thema für sich. Im Beitrag Hanseatische Rivalität habe ich das schon einmal kurz angerissen.

Natürlich ist Hamburg eine schöne und interessante Stadt. Nur für ganz so weltstädtisch, wie sie sich gern ausgibt, halte ich sie nicht. Da fehlt dann doch noch ‚een lütt beden’ (ein klein bisschen). Das heißt natürlich nicht, dass mich Hamburg en détail nicht interessiert. Zu Weihnachten 2011 hat mir meine Frau das Buch Hamburgs Straßennamen erzählen Geschichte: Mit Stadtteilrundgängen, Karten, Fotos und den neuesten Straßen – Medien-Verlag Schubert, Hamburg – 4. überarbeitete und ergänzte Auflage 2006 – von Christian Hanke geschenkt, dass ich im Laufe des letzten Jahres nicht nur durchgeblättert, sondern vollständig gelesen habe.

„Nach welchen ‚Jungfern’ ist der Jungfernstieg benannt? Wer waren Mönckeberg und Ballin? Was verbirgt sich hinter der Bezeichnung Schoppenstehl? Dieses Buch gibt Antworten auf viele Fragen, die Hamburger Straßennamen aufwerfen, und erzählt damit etwas von Hamburgs Geschichte. Es handelt aber auch von der Geschichte der Straßen selbst. Wußten Sie zum Beispiel schon, daß auf dem Gänsemarkt und auf dem Rödingsmarkt nie etwas verkauft wurde, oder das die Brandstwiete im Gegensatz zur Straße Brandsende nichts mit einem Brand zu tun hat? Rundgänge regen außerdem dazu an, sich näher mit einigen besonders vielseitigen Stadtteilen zu beschäftigen.“
(aus dem Klappentext)

Lt. diesem Buch gibt es in Hamburg 8476 amtlich benannte Straßen, Wege, Plätze und Brücken. Nicht jede ist aufgeführt, für die meisten bietet es meist kurze Erklärungen und will anregen, sich weiter mit den Namensgebern zu beschäftigen. Durch die Eingemeindung früherer Dörfer nach Hamburg gab es das Problem von doppelten Straßennamen. „Nachdem 1894 eine ganze Reihe von Vororten Hamburger Stadtteile geworden waren, tauchten manche Bezeichnungen nun sogar drei- und viermal auf. 1899 wurden daher 130 Straßen umbenannt und zum Teil zusammengezogen. Altona erlebte 1928 eine ähnliche Umbenennungsaktion …“. „Nach dem Ersten Weltkrieg wichen einige Namen aus dem Bereich der Hohenzollern-Monarchie verdienten Demokraten, die 1933 wiederum NS-Größen und braunen Märtyrern Platz machen mussten. 1938 wurden auch alle verdienten Juden von Hamburgs Straßennamen verbannt. 1945 kehrten die meisten der von den Nazis geschassten Demokraten und Juden zurück. In den Jahren 1947 bis 1952 erfolgte dann die größte Umbenennungsaktion […] 1613 Straßennamen bekamen […] neue Namen.“

Nun Hamburg liegt in Norddeutschland, also im niederdeutschen Sprachraum. So gibt es hier oft verwendete Begriffe bei Flurnamen, die aus dem Niederdeutschen stammen. Diese Begriffe werden in diesem Buch aufgeführt, hier nur einige Beispiele:

Barg – Berg
Bek – Bach
Brook – Bruch, feuchtes gebiet, Niederung
Büttel – Haus mit Grund und Boden
Deel – Teil oder Niederung
Diek – Teich oder Dickicht
Dörp – Dorf
Glind, Glinde – Umzäunung aus Latten, Brettern oder Pfählen, abgegrenztes Flurstück
Högen – Anhöhe, Hügel
Höpen – feste Stelle inmitten eines Moores
Hoff – Hof
Kark – Kirche
Liet(h) – sanft abfallend
Lo(h) – Waldlichtung oder Waldgebiet
Nien – neu
Ohe – Gehölz
Reye, Rei, Riggen, Ree – kleiner Wasserlauf
Sieth – seichte Stelle
Wisch – Wiese
Wort, woort – erhöhter Wohnhügel

Twiete ist ein gebräuchlicher Name für einen Verbindungsweg zwischen zwei Straßen oder einen schmalen Pfad zwischen den Häusern, und kommt in Hamburg ca. 110 Mal vor.

Während der 12 ½ Jahre, die ich in Hamburg lebte, bin ich einige Male umgezogen. So wohnte ich u.a. in der Grindelallee und in Hamburg-Niendorf im Vielohweg. Übrigens hat Hamburg ebenfalls eine Euckenstraße wie Bremen (wo ich in jungen Jahren bei meinen Eltern wohnte). Eine der bekanntesten Straßen (neben der Reeperbahn) ist in Hamburg natürlich der Jungfernstieg. Hier die jeweiligen Erläuterungen aus dem Buch:

Jungfernstieg (um 1680), Hamburgs schöner Boulevard an der Binnenalster wurde als Damm zur zweiten Aufstauung der Alster um 1235 errichtet. Er hieß zunächst „Der Damm“ oder „Reesendamm“ (s. auch Reesendamm/Altstadt) und wurde 1665 durch das Anpflanzen von Baumreihen in eine attraktive Flaniermeile umgestaltet, der vor allem die Hamburgerinnen zum Spaziergehen einlud. So wurde er mit der Zeit zum Jungfernstieg.

Hamburgs Jungfernstieg um 1900

Euckenstraße (1951), Rudolf Eucken (1846-1926), Philosoph, erhielt 1908 den Nobelpreis für Literatur. Vor 1951: Gneisenaustraße.

Grindelallee (1858), Grindelberg (1858), Grindelweg (1882), der Straßenzug Grindelallee-Grindelberg ist der alte Weg vom Dammtor nach Hohehluft. Lokstedt und Niendorf sowie nach Eppendorf (über den Lehmweg). Alle drei Straßen haben ihren Namen von dem Grindelwald, der mindestens bis zum Ende des 14. Jahrhunderts das Gebiet zwischen ihnen und den heutigen Straßen Grindelhof und Parkallee bedeckte. Grindel soll auf Alt-Plattdeutsch Riegel bedeutet haben. Der Wald wurde so benannt, weil hier durch den Eisbach (Isebek) ungebetene Gäste gestoppt werden konnten. Der Name könnte aber auch mit dem Wort Grind für Moor oder Sumpf zusammenhängen. Am Grindelberg wurden 1946-1956 Deutschlands erste Hochhäuser, die Grindelhochhäuser erbaut. Grindelweg vor 1882: Grindelterrrasse.

Vielohweg (vor 1925), Vielohwisch (1950), Vielohkamp (vor 1933), „Vie“ bedeutet Bruch, „loh“ Wald und „wisch“ Wiese.

Wer sich für die Herkunft von Straßennamen interessiert (und das tut man spätestens dann, wenn man in einer Straße wohnt, deren Namen nicht gerade selbsterklärend ist), dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Und das nicht nur Hamburgern. Allein das Blättern macht Spaß.

21.12.2012 – Weltuntergangstag – aber wie leben noch …

Verschwörungstheorien, die Apokalypse – es muss schon etwas Faszinierendes daran sein, wenn Katastrophen größeren Ausmaßes ein solches Interesse finden. Okay, es geht um uns und unser ‚Überleben’. Wer möchte nicht gern wissen, ob er morgen noch lebt …

Weltuntergänge sollte es schon viele geben, meist zu prägnanten Daten wie dem 31.12.999, als Papst Sylvester II persönlich diesen verbreitete, oder natürlich 1000 Jahre später, als mancher Computer muckte, der große Crash aber ausblieb. Selbst Luther hat erst für 1532, dann für 1538 und nochmals für 1541 den Untergang prognostiziert. Begriffe wie das Ende der Welt, das Jüngste Gericht oder Armageddon verknüpfen sich mit dem Weltuntergang. Alles vielmals Stoff für Bücher. Alles mehrmals verfilmt.

Heute nun ist jener 21. Dezember 2012, an dem laut Maya-Kalender eine neue Zeitrechnung beginnt, die eventuell, vielleicht, möglicherweise oder gar fast bestimmt mit einem Weltuntergang einhergeht.

    Codex Dresdensis - Faksimile Graz 1975 - Seite 74 (Ausschnitt)

Um mich hier nicht zu wiederholen, verweise ich auf einen älteren Beitrag von mir: Codex Dresdensis. Gerade noch rechtzeitig vor dem möglichen Weltuntergang am heutigen Tag wurden in den Ruinen der Maya-Hochburg Xultun im heutigen Guatemala Wandzeichnungen und damit der bislang älteste astronomische Kalender der Maya aus dem 9. Jahrhundert gefunden, der besagt, dass „die Welt weitergehen würde und dass die Dinge in 7.000 Jahren genauso sein würden wie heute“. (Quelle u.a. welt.de)

Also sind die Weihnachtsgeschenke doch nicht umsonst gekauft. Feiern wir alle ein friedvolles und geruhsames Weihnachtsfest. Dazu jetzt schon alles Gute.

siehe auch meine Beiträge (leider sind manche Links in den Beiträgen nicht mehr aktuell):

Vegane Kuchenbäckerei

Ich kann durchaus nachvollziehen, dass immer mehr Menschen Vegetarier werden. Besonders im Zeitalter der Massentierhaltung ist das kein Wunder. Es gibt viele Gründe, um sich vegetarisch zu ernähren. Einige Formen des Vegetarismus schließen auch Nahrungsmittel aus, die von Tieren produziert werden – beispielsweise Eier, Milchprodukte oder Honig. Die nächste ‚Stufe’ ist dann der Veganismus, eine Einstellung, Lebensweise und Ernährungsweise, die eine Nutzung von Tieren und tierischen Produkten generell ablehnt: Zu Produkten und Lebensmitteln, die bei einer veganen Lebensweise nicht in Frage kommen, gehören neben Fleisch, Fisch, Milchprodukten und Eiern auch Honig, Leder und Wolle sowie Kosmetika und Medikamente mit tierischen Anteilen.

Mein älterer Sohn ist schon mehrere Jahre Vegetarier und hat sich nun vor rund einem Jahr dazu entschlossen, auch auf Eier, Milchprodukte und Honig zu verzichten. Ihm ist bewusst, dass mit dieser veganen Ernährungsweise das Risiko einer defizitären Zufuhr von Energie, Protein, langkettigen n-3 Fettsäuren, Eisen, Calcium, Jod, Zink, Riboflavin, Vitamin B12 und Vitamin D besteht und sorgt entsprechend vor. Vegetarische oder gar vegane Ernährungsweise setzt ein „entsprechendes Ernährungswissen“ voraus.

Ich selbst, das muss ich gestehen, möchte nicht völlig auf Fleisch- und Fischprodukte verzichten. Aber ich bin durchaus offen dafür, weniger Wurst und Fleisch zu essen (schon vor 25 Jahren und mehr habe ich mit meiner Frau Tofu in unserer Küche verarbeitet) – und auch dafür, einmal die vegane Küche zu probieren. Denn eine solche Küche hat sich inzwischen geradezu etabliert. Es gibt Restaurants und Läden, die vegane Produkte anbieten. Und das Sortiment ist inzwischen sehr groß.

Es wird viel über Tofu-Würstchen und dergleichen gelästert (manche Soja-Wurst ist allerdings auch reichlich trocken), denn viele der ‚Ersatzprodukte’ werden aus Sojabohnen hergestellt. Sojabohnen enthalten etwa 18 % Öl und 38 % Eiweiß. Die Eiweißqualität ist mit der von tierischem Eiweiß vergleichbar, was die Sojabohne von anderen Pflanzen abhebt. Natürlich kann man sich fragen, warum es ‚Ersatzprodukte’ geben muss, die der Fleischverarbeitung nahe kommen – bis hin zur Leberwurst, die natürlich kein Fleisch und damit keine Leber enthält. So ganz mögen die Vegetarier nicht auf alt bekannte ‚Geschmäcker’ verzichten.

Der lange Rede kurzer Sinn: Mein Großer hatte Geburtstag und meine Frau hat diverse Kuchen veganer Art, also Kuchen ohne Hühnereier und Kuhmilch, gebacken. Die Rezepte hat sie sich aus dem Buch Vegan backen: Kuchen, Torten & mehr – Vollwertige Rezepte geholt. Das Ergebnis konnte sich durchaus sehen – und vor allem schmecken lassen.

vegane Mohn-Dinkel-Muffins

veganer alt-englischer Apfelkuchen

vegane Mohn-Dinkel-Muffins

veganer alt-englischer Apfelkuchen

veganer Aprikosen-Mandel-Kuchen

veganer Käsekuchen

veganer Aprikosen-Mandel-Kuchen

veganer Käsekuchen

Sehr gehaltvoll waren die Muffins aus frisch gemahlenem Dinkel und Mohn. Der Käsekuchen wurde aus Sojajoghurt zubereitet – dazu gibt es dann auch eine Art Sojasahne, die mich von der Konsistenz und vom Geschmack her an diese Creme erinnert, die es zumindest früher zum Eis auf Jahrmärkten (z.B. auf dem Freimarkt in Bremen) gab (war die auch pflanzlich und gibt es die heute noch?). Das Backen von Obstkuchen ist ja schon eher unproblematisch – der altenglische Apfelkuchen war auf jeden Fall lecker.

Inzwischen gibt es eine riesige Palette an Büchern, die sich mit dem veganen Backen beschäftigen und viele leckere Rezepte enthalten. Selbst die Weihnachtsbäckerei kommt dabei nicht zu kurz.