Kategorie-Archiv: Literatur

WilliZ Welt der Literatur

Halldór Laxness: Die glücklichen Krieger

Schon als Halbwüchsiger begeistert sich Thorgeir (isländisch: Þorgeirr) Havarsson für Waffen. Und Thormod (isländisch: Þormóðr) Bessason hat seit jeder eine Leidenschaft für die Poesie. Die beiden schwören Blutsbrügerschaft, denn ohne Heldentaten keine Dichtung, und ohne Dichtung kein Heldenruhm. Thorgeir verläsß Island und folgt einem Wikingerheer nach England und Frankreich. Er begegnet der Grausamkeit einer Soldateska, die keine Rücksicht kennt.

Dichter Thormod hat inzwischen geheiratet und ist seßhaft geworden. Doch eines Tages macht er einen grausamen Fund: Jemand hat den Kopf seines Freundes ans Hoftor genagelt. Thormod macht sich auf und durchstreift die Welt, um den Mörder zu finden. Dieser Roman über den Krieg verarbeitet die Erfahrungen des gewaltsamen zwanzigsten Jahrhunderts.
(aus dem Klappentext)

    Halldór Laxness: Die glücklichen Krieger
    Halldór Laxness: Die glücklichen Krieger

Gerpla ist ein Roman des isländischen Schriftstellers Halldór Laxness. Die deutsche Übersetzung trägt den Titel Die glücklichen Krieger. Das Buch ist eine Nachahmung einer isländischen Saga und nach Die Islandglocke der zweite historische Roman Laxness‘; er erschien 1952, drei Jahre bevor er den Literatur-Nobelpreis erhielt.

Der Stil Halldór Laxness‘ orientiert sich an dem der mittelalterlichen Sagas. Bereits der Titel Gerpla ist eine Neuschöpfung und eigentlich unübersetzbar. Er orientiert sich an die Tradition der Kurztitel altisländischer Sagas wie Grettla für Grettis saga oder Egla für Egils saga. Das Ausgangswort des Titels ist garpur, der Held. Gerpla bedeutet also in etwa: Heldenbuch, Heldengeschichte bzw. Heldenlied. Scheinbare Authentizität gewinnt der Erzähler durch die Verwendung altisländischer Sprachformen aus dem 11. Jahrhundert, die in Island auch heute noch unmittelbar verstanden werden (im Gegensatz zu althochdeutschen Texten des Mittelalters, die wir Deutsche kaum noch entziffern können). Allerdings erlaubt sich Laxness einige witzige Ausnahmen. So sehr sich der Roman formal an den mittelalterlichen Werken orientiert, verkehrt Laxness die Heldensagen inhaltlich in eine Anti-Saga, deren Heldentum sich in blutrünstiger Mord- und Raublust sowie hemmungsloser Gier nach Geld und Macht erschöpft.

Während das Original den Isländersagas nachempfunden ist, orientiert sich die deutsche Übersetzung an den älteren deutschen Übersetzungen der Isländersagas. So entsteht auch im Deutschen der Eindruck, es handle sich um einen altertümlichen Test. Noch einmal zur isländischen Sprache: „In Island ist wegen der Isolation des Landes, der starken Stellung der altisländischen Literatur und der nationalistischen Sprachpolitik eine einmalige Kontinuität der Sprache gegeben, die es geübten Lesern noch heute ermöglicht, die Sagas im Original zu lesen.“ (Halldór Gudmundsson: Halldór Laxness — Sein Leben, S. 177)

Für empfindliche Leser ist dieser Roman in der Beschreibung der Grausamkeiten sicherlich ziemlich brutal. Das ist Absicht. Krieg mit Mord und Totschlag hat mit Heldentum am Ende wenig zu tun. Alles wird ungeschön, wenn auch meist sehr lapidar, also knapp und schnörkellos beschrieben. Laxness gewährt uns dabei einen ungewöhnlichen Einblick in das alte Island, das vom alltäglichen Überlebenskampf geprägt ist. Und es ist ein Blick in die Geschichte Anfang des 11. Jahrhunderts. So findet der Leser historische Personen als Protagonisten wieder wie Olaf der Dicke, norwegischer König von 1015 bis 1028, der später Olaf der Heilige genannt werden wird, oder den englischen König Æthelred (im Buch Adalrad).

Wer Halldór Laxness gelesen hat, kennt seinen oft mit ironischem Unterton besetzten Stil. In diesem Roman kann man diesen Ton nur als beißenden Spott deuten, denn das angebliche Heldenepos entlarvt sich als zynische Lüge.

… wieder da

Nein, nicht ER IST wieder da, ICH BIN wieder da. Nach fast dreimonatiger Pause habe ich mich gestern mit einem Beitrag zur zz. laufenden Fußball-WM in Russland hier in meinem Blog zurückgemeldet. – Ja, wie kommt denn das? War ich verschollen in der Arktis? Entführt? In Koma gefallen?

Es war (und ist noch) eine bedingte Auszeit. Ich habe mir am rechten Knie etwas schnippeln lassen (dazu später etwas mehr), aber ich hatte einfach keine Lust mehr, mich mit Facebook, Twitter und damit auch mit meinem Blog zu beschäftigen. Endlich bin ich wieder einmal zum Lesen gekommen, habe mir den einen oder anderen guten Film angeguckt (auch dazu später mehr). Erholung abseits der ‚Dinge‘, die einen nur Zeit rauben.

Willi lässt sich treiben

Vor allem habe ich das schöne Wetter der letzten Wochen genossen. Ja, ich bin schuld, dass der Sommer bereits im April und Mai über uns gekommen ist. Als hätte ich es geahnt, habe ich die Auszeit genau zu der Zeit genommen, als das Wetter meinte, auf Sommermodus umschalten zu müssen. Eigentlich dauert meine Auszeit wohl noch einige Wochen. Und so ganz verstehe ich nicht, dass es jetzt zum baldigen Sommeranfang eher herbstlich daher kommt. Aber es wird schon noch (wieder) werden, sicherlich …

Warum denn jetzt aber diese Kehrtwende und zurück ‚ins Netz‘? Warum ist die Banane krumm? Ach, ich weiß es wohl selbst nicht genau. Sollte mir etwas gefehlt haben?

Wie auch immer: Ave! Seid gegrüßt! Ich bin wieder da!

Alexandra Reinwarth: Am Arsch vorbei geht auch ein Weg

Also ehrlich: So ein Ratgeber geht mir eigentlich am Arsch vorbei. Wird einem ein solcher Ratgeber geschenkt (z.B. mir zu Weihnachten), dann wird natürlich ein Blick hineingeworfen – und am Ende auch gelesen. Okay, natürlich trifft das Buch einen Nerv. Wir sind alle zu sehr bemüht, es allen und jedem recht zu machen. Wir opfern unsere Zeit für Dinge, die uns eigentlich in keiner Weise tangieren.

Ich spreche von Alexandra Reinwarth und ihrem Buch Am Arsch vorbei geht auch ein Weg: Wie sich dein Leben verbessert, wenn du dich endlich locker machst. Inzwischen ist es längst ein Bestseller, sodass die Autorin uns mit weiteren Büchern zu diesem Thema zu beglücken meinte (die ich mir allerdings am Arsch vorbei gehen lasse).

„Es gibt Momente im Leben, in denen einem klar wird, dass man etwas ändern muss. Der Moment, als Alexandra Reinwarth ihre nervige Freundin Kathrin mit einem herzlichen ‚Fick dich‘ zum Teufel schickte, war so einer. Das Leben war schöner ohne sie … und wie viel schöner könnte es erst sein, wenn man generell damit aufhörte, Dinge zu tun, die man nicht will, mit Leuten, die man nicht mag, um zu bekommen, was man nicht braucht!“ (aus dem Klappentext)

Alexandra Reinwarth: Am Arsch vorbei geht auch ein Weg
Alexandra Reinwarth: Am Arsch vorbei geht auch ein Weg

„Bikinifigur? Am Arsch vorbei! Ein besserer Mensch werden? Am Arsch vorbei! Afterwork-Dates mit langweiligen Kollegen oder beknackte Whats-App-Gruppen, die einem nur Zeit stehlen? Am Arsch vorbei! Alexandra Reinwarth mistet gründlich aus. Das Leben kann schließlich ruhig mehr Freiheit, Muße, Eigenbestimmung und Schokolade vertragen.“

Es sind oft die kleinen Dinge, die uns die Zeit rauben. „Die Autorin probiert diverse Dinge und stößt auch an Grenzen, diese zum Beispiel: Das Kind ungeschminkt in die Kita zu bringen, ist okay. Sich im Schlabberlook an den Schreibtisch in der Werbeagentur zu setzen, nicht. Das beklemmt mehr als es befreit.“ (Quelle: mittelbayerische.de)

Auch ohne dieses Buch habe ich erkannt, dass ich nicht auf jeder Hochzeit tanzen muss, dass ich nicht jeden Kram brauche, dass manchmal weniger mehr ist. Ich muss mich nicht mit Leuten abgeben, die mir auf den Geist gehen. Es sind oft nur kleine Entscheidungen, die einen großen Effekt auf die Lebensqualität haben können. So vieles darf uns am Arsch vorbeigehen. Eine Einsicht, die wir klar vor Augen haben, aber viel zu oft nicht zu ihrem Recht kommen lassen. Insoweit ist das Buch ein erneuter Anstoß zu überdenken, was wir fallenlassen können, ohne in Gewissensnöte zu geraten. Ja, am Arsch vorbei geht ein Weg.

Türchen für Türchen

Türchen für Türchen ‚hangeln‘ wir uns in diesen Tagen durch den Adventskalender um das Ziel, Weihnachten, zu erreichen. Dieses Jahr bin ich für mich kalenderlos. Dafür hat meine Frau einen Adventskalender des Lions Club erworben, dessen Erlös Kindern und Jugendlichen in unserer Region zu Gute kommt. Von diesen Kalendern gab es 6000 Exemplare, die alle einen Abnehmer fanden. Statt etwas Süßem gibt es 550 Preise im Wert von ca. 20.000 Euro zu gewinnen. Schauen wir mal …

Nun die halbe Strecke (adventskalendermäßig) haben wir bereits bewältigt (und noch nichts gewonnen – aber die fetten Gewinne kommen ja erst noch), da wird es Zeit, die letzten Geschenke zu besorgen. Viel wird es in diesem Jahr nicht sein. Wir schenken uns Stunden des Beisammenseins (auch mit den Söhnen), nämlich eine Urlaubsreise. Und was schenkt Ihr Euch so (neben Aufmerksamkeit und all dem Vielen, das kein Geld kostet, aber umso lieber entgegengenommen wird)?

Wenn’s denn doch etwas käuflich zu Erwerbendes sein muss, dann sollte es vielleicht etwas Sinnvolles sein. Aus diesem Blog heraus kann ich da nur etwas empfehlen, das gewissermaßen zu dem einen oder anderen Thema passt. Da wäre zunächst etwas Musikalisches und vornweg Jethro Tull. Die Gruppe gibt es eigentlich nicht mehr, wenn ihr Mastermind Ian Anderson natürlich auch das 50-jährige Bestehen entsprechend zu feiern gedenkt. Unter dem Namen der Gruppe hat Herr Anderson vor geraumer Zeit auch das Album Jethro Tull: The String Quartets veröffentlicht. Zusammen mit dem Carducci Quartet hat Ian Anderson einige der bekanntesten Jethro Tull-Lieder in der Krypta der Kathedrale von Worcester und in der St Kenelm’s Kirche zu Sapperton, Gloucestershire, aufgenommen. Arrangiert wurde die Musik vom derzeitigen Keyboarder der Gruppe, John O’Hara. Ian spielt seine Flöte auf vielen der Stücke und wagt sich auch gesanglich an einigen Liedzeilen. Hätte er letzteres unterlassen, das Album wäre um einiges besser geworden.

Ian Anderson mit John O’Hara und dem Carducci Quartet © James Anderson
Ian Anderson mit John O’Hara und dem Carducci Quartet © James Anderson

Nach Aussage von Ian Anderson ist dieses Album “perfect for lazy, long sunny afternoons, crisp winter nights, weddings and funerals.” He forgot to add, perfect also after a night of wild, abandoned sex or to celebrate the win of your favourite football team. Also auch etwas für knackig (kalte) Winterabende! (Und Werder hat ja auch wieder gewonnen!).

Auch wenn sich die Geister an Martin Walser scheiden, so ist und bleibt er doch einer meiner Lieblingsautoren. Das kleine Büchlein Nirgends wäre ich lieber als hier: Mit Martin Walser unterwegs am Bodensee ist so etwas wie eine Einstiegslektüre in das Werk Walsers. Wie der Titel fast schon verrät, steht im Mittelpunkt der Bodensee, die Heimat des Autoren. Es enthält kurze Auszüge aus seinem Werk und macht reichlich Appetit auf diese Landschaft rund um den See.

Als Videofilmer und Sammler von Filmen komme ich nicht herum, die entsprechenden Speichermedien zu besitzen. Neben der internen Festplatte meines Rechners ist inzwischen auch eine drei Terabyte große externe Festplatte fast vollständig belegt. So wird es also Zeit, mir eine weitere Festplatte zuzulegen:

Zuletzt noch ein kulinarischer Hinweis (durchaus auch in eigener Sache). Meine beiden Söhne sind Veganer. Und so verzichten auch meine Frau und ich zunehmend auf den Konsum von Fleisch. Natürlich sind wir nicht ganz so streng, trinken aber statt tierischer Milch gern solche auf pflanzlicher Basis (weniger Sojamilch, eher Hafer-, Mandel- oder Hirsemilch; auch Cashewmilch ist lecker). Aufs Frühstückei am Wochenende verzichten wir eher ungern. Statt Honig gibt es jede Menge Alternativen – von Agavendicksaft (Sirup) bis hin zu Ahornsirup. Wer Lust verspürt, den ersten Schritt zu wagen, dem stehen viele Kochbücher zum Thema bereit.

Und wem das alles nicht ‚schmeckt‘, wird sich vielleicht mit einem Gutschein behelfen:

Literaturnobelpreis 2017 für Kazuo Ishiguro

    Ich füllte meine Kaffeetasse beinahe bis zum Rand. Dann machte ich mich, die Tasse vorsichtig in der einen, meinen großzügig beladenen Teller in der anderen Hand balancierend, auf den Weg zurück zu meinem Platz.
    Kazuo Ishiguro: Die Ungetrösteten (letzter Satz des Romans)

Vor 16 Jahren, 2001, hatte ich mir einen Roman von Kazuo Ishiguro gekauft: Die Ungetrösteten. in der Übersetzung von Isabell Lorenz – 1. Auflage September 1996 – Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg. Bis in der Herbst hinein hatte ich dann das rund 730 Seiten umfassende Werk gelesen:

Müde und erschöpft betritt der berühmte Pianist Ryder nach einem anstrengenden Flug sein Hotel. Am liebsten möchte er sich in den drei Tagen bis zu seinem großen Konzert einfach nur entspannen. Aber schon in der Lobby wird er von Menschen bedrängt, die ihn um den einen oder anderen Gefallen bitten: Hoffman, der Hotelmanager, fragt, ob Ryder sich nicht einmal die Musikaliensammlung seiner Frau ansehen könnte, die ihr ganzer Stolz ist. Stephan, Hofmmans Sohn, möchte ein fachmännisches Urteil über seine Klavierkünste. Der alte Page Gustav bittet Ryder, zwischen ihm und seiner Tochter Sophie zu vermitteln, mit der er seit Jahren nur noch über seinen kleinen Enkel Boris Kontakt hat.

Geschmeichelt begibt sich Ryder in ein nahe gelegenes Café, um dort mit Sophie und Boris zu reden. Zu seiner Verblüffung begrüßen ihn die beiden wie einen intimen Freund – und er ist sich plötzlich selbst nicht mehr sicher, ob man sich vielleicht tatsächlich von früher kennt.

Als Ryder verwirrt das Café verläßt, weiß er aus einmal nicht mehr, wo er sich befindet. Er glaubt zu träumen oder gar den Verstand zu verlieren, denn rätselhafte Mächte nehmen sein Schicksal in die Hand und schicken ihn auf eine Reise durch die Stadt so unüberschaubar und voller Sackgassen wie ein Labyrinth. Wie durch Geisterhand hetzt es ihn von hier nach da, mysteriöse Figuren kreuzen seinen Weg: Bekannte und Freunde, Lebende und Totgeglaubte, sie alle Ungetröstete, die sich von ihm als Künstler Hilfe oder gar Erlösung erhoffen – wie die Frau, die ihn bittet, auf der Beerdigung eines Hundes Klavier zu spielen, oder der alkoholabhänige Dirigent Leo Brodsky, der von Ryder verlangt, daß er seine ehemalige Geliebte wieder für ihn zurückerobert. Am Abend von Ryders Konzert kommen schließlich die Schicksale aller zusammen, und der große Pianist muß bitter erfahren, wie schnell gute Taten plötzlich vergessen sein können. (aus dem Klappentext)

„‚Die Ungetrösteten‘ ist ein Meisterwerk, anspruchsvoll und von außerordentlicher Originalität, nicht nur, weil die Idee so meisterhaft ausgeführt ist, sondern in erster Linie, weil dieser Roman Grundlegendes über die menschliche Seele erzählt.“ („The Times“)

    Kazuo Ishiguro (2005)

Kazuo Ishiguro wurde 1954 in Nagasaki geboren. Er ist also mein Jahrgang. Mit fünf Jahren kam er mit seiner Familie nach England. Ishiguro studierte Amglistik und Philosopie und lebt heute als freier Schriftstelle in London. Sein Roman „Was vom Tage übrigblieb“ wurde 1993 von James Ivory verfilmt. Sein 2005 erschienener Roman Alles, was wir geben mussten über menschliche Klone als Organspender bzw. „Ersatzteillager“ galt für viele Kritiker als die wichtigste Erzählung des Jahres 2005. So schreibe Ishiguro gegenwärtig das vielleicht schönste Englisch. Der Roman wurde 2010 unter der Regie von Mark Romanek und mit Carey Mulligan, Andrew Garfield und Keira Knightley in den Hauptrollen verfilmt. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich den Film mit meiner Familie gesehen.

In der letzten Woche wurde nun Ishiguro den Nobelpreis für Literatur zugesprochen. Die Schwedische Akademie würdigte ihn als einen Schriftsteller, „der in Romanen von starker emotionaler Wirkung den Abgrund in unserer vermeintlichen Verbundenheit mit der Welt aufgedeckt hat“

Es mag ein gewisses Gespür sein, das ich für hervorragende Literatur habe, bevor es z.B. durch eine Preisverleihung wie den Literaturnobelpreis gewürdig wird. Lange vor der Vergabe dieses nach wie vor wohl bedeutendsten Literaturpreises hatte ich Autoren wie den Ägypter Nagib Machfus, Jean-Marie Gustave Le Clézio oder den Peruaner Mario Vargas Llosa, übrigens einer meiner Lieblingsautoren, gelesen. Und Kazuo Ishiguro schließt in gewisser Hinsicht diesen Kreis. Vielleicht erlangt in den nächsten Jahren auch ein gewisser Javier Marías diese Ehre (nur so als kleiner Tipp von mir).

Ishiguros Roman „Die Ungetrösteten“ steht übrigens in dem Bücherregal am Kopfende meines Bettes. Dort befinden sich Bücher, die ich in der nächsten Zeit (erneut) zu lesen gedenke. Vielleicht war das ja ein gutes Omen, denn Ishiguro galt schon viele Jahre als Anwärter auf den Nobelpreis für Literatur.

Die Affäre Gauland

Anfang 1989 hatte der Leiter der Hessischen Staatskanzlei, Staatssekretär Alexander Gauland (damals CDU, heute AfD), den Leitenden Ministerialrat Rudolf Wirtz (SPD), langjähriger Leiter der Verbindungsstelle zwischen Landesregierung und Kirchen, gegen dessen Willen versetzt. Gauland begründete seine Entscheidung damit, dass Kirchenvertreter mit Wirtz’ Amtsführung nicht einverstanden gewesen seien.

Dagegen klagte Wirtz in Eilverfahren vor dem Verwaltungsgericht Wiesbaden. […] Gauland versicherte mehrmals an Eides statt, dass „Vertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften […] Vorbehalte hinsichtlich der Persönlichkeit und des Verhaltens“ von Wirtz geäußert hätten. Er nannte aber keine Namen, da die Bekanntmachung „dem Wohl des Landes Nachteile bereiten“ würde.

Umstritten war zudem die Personalie Wolfgang Egerter, wissenschaftlicher Mitarbeiter der CDU-Fraktion und seit 1987 Bundesverdienstkreuzträger (überreicht durch Ministerpräsident Wallmann), der anstelle von Wirtz Kirchenkoordinator werden sollte. Die Opposition sah darin einen „schwarzen Filz“, auch Kirchenvertreter gingen nicht konform mit den Vorgängen. Insbesondere die extrem rechte Vergangenheit von Egerter in Form der Mitgliedschaft und seiner Funktionen im völkischen sudetendeutschen Witikobund wurden kontrovers in Medien, Politik und Glaubensgemeinschaften diskutiert.

Der Siegener Theologe Martin Stöhr, Präsident des Internationalen Rats der Christen und Juden, kritisierte 1992 die Kirchen für ihr Schweigen im Fall Gauland. Stöhr führte aus: „Der Fall Egerter war ein öffentlicher Skandal. Hier testete ein Politiker (Alexander Gauland), wie weit man in den letzten Jahren den Bogen nach rechts schlagen kann, ohne auf öffentlichen, das heißt auch auf kirchlichen Widerstand zu stoßen. Man kann weit gehen, zu weit wie heute mit Entsetzen zu sehen ist.“

Ein Briefverkehr der 5. Kammer des Hessischen Verwaltungsgerichts von 2000 belegt: „Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass diese Angabe [die Versicherung an Eides statt durch Alexander Gauland] unrichtig war. […]

Nach der Landtagswahl in Hessen 1991 wurde Wirtz durch den neuen Staatskanzleichef Hans Joachim Suchan (SPD) rehabilitiert und 1992 erneut in sein altes Amt bestellt. Das Land Hessen übernahm die Prozesskosten, es wurde Stillschweigen vereinbart und eine Entschädigung ausgehandelt. [Joschka] Fischer, Stellvertreter des Ministerpräsidenten, Umweltminister und Staatsminister für Bundesangelegenheiten, entschuldigte sich 1994 und die CDU nahm ihre damaligen Anschuldigungen gegen Wirtz zurück.

Es folgten noch eine Anfrage der CDU- und ein Berichtsantrag der FDP-Fraktion. Ein eingesetzter Petitionsausschuss des Hessischen Landtags unter der Leitung von Christoph Greiff (CDU) stellte 1995 öffentlich fest, dass Wirtz zu Unrecht entlassen wurde. (Quelle: de.wikipedia.org)

    Martin Walser: Finks Krieg

1996 erschien im Suhrkamp Verlag der Roman Finks Krieg von Martin Walser, der auf dieser Affäre Gauland aus den 1980/90er Jahren in Hessen basiert. Der Schriftsteller war mit dem Ministerialbeamten Rudolf Wirtz bekannt. Dieser sammelte für ihn in ca. 50 Aktenordnern das Material zum Fall. Walser widmete sich dann sechs Jahre der Ausarbeitung des Romans.

Ich habe mich etwas ausführlicher zu diesem Roman (Martin Walser: Finks Krieg) geäußert. Damals konnte ich nicht damit rechnen, dass mir (uns) der Name Gauland leider noch öfter über den Weg laufen würde. Schon zu damaligen Zeiten zeigte sich Gauland als ‚rechter‘ Geselle, der auch vor Meineid nicht Halt machte.

Urlaub auf der Hallig Hooge (4): Willi im windigen Gewühl

Jede schöne Zeit hat irgendwann einmal ein Ende. Und schon versinkt der Mensch wieder in der grauen Suppe des elenden Alltags, konkret gesprochen: Ich hatte Urlaub und muss wieder zur Arbeit, um den schnöden Mammon für die Brötchen zu verdienen, die ich mit meinen Lieben zum Leben brauche. Oh, Elend! Und dem Klagen kein Ende!

Willi rollt

Okay, ganz so schlimm ist es nicht, auch wenn gleich am ersten Arbeitstag das während meines Urlaubs Liegengebliebene der Erledigung heischte. Immerhin verdeutlicht es mir, dass meine Kollegen auf meine Hilfe angewiesen sind. Bestimmte Sachen gehen nicht ohne mich, ha!

Willi wässert

Erst kürzlich gestand mir ein Bekannter, der seit geraumer Zeit in Rente ist, dass er massive Probleme hatte, sich dem Rentnerdasein zu stellen. Da kann ich eigentlich nur lachen. Für mich war und ist der Broterwerb notwendiges Übel, auf das ich zugunsten anderer Beschäftigungen gern verzichten kann. Es gibt anderes und besseres als die tägliche Tretmühle. Selbstbestimmt wünsche ich mir das Leben. Was nicht ist, soll bald werden.

Willi im Wind

Willi vom Winde zerzaust

Ach, was lamentiere ich hier. Ich sprach eingangs vom Urlaub. Und einen Teil davon machte ich mit meiner Frau – wie schon bekannt sein dürfte – auf einer Hallig. Halligen, Inseln, Nordsee! Wer denkt da nicht an Wellen, Strände und Sturmgebraus! So mancher Windzug zerzauste mir das schütterwerdende Haar, bis es mir zu Berge stand. Im Sturm klebte mir die Jacke förmlich am Körper. Und das Donnern der aufgewühlten Wellen erhöhte deutlich den Harndrang. Da musste Willi für kleine Antons.

Willi muss mal für kleine Antons

Oh, Alltag, Du hast mich nun wieder.

Aber in wenigen Stunden beginnt wieder das Wochenende. Da werde ich froh sein, die erste Woche Arbeit hinter mich gebracht zu haben. Zu Hause liegt ein Maßband. Es misst Inches, also in Zoll. Und es war einmal 100 Daumenbreit lang. Inzwischen ist es auf 90 Zoll geschrumpft. Jeder Zoll eine Arbeitswoche. Und zu Hause kommt die Schere, schnipp-di-schnapp, und schon ist das Maßband wieder ein Stück kürzer.

Wigald Boning: Im Zelt – Von einem, der auszog, um draußen zu schlafen

Zelten – da denkt man an Sommerurlaub, romantische Abende am See, an Lagerfeuer, Luftmatratzen und Grillwürstchen. Vielleicht noch an Mücken. Was aber, wenn das Zelt zum Schlafplatz im Alltag wird? Und zwar über Herbst und Winter hinweg, bei Wind und Wetter, über 200 Nächte am Stück? Wigald Boning probiert es aus. Er sagt Matratze und Federbett ade und schläft draußen: auf Campingplätzen und in Flussbetten, auf Häuserdächern und Balkonen, am Strand und auf Parkbänken. Was er dabei erlebt und welcher Traum dabei in Erfüllung geht, erzählt er in diesem Buch.

Wigald Boning schläft draußen: Über ein halbes Jahr, von August bis März, im Zelt. Auf Campingplätzen, in Gärten und Parks, auf Dächern und Balkonen und ja, auch in Flussbetten. Dabei muss er feststellen, dass ein rotes Zelt beim Wildcampen eher ungeeignet ist, eine Woche Dauerregen die Moral erheblich sinken lässt und man in einer Sturmnacht niemals unter einem Baum zelten sollte. Aber er wäre nicht Wigald Boning, wenn er nicht all diesen Widrigkeiten trotzen würde – wozu auch das Kopfschütteln sämtlicher Freunde und Bekannten gehört.
(Klappentext)

Wigald Boning zeltet im Bremer Weserstadion – SV Werder Bremen

Während ich das Buch Im Zelt: Von einem, der auszog, um draußen zu schlafen las, überlegte ich, wo ich in meinem bisherigen Leben in einem Zelt übernachtet habe. Ein großer Camper bin ich eigentlich nicht. Daher wunderte ich mich, dass ein Zelt doch schon häufig das Dach über meinem Kopf bildete. Meine Schwester hatte mit ihrem Mann in meiner Jugendzeit einen Stellplatz auf einem Campingplatz am Otterstedter See gleich hinter Bremen. Dort war ich natürlich öfter am Wochenende und schlief meist in einem Zelt. Dann war das Zelt öfter Begleiter auf Fahrradtouren durch Norddeutschland. Ich denke da eine Tour durch Ostfriesland, die mich und meinem Kumpel u.a. auch auf die ostfriesische Insel Norderney brachte. Bei einer Jugendherberge konnten wir unser Zelt aufschlagen. Überhaupt zeltete ich öfter auf Inseln, so 1990 u.a. am Mývatn auf Island und fünf Jahre zuvor schon auf der Isle of Skye in Schottland. Fehmarn (Anfang der 1980er Jahre) nicht vergessen (sicherlich später etwas mehr dazu).

Wigard Boning kennen sicherlich viele aus dem Fernsehen. Er hat sich durch manch kuriose Idee hervorgetan. Und so darf man sich nicht wundern, wenn er auf den Einfall kam, während seiner Touren für längere Zeit die Annehmlichkeiten von Hotelzimmern mit dem Zelt im Freien zu tauschen. Dass das auch Stoff für ein Buch sein könnte, war ihm dann wohl schon früh klar. Im Übrigen sammelt Wigard Boning Einkaufszettel und Nasenhaarschneider und ist als Botschafter für eine Initiative von Werder Bremen unterwegs. So nächtigte er auch eine Nacht im Bremer Weserstadion. Zuletzt war Boning mit seinem Roller dabei, die Alpen zu überqueren (dürfte wieder ein Buch dabei herausspringen).

Es ist ein durchaus amüsantes Buch und macht irgendwie Appetit, selbst einmal wieder ein Zelt in der freien Natur aufzuschlagen (es müssen dann ja nicht 200 Tage am Stück werden). Gerade jetzt in der sommerlichen Urlaubszeit ist es sicherlich ein Buch, das noch im Koffer (oder Rucksack) Platz finden dürfte.

Halldór Laxness: Salka Valka

Es hat etwas gedauert, aber endlich habe ich mich durch Halldór LaxnessSalka Valka gekämpft – aus dem Isländischen von Hubert SeelowSteidl Verlag, Göttingen 2011. Der Roman erschien erstmalig 1931-1932.

„Das Mädchen Salka und ihre Mutter können froh sein, daß ihnen jemand Obdach gewährt. Auf ihrem Weg vom Nordland in die Hauptstadt sind sie in einem Fischerdorf hängengeblieben, in dem es schon genug Armut gibt. Bei dem Jungen Arnaldur lernt Salka lesen und erkämpft sich mit der Zeit den Respekt des Ortes. Jahres später wird Arnaldur zum Anführer der isländischen ‚Bolschewisten‘, die im Ort die neue Zeit herbeikämpfen- Bald ist vieles anders – aber ist es auch besser?

Halldór Laxness hat eine urwüchsige Welt im Umbruch in eindringliche Bilder gefaßt. Mit seiner Titelheldin schuf er eine zupackende und kämpferische Frauenfigur, die in der Literatur ihresgleichen sucht. Der kleine Ort am Axlarfjord ist Schauplatz eines breitangelegten Gesellschaftsromans voll starker Charaktere und widerstreitender Gefühle.“
(aus dem Klappentext)

    Halldór Laxness: Salka Valka

Mit dem Roman ‚Salka Valka‘ stand der spätere Nobelpreisträger Halldor Laxness (1902-1998) erst am Anfang seiner literarischen Entwicklung. Er ist noch keine dreißig Jahre alt, als er den Roman beendet, in dem er auf ein Motiv zurückgreift, das ihn lebenslang beschäftigt, ob in der „Islandglocke“, dem „Fischkonzert“ oder der „Atomstation“. Dies Motiv, dieser Leitgedanke heißt ganz schlicht und ganz maßlos: „Es ist so schwer, ein Mensch zu sein.“

Nichts scheint bedeutungsloser zu sein als das Fischerdorf Oseyri am Axlarfjord, eingeschlossen von Meer und Bergen. Wie die Menschen hier leben und sterben, erzählt der Autor. An diesem Ort scheint es nie schönes Wetter zu geben. Es herrschen Kirche, Heilsarmee und der Kaufmann Johann Bogesen , der als Einziger in einem prächtigen Steinhaus residiert, während die Dorfbevölkerung in feuchten Häusern aus Torfsoden lebt, durch die eisige Winde pfeifen . Bargeld hatte nur er, der reiche Arbeitgeber in Sachen Fisch und Besitzer des einzigen Ladens, wo angeschrieben wird und Almosen verteilt werden. Damit steht der ganze Ort in seiner Schuld und in Sorge, am Ende des Lebens ihm auch noch die Kosten für die eigene Beerdigung schuldig bleiben zu müssen. Bogesen, herrscht zunächst uneingeschränkt. Selbstherrlich verkündet er, dass in seinem Ort zumindest nicht der Hunger herrscht. Doch die Kindersterblichkeit ist auch hier, wie überall in Island, hoch. Das Mädchen Salvör Valgerdur (Salka Valka) und ihre Mutter Sigurlina Jonsdottir, die aus dem Norden geflohen sind, finden hier nur langsam ihre neue Heimat. Die heranwachsende Salka erkennt bald, dass sie nicht in der beste aller Welten lebt, zumal Steinthor, ihr möglicher künftiger Stiefvater, sie im Alter von elf Jahren zu missbrauchen versucht, ehe er vor der Ehe mit ihrer Mutter flieht. Steinthor taucht immer wieder im Dorf auf. Er, der alles ‚Reine und Schöne‘ in ihr zerstören will, übt trotzdem eine eigenartige, ungute Faszination auf das Mädchen aus. Zunehmend wird Salka jedoch von Arnaldur Björnsson angezogen, der sie lesen und schreiben lehrt, bevor er nach Dänemark entschwindet. Als Arnaldur nach Oseyri zurückkehrt, bringt er die Ideen des Sozialismus mit, ist vom Gedanken der russischen Revolution infiziert. Als ‚Vaterlandsverräter‘ bringen die neuen Linken beträchtliche Unruhe in den Ort. Sie gründen einen Konsumverein und organisieren Streiks. Als Salka sich schließlich mit dem Revolutionär Arnaldur einlässt, hat ihre Liebe nur begrenzt Bestand, denn im Grunde ist Arnaldur ein Intellektueller und Träumer, der die abstrakte Menschheit mehr liebt als die Dorfbewohner, die im Konsumverein herumlungern und zum Streikbrechen neigen. Arnaldur sehnt sich nach dem Traumland USA und entschwindet schließlich mit finanzieller Hilfe Salkas. Verglichen mit diesem Elfenjungen fühlt sich Salka wie ein Trollweib. Sie sagt von sich: ‚Ich bin ein Missgeschick, weil es keine Geburtenkontrolle gab.‘

Halldor Laxness war selbst ein Zeit seines Lebens ein Weltenbummler und ein Wanderer zwischen den verschiedenen Weltanschauungen. In jungen Jahren ein Anhänger des Katholizismus, wandte er sich in später sozialistischen Ideen zu und empfand die Sowjetunion als Gegenentwurf zur bestehenden Weltordnung, in der Hunger und Armut herrschten. Seine Romane sind jedoch alles andere als dogmatische Ideenbücher. Der Mikrokosmos in dem Fischerort, der in den Umbruch gerät, erweist sich als äußerst differenziert analysiert und literarisch aufregend gestaltet. Laxness‘ Geschichten sind wie das Leben nicht berechenbar, sondern stecken voller Rätsel, Es geht ihm letztlich immer um Menschen auf der Suche nach der Wahrheit in einer Welt der Lüge und Erniedrigung. Menschen werden manipuliert durch Medien und Ideologien. Der Traum von einer neuen Welt kann so schnell zum Alptraum werden, sei es durch die Diktatur des Geldes oder die Diktatur des Proletariats, die letztlich zur Diktatur der Parteibürokratie und ihrer blutigen Diktatoren wird.

Laxness hat bereits in ‚Salka Valka‘ den politischen Budenzauber mit seinem eigenen, wunderbar grotesken Humor entlarvt, im Übrigen auch die Rolle der BANKEN!
(Quelle u.a. deutschlandfunk.de)

Wie schon früher so habe ich mir eine Liste der Personen gemacht, die diesen Roman besiedeln, der in dem kleinen Fischerdorf (wie so oft bei Laxness, ein fiktiver Ort) Oseyri am Axlarfjord spielt. Der Roman besteht übrigens aus zwei Teilen.

Personen:

Erster Teil – spielt in den Jahren des 1. Weltkrieges

Salvör Valgerdur Jonsdottir (isl. Salvör Valgerður Jónsdóttir), genannt Salka
Sigurlina Jonsdottir, Salkas Mutter
Sigurlinni, Salkas Bruder

Arnaldur (im Kof) Björn(sson), genannt Alli
Herborg, ‚Tante‘ von Arnaldur und Jon

Johann Bogesen, Kaufmann
Agusta (Gusta), Tochter von Bogesen
Angantyr (Tyri), Sohn von Bogesen
Stephensen, Geschäftsführer bei Bogesen

Gudmundur Jonsson, Kadett (der Heilsarmee) und Ruderer
Kapitän Anderson (Heilsarmee)
Thordis Sugurkarlsdottir, Kadettin der Heilsarmee („Todda Trampel“)

Hallgrimur Petersson

Propst und Frau
Arzt

Steinthor Steinsson (auf Marabud), zeitweise Lebenspartner von Salkas Mutter
Steinunn, Steinthors Tante
Eyjolfur, Steinunns Mann

Sveinn Palson, Sattler u.a.
Bibba, seine Tochter

Jukki (Joakim) von Kviar

Zweiter Teil – spielt in den 20er Jahren

Magnus ‚Bucher‘ bzw. Mangi Buchbinder
Sveinbjörg, seine Frau
Pfarrer Sofonias

Beinteinn Jonsson von Krokur
Gudvör, genannt Guja, seine Tochter

Kristofer Torfdal, Führer der ‚Bolschewisten‘ in Reykjavik

Katrinus Eiriksson, Vorarbeiter bei Bogesen

Jon Jonsson, Volksschullehrer

Klaus Hanson, Präsident der Nationalbank in Reykjavik
u.a.

Mit Salka Valka hat Halldór Laxness wieder eine bemerkenswerte Frauenfigur geschaffen. Salka ist keine „positive Heldin“. Sie macht schwere Fehler, sie trifft jedoch ihre Entscheidungen aufgrund des einfachen, gesunden Menschenverstandes. Stark und ohne Angst kämpft sie auch in aussichtslosen Situationen und bewahrt sich so immer ihre Würde. Sie ist keine Siegerin, aber auch kein Opfer, wie viele andere Gestalten in Laxness‘ Romanen. Sie führt voll Stolz ihr eigenes Leben.

Worte zum Wochenende (20. KW 2017): Donnerwetter mit Arno

Donnerwetter!

Soll so der ganze kommende Sommer werden? Heiße Luft aus Afrika, die auf kalte Strömungen aus dem Norden trifft. So wird es plötzlich richtig heiß, saugt sich voll mit Feuchtigkeit, um dann krachend die ‚atmosphärischen Spannungen‘ zu entladen? Bitte nicht …

Letzter Spieltag

Also ich glaube nicht, dass der SV Werder Bremen morgen am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga doch noch das schier Unmögliche schafft und sich einen Platz in den Gefilden Europas ergattert. Okay, Platz sieben oder gar sechs ist noch möglich. Aber dann muss es schon ein kleines Fußballwunder geben und Werder in Dortmund gewinnen. Und selbst dann …

Schauen wir auf das letzte Drittel der Tabelle, dann sehen wir dort, dass dem HSV ein Sieg gegen Wolfsburg gelingen muss, um nicht zum dritten Mal in vier Jahren in die Relegation gegen den Dritten der 2. Liga gehen zu müssen. Dort wartet voraussichtlich die Braunschweiger Eintracht. Dreimal ist Bremer recht, aber auch Hamburger? Sollte der HSV also am Ende tatsächlich absteigen?

Worte zum Wochenende (20. KW 2017 – WilliZBlog)

Arno Schmidt

Ich weiß gar nicht mehr, wieso ich dieser Tage auf Arno Schmidt gekommen bin. Ach, doch – da gab es diese Dokumentation über ihn unter dem Titel Mein Herz gehört dem Kopf auf arte.tv (leider nicht mehr verfügbar), die ich mir angeschaut habe. Ein Sonderling und Einzelgänger, der als Heimatvertriebene eine neue Bleibe suchte und diese schließlich im kleinen Heidedorf Bargfeld fand. In „Die Umsiedler“ beschäftigte er sich mit dem damaligen Tabuthema von Flucht und Vertreibung und schildert, wie wenig willkommen er, der mit seiner Frau aus Schlesien fliehen musste, sich in der Bundesrepublik fühlte. Kommt uns das Thema nicht bekannt vor?

Arno Schmidt wurde besonders durch sein 1970 erschienenes Monumentalwerk Zettel’s Traum (okay mit Deppelapostrophe – leitet sich allerdings aus dem Englischen ab) bekannt, ein Monster von über 1300 Seiten und dreispaltig in DIN A 3, das damals als Faksimile (des mit Schreibmaschine, die Randglossen und Streichungen von Hand verfassten Werkes) erschien, weil man es für nicht zu setzen erachtete. Erst im Oktober 2010 erschien im Suhrkamp Verlag die „Bargfelder Ausgabe. Werkgruppe IV/1. Standardausgabe. Zettel’s Traum“ als gesetztes Buch. Friedrich Forssman arbeitete hieran zuvor etliche Jahre.

Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, der Ulysses und Finnegans Wake von James Joyce, Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz, Der Mann ohne Eigenschaften von Robert Musil (um nur einige dieser kiloschweren literarischen Werke zu nennen), wer hat sie nicht gelesen. Genau: NICHT gelesen!

An Joyce Ulysses (in der Übersetzung von Hans Wollschläger) habe ich mich vor vielen Jahren einmal herangewagt, bin dann aber auf halber Strecke kläglich gescheitert. Sein Finnegans Wake habe ich mir als Finnegans Wehg. Kainnäh ÜbelSätzZung des Wehrkess fun Schämes Scheuss von Dieter H. Stündel zugelegt (enthält neben einer ‚Annäherung‘ auf Deutsch auch das Joyce’sche Original). Döblins Berlin Alexanderplatz kenne ich nur als Fernsehserie in 13 Episoden und einem Epilog (ca. 930 Min lang) von Rainer Werner Fassbinder mit Günter Lamprecht als Franz Biberkopf. Prousts Recherche habe ich als verfilmten Zweiteiler bisher noch ungesehen auf meinem Rechner. Musils Mann ohne Eigenschaften ist als E-Book vorhanden. Und nun auch noch Arno Schmidt?

Es gibt so Sachen, die man auf spätere Zeiten verlegt, wenn man nicht mehr durch Pflichten und sonstige Notwendigkeiten behindert ist, wenn man also ZEIT hat. Da kommt eigentlich nur das Rentenalter in Frage. Da dieses mir aus nicht mehr allzu großer Ferne entgegenwinkt, so werde ich dann meine Yamaha endlich auspacken – und mich mit Inbrunst auf all das Literarische stürzen, was bisher liegengeblieben ist.

Aber jetzt winkt erst einmal das Wochenende. Ich winke zurück …