Kategorie-Archiv: Fußball: Welt- und Europameisterschaften

Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006/2010 & Europameisterschaft 2008

Ein verschenkter Sieg

Eigentlich hätte die deutsche Fußballmannschaft gestern bei der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien schon (fast) die halbe Miete einfahren können. Wie bereits gegen die Iren, die den ganzen Frust der deutschen Elf, der sich nach dem Ausscheiden bei der EM im Halbfinale und nach den wenig glanzvollen ersten Siegen gegen die Färöer und in Österreich angesammelt hatte, abbekamen und 1:6 in Dublin untergingen, sah es nach 60 Minuten nach einem klaren Sieg in Berlin gegen Schweden aus. Durch schöne Kombination führte Deutschland 4:0. Aber dann wurde das Spiel zu einem Albtraum für den Torhüter. Vier Schüsse kamen auf Neuers Tor, vier Bälle waren drin. Neuer wirkte mit jedem Gegentreffer zunehmend verunsichert. Ein Abend zum Vergessen – nicht nur für ihn.

Qualifikationsspiel zur WM 2014: Deutschland – Schweden 4:4

Denn in Halbzeit zwei tauchte fast die gesamte Mannschaft unter. Und die Innenverteidigung mit Badstuber und Mertesacker schien plötzlich eingeschlafen zu sein. So verdienten sich die Schweden am Ende ein 4:4-Unentschieden und ließen in der Europagruppe C offen, wer sich direkt für die WM 2014 qualifiziert.

Erwähnenswert bleibt vielleicht der inzwischen 34-jährige Miroslav Klose, der gestern Abend seine Nationalmannschafts-Treffer 66 und 67 erzielte und nur noch einen Treffer hinter Gerd Müller, dem Rekordtorschützen, liegt. Der brauchte allerdings für seine 68 Treffer nur 62 Länderspiele (Torquote also > 1), während Klose gestern bereits sein 126. Länderspiel absolvierte.

Halbwegs effektiv

Nach dem Aus in der ersten Runde des DFB-Pokals kann sich der SV Werder Bremen voll und ganz auf die Fußballbundesliga konzentrieren. Und wie es aussieht, läuft es mit der neuen, auf vielen Positionen umgebrochenen Mannschaft ganz ordentlich. Beim deutschen Meister Borussia Dortmund musste man zwar eine unglückliche Niederlage einstecken. Aber die spielerischen Ansätze ließen erkennen, dass die Bremer in dieser Saison durchaus mit den Großen mithalten können. Was fehlt, ist die bessere Ausnutzung der Torchancen: mehr Effektivität!

Am Samstag im Derby zu Hause gegen den HSV wurde die Arbeit dann auch endlich belohnt. Mit 2:0 siegte Werder verdientermaßen, auch wenn wiederum die Torausbeute nicht optimal war. Nils Petersen traf per Kopfball erst die Latte, dann aber doch das Tor zum 2:0. Spannend machte es Aaron Hunt, der den ersten der beiden Elfmeter gegen den HSV zu lasch schoss, sodass René Adler den Ball halten konnte, dann aber Wagemut bewies und auch zum zweiter Elfer antrat und diesen verwandelte. Zum Saisonauftakt spielt Aaron Hunt wirklich hervorragend, übernimmt Verantwortung und könnte sich so zurück in die Nationalmannschaft spielen. Hoffen wir, dass sein Leistungshoch weiterhin anhält. Kevin De Bruyne zeigte gute Ansätze und begann stark, tauchte dann aber zeitweise unter. Marko Arnautovic spielte auf Rechtsaußen einen guten Part, muss aber noch etwas ruhiger werden, dann könnte er eines Tages doch endlich zeigen, dass er ein ‚Großer’ ist (spielerisch, nicht nur von der ‚großen’ Klappe her).

Aufbruch nach dem Umbruch?

Ein Schwachpunkt offenbart sich auf der linken Verteidigerseite von Werder, die diesmal mit Clemens Fritz, den eigentlichen Rechtsverteidiger bzw. Mittelfeldspieler, besetzt wurde. Trotz mehrerer Alternativen (Schmitz, Hartherz, Ignjovski) fehlt links immer noch eine Ideallösung auf dieser Position (vielleicht doch Boenisch?).

Nach der Länderspielpause geht es am 15.09. nach Hannover, die mit der neuen Saison sehr zufrieden sein können: In der Liga zum Start auf Platz drei, in der Europa League fast problemlos die Gruppenphase erreicht. Hier kann Werder zeigen, dass man zunächst im Norden wieder die Nummer eins sein möchte.

Und sonst so? Die Borussia aus Dortmund, Meister und DFB-Pokalsieger, ist nicht zu beneiden. In der Champions League hat sie mit Real Madrid, Manchester City und Ajax Amsterdam eine Hammergruppe bekommen und darf jetzt beweisen, dass sie auch international ein Spitzenteam ist. Die Bayern haben erst einmal die Bundesligatabellenspitze übernommen und mit Javier Martinez kurz vor Toresschluss den teuersten Transfer der Bundesliga getätigt. Für einen defensiven Mittelfeldmann ist das viel Holz. Die 40 Millionen Euro Transfersumme erscheinen mir überhöht. Es zeigt nur auf, welche Hektik bei den Bayern herrscht. Diese Art von Personalpolitik ist nach meiner Meinung nicht der richtige Weg. Wie wäre es mit einer vernünftige Nachwuchsförderung?

Und zuletzt: Nicht völlig überraschend ist die Wahl von Andres Iniesta zu Europas Fußballspieler des Jahres vor Weltfußballer Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Iniesta hatte großen Anteil daran, dass Spanien erneut Europameister wurde. Auf Platz zehn kam übrigens als einziger Deutscher in den Top Ten Mesut Özil. Glückwunsch!

Am Freitag steigt die deutsche Fußballnationalmannschaft in die Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilein mit dem Spiel gegen die Färöer ein. Am dann folgendem Dienstag geht es in Wien gegen Österreich. Es ist abzuwarten, wie sich das deutsche Team nach der Europameisterschaft und der unglückliche Niederlage gegen Argentinien schlägt. Alles andere als Siege für den Weltranglistenzweiten wären eine Enttäuschung.

Olympia kann kommen

Neben der Fußball-Europameisterschaft endeten am Sonntag auch die Europameisterschaften der Leichtathletik in Helsinki. Und mit insgesamt 16 Medaillen waren die deutschen Sportler besonders erfolgreich. Olympia kann also kommen. Es ist nur zu hoffen, dass einige der erfolgreichen Athleten in Helsinki nicht bereits ihr Pulver verschossen und vor der Zeit den Zenit ihrer Leistungsfähigkeit erreicht haben.

Am Freitag in drei Wochen bereits (27.07.2012) beginnen also in London die 30. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit, die am 12. August enden. Es wird erwartet, dass über 200 Nationen bzw. Nationale Olympische Komitees (NOK) Athleten entsenden werden. Die Leichtathleten nehmen übrigens am 3. August ihre Wettkämpfe auf.

    Olympia 2012 London

Der Fußball beginnt übrigens schon am 25. Juli, also zwei Tage vor der offiziellen Eröffnungsfeier. Auch diesmal sind bei den Männern nur U-23-Mannschaften zugelassen, die mit maximal drei älteren Athleten verstärkt werden dürfen. Das olympische Fußballturnier ist also auch weiterhin nicht mit einer Weltmeisterschaft vergleichbar. Kurios und lange diskutiert ist die Tatsache, dass bei den Olympischen Spielen 2012 nach langer Pause wieder eine britische Mannschaft teilnehmen wird, die das ganze Königreich vertritt, denn eine britische Fußballnationalmannschaft existiert wegen der traditionellen Eigenständigkeit der Fußballverbände von England, Nordirland, Schottland sowie Wales offiziell nicht.

Damit die Zeit bis dahin nicht zu lang wird, wurde am Wochenende die 99. Tour de France 2012 gestartet. Allerdings erfolgt in Deutschland eine Live-Übertragung der Tour nur noch über den Sender Eurosport. ARD und ZDF übertragen wegen der Dopingproblematik die Grande Boucle (Große Schleife) nicht mehr live.

Ergebnisse der Tour de France siehe sportschau.de oder auf der offiziellen Website der Tour.

Hier noch einige Informationen zur Fußball-Europameisterschaft 2012. In die UEFA EURO 2012 Mannschaft des Turniers wurden folgende Spieler gewählt:

Tor: Gianluigi Buffon (Italien), Iker Casillas (Spanien), Manuel Neuer (Deutschland).

Verteidigung: Gerard Piqué (Spanien), Fábio Coentrão (Portugal), Philipp Lahm (Deutschland), Pepe (Portugal), Sergio Ramos (Spanien), Jordi Alba (Spanien).

Mittelfeld: Daniele de Rossi (Italien), Steven Gerrard (England), Xavi Hernández (Spanien), Andrés Iniesta (Spanien), Sami Khedira (Deutschland), Sergio Busquets (Spanien), Mesut Özil (Deutschland), Andrea Pirlo (Italien), Xabi Alonso (Spanien).

Sturm: Mario Balotelli (Italien), Cesc Fàbregas (Spanien), Cristiano Ronaldo (Portugal), Zlatan Ibrahimović (Schweden), David Silva (Spanien).

Die Auswahl ist mir etwas zu ‚ergebnisorientiert’, also nimmt etwas zu viel ‚Rücksicht’ auf die Platzierungen der Mannschaften. Lediglich Ibrahimović (Schweden – schon der Gruppenphase ausgeschieden) ist aufgrund seines Bekanntheitsgrades in diese Mannschaft gewählt worden. Für Buffon (Italien) im Tor hätte ich durchaus Petr Čech (Tschechien) gewählt. Und Mats Hummels hat bis auf den groben Schnitzer im Spiel gegen Italien ein großartiges Turnier gespielt. Aber sei es drum …

Spaniens Mittelfeldregisseur Andrés Iniesta ist von der Technischen Kommission der UEFA zum besten Spieler der UEFA EURO 2012 gewählt worden. Und der Spanier Fernando Torres hat sich in den Schlussminuten der UEFA EURO 2012 mit einem Treffer sowie einer Vorlage gegen Italien den Goldenen Schuh als bester Torschütze des Turniers gesichert.

Das Beste kommt zuletzt

Lange hat die Fußballwelt gerätselt: Können die Spanier nicht oder wollen sie einfach noch nicht: Ihr berühmtes Tiki-Taka war bis ins Halbfinale ohne Esprit, oft ohne überraschende Momente, einfach zu langsam vorgetragen und damit zu einem Rasenschach verkommen, das Mannschaften eigentlich nur spielen, wenn ihnen die zündende Idee fehlt.

Bei der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine zeigten die Spanier nun, dass sie wirklich auch ‚anders’ können, dass ihnen die genialen Pässe durchaus gelingen, dass sie den Gegner laufen lassen, während sie sich in ihrem Kurzpassspiel geradezu ‚erholen’.

Finale: Spanien-Italien 4:0

Spanien ist und bleibt das Maß aller Dinge im Fußball. Die junge deutsche Mannschaft hat Lehrgeld zahlen müssen, obwohl ich sie gern statt der Italiener gegen den alten und neuen Europameister (und amtierenden Weltmeister) Spanien spielen gesehen hätte. Das Endspiel gestern war endlich der gewünschte Leckerbissen aus der Feinkostabteilung des Fußballs. Ohne die Leistung Italiens schmälern zu wollen: Die Spanier haben über lange Strecken des Spiels gezaubert, dass es eine Freude war, dem zuzugucken.

Hier mein Tipp und das tatsächliche Ergebnis des Finales:

01.07. 20:45 Uhr Kiew Spanien – Italien Tipp 2:1 n.V. (Ergebnis 4:0)

Siehe auch meine Beiträge:
Warum Deutschland (vielleicht) nicht Europameister wird
Taktische Finessen
Aus die Maus

Übrigens: Auf sportschau.de sind noch einmal alle Tore dieser EM zu sehen.

Aus die Maus

Nun dürfen früher als gewollt die Deutschland-Fähnchen eingerollt und die sieben Meisterbiere ausgetrunken werden – und Jürgen Klopp und all die bärtigen Herren in deutschen Landen rasieren sich wieder. Der Alltag kehrt ein. Es ist aus und vorbei. Wieder hat es nicht sollen sein. Und schon wieder gegen Italien.

Als ich gestern von der Aufstellung der deutschen Nationalmannschaft im Halbfinale bei der Fußball-Europameisterschaft erfuhr, überkam mich geradezu Entsetzen: Wieder mit Podolski und wieder mit Gomez. Des Bundestrainers Löw bescheidenes Fazit nach dem Spiel: „In den ersten drei Spielen haben wir auch gewonnen mit Mario Gomez und Lukas Podolski.“ Und was war mit dem vierten Spiel gegen Griechenland mit den Einsätzen und Toren von Klose und Reus? Warum also wieder diese beiden Spieler, die wie Fremdkörper in einer ansonsten eher homogenen Mannschaft wirken. Warum diese hohen, meist unpräzisen Pässe in den Strafraum, in dem ein unbeweglicher Mittelstürmer alter Prägung nicht so recht wusste, was er tun sollte. Nein, Herr Löw, es mag ja sein, dass sie Herrn Gomez zu einem vierten Tor und damit vielleicht zur Torschützenkrone verhelfen wollten. Es mag ja sein, dass sie glaubten, Herr Podolski würde in seiner alten Heimat zu alter Form auflaufen. Ihren Fehler haben Sie korrigiert – allerdings zu einer Zeit, als so gut wie nichts mehr zu retten war. Einen Zwei-Tore-Vorsprung lassen sich die Italiener so schnell nicht aus der Hand nehmen.

2. Viertelfinalspiel: Deutschland-Italien 1:2

Für die Mannschaft tut es mir schon etwas Leid. Aber wer so hohe Ansprüche an sich stellt und diese nicht zu erfüllen im Stande ist, macht sich nun einmal zum Deppen. In zwei Jahren geht es dann nach Brasilien zur Weltmeisterschaft. Vielleicht klappt es dann. Die Mannschaft ist noch jung, nur im Sturmbereich muss nun auch endlich ein Durchbruch geschehen. Gomez passt, wie Mehmet Scholl, Co-Kommentator bei der ARD, anfangs richtig festgestellt hat, nicht in ein ‚spielendes’ Team – so wie Klose. Nur der ist inzwischen 34 Jahre alt. Wer käme da also in Frage? Wahrscheinlich sollte man fast ganz auf einen typischen Mittelstürmer verzichten und einen Spieler wie Reus verstärkt zentral agieren lassen.

Italien also im Endspiel – und gegen Spanien wie bereits in der Gruppenphase, als sich beide Mannschaften nach gutem Spiel 1:1 trennten. Überhaupt haben die Italiener durch einen für sie ungewohnten Offensivfußball überzeugt. Ich bin nun wirklich kein Freund des italienischen Fußballs, aber was die Italiener während dieser EM spielen, kann sich durchaus sehen lassen.

Die Spanier taten sich gegen wild entschlossene Portugiesen im ersten Halbfinalspiel recht schwer, obwohl sie wie gewohnt mehr Ballbesitz hatten. Das Team von Paulo Bento unterband in einer intensiven Partie konsequent das spanische Kurzpassspiel. In der Verlängerung war den Portugiesen der Kräfteverschleiß und später die Erleichterung über den Schlusspfiff anzumerken. Im Elfmeterschießen setzte sich dann das glücklichere Team durch.

Hier noch einmal meine Tipps zum Halbfinale und die tatsächlichen Ergebnisse:

27.06. 20:45 Donezk Portugal – Spanien Tipp 1:2 (Ergebnis: 2:4 n.E., 0:0)
28.06. 20:45 Warschau Deutschland – Italien Tipp 2:0 (Ergebnis 1:2)

Und mein Tipp zum Endspiel? Die Spanier sind meilenweit von ihrer früheren Klasse entfernt. Es mangelt besonders am Abschluss. Gegen Portugal versuchte man dies zu beheben. Aber ohne großen Erfolg. Die Spanier hätten lieber gegen die deutsche Mannschaft gespielt. Jetzt wissen wir in Deutschland, warum … Ich denke, es wird ein interessantes, wenn auch nicht spielerisch hochklassisches Endspiel. Die Taktik wird das Spiel beherrschen – und am Ende gewinnt vielleicht wieder das glücklichere Team …

01.07. 20:45 Uhr Kiew Spanien – Italien Tipp 2:1 n.V.

Siehe auch meine Beiträge:
Warum Deutschland (vielleicht) nicht Europameister wird
Taktische Finessen

Übrigens: Auf sportschau.de sind noch einmal alle Tore dieser EM zu sehen.

Taktische Finessen

Bevor heute mit dem Spiel Portugal gegen Spanien das erste Halbfinalspiel bei der Fußball-Europameisterschaft 2012 angepfiffen wird und morgen die deutsche Nationalmannschaft ihr Halbfinalspiel gegen den ‚Angstgegner’ Italien (die Bilanz bei WM- und EM-Spielen zwischen Deutschland und Italien: 7 Spiele: 0 Siege, 4 Unentschieden. 3 Niederlagen – zuletzt am 04.07.2006 bei der WM in Deutschland im Halbfinale: Deutschland – Italien 0:2 n.V.) bestreitet, möchte ich mich einwenig zu den taktischen Finessen im Fußball äußern.

Da gibt es erst einmal die Spielsysteme ausgehend von der Anzahl der Spieler, die in der Verteidigung, im Mittelfeld und im Angriff spielen. Das 4-4-2-System war traditionell eine der häufigsten Aufstellungen im Fußball (4 Verteidiger, meist als Viererkette bezeichnet – 4 Mittelfeldspieler – 2 Stürmer), wird aber heute nicht mehr ganz so oft gespielt. In dieser Konstellation agieren die Mittelfeldspieler meistens als Raute, d.h. es gibt einen defensiven, zwei zentrale und einen offensiven Mittelfeldspieler. Heute wird oft ein 4-2-3-1-System gespielt, wobei man das Mittelfeld noch einmal in defensive und offensive Mittelfeldspieler aufteilt. Die zwei defensiven Mittelfeldspieler werden dabei Doppelsechs (nach der früheren Rückennummer eines entsprechend agierenden Spielers) genannt. Dieses System finden wir z.B. bei der deutschen Mannschaft: in der Abwehr die Viererkette mit Lahm (linker Verteidiger), Badstuber und Hummels in der Innenverteidigung und Boateng (Lars Bender) auf rechts. Die Doppelsechs bilden Schweinsteiger und Khedira, im offensiven Mittelfeld finden wir links Schürrle (Podolski oder Reus), in der Mitte Özil und rechts Müller (Reus) – im Sturm Klose (Gomez).

    4-2-3-1-System

Natürlich dient ein solches Spielsystem der Orientierung und ist nicht starr. Besonders die beiden Außenverteidiger schalten sich bei Ballbesitz in den eigenen Angriff mit ein und besetzen zusammen mit offensiven Mittelfeldspieler die Flügel, um den Stürmer mit Flankenbällen zu bedienen. Auch die Doppelsechs rotiert oft während des Spiels, wobei sich einer der beiden defensiv, der andere dann offensiv verhält.

Etwas offensiver als das 4-4-2-System ist das 4-3-3-System, das vorwiegend von Portugal gespielt wird. An diesem System lassen sich auch ganz gut die Rückennummern erklären (das so genannte WM-System aus alten Zeiten lasse ich einmal außen vor, da gab es neben drei Stürmern noch zwei Halbstürmer …). Die 1 hat traditionell der Torwart. Die Vierer-Abwehr-Kette hat die Nummern 2 bis 5. Die Mittelfeldspieler haben dann die weiteren geraden Zahlen (6, 8 und 10), die Stürmer die ungeraden (7, 9, 11). Cristiano Ronaldo hat die Numero sieben, ist also das, was man früher als Linksaußen bezeichnete. Die 10 hat in der Regel der Spielmacher. Mesut Özil (Nummer acht) scheint seiner Nummer eine neue Interpretation zu geben (neben der Zentralen im Mittelfeld der kreative Spielmacher oder so).

Aber zurück zu den Spielsystemen: Die Spanier spielen ein 4-1-4-1-System, das durch schnelle Positionswechsel dem Spiel eine hohe Dynamik verleiht. Die Risiken der offensiveren Aufstellung werden dabei durch eine enorme Ballsicherheit und einem hohen Anteil am Ballbesitz durch Kurzpassspiel ausgeglichen, jenem Tiki-Taka (auch Tiqui-taca) – der spanischen Bezeichnung für Klick-Klack-Kugeln -, wie es in dieser Perfektion zz. nur die Spanier beherrschen (spanische Nationalmannschaft und der FC Barcelona). Diese Art des Spiels hat für den Gegner zur Folge, dass er sich die Lungen aus dem Hals läuft.

„Angriff ist die beste Verteidigung“ versus Catenaccio

Offensiver Fußball ist meist sehr attraktiv, verheißt er viele Tore. Oft leider auch für den Gegner, der durch schnelle Konter die ‚freigewordenen Räume’ nutzen kann. Den Offensivfußball kann man in Aufbauspiel (z.B. das bereits erwähnte Tiki-Taka) versus Kick and Rush unterteilen. Der erste ist ein systematisches, eher geruhsam aufbauendes Angriffsspiel mit vielen Ballkontakten. Erst wenn sich ‚freie Räume’ beim Gegner auftun, versucht man in diese überfallartig vorzustoßen. Hohe Bälle sind meist verpönt. Beim Kick and Rush geht alles dagegen ganz schnell. Besonders im britischen Fußball fand man oft, zumindest früher, diese Angriffsspielweise. Dabei wird der Ball aus der Verteidigung hoch und weit nach vorne in den gegnerischen Strafraum geschlagen, um einen schnellen Abschluss zu erreichen. Der Vorteil ist, dass dabei kein langwieriges Aufbauspiel nötig ist. Die Engländer selbst kennen diesen englischen Ausdruck nicht und sprechen von „the long ball”. In den Schlussminuten bei knappen Rückstand mag dieses Kick and Rush Sinn ergeben, ansonsten ist es eher ineffizient.

Die Gegenmethode ist das massive Verteidigen. Dabei werden oft zwei Viererketten eingesetzt, d.h. auch das Mittelfeld agiert im Wesentlichen defensiv (auch Doppelriegel genannt). Höhepunkt dieser ergebnisorientierten Taktik ist der Catenaccio, ein Abwehrbollwerk mit zumeist fünf Verteidigern (5-4-1 oder als 4-5-1). Der Name verrät die Herkunft: Italien. Man spricht von dieser Spielweise auch als ‚mauern’. Nun die Italiener bevorzugen zz. durchaus einen offensiv ausgerichteten Fußball, der sie immerhin ins Halbfinale gebracht hat. Nach einem Führungstreffer ziehen sie sich dann aber gern zurück (Doppelriegel). Und die Abwehrreihen der Italiener haben es dann in sich. Für die deutsche Mannschaft ist also zu hoffen, dass sie möglichst früh zu einem Tor kommt, dann allerdings nicht so schnell wie gegen die gleichfalls defensiv ausgerichteten Griechen den Ausgleichstreffer hinnimmt. Denn sonst winken Verlängerung und sogar Elfmeterschießen.

Heute Abend müssen aber zuerst die Spanier beweisen, ob ihr Tiki-Taka nicht oft ein Schnörkel zu viel beinhaltet. Allein gegen Irland ging ihre Rechnung auf. Ansonsten schienen sie nur das Nötigste getan zu haben, um weiterzukommen. Aber das kann natürlich auch eine Täuschung gewesen sein. Vielleicht funktioniert ihr Kurzpassspiel gegen starke Gegner nicht immer so gut wie gewünscht. Zudem fehlt mit David Villa der Stürmer, der für das entscheidende Tor zuständig ist. Fernando Torres scheint mir noch seiner Form früherer Jahre hinterherzulaufen. Schon allein aus taktischer Sicht ist es auf jeden Fall ein interessantes Spiel.

Übrigens: Auf sportschau.de sind noch einmal alle Tore dieser EM zu sehen.

Und zuletzt hier noch einmal meine Tipps fürs Halbfinale:

27.06. 20:45 Donezk Portugal – Spanien Tipp 1:2
28.06. 20:45 Warschau Deutschland – Italien Tipp 2:0

Die besten Vier

Bei der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine geht es in die vorletzte Runde. Am Mittwoch und am Donnerstag sind die Halbfinals – und dann am kommenden Sonntag erfolgt in Kiew das Endspiel. Vor der EM hatte ich im Halbfinale neben dem deutschen Team und Spanien eigentlich Russland (vielleicht doch die Niederlande) und Frankreich gesehen. Lediglich mit Deutschland und Spanien lag ich richtig. Nach der Gruppenphase hatte ich dann noch einmal getippt – und jetzt wurde mein Fußballerverstand von der Wirklichkeit nicht enttäuscht. Die vier besten Mannschaften dieser EM haben sich durchgesetzt:

Viertelfinale
21.06. 20:45 Tschechien – Portugal Tipp 1:2 (Ergebnis: 0:1)
22.06. 20:45 Deutschland – Griechenland Tipp 1:0 (Ergebnis 4:2)
23.06. 20:45 Spanien – Frankreich Tipp 2:0 (Ergebnis 2:0)
24.06. 20:45 England – Italien Tipp 1:2 (Ergebnis 2:4 n.E. – 0:0)

Überzeugend war dabei die Vorstellung der deutschen Mannschaft. Es dauert zwar etwas länger, bis der Sieg feststand. Aber in kaum einer Phase des Spiels (außer kurze Zeit beim Ausgleich für die Griechen) war erkennbar, das Deutschland das Spiel aus der Hand geben würde. Sicherlich lief noch nicht alles rund. Mancher Pass in die Spitze war anfangs zu steil, manches Abspiel landete noch beim Gegner. Aber die Umstellung (Klose statt Gomez, Reus und Schürrle für Podolski und Thomas Müller) rentierte sich auf jeden Fall.

2. Viertelfinalspiel: Griechenland - Deutschland 2:4

Spanien tat sich gegen Frankreich etwas schwer, tat aber wahrscheinlich nicht mehr, als notwendig war (an dem Abend wurde immer wieder „das gute Pferd“ zitiert, „das nicht höher springt als es muss“), um am Ende gegen (wenigstens für mich) enttäuschende Franzosen zu gewinnen. Lediglich Franck Ribéry von den Bayern vermochte zu überzeugen.

Hier erst einmal mein Tipp fürs Halbfinale:

27.06. 20:45 Donezk Portugal – Spanien Tipp 1:2
28.06. 20:45 Warschau Deutschland – Italien Tipp 2:0

Schon von Anfang an deutete alles daraufhin, dass Deutschland und Spanien das Finale bestreiten werden. Alles andere wäre eine dicke Überraschung. Dieser Meinung schließe ich mich gern an (obwohl ich mir anfangs beim deutschen Team nicht ganz so sicher war). Die Spanier werden das notwenige Mehr an Leistung abrufen, um auch Portugal (trotz eines Cristiano Ronaldo, der endlich „im Turnier angekommen“ ist und gegen die Niederlande und Tschechien überzeugen konnte) zu schlagen. Und die deutsche Mannschaft hat noch einige Rechnungen gegen Italien offen (zuletzt WM 2006 – Niederlage im Halbfinale in der Verlängerung).

Aber ich will nicht vorgreifen. Ich freue mich auf die Halbfinalspiele. Die Viertelfinalspiele waren insgesamt sehenswert – manchmal eher vom Taktischen, aber auch vom Spielerischen her (das Spiel England – Italien habe ich gestern Abend nicht gesehen, da ich richtigerweise mit einer Verlängerung gerechnet hatte; und heute am Montag musste ich wieder früh aufstehen). Und natürlich hoffe ich nicht allein, dass spätestens am Sonntag die fußballerische Feinkostabteilung geöffnet wird.

Béla Réthy (ZDF) erzählt Murx

Okay, der Tabellenmodus, der die Platzierung der Mannschaften in der Vorrunde (Gruppenphase) bestimmt, ist bei der Fußballeuropameisterschaft 2012 etwas kompliziert, aber durchaus nachvollziehbar. Ich will hier nicht den überschlauen Besserwisser spielen. Ich finde allerdings, wenn der Co-Kommentator bei der ARD, Mehmet Scholl, die Regeln nicht gekannt hat, dann ist das schlimm genug. Aber von dem bekannten Kommentator des ZDF, Béla Réthy, sollte man erwarten, dass er die Kriterien kennt und nicht, wie im Spiel Kroatien – Spanien geschehen, laufend Unsinn erzählt. Erst faselt er etwas vom UEFA-Koeffizienten, der erst wirklich am Ende zum Zuge kommt, korrigiert sich allerdings. Dann behauptet er, dass die Kroaten nach der Führung der Spanier kurz vor Schluss noch zwei Tore benötigten, um in die Finalrunde zu kommen. Das war natürlich völliger Quatsch. Ein Tor (zum 1:1-Unentschieden) hätte gereicht. Warum sonst sollte sich so kurz vor Schluss des Spiels auch der kroatische Torwart an einem Sturmlauf seiner Mannschaft beteiligen.

Spielplan Euro 2012 Polen/Ukraine

Hätten die Kroaten tatsächlich noch den 1 :1-Ausgleich geschafft, dann wären sie als Gruppenzweiter sogar nach der Regelung, die bei Weltmeisterschaften gilt, ins Viertelfinale eingezogen:

(hypothetischer) Endstand Tabelle Gruppe C
bei einem 1:1 zwischen Kroatien und Spanien

Spanien 6:2 Tore 5 Pkt.
Kroatien 5:3 Tore 5 Pkt.
Italien 4:2 Tore 5 Pkt.
Irland 1:9 Tore 0 Pkt.

Im direkten Vergleich der punktgleichen Mannschaften ergäbe sich folgende Tabelle:

Spanien – Italien 1:1
Italien – Kroatien 1:1
Kroatien – Spanien 1:1 (eigentlich ja 0:1)

Spanien 2:2 Tore 2 Pkt.
Kroatien 2:2 Tore 2 Pkt.
Italien 2:2 Tore 2 Pkt.

Bei Punktgleichheit zweier oder mehrerer Mannschaften entscheiden folgende Kriterien in dieser Reihenfolge:

1. Höhere Anzahl Punkte im direkten Vergleich. Ergebnis: wäre bei allen Mannschaften gleich

2. Bei mehr als zwei punktgleichen Mannschaften die bessere Tordifferenz im direkten Vergleich. Ergebnis: wäre bei allen Mannschaften gleich

3. Bei mehr als zwei punktgleichen Mannschaften die höhere Anzahl der erzielten Tore im direkten Vergleich. Ergebnis: wäre bei allen Mannschaften gleich

4. Wenn zwei Mannschaften nach der Anwendung der Kriterien 1 bis 3 immer noch denselben Platz belegen, werden die Kriterien 1 bis 3 zur Bestimmung ihrer endgültigen Platzierung erneut angewendet, jedoch ausschließlich auf die Direktbegegnungen zwischen den beiden betreffenden Mannschaften. Ergebnis: Kommt nicht zum Zuge

5. Bessere Tordifferenz aus allen Gruppenspielen. Ergebnis: Danach wäre Spanien 1.

6. Höhere Anzahl der erzielten Tore in allen Gruppenspielen. Ergebnis: Danach wäre Kroatien 2.

Punkt 7 (Höherer UEFA-Koeffizient zur Auslosung der Gruppenphase) spielt keine Rolle mehr.

Vielleicht hätte Herr Réthy sich das Video seines Senders zuvor einmal anschauen sollen, dann wäre er klüger gewesen: Rechenspiele für Gruppe C

Nachtrag:

Ganz so schlecht habe ich bei dieser Euro der Überraschungen dann doch nicht getippt. Hier meine Tipps und die tatsächlichen Ergebnisse. In Gruppe C mit Spanien als Gruppenerster und Italien als 2. lag ich am Ende sogar ‚total’ richtig. Nur in Gruppe D habe ich den Ersten (England) und Zweiten (Frankreich) vertauscht. Franck Ribéry & Co. haben aber auch ziemlich enttäuscht.

Gruppe C
18.06. 20:45 Kroatien – Spanien 1:3 (Ergebnis: 0:1)
18.06. 20:45 Italien – Irland 2:1 (Ergebnis: 2:0)

Gruppe D
19.06. 20:45 Schweden – Frankreich 1:2 (Ergebnis: 2:0)
19.06. 20:45 England – Ukraine 2:1 (Ergebnis: 1:0)

Und da wir gerade beim Tippen sind: Hier meine Tipps fürs Viertelfinale. Den Deutschen traue ich nur einen knappen Sieg zu (aber wer weiß), Italien schleicht sich wieder einmal ins Halbfinale:

Viertelfinale
21.06. 20:45 Tschechien – Portugal Tipp 1:2
22.06. 20:45 Deutschland – Griechenland Tipp 1:0
23.06. 20:45 Spanien – Frankreich Tipp 2:0
24.06. 20:45 England – Italien Tipp 1:2

Auf des Messers Schneide

Da hat bei dieser Fußballeuropameisterschaft in Polen und der Ukraine die Mannschaft der Niederlande mit Robin van Persie den Torschützenkönig der englischen Premier League und mit Klaas-Jan Huntelaar den Torschützenkönig der Bundesliga und trotzdem scheidet die Elftal bereits nach der Vorrunde ohne Punkte aus. Ausgerechnet Cristiano Ronaldo, der in den Spielen gegen Deutschland und Dänemark völlig enttäuschte, gab den Holländern mit seinen zwei Toren den ‚Gnadenschuss’ und sicherte so dem portugiesischen Team den Einzug ist Viertelfinale (gegen Tschechien).

Die deutsche Mannschaft wurde mit ihrem dritten Sieg im dritten Spiel in dieser Gruppe B gegen Dänemark Gruppenerster und spielt nun am Freitag gegen Griechenland. Dabei stand das Weiterkommen auf des Messers Schneide, denn bis zur 80. Minute stand es zwischen Deutschland und Dänemark 1:1, während die Portugiesen bereits führten. Nur ein Tor der Dänen und die deutsche Mannschaft wäre als Gruppendritter ausgeschieden. Eine Riesenchance hatten die Dänen bereits verpasst. Da erlöste Lars Bender, den der Bundestrainer für den gelbgesperrten Jérôme Boateng als rechten Verteidiger aufgeboten hatte, mit seinem Tor das deutsche Team. Souverän sieht anders aus.

Gruppe B: Dänemark - Deutschland 1:2 (Lars Bender nach dem 1:2)

Nach der Leistungssteigerung gegen die Niederlande gab es trotz des Sieges wieder einen deutlichen Rückschritt in den spielerischen Leistungen. Nach anfänglich gutem Spiel und dem baldigen Tor stellten sich die Dänen immer besser auf die Deutschen ein. Und nach dem Ausgleich lief nicht mehr viel zusammen. Das ideenlose Kurzpassspiel ohne Raumgewinn erinnerte nur entfernt an das der Spanier. Erschreckend die vielen Fehlpässe und mancher technische Fehler (die Kritik an Mario Gomez muss um diese Fehlerhaftigkeit erweitert werden). Gegen die Griechen rechne ich wieder mit einer dann allerdings auch nötigen Steigerung der spielerischen Stärke.

Ja mit meinen Tipps (siehe meinen Beitrag Never change a winning team) liege ich natürlich sehr oft daneben. Wer rechnet aber auch schon damit, dass die Russen gegen die Griechen verlieren. Obwohl … So langsam kennt man das Spiel der Griechen. Und die deutsche Mannschaft sollte am Freitag gewarnt sein … Natürlich liegt es auch am Austragungsmodus, der bei Punktegleichheit den direkten Vergleich heranzieht (und nicht das Torverhältnis – dann wäre nämlich Russland 2. der Gruppe A geworden). Ich finde den Modus aber okay. Dadurch kommt noch mehr Spannung in den 3. Vorrundenspieltag.

Auch in der ‚Tendenz’ kommen meine Tipps langsam ins Wanken (noch einmal: „Für mich wäre aber ein Halbfinale mit dem deutschen Team, Russland (vielleicht doch den Niederlanden), Spanien und Frankreich denkbar.“). Statt Russland steht jetzt Portugal (oder Tschechien).

Hier noch einmal meine Tipps und die tatsächlichen Ergebnisse (in Klammern) vom 2. Spieltag der Vorrunde:

Gruppe C
14.06. 18:00 Italien – Kroatien 2:2 (Ergebnis: 1:1)
14.06. 20:45 Spanien – Irland 3:1 (Ergebnis 4:0)

Gruppe D
15.06. 18:00 Ukraine – Frankreich 1:2 (Ergebnis 0:2)
15.06. 20:45 Schweden – England 1:2 (Ergebnis 2:3)

… und die Tipps und Ergebnisse der bereits ausgeführten Spiele des letzten Spieltags:

Gruppe A
16.06. 20:45 Griechenland – Russland 0:2 (Ergebnis 1:0)
16.06. 20:45 Tschechien – Polen 1:2 (Ergebnis 1:0)

Gruppe B
17.06. 20:45 Portugal – Niederlande 1:2 (Ergebnis 2:1)
17.06. 20:45 Dänemark – Deutschland 1:3 (Ergebnis 1:2)

Entsprechend meinen Tipps wäre in Gruppe A Russland Erster und Polen Zweiter, in Gruppe B Deutschland 1. und die Niederlande 2. Gerade Deutschland habe ich also richtig getippt (Asche auf mein Haupt).

Und hier nun meine Tipps zu den verbleibenden Spielen heute und morgen. Danach würden aus Gruppe C Spanien (Gruppenerster – Viertelfinalspiel wäre dann am Samstag gegen den Zweiten der Gruppe D) und Italien, aus Gruppe D Frankreich (Gruppenerster) und England ins Viertelfinale einziehen. Vielleicht liege ich diesmal nicht ganz so verkehrt. Wenn Spanien wirklich Erster werden sollte, dann wird das deutsche Team erst im Finale auf die Spanier treffen. Wenn das Wörtchen ‚wenn’ nicht wäre …

Gruppe C
18.06. 20:45 Kroatien – Spanien 1:3
18.06. 20:45 Italien – Irland 2:1

Gruppe D
19.06. 20:45 Schweden – Frankreich 1:2
19.06. 20:45 England – Ukraine 2:1

Ach übrigens Austragungsmodus: Sollten sich Kroatien-Spanien 2:2 trennen, dann können die Italiener 20:0 gegen Irland gewinnen, sie wären trotz Punktegleichheit mit Spanien und Kroatien ‚draußen‘.

Never change a winning team

Manchem Wahlspruch traut man nicht eine solche Allgemeingültigkeit zu (der Spruch stammt übrigens von Sir Alf Ramsey: „Never change a winning team.“). Nach dem eher glücklichen Sieg gegen Portugal setzte Bundestrainer Joachim Löw bei der Fußballeuropameisterschaft auf die gleiche Startelf auch im Spiel gegen die Niederlande – und lag damit richtig. Zuvor gab es nämlich reichlich Kritik an der Aufstellung: Podolski, Schweinsteiger und Lahm zeigten gegen die Portugiesen nur einen Bruchteil ihrer möglichen Leistung. Und Co-Kommentator Mehmet Scholl hatte sich besonders Mario Gomez vorgenommen. Er warf dem Stürmer mangelnden Einsatz vor: „Ich hatte zwischendurch Angst, dass er sich wundliegt und mal gewendet werden muss.“

Obwohl Schütze des einzigen Tores des Spiels sprechen die Fakten übrigens für Scholl: Laut dem Fußballdaten-Spezialisten Opta hatte Gomez im Spiel gegen Portugal nur 17 Ballkontakte in 72 Minuten – mit weitem Abstand die wenigsten bei den Deutschen (exkl. Einwechselspieler). Außerdem gewann er nur 18.2% seiner Zweikämpfe (2 von 11, schlechtester Wert aller Startelfspieler). Gomez ist eher der klassische Mittelstürmer, der vorn auf die Bälle wartet, um sie dann zu verwerten (Scholl: „Dass ein Stürmer nicht nach hinten arbeitet, das gibt’s eigentlich im modernen Fußball nicht mehr. Dass einer auf die eine Flanke, auf eine freie Straße wartet. Das ist zu wenig.“). Ein Stürmer wie Klose geht eher weite Wege, um sich notfalls den Ball auch selbst zu holen. Und er schießt nicht nur Tore, sondern bereitet auch viele vor.

Gruppe B: Niederlande - Deutschland 1:2

Nun gestern im Spiel gegen die Niederlande gab es eine deutliche Leistungssteigerung. Besonders die gescholtenen Schweinsteiger (er gab die Vorlagen für beide deutschen Tore) und Lahm (er schaltete seinen Teamkollegen bei den Bayern, Robben, fast vollständig aus) zeigten sich wieder von ihrer guten Seite. Und Mario Gomez? Nun er markierte die Treffer zwei und drei für das deutsche Team und avanciert so langsam zum Torschützenkönig dieser EM. Lediglich Lukas Podolski kommt in der Ukraine nicht so richtig in Schwung. Vielleicht wird’s ja etwas im Viertelfinale, das in Polen ausgetragen wird (Warschau oder Danzig).

Wer es noch nicht weiß: Deutschland gewann mit 2:1 gegen den Vizeweltmeister Niederlande und steht damit mit anderthalb Beinen bereits im Viertelfinale. Die Holländer dagegen müssen nach zwei Niederlagen das letzte Spiel gegen Portugal mit mindestens zwei Toren Differenz gewinnen (und die Dänen gegen Deutschland verlieren), sonst sind sie ‚weg vom Fenster’. Die Niederlande begann das Spiel in Charkiw (Charkow) im Osten der Ukraine druckvoll und hatten bald schon eine gute Torchance. Dann übernahmen aber die Deutschen das Zepter und erzielten die beiden Tore durch Gomez. In der zweiten Halbzeit hatten weiterhin die Deutschen deutliche Vorteile. Nach dem Anschlusstreffer durch Robin van Persie kippte das Spiel zugunsten der Holländer, die sich aber bei den hohen Temperaturen nur wenige Torchancen erspielten. Zuletzt spielte die DFB-Truppe geschickt gegen die Niederländer auf Zeit und rettete die Führung ins Ziel.

Da die Niederlande sämtliche Vorrundenspiele im tropisch heißen Charkiw auszutragen haben, wäre es wohl aus Akklimatisierungsgründen besser gewesen, sie hätten dort in der Nähe ihr Quartier aufgeschlagen statt in Krakau. Vielleicht ein Grund für das bisher schlechte Abschneiden?

Meine Tipperei kann ich mir wieder ‚in die Haare’ schmieren. Immerhin liege ich in der Tendenz noch nicht völlig falsch („Für mich wäre aber ein Halbfinale mit dem deutschen Team, Russland (vielleicht doch den Niederlanden), Spanien und Frankreich denkbar.“). Hier noch einmal meine Tipps für den zweiten Spieltag der Gruppenphase:

Gruppe A
12.06. 18:00 Griechenland – Tschechien 0:1 (Ergebnis 1:2)
12.06. 20:45 Polen – Russland 1:2 (Ergebnis 1:1)

Gruppe B
13.06. 18:00 Dänemark – Portugal 1:1 (Ergebnis 2:3)
13.06. 20:45 Niederlande – Deutschland 1:1 (Ergebnis 1:2)

Gruppe C
14.06. 18:00 Italien – Kroatien 2:2
14.06. 20:45 Spanien – Irland 3:1

Gruppe D
15.06. 18:00 Ukraine – Frankreich 1:2
15.06. 20:45 Schweden – England 1:2

Am Sonntagabend geht es dann für die deutsche Mannschaft um die Wurst – gegen Dänemark genügt ein Unentschieden. Hier schon einmal meine wagemutigen Tipps für den 3. und letzten Spieltag der Vorrunde (erst einmal nur für die Gruppen A und B):

Gruppe A
16.06. 20:45 Griechenland – Russland 0:2
16.06. 20:45 Tschechien – Polen 1:2

Gruppe B
17.06. 20:45 Portugal – Niederlande 1:2
17.06. 20:45 Dänemark – Deutschland 1:3

In Gruppe A wäre dann Russland Gruppenerster, Zweiter die Polen. In Gruppe B natürlich Deutschland 1. – und Gruppenzweiter? Portugal! Denn Portugal, Dänemark und die Niederlande wären punktgleich. Nach dem Austragungsmodus würde am Ende die höhere Anzahl der erzielten Tore im direkten Vergleich gelten: Portugal hätte dann 4, Dänemark 3 und die Niederlande 2 Treffer. Die Niederlande muss auf jeden Fall mit einer zwei Toren Differenz gegen Portugal gewinnen, wenn sie noch das Viertelfinale erreichen will. Aber was interessiert uns die Niederlande?! Was wäre, wenn Portugal gegen die Niederlande gewinnt und Deutschland gegen Dänemark verliert? Dann hätten drei Mannschaften 6 Punkte: Deutschland, Dänemark und Portugal. Und wer käme weiter? Verlören die Deutschen 0:1, dann hätten im direkten Vergleich bei gleicher Anzahl Punkte Deutschland 1:1, Dänemark und Portugal jeweils 3:3 Tore – die höhere Anzahl der Tore würde entscheiden – zu ungunsten der deutschen Mannschaft. Bei einer 2:3-Niederlage kämen auch noch die jeweiligen Spiele von Deutschland und Portugal (Dänemark wäre Gruppenerster) ins Spiel … Erst ab einem 3:4 wäre Deutschland Zweiter.

Ein Arbeitssieg und viele Überraschungen

Zwölf der 16 Mannschaften haben bei der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine ihre Visitenkarte bereits abgegeben. Und dabei gab es dann auch gleich die ersten Überraschungen. Die Polen kamen im Eröffnungsspiel nicht über ein 1:1 gegen Griechenland hinaus und durften am Ende von Glück reden, nicht verloren zu haben, denn die Griechen verschossen einen Elfmeter. Trotz Überlegenheit verloren dann die Holländer gegen clever agierende Dänen 0:1. Und für mich die eigentliche Überraschung: Die Italiener präsentierten sich taktisch geschickt und spielerisch stark gegen den amtierenden Welt- und Europameister Spanien, wenn ihnen am Schluss dann auch die Puste ausging. So endete das Spiel verdientermaßen 1:1. Die Italiener boten Anschauungsunterricht zur Frage, wie die Spanier zu schlagen sind. Aus der Not (u.a. wurde Linksverteidiger Domenico Criscito wegen des Wettskandals in Italien aus dem Kader gestrichen) agierten sie mit einer Dreier-Abwehrreihe und einer Fünfer-Mittelfeldreihe, die je nach Notwendigkeit variierte.

Damit sind natürlich auch viele meiner abgegebenen Tipps hinfällig. Immerhin war ich mit meinem Tipp bei Spiel Russland – Tschechien mit 3:1 nahe dran (Endergebnis 4:1).

Gruppe B: Deutschland – Portugal 1:0

Und die deutsche Mannschaft (Mein Tipp war 2:1 für Deutschland gegen Portugal)? Moderner Fußball, wie ihn die Spanier, ja auch die Italiener und phasenweise die Russen spielten, sieht anders aus. Was da besonders das Mittelfeld und der Sturm im Spiel gegen Portugal zeigte, war nicht das, was wir aus den letzten beiden Jahren kennen. Das deutsche Team spielte statisch wie in Zeiten davor: zu wenig Bewegung und fehlende Feinabstimmung. So ging der Ball oft viel zu früh verloren. Dass es doch zu einem Sieg reichte, war im Wesentlichen Glückssache. Die Flanke von Sami Khedira, die Mario Gomez zum einzigsten Tor des Spiels per Kopfball verwertete, kam nur deshalb so genau an den Mann, weil ein Portugiese den Ball zuvor abfälschte. Im Gegenzug hatten die Portugiesen Pech mit einem Pfosten- und zwei Lattentreffern.

Trotz vieler Schatten gab es auch Lichtpunkte in der deutschen Mannschaft. Die Abwehr, in den letzten Spielen meist sehr anfällig, zeigte sich sehr stabil. Besonders die Innenverteidigung mit Badstuber und vor allem Mats Hummels, der für den noch nicht ganz fitten Mertesacker eingesetzt wurde, aber auch Boateng, der eine gute Figur gegenüber Cristiano Ronaldo machte – und natürlich Manuel Neuer, der in den Schlussminuten den Ausgleich Portugals verhinderte, spielten in guter Form. Damit sollte Mertesacker vorerst seinen Stammplatz an Hummels verloren haben. Philipp Lahm dagegen hatte keinen guten Tag. Bei seinen Vorstößen verlor er fast immer den Ball an den Gegner.

Es bedarf einer gewaltigen Leistungssteigerung, wenn das angepeilte Ziel, der Gewinn der Europameisterschaft, erreicht werden soll. Interessant dürfte da schon das nächste Spiel gegen die Niederlande werden, die nach ihrer Niederlage gegen Dänemark mit dem Rücken zur Wand steht. Ginge es nach dem Willen der Fans, dann müsste Bundestrainer Joachim Löw auf einigen Position umstellen. Torwart und Abwehr (mit Hummels) blieben wie gegen Portugal. Ins Mittelfeld würde der Neu-Dortmunder Reus für Podolski rücken. Für Gomez, trotz seines Tores gegen Portugal, käme wohl Klose. Auch Schweinsteiger ist nicht unumstritten (im Spiel gegen Portugal habe ich ihn so gut wie nicht wahrgenommen). Denkbar wäre für ihn Toni Kroos – oder als Einwechselspieler Mario Götze, wenn Deutschland im Rückstand liegt und das Spiel offensiver gestaltet werden muss.

Hier noch einmal meine Tipps für die Spiele heute in der Gruppe D:

11.06. 18:00 Frankreich – England 2:1
11.06. 20:45 Ukraine – Schweden 0:1

Ansonsten hier schon einmal meine Tipps für den zweiten Spieltag der Gruppenphase:

Gruppe A
12.06. 18:00 Griechenland – Tschechien 0:1
12.06. 20:45 Polen – Russland 1:2

Gruppe B
13.06. 18:00 Dänemark – Portugal 1:1
13.06. 20:45 Niederlande – Deutschland 1:1

Gruppe C
14.06. 18:00 Italien – Kroatien 2:2
14.06. 20:45 Spanien – Irland 3:1

Gruppe D
15.06. 18:00 Ukraine – Frankreich 1:2
15.06. 20:45 Schweden – England 1:2

Für Gruppe D würde ich gern die heutigen Spiele abwarten, um mir ein Bild der momentanen Spielstärke der Mannschaften machen zu können, trotzdem schon einmal mein Tipp. In der Gruppe B (mit Deutschland) habe ich jeweils ein Unentschieden getippt, um den Holländern nicht gänzlich die Chance auf ein Weiterkommen zu verwehren.