Kategorie-Archiv: Sport ist Mord

Sport ist Mord, oder?

Der Milliardär und der Dorfverein

Mit der TSG 1899 Hoffenheim ist ein Verein in die Fußball-Bundesliga aufgestiegen, der in dem kleinen Ort Sinsheim mit rd. 35.600 Einwohnern beheimatet ist. Hoffenheim selbst ist ein 1972 eingemeindeter Stadtteil mit gerade einmal 3.300 Einwohnern. Also ein Dorf. Sinsheim-Hoffenheim liegt in der Nähe von Heidelberg.

TSG 1899 Hoffenheim

Vor zwei Jahren spielte der Verein noch in der Regionalliga Süd, stieg zur Saison 2007/2008 in die 2. Liga auf, um jetzt als Tabellenzweiter direkt in die Bundesliga aufzusteigen.

Natürlich fragt man sich, wie ein solch kleiner Verein das in so kurzer Zeit schaffen kann. Dahinter kann nur eine sprudelnde Geldquelle stecken. Und richtig: Einer der reichsten Männer Deutschlands, der SAP-Gründer Dietmar Hopp, sponsert mit Millionenbeträgen den Verein. Die SAP AG ist der größte europäische und weltweit viertgrößte Softwarehersteller. Der Hauptsitz befindet sich im badischen Walldorf im Rhein-Neckar-Kreis, in dem auch Sinsheim-Hoffenheim liegt. Alles klar! Herr Hopp ist also so etwas wie ein deutscher Bill Gates.

Und die TSG 1899 Hoffenheim ist eine Art kleiner FC Chelsea, der englische Fußballverein, der morgen im Finale der Champions League gegen Manchester United spielt. 2003 hatte sich der russische Milliardär Roman Abramowitsch entschlossen, einen Fußballclub zu kaufen, und da der Londoner Fußballverein günstig zu haben war, kaufte er sich den FC Chelsea.

Nun die Geschichte der TSG 1899 Hoffenheim und des Dietmar Hopp ist natürlich eine etwas andere. Hopp hat in frühen Jahren selbst den Ball bei dem Verein getreten und so liegt es nahe, mit dem nötigen Kleingeld im Portemonnaie im Rentenalter den Mäzen zu spielen. Von den Hopp-Milliarden profitieren auch die weiteren Bundesligamannschaften „Adler Mannheim“ im Eishockey (bis ins Viertelfinale 2007/08 vorgedrungen) und im Handball die „Rhein-Neckar Löwen“, immerhin 4. in der laufenden Saison.

Die Hopp’schen Millionen fließen aber nicht nur in die Beschaffung neuer Spieler. So entsteht zz. in Sinsheim ein völlig neues, ‚bundeliga-taugliches’ Stadion für rund 30.000 Zuschauer, nachdem das 1999 umgebaute „Dietmar-Hopp-Stadion“ zu klein wurde.


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Dietmar-Hopp-Stadion in Sinsheim-Hoffenheim

Gespannt darf man über die weitere Entwicklung der TSG 1899 Hoffenheim sein. Jetzt geht es erst einmal gegen Mannschaften wie den FC Bayern, den FC Werder Bremen und Schalke 04. Aber immerhin: Herr Hopp hat sich ein Denkmal gesetzt – und wenn es in einigen Jahren vielleicht auch nur ein Stadion mit seinem Namen sein sollte, in dem müde Kicker vor wenigen Zuschauern Regionalliga-Fußball bieten …

Nachtrag: Okay, das neue Stadion in Sinsheim soll „Rhein-Neckar-Arena“ heißen …

siehe auch zeit.de: Im Klub des Milliardärs

Boykott der Olympischen Spiele in Peking 2008?

Drehen wir die Uhr zurück und ändern unseren Standort: Es ist 1936 und wir leben in einer Demokratie, die der unseren von heute gleichkommt. Die Olympischen Spiele wurden an ein Land vergeben, in dem eine Diktatur herrscht, die im Inneren jegliche Opposition unterdrückt: Deutschland – Berlin 1936.

Wäre es angebracht, an Olympischen Spielen in einem Land teilzunehmen, das später große Teile Europas annektiert? Von Völkermord und Krieg ganz zu schweigen! Sicherlich nicht!

Fesselnde Spiele ...

Die Olympischen Spiele 2008 hätten nie und nimmer an Peking vergeben werden dürfen. Darin sind sich viele inzwischen einig. Jetzt finden sie dort aber statt und sollen es auch.

Vielleicht hinkt der Vergleich mit Berlin 1936, trotzdem gibt es viele Parallelen. Auch wenn sich die Machthaber in China Kommunisten nennen, eigentlich bilden sie eine links-faschistische Diktator. Der Propagandaapparat ist gewaltig und wird für eine einseitige Berichterstattung genutzt. Geschickt werden Proteste selbst bei Live-Übertragungen herausgefiltert (die Übertragungen erfolgen zeitversetzt und erlaube so das Einblenden ‚neutraler’ Bilder, wenn eigentlich Bilder von Protesten zu sehen sind).

Und so soll und wird die Olympiade zu einem Werkzeug chinesischer Agitation. Werte und Ideale, auf die sich Olympia beruft, werden einfach ignoriert. Es geht nicht um die Einhaltung von Menschenrechten. Es geht lediglich darum, China in einem Licht erstrahlen zu lassen, wie es sich die Herrschenden vorstellen, das aber nicht der Wirklichkeit entspricht. Wie in Berlin 1936.

Wie passt z.B. der olympische Frieden zu der Meldung, dass ein Schiff aus China mit 77 Tonnen Waffen und Munition (drei Millionen Schuss Kalaschnikow-Munition, Granaten und Panzerabwehr-Raketen) an Bord nach Simbabwe unterwegs ist. Auch wenn das Simbabwe eines Robert Mugabe enger Verbündeter Chinas ist, so sollte es sich aus den inneren ‚Angelegenheiten’ eines anderen Landes heraushalten. Schließlich verbietet sich Peking ja auch jede Einmischung ausländischer Staaten im Tibet-Konflikt, Tibet, ein Land, das von China annektiert wurde.

Es spricht vieles für einen Boykott der Spiele in Peking. Da mögen deutsche Wirtschaftsführer (wie Jürgen Hambrecht, Vorstandsvorsitzender von BASF) behaupten, dass „China ist auf dem richtigen Weg“ sei: Das Land verändere sich zu mehr Wohlstand, zu mehr Einkommen und auch zu mehr Rechten. Ich meine: Mehr Wohlstand bedeutet nicht gleichzeitig ein Mehr an Menschenrechten. Auch unter Hitler gab es Wohlstand.

Zurecht warnt Herr Hambrecht vor negativen Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft in China, wohl besonders für BASF: BASF in einer der größten Investoren in China. Nachtigall ick hör dir trapsen, wie der Berliner sagt. Was kümmern Wirtschaftsbosse wie Hambrecht Menschenrechte, Hauptsache ist, der Profil stimmt. Aber auch das kann sich ändern, Herr Hambrecht: Wenn die Chinesen dank Industriespionage und dergl. erst einmal über das benötigte Know-how verfügen, wird man die ‚Hilfe’ westlicher Staaten nicht mehr gebrauchen.

Olympia in Ketten: Peking 2008

Ein Argument, das für den Dialog mit Peking spricht, ist der Hinweis darauf, dass die jetzige Führung als gemäßigt zu gelten habe. Die Olympischen Spiele wurden sicherlich auch deshalb nach Peking vergeben, um diese Reformkräfte zu unterstützen. Denn hinter der Führung warten anscheinend nur die richtigen Hardliner, die dem ganzen Spuk der Westorientierung (einschließlich Olympia) am liebsten schnell ein Ende bereiten möchten.

Nur welche Reformen sind das, die jetzt auch mit Olympia unterstützt werden? Es sind wirtschaftliche Erfolge, die China ohne Zweifel aufzuweisen hat. Aber dient das wirklich den Menschen in China (und Tibet)? Verbergen sich dahinter nicht Machtgelüste, die ohne Rücksichten China zur Weltmacht, am Ende zur einzigsten Weltmacht erheben wollen? Solange die so genannten Reformer Erfolge vorweisen können, werden die Hardliner im Hintergrund bleiben.

Was also tun? Boykott der Spiele – ja oder nein? Ich plädiere für einen Boykott. Aber im Grunde spielt das keine Rolle. Die Führung in China wird so oder so ihren rigorosen Kurs beibehalten, ob nun mit Spielen oder nicht. Bei einem Boykott müssten sich allerdings die Machthaber in Peking einiges einfallen lassen, um ihren Bürgern zu vermitteln, dass Sportler aus demokratischen Staaten nicht angetreten sind. Sollte da den Menschen in China vielleicht klar werden, dass sie nicht nur in Sachen Olympia hinters Licht geführt werden?

So oder so: Die Olympischen Spiele 2008 sind bereits jetzt eine Farce. Der Fackellauf verkommt zum Spießrutenlauf! Hoffen wir nur, dass die Spiele selbst nicht – in welcher Form auch immer – entgleisen!

Siehe zdf.de: Peking 2008 – Proteste und Spiele

(Fast) unterschlagene Beiträge – Teil 4

Lehmann: „Bin sehr wütend“

Jens Lehmann ist also wütend. Immer wieder drückt er die Ersatzbank (die arme Ersatzbank). Und so schließt er nun einen Wechsel zu einem anderen großen europäischen Club nicht mehr aus. Hat er da die Rechnung ohne den Wirt gemacht? Welcher große Club sollte Interesse an dem Torwartopa haben?

Rüffel für Rogge

Da mahnt der IOC-Chef in Peking die Einhaltung ihrer „moralischen Verpflichtungen“ in der Menschenrechtsfrage und Pressefreiheit an und kassiert dafür einen Rüffel: „Wir hoffen, die IOC-Funktionäre halten sich an die Olympische Charta“, rügte eine Sprecherin des Außenministeriums.

Und UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon kommt offenbar auch nicht zur Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking. Ausrede: „terminliche Probleme“!

Bisher war ich gegen einen Boykott der Spiele. Ich beginne aber so langsam, diese Meinung zu revidieren. Und: Produkte „Made in China“ werde ich nicht mehr kaufen.

Älteren droht Rente auf Hartz-IV-Niveau

Der Deutsche Gewerkschaftsbund befürchtet eine dramatisch zunehmende Altersarmut in Deutschland. Spätestens in 15 Jahren werden Millionen Rentner von Sozialhilfe leben müssen, denn viele waren lange arbeitslos (für ein Jahr Hartz IV bekommt man später gerade einmal 2,19 Euro monatliche Rente) oder hatten Jobs mit Niedriglohn.

Dann rächt sich die verfehlte Arbeitsmarktpolitik ein 2. Mal.

Tagesmütter: Steuer erst 2009?

Ab 1. Januar 2008 sollten die rund 30 000 staatlich geförderten Tagesmütter ihre Einkünfte versteuert. Bisher waren diese einkommensteuerfrei. Der Termin soll nun um ein Jahr verschoben werden.

Irgendwie kneift es da im Kragen von Herrn Steinbrück: Es kann nicht sein, dass auf der einen Seite mehr Kinderbetreuungsplätze gefordert werden und auf der anderen Seite das Pflegegeld der vom Jugendamt vermittelten Tagesmütter besteuert werden soll. Die volle Steuerpflicht steht im Gegensatz zum gesamtgesellschaftlichen Interesse an einem massiven Ausbau der Kinderbetreuung.

Berlusconi gewinnt Italien zurück

Silvio Berlusconi hat es ein drittes Mal geschafft, Ministerpräsident von Italien zu werden. Meineid, Richterbestechung, Schmiergeldzahlungen, Bilanzfälschungen und Steuerbetrag – wie kein anderer „eignet“ sich dieser Mann für dies hohe politische Amt. Glückwunsch!

Die anderthalb Stunden der Wahrheit

Von der deutschen ‚Herrlichkeit’ im europäischen Fußball-Wettbewerb ist wenig übriggeblieben. Schalke bemühte sich zwar beim FC Barcelona und Bayer Leverkusen verhinderte ein 2. Debakel gegen St. Petersburg: Trotzdem schieden beide in Europa-Pokal aus. Nur die Bayern halten das Fähnlein des deutschen Fußball aufrecht, denn mehr mit Glück als mit Können ertrotzte man sich durch ein spätes Tor die Verlängerung und dann wieder mit einem Tor in letzter Sekunde das Weiterkommen gegen den spanischen Vertreter FC Getafe im UEFA-Cup.

Stromausfall Werder Bremen - Schalke 04 am 1. Spieltag 2004/05

Dafür sind die Bayern so gut wie deutscher Meister mit den neun Punkten Vorsprung auf Schalke 04, dem Zweitplatzierten. Gegen Schalke geht es nun für den SV Werder Bremen morgen um die Wurst: Anderthalb Stunden Spiel, die eine Vorentscheidung über die Teilnahme an der Champions League in der nächsten Saison herbeiführen könnte. Alles in drin: vom Platz 2 bis zu Platz 8.

Und nur noch 57 Tage bis zur Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz. Wie fit ist z.B. der deutsche Sturm? Schaut man auf die Torjägertabelle der Bundesliga, dann stehen an der Spitze fast nur ausländische Spieler. Lediglich Mario Gomez und Miroslav Klose können sich in der Spitze behaupten. Aber Kloses 10 Treffer resultieren noch aus der Vorrunde; zz. ist bei ihm wieder ‚totale Ladehemmung’ angesagt. Kennen wir das nicht irgendwo her?

Trotz der Siege in der Vorbereitung gegen Österreich und die Schweiz: Ich glaube kaum, dass die deutsche Fußballnationalmannschaft Europameister wird.

(Fast) unterschlagene Beiträge – Teil 2

Wenn nichts mehr geht …

Da ging doch am Donnerstag Google die Luft aus, oder? Google war längere Zeit einfach nicht erreichbar. Und seit zwei Tagen können wir auf der Arbeit keine Mails mehr versenden oder empfangen. Angeblich weil eine Spamflut mehrere Server lahmgelegt hat. Meine Firma ist Kunde bei t-online (warum eigentlich noch?). Und Kunden von 1&1 im Norden Hamburgs kommen seit längerer Zeit erst gar nicht ins Netz.

Angeblich war es bei Google ein Problem des DNS-Servers, aber auch von regionalen Ausfällen oder von Server-Probleme bei 1&1 und t-online war die Rede. Passt das eine zum anderen? Was, wenn eines Tages nichts mehr geht? Trommeln? Rauchzeichen?

Wenn das schlechte Gewissen plagt

Mein Glaube an das Gute im Menschen bekommt Nahrung: Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Jürgen Thumann, fordert tatsächlich höhere Löhne, „damit die Mitarbeiter mehr Netto bekommen“. Alle Teile der Gesellschaft müssten am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt werden, betonte Thumann. Der Grundkonsens über die soziale Marktwirtschaft müsse gepflegt und zum Teil erneuert werden. Ob da einem das schlechte Gewissen plagt?

Schill kokst

Wiese begräbt Ambitionen

Sollte er jemals Ambitionen gehabt haben, für die Nationalmannschaft nominiert zu werden, so darf er diese jetzt wohl begraben. Tim Wiese, Torwart von Werder Bremen, hatte beim UEFA-Cup-Spiel in Schottland bei den Glasgow Rangers nicht seinen besten Tag: Ende der 1. Halbzeit ließ er eine Ball durch die Hände ins Tor rutschen. Und dem nicht genug: Gleich Anfang der 2. Halbzeit ließ der Keeper der Grün-Weißen einen Ball nach vorne abprallen und ebnete den Schotten durch Davis das 2:0. Aber was die anderen Bremer gegen die kampfstarken Schotten boten, war auch nicht gerade geeignet, einem vom Hocker zu reißen.

Geht das wieder von vorne los?

Die Bahn macht es sich leicht: Da sollen die Gewerkschaften Transnet, GDBA und GDL erst einmal eine Kooperationsvereinbarung unter Dach und Fach bekommen, damit der mit der GDL ausgehandelte Lokführer-Tarifvertrag in Kraft treten kann. Und da damit nichts wird, wird ab Montag wieder gestreikt. Mehdorn und Schell sollten sich mit Schill treffen und einmal einen schniefen. Vielleicht werden beide dann auch endlich wach.

Boßeln

Als schon fast alter Norddeutscher (immerhin lebe ich im Mai diesen Jahres bereits 50 Jahre im norddeutschen Raum, erst lange in Bremen, dann in Hamburg und jetzt in der Lüneburger Heide) kennt man so die Geflogenheiten (das Wort Tradition passt eigentlich besser, aber die Norddeutschen neigen bekanntlich zu Untertreibungen, der Engländer nennt das understatement) dieser Region.

Jetzt in der Winterzeit, wenn man von Winter überhaupt noch sprechen kann, sind Kohlfahrten, auch Kohl-und-Pinkel-Touren genannt, angesagt. Da treffen sich Arbeitskollegen, Sportsfreunde oder sonst wie Bekannte und Verwandte, um einen Ausflug durch die Natur in Richtung Dorfgasthof zu machen, der möglichst in drei, maximal vier Stunden vom Treffpunkt aus zu erreichen ist. Wenn möglich geht es über einen der vielen Deiche in der Gegend. Das Ganze ist meist feucht-fröhlich (in der Regel Bier und Korn bzw. Köm, einem Kümmelschnaps) und endet mit einem sehr rustikalen Essen, nämlich dem Grünkohl- und Pinkelessen. Oft wird der Ausflug mit Spielen verbunden, z.B. dem Boßeln.

Nun Boßeln spielt man hier auch ohne anschließendem Kohlessen. Es ist ein Spiel, ja schon eine Sportart, die hier in der norddeutschen Küstenregion beheimatet ist. Beim Boßeln werden in zwei Mannschaften eben Boßeln (plattdeutsch für Kugeln) abwechselnd geworfen, wobei man abgelegene Straßen als Wurfbahn benutzt. Früher waren diese Kugeln meist aus schwerem Holz. Inzwischen bestehen diese aber auch aus synthetischen Materialien oder Gummi. Die Mannschaft, die die wenigsten Würfe für eine zuvor festgelegte Strecke benötigt, hat gewonnen. Geboßelt wird hier in Norddeutschland meist auch zur Winterzeit, da (zumindest früher war es so) die Wassergräben längst der Wegstrecke zugefroren sind, und die schweren Kugeln nicht auf Niederwiedersehen verschwinden.

Boßeln

Damit das nicht allzu trocken wird, führt man einen Bollerwagen mit, der neben Ersatzkugeln auch mit „kräftig was zu trinken“ (wat to söppen) beladen ist. Dabei sollen dann nicht nur Boßelkugeln in den Straßengraben gefallen sein.

Siehe auch meinen Beitrag: Ischa Freimaak!

(Fast) unterschlagene Beiträge

Da ich leider nicht über Nummernkonten in der Schweiz oder Liechtenstein verfüge, deren Zinserträge mir ein sorgenfreies Dasein ermöglichten, ich also im Schweiße meines Angesichts alttäglich einem Beruf nachgehen muss, der mich immerhin die Brötchen verdienen lässt, die meine Lieben und mich nähren, so ist die Zeit knapp, um mich über all das auszulassen, was mich insgeheim beschäftigt und in manchem Fall in dieser Woche durch Schlagzeilen in den Medien dokumentiert wurde. Daher hier nur in Kürze, was ich sonst unterschlagen müsste (unterschlagene Schlagzeilen könnte es auch heißen):

Gerüchte über Affäre: McCain wehrt sich

Gerüchte über eine Affäre mit einer Lobbyistin haben den republikanischen Präsidentschaftsbewerber John McCain unter Druck gesetzt und in Rage gebracht. Da dachte ich, dass der gute Mann mit seinen 71 Jahren fürs Präsidentenamt zu alt wäre.

Lehmann hält seinen Kasten sauber

Berlusconis Sklaven erzwingen ein Unentschieden in London. Der letztjährige Champions League-Sieger wurschtelt sich weiterhin in Richtung Endspiel. Und Silvio Richtung Ministerpräsidentenamt?

Werder Bremen sorgt sich um Diego

So langsam glaube ich, dass die Gegend in und um (Werder) Bremen gesundheitsgefährdend ist. Dem einen schlägt es auf die Nieren (Klasnic), dem anderen verursacht es schlaflose Nächte (Carlos Alberto) – und jetzt muss man sich langzeitig um Diego sorgen, den eine schmerzhafte Schambeinentzündung plagt.

Strafanzeige gegen Bundesregierung – Liechtenstein wehrt sich

Sollte das Steuersparmodell Liechtenstein bald zu den Akten gelegt sein? Und was, wenn z.B. höchste deutsche Gerichtsbarkeit feststellt, dass illegal erworbene Steuerdaten nicht verwertet werden dürfen, also die Steuerfahnder so tun müssten, als wüssten sie von nichts? Wird Zumwinkel wieder Postchef?

Name als schlechtes Vorzeichen?

In den ZDF-Sportnachrichten unter dem Datum vom 23.01.2008 las ich folgende Meldung:

Bekim Kastrati nach Hodenriss in Klinik

Der albanische Nationalspieler Bekim Kastrati vom Regionalligisten Fortuna Düsseldorf musste sich in der Nacht zum Mittwoch wegen eines Hodenrisses einer Notoperation unterziehen. Der 28-Jährige hatte sich diese Verletzung bei der 2:3-Niederlage seiner Mannschaft im Testspiel gegen Rekordmeister Bayern München am Dienstagabend bei einem Zusammenprall zugezogen, spielte trotz der Schmerzen aber bis zum Schlusspfiff weiter. Erst in der Kabine wurde die Schwere der Verletzung festgestellt und der Stürmer gleich ins Krankenhaus gebracht.

Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung. Hier zeigt es sich wieder, dass Namen nicht immer Schall und Rauch sind. Nomen est Omen eben. Ich hoffe nur, dass es dem Spieler Bekim Kastrati wieder gut geht und er sich nicht kast…. hat. Ja, wie verhängnisvoll gefährlich Fußballspielen sein kann (besonders gegen die Bayern).

siehe auch meinen Beitrag: Nomen est Omen oder Name ist Schall und Rauch

Schachlegende Bobby Fischer ist tot

Wie nah Genie und Wahnsinn beieinander liegen, ist am besten an Robert James „Bobby“ Fischer zu erkennen. Am 17. Januar starb das Schachgenie 64-jährig in Reykjavík nach längerer, schwerer Krankheit an einem Nierenversagen.

Bobby Fischer wurde Weltmeister in Zeiten des kalten Krieges, als er 1972 in Reykjavik gegen Boris Spasski die Vormachtstellung der Russen brach. Obwohl der Zweikampf wegen Fischers exzentrischem Verhalten mehrfach kurz vor dem Scheitern stand und Fischer sogar eine Partie kampflos verlor, gewann er schließlich deutlich mit 12,5–8,5. Damit wurde Fischer zum Volkshelden in den USA.

Bobby Fischer in jungen Tagen

Bobby Fischer in alten Tagen

Bobby Fischer in jungen und alten Tagen

Aber es sollte seine vorerst letzte Turnierpartie für die nächsten 20 Jahre sein. 1975 wurde ihm der Weltmeistertitel aberkannt.

Ein kurzes Comeback feierte er 1992, als er im Jugoslawien während des Bosnienkrieges unter großem Medieninteresse einen Schaukampf gegen seinen alten Rivalen Boris Spasski mit 17,5-12,5 gewann, eine Siegesprämie in Höhe von 5,5 Millionen US Dollar einstreichen konnte und damit gegen das US-Embargo verstieß. In seinem Heimatland USA, in das er fortan nicht mehr zurückkehren konnte, wurde Fischer daraufhin per Haftbefehl weltweit zur Fahndung ausgeschrieben.

Fischer galt als ein genialer Schachspieler. Sein Charakter gibt allerdings Anlass zu Kontroversen; so äußerte er sich – obwohl selbst Amerikaner sowie jüdischer Herkunft – wiederholt antiamerikanisch und antisemitisch. Im Internet und in Radiointerviews verbreitete er antijüdische Tiraden und leugnete den Holocaust.

siehe zdf.de: Schachgenie Bobby Fischer gestorben

Muhammad Ali: I am the Greatest

Am Freitag sah ich die Teil-Biographie (die Jahre von 1964 bis 1974) von Michael Mann mit Will Smith als Muhammad Ali: Ali (USA 2002). Will Smith als Ali? Ich hatte meine Bedenken trotz der 15 Kilo, die Will Smith für die Rolle zugenommen haben soll. Aber im Profil und in den Bewegungen ähnelte er Muhammad Ali dann doch sehr.

Muhammad Ali versus Sonny Liston 1965

Nun, ich bin kein besonderer Freund des Boxens. Wenn sich die Boxer gegenseitig ihre Birne weich klopfen, so soll es ihre Angelegenheit sein. Ich muss nicht unbedingt zuschauen. Aber als Muhammad Ali 1964, damals noch als Cassius Clay, Schwergewichtsweltmeister wurde, da war das irgendwie etwas anderes.

Ich erinnere an das Jahr 1965. Ich war gerade 11 Jahre alt und Cassius Clay war in meiner Schule in aller Jungen Munde. Er war im Jahr zuvor gegen Sonny Liston überraschend Weltmeister geworden und sollte nun den Titel gegen Liston verteidigen. Es war wohl der 25. Mai 1965. Der Kampf dauerte keine zwei Minuten, da lag Sonny Liston überraschend am Boden. Ein harter, rechter Schlag, kaum auszumachen, hatte ihn an der linken Schläfe (oder war es doch der Kiefer?) getroffen. Wütend schrie Ali (im deutschen Fernsehen immer noch als Clay benannt) auf Liston ein, aufzustehen. Der Ringrichter war voll und ganz mit Ali beschäftigt und begann erst spät mit dem Anzählen. Dann wurde der Kampf nochmals freigegeben, aber der Ringrichter wurde darauf aufmerksam gemacht, das Liston länger als 10 Sekunden am Boden gelegen hatte – so wurde der Kampf mit dem Sieg Alis beendet. Ich bin mir nicht sicher, ob es mein erster Boxkampf war, den ich im Fernsehen sah, aber es war der erste, an den ich mich noch heute erinnere.


Muhammad Ali versus Sonny Liston 1965

Nun, ich brauche kaum zu erzählen, was das Besondere an Muhammad Ali war. Er war flink auf den Beinen, hatte eher eine defensive Kampftaktik, in dem er sich den Schlägen des Gegners durch Ausweichmanöver entzog. Und sein loses Mundwerk: Außerhalb wie innerhalb des Rings traktierte er seine Gegner mit Sprüchen. „I am the Greatest!“, „Ich bin der Größte!“. Und für einen Boxer sah er auch gut aus. Die Verweigerung des Kriegdienstes (Ali war 1964 zum Islam konvertiert) sollte seine Boxkarriere für Jahre unterbrechen; u.a. wurde ihm der Titel als Boxweltmeister aberkannt („schönes freies Amerika“).

Diesen holte er sich aber am 30. Oktober 1974 in einem legendären Kampf in Kinshasa, Zaire, gegen den bisher ungeschlagenen George Foreman zurück. Der Kampf wurde als „Rumble in the the Jungle“ bekannt. Ali war ab der 2. Runde sehr passiv und ließ sich von Foreman in die Seile drängen. Dabei verausgabte sich Foreman von Runde zu Runde mehr, ohne eigentliche Wirkungstreffer zu erzielen. Am Ende der 8. Runde dann die Überraschung: Ali drehte kurz auf und brachte Foreman mit wenigen Schlägen zu Boden: K.O. für Ali, der damit seinen Titel zurück erobert hatte.

siehe auch Dokumentation über Muhammad Ali von Ben Wett (ZDF) bei youtube:
[Teil 1][Teil 2][Teil 3][Teil 4][Teil 5]

Deutsche Frauen erneut Fußballweltmeister

Mit einem 2:0-Sieg gegen Brasilien gewinnen die deutschen Fußballfrauen nach 2003 erneut die Weltmeisterschaft. In Shanghai war es aber ein hartes Stück Brot gegen die spielerisch sehr starken brasilianischen Mädels. Aber dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung und dank der Torfrau Nadine Angerer, die in der 64. Minuten einen berechtigten Foulelfmeter der Weltfußballerin 2006, Marta, hielt, konnte das deutsche Frauenteam seinen Titel verteidigen. Die Tore schossen in der 2. Halbzeit Birgit Prinz und Simone Laudehr. Die deutsche Mannschaft beendete die Weltmeisterschaft ohne Gegentor – das ist einmalig in der WM-Geschichte des Fußballs.

Deutschlands Frauen zum 2. Fußballweltmeister (China 2007)

Herzlichen Glückwunsch! Das Endspiel war erneut eine Werbung für den Frauenfußball, weiter so.