Kategorie-Archiv: Gerstengebräu

Alles zu Gebräu und Brand von Gerste und anderem Getreide

Bierkalender (Advent) 2016 – Türchen 1 bis 6

Jedem sein Adventskalender, unabhängig von Alter und Geschlecht! Auch in diesem Jahr wurde ich von meiner Frau mit einem Adventskalender beglückt – wieder einem Bierkalender, der bisher eine größere Anzahl Biere enthielt, die ich nicht kannte. Anfangs etwas skeptisch, da dieser Bierkalender vom Hol ab-Getränkemarkt stammt, wurde ich bisher eines Besseren belehrt. Es begann mit einem hellen Bier aus Unterfranken:

1. Weiss Rössl – Urhell 4,9 % Vol. Weiss Rössl Bräu GmbH – Eltmann

Wie viele andere helle Bier aus Bayern so ist auch dieses Bier süffig, hat aber eine ganz eigene feine Hopfennote. Die Schaumkrone ist ziemlich stabil. Für eine ‚Brotzeit‘, also zum Abendbrot ist es bestens geeignet. Der Bierkalender hatte also schon einmal einen durchaus gelungenen Anfang.

Die Brauerei Weiss Rössl Bräu wurde 1744 gegründet und hat ihren Sitz in Roßdorf, einem Stadtteil von Eltmann in Unterfranken. Angeblich wurde die Brauerei 1989 von der Kaiser Bräu GmbH & Co. KG, Neuhaus/Pegnitz (Mfr) übernommen. Die Roßstadter Braustätte wurde dann 2001 geschlossen. Aber wie schon bei einigen Biermarken in Norddeutschland (Union in Bremen und Ratsherrn in Hamburg) muss die Brauerei ‚wiederbelegt‘ worden sein.

2. Weltenburger Kloster Winter-Traum – 5,4 % Vol.

Just an dem Tag, als ich mir einen Kasten Weltenburger Kloster Winter-Traum beim Händler meines Vertrauens kaufte, hatte ich in meinem Bierkalender eine Flasche dieses Gebräus, das ich bereits hier schon ausführlicher beschrieben habe. Ich wiederhole mich gern: Das ist ein Bier besonderer Note, wunderschön bernsteinfarben und mit 5,4 % Vol. etwas stärker als normale Biere, aber doch deutlich unter Bockbierniveau. Der Geschmack ist angenehm vollmündig, also süffig, mit ausgesprochen karamelliger Note dank erlesener Spezialmalze. Ich mag es leicht fein-herb und doch malzig. Der Winter-Traum deckt sich da ganz mit meinen Geschmacksvorstellungen.

3. Hemelinger dunkel – 5 % Vol.

Ich habe lange genug in Bremen gelebt (25 Jahre), um das Hemelinger Bier zu kennen und das ich meist als Hemelinger Spezial getrunken habe. Hemelingen ist ein Stadtteil von Bremen. Im Adventskalender fand ich am 3. Tag ein Hemelinger dunkel vor: Mild und malzig und wirklich „nicht gerade das Hellsten“. Sicherlich haut ein solches Bier keinen vom Hocker, aber als Liebhaber dunkler Biere, also solcher mit malziger Note, lässt es sich durchaus trinken.

Nun die Hemelinger Biere wurden schon früher außerhalb des Stadtteils Hemelingen in Bremen von der zu Beck & Co gehörenden Haake-Beck Brauerei gebraut, die 1921 sämtliche Aktien der Hemelinger Actien Brauerei übernahm. Beck & Co gehört mittlerweile selbst zur belgischen Anheuser-Busch InBev. Im Dezember 2008 wurden die Markenrechte an das Achimer Unternehmen Getränke Ahlers verkauft, produziert wurde aber zunächst weiterhin bei Beck & Co. Seit Februar 2012 wird das Hemelinger Bier im Hofbrauhaus Wolters in Braunschweig gebraut. So geht das …

Bierkalender 2016: 1. Bis 6. Türchen

4. Maria Ehrenberger Pilgerstoff – 5,2 % Vol. – Will Bräu – Hochstiftliches Brauhaus in Bayern GmbH & Co. KG , Motten

Auch der werte Pilger will verpflegt sein und schaut (nicht nur) gelegentlich ins Glas. Nun die Brauerei liegt direkt am Fuße der berühmten Pilgerstätte „Maria Ehrenberg“ in der Rhön, daher der Name Pilgerstoff. Dieser „präsentiert sich in einer klaren Optik von dunklem Bernstein, kräftigen Röstmalzaromen und einer samtig weichen Schaumkrone.“ Auch dieses Bier zeigt sich vollmundig, also süffig und ist untergärig gebraut.

Unwillkürlich musste ich gleich an das Kreuzberger Klosterbier denken, dass ich vor vielen Jahren auf dem Kreuzberg, ebenfalls in der Rhön gelegen, im dortigen Kloster genossen habe.

„Den Ehrenberg hinauf pilgert ein langer Zug,
erst zur Kirche dann zum Krug.“

Und das erinnert mich an die Erkenntnis, die ich auf frühen Radtouren durch Norddeutschland gewonnen hatte: Dort, wo die Kirche ist, da ist auch ein Gasthof. Als durstiger Radfahrer, der sein Ziel erreicht hat, braucht man nur Ausschau nach der Kirchturmspitze halten.

5. Ayinger Kirtabier naturtrüb 5,8 % Vol.

Beim Kirtabier handelt es sich um eine untergärige, naturtrübe Saisonspezialität, die nach alter Tradition eingebraut und zu Kirchweih, einem der wichtigsten bayerischen Feiertage, ausgeschenkt wird. Die warme, kupferbraune Farbe und der malzaromatische Geschmack des Ayinger Kirtabiers werden durch das Zweimaischverfahren mit Schüttung aus dreierlei Malzen hervorgebracht. Besonders ist das leichte Aroma nach Orangen, reifen Äpfeln und Nüssen – das richtige Bier für den goldenen Oktober.

Mich erinnert es an Craftbiere, die oft als naturtrübe, also mit Hefe versetzte Biere daherkommen und meist einen fruchtigen Geschmack offerieren. Das Dorf Aying liegt südlich von München.

6. Winterhopfen – Festbier 5,3 % Vol. – Landskron Brau-Manufaktur Görlitz

Das erste Viertel meines Adventskalenders endet mit diesem Bier, das uns nach Görlitz, der östlichsten Stadt Deutschlands in der Oberlausitz führt.

Das elegante, untergärige Festbier ist für den besonderen Genuss in der Winterzeit. Ein Bier mit ausgewogenem Aroma, in dem die Malznoten harmonisch mit floralen Hopfendüften gepaart sind. Es verspricht einen Genuss mit vollem runden Körper, in dem eine feine Hopfenbittere perfekt eingebunden ist, und das mit einem vollen Malzkörper ausklingt.

Es ist „edel-süffig“ und im Stile eines klassischen Exportbieres gebraut. Schaut man auf die Website der Brauerei, dann verspricht diese einige interessante Biere der Gourmet-Klasse. Craftbiere lassen grüßen.

Natürlich bin ich jetzt gespannt, was da noch an wundersamen ‚Hopfenkaltschalen‘ auf mich zukommen wird. Bisher gab es zwar keine riesigen Überraschungen, aber auch keine geschmacklichen Pleiten. Lasse ich mich weiterhin überraschen – und sage Prost!

500 Jahre deutsches Reinheitsgebot für Bier

    „Item wir ordnen / setzen / und wöllen mit Rathe unnser Lanndtschaft / das füran allennthalben in dem Fürstenthumb Bayren / auff dem Lande / auch in unnsern Stetten unnd Märckthen / da deßhalb hieuor kain sonndere Ordnung ist / von Michaelis biß auff Georii / ain Mass oder Kopffpiers über ainen Pfenning Müncher Werung / unnd von Sant Jorgentag / biß auff Michaelis / die mass über zwen Pfenning derselben Werung / und derenden der Kopff ist / über drey Haller / bey nachgesetzter Pene / nicht gegeben noch außgeschenckht sol werden. Wo auch ainer nit Merzen / sonder annder Pier prawen / oder sonst haben würde / sol Er doch das / kains wegs höher / dann die maß umb ainen Pfenning schencken / und verkauffen.
    Wir wöllen auch sonderlichen / das füran allenthalben in unsern Stetten / Märckthen / unnd auf dem Lannde / zu kainem Pier / merer Stückh / dann allain Gersten / Hopffen / und Wasser / genommen und gepraucht sölle werden. Welher aber dise unsere Ordnung wissentlich überfaren vnnd nie hallten wurde / dem sol von seiner Gerichtzöbrigkait / dasselbig vas Pier / zuestraff unnachläßlich / so offt es geschicht / genommen werden. jedoch wo ain Geuwirt von ainem Pierprewen in vnnsern Stettn / Märckten / oder aufm Lande / jezuezeitn ainen Emer Piers / zwen oder drey / kauffen / und wider unnter den gemaynen Pawrsuolck ausschenken würde / dem selben allain / aber sonßt nyemandes / soldyemass / oder der kopffpiers / umb ainen haller höher dann oben gesetzt ist / ze geben / unnd außzeschencken erlaubt unnd vnuerpotn.“

„Wie das Bier Sommer und Winter auf dem Land ausgeschenkt und gebraut werden soll.“

„Wir verordnen, setzen und wollen mit dem Rat unserer Landschaft, dass forthin überall im Fürstentum Bayern sowohl auf dem Lande wie auch in unseren Städten und Märkten, die keine besondere Ordnung dafür haben, von Michaeli [29. September] bis Georgi [23. April] eine Maß [1,069 Liter] oder ein Kopf [ein halbkugelförmiges Geschirr, nicht ganz eine Maß] Bier für nicht mehr als einen Pfennig Münchener Währung und von Sankt Georgi bis Michaeli die Maß für nicht mehr als zwei Pfennig derselben Währung, der Kopf für nicht mehr als drei Heller bei Androhung unten angeführter Strafe weder gegeben noch ausgeschenkt werden soll.

Wo aber einer nicht Märzen sondern anderes Bier brauen oder sonst haben würde, soll er doch das keineswegs höher als um einen Pfennig die Maß ausschenken und verkaufen.

Wir wollen auch besonders, dass forthin allenthalben in unseren Städten, Märkten und auf dem Lande zu keinem Bier mehr Stücke als allein Gerste, Hopfen und Wasser verwendet und gebraucht werden sollen. Wer diese unsere Anordnung wissentlich übertritt und nicht einhält, dem soll von seiner Gerichtsobrigkeit zur Strafe dieses Fass Bier, so oft es vorkommt, unnachsichtig weggenommen werden.

Wo jedoch ein Gastwirt von einem Bierbräu in unseren Städten, Märkten oder auf dem Lande einen, zwei oder drei Eimer Bier kauft und wieder an das gemeine Bauernvolk ausschenkt, soll ihm allein und sonst niemand, die Maß oder den Kopf Bier um einen Heller teurer als oben vorgeschrieben ist, zu geben und auszuschenken erlaubt und unverboten sein.“

Übersetzung des Reinheitsgebotes von 1516

Tag des deutschen Bieres – 23. April

Am 23. April ist der Tag des Deutschen Bieres, denn 1516 wurde an diesem Datum das Reinheitsgebot für Bier mit der Verkündung einer neuen, von Leonhard von Eck verfassten Landesordnung in Bayern durch die bayerischen Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. in Ingolstadt erlassen. Später wurde es auf ganz Deutschland ausgeweitet und ist heute das älteste noch gültige Lebensmittelgesetz.

Vor zwei Wochen weilte ich das Wochenende mit meiner Frau und meinem Jüngsten bei meinem ältesten Sohn in Mannheim. Als Liebhaber guter Biere kamen wir natürlich nicht umhin, das dortige Technoseum zu besuchen, wo passend zum 500-jährigen Jubiläum des Gesetzes die Sonderausstellung „Bier. Braukunst und 500 Jahre deutsches Reinheitsgebot“ präsentiert wird.. Die Schau zeigt den Besucherinnen und Besuchern nicht nur wie Bier im Lauf der Jahrhunderte hergestellt, sondern auch wie es in der Werbung inszeniert wurde und welche Bedeutung es als Imagefaktor für die Bundesrepublik bis heute noch hat. Auch die Aspekte Rausch und Sucht sowie Alkoholprävention sind Themen der Schau.


Ausstellung „Bier. Braukunst und 500 Jahre deutsches Reinheitsgebot“ – Technoseum Mannheim

Weshalb wurde vor 500 Jahren ein Reinheitsgebot aufgesetzt? Bis in die Neuzeit hinein war das Bier neben Brot das wichtigste Grundnahrungsmittel. Das Reinheitsgebot stellte somit in erster Linie sicher, dass der damals knappe Weizen den Bäckern zum Brotbacken zur Verfügung stand und nicht von den Brauern verwendet werden sollte. Darüber hinaus wurde schlecht gewordenes Bier oftmals mit Ochsengalle oder Kräutern vermischt, um den Geschmack zu übertünchen – auch hier wurde eine Regelung notwendig, um etwaigen Krankheiten vorzubeugen.

1516 wurde durch die Landesfürsten festgelegt, dass nur drei Stoffe im Bier enthalten sein durften: Wasser, Hopfen, Malz.

Weitere Informationen zum deutschen Reinheitsgebot des Bieres und natürlich zum Bier selbst findet der geneigte Biertrinker unter reinheitsgebot.de. Darauf ein gepflegte Bierchen, meine Freunde!


500 Jahre Reinheitsgebot in 50 Sekunden – Die deutschen Brauer – Deutscher Brauer-Bund e.V.

Craft-Biere

Ein neuer Trend geht in der „Bierszene“ um. Es geht um so genannte Craft-Biere (Craft Beer).

„Craft“ bedeutet „Handwerk“, aber wer „Kraftbier“ versteht, liegt auch nicht falsch: Es geht um geschmacksintensive, kunstfertig gebraute Biere. Eingeweihte können es ganz genau sagen: „Es sind Biere von neuen Brauern, die meistens aus der Heimbrauer-Szene kommen und in erster Linie Bier lieben“, so Fritz Wülfing, einer der Craftbierbrauer, „daraus ergibt sich auch unser Qualitätsanspruch.“ (Quelle: welt.de)

“Craft Beer” als Bier „von einem Brauer, der in kleinen Mengen und unabhängig von Konzernen auf traditionelle Weise braut“. (Quelle: bierclub.de)

Der Verweis auf „in kleine Mengen“ ist natürlich vom Land des Erzeugers abhängig. In den USA, woher dieser Trend kommt (es gibt also auch durchaus Positives von dort), gibt es Hersteller von Craft-Bieren, die einen größeren Ausstoß haben als manche deutsche ‚Großbrauerei‘. Oft wird Craft Beer über den Geschmack definiert und mit den Eigenschaften eines IPA (India Pale Ale) beschrieben. Doch dieser stark hopfenbetonte und oftmals fruchtige Bierstil, der übrigens aus England und nicht aus den USA stammt, ist nur einer von vielen, der die Craft Beer Szene derzeit ausmacht und begeistert.

Es geht mehr um die Unterscheidbarkeit eines Bieres von anderen Bieren. Biere mit eigenem Charakter sind Craft Biere. Ein Craft Beer ist ein Bier, dass sich von der Masse abhebt. Und was für die Biere gilt, ist auch bei den Brauereien angesagt. Auch Brauereien brauchen ein Gesicht in der Masse. Und so braut manche deutsche Großbrauerei neben seinen bekannten Marken zunehmend Biere eigenen Charakters (z.B. Maisel unter dem Namen Maisel and friends – dazu später etwas mehr).

Die ‚neuen‘ Brauereien bezeichnet man übrigens als Mikrobrauereien oder auch Handwerksbrauereien. Bei einer Jahreserzeugung von weniger als 200.000 Hektolitern werden sie in Deutschland durch eine geringere Biersteuer begünstigt.

Hamburger Lieblingsbox: Ratsherrn Lager – Weißbier – Rotbier – Pale Ale

Von den Produkten einer solchen Mikrobrauerei aus Hamburg habe ich bereits berichtet. Es geht um die Biere der Ratsherrn Brauerei, Hamburg, die sich vom Geschmack her doch deutlich von den Massenprodukten der Großbrauereien unterscheiden, die heute nur noch im vollautomatisierten Produktionsablauf hergestellt werden (von ‚Handwerk‘ gibt es hier also keine Spur). Dieser Mikrobrauerei in Hamburg angeschlossen ist der Online-Shop craftbeerstore.de, der bereits ein sehr umfangreiches Sortiment bereithält. Das ist nicht immer ganz billig, aber für Bierkenner, die auf das Besondere setzen, mehr als empfehlenswert. Durch meinen älteren Sohn bin ich bereits in den Genuss diverser Biere der schottischen Brauerei Black Isle Brewery gekommen. All die Biere dieser Brauerei sind übrigens Organic, also Bio (auch hierzu später mehr).

Black Isle Brewery - Scotland

Ähnlich dem Weinkenner geht es dem Bierkenner um guten Geschmack. Und ähnlich wird ein Bier wie Wein ‚verkostet‘. Auch Bier hat eine gewisse Säure, die aber nicht herausstechen sollte. Der Geschmack wird geprägt durch feine Malzaromen und der Bittere des Hopfens. Auf ein gelungenes Zusammenspiel der beiden kommt es an. Farbe und Geruch („Nosing“) spielen eine große Rolle. Und gegenüber dem Wein zeichnet sich Bier durch eine möglichst prickelnd frische Rezens aus, d.h. die Kohlensäure perlt angenehm.

Tatort (407): Starkbier (1999)

Es ist wieder vorösterliche Fastenzeit – und damit ist es auch wieder Starkbierzeit, nicht nur in Bayern. Aber aus Bayern kommen besonders leckere Starkbiere (Doppelbockbiere), wie z.B. das auch im hohen Norden bekannt-beliebte Paulaner Salvator aus München mit satten 7,9 % Vol. In Anlehnung an dieses älteste Doppelbockbier enden die Namen dieser Biere meist auf den Endsilben -ator (Palmator, Optimator, Helyator, Celebrator, Triumphator, Maximator usw.).

Dieses Jahr habe ich das Speziator mit 7,5 % Vol des Brauhauses Riegele, Augsburg, verkostet. Während das Salvator der Paulaner Brauerei von der Farbe her eher ein mittelbräunliches Rot aufweist und im Geschmack zwar malzig ist, aber auch den Hopfen nicht vernachlässigt, ist dieses Augsburger Gebräu von fast schwarzes Farbe. Der Schaum ist überraschend kremig, fast wie Eischnee, der Geschmack sehr malzig mit dezentem Karamellaroma. Die Hopfennote tritt eindeutig zurück. Dafür ist dieses Bier insgesamt samtig, aber auch von süffig-vollmundigem Geschmack. Eben etwas anderes.

Salvator 7,9 % Vol – Paulaner Brauerei, München Speziator 7,5 % Vol - Brauhaus Riegele, Augsburg

Kein Wunder ist es, wenn das Starkbier nicht auch einmal eine Hauptrolle im Münchener Tatort übernommen hat. Tatort, jeder weiß es, ist die wohl erfolgreichste Kriminalreihe des (nicht nur) deutschen Fernsehens und kommt oft genug mit viel Lokalkolorit daher. Allerdings müssen wir ins Jahr 1999 zurückkehren, als die Kommissare Batic und Leitmayr noch von ihrem Kollegen Carlo Menzinger begleitet wurden, der in der Folge Starkbier dann sogar die Hauptrolle übernimmt. Aber Freunde von Batic und Leitmayr kommen trotzdem nicht zu kurz.

Am Anfang dieser Tatort-Folge steht der Starkbieranstich, der in Realität am Nockherberg stattfindet.

Dr. Maximilian Meindl, der Marketing-Direktor der Benedictus-Brauerei, wird tot in seinem Auto an der Isar aufgefunden. Die Ehefrau bezweifelt sofort, dass es ein Unfall war, da ihr Mann sein einiger Zeit Unregelmäßigkeiten innerhalb der Brauerei auf der Spur war. Sie verdächtigt den Generaldirektor Conrad Eisinger etwas mit dem Tod ihres Mannes zu tun zu haben. Dieser will die Firma verkaufen und so gab es zwischen den beiden erhebliche Differenzen. Die Ermittler untersuchen den Fall im Umfeld der Brauerei, denn es war offensichtlich, dass der Unfall einen Mord tarnen sollte. Die rechtsmedizinischen Befunde sprechen ebenso für eine Brauerei als näheres Todesumfeld. Für eine Täterschaft von Generaldirektor Eisinger kann jedoch kein Indiz gefunden werden. Batic und Leitmayr stellen dagegen Zusammenhänge fest zwischen dem Angestellten Jiri Hasek, dem Verwaltungschef Giesek und dem Getränkegroßhändler Anton Irlbeck. So hat jemand offensichtlich versucht Hasek bei einem Fahrradsturz aus dem Weg zu räumen. Giesek indessen wird mit aufgeschnittenen Pulsadern in seiner Badewanne gefunden.

Sicherlich ist das nicht die beste Episode der Münchener Kommissare, die es bis dato auf 69 Fälle, so viele wie kein anderes Tatort-Ermittlerteam, gebracht haben. Aber allein das Thema ist es wert, die Folge zu schauen. Es ist nun einmal Starkbierzeit. Und ein kräftigendes Starkbier sollte man sich beim Gucken dann schon gönnen …


Tatort (407): Starkbier (1999) aus München (Batic, Leitmayr und Menzinger)

Vier Biere der Ratsherrn Brauerei, Hamburg

So langsam müsst Ihr mich für einen Säufer halten. Sei es drum. Zu meinem Geburtstag erhielt ich in diesem Jahr von meinen Arbeitskollegen nicht die obligatorischen Blümchen, die ich gern an meine Frau weitergeleitet hatte, sondern ein Viererpack Bier, genauer die so genannte Hamburger Lieblingsbox. Das stammt von der Ratsherrn Brauerei, Schanzenhöfe/St. Pauli, Lagerstraße 30a, Hamburg. Bei der Marke Ratsherrn klingelt es bei einigen Bierkennern bestimmt. Genau: Die Marke Ratsherrn Pilsener wurde seinerzeit von der Elbschloss-Brauerei gebraut. Mit der Integration der Elbschloss-Brauerei wanderte die Marke zur Bavaria-St. Pauli-Brauerei und anschließend zu der Holsten-Brauerei. Durch einen Entscheid des Bundeskartellamtes musste die Marke im Jahr 2000 wieder abgegeben werden.

Wie auch immer: Seit 2012 gibt’s nicht nur wieder ein Ratsherrn Pilsener, sondern noch einige Biere mehr. Vier dieser Biere durfte ich nun verkosten: Ratsherrn – ein Hamburger Original aus den Schanzenhöfen

    Hamburger Lieblingsbox: Ratsherrn Lager – Weißbier – Rotbier – Pale Ale

Lager 5,4 % Vol.wunderbar fruchtig mit geballten Malzaromen

Beschreibung lt. Etikett: Lagerbier, eigentlich in Österreich erfunden, wurde schon vor über 150 Jahren in Hamburg gebraut. Und wir fanden, wer in der Lagerstraße braut, sollte auch ein anständiges Lager am Start haben. Auf das Ergebnis sind wir echt stolz: Hopfige Wuchtigkeit, leichte Fruchtnoten und eine ganz feine Würze perlen gut gekühlt aus der Flasche. Das frische, dezent-kräftige Aroma des untergärigen Klassikers entsteht übrigens bei unserer ganz speziellen Kellerhopfung. Da geht was!

Zutaten: Wasser, Gerstenmalz, Hopfen (Hallertauer Mittelfrüh, Hersbrucker Spät, Tradition, Herkules)

Das fing schon einmal gut an: Oft ist untergäriges Lagerbier vom Geschmack her ziemlich labberig. Aber hier finden Hopfen und Malz bestens zusammen, nicht zu aufdringlich, aber eben noch lagerbiermäßig, auch mit dezenten Fruchtnoten (Limette lässt sich herausschmecken). So ein Bier schmeckt besonders gut zum Abendbrot mit Wurst und Käse.

Weißbier 5,4 % Vol.sommerfrisch, spritzig und mit famosen Fruchtaromen

Beschreibung lt. Etikett: Ein Weißbier aus Hamburg? Ganz genau! Denn bereits im 14. Jahrhundert wurde hier ein fantastisches Weißbier gebraut. Unsere Braumeister haben diese Tradition wiederbelebt. Obergärige Hefe, sechs Malzsorten und der neuseeländische Aromahopfen Topaz haben ein spritziges, sommerfrisches und naturbelassenes Weißbier mit feinen Fruchtaromen hervorgebracht. Ahoi!

Zutaten: Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Hopfen (Hallertauer Mittelfrüh, Herkules, Tradition, Saphir, Topaz), Hefe

Weißbier resp. Weizenbier trinke ich eigentlich im Sommer, weil’s meist ziemlich fruchtig im Geschmack ist. Dieses naturbelassene Weißbier verhält sich damit eher dezent, auch wenn es feine Fruchtaromen nicht leugnet. Malz und Hopfen halten sich auch hier elegant die Waage, sodass so ein Bier auch mal im Winter genossen werden kann und gut zu ‚hellen‘ Gerichten (Suppen, Spargelgerichte, Geflügel, Fisch, Meeresfrüchte) passt.
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Rotbier 5,2 % Vol.betörende Malznoten mit einem Hauch Karamell

Beschreibung lt. Etikett: Rotbier, weißer Schaum, bernsteinrote Bierfarbe. Mit viiiel Traditon. Joachim von Lohe löste bereits 1536 mit dem Ausschank seines „fewrrothen“ Bieres im heutigen St. Pauli eine Bewegung aus. Die Hamburger kamen in Scharen. So soll es auch heute wieder sein. Eine ausgesuchte Spezialmalzmischung und der Aromahopfen Saphir münden bei unserem Rotbier in einem harmonischen, wohltemperierten Gesamteindruck. Aromatisch, mit einer Spur Karamell. Wunderbar!

Zutaten: Wasser, Gerstenmalz, Hopfen (Herkules, Tradition, Saphir)

Das Auge isst bzw. trinkt bekanntlich mit. So hüpft das ‚Säuferherz‘ schon beim Anblick des bernsteinroten Bieres, wenn es ins Glas fließt. Auch hier findet sich ein unaufdringliches Bier, harmonisch und wohltemperiert, das durch Malznoten glänzt.

Pale Ale 5,6 % Vol.himmlich blumige, fruchtige Hopfennoten

Beschreibung lt. Etikett: Pale Ale, ursprünglich eine urenglische Erfindung im 17. Jahrhundert. Die Seeleute brachten es mit nach Hamburg. Prompt spezialisierte sich die Hamburger Brauerei Deetjen & Schröder auf die Produktion meist englischer Biersorten. Und heute? Unmengen von Hopfensorten und ale-typische Malze führen zu einem waldhonig-farbenen, naturtrüben Pale Ale mit einem wunderbaren, an trockene Beeren und frische Zitrus-Früchte erinnernden, Aroma. Himmlisch!

Zutaten: Wasser, Gerstenmalz, Hopfen (Herkules, Tradition, Cascade, Saphir, Hallertauer Mittelfrüh)

Das Pale Ale habe ich als letztes dieser vier Biere verkostet. Ich muss gestehen, dass ich etwas enttäuscht war. Vielleicht stehe ich mehr auf Malz- als auf Hopfenaromen. Hier sind gleich mehrere Hopfensorten verbraut worden und die Zitrusfrische (mich erinnert das stark an Grapefruit) drängt sich – zumindest für mich – etwas zu sehr in den Vordergrund und korrespondiert nicht ganz so gut mit der Bitternote des Bieres. Aber das ist Geschmackssache.

Insgesamt war ich doch angenehm überraschend darüber, welche Bierbraukunst mitten in Hamburg zu finden ist. Und in einem angenehmen Ambiente lassen sich die Biere auch vor Ort zwischen Fernsehturm und Fleischgroßmarkt, zwischen Schanzenbahnhof, vielen Gleisen und den Messehallen in den Schanzenhöfe genießen.

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Bierkalender (Advent) 2014 – Türchen 13 bis 24

Hier mit leichter Verspätung die Fortsetzung meiner Verkostung der Biere aus meinem Bierkalender (Advent) – die Türchen 13 bis 24 des Original Kalea Bierkalenders.

Die Liste der Brauereien ist ziemlich lang. Die weltweit größten Brauereigruppen – nach Bierausstoß in Millionen Hektolitern gemessen – sind dabei allerdings nicht in deutscher Hand. Trotz einiger großer Brauereigruppen auch in Deutschland so ist der Biermarkt bei uns bis heute noch stark regional geprägt. Es existierten im Jahr 2011 insgesamt 1341 Brauereien in Deutschland, davon 632 in Bayern (47 %).

Bierkalender (Advent): die Türchen 13 bis 18

Aber genug der Vorrede. Komme ich zum 13. Türchen, zum Tag (13): Hier fand ich ein Karmeliten Kloster Gold (Exportbier mit 5,1 % Vol.) der Karmeliten Brauerei, Straubing. Exportbier ist für mich im Geschmack meist zu lasch. So deutet dieses Bier zwar feine Malzaromen an. Der Hopfen ist aber nur unterschwellig schmeckbar.

Am Tag (14) folgte wieder ein Pils, dem der Deutschen wohl beliebtestes Bier: (Trinkt) Pils aus Pahres (5,0 % Vol.) der Privatbrauerei Hofmann, Pahres. Auch für dieses Pils gilt, was ich zu Bieren Pilsener Brauart aus dem Süden der Republik gesagt habe: das Bittere des Hopfens hält sich durch seine feinherbe Art in Grenzen und hat einen schlanken Nachgeschmack. Das Bier ist untergärig mit hellem Gerstenmalz gebraut und ist so von heller Farbe. Es besitzt eine prickelnd frische Rezens, d.h. die Kohlensäure perlt angenehm.

Dem Türchen des Tag (15) entnahm ich wieder ein kräftigeres Bier: Schalchner Weißer Bock (7,4 % Vol.) des Weißbräus Schwendl, Tacherting, aus dem schönen Chiemgau in Oberbayern. Ich muss gestehen, dass das für mich neu war: ein Weizenbier (oder Weißbier – wie die Bayern sagen) als Bockbier, also ein Weizenbock – natürlich hefetrüb.

Ein Weizen trinke ich eigentlich eher gern im Sommer, weil so ein Bier durch seine feine Säure erfrischt. Dagegen ist der Winter Starkbierzeit. Und dieses Weizenbock passt durch Farbe und Geschmack sehr gut in die jetzige Jahreszeit: Die Farbe ist kastanienbraun und durch die Hefe trüb. Die Blume ist zunächst schön fest, dicht und sahnig, fällt dann aber bald zusammen (wie für Weizenbiere eigentlich üblich) und führt zu Schlieren am Glas. Süße und Säure versuchen ihre Aromen nach vorne zu drücken, zum einen Schokolade, zum anderen reife Banane – das summiert sich zu einem geschmacklichen Potpourri. Keine Frage, das Bier ist süffig durch die ausgetüftelte Malzmischung und sicherlich eine Empfehlung für Weißbierliebhaber.

Die Tage (16) und (17) boten zwei Biere Pilsener Brauart. Zunächst (16) das Neuöttinger Pils (4,8 % Vol.) der Müllerbräu, Neuöttingen. Dieses Bier ist hellgelb schimmernd, edel im Trunk und feinherb in der Note. Bebraut wird es mit bestem Aromahopfen der Hallertau, dem wohl größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt. Es liegt fast zentral in Bayern und wird grob von den Städten Ingolstadt, Kelheim, Landshut, Moosburg, Freising und Schrobenhausen begrenzt. Den Tag darauf (17) war ein Leibinger Edel Pils (4,8 % Vol.) der Brauerei Max Leibinger, Ravensburg im Türchen. Bei diesem Bier wird bester Tettnanger Aromahopfen mit hauseigener Bierhefe verarbeitet. Beide Pils sind nicht zu herb und durch feine Säure gekennzeichnet: Für manchen Norddeutschen sind sie etwas zu blass von Farbe und auch vom Geschmack her.

Wie schon gesagt: Ein Weizen, zudem ein helles mit Hefe, ist für mich eher etwas für den Sommer. Weizen- bzw. Weißbier erfreut sich zunehmender Beliebtheit auch hier im Norden und findet sich so auch in den Sortimenten norddeutscher Brauereien. So ein Hefe-Weizen trinkt man aus großen Gläsern. Da kommt so ein Bier aus der 0,33-Liter-Flasche eher spärlich ins Glas. Tag (18) bot mir so ein helles Hefe-Weizen aus dem tiefsten Süden der Republik: Unser Bürgerbräu Hefe-Weizen (5,2 % Vol.) der privaten Alpenbrauerei Bürgerbräu, Bad Reichenhall.

Dies obergärige Bier ist von orange-trüber Farbe und vom Geruch her eher nach Weizen und Gerste als nach Banane ausgerichtet. Ansonsten ist es wie eben ein Weizenbier sein soll: süffig und spritzig, auf der Zunge stark rezent und vollmundig – und auf die „altmodische“ Weise gebraut: mit der klassischen Flaschengärung. Der BÜRGERBRÄU ist einer der wenigen, die unverändert an dieser aufwändigen, aber qualitativ unübertroffenen Methode festhalten.

Bierkalender (Advent): die Türchen 19 bis 24

Am Tag (19) begab ich mich gewissermaßen in die Zeit frühester Kindestage zurück – das Black Forest Ale (5,7 % Vol.) der Privatbrauerei Ketterer kommt aus Pforzheim vom Nordrand des Schwarzwaldes (daher auch der Name des Bieres). Dort lebte ich knapp drei Jahre und brachte den schwäbischen Zungenschlag mit nach Bremen. Dieses Ale ist mit amerikanischer obergäriger Ale-Hefe vergoren und bekommt dadurch eine leichte Citrusnote. Dafür darf sich die Nase über das ausgeprägte Hopfenaroma freuen. Unfiltriert und gelb-orange leuchtend bei etwas mehr Alkohol ist es ein besonderer Genuss.

Der Tag (20) kam wieder mit einem Pils daher: Schönramer Pils (5,0 % Vol.) der Privaten Landbrauerei Schönram. Obwohl ich eigentlich nicht der große Pils-Trinker bin, so war ich von diesem Bier wirklich begeistert. Laut eigenen Angaben der Brauerei ist dieses Bier „stärker gehopft als die Fernsehbiere unserer preußischen Nachbarn“ (hört, hört …), aber da ausschließlich Aromahopfen zur Verwendung kommen, empfindet man die bittere Note zurecht „angenehmer und harmonischer, ohne Ecken und Kanten.“ Dieses Pils hält mit Bravour das Gleichgewicht zwischen Hopfenherbe und malziger Süffigkeit.

Das Bier des Tages (21), wieder ein Pils, ist natürlich für mich Norddeutschen ein alter Bekannter: Dithmarscher Pilsener (4,8 % Vol.) der Dithmarscher Privatbrauerei Karl Hintz in Marne. Aus Dithmarschen kommt bekanntlich viel Kohl und auch die Büsumer Krabben. Aber auch ohne Kohl und Krabben lässt sich das Bier bestens trinken. Allerdings ist es wie viele Pils aus dem hohen Norden trotz voller Naturfrische ziemlich hopfenherb (nur das Jever Pilsener ist durch ein Mehr an Hopfen noch etwas herber, eben friesisch-herb).

Am Tag (22) verkostete ich das Diestel Blond (5,1 % Vol.) der Distelhäuser Brauerei, Dieselhausen im Taubertal. Neben einer starken Zitrusnote ist dieses Bier durch weitere Fruchtaromen von Pfirsich und Mango geprägt. Für mich mehr ein Obstsalat als ein Bier, also nicht so mein Fall.

Der Tag (23) meines Bierkalenders brachte wieder ein Bier der Privaten Landbrauerei Schönram und erneut ein Indian Pale Ale: das Schönramer Indian Pale Ale (8,0 % Vol.). Laut Brauerei-Website soll dieses Bier sogar 8,5 Volumen-% Alkohol haben (also auf meiner Flasche steht 8,0 % Vol. – vielleicht dürfen aus Bayern keine Biere mit mehr als 8 % ‚ausgeführt’ werden). So oder so war dieses Bier sehr gehaltvoll, eben ein obergäriges, naturtrübes, bernsteinfarbenes Starkbier, dessen malziges Aroma an eine frisch gemähte Wiese erinnert. Im Antrunk schmeckt man eine leichte Malzsüße, die in eine angenehm anhaltende Hopfenbittere übergeht.

Als Abschluss der Tag (24) mit einem wieder besonderem Bier, das man sicherlich nicht alle Tage trinken mag: Böckle (7,4 % Vol.), ein dunkler Bock der Brauerei Haller Löwenbräu aus Schwäbisch Hall, eine saisonale Spezialität für den Winter. Wie an anderer Stelle schon mitgeteilt, mag ich in dieser meist doch eher kalten Jahreszeit ein kräftiges Bier mit Betonung auf malzige Aromen. Der Brauer hat bei diesem Bier viele Spezialmalze verwendet, um ein facettenreiches Geschmackserlebnis zu erzeugen. Für meinen Geschmack ist ihm das aber eine Spur zu süßlich gelungen. Trotzdem ein Bier der besonderen Art.

Mit diesen 24 doch sehr unterschiedlichen Bieren ging meine trink-kulinarische Reise am Heiligabend zu Ende. Zu Ende? Selbstredend natürlich nicht: Für die Zeit ‚zwischen den Jahren’ hatte ich mich mit Weihnachts- und Winterbieren eingedeckt, die ebenso selbstredend nur in Maßen meine Kehle benetzten. Ein gepflegte Bier sollte ein Genuss sein, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Prost!

Bierkalender (Advent) 2014 – Türchen 1 bis 12

Langsam ist es wohl doch soweit, dass ich hier die Rubrik ‚Gerstengebräu’ eröffne, denn mit Bier in den unterschiedlichsten Varianten habe ich mich ja bereits öfter beschäftigt. In keinem anderen Land gibt es so viele Biersorten wie in Deutschland (siehe: Deutsches Brot und deutsches Bier). Und um es nicht unerwähnt zu lassen: der schottische Ableger des flüssigen Gerstensaftes in gebrannter Form, den Whisky (z.B. in Form eines Single Malt), habe ich hier natürlich auch hin und wieder angesprochen.

Nun in diesem Jahr habe ich zur Adventszeit einmal etwas bekommen, was weniger die Zähne, vielleicht eher die Leber angreift – einen Adventskalender mit 24 Fläschlein unterschiedlichsten Bieres: Original Kalea Bierkalender. Original Kalea ist ein Vertrieb aus Österreich, der natürlich auch in Deutschland tätig ist, und endlich die Marklücke ‚Bier-Adventskalender’ geschlossen hat. Man(n) braucht sich also nicht mehr den Kasten Bier an die Wand dübeln (Bastelanleitung Bier-Adventskalender – Quelle: biersekte.de). Kalea bietet sowohl eine Edition Deutschland als auch Edition Österreich (siehe z.B. Bierkalender 2013 – Edition Österreich).

Zur Edition Deutschland: Mit einer einzigartigen Biervielfalt gibt dieser Bieradventskalender einen kleinen Einblick in die enorme Vielfalt der deutschen Bierkultur und überrascht täglich auf’s Neue. Neben dem „Indianerbock“ aus der Heidelberger Brauerei oder dem “Gründerbier“ aus der Westerwälder Brauerei werden auch viele andere Bierspezialitäten für Aufsehen sorgen. Als Brauerei des Jahres, wird die Distelhäuser Brauerei mit einem besonderen “Craft-Bier” überraschen. Vor kurzem fand in Amerika der World Beer Cup statt. In der prestigeträchtigen Kategorie “beste Pils der Welt”, gewann die Landbrauerei Schönram. Bierliebhaber dürfen sich auf ein geschmacksvolles Erlebnis freuen und neben Pilsbieren vor allem neue Bierstile wie ein India Pale Ale, ein Stout oder ein Porter kennenlernen. (…der Rest bleibt ein Geheimnis)

Woher meine Frau den Bierkalender hat, den ich verkosten durfte, weiß ich nicht. Irgendwie deckt sich der Inhalt nicht ganz mit dem, was laut Internet vorzufinden sein sollte. Aber das spielt irgendwie keine Rolle, solange das vorgefundene Bier schmeckt. Hält man sich an die Spielregeln (jeden Tag nur ein Türchen öffnen), dann werden sich die Leberwerte auch weiterhin im grünen Bereich bewegen. Erhältlich ist ein solcher Bierkalender (Advent) ab Ende Oktober im Lebensmittel- und Getränkefachhandel bzw. im Internet: Original Kalea Bierkalender

Heute möchte ich die ersten zwölf Biere vorstellen, also das, was sich hinter den Türchen 1 bis 12 verbarg. Eigentlich haben mir alle Bier sehr gut geschmeckt – sieht man von dem Biermischgetränk Kirsch Porter einmal ab – das war einmal klebrig-süß und daher fehl am Platze.

Bierkalender (Advent): die Türchen 1 bis 6

Der Reigen (1) begann mit dem Rieder Indian Pale Ale (6,0 % Vol.) der Brauerei Ried aus Österreich. Ursprünglich wurde diese Biersorte ab den 1830er Jahren in England und Schottland für die indischen Kolonien gebraut. Es ist kräftig, bernsteinfarben und sehr fruchtig im Geschmack (naturtrübe).

Tag (2) brachte gleich eines von mehreren Pils-Bieren hervor: Hohenthanner Hopfen Pils (5,1 -% Vol.) der Hohenthanner Schlossbrauerei. Ich bin kein allzu großer Pils-Fan. Aber das betrifft mehr die Pils norddeutscher Brauart, die meist sehr herb sind. Biere Pilsener Brauart von jenseits des Weißwurstäquators sind dagegen eher süffig mit einer blumigen Hopfennote. Dieses Bier entspricht dem voll und ganz, ist von goldener Farbe, naturtrüb und gebraut mit frischem Aromahopfen.

Tag (3) dann das Lausitzer Kirsch-Porter (immerhin noch 4,2 % Vol.) der Bergquell Brauerei. Das ist kein Bier, sondern ein Biermischgetränk. Nein, das ist nichts für meines Vaters Sohn.

Tag (4) entschädigte dann aber gleich mit Schlappeseppel dunkel (5,2 -% Vol.) der Eder & Heylands Brauerei, Großostheim. Ein Bier, wie ich es schon ganz gern trinke: irgendwie urig und dunkel, da von typischen Röstaromen bestimmt, vollmundig-süffig und mit zurückhaltend-milder Hopfenbittere.

Am Tag (5) ging es gleich mit einem weiteren dunklen Bier weiter: Schweiger dunkler Bock (6,2 % Vol.) der Privatbrauerei Schweiger, Markt Schwaben bei München. Das Auge trinkt gewissermaßen mit: So überzeugt dieses Bockbier allein schon optisch kastanienfarben mit roten Anklängen und einen festen, cremigen Schaum. Die Süffigkeit dieses Bieres wird durch die weichen Röstaromen bestimmt, die Karamell mit einem Hauch Dörrobst wiedergeben.

Das erste halbe Duzend (6) wird mit einem Bier namens Wolfsblut (5,1 Vol.) von Wolf Bräu, Karlsruhe, abgeschlossen. Nun gut, den Namen finde ich schon etwas kurios (ähnlich wie ‚Rotkäppchen’ für einen Sekt), aber es kommt natürlich in erster Linie auf den Geschmack an. Und da ist dieses Bier mit schöner Kupferfarbe mit roten Reflexen voll in meinem Trend. Es duftet schön malzig und entwickelt eine herbe und leicht an Apfel und Pflaumen erinnernde Note. Wenn ich das richtig gelesen habe, dann gibt es die ursprüngliche Brauerei Wolfbräu nicht mehr, sondern das Bier wird jetzt in Heidelberg gebraut.

Bierkalender (Advent): die Türchen 7 bis 12

Tag (7) offeriert ein weiteres Ale aus Österreich: Austrian Amber Ale 5,6 % Vol.) des Brauhauses Gusswerk, Hof bei Salzburg. Dieses Bier ist naturtrübe von der englischen Ale-Hefe. Original Bio-Hopfen aus den USA bestimmt den Geschmack. Der feine Bitterton wird durch Citrus- und Grapefruit-Aromen unterlegt. Englische Ales sind meist kohlensäurearm und entwickeln daher wenig Schaum. Dieses Bier überzeugt nicht nur durch die Farbe (amber, also bernsteinfarben), sondern auch durch seinen Geschmack.

Am Tag (8) hatte ich ein Westheimer Wildschütz Klostermann (4,8 % Vol.) der Gräflich zu Stolberg’sche Brauerei, Westheim im ‚Türchen’. Wieder einmal ein helles, dafür auch naturbelassene (naturtrüb) Bier, ein Pils, aus der Gegend um Eggegebirge und Sauerland. Anders als norddeutsche Pils-Biere so ist auch dieses eher süffig, von leicht säuerlichem Geschmack und mit dezenter Hopfennote. Ein für mich durchaus trinkbares Pils.

Tag (9) offerierte mir ein Porter: Bosch Porter – Schwarze Magie (5,3 % Vol.) der Brauerei Bosch, ein „Schwarzbier, das bewusst die Aromavielfalt der traditionsreichen englischen Porterbiere aufgreift und dabei streng das deutsche Reinheitsgebot achtet.“ Bei Porter bin ich mir nicht immer so ganz sicher. Da gibt es die durchaus gehaltvolle Variante aus dem Ostseeraum, die im englischen Sprachraum als „baltic porter“ bekannt ist (z.B. auch das Störtebeker Choco-Porter). Ich verbinde mit Porter eher ein leichtes, süßes Bier (Malzbier!).

Auch Bosch Porter ist malz-aromatisch und tiefschwarz untergärig: „Schon im Antrunk fallen die an Schokoladenaromen erinnernden Röstmalznoten auf, die in eine angenehme Süße übergehen. Der hintergründige Hopfenbittere harmoniert exzellent mit dem vollmundigen Körper.“ – Mein jüngster Sohn mag Porter. Ich habe ihn dieses Porter kosten lassen und er war begeistert. Auch ich muss sagen, dass es mir gleich nach wenigen kleinen Schlückchen zusagte. Mal, schauen, woher wir einen Kasten Bosch Porter bekommen …

Am Tag (10) gab es ein Franz-Bier – ’ s Frische! (4,7 % Vol.) der Brauerei C. Franz, Rastatt. Ja, es ist Frische, die dieses Bier auszeichnet, eigentlich Sommerfrische durch feinsten Aromahopfen aus dem Elsass, der diesem Bier seinen erfrischend fruchtigen Charakter verleiht und von einer leichten Zitronenherbe und angenehmen Spritzigkeit begleitet wird. Die Farbe ist ein klares Hellgelb.

Auch am Tag (11) bestimmte der Sommer in goldener Farbe eines schönen Westerwälder Sommertags das Trinkgeschehen: Westerwald Bräu (5,2 % Vol.) der Westerwald-Brauerei H. Schneider, Hachenburg. Im Geschmack ausgesprochen süffig, verleiht der etwas stärkere Stammwürzegehalt dieser untergärigen Brauspezialität ihren vollen Charakter.

Tag (12): Das Fürstenberg Premium Pilsener (4,8 % Vol.) der Fürstenberg Brauerei ist auch in nordischen Gefilden bestens bekannt. Es ist ein schlankes, hopfenbetontes Pilsener, was die Herbe nicht übertreibt und so in seiner strohgelben Farbe und seinem feinporigen Schaum schön süffig bleibt.

Soviel für heute. Ohne gleich der Trunksucht verfallen zu sein, habe ich diese elf Bierchen (das Kirsch Porter lass ich nochmals außen vor) genossen und bin, ohne in patriotische Gesänge zu verfallen, froh, in Deutschland geboren zu sein, wo man es nach wie vor bestens versteht, ein ordentliches Brot zu backen und dazu ein noch ordentlicheres Bier zu brauen. Nach diesen vier Litern Bier (12 mal 0,33 l) war ich dann natürlich gespannt, was ich da die letzten zwölf Tage bis Weihnachten zu erwarten habe (demnächst in diesem Blog).

Natürlich habe ich der Jahres- und Festzeit entsprechend weitere Biere im Keller verborgen: Ein Weihnachtsbier und einen Winter-Traum der Post-Brauerei Karl Meyer, Nesselwang (ich erinnere an das Allgäuer Bier-Bad – natürlich von innen) sowie (nochmals) einen Winter-Traum der Klosterbrauerei Weltenburg. Letzteres habe ich hier bereits schon einmal ausführlicher vorgestellt.

Deutsches Brot und deutsches Bier

In keinem anderen Land gibt es so viele Brotsorten wie in Deutschland. Nach Auskunft des Deutschen Bäckerhandwerks sollen es über 3000 Brotsorten sein, vom Kürbiskarree über die Urkruste bis zur Moorkante, viele davon gibt es nur in einzelnen Regionen. Ich will hier gar nicht weiter auf all die vielen Brotsorten eingehen. Aber eines ist allen gemeinsam: Sie werden aus Getreide hergestellt – bei uns meist aus Weizen und Roggen, oft als Mischbrote, Gerstenbrot ist bekannt (und von mir geliebt). Und dann kommen natürlich noch die besonders am Wochenende beliebten Brötchen hinzu.

Ähnlich geht es mit dem Bier aus deutschen Landen. Kein Land kann so viele Biersorten aufweisen wie Deutschland. Und auch Bier besteht zu einem wichtigen Teil aus Getreide, denn die Grundzutaten des Bieres sind Wasser, Malz (aus Gerste, Weizen, Roggen, Dinkel, Mais o. a.) und meistens Hopfen. In Deutschland bevorzugt man meist das Getränk aus Gerste, daher Bier auch gern als Gerstensaft bezeichnet wird. Weizenbiere kommen aus Süddeutschland, erfreuen sich aber zunehmend auch im Norden der Republik großer Beliebtheit – besonders zur warmen Jahreszeit ihrer fruchtig würzigen Note wegen. Haferbier ist in Deutschland wohl nicht bekannt, ich habe es vor einigen Jahren einmal in Schottland getrunken (die Schotten haben eine Vorliebe für Hafer), und zwar auf der Isle of Skye, das übrigens sehr lecker und von goldener Farbe war (Hebridean Gold).

Getreide und damit das Getreideprodukt Brot gehört zu den Grundnahrungsmittel und ist neben Wasser (bei uns eben auch in Form von Bier) wichtigster Hauptbestandteil der Ernährung. Die Errungenschaften Brot und Bier gehören sozusagen zu unserem und darüber hinaus zum Weltkulturerbe. Da gibt es ja die Liste der UNESCO aller Stätten, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität weltbedeutend: Welterbe bzw. Weltkultur- und Weltnaturerbe. In Deutschland gehören hierzu Baudenkmäler wie Schlösser und Kirchen (z.B. der Kölner Dom), aber auch seit 2009 das deutsche Wattenmeer.

Neben dieser Liste gibt es auch eine weitere UNESCO-Liste des immateriellen Weltkulturerbes. Hier finden sich kulturelle Ausdrucksformen, die unmittelbar von menschlichem Wissen und Können getragen, von Generation zu Generation weitervermittelt und stetig neu geschaffen und verändert werden, also „Bräuche, Darstellungen, Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten – sowie die dazu gehörigen Instrumente, Objekte, Artefakte und kulturellen Räume […], die Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls Einzelpersonen als Bestandteil ihres Kulturerbes ansehen.“ Deutschland ist bisher noch nicht auf dieser Liste vertreten, will es aber und bietet eigene Kandidaten: das deutsche Brot und das deutsche Bier.

    Deutsches Brot und deutsches Bier

Der Bäckerverband will „mit der Kampagne für einen Eintrag in die Unesco-Liste […] das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Brotkultur stärken’, sagt Hauptgeschäftsführer Amin Werner.

Doch es gibt Konkurrenz: 128 Vorschläge wurden bei den Kulturministerien der Länder eingereicht, darunter die mündliche Erzähltradition Graweredersch aus Thüringen, der Chorgesang und der Kratzputz an historischen Fachwerkgebäuden in Hessen. Besonders öffentlichkeitswirksam ist natürlich die Kampagne des Deutschen Brauer-Bunds für eine Registrierung des deutschen Reinheitsgebots.

Dieses stehe ‚für die Bewahrung einer althergebrachten Handwerkstechnik und gilt zugleich als älteste heute noch gültige lebensmittelrechtliche Vorschrift der Welt’, wirbt der Brauer-Bund. Laut einer am Montag veröffentlichten Umfrage unterstützen 79 Prozent der Deutschen das Anliegen der Bierbrauer.

Die Konkurrenz der Bierbrauer stört die Bäcker aber nicht. ‚Das sehen wir sehr freundschaftlich’, versichert Werner. Schließlich seien sich die beiden Produkte Brot und Bier recht nah – nicht umsonst sei ja beim Bier auch die Rede vom ‚flüssigem Brot’.“

siehe auch:
Deutsche UNESCO-Kommission – Immaterielles Kulturerbe bzw. Drei Listen des immateriellen Kulturerbes

Starkbierzeit und so

Am letzten Mittwoch, dem Aschermittwoch (lat.: Dies Cinerum), begann für viele Menschen wieder die vierzigtägige Fastenzeit bis Ostern. Meine Frau und auch mein jüngerer Sohn wollen diese Tage nutzen und auf Süßigkeiten aller Art verzichten. Man spricht dann von Enthaltung oder Abstinenz. Der Sinn ist aber ein ähnlicher: Man verzichtet bewusst auf etwas, um z.B. die eigene Wahrnehmung und Aufmerksamkeit zu fördern bzw. die Willenskraft zu erhöhen.

Stark-, Bock- und Doppelbockbiere – aus deutschen Landen

Fastenzeit ist allerdings auch Starkbierzeit, genauer: Doppelbockbierzeit. Zur Verbreitung des Bockbieres trugen zum großen Teil die Klöster bei, die in den Fastenzeiten, nach dem Motto „Flüssiges bricht Fasten nicht“, dieses besonders süffige und nahrhafte Getränk bevorzugten. Anderswo habe ich gelesen, dass während der Fastenzeit die Einnahme von drei Bissen Brot, drei Schluck Wasser und drei Schluck Bier erlaubt war. Damit die Mönche halbwegs bei Kräften blieben, braute man in dieser Zeit ein besonders gehaltvolles Bier.

Nicht, dass ich die Enthaltsamkeit meiner Lieben sabotieren will. Aber ich mag nun einmal ein gehaltvolles, dunkles Bier und in diesen Tagen gibt es davon eine ganze Menge. Ich habe mich auf jeden Fall auch in diesem Jahr mit einem Kasten verschiedener Bock-, Stark- bzw. Doppelbockbiere eingedeckt und werde diesen ganz suutje piano, wie man hier im Norden sagt (gemächlich und leise), ‚vertilgen’. Einige der Biere habe ich ja bereits an anderer Stelle vorgestellt: Kloster Andechs Doppelbock dunkel 7,1 %, Paulaner Salvator 7,9 % und Weltenburger Kloster Asam Bock 6,9 %. Diesmal habe ich auch ein Bier aus dem Norden Deutschlands gewählt: das naturbelassene, untergärig dunkle Störtebeker Starkbier mit Stammwürze 16,9% und 7,5% vol. Dieses hat besonders kräftige Malzaromen, die an schwarzen Kaffee, gar an herbe Schokolade erinnern und das von besonders dunkler Farbe ist.

Kloster Andechs Doppelbock dunkel 7,1 % vol.

Paulaner Salvator 7,9 % vol.

Kloster Andechs Doppelbock dunkel 7,1 % vol.

Paulaner Salvator 7,9 % vol.

Weltenburger Kloster Asam Bock 6,9 % vol.

Störtebeker Starkbier 7,5 % vol.

Weltenburger Kloster Asam Bock 6,9 % vol.

Störtebeker Starkbier 7,5 % vol.

Überhaupt die Farbe, die vom Malz geprägt wird: Wie das Störtebeker Starkbier, so ist auch das Asam Bock von sehr dunkler, fast schwarzer Farbe. Das Salvator ist dagegen schon fast hell (rötlich goldfarbend) – und Andechs Doppelbock dunkel liegt irgendwo dazwischen. Die Farbe, der Malz bestimmt so gewissermaßen auch den Geschmack. Alle Biere sind auf jeden Fall süffig und gehaltvoll. Man sollte ein „geübter Biertrinker“ sein, wie ich einmal im Zusammenhang mit einem anderen Bockbier las. Auf jeden Fall ist so ein Bier viel zu schade, um es in Mengen in sich hineinzuschütten. Hier steht der bewusste Genuss ganz klar vor dem Alkoholexzess.

Okay, es ist für mich nicht gerade eine Fastenzeit, die Tage bis Ostern. Aber trotz eines süffigen Bieres am Abend werde auch ich mich bewissen Einschränkungen hingeben, Tag für Tag auf eine andere Art (einen alkohol- und damit bierfreien Tag gibt es sowieso jede Woche mindestens einen). Am Wochenende war z.B. mein älterer Sohn bei uns und bereitete fürs Abendessen einen veganen Matjeshering zu. Also fleischlose Kost. Matjes? Vegan? Jo!

Statt Heringsfilets nimmt man Auberginen, schneidet diese längst in entsprechend große Scheiben, salzt diese mehr oder weniger kräftig und packt die gesalzten Scheiben Schicht für Schicht in Haushaltspapier (Küchenrolle). Das Ganze auch noch etwas beschweren, damit die Flüssigkeit aus dem Gemüse entweicht. Das Rezept stammt von Jerôme Eckmeier und aus seinem Kochbuch Vegan: Tut gut – schmeckt gut!. Bei Youtube gibt’s dann auch noch jede Menge Rezepte-Videos dazu. Der vegane Matjesheringssalat schmeckte dank vieler Zwiebeln, Apfelstücke und frischem Dill (Sahne war aus Soja) annähernd originalgetreu. Mir mundete es auf jeden Fall (… und da schmeckte das Doppelbock am Abend fast noch besser!).

Single Malt

Während meines Urlaubs im Jahre 2005 mit meinen Lieben in Schottland besuchten wir natürlich auch eine Whisky-Brennerei – in Keith das Stammhaus von Chivas Regal, die Strathisla Distillery (siehe auch bei de.wikipedia.org). Diese Destillerie gehört zur Region Speyside (allein in Dufftown, der Whiskyhauptstadt der Speyside, das in der Nähe von Keith liegt, gibt es wohl auch heute noch sieben Brennereien, daher der Spruch: „Rome was built on seven hills, Dufftown stands on seven stills.“ – „Rom wurde auf sieben Hügeln erbaut, Dufftown steht auf sieben Brennblasen“).

Im meinem Beitrag Schottland 2005: Whisky habe ich kurz beschrieben, wie Whisky hergestellt wird. Scotch Whisky darf sich ein Destillat nennen, das in einer schottischen Destillerie hergestellt wurde, mindestens 40 Volumenprozent Alkoholanteil hat und mindestens drei Jahre in Eichenholzfässern unter Zollverschluss in Schottland gereift ist. Es gibt drei Arten von schottischen Whisky: Grain Whisky, der aus Weizen, ungemälzter Gerste und anderen Getreiden (u.a. auch Mais) gebrannt wird. Meist wird dieser Whisky verschnitten, also zu Blended Whisky verarbeitet. Ein Blended Whisky ist eine Mischung (Verschnitt) aus mehreren verschiedenen Whiskys. Ein Blend kann Whiskys aus über 50 verschiedenen Malt und Grain Brennereien enthalten. Dabei ist der Anteil von Malts gegenüber den Grains aus Kostengründen meist sehr gering, diese bringen aber den Charakter und die Aromen in den Whisky, die den Blend prägen. Die Krönung ist natürlich der Whisky aus gemälzte Gerste, der Malt Whisky.

Der Malt Scotch Whisky untergliedert sich in den Vatted Malt Whisky (heute eher als Blended Malt Whisky bezeichnet), dessen Destillate aus mehreren Brennereien stammen, und den Straight Malt Whisky, dessen Destillate aus nur einer Brennerei stammen. Im Gegensatz zum Blended Scotch Whisky hat jeder Malt Whisky einen eigenen und arttypischen Geschmack, der sich nach der Herkunft, dem Jahresklima und der Reifung richtet. Whiskykenner schätzen diesen, da er bei gleichem Markenproduktnamen je nach Jahrgang und Reifeklima des Getreides immer eine andere Geschmacksvariante bietet.

Der Straight Malt Whisky unterteilt sich in

Single Malt (ausschließlich aus den Produkten einer Destillerie)
Single Single Malt (aus einem Brenndurchlauf)
Pure Single Malt (ein Destillat, mehrere Fässer)
Single Cask Malt (aus einem Fass, also eine stark limitierte Abfüllung) – die Flaschen sind oft einzeln nummeriert.

Ja, es ist schon eine eigene Wissenschaft, das Wissen um schottischen Whisky (von der Herstellung ganz zu schweigen). Aber warum schreibe ich das hier? Ich bin doch um einiges davon entfernt, ein Säufer zu sein. Zum einen habe ich ein durchaus positives Verhältnis zu Getreide und damit zu Getreideprodukten. Brot besteht nun einmal aus Getreide, meist aus Weizen – und bei uns oft auch aus Roggen und sogar Gerste. Deutschland ist ein Paradies für Brotliebhaber (wie mich). Nirgendwo gibt es wohl so viele Brotsorten wie bei uns. So ist es auch kein Wunder, wenn Deutschland und speziell Bayern ein Bierland ist. Bier wird nicht umsonst spöttisch gern Gerstensaft genannt, denn bekanntlich bestehen die meisten Biersorten aus Wasser, Hopfen und – Gerstenmalz. Okay, auf der Isle of Skye habe ich einmal ein Haferbier getrunken, das übrigens sehr lecker und von goldener Farbe war (Hebridean Gold). Wie an anderen Stellen in diesem Blog verkündet, mag ich besonders Bockbiere (natürlich in Maßen, nicht in Massen). Und deren Geschmack wird besonders durch Gerstenmalz geprägt.

Zum anderen aber schreibe ich hier über schottischen Whisky und speziell Single Malt, weil ich von meinen Söhnen zu Weihnachten eine kleine Holzkiste mit neun verschiedenen Whiskyprobierfläschchen bekommen habe. Die sind natürlich bisher noch unberührt, denn ich werde Schluck für Schluck von dem edlen Zeugs (oder wie der Schotte sagt: a wee dram of whisky) nur zu besonderen Anlässen genießen. Und genau dafür sollten solche Spirituosen sein, nämlich um genossen zu werden, nicht um sich zu betrinken (auch wenn mein Bruder spaßeshalber behauptete: „Halb besoffen ist ’rausgeschmissenes Geld!“).

Bevor ich aber auf die neun kleinen Fläschlein und deren Inhalt zu sprechen komme, doch noch einige Worte zum Whisky:

„Das Wort Whisky, erstmals 1736 erwähnt, leitet sich vom Schottisch-Gälischen uisge beatha ab oder vom Irischen uisce beatha (gesprochen: ischke baha oder ischke ba) und bedeutet Lebenswasser (uisge / uisce = Wasser, beatha = Leben). „Wasser des Lebens“ heißt uisge / uisce na beatha. Die anglisierte Form usquebaugh hat sich aus der gälischen Ausspracheform uskeba entwickelt, wie man es oft auch in Schottland, Irland und Wales bei Ortsnamen vorfindet, wird aber heute uskvebaw (‚u‘ wie in cut, ‚aw‘ wie in law) oder yuskibaw gesprochen. Andere Schreibweisen sind usqu(a)ebach und usquaebae. Der Begriff war bereits im 16./17. Jahrhundert geläufig. Die Engländer anglisierten das gälische Wort uisge beatha zu dem heute gebräuchlichen Wort „Whisky“. Man verstand darunter aber nicht nur Whisky im heutigen Sinne, sondern auch andere Brände mit Würzzusätzen.“ (Quelle: de.wikipedia.org)

Zum schottischen Whisky (und natürlich nicht nur zu dem) gibt es im Internet viele Websites mit weiteren Informationen – sogar ein Whiskywiki; unter scotchwhisky.net/malt/ bzw. whisky.com/brands/ alles über heute produzierten schottischen Single Malt. Und de.wikipeadia.org informiert über Whiskey-Brennereien in Schottland.

Hier nun aber zu dem besonderen Geschenk, das mir meine Söhne zu Weihnachten gemacht haben:

Single Malt – schottischer Whisky

Wie gesagt, verkostet habe ich die Whiskyproben noch nicht. Aber allein der ‚Anblick’ hat ja schon etwas. Hier zu den einzelnen Whisky-Sorten die wichtigsten Informationen – und über die Links erfährt man dann noch einwenig mehr:

Nr Gebiet Destillerie Reifezeit/Vol.-% Besonderheiten
1 Arran Isle of Arran 3 Jahre/40 % junger, unkomplizierter Einsteiger-Whisky
2 Lowland [vatted Malt] 1 11 J./40 % mild, rund, angenehmer Körper, gut als Aperitif
3 Islay Bowmore 13 J./43 % torfig-rauchige Aromen mit sanfter Süße
4 Speyside Aultmore 15 J./43 % feine Frucht, dezente Bitternote, mineralisch
5 Highland Ben Nevis 15 J./43 % fruchtig-süß, etwas pfeffrig, milder Abgang
6 Highland Fettercairn 15 J./40 % malzig-süß, zart nussig, langer Abgang
7 Islay Bunnahabhain 20 J./41 % deutlich rauchig, fruchtig mit malziger Süße, leicht pfeffrig
8 Speyside Benrinnes 11 J./62,6 % ölig, samtig, weich mit schöner Honig-Süße (Cask Strength) 2
9 Highland Teaninich 29 J./43 % komplexe Aromen, ein wunderbarer Whisky für besondere Momente
    1 Blended Malt Whisky (auch Vatted Whisky oder Pure Malt): Der Whisky stammt aus den Fässern unterschiedlicher Destillerien und wurde vollständig aus gemälzter Gerste hergestellt.
    2 Cask strength (Fassstärke): Einem Whisky wurde vor der Abfüllung kein Wasser mehr zugesetzt. Der Alkoholgehalt dieser Whiskys ist unterschiedlich, da er je nach Lagerungsdauer, Umweltbedingungen, der Qualität des Fasses und nicht zuletzt auch nach Alkoholgehalt des Ursprungsdestillats variiert.

Übrigens: Auch ‚die Engel’ bekommen ihren Anteil bei der Whisky-Herstellung: ‚angels share’: Der angels share (Anteil der Engel) ist der Verlust von Alkohol aus den Holzfässern während der Reifung. Durch die Lagerung der Holzfässer verringert sich der Alkoholgehalt um einige Prozent.

Zlatá Praha (3): Prag 1982 – Bier und Kafka

Die Reise nach Prag im April 1982 könnte man als eine Tour auf den Spuren trinkbarer Erzeugnisse Pilsener Brauart bezeichnen. Auch wandelten wir in Prag auf Kafkas Spuren. Auf der Anreise machten wir Halt in Nürnberg und in Pilsen (siehe Zlatá Praha (2): Hinfahrt nach Prag 1982). Am Dienstag, den 6. April 1982 kamen dann mein Freund und ich mit unseren Rucksäcken auf den Rücken gegen 14 Uhr am Prager Hauptbahnhof (Praha hlavní nádraží) an.

Wie schon in Pilsen so war es vor 30 Jahren auch in Prag ein Problem, eine preiswerte Unterkunft zu finden. Zunächst versuchten wir es bei Čedok, einem verstaatlichten (1990 wieder privatisierten) Reiseunternehmen, das damals auch Hotels in Prag anbot. Das mit 380 Kronen (Kcs.) angeblich billigste Zimmer (fast 100 DM) war uns leider schon zu teuer. Wir versuchten es dann selbst und grasten einige Hotels in der Hybernska nahe dem Hauptbahnhof ab. Über Umwege kamen wir dann zu Pragotur, die ab 17 Uhr auch Privatunterkünfte vermittelten, was uns nicht nur preislich entgegenkam. So machten wir uns also auf, fuhren mit der Metro bis zur Station Hradčanská und von dort acht Stationen mit der Straßenbahn der Linie 20 auf der anderen Seite westlich der Moldau in Richtung Petřin(y). Ich habe versucht die Straße Dostálova ausfindig zu machen, aber wahrscheinlich wurde diese inzwischen umbenannt. Auf jeden Fall muss sich unser Quartier in der Nähe der Haltestelle Anděl am Ende der Štefánikova befunden haben. Gegen 18 Uhr trafen wir bei Magda und Václav M. ein, die uns herzlich begrüßten und uns gewissermaßen ihre gute Stube als Unterkunft überließen. Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, kehrten wir in die Innenstadt zurück und aßen im Hotel Palace (heute ein 5-Sterne-Hotel) beim Wenzelsplatz (Václavské náměstí) zu Abend.

Privatunterkunft in Prag 6

Križovnická (Kreuzherrengasse)

Privatunterkunft in Prag 6

Křižovnická (Kreuzherrengasse)

U Fleku - Kremencova 11

U Fleků – Křemencova 11

Am Mittwoch, den 7. April 1982 ging es zunächst auf den Hradschin mit der Prager Burg und dem Veitsdom. Leider stellte sich das alles als Baustelle dar, sodass wir schon bald in Richtung Altstadt liefen. Heute dürfte das alles ‚besucherfreundlicher’ sein. Die Route in die Altstadt habe ich grob zusammengestellt:


Größere Kartenansicht
(A) Nerudova – (B) Křižovnická (Kreuzherrengasse) – (C) Kaprova – (D) Wenzelsplatz/ Národní – (E) Křemencova (U Fleků)

In der Nerudova westlich der Moldau tranken wir in einer Kneipe erst einmal zwei Prager Bierchen und kamen mit jungen englischen Touristen ins Gespräch, die ebenfalls über Pragotur eine preiswerte Unterkunft gefunden hatten. Sie beneideten uns wegen der oft guten Deutschkenntnisse der Prager. Mit Englisch kamen sie damals nicht allzu weit.

Anschließend gingen wir über die Karlsbrücke in die Altstadt – u.a. die Křižovnická (Kreuzherrengasse) längst -, dort noch einmal über den Wenzelsplatz und abends dann kehrten wir ins U Fleků in der Křemencova 11 ein. Heute ist das ein beliebtes Ziel von Touristen, die hier teilweise sogar busweise angekarrt werden. Schon vor dreißig Jahren war das Restaurant sehr voll gewesen. Zu dunklem Flekbier aßen wir zuerst einen böhmischen Schweinebraten mit Knödeln und Kraut; später gönnten wir uns noch eine Schlachtplatte u.a. mit Prager Schinken – alles zu annehmbaren Preisen; das Flekbier kostete damals 5 Kronen (also etwas weniger als 1,20 DM). Gegen 22 Uhr brachen wir wieder auf zurück in unsere Unterkunft.

Am Donnerstag, den 8. April 1982, besuchten wir im Hradschin das Museum für tschechische Literatur (Památník národního písemnictví – die Bibliothek war leider geschlossen) in der Strahovské nádvoří 1, da es draußen regnete und stürmte. Es gab einiges zu Jan Hus zu sehen, außerdem eine Ausstellung mit Buchillustrationen (Thomas Mann, Franz Kafka und u.a. zu den „Brémski muzikanti“). Als das Wetter sich etwas besserte, gingen wir wieder über die Karlsbrücke in die Altstadt.

Nun Ostern stand ja vor der Tür und so boten einige Tage vor Ostern Frauen am Ausgang der Karlsbrücke handbemalte Eier an, das Stück für 5 Kronen (knapp 1,20 DM). In Tschechien hat das Bemalen der Ostereier („kraslice“) eine lange Tradition. In christlicher Symbolik steht das Ei u.a. für Fruchtbarkeit und Auferstehung. Und diese Eier waren wirklich mit viel Liebe und handwerklichem Können gefertigt. Ich habe mir damals gleich ein halbes Dutzend dieser Eier für meine Familie gekauft. Leider sind diese im Laufe der Jahre alle zu Bruch gegangen. Das folgende Bild zeigt aber, wie diese Eier aus Prag (sie waren allerdings alle nur in roter Farbe) in etwa aussahen:

    Ostereier aus Prag

Außerdem sahen wir viele Jungen oder Eltern mit Weidenruten durch die Straßen gehen: „Nicht ganz so verbreitet wie das Eierbemalen ist der Brauch junger Männer, am Ostermontag mit selbstgeflochtenen Weidenruten Mädchen zu versohlen. Dies ist nicht unbedingt als Strafaktion zu verstehen, soll doch symbolisch die Lebenskraft des Baumes auf den Menschen übergehen. Dennoch setzen sich die Mädchen verständlicherweise zur Wehr, entweder mit Wasserkübeln oder indem sie den Jungs verzierte Eier schenken.“ (Quelle: prag-cityguide.de)

Von der Karlsbrücke gingen wir diesmal die Karlova entlang zum Altstädter Ring, sahen hier am Altstädter Rathaus die Astronomische Uhr – es war gerade 13 Uhr und wir konnten sie schlagen hören. Neben dem Jan Hus-Denkmal und dem Geburtstaghaus Kafkas warfen wir dann noch einen Blick auf den alten Jüdischen Friedhof, der leider nicht zugänglich war. In der Straße Na Příkopě beim Platz der Republik (náměstí Republiky) schauten wir dann noch in das damals größte Kaufhaus der ČSSR hinein.

Abends dann kehrten wir in der Maislova im „U Golema“ (Beim Golem) ein. Hier aßen wir nach jüdischer Art und gönnten uns statt Bier einmal einen halbwegs trinkbaren Rotwein. Alles allerdings nicht gerade preiswert. Das Restaurant heißt nach der Figur aus der jüdischen Legende, die aus Ton bestand und zum Leben erweckt wurde (siehe auch: Gustav Meyrink: Der Golem).

Abends guckten wir dann beim Bahnhof noch einmal vorbei, um zu schauen, wann unser Zug zurück nach Deutschland fuhr. Dabei lernten wir in der Bahnhofsgaststätte noch einen Typen kennen, Alois R. aus Zdounky, mit dem wir uns noch längere Zeit unterhielten, wenn auch mehr mit Händen und Gesten anstatt mit Worten. Dann ging es zurück in unsere Unterkunft.

Am Freitag (Karfreitag), den 9. April 1982 verabschiedeten wir uns bei unseren Gastgebern, die uns noch mit Kuchen, Kaffee u.a. für die Rückreise versorgten. Es war ein Händeschütteln ohne Ende. Die Tochter, die in der Schule Deutsch lernte und uns so für ihre Eltern dolmetschte, spielte noch etwas auf der Heimorgel zum Abschied, so als gingen alte Bekannte. Der Zug fuhr pünktlich um 11 Uhr 25 über Marienbad und Pilsen los, und obwohl er brechendvoll war, bekamen wir noch zwei Fensterplätze. In Cheb an der Grenze gegen 15 Uhr 30 wurde der Zug dann aber auch schlagartig leer. Von hier fuhren wir über Schirnding nach Marktredwitz. Unterwegs schneite es einwenig. In Marktredwitz übernachteten wir in einer Jugendherberge, die es heute nicht mehr gibt. Kein Wunder, denn vor dreißig Jahren waren wir zur Osterzeit die einzigsten Gäste. Am folgenden Tag ging es dann durch eine Winterlandschaft und bei Schneegestöber mit dem Zug Richtung Schnabelwald, anschließend nach Nürnberg, wo wir noch eine Nacht blieben, diesmal in der Nähe des Hauptbahnhofes in der Luitpoldstraße im Hotel Probst. In einem Braukeller gönnten wir uns zum Bier Spannferkel. Abends besuchten wir dann noch das Nürnberger Volksfest, um uns doch wenigstens einmal eine Maß Bier zu erlauben – und gerieten in ein wildes, abenteuerliches Durcheinander. Zum Einen waren nach einem Fußballspiel Fans der gegnerischen Mannschaften (DFB-Halbfinale HSV und 1. FC Nürnberg) im Festzelt eingetroffen und meinten, den Wettkampf ihrer Mannschaften hier handfest fortsetzen zu müssen. Zum Anderen waren jede Menge angetrunkener Amerikaner zugegen, die in ihrem Zustand zusätzlich für eine wilde Stimmung sorgten. Ein besonders Schlauer meinte, einer Serviererin von hinten an ihre Oberweite greifen zu müssen, was ihm schlecht bekam. Als dann die gläsernen Maßkrüge durch die Lüfte flogen, machten wir uns aus dem Staub, schließlich wollten wir am folgenden noch heil nach Hause kommen. Das Zelt wurde dann von der Polizei geräumt. Am Sonntag, den 11. April 1982 ging es dann mit dem Intercity zurück nach Hause.

In wenigen Tagen liegt diese Reise nun schon 30 Jahre zurück. So wie damals würde ich heute nicht mehr reisen wollen. Aber gerade dadurch, dass wir den Kontakt mit den ‚Einheimischen’ nicht scheuten, bekam die Reise ihren besonderen Reiz. – Fotos habe ich damals natürlich auch gemacht. Allerdings hat das entsprechende Fotoalbum ganz hinten in der Abseite im Dachzimmer seinen Platz gefunden und es bräuchte lange Zeit, es dort auszugraben. Ich denke, es gibt im Internet reichlich viele, sicherlich auch gelungenere Schnappschüsse aus Prag. – Was mich eigentlich heute noch erstaunt, war die außergewöhnliche Gastfreundschaft der Tschechen. Eigentlich hatten sie keinen Grund, uns Deutsche zu mögen. Auf Radtouren über die niederländische Grenze hinweg viele Jahre zuvor habe ich erleben müssen, wie wir als jugendliche Deutsche mit Verachtung und dummen Sprüchen gestraft wurden. Die Tschechen waren da ganz anders. Sie verstanden, dass wir als junge Menschen nichts mit den Verbrechen einer früheren Generation zu tun hatten. Vielleicht lag es auch an uns, die sich immer aufgeschlossen und gleichsam freundlich zeigten. Prag steht bei mir auf jeden Fall nach so vielen Jahren wieder ganz oben auf dem Zettel. Vielleicht werde ich spätestens im nächsten Jahr mit meinen Lieben Prag besuchen. Vielleicht auch wieder zur Osterzeit. Zlatá Praha, goldenes Prag!

siehe auch: Zlatá Praha (1)