Archiv für den Monat: Mai 2007

Echte Skinheads sind keine Nazis

Die meisten, die einem Skinhead auf der Straße begegnen, rümpfen die Nase, weil sie denken: Wieder so ein elender Neo-Nazi! Nun, da ich selbst einen Skinhead zu Hause habe, der bekanntermaßen kein Nazi ist, eher das Gegenteil, dann möchte man den Leuten, die sich in der Szene nicht so ganz auskennen, gern auf die Sprünge helfen.

Skinheads

Mein großer Sohn (eben der Skinhead) hat eine Powerpoint-Präsentation zusammengestellt, die einige Infos zur Skinhead-Szene beinhalten. Ich habe diese Präsentation nun für das Internet aufgearbeitet, damit man sich das Ganze auch mit einem Webbrowser angucken kann. (Da Powerpoint ein Microsoft-Produkt ist, empfiehlt es sich, den MS Internet Explorer zum Angucken zu verwenden).

SKINHEADS – Eine Subkultur zwischen Neo-Faschismus und Arbeiterklasse

• Skinheads sind eine Subkultur
• Sie sind in den 60ern in England entstanden
• Als englische Arbeiterkinder mit jamaikanischen Einwanderern und ihrer Musik in Kontakt kamen
• Dem Ska und dem Early Reggae
• Trugen typische Arbeiterkleidung, Stiefel, Jeans und Arbeiterhemd, und übernahmen den jamaikanischen Musikstil
• Größtes Merkmal waren die kurzen Haare, die im Gegensatz zu den damals üblichen langen Haaren ungefähr 1 bis 1,5 cm lang waren
• Bewegung war unpolitisch, aber man setzte sich für Einigkeit zwischen Schwarzen und Weißen ein, da die „Rude Boys“ schwarz waren

Ganz interessant ist auch die Website von du-sollst-skinheads-nicht-mit-nazis-verwechseln

siehe hierzu auch meinen Beitrag: Ska im Park

Skinheads anno 1972

Von Archaismen und Neologismen

Wie vieles im Leben, so ist auch die Sprache etwas Wandelbares. Und so wie Tier- und Pflanzenarten leider für immer aussterben, so verschwinden auch Wörter mit der Zeit. Aber dank eines Darwinismus in der Linguistik entstehen immer wieder neue Arten, d.h. Wörter, die unseren Wortschatz erweitern, zumindest den Schwund der Wörter, die untergegangenen, kompensieren.

Wörter, bei denen die Gebrauchshäufigkeit abnimmt bzw. die als altmodisch empfunden werden, nennt man Archaismen. Untergegangene Wörter haben dagegen bereits das Zeitliche gesegnet (welch ein Archaismus). Wortneuschöpfungen nennt man sprachwissenschaftlich Neologismen. Interessant dabei ist, dass es zu diesem Thema bisher wenig Literatur gibt. Besonders das Problem des Wortunterganges im Deutschen ist sehr stiefmütterlich behandelt.

Untergegangene Wörter

1. Komme ich zunächst auf die untergegangenen Wörter zu sprechen. Es gibt hierzu ein kleines Büchlein als Taschenbuch: Kleines Lexikon untergegangener Wörter. Wortuntergang seit dem Ende des 18. Jahrhunderts – hrsg. von Nabil Osman, mit einem Verzeichnis vieler Wörter, die heute nicht mehr im Sprachgebrauch zu finden sind. Hier nur einige Beispiele und deren Bedeutung:

Tändelwoche – Flitterwoche
Brast – Gram (stellt fast selbst einen Archaismus dar), Sorgen
strack, z.B. stracker Weg – gerade, noch als schnurstracks vorhanden
Absatz – in der Bedeutung von Kontrast
anhaltsam – ununterbrochen, beharrlich, anhaltend
anheute – heute
Aufkunft – Genesung (auch: Aufkommen, Anfang)

Es gibt dabei eine größere Menge an Wörtern, die heute poetisch klingen, während ihre jetzigen Statthalter (Archaismus für Stellvertreter) eher prosaisch klingen, z.B. Kleine für Kleinheit, Süße für Süßigkeit. Auch klingen die alten Monatsnamen sehr poetisch:

Brachmonat – Juni
Christmonat – Dezember
Erntemonat – August
Hornung – Februar
Heumonat – Juli
Lenzmonat – März
Ostermonat – April
Windmonat – November
Wintermonat – November
Wonnemonat – Mai

Heute sprechen wir höchstens noch vom Wonnemonat Mai, was sprachwissenschaftlich eigentlich eine Tautologie respektive ein Pleonasmus (weißer Schimmel) ist.

Es gibt viele Gründe für den Untergang von Wörtern, hier nur einige: Misslungene Verdeutschung – Scherz- und Schimpfwörter – Euphemismen – Sprachökonomie – Etymologische Isolierung und Semantisches Verblassen des Grundwortes (was man auch immer darunter verstehen mag).

2. Für die Archaismen, also den bedrohten Wörtern, gibt es im Internet bereits eine Aktion Artenschutz. Wer in meinem Alter ist, dürfte mit den folgenden Wörtern sicherlich noch keine Erklärungsschwierigkeiten haben. Aber es wird deutlich, was Ursache der Bedrohung sein könnte. Aber schauen wir einmal:

Kreiswehrersatzamt
Bandsalat
Butterberg

Diese Wörter sind bedroht, weil deren Existenzgrundlage abhanden gekommen ist oder kommen wird. Wer noch ein Tonbandgerät kennt, weiß was Bandsalat ist. Heute kennen wir das höchstens noch von VHS-Video-Kassetten her.

Backfisch
Brummi
Damenwahl

Das sind Wörter, die z.B. heute durch andere Wörter ersetzt sind (Backfisch = Girlie, Teenie, Kid o.ä.) oder deren Euphemismus nicht mehr tragbar ist (Brummi -> Laster = LKW). Und der Damenwahl fehlt die Grundlage, die Damen, die wählen.

Bückware (Ware, die unterm Ladentisch verkauft wird)

Dieses Wort und ähnliche hatten bis 1990 lediglich eine regionale Verbreitung (DDR, späterhin neue Bundesländer genannt). Da hier etwas real Existierendes untergegangen ist, so droht auch einer bestimmten Wortgruppe der Untergang.

Interessant ist auch, wie bestimmte Begriffe durch Markennamen ersetzt wurden. Klebstoff, Klebestreifen, Papiertaschentuch, Suppenwürze oder Getreideflocken kennt kein Mensch, aber Uhu, Pattex, Tesa, Tempo, Maggi oder Kellegg’s. Es kann dabei allerdings passieren, dass ein Markenname durch einen anderen ersetzt wird.

3. Neologismus sind Wortneuschöpfungen, die nicht immer sehr originell sind. In der Uni Tübingen werden solche Wörter gesammelt. Die meisten dürften dabei Eintagsfliegen sein. Aber es gibt natürlich Wörter, die unser Leben bestimmen. Die neuen Techniken machen es besonders möglich. Dabei übernehmen wir zunehmend Wörter aus dem englischen Sprachraum: Hard- und Software, Computer (Rechner tut es eigentlich auch), Videorekorder (eigentlich schon wieder ein Archaismus) usw. Und dann die berühmt-berüchtigten 2-bis-4-Buchstaben-Wörter, die natürlich Abkürzungen von Begriffen sind, die keiner mehr im vollen Wortlaut benennen kann: PC, DVD, GPS, HTML – und tausend mehr.

Die extreme Zunahme von Neologismen spiegelt den technischen Wandel, der uns förmlich überrollt. Auch wenn ich nicht gerade auf Kriegsfuß (Archaismus!) mit der neuen Technik stehe (wenigstens nicht mit allem), so liebe ich es geradezu, Zugriff auf alte Wörter zu nehmen, denn für mich stellen sie einen eigenen Wortschatz dar.

Zuletzt: Interessant ist hierbei natürlich die Frage, wie sehr uns das Luther-Deutsch geprägt hat. Aber das ist ein Thema für sich.

Was ist bloß mit Ian los? Teil 62: Von Anderson befreit

Hallo Wilfried,

welch ein Fußballtag geht heute zu Ende: für Bremen ist die Meisterschaft gelaufen, die Alemannia steigt ab und Schalke-Fan möchte ich heute auch nicht sein.

Focus‘ „House of the King“ erinnert tatsächlich ein wenig an die Musik von JT. Aber nur wegen der Flöte. Andere Parallelen konnte ich nicht entdecken.

Deine Fotomontage ist wieder sehr gelungen. Es ist eines der seltenen Bilder, dass den Meister ohne Armbanduhr zeigt. Oder hast Du sie wegretuschiert ? Jedenfalls ist mir klar geworden, dass ich Mr. Anderson unrecht getan habe: Ich wusste nicht, dass der Stoffwickel auf seinem Schädel ein Verband ist. Jedenfalls scheint er darunter eine hartnäckige Wunde zu haben. Der arme Kerl !

Ich stelle fest, dass die Diskussion über Literatur mindestens genau so viel Material bietet wie über Mr. Anderson und Co. Also, ans Werk: Du schreibst, „Die Entdeckung des Himmels“ sei ein ernsthafter Roman. Diese Ansicht kann ich nicht uneingeschränkt teilen. Das Buch gipfelt darin, dass ein Astronom mit dem Teleskop das Domizil von Gott, seinen Heiligen und Engeln entdeckt und die plötzlich Entdeckten darauf mit Panik reagieren. Das kann nicht so ernst gemeint sein. Auch die Rückführung der Gesetzestafeln in das Heilige Land ist in meinen Augen eine Allegorie. Ein Bild dafür, dass der Schöpfer die Menschen satt hat (ich kann Seinen Standpunkt ja verstehen, aber als zeitloser und allmächtiger Gott hätte er um das Scheitern der Menschheit wissen müssen). Die Bewohner des Himmels werden personifiziert und in strenge Hierarchien eingeteilt. Wie in einem militärischen Apparat oder einer Stadtverwaltung. Auch das spricht nicht dafür, dass der Autor große Ansprüche an die Authentizität stellt.

Mulisch stellt höhere Ansprüche an die Phantasie und den Horizont des Lesers als Irving. Beiden gemein ist, dass sie tolle Geschichten erzählen ! Wer mehrere Bücher von Irving gelesen hat, stellt fest, dass sich einige Themen wiederholen (Wikipedia berichtet ausführlich darüber): Neuengland, Wien, Bären, ältere Frauen, kleingewachsene Männer, Ringen, usw.. Ich finde diese Wiederholungen nicht störend; da die wiederkehrenden Themen in den einzelnen Romanen stark variiert werden, hat man als Leser nie das Gefühl, den Abklatsch eines vorangegangen Romans zu lesen. Ich habe noch nicht alle Werke von Irving gelesen. Unsere Leihbücherei hat nicht alle Werke von ihm im Programm. Jedenfalls werde ich die Leiterin der Bücherei fragen, ob sie die Irving-Sammlung nicht ergänzen kann. Es gibt drei große Romane, die ich noch auf meiner Agenda habe: Garp, der Wassertrinker und die befreiten Bären. Bisher gelesen habe ich: „Witwe für ein Jahr“, „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ (diesen deutsche Titel finde ich grauenhaft), „Owen Meany“, „Eine Mittelgewichtsehe“, „Die vierte Hand“, „Hotel New Hampshire“, vom „Zirkuskind“ nur das erste Viertel und „Bis ich dich finde“ werde ich an diesem Wochenende zu Ende lesen. Wenn ich mich frage, welchen Irving-Roman ich für den besten halte, kann ich keine klare Antwort geben. Es ist entweder Owen Meany oder die Witwe. Gottes Werk kommt natürlich auch in die engere Wahl.

Falls Du Interesse daran haben solltest, den Schwerpunkt unseres Gedankenaustauschs von Ian Anderson in Richtung John Irving zu verlagern, würde ich das sehr begrüßen. In Deinem Blog hast Du ja eine eigene Rubrik für diese Disziplin. Vielleicht teilst Du mir mit, welche Romane Du bisher gelesen hast (vielleicht sogar alle ?), damit wir aus dieser Schnittmenge die Basis für weitere Diskussionen bilden können.

Ich freue mich auf eine weitere Zusammenarbeit im Dienste der Schönen Künste.

Also, schlafe wohl, Du Prinz der Heide !

Lockwood

12.05.2007

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Hallo Lockwood,

na da habe ich mit meinem Irving-Beitrag ja in ein Wespennest gestochen. Und schon umschwirren die Viecher in Form von dicken Wälzern mein holdes Haupt (meine Vorliebe für Stabreime ist Dir vielleicht schon einmal aufgefallen, oder?). Ich höre da eine gewisse Anderson-Müdigkeit bei Dir heraus. Kein Wunder bei über 60 Beiträgen von uns beiden zu diesem Thema.

Nun, von John Irving habe ich im Laufe von nunmehr fast zehn Jahren einige Romane gelesen. Angefangen hat es bei mir mit „Garp“. Wie ich auf Irving kam, weiß ich gar nicht mehr genau. Da gibt es ja einige Verfilmungen (gesehen habe ich aber nur Gottes Betrag – und auch erst, nachdem ich von Irving schon einiges gelesen hatte). Garp war wohl eine Sonderausgabe für damals 18 DM, und ich bin in einer Buchhandlung darüber gestolpert. Als ich dann diesen Roman gelesen hatte, habe ich mir weitere gekauft – und bis heute (teilweise mehrmals, aber das kommt bei mir öfter vor) „Witwe für ein Jahr“, „Gottes Werk und Teufels Beitrag“, „Owen Meany“ und „Die vierte Hand“ gelesen. Das war es wohl, so glaube ich.

Irving ist nicht unbedingt der ganz große Schriftsteller. Aber seine Geschichten haben etwas Faszinierendes. Liest man erst einmal, dann kommt man so schnell nicht wieder davon los. Der Süchtigkeitsfaktor ist sehr groß. Es sind dies die skurrilen Typen, die bei all ihren Macken doch viel Menschlichkeit ausstrahlen.

Deinen Vorschlag, den Schwerpunkt unseres Gedankenaustausches in Richtung Irving zu verlagern, muss ich mir aber noch reiflich überlegen. Literatur ja – aber Festlegung auf einen Autoren – eher nein. Vielleicht könnte man Irving ja als Ausgangspunkt für eine literarische Reise um die Welt nehmen.

Irving ist für mich typisch amerikanisch – wenn auch in einem positiven Sinne (als Gegenstück zu George W. Bush –an der Nord-Ost-Küste konnte Bush ja nicht punkten). Seine Romane sind fast alle hollywood-reif (und viele wurden ja auch in Hollywood verfilmt), vielleicht etwas zu sehr filmreif.

So sehr mir diese schrägen Typen bei Irving gefallen, auf Dauer wäre es mir dann doch etwas zu viel an „Eigenwilligkeit“. Es muss nicht todernst zugehen in einem Roman, wirklich nicht. Ich habe dieser Tage den „Stiller“ von Max Frisch gelesen und habe mich gewundert, wie modern das Buch heute noch ist. Geradezu köstlich ist es, wie Frisch da eine Ehe beschreibt (auch wenn es hier eine Künstlerehe zwischen einem Bildhauer und einer Ballerina ist), über die Macken der Frauen und Männer herzieht … so dass man sich selbst immer wieder erkennt.

Und es gibt eine literarische „Folklore“, Autoren aus Ländern, die wir wohl nie besuchen werden, die uns aber durch ihre Schriftsteller sehr nahe kommen können. Ich habe da u.a. eine Vorliebe für südamerikanische Literatur (Garcia Marquez’ 100 Jahre Einsamkeit ist wirklich lohnenswert. Oder der Peruaner Vargas Llosa).

Soviel fürs erste.

Dr. Bogenbroom mit Patienten

Zu dem kleinen Bildchen mit der Neuformation von Jethro Tull: Da ich keinen Grund hatte, Herr Anderson ohne Armbanduhr darzustellen, so trägt er tatsächlich keine Uhr auf dem Bild. Irgendwie hat mich der weiße Kittel (nun, es ist wohl ein weißes Hemd) von Herrn O’Hara zu den kleinen Veränderungen an dem Bild inspiriert. Bemerkenswert fand ich auch, wie andächtig Martin Barre, das Fräulein Calhoun (die Duschhaube ist geradezu genial) und Doane Perry (die Hände gefaltet) dastehen; wo ist nur die linke Hand von Herrn Anderson? Mir sind da noch einige Sachen in den Sinn gekommen, aber ich wollte nicht, dass das Ganze am Ende als jugendgefährdend eingestuft wird.

Nun denn …
Wie soll ich wohl schlafen angesichts der Sturmflut an Kommentaren, Mails u.ä. Homer Wells dürfte besser geschlafen haben.

Nichts desto trotz (zum Trotz)

Wilfried, der Heideprinz (und was ist mit König ….z.B. von Niedersachsen?!)

P.S. Das war ja heute fast anderson-frei.

15.05.2007

English Translation for Ian Anderson

Himmelfahrt

In verschiedenen Religionen, besonders aber auch in Mythen, finden wir die Himmelfahrt als das höchste Ziel, nämlich mit allem, was einem eigen ist, ins Jenseits einzutreten. Am heutigen Feiertag feiert die Christenheit Christi Himmelfahrt, also die Rückkehr des Jesus von Nazareth als Sohn Gottes zu seinem Vater in den Himmel, nachdem er zu Karfreitag gekreuzigt und zu Ostern wiederauferstanden war von den Toten.

Grundlage der Himmelfahrt Christi ist das Evangelium von Lukas 24 Verse 50ff.:

Jesu Himmelfahrt
50 Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie.
51 Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel.
52 Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude
53 und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.

In unseren Breiten wird der Himmelfahrtstag zunehmend als Vatertag für Saufgelage missverstanden – wie bereits berichtet. Apropos Vatertag:

Vater werden ist nicht schwer,
Vater sein dagegen sehr.
Ersteres wird gern geübt,
weil es allgemein beliebt.
Selbst der Lasterhafte zeigt,
daß er garnicht abgeneigt.
Nur will er mit seinen Sünden
keinen guten Zweck verbinden,
sondern, wenn die Kosten kommen,
fühlet er sich angstbeklommen.

Wilhelm Busch (1832-1908)

Edith Piaf: Non, je ne regrette rien

Als Paar (Liebespaar, Ehepaar usw.) hat man meist ’sein Lied‘, ansonsten weicht der Musikgeschmack sehr oft voneinander ab. Der männliche Teil mag meist rockigere Sachen, während die Dame des Hauses eher schmusigere Lieder bevorzugt. Nun muss ich gestehen, dass es ‚unser Lied‘ als solches nicht gibt, so als wären wir ins kalte Wasser unserer heißen Liebe gefallen. Aber da gibt es denn doch eine Sängerin, die meine Frau sehr mag, und die auch ich sehr gern höre: Èdith Piaf.

Im Februar diesen Jahres kam der Film „La vie en rose“ von Olivier Dahan in die Kinos und zeigt Marion Cotillard als Édith Piaf. Es zeigt das Leben dieses kleinen Spatzes (La Môme Piaf), das oft genug wie die Hölle auf Erden war. Und trotzdem singt die Piaf kurz vor ihrem frühen Tode: Nein, ich bereue nichts! Non, je ne regrette rien!

Wenn es also ‚unser Lied‘, das Lied meiner Frau und mir gibt, dann ist es dieses:

Non ! Rien de rien
Non ! Je ne regrette rien
Ni le bien qu’on m’a fait
Ni le mal tout ça m’est bien égal !

Non ! Rien de rien
Non ! Je ne regrette rien
C’est payé, balayé, oublié
Je me fous du passé !

Avec mes souvenirs
J’ai allumé le feu
Mes chagrins, mes plaisirs
Je n’ai plus besoin d’eux !

Balayées les amours
Et tous leurs trémolos
Balayés pour toujours
Je repars à zéro

Non ! Rien de rien
Non ! Je ne regrette rien
Ni le bien, qu’on m’a fait
Ni le mal, tout ça m’est bien égal !

Non ! Rien de rien
Non ! Je ne regrette rien
Car ma vie, car mes joies
Aujourd’hui, ça commence avec toi !

weitere Piaf-Videos bei youtube.com

Herman van Veen: Ich hab‘ ein zärtliches Gefühl

„Herman, Ich erkenne in dir
die Weisheit des Hofnarren,
die Brutalität des Moralisten,
während du vorgibst,
nur das Ziel zu verfolgen,
uns zu unterhalten.“

Georges Moustaki über Herman van Veen

Ich weiß es eigentlich auch nicht, weshalb ich ein solches Faible für niederländische Musiker habe. So oft war ich bisher noch nicht in Holland. Es muss eine Art Seelenverwandtschaft sein, die bekanntlich keine Grenzen kennt. Neben Bots, den Gruppen Focus und Flairck ist es besonders einer, der mich auf verschiedene Weise beeindruckt hat: Herman van Veen. Es ist zu einem der Sänger mit dieser warmen Stimme: „Ich hab ein zärtliches Gefühl“, 1973 die erste Plattenveröffentlichung auch in deutscher Sprache. 1972 war er von Alfred Biolek und Thomas Woitkewitsch für das deutsche Publikum entdeckt worden. Woitkewitsch übersetzte die niederländischen Lieder ins Deutsche. Das ist es sicherlich der Clown oder wie die Niederländer sagen, der Harlekijn, der auf der Bühne seine Späße treibt.

Herman van Veen

Es ist aber auch ganz einfach der Mensch Herman van Veen, der ein großes Herz für die Kleinsten unter uns hat, den Kindern. Alfred J. Kwak, die kleine Ente aus Büchern und Zeichentrickfilmen, ist sein geistiges Kind. Und die Herman Van Veen Stiftung nimmt sich den Kindern an, die geistig oder körperlich benachteiligt sind oder eine psychische Extremsituation durchleben mussten.

Eines der schönsten Lieder findet sich auf dem ersten deutschsprachigem Album „Inzwischen alles Gute“ aus dem Jahre 1973. Ich habe es von der Original-LP digitalisiert – viel Besinnlichkeit beim Hören:

Ich hab‘ ein zärtliches Gefühl
für jeden Nichtsnutz, jeden Kerl,
der frei herumzieht ohne Ziel,
der niemands Knecht ist, niemands Herr.

Ich hab‘ ein zärtliches Gefühl
für den, der seinen Mund auftut,
der Gesten gegenüber kühl,
und brüllt, wenn ’s ihm danach zumut.

Ich hab‘ ein zärtliches Gefühl
für den, der sich zu träumen traut,
der, wenn sein Traum die Wahrheit trifft,
noch lachen kann – wenn auch zu laut.

Ich hab‘ ein zärtliches Gefühl
für jede Frau, für jeden Mann,
für jeden Menschen, wenn er nur
vollkommen wehrlos lieben kann.

Erik van der Wurff – Orgel, elektrisches Piano, Akkordeon
Harry Sacksioni – Gitarre, elektrische Gitarre
Hans Koppes – Tuba, Euphonium
Herman van Veen – Geige und Gesang


Herman van Veen: Ich hab‘ ein zärtliches Gefühl (1973)

Bei Youtube habe ich das folgende kleine Video gefunden. Es zeigt Herman van Veen in einer Parodie als Konzertpianisten. Ich finde es einfach köstlich … Fast ebenso witzig finde ich den Kommentar, den jemand hierzu abgegeben hat. Herman van Veen dürfte sich amüsieren:

He stole this piece from my little brother and my mother, he MUST have!! He just copied what I always heard when my brother improvised on the piano and my mother cleaned it afterwards… 😉

Max Frisch: Stiller

Im Jahr meiner Geburt erschien von Max Frisch der Roman „Stiller“ (1954). Wer nun denkt, dieses literarische Werk wäre von der Zeit angestaubt (auch ich mag inzwischen angestaubt sein, aber nur äußerlich), der darf sich getäuscht sehen. Okay, da rennen keine Männlein mit Handys herum und trifft sich niemand in einem Internet-Cafe. Ob solche Dinge unserer Zeit als brauchbare Errungenschaften zu werten sind, mag ich dahin gestellt lassen.

Max Frisch wurde 1911 in Zürich/Schweiz geboren und verstarb dort kurz vor seinem 80. Geburtstag. Er arbeitete zunächst als Korrespondent für eine Zeitung, berichtete so u.a. von einer Eishockey-WM. Daneben veröffentlichte er auch sein erstes Buch. Bis 1940 studierte er Architektur und arbeitete bis 1955 als freier Architekt. Ein Stipendium ermöglichte ihn 1951 einen einjährigen Aufenthalt in den USA, wobei er auch Mexiko besuchte.

Die Erlebnisse dieses Aufenthaltes fließen in den Roman „Stiller“ ein. Seit 1955, nach dem Erfolg dieses Romans, arbeitete Frisch als freier Schriftsteller.

Max Frisch

Im Wesentlichen finden sich in diesem ersten größeren Roman die Themen wieder, die auch weiterhin das Werk von Max Frisch bestimmten.

Aber zunächst zum Inhalt. Worum geht es? Ein Mann, den seine Frau, der Bruder, die Geliebte und Freunde als den vor sechs Jahren spurlos verschwundenen Schweizer Bildhauer Stiller erkennen, bleibt beharrlich bei seiner Behauptung: „Ich bin nicht Stiller!“ Daraus entwickelt sich ein Roman voller origineller Ideen, in dem Mr. White, der nicht Stiller sein will, aus den letzten Jahren erzählt.

Es sind Aufzeichnungen in sieben Heften – und das ist das Mittel mit dem Frisch auch weiterhin arbeiten wird: nur wenige Tagebuchaufzeichnungen haben den literarischen Rang erreicht wie die von diesem Autor.

Es geht um den Konflikt eines Menschen, der etwas anderes ist oder sein will, als er für andere zu sein scheint, um das ‚Bildnis‘, das andere von uns machen. Es geht um die Erzählbarkeit des Lebens und um unsere Gier nach Geschichten. Und weiterhin handelt das Buch von den Wiederholungen, die unvermeidbar unser Leben ausmachen und aus denen wir auszubrechen versuchen, wie Stiller, der als Mr. White ein anderes Leben zu leben trachtet. Es geht also um die Kommunikation zwischen den Menschen. Ein Thema, das gerade heute wieder sehr aktuell ist.

Man kann alles erzählen, nur nicht sein wirkliches Leben; – diese Unmöglichkeit ist es, was uns verurteilt zu bleiben, wie unsere Gefährten uns sehen und spiegeln, sie, die vorgeben, mich zu kennen, sie, die sich als meine Freunde bezeichnen und nimmer gestatten, daß ich mich wandle, und jedes Wunder (was ich nicht erzählen kann, das Unaussprechliche, was ich nicht beweisen kann) zuschanden machen – nur um sagen zu können: „Ich kenne dich.“

Max Frisch – Stiller (S. 64 der Taschenbuchausgabe Suhrkamp 9. Aufl. 1977)

Werder – eine Herzensangelegenheit?

Ich will es gleich am Anfang gestehen: Eigentlich wollte ich hier die Herren Klose und Frings so richtig in die Pfanne hauen; z.B. von wegen „Herzensangelegenheit“, wie Torsten Frings sein Verhältnis zu Werder nennt. Das Frings’sche Bankkonto dürfte sich mit der Vertragsverlängerung bei Werder auch freuen.

Torsten Frings

Aber das wäre ungerecht. Frings bleibt bei Werder, weil er hier bereits in einem Spitzenteam spielt und in Bremen so akzeptiert wird, wie er ist (manchmal bisschen ruppig und stur, vielleicht auch einfältig wie Herr Klose). Und er denkt an seine Familie: „Meine Große kommt jetzt in die Schule und würde dort kein Wort verstehen. Das wollte ich ihr nicht antun“. „Dort“ heißt Turin und „kein Wort verstehen“ heißt kein italienische Wort verstehen. Natürlich kann man das auch anders deuten: Herr Frings würde „dort kein Wort verstehen“. Wie gut, dass er deutsch spricht.

Miroslav Klose

Kloses Geheimtreff mit den Bayern-Bossen geht auf die Kappe seines Beraters. Der fantasierte bereits von einer dicken Provision, die dieser bei einem Transfer nach München in seinen Geldbeutel rieseln sah. Nun gehört auch Klose zu den eher Bodenständigen – wie gut für Werder. Und sprachlich hätte es in Bayern auch so manche Probleme gegeben.

Zu guter Letzt unterzeichnet auch noch Naldo einen neuen Vertrag (bis 2012) bei den Bremern. Da kann man in Bremen bei der bestehenden Kontinuität nur auf eine gute neue Saison hoffen. Und Herr Hoeneß müsste vielleicht die Meisterschale ein weiteres Jahr an einen anderen Verein ‚ausleihen‘.

Werder - 33. Spieltag 2006/2007: Das war es denn wohl

Zum aktuellen Geschehen: Werder hat nicht erst gestern die Meisterschaft verspielt, sondern bereits in Bielefeld. Und im Zusammenhang mit der 2:3-Niederlage dort wird nicht nur von mir Kritik gegen den Trainer Schaaf laut. Warum setzte er nicht Tim Wiese als den eindeutig besseren Torwart in diesem Spiel ein. Und gestern bei der völlig desolaten Leistung gegen Frankfurt im letzten Heimspiel der Saison die Frage: Warum wechselt Thomas Schaaf den Schweden Markus Rosenberg aus und nicht Miroslav Klose, der wieder einmal völlig ‚von der Rolle‘ war? Meisterschaft ade. Ist aber auch besser so. Es wäre eine zusätzliche Blamage für den deutschen Fußball, wenn man mit so einer über längere Zeit andauernden schwachen Leistung deutscher Meister werden kann. Ähnliches gilt für Schalke 04. Soll Stuttgart Meister werden.

Heimsuchung in Heiligendamm

Nun beehrt auch uns die politische Elite der sieben führenden Industrieländer samt Russland vom 6. bis 8. Juni und sucht als G8-Gipfel das mecklenburgische Heiligendamm heim. Damit die Damen und Herren in Ruhe tagen können, wurde ein 2,50 Meter hoher und 13 Kilometer langer Zaun rund um die Ortschaft Heiligendamm errichtet. Kosten allein dieses Spaßes: 10 bis 15 Millionen Euro. Mit dieser „technischen Sperre“, wie die Absperrung rund um Heiligendamm offiziell und beschönigend heißt, sollen die Besucher des G8-Gipfels 2007 geschützt werden. Vor wem? Denn: „Der Zaun als solcher richtet sich nicht gegen Demonstranten“, verkündet der G8-Planungsstab.

Planskizze Zaunanlage in Heiligendamm
Wer schützt hier wen vor wem: Zaun in Heiligendamm
Zaun in Heiligendamm Zaun in Heiligendamm

Dass sich im Vorfeld einiger Unmut regt, besonderes in der linken Szene, war nicht anders zu erwarten. Der Vorsitzende der Polizei-Gewerkschaft GdP, Konrad Freiberg, sieht vor dem G-8-Gipfel eine deutlich erhöhte Gefahr von Anschlägen. Der Linksextremismus in Deutschland habe in den Wochen vor dem Gipfeltreffen „eine ganz neue Dimension“ erreicht. Und: Die Aktivisten seien zunehmend bereit, Gewalttaten und auch Anschläge zu begehen. Floskeln, die nicht neu sind, die sicherlich auch berechtigt sind. Warum aber aus dem Munde des Polizei-Gewerkschaftsvorsitzenden? Und warum mussten einen Monat vor dem Gipfel in einer Razzia-Aktion 900 Polizisten insgesamt 40 Wohnungen, Büros und andere Einrichtungen in sechs Bundesländern durchsuchen?

Ob der ganze Gipfel nun 40 oder gar bis zu 65 Millionen Euro kostet, ist fast schon nebensächlich (wieviel mehr Geld wird anderenorts verschwendet) gegenüber diesen in meinen Augen überzogenen Aktionen, die der Staat (vielleicht noch im Namen der Bürger) abzieht. Es ist wohl wieder die deutsche Gründlichkeit, die lieber Porzellan zu Bruch gehen und kurzzeitig Bürgerrechte außer Kraft treten lässt.

siehe auch zdf.de: Krawalle nach Razzien gegen G8-Gegner – mit Mediathek

Was ist bloß mit Ian los? Teil 61: Dr. Bogenbroom

Hallo Wilfried,

ich freue mich, dass Du uns im Internet erhalten bleiben wirst !

Die Focus-Videos sind leider nicht meine Welt. Erstens geht mir deren Musik zu sehr in Richtung Jazz und zweitens bin ein kein großer Freund von Vokalakrobatik, wie sie in Hokus-Pokus zu hören ist. Ohne Zweifel hat sich Mr. Anderson körperlich besser gehalten als Mijnheer van Leer, obwohl dieser mehr Geschmack bei der Wahl der Kopfbedeckung zeigt.

Diese Zeilen schreibe ich einige Stunden nachdem die Alemannia 0:4 in Frankfurt verloren hat. Das war’s dann wohl mit der I. Liga.

Den Kommentar der Kretakatze habe ich gelesen. Woher weißt Du, dass es sich dabei um eine junge Dame handelt ? Unabhängig von Geschlecht und Alter des Verfassers möchte ich einige Worte zu dem Kommentar loswerden: Was dort über die vorherrschende Beschaffenheit von mitteleuropäischen braunen Augen gesagt hat, ist absolut korrekt. Rein braune Augen sind in unseren Breiten selten. Auch ich habe grüne Sprenkel in der Iris, was man gemeinhin mit „haselnussbraun“ bezeichnet. Allerdings, und jetzt kommt’s, gibt es von mir kein einziges Foto, unter welchen Lichtbedingungen auch immer aufgenommen, das mich mit grünen Augen zeigt. Sonnen-, Neon- oder Kerzenlicht zeigen mich immer braunäugig.

Das Standbild aus dem Tampa-Video ist in meinen braunen Augen nicht der schlussendliche Beweis für die grünen Augen des Mr. Anderson, aber es müssen schon bessere Beweise vorgebracht werden als es Kretakatze mit ihren lichttheoretischen Betrachtungen getan hat, damit ich die braunen Augen des Meisters als Tatsache akzeptiere. Allerdings gebe ich Kretakatze in einem Punkt Recht: Die Haare des Mr. Anderson waren in den ersten drei Jahrzehnten seines Lebens für mein Verständnis rotblond. Du hast an irgendeiner früheren Stelle schon einmal von den dunkelblonden Haaren des Meisters geschrieben. Darüber war ich sehr erstaunt, habe mich aber nicht dazu geäußert, weil ich Dir nicht schon wieder widersprechen wollte. Ich finde, die Videos von Tampa und dem Hippodrom lassen gar keinen Zweifel an dem Rotstich in den dunkelblonden Haaren des Meisters. Im Laufe der Jahre hat sich der Anteil der roten Pigmente allerdings verflüchtigt; das ist ein ganz normaler Vorgang. Im Istanbul-Video wirkt der Meister tatsächlich einfach „nur“ dunkelblond.

Ein Satz zu Deiner Bemerkung über rote Haare in Irland und Schottland: Vor einiger Zeit las ich, dass entgegen landläufiger Meinung Schottland das Land mit dem höchsten Anteil an rothaariger Bevölkerung weltweit sei; noch vor Irland. Leider weiß ich nicht mehr, wo ich das gelesen habe. Ich glaube, in einem Fachbuch über Anthropologie.

Aber jetzt genug der Haarspaltereien, ich möchte kurz auf Deine Literaturempfehlungen im Blog eingehen. Kafka und Camus sind mir fremd, aber bei John Irving kann ich mitreden. „Die vierte Hand“ ist sicher nicht sein bestes Werk, aber die „Mittelgewichtsehe“ fand ich noch etwas fader. „Zirkuskind“ habe ich nicht einmal zu Ende gelesen. Das muss nicht zwangsläufig am Buch liegen; es ist auch denkbar, dass sich mal wieder eine Leseblockade eingeschlichen hat. Ich kann es nicht mehr sagen, es ist zu lange her. Das neueste Werk „Bis ich dich finde“ ist wieder ein Reißer vom Kaliber „Owen Meany“ oder „Witwe für ein Jahr“. Über die Werke von John Irving gibt es viel zu sagen. Ich werde im WWW nachschauen, ob es so etwas wie ein Irving-Forum gibt.

Als Irving-Leser bist Du gewohnt, die verdrehten Lebenswege skurriler Figuren zu verfolgen. Vor diesem Hintergrund verstehe ich Deine Bemerkung über die Protagonisten von Harry Mulisch nicht. Verglichen mit den Charakteren der Irving-Romane sind die Hauptfiguren von Mulisch doch geradezu alltäglich.

So, das war’s auch schon für heute.
Wir bleiben in Verbindung.

Lockwood

08.05.2007

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Hallo Lockwood,

eines muss ich wohl klar stellen: Ich hatte nicht vor, mich aus dem Internet zu verabschieden, nur bisschen kürzer treten möchte ich. Aber selbst das schaffe ich nur bedingt (nur soviel: vorerst keine neuen Tull-Videos bei youtube, man und frau möge sich gedulden). Vergiss einfach mein Geheule!

Bei Focus scheiden sich sicherlich die Geister. Soll auch so sein. Ich finde „Hocus Pocus“ auf jeden Fall, auch was die Gesangsakrobatik betrifft, ganz stark. Zu Focus muss ich damals wegen des Stücks „House of the King“ gekommen sein. Man vergleicht es bis heute irgendwie mit Tull wie in damaliger Zeit. Wegen der Flöte sicherlich, aber auch stilistisch. Ich habe lange nach dem Stück im Internet gesucht – bei youtube gibt es mehrere Versionen. Weshalb ich hier in unserem Meinungsaustausch auf Focus zu sprechen gekommen bin, ist neben dem musikalischen Aspekt der Zusammenhang mit der äußerlichen Veränderung der Musikanten (zu Ian Anderson haben wir uns lang und breit ausgelassen), hier eben der Mijnheer van Leer: kahlköpfig und dickbäuchig, wenn auch mit etwas mehr Geschmack hinsichtlich der Kopfbedeckung. So ist das nun einmal mit dem Älterwerden. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Und den sehnlichst erträumten Jungbrunnen gibt es auch nicht.

Nur noch einmal als Randbemerkung (bevor wir das Thema zu den Akten legen): Jethro Tull muss und kann man auch aus der Optik ihrer Auftritte heraus interpretieren. Tull war nicht nur eine bestimmte Rockband, sondern ähnlich, wenn auch nicht ganz wie die Gruppe Kiss, durch ihr berüchtigtes Outfit bekannt. Besonders der Meister turnte in den schrillsten Kostümen über die Bühne. Keiner trug anfangs die Haare (Kopfhaar und Bart) länger als er. Da denkt man natürlich nicht an später, wie es sein könnte, wenn man einmal älter ist. Ist man dann aber älter geworden, muss man überlegen, wie es weitergeben soll. Du würdest Dich für ein seriöseres Outfit entscheiden, Herr Anderson hat sich gewissermaßen für den Mittelweg entschieden.

Ja die Alemannia. Es sieht wirklich böse aus. Du wirst einen möglichen Abstieg bestimmt verkraften (Deine Jungs eher weniger, oder?). Auch aus Eurem weiteren Umfeld (Mönchengladbach ist bereits abgestiegen, Köln krebst in der 2. Liga herum) ist nichts zu erwarten. Da haben wir es wirklich gut – wir sind mittendrin im Bundesligageschehen (zwischen Bremen und Hamburg). Ja, der Lokalpatriotismus ist schon so eine Sache.

Also ob Herr Anderson nun braune oder grüne Augen, hellbraune, rotgelbe oder blau-olive Haare hat, ist mir eigentlich völlig wurscht. Und ob irgendwelche Statistiken behaupten, nirgendwo gäbe es mehr rothaarige Menschen als in Schottland, dann ignoriere ich das auch beflissentlich. In Schottland habe ich so gut wie keine Rothaarigen gesehen (ich meine richtig rothaarig, knalle-rot mit mozzarella-weißer Haut und vielen Sommersprossen überall). Ein leichtes rötliche Scheinen lasse ich einfach nicht gelten. Punktum!

Literatur a la Irving und Mulisch würde ich zwar eher an Ort und Stelle diskutieren (in den Beiträgen), aber da wir gerade dabei sind: Zu den Hauptfiguren von Mulischs „Entdeckung des Himmels“ habe ich mich etwas undeutlich ausgedrückt. „Künstlich“ angelegt sind ja eigentlich alle Protagonisten eines Romans, die einen mehr, die anderen weniger. In fast allen Fällen sind es Abbilder von Figuren, die der Autor aus seinem Leben kennt (wenn er es nicht selbst sogar ist) und die dann, je nach Talent und Intention des Verfassers, mehr oder weniger überzeichnet sind. Hat man von einem Autor (wie Irving) mehrere Bücher gelesen, dann fällt es einem als Leser leichter, eine genauere Zuordnung zu treffen: bei Irving sind die Figuren eindeutig ‚überzeichnet’. Mulisch habe ich dagegen zum ersten Mal gelesen. Die beiden Freunde im Roman, auch wenn sie mir eigentlich gefallen (irgendwie erinnern sie mich auch an uns beide, was nichts gegen das Buch aussagen soll -lach), erscheinen mir eben wohl deshalb als etwas zu „künstlich“, weil ich sie noch nicht genau zum Autor zuordnen kann. Anders ausgedrückt: Ich denke, der Roman von Mulisch soll ernsthaft sein. Da kommen mir manche Aussagen der beiden Hauptfiguren etwas zu frech daher. In einem anderen Kontext wären beide mir (wie Dir) die durchaus normalsten Menschen. Ach, ich weiß nicht, wie ich es Dir hier in kurzen Worten erklären soll. Es ist mehr ein Gefühl, das ich beim Lesen hatte (und die können täuschen).

Sicherlich willst Du jetzt auch noch etwas zu meiner Bemerkung, das Ende wäre mir etwas zu ‚katholisch’, hören? Auch das ist eher so ein Gefühl. Vielleicht sind es mir zu viele Bilder (Du weißt, wir ‚Protestantischen“ haben uns als Bilderstürmer ‚ausgezeichnet’). Nur ein Beispiel, wenn auch das wichtigste: Da sind die Zehn Gebote – als zwei Tafeln, also als (Sinn-)Bild für einen Bund zwischen den Menschen und Gott. Das Bild der Tafeln rückt mir dabei zu sehr in den Vordergrund.

Nun habe ich Herrn Anderson auch das letzte (rotblonde) Haar ausgerissen. Wenn nicht, dann jetzt:

Dr Bogenbroom mit Patienten

Oben zu sehen der Hirnchirurg Dr. O’Hara Bogenbroom (links) mit seiner Assistentin, Lady Calhoun (vierte von links), und seinen Patienten Martin Teddybear, Davie Badier (der hat noch gut lachen), Iain Mac Ghille Aindrais und Rhodan Perry (ja, der mit dem Krückstocksyndrom). Der metallene Stab wurden dem Herrn mit der schwarzen Kopfbinde aus dem Schädel entfernt (daher die schwarze Kopfbinde).

Ach, wie gehässig ich wieder einmal sein kann ( …. bin!).


Jethro Tull: Dr. Bogenbroom

Genug ist genug!
Bis bald

Wilfried

09.05.2007

English Translation for Ian Anderson

Was es im Netz sonst noch so gibt

Als Nutzer und Anbieter im WWW, speziell im Web 2.0, hält man immer Ausschau nach Neuerungen, speziell neuen Trends, die sich im Internet auftun. Gerade in der Wahrnehmung und Nutzung des Webs hat sich in der letzten Zeit doch einiges getan. Statt normaler Homepages haben wir es mehr und mehr mit Weblogs bzw. Blogs zu tun. Und dank DSL ist die Anzahl der Video-Portale, besonders nach dem Erfolg von youtube.com, gestiegen. So finden wir neben myvideo.de auch dailymotion.com und ganz frisch im Netz motiono.com.

Web 2.0

Von mir eher stiefmütterlich behandelt (ich nutze andere Möglichkeiten) ist das Foto-Portal flickr.com; wer bestimmte Fotos sucht und in der Bildersuche z.B. bei google nicht findet, sollte vielleicht hier fündig werden.

Interessant erscheint mir ein kostenloser Webservice namens Netvibes, der aus Frankreich kommt. Der Nutzer kann selbst gestaltete Module, wie RSS-Feeds, Google Mail-Nachrichten, Podcasts und andere dynamische Inhalte auf einer Seite zusammenfassen und per Drag & Drop in Spalten und Tabs ordnen, also in wenigen Schritten seine eigene Homepage bzw. sein eigenes Blog anlegen.

Ansonsten: Wer weitere interessante Infos zum Web 2.0 haben möchte, der findet hier einen kompetenten Menschen.