Vor einiger Zeit habe ich mich an dieser Stelle über E- bzw. U-Musik, also der ernsten und der Unterhaltungsmusik geäußert (Ernst und/oder unterhaltend (Musik)). Obwohl ich eher zur Unterhaltungsmusik (Rockmusik, Jazz, auch anspruchsvollen Pop) tendiere, so habe ich schon früh begonnen, auch die ‚ernste‘ Seite der Musik zu erforschen. Musik muss für mich einen gewissen ‚Nährwert‘ haben. Allzu simples Gedudel ist nichts für meine Ohren. Was heute so auf dem Musikmarkt zu finden ist, weckt selten meine Begeisterung. Ich bin, wenn ich es sagen darf, auf der Suche nach ‚neuen Klängen‘.
Und manchmal lassen sich solche Klänge in der E-Musik, der klassischen Musik, wie wir sie meist nennen, finden. Ich will hier nicht zu weit ausholen. Vielleicht noch kurz etwas zu den Schnittstellen zwischen E- und U-Musik. Da ist z.B. Frank Zappa und sein Werk The Yellow Shark, das 1992 in der Alten Oper zu Frankfurt/Main aufgeführt wurde. Und wer Emerson, Lake & Palmer kennt, der kennt auch deren Interpretation von Modest Mussorgskis Bilder einer Ausstellung, eigentlich ein Werk für Klavier, das Maurice Ravel kongenial in eine Orchesterfassung übertragen hat. Das klingt vielleicht manchmal etwas zu pompös, ist aber ein Stück Musik, das sich trotz seiner eher melodiösen Einfachheit angenehm vom musikalischen Schrott unserer Tage abhebt.
Etwas weniger bombastisch ist da Camille Saint-Saëns‘ Karneval der Tiere, als Einstieg in die Welt der E-Musik aber sehr gut geeignet. Und auch für Kinder geeignet ist Peter und der Wolf von Sergei Prokofjew (auf die Russen komme ich im 2. Teil noch zu sprechen), ein musikalisches Märchen, das von Jack Lancaster and Robin Lumley adaptiert und mit vielen namhaften Musikern der Rockmusik eingespielt wurde.
Eine Schnittstelle zwischen E- und U-Musik bildet sicherlich auch meine Lieblingsband Jethro Tull mit Ian Anderson, der sich nicht nur bei Bach bediente, sondern auch immer wieder auf andere Komponisten der klassischen Musik (siehe meinen Beitrag Heavy Humoresque?) zurückgriff. Apropos Heavy Humoresque bzw. Heavy Horses; zz. gibt es die vor 40 Jahren (1978) erschienene Scheibe als Remix und in 5.1-Ton mit zusätzlichem Material, das mir bisher unbekannt war: Heavy Horses (New Shoes Edition)
Antonín Dvořák: Humoreske – op. 101.7 in Ges-Dur für Klavier versus Jethro Tull: Heavy Horses (1978)
Aber weiter mit der E-Musik: Natürlich habe ich mich besonders um die alten Meister bemüht, z.B. Händels Feuerwerksmusik, natürlich im Freien beim Château de Chambord in Frankreich aufgeführt – mit anschließendem Feuerwerk. Von Johann Sebastian Bach habe ich seine h-Moll-Messe gehört (und gesehen). Natürlich in einer Kirche vorgetragen. Von Ludwig van Beethoven habe ich die Symphonien Nr. 3 in Es-Dur (Eroica) und Nr. 5 in c-Moll (Schicksalssymphonie), natürlich von den Berliner Philharmoniker (Dirigent: Herbert von Karajan) vorgetragen, via Tablet gesehen und gehört.
Für mich bedeutet der Feierabend ‚doppelten‘ Genuss. Zum einen freue ich mich natürlich, nach getaner Arbeit nach Hause zu kommen. Zum anderen nutze und genieße ich die Zeit im Zug, per Tablet die zuvor aus dem Netz heruntergeladenen Musikvideos zu sehen und zu hören. Gerade auch der optische Eindruck ist für mich sehr wichtig.
Zurück zu den alten Meistern, da darf das Wolferl natürlich nicht fehlen. Mozart ist schlechthin der Inbegriff des genialen Komponisten. Natürlich war er ein Kind seiner Zeit und wenn mich etwas interessieren würde, dann was wäre, wenn er heute lebte. Ja, was habe ich im Laufe des letzten Jahres alles von Mozart gehört (und natürlich gesehen): 25. Klavierkonzert C-Dur KV 503 – seine letzten drei Symphonien Es-Dur (KV 543) – g-Moll (KV 550) – C-Dur (KV 551) – die Krönungsmesse und Mozarts letzte Komposition, das Requiem.
Hierzu muss ich natürlich gleich erwähnen, dass mich in erster Linie Instrumentalwerke interessieren. Mit dem Gesang, besonders was Opern anbelangt, tue ich mich etwas schwer. Arien sind nicht so mein Ding (mein Vater sprach da gern von der ‚Arie des rollenden Furzes auf der Gardinenstange‘ oder von der ‚Arie von der wilden Sau‘ 😉 ). Ich mag auf jeden Fall Chorgesang (vor vielen Jahren war ich in der St Paul’s Cathedral zu London und lauschte dort einem Knabenchor – bei der dortigen Akustik ein atemraubendes Hörerlebnis). Mozarts Zauberflöte habe ich noch auf einer externen Festplatte gespeichert. Diese ‚Singspiel‘ wollte ich mir eigentlich schon immer angucken.
Etwas moderner sind da die Sinfonien von Gustav Mahler. Gehört-gesehen habe ich seine 3. Sinfonie in d-Moll, seine 4. Sinfonie in G-Dur und seine 7. Sinfonie in e-Moll. Letztere ist auch als Lied der Nacht benannt. Verwundert kann hier der Auftritt von Gitarre und Mandoline gehört und betrachtet werden. Nicht umsonst trägt der 4. Satz dieser Sinfonie die Tempobezeichnung Andante amoroso und könnte uns gut und gern auf eine Gondel nach Venedig entführen. Allerdings mit Wiener Schmäh angereichert. Ich konnte den Wiener Kongress tanzen hören. Dafür krachte es dann ordentlich im letzten Satz: Gustav Mahler hatte wohl eine Vorliebe für Pauken und Trompeten (neben Geigen). Geradezu berüchtigt ist seine 6. Sinfonie, in der auch der nach ihm benannte Mahler-Hammer zum Einsatz kommt.
Woher stammen meine musikalischen Eindrücke? Da ich nicht der große Konzertgänger (mehr) bin, so gewinne ich aus TV und Netz (bzw. aus der Kombination beider) die klanglichen Ergüsse. Wer kennt nicht arte oder 3SAT, die Sender für Kultur – oder auch ARD-alpha, den Bildungskanal. Hier ist jede Menge Musik (meist in Konzertform) zu finden – nicht nur aus dem Bereich der Klassik, sondern natürlich auch viel Zeitgenössisches aus aller Herren/Damen Länder. Wer sich (wie ich) auf die Suche nach ‚neuen Klängen‘ macht, könnte hier fündig werden.
Für heute soll es erst einmal genug sein.
Dem kann ich nur zustimmen, wenn ich auch nicht gleich alle Werke auf Anhieb einem bestimmten Komponisten zuordnen könnte. Sibelius und viele andere hervorragende Komponisten, Bela Bartok und, und… könnte man noch nennen. Es gibt sie, neue oder neuere Interpreten ernsthafter Musik, die sich Meisterwerke vornahmen. Marian Varga aus Bratislava mit Collegium Musicum (leider im vergangenen Jahr schwerkrank gestorben) hat ELP erfolgreich nachgeeifert. Sein Tod hat das ganze Land bewegt. Oder Andreas Vollenweider – seine Konzerte ein Highlight! – Es gibt genug Musik, die außergewöhnlich ist und uns animiert, mehr davon zu hören – ohne den täglichen Einheitsbrei. Musik ist eine Wonne – sie zu hören ein Bedürfnis. In diesem Sinne habe ich auch meine Tochter „erzogen“ – und welch ein Glück: Wir verstehen uns. – Vielen Dank für, lieber Willi, für diesen Beitrag