Der Hintergrund und die Bedeutung des Karfreitags (althochdeutsch „kara“ bzw. „chara“ = Wehklage, Kummer, Trauer) entschwindet immer mehr dem Bewusstsein der Menschen. Gerade durch den Blick in die Fernsehzeitschrift wird dem einem oder anderen klar, dass es sich dabei wohl um einen christlichen Feiertag handeln muss (ARD 14:35 König der Könige (USA 1960) – SAT1 13:45 Judas ((USA 2004) – Tele5 15:15 Pontius Pilatus -Pro7 22:20 Die Passion Christi (AUS/USA/IT 2004) bzw. die Dokumentationen: ZDF 18:00 Das Jesus-Photo (D 2007) – Pro7 17:25 Das Jesus-Grab (USA/KAN 2007) und dann zu Ostern Filme wie: The Body–das geheimnisvolle Grab – Die Zehn Gebote – Die größte Geschichte aller Zeiten – Quo Vadis; den Mehrteiler: Am Anfang – oder den Zeichentrickfilm: Joseph – König der Träume)
Dann mögen die grauen Zellen arbeiten: Ach, ja, da wurde vor fast 2000 Jahren ein Mann namens Jesus ans Kreuz geschlagen, weil es sich wohl als König der Juden (Iesus Nazarenus Rex Iudæorum) ausgab, was man heute wohl als Amtsanmaßung bezeichnen würde, wenn sein Königreich auch nicht von dieser Welt sein sollte.
Uuerod Iudeono
gripun thô an thene godes sunu, grimma thioda,
hantandiero hôp, huur?un ina umbi
môdag manno folc – mênes ni sâhun -,
heftun herubendium handi tesamne,
fa?mos mid fitereun. Im ni uuas sulicaro firinquâla
tharf te githolonne, thiodar?edies,
te uuinnanne sulic uuîti, ac he it thurh thit uuerod deda,
huand he liodiu barn lôsien uuelda,
halon fan helliu an himilrîki,
an thene uuîdon uuelon: bethiu he thes uuiht ne bisprac,
thes sie imu thurh inuuidnî? ôgean uueldun.
Die Schar der Juden
ergriff da den Gottessohn, das grimmige Volk,
der Haufe der Hasser. Ihn umdrängte
das feindliche Volk, des Frevels nicht achtend.
Sie hefteten mit Heerbanden ihm die Hände zusammen,
mit Fesseln die Fäuste. Solche furchtbare Pein
brauchte er nicht zu erdulden, solche bitteren Qualen,
solche Martern ertragen; sondern er tat es für die Menschen,
weil er der Leute Kinder erlösen wollte,
aus der Hölle sie holen in das Himmelreich,
in das weite Wonneland. Darum wehrte er dem nicht,
was sie in argem Ingrimm ihm antun wollten.
Auf Geheiß von Ludwig des Frommen, dritter Sohn von Karl dem Großen und späterer Kaiser, entstand um 830 herum eines der ersten größeren deutschsprachigen Werke (genauer: in Altniederdeutsch): Der Heliand (Der Heiland). Das Werk hängt zusammen mit einen Auftrag Ludwigs, das alte und neue Testament – lange vor Martin Luther – in die deutsche Sprache zu übertragen.
Der Dichter des Heliand war offenbar ein Gelehrter, dem u.a. die angelsächsische Literatur bekannt gewesen sein musste, vor allem das christliche Schrifttum. Der Herkunftsort des Dichters ist bis heute nicht mit Sicherheit nachzuweisen, dürfte aber im niederdeutschen Sprachraum zu suchen sein. Als Entstehungsort ist Fulda sehr wahrscheinlich. Der Heliand ist eine Stabreimdichtung. Der obige Teil der Dichtung stammt aus dem Kapitel LVIII. Die Gefangennahme Christi – Verse 4913 – 4924.