- Wir befinden uns im Jahr 50 v. Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt … Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten […]
Ja, wer kennt sie nicht, die unbeugsamen Gallier: Asterix, den kleinen, Obelix, den dicken, und all die anderen, die vom Texter René Goscinny und Zeichner Albert Uderzo erschaffen wurden und seit 1968 (mit Asterix der Gallier) auch bei uns in Deutschland bekannt wurden.
Ich kenne Asterix und Co. aus meiner Jugendzeit, also eigentlich von Anfang an, und habe so manches Heft aus dieser Zeit zu Hause (wahrscheinlich verschüttet) liegen. Vor rund zwei Wochen erschien nun der 36. Band: Asterix: Der Papyrus des Cäsar mit dem Text von Jean-Yves Ferri und den Zeichnungen von Didier Conrad. Mit diesem Band habe ich mir nach vielen Jahren wieder einmal ein Asterix-Heft gegönnt.
- Wie heißt ein römischer Wachtmeister? Antivirus! Wie ein römischer Whistleblower? Polemix! Wie ein römischer Spindoctor? Syndicus! Der neue, der 36. Asterix-Band „ist ein starker Comic“ (SZ) mit Leaks, Whistleblowern und Twitter-Vögelchen.
Das Dorf der Gallier ist in Aufruhr, denn Julius Cäsar ist unter die Schriftsteller gegangen und hat seine Commentarii de Bello Gallico, also seine Aufzeichnungen zum Gallischen Krieg, verfasst. Dabei hat er es so ganz genau nicht mit der Wahrheit genommen.
Die Leser können sich auf ein spannendes Abenteuer mit neuen Figuren freuen. Da wäre einmal der Bösewicht Syndicus – Julius Cäsars fieser Berater, der zweifelslos einen teuflischen Plan gegen die unbeugsamen Gallier ausheckt. Aber er hat nicht mit Polemix gerechnet – ebenfalls eine neue Figur im Band, für die kein anderer als Wikileaks-Gründer Julian Assange das Vorbild war.
Cäsar hat sein unter Lateinschülern berüchtigtes Hauptwerk über den Gallischen Krieg fertiggestellt und lässt auf Empfehlung seines PR-Beraters Syndicus das Kapitel mit den für ihn wenig ruhmreichen Auseinandersetzungen mit Asterix & Co. wieder entfernen. Doch das entfernte Manuskriptstück gerät in die Hände von Polemix, der einen Scoop wittert, der das Römische Reich erschüttern könnte.
Polemix flüchtet in das bekannte gallische Dorf, verfolgt von den Schergen des Syndicus. Um das brisante Kapitel zu sichern, beschließt Miraculix, seinen Inhalt der mündlichen Überlieferung des gallischen Druidentums anzuvertrauen. Man macht sich auf zur Reise in den Karnutenwald, – was allerdings nicht unbemerkt bleibt …
Überaus geglückt ist die Erfindung und Einbindung antiker Vorformen von E-Mail-Verkehr und Twitter. Auch bei der Brieftauben-Mail wird schon mal »der Anhang vergessen« (S. 35), und man lernt nebenbei auch einen Brieftauben-Server kennen (S. 16). Der Einfluss der Medien wird an Obelix demonstriert, den ein Horoskop in schwere innere Konflikte stürzt (»weniger Wildschweine«).
Ein besonderer Clou: Aus der Geschichte heraus springt Ferri am Schluss in eine Meta-Erzählung: Wir erfahren, wie Goscinny und Uderzo einst, in den 1950er Jahren, an die Informationen über die legendären Abenteuer von Asterix & Co. gelangten.
(Quelle u.a. Estragon: Zurück in der Spur)
Von der Ausstattung her, von der Liebe zum zeichnerischen Detail bis hin zur gleichen Seitenanzahl, hat sich mit diesem 36. Asterix-Band gegenüber (viel) früheren nichts Gravierendes verändert. Auch inhaltlich kommt mir vieles sehr bekannt vor. Für Obelix spinnen die Römer immer noch. Nur das jetzt schon einmal ein römische Legionär behauptet, dass auch die Gallier spinnen.
Soviel ich gelesen habe, soll es viele Jahre hinsichtlich des Inhalts und da besonders die Texte betreffend eher eine Durststrecke in der Asterix-Reihe gegeben haben (der Texter René Goscinny starb bereits 1977), die nun überbrückt zu sein scheint. Mit Jean-Yves Ferri hat Goscinny einen würdigen Nachfolger gefunden. Für mich brachte das Lesen dieses neuen Bandes auf jeden Fall viel Spaß.
Natürlich könnte man behaupten, wer einen Asterix-Band kennt, kennt im Grunde alle. Man kann es aber auch anders sagen: Wer Asterix mag, wird auch diesen neuen Band mögen.