Ausbrüche von Vulkanen sind ein beeindruckendes Naturschauspiel. Erst vor kurzem gab es wieder einmal einen solchen Vulkanausbruch auf Island. Seit dem Wochenende hat sich nun auch in Chile der Puyehue-Cordon Caulle nach über 50 Jahren ‚zurückgemeldet’.
„In den ersten zwölf Stunden des Ausbruchs am Samstag waren in der Folge durchschnittlich 240 Erdstöße pro Stunde gemessen worden. Eruptionen von Vulkanen bringen oftmals – wie auch hier geschehen – elektrische geladene Luftströme hervor, die gewaltige Gewitterstürme auslösen und so dem Naturereignis eine besondere Dramatik verleihen.“ (Quelle: welt.de)
Auf der Website der britischen Daily Mail gibt es einige wirklich außergewöhnliche Fotos vom diesem Naturspektakel: dailymail.co.uk
Spektakulär: Ein Zeitraffer-Foto zeigt Blitze rund um den markanten Puyehue-Cordon Caulle-Vulkan
Nachtrag: Auch Zeit Online zeigt diese und andere spektakulären Fotos samt ausführlichem Bericht.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf denen Blog im Netz verweisen, der sich eingehend mit Vulkanen beschäftigt: vulkane.net/blogmobil
Aus gegebenen Anlass brachte der Sender Arte am Mittwoch einen – wie ich finde – sehr interessanten Filmbericht über Islands Vulkane, der auch jetzt noch im Internet aufrufbar ist:
arte.tv: Islands Vulkane
Hintergrund ist der erneute Ausbruch eines Vulkans auf Ísland, dem Grímsvötn, dessen Aschewolke wiederum zu Beeinträchtigungen des Flugverkehrs in Europa führte. Bereits vor einem Jahr sorgte der Eyjafjallajökull (Audiodatei bei wikipedia.org – spricht sich etwa Äi-ja-fjatt-la-jö-küttel) mit seinem Ausbruch für eine bis dahin beispiellose Beeinträchtigung des Luftverkehrs.
Mein Augenmerk und das meiner Familie ist in letzter Zeit wieder sehr auf Island ausgerichtet. So habe ich mich wieder vermehrt mit isländischer Literatur (z.B. Halldór Laxness und Einar Kárason) beschäftigt. Auch wenn es längst noch nicht amtlich ist, aber für nächstes Jahr ist nach dann 22 Jahre eine erneute Island-Reise geplant. Island ist und bleibt von der Natur und der Kultur her ein faszinierendes Land für mich.
Mein ältester Sohn heißt mit zweitem Vornamen Einar (Vorname altisländischen Ursprungs Einarr zu altisländisch einn „ein; allein“ + altisländisch herr „Herr, Krieger, Menge, Volk“ -> etwa -> „der allein kämpft“). Aber das war wohl nur ein Grund, weshalb ich mir vor gut zehn Jahren den Roman „Die Teufelsinsel“ von Einar Kárason (spricht sich Äinar Kaurason) kaufte und dann auch innerhalb kürzester Zeit las. Einar Kárason ist ein isländischer Autor, der 1955 in Islands Hauptstadt Reykjavík geboren wurde.
Der Autor begann seine Schriftstellerkarriere damit, Gedichte in literarischen Zeitschriften zu veröffentlichen (1978-80). Später schrieb er auch Romane. Am bekanntesten wurde seine „Barackentrilogie“, die in proletarischem Milieu in Reykjavík spielt. Der erste Band „Die Teufelsinsel“ (Þar sem djöflaeyjan rís) (1983) war auch in Deutschland ein großer Erfolg. Der nächste Band „Die Goldinsel“ (Gulleyjan) erhielt 1986 den Literaturpreis der isländischen Zeitung DV und wurde im nächsten Jahr für den Literaturpreis des Nordischen Rates nominiert. Drei Jahre später stand der dritte Band der Trilogie „Das gelobte Land“ (Fyrirheitna landið) auf der Auswahlliste für den Isländischen Literaturpreis. Die Trilogie wurde auch auf die Bühne gebracht und der erste Band vom isländischen Regisseur Friðrik Þór Friðriksson als „Devil’s Island“ verfilmt. Einar Kárason verfasste das Drehbuch für die Verfilmung.
Der Roman spielt im Camp Thule, einer Barackensiedlung im Reykjavik der fünfziger Jahre. Im Zweiten Weltkrieg wurde dieses Camp für die amerikanischen Besatzungssoldaten errichtet, die dann in den 50-er Jahren das Feld für obdachlose Familien räumten. Hier überschlagen sich die Ereignisse schneller als anderswo. Die Männer und Frauen der Siedlung müssen hart arbeiten, um ihre unbändigen Großfamilien über die Runden zu bringen. Die Jugend träumt den Traum von Dollars, Rock’n Roll und schnellem Leben. Ausgelassenheit oder den Alltag vergessen: einen Grund zum Feiern gibt es immer. Wilde Säufer, verarmte Bauernsöhne, angejahrte Nutten bestimmen das Bild. Dicht unter dem Polarkreis treibt die Anarchie üppige Blüten. Statt Selbstmitleid und Resignation herrschen jedoch trotzige Ironie, brutale Lebensfreude und bedenkenslose Liebe. Statt der Edda glauben die Akteure lieber an Elvis Presley. Echte Helden sind diese Verlierer, und ihr Slum ist zugleich eine Goldgrube, in der eine seltsame Aufbruchsstimmung herrscht.
Im Mittelpunkt stehen Lina, die Wahrsagerin und ihr Mann Tommi, der einen kleinen Lebensmittelladen in der Barackensiedlung führt und die Familie damit ernährt, die neben den beiden noch aus drei Kindern von Linas Tochter Gogo (verheiratet in den USA) und später den drei Kindern von Dolli, Gogos Tochter, besteht, die vielen anderen nicht mitgerechnet, die zwischendurch immer wieder Unterschlupf in dem „Alten Haus“ finden. In Rückblenden erfahren wir einiges auch aus ihrem früheren Leben.
Und es handelt von den Kindern und Jugendlichen, die durch ihre Streiche die Nachbarschaft unsicher machen, sodass Tommi auf die Idee kommt, einen Fußballverein zu gründen, um wenigstens die Jungs von der Straße zu bekommen.
Obwohl der Roman in den 50-er Jahren spielt, so finde ich ihn unerwartet zeitgemäß. Vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb die Barackentrilogie im Mai bzw. Juni neu aufgelegt werden soll: Literatur von Einar Kárason. Kárason bedient sich der Sprache dieser Menschen, schafft so ein authentisches Bild – und dank stimmiger Psychologie gelingt uns ein tiefer Blick in die verwundeten Seelen der großen und kleinen Helden. Manche Romanfigur wird der Leser dabei verabscheuen, denn deren Verhalten ist unerhört, unmenschlich brutal. Aber schon deckt der Autor deren Seele auf, um uns die Hintergründe für dieses Tun aufzuzeigen.
Nun dieser erste Teil „Die Teufelsinsel“ wurde 1996 verfilmt, ist aber zz. leider nicht erhältlich (ich habe lediglich eine isländische Fassung mit englischen Untertiteln gefunden). Immerhin gibt es bei Youtube den Trailer zum Film und auch einen weiteren kleineren Ausschnitt (alles allerdings auf Isländisch):
Djöflaeyjan – Trailer
Natürlich habe ich die zwei anderen Romane dieser Barackentrilogie damals vor über zehn Jahren auch gelesen (und bin jetzt beim erneuten Lesen mit dem Roman „Goldinsel“ beschäftigt).
Hier für den interessierten Leser einen kurzen Ausschnitt aus dem Roman ‚Teufelsinsel’ (Original: Þar sem djöflaeyjan rís, was wohl soviel heißt wie: ‚Da wo sich die Teufelsinsel erhebt’), zunächst auf Isländisch, dann auf Deutsch. Isländisch entstammt dem Altnordischen und hat sich in den letzten tausend Jahren im Bereich der Formenlehre (Morphologie) kaum verändert. Daher können Isländer von heute ohne größere Probleme die alten Sagas ihrer Vorfahren lesen. Bemerkenswert ist natürlich auch das isländische Alphabet, das z.B. die Buchstaben C und W nicht kennt, dafür aber Buchstaben enthält, die es in anderen Sprachen nicht gibt: Ð und Þ, Eth und Thorn genannt.
Og Baddi: hann gaf öllu jarðnesku streði tilgang. Skýri og fallegi efnispilturinn, blessaður ættarsóminn, ömmudrengur ömmubænanna sem Drottning Gamla hússins raulaði upphátt við eldhúsvaskinn eða í hljóði meðan hún gruflaði yfir spilum og framtíð vandalausra. Drengurinn með augun skæru, brosið, hjálpsemina og gæðin við allt sem lífsanda dró.
Nú var hann væntanlegur heim.
Gæfumenn voru ameríkanar að hafa fengið að njóta nærveru hans þessi ár fannst Karolínu, þessari stálhörðu manneskju sem ekki hafði leyft sér tilfinningalega viðkvæmni í áratugi. Núorðið talaði hún af svo klökkvum söknuði um Badda sinn að jafnvel Tommi varð hrærður og fór að ímynda sér að allt yrði bjart og fagurt þegar engillinn kæmi heim. Samt hafði Tommi alltaf haft miklu meiri taugar til Danna; þeir áttu svo margt sameiginlegt hann og yngri bróðirinn sem lítið var saknað og vitjaði ekki minninganna í hugum heimilisfólksins nema einsog hrafn sem tyllir sér á bæjarburstina og krúnkar.
Tommi sá það þegar hann hugsaði til baka að Baddi hafði svosem aldrei verið neinn óknyttastrákur. Það voru nú bara ýkjur og skilningsleysi gagnvart ungdómnum. Verða ekki strákar alltaf strákar? Undir það síðasta var hann reyndar orðinn Tomma töluverð byrði vegna sekta og skaðabóta fyrir allskyns smáspellvirki sem Baddi hafði forgöngu um, en svoleiðis eldist af piltum. Mestar áhyggjur hafði Tommi af unglingsstrákunum þegar þeir voru farnir að fikta við brennivín, stela flöskum og drekka sig fulla og fara inní skúra og kompur með stelpur sem æptu og veinuðu og komu svo æðandi út, allar úr skorðum gengnar, með eld og trylling í augum, en létu samt alltaf plata sig inní skúrinn aftur. En hvað var Tommi að hafa áhyggjur af þessu? Þetta er ungt og leikur sér, Tommi var kominn á þá skoðun að það væri bara af öfund sem fullorðna fólkið var alltaf að hneykslast á unglingunum sem gátu tekið lífinu létt. Tommi sjálfur, hann var alveg einsog Baddi hálfri öld áður, þannig hafði nú tíminn staðið í stað. Menn voru líka að segja að þeir væru nauðalíkir feðgarnir og þá varð Tommi hrærður en vandræðalegur og eyddi talinu. Þótt það væri óskiljanlegt þá vissi hann að þetta var ekki alveg útí bláinn, hann var oft að sjá sjálfan sig í Badda; báðir voru þeir til að mynda óttalega kulvísir og áður en Baddi fór út gekk hann jafnan í föðurlandsnærfötum innst og ullarhosum uppá miðja kálfa; fimmtán ára kvennagullið. Og ef hart var á tóbaksdalnum tóku guttarnir bara í nefið einsog heilbrigð íslensk æska.
Svo gleymdi Tommi því ekki hvað drengurinn var nú laginn í fótbolta. Verst að hann skyldi hætta að æfa. Það var fljótlega eftir keppnisferðina til Færeyja og Noregs, þá hættu líka Grjóni og Lúddi og megnið af gamla harða kjarnanum og ný kynslóð tók við með Danna og þannig pottorma í fararbroddi. Það var minnisstætt þegar Baddi kom á síðustu æfinguna og sagðist ekki nenna lengur svona smábarnadellu. Tölti svo á brott í gúmmískónum, kveikti sér í sígarettustubb á göngunni með eldsnöggum handtökum, skaut eldspýtunni uppí loftið og tók hana á hælinn í fallinu.
Þannig endaði sú fótboltaæfing. Baddi var kominn á sextánda árið þegar hann lagði af stað út í heiminn með stóru flugvélinni. Elsku drengurinn hennar ömmu, hún mundi það svo vel þegar hann kvaddi þau á flugvellinum, fámáll en æðrulaus.
„Þó í lífsins straumi bjáti eitthvað á
ákveðinn og sterkur sértu þá.“ (s. 146-147)
Dieses zu Deutsch:
„ Und Baddi: er gab allem irdischen Streben ein Ziel.
Dieser vielversprechende, aufgeweckte und hübsche Junge, Stolz der Familie, der Herzensschatz in Großmutters Gebeten, die die Königin des Alten Hauses am Spülbecken laut vor sich hin sang oder schweigend, während sie über Karten und fremden Schicksalen grübelte. Der Junge mit seinem strahlenden Augen, dem Lächeln, der Hilfsbereitschaft und Güte allem gegenüber, was da lebte und atmete.
Nun stand seine Heimkehr bevor.
Glücklich die Amerikaner, daß sie seine Anwesenheit während der letzten Jahre genießen durften, fand Lina, dieses beinharte Wesen, das sich jahrzehntelang keine Sentimentalitäten geleistet hatte. Jetzt sprach sie mit so tränenerstickter Sehnsucht von ihrem Baddi, daß sogar Tommi gerührt war und sich einbildete, nun, da der Engel heimkäme, würde alles hell und schön. Trotzdem – Danni hatte Tommi immer nähergestanden; sie hatten so vieles gemeinsam, er und der jüngere der Brüder. Er, den man kaum vermißte und der selten in den Erinnerungen der Familie auftauchte, höchstens, wie wenn ein Rabe sich flüchtig auf dem Giebel niederläßt und krächzt.
Wenn Tommi zurückdachte, sah er, daß Baddi nie wirklich ein unartiges Kind gewesen war. Alles Übertreibungen und mangelndes Verständnis gegenüber der Jugend. Sind und bleiben Jungs nicht immer Jungs? Zuletzt war er für Tommi eine …
… zündete sich im Gehen mit blitzschnellen Handbewegungen einen Zigarettenstummel an, warf das Streichholz in die Luft und kickte es mit der Ferse weg.
Damit endete jenes Fußballtraining.“
(S. 162-164 – 2. Auflage Taschenbuchausgabe Mai 1997 – btb Taschenbuch 72142)
Der Roman “Die Islandglocke”, bestehend aus drei Teilen, von Halldór Laxness (geboren als Halldór Guðjónsson; * 23. April 1902 in Reykjavík; † 8. Februar 1998 in Reykjalundur bei Mosfellsbær) spielt im unter dänischer Herrschaft stehenden Island des späten 17. und frühen 18. Jahrhundert. Halldór Laxness schrieb Die Islandglocke während des Zweiten Weltkrieges.
Im Mittelpunkt stehen der mit allen Wassern gewaschene Bauer Jón Hreggvidsson, die schöne, selbstbewusste und vornehme blonde Richterstocher Snæfriður Íslandssól (im Buch: Snaefridur Islandsonne, auch Snaefridur Björnsdóttir Eydalin) und der Gelehrte Arnas Arnaeus. Ihre Wege kreuzen sich immer wieder.
Jón Hreggvidsson wird des Mordes an den königlichen Henker angeklagt, kann sich einer Hinrichtung gerade noch entziehen und irrt anschließend jahrelang durch Europa. Nach seiner Rückkehr nach Island wird der Prozess immer wieder aufgerollt. Snaefridur ist die Tochter des Richters, der den Bauern das erste Mal aufgrund vager Indizien verurteilt, das Mädchen selbst ermöglicht ihm aber die Flucht. Und so zieht sich ein Prozess fast 50 Jahre hin, nämlich von 1683 bis 1730 – und ist historisch verbürgt. Die Akten dazu befinden sich in der ‚Arnamagnä(an)ischen Sammlung’ der Universitätsbibliothek von Kopenhagen (Die Handschriftsammlung wird heute in Reykjavík beim Arnamagnäanischen Handschrifteninstitut Islands unterstützt durch die Institution Árnastofnun, die Stiftung Árni Magnússon, aufbewahrt), die mit die ältesten und wertvollsten nordischen Handschriften enthält. Der Stifter dieser Handschriftensammlung war der isländische Pfarrerssohn Arni Magnússon, latinisiert Arnas Magnaeus (1663 – 1730), der erste Isländer, der in Kopenhagen Universitätslehrer wurde. Tragischerweise wurde bei einem Großbrand in Kopenhagen im Jahre 1728 ein großer Teil der Handschriften, Abschriften und Aufzeichnungen Árnis vernichtet, die wichtigsten Handschriften jedoch glücklicherweise gerettet. Einen Teil der Schriften konnte er bis zu seinem Tod Anfang 1730 noch aus dem Gedächtnis erneut zu Papier bringen. Im Roman tritt er als Arnas Arnaeus auf.
Zwischen Snaefridur und dem Gelehrten Arnas Arnaeus entwickelt sich ein Liebesverhältnis, das aber nicht seine Erfüllung findet. So heiratet Snaefridur den Junker Magnús Sigurdsson von Braedratunga (eigentlich Bræðratunga), der sich als Quartalssäufer entpuppt und sogar so weit geht, seine Frau gegen Schnaps zu verkaufen. Und neben dem Bischof von Skálholt und seiner Frau Jórunn, der Schwester Snaefridurs spielt noch der so genannte Wartefreier und Domkirchenpastor Sigurdur Sveinsson eine gewichtige Rolle. Diesen von ihr zuvor immer wieder demütigend zurückgewiesenen „ewigen Freier“, den gelehrten, zeitweise fanatisch asketischen und dem Katholizismus zugeneigten Pastor heiratet sie zuletzt, als es sich zeigt, das ihre Beziehung zu Arnas Arnaeus für immer zerbrochen ist. Nach dem Tod des Bischofs von Skálholt und seiner Frau durch die Pest, wird dieser dessen Nachfolger.
Die Romantrilogie ist kein historischer Roman im eigentlichen Sinne, sondern eine freie Dichtung. Aber wir lernen ein Land am Anfang der Neuzeit kennen – vertreten durch die Protagonisten dieses Romans. Dabei spielt die soziale und politische Situation Islands in diesem Roman eine große Rolle; gezeigt werden die verelendeten Bauern, die stolze, aber gleichfalls recht einfach lebende Oberschicht und die reichen dänischen Profiteure, aber auch der Stolz auf das Land und seine alten Überlieferungen bei Isländern aller Schichten.
„Gelahrte Männer haben in ihren Büchern mancherlei über die vielen Vorboten aufgezeichnet, welche die Beulenpest auf Island ankündigten. Zunächst kann man Hungersnot und Mißernten nennen, die es in allen Teilen des Landes gab mit großer Sterblichkeit unter dem Volk, insonderheit bei den Armen. Großer Mangel an Angelschnüren. Dazu kam Raub und Diebstahl mehr denn gewöhnlich, so auch Blutschande, zudem Erdbeben im Südland. Dazu vielerlei seltsame Dinge. In Eyrarbakki ehelichte eine Frau von achtzig Jahren einen Mann von einiges über zwanzig im Herbst vor der Pest und wollte ihn im Frühjahr impotentiae causa wieder loswerden. Am siebzehnten Majus wurden sieben Sonnen gesehen. Im selbigen Frühjahr bekam ein Schaf in Bakkakot im Skorratal ein mißgestaltes Lamm mit Schweinskopf und Schweinsborsten; der Oberkiefer bis zu den Augenhöhlen fehlte, die Zunge hing lang hervor über dem Unterkiefer, der keinen Zusammenhang mit der Hirnschale, und man fand keine Spur von Augen; Ohren lang wie an einem Jagdhund; vom Schädel hing eine kleine Zitze mit einem Loch darin. Als das Lamm geboren ward, hörte man es deutlich sprechen, indem es diese Worte sagte: Mächtig ist der Teufel in Kindern des Irrglaubens. Vom Kirkjubaearkloster verbreitete sich im Winter vor der Pest die Kunde, daß der Pächter des Klosterhofs wie auch ein anderer Mann, als sie zusammen am Abend durch den Kirchhof gingen, unter ihren Füßen ein Jammern vernommen; im Kirchspiel von Kjalarnes in der Luft eine Schimpferei. Im Skagafjord ward ein Rochen aus dem Wasser gezogen, der, sowie man ihn ins Schiff gebracht, fürchterlich zu lärmen und kreischen anhub, und als man ihn auf dem Strande ausgenommen und gevielteilt, in jedem einzelnen Stück weiter lärmte und kreischte; und als man die einzelnen Stücke nach den verschiedenen Hütten der Fischer gebracht, da schrien sie alle und ein jegliches auf seine Weise immerfort, lärmend und kreischend, so daß man sie alle samt und sonders wieder ins Wasser geschmissen. Menschen in der Luft. Und schließlich bleibt zu vermelden, daß jenes Ei, welches ein Huhn auf Fjall zu Skeid legte, deutlich ein dunkles Zeichen eingepreßt wies, das in umgekehrter Weise das Zeichen Saturni war, bedeutend: Omnium rerum vicissitudo veniet [Der Wechsel aller Dinge komme!].“
„Das ist ein Buch weit entfernt von aller kostümierten Geschichtsunterrichtung – es ist ein Nachklang aus dem alten herrlichen Island der Skalden, eine echte Saga, eine moderne Epiphanie jenes Volksgeistes, der einst die Geschichten vom Skalden Egil und dem geächteten Grettir gedichtet hat.“(Hermann Hesse)