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Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Döör de Döör döör

He geiht döör de Döör döör … Er geht durch die Tür durch – nichts anderes bedeutet dieser Singsang auf Hochdeutsch. Natürlich ist es Niederdeutsch, also Plattdeutsch. Da das Plattdeutsche keinen Duden kennt, ist die Schreibweise nicht immer eindeutig (de Döör könnte sich also auch nur mit einem Ö schreiben oder mit ÖH, auf jeden Fall wird es wie ein langes Ö gesprochen), ganz abgesehen von den regionalen Unterschieden (da gibt es für ‚dör’ auch ‚dörch’).

    Plattdeutsch - Plattdüütsch

„Als »niederdeutsch« oder »plattdeutsch« bezeichnet man Mundarten nördlich der sog. »Benrather Linie«, einer Dialektgrenze, die bei Benrath in der Nähe von Düsseldorf den Rhein überquert und entlang des Mittelgebirgsaums bis Frankfurt/Oder verläuft. Alle Mundarten, die nördlich dieser Grenze gesprochen werden, sind von einer Neuerung im Bereich des Konsonantismus ausgenommen, die sich im 7./8. Jahrhundert durchzusetzen begann. Betroffen von dieser Neuerung (Fachterminus: 2. Lautverschiebung) sind vor allem die Verschlußlaute p, t, k. In den hochdeutschen Mundarten (und selbstverständlich auch in der hochdeutschen Standardsprache) wurden diese je nach Stellung im Wort zu den Reibelauten pf/f, ts/s, und ch »verschoben«, während sie in den niederdeutschen Mundarten erhalten blieben. So heißt es im Niederdeutschen planten, maken und Tung‘ gegenüber hochdeutschem pflanzen, machen und Zunge.“ (Quelle: uni-potsdam.de)

Das Plattdeutsch klingt daher um einiges weicher, was sich besonders bei Schimpfwörtern ‚positiv’ auswirkt. So ist z.B. ein Klugscheißer auf Plattdeutsch ein Klokschieter. Und das böse S…-Wort heißt eben Schiet – ähnlich dem englischen shit – nur mit langem I. Und einige Wörter sind einfach zu herrlich wie z.B. Fellversupen für das Trinken nach einem Begräbnis (das Fell versaufen) oder Schietinnebüx für Angsthase (Hosenscheißer).

Leider bin ich des Plattdeutschen nicht mächtig. Lesen kann ich es ganz gut. Beim Hören gibt es schon größere Aussetzer – und Sprechen geht fast gar nicht. Trotzdem liebe ich diese leider zunehmend bedrohte Sprache/Mundart, da immer weniger Menschen Plattdeutsch sprechen. Nichts gegen das Hochdeutsche. Aber Platt- oder Niederdeutsch hat so seinen ganz besonderen Charme. Und wenn es ausstirbt, verlieren wir etwas. Immerhin ‚überlebt’ das Plattdeutsche in Einzelbegriffen, in Wörtern wie klönen und schnacken für sprechen, sich unterhalten – oder speziell in Orts- und Straßennamen (Töster Markt für den Tostedter Flohmarkt).

Ja, ich komme hier immer wieder aufs Plattdeutsche zu sprechen und vergesse dabei auch andere bedrohte Mundarten und Sprachen nicht (Bedrohte Sprache: HalunderBedrohte Sprachen in DeutschlandHannes Wader: Plattdeutsche LiederKomm inne Puschen!Schottland 2005: Gälisch). Wer bisschen in der Weltgeschichte herumreist (und dazu genügt das Reisen in deutschen Landen) und neben dem Land auch mit den Menschen in Kontakt kommt, der stolpert geradezu über ‚Abweichungen’ der jeweiligen Hochsprache in Form von Dialekten. Schön, dass es sie gibt.

Nun, ich habe etwas im Netz geguckt, was es da so Feines zum Thema Plattdeutsch gibt und habe einige Links zusammengestellt. Wer Lust hat, kann hier wunderbar stöbern (stövern nennt man das wohl auf Plattdeutsch):

Der Umbruch beim SV Werder

Der schrittweise Umbruch beim Fußballbundesligisten SV Werder Bremen geht am Anfang der Saison 2012/2013 in die nächste und wahrscheinlich entscheidende Phase. Nachdem die Mannschaft sich zum 2. Mal in Folge für keinen europäischen Wettbewerb, weder die Champions League noch die Europa League, qualifizieren konnte, musste der bisherige Kader schon allein aus finanziellen Gründen geschrumpft werden. Zum Saisonwechsel haben somit bisherige Stammspieler wie Tim Wiese, Marko Marin und Claudio Pizarro sowie weitere Spieler wie Sebastian Boenisch, Markus Rosenberg, Tim Borowski und Mikaël Silvestre den Verein verlassen bzw. verlassen müssen. Dafür hat man nun Anwehrspieler Sokratis endgültig verpflichtet und den Mittelstürmer Nils Petersen von den Bayern ausgeliehen. Für die Abwehr wurden mit Theodor Gebre Selassie und Assani Lukimya-Mulongoti weitere Spieler verpflichtet. Erst in diesem Tagen wurde Eljero Elia wohl für die linke Außenbahn von Juventus Turin an die Weser geholt. Allein offen ist wohl nur noch der Wechsel des jungen Nachwuchsspielers Hakan Calhanoglu vom Zweitliga-Absteiger Karlsruher SC.

SV Werder Bremen: Umbruch oder Schiffbruch?

Also viele neue Gesichter erwarten den Zuschauer im Weser-Station. Im Tor dürfte jetzt Sebastian Mielitz mit der Nummer eins stehen. Neben ihm stehen der junge Österreicher Richard Strebinger und der bisher in Österreich spielende Raphael Wolf als Ersatztorhüter bereit. Mit Christian Vander ist das nach meiner Meinung vielleicht ein Torhüter zu viel.

Auch in der Innenverteidigung gibt es ein Gedränge: Neben Naldo und Sokratis streben der aus Düsseldorf kommende Lukimya-Mulongoti, Sebastian Prödl und Francois Affolter auf die Stammplätze. In der linken Verteidigung bekommt Lukas Schmitz durch den jungen Florian Hartherz und jetzt auch durch den noch jüngeren Cimo Röcker, immerhin mit der U-17-Nationalmannschaft Dritter der Weltmeisterschaft 2011 und Zweiter bei der Europameisterschaft 2011, Konkurrenz. Auf rechts steht neben dem Mannschaftskapitän Clemens Fritz, der mit Abstand älteste Stammspieler Werders, die tschechische Neuverpflichtung Theodor Gebre Selassie zur Verfügung.

Im Mittelfeld dürfte sich auch einiges tummeln. Philipp Bargfrede dürfte weiterhin für den defensiven Part zuständig sein, Aaron Hunt und Florian Trinks für die Offensive. Und endlich ist zu hoffen, dass Mehmet Ekici die Kurve bekommt und zu dem wird, was alle von ihm erwarten: Regisseur des Werder-Spiels. Daneben bieten sich natürlich viele andere Spieler fürs Mittelfeld an: Aleksandar Ignjovski, Tom Trybull, Aleksandar Stevanovic, Zlatko Junuzovic, Felix Kroos, Predrag Stevanovic usw.

In der Offensive gibt es dann neben Marko Arnautovic (rechte Außenbahn) jetzt Eljero Elia auf Linksaußen und Nils Petersen in der Mitte (wo weiterhin auch Denni Avdic und Niclas Füllkrug bereitstehen). Sandro Wagner, der nach Kaiserslautern ausgeliehen war, gilt wohl als ausgemustert.

Kader-Übersicht des SV Werder Bremen siehe transfermarkt.de

Viele neue, noch mehr junge Gesichter. Man mag noch gar nicht einschätzen, wie das gehen wird. Mit Elia, Werders teuerstem Transfer in dieser Saison, hat man sich wohl ein weiteres Problemkind an Bord des Werder-Schiffs geholt. Mehr als die Halbierung seines Marktwertes (von einmal 12,5 auf jetzt 5 Millionen Euro) innerhalb eines Jahres spricht Bände. Er und Arnautovic müssen sich ja noch vom FC Twente Enschede kennen. Vielleicht schaffen sie es, Nils Petersen mit den nötigen Flanken zu bedienen. Die Außenbahnen verlangen schon etwas Laufarbeit. Also Jungs, nehmt eure Füße in die Hand und zeigt, was ihr könnt.

In der Abwehr ist Werder mit Naldo und Sokratis in der Mitte durchaus gut besetzt. Mielitz war bereits zu Zeiten von Tim Wiese ein guter Ersatz und dürfte die Beförderung zur neuen Numero eins verdient haben. Bei den Außen bin ich mir nicht ganz so sicher. Immerhin gibt es mit Gebre Selassie eine gute Alternative.

Das Mittelfeld bietet viel Platz zum Experimentieren – weiterhin … muss ich schreiben. Da gibt es zwar jede Menge Talente. Aber die warten fast alle noch auf ihren Durchbruch. An einem guten Tag ist alles möglich. Aaron Hunt in Spiellaune, Ekici mit den geschickten Pässen nach vorn. Leider ließen sich solche Tage in der letzten Saison nur wenige zählen.

Der Kader von Werder Bremen steht also (fast). Manager Klaus Allofs hat mehr Geld in die Hand nehmen dürfen als erwartet. Jetzt gilt es, aus dem Haufen eine Mannschaft zu formen. Thomas Schaaf: An die Arbeit! Wer mehr Geld investiert als er durch Spielerverkäufe einnimmt, sollte höhere Ziele vor Augen haben. Und das kann nur Europa-Pokal-Wettbewerbe heißen. Fast alle Spieler sind für mindestens die nächsten beiden Jahre an Werder vertraglich gebunden. Auch das sieht nach ‚Perspektive’ aus. Der Umbruch ist also so gut wie vollzogen. Jetzt müssen Taten folgen. Ich bin gespannt …!!!

Bis zum Freitag, den 24. August, 20 Uhr 30, ist noch etwas Zeit. Dann kommt es aber auch gleich knüppeldick: Der Deutsche Meister, Borussia Dortmund, empfängt zum Saisonauftakt die Werderaner. Mehr als untergehen kann man nicht im ehemaligen Westfalenstadion.

Friedrich Glauser: Studer ermittelt

Sommerzeit ist für mich nicht nur Lesezeit, sondern meist auch speziell Krimilesezeit. Für die warmen Tage eben leichte literarische Kost; zz. lese ich endlich den Riesenwälzer von Léo Malet: Paris des Verbrechens, die Kriminalromane um den Privatdetektiven Nestor Burma, zu Ende. Neben Kommissar Maigret von Georges Simenon ist Malets Nestor Burma die in Frankreich bekannteste Figur im Kriminalmilieu.

Denkt man an die Schweiz und Krimis, dann fällt den meisten zunächst Friedrich Dürrenmatt und sein Kriminalkommissär Bärlach ein. Nun neben diesem gibt es noch einen Kriminaler, den Wachtmeister Studer – eine Romanfigur von Friedrich Glauser, die zwischen 1936 und 1941 in insgesamt fünf Romanen auf den Spuren des Verbrechens in und um Bern unterwegs war. Auf Glausers Wachtmeister bin ich durchs Fernsehen aufmerksam geworden, denn dort gab es Anfang der 80-er Jahre drei Verfilmungen mit Hans Heinz Moser als Studer, die mir sehr gefallen haben. Aber erst jetzt habe ich begonnen, die Kriminalromane von Friedrich Glauser: Studer ermittelt – Sämtliche Kriminalromane in einem Band, Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2009, zu lesen. Es handelt sich dabei wie bei Léo Malets Paris des Verbrechens um einen Riesenwälzer von rund 1100 Seiten – beide sind zz. leider vergriffen. Aber natürlich gibt es Friedrich Glauser auch noch in anderen Verlagen.

Begonnen (und zu Ende gelesen) habe ich den ersten Roman, kurz „Wachtmeister Studer“ genannt. Dieser spielt ca. Mai/Juni 1932 zwischen Thun und Bern in einem kleinen fiktiven Ort namens Gerzenstein, nach dem Roman 25 km von Bern entfernt, wo Studer wohnt und gewöhnlich arbeitet. Als reale Vorbilder Gerzensteins dienten mutmaßlich die beiden kleinen Gemeinden Gerzensee und Geristein in der Nähe des schweizerischen Münsingen, vgl. Obschläger: Nachwort zu SEM, S. 221


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Gerzensee (gut 20 km von Bern entfernt) – Vorbild für Gerzenstein

Wir erfahren zunächst, dass Wachtmeister Studer vor einiger Zeit in Ungnade gefallen ist – ähnlich wie sein Autor, der zeitlebens unangepasst war („1917 trat er [Friedrich Glauser] in Kontakt mit Künstlern, Dichtern und Musikern der Dada-Bewegung. 1918 wurde er entmündigt wegen «liederlichem und ausschweifendem Lebenswandel», sprich: Drogenkonsum, Geldschulden und Konkubinat. Er wurde in der Folge immer wieder in Kliniken und Anstalten interniert, brach aus, wurde erneut gefasst, machte Entziehungskuren, wurde wieder rückfällig, unternahm Suizidversuche. 1921 floh er zu seinem Vater nach Mannheim, der ihm die Aufnahme in die Fremdenlegion vermittelte.“ Quelle: de.wikipedia.org).

„Damals war ich Kommissär bei der Stadtpolizei… […] … Nach der Bankaffäre bin ich in Ungnade gefallen und hab‘ wieder von unten anfangen müssen… Das gibt es…“ (S. 25) Außerdem erinnert Studer „an Leute, die keiner Partei angehören, und es deswegen zu nichts gebracht haben…“ (S. 46)

    Friedrich Glauser: Studer ermittelt (Zweitausendeins)

Der „Fahnderwachtmeister von der Berner Kantonspolizei“ erscheint als ein älterer, eher unscheinbarer und zudem etwas rundlicher Mann mit Schnurrbart und einer Brissago im Mund, einer langen, dünnen Zigarre mit Mundstück. Er ist ein früher herausragender Vertreter jenes Typus des unkonventionellen Ermittlers, der sich oft auf sein Bauchgefühl verlässt und dessen Interesse insbesondere seinen Mitmenschen gilt. Glauser selbst gab an, dass Georges Simenon, der Schöpfer des Maigret, sein „Lehrmeister“ gewesen sei. (Quelle: de.wikipedia.org)

„ … es kommt ein Fahnderwachtmeister dazu, […] dann kann es geschehen, daß alle die kleinen Unregelmäßigkeiten, die im Leben jedes Menschen vorhanden sind, plötzlich wichtig werden; man arbeitet dann mit ihnen, wie ein Maurer mit Backsteinen – um ein Gebäude aufzurichten…“ (S. 53) – „Ich brauch‘ weniger die Tatsachen als die Luft, in der die Leute gelebt haben… Verstehst? So die kleinen Sächeli, auf die niemand achtgibt und die dann eigentlich den ganzen Fall erhellen…“ (S. 72)

Ein Händler in dem kleinen Ort wurde in einem Waldstück ermordet. Und den Täter hat man auch gleich parat. Ein Zuchthäusler, der Arbeit in einer Gärtnerei gefunden hat. Studer kann gerade noch verhindert, dass dieser sich in seiner Zelle erhängt. Als der Verdacht laut wird, dass der Händler eventuell Selbstmord begangen hat, um für seine Familie eine Lebensversicherungsprämie zu erschleichen, ist da wieder der Zuchthäusler, der nun die Tat gesteht. Alles ist also ziemlich verzwickt und spielt zudem in einem kleinen Ort, in dem die Menschen nach etwas anderen Regeln ticken als in der Stadt. Am Schluss ist alles dann natürlich ganz anders, ohne das die Logik verbogen wird. Im Gegenteil: Erst die Lösung lässt den Fall im rechten Licht leuchten.

Wachtmeister Studer ist ein durch und durch menschlicher Typ ohne jegliche Allüren. Die Fälle haben viel Lokalkolorit, lassen sich aber auch für Nichtschweizer ohne sprachliche Probleme lesen. Friedrich Glauser gilt als einer der ersten deutschsprachigen Krimiautoren. Mit dem Fahnderwachtmeister von der Berner Kantonspolizei ist ihm ein einmalig sympathischer Antiheld gelungen.

Interessant sind sicherlich auch die Mordsspaziergänge – Kriminalliterarische Wanderungen im Kanton Bern (u.a. als Buch Mordsspaziergänge – mit 1 Audio-CD), in der u.a. zwei Studer-Krimis abgehandelt werden.

Am 1. Januar 2009 verfiel die Regelschutzfrist der Werke Glausers. Daraufhin veröffentlichte das Projekt Gutenberg-DE mehrere seiner Kriminalfälle online, hier der von mir gelesene Kriminalroman:

Friedrich Glauser: Wachtmeister Studer

siehe auch: Martin Schüller: Tod in Garmisch (Oberbayern Krimi)

London Calling (1): Von Gurken und Scherben

Es ist jetzt schon wieder viele Jahre her, dass ich zuletzt in London war. Mit meinem ältesten Sohn fuhr ich Anfang Juli 1996 für eine knappe Woche mit der Fähre, damals noch von Hamburg aus, bis Harwich und von dort mit dem Bus weiter bis in die britische Hauptstadt. Da unser eigentlich gebuchtes Hotel irgendwie belegt war, kamen wir in einer Preisklasse höher im Hilton Hotel National (heute Hilton London Kensington Hotel) in der Holland Park Avenue unter. Nicht schlecht, denn u.a. gab es statt des Continental breakfast ein ordentliches britisches Frühstück mit allem Drum und Dran, ein so genanntes Full breakfast. Zurück flogen wir dann ab London Heathrow.

Underground Station Piccadilly Circus - London 1996

The Tower - London 1996

London 1996

Kensington Gardens: Peter Pan Statue - London 1996

Mein Sohn war damals 5 ½ Jahre alt und ein großer Dinofan. So besuchten wir u.a. das Natural History Museum in London. Und natürlich waren wir auch beim Peter-Pan-Denkmal in Kensington Gardens. Auf dem Weg nach Greenwich kamen wir durch die so genannten Docklands. Hier war in den Jahren zuvor ein eigener Stadtteil mit einem eigenen Geschäftszentrum entstanden. Die vielen futuristisch anmutenden neuen Hochhäuser entwickelten sich schnell zu einer exklusiven Wohnlage. Der Bürogebäudekomplex nennt sich Canary Wharf und befindet sich auf der Isle of Dogs im Stadtbezirk London Borough of Tower Hamlets. Canary Wharf steht in Konkurrenz zum historisch gewachsenen Finanzzentrum in der City of London. Erreichbar war und ist das mit einer extra gebauten fahrerlosen Hoch- und Untergrundbahn, der Docklands Light Railway (DLR), deren Stationen sich teilweise in den Bürohochäusern selbst befinden (z.B. Heron Quays). Vergleichen lässt sich das Ganze mit der neuen HafenCity in Hamburg.

    London – Canary Wharf


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London – Canary Wharf

Seit diesen Jahren hat sich in London einiges getan. Nicht nur, dass für die in wenigen Tagen am 27. Juli beginnende Olympiade neue Wettkampfstätten wie Olympiastadion, das Aquatics Centre und der London Velopark entstanden, die Liste der höchsten Bauwerke in London ist um einige Hochhäuser größer geworden.


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London – 30 St Mary Axe (The Gherkin)

Vielen wird der 180 m hohe Wolkenkratzer 30 St Mary Axe, häufig The Gherkin (englisch für Essiggurke) oder Swiss-Re-Tower genannt, im Finanzbezirk der City of London bekannt sein. Neu hinzugekommen ist The Shard, auch Shard London Bridge (vormals London Bridge Tower, auch Shard of Glass; von englisch shard ‚Scherbe‘, ‚Splitter‘), das mit 310 Meter (zweit)-höchste Gebäude Europas. Der verzögerte Baubeginn erfolgte am 16. März 2009, die Einweihung war in der letzten Woche, am 5. Juli 2012. Die endgültige Bauhöhe von 310 Metern wurde am 30. März 2012 durch Aufsetzen einer stählernen Spitze als letztes Bauelement erreicht.


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London – Shard London Bridge (beim Näherrücken entpuppt sich Shard noch als Baustelle bei Google Maps)

Es wird also wieder einmal Zeit, London zu besuchen. In diesem Jahr wird es wohl nichts mehr. Die Olympischen Spiele schaue ich mir mit meinen Lieben im Fernsehen an. Aber vielleicht im nächsten Jahr?

siehe auch meinen Beitrag: Berlin. London. Sankt Petersburg.

Blumenpracht Teil 32

Es muss einmal gesagt werden: Dieser Sommer ist bisher alles andere als schön. Ja, ich weiß, es gibt einige schöne Tage mit Sonne und Wärme – meist aber auch mit einer hohen Luftfeuchtigkeit, die alles ziemlich unerträglich werden lässt. Für die Pflanzen mag das gut sein. Für uns arbeitende Menschen weniger. Und die nächsten Gewitter sind bereits im Anzug, die die Luft vielleicht für kurze Zeit abkühlen, damit sie sich bald wieder mit der niedergekommenen Feuchtigkeit sättigt. Von den Schäden und Todesfällen, die diese Extremwetterlagen verursachen ganz zu schweigen.

Blumenpracht und Früchte in AlbinZ Garten – Juli 2012

Blumenpracht und Früchte in AlbinZ Garten – Juli 2012

So schreiben wie Kafka

Nein, es geht hier nicht darum, Erzählungen und Romane, wie Franz Kafka sie schrieb, schreiben zu können. Es geht um Kafkas Handschrift. Die Faszination Kafkas endet nämlich längst nicht allein mit seinen Werken. Franz Kafka schrieb all seine Erzählungen, Romane, Tagebücher und den Großteil seiner Briefe per Hand. So wie Kafkas Werke, so hat es auch seine Handschrift in sich.

Denken wir an Schreibschriften, die vor rund 100 Jahren im deutschsprachigen Raum üblich waren (z.B. deutsche Kurrentschrift oder Sütterlinschrift), so werden wir zugeben müssen, dass wir mit diesen Schriften beim Lesen unsere Schwierigkeiten haben werden. Umso mehr erstaunt es, Kafkas Schrift so ohne Weiteres lesen zu können.

Franz Kafka: Der Prozess - handschriftlicher Anfang
Quelle: franzkafka.de

Kafkas Handschrift ist sehr ausdrucksstark. Das Schriftbild erscheint dabei gleichermaßen elegant wie einwenig nervös und ist gekennzeichnet durch eine sehr eigenständige und vielfältige, aber – wie bereits gesagt – gleichzeitig gut lesbare Formensprache. Dabei muss man wissen, dass Kafka nicht immer in der uns bekannten Schrift geschrieben hat. Bis 1907 schrieb Kafka in Kurrentschrift, erst dann in lateinischer Schrift (Quelle: Klaus Wagenbach: Franz Kafka – Bilder aus seinem Leben)

Kafkas Curriculum vitae in Kurrentschrift
Kafkas Curriculum vitae in Kurrentschrift

Was wohl nicht nur mich fasziniert, ist die Vielfalt an Schriftarten (auch Fonts oder englisch Typeface genannt), also die grafische Gestaltung eines Zeichensatzes (Buchstaben, Ziffern usw.), mit denen wir z.B. am Rechner schreiben können, mit denen aber vor allem Bücher gestaltet werden. Die bekanntesten Schriftarten kennt fast jeder beim Namen: Helvetica, Garamond, Times – oder Arial, Courier und Comic Sans (siehe die 100 besten Schriftarten). Diese Fonts sind meist Druckschriften, bei denen die einzelnen Buchstaben bzw. Lettern separat stehen. Es gibt aber auch Schriftarten, die Schreibschriften nachempfunden und Laufschriften sind, deren Buchstaben sich durch Bogenlinien miteinander verbinden. Für einen Grafiker, Designer oder wie immer man einen Ersteller einer solchen Schriftart nennt, ist es eine Herausforderung, einen solchen Font zu kreieren.

    Kafkas tatsächliche Unterschrift

Ich habe drei solcher Schriftarten gefunden, die als Ausgangspunkt die Handschrift Kafkas nutzen. Die erste nennt sich ‚Franz Kafka’ und ist von David Uebel (Website von David Uebel). Die Schrift ist allerdings ohne die genannten Bogenlinien, auch nicht ganz vollständig (es fehlen einige Umlaute, Sonderzeichen usw.) und etwas ‚löchrig’. Dafür ist sie allerdings auch kostenlos erhältlich.

    Fonts mit Kafkas Handschrift
    1. ‚Frank Kafka’ von David Uebel
    2. ‚Kafka’ von Julia Bausenhardt
    3. ‚ FF Mister K’ von Julia Sysmäläinen

Die beiden anderen Schriftarten sind dagegen nicht ganz preiswert. Es steckt aber auch viel Arbeit darin. Da gibt es z.B. die Schriftart ‚Kafka’ aus dem Jahre 2010 der Designerin Julia Bausenhardt (bei myfonts.com für 45 € zu erwerben – bis zum 14.07.2012 zum Sonderpreis von 38,25 €). Hier werden die Eigenheiten der Schrift Kafkas sehr schön wiedergegeben. Ähnlich verhält es sich mit den Fonts der Finnin Julia Sysmäläinen, die 2008 gleich eine ganze Fontfamilie veröffentlicht hat: FF Mister K (diese kosten bei fontshop.com zwischen 35 und 169 €). Beide Designerinnen haben sich in erster Linie als Quellen an dem Manuskript des Romans „Der Prozess“ gehalten. Die Schriftart von Julia Sysmäläinen wurde u.a. für die Cover einer neuen Kafka-Edition des Schocken Verlags (siehe auch die facebook-Seite) verwendet.

So weit, so gut: Was mich eigentlich erstaunt ist die Tatsache, dass Kafka auf so vielen Gebieten immer noch und immer wieder Quelle der Inspiration ist. Besonders Frau Sysmäläinen hat sich ausgiebig mit Kafka und seiner Handschrift beschäftigt und auch noch eigens 600 Piktogramme entworfen, die auf den Schriftzeichen von Mister K Regular basieren. Und selbst die Werbung bedient sich inzwischen der Handschrift ‚Kafkas’ resp. dem Font von Julia Sysmäläinen.

siehe auch:
Freie Schriftarten
Was ist bloß mit Ian los? Teil 58: Tull Symbols Font
Font-Generator für die eigene Handschrift

Vergessene Stücke (15): Albert Camus – Dramen (Teil 2)

Albert Camus war Schriftsteller und Philosoph des Existenzialismus und gilt als einer der bekanntesten und bedeutendsten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts. 1957 erhielt er für sein Gesamtwerk den Nobelpreis für Literatur. Wie bereits in meinem Beitrag Albert Camus – Dramen (Teil 1) geschrieben, so war Albert Camus nicht nur Philosoph und Verfasser von Romanen und Erzählungen. Er war auch ein begeisterter Theaterfreund und als solcher Schauspieler und Regisseur eines kleinen Theaters in Algier – und natürlich Dramatiker. Zwischen 1938 und 1950 verfasste er vier Schauspiele. 1959 dramatisierte er mit dem Stück „Die Besessenen“ den Roman Dämonen von Dostojewski. Und wie ebenfalls bereits erwähnt, so werden Camus’ Stücke auch heute immer noch aufgeführt.

    Albert Camus

Komme ich heute zu den beiden letzten Stücken von Camus’ Dramen, die ich in folgender Ausgabe vorliegen habe: Albert Camus: Dramen – ins Deutsche übertragen von Guido G. Meister – Rowohlt Verlag, Hamburg – 128. – 131. Tausend, April 1982 (14. Auflage) – Sonderausgabe. Man könnte die beiden Stücke „Die Gerechten“ und „Die Besessenen“ als russische Stücke bezeichnen.

Die Gerechten ist ein Schauspiel in fünf Akten und wurde am 15. Dezember 1949 im Théâtre Hébertot, Paris, uraufgeführt.


Experimentelle Kurzfilmadaption einer Szene aus „Die Gerechten“ von Albert Camus.

„Russland im Jahre 1905. Eine terroristische Kampftruppe, Mitglieder der Partei der Sozialrevolutionäre, plant ein Bombenattentat auf den Grossfürsten Sergej, den Onkel des Zaren, um das zaristische Regime zu erschüttern. Doch Kaljajew, der die Bombe werfen soll, bringt es nicht fertig, als er sieht, dass zwei Kinder mit in der Kutsche sitzen. Alle haben Verständnis für den Grundsatz: Unschuldige dürfen nicht leiden. Nur Stepan, der nach Haft, Folter und Flucht voller Hass ist, würde für die ‹Sache› sogar Kinder opfern. Zwei Tage später gelingt es Kaljajew, den Grossfürsten allein zu töten. Er wird verhaftet, gefoltert und soll seine Freunde verraten mit der Aussicht auf Begnadigung. Doch Kaljajew bleibt seiner Tat treu, auch als die Witwe des Grossfürsten ihn im Gefängnis besucht und ihn zur Reue bekehren möchte: «Nur wenn ich nicht stürbe, wäre ich ein Mörder». Er wird hingerichtet. Als die Kampftruppe davon erfährt, beschliesst Dora, die nächste Bombe zu werfen, um ihrem Geliebten ins Jenseits zu folgen. «O Liebe! Leben! Nein, nicht Leben: Liebe im Tod!»“ (Quelle: art-tv.ch)

Personen:

Dora Duljebow
Die Großfürstin
Iwan Kaliajew (Kaljajew) , genannt Janek, der “Dichter”
Stepan Fjodorow
Boris Annenkow, genannt Borja
Alexis Woinow
Skuratow
Foka
Der Wärter

Das Theaterstück basiert auf einer wahren Begebenheit: Im Jahre 1905 verübte die terroristische Gruppierung der Sozialrevolutionäre einen Anschlag auf den russischen Großfürsten Sergei. Das Stück ist natürlich insoweit aktuell, als es um einen terroristischen Anschlag geht. Allerdings suchen die Attentäter nach Gerechtigkeit in einem zaristischen Russland, während heutige Terroristen eher die Implementierung despotischer Systeme anstreben und dabei auch auf Unschuldige wenig Rücksicht nehmen. „Die Revolution frisst ihre Kinder“, heißt es. Camus’ Revolutionäre sind der Gerechtigkeit halber bereit zu sterben.

„In ‚Die Gerechten’ legt Camus an einem Fall aus der russischen Geschichte die Grenzen menschlichen Handels dar. Er zeigt, daß auch die radikale revolutionäre Tat nur in diesen Grenzen zu rechtfertigen ist, daß die Täter in ihren Tod einwilligen müssen, wenn sie sie überschreiten und um eines Ideals willen zu Mördern werden.“ (Klappentext zum Buch)

Albert Camus schreibt in seinem Vorwort zu seinen Dramen zum Stück: „Meine Helden Kaliajew und Dora besitzen meine ungeteilte Bewunderung. Ich wollte bloß darlegen, daß auch der Tat selbst Grenzen gesetzt sind. Nur die Tat ist gut und gerecht, die diese Grenzen anerkennt und, falls sie sie überschreiten muß, zumindest in den Tod willigt. Unsere Welt zeigt uns heute ein widerliches Gesicht, gerade weil sie von Menschen gezimmert wird, die sich das Recht anmaßen, diese Grenzen zu überschreiten und insbesondere Mitmenschen zu töten, ohne selbst mit dem Leben zu bezahlen. So kommt es, daß die Gerechtigkeit heute überall auf der Welt den Mördern jeglicher Gerechtigkeit als Alibi dient.“

Am 30. Januar 1959 wurde das Drama „Die Besessenen“, Albert Camus‘ Bearbeitung des Romans von Dostojewski für die Bühne, im Théâtre Antoine, Paris, uraufgeführt. Es ist gewissermaßen eine geraffte Fassung des über 800 Seiten starken Romans.

Die Dämonen ist ein 1873 veröffentlichter Roman von Fjodor Dostojewski. Das Buch beschreibt das politische und soziale Leben im vorrevolutionären Russland des späten 19. Jahrhunderts, als unter zunehmender Labilität der zaristischen Herrschaft und traditionellen Wertesysteme verschiedene Ideologien (Nihilismus, Sozialismus, Liberalismus, Konservatismus) aufeinanderprallten, die von Dostojewski jeweils in einem Protagonisten dargestellt werden. In geradezu seherischer Art und Weise hat Dostojewskij die politischen und menschlichen Entwicklungen des 20. und 21. Jahrhunderts präzise vorhergesagt.

Im Roman wie auch in dem Theaterstück stehen zwei Ereignisse im Mittelpunkt. Beim ersten geht es um einen Mord innerhalb einer revolutionären Gruppe. Bei dieser wahren Begebenheit wurde auf Veranlassung des skrupellosen Nihilisten Sergei Netschajew ein junges Mitglied seiner Gruppe von seinen Kameraden ermordet. Netschajews Absicht war, damit gleichzeitig einen Kritiker auszuschalten und die Gruppe durch den gemeinschaftlichen Mord zusammenzuschweißen. Die Figur Peter (Pjotr) Werchowenski und die Ereignisse um seine revolutionäre Gruppe in „Die Dämonen“ basieren auf Netschajew und dem Mordfall. Das andere Ereignis ist Stawrogins Beichte bei Bischof Tichon. Der von inneren Widersprüchen zerrissene Stawrogin offenbart darin seine Zweifel an Gott und jeder Moral.

Personen:

Grigorejew, der Erzähler
Stepan Trofimowitsch Werchowenski
Warwara Petrowna Stawrogina
Liputin
Schigalew
Iwan Schatow
Wirginski
Gaganow
Alexej Jegorowitsch, Diener
Nikolai Stawrogin
Praskowja Drosdowa
Dascha Schatowa, Schwester von Iwan. S.
Alexej Kirillow
Lisa Drosdowa
Mawriki Nikolajewitsch
Marja Timofejewna Lebjadkina
Hauptmann Lebjadkin
Peter Stepanowitsch Werchowenski
Fedka
Der Seminarist
Ljamschin
Tichon, der Bischof
Marja Schatowa, Frau von Iwan S.

Schauplätze:

1. Bei Warwara Stawrogina. Reich ausgestatteter, im Stil der Epoche gehaltener Salon
2. Das Filippowsche Haus. Doppeltes Bühnenbild: ein Salon und ein kleines Zimmer. Sehr ärmlich eingerichtete möblierte Wohnung
3. Die Straße
4. Das Lebjadkinsche Haus. Ein schäbiger Salon in der Vorstadt
5. Der Wald
6. Ein geräumiger Saal im Jefimjewski-Kloster
7. Der Salon im Stawroginschen Landhaus in Skworeschniki

Camus schreibt zu Dostojewski im Zusammenhang mit seinem Stück: „Lange Zeit hat man Marx für den Propheten des 20. Jahrhunderts gehalten. […] wir erkennen, daß Dostojewski der wahre Prophet war. Er hat die Herrschaft der Großinquisitoren und den Triumph der Macht über die Gerechtigkeit vorausgesehen. […] Ich stelle die ‚Dämonen’ neben die drei oder vier größten Werke, die die enorme Anhäufung der Schöpfungen menschlichen Geistes krönen: neben die ‚Odyssee’, ‚Krieg und Frieden’, ‚Don Quijote’ und die Dramen Shakespeares. […] Für mich ist in erster Linie Dostojewski der Schriftsteller, der lange vor Nietzsche den zeitgenössischen Nihilismus erkannt, definierte und seine ungeheuerlichen oder wahnwitzigen Folgen voraussah, und der versuchte, die Botschaft des Heils zu bestimmen.“

„Das letzte Bühnenstück des französischen Nobelpreisträgers ist eine eindrucksvolle Adaption des Romans ‚Die Dämonen’ von Dostojewski. Die Begegnung französischer clartè mit dem Dämonischen ist deshalb ein Ereignis, weil sie Extreme abendländischer Geistigkeit zusammenzuzwingen versucht. Das Ergebnis wirkt bei der Lektüre fast noch eindringlicher als bei einer Aufführung auf der Bühne.“ Der Tag, Berlin

Siehe auch Video bei YouTube: Albert Camus on Nihilism

5 mal 10 Tipps für Urlaub, Reise & Freizeit

Seit 2009 bin ich Mitglied bei tripadvisor.de, einer Community im Netz für alles, was irgendwie mit Reisen zu tun hat. Hier gibt es einige Ranglisten, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Vielleicht findet der eine oder andere von Euch die richtige ‚Inspiration’ für den nächsten Urlaub (eigentlich sind wir ja bereits mitten in der Urlaubszeit):

10 absolute Trauminseln (atemberaubende Inseln, die Sie einmal im Leben gesehen haben sollten)

Ischia, Italien

10 tolle Orte, um Leute zu beobachten (Zurücklehnen und die Welt an sich vorbeiziehen lassen)

10 ungewöhnliche Museen (Von Schuhen bis zu Klobrillen)

10 fantastische Hotelpools

10 kultige Festivals

Da kann ich nur noch eine schöne Urlaubszeit wünschen!

Olympia kann kommen

Neben der Fußball-Europameisterschaft endeten am Sonntag auch die Europameisterschaften der Leichtathletik in Helsinki. Und mit insgesamt 16 Medaillen waren die deutschen Sportler besonders erfolgreich. Olympia kann also kommen. Es ist nur zu hoffen, dass einige der erfolgreichen Athleten in Helsinki nicht bereits ihr Pulver verschossen und vor der Zeit den Zenit ihrer Leistungsfähigkeit erreicht haben.

Am Freitag in drei Wochen bereits (27.07.2012) beginnen also in London die 30. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit, die am 12. August enden. Es wird erwartet, dass über 200 Nationen bzw. Nationale Olympische Komitees (NOK) Athleten entsenden werden. Die Leichtathleten nehmen übrigens am 3. August ihre Wettkämpfe auf.

    Olympia 2012 London

Der Fußball beginnt übrigens schon am 25. Juli, also zwei Tage vor der offiziellen Eröffnungsfeier. Auch diesmal sind bei den Männern nur U-23-Mannschaften zugelassen, die mit maximal drei älteren Athleten verstärkt werden dürfen. Das olympische Fußballturnier ist also auch weiterhin nicht mit einer Weltmeisterschaft vergleichbar. Kurios und lange diskutiert ist die Tatsache, dass bei den Olympischen Spielen 2012 nach langer Pause wieder eine britische Mannschaft teilnehmen wird, die das ganze Königreich vertritt, denn eine britische Fußballnationalmannschaft existiert wegen der traditionellen Eigenständigkeit der Fußballverbände von England, Nordirland, Schottland sowie Wales offiziell nicht.

Damit die Zeit bis dahin nicht zu lang wird, wurde am Wochenende die 99. Tour de France 2012 gestartet. Allerdings erfolgt in Deutschland eine Live-Übertragung der Tour nur noch über den Sender Eurosport. ARD und ZDF übertragen wegen der Dopingproblematik die Grande Boucle (Große Schleife) nicht mehr live.

Ergebnisse der Tour de France siehe sportschau.de oder auf der offiziellen Website der Tour.

Hier noch einige Informationen zur Fußball-Europameisterschaft 2012. In die UEFA EURO 2012 Mannschaft des Turniers wurden folgende Spieler gewählt:

Tor: Gianluigi Buffon (Italien), Iker Casillas (Spanien), Manuel Neuer (Deutschland).

Verteidigung: Gerard Piqué (Spanien), Fábio Coentrão (Portugal), Philipp Lahm (Deutschland), Pepe (Portugal), Sergio Ramos (Spanien), Jordi Alba (Spanien).

Mittelfeld: Daniele de Rossi (Italien), Steven Gerrard (England), Xavi Hernández (Spanien), Andrés Iniesta (Spanien), Sami Khedira (Deutschland), Sergio Busquets (Spanien), Mesut Özil (Deutschland), Andrea Pirlo (Italien), Xabi Alonso (Spanien).

Sturm: Mario Balotelli (Italien), Cesc Fàbregas (Spanien), Cristiano Ronaldo (Portugal), Zlatan Ibrahimović (Schweden), David Silva (Spanien).

Die Auswahl ist mir etwas zu ‚ergebnisorientiert’, also nimmt etwas zu viel ‚Rücksicht’ auf die Platzierungen der Mannschaften. Lediglich Ibrahimović (Schweden – schon der Gruppenphase ausgeschieden) ist aufgrund seines Bekanntheitsgrades in diese Mannschaft gewählt worden. Für Buffon (Italien) im Tor hätte ich durchaus Petr Čech (Tschechien) gewählt. Und Mats Hummels hat bis auf den groben Schnitzer im Spiel gegen Italien ein großartiges Turnier gespielt. Aber sei es drum …

Spaniens Mittelfeldregisseur Andrés Iniesta ist von der Technischen Kommission der UEFA zum besten Spieler der UEFA EURO 2012 gewählt worden. Und der Spanier Fernando Torres hat sich in den Schlussminuten der UEFA EURO 2012 mit einem Treffer sowie einer Vorlage gegen Italien den Goldenen Schuh als bester Torschütze des Turniers gesichert.

Das Beste kommt zuletzt

Lange hat die Fußballwelt gerätselt: Können die Spanier nicht oder wollen sie einfach noch nicht: Ihr berühmtes Tiki-Taka war bis ins Halbfinale ohne Esprit, oft ohne überraschende Momente, einfach zu langsam vorgetragen und damit zu einem Rasenschach verkommen, das Mannschaften eigentlich nur spielen, wenn ihnen die zündende Idee fehlt.

Bei der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine zeigten die Spanier nun, dass sie wirklich auch ‚anders’ können, dass ihnen die genialen Pässe durchaus gelingen, dass sie den Gegner laufen lassen, während sie sich in ihrem Kurzpassspiel geradezu ‚erholen’.

Finale: Spanien-Italien 4:0

Spanien ist und bleibt das Maß aller Dinge im Fußball. Die junge deutsche Mannschaft hat Lehrgeld zahlen müssen, obwohl ich sie gern statt der Italiener gegen den alten und neuen Europameister (und amtierenden Weltmeister) Spanien spielen gesehen hätte. Das Endspiel gestern war endlich der gewünschte Leckerbissen aus der Feinkostabteilung des Fußballs. Ohne die Leistung Italiens schmälern zu wollen: Die Spanier haben über lange Strecken des Spiels gezaubert, dass es eine Freude war, dem zuzugucken.

Hier mein Tipp und das tatsächliche Ergebnis des Finales:

01.07. 20:45 Uhr Kiew Spanien – Italien Tipp 2:1 n.V. (Ergebnis 4:0)

Siehe auch meine Beiträge:
Warum Deutschland (vielleicht) nicht Europameister wird
Taktische Finessen
Aus die Maus

Übrigens: Auf sportschau.de sind noch einmal alle Tore dieser EM zu sehen.

Heute Ruhetag (17): Robert Walser – Der Gehülfe

Vor längerer Zeit habe ich diesen Roman einmal zu meinen liebsten Büchern gezählt: Der Gehülfe von Robert Walser. Dieser Roman wurde 1907 geschrieben und 1908, also vor über 100 Jahren, veröffentlicht. Er handelt von dem 24-jährigen Joseph Marti, Gehülfe des Ingenieurs Carl Tobler, und wie dieser während eines halben Jahres als Hausangestellter den Ruin einer erfolglosen Erfinder-Familie erlebt. Am Ende geht Joseph Marti wieder seiner Wege. Der Roman spielt in der Schweiz und hat autobiografische Bezüge.

Robert Walser war ein Sonderling. Und so sind seine Romane, Erzählungen und Gedichte von einem sonderbaren Charme geprägt. Hermann Hesse schreibt 1936, zwar sei der „Gehülfe voll von Stimmungen vom Anfang des 20. Jahrhunderts“, doch bezaubere die „Erzählung durch die zeitlose Anmut ihres Vortrags, durch die zart und absichtslos spielende Magie“. In einem Nachwort zum Roman schrieb Anne Gabrisch , „Herr und Diener [seien] gleichermaßen närrisch – ein Paar von fürchterlicher Komik. Und von weit her an Don Quijote und Sancho Pansa erinnernd.“ Dem ist von meiner Seite nicht hinzuzufügen.

Heute Ruhetag!

Eines Morgens um acht Uhr stand ein junger Mann vor der Türe eines alleinstehenden, anscheinend schmucken Hauses. Es regnete. »Es wundert mich beinahe,« dachte der Dastehende, »daß ich einen Schirm bei mir habe.« Er besaß nämlich in seinen früheren Jahren nie einen Regenschirm. In der einen nach unten grad ausgestreckten Hand hielt er einen braunen Koffer, einen von den ganz billigen. Vor den Augen des scheinbar von einer Reise herkommenden Mannes war auf einem Emailleschild zu lesen: C. Tobler, technisches Bureau. Er wartete noch einen Moment, wie um über irgend etwas gewiß sehr Belangloses nachzudenken, dann drückte er auf den Knopf der elektrischen Klingel, worauf eine Person kam, allem Anschein nach eine Magd, um ihn eintreten zu lassen.

»Ich bin der neue Angestellte,« sagte Joseph, denn so hieß er. Er solle nur eintreten und hier, die Magd zeigte ihm die Richtung, nach unten ins Bureau gehen. Der Herr werde gleich erscheinen.

Joseph stieg eine Treppe, die eher für Hühner als für Menschen gemacht schien, hinunter und trat rechter Hand ohne weiteres in das technische Bureau ein. Nachdem er eine Weile gewartet hatte, ging die Türe auf. An den festen Schritten über die hölzerne Treppe und am Türaufmachen hatte der Wartende sogleich den Herrn erkannt. Die Erscheinung bestätigte nur die vorausgegangene Gewißheit, es war in der Tat niemand anderes als Tobler, der Chef des Hauses, der Herr Ingenieur Tobler. Er machte ziemlich große Augen, er schien ärgerlich zu sein und war es auch.

[…]

»Von Herzen!« sagte der Gehülfe. Sie ergriff zum letzten Mal das Wort:

»Ich werde es ihm ausrichten, es wird ihn freuen. Er hat es um Sie verdient, daß Sie ihm nicht grollen, er hat Sie gern gehabt, wie wir alle. Sie sind unser Angestellter gewesen – nein, gehen Sie jetzt. Viel Glück, Joseph.«

Sie bot ihm die Hand und wandte sich dann zu ihren Kindern, als sei gar nichts weiter geschehen. Er nahm seinen Handkoffer vom Boden auf und ging. Und dann verließen die beiden, Marti und Wirsich, den Abendstern.

Unten auf der Landstraße angekommen, machte Joseph halt, zog einen Toblerschen Stumpen aus der Tasche, zündete sich denselben an und drehte sich noch einmal nach dem Haus um. Er grüßte es in Gedanken, dann gingen sie weiter.

Robert Walser: Der Gehülfe (u.a. als HTML)