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Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Italienische Verhältnisse

Die GDL (Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer) kündigt unbefristete Streiks an, nachdem ihre Mitglieder in einer Urabstimmung für eine Ausweitung des Ausstandes gestimmt haben. Das betrifft auch den Personennahverkehr in Norddeutschland und damit die Züge der Metronom Eisenbahngesellschaft mbH.

Die GDL fordert einen Flächentarifvertrag für alle Lokomotivführer (egal ob sie Fern-, Nah- oder Güterzüge fahren) in Deutschland, kurz BuRaLFT genannt. In diesem Flächentarifvertrag soll ein Entgelt festgeschrieben werden, das bei 105 Prozent des DB-Niveaus liegt.

Die Tarifrunde selbst dauert bereits seit Sommer 2010 an und ist aus verschiedenen Gründen für Außenstehende nicht vollständig nachvollziehbar. „Am 8. Oktober hatten die privaten SPNV-Unternehmen der Tarifgemeinschaft aus Transnet und GDBA“ (seit dem 30. November 2010 sind diese beiden zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, kurz EVG, fusioniert) „ein weitgehendes Angebot vorgelegt, das im Basistarif eine Anhebung der Entgelte auf das DB-Niveau vorsieht. Bei Berücksichtigung struktureller Unterschiede in den Zuschlägen und Zulagen kommt das Angebot beim Jahresentgelt auf 90 Prozent des DB-Niveaus.“ Am 5.11.2010 wurde hierzu ein bilaterales Schlichtungsverfahren vereinbart. Zu diesem Gespräch war auch die GDL eingeladen. „Ziel der Schlichtung soll ein gemeinsamer Tarifvertrag für die Beschäftigten im Schienennahverkehr sein.“ (Quelle: arriva.de).

Im Januar 2011 hatten sich dann die genannten sechs SPNV-Unternehmen mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sowie mit der DB auf einen Branchentarifvertrag für den SPNV geeinigt. Die Einigung kam durch einen Schlichterspruch von Dr. Peter Struck, ehemaliger Bundesverteidigungsminister und bis 2009 Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, zu Stande. Mit diesem Branchentarifvertrag SPNV wurde erstmals die Eigenständigkeit der Branche anerkannt. (Quelle: veolia-verkehr.de)

Genau diesen Branchentarifvertrag akzeptiert die GDL nicht.

Die GDL hat etwa 34.000 Mitglieder; von den rund 25.000 Triebfahrzeugführern in Deutschland sind mehr als 70 Prozent bei der GDL organisiert. Die ‚konkurrierende“ EVG hat etwa 240.000 Mitgliedern. Bei ihr ist die Mehrzahl der Lokrangierführer organisiert.

GDL und EVG treten mehr und mehr konkurrierend auf. Die EVG hatte sich ja Anfang des Jahres mit den Arbeitgebern auf einen SPNV-Branchentarifvertrag geeinigt. Der EVG- Vorsitzende Alexander Kirchner kritisiert daher die jetzige Vorgehensweise der GDL. „Es gehe den Lokführern [der GDL] nicht um den Tarifkonflikt…. Ihr Ziel sei es stattdessen, mehr Mitglieder als die Schwestergewerkschaft zu bekommen. Kirchner sehe die Gefahr einer Entsolidarisierung der Gesellschaft, wenn jede Berufsgruppe für sich ‚vom Kuchen immer ein größeres Stück abschneidet als die anderen’ ‚Im Bereich Bahn gibt es jede Menge Beschäftigtengruppen, die mindestens oder sogar noch ein höheres Druckpotenzial erzeugen können als die GDL’, sagte Kirchner. Er kritisierte auch mögliche längere Streiks: ‚Wenn es aber darum geht, dass in Zukunft nur noch Ergebnisse erzielt werden, wenn man möglichst lange und häufig streikt, dann kriegen wir eine andere Republik, eine andere Gesellschaft.’“ (Quelle. zdf.de) Italienische Verhältnisse?

Werfen wir einen Blick auf die Arbeitgeberseite und hier speziell auf die Gesellschaft, die die Metronom-Züge betreibt:

Die Metronom Eisenbahngesellschaft mbH gehört zu 69,9 % der NiedersachsenBahn GmbH. Diese wiederum ist ein Zusammenschluss der privaten Osthannoversche Eisenbahnen AG (60 %) aus Celle und der staatlichen Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (40 %) aus Zeven. Die Osthannoversche Eisenbahnen AG (OHE) wiederum ist seit März 2007 mehrheitlich im Besitz der Arriva Deutschland GmbH. Nachdem diese zwischenzeitlich ein Teil der Deutschen Bahn war, wurde die Arriva Deutschland GmbH Anfang Dezember 2010 an ein Konsortium der italienischen Staatsbahn Ferrovie dello Stato und des französisch-luxemburgischen Finanzinvestors Cube Infrastructure verkauft. Über die Arriva Deutschland GmbH gehört die Metronom Eisenbahngesellschaft mbH also der italienischen Staatsbahn. Italienische Verhältnisse – Klappe die zweite?

In den laufenden Tarifverhandlungen zwischen GDL auf der einen Seite und der Deutschen Bahn samt der sechs großen Schienenpersonennahverkehrsunternehmen (Abellio GmbH, Arriva Deutschland GmbH, BeNEX GmbH, Keolis Deutschland GmbH & Co. KG, Veolia Verkehr GmbH und die Unternehmen der Hessischen Landesbahnen) andererseits zählt man die Metronom Eisenbahngesellschaft mbH zur Arriva Deutschland GmbH.

Das Ganze hat natürlich noch eine weitere Dimension: Im Auftrag des Landes Niedersachsen erstellt die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) „ein bedarfsgerechtes öffentliches Verkehrsangebot und gestaltet es für Fahrgäste einfacher, mit Bahnen und Bussen aktiv zu sein.“ Die LNVG ist eine Tochter des Landes Niedersachsen und übernimmt „die Verkehrsplanung und konzipieren den Fahrplan, … führt Wettbewerbsverfahren durch und schließt Verträge mit Eisenbahnverkehrsunternehmen.“

So wird alle acht Jahre der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) zwischen Bremen und Hamburg sowie zwischen Hamburg und Uelzen – kurz Hanse-Netz genannt – durch die LNVG ausgeschrieben. Zuletzt zum Dezember 2010. Und wie bereits acht Jahre zuvor (und zum ersten Mal) bekam die Metronom Eisenbahngesellschaft mbH den Zuschlag und schlug einen Konkurrenten wie die Deutsche Bahn aus dem Rennen (siehe hierzu eine Info der LNVG als PDF 109 KB groß). Kritiker behaupten nun, Metronom hätte den Zuschlag bekommen, weil diese durch ‚Dumping-Löhne’ den Preis drücken konnte. Italienische Verhältnisse – Klappe die dritte?

Ja, so langsam wird ein Karussell daraus. Und auf diesem sitzt der dumme August, der Kunde. Ich will das hier gar nicht weiter ausführen und kommentieren. Jeder wird sich seinen eigenen Reim darauf machen können. Irgendwo hat, wie es scheint, jeder Dreck am Stecken. Was ich aber zuletzt dann doch noch sagen darf:

Ich möchte die SPNV-Betreiber wie Metronom, die Gewerkschaft GDL und ihre Lokführer und auch die Verantwortlichen beim Land daran erinnern, dass es der Kunde ist, der so genannte Fahrgast, für den Ihr alle arbeiten dürft und der Euch bezahlt. Wenn Ihr den aus dem Karussell fallen lässt (um bei diesem Bild zu bleiben), dann entzieht Ihr Euch auch Eure Existenzgrundlage. Mögen die Forderungen nach einem Flächentarifvertrag (und eine Gehaltserhöhung von rd. 16,6 % – geht man von bisher 90 % des DB-Niveaus aus und der GDL-Forderung von 105 %) gerechtfertig sein oder nicht. Es muss doch etwas anderes geben, als durch Streik den Kunden zu vergraulen.

Blues Guitar Women

Ruf Records ist ein deutsches Blues-Labels, das 1994 in Lindewerra von Thomas Ruf gegründet wurde und inzwischen ein weltweites Renommee genießt. 2007 wurde Ruf von der ehrwürdigen, amerikanischen Blues Foundation mit „einem der wichtigsten Preise der Blues-Musik-Szene“ (Berliner Zeitung), dem „Keeping the Blues alive Award“, ausgezeichnet. Ruf Records war damit einer der ersten europäischen Preisträger überhaupt. Die musikalische Ausrichtung der Plattenfirma war entscheidend: „Geografische oder enge stilistische Grenzen sind Firmengründer Thomas Ruf fremd“, lobte die Blues Foundation. Getreu dem Firmenmotto „Where Blues crosses over“; erscheinen bei Ruf Records Alben von traditionellem Blues bis bin zu Bluesrock und modernem Blues.

Namhafte Musiker haben sich unter der Obhut dieses Blues-Labels gefunden, die zudem nicht nur für sich Musik machen, sondern sich auch ‚cross over’ zusammenfinden, teilweise bei Produktionen oder jährlich im Rahmen des Blues Caravan-Projekts, um gemeinsam auf Tour zu gehen. Bemerkenswert finde ich den Anteil von Frauen, die bei Ruf Records veröffentlichen.

Bei den Frauen handelt es sich dabei nicht nur um Sängerinnen, sondern auch um Gitarristinnen, die außergewöhnliches Talent zeigen. Ich habe einmal im Netz etwas weiter recherchiert und dabei eine Handvoll ‚Blues Guitar Women’ zusammengetragen, die ich Euch hiermit näher vorstellen möchte. Zur jeweiligen Biografie gibt es nicht allzu viel zu berichten. Ich denke, die jungen Damen überzeugen durch ihr Können.

Zunächst Sue Foley (eigene Website: suefoley.com), die 1968 in Ottawa, Ontario, Kanada) geborene kanadische Bluessängerin, Gitarristin und Songschreiberin.


Sue Foley – Blues In D Natural / Queen Bee

Audio-CDs/DVDs/MP3-Downloads: Sue Foley

Aus Helsinki, Finnland, stammt Erja Lyytinen und zeigt, dass nicht alle Finnen Tango tanzen, sondern durchaus auch dem Blues zugetan sind (Erja Lyytinen – Voracious Love PROMO zu letzten CD):


Erja Lyytinen – Oil And Water

Audio-CDs/DVDs/MP3-Downloads: Erja Lyytinen

Ana Popović (eigene Website: anapopovic.com) stammt aus Serbien und wurde 1976 in Belgrad geboren. Sie wohnt heute in den Niederlanden:


Ana Popovic – My Man

Audio-CDs/DVDs/MP3-Downloads: Ana Popovic

Ebenfalls aus Kanada stammt Roxanne Potvin (eigene Website: roxannepotvin.com), die 1982 in Regina, Saskatchewan geboren wurde und zweisprachig aufwuchs.


Roxanne Potvin – A Love That’s Simple

Audio-CDs/MP3-Downloads: Roxanne Potvin

Dani Wilde hatte ihren ersten Auftritt mit 17 Jahren als Opening für Steeleye Span’s Maddie Prior und wurde in England geboren.


Dani Wilde – I Love You More Than I Hate Myself

Audio-CDs/DVDs/MP3-Downloads: Dani Wilde

Soviel zu der Handvoll “Blues Guitar Women“. Eine außergewöhnliche Sängerin scheint in Wien, Österreich, zu Hause zu sein. Meena Cryle, auch nur kurz Meena genannt, erinnert mich sehr stark an Janis Joplin und könnte sehr gut als deren Reinkarnation durchgehen:


MEENA – Rather Be Blind (Video Clip mit Erja Lyytinen)

Audio-CDs/MP3-Downloads: Meena

Zuletzt, damit die Herren nicht ganz so blöde dasteht, hier einen Sänger und Gitarristen, der in der kleinen Stadt Centralia, Illinois/USA, geboren wurde: Corey Stevens (eigene Website: coreystevens.com) erinnert mich sehr stark in Gesang und Gitarrenspiel an keinen Geringeren als Eric Clapton:


Corey Stevens (One More Time)

Audio-CDs/MP3-Downloads: Corey Stevens

weitere Audio-CDs/DVDs/MP3-Downloads: Ruf Records

Gabriel Laub: Spielen Sie Detektiv

Beim Kramen in meinen Bücherregalen fiel mir folgendes kleine Büchlein in die Hände:
Gabriel Laub: Spielen Sie Detektiv. Ein literarisches Quiz für schlaue Leser – 50 literarische Rätsel (Ungekürzte Ausgabe Dezember 1987 – Deutscher Taschenbuch Verlag, München)

„Bücherschreiben“, sagt Gabriel Laub, „ist das einzige Verbrechen, bei dem sich der Täter bemüht, Spuren zu hinterlassen.“ Diesen Spuren zu folgen, die Verbrecher zu stellen und ihre Taten ans Tageslicht zu bringen – dazu wird hier der Leser aufgefordert. Zu diesem Zweck hat der Autor fünfzig Helden und Heldinnen aus der Literatur aller Zeiten und Sprachen ausgewählt und neue Geschichten um sie gerankt. Die Protagonisten erhalten eine neue Existenz, werden in eine andere Zeit verpflanzt. Eine wichtige Eigenschaft jedoch bleibt ihnen erhalten: ihre Sprache. An ihr wird der Leser sie erkennen, sie ist das Indiz, das den Weg zum Täter weist. Um den Überblick zu erleichtern, sind sämtliche Originalzitate kursiv gesetzt. Sollten diese Anhaltspunkte trotzdem nicht auf die richtige Spur führen, so kann, wie bei Kriminalgeschichten üblich, zu den letzten Seiten Zuflucht genommen werden. Dort werden die gesuchten Helden und ihre Autoren dingfest gemacht. (aus dem Klappentext)

Gabriel Laub, 1928 geboren, studierte in Prag Journalismus, arbeitete als Reporter, Redakteur und Übersetzer und lebte seit 1968 in Hamburg, wo er 1998 starb.

Leider ist das Buch nur noch im Antiquariat erhältlich. Es bietet Gelegenheit, seinen eigenen ‚Sachstand’ in Fragen der Literatur zu überprüfen – und gleichzeitig Anregung, das eine oder andere Werk einmal wieder oder vielleicht auch zum ersten Mal in die Hand zu nehmen.

Volkszählung 2011: Der Staat will’s wissen …

Am 9. Mai ist wieder Volkszählung und wir werden zwangsbefragt.

„Nur bei Wirtschaftsstatistikern herrscht uneingeschränkte Vorfreude auf das neue Datenmaterial. … Das Innenministerium wüsste das jetzt gerne mal genauer. Und die Aussage verweigern dürfen Sie nicht. Am 9. Mai 2011 ist wieder Volkszählung.

Volkszählung? Da war doch was?! Genau! 1983 führte die geplante Volkszählung zu Massenprotesten. Tausende von Bürgerinitiativen schossen aus dem Boden. Verena S. Rottmanns Widerstandsratgeber verkaufte sich bei Zweitausendeins innerhalb von fünf Monaten fast 300.000-mal. Die Folge: Verfassungsbeschwerde. Und das Bundesverfassungsgericht stoppte die Volkszählung. Sie konnte erst vier Jahre später nach erheblichen juristischen Nachbesserungen durchgeführt werden.

Und heute? Ist die Volkszählung in Zeiten von Vorratsdatenspeicherung, Google Street View, GPS-Handys, Gesundheitskarte, Personalausweis mit RFID-Funkchip und Facebook überhaupt noch ein Thema? Dieses Buch zeigt: Allerdings!

Beim kommenden sogenannten ‚Mikrozensus’ werden ca. 25 Millionen in Deutschland lebende Menschen (z.B. alle 17,5 Millionen Wohnungs- oder Hausbesitzer) von 80.000 Interviewern besucht, die mit ihnen die ausführlichen Fragebögen über alle Lebensbereiche ausfüllen: Sind Sie homosexuell, woher stammen Ihre Eltern, empfangen Sie Hartz-IV und bewerben Sie sich auch fleißig? ‚Erkundungen’ im familiären und nachbarschaftlichen Umfeld zur Kontrolle der Angaben haben die Befragten hinzunehmen.

Damit die befragte Person hinter dem angeblich anonymisierten Fragebogen nicht verloren geht, werden die persönlichen Daten unter einer eindeutigen Ordnungsnummer gespeichert. Aber genau das hatte das Bundesverfassungsgericht bei der letzten Volkszählung ausdrücklich verboten. Verboten, damit nicht künftig vielleicht mitregierende deutsche Geert Wilders oder Jörg Haiders die Daten für ihre Zwecke nutzen können.

’Was Sie gegen Mikrozensus und Volkszählung tun können’, lautete der Titel gegen die Volkszählung 1983. Jetzt hat Mitautorin Verena S. Rottmann ein neues Buch zur neuen Volkszählung geschrieben. Sie zeigt, dass bereits seit November 2010, von der Öffentlichkeit kaum beachtet, ohne Ihre Einwilligung sensible persönliche Daten aus den Ämtern in einer Datenbank zusammengeführt werden. Sie zeigt, wie dieser ‚Mikrozensus’ – befragt wird fast ein Drittel (!) der Bevölkerung – das Recht auf informationelle Selbstbestimmung verletzt. Sie klärt über die Verfassungsmäßigkeit einer Volkszählung auf. Sie erklärt Ihnen, was Sie gegen die Volkszählung 2011 unternehmen können.

Das Buch enthält neben den Fragebögen und Infos zur Rechtslage Musterbriefe an Behörden, Politiker und Gerichte, mit denen Sie Einspruch gegen die Zählung erheben können.“ (Quelle: zweitausendeins.de)

Verena S. Rottmann Mikrozensus und Volkszählung 2011: Wieder verfassungswidrig?: Was Sie gegen Zwangsbefragung und für Ihr Recht auf informationelle Selbstbestimmung tun können“, ca. 330 Seiten. Broschur. Tolkemitt Verlag.

Hier einige wichtige Informationen zum Zensus 2011 selbst (Quelle: zensus2011.de) : Stichtag der Gebäude- und Wohnungszählung ist der 9. Mai 2011. Ab Anfang Mai 2011 werden alle 17,5 Millionen Eigentümerinnen und Eigentümer von Wohnraum angeschrieben. Eine Ausnahme bilden die Wohnungsunternehmen, die sich am Online-Verfahren beteiligen.

Ab dem 9. Mai 2011 werden an diesen [nach einem mathematisch-statistischen Zufallsverfahren ausgewählten] Anschriften Interviewerinnen und Interviewer bei allen Bewohnerinnen und Bewohnern der ausgewählten Anschriften [auf Stichprobenbasis] vorsprechen, um die Befragung durchzuführen. Selbstverständlich wird es auch möglich sein, den Fragebogen selbst auszufüllen und zurückzusenden oder die Fragen online zu beantworten.

Die Interviewerinnen und Interviewer werden von den Erhebungsstellen eingesetzt. Ihre Hauptaufgabe ist es, im Rahmen der Haushaltebefragung und der Befragung an Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften vor Ort die Existenz der dort wohnenden Personen festzustellen und zusammen mit den Einwohnerinnen und Einwohnern beziehungsweise den Einrichtungsleitungen die Fragebogen auszufüllen.

Zuverlässigkeit und Verschwiegenheit sind Voraussetzung für die Tätigkeit als Interviewer: Sie alle werden vor Aufnahme ihrer Tätigkeit schriftlich verpflichtet, das Statistikgeheimnis zu wahren.

Alle Interviewerinnen und Interviewer üben ihre Tätigkeit ehrenamtlich aus. Aus Datenschutzgründen dürfen sie nicht in der unmittelbaren Nähe ihrer Wohnung eingesetzt werden. Außerdem dürfen sie die aus ihrer Tätigkeit gewonnenen Erkenntnisse über Auskunftspflichtige zu keinem Zeitpunkt für andere Zwecke als den Zensus verwenden.
Mit der Haushaltebefragung werden auch Merkmale erhoben, die nicht in den Registern enthalten sind, deren Daten für den Zensus 2011 genutzt werden dürfen. Hierzu gehören zum Beispiel der derzeitige Schulbesuch, der Schulabschluss oder der berufliche Bildungsabschluss. In Bezug auf die Erwerbstätigkeit liefert die Befragung Angaben über Selbstständige sowie zur Beteiligung am Erwerbsleben.

Hierzu die MusterfragebogenHaushaltebefragung (PDF 1MB)

weitere Informationen zur Volkszählung 2011:

wiki.vorratsdatenspeicherung.de – insbesondere: Kritik an der Volkszählung
Der Zensus-Phrasendrescher-Antwortgenerator – Um Mithilfe wird gebeten

Nachschlag zum Ex-Ex

„Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen!“ heißt es im Sprichwort. Ex-Verteidigungsminister Ex-Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg sorgte zuletzt für reichlich Spott. Seinen Rücktritt werden manche Kabarettisten bedauern, denn da verlässt eine lichte Glamourgestalt die politische Bühne, die immer wieder Anschauungsmaterial für Satire und Parodie bot, um „durch den Kakao“ gezogen zu werden. Aber es bleiben ja noch Politiker genug, die Merkels, Westerwelles und Seehofers. Den Satirikern und Karikaturisten wird der Stoff schon nicht ausgehen.

Eine Arbeitskollegin machte mich auf folgendes Video aufmerksam, in dem Volker Pispers, ein bekannter Kabarettist, unseren fränkischen Lügenbaron noch einmal voll ‚aufs Korn’ nimmt und alles gekonnt auf ‚den Punkt bringt’. Viel mehr ist zu diesem Ex-Ex nicht zu sagen:


Volker Pispers: Guttenberg

Sven Regener: Der kleine Bruder

Es lag schon längere Zeit auf meinem Nachtschrank, der noch fehlende dritte Teil von Sven Regener – Herr Lehmann Trilogie: Der kleine Bruder. Endlich habe ich es geschafft, den kleinen Roman zu lesen. Aber eines nach dem anderen.

Eigentlich war es Zufall, dass meine Frau vor einigen Jahren Sven Regeners Roman „Herr Lehmann“ kaufte. Wir mussten auf einen Anschlusszug warten und stöberten so in einem Zeitschriftenladen am Hamburger Hauptbahnhof nach Neuerscheinung auf dem Buchmarkt:

„Die Handlung des Romans ist in Berlin-Kreuzberg im Sommer und Herbst des Jahres 1989 angesiedelt. … Der 29-jährige Frank Lehmann, von seinen Freunden ihm zum Missfallen nur immer „Herr Lehmann“ genannt, lebt in Berlin-Kreuzberg und arbeitet dort in einer kleinen Kneipe, dem „Einfall“. Die Geschichte um Herrn Lehmann und seine Freunde thematisiert ein Lebensgefühl junger Erwachsener in West-Berlin kurz vor dem Fall der Berliner Mauer im Herbst 1989.“ (de.wikipedia.org)


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Wiener Straße / Ecke Ohlauer Straße – Berlin – Standort der Kneipe “Einfall”

Nach diesem Roman erschien ein zweiter Teil: Neue Vahr Süd, der ab 30. Juni 1980 bis Mitte November des gleichen Jahres spielt und „Herrn Lehmann“ u.a. bei der Bundeswehr zeigt.

Mit „Der kleine Bruder“ vervollständigte Sven Regener seine Herr Lehmann Trilogie. Dieser Roman ist das Mittelstück der Trilogie und setzt zeitlich dort fort, wo „Neue Vahr Süd“ endete. Wir erleben Frank Lehmann, der von der Bundeswehr vorzeitig entlassen wurde, auf der Fahrt nach Berlin, um dort seinen ‚großen Bruder’ zu besuchen. Allein die Hälfte des Romans von rund 280 Seiten macht diesen ersten Tag in Berlin aus. Insgesamt spielt der Roman vom 12. bis 14. November 1980. „Auf der Suche nach seinem Bruder, dem spannungsbildenden Element der Gesamthandlung, lernt der junge Frank Lehmann eine Nische des Berliner Underground Anfang der 1980er Jahre kennen und bewegt sich in dem nur wenige Straßenzüge umfassenden Mikrokosmos der Hausbesetzer, Punks und Künstler. Auf den nächtlichen Streifzügen durch die Szenelokale mit Karl, dem Mitbewohner von Freddie, mit dem Frank Lehmann sich anfreundet, begegnen ihm immer wieder dieselben Menschen und gegen Ende des Romans hat sich Frank von seinem großen Bruder bereits emanzipiert, einen Job in der Kneipe ‚Einfall’ und ein WG-Zimmer über dieser Kneipe.“ (de.wikipedia.org)

Wer ‚Herrn Lehmann’ bereits aus den ersten beiden Büchern kennt, hat es leichter, sich in die Gedanken des Helden hineinzuversetzen, denn Regener benutzt verstärkt die ‚Wiedergabe der Bewusstseinsinhalte’ seiner Figur Lehmann als stilistisches Mittel. Und es gibt lange Gesprächspassagen zwischen den Akteuren, die die „Kommunikationsstruktur andeuten sollen, wie sie u. a. in der damaligen Hausbesetzungs- und Wohngemeinschaftsszene üblich war.“

Obwohl der spezielle Lehmann-Humor auch hier wieder zum Tragen kommt (daher liebe ich ja ‚Lehmann’), so hat mich dieser Roman doch ziemlich enttäuscht. Dabei sollte es mir eigentlich geholfen haben, dass ich ähnlich wie zu ‚Neue Vahr-Süd’ die Ostertor/Steintorszene in Bremen, auch die Szene der 80er Jahre in Berlin-Kreuzberg ansatzweise kenne (ich erinnere mich an eine Kneipe namens „Ruine“, die nicht umsonst diesen Namen trug). Aber zum einen fehlt es mir an Handlung, zum anderen verirren sich Lehmanns Gedankengänge in Welten, die ich – vielleicht aus Langeweile – nicht mehr nachvollziehen kann/will. Auch das Romanende ist etwas ‚abstrus’ (um ein beliebtes Wort dieser Tage zu verwenden), als Frank Lehmann seinen Bruder Manfred endlich findet.

Allein der Szene-Sprache wegen ist das Buch lesenswert. Aber von den drei Teilen der Lehmann-Trilogie ist es für mich der schwächste („Neue Vahr Süd“ ist der beste). Und trotzdem bin ich gewissermaßen traurig, denn mit diesem Roman endet die Trilogie. Es bleibt zwar noch die Zeit Lehmanns Aufenthalt in Berlin zwischen Ende 1980 und Sommer 1989 ‚offen’. Aber thematisch hat sich ‚Lehmann’ erledigt. Allerdings heißt es (auch in diesem Roman): Dreimal ist Bremer Recht! Und manchmal antwortet man darauf: Viermal ist auch nicht schlecht!

Nordische Ski-WM und Biathlon-WM 2011

Leider waren die 41. Alpine Skiweltmeisterschaft in heimischen Garmisch-Partenkirchen für die deutschen Athleten nicht vom großen Erfolg gekrönt. Das soll jetzt bei der 48. Nordischen Skiweltmeisterschaft 2011, die vom 23. Februar bis 6. März 2011 in der norwegischen Hauptstadt Oslo am Holmenkollen stattfindet, und bei der 44. Biathlon-Weltmeisterschaft (3. März bis zum 13. März 2011 im sibirischen Chanty-Mansijsk) anders werden.

Nordischen Skiweltmeisterschaft 2011 Oslo/Norwegen

 Biathlon-Weltmeisterschaft 2011 Chanty-Mansijsk/Sibirien

Nordischen Skiweltmeisterschaft 2011 Oslo/Norwegen

Biathlon-Weltmeisterschaft 2011 Chanty-Mansijsk/Sibirien

Nun wer wie ich in der norddeutschen Tiefebene zu Hause ist, hat kaum Möglichkeiten zum Wintersport. Nicht, dass wir über zuwenig Schnee klagen könnten, davon gab es in diesem Winter durchaus schon genug. Aber bis auf Langlauf (ohne Loipen) und Schlittschuhlaufen (das nur auf wenigen Flächen) gibt’s keine weiteren Gelegenheiten – es sei denn, man fährt in den Harz. Trotzdem interessiert mich Wintersport.

Die nordische WM läuft bereits und begann dank starker nordischer Kombinierer (Skisprung und Langlauf) verheißungsvoll. Fünf Medaillen für deutsche Sportler in drei Wettbewerben, das ist doch was. Auch die Skispringer könnten wenigstens im Teamwettbewerb auf der Normalschanze mit einer Bronzenen überzeugen. Lediglich bei den Langläufern hapert es noch.

Die Biathlon-WM beginnt heute im eisigen Sibirien mit der Mixed Staffel (die Deutschen sind Titelverteidiger). Und die Erwartungen sind vielleicht etwas zu hoch. Es wird mit mindestens sechs Medaillen in den 11 Wettbewerben gerechnet. Obwohl ich alles anderes als ein Waffenfan bin, finde ich Biathlon faszinierend. Wer schon einmal auf Langlauftretern längere Zeit durch den Schnee getapst ist, weiß, wie anstrengend das ist. Und dann soll man plötzlich eine Tätigkeit ausüben (eben das Schießen auf Scheiben), die ruhige Hände verlangt? Das erinnert mich ziemlich an das Zen in der Kunst des Bogenschießens, auch hier ist die ‚Konzentration durch Atmung‘ wichtig, um sein Ziel zu treffen.

Der tiefe Graben im Meinungsbild

Karl-Theodor zu Guttenberg hat Recht: Es gibt Wichtigeres als die Diskussion um seine Person. Aber die hat jetzt ja ein Ende: Guttenberg nimmt seinen Hut! Das hat zwar etwas gedauert; Herr Gutenberg nennt in seiner Rücktrittserklärung hierfür akzeptable Gründe. Dass er freiwillig geht – dafür zolle ich ihm meinen Respekt.

Freiwillig? Ginge es nach Volkes Meinung, dann wäre Guttenberg auch heute noch Verteidigungsminister mit guten Aussichten, Frau Merkel eines Tages abzulösen. Von einer „medialen Hetzjagd“ ist die Rede – und: „Die Medien sollten sich wieder mehr an der öffentlichen mehrheitlichen Mehrheit orientieren.“ (User „shegerer“ im heute.de-Blog „Kennzeichen digital“) Guttenbergs Plagiat stellt sich für viele als Bagatelle dar: „… wie Abschreiben in der Schule, das hat doch jeder einmal getan!“. Daher ist es für viele auch nicht nachvollziehbar, dass Guttenberg wegen eines vermeintlichen Kavaliersdeliktes seinen Rücktritt erklärt.

Was die Ausrichtung der Medien an der ‚mehrheitlichen’ Mehrheit betrifft, da sollte uns die BILD-Zeitung genügen. Und es soll tatsächlich vorkommen, dass einige Schüler auch ‚ohne Abschreiben’ zu guten Noten kommen. Das Plagiat Guttenbergs ist keine Jugendsünde, die wäre sicherlich verzeihlich. Es ist Täuschung und Lüge. Wenn ein Mann wie Guttenberg wohlfeile Reden hält, in denen er hohe Ansprüche an sich und andere stellt, dann strahlt eine solche Verfehlung ein Licht aus, das dunkle Schatten wirft.

Die Plagiataffäre ist für mich nur die Spitze eines Eisbergs weiterer Affären. Es ist der bisherige Zick-Zack-Kurs des Herrn Guttenberg, der ihn dieses sagen lässt, um anderes dann zu tun (Stichworte: Opel, Kundus, Wehrpflicht). Sein sorgsam aufgebautes Macher-Image deckt sich nicht mit seinen Taten.

Was mich erschreckt, ist der tiefe Graben, der sich durchs deutsche Meinungsbild in Sachen Guttenberg zieht. Volkes Meinung ist geprägt vom Schein. Das spricht für eine erfolgreiche Imagepflege. Herr Guttenberg gibt sich eloquent, wohl gekleidet und volksnah. Ein Mann von Adel. Und ein Macher eben. Aber wie sieht die Wirklichkeit aus? An diesem so makellos scheinenden Lack kratzte nun eine ganze Webgemeinde. Ohne Internet, so die Experten, wäre sein Rücktritt wohl nicht denkbar. Besonders der Aufruf von 23.000 Doktoranden gegen Guttenberg dürfte ihm den letzten Rest gegeben haben. Natürlich sollten solche Aktionen (besonders wie die gemeinschaftliche Dokumentation der Guttenberg-Plagiate auf dem GuttenPlag Wiki) nicht zum Tagesgeschäft werden (Oder doch?). Ist Guttenberg also freiwillig gegangen? Wohl nicht ganz.

Wird sich Guttenberg nun völlig aus der Politik zurückziehen oder hofft er auf eine zweite Chance? Entsteigt er als geläuterter Sünder wie Phoenix eines Tages aus der Asche hervor? Es deutet einiges daraufhin, dass er in seiner Rücktrittsrede bereits den Grundstock für ein Comeback gelegt hat.

Auch wenn er sich bisher redegewandt und volksnah gab, so wenig interessierte ihn – nach meiner Meinung – das Volk selbst. Es war lediglich Selbstzweck. Ihn interessierten nur die Wählerstimmen, um an die Macht zu kommen. Wie volksnah er wirklich war, beweist das Beispiel Opel: Zunächst wollte Guttenberg Opel den Märkten überlassen, staatliche Hilfen lehnte er ab. Die Arbeitnehmer interessierten ihn dabei wenig. Erst, als es opportun erschien, änderte er die Richtung.

Der große Umbruch

Ob man es nun Wende, Wandel oder Umbruch nennt, wir haben es mehr oder weniger selbst erlebt: Die friedliche Revolution in der DDR, die zum Ende der SED-Herrschaft führte und den Übergang zur parlamentarischen Demokratie begleitete sowie die deutsche Wiedervereinigung möglich machte. Und dieser politische Wandel vollzog sich auch in den anderen Ländern des so genannten Ostblocks einschl. Jugoslawiens. Die Schlagworte Ende der 80er Jahre lauteten Glasnost und Perestroika.

Jetzt erleben wir einen ähnlichen Umbruch in den arabischen Staaten. Nachdem die Tunesier Ben Ali und die Ägypter Mubarek ‚in die Wüste geschickt’ haben, droht nun auch Muammar al Gaddafi mit seinem Clan das gleiche Schicksal. Große Teile Libyens sind bereits in den Händen der Aufständigen. Aber Gaddafi samt Sohn Saif al Islam al Gaddafi und Anhängerschaft haben sich in der Hauptstadt Tripolis verschanzt. Ein Bürgerkrieg hat begonnen, der vielleicht ein militärische Eingreifen von außen zur Folge haben könnte. Anders als in Tunesien und Ägypten stemmt sich Gaddafi weiter mit Waffengewalt gegen eine Niederlage im Machtkampf.

Und auch im Jemen kommt es zu Massenprotesten. Tausende Menschen versammeln sich immer wieder in der Hauptstadt Sanaa und fordern den Sturz des Präsidenten Salih. Und zumindest auch der Golfstaat Bahrain ist von Protesten der Bevölkerung betroffen.

Die Frage ist natürlich die, in welche Richtung entwickeln sich diese Staaten, die sich von jahrzehnte langer Tyrannei einzelner Despoten haben drangsalieren lassen. Schon fürchten viele neue Gottesstaaten nach iranischem Vorbild. Ich denke, dass viele Faktoren die weitere Entwicklung beeinflussen. Wichtig dabei ist, wie die westlichen Staaten auf diesen Umbruch reagieren. Wenn diese nur nach Gas und Öl schielen, dann müssen sie damit rechnen, etwas auf die Finger zu bekommen (nach südamerikanischem Vorbild). Es kann nur kooperativ auf Augenhöhe vorgegangen werden. Besonderes Fingerspitzengefühl ist sowohl von Politik und Wirtschaft erforderlich. Wer sich keine Freunde zu schaffen versteht, der schafft sich Feinde. Da China besonders hungrig nach Energie ist, wird das Land versuchen, seinen Einfluss in den arabischen Ländern zu erhören.

Apropos China: Die Nachrichten vom Umbruch in vielen arabischen Staaten sind auch in China angekommen und lassen die Machthaber in Peking äußerst nervös reagieren. Da die «Jasmin-Revolution» befürchtet wird, lässt man den Sicherheitsapparat aufmarschieren, um schon die kleinste Aktion im Keim zu ersticken. Man darf gespannt sein, wie sich die politische Lage in China entwickelt. Der Wandel zu einer freiheitliche Demokratie dürfte aber schwerlich in Gang kommen.

Männertrip

Männertrip (Originaltitel: Get Him to the Greek) ist eine US-amerikanische Filmkomödie des Regisseurs Nicholas Stoller aus dem Jahr 2010 mit Russell Brand und Jonah Hill in den Hauptrollen.

„Aldous Snow (Russell Brand) steht samt Band Infant Sorrow auf dem Zenit seines Schaffens. Dann begeht er den folgenschweren Fehler, sich als Weltverbesserer zu inszenieren. Das lächerliche Album ‚African Child’ wird ein katastrophaler Flop (‚The worst thing for Africa since Apartheid’) und schickt Snows Karriere auf eine jahrelange Talfahrt. Nebenher geht die Ehe mit Popstar Jackie Q (Rose Byrne) in die Brüche; Snow flüchtet sich mehr denn je in Drogen und Alkohol. Bei seiner Plattenfirma in Los Angeles treibt der extrovertierte Boss Sergio (P. Diddy alias Sean Combs) seine Mitarbeiter an, den Laden mit bahnbrechenden Ideen neu zu beleben. Der unscheinbare Frischling Aaron Green (Jonah Hill) wagt sich aus seinem Schneckenhäuschen und schlägt vor, zum zehnjährigen Jubiläum von Snows legendärem Live-Album ins Greek Theatre nach Los Angeles zurückzukehren – Millionenumsatz garantiert! Sergio ist begeistert und gibt Aaron die Chance seines Lebens, während der daheim mit seiner Freundin Daphne (Elisabeth Moss) vor dem Aus steht. Die Krankenschwester bekommt eine berufliche Chance in Seattle und will umziehen. Beide trennen sich – so halbwegs. Aaron fliegt nach London und soll Snow innerhalb von 72 Stunden pünktlich zum Revival-Konzert in L.A. abliefern. Aber der Rockstar pflegt seine Allüren und hält Aaron von der ersten Minute an auf Trab: Der Geleitschutz muss mitsaufen, um Aldous bei Laune zu halten…“

aus: filmstarts.de

Nach Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt schon wieder ein Musikerfilm. Wer erinnert sich nicht an die Schlagzeilen von den Exzessen, die z.B. die Stones trieben und bei denen manche Hotelsuite zu Bruch ging. Sex, Drugs & Rock N‘ Roll – dafür soll auch der Film „Männertrip“ stehen, der jetzt als DVD Männertrip bzw. Blu-ray Männertrip (Party Edition) erhältlich ist.


Männertrip – offizieller Trailer

Der Film ist als Komödie umgesetzt und bietet so wenig Authentisches. Die Gags sind zwar durchaus gelungen, aber das Ganze ist doch so angesetzt, um ein möglich breites Publikum zu bedienen. Auch das ‚Happy End’ von Männertrip mag als frohe Botschaft dienen und sagen, Jungs und Mädels lasst die Finger von Drogen. Aber so richtig überzeugend wirkt das dann leider nicht. Immerhin sehenswert ist die Präsenz, die Russell Brand als Rockstar Aldous Snow bietet, wenn man den vorgetragenen Songs allerdings nicht so recht abnehmen mag, dass sie hitverdächtig sind.

Halldór Laxness: Islandglocke

Der Roman “Die Islandglocke”, bestehend aus drei Teilen, von Halldór Laxness (geboren als Halldór Guðjónsson; * 23. April 1902 in Reykjavík; † 8. Februar 1998 in Reykjalundur bei Mosfellsbær) spielt im unter dänischer Herrschaft stehenden Island des späten 17. und frühen 18. Jahrhundert. Halldór Laxness schrieb Die Islandglocke während des Zweiten Weltkrieges.

Im Mittelpunkt stehen der mit allen Wassern gewaschene Bauer Jón Hreggvidsson, die schöne, selbstbewusste und vornehme blonde Richterstocher Snæfriður Íslandssól (im Buch: Snaefridur Islandsonne, auch Snaefridur Björnsdóttir Eydalin) und der Gelehrte Arnas Arnaeus. Ihre Wege kreuzen sich immer wieder.

Jón Hreggvidsson wird des Mordes an den königlichen Henker angeklagt, kann sich einer Hinrichtung gerade noch entziehen und irrt anschließend jahrelang durch Europa. Nach seiner Rückkehr nach Island wird der Prozess immer wieder aufgerollt. Snaefridur ist die Tochter des Richters, der den Bauern das erste Mal aufgrund vager Indizien verurteilt, das Mädchen selbst ermöglicht ihm aber die Flucht. Und so zieht sich ein Prozess fast 50 Jahre hin, nämlich von 1683 bis 1730 – und ist historisch verbürgt. Die Akten dazu befinden sich in der ‚Arnamagnä(an)ischen Sammlung’ der Universitätsbibliothek von Kopenhagen (Die Handschriftsammlung wird heute in Reykjavík beim Arnamagnäanischen Handschrifteninstitut Islands unterstützt durch die Institution Árnastofnun, die Stiftung Árni Magnússon, aufbewahrt), die mit die ältesten und wertvollsten nordischen Handschriften enthält. Der Stifter dieser Handschriftensammlung war der isländische Pfarrerssohn Arni Magnússon, latinisiert Arnas Magnaeus (1663 – 1730), der erste Isländer, der in Kopenhagen Universitätslehrer wurde. Tragischerweise wurde bei einem Großbrand in Kopenhagen im Jahre 1728 ein großer Teil der Handschriften, Abschriften und Aufzeichnungen Árnis vernichtet, die wichtigsten Handschriften jedoch glücklicherweise gerettet. Einen Teil der Schriften konnte er bis zu seinem Tod Anfang 1730 noch aus dem Gedächtnis erneut zu Papier bringen. Im Roman tritt er als Arnas Arnaeus auf.

Zwischen Snaefridur und dem Gelehrten Arnas Arnaeus entwickelt sich ein Liebesverhältnis, das aber nicht seine Erfüllung findet. So heiratet Snaefridur den Junker Magnús Sigurdsson von Braedratunga (eigentlich Bræðratunga), der sich als Quartalssäufer entpuppt und sogar so weit geht, seine Frau gegen Schnaps zu verkaufen. Und neben dem Bischof von Skálholt und seiner Frau Jórunn, der Schwester Snaefridurs spielt noch der so genannte Wartefreier und Domkirchenpastor Sigurdur Sveinsson eine gewichtige Rolle. Diesen von ihr zuvor immer wieder demütigend zurückgewiesenen „ewigen Freier“, den gelehrten, zeitweise fanatisch asketischen und dem Katholizismus zugeneigten Pastor heiratet sie zuletzt, als es sich zeigt, das ihre Beziehung zu Arnas Arnaeus für immer zerbrochen ist. Nach dem Tod des Bischofs von Skálholt und seiner Frau durch die Pest, wird dieser dessen Nachfolger.

Die Romantrilogie ist kein historischer Roman im eigentlichen Sinne, sondern eine freie Dichtung. Aber wir lernen ein Land am Anfang der Neuzeit kennen – vertreten durch die Protagonisten dieses Romans. Dabei spielt die soziale und politische Situation Islands in diesem Roman eine große Rolle; gezeigt werden die verelendeten Bauern, die stolze, aber gleichfalls recht einfach lebende Oberschicht und die reichen dänischen Profiteure, aber auch der Stolz auf das Land und seine alten Überlieferungen bei Isländern aller Schichten.

„Gelahrte Männer haben in ihren Büchern mancherlei über die vielen Vorboten aufgezeichnet, welche die Beulenpest auf Island ankündigten. Zunächst kann man Hungersnot und Mißernten nennen, die es in allen Teilen des Landes gab mit großer Sterblichkeit unter dem Volk, insonderheit bei den Armen. Großer Mangel an Angelschnüren. Dazu kam Raub und Diebstahl mehr denn gewöhnlich, so auch Blutschande, zudem Erdbeben im Südland. Dazu vielerlei seltsame Dinge. In Eyrarbakki ehelichte eine Frau von achtzig Jahren einen Mann von einiges über zwanzig im Herbst vor der Pest und wollte ihn im Frühjahr impotentiae causa wieder loswerden. Am siebzehnten Majus wurden sieben Sonnen gesehen. Im selbigen Frühjahr bekam ein Schaf in Bakkakot im Skorratal ein mißgestaltes Lamm mit Schweinskopf und Schweinsborsten; der Oberkiefer bis zu den Augenhöhlen fehlte, die Zunge hing lang hervor über dem Unterkiefer, der keinen Zusammenhang mit der Hirnschale, und man fand keine Spur von Augen; Ohren lang wie an einem Jagdhund; vom Schädel hing eine kleine Zitze mit einem Loch darin. Als das Lamm geboren ward, hörte man es deutlich sprechen, indem es diese Worte sagte: Mächtig ist der Teufel in Kindern des Irrglaubens. Vom Kirkjubaearkloster verbreitete sich im Winter vor der Pest die Kunde, daß der Pächter des Klosterhofs wie auch ein anderer Mann, als sie zusammen am Abend durch den Kirchhof gingen, unter ihren Füßen ein Jammern vernommen; im Kirchspiel von Kjalarnes in der Luft eine Schimpferei. Im Skagafjord ward ein Rochen aus dem Wasser gezogen, der, sowie man ihn ins Schiff gebracht, fürchterlich zu lärmen und kreischen anhub, und als man ihn auf dem Strande ausgenommen und gevielteilt, in jedem einzelnen Stück weiter lärmte und kreischte; und als man die einzelnen Stücke nach den verschiedenen Hütten der Fischer gebracht, da schrien sie alle und ein jegliches auf seine Weise immerfort, lärmend und kreischend, so daß man sie alle samt und sonders wieder ins Wasser geschmissen. Menschen in der Luft. Und schließlich bleibt zu vermelden, daß jenes Ei, welches ein Huhn auf Fjall zu Skeid legte, deutlich ein dunkles Zeichen eingepreßt wies, das in umgekehrter Weise das Zeichen Saturni war, bedeutend: Omnium rerum vicissitudo veniet [Der Wechsel aller Dinge komme!].“

Halldór Laxness: Islandglocke (suhrkamp taschenbuch 228 – 1. Auflage 1975 – Suhrkamp Taschenbuch Verlag – S. 368f.)

„Das ist ein Buch weit entfernt von aller kostümierten Geschichtsunterrichtung – es ist ein Nachklang aus dem alten herrlichen Island der Skalden, eine echte Saga, eine moderne Epiphanie jenes Volksgeistes, der einst die Geschichten vom Skalden Egil und dem geächteten Grettir gedichtet hat.“ (Hermann Hesse)