Kategorie-Archiv: Jethro Tull

Ian Anderson und seine Jungs

Was ist bloß mit Ian los? Teil 12: 7 Tage lang

Hallo Wilfried,

Vielen Dank für die Bots-Datei ! Der Song hat das Zeug zur neuen holländischen Nationalhymne.

Den zweiten Werbespot kenne ich; eine Werbung für den Sharan. „Kleines Familiensausflug mit Mutti und die Kleinen ?“ Ich bin zwar nicht Prof. Higgins, aber für meine Begriffe spricht der Flegel im Cabrio (übrigens auch ein VW) mit skandinavischem Akzent. Ich vermute: Vater aus Malmö, Mutter aus Göteborg, aufgewachsen in Uppsala.

Bis bald !
Lockwood

09.09.2006

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Hallo Lockwood,

Zur Sharan-Werbung: Du wirst am besten wissen, wie es mit holländischem Akzent klingt. Werden also wohl tatsächlich Schweden sein. Ich habe meinen Arbeitskollegen gefragt. Der meinte auch: Schweden! Tut mir Leid, wenn ich die Schnösel zu Holländer gemacht habe. Dafür werde ich Dir aber die Bosch-Werbung zusenden.

Was die tollen Nachbarn von uns betrifft: keinen weiteren Kommentar. Natürlich gibt es da kein Feedback, wahrscheinlich (selbst wenn der eine oder andere lesen kann), weil die Guten gar nicht verstehen, was ich da geschrieben habe.

Was die Vielzahl meiner Links betrifft, so kannst Du diese in Deinem Webbrowser als Favoriten (z.B. in einem eigenen Verzeichnis) abspeichern. Zuvor muss Du die Links aber mit dem Browser aufgerufen haben.

Von Angelo Branduardi gibt es auch eine Version des Sieben-Tage-Lieds? Ich kenne Branduardi und habe mir vor vielen Jahren auch schon einmal eine LP (damals gab es noch keine CDs) gekauft: ‚La pulce d’acqua’ von 1977. Mein Forschungsdrang ist groß: Das 7-Tage-Lied ist auf der Scheibe ‚ Gulliver, La Luna ed altri Disegni’ enthalten: Gulliver.

Du hast also die CD? Ich wäre irgendwie an dem Lied interessiert. Kannst Du es mir als MP3 umwandeln? Aber wie? Oder kennst Du Dich da etwas aus?

Ich habe da noch weiter geforscht wegen des Liedes. Die Fassung mit der schottischen Ballade ‚Willy’s Lady’ (genauer ist ‚Willie’s Lady’) habe ich auch gefunden. Der Text stammt aus einer Sammlung von englischen und schottischen Balladen, die der Amerikaner Francis James Child [1825-1896] zusammen getragen hat. Leider habe ich nur einen Ausschnitt des Liedes (von Ray Fisher gespielt und gesungen) gefunden, immerhin (man könnte sich natürlich die CD kaufen). Es gibt neben dieser Interpretation noch weitere Fassungen der schottischen Ballade und auch der Urfassung. Anfang der 70-er Jahre hat es der Harfenspieler Alan Stivell gewissermaßen ausgegraben. Auf eine Interpretation einer tschechischen Band bin ich dann auch gestoßen. Du hast Recht: Das Lied ist ein europäischer Klassiker!

So, so, Du rauchst also viel zu viel. Da dürftest Du auch schon gar nicht in ein Tull-Konzert. Der Meister erteilt strengstes Rauchverbot. Die ehemaligen Kampfraucher sind ja meist die schlimmsten Anti-Raucher. Bei Anderson und seiner Stimme kann ich das natürlich verstehen. Ich selbst rauche auch, wenn auch ‚kontrolliert’, also möglichst nicht so viel. Aber wenn es auf der Arbeit Stress gibt (und den gibt es eigentlich laufend), greift man schon zum Klimmstängel. Ich rauche außerdem seit meiner Jugend die guten Selbstgedrehten (logisch: Tabak made in Holland). Da geht es mir fast wie mit Kaffee. Wenn ich schon Kaffee trinke, dann sollte es möglichst ein Espresso sein, also stark. Aber in erster Linie bin ich dann doch Tee-Trinker.

Was die Größe von Ian Anderson, also Körpergröße anbelangt, kann ich Dir leider keine Auskunft geben. Ich schätze da Mittelmaß, also um die 1, 75 oder so.

Zu den Gitarren von Ian Anderson gibt es auf der Website von Jethro Tull einige Infos: Da ist u.a. die Rede von einer Martin 0-16NY – a small bodied so-called „parlour“ guitar -, aber das dürfte nicht die Small-Body-Gitarre sein, wie Du sie meinst. Ich denke, dass es sich dabei um eine Spezialanfertigung für Ian Anderson handeln dürfte. Auf einem Video (müsste auf der ‚Living with the Past’-DVD sein), stellt es die Gitarre kurz vor. Welchen Vorteil eine solche Gitarre bietet, kann ich Dir nicht sagen. Der Hals dürfte kaum kürzer sein als bei einer normalen Klampfe. Es sollte also schon der Klang sein. Je kleiner der Körper (Klangkörper) desto geringer ist zwar die Lautstärke. Da die Gitarre aber über Tonabnehmer sowieso elektrisch verstärkt wird, spielt die Lautstärke keine Rolle. So kommt der Ton wahrscheinlich weicher oder klarer ’rüber.

Auf einer 12-saitige Gitarre habe ich Anderson nie spielen gesehen, weder live noch auf den Videos. Ich denke, dass er nie eine gespielt hat.

Soviel zu Deinen Fragen in deiner letzten Mail.

Du hast einige alternative Musikgruppen angesprochen, z.B. Schelmish. Mit meinen Lieben waren wir in den letzten Jahren bei einigen Ritterturnieren. Und da spielten fast logischerweise auch Gruppen, die eine Mischung aus mittelalterlicher und rockiger Musik aufführten. Überhaupt Ritterturniere. Nicht gerade billig und auch nicht gerade um die Ecke, aber das wohl größte Turnier findet in Kaltenberg statt, wo wir bereits zweimal waren. Wenn man vielleicht Urlaub in Bayern macht, dann sollte man als Vater von einigen Kindern Legoland eher links liegen lassen und dafür einen Abstecher nach Kaltenberg machen (vom schmackhaften Bier ganz zu schweigen).

Zuletzt noch ein nettes Bildchen von mir. Es wurde beim Flusskrebsessen aufgenommen. Da das Zeug beim Öffnen der Scheren und Panzer immer etwas spritzt, trägt man vorsichtshalber ein Lätzchen. Mangels Kopftuch habe ich mir das Lätzchen um den Kopf gebunden (will Dich da einer ärgern?).

Willi mit Lätzchen

Übrigens auch Dank für Dein neues Bild. Du siehst ja doch wie ein Mensch aus (lach!):

Lockwood im Garten

Man liest sich.
Bis bald
Wilfried

11.09.2006

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 11: Von eingeschlafenen Händen u.v.a.

Hallo Wilfried,

ist es wirklich wahr, dass man im Rest der Republik keine Holländerwitze kennt ? Nun, der Niederländer aus den Witzen ist saudumm, blockiert mit seinem Wohnwagengespann bundesdeutsche Autobahnen und wird vom Rest der Welt gehasst. Also ist der Holländerwitz dem Ostfriesenwitz in der Aussage sehr ähnlich. Kein Wunder: Aus ethnischer Sicht sind unsere westlichen Nachbarn Nachfahren der germanischen Stämme der Friesen und Batavern, daher also die Verbindung zu den Ostfriesen.

Das mit meiner niederländischen Staatsbürgerschaft darfst Du nicht überbewerten; die räumliche Nähe meines Wohnorts zur Grenze ist purer Zufall. Ich muss das erklären:
Die Heimat meiner Familie ist Deutschland, sie stammen aus der Gegend um A. Irgendwann kam ein Vorfahre von mir auf die Idee, ins benachbarte Holland zu ziehen. Er lebte dort einige Jahre und nahm auch die niederländische Staatsbürgerschaft an. Irgendwann zog es ihn wieder nach A. zurück, seine Nationalität hat er allerdings beibehalten. Nach niederländischem Recht „vererbt“ sich die niederländische Staatsbürgerschaft dominant:
„Das Kind eines Niederländers ist automatisch Niederländer. Egal, wo es geboren wurde oder welche Nationalität die Mutter hat!“ Das war der Originalton einer Konsulat-Mitarbeiterin, bei der wir unseren Sohn nach seiner Geburt angemeldet haben. Ganz schön selbstbewusst für so ein kleines Land. Aber weiter im Text: Mein Bruder und ich, unser Vater, unser Großvater, unser Urgroßvater wurden alle im Raum A. geboren. Der reisefreudige Ahne muss also länger zurück liegen.1939 nahm ein Verwandter von mir die deutsche Nationalität an, um als tapferes Mitglied der Deutschen Wehrmacht in den Krieg ziehen zu können. Aus diesem Krieg kehrte er nicht wieder. Seit dieser Zeit lassen die männlichen Familienmitglieder die Finger von der deutschen Staatsbürgerschaft.

Das hat Vorteile und Nachteile. Nachteil: Kein Wahlrecht bei Bundestagswahlen. Damit kann ich leben; ein so überzeugter Verfechter der Demokratie bin ich nicht. Vorteil: keine Bundeswehr; kein Einsatz als Wahlhelfer bei Kommunalwahlen (das droht uns Mitarbeitern eines kommunalen Energieversorgers regelmäßig). Es kann sogar zu belustigenden Szenen kommen: Als meine Frau und ich damals das Aufgebot bestellten, meinte der hilfsbereite Standesbeamte nach einem Blick auf meinen Personalausweis, ob er für die Trauungszeremonie einen Dolmetscher bereitstellen solle. Ich lehnte dankend ab und meinte, es ginge auch so.

Als meine Frau und ich uns damals nach einem Standort für unser Häuschen umschauten, wären wir gerne in A. geblieben. Aber hier passen einfach die Grundstückspreise nicht zu meinem Sparstrumpf. In B. unterliegen die Gründstückspreise einem gewissen Prärie-Abschlag. Nur deshalb wohnen wir jetzt nahe der Grenze. Mit meiner Nationalität hat das nichts zu tun.

Hast Du von Deinen tollen Nachbarn, die Du in Deinen Seiten so nett beschreibst, jemals ein Feedback bekommen ? Erkennen sie sich wieder ? Können sie überhaupt lesen ?

Dein Link auf die russische Seite ist wieder einmal der Hammer ! Wie findet man so etwas ?? Durch Dich bekommt der Begriff ‚Webmaster‘ eine ganz neue Dimension ! Gibt es eine Möglichkeit, die Vielzahl Deiner Links in einem Ordner zu speichern ? Sie sind viel zu schade, um sie in den Tiefen des Postfaches vergammeln zu lassen. Einige der auf der russischen Seite aufgeführten Titel gehörten zum Repertoire der B.-er Folk-Gruppe. Zwei aus dieser Gruppe beteten die Chieftains an, mit meinem laschen Interesse für JT gar nicht zu vergleichen. Ich muss zugeben: Handwerklich sind diese alten Burschen wirklich topp !

Eine weitere Version des Sieben-Tage-Lieds entdeckte ich zufällig auf einem Album von Angelo Branduardi. Diesmal in italienisch. Ein wirklich europäischer Klassiker. Wenn man im Netz lange genug gräbt, findet man vielleicht sogar eine kirgisische Fassung. Ich selber habe außer der Italienischen keine Version dieses Liedes. Die Möglichkeit des Downloads würde mich also schon reizen…

Zur Nostalgiewelle:
Ich bin zwar „erst“ 43, aber Sehnsucht nach Vergangenem kenne ich auch. Vielleicht habe ich das im Zusammenhang mit JT bereits erwähnt. Außerdem kannst Du auf meinem Bild erkennen, dass ich den Blick stur in die Vergangenheit richte.

Deine Argumente für die eingeschlafenen Hände haben mich überzeugt. Da ich nie ein Instrument gehalten habe, war mir dieser Aspekt fremd. Dass der Meister fast vorzeitig von uns gegangen wäre, habe ich auch ‚mal gelesen. Mir ist aufgefallen, dass er sich in jüngeren Interviews abfällig über Raucher äußert, obwohl ältere Fotos ihn selten ohne Zigarette zeigen. Ich vermute deshalb, dass er nach seiner Erkrankung mit dem Rauchen aufgehört hat. Oder bereits nach seinen Halsproblemen. Ich selber rauche viel zu viel, singe aber so kräftig wie ein Nebelhorn. Unser Pfarrer und die Chorleiterin umwerben mich schon einige Zeit für den Kirchenchor. Tja, wenn ich Zeit hätte…

Ich möchte noch einen Moment bei Mr. Anderson bleiben. Auf alten Videos wirkt er stets sehnig und athletisch. Auf den Aufnahmen aus Istanbul 1991 wirkt er sogar hochgewachsen. Auf aktuellen Videos macht er allerdings einen eher gedrungenen Eindruck. Klein und mollig wäre zu stark ausgedrückt, aber in diese Richtung geht’s. Weißt Du, wie groß Mr. Anderson ist ?

Ich möchte gerne das Schriftstück sehen, in denen ein Fan (nur einer!) Mr. Anderson auffordert, ein Piratentuch zu tragen ! Seine Aussagen in Interviews sind wirklich mit Vorsicht zu genießen.

Bist Du darüber informiert, warum Mr. Anderson eines Tages seine normal großen Gitarren gegen die Small-Body – Instrumente eintauschte ? Siehst Du als Musiker einen tieferen Sinn darin ? Zugegeben, die Dinger klingen nicht schlechter als ihre großen Verwandten, aber es sieht ein wenig seltsam aus.

Und wo wir schon einmal bei der Allwissenheit sind: Ist Dir bekannt, ob Mr. Anderson jemals eine 12saitige Gitarre verwendete ?

Ein letztes Mal zu Deinem Selbstmord-Beitrag:
Meine Hoffnung, dass dieser Beitrag nicht typisch sein möge für den Wilfried, den ich glaubte, ein wenig kennen gelernt zu haben, hat sich erfüllt. Dieser Beitrag ist nicht typisch. Ich werte ihn mittlerweile als Ausrutscher; als Ausdruck eines vorübergehenden Zorns. Noch heute Morgen dachte ich, dass ich in der Lage wäre, eine ähnliche oder noch schlimmere Hass-Tirade zu verfassen, wenn mir etwas gehörig gegen den Strich geht. Es ist tatsächlich so: Wenn ich den Eindruck habe, angegriffen zu werden, mutiere ich zur Bestie. Dann bröckelt die dünne Schale der Zivilisation ganz schnell weg und es gibt kein Halten mehr.

Das muss sich nicht immer in physischer Gewalt äußern. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Worte, gesprochen oder geschrieben, mehr schmerzen können als Fäuste. Und wenn ich in einer entsprechenden Stimmung bin, bewirkt der angestiegene Adrenalinspiegel in mir eine ungeahnte Kreativität in Boshaftigkeiten. Was will ich mit diesen Zeilen sagen ? Ich verstehe Deinen Zorn auf Leute, die Dich völlig unnötigerweise davon abhalten, zu Deiner Familie zu kommen. Ich verstehe, dass Du Dir für diesen Zorn ein Ventil gesucht hast. Deine Waffe gegen diese Menschen ist nicht das Schwert, sondern die Feder. Deine Frage, ob ich nicht ebenfalls manchen Zeitgenossen die Pest an den Hals wünsche, kann ich nur mit JA beantworten.

Ich habe es dieser Tage schon angedeutet: Ich tue mich schwer damit, meine philanthropische Weltsicht immer und überall aufrecht zu erhalten. Es gibt Momente, da will dies einfach nicht gelingen. Es gibt Menschen, deren Nasenbein eine magische Anziehungskraft auf meine Faust ausübt. Glücklicherweise habe ich mich bisher (fast) immer aus dem Staub machen können, bevor diese Anziehungskraft meine Selbstbeherrschung überragte. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich mich bemüht, die Mitmenschen als „Brüder und Schwestern in Christo“ zu sehen. Falls mir das gelungen sein sollte, muss ich feststellen, dass sich unter meinen Geschwistern wirklich allerhand Pack befindet !

Mir fehlt Einiges zum Heiligen. Ich schaffe es einfach nicht, jeden Menschen so zu lieben wie mich selbst. Die wenigen Menschen, die das schaffen, würden in einen Bus passen und sind weltberühmt geworden: Franz von Assisi, Mutter Theresa, Frere Roger,… In dieser Reihe wird man meinen Namen niemals finden.

Es ist nicht so, dass ich Dir Deinen Beitrag „verziehen“ hätte, denn ich habe Dir nichts zu verzeihen. Es ist Deine Website, Du lebst in einem freien Land, das Internet ist ein freies Medium, Du hast ein Recht auf freie Meinungsäußerung. Darüber hinaus bin ich einer der Letzten, die andere Menschen wegen ihrer Fehler maßregeln sollten; dazu mache ich selber zu viele Fehler. Ich habe mit keinem Wort von Dir verlangt, dass Du Deinen Beitrag zurückziehen sollst. Ebenso wenig werde ich meine Kritik an Deinem Beitrag zurücknehmen. Du hast Dich mit diesem Beitrag an die Öffentlichkeit gewandt und musst nun mit der Meinung dieser Öffentlichkeit zurecht kommen.

Aber, wie ich Dich einschätze, schaffst Du das. Was mich betrifft, können wir dieses Thema nun beenden.

Abrupter Themenwechsel:
Hast Du schon einmal daran gedacht, auf Deiner Site „The Whistler“ einen link oder einen Hinweis auf Deine neu entstandene Rubrik zu installieren ? Damit würde der geneigte Leser zielsicher zu unseren sehr lesenswerten Ausführungen geführt.

Die Tatsache, dass ich viel Zeit auf Deinen Seiten verbringe, muss Dir überhaupt nicht peinlich sein ! Das ist meine eigene Entscheidung, die Du nicht vertreten musst. Ich mache das nicht, um Dir einen Gefallen zu tun, sondern um interessante aktuelle Beiträge zu fast allen Aspekten der menschlichen Existenz lesen zu können. Und Deine Beiträge sind überwiegend (hüstel) sehr lesenswert. Dass wir uns gegenseitig viel Zeit rauben, ist nicht wegzudiskutieren. Das ist einfach so. Aber es gibt auch angenehme Arten, beraubt zu werden, nicht nur der Jungfernschaft. Mir macht unser Gedankenaustausch einfach Spaß. Wäre es anders, hätte es niemals eine zweite mail von mir gegeben.

Dies ist möglicherweise mein längstes Schreiben an Dich. In den letzten Wochen sind mir durch unseren Schriftwechsel schon drei Tastaturen durchgeschmort. Ich werde mich im Fachhandel erkundigen, ob es die Dinger auch mit Wasserkühlung gibt. Vom vielen Lesen habe ich schon Hornhaut auf den Augen (kein Witz!), aber ich freue mich jedes Mal auf Deine Antwort.

Nun aber genug.
Viel Spaß beim Flusskrebs-Essen und ein schönes Wochenende !

Bis bald
Lockwood

09.09.2006

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Hallo Lockwood,

auch nur wieder auf die Schnelle, bevor ich mich mit meinen Lieben startklar mache, um zum großen Flusskrebsessen zu starten.

Im Anhang das Bots-Lied.

Übrigens zu den Holländer-Witzen: Klar, das Stichwort Wohnwagenanhänger! Da habe ich einen Werbespot von Bosch. Ist aber eine WMV-Datei (ein Video für den Windows Media Player). Ist ganz witzig. Und einen weiteren Werbespot für eine Automarke gibt es ja auch im Fernsehen; den mit der Familienkutsche und den zwei jungen Typen im Cabrio, die mit eindeutig holländischen Dialekt herumwitzeln.

Gleich geht es los.
Bis später dann
Wilfried

09.09.2006

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 10: Küsschen von Ian

Hallo Wilfried,

ich weiß nicht, wie ich es Dir beibringen soll, aber „Die Leiden des jungen Werther“ fand ich ebenfalls langweilig.

Auf dem Bild mit Deinem Konterfei schaust Du nicht beschämt, sondern konzentriert. Ich vermute, Du befindest Dich in einem Ladenlokal. Vielleicht ein Schallplatten- oder Buchladen. Aber andererseits: Wann wird man beim Einkaufen fotografiert ? Wie das Produkt einer Überwachungskamera wirkt das Foto nicht. Das Bild wurde mit einer kleinen Brennweite und ohne Blitzlicht aufgenommen, also muss der Fotograf kurz vor Dir gestanden haben und der Raum ausreichend beleuchtet gewesen sein. Jedenfalls hast Du bemerkt, dass Du fotografiert wirst. Ist das Bild am Ende gestellt ? Birgt Deine Frage vielleicht die Antwort schon in sich ? Betrachtest Du gerade etwas aus dem JT-Umfeld ? Viele Fragen, keine Antwort. Ich hoffe, Du wirst hier bald Abhilfe schaffen.

Den Begriff ‚Pibroch‘ kannte ich bis zu „Songs from the wood“ auch nicht. Aber ich habe die Angewohnheit, unbekannte Worte sofort nachzuschlagen. Hin und wieder bleibt mir eine Erklärung sogar im Gedächtnis haften. Ich erinnere mich, dass ich den Begriff „Nomenklatura“ im Laufe von schätzungsweise 10 Jahren mindestens dreimal nachgeschlagen habe. Mittlerweile sitzt er, zumindest solange, bis die zuständigen grauen Zellen sich verabschieden.

Deine Links funktionieren prächtig. Einzig mit dem Broadford Bazaar gab es einen Griff ins Leere. Verrate mir bitte, wo genau auf Deinen Sites der Song zu finden ist. Ohne eine roten Faden verirre ich mich immer noch bei WilliZ.

Ich habe mir gerade das „Beggar’s Farm“ – Video angesehen und die Fingerübungen bemerkt. Es könnte sich dabei aber auch um den Ausdruck von Nervosität handeln. Manchmal erwische ich mich selber auch bei unnötigen Fingerspielen. Dass eine Hand beim Flöten einschläft, glaube ich weniger. Hat sie doch bei dieser Tätigkeit ausreichend Bewegung. Mir sind schon häufiger Ähnlichkeiten in der Motorik des Mr. Anderson zu Joe Cocker aufgefallen. Hier wie dort ist in den Bewegungsabläufen nicht immer alles rund. Ich konstatiere: Der Meister steckt voller Geheimnisse. Vor allem dann, wenn man sich als Fan auf jedes noch so kleine Detail stürzt. Nicht umsonst stammt der Begriff ‚Fan‘ von ‚Fanatiker‘. Gerade habe ich Google die Suchbegriffe „Ian Anderson – eingewachsener Fußnagel“ eingegeben. Es liegt kein Eintrag vor.

Ich sehe Mr. Anderson auch als Landlord. Sein Bühnenoutfit aus der 77er Tour und das Cover von ‚Heavy Horses‘ unterstreichen diesen Eindruck noch. Ich denke, in seiner Folkphase sah er sich selber so. Und, egal, was er danach produzierte, wirkte er damals sehr glaubwürdig in dieser Rolle.

Mr. Barre sehe ich nicht als ein normales Bandmitglied an. Er wirkt auf mich eher wie ein Freund des Meisters, eine graue Eminenz, ein ruhender Pol, der Fels in der Anderson’schen Brandung. Auf einem Video ist zu sehen (ich weiß im Moment leider nicht, auf welchem – Anmerkung Williz: Im Tampa-Tullavision-Video Crazed Institution von 1976), wie der Meister seinem Gitarristen ein Küsschen auf die Wange haucht.

Küsschen von Ian

Im Grunde ist es mir gleich, wer bei den Tulls gerade Bass, Drums und Keyboards spielt. Mit einer Ausnahme: Dieser androgyne Typ aus der „A“ – Zeit passte in die Gruppe wie Sahne auf die Currywurst. Und überhaupt: Die weißen Overalls damals. Wie Waschmaschinenmonteure oder Leute von der Spurensicherung. Die Dickens-Lumpen aus den späten 60ern / frühen 70ern passten viel besser zum Image der Gruppe. Vielleicht habe ich es schon einmal erwähnt: In meinen Augen begann 1980 eine rasante Talfahrt von JT, die bis jetzt nicht gebremst werden konnte. “ The train wont stop going — No way to slow down. „

Die Gruppe Focus kenne ich nur aus Deiner Website. Allerdings ist mir Jan Akkermann ein Begriff, wenn auch nur ein oberflächlicher. ‚Sieben Tage lang‘ ist wohl das Lied, das ich am häufigsten pfeife. Die Melodie ist einem bretonischen Volkslied entnommen (I’m sure, you know).

Kurze Story hierzu: Diesen Sommer hatte ich das Liedchen wieder einmal auf den Lippen, als meine Frau mich fragte, was ich da wieder für einen Mist flöte. Ich antwortete ihr, dass sie davon nichts verstehe, das sei ein Arbeiterlied. An diesem Abend musste ich ungeküsst einschlafen.

Von unserem Häuschen ist es bis zur niederländischen Grenze nicht weit. Hier im Grenzgebiet gab und gibt es einen Sprit-Kaffee-Tabak – Tourismus. Bevor Du Dich zu Holländerwitzen hinreißen lässt: Ich bin niederländischer Staatsbürger. Nicht aus Überzeugung, sondern von Geburt. Ist ganz praktisch, wegen der Bundeswehr.

Abschließend zu Deinem Suicid-Aufsatz:
Nachdem ich mich nun ein wenig abgeregt habe, kann ich vielleicht sachlich darüber schreiben. Vor einigen Tagen hast Du mir geschrieben, dass Du Dich für Psychologie interessierst. Dies, Deine bevorzugte Literatur, Dein Angriff auf einen antisemitschen Mel Gibson, Dein in ciceronischer Eloquenz vorgetragenes Plädoyer für Herrn Grass und überhaupt Dein ganzer Internetauftritt vermittelten bis gestern den Eindruck, es mit einem linksliberalen (Betonung auf liberal) Philanthropen zu tun zu haben.

Und dann das ! Ich will jetzt nicht lange darauf herumreiten; die angedrohten 200 Seiten werden es nicht. Nur: Kannst Du Dir vorstellen, wie verzweifelt ein Mensch sein muss, um sich in eindeutiger Absicht den Bahngleisen zu nähern, selbst wenn diese Gleise den Herrn Albin zur Arbeit oder, noch schlimmer, nach Hause tragen sollen ? Haben diese Menschen nicht etwas anderes verdient als Spot und Häme ? Diese Menschen bedenken in den seltensten Fällen die Folgen ihres Tuns, in diesem Moment sind sie zu sehr mit ihrem eigenen Los beschäftigt. Und dann die Fotos zu dem Artikel. Du hast wieder schön deutlich gemacht, dass Du zu jedem Beitrag das passende Foto greifbar hast. Aber musste das in diesem Fall wirklich sein ? Das hätte ein Bild-Redakteur kaum besser machen können. Der Bruder eines Klassenkameraden warf sich vor einen Zug. Der Vater eines angeheirateten Onkels von mir erhängte sich. Hoffentlich schauen die Hinterbliebenden dieser Welt nicht in Deine Seiten. Im Grunde steht mir Kritik an Deiner ureigensten Website überhaupt nicht an. Du kannst veröffentlichen, was Du willst, ohne Dich vor irgendjemanden rechtfertigen zu müssen.

Sieh‘ es mal so: Mit meinem Kommentar und diesen Zeilen möchte ich lediglich meine Verwunderung über die bis dahin unbekannte Seite des Wilfried A. ausdrücken.

Über die oft aussichtslosen Bemühungen, eine menschenfreundliche Weltanschauung zu bewahren, würde ich an anderer Stelle gerne mehr schreiben.

Für heute ist es genug.

Viele Grüße und gute Besserung !

Lockwood

07.09.2006

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Hallo Lockwood,

Du bist also niederländischer Staatsbürger! Und es gibt da Witze über Holländer? Was zeichnet denn deren besondere Charakteristik aus, das so oft den Grund für solche Witze legt? Ähnlich wie bei den Ostfriesen, den weiteren Nachbarn, deren etwas einfältige Art? Kann ich mir eigentlich nicht denken.

Auf Focus und Bots (und dem besagten Lied, das Du also nicht nur kennst, sondern mit dem Du durch Pfeifen Deine Frau nervst) bin ich vor kurzem wieder gekommen. Bots habe ich irgendwann Ende der 70-er Jahre in einem kleinen Ort zwischen Bremen und Bremerhaven ‚in concert’ gesehen. Damals war es schon so etwas ähnliches wie eine Hymne. Auf Bots und den sieben langen Tage kam ich, als ich im Internet vor einiger Zeit (auf einer russischen Seite – mit einigen weiteren interessanten Links) auf jede Menge MP3s mit Folk-Musik u.a. stieß; u.a. gleich zweimal ein Lied namens Son ar Chistr (Ev‘ chistr ‚ta Laou), was wohl Cidre-Lied (Apfelweinlied) heißt, gespielt von den Gruppen namens Mervent aus Russland (!!!) und Chieftains aus Irland – genau das Lied! Mithin ist der Ursprung wahrscheinlich nicht rein bretonisch, aber auf jeden Fall keltisch (irgendwo steht da: The melody of this Breton drinking song was borrowed by Ray Fisher for the Scottish traditional ballad “Willy’s Lady” – man meint hier doch nicht meine Frau?)

Inzwischen habe ich im Internet (wo sonst) das Liedchen von Bots als MP3, allerdings auf Holländisch gefunden: Zeven dagen lang! So schließt sich der Kreis (wenn Interesse an dem Lied als MP3 besteht, dann kann ich sie Dir zum Herunterladen bereitstellen – aber sicherlich hast Du das Lied sowohl auf Deutsch als auch auf Holländisch – ich werde wohl auch einen eigenen Beitrag zu diesem Lied schreiben).

Und Focus: Eigentlich suchte ich ‚House of the Kings’ von der Gruppe, weil dieses Lied früher immer wieder Jethro Tull zugerechnet wurde (ich kann mich nur dunkel daran erinnern, irgendwie war es mit Living in the Past artverwandt, wenn auch kein 5/4-Takt). Dafür fand ich aber anderes Material, mit dem ich frühere Jahre heraufbeschwor. Aber da warst Du ja noch ein junger Knabe mit lockigem Haar (Nichts für ungut). Ja, mit dem Alter kommt man so in eine Nostalgie-Phase. Da kommen plötzlich Erinnerungen hoch, die man für total begraben glaubte. Unser Plausch trägt da nicht unwesentlich bei.

Zu Ian Andersons Fingerspielen: Ich könnte mir nach wie vorstellen, dass seine Hand eingeschlafen ist, die ausreichende Bewegung ist kein Gegenargument. Immerhin muss er beide Hände beim Flötenspielen ziemlich hoch halten (überm Herzen), da sackt das Blut schnell ab. Ich habe ja früher auch Musik gemacht (E-Bass), und nach einen der (Gott sei Dank) wenigen Auftritte, die allerdings mit Pausen bis zu vier Stunden dauerten, hätte ich meine Finger einschl. Hände wegwerfen können, so taub waren diese. Ich habe allerdings das ganze Konzert vorliegen – und da macht er immer wieder diese Fingerübungen. Was noch sein könnte: es sind irgendwelche Nachwirkungen seiner Deep vein thrombosis (also einer Thrombose in den im Körper tiefliegenen Venen), die ihn hätte fast sterben lassen. Aber ich bin kein Arzt. Vielleicht gucke in andere Konzertausnahmen der letzten Jahre und ob er dort auch öfter die Fingerübungen macht.

Nach langer Zeit gibt es bei laufi.de wieder einmal ein Video (und die nächsten sollen folgen). Ich habe mir beide Version heruntergeladen (Du weißt: Mit rechter Maustaste auf den Link klicken, dann ‚Ziel speichern unter …’ oder ähnliches, je nach Webbrowser). Es stammt aus einer älteren TV-Dokumentation „All you need is love“ und äußert sich kritisch zum Glitterrock, den aufgrund ihrer Kostümierung auch Tull zugerechnet werden. Minstrel in the Gallery wird hier leider nur zerhacktstückt wiedergegeben (ich dachte, ich könnte daraus Teile in mein jetzt schon aus 3 Teilen bestehendes Minstrel-Video einfügen, aber das sind wirklich nur Schnipsel, leider). Interessant ist das Video auf jeden Fall, da sich Anderson zum Outfit äußert, was man gewissermaßen auch auf die Neuzeit anwenden könnte. Danach würde Anderson im Piratenlook auftreten, weil es die Fans so wollen (oder weil Anderson denkt, dass sie es so wollen).

Ach so mein Bildchen. Also ich gucke im eigentlichen Sinne nicht konzentriert. Und der Fotograf stand nicht vor mir, sondern saß, wenn auch dicht vor mir, was bedeutet, dass ich auch gesessen haben muss. Wenn schon konzentriert, dann ganz ‚hingegeben’ … – … nämlich einem mindestens 5000 Kalorien enthaltenden Eisbecher, den Löffel schon in der Hand, den ersten Happen ‚vor Augen’. In meinem Blick vereinen sich also Vorfreude, Hingabe, Sinnengenuss, entspannte Spannung (hoffentlich schmeckt das Eis auch so, wie es aussieht), Abkehr von Umwelteinflüssen und ich weiß nicht, was noch. Das Ursprungsbild ist eigentlich nicht so toll, aber durch geschickte Manipulationen am Rechner, ist das Dir vorliegende Ergebnis herausgekommen.

WilliZ geniesst

Abschließend zu meinem Selbstmördertag-Beitrag und Deinem Wunsch der ’guten Besserung’ (ich will jetzt kein Öl ins Feuer gießen, aber das mit der guten Besserung klingt nicht mehr nur ironisch).

Also um es auf den Punkt zu bringen: ich wollte mich alles andere als lustig machen über Selbstmörder, Selbstmordkandidaten und deren Angehörigen. Wer in einer solch tiefen inneren Krise steckt, dass er nur noch den Freitod wählen möchte, braucht dringende Hilfe. Wüsste ich, dass ein eigener enger Angehöriger in einer solchen Krise steckte, so würde ich versuchen zu helfen.

In dem Beitrag ging es auch eigentlich gar nicht um solche Menschen. Es ging um die wie es im Sprachgebrauch der Deutschen Bahn heißt: unbefugten Personen, die sich verbotener Weise auf Bahngelände bewegen und dadurch teilweise stundenlang den Bahnverkehr lahm legen. Meist sind das volltrunkene Leute, die gar nicht wissen, wo sie sich eigentlich aufhalten. Auch solche Menschen brauchen eigentlich Hilfe, besonders wenn sie sich schon am frühen Freitagnachmittag vollgeschüttet haben. Dass ich hier verwirrte Starkalkoholiker mit Selbstmördern gleichgesetzt habe, war der eigentliche Fehler. Aber irgendwie ist exzessiver Alkoholmissbrauch auch der reinste ‚Selbstmord’. Und statt dieses Suizids auf Raten (oder dem zufälligen Tod auf dem Gleis) habe ich andere Möglichkeiten, Du weißt schon, vorgeschlagen.

Auch so bleibt der Beitrag zynisch. An dem Tag muss mir aber wirklich die Galle übergelaufen sein. Wohl erst reichlich Stress auf der Arbeit, dann endlich Feierabend und das Wochenende vor Augen: Und dann hängt man, da kein Zug fährt, am Hauptbahnhof fest, weil … Wünscht du nicht auch hin und wieder bestimmten Leuten ‚die Pest’ auf den Leib?

Ich könnte jetzt sagen, okay, das war es und ich lösche den Beitrag. Aber da bin ich stur (norddeutsch). Der bleibt …?!

Jetzt reicht es aber. Am Wochenende treffen wir uns mit vielen Bekannten zum Flusskrebsessen, einer skandinavischen Tradition. Dabei sind auch Vertreter der nordischen Länder wie Finnland und Island. Selbst meine Söhne, die Feierlichkeiten dieser Art eher langweilig finden, freuen sich schon darauf.

Bis bald – hier noch der Link auf den Broadford Bazaar-Beitrag mit Musik (über die Steuerungsleiste kann man die Musik starten, einfach aufs Dreieck klicken, notfalls auch 2x, denn manche Webbrowser zicken da etwas). Übrigens gibt es im Weblog auch die Möglichkeit der Suche (unterhalb der Rubriken), die funktioniert ganz gut.

Also bis bald
Wilfried

P.S. Es ist mir ja schon fast etwas peinlich, wie fleißig Du meine Beiträge liest und Dich auch zu Kommentaren hergibst. Natürlich freut es mich. Solche Leser wünscht man sich. Es gibt sicherlich viele Leser, aber nur wenige wagen es, sich auch zu äußern. Wohl eine Volkskrankheit: Stillschweigen! Was mir peinlich ist: Ich raube Dir Zeit (aber Du „raubst“ ja auch mir Zeit, dann gleicht sich das aus – Tschüss!)

08.09.2006

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 9: Ians Geschäftstüchtigkeit

Hallo Wilfried,

Zu den Out-Takes:
Sicher ist es denkbar, dass auf älteren Alben durch den technischen Fortschritt neue Songs Platz finden. Dass das einen zusätzlichen Kaufanreiz bietet, wird dabei gerne in Kauf genommen. Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, eine Remastered-Version zu kaufen, nur um an die Studioaufnahme von Jack-a-Lynn zu kommen. Und ich denke, so wie ich denken Einige (zumindest in diesem Punkt). Wirf mal einen Blick auf die neue Version von ‚Warchild`. Hier sind die Bonus-Tracks fast besser als die originär vorhandenen Songs. Vor allem ‚Rainbow Blues‘ finde ich klasse ! Bei diesem Lied wird besonders deutlich, wozu die Stimme des Meisters in der Lage war ! Eine so gewaltige Singstimme ist mir in der Rockmusik nie wieder begegnet.

Mein Hinweis auf die Geschäftstüchtigkeit des Mr. Anderson scheint Dir nicht zu behagen. Ich sehe in einem Musiker auch lieber den Künstler als den Direktor. Jedoch: Lt. Wikipedia zählt Mr. Anderson zu den wohlhabendsten Rockmusikern Großbritanniens. Ich denke, diesen Status erreicht man nicht, wenn man sich ausschließlich auf die Musik konzentriert. Lass es mich etwas positiver formulieren: zu den Qualitäten, die wir bisher beim Meister festgestellt haben, kommt der Geschäftssinn als Sahnehäubchen noch obendrauf.

Zu Jack-a-Lynn:
Wenn man sich die Rockmusik der vergangen 50 Jahre anhört, wird man feststellen, das sich viele der Texte um Themen drehen wie Liebe, Verlust der Liebe, Herzschmerz, Eifersucht, unerfüllte Liebe und dergleichen mehr. Ganz wie beim Schlager. Ganz anders bei JT: Hier gibt es kaum Liebeslieder. Außer Jack-a-Lynn vielleicht noch Budapest, viel mehr will mir auf Anhieb nicht einfallen. Du hast einen besseren Überblick als ich; habe ich entscheidende Songs übersehen ? Auf der einen Seite kann die gute Shona sich also freuen, das Thema eines der wenigen Liebeslieder ihres Gatten zu sein, auf der anderen Seite könnte sie ihm vorhalten, genau diesen Song als Out-Take zu führen.

In dem Jack-a-Lynn – Video, dass Du mir geschickt hast, konnte ich dank der guten Bildqualität ein Detail entdecken: Der Meister hat tatsächlich Probleme mit der rechten Hand. Der kleine Finger lässt sich nicht strecken. Damit erübrigt sich meine Frage, die ich Dir schon immer stellen wollte, ob Mr. Anderson die Gitarre auch pizzikato spielen kann. Nee, Moment, braucht man zum Zupfen den kleinen Finger ? Die Bass-Saiten werden mit dem Daumen bedient und die anderen 3 Saiten mit Zeige- Mittel- und Ringfinger. Oder ? Möglicherweise ist die gehandicapte rechte Hand der Grund dafür, dass Mr. Anderson keine Hände schüttelt. Es wäre auch denkbar, dass der Meister noch weitere körperliche Defizite hat, von denen die Masse der Fans nichts weiß; einen eingewachsenen Fußnagel, z.B.. Ich sollte sachlich bleiben. Wenn die ganzen technischen Details zur Basis, den Kommentaren etc. geklärt sind, sollten wir unser Augenmerk wieder auf Tull und Anderson legen; sonst geht der neuen Rubrik vorzeitig die Luft aus.

Zu Wikipedia:
Diese Seite rufe ich noch häufiger auf als WilliZ. Mit der Vielzahl und vor allem der Aktualität der Beiträge kommt auch mein Online-Brockhaus nicht mehr mit. In der kritisierten Fehleranfälligkeit sehe ich keine große Gefahr. Ich denke, in vielen Printmedien findet sich eine dichtere Konzentration von Scheiße. Meine Ergänzung des Ian-Anderson – Artikels war übrigens mein erster Eintrag. Ich wollte einfach nur sehen, ob das wirklich so einfach funktioniert. Tut es tatsächlich. Mein Satz ist dort heute immer noch finden. Ich wundere mich nur, dass mir niemand von den Laufi-Leuten zuvorgekommen ist.

Mein Sohn dankt Dir für die Information über Dein Treffen mit dem Meister. Er sitzt also alleine im Abteil. Weit weg vom Fußvolk. Ich glaube, es war irgendwo auf Deinen Tull-Seiten, wo ich gelesen habe, dass Mr. Anderson bei den Konzertproben ein richtiger Drecksack sein kann und dort Dinge bietet, die mit Streben nach Perfektion nicht mehr zu erklären sind. Als „Arbeitgeber“ könnte er mir gestohlen bleiben. Vielen anderen übrigens auch, wenn man die Fluktuation bei den Tulls betrachtet.

Zu meinem Bild:

Lockwood

Ich habe mit Bedacht ein Foto ausgewählt, dass meinen Typ am besten wiedergibt: Ernst, fast melancholisch, grüblerisch, den Blick in die Vergangenheit gerichtet. Und was heißt „freundlicher gucken“ ? Das, was Du auf dem Foto siehst, ist seit 1980 mein natürlicher Gesichtsausdruck, quasi die Nullstellung. Seit dem Erscheinen des Albums ‚A‘ habe ich nicht mehr gelächelt. Das Foto hat mein ältester Sohn vergangenen Samstag aufgenommen. Im Garten, er hatte die Sonne im Rücken. Danach habe ich das Bild freigestellt und noch nicht einmal eingefügt, sondern einfach mit Füllfarbe voll laufen lassen. Das Folgende wirst Du mir wahrscheinlich nicht abkaufen: Bei der Wahl der Füllfarbe war mir nicht bewusst, dass Du die Gleiche verwendest !! Du weißt sicher, dass Corel PhotoPaint einige Millionen Möglichkeiten bieten, sich eine Farbe selber zu mischen. Das vorliegende Ergebnis ist purer Zufall und hat nichts mit Deiner Homepage zu tun. Anscheinend habe wir beide mehr gemeinsam als Bart, Brille, JT, Jan & Lukas. Keine Angst, ich will nicht auf eine Seelenverwandtschaft hinaus; dazu sind die Unterschiede in den technischen Ambitionen zu gravierend. Dein Lästern über meine Erscheinung, ob mit oder ohne Kopftuch, verbitte ich mir ! Das Foto zeigt das, was Sorge um Familie, Arbeit und krächzende Musiker von einem einst strahlenden Jüngling übrig gelassen haben.

Ian Scott Martin Lancelot – mein Gott, das arme Kind ! So weit würde ich nie gehen ! Ich bin mir auch nicht sicher, ob die so geehrten Musiker daran ihre reine Freude haben würden, wenn sie es wüssten. Der Junge kann froh sein, dass sein Vater kein Tic-Tac-Toe- Fan ist.

Zur Flöte:
Wahr ist, dass ich JT nicht wegen, sondern trotz der Flöte schätze. Wahr ist aber auch, dass einige Stücke, wie Bouree oder Elegy, nur von oder für die Flöte leben. Und Elegy ist ein Klasse-Lied !! Von diesen beiden Stücken abgesehen: Welches Lied von JT ist existenziell von der Flöte abhängig ? Doch, Thick as a brick und Passion Play wären ohne Flöte nicht denkbar. Aber sonst ? Viele Lieder ließen sich meiner Meinung nach auch ohne Flöte gut anhören, wenn man sie vorher ein wenig umarrangiert.

Zum Flötenheini:
Heute Morgen erzählte ich einem Kollegen, von dem ich weiß, dass er Mr. Anderson kennt, dass eben dieser die Ehrendoktorwürde für Literatur erhalten habe. Darauf meinte der Kollege: „Aha. Er kann also literarisch flöten.“ Das fand ich sehr ernüchternd. Zeigt es doch, dass Mr. Anderson vom überwiegenden Teil der Menschheit als Flötist und nicht als Texter wahrgenommen wird. Wie Du schon sagtest. Ein Jammer ist das !

Die Instrumente der britischen Folklore sind mir größtenteils geläufig. Auch die Tin-Whistle habe ich schon einige Male live gehört (in unserem Städtchen gab es bis vor zwei Jahren eine Gruppe von Feierabend-Musikern, die sich der britischen Folklore verschrieben haben). Die Tin-Whistle passt vom Klang zur Folklore. Was ich über Querflöte und Rockmusik nicht immer behaupten kann. Die Querflöte ist ein sehr wohlklingendes Instrument, das auf einigen Tull-Platten wunderbar zum Einsatz kommt. Aber bei einigen anderen Liedern finde ich sie einfach deplatziert, störend, nervend, total daneben.

Den Song ‚Broadford Bazaar‘ kann ich trotz Deiner links nicht finden und das Album Nightcap habe ich nicht. Allerdings kann ich mich dunkel erinnern, dass ich zu einem früheren Zeitpunkt auf Deinen Seiten war und das Lied irgendwo im Hintergrund lief. Ich assoziiere damit Bilder von schottischen Landschaften, kann das sein ? Dieser Song gefiel mir sehr gut.

Wie gesagt, ich bin nicht grundsätzlich gegen Flöten. Sie müssen nur zum Song passen. Um ein Extrem zu bemühen: Stell‘ Dir vor, in Queen’s „We will rock you“ wäre eine Harfe oder eine Tuba zu hören. Es gibt Dinge, die gehen einfach nicht.

Das war jetzt wieder einmal mehr als ein paar Stichworte. Ich schreibe einfach gern.

Bis bald !

Lockwood

05.09.2006

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Hallo Lockwood,

nach einem Tag Pause melde ich mich wieder. Erhöht die Erhaltungswartung! Quatsch, ging einfach nicht anders. Aber sonst können wir auch bald unser erstes Buch herausgeben. Eine Art Briefroman a la Die Leiden des jungen Werther, ähhh Willi.

Zu Bildchen: Gleich oben in meinem Weblog gibt es ja auch ein Bildchen, wo ich so verschämt nach unten schaue (ich hoffe, das Bildchen unten kommt an – ich meine: erreicht Dich …). Ich habe nur noch eine leicht modifizierte Version davon. Das Original ist auf irgendeiner Scheibe gebrannt, die ich nicht wiederfinde.

WilliZ

Fragespielchen 2. Teil: Warum schaue ich so verschämt? Gucke ich überhaupt verschämt? Vielleicht gucke ich mir etwas Bestimmtes an, aber was?

Den ‚Rainbow Blues’ muss ich mir einmal in Ruhe anhören. Bei mir ist der eigentlich unter ‚Ferner-Liefen’ angesiedelt. Aber manchmal achtet man ja nicht immer auf die Feinheiten und dann geht einem etwas ‚durch die Lappen’. So ging es mir u.a. mit ‚Pibroch’ von der LP/CD ‚Songs from the Wood’. Damit konnte ich nie etwas richtig anfangen. Gut der Mittelteil ging noch so. Bis mir im letzten Jahr, als ich mich wegen unserer Schottlandreise eingehender mit den Wurzeln der Musik von Jethro Tull befasste, klar wurde, dass sich dahinter ein schottisches Klagelied verbirgt. Diese langgezogenen, übersteuerten Gitarrentöne imitieren einen Bagpipe, also einen Dudelsack. (siehe zu Reisevorbereitung Schottland 2005). Plötzlich hört man so ein Lied mit anderen Ohren.

Kurz zu den Links, die ich immer wieder als Textlinks in meinen Mails anlege. Es kann natürlich sein, dass ich mich verschrieben habe (Broadford Bazaar). Ansonsten klappt das doch, oder? Ich will mir hier nicht auf die eigene Schulter klopfen, aber es hat doch schon etwas, wenn man seine Ausführungen durch Beispiele belegen kann. Zu Hause würde ich ein Fotoalbum zücken oder ein Videoband einlegen. Hier liegt vieles im Internet parat, man muss nur dahin verlinken.

Zu ‚Jack-a-Lynn’ und ob der Meister Probleme mit seiner rechten Hand hat … Wenn ich das richtig sehe, dann zupft Herrn Anderson (pizzikato/Finger picking, wie auch immer – siehe Wikipedia) die Saiten nicht, er spielt mit einem Plektrum, das er zwischen Daumen und Zeigefinger hält. Die anderen Finger hält man dabei gewöhnlich leicht gekrümmt. Ich erinnere mich aber an das Konzert 2005 in Lugano. Da machte er in kleinen Pausen immer Fingerübungen mit der rechten Hand. Im Video ‚Beggar’s Farm’ so ziemlich am Anfang, wenn er singt und das Mikro mit der rechten Hand umklammert, wenn er dann das Mikro loslässt, pumpt er immer mit der Hand. Das können aber auch nur leichte Durchblutungsstörungen sein (die Hand ist ‚eingeschlafen’). Dass er den kleinen Finger nicht strecken kann, glaube ich nicht, dann hätte er massive Probleme mit dem Flötenspiel, denn da muss er die kleinen Finger beider Hände einsetzen.

Herr Anderson ist sicherlich geschäftstüchtig. Früher unterhielt er auf der Isle of Skye eine Lachsfarm, die sicherlich einiges Geld abwarf. Als ich in Schottland war, habe ich eine solche ‚Farm’ gesehen. Das sind eigentlich nichts anderes als mit Netzen verkleidete Käfige, die in einer Bucht verankert sind und abertausende Fische beherbergen. Die Fütterung geschieht, wenn ich das richtig gesehen habe, maschinell. Man braucht also wenig Personal. Weshalb er die Lachszucht aufgegeben hat, weiß ich nicht. Irgendwie gibt es dazu auch ein Video, wo Anderson als Landlord oder so angesprochen wird. Auch bin ich einmal im Internet über ein Interview gestolpert. Aber das war ein Endlostext.

Lachsfarm von der Isle of Skye
Lachsfarm bei Kylakin/Isle of Skye (mit einer analogen Kamera aufgenommen und gescannt)

Wie Anderson als Chef ist, kann man nur erahnen. Auch darüber gibt es einige Aussagen im Internet, die aber größtenteils auf Vermutungen beruhen. Ob nun Martin Barre bei Anderson angestellt ist, oder wie sonst das ‚geschäftliche’ Verhältnis geregelt ist, keine Ahnung. Das werden die Herrn (und Damen) unter sich ausmachen. Die Fluktuation der Bandmitglieder hat sicherlich die unterschiedlichsten Gründe. Immerhin hat es Martin Barre 38 Jahre und mehr bei Anderson ausgehalten.

Nur als Zwischendurch-Frage: Kennst Du eigentlich die holländische Gruppe Focus? Und auch das Lied „Sieben Tage lang“ von der Gruppe Bots (ebenfalls NL)? Wie ich gesehen habe liegt Dein Heimatstädtchen unmittelbar an der holländischen Grenze.

Das soll es für heute gewesen sein.

Bis bald
Wilfried

06.09.2006

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 8: Begegnung mit Herrn Anderson

Hallo Wilfried,

tausend Dank für die ‚Jack-a-Lynn‘ – Datei ! Dank Deiner hilfreichen Erklärungen habe ich sie unfallfrei auf meine Platte laden können. Die Bildqualität ist deutlich besser als „halbwegs passabel“ und die Tonqualität ist einfach hervorragend ! Bevor ich diesen Song auf Deiner Website entdeckt hatte, war er mir gänzlich unbekannt. Im Internet habe ich dann später gesehen, dass er auf der Remastered-Version eines alten Albums enthalten ist. Mir ist früher schon einmal aufgefallen, dass sich unter den Remastered-Zugaben einige Schätze verbergen. Da fragt man sich: Warum nicht gleich so ? Allerdings ist die Antwort klar: Um das Album noch einmal zu verkaufen. Mr. Anderson ist nicht nur ein genialer Musiker, sondern auch ein sehr tüchtiger Geschäftsmann.

Gestern Abend habe ich, Dein Einverständnis vorausgesetzt, den Wikipedia-Eintrag zu Ian Anderson um die neu erworbene Ehrendoktorwürde ergänzt.

Kurzer Einschub: gerade kommt mein Sohn herein und fragt mich, ob Du Mr. Anderson schon einmal berührt hast. Diese Frage gebe ich hiermit an Dich weiter.

Von den DIVX-Dateien habe ich nun eine grobe Vorstellung. Allerdings werde ich mich hüten, Deine Technik-Seiten zu besuchen.

Tullavision und Laufi sind mir ein Begriff. Hier habe ich mir schon das ein oder andere Video angesehen. Mein Satz aus meiner ersten mail an Dich, dass ich noch viel von Dir lernen könnte, bewahrheitet sich immer mehr.

Zu meiner Physiognomie:
Tja, Du sagst es, ich habe mit dem Spielchen angefangen. Das habe ich jetzt davon. Zur Auflösung und für die geplante Internetpräsenz von Lockwood sende ich Dir eine selbsterstellte Porträtaufnahme meiner Wenigkeit. Die Datei ist ca. 1,1 MB groß und damit wahrscheinlich viel zu umfangreich, um in der neuen Rubrik angemessen untergebracht zu werden. Aber wie ich Dich kenne, hast Du die notwendige intellektuelle und technische Ausrüstung, um das Bild auf eine brauchbare Größe zu bringen.

Lockwood

Meine Frage nach Deiner Bildbearbeitungssoftware hatte folgenden Hintergrund: Ich glaubte in einem Deiner Bilder das Ergebnis eines Tools zu sehen, dass ich von Corel kenne. So wie es aussieht, verwenden unterschiedliche Hersteller sehr ähnliche Werkzeuge.

Bei uns war das Wetter heute ähnlich wie bei Euch: regnerisch und schwül. Ich hasse das.

So long

Lockwood

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Meine Antwort vom 04.09.06:

Hallo Lockwood,

Jack-a-Lynn gehört zu den Out-takes (Take outs?), also Stücken, die Jethro Tull zwar aufgenommen, aber dann aus verschiedenen Gründen nicht auf LP oder CD veröffentlicht hat (passt inhaltlich nicht mit den anderen Stücken zusammen, ist qualitativ nicht gut genug oder passte einfach aus Spielzeitgründen nicht auf die Scheibe). Die erste Veröffentlichung von Jack-a-Lynn erfolgte auf der Doppel-LP „20 Years of J.T.“ 1988, wo man weiteres bisher unveröffentlichtes Material findet.

Ich will Ian Anderson nicht unnötig verteidigen. Sicherlich ist er auch ein tüchtiger Geschäftsmann. Die alten Scheiben (LPs) hatten damals nur eine maximale Spielzeit (je Seite bis zu 25 Minuten denke ich). Ähnlich ist es mit den Audio-CDs, die ja auch nicht unbegrenzt Musik enthalten können. Als damals die CD neu auf dem Markt kam, da haben die Plattenfirmen die alten LPs einfach 1:1 auch als CD veröffentlicht. Wenn Anderson jetzt die remastered Versionen auf den Markt bringt, dann denke ich, dass diese Scheiben auch qualitativ besser als die alten sind, da mit der neuesten Technik überarbeitet. Und wenn man schon remastered Versionen veröffentlicht, dann bietet es sich an, auch die Out-takes mitzuveröffentlichen. Aber andere haben sich da auch schon mürrisch geäußert. Da ich das bisher unveröffentlichte Material bereits auf anderem Wege bekommen habe, spare ich mir das Geld und verzichte auf den Kauf.

Das Video selbst ist schon okay. Ich sagte, als DVD natürlich noch etwas besser. Ich bin aber schon froh, dass ich u.a. halbwegs brauchbares Material aus alten Tagen von Anderson und Co. habe. Ich gehe davon aus, dass Du ein DVD-Laufwerk in Deinem Rechner hast. Ohne dem geht ja heute schon nichts mehr. Dann kann ich Dir natürlich gern das eine oder andere Video brennen. Ich muss einmal gucken, ob ich eine Übersicht meiner Tull-Sachen haben.

Ja Wikipedia! Du bastelst da auch herum. Ich muss sagen, dass ich (und meine Söhne) viel mit Wikipedia arbeiten. Es ist schon erstaunlich, welches Wissen sich dort angesammelt hat. Vielerorts wird zwar gewarnt vor möglichen Fehler oder gar Falscheinträgen dort. Aber es gar Tests, die in altehrwürdigen Enzyklopädien mehr Fehler als in Wikipedia gefunden haben. In meinem Weblog findest Du viele Links auf Wikipedia.

Die Frage Deines Sohnes muss ich mit nein beantworten. Ich habe Herrn Anderson bisher noch nicht berührt, also die Hand geschüttelt oder so. Allerdings habe ich ihn schon einmal – gewissermaßen unter vier Augen – gesehen und auch gegrüßt. Diese Begegnung gehört aber eher zu den unrühmlichen Taten meines Lebens. Ich habe gerade nachgeschlagen, wann das war. Laut www.ministry-of-information.co.uk (hier findet man eine Übersicht wohl aller Tull- und Anderson-Konzerte) war das am 12.02.1981, also vor über 25 Jahren. Ich hatte mich mit einem Freund für das Tull-Konzert in Bremerhaven verabredet (übrigens jener Freund, mit dem ich mich im letzten Jahr auch wieder in Bremerhaven zum Tull-Konzert getroffen hatte) und den Tag und den folgenden frei genommen. So fuhr ich schon zur Mittagszeit mit dem Zug von Bremen, wo ich früher wohnte, los. Auf dem Bahnhof in Bremen stand ein Mann mit langen Haaren, der mir irgendwie bekannt vorkam. Plötzlich klingelte es: Das ist doch Martin Barre! Er stand da zunächst allein, dann kamen andere Tull-Musiker hinzu. Von Anderson aber keine Spur. Es kam dann der Zug und alle stiegen ein. Irgendwann muss dann auch Ian Anderson zugestiegen sein. Denn als ich durch den Zug ging, saßen in einem Abteil Barre und Co. und in einem anderen Abteil Herr Anderson – allein. Ich hatte damals einen Schal mit dem Anderson-Muster. Trotz Herzklopfen wagte ich es immerhin, Herrn Anderson mit einem „Hello, Mr. Anderson!“ anzusprechen und winkte dabei mit dem Schal, den ich um den Hals trug (etwa so wie Oliver Hardy mit seiner Krawatte winkt, wenn er in Verlegenheit ist). Herr Anderson blickte auf, guckte etwas irritiert und grüßte dann wohl auch. Aber da war ich wieder weg. Irgendwie hatte es mir die (zumindest englische) Sprache verschlagen. Herr Anderson & Co. wagt es (oder wagte es früher), mit der Bahn zu fahren.

Oliver Hardy

Zu Deinem ‚Bild’: Ich habe es deutlich schrumpfen lassen. So siehst Du also aus – mit Bart und Brille, die Haare auch schon leicht angegraut. Etwas freundlicher hättest Du schon gucken können. Du wartest wohl aufs „Vögelchen“? Bisschen herumgetrickst hast Du wohl auch, denn das Bild ist ausgeschnitten und neu eingefügt – die Hintergrundfarbe kommt mir irgendwie bekannt vor … Ich könnte jetzt lästern, z.B. ob Du mit Kopftuch besser aussiehst (vielleicht bastle ich Dir ein Kopftuch), aber das lasse ich lieber …

Verspreche Dir bitte nicht zu viel, was den Eingang an Kommentaren betrifft. Fast zeitgleich mit Deiner ersten Mal kam ein Eintrag in unser Gästebuch (am gleichen Tag wie der Eintrag von Francis, dem Abgedrehten) von einem Typen, der sich ebenfalls als Tull-Fan outete und seinen Sohn sogar Ian Scott Martin Lancelot genannt hat. Ich hatte ihm kurz geantwortet. Seitdem kam aber nichts mehr von ihm. Francis hat sich wenigstens noch einmal gemeldet. Was ich sagen will: Unsere Beiträge werden schon viele lesen, aber zum Kommentieren reicht es dann meist nicht mehr.

Soviel als Antwort auf Deine letzte Mail.

Kommen wir aber zum Substantiellen zurück – Mr. Dr. h.c. Ian Scott Anderson! Von seinem Ehrendoktortitel hatte ich schon vor Wochen gelesen. Irgendwie im Zusammenhang mit Schottland oder gar Edinburgh. Man googelt sich ja so durchs Leben. Im Forum bei laufi.de fand ich dann die beiden Bildchen (stammen wohl aus der Fan-Zeitschrift A New Day). Apropos A New Day. Es ist schon einige Zeit her, da hatte ich das Blättchen auch abonniert. Viel Neues stand da aber nicht drin. Und als das Abo ausgelaufen war, habe ich es nicht wieder verlängert.

Zuletzt zum Thema Flöte: Du bist über die Folk-Szene auf Jethro Tull gestoßen. Bei mir war das natürlich ganz anders. Sicherlich enthalten auch die Alben ab Stand up Folk-Elemente (This was ist ja hauptsächlich ein Blues-Album mit Jazz-Einflüssen, was ja gewissermaßen auch Folk ist), aber der Rock überwiegt am Anfang eindeutig. Jethro Tull war dabei natürlich immer der Gesang von Anderson und sein Flötenspiel. Irgendwann schriebst Du, dass Dich das Flötenspiel nie besonderst fasziniert hätte. Okay, man muss nicht unbedingt die Flöte ganz toll finden – man kann trotzdem Tull-Fan sein. Die Flöte ist aber ein wesentlicher Teil der Tull’schen Musik, wenn manchmal auch übertrieben eingesetzt (teilweise bis zum Verdruss). Die Flöte kommt aber auch in der schottischen Folklore öfter vor, meist als Tin-whistle, also jener kleinen Flöte aus Zinn mit Plastikmundstück, die man schon für 10 Euro kaufen kann (vergl. The Whistler auf Songs from the Wood).

In meinem Weblog findest Du einen Beitrag unter Jethro Tull in Schottland 2005: Broadford Bazaar. Da ist ein durchaus der Folk-Tradition verpflichtetes Stück zu finden, von Anderson 1978 solo eingespielt und zum 1. Mal auf der Doppel-CD Nightcap 1993 veröffentlicht. Mich würde interessieren, wie Du das Stück findest.

siehe hierzu auch: Schottland 2005: Isle of Skye – Teil 1: Kyleakin und Broadford

Soviel für heute.
Dann bis bald
Wilfried

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 7: Technisches

Mit unserem Gedankenaustausch per e-Mail sind Lockwood und ich doch fast schneller, als ich es hier in diesem Weblog veröffentlichen kann. Es geht bereits in die 7. Runde und hat neben dem Thema Jethro Tull und Ian Anderson auch technische Fragen zum Gegenstand:

Hallo Wilfried,

dass Deine Frau weniger Post von Dir bekommen hat als ich, würde ich Ihr nicht unbedingt offenbaren. Für Deine sehr ausführlichen und zeitnahen Mails bin ich Dir dankbar; man findet im Netz Myriaden von Freizeit-Autoren, aber nur wenige davon hinterlassen einen so kompetenten Eindruck wie Du. Und das meine ich nicht nur in Bezug auf JT und EDV.

Apropos EDV:
Deine heutige Mail hat mir einen gehörigen Schrecken eingejagt. Mit all diesen technischen Fachausdrücken bin ich restlos überfordert. Ich muss Dir an dieser Stelle gestehen, dass ich nur eine sehr vage Vorstellung davon habe, was Du mir mitteilen oder was Du mich fragen möchtest. In einem US-Film (vielleicht ‚Philadolphia‘?) sah ich vor längerer Zeit einen sehr schönen Dialog, an den ich jetzt denken muss: „Reden Sie mit mir wie mit einem dreijährigen Kind!“

Also, über eine Jack-a-Lynn – Datei würde ich mich natürlich sehr freuen ! Ich habe DSL-Anschluss, mein PC ist vier Monate alt, hat einen Arbeitsspeicher von komfortabler Größe und ausreichend Festplattenkapazität. Außerdem war das Ding so teuer, dass ich davon ausgehe, dass es auch in anderen Belangen auf der Höhe der Zeit ist. Falls ich diese Fakten richtig bewerte, dürfte der Jack-a-Lynn – Versand über das Netz kein Problem sein.

Zu DIVX kann ich Dir überhaupt nichts sagen; ich vermute, dass damit ein Datei-Format gemeint ist. Mein PC hat einen DVD-Brenner und ein DVD-Laufwerk, wie gesagt, neueren Datums, mit dazugehöriger Nero-Software.

Zu JT habe ich keine Raritäten. Das einzige Videomaterial, über das ich verfüge, sind 2 handelsübliche DVD’s und eine VHS-Aufnahme von Ausschnitten aus dem 77er Konzert im Hippodrom. Das lief vor einigen Jahren zu Silvester und meine Frau hat es mir freundlicherweise aufgenommen (ich kann keinen Videorecorder programmieren). Das komplette Konzert habe ich auch im Netz gefunden, in sehr viel besserer Qualität als auf meiner ausgelutschten VHS-Kassette.

Der Begriff Tampa sagt mir gar nichts. Das Internet ist sicher das geeignete Medium, um möglichst viele Information zu einem Thema zusammenzutragen. Ich habe erst seit April einen Internet-Anschluss und stecke in diesem Punkt noch in den Kinderschuhen. Ich möchte auch nicht jede freie Minute vor der Kiste sitzen und irgendwann darüber staunen, wie groß meine Kinder geworden sind. Lediglich für einen gepflegten Gedankenaustausch nehme ich mir sehr gerne viel Zeit.

Ich war eben auf der Homepage von Francis. Was ich dort gesehen habe, bestätigte den Eindruck, den ich aufgrund seiner Mails gewonnen hatte, auf drastische Weise. Irgendwie erinnert er mich an Iggy Pop. Der gleiche irre Blick, die gleiche durchgeknallte Aura. Aber gerade Leute wie er tragen dazu bei, dass uns die Vielfalt in mannigfachen Facetten erhalten bleibt. Erstaunt war ich über seine Vorliebe für Loreena McKennitt. Ihre Musik läuft auch häufiger bei mir, nur im Plattenschrank eines Tokio Hotel – Fans hätte ich sie nicht erwartet. Tja, Francis macht eben ernst mit der Vielfalt.

Zu einem selbstkritischen Text von Mr. Anderson will mir nichts einfallen, dazu kenne ich die Texte nicht gut genug. Seit Jahren warte ich auf die Neuauflage des Songbooks von Herrn Schramm, bisher vergeblich.

Zum Bild:
Gerade wird mir klar, dass Du keine Ahnung hast, wie ich aussehe. Das bringt mich auf eine Idee: Bitte sei so gut und beschreibe mir mit einigen Worten, welche Vorstellung von diesem Lockwood vor Deinem geistigen Auge entsteht, wenn Du ihm schreibst. Hältst Du mich für groß, klein, dick, dünn, bärtig, glatt rasiert, mit oder ohne Brille, dunkel- oder hellhaarig ? Natürlich wirst Du jetzt denken, dass Du all das gar nicht wissen kannst. Aber gerade darin liegt der Reiz. Es ist ein Spielchen, und wenn Du diesen Unsinn nicht mitmachen möchtest, kann ich das verstehen. Nachher werde ich natürlich all diese Punkte aufklären.

Die Datei mit meinem Passbild habe ich nicht mehr finden können. Macht aber nichts. Ich werde meine heimische Festplatte durchforsten, ob es dort ein brauchbares Bild von mir gibt und dies dann ein wenig aufpeppen.

Vermute ich richtig, dass Du Deine Fotos mit Corel PhotoPaint bearbeitest ?

Mit der Anderson’schen Überspitzung beim Namen von Mr. Barre liegst Du vollkommen richtig: Das ‚Lancelot‘ hat er sehr sehr prononciert ausgesprochen. Im Zusammenspiel mit ‚Barree‘ klang das wirklich sehr gut, richtig aristokratisch. Vielen Dank für die Martin Barre – Datei. Wie es sich für einen Engländer gehört, spricht er mehr durch die Nase als durch den Rachen. Ich liebe diese näselnden Engländer ! Dagegen klingt das amerikanische Englisch richtig proletarisch. Was soll man von einer abgefallenen Kolonie auch schon erwarten…

Bis hierhin.

Dir und den Deinen sei ein schönes Wochenende beschieden.
Viele Grüße Lockwood

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Meine Antwort vom 03.09.2006:

Hallo Lockwood,

zunächst zum Technischen: Keine Angst davor. Auch ich habe mir vieles im Laufe einige Jahre angeeignet. Das geht eben nicht von heute auf morgen. Das Jack-a-Lynn-Video habe ich auf meiner Website angelegt. Es ist Realmedia-Video, aber mit größerer Auflösung. Wenn Du es beim Abspielen auf 2-fache Größe stellst, dann bekommst Du ein halbwegs ordentliches Bild. Das Original (in DVD-Größe) ist immerhin 187 MB groß, aber auch nicht viel besser, da von einem VHS-Band abgezogen.

Du hast ja schon einen Kommentar zu Dr. h.c. Anderson abgegeben. Den Beitrag habe ich übrigens nicht erst gestern geschrieben, sondern schon einige Tage vorher (wie geschrieben, kann ich Beiträge vordatieren, die dann an dem vorgegebenen Tag im Weblog angezeigt werden). Mit Kommentaren kommst Du also zurecht. Warum auch nicht. Alles andere mache ich. Die eigentlichen Beiträge werde ich ins Netz stellen – als Autorenname steht dann „Williz & Lockwood“. Zur Ehrendoktorwürde des Meisters: Ich habe schon vor einiger Zeit davon erfahren. Frag mich aber nicht vorher (irgendwie über Google nach Ian Anderson gesucht usw.). Die Bildchen habe ich mir aus dem Forum bei laufi.de gefischt und nur etwas angepasst.

Nochmals zu DIVX (auch XVID). Das ist ein Datei-Format für Videos (Datei-Endung DIVX, aber meist noch AVI – AVI-Dateien sind aber nicht immer DIVX-Dateien, denn auch Microsoft hat ein AVI-Format entwickelt. DIVX ist eine Weiterentwicklung von AVI und eigentlich durch Hacker entstanden). Der Vorteil von DIVX ist einfach der, dass die Dateien so stark komprimiert werden können, das sie ohne großen Qualitätsverlust nur noch eines Bruchteils des Speicherbedarfs bedürfen wie z.B. DVD-Videos (rund 1:5). Daher werden DIVX-AVI-Dateien heute auch von fast allen hardware-mäßigen DVD-Playern unterstützt. Früher wurden nur echte Video-DVDs, dann noch VCD und SVCDs (Video- und Supervideo-CDs) unterstützt. Bisschen mehr als Erklärung findest Du hierzu auf meiner Technik-Seite. Die Seite ist leider nicht mehr sehr aktuell (von DIVX steht da noch nicht viel – und die Frage „Können Video-DVDs kopiert werden?“ würde ich heute etwas einfacher beantworten).

Aber nun wirklich genug des Technischen!

Tampa sagt Dir nichts? Wohl eher der Begriff Tullavision! Du guckst doch sicherlich auch öfter bei laufi,de vorbei (und ich habe auch einiges dazu geschrieben), dann müsstest Du es eigentlich wissen: Einige Tull-Fans haben für viel Geld eines von mindestens zwei Masterbänder eines Konzertes von Jethro Tull (am 31. Juli 1976 im Tampa Stadium, Florida, aufgenommen) erstanden, das Band profi-mäßig aufarbeiten lassen und allen Fans jetzt (für allerdings 30 €) zur Verfügung gestellt. Es enthält u.a. Crazed Institution und Minstrel in the Gallery. Die Qualität ist bemerkenswert, wird aber etwas getrübt dadurch, dass es einmal kein reines 4:3-Vollbild hat (Bild ist schwarz umrahmt) und durch ein permanent eingeblendetes Logo (wenn auch dezent gesetzt). Irgendwie will man damit Raubkopien einschränken, was natürlich völliger Humbug ist.

Zu Deinem Bild: Ist doch klar. Du bist klein, dick, trägst eine AOK-Brille mit dickem Rand, Dein Bierbauch ist nicht zu übersehen, die Haare gefärbt und unter einem Kopftuch versteckt. Und natürlich trägst Du einen langen Bart, bist der Weihnachtsmann in natura! Oder etwa nicht? Du wolltest das Spielchen, nicht ich! Wahrscheinlich bist Du guter Durchschnitt, 1 Meter 78 groß, nicht mehr ganz so schlank, aber noch weit davon entfernt, dick zu sein. Vielleicht schon Bart, aber eher dezent ums Kinn getragen. Frankensteins Geschöpf bist Du also nicht.

Ich habe mehrere Bildbearbeitungsprogramme (was ich mit dem einen nicht kann, kann ich mit dem anderen), meistens arbeite ich mit JASC Paint Shop Pro 7 und Animation Shop 3.0 (für animierte Bildchen, also Bilder, die das Laufen gelernt haben). Daneben ist es ULEAD PhotoImpact 6. Die Versionen sind natürlich etwas älter. Der Höhepunkt kommt natürlich mit Macromedia Flash 8 (sicherlich bist Du schon im Internet auf so genannte Flash-Animationen gestoßen, man kann auch eine ganze Website nur mit Flash erstellen; dafür braucht man aber einige Programmierkenntnisse – überhaupt bietet Flash dermaßen viel, dass man sich regelrecht durchkämpfen muss – allein das Handbuch hat über 1400 Seiten), Aber da komme ich zz. nicht weiter (Zeitmangel). Da ich mich viel mit Videos beschäftige, habe ich da natürlich auch einige Programme. Aber schon bin ich wieder beim Technischen.

Das reicht für heute.

Bis bald
Wilfried

P.S. Noch einen geruhsamer Tag heute (bei uns regnet es seit mittags, gestern war es überraschend warm, wenn auch drückend, und trocken).

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 6: Jac(k)queline, Martin & Francis

Hallo Wilfried,

in der Disziplin der schnellen Antworten stehst Du mir in nichts nach.

Zur Literatur:
Von Grass habe ich „Im Krebsgang“ gelesen. Weil es eines seiner weniger umfangreichen Werke ist. Quasi als Versuchsballon. Das Ergebnis des Versuchs war ernüchternd. Den „Simplizissimus“ habe ich irgendwann mal angefangen, aber nicht zu Ende gelesen. Früher habe ich es gehasst, bei einem Buch vor dem Ende aufzugeben. Es kam einer Kapitulation gleich. Heute sehe ich das gelassener. „Josef und seine Brüder“ war auch das Werk, mit dem ich Zugang zu Thomas Mann gesucht habe. Vergeblich. Es gab eine Zeit, in der ich bedauerte, mit den großen Namen der Literatur nicht zurecht zu kommen. Das hat sich Gott sei Dank gelegt; mittlerweile komme ich mit der Mischung aus gut lesbaren Romanen und Sachbüchern ganz gut klar.

Zur deutschen Volksmusik:
Ich muss wohl mentale Scheuklappen getragen haben, als ich die deutsche Folklore nur mit Karl Moik und Konsorten gleichgesetzt habe ! Dass Zupfgeigenhansl, Liederjan, Schelmisch und Co. ebenfalls deutsches Liedgut verkörpern, war mir irgendwie nicht bewusst. Das muss wohl an meinem dominanten Feindbild von Heino und seinesgleichen liegen, das andere Aspekte bis zur Unkenntlichkeit verdeckt. Anders kann ich mir das nicht erklären. Mann, ist das peinlich !

Allerdings sehe ich noch einen Unterschied zwischen dem, was unsere britischen Folk-Helden veröffentlichen und dem, was Liederjan und Schelmisch präsentieren:
Die Musik der britischen Musiker ist wirklich volksnah; ich bin sicher, dass auf den Inseln fast jeder deren Musik kennt. Die Musik von Zupfgeigenhansl oder Schelmisch dagegen stammt größtenteils aus vergangenen Jahrhunderten; das macht sie für mich interessant und für die Ballermann-Fraktion kryptisch. Living in the past. Hier schließt sich der Kreis.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Deine Jungs schon etwas von den Murphys gehört haben. Ich glaube, diese Altersstufe ist die Hauptzielgruppe der Band. Zumindest, was ihre wenig anspruchsvollen Texte angeht. Ich bin durch Zufall auf diese Formation gestoßen, als ich im Internet nach einer Interpretation von „The Green Fields of France“ gesucht habe. Das haben die Burschen wirklich gut hinbekommen. Mit pipes and drums, so, wie es sich gehört.

Noch einmal zu den Tulls:
Das Gesangsproblem des Mr. Anderson lässt mir wirklich graue Haare wachsen: Mit Gesang geht nicht, ohne aber auch nicht. Da schwebt man als Fan zwischen Hammer und Amboss, zwischen Skylla und Charybdis, zwischen Pest und Cholera.

Zu Mr. Barre: irgendwo las ich neulich, dass er zu den am meisten unterschätzten Gitarristen unseres Globus zählt. Im Rockzirkus passen Genie und Zurückhaltung eben nur schlecht zusammen. Weißt Du, wie man seinen Nachnamen korrekt ausspricht ? Mr. Anderson betont es manchmal wie Baarr, manchmal wie Baarree. Ein bekanntermaßen inkompetenter Musikjournalist meines Lieblings-Radiosenders sprach es einmal Bäärr aus.

Das Video zu „Jack-a-Lynn“ hat es mir angetan. Aus 1991, zeigt es einen 44jährigen Mr. Anderson, bei dem die Stimme sich leicht erholt zu haben scheint, bevor sie später vollkommen kollabiert. Dieses Video zeigt einen schönen Übergang vom jungen zum alten Mr. Anderson. Darüber hinaus gefällt mir der Song ganz einfach. Ohne die störende Flöte. Gibt es eine Statistik darüber, wie viele Songs von JT ohne Flöte auskommen ? Aber ich schweife ab !

Die Ansichten des guten Francis sind von meiner eher konservativen Warte aus gesehen etwas bizarr. Den Spagat zwischen Tull und Tokio Hotel muss man erst mal hinkriegen. Ich vermute, dass Francis wesentlich jünger ist als ich und dass er Mr. Anderson in der Kopftuch-Phase kennen gelernt hat. Deshalb vermisst er sie jetzt. Genauso geht es mir mit der Folk-Musik der Tulls. Im „Schweigen der Lämmer“ sagt Dr. Lector: „Was begehren wir ? Das, was wir täglich sehen !“ Vor diesem Hintergrund hat Francis mein vollstes Mitgefühl.

Das mit der Vielfalt meinte ich schon ernst. Wenn ich gezwungen wäre, mir jahrelang jeden Tag die Folk-Alben des Mr. Anderson anzuhören, würde ich mir heißes Wachs in die Ohren gießen. Was die Lieblingsmusik zur Lieblingsmusik macht, ist u.a. die Tatsache, dass ich sie hören kann, wenn ich Lust dazu habe. Wenn es keine Alternativen gäbe, könnte man nicht vergleichen und das ein oder andere als „gut“ befinden.

Mit Fußball habe ich überhaupt nichts am Hut. Es gibt kaum eine Sache in diesem Universum, die mich weniger interessiert. Meine Zwillinge spielen mit Begeisterung im hiesigen Fußballverein, aber von mir haben sie das nicht. In diesem Verein bin ich bei den anderen Eltern als Fußballhasser verschrien. Damit kann ich sehr gut leben, im Gegenteil. Ich hefte mir dieses Attribut wie einen Orden an die Brust und pflege dieses Image bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Dass Mr. Anderson ebenfalls ein gestörtes Verhältnis zum Fußball hat, las ich ein einem Interview. Hierin ging es um die Qualität seiner Texte. Er meinte, es könne nicht nur anspruchsvolle Lyrics à la Tull geben, es müsse auch Texte für Fussballer geben. Ich habe überlegt, ob ich einen Ausdruck dieses Interviews ans Schwarze Brett im Vereinsheim hängen soll. Ich habe es gelassen, weil meine Kinder den Papa noch brauchen…

Also, bis bald !

Lockwood

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Hallo Lockwood,

also von der schnellen Truppe bin ich nun nicht gerade (gut Ding braucht Weile). Eigentlich wundert es mich selbst, dass ich mich, kaum ist eine Mail von Dir da, hinsetze, um zu antworten. Meine Frau hat in früheren Jahren bestimmt nicht so viele Liebesbriefe erhalten, wie ich Dir inzwischen Mails geschrieben habe.

Lasse ich Herrn Anderson erst einmal beiseite. Nur kurz etwas zum Jack-a-Lynn-Video. Das stammt ja von einer TV-Aufnahme des türkischen Fernsehens von einem Konzert aus dem Jahre 1991. Wie alle die Videos auf meiner Website ist das in bescheidener Realmedia-Qualität. Das hat natürlich etwas damit zu tun, dass ich nicht so viel Webspace, also Speicherplatz für meine Website habe. Die Videos sind zudem für Modem-ISDN-Anschlüsse gedacht (als ich die ersten Videos eingespielt habe, gab es noch kein DSL bzw. DSL war unbezahlbar). Aber auch das ursprüngliche Video ist eigentlich sehr mager. Jetzt habe ich aber von einem anderen Tull-Fan das gesamte Istanbul-Video als DVD (abgezogen von einem VHS-Masterband) bekommen. Inzwischen habe ich auch noch anderes Tull-Material. Vieles stammt von laufi.de in VCD-, VideoCD-Qualität mit einer Auflösung von 352×288 Pixel/Bildpunkten – aber auch einige DVDs (hat als PAL 720 x 576) – aber die stammen mehr aus der letzten Zeit.

Wie sieht es bei Dir aus mit DIVX? Einen Player für den Rechner (Software) gibt es kostenlos im Internet, aber nicht nur den, sondern auch Software, mit der man z.B. DVD-Videos umwandeln kann. Ohne große Verluste braucht man dann nur noch etwa 1/5 des Speicherbedarfs (So bekomme ich ohne Weiteres bis zu 10 Stunden Video auf eine selbstgebrannte DVD). Die meisten (neueren) DVD-Player (ich meine die Hardware) unterstützen zudem DIVX. Ist natürlich nichts für absolute HiTech-Fans, die alles in Superqualität haben müssen (Heimkino vom feinsten und so).

Wenn wir schon einmal bei diesem Thema sind: Hast Du irgendwelches Material von Jethro Tull? Videos, Bilder, Audios? Okay, im Internet findet sich da vieles. Aber manchmal gibt es ja doch noch Schätze, die man nicht hat. Sehnlichst gesucht sind da natürlich alte Sachen (ich denke u.a. an eine brauchbare Videoaufnahme von A Passion Play). Kennst Du eigentlich das Tampa-Video von 1976?

Zu Francis: Von wegen jung, der Typ ist nur völlig durchgeknallt oder bizarr, wie du schreibst. Guckt Dir einmal seine Homepage an. Aber irgendwie haben wir ja alle unsere Macken.

Zu Bildchen usw.. Schade, dass Du kein Bild von Dir mit Kopftuch hast. Das wäre es doch, oder? Das mit dem Bild läuft nicht weg. Ich steh nicht so auf Bilder von mir. Nur ganz ohne ist auch nichts, vor allem wenn man sich schon in der Öffentlichkeit zeigt. Ich möchte schon wissen, mit wem ich es zu tun habe. Und man kann sich ja auch leicht verfremden.

Ach so: Martin Barre. Ich muss einmal gucken. Auf einem Video stellt er sich selbst vor: My name is …
Also ich denke Baarr ist richtig. Das Baarree von Anderson ist wieder einmal einer dieser kleinen Überspitzungen. Soll wohl französisch klingen und bezieht sich auf Martins 2. Vornamen: Lancelot. Martin Lancelot Baarree ….! Bäärr ist Quatsch.

Enough
Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Wilfried

P.S. Audio on “I am Martin Barre …” (im Anhang als mp3 – aus einer TV-Sendung von 2001 in den USA)

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 5: Folk und Emotionen

Hallo Wilfried,

zunächst einmal bin ich erfreut darüber, dass Du mich nicht vergessen hast. Deinen Urlaub und die Radtour habe ich in groben Zügen in Deinem Blog verfolgt. Auf Deiner Website habe ich mir noch einiges zum Thema Tull reingezogen, habe aber immer noch nicht alle Tiefen Deines Angebots dort ausloten können.

Deine literarischen Ambitionen gereichen Dir zu Ehre; bei mir geht es oft deutlich trivialer zu. Historische Romane habe ich buchstäblich zentnerweise verschlungen. Die beste Schriftstellerin dieses Genres ist in meinen Augen Rebecca Gablè. Da aber die Belletristik nicht auf die anspruchsvolleren Fragen des Lebens antwortet, habe ich auch das ein oder andere Fachbuch eingestreut. Bücher über Physik, Religion, Soziobiologie, Anthropologie. Du siehst, auch ich interessiere mich für den Menschen und für das, was ihn zu dem gemacht hat, was er heute ist. Sowie sein Verhältnis zur restlichen Schöpfung.

Presseausweis
Bild: www.gaylmurphy.com

Bei mir liegt der Schwerpunkt des Interesses jedoch auf dem Menschen als (Tier-)Art, also eine mehr allgemeinere Betrachtung, während Du den Focus auf das Individuum legst. Diese spezielle Betrachtung hat natürlich auch für mich seine Reize, aber noch mehr interessiere ich mich für die „übergeordneten“ Aspekte der Schöpfung und des Menschen. Hier sind wir ganz schnell beim Thema Religion. Das ist ein Feld, dass mir schon schlaflose Nächte bereitet hat. Die Frage, ob es ein Schöpferwesen, einen Weltenlenker gibt oder nicht. Aber diese Erörterungen würden im Augenblick zu weit führen.

Deinen Hinweis auf Martin Walser habe ich zur Kenntnis genommen. Ich werde diesen Schriftsteller bei Gelegenheit „ausprobieren“. In der Vergangenheit habe ich mich an den großen Namen der Literatur versucht: Böll, Solschenizyn, Dostojewski, Grass, Thomas Mann, Goethe, von Kleist … Ich muss gestehen, dass ich nicht erkennen kann, worin das Genie dieser Leute liegt. Auf mich wirkten ihre Werke……langweilig. Wobei ich sicher bin, dass das an mir liegt und nicht an den preisgekrönten Literaten.

In puncto Musikgeschmack haben wir wohl nur eine kleine Schnittmenge:
Folk im Allgemeinen und Tull im Besonderen. Deinen Favoriten Clapton, Armatrading und Zappa kann ich nur wenig abgewinnen. Die pluralistische Gesellschaft äußert sich eben nicht zuletzt im Musikgeschmack: Es lebe die Vielfalt !

Mein Interesse an Weltmusik beschränkt sich auf die Folklore. Hier macht natürlich die britische Folkmusik das Rennen. (Hast Du mal darüber nachgedacht, warum die deutsche Volksmusik so wenig ansprechend ist ? Warum die Typen aus dem Musikantenstadl so wenig mit Tull, den Dubliners oder Pogues gemeinsam haben ?)

Vor einigen Tagen habe ich eine mir bis dahin unbekannte Folk-Punk-Band entdeckt: Dropkick Murphys aus Bosten. Klingen stellenweise vielversprechend. Da man mit bedeutender Folkmusik aus dem Hause Tull nicht mehr rechnen kann, bin ich immer auf der Suche nach Substituten.

Von Mr. Andersons Soloplatten kenne ich nur „Divinities“ und „The Secret Language of Birds“. Diese Alben bieten beide nicht den Anderson, den ich hören möchte. Language vielleicht ein wenig mehr als die 12 Tänze, aber immer noch nicht genug, um mich zu begeistern. Nein, das sind in meinen Augen Alben für den Gabentisch: „Platten, die Sie sich schenken können.“ Da mein erster Kontakt zu Mr. Anderson seine Folk-Platten waren, werde ich den Käse, den er danach gemacht hat, nicht überwinden können. Mr. Anderson hat mich musikalisch traumatisiert und polarisiert. Glücklicherweise ist die Lücke, die er durch seine Stilwechsel in meine Musikwelt gerissen hat, nicht vollkommen unverschließbar. Glücklicherweise gibt es noch die Pogues, Kate Bush, Waterboys. Niemand ist unersätzlich. Auch Mr. Anderson nicht. (Aber er hätte ruhig noch 2 Folk-Platten machen können….)

Das mit seinem Zynismus dem Publikum gegenüber schrieb ein Rock-Lexikon über seine jungen Jahre. Es hatte also nichts mit der Abgeklärtheit der reiferen Generation zu tun.

Mit Deinem Hinweis auf den Anderson’schen Gesang streust Du Salz in meine Wunden:
Es ist ganz einfach grauenhaft ! Das Internet ist voll mit Einträgen von Fans, die es genau so sehen. Mit seinem Gekrächze der letzten 20 Jahre demontiert er sein eigenes Denkmal. Über dieses Thema habe ich mich in einer früheren Mail ausführlich und erregt geäußert.

Dass Mr. Anderson Deinen Vorschlag aufgreift und andere singen lässt, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Das wäre so, als würde Schumi sich von einem Chauffeur über den Nürburgring fahren lassen.

Viele Grüße aus dem Rheinland !

Lockwood

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Hier meine Antwort:

Hallo Lockwood,

Dank für Deine schnelle Antwort.

Nur kurz etwas zu Deinen und meinen literarischen Ambitionen. Ich will da nicht als Oberschullehrer auftreten. Mit Literatur ist das schon so eine Sache. Wie mit Musik eben auch. Bestimmte Autoren tun sich nicht so leicht auf. Teilweise liegt es auch an ihrem ‚Schreibstil‘. Erst neulich habe ich Günter Grass‚ Stil als ‚barock‘ bezeichnet. Er schreibt in einem Stil, der dem von Grimmelhausen ähnlich ist, breit angelegt und ziemlich bildhaft mit einer Wortwahl, die sich mit der heutigen ziemlich wenig deckt.

Es ist oft ein ungewohntes Lesen, mit dem man sich erst anfreunden muss, was nicht immer gelingt. Und einen Thomas Mann habe ich auch schon einmal wieder in den Schrank zurückgelegt, weil mir der Vierteiler ‚Joseph und seine Brüder‘ nicht nur zu dick, sondern einfach zu hochtrabend war. Das aber nur nebenbei.

Zur deutschen Folklore: Natürlich finde ich „Schwarz-braun ist die Haselnuss“ und dergleichen auch zum Kotzen. Aber das ist nicht die deutsche Folklore oder nicht allein, sondern immer noch der ‚volksnahe‘ Beitrag, der sich aus der Nazizeit herübergerettet hat. Schriebst Du nicht etwas von Liederjan oder Zupfgeigenhansl (und ‚Schelmish‘)? Da greift man durchaus auf altes, ‚deutsches‘ Liedgut zu, was weder schwarz noch braun angehaucht ist.

Zu Dropkick Murphys – da muss ich meinen Sohn Jan interviewen. Der dürfte einiges von denen haben. Der steht (zurzeit?!) auf Punk, Ska und ähnliches.

Mit dem Gesang (oder Nichtgesang) von Ian Anderson hast Du wohl recht. Es ist nicht nur das Flötenspiel, das Jethro Tull ausmacht (oder Barres Gitarrenspiel – übrigens ein Thema für sich, erst kürzlich las ich, das sein Gitarrensolo auf Aqualung zu den zehn besten in der Rockszene gerechnet wird), sondern auch seine Stimme, sein Gesang, der unverkennbar ist (besser: war!). Die ist nicht zu ersetzen.

Überhaupt noch etwas zu meinem Weblog. Das sind so genannte dynamische Seiten. Die Textinhalte werden dabei in einer Datenbank gespeichert und je nach ‚Anfrage‘ aus dieser herausgelesen. Die einzelnen Beiträge haben ja ein Datum, ruft man die erste Seite des Weblogs auf (also z.B. nur https://www.willizblog.de/) dann wird immer der aktuellste Beitrag als erstes angezeigt. Insgesamt werden (ich glaube) sieben Beiträge angezeigt, man kann dann zurückblättern. Ich selbst kann natürlich schon Beiträge mit einem Datum verfassen, das in der Zukunft liegt. Die werden erst aufgerufen, wenn das Datum zutrifft. Außerdem kann ich auch das Layout wechseln, ohne dass die Inhalte davon betroffen werden (zz. ist das Bildchen oben in orange gehalten, ich habe auch noch blau, gelb usw. ‚vorrätig‘, außerdem auch ganz andere Layouts, die aber eine andere Seitenaufteilung haben und daher Probleme bereiten können, z.B. mit der Anzeige der Bilder usw.).

Übrigens hatte ich dieser Tage zwei Einträge in unser ‚Gästebuch‘ zum Thema Jethro Tull. Der eine kam von einem wohl ziemlich abgedrehten Typen. Ich will hier keinen an den Pranger stellen, aber ich will Dir den Eintrag und die wechselnde Antworten per Mail nicht vorenthalten, weil zum einen etwas zu Andersons Aussehen geschrieben steht – und dann auch welche ‚Schnittstellen‘ es sonst noch so geben kann (hier: Jethro Tull und Tokio Hotel – die Erklärung finde ich ‚faszinierend‘):

Ian Anderson Orchestral in Bayern

Francis aus Kaufbeuren (Sunday, 13. Aug 2006 Kommentar: Altusried 12.08 2006 Orchestral Jethro Tull Ian Anderson schockte das Publikum mit:12 Koffer der Band sind von der Fluggesellschaft versehentlich woanderst verschickt worden. Ian musste sich eine neue Querflöte besorgen. A piece of shit so Ian, wie er sie nannte und kostete 1500 Euro. Trotzdem liess sich Ian nicht beirren und meisterte das Konzert gekonnt, auch wenn improvisiert werden musste. Es hat sehr Spass gemacht, trotz kälte 8 Grad und auch wenn sein Piratenlook fehlte. Applaus Gruss Franzis

Ich antwortete:

Hallo Francis,

vielen Dank für Deine Einträge in unser Gästebuch. Wir kenne uns wohl schon von früher her.

Also Ian Anderson nicht im Piratenlook? Was hatte er denn sonst an? Ich kenne ihn zuletzt eigentlich nur mit dem schwarz-weiß-gemusterten ‚Schlafanzug‘ und natürlich mit dem Tuch um das spärliche Haar.

Ich habe einen Blick auf Deine Seiten im Internet geworfen. Dass mit Tokio Hotel verstehe ich aber nicht so ganz. Die und Jethro Tull – das sind doch ganz unterschiedliche Welten, oder?

Mach es gut und nichts für ungut.
Viele Grüße aus der norddeutschen Tiefebene nach Kaufbeuren.

Heute kam nun die Rückantwort von Francis:

Hi, Ian Anderson kam eigentlich wie in Zivil gekleidet auf die Bühne, dunkle Hose, dunkle Jacke und mit Brille. Ohne Kopfbedeckung. Auch keine Stiefel oder so. Aber Hauptsache die Musik stimmte, obwohl ihm auch seine Bambooflöte fehlte.

Wie ich zu Tokio Hotel kam ist mir selbst ein wenig schleierhaft? Als ich vor ca. einem Jahr einen Bericht in der Zeitung davon las, sagte mir das momentan gar nichts. Ach wieder irgend so ne Punk Band dachte ich und hatte damals eigentlich noch kein einziges Stück von denen gehört. Vorurteil.

Als mir an einem Abend mal langweilig war, suchte ich nach neuem Sound, dabei fielen mir Tokio Hotel wieder ein, und was machen die eigentlich für Musik? Also lud ich mir mal was runter. „Schrei“, dachte ich mir mal, weil der Titel einen interessanten Eindruck machte ,aber auch das sagte mir nicht so besonders zu, fand aber die Stimme von Bill als sehr angenehm. Dann hörte ich Durch den Monsun, dann hats gefunkt.

Ian und Bill haben zwar nicht dieselbe Stimme, doch dieser gewisser Sehnsuchtsausdruck, in den Stimmlagen sind ungefähr dieselben. Während Ian Anderson bei dem Song „Nursie“ singt über eine Krankenschwester, die lieb lächelt um seine Schmerzen zu lindern, bittet Bill in dem Song Rette mich um Hilfe, weil er das Gefühl hat innerlich zu verbrennen. Es geht um Emotionen, Gefühle, einfach Dinge aus dem Leben, die manchen Berühren. Wie auch in Salamander von Too old to rock n roll…brenne für mich und ich brenne für dich. Es geht immer um Liebe oder Traurigkeit und gewissen Hinweisen, wie z.B. Kriege in unserer Welt. Bei Jethro Tull genauso wie bei Tokio Hotel, obwohl es eigentlich nach wie zwei anderen Welten klingt. Damals bei den Beatles war schon das Gekreische gross und das wollte ich mal wieder erleben und sah mir sogar zwei Konzerte von Tokio Hotel an. Wie schön wäre es noch mal 19 zu sein, als ich Jethro Tull zum erstenmal live erlebte. Ja das ist es was ich da empfinde. Und bei Tokio Hotel setze ich mich in eine Zeitmaschine und versuche mich in die Traumwelt der girls hineinzuversetzen. Es war damals ähnlich und sage einfach heute „wondring aloud“.

Schöne Grüsse Francis

Ist schon witzig! Der gute Francis war geradezu enttäuscht, Herrn Anderson nicht im Piratenlook zu sehen („Hauptsache die Musik stimmte …“). Ist schon richtig, das mit der pluralistischen Gesellschaft (Es lebe die Vielfalt!), auch wenn Du es ironisch meintest, oder?!

Bald mehr.

Viele Grüße
Wilfried

P.S. Ein echter Fußballfan bin ich nun nicht gerade. Und das mit der Fußball-WM und dem ganzen Drumherum ging mir reichlich auf die Nerven. Ian Anderson, nur so nebenbei, hasst Fußball. Wie steht es mit Dir: Aachen-Fan oder so? Meine eher leise Werder-Begeisterung stammt noch aus alten Tagen. Ich lebte fast 25 Jahre in Bremen – und lebe jetzt auch nicht so weit davon entfernt (Tostedt liegt auf fast halber Strecke zwischen Bremen und Hamburg, wenn auch etwas näher an Hamburg, wo ich z.B. arbeite).

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 4: Zwei Seelen in des Menschen Brust

Hallo Wilfried,

ich glaube die ersten Anzeichen dafür zu erkennen, dass unser Schriftwechsel anfängt, Dich zu ermüden. Dafür habe ich vollstes Verständnis; ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Freizeit eines berufstätigen Familienvaters sehr kostbar ist. Um so mehr danke ich Dir für Dein Engagement !

In Deiner letzten Mail hast Du einige Dinge sehr richtig erkannt:
In Sachen Mr. Anderson wohnen zwei Seelen in meiner Brust. Auf der einen Seite bewundere ich ihn für eine Handvoll hervorragender Alben, die exakt meinen Musikgeschmack treffen. Auf der anderen Seite verdamme ich ihn, weil er auch Musik macht, die nicht meinen Geschmack trifft und weil er nicht mehr so aussieht, wie ich ihn gerne sehen würde.

Mr. Anderson polarisiert, da stimme ich Dir uneingeschränkt zu. Es gibt nur wenige Menschen, die über ihn sagen: „Ach ja, ganz nett.“ Zu Mr. Anderson gibt es, wie zu vielen herausragenden Persönlichkeiten, meist nur schwarz oder weiß. Kaum Graustufen dazwischen.

– Ich finde es übrigens erschreckend, wie wenig junge Menschen ihn noch kennen. In meinem Kollegenkreis bekomme ich mit, wie junge Zeitgenossen jeden Ballermann-Schlager mitgrölen können, ohne je etwas von Ian Anderson oder Jimmy Page gehört zu haben. Ob das schon der Generationenkonflikt ist ? –

Ich weiß noch nicht so recht, wie ich zukünftig mit dem Phänomen des zweischneidigen Mr. Anderson umgehen soll, damit meine Musik-Seele ihren Frieden finden kann. Würde ich seine Spätwerke ignorieren, wäre das eine Vogel-Strauß-Politik, ein Paradebeispiel selektiver Wahrnehmung. In der Vergangenheit sind alle Versuche, mich für seine aktuelle Musik zu begeistern, kläglich gescheitert.

Wenn ich sehe, wie er sich in unseren Tage bei Liveauftritten quält, die hohen Töne rauszubekommen, packt mich das Mitleid. Warum tut er sich das an ? Warum lässt er es so weit kommen, dass er Mitleid erregt ? Wie ein Boxer, der gegen alle Vernunft nach Ablauf seiner Zeit wieder in den Ring steigt.

Jedenfalls verstehe ich alle Künstler oder Sportler, die auf dem Höhepunkt ihrer Karriere aufhören, jetzt ein wenig besser. Henry Maske sollte sich ein aktuelles JT – Konzert ansehen…

Deine Aussage, dass Mr. Anderson den ganzen Star-Rummel nicht für voll nimmt, deckt sich mit dem, was ich vor einiger Zeit im Rocklexikon über ihn las. Der Autor des Artikels ging sogar so weit zu behaupten, dass Mr. Anderson für sein Publikum nur zynische Verachtung übrig habe. Er schrieb das nicht wörtlich, nur sinngemäß. Aber unmissverständlich. Im selben Artikel wurde auch die Ähnlichkeit der Anderson’schen Attitüden zu Monty Python erwähnt. Ohne Zweifel verdient Mr. Anderson das Prädikat „very british“. Ist auch gut so.

Ja, der arme Aqualung bückte sich mit schmerzendem Rücken, um eine Zigarettenkippe aufzuheben. Lange Zeit habe ich mich gefragt, wieso die LP Aqualung diesen Namen trägt. Da ist doch von Tauchern oder sonstigen maritimen Themen nicht der Hauch einer Spur. Erst als ich den Text übersetzte, wurde es klar und ich konnte über meine Naivität nur den Kopf schütteln.

Ich könnte noch seitenlang über Dinge schreiben, die zwischen Mr. Anderson und einem in meinen Augen perfekten Künstler stehen. Ich könnte über seine Arroganz schreiben oder über seine kaum getarnten kommerziellen Ambitionen. Aber das erspare ich uns beiden. Den perfekten Künstler gibt es nicht. Ebenso wenig, wie es den perfekten Menschen gibt. Nietzsche hat es schon angedeutet.

Es gibt einige Künstler, die ich sehr hoch einschätze: Queen, Kate Bush, Peter Gabriel, David Bowie, Mike Scott, Bruce Springsteen, … Bei allen lassen sich Haare in der Suppe finden. Ich verstehe eigentlich gar nicht, warum ich so auf Mr. Anderson rumhacke. Vielleicht deshalb, weil ich ihn doch für den Größten halte…

An dieser Stelle möchte ich Dir für die links in Deinen Mails danken. In puncto Internet bin ich ein ziemlicher Anfänger; meinen Internetzugang habe ich erst seit Ende April. (ja, so etwas gibt’s). Durch Deine Links finde ich Sites, die ein Greenhorn wie ich bestimmt übersehen hätte.

Nachdem Mr. Anderson sich Ende der 70er Jahre entschlossen hat, seine Folk-Phase zu beenden, musste ich mich nach anderen Interpreten dieser Musik umsehen. Dabei stieß ich auf Namen wie Steeleye Span, Fairport Convention, Waterboys, Hooters, Pogues, Paddy Goes To Holyhead, The Man They Could Not Hang, The Seer. Diese Musiker erreichen nicht die Klasse eines Mr. Anderson, aber die meisten davon können sich durchaus hören lassen.

Besonders erwähnen möchte ich die Formation „Schelmisch“ aus Bonn. Die haben vorwiegend Musik vergangener Jahrhunderte im Repertoire, gespielt auf alten Instrumenten. Ähnlich wie Liederjan oder Zupfgeigenhansl, nur zackiger. Schelmisch haben eine umfangreiche Website, auf der man auch in ihre Werke reinhören kann. Das sei Dir an dieser Stelle wärmstens empfohlen.

Ich habe Deinen Mails entnommen, dass Du ein Mann des Buches bist. Da ich keinen Menschen kenne, der ausschließlich die großen Literaten vom Schlage eines Hermann Hesse liest, gehe ich davon aus, dass Du hin und wieder einen Roman für den ‚Normalverbraucher‘ liest. Erlaube mir deshalb, ein Buch zu empfehlen, das es mir vor einigen Jahren angetan hat: „Die Entdeckung des Himmels“ von Harry Mulisch.

Ich bin mir darüber im Klaren, dass man mit ungefragten Literatur-Empfehlungen furchtbar auf die Nase fallen kann, aber in diesem Fall ist das Risiko kalkulierbar.

Diese Mail ist wieder länger geworden als erwartet. Falls Deine Antwort hierauf kürzer als gewohnt ausfallen oder ganz ausbleiben sollte, hätte ich dafür, wie eingangs schon erwähnt, vollstes Verständnis ! Jedenfalls danke ich Dir für Deine Mühen und Deine Zeit !

Herzliche Grüße

Lockwood

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Meine Antwort (vom 30.08.2006):

Hallo Lockwood,

ich habe Dich etwas warten lassen, aber ich hatte ja Urlaub, war zwar nur für einige Tage unterwegs (kleine Radtour mit meinen Lieben), hatte aber (k)eine große Lust zu nichts und gar nichts. Ausruhen war angesagt, entspannen!

Aber das Leben besteht ja nicht nur aus Faulenzen. Und so will ich auch auf Deine letzte Nachricht zurückkommen:

Wie heißt es so schön: Sage mir, was Du liest (oder hörst), dann sage ich Dir, wer Du bist.

Ich habe etwas im Internet nach Harry Mulisch und seinem Buch „Die Entdeckung des Himmels“ recherchiert. Ich werde es mir wohl kaufen, klingt ganz interessant. Allerdings ist das nicht so ganz meine literarische Welt. Ich interessiere mich schon für Religion und Wissenschaften. Schließlich leben wir in einer Welt, in der diese beiden Bereiche ständig eine große Rolle spielen. Aber ich interessiere mich zunächst für den Menschen selbst, für seine kleinen Macken und Fehler – und wie es dazu gekommen ist, dass ein Mensch so ist, wie er ist. Das hat viel mit Psychologie zu tun, wenn auch die Psychologie nicht für alles eine hinreichende Erklärung geben kann. Ich will keine Buchtipps abgeben, aber Martin Walser ist für mich einer der ganz großen Schriftsteller, weil er in den Mittelpunkt immer bestimmte Menschen stellt und diese dabei förmlich seelisch entkleidet, wobei man sich oft selbst wiedererkennt.

Bücher wie Herr der Ringe usw. haben mich eigentlich nie interessiert. Als Film okay, als Buch: muss nicht sein.

Warum schreibe ich das? Weil es auch etwas mit Ian Anderson zu tun hat. Herr Anderson hat viele Lieder geschrieben, die irgendwie etwas mit ‚Fantasy‘ zu tun haben. Ich höre das ganz gern. Und vor der Schottland-Reise im letzten Jahr, war es für mich sehr interessant zu sehen, wie viele Lieder etwas mit diesem Land, seiner Sagenwelt, mit Landschaften usw. zu tun haben.

Aber Ian Anderson ist auch ein kritischer Beobachter. So bescheiden ich die Scheibe „Under Wraps“ vom Musikalischen her finde, so sind die Texte doch ganz interessant (nur so als Beispiel).

Bekanntlich hat jeder Mensch zwei Seelen in seiner Brust. Die eine schwelgt gern in phantastischen Welten, die andere ist analytisch (vergl. Religion – Wissenschaft). Und so ist auch Herr Anderson auf der einen Seite manchmal der Phantast (mal reiht er Sagengestalten um sich, mal ist er eher der kleine Witzbold), dann beschäftigt er sich mit den Hintergründen von Missständen. Das zeigt sich dann auch oft hörbar in seiner Musik. Und mit den Jahren setzt man dann auch die Prioritäten anders.

Du schreibst von Musikern, die Du hoch einschätzt: Queen, Kate Bush, Peter Gabriel, David Bowie usw. Was Jethro Tull betrifft, so decken sich da unsere ‚Interessen‘. Von den oben genannten könnte ich gerade Kate Bush (und auch nur mit Einschränkungen) zu meiner Galerie hoch geschätzter Künstler zählen. Ich mag neben Folk-Musik sehr gern schwarze Musik. Vielleicht hat es auch etwas damit zu tun, dass ich durch meinen früheren Bekanntenkreis viel mit Farbigen zu tun hatte: z.B. Joan Armatrading mag ich sehr (und die hat wenig mit Jethro Tull zu tun – stimmt aber auch wieder nicht, immerhin hat sie u.a. mit ehemaligen Tull-Musikern zusammengearbeitet wie die Drummer Gerry Conway (Broadsword and the Beast) und Dave Mattacks (aus der Fairport Convention-Ecke – er spielte bei den Live-Aufnahmen zu A little light Music mit). Aus alten Zeiten mag ich Cream (mit Clapton) und Peter Green (weniger mit Fleetwood Mac, eher seine späteren Solo-Arbeiten), aus der Progressive Rock-Ecke vor allem Gentle Giant. Und dann finde ich Frank Zappa nach wie vor sehr gut.

Das zeigt ja irgendwie, dass wir uns aus unterschiedlichen Richtungen an Jethro Tull und Ian Anderson angenähert haben. Von daher habe ich wohl auch weniger Probleme mit den jüngeren CD-Veröffentlichungen der Gruppe. Ich bin, wenn man so will, mehr ‚weltmusikalisch‘ ausgerichtet. Und besonders in den neueren Stücken finden sich viele Einflüsse, die weniger europäischer Herkunft sind: indisch und afrikanisch. So finde ich die Solo-Scheibe von Ian Anderson: Divinities sogar richtig gut und habe die Musik als Hintergrundmusik für einige Videos genommen (siehe Kalabrien-Video).

Überhaupt die Solo-Alben: Was hältst Du eigentlich von denen? Secret Language of Birds und Rupi ’s Dance. Natürlich kann man die nicht mit Thick as a Brick vergleichen. Sie sind ganz ‚hübsch‘. Wenn ich in der entsprechenden Stimmung bin, dann höre ich die Sachen ganz gern. Sie handeln von den kleinen Dingen des Lebens, Dingen, die aber oft ein Leben lebenswert machen. Mit dem Alter setzt an eben andere Prioritäten, wie geschrieben. Da wird man zynisch und sarkastisch – oder man nimmt nicht mehr alles für so voll, wie man es vielleicht früher einmal getan hat. Ich glaube so nicht, dass Ian Anderson nur zynische Verachtung für sein Publikum übrig hat. Er nimmt nur den ganzen Rummel nicht mehr für voll. Nach außen sieht beides ziemlich gleich aus.

Vielleicht sind es die paar Jahre, die ich Dir gegenüber mehr auf dem Buckel habe, die mich Ian Anderson in einem ‚weicheren‘ Lichte sehen lassen. Das einzigste, was mich an dem guten Manne stört oder was ich nicht so ganz verstehen kann, ist, dass er trotz der angeschlagenen Stimme immer noch die vielen Live-Auftritte hat. Daher war ich auch in den letzten Jahren (bis auf das Konzert letztes Jahr in Bremerhaven) bei keinem Konzert mehr – und habe auch nicht die Absicht ein weiteres zu besuchen. Ich könnte mir eines vorstellen: Anderson spielt nur noch Flöte (akustische Gitarre usw.), hat aber einen Sänger, der für ihn die alten Sachen singt (wie mag die Stimme von seinem Sohn James Duncan klingen?). Oder er spielt wirklich nur noch Instrumentaltitel (gerade seine Auftritte mit den diversen Orchestern würden dazu einladen).

Soviel für heute.

Viele Grüße
Wilfried

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 3: Halbgott oder Monty Python?

Hallo Wilfried,

es freut mich, dass ich in Dir einen Mailpartner gefunden habe, der jeden Vorwurf der Schreibfaulheit weit von sich weisen kann. Vielen Dank dafür !

Zum Thema Jethro Tull:
Ich fürchte, dass ich die Alben der Gruppe in der falschen Reihenfolge kennen gelernt habe; zuerst die fantastischen Folk-Alben, dann die in meinen Augen düsteren Erstlingswerke und schließlich die flachen Spätwerke. So konnte ich leider keine Steigerung in der Kunst des Mr. Anderson feststellen, sondern nur ein Gefälle.

Trotz Deines berechtigten Einwands, dass ein Rockmusiker eine andere Arbeitskleidung benötigt als z.B. ein Banker, bleibe ich dabei, dass er mit seinen Kopftüchern einen vollen Griff ins Klo getan hat. Seine flippigen Klamotten in den 60ern und 70ern waren voll o.k.. Besonders gefiel mir sein mittelalterlich angehauchtes Outfit mit Strumpfhose und Lederwams. Aber die Kopftücher sollen doch nur kaschieren, was ohnehin jeder weiß: Ian Anderson ist nicht mehr der Jüngste.

Ich möchte an dieser Stelle richtig verstanden werden: Ich habe nichts gegen Männer mit breitem Scheitel, mir selbst gehen die Haare auch schon aus (und das ausgerechnet am Hinterkopf !). Aber genau wie Du stehe ich dazu. Wie viel Grund mehr als wir hätte der Halbgott des Prog-Rock, sich zu diesem „Makel“ zu bekennen !?!? Statt dessen stellt er sich auf eine Stufe mit Drafi Deutscher seligen Gedenkens und Udo Lindenberg. Und das, obwohl er sich in seinen Interviews alle Mühe gibt, als überlegener abgeklärter Intellektueller aufzutreten. Shame on you, Mr. Anderson !

Apropos: Deiner Website konnte ich entnehmen, dass Du eine ähnlich hohe Meinung vom amerikanischen Präsidenten hast wie ich, aber das nur am Rande…

Beim Anschauen der Konzert-Videos (noch einmal Danke!) aus den 70er Jahren fällt auf, wie athletisch Mr. Anderson in jungen Jahren war. Hast Du mal versucht, seine Bühnenshow nachzuturnen ? Ich jedenfalls stoße dabei schnell an meine Grenzen.

Da ich bisher noch nicht die Gelegenheit hatte, seine Konzerte in der korrekten chronologischen Reihenfolge anzuschauen, fällt es mir schwer, ein Konzert der letzten zehn Jahre zu genießen. Will sagen: Der Unterschied zwischen dem drahtigen Kerl der 70er und dem kleinen Dicken unserer Tage ist einfach krass. Ich habe sowieso ein Problem mit der Physiognomie des Mr. Anderson. Klar, wir alle werden älter. Aber bei keinem anderen Menschen stelle ich einen so großen Unterschied fest zwischen dem Aussehen in jungen Jahren und der Erscheinung als Endfünfziger (Du weißt sicher, dass er am 10. August 59 wurde). Halte ein Bild, das ihn als Zwanzigjährigen zeigt neben eine aktuelle Aufnahme von ihm. Dabei sehe ich nicht, dass dort ein Mann gealtert ist; ich sehe zwei vollkommen unterschiedliche Menschen. Haar- und Barttracht sind nur ein Faktor, der das erklären könnte. Über die anderen Faktoren bin ich mir noch nicht im Klaren. Du bemerkst vielleicht, dass ich mich intensiv mit der Person Ian Anderson beschäftige. Ich fürchte, damit bewege ich mich haarscharf am Rande des Starkults. Wie ein Teenager. Und das in meinem Alter. Allerdings halte ich mir zugute, dass mir auch die weniger guten Aspekte meines Idols nicht verborgen bleiben.

Was ist bloß mit Ian los? Halbgott oder Monty Python?

Ich interessiere mich für die Person Ian Anderson, weil ich wissen möchte, was das für ein Mensch ist, der so großartige Alben hervorgebracht hat. Wie lebt so jemand ? Was denkt ein solcher Mensch ? Er ist nicht nur ein hervorragender Multi-Instrumentalist, Songwriter, Interpret, Bühnenakrobat, Entertainer, sondern auch ein Poet, ein Textschreiber ohne gleichen. Ich habe vor einiger Zeit versucht, einige Texte von ihm zu übersetzen. Das hat mir einige zusätzliche graue Haare eingebracht; mit meinem Schul-Englisch haben seine Texte nicht viel gemein. Z.B. musste ich mindestens vier Wörterbücher aufschlagen, ehe ich die Bedeutung des Wortes „dogend“ heraus gefunden hatte (aus Aqualung: „…as he bend to pick a dogend“). Seine Lyrics spielen wirklich in einer anderen Liga als die Texte eines Rod Stewart (zufällig ebenfalls Schotte). Und eben dieses Universalgenie hält es für angebracht, seine Haare zu färben und einen Pseudopiratenfummel um den Kopf zu winden. Nein, das begreife ich nicht, damit tut er sich keinen Gefallen. Ich verspreche Dir, dass ich das Thema Kopftuch nicht mehr anschneiden werde. Ich habe meinem Ärger darüber jetzt Luft gemacht und das muss genügen. Schließlich bietet Mr. Anderson weit mehr Facetten als die Wahl seiner Garderobe.

Wenn ich mich entscheiden müsste, welches seiner Alben für mich die Nummer eins ist, hätte ich ein Problem. Thick as a brick jedenfalls halte ich für genial. Ich höre Tull Platten nicht im Autoradio oder an anderen Orten, an denen man abgelenkt wird. Beim Hören von Tull-Alben tue ich mir Ruhe an. In dieser Ruhe erzeugt die Musik Bilder in meinem Kopf. Bilder, die ich weder beschreiben noch malen könnte. Aber sie sind sehr schön, diese Bilder. Gerade bei Thick as a brick. Auf der zweiten Seite dieses Albums erzeugt Mr. Anderson mit seiner Flöte Sphärenklänge, die mich weit über den irdischen Alltag hinausheben. Das Bewusstsein schwebt sekundenweise in höheren Gefilden. Klingt vollkommen überdreht, ich weiß. Aber das macht mir nichts, denn ich genieße diesen Zustand. Ähnlich geht es mir beim Passion Play. Dabei stört mich allerdings das bizarre Zwischenstück über den halbblinden Hasen. Keine Ahnung, was Mr. Anderson sich dabei gedacht hat… Ebenfalls großartig finde ich sein Heavy Horses. Hier gefallen mir die vorwiegend akustischen Stücke (ist ja klar!) und die ländliche Stimmung, die er mit seiner Musik heraufbeschwört. Je nach Tagesform könnte auch Minstrel in the Gallery mein Favorit sein. Wieder wegen der akustischen Stücke und der Assoziationen zur Mythologie, die in den Texten stecken. Nordische und keltische Mythen waren einmal ein Steckenpferd von mir. Irgendwie finde ich, dass Mr. Anderson in dieser Phase Mitte der 70er durchaus in der Lage gewesen wäre, den Herrn der Ringe zu vertonen. Damit meine ich nicht die Filmmusik, sondern eine Art Oper „Lord of the Rings“. Tja, schön wär’s gewesen.

Letzter Punkt zum Thema Anderson für heute:
Bei seinen Konzerten fällt mir auf, dass er hin und wieder mit dem rechten Fuß am Bühnenrand hantiert, so, als würde er einen Schalter oder ein Pedal bedienen. Weißt Du zufällig, was es damit auf sich hat ?

Es ist jetzt 1:30 Uhr, in wenigen Minuten wird es hell und die Kinder werden dann wieder auf der Matte stehen. Ich werde meine heutige Mail deshalb an dieser Stelle beenden in der Hoffnung, dass wir unseren Gedankenaustausch zum Thema Ian Anderson oder anderen Themen fortsetzen können.

Viele Grüße

Lockwood

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Ich antwortete:

Hallo Lockwood,

da habe ich mich auf etwas eingelassen. Ich leide zwar nicht unbedingt an Schreibfaulheit. Aber ich bin schon auf der Arbeit gezwungen, diese und jene schriftliche Stellungnahme von mir zu geben, sodass ich mich auch gern auf meinen Lorbeeren ausruhe.

Zuletzt hatte ich mich etwas ausführlicher mit Ian Anderson und Jethro Tull vor mehr als einem Jahr auseinandergesetzt – anlässlich unseres Schottland-Urlaubs. Es war schon erstaunlich für mich, wie viele Stücke es gibt, die irgendwie mit Andersons Heimat zu tun haben.

Aber zu Deiner Mail und zu Ian Anderson. Ich finde sein Outfit nun auch nicht gerade berauschend. Aber man muss vielleicht in sein Alter kommen, um das zu verstehen (da könnte ich ja fast mitreden). Vielleicht muss man dann auch noch Brite sein. Ich denke, die haben insgesamt ein Problem mit ihrem Äußeren. Natürlich hat es immer etwas Peinliches, wenn man ab einem bestimmten Alter auf jugendlich macht, obwohl es absolut nicht passt. Das gilt für Damen und Herren.

Als ich vor gut einem Jahr das Konzert in Bremerhaven besuchte, da trug er den schwarz-weiß getupften Schlafanzug, den er dann auch beim Konzert in Lugano anhatte (siehe Videos vom Lugano Estival Jazz 2005): scheußlich-schön bzw. hübsch-hässlich, wie Pater Brown zu sagen pflegte. Aber es gibt ja auch Videoclips (z.B. zu Secret Language of Birds), in denen er durchaus zu seiner ‚Platte‘ steht.

Übrigens in meinem Weblog findest Du einen kleinen Artikel mit entsprechenden Bildern zum Thema Älterwerden von Rockstars: Nur älter, nicht schöner … – Ian Anderson ist da gar nicht die so große Ausnahme!

Zu den athletischen Leistungen früherer Tage: Das meinte ich u.a. auch, als ich Dir schrieb, er habe sich körperlich bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit verausgabt. Ich habe vor vielen Jahren selbst einmal in einer Band von blutigen Amateuren gespielt. Ab und wann waren wir dann auch öffentlich aufgetreten. Es ist ein Knochenjob, selbst wenn man nicht wie Anderson auf der Bühne herumturnt.

Apropos Halbgott, Starkult usw. Ich könnte mir durchaus denken, dass genau das Anderson ad absurdum führen möchte (und auch schon früher getan hat). Er macht sich einen Spaß daraus. Wenn er z.B. in einem Interview zum x-ten Mal gefragt wird, woher das kommt, dass er auf einem Bein spielt, dann erzählt er gern und ganz ernsthaft, wie ihm am Anfang seiner Zeit einmal die Unterhose zwickte, sodass er solche Verrenkungen auf der Bühne machte.

Auch die „Rubbing Elbows“ sind immer wieder gern ein Thema. Herr Anderson gibt nämlich nicht gern jedem die Hand (machen bekanntlich alle Briten ungern). Und dann erzählt er natürlich, wie er vor vielen Jahren einmal eine Handverletzung hatte und sein Arzt ihm geraten hat usw. usf.

Also, was Idole anbelangt, da bin ich vorsichtig. Wenn ein solches Idol kein Ideal vertritt, dann ist das nur Schein. Natürlich denke ich schon, dass Ian Anderson Ideale hat, die sich sicherlich zum großen Teil auch mit den meinen decken. Was ich anfangs (eben noch als Jugendlicher) stark fand, war schon das typisch Britische der Band. Anderson im Lumpenlook, die anderen nicht viel besser. Irgendwie zog man alles durch den Kakao a la Monty Python, mit denen Jethro Tull auch öfter verglichen wurde. Dazu passt dann auch das Mittelstück von A Passion Play, die Geschichte von dem Hasen, übrigens ein gemeinsames Werk von Jeffrey Hammond-Hammond, dem Bassisten, der ja auch den Text vorträgt, John Evan und Ian Anderson. Wer da für was zuständig war, keine Ahnung, die Idee und der Text sollten aber nicht von Anderson stammen.

Nochmals Halbgott, Starkult usw. Ich halte Ian Anderson für genial. Viele seiner Stücke (Musik und Text) haben etwas, was man bei anderen nicht findet, die sind einfach einzigartig. Natürlich hatte auch ein Genie wie Anderson die ein oder andere Schreibblockade. Und ich denke, dass er von Plattenfirmen auch unter Druck gesetzt wurde, „einmal etwas anderes zu machen“. Dass das dann in die Hose gegangen ist, kein Wunder – zumindest aus meiner, wohl auch aus Deiner Sicht. Es gibt aber auch Tull-Fans, die die späteren Sachen sehr gut finden. Diese haben nämlich Einflüsse, z.B. indische, die man dem Stichwort „Weltmusik“ zuordnen könnte. Was Du vielleicht als Gedudele hörst, hören andere eben auch mit anderen Ohren.

Halbgott, Starkult zum dritten: Anderson ist eine Persönlichkeit mit einem unverkennbaren Charisma. Man kann dabei feststellen, dass die Ansichten über ihn sehr weit auseinandergehen. Die einen lieben ihn, den anderen ist er eher unsympathisch. Völlig gleichgültig kann man ihm meist nicht gegenüberstehen. Und bei vielen – wie auch bei Dir – vermischen sich diese Empfindungen. Das ist ein Phänomen psychologischer Art, über das man sich sicherlich in seitenlangen Ausführungen auslassen könnte. Aber genug.

Zwischenfrage: Was heißt denn nun dogend bzw. dog-end? Ich habe da ein gutes Online-Wörterbuch, da steht Zigarettenkippe. Aqualung bückte sich also, um eine Zigarettenkippe aufzuheben.

Nur ein Hinweis: Der Text Aqualung ist natürlich von Andersons erster Frau, Jennie Franks, also nicht von ihm selbst – wenn natürlich auch in der Tradition des Meisters.

Ja mit Übersetzungen habe ich es auch schon versucht. Sehr weit bin ich da nicht gekommen. Es gibt eben zu viele Begriffe, die man nur aus dem Zusammenhang begreifen kann oder die sich aus dem Umfeld ergeben (geografische Begriffe usw.). So hatte ich auch meine ganz spezielle Textstelle aus Thick as a Brick: Where the hell was Biggles …! Wer oder was ist Biggles? Jetzt weiß ich es: wie Superman usw. ein Comic-Held: James Bigglesworth, ein Flieger! In den Niederlanden gibt es eine entsprechende Website zu Biggles, also: Wo zum Teufel war Biggles …?

Apropos Herr der Ringe und Oper: Anderson hatte da ja vor langer Zeit ein entsprechendes Projekt. Nicht Herr der Ringe, aber etwas ähnliches wohl. Und zu War Child, wenn ich mich nicht täusche, gab es ja tatsächlich auch etwas mit Ballett und so. Ich muss da noch einmal recherchieren. Irgendwie war auch ein Bruder von Ian Anderson beteiligt. Es gibt da einen kleinen Videoausschnitt (in der BBC-Sendung Lively Arts 79, die auch über einen deutschen Digitalsender, Musikkanal ZDF oder so, ausgestrahlt wurde) – und auf War Child selbst (remastered Version) gibt es das Stück Warchild Waltz, eine Orchesteraufnahme.

Überhaupt Videos. Es ist erstaunlich, wie viele Konzerte von Jethro Tull (auch in den letzten Jahren – z.B. 1999 „Ohne Filter“, müsste beim SWF Baden-Baden aufgenommen und ausgestrahlt worden sein) im Fernsehen liefen. Ich bin zwar nicht der große Sammler, habe aber inzwischen doch die eine oder andere Aufnahme, u.a. auch über www.laufi.de, der bis zum Anfang des Jahres jeden Monat ein neues Video auf seine Website zum Herunterladen brachte. Leider ist das irgendwie eingeschlafen. Aus dieser Sammlung stammen dann ja auch die Videos auf meiner Tull-Website.

Zuletzt zu Deine Frage wegen der Hantiererei am Bühnenrand: Anderson dürfte da schon das eine oder andere Pedal oder die entsprechenden Schalter haben, mit denen er u.a. sein Mikro auf Hall bzw. Echo stellt ggfs. auch seine Flöte, die ja ein Extra-Mikro bzw. einen speziellen Tonabnehmer hat. Gitarristen steuern z.B. über Pedale Effektgeräte wie Verzerrer oder Wah-Wah (das Wort sagt schon alles).

Für heute (mehr als) genug. Alles ist mir ein bisschen kuddelmuddelig kreuz und die quer geraten. Da kommt man schnell vom Hundertstel ins Tausendstel.

Noch etwas zu mir – oder besser: zu meinen/unseren Website(s). Da ich von der Arbeit her mit der Erstellung von Websites zu tun hatte, bastelte ich bereits 2000 die erste Version einer eigenen Homepage. Daraus wurden dann im Laufe von jetzt über sechs Jahren das, über das Du in Internet gestolpert bist – u.a. die Jethro Tull Website. Und seit nun anderthalb Jahren bastle ich an meinem Weblog (Blog – wie auch immer). Ich habe mir dabei vorgenommen, jeden Tag einen (kleinen) Beitrag in dieses Internettagebuch zu stellen. Leider gelingt das nicht immer. Aber es sind gewissermaßen Finger- und Kopfübungen, die Spaß machen. Ich bin herausgefordert, mir jeden Tag „etwas Sinnvolles“ einfallen zu lassen. Auch das gelingt nicht immer. Nun, man kann sich fragen, was das Ganze soll. Der extrovertierte Typ bin ich eigentlich nicht, der sein Innerstes nach außen zu kehren sucht. Aber eine gewisse künstlerische Ader habe ich schon. Und es macht eben Spaß. Der eine sammelt Briefmarken, der andere treibt intensiv Sport. Ich jogge ab und zu – und hocke ansonsten viel zu oft vor dem Bildschirm meines Rechners.

Viele Grüße
Wilfried „WilliZ“

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 2: Wie ich zu Jethro Tull kam

Hallo Wilfried,

vielen Dank für Deine prompte und ausführliche Antwort !

Ich möchte meine Laufbahn als Musikfan kurz skizzieren:
In einer präpubertären Phase fing es an mit SWEET, gefolgt von einem harten Schlenker zu Queen. Seit meiner Zeit als Queen – Fan (ab ca. 1978) hält mich die Rockmusik gefangen.

Es folgten Plattenkäufe der Werke von Uriah Heep, Led Zeppelin, Big Country, Status Quo, AC/DC. Alles der jeweiligen Zeit und meinem Reifegrad entsprechend.

Irgendwann gegen Ende der 70er fing ich an, mich für britischen Folk zu interessieren. Dabei stolpert man zwangsläufig über die Folk – Alben von Jethro Tull. Nachdem ich die Tull’schen Folk – Alben durchhatte, dachte ich, ich müsste meine Tull – Sammlung um die früheren und späteren Werke der Band ergänzen. Dabei erlebte ich einige bittere Enttäuschungen: Die ersten Alben (This Was, Stand Up, Benefit) sind mir vom Klangerlebnis und der dadurch erzeugten Stimmung zu finster, die Platten nach 1978 sind in meinen Augen einfach Käse.

Nein, das darf ich nicht sagen. Es war jedenfalls nicht mehr die Musik, die ich hören wollte. Ich wollte akustische Instrumente hören und Texte, die von Elfen, Magiern oder anderen britischen Spezifika handeln. Rock Island oder gar A konnten das nicht liefern.

Meine Lieblingsplatten von Jethro Tull sind Thick as a brick, A passion play, Minstrel in the Gallery, Heavy Horses, Songs from the wood. Ich habe es Mr. Anderson nie verziehen, dass er vom Folk – Weg abgekommen ist und Werke wie A oder Roots to Branches produziert hat (zum Glück weiß er das nicht). In meinen Ohren mutiert auf der letztgenannten CD sein Flötenspiel zum nervenden Gedudel.

Ich gestehe an dieser Stelle ganz offen: sein Flötenspiel hat mich nie besonders fasziniert; was ich an Ian Anderson schätzte war sein Gesang und seine akustische Gitarre. Sein Gitarrenspiel war das, was für mich die Qualität von JT ausmachte. Du hast es in Deiner Mail schon erwähnt:
Sein Gesang war seit der Halsentzündung Mitte der 80er auch nicht mehr dazu geeignet, die Zuhörer zu begeistern. Auf einigen Videos aus jüngerer Zeit sieht und hört man ganz deutlich, dass er sichtlich Mühe hat, bestimmte Töne herauszubringen. Dabei wirkt er richtig angestrengt, fast gequält.

Ich riskiere noch einmal, ehrlich zu sein: Ich hätte es ihm nicht übel genommen, wenn er nach seinen Stimmbandproblemen seine Karriere beendet hätte.

Ganz im Ernst: Es gibt einige Dinge, die mir an Mr. Anderson übel aufstoßen. Zuerst natürlich die Tatsache, dass er nicht mehr Folk – Alben gemacht hat in Tateinheit mit der Tatsache, welche fragwürdige Qualität seine letzten Alben aufweisen.

Zweitens werde ich den Eindruck nicht los, dass er Haare und Bart färbt; als ob ein Ausnahmemusiker wie er es nötig hätte, dem Jugendlichkeitswahn gerecht zu werden !! Verbunden damit klage ich ihn an, dass er seine in Freiheit gesetzte Kopfhaut mit peinlichen Kopftüchern kaschiert. Nein, nein, dass ist seiner nicht würdig.

Nach soviel harscher Kritik wird der aufmerksame Leser sich vielleicht fragen, ob ich tatsächlich ein Jethro Tull – Fan sein kann. Berechtigte Frage.

Klare Antwort: Ja ! Ja ! und nochmals ja !

Durch sein hervorragendes Wirken in den Jahren von 1971 – 1978 hat er bei mir einen Ruf erworben, der das nicht mehr so erfolgreiche Wirken in späteren Jahren mühelos wegstecken kann. Ian Anderson ist für mich der größte Musiker !

Einige zeitgenössische Musikkritiker bezeichnen Robbie Williams als den größten Entertainer aller Zeiten. Für mich ist dieser Platz schon mit (dem jungen) Ian Anderson belegt.

Ich muss aufpassen; ich neige dazu, mich in Rage zu schreiben.

Also zurück zu sachlichen Dingen: Ich habe einige Fragen zur Person von Mr. Anderson, die mir das Internet nicht beantworten kann. Vielleicht weißt Du mehr…

Kennst Du den aktuellen Wohnort der Familie Anderson ? Im Netz habe ich nur herausgefunden, dass sie in Südengland, etwa 100 km entfernt von London, domizilieren. Weitere Einzelheiten werden im Netz (wohl ganz bewusst) verschwiegen.

Heutzutage kann man über Hinz und Kunz gedruckte Biografien erwerben, z.B. über Dieter Bohlen, Küblböck oder andere Auswüchse einer gesättigten Unterhaltungsindustrie. Nur über Ian Anderson habe ich noch keine vollständige Lebensgeschichte gefunden. Weißt Du, ob so etwas existiert ?

Deine sehr umfangreiche Tull – Seite habe ich bisher nur an der Oberfläche angekratzt. In den nächsten Tagen werde ich ihre Tiefe ausloten und so bestimmt die ein oder andere Frage beantwortet bekommen. Von den tollen Videos ganz abgesehen.

Ich habe Jethro Tull nie live erlebt. In ihrer Glanzzeit war ich zu jung und das heutige Wirken der Band tue ich mir nicht an.

Ach ja, noch einige kurze Fakten zu meiner Person, damit Du Dir zumindest ein grobes Bild von dem machen kannst, der Dich so zutextet:

Lockwood

Falls Arbeit und Familie mir Zeit lassen, fröne ich meinen Hobbys Musik hören, lesen und Schwimmen.

So, das mag für heute genügen.

Lieber unbekannter Wilfried, falls Du meine Mail wirklich bis hierhin durchgehalten haben solltest, danke ich Dir für Deine Zeit und Deine Geduld.

Du merkst sicher, dass es für mich höchste Zeit wurde, jemanden zu finden, mit dem ich meine Leidenschaft für JT teilen kann.

Viele Grüße und bis bald !

Lockwood

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Meine Antwort darauf:

Hallo Lockwood,

vielen Dank für Deine Mail. In vielen Dingen muss ich Dir zustimmen, leider.

Die Zeit von Jethro Tull ist natürlich abgelaufen. Das ist nun einmal so. Der Zahn der Zeit nagt nun einmal nicht nur an einem selbst. Aber Jethro Tull ist nun einmal ein Teil meines bisherigen Lebens. Nicht der wichtigste, da gibt es Dinge und vor allem Menschen, die mir näher stehen – als ein Herr Anderson. Aber die Musik von ihm und seine Mannen hat mich nun einmal eine lange Zeit begleitet – und wird mich auch weiterhin begleiten. Wenn ich Thick as a Brick auflege, dann bekomme ich auch heute noch eine Gänsehaut. Da reichen die ersten Takte auf der Akustikgitarre aus.

Wie geschrieben kenne ich Jethro Tull schon ziemlich lange, fast von Anfang an her. Sicherlich habe ich mich damals auch schon für Musik interessiert. Aber es war nichts dabei, was mich vom Hocker riss. Erst als ich Ian Anderson mit seiner Gruppe im Fernsehen sah (es war nicht das Stockholm-Konzert von Anfang 1969), da hatte ich ‚meine‘ Musik gefunden; u.a. spielte Jethro Tull „Living in the Past“ und „Bourree“. Anfang der 70-er Jahre war dann ja auch die Zeit des so genannten Progressive Rocks. Neben Jethro Tull hatte es mir Gentle Giant angetan, die ebenfalls Rock mit Klassik, Folk usw. verbanden. Yes oder Emerson, Lake & Palmer fand ich etwas zu sehr aufgemotzt, habe aber die letzteren in zwei Konzerten in Berlin gesehen, u.a. in der Waldbühne, was schon beeindruckend war. Gentle Giant spielte u.a. als Vorgruppe bei meinem ersten Tull-Konzert 1972.

Wie Dir gefallen mir natürlich die vom Folk beeinflussten, meist akustischen Stücke von Jethro Tull am besten. Klassische Elemente runden dann das Ganze zu einer typischen Tull-Musik ab. Aber eine Scheibe wie Stand up fand ich auch von Anfang an gut. Ich weiß nicht, wie oft ich die Scheibe gehört habe. Die LP ist wahrscheinlich nicht mehr abspielbar vor lauter Kratzer. Das war eben meine Zeit damals mit 15, 16 Jahren. Benefit ähnelt für mich eher einer sachten Barmusik, hat aber auch heute noch seine Reize. Aqualung fand ich nicht als den großen Hammer – und Locomotive Breath ging mir damals schon auf den Geist. Wind up und Mother Goose waren von der Scheibe die für mich besten Stücke. Na, und dann eben Thick as Brick, auch A Passion Play (obwohl mit einigen ‚Längen‘). Ab da ging es dann schon eher bergab. Songs from the Wood war voll okay. Heavy Horses (ich muss es gestehen) schon weniger, da etwas zu ’süß‘. Minstrel in the Gallery ist auch gut, wenn aber leider einen Tick zu steril.

Ob sich nun Herr Anderson die Haare färbt oder nicht, ist mir völlig gleich. Ich habe seit vielen Jahren graue Haare. Ich mache aber nicht viel Radau darum, ich stehe dazu! Sie sind nun einmal grau, basta. Ich bin ja auch nicht mehr in einem Alter, in dem man hinter den Mädels her ist. Da mag das bei Herrn Anderson vielleicht etwas anders sein. Manchmal habe ich den Eindruck, als hätte er noch etwas anderes mit seinen geigenden Begleiterinnen als allabendliche Konzertauftritte. Aber auch das soll sein Bier sein – nicht das meine. Schon früher hatte Anderson einen Hang zu extravaganten Kleidungsstücken. Das gehört zum Geschäft, denke ich. Im Alltagsleben wird er schon nicht wie ein alternder Pirat auftreten. Und es gehört auch zum Entertainment. Vieles hat sich erst mit den Jahren so entwickelt. Er ist ja nicht von Anfang an als Hans Huckebein auf einem Bein
über die Bühne gehüpft. Das Volk wollte es so, also muss man es ihm auch so bieten. Im Grunde hat sich Ian Anderson (lt. einiger Interviews) nie als Rockstar empfunden, sondern wollte möglichst ‚gute Arbeit‘ abliefern. Und so kennt man von ihm auch keine Sex- und Drogenexzesse. Er hat sich schon so körperlich bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit verausgabt. Flötespielen und Singen sollen ziemlich kontraproduktiv sein, d.h. voll auf die Stimmbänder gehen.

Zum Wohnsitz von Familie Anderson. Früher lebte er auf der Isle of Skye, betrieb dort u.a. auch eine Lachsfarm. Im letzten Jahr war ich mit meinen Lieben in Schottland auf Urlaub – und dabei auch auf Skye (Schottland gewissermaßen im kleinen). Es war eine schöne Zeit, zumal auch das Wetter voll und ganz mitspielte. Meinen Jungen hat es auf jeden Fall sehr gut gefallen.

Laut den Vorbemerkungen zu einem Interview des BBC mit Ian Anderson im März d.J. ‚residiert‘ Herr Anderson jetzt auf einer Farm in Wiltshire.

Zu Biografien zu Ian Anderson: Da gibt es sicherlich einiges. Aber ich bin eigentlich nie in Versuchung gekommen, mir eines der Bücher, die da wohl existieren, zu kaufen und zu lesen. So aufregend finde ich das nun auch wieder nicht. Da habe ich ganz andere literarische Interessen. Die Musik (und wenn schon Literatur: die Texte) reichen mir aus. Wie schon in meiner ersten Mail geschrieben: Ein so großer Fan bin ich dann wirklich nicht …

Jethro Tull live zu erleben hatte schon etwas. Aber um ganz ehrlich zu sein: So ein großer Konzertgänger war und bin ich nicht. In den großen Hallen kommt wenigstens für mich nicht die große Stimmung auf. Wahrscheinlich weil ich die großen Menschenansammlungen nicht unbedingt liebe. Kleine Clubs gefallen mir da schon besser. In London war ich vor langer Zeit einmal im Marquee Club oder im Club 100 in der Oxfordstreet 100, eigentlich ein Jazz-Schuppen, aber einmal in der Woche treten da auch Rockbands auf. Die Atmosphäre war (oder ist es noch) wirklich klasse. Mit einem Ale oder Guinness in der Hand lässt es sich da aushalten. Zum Glück gibt es ja alte Fernsehbilder, die man sich angucken kann. Das ist mir dann auch Konzert genug.

Zu mir selbst: ich bin bereits jenseits der 50, wenn auch noch nicht ganz so alt wie Ian Anderson. Hobbies? Dies und das, Musik eben und auch Literatur. Klar die Website(s) im Internet – z.B. auch ein Blog oder Weblog (Internettagebuch nennt man das wohl auch). Da findest du auch noch mehr zu Jethro Tull (interessant vielleicht auch die Reisevorbereitungen zu unserer letztjährigen Schottlandfahrt – Ian Anderson ist ja Schotte – und es gibt einige Stücke der Gruppe, die man nur unter Berücksichtigung der schottischen Wurzeln von Ian Anderson verstehen kann).

Jetzt habe ich fast soviel geschrieben wie Du. Soll auch genug sein. Heute habe ich etwas Zeit und Ruhe. Meine Jungen sind mit Freunden im Kino.

Viele Grüße
Wilfried „WilliZ“

English Translation for Ian Anderson