Kategorie-Archiv: Tostedt

Tostedt – Kuh- und Schweinekaff in der Heide – 900 Jahre alt – und Umgebung

Czesc, Polska!

Hallo, Polen! Vom 3. bis zum 13. September waren rd. 20 Schüler und Schülerinnen des Gymnasium Tostedt (u.a. mein Sohn Jan) zum Schüleraustausch in Polen und für eine Woche bei Gastfamilien von Schülern des Liceum ogólnoksztalcace im. Tadeusza Kosciuszki im Partnerschaftsort Lubaczów als Gäste untergebracht.

Hier einige erste Bilder von dieser Reise:

Schüleraustausch 2008 Tostedt (D) - Lubaczow (PL)

Schüleraustausch 2008 Tostedt (D) - Lubaczow (PL)

Schüleraustausch 2008 Tostedt (D) – Lubaczow (PL)

Schüleraustausch 2008 Tostedt (D) - Lubaczow (PL)

Schüleraustausch 2008 Tostedt (D) - Lubaczow (PL)

Schüleraustausch 2008 Tostedt (D) - Lubaczow (PL)

Schüleraustausch 2008 Tostedt (D) - Lubaczow (PL)

Diese Bilder stammen von der Website des Lizeums in Lubaczów. Hier finden sich noch weitere Fotos und kurze Beschreibungen des Tagesgeschehens (allerdings auf Polnisch):

1. Tag (04.09.2008)

2. Tag (05.09.2008)

3. Tag (06.09.2008)

4. Tag (07.09.2008)

5. Tag (08.09.2008)

6. Tag (09.09.2008)

7. Tag (10.09.2008)

8. Tag (11.09.2008)

9. Tag (12.09.2008) u.a. Besuch in Auschwitz-Birkenau

Do widzenia! Auf Wiedersehen im Juni/Juli 2009 in Tostedt – und ein ganz besonderer Gruß und vielen Dank für die Gastfreundschaft von Jan an Piotr.

Siehe auch meinen Beitrag: Ab nach Polen

Ab nach Polen

Gestern Mittag fuhr der ältere meiner zwei Söhne mit weiteren Schülern des Gymnasium Tostedt per Bahn los nach Polen. Ziel ist der Partnerort von Tostedt, Lubaczów – unweit der Grenze zur Ukraine. Seit 1996 besteht ein Schüleraustausch im 2-jährigen Rhythmus, wobei im September das Treffen in Polen, im darauf folgenden Juni in Deutschland stattfindet.


Lubaczów/Polen

Die Partnerschaft zwischen Tostedt und Lubaczów besteht bereits seit 1992. Die Deutsch-Polnische Gesellschaft Tostedt e.V. ist Träger der Partnerschaft in Tostedt. Neben der Organisation der gegenseitigen Besuche kümmern sich die Mitglieder der Gesellschaft intensiv um praktische Hilfe für Lubaczów.

Wetter in Rzeszów/Lubaczow – Polen (damit alle Eltern unserer Schüler wissen, ob in Polen die Sonne scheint – wie es aussieht, scheint sie)

Ein Tag mit Tan

Heute besuchte uns Tan. Tan ist ein 6-jähriger vietnamesischer Junge, der mit anderen Kindern von meiner Frau in der Woche betreut wurde, während seine Mutter an einem Deutschkurs teilnahm. Heute nun fanden die Prüfungen statt, u.a. auch Einbürgerungstests. Und da Tans Mutter keine andere Betreuung für ihren Sohn fand, so kam er zu uns.

Ein Tag mit Tan

Nun, Tan ist ein pfiffiges Kerlchen und wir verstanden uns von Anfang an sehr gut. So frühstückte er zunächst mit uns. Und da mein großer Sohn zz. in einem Zeltlager weilt, nahm Tan seinen Platz ein. Und wie immer, wenn sich meine Familie zum Essen trifft, gab es auch schon an diesem Morgen viel zu erzählen … und zu lachen. Tan ist eine kleine Schnatterliese, aber ganz lieb und gar nicht nervig. Später spielte er mit Lukas ausgelassen.

Apropos Einbürgerungstests. Die standen in diesen Tagen einmal wieder in der Diskussion. Ich finde es schon richtig, wenn ausländische Bürger, die die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen wollen, nicht nur halbwegs die Sprache beherrschen sollten, sondern auch einiges Allgemeinwissen zu Land und Leuten, seiner Kultur und Politik haben sollten. Aber wie diese Tests zur Einbürgerung aussehen, darüber lässt sich sicherlich streiten (wird ja auch). In diesem Zusammenhang finde ich es interessant, wie die als Deutsche geborenen Bürger solche Tests bestehen würden. Hier die Probe aufs Exempel; zunächst ein kleiner Test mit 15 Fragen: Einbürgerungstest – und wer noch nicht genug hat: Hier alle Testfragen als PDF: Hätten Sie es gewusst?

Nun Tan wird dieses Jahr eingeschult. Auch er musste einen Test machen, bei dem geprüft wurde, ob er eventuell Nachhilfe in Deutsch benötigt. Die braucht er nun wirklich nicht.

siehe auch zdf.de: Bestehen Sie den Einbürgerungstest?

Tostedt ist bunt: Internationales Buffet

Nicht nur Liebe, sondern auch Gastfreundschaft geht durch den Magen. Wenn es, wie in Tostedt an diesem Wochenende, um Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit geht, dann ist ein erster Weg dorthin der über den Magen. Anlässlich des Bürgerfestes „Tostedt ist bunt“ boten zahlreiche ausländische Mitbürger kleine kulinarische Genüsse ihrer Länder an.

Ich vermag gar nicht, all die Leckereien aufzuzählen, aber da gab es kleine Kuchen aus Island, Snúðar genannt, türkische Teigfladen mit Hack oder Schafskäse gefüllt (Börek) bis hin zu spanischer Tortilla, eine Art Kartoffelomelette (daher auch Tortilla de patatas genannt).

Abends wird das Bürgerfest als Buntabend (bunter Bandabend) abgeschlossen. Auf der Open Air-Bühne treten verschiedene Bands aus Tostedt und Umgebung auf. Leider ist das Wetter sehr wechselhaft – hoffentlich bleibt es am Abend halbwegs trocken.

Tostedt ist bunt 2008: Internationales Buffet

Tostedt ist bunt 2008: Forum für Zivilcourage

Zahlungsmittel fürs Internationale Buffet

Tostedt ist bunt 2008: Internationales Buffet

Tostedt ist bunt 2008: Internationales Buffet

Tostedt ist bunt 2008:
Internationales Buffet (von Amerika über Afrika, Europa bis hin zu Asien)

Tostedt ist bunt – 2008

Es hat etwas gedauert, bis nach 2002 jetzt endlich das 3. Bürgerfest in Tostedt stattfindet. Anlass ist das 10-jährige Bestehen des Forums für Zivilcourage, einem unabhängigen Gremium, in dem sich Bürgerinnen und Bürger aus Tostedt und Umgebung versammeln, um sich für Zivilcourage, Demokratie und Toleranz einzusetzen. Das Bürgerfest steht wieder unter dem Motto: Tostedt ist bunt.

Tostedt ist bunt - 2008

Auftakt des Bürgerfestes ist eine Veranstaltung am Freitag, den 27.06.2008, in der Vielharmonie Tostedt, Am Sande, ab 19 Uhr. Das eigentliche Bürgerfest findet am Samstag, den 28.06.2008 rund um den Ortskern „Am Sande“ statt – Beginn: 14 Uhr – Ende zwischen 22 und 23 Uhr. Im Mittelpunkt steht ein internationales Büfett mit Spezialitäten aus den unterschiedlichsten Ländern der Welt. Immerhin sind in Tostedt über 90 Nationalitäten vertreten.

Weitere Informationen zum Bürgerfest entnehmen Sie bitte dem anliegenden Begleitprogramm des Bürgerfestes: „Tostedt ist bunt“

Hier einige Fotos vom letzten Bürgerfest vom 24. August 2002

Ich heiß – du cool?

Nicht immer ist es das ‚Coolste’, nur cool zu sein. Manchmal macht er mehr Sinn, heiß zu sein: Heiß auf Mitsprache und Verantwortung! Heiß zu sein auf umweltbewusstes Handeln.

Von Freitag, 30. Mai bis Sonntag, 1. Juni 2008 findet auf dem Gelände des Jugendhofs Sachsenhain in Verden/Dauelsen das Landesjugendcamp der Evangelischen Jugend der Landeskirche Hannover statt.

Ich heiß - du cool?

Auf dem Gelände des Evangelischen Jugendhofs Sachsenhain in Verden/Dauelsen werden etwa 2 000 Jugendliche zusammenkommen und sich das Motto auf ganz unterschiedliche Weise zu eigen machen. Kreative Workshops, feierliche Gottesdienste, knallige Band–Auftritte und viele weitere Möglichkeiten haben die vorbereitenden Gruppen aus den sechs Sprengeln der Evangelisch–lutherischen Landeskirche Hannovers und den christlichen Jugendverbänden genutzt, um die Thematik »Orientierung für mich finden, Verantwortung übernehmen, umweltbewusst handeln« erlebbar und fassbar zu machen.

Halb So Wild - aus Tostedt

Eine dieser ‚knalligen Bands’ ist die Gruppe „Halb So Wild“ aus Tostedt, die am Freitagabend beim Bandcontest (zwischen 21.30 und 23.30 Uhr) auftreten wird. Mein Sohn Jan ist mit dabei (sowohl beim Landesjugendcamp als auch bei der Musik – u.a. am Banjo).

Drei ehrenwerte Herren

Wenn der Vater sich mit seinen Söhnen in Schale wirft, dann sieht das in etwa wie folgt aus:

Drei Töstmän

Die drei Töster Herren tragen nicht nur edlen Zwirn, sondern sind krawattenmäßig ganz schottisch ausgerichtet (der Herr mit Hut und Sonnenbrille im Tartan des McAlpine-Clans, der mittlere königlich Stewart (black) und der grauhaarige Herr, wie sollte es anders sein: ein Binder im Muster des Anderson-Clans).

Lockwood hat Recht: Gestern feierten wie die Konfirmation meines Jüngsten (der Mittlere). Vielen Dank für die Glückwünsche!

Konfirmation 2008 in Tostedt

In diesen Wochen finden in der Johanneskirche zu Tostedt die Konfirmationsfeiern 2008 statt. Dieses Jahr wird nun auch mein jüngerer Sohn Lukas konfirmiert.

Bereits 2004 fand (für einige der diesjährigen Konfirmanden) eine Vorkonfirmation in Rahmen eines neuen Modells des Konfirmandenunterrichts, des sogenannten ‘Hoyaer Modells’, statt: Begleitend zur 4. Schulklasse (daher auch kurz als KU4 bezeichnet) werden die Kindern hauptsächlich von Elternteilen unterrichtet . So hatte auch meine Frau unseren Sohn mit einigen seiner Schulkameraden als Gruppe unterrichtet. Das zweite Jahr des Unterrichts begleitet dann – wie gehabt – das 8. Schuljahr. Nach dem ersten Jahr dürfen die Vorkonfirmanden u.a. am Abendmahl teilnehmen.

KU4 - Vorkonfirmation 2004 mit meiner Frau und Sohn Lukas

siehe hierzu: KU4

Mit der Konfirmation werden die Konfirmanden als aktive Mitglieder in den Kreis der Kirchengemeinde aufgenommen. Die Ähnlichkeit mit der Initiation, also die durch bestimmte Gebräuche geregelte Aufnahme in eine Standes- oder Altersgemeinschaft, besonders die Einführung von Jugendlichen in den Kreis der Männer oder Frauen bei Naturvölkern, ist natürlich unverkennbar.

Heinz Strunk: Fleisch ist mein Gemüse

Wie es ist, in Harburg aufzuwachsen, das weiß Heinz Strunk genau. Harburg, nicht Hamburg. Mitte der 80er ist Heinz volljährig und hat immer noch Akne, immer noch keinen Job, immer noch keinen Sex. Doch dann wird er Bläser bei „Tiffany“, einer Showband, die auf den Schützenfesten zwischen Elbe und Lüneburger Heide bald zu den größten gehört. Aber auch das Musikerleben hat seine Schattenseiten: traurige Gaststars, heillose Frauengeschichten, sehr fetter Essen und Hochzeitsgesellschaften, die immer nur eins hören wollen: „An der Nordseeküste“ von „Klaus und Klaus“.

Wer wie ich eine Zeitlang in einer Band gespielt hat, die auf Betriebs- und Bürgerfesten viele Auftritte hatte, der kann gut nachvollziehen, was Heinz Strunk alias Mathias Halfpape alias Jürgen Dose (der mittlere ist wohl der richtige Name) in seinem Buch „Fleisch ist mein Gemüse“ beschreibt, das ich vor vier Jahren genussvoll gelesen habe. Vor allem, wenn das beschriebene Geschehen noch vor der Haustür passierte.

Fleisch ist mein Gemüse - der Film

Am 17. April kommt das Buch jetzt in einer Verfilmung von Christan Görlitz (auch Buch) mit Maxim Mehmet als jungen Heinz Strunk ins Kino. Ich bin gespannt, obwohl erste Verlautbarungen verheißen, dass der Film lange nicht an das Buch heranreichen soll. Außerdem bietet die Verfilmung im Vergleich zum Buch einen anderen Aufbau bezüglich der Rahmenhandlung. Im Film tritt nämlich der echte Heinz Strunk als er selbst mit in Erscheinung. Da er für die Rolle als Jugendlicher inzwischen zu alt ist, wurde eine neue Rolle hinzu geschrieben. Strunks Rumpf hängt, ähnlich wie eine Jagdtrophäe an der Wand eines Zimmers. Ihm gegenüber prangt ein Plüsch-Hirsch, mit dem sich Heinz unterhält. Zwischen den beiden spannt sich die versinnbildlichte Kinoleinwand, auf der sich das Leben von Heinz als Jugendlicher abspielt.

Für alle meine Jethro Tull-Fans: Heinz Strunk hat in seinem Buch Herrn Ian Anderson gewissermaßen ein literarische Denkmal gesetzt (auch wenn dieser am Ende nicht mehr ganz so gut wegkommt). Dort steht:

Aber die Musik ließ mich nicht los. Ein halbes Jahr später hörte ich zum ersten Mal die britische Band Jethro Tull und war elektrisiert. Der Frontmann Ian Anderson hatte sich historische Verdienste um die Rockmusik erworben: Er war der erste Mensch der Welt, der in einer Rockband Querflöte spielte!

Auf einmal wusste ich, was ich wirklich wollte: Ich wollte sein wie Ian Anderson, und ich wollte Querflöte spielen. Das mit Ian Anderson sagte ich Mutter natürlich nicht. Ihr gegenüber tat ich wieder harmlos, und sie willigte auch sofort ein („Aber du weißt, dass du dann auch üben musst, sonst bringt das nichts.“ – „Jaja.“) Weihnachten 1976 lag eine nigelnagelneue Querflöte von Yamaha unterm Tannenbaum. Tagelang bestaunte ich das wunderschöne Instrument, baute es zusammen und wieder auseinander und versuchte vergeblich, ihm Töne zu entlocken. So verbrachte ich die Zeit bis zum Unterrichtsbeginn damit, zu Jethro-Tull-Platten vor dem Spiegel zu posieren: Ich stand wie mein großes Vorbild einbeinig wie ein Storch vor dem Spiegel und tat so, als ob. Das war nämlich Ian Andersons Markenzeichen: einbeiniges Spiel. Genial! Ich fand, dass das die beste Performance seit Einführung des Showbusiness überhaupt war. Für meine Playbacks vor dem Spiegel hängte ich mir den guten Pelz von Oma um, denn Ian Anderson und seine Mannen hatten wirre, lange Haare und Bärte, und sie trugen Pelzmäntel. Richtige Freaks! Die hysterische Antipelzstimmung war damals noch weitgehend unbekannt. Für mich waren sie die größte Rockband aller Zeiten, scheiß auf die Beatles! Ich habe nie wieder jemanden so nachgeeifert wie dem zauseligen Storchenkönig und über Jahre nichts, aber auch wirklich gar nichts anderes gehört als Jethro Tull. Leider durfte ich mir die Haare nicht so lang wachsen lassen wie meine Vorbilder. Sobald die Spitzen die Ohren bedeckten, bekam der Blick meines Großvaters etwas Starres: „Du siehst ja schon wieder aus wie ein Beatle.“ Und ab ging’s zum Bahnhofsfriseur, ausgerechnet zum Bahnhofsfriseur! Meine Familie war eindeutig der Meinung, dass der dort tätige Jugoslawe hervorragend Haare schneide. Opa und ich also hin zum Harburger Bahnhof, ein fragender Blick des serbischen Meistercoiffeurs und dann das Todesurteil meines Großvaters: „Fasson!“ Ratzekahl wurde die Rübe abgeschabt, und ich sah so aus wie einer aus der geschlossenen Abteilung.

Trotzdem übte ich weiter begeistert Flöte. Nach einem Jahr begann ich auch noch mit Klavierstunden, da man Klavier für die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule braucht. Denn so viel stand fest: Ich würde Berufsmusiker werden! Mutter war zufrieden, nur meine Begeisterung für Rockmusik war ihr nach wie vor suspekt. („Hör doch mal richtig hin, Heinz, da wiederholt sich doch ständig alles, und dazu dieser monotone Rhythmus, immer nur bumbumbum, du bis doch musikalisch, da musst doch hören, dass das primitiv ist.“) Ich übte wie ein Verrückter! Manchmal stand ich schon um vier Uhr morgens auf, um vor der Schule zwei Stunden zu flöten: Mit siebzehn kam noch das Saxophon hinzu. Und dann entdeckte ich den Jazz.

Jazz war viel anspruchsvoller als Rock. John Coltrane konnte tausendmal besser spielen als Ian Anderson, Ritchie Blackmore und Emerson, Lake and Palmer zusammen! Der Jethro-Tull-Frontmann gefiel sich immer noch in seiner Rolle als lächerlicher Rockstorch, doch ich war schon viel weiter als er, übte wie ein Irrer Jazzstandards, versuchte hinter das Geheimnis der alterierten Tonleiter zu kommen und wie man am elegantesten von f-Moll nach Des-Dur moduliert.

aus Kapitel: Lehrjahre sind keine Herrenjahre (S. 43 f./1985)

Überhaupt nicht gut kommt Todtglüsingen weg, ein Ortsteil von Tostedt, der 1972 eingemeindet wurde. Immerhin widmet Heinz Strunk dem Ort ein ganzes Kapital (Geisterstadt). Allerdings muss er sich hier geografisch arg getäuscht haben. Das mit dem Edeka-Laden mag noch stimmen, aber ansonsten spricht nichts dafür, dass es sich um das reale Todtglüsingen handelt. Weder Schützenverein noch freiwillige Feuerwehr haben sich aufgelöst. Hier ein Teil des Textes:

Es kam in diesem Jahr noch eine weitere Karnevalsveranstaltung hinzu, der Todtglüsinger Faslam. Todtglüsingen war ein im Laufe weniger Jahre völlig verarmtes Dorf. Viele der Bewohner wurden arbeitslos, Höfe mussten zwangsversteigert werden, dann machte auch noch der einzigste Edeka-Laden dicht, und irgendwie ging alles den Bach hinunter. Die Todtglüsinger hockten entweder den ganzen Tag zu Hause vor dem Fernseher. Oder sie saßen im einzigen Gasthof, dem Gasthof Bruhn, und soffen. Gesoffen haben sie natürlich auch zu Hause. Die jungen Leute sahen zu, dass sie Land gewannen, und zurück blieben die Alten, Kranken, Kraft- und Mutlosen. Selbst Schützenverein und Freiwillige Feuerwehr hatten sich aufgelöst. Der Ort war dem Untergang geweiht. Das letzte gesellschaftliche Ereignis war der Faslam, der natürlich im Gasthof Bruhn gefeiert wurde. Der Bruhn’sche Festsaal verfügte über keine Bühne, sodass wir mitsamt unserer Anlage quasi auf der Tanzfläche standen. Bereits gegen neun war schätzungsweise ein Drittel der Männer schwer betrunken.

[…]

Irgendwann waren die Leute zu betrunken, um zu tanzen. Diejenigen, die sich gegenseitig totschlagen wollten, sind dazu freundlicherweise nach draußen gegangen. Mehrmals wurde gedroht, uns mitsamt unserer Anlage kaputtzumachen, und wir hatten es nur dem beherzten Eingreifen des noch halbwegs nüchternen Vorsitzenden zu verdanken, dass wir heil davonkamen.

In Todtglüsingen haben wir nie wieder gespielt, obwohl sie uns im nächsten Jahr unbedingt wiederhaben wollten und sogar bereit waren, noch dreihundert Mark Gage draufzulegen. Wie es den Todtglüsingern heute wohl geht? Steht die Ortschaft überhaupt noch? Was macht Susanne oder Sabine oder Silke? Vielleicht hat es ja auch einen überraschenden Aufschwung gegeben. Ich drücke dem gebeutelten Dorf jedenfalls fest die Daumen.

Aus Kapital: Geisterstadt (S. 197ff./1994)

Landkreis Harburg – Samtgemeinde Tostedt

Wer es noch nicht weiß, weiß es gleich: ich bin Niedersachse oder wie man auf plattdeutsch sagt: Neddersasse. Das bin ich nicht von Geburt an (von daher bin ich Berliner – und aufgewachsen bin ich in Pforzheim, dann in Bremen – habe zudem viele Jahre in Hamburg gelebt), sondern erst seit annähernd 13 Jahren. Aber ich fühle mich diesem Bundesland durchaus verbunden, mag die Menschen hier und die Landschaft (weniger die Politik). Niedersachsen ist 47.624,22 km² groß und hat knapp 8 Millionen Einwohnern. Die Geschichte dieses Landes ist recht alt. Der Name geht auf die Sachsen zurück, die im Zuge der Völkerwanderung (woher sonst) hierher kamen. Der Zusatz „Nieder-“ diente der Unterscheidung zu den Obersachsen, also den heutigen Sachsen. Das Land besteht aus 38 Landkreisen (einer davon ist die Region Hannover, die die Landeshauptstadt mit einschließt) und 8 kreisfreien Städten.

Einer dieser Landkreise ist der Landkreis Harburg in der Lüneburger Heide (Lüneburg selbst bildet einen eigenen Landkreis) im Norden von Niedersachsen. Obwohl Harburg gar nicht mehr zu diesem Landkreis gehört (im Rahmen des Groß-Hamburg-Gesetzes von 1937 wurde der Stadtkreis Harburg-Wilhelmsburg in die Stadt Hamburg eingegliedert), hat es doch den alten Namen behalten. Die Kreisstadt ist Winsen (Luhe), die größte Stadt ist Buchholz in der Nordheide. Insgesamt hat der Landkreis 42 Gemeinden , wovon 6 Einheitsgemeinden übriggeblieben sind und die restlichen Gemeinden zu 6 Samtgemeinden zusammengefügt wurden. Das Verkehrskennzeichen für den Landkreis Harburg ist „WL“, allgemein mit „Wilder Landwirt“ übersetzt, woran durchaus etwas sein könnte (also Vorsicht!).

Wappen Land Niedersachsen

Wappen Landkreis Harburg

Wappen Land Niedersachsen

Wappen Landkreis Harburg

Wappen Samtgemeinde Tostedt

Wappen Gemeinde Tostedt

Wappen Samtgemeinde Tostedt

Wappen Gemeinde Tostedt

Das Wort Samtgemeinde hat nichts mit „Samt und Seide“ zu tun, eher mit „samt und sonders“. Die Norddeutschen sind eben etwas sprachfaul. Und Gesamtgemeinde klingt auch reichlich holprig.

Eine dieser Samtgemeinden ist die von Tostedt mit gut 25.000 Einwohnern. Die Samtgemeinde Tostedt besteht wiederum aus 9 Gemeinden, wovon die Gemeinde Tostedt (niederdeutsch Töst) mit über 13.000 Einwohnern die größte ist (davon entfallen gut 3000 auf den Ortsteil Todtglüsingen, der im Zuge der Gebietsreform 1972 in die Gemeinde Tostedt eingemeindet wurde, sich aber eine gewisse kulturelle Eigenständigkeit, fast hätte ich geschrieben: Eigensinn, bewahren konnte, sprich: u.a. eine eigene freiwillige Feuerwehr hat, einen eigenen Sportverein und oje, einen eigenen Schützenverein, als wenn es davon nicht schon genug gäbe).


Größere Kartenansicht

Hier also, in Tostedt, hause ich nun mit meinen Lieben. Der Ort hat nichts Aufregendes. Aber durch die gute Anbindung (Autobahn, Landstraße und Eisenbahn) ist man schnell in Hamburg und auch in Bremen. Und zu Fuß oder per Rad ist man auch schnell im Grünen. Heimliche Kreisstadt bleibt für uns Harburg, richtiger. der Stadtteil Hamburg-Harburg. In gut 15 Minuten ist man z.B. mit dem Zug dort, hat beste Einkaufmöglichkeiten (z.B. das neue Einkaufszentrum Phönix Center), Kinos und Restaurants.

Nun über Tostedt habe ich mich neben den Beiträgen in diesem Weblog auch auf einer kleinen Website geäußert (dort finden sich einige Bilder und auch Informationen zu Veranstaltungen in Tostedt – so ganz im kulturleeren Raum schwebt der Ort dann doch nicht).