Kategorie-Archiv: Machtgier

Frustrierendes aus Politik und Wirtschaft

Mit Witz gegen Nazis

Mein Vater ist ein Anhänger der ‚Schocktherapie’, wenn es darum geht, einen Menschen eines Besseren zu belehren. Auch ich glaube, dass manchmal ein Guss alten Wassers die Hirntätigkeit anregt und damit zum Umdenken führt. Allerdings besteht die Gefahr, dass die Schockwirkung nicht nachhaltig genug ist und eher zu einer Verstocktheit des ‚Probanden’ führt.

Effektiver ist es vielleicht, dem sich auf dem Holzweg Befindlichen der Lächerlichkeit preiszugeben, also z.B. gegen Nazis mit Witz vorzugehen. Auf der Website nazis-auslachen.de können Jugendliche ihre Videos zu diesem Thema online stellen und selbst bewerten. Im Vordergrund geht es hierbei vor allem darum, Angst und Vorsicht abzubauen. Viele Nazis sind nun einmal unbelehrbar (bei denen hilft wahrscheinlich wirklich nur die Schocktherapie). Aber potentielle Klienten der Rechten lassen sich vielleicht hiervon abbringen und zum Umdenken bewegen.

Siehe hierzu zdf.de: Mit Witz gegen Nazis: Jugendliche drehen Filme gegen Rechtsradikale

(Fast) unterschlagene Beiträge – Teil 12

Feuert Löw jetzt auch noch Ballack?

Heissa, da brodelt es aber nicht schlecht im deutschen Team. Nachdem Kuranyi vom deutschen Fußballnationaltrainer in die Wüste geschickt wurde, droht da nun auch Michael Ballack das Ende? Und Torsten Frings gedenkt von sich aus aufzuhören.

Nun, keine Angst, Ballack wird bleiben – und sicherlich wird es sich auch Torsten Frings noch anders überlegen. Aber das ganze Gezerre ist schon eine Lachnummer. Ich gebe zwar Joachim Löw Recht: Keiner der Spieler hat eine Stammplatzgarantie. Aber ich habe den Eindruck, dass hier der Bundestrainer wieder einmal nicht in der Lage ist, dies den Spielern adäquat zu vermitteln. Der nächsten Budenzauber ist garantiert.

Der Buhmann der Nation

Eigentlich erhebe ich Anspruch darauf, ihn ‚meinen’ Buhmann zu nennen. Aber jetzt entwickelt sich Herr Ackermann, Chef der Deutschen Bank, zum Buhmann der gesamten Nation. Kein Wunder: War nicht er es, der als erster nach Hilfe des Staates für die angeschlagene Finanzbranche schrie?

Und jetzt wolle er sich schämen, wenn seine Bank auch nur einen Cent der Hilfsgelder in Anspruch nehme? Ob nun die Deutsche Bank Hilfsgelder braucht oder nicht: Es war ein feiner Schachzug des Herrn Ackermann: Volkswirtschaft hin, Volkswirtschaft her – für ihn gelten nur die eigenen Interessen. Ackermanns Spruch beflügelte den Aktienkurs der Deutschen Bank – im Gegenteil zu den Kursen anderer Banken, die wohl schon zu laut darüber nachdachten, die angebotenen Hilfsgelder in Anspruch zu nehmen.

Bildersuche im Internet droht das Aus

Damit war längst zu rechnen. Die Bildersuche bei Google ist urheberechtlich bedenklich. Dabei geht es in einem Rechtsstreit zunächst um die daumennagelgroßen Vorschaubildchen (Thumbnails). Schon munkelt man, dass der Bildsuche im Internet das Aus droht.

Dann ist aber auch die Textsuche über Suchmaschinen kritisch zu beäugen. Immerhin zeigt z.B. Google kleine Ausschnitte aus Texten an, wenn es etwas den Suchkriterien Entsprechendes gefunden hat. Auch das müsste dann als Verstoß gegen Urheberrecht gewertet werden, Oder?

(Fast) unterschlagene Beiträge – Teil 11

Löw schasst Kuranyi

Da der nicht nominierte Kuranyi während des Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen Russland das Stadion verlassen hatte, wirft ihn nun der Bundestrainer Joachim Löw aus der Mannschaft.

Ich bin kein Fan von Kevin Kuranyi, aber so ganz verstehe ich das nicht: Wenn er nicht nominiert war, also nicht direkt zur Mannschaft gehörte, dann kann er doch machen was er will, oder? Also auch das Stadion verlassen, wann er es will.

Entpuppt sich der so freundliche Löw nun als kleiner Tyrann? Auch der Bremer Torsten Frings wurde von Löw gebeutelt. Okay, es gibt für keinen der Spieler eine Stammplatzgarantie. Im Fall des Bremers verhielt es sich aber ganz besonders: Etwas zu schroff hatte dieser sich wohl zuletzt zu Mitspielern geäußert, die ihre Führungsansprüche im Mittelfeld angemeldet hatten: „Nicht nur reden, da muss auch mal was kommen.“ Das dürfte Löw, der keine öffentliche Kritik zwischen Spielern mag, sehr missfallen haben. Hinzu kommt, dass sich zuletzt Kapitän Michael Ballack für seinen alten Mitstreiter Frings stark gemacht hatte und damit an der Entscheidungskompetenz seines Vorgesetzten zumindest gerüttelt hatte.

Reich-Ranicki und das Fernsehen

Dass er ein rechter Bücherwurm ist, wissen wir alle. Und wenn er schon einmal Fernsehen guckt, dann natürlich Arte. Jetzt sollte er einen Ehrenpreis bei der deutschen Fernsehpreisverleihung bekommen. Nach drei Stunden Wartezeit kam er endlich dran. Und da hatte er genug von dem ganzen Zirkus. Er nahm den Preis nicht an. Ein Skandal? Mitnichten!

Ich bin auch kein großer Freund von Marcel Reich-Ranicki. Was er sich in seinen Literaturkritiken manchmal herausnimmt, ist eine Frechheit. Martin Walsers rechnet in seinem Roman „Tod einer Kritikers“ entsprechend mit seinem langjährigen Kritiker Marcel Reich-Ranicki ab.

Was aber dies Sich-selbst-Feiern der TV-Sender betrifft, da kann ich Herrn Reich-Ranicki nur zustimmen: „Blödsinn“ und „überflüssig“.

Haider mit 142 km/h in den Tod

Mit 142 km/h rast der 58-jährige Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider in den Tod – dort wo nur 70 km/h erlaubt sind. Der Rechtspopulist hätte sich nicht zu sehr auf seinen Nazigator verlassen sollen, der immer wieder nur nach rrrrrechts und das möglichst sssssschnell will.

Der Anfang vom Ende

Zunächst zu meiner Person: Ich habe kein Betriebs- oder Volkswirtschaftsstudium, habe lediglich die Fachoberschule für Wirtschaft absolviert sowie eine Ausbildung in der Finanzverwaltung. Ich bin also durchaus mit wirtschaftlichen Abläufen vertraut, wenn ich auch längst nicht alle Details kenne. Dazu bin ich das, was man vielleicht einen Zweckpessimisten nennt. Ich sehe vieles schwarz, freue mich aber um so mehr, wenn es dann doch nicht so schlimm kommt, wie ich es zuvor befürchtet habe. Außerdem halte ich mir zugute, über einen halbwegs gesunden Menschenverstand zu verfügen.

Und für diesen gesunden Menschenverstand ist es der reinste Horror mitzuerleben, was uns täglich, wenn auch nur in kleinen Happen, in Sachen Finanzkrise serviert wird.

Zuerst zu meinem betriebs- wie volkswirtschaftlichen Verständnis: Unsere Wirtschaft ist eine Geldwirtschaft, die vor langer Zeit den Tauschhandel abgelöst hat – aus verständlichen Gründen, denn Tauschhandel ist einfach unpraktisch. Für meine Ware oder Arbeitsleistung bekomme ich Geld, mit dem ich wiederum Ware oder Dienstleistungen kaufen kann. Eigentlich ein genialer Gedanke, das mit dem Geld. Das Verhängnis begann dann aber, als das Geld selbst zum Handelsobjekt wurde und sich Banken gründeten. Auch das hatte noch viel Gutes: So kann ich mir ein Haus kaufen und leihe mir dafür Geld, das ich dann in Raten und mit Zinsen (für die Dienstleistung des Leihens) zurückzahle.

Auch der ganze Kram an Optionen, Derivaten und wie diese heute endlich ins Zwielicht der Öffentlichkeit geratenen Finanzgeschäfte heißen, hatte einmal sein mehr oder weniger Gutes: z.B. Futures. Diese entwickelten sich in der Landwirtschaft. Ursprünglich ging es dabei darum, eine festgelegte Menge einer bestimmten Ware in bestimmter Qualität zu einem festgesetzten Preis an einem vorher bestimmten Datum zu kaufen bzw. zu verkaufen. So konnte z.B. ein Bauer einem Mühlenunternehmen (Müller) bereits im Frühjahr eine bestimmte Menge Sommerweizen zu einem ebenso bestimmten Preis verkauft haben, wobei Liefer- und Zahlungstermin zu einem bestimmten Termin im Sommer (nach der Ernte) festgelegt wurden. Der Vorteil für den Bauer war die Sicherheit, bereits bei der Ernte einen sicheren Abnehmer zu einem festen Preis zu haben. Das Mühlenunternehmen sicherte sich dagegen mit dem Geschäft gegen steigende Preise ab, wie sie etwa durch Missernten oder Hagelschläge entstehen. Grundlage auch hier war wieder eine Ware oder Dienstleistung.

Überträgt man nun z.B. Futures auf das reine Finanzgeschäft, so ahnt selbst der Unkundige, dass hier etwas zu stinken beginnt. Es geht hier eigentlich dann nur noch um eine Art Wettgeschäft, ums Pokern mit großen Geldbeträgen. Und da das Pokern nicht reicht, erfindet man gleich einen neuen Job, den Finanzdesigner, der sich neue Spielarten als Finanzspekulationsgrundlage ausdenkt, damit es keinem Banker und Broker langweilig wird.

Finanzmarkt

Es war das Jahr 1995, da hatte es ein gewisser Nick Neeson mit diesen undurchsichtigen Finanzgeschäften geschafft, eine ganze Bank (Barnings Bank) in den Ruin zu treiben. Das hätte Warnung genug sein müssen. War es aber nicht.

Auf einmal sitzen viele Nick Neesons in den Banken, riechen den großen Gewinn – z.B. im US-Immobilienhandel. Doch statt des großen Reibachs plötzlich die Ernüchterung. Alle diese Finanzgeschäfte, welcher Art auch immer, sind nichts wert. Das Geld aus dem Fenster geworfen. Und so wie das ganze Kartenhaus zusammenbricht, wenn man die unterste Karte herauszieht, so bricht jetzt auch das ganze Gebilde an Finanzakrobatik zusammen.

Inzwischen beziffert man den Schaden weltweit auf über eine Billion Euro. Aber das ist nur des Eisbergs Spitze. Denn wenn Milliarden um Milliarden den Bach hinuntergeben, bleibt kein Geld, das z.B. verliehen werden kann. Und ohne Geld kein Konsum. Es ist eine Spirale, die sich nach unten auflöst. Am Ende ist das Nichts. Da helfen staatliche Hilfen kaum. Die müssen ja auch finanziert werden – und können das nur dadurch, indem man dem kleinen Steuerzahler das Geld aus der Tasche zieht, der damit weniger Geld für den Konsum hat usw. usf. Wie man es auch dreht, die Spirale dreht sich … nach unten.

Wie anfangs erwähnt, so bin ich kein studierter Wirtschaftsexperte. Und mir fällt auch nichts ein, wie man möglichst erfolgreich gegen dieses Wirtschaftsdesaster angehen kann (das Wort Finanzkrise ist geradezu ein Euphemismus, das der Sache nicht mehr gerecht wird). Es hat für mich keinen Sinn, wenn z.B. der Staat die Kontrolle, vielleicht sogar das Eigentum an den Banken übernimmt. Der deutsche Staat hat sich selbst durch gekonnte Misswirtschaft ausgezeichnet. So beträgt die Staatsverschuldung leise geschätzt ca. 1493 Mrd. Euro (März 2008).

Also was ist zu tun? Den Crash, den wir zz. erleben, stellt unser Wirtschaftssystem gänzlich in Frage. Es ist sicherlich nicht das Ende des Kapitalismus. Aber es muss ein rigoroses Umdenken stattfinden. Zunächst sollte damit begonnen werden, alle Lehrbücher der Betriebs- und Volkswirtschaft zu verbrennen – im übertragenen Sinne natürlich. Wir müssen nicht bei Null beginnen. Aber es darf nur das hinübergerettet werden, was auch für den gesunden Menschenverstand nachvollziehbar ist. Und dazu gehört, dass der Sumpf der Finanzwirtschaft trocken gelegt wird. Dazu gehört auch, dass eine funktionierende Selbstkontrolle der Banken und Börsen eingerichtet wird. Wie diese auszusehen hat, sollten Experten herausfinden.

Ein erster Schritt wäre, die Börsen auf bestimmte Zeit zu schließen, wie es z.B. Russland gemacht hat. Bestimmte „Wert“-Papiere sollte man (auch real) dem Feuer übergeben. Da wir in einer globalisierten Welt leben, können natürlich auch nur global abgestimmte Maßnahmen ziehen. Notfalls sind undurchsichtige Finanzmärkte (Stichwort Liechtenstein) auszugrenzen, wo und wie immer das möglich ist.

Wenn nichts wirklich Durchgreifendes geschieht (und die staatlichen Hilfen sind nichts), dann wird es allerdings dermaßen krachen, dass uns allen die Fetzen (Geldfetzen) um die Ohren fliegen.

Wer meint, ich male hier den Teufel an die Wand, dem versichere ich: Der Teufel hat längst das Zepter in der Hand, er regiert die Welt! Da muss ich nicht erst malen … Aber es ist ein Teufel, dem nicht mit Weihwasser beizukommen ist. Er ist dem inneren Schweinehund verwandt, dem geld- und machtgierigen Raffke in vielen von uns.

Wie anfangs geschrieben: Ich bin ein Zweckpessimist. Und das wohl auch deshalb, weil mir öfter die Phantasie durchgeht. Aber um das auszudenken, was da wirtschaftlich zz. abgeht, reicht auch meine Phantasie nicht aus. Hoffen wir alle nur, dass es genug ausreichend Phantasievolle in Wirtschaft und Politik gibt, die die Situation erkennen und die notwendigen Maßnahmen ergreifen, sonst Gnade uns Gott!

Wer öfter in dieses Blog hineinschaut, wird gemerkt haben, dass sich meine Kritik an den Praktiken der heutigen Finanzwirtschaft seit Anfang dieses Jahres wie ein roter Faden durch dieses zieht. Ich denke, dass ist keine Manie von mir. Es war schon immer die Sorge, dass es eines Tages zu einem großen Zusammenbruch des Finanzmarktes und damit unserer gesamten Wirtschaft kommen könnte. Jetzt stehen wir kurz davor.

Island, bald die Außenstelle Moskaus?

Island, der Inselstaat hatte die bisher besten Voraussetzungen für einen soliden Wohlstand. Billige Energie, hoher Bildungsstand, junge Einwohner, die bereit sind überdurchschnittlich viel zu arbeiten – die isländische Wirtschaft hatte und hat eigentlich noch, wovon viele andere europäische Länder nur träumen.

Island - Außenstelle Moskaus?

Jetzt droht dem Land der totale Bankrott, denn nach Jahren des Aufschwungs stehen die isländischen Banken – und mit ihnen ein ganzes Land – vor dem Kollaps. Die Banken haben sich im Ausland Geld geliehen und dieses auch wieder im Ausland investiert; in andere Banken, Kaufhäuser, Pharmaunternehmen, Fluggesellschaften. Als Zweifel an ihrer Zahlungsfähigkeit aufkam, bekamen die isländischen Banken ein Finanzierungsproblem.

Plötzlich sollten sie überdurchschnittlich hohe Zinsen zahlen. „Es besteht die Gefahr, dass unsere Volkswirtschaft dem Abwärtstrend der globalen Bankenkrise nicht entkommt und unsere Nation am Ende bankrott geht“, warnte Ministerpräsident Geir Haarde in einer dramatischen Fernsehansprache. Ein Staatsbankrott tritt ein, wenn ein Land Schulden oder Zinsen darauf nicht mehr bedienen kann, wie Argentinien im Jahr 2002.

Nicht nur der Staat, auch die Einwohner der Insel sind hoch verschuldet. Angesichts eines Wirtschaftsaufschwungs ohne gleichen in den vergangenen Jahren haben sich viele Wohnung, Auto und Fernseher per Kredit finanziert. Weil die Zinsen in Island hoch waren, liehen sich Konsumenten auch Geld in Fremdwährungen. In den letzten Monaten ist die isländische Krone aber drastisch gefallen. Zins und Tilgung in Auslandswährungen zu bedienen, ist deshalb für viele ein Problem geworden.

Island will einen Staatsbankrott durch Verstaatlichungen von Banken und russische Hilfen abwenden. Am Dienstag übernahm die Finanzaufsicht in einer Rettungsaktion die Kontrolle über die zweitgrößte Bank des Landes, Landesbanki. Tags zuvor hatte das Parlament der Regierung per Notgesetz erlaubt, Finanzinstitute zu übernehmen, zu fusionieren oder für bankrott zu erklären. Zudem bemüht sich Island um milliardenschwere Hilfen aus Russland.

Haarde erklärte, isländische Regierungsvertreter würden so bald wie möglich nach Russland reisen, um über das angeblich vier Milliarden Dollar schwere Darlehen zu verhandeln. Noch sei „nichts sicher“, sagte er. Der Kreml erklärte, die Anfrage „wohlwollend prüfen“ zu wollen. Nach Ansicht von Experten ist der 320 000 Einwohner zählende Staat auf das Geld dringend angewiesen.

(aus: Welt Online vom 08.10.2008)

Und um diesen Milliardenkredit gibt es viele Spekulationen. Erst einmal wird dementiert (zunächst aus Moskau), dann kommt als Gegenleistung für den Kredit eine Militärbasis für Russland ins Gespräch. Schon dementiert man in Reykjavik – ein Kuhhandel käme nicht in Frage. Im Zusammenhang mit der deutlichen Kritik des isländischen Ministerpräsidenten Geir Haarde an den westlichen Staaten, sie hätten Island im Regen stehen lassen, halte ich aber einen solchen oder ähnlichen Deal gar nicht für ausgeschlossen. Wenn Island erst einmal mit dem Rücken zur Wand steht …

Es ist kaum zu glauben, wie ein ganzes Land durch die weltweite Finanzkrise innerhalb kürzester Zeit dem Ruin zusteuert. Überhaupt kostete dieses durch die US-Immobilienkrise ausgelöste Desaster gemäß dem Internationalen Währungsfond (IWF) weltweit bisher 1,4 Billionen Dollar (rund eine Billion Euro, eine Eins mit 12 Nullen: 1.000.000.000.000 Euro). Und mit weiteren dramatischen Verlusten ist zu rechnen. Nicht nur auf Island.

Ein Land wie Island, das in der jüngeren Vergangenheit viel zu sehr auf ein expandierendes Finanzsystem gesetzt hat, wird wieder auf andere Dienstleistungen und das produzierende Gewerbe setzen müssen, um sich aus der Krise heraus zu arbeiten. Dank günstiger Energie, die zudem umweltfreundlich produziert werden konnte – Island hat viele heiße Quellen und Wasserfälle – gelang es dem Inselstaat im Nordatlantik in den vergangenen Jahrzehnten, eine umfassende Aluminiumindustrie anzusiedeln. Im ersten Halbjahr 2008 haben Aluminium und das ebenfalls sehr energieaufwendig zu produzierende Ferro-Silizium den Fisch als bisher wichtigstes Exportprodukt der Insel abgelöst.

Es wird also Zeit, sich wieder der Realwirtschaft zuzuwenden. Es sei denn, Island möchte bald zur Außenstelle Moskaus werden.

siehe hierzu auch:
Island geht nicht bankrott (auf Englisch: Iceland is not going bankrupt)

An dieser Stelle möchte ich noch auf einen sehr interessanten Artikel bei ard.de hinweisen. Dieser betrifft das Rückversicherungsgeschäft der Banken, so genannte credit default swaps, kurz cds, die bereits der amerikanische Großinvestor Warren Buffet nach deren Einführung als „Massenvernichtungswaffe der Finanzwelt“ bezeichnet hatte. Und der sollte es wissen, wird er allgemein als reichster Mann der Welt geführt. Auch hier geht es im Wesentlichen um einen Finanzpoker, der laut Schätzung einen Rahmen von bereits 60 Billionen Dollar sprengt. Dieser Wert ist weit mehr als das Bruttoweltprodukt, also mehr als der Gesamtwert aller auf unserem Planeten pro Jahr hergestellten und gehandelten Produkte und Dienstleistungen. Was wir zz. als Weltfinanzkrise erleben ist also nur die Spitze eines Eisbergs. Und was da an staatlichen Hilfen (700 Milliarden Dollar bei den Amerikanern und neuerdings 200 Milliarden Pfund bei den Briten) fließt, dürfte wie wenige Tropfen Wasser in der Wüste, der Finanzwüste, verdampfen, ohne nennenswerte Erfolge zu zeitigen. Erleben wir nach dem Ende des Kommunismus jetzt das Ende des Kapitalismus? Hier der erwähnte Artikel (um uns das Fürchten zu lehren): Die Kreditversicherungsfalle

Wo bleibt die Kohle …?

Droht nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und damit des Sozialismus jetzt auch der Kollaps des kapitalistischen Systems?

Die Bankenkrise hat solche Dimensionen angenommen, dass es nicht verwunderlich ist, dass nach und nach andere Wirtschaftszweige von diesem Debakel betroffen werden. Es brennt an allen Ecken! Ein Ende der Krise ist nicht in Sicht!

Täglich „verschwinden“ mehrere Milliarden Dollar, Euro, was auch immer aus dem Wirtschaftskreislauf – wohin, das wissen selbst die Experten nicht. Sicher sein darf man, dass eine Menge Spekulanten den Markt „abschöpfen“. Gerade das extreme Auf und Ab der Aktienkurse in diesen Tagen begünstigt Spekulationen in gigantischen Größenordnungen. Jede neue Horrornachricht lässt Aasgeier und Heuschrecken frohlocken, lässt eine solche die Kurse kräftig fallen. Und wenn sich die Kurse wieder fangen, dann wird der Rahm abgeschöpft. Hier ist zu fragen, ob es nicht Sinn macht, den Börsenhandel zeitweise auszusetzen.

Wo bleibt die Kohle ...?

Das Börsengeschäft entwickelt sich zunehmend irrational und wird in diesen Tagen durch Hysterie und Panik bestimmt. Kaum nachzuvollziehen ist, wenn Kurse von Firmen einbrechen, die eigentlich wirtschaftlich gesund sind. Und selbst bei angeschlagenen Wirtschaftsunternehmen ist ein Kursverfall von mehr als ein Drittel kaum erklärbar – von heute auf morgen kann ein solches Unternehmen mit seinem Geschäft doch kaum um solche Größen einbrechen.

Ein wichtiger Punkt ist der Handel mit Optionen bzw. Derivate. Ein normales Handelsgeschäft bewegt sich um einen Gegenstand oder eine Leistung, die einem bestimmten Wert darstellen. Allein die Tatsache, dass dieser Wert durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird, hat schon etwas Unmoralisches an sich. Ein Apfel bleibt ein Apfel und wird nicht nahrhafter dadurch, weil sein Preis steigt. Völlig abwegig ist dagegen in meinen Augen der Handel mit „Wert“-Papieren, die im Grunde nur einen fiktiven Wert darstellen. Ohne selbst mit Äpfeln zu handeln, nehme ich die Preisentwicklung für Äpfel zum Ausgangspunkt für solche stark risikobehafteten Finanzgeschäfte. Hier gibt es in der Regel nur Gewinner und Verlierer, nicht wie beim normalen Handel, bei dem der Käufer immerhin einen Gegenwert in Ware oder Leistung erhält.

Wenn sich ein Wirtschaftssystem wie das unsere überwiegend auf Irrationalität und Handel ohne echte Werte stützt, dann darf man sich nicht wundern, wenn dieses eines Tages kollabiert. Die jetzige Krise hat inzwischen „Lawinencharakter angenommen, die ersten Ausläufer sind da, aber noch nicht die Wucht des Zentrums. Allein die Nachwehen darf man sich jetzt schon ausmalen: Rückgang der Investitionen, des Konsums, der Gründertätigkeit. Wie scharf diese Einschnitte eines Tages werden, weiß man aber wohl erst, wenn erkennbar alle Risiken verarbeitet und alle denkbaren Pleiten passiert sind. Im Moment ist guter Rat ebenso teuer wie die Rettung ganzer Banken“ (Reinhard Schlieker, ZDF).

(Fast) unterschlagene Beiträge – Teil 10

Vor dem Rücktritt kommt der Sonderparteitag

Das es eine Klatsche für die CSU bei den Landtagswahlen in Bayern werden könnte, damit hatten die meisten gerechnet. Aber mit gerade einmal 43,4 % der Wählerstimmen, wohl bemerkt der abgegebenen Wählerstimmen, sind Huber und Beckstein meilenweit vom Ziel 50 plus entfernt. Da hilft nichts, eine Koalition muss her. So will die CSU-Spitze zügig Sondierungsgespräche mit der FDP und den Freien Wählern führen.

Und Parteichef Erwin Huber bleibt im Amt – erst mal. Aber der stellvertretende CSU-Chef und Bundesverbraucherminister Horst Seehofer steht schon in den Startlöchern. Er hat ja auch lange genug auf den Startschuss gewartet. Ein Sonderparteitag soll alles regeln.

Nachschlag: Nun geht es doch schneller als erwartet: Erwin Huber tritt heute als CSU-Parteichef zurück und macht damit Platz für Horst Seehofer. Günther Beckstein soll dagegen in Amt und Würden bleiben. Wie lange noch …

McCain als Rudi Ratlos

Nun hat man sich zwischen US-Kongress und Regierung in Sachen Rettungsplan für die US-Banken offenbar geeinigt. Aber im Vorfeld machte Präsidentenaspirant John McCain nach Meinung vieler Beobachter keine gute Figur. McCain hüllte sich in Schweigen und wusste schlicht und ergreifend nicht, was er tun solle. War das vielleicht schon ein erster altersbedingter Schwächeanfall?

Nachschlag: Das Repräsentantenhaus stimmt gegen das 700 Milliarden-Dollar-Paket der Regierung. Und schon stürzt der Aktienindex ins Bodenlose. Es sind vorallem Vertreter der Republikaner, die gegen das Hilfspaket stimmten. Bush in Not. Und für McCain auch kein glücklicher Tag.

Armer Klinsmann

„Es war eine sehr unnötige und sehr ärgerliche Niederlage. Um das Spiel umzudrehen, hat uns vieles gefehlt: Kreativität, Spielwitz und das Spiel ohne Ball“, ärgerte sich Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann nach der zweiten Niederlage in Folge, jetzt bei Hannover 96.

Und liest man in den einschlägigen Fußball-Foren die Fan-Kommentare, dann hat man den Buhmann für dieses desolate Bayernspiel längst ausgemacht: Den esoterisch-schwäbischen Trainerpraktikanten aus Kalifornien, Jürgen Klinsmann.

Wenn Bayern mehr hassen als Preußen, dann wohl Schwaben, oder?

Nachschlag: Nein, Klinsmann ist weiterhin Trainer der Bayern. Aber sollte es heute Abend im Champions League-Spiel gegen Olympique Lyon nichts werden, dann wird es eng für unserer Ex-Bundestrainer.

Wie hat mein Bundestagsabgeordneter abgestimmt?

Heute hat man die Möglichkeit, seinem Bundestagsabgeordneten auf den Zahn zu fühlen. Zumindest kann nachvollzogen werden, wie dieser (oder diese) bei bestimmten Abstimmungen im Bundestag votiert hat. Als in Tostedt Wohnender gehöre ich dem Wahlkreis 036 in Niedersachsen an (Soltau-Fallingbostel – Winsen/Luhe), der gleich mit drei Abgeordneten im Bundestag vertreten ist. Neben der direkt, also mit der Mehrheit der Erststimmen gewählten Frau Monika Griefahn (SPD) sind das die über die jeweiligen Landeslisten in den Bundestag eingezogenen Herren Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) aus Buchholz und Dr. Herbert Schui (Die Linke). Alle drei sind übrigens das, was man Hinterbänkler nennt.

Kuppel des Reichstags in Berlin (mit Sohn)

Bei zdf.de gibt es die Möglichkeit über das so genannte ZDF-Parlameter nachzuschauen, wie mein Kandidat also abgestimmt hat. Im Falle der Frau Griefahn musste ich feststellen, dass diese bei Energiefragen erst gar nicht anwesend war, ebenso bei Fragen der Stammzellenforschung. Bei der Pendlerpauschale stimmte sie dagegen. Na, Frau Griefahn, da muss ich doch wirklich fragen, ob sie meine Politik vertreten?!

Solltet Ihr nicht wissen, wer Euer Bundestagsabgeordneter ist, dann könnt Ihr hier nachschauen: Abgeordnete nach Wahlkreisen Bundesländern

Besuch des KZ Auschwitz-Birkenau

An einem der letzten Tage des Polen-Besuchs meines Sohnes im Rahmen des Schüleraustauschs mit dem Lizeum in der Partnergemeinde von Tostedt, Lubaczów, besuchten die Schüler auch das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, dem größten deutschen Vernichtungslager während der Zeit des Nationalsozialismus.

Auschwitz war ein Komplex aus mehreren deutschen Konzentrationslagern (KZ Auschwitz):
– das Stammlager Auschwitz I, siehe KZ Auschwitz I (Stammlager)
– das Vernichtungslager Birkenau oder Konzentrationslager Auschwitz II, siehe KZ Auschwitz-Birkenau
– das Konzentrationslager Monowitz oder Auschwitz III, siehe KZ Auschwitz III Monowitz

Hier einige Bilder von diesem Besuch in Auschwitz-Birkenau:

KZ Auschwitz-Birkenau - "Arbeit macht frei"

KZ Auschwitz-Birkenau - "Arbeit macht frei"

KZ Auschwitz-Birkenau - "Arbeit macht frei"

KZ Auschwitz-Birkenau - "Arbeit macht frei"

KZ Auschwitz-Birkenau

KZ Auschwitz-Birkenau - "Arbeit macht frei"

KZ Auschwitz-Birkenau - "Arbeit macht frei"

Bushs Erbe

Acht Jahre Bush sind mehr als genug. In dieser Zeit ist die Welt unsicher wie selten zuvor geworden, denn der Terror islamischer Fundamentalisten besteht nach wie vor. Der Kampf gegen die Achse des Bösen ist nichts anderes als ein Schlag ins Wasser. Seitdem George W. Bush Präsident der USA ist, ging es mit dem Land vor allem wirtschaftlich bergab. Die Staatsschulden schnellten in horrende Höhen. In Sachen Klimaschutz wurden durch die Bush-Administration missliebige Umweltberichte massiv unterdrückt. Und im Zusammenhang mit dem Hurrikan Katrina musste sich die Regierung Bush heftige Kritik gefallen lassen, weil die Hilfen zu zögerlich eingeleitet wurden.

In die Zeit der Regierung Bush fällt auch die schwere Kredit- und Bankenkrise, die sich auf die gesamte Weltwirtschaft auswirkt. Eines der letzten Amtshandlungen von Bushs Finanzminister Henry Paulson ist nun, sogenannte faule Kredite (Hypotheken für Wohn- und Geschäftsimmobilien sowie mit Hypotheken besicherte Wertpapiere, die ungedeckt sind) durch den Staat aufzukaufen, um die angeschlagenen Banken von diesen Lasten zu befreien. Dafür sollen 700-800 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt werden.

Wall Street - Heimat der weltweiten Bankenkrise

Ob damit allerdings die bestehende Finanzkrise wirklich überwunden werden kann, ist mehr als fraglich, da durch diese enorme Mehrverschuldung der US-amerikanische Staatshaushalt vollkommen aus dem Gleichgewicht kommen sollte. Aufgrund der mangelhaften Regulierung des Finanzmarktes haben Banken und Aktionäre bisher gutes Geld verdient. Jetzt, wo alles schief gegangen ist, muss wieder einmal der Steuerzahler einspringen.

Der neue US-Präsident, sei dieser nun John McCain oder Barack Obama, übernimmt eine schwere Hypothek – das Erbe George W. Bushs lässt sich leider nicht ausschlagen!

siehe auch das George Dabbeljuh Bush-Video

Nachtrag: Der einflussreiche Republikaner im Bankenausschuss des Senats, Richard Shelby, lehnte die jetzige Fassung des 700 Milliarden Dollar-Hilfspakets der Regierung ab und forderte die Prüfung von Alternativen. „Ich fürchte, dass der Vorschlag des Finanzministeriums weder durchführbar noch umfassend genug ist“, teilte Shelby mit. „Meiner Meinung nach wäre es dumm, riesige Summen an Steuergeldern an einer Idee zu verschwenden, die hastig zusammengeschustert wurde.“

Nebenbei macht der Ölpreis Purzelbäume. Und auch an der New Yorker Börse geht es auf und ab: Nachdem sich alle Indizes leicht erholt hatten, fielen sie inzwischen um mehr als drei Prozent zurück in den Keller.

Obama versus McCain

Mit Barack Obama für die Demokraten und John McCain für die Republikaner stehen nun die Kandidaten für die US-Präsidentschaftswahlen 2008 fest. Auf den jeweiligen Parteitagen wurden sie nominiert. Aus diesem Anlass hielten beide eine Parteitagsrede, in der sie Eckpunkte ihrer zukünftigen Politik erläuterten. Diese Reden sind im Original und mit deutscher Übersetzung im Internet aufrufbar. Beide Reden habe ich mir in längeren Ausschnitten angehört.

Barack Obama

John McCain

Barack Obama

John McCain

Zunächst rechnen beide mehr oder weniger direkt mit der Politik von George W. Bush ab. Auch McCain kritisiert die Politik seines Parteifreundes Bush und bekennt sich wie Obama offen zu einem Politikwandel im Land. Der Ausgangspunkt ist bei beiden aber völlig gegensätzlich. Während McCain zunächst alles in den Dienst für das Land stellt (Country first), fragt Obama , was die Politik für den Bürger tun kann. Die Vision Martin Luther Kings wird dabei sichtbar.

Man kann McCain sicherlich als durchaus liberal gelten lassen, für manchen Republikaner zu liberal. Seine Rede wirkt ähnlich überzeugend wie die von Obama. Und doch: Ich kann einfach nicht glauben, dass dieser Mann einen politischen Wandel in den USA bewirken wird. Wie George W. Bush wird er sich auf einen Parteiapparat und Beraterstab stützen müssen, der entgegen seinen Absichten die Politik prägen wird. In seinem Alter von 72 Jahren wird ihn der jugendliche Elan eines Barack Obama fehlen, um sich gegen seine parteiinternen Gegner durchzusetzen.

Ich muss gestehen, dass mich Obamas Rede (die Ausschnitte davon, die ich gesehen habe) durchaus überzeugt haben. In klaren Worten legt er seinen Standpunkt vor und wirkt dabei glaubwürdig. Natürlich decken sich in einigen wichtigen Punkten seine An- und Absichten nicht mit meinen. Sicherlich steckte in seiner Rede (wie in der von McCain) bereits viel Wahlkampf. Obama setzte einige Eckwerte und versprach konkrete Veränderungen, die er in der Summe kaum wird einhalten können. Auch er wird sich mit und gegen einen Beraterstab behaupten müssen. Wenn es aber einen Wandel in den USA geben soll, dann nur durch ihn.

Noch ein Eindruck von mir zu den beiden Parteitagen als solches: Bei den Demokraten wirkten die Delegierten jünger, attraktiver und enthusiastischer. Den Parteitag der Republikaner empfand ich teilweise wie ein Seniorentreffen. Und noch ein Hinweis: Die Gestik von John McCain wirkt sehr zombiehaft. Das rührt von schweren Verletzungen aus seiner Vietnamteilnahme als Marineflieger her.

Video Obamas Parteitags-Rede mit deutscher Übersetzungund im Original
Video McCains Parteitags-Rede mit deutscher Übersetzungund im Original