Kategorie-Archiv: Machtgier

Frustrierendes aus Politik und Wirtschaft

Die Kandidaten

Jetzt ist Beck also weg. Aus der Versenkung hervorgekommen nimmt Franz Müntefering wieder den Vorsitz der SPD ein, während Frank-Walter Steinmeier zum Kanzler-Kandidaten seiner Partei gekürt wurde. Dass das so schnell kommen würde, damit hat wohl selbst in der SPD keiner gerechnet. Aber es war wohl überfällig für die Partei, will man bei der nächsten Bundestagswahl überhaupt eine Chance gegen ein mögliches schwarz-gelbes Bündnis haben. Kurt Beck, der Provinzpolitiker, konnte sich nie hinreichend in Berlin etablieren. Sein Pendelkurs in Sachen rot-grün-rot fand nur wenig Verständnis bei den Bürgern. Sicherlich richtig ist die Entscheidung der SPD, zwischen Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur personell zu unterscheiden. Aber mit Müntefering kommt ein Mann der alten Garde, der u.a. für die Agenda 2010 steht, zurück an die Parteispitze, der die parteiinterne Kluft zwischen den Flügel kaum kitten kann. Wie sich Steinmeier im Wahlkampf gegen Frau Merkel schlagen wird, lässt sich heute nicht einschätzen. Frau Merkels Kommentar zu diesem Wechsel (Umgang mit Beck entspricht nicht der Würde einer Volkspartei) halte ich bereits für Wahlkampf.

Noch bevor der Bundestag im Herbst 2009 gewählt wird, entscheiden in diesem Jahr die US-Amerikaner über ihren neuen Präsidenten. Mit Barack Obama (Demokraten) und John McCain (Republikaner) stehen sich zwei Kandidaten gegenüber, die kaum gegensätzlicher sein können. Obama, der junge Afroamerikaner, steht für Wandel (Mr. Change), während der 71-jährige McCain trotz seines Bekenntnisses zum Politikwechsel und Angriff aufs Washingtoner Polit-Establishment eindeutig konservative Leitlinien vertritt.

Was tut man nicht alles, um an die Macht zu kommen. McCains Nominierung von Sarah Palin zur Vizepräsidentin halte ich für einen Schachzug, um u.a. auch Wähler aus dem demokratischen Lager, die lieber Hillary Clinton als Präsidentschaftskandidatin hätten, für sich zu gewinnen.

Noch fließt viel Wasser den Mississippi und die Spree herab. Wer am Ende gewinnen wird, ist in den USA wie in Deutschland sicherlich davon abhängig, wer heute noch unentschlossene Wähler an die Urnen zu bringen vermag. Spannung ist angesagt.

siehe zdf.de: Schwerpunkt US-Wahlkampf 2008

(Fast) unterschlagene Beiträge – Teil 9

Berlusconi gibt den Liebes-Barden

Oh weh, jetzt singt er auch noch, unser geliebter Silvio, der Führer eines für Korruption und Laster bekannten Landes. Aber nein, so dilettantisch ist er ja gar nicht, dass er auch nicht noch nicht singen könnte.

Berlusconi: Tutti Amore

Urheberrecht: YouTube bekehrt US-Medienkonzerne

Die großen US-Medienkonzerne entdecken doch tatsächlich das Werbepotenzial des Videoportals Youtube. So werden die urheberrechtlichen Youtube-Videos nicht mehr gelöscht, sondern mit Werbung gespickt. Hat doch auch etwas …

Bush soll Pate einer Kläranlage werden

„Wir denken, dass es wichtig ist, im richtigen historischen Kontext an unsere Regierungspolitiker zu erinnern“, sagte Brian McConnell von der Presidential Memorial Commission in San Francisco. „Im Fall von Präsident Bush werden wir die nächsten 10 bis 20 Jahre eine ziemliche Sauerei aufräumen müssen“, sagte McConnell und verwies auf den Irak-Krieg sowie die Wirtschaftspolitik. „Es ist die Aufgabe einer Kläranlage, den Dreck zu säubern. Daher dachten wir, das ist eine angemessene Ehrung.“ Finde ich auch!

Das Ende der Spiele

Die olympischen Spiele in Peking sind zu Ende. Peking sei der beste Olympia-Gastgeber der vergangenen hundert Jahre gewesen. So feiert man sich selbst in China. Und: Der Spitzenplatz der chinesischen Athleten in der Goldmedaillenwertung sei ein historischer Durchbruch und hat ein neues Kapitel in der Entwicklung des Sports in China geschrieben, verkünden die chinesischen Printmedien. Oder anders gesagt: Ein rigoroses Sportsystem, das in dieser Art bei uns nicht denkbar ist, liefert den geplanten Erfolg: Es zählt nur Gold!

Sicherlich waren es außergewöhnliche olympische Spiele, ein perfekt inszeniertes Spektakel, begleitet von kontrollierter Ausgelassenheit. China hat keine Kosten gescheut, um der Welt zu zeigen, zu was es fähig ist. 43 Milliarden Dollar hat das Land in die olympische Infrastruktur investiert. London in vier Jahren wird gerade mit einem Drittel des Geldes auskommen müssen. Es zeigt sich eben, dass nur ein totalitäres Regime so viele Milliarden Dollar locker machen kann, obwohl gleichzeitig mehrere Hunderte Millionen seiner Bürger in tiefster Armut leben.

Olympia: Ende der Spiele?

Immerhin gesteht IOC-Chef Rogge die Machtlosigkeit des IOC in Sachen Zensur und Unterdrückung von Protesten ein. Hier hat China nicht das eingehalten, was es versprochen hat. „Durch Olympia hat die Welt mehr über China gelernt und China mehr über die Welt.“ Was die Welt über China gelernt hat, entspricht kaum der Wirklichkeit. Kann man nur hoffen, das China tatsächlich etwas mehr über die Welt gelernt hat. Besonders was Menschenrechtsfragen betrifft. Zu wünschen ist, dass die Machthaber in Peking ihre bisher sture Haltung aufgeben und die nötigen Reformen in Gang setzen, um China auf den Weg zu einem Rechtsstaat zu bringen.

Nach der zunehmenden Kommerzialisierung der Olympiade erreichten die Spiele in Peking also eine neue Dimension. In London 2012 dürfte sich das wieder normalisieren. London hofft, Olympia etwas zu geben, was in Peking vielleicht ein wenig zu kurz kam: mitreißende Spiele, auch außerhalb der Sportstätten, Party-Stimmung und Humor. „Funky“ und modern, gut organisiert, aber nicht klinisch soll es werden.

Die Mehrheit der Athleten scheint bei den Spielen 2008 sauber. Nur 10 Dopingfälle trüben den Gesamteindruck. Immerhin werden die Blutproben acht Jahre lang aufbewahrt. Bis dahin sollten auch die Dopingmittel nachzuweisen sein, die heute nicht aufgedeckt werden können. Erst dann wird man wissen, was die Spiele 2008 wirklich wert waren. Ob dann Superstars wie der jamaikanische Sprinter Usain Bolt und der US-Schwimmer Michael Phelps weiterhin als denkwürdige Olympioniken gelten können? Was bleibt von den 51 Goldmedaillen für China?

Sicherlich ist es ein hehrer Gedanke, Sportler aller Welt zum friedlichen Wettkampf miteinander alle vier Jahre zusammenkommen zu lassen. Aber wenn ein solches Großereignis wie auch immer zu entgleisen droht, dann muss die Frage gestellt werden, ob so etwas überhaupt noch zeitgemäß ist. Es ist dann längst nicht mehr eine Frage des Geldes (welches Land kann olympische Spiele überhaupt noch finanzieren?). Schauen wir, wie es in London zugeht. Manchmal ist das Ende schneller da, als man denkt.

siehe auch zdf,de – Olympia-Satire-Videos:

Hart, aber unfair – Teil 7

Hart, aber unfair – Teil 8

Teil 1-6 siehe auch: Olympische Beobachtungen

Wenn der Amtsschimmel wiehert

Wer kennt es nicht, diese Schreiben vom Amt, die dermaßen verklausuliert sind, dass es meist nicht reicht, sie zwei-, dreimal zu lesen, um sie zu verstehen. Es geht um Amtsdeutsch, das Deutsch der Beamten, wie diese sich als Verwaltungssprache in den Amtsstuben deutscher Behörden eingenistet hat. Sie ist gewissermaßen ein Ableger der Rechtssprache, in der unsere Gesetze gehalten sind, die ohne das nötige Hintergrundwissen selbst Juristen nicht verstehen würden.

Kennzeichnend für das Amtsdeutsche sind die Anhäufung von Substantiven und die Substantivierung und Adjektivierung von Verben: Es wird „zur Anzeige gebracht“ statt angezeigt und es gibt jede Menge Durchführung, Vornahme (nein, nicht der Vorname, die Vornahme) und Tätigkeit. Besonders gefragt sind Substantivketten („Antrag auf Aufhebung des Bescheides des Ordnungsamtes über die Beseitigung …“) und mehrgliedrige Substantive („Leistungsnachweiserbringungspflicht“). Des Weiteren muss man sich mit formelhaften Umstandsbestimmungen („zwecks Nachlassgewährung“, „unter Hintansetzung meiner Bedenken“), komplexen Adjektivbildungen („kindergeldrechtliche Berücksichtigung“) und häufige Passivbildungen („Es wird hier anerkannt“, „Um Rückantwort wird gebeten“) herumschlagen.

Ganz besonders nett sind allerdings Begriffe, Eigengeschöpfe der Amtssprache, die zwar dahin tendieren, etwas möglichst genau zu beschreiben, meistens aber überflüssig sind, weil es dafür umgangssprachlich weitaus verständlichere Wörter, also gängige Alltagsbegriffe, gibt. Hier nur einige Beispiele:

Ein Kind, das zur Schule geht, wird „beschult“
„Fahrtrichtungsanzeiger“ für Blinker
„Postwertzeichen“ anstelle von „Briefmarke“
„Raumübergreifendes Großgrün“ anstelle von Baum

Nun gibt es bei der Uni Bochum ein Team von Sprachexperten, die zusammen mit den Mitarbeitern der Verwaltungen schwierige Begriffe übersetzen, komplizierte Passagen umformulieren und ganze Texte verständlicher, freundlicher und geschlechtergerecht machen wollen. Ihre Ergebnisse sammeln sie in einem lernenden Online-Wörterbuch, so dass alle Projektteilnehmer auch von der Arbeit der anderen profitieren können. So lohnt sich die Arbeit doppelt, denn viele Textmodule sind gleich oder ähnlich in vielen Verwaltungen: IDEMA (Internet-Dienst für eine moderne Amtssprache)verständlicher, freundlicher, gerechter

siehe hierzu ein Video bei zdf.de: Amtsdeutsch auf dem Prüfstand

und einige weitere interessante Links:

Rotkäppchen auf Amtsdeutsch
Verstehen Sie Beamtendeutsch? – der Test bei stern.de
Mir ist es immerhin gelungen, 15 von 20 Fragen richtig zu beantwortet. Danach bin ich ein Behörden-Kenner: „Sie durchschauen verquaste Formulierungen. Bei einigen Begriffen wissen Sie jedoch auch nicht weiter“.

Siehe hierzu auch meine Beiträge:
Von Archaismen und NeologismenWas ist ein Jackpot?

Vor 40 Jahren: Niederschlagung des Prager Frühlings

Im April vor 40 Jahren wurde Martin Luther King ermordet. Für mich war das Anlass, mich näher mit ihm und seinem gewaltlosen Protest für die Gleichberechtigung der Schwarzen in den USA auseinander zu setzen. Bereits Jahre zuvor hatte mich der Tod von John F. Kennedy, damals war ich noch keine 10 Jahre alt, sehr betroffen gemacht. Kennedy galt nach seiner berühmten Rede am 26. Juni 1963 (knapp 5 Monate vor seiner Ermordung) vor dem Rathaus Schöneberg („Ich bin ein Berliner!“) besonders auch in Deutschland als Hoffungsträger in der Auseinandersetzung um die geteilte Stadt Berlin.

Im August 1968 nun war ich mit meinen Eltern in Bad Liebenzell/Schwarzwald in Ferien. Wir waren in einem Ferienhaus der Liebenzeller Mission untergebracht. Wenige Kilometer von Bad Liebenzell entfernt lebte ich bis 1958 einige Zeit mit meinen Eltern und Geschwistern in Pforzheim. In südlicher Richtung liegt Calw, der Geburtstort von Hermann Hesse.


Größere Kartenansicht

Eines Morgens nun verbreitete sich die Nachricht, dass Truppen des Warschauer Paktes, so auch der DDR, in die Tschechoslowakei einmarschiert wären, um gewaltsam den Versuch der politischen Führung in Prag, das Land zu liberalisieren, was unter der Bezeichnung „Prager Frühling“ in die Geschichtsbücher einging, niederzuschlagen. Es war der 21. August 1968.

Prag - Wenzelsplatz: Niederschlagung des Prager Frühlings

Alexander Dubček war am 5. Januar 1968 Ersten Sekretär der Kommunistischen Partei geworden und schlug einen reformkommunistischen Kurs in der Tschechoslowakei ein, der für einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz einstand. Nach der Zerschlagung der Reformbewegung musste Dub?ek am 17. April 1969 als Parteichef der KP? zurücktreten.

Ziel der Reformbewegung war ein „dritter Weg“ zwischen Kommunismus und Kapitalismus, eine Art Marktsozialismus mit demokratischen Strukturen, Pressefreiheit usw. Das ging den Herren in Moskau, Ost-Berlin usw. zu weit. Und so rückten in der Nacht vom 20. auf den 21. August vor 40 Jahren Panzer in die tschechoslowakische Hauptstadt ein, um die Reformbewegung im Keim zu ersticken.

Ein letztes Zeichen für den Prager Frühling setzten Studenten wie Jan Palach Anfang 1969, die sich öffentlich in Brand steckten.

Siehe auch zdf.de: Das Ende des Frühlings
und die Bilderserie: Prag 1968: Hoffnung von Panzern zermalmt

Er dauerte wenige Monate, der kurze Rausch der Freiheit: Vor 40 Jahren kämpfte die Reformbewegung „Prager Frühling“ für mehr Demokratie im Ostblock – und wurde von den Panzern der Invasion vernichtet.

„Vogelnest“ im Visier? – 20 Jahre al-Kaida

Trotz extremer Sicherheitsmaßnahmen ist es einigen ausländischen Aktivisten gelungen, ihren Protest für ein freies Tibet durch das Anhängen größerer Plakate öffentlich in Peking kundzutun. Inzwischen ist ein Piratensender in Peking auf Sendung gegangen, um die Menschenrechtslage in China anzuprangern. Mit weiteren Aktionen ist zu rechnen.

Olympia in Peking: Nein, danke!

Die umfassenden Sicherheitsvorkehrungen sollen aber natürlich nicht nur verhindern, dass politisch motivierte Aktivisten auftreten können, sondern dienen vor allem auch der Abwehr von Terroranschlägen. Vor 20 Jahren, am 11. August 1988, trafen sich die Anführer zahlreicher Terrorgruppen im pakistanischen Peshawar, um die Globalisierung des Heiligen Krieges zu beschließen. Dieser Tag gilt aus Gründungsdatum der al-Kaida und jährt sich also in diesen Tagen zum 20. Mal. Dieses Jubiläum und die bevorstehende Präsidentschaftswahl in den USA, so fürchten Fahnder in aller Welt, könnten die Terroristen anspornen, ihre Handlungsfähigkeit auf internationaler Ebene unter Beweis zu stellen. Also vielleicht auch bei den olympischen Spielen in Peking? Ist das „Vogelnest“, das Olympiastadion in Peking, vielleicht Ziel von terroristischen Anschlägen?

siehe auch zdf.de: Bedrohung für die Olympischen Spiele?

Boykott – rein persönlich

Liest man die Olympische Charta, so sollte laut Regel 2 das IOC (Internationales Olympische Komitee) seine Anstrengungen darauf richten, dass z.B. Gewalt geächtet wird, dass der Kampf gegen Doping geführt und sich dem Missbrauch des Sports für politische Zwecke widersetzt wird. Wie kann man so die Olympische Spiele 2008 in einem Land wie der Volksrepublik China austragen lassen?

Olympicwatch.org hierzu: Die Kernpunkte unserer Besorgnis sind die Redefreiheit und der Zugang zu Informationen, die Verfolgung der Opposition statt der Entwicklung von Demokratie, Todesstrafe und Folterungen, der Kampf um ein freies Tibet, und die Beziehungen zwischen Festland-China und Taiwan.

Am 8. August d.J., also in gut drei Wochen bereits, beginnen nun in Peking die 29. Olympischen Spiele der Neuzeit, in deren Zusammenhang für die Errichtung der Sportstätten 1,5 Millionen Menschen zwangsweise umgesiedelt wurden. Peking ist die Hauptstadt eines Landes, das z.B. gegen das UN-Waffenembargo gegen den Sudan verstößt und das durch sein Veto gegen Sanktionsbeschlüsse im UN-Sicherheitsrat und durch Waffenlieferungen weiterhin die brutale Gewaltherrschaft eines Robert Mugabe in Simbabwe unterstützt. Von der Unterdrückung des Freiheitskampfes der Tibeter ganz zu schweigen.

Olympia 2008 in Peking

Wie viel man in China von Meinungsfreiheit hält, durfte bereits der IOC-Chef persönlich erfahren. Und wie es um den Kampf gegen Doping bestellt ist? Halbherzig; von einer stillschweigenden Duldung von Seiten der chinesischen Regierung ist die Rede.

Die Vergabe der Olympischen Spiele an Peking wurde auch von westlichen Ländern getragen. Da macht ein Boykott der Spiele zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn mehr. Frühere Boykotte haben zudem wenig bewirkt. Was also tun, wenn man wie ich nicht einverstanden ist – mit diesen zu Propagandazwecken missbrauchten Spielen? Zunächst kann man sich an Kampagnen (z.B. im Internet bei avaaz.org) beteiligen. Viel bringt das nicht. Aber es ist doch besser als gar nichts. Waren ‚Made in China’ werde ich nicht kaufen. Und ich werde meinen persönlichen Boykott durchführen, d.h. ich werde jegliche Berichterstattung zu Olympia tunlichst ignorieren. Kein TV, kein Internet, keine Zeitung in Sachen Olympia. Medaillenspiegel sind für mich passé!

Nachtrag: siehe auch zdf.de: Im Viel-Völker-Staat gärt es – Minderheiten fühlen sich von Han-Chinesen bedrängt

Jan Palachs Prag

Und hier stampfen die Stiere Picassos.
Und hier marschieren die Elefanten Dalís auf Spinnenbeinen.

Und hier schlagen die Trommeln Schönbergs.

Und hier reitet der Herr de la Mancha.
Und hier trägt man den Hamlet zu Karamasow.
Und hier ist der Kern des Atoms.

Und hier sind die Kosmodrome der Luna.
Und hier steht die Statue ohne Fackel.
Und hier läuft die Fackel ohne Statue.

In memorial: Jan Palach & Jan Zajic

Und es ist einfach. Wo der Mensch
Endet, beginnt die Flamme.
Und dann ist in der Stille das Radebrechen
Des Aschenwurms zu hören. Denn
Die Milliarden Menschen
Halten im wesentlichen das Maul.

Jan Palachs Prag von Miroslav Holub

Respekt, Herr Geißler

Heiner Geißler war und ist eine streitbare und daher umstrittene Persönlichkeit der Politik. 1977 beschuldigte er viele linke und liberale Kulturschaffende und Politiker der Bundesrepublik Deutschland als „Sympathisanten des Terrors“ (der RAF). Willy Brandt warf Geißler 1985 vor, der „schlimmste Hetzer seit Goebbels zu sein“. Auf der anderen Seite konnte er auch seine eigene Partei, die CDU, als „führerkultische Partei“ (auf die Rolle Helmut Kohls anspielend) bezeichnen.

Von daher überrascht der 78-Jährige (oder überrascht auch wieder nicht), wenn er sich seit Mai 2007 in der globalisierungskritischen Organisation Attac engagiert. Zu 10 Jahre Bestehen von Attac äußerte sich Herr Geißler nun gegenüber zdf.de: „Der reine Kapitalismus ist krank“ – CDU-Politiker Geißler über zehn Jahre Attac

Hier einige Auszüge aus dem Interview. Den Aussagen von Herrn Geißler kann ich nur meinen vollen Respekt zollen:

Es ist ja nun kein Geheimnis, dass die jährliche Spekulationsblase der Finanzindustrie 90 Billionen Dollar beträgt. Erst diese Immobilienkrise, die das Eigentum von Millionen Menschen zerstörte, hat manchen jetzt die Augen geöffnet.

Das derzeitige Wirtschaftssystem definiert sich im Moment rein kapitalistisch – das ist krank und unsittlich. Wie kann es sein, dass der Börsenwert eines Unternehmens steigt, sobald Angestellte wegrationalisiert werden?

Die Globalisierung an sich ist natürlich nicht mehr rückgängig zu machen. Und natürlich sitzt die Wirtschaft, weil sie global agiert, da am längeren Hebel. Deswegen wird es notwendig, dass die Politik sich internationalisiert und damit wieder mit der Ökonomie auf eine Augenhöhe kommt.
Entscheidend wäre außerdem eine internationale Börsenumsatzsteuer [die so genannte Tobin-Steuer], um mit diesem frei werdenden Geld den Entwicklungsländern zu helfen. Bei 0,02 Prozent Tobin-Steuer bei einem börsentäglichen Umsatz von zwei Billionen würden 500 Milliarden Euro frei. Damit könnten wir die gesamten Infrastrukturprobleme in Afrika und Südostasien lösen. Dann bräuchten wir unser Geld nicht mehr so stark in klassische Entwicklungshilfe stecken, sondern könnten mehr in Bildung investieren. Außerdem müsste eine internationale Börsen- und Bankenaufsicht eingeführt, die Steueroasen geschlossen und die Weltinstitutionen IWF, WTO und Weltbank demokratisiert werden.

(Fast) unterschlagene Beiträge – Teil 7

Dopingbelastete DDR-Trainer in China

Null-Toleranz gegen Doping hat Chinas Führung vor den Olympischen Spielen in Peking versprochen. Doch nach Recherchen von Frontal21 beim ZDF arbeiten dopingbelastete DDR-Trainer in China. „Das ist ein Schlag ins Gesicht von Doping-Bekämpfung“. Das können ja heitere olympische Spiele werden.

Eiertanz um Präsidentschaft

Schwan gegen Köhler. Die SPD will ihr eigenes Profil schärfen und nominiert erneut Frau Schwan als Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten. Das entfacht einen Sturm der Entrüstung bei der Union (zunächst wollte die SPD Herrn Köhler unterstützen). Nur ohne die Stimmen der Linken wird es wohl wieder nichts mit Frau Schwan werden. Also ‚hofft’ Herr Beck auf die Stimmen der Linken. Damit aber nicht schon jetzt erste Weichen in die falsche, nämlich linke, Richtung gestellt werden (siehe Hessen), fordert Herr Müntefering einen Anti-Links-Beschluss.

Dieser Eiertanz der großen Parteien macht diese für die nächste Bundestagswahl nicht gerade attraktiver.

Stasi-Methoden bei der Telekom

Die Telekom bezieht wegen des Spitzel-Skandals Prügel: Der frühere BDI-Chef Henkel spricht von „Stasi-Methoden“, und der Bund Deutscher Kriminalbeamter will der Telekom sogar die Macht über die Daten entziehen und diese in Staatshände geben. Bist Du eigentlich immer noch Kunde bei der Telekom?

Siehe auch zdf.de: Das Callcenter der Eitelkeiten – Telekom-Skandal offenbart zunehmende Gefährdung der Grundrechte

No Angels – No Points

… so tituliert die „Bild“-Zeitung das Grand-Prix-Desaster für Deutschland. Bis 14 können die also bei dem Käseblatt nicht mehr zählen, denn das deutsche Pop-Quartett „No Angels“ erhielt mit Polen und Großbritannien zwar die geringste Punktzahl, aber eben doch 14 Punkte.

Trotz ihres schlechten Ergebnisses zeigte sich Sängerin Jessica zufrieden: „Ich bin etwas geschockt, aber wir können stolz sein“, sagte sie danach in der ARD, die den Wettbewerb übertragen hatte. Die einen können nicht rechnen, die andere(n) sind stolz auf nichts (falsch, es waren ja doch immerhin noch 14 Punkte).

(Fast) unterschlagene Beiträge – Teil 6

Werder Bremen 60 Jahre Israel – und Werder Bremen

Jahrhunderte lang waren die Juden in der ganzen Welt verstreut, bis viele vor 60 Jahren im neu gegründeten Staate Israel eine Heimstatt fanden.

Nach dem Holocaust, dem millionenfachen Mord an Juden durch die Nationalsozialisten, kommt Deutschland eine besondere Bedeutung und Verantwortung für Israel zu. Dabei spielen besonders Projekte im Kleinen eine wichtige Rolle wie der Erfahrungsaustausch jugendliche Fußballfans aus Israel und Deutschland, die sich in diesen Tagen in Bremen auf Einladung des Fanprojekts Bremen trafen. So kamen Fans des SV Werder Bremen mit denen von Maccabi Tel Aviv zusammen.

Die Einsamkeit der Hilary Clinton

Sie will bis zum letzten ‚Blutstropfen’ kämpfen. Aber der Kampf ist längst verloren. Barack Obama führt nicht nur uneinholbar bei den Delegiertenstimmen, sondern gewinnt immer mehr der so genannten Superdelegierten, ungebundene Parteimitglieder, die auf dem Nominierungsparteitag frei entscheiden können. Jetzt hat auch John Edwards seine Unterstützung Obama zugesagt.

Erdbeben in China

Jetzt spricht man bereits von 20.000 Toten, die das Erdbeben in China gefordert haben soll. Und viel Menschen sind in den Trümmern weiterhin verschüttet. Immerhin anders als der verrohten Machthaber in Burma (Myanmar) bittet die Weltmacht China um Hilfe. Und so durfte auch erstmals Japan die Rettungsarbeiten unterstützen.

Elend ohne Ende

Es ist unvorstellbar, wie viele Menschen in Burma (Myanmar) an den Folgen des Wirbelsturms zu leiden haben. Besonders betroffen sind wie so oft die Kinder, deren Eltern gestorben sind oder vermisst werden. Als wäre das noch nicht schlimm genug, berichten Hilfsorganisationen nun auch von Menschenhändlern in dem Katastrophengebiet, die Kinder entführen.

Dabei gehen kaum Spenden für Burma ein, da das Misstrauen, ob die Hilfen wirklich die notleidenden Menschen erreichen, sehr groß ist. Angesichts der massiven Behinderungen der Hilfsleistungen durch die Militärjunta ist das natürlich kein Wunder. Vielleicht ist es sinnvoll, wenn die UN versucht, über China, das die burmesischen Machthaber bisher unterstützt und das ja selbst durch ein Erdbeben betroffen ist, Einfluss auf das Regime in Burma zu nehmen.