Kategorie-Archiv: Glotzkiste

Neues und Altes im Kino & TV

Sex, Crime & Kafka: Guilty of Romance

    „Wie viel besser wäre ich dran, wenn ich niemals die Bedeutung der Worte erfahren hätte. Ich stehe still im Inneren deiner Tränen und komme allein zurück in dein Blut.“
    Ryuichi Tamura
    Es war spät abends, als K. ankam. Das Dorf lag in tiefem Schnee. Vom Schloßberg war nichts zu sehen, Nebel und Finsternis umgaben ihn, auch nicht der schwächste Lichtschein deutete das große Schloß an. Lange stand K. auf der Holzbrücke, die von der Landstraße zum Dorf führte, und blickte in die scheinbare Leere empor.
    Franz Kafka: Das Schloss

Guilty of Romance ist ein japanischer Film aus dem Jahre 2011 von Sion Sono. Er ist nach Love Exposure und Cold Fish der Abschluss von Sonos „Hass“-Trilogie.

    Guilty of Romance (2011)

Eine präparierte Frauenleiche wird im Rotlichtbezirk Tokios gefunden: Der Rumpf und der Oberkörper sind getrennt und nur lose aneinandergelegt. Kopf und Geschlechtsteile fehlen ganz. Einige Extremitäten sind durch Puppenteile ergänzt. Bei ihren Ermittlungen stößt Kommissarin Kazuko Yoshida auf die verschwundene Hausfrau Izumi Kikuchi, die mit einem berühmten Schriftsteller verheiratet ist. Ihr ganzes Leben ist darauf ausgerichtet, ihm alle Wünsche von den Lippen abzulesen und perfekt den Haushalt zu führen, damit er sich ganz dem Schreiben seiner erotischen Novellen widmen kann.

Emotional und intellektuell frustriert, sucht sie eine Arbeit, findet aber nur eine Anstellung als Wurstverkäuferin im Supermarkt. Ausgerechnet dort wird eine Casting-Agentin auf sie aufmerksam, die nach Pornodarstellern sucht. Izumi gewinnt durch ihren neuen Nebenerwerb eine Souveränität und Selbstsicherheit, die ihr bislang fremd waren.

Sie lässt sich nun häufiger mit fremden Männern ein. Im Rotlichtmilieu macht sie Bekanntschaft mit der Universitätsdozentin Mitsuko Ozawa. Die beiden freunden sich an und Mitsuko lehrt der jüngeren Frau das Geschäft der käuflichen Liebe. Doch als Izumi nach der Lehrzeit ihre Reifeprüfung ablegen soll, wird das einer der beiden Frauen das Leben kosten …

aus: arte.tv


Guilty of Romance (mit dt. Untertiteln)

In dem Film Guilty of Romance stehen zwei Frauen im Mittelpunkt, eigentlich drei, denn die ermittelnde Kommissarin ist ebenfalls in einem Wust aus Sex und Gewalt verstrickt. Beide Frauen sind auf der Suche nach Liebe und Erfüllung, die eine, weil sie ungeliebt von ihrem Mann zu Hause dahin vegetiert; die andere, weil sie die Liebe ihres Vaters, der vor Jahren gestorben ist, verloren hat.

Ein Gedicht von Ryuichi Tamura spielt eine wichtige Rolle, in dem es heißt: „Wie viel besser wäre ich dran, wenn ich niemals die Bedeutung der Worte erfahren hätte“ – und endet mit: „Ich stehe still im Inneren deiner Tränen und komme allein zurück in dein Blut.“

Mitsuko, die Literaturprofessorin, spricht gegenüber Izumi, der Hausfrau, von dem Körper des Wortes, der die des Wortes Bedeutung ergibt: „Bald wird das Wort Liebe für dich einen Körper haben“, sagt Mitsuko zu Izumi. Der Literaturprofessorin folgend erlangen Worte nur dann Bedeutung, wenn sie physisch erfahrbar werden – was wiederum nur über einen Ausbruch aus sexuellen und moralischen Konventionen erreicht werden kann. Die Suche nach dem Ich ist hier immer auch die Überwindung romantischer Bilder und die Entfesselung aggressiver Sexualität (filmstarts.de). Dabei wird „Das Schloss“ von Franz Kafka zum Sinnbild für diese vergebliche Suche. Wie K., der Landvermesser aus dem Roman, finden sie nicht das ‚Tor’, keinen Zugang zum Schloss, also keinen Zugang zum eigenen Ich.

Man ahnt es bereits: Der Film ist ein oft verstörender Ausbruch aus Thriller, Psychodrama, Sexploitation, dem genuin japanischen Erotik-Genre Pink Eiga und einer kulturwissenschaftlichen Abhandlung. Ein provozierendes, schockierendes Werk um Patriarchat, Sex und Gewalt. Sion Sono, einer der wichtigsten zeitgenössischen Regisseure Japans, schließt hier seine „Hass-Trilogie“ ab – mit Stilbrüchen, einer unkonventionellen Bildsprache und natürlich auch mit aufschlussreichen Einblicken in die Kultur Japans.

Mahlers Fünfte ist in „Guilty of Romance“ eines der musikalischen Themen, und je intensiver die Verstörung wird, desto unverdrossener unterlegt Sion Sono den Szenen kammermusikalische Passagen, die keineswegs ironisch wirken, sondern wie eine Struktur, auf der sich das Unerhörte entfalten kann. Die poetologische Selbstdeutung, die er seinem Film durch das Gedicht von Ryuichi Tamura gegeben hat, lässt sich also sogar auf mehr noch beziehen als nur auf den Körper, den die Worte bekommen müssen.

Das Kino insgesamt wird in „Guilty of Romance“ zu einer Erfahrung von Sinnlichkeit und Distanz, in einem ständigen, höchst formbewussten Wechselspiel zwischen Ermittlung und Verstrickung. Das Reich der Sinne hat hier keine Außenseite mehr, es gibt keine Beobachterposition, auf der uns nicht auch irgendwann die spritzende Farbe treffen könnte, und der Hinweis auf den höheren Blödsinn, der dieser Film sicher auch ist, ist keine Gewähr dagegen, dass einen dieser vielleicht ehrgeizigste aller Erotikthriller nicht doch ein wenig mitnimmt (Quelle: faz.net).

Die Wahrheit über Männer

Die Wahrheit über Männer – Eine anti-romantische Komödie (Originaltitel: Sandheden om mænd) von Nikolaj Arcel aus dem Jahre 2010 ist eine dänische Tragikomödie über einen unglücklichen Drehbuchautor auf der Suche nach der wahren Liebe und dem Sinn des Lebens. Der Film erschien 2012 international in englischer Fassung und wurde dann auch in deutscher Sprache synchronisiert.

    Die Wahrheit über Männer (DK 2010)

Eigentlich hält man sich viel zu lange mit filmischen Produktion made in Hollywood auf. Die mögen bombastisch vom Bild her sein, sind aber meist fade im Inhalt. Dabei liegt das Gute doch so nah. Nein, heute meine ich keine deutschen Filme. Die orientieren sich, was speziell den Mainstream betrifft, auch zu sehr an US-amerikanischen Vorbildern. Ich meine heute Dänemark, ein kleines Land, das aber nicht nur große Regisseure (Bille August, Anders Thomas Jensen, Lars von Trier und Susanne Bier, um nur einige wenige Namen zu nennen), sondern auch einige außergewöhnliche Komödien (z.B. Adams Äpfel und Dänische Delikatessen – beide in der Regie von Anders Thomas Jensen) hervorgebracht hat. Die Wahrheit über Männer ist eine weitere, wenn auch nicht ganz so aberwitzige, aber von ironischem Wort- und Bildwitz gesättigte Komödie. In diesen Tagen habe ich mir diesen Film betrachtet.

Mads (Thure Lindhardt) ist 34 Jahre alt und als Drehbuchautor das, was man erfolgreich nennt. Er schreibt an der bekanntesten Krimiserie des Landes mit und hat mit Marie (Tuva Novotny) eine wunderschöne Freundin, die ihn über alles liebt. Glücklich ist Mads dennoch nicht. Nachdem Marie und er gerade ein schickes Haus bezogen haben, überfällt ihn eine etwas verfrühte Midlife Crisis. Er verlässt die Frau, mit der er eigentlich den Rest seines Lebens verbringen wollte und bezieht eine unrenovierte Altbauwohnung. Vor seinem Laptop wartet er auf die Inspiration für das Drehbuch des Jahrhunderts, doch in Wahrheit hat er seinen großen Erfolg schon lange hinter sich: Nachdem er mit Anfang 20 einen gefeierten Animationsfilm geschrieben hatte, ging es immer nur bergab. Seitdem schreibt er Drehbücher von der Stange, die gut bezahlt aber langweilig sind. Mads schmeißt den sicheren Job und bändelt mit einer jungen, aufregenden Frau an: Die neunzehnjährige Julie (Rosalinde Mynster) ist zwar schön, macht Kunst, Musik und liebt Mads, ist aber noch viel zu neugierig, um sich auf einen Typen wie ihn festzulegen. Nachdem sie ihn verlassen hat, gerät Mads in einen selbstzerstörerischen Strudel aus schnellem Sex, Alkohol und Hypochondrie.

aus: filmstarts.de


Die Wahrheit über Männer (DK 2010)

Ganz so lustig geht es in diesem Film zunächst einmal gar nicht so daher, denn wie beiläufig kommen ziemlich bittere Wahrheiten über das Leben zum Ausdruck. Im Mittelpunkt steht Mads, ein Mann in den besten Jahren, quasi Stellvertreter für das angeblich so starke Geschlecht. Nein, es geht nicht nur um Sex, wenn dieser auch für Mads eine Zeitlang eine viel zu große Rolle zu spielen scheint. Es geht um Wünsche, um die Suche nach dem Sinn des Lebens und nach der großen Liebe. Und es geht ums Filmemachen und damit um Parallelen zwischen Film und Leben. In gewisser Hinsicht braucht auch das Leben ein Drehbuch und gehorcht bestimmten Regeln. Es ist ein Film erstanden, der angesichts seines Einfallsreichtums und seiner subtil versteckten Anspielungen geradezu danach verlangt, mehr als einmal gesehen zu werden.

Alles endet zwar glimpflich, auf ein klassisches Happy End verzichtet Nikolaj Arcel aber: Er will schließlich nicht nur unterhalten, sondern auch der Wahrheit über das Leben nahe kommen.

Die Wahrheit ÜBER Männer ist eine bewegende und herrlich schwarze Komödie über Männer, den Sinn des Lebens, Träume und Liebe. Mancher Mann dürfte sich darin wiedererkennen. Und es ist natürlich nicht nur ein Film FÜR Männer.

Tatort auf Tatort …

Über die Feiertage und den Jahreswechsel beglückte uns die ARD gleich mit mehr als einer Handvoll neuer Folgen der Tatort-Reihe. Das begann am Sonntag den 22. Dezember mit der Episode „Allmächtig“ aus München. Setzte sich mit „Die Fette Hoppe“, dem ersten Fall des neuen Teams aus Weimar, am 2. Weihnachtstag fort. Am Sonntag, den 29. Dezember traf der Kieler Ermittler „Borowski“ auf einen „Engel“. Am Neujahrstag gab es „Türkischen Honig“ aus Leipzig. Und am letzten Sonntag, den 5. Januar, gab es gar zwei neue Folgen: „Der Eskimo“ aus Frankfurt und um 22 Uhr dann noch „Franziska“ aus Köln, der ersten Tatort-Episode, die aus Jugendschutzgründen so spät ausgestrahlt wurde.

    Tatort-Reihe der ARD (seit 1970)

Möge die Macht mit Euch sein …

Nach Macht und Ohnmacht hatten es Batic und Leitmayr in Allmächtig mit den Auswüchsen einer skrupellosen Unterhaltungsindustrie und mit zwei religiösen Eiferern, Lehrer und Schüler, zu tun. Der Fall war durchaus spannend, wenn auch mein Sohn im Einklang mit meiner Frau schon ziemlich bald den Mörder ausfindig gemacht hatte. Ich durfte mich ihrer Meinung unmittelbar anschließen. Und wir hatten Recht. Mann darf gespannt sein, welche Macht die Münchener im nächsten Fall heimsucht.

Lessing in Weimar

Die ARD pflegt eigene Traditionen. Dazu gehört seit einigen Jahren eine neue Tatort-Folge am 2. Weihnachtstag. Und in Die fette Hoppe durften Lessing (Christian Ulmen) und Dorn (Nora Tschirner) zum ersten Mal in Weimar ermitteln. Ulmen kündigte vorab diesen Tatort als den bisher „weltbesten“ an. Immerhin versucht man, den Münsteranern Ermittlern in Sachen Komik Konkurrenz zu machen, was aber nur teilweise gelang. Dass es am Ende nur um ein Bratwurst-Rezept (die fette Hoppe) ging, ist zusätzlich eher ernüchternd als witzig. Aber gute Ansätze waren vorhanden, wenn Nora Tschirner auch, die ich eigentlich nur aus Schweiger-Filmen kenne, wie in diesen manchmal dümmlich-süffisant lächelte. Rasant war z.B. die Verfolgungsjagd via Pferdekutsche. Darüber hinaus fand ich Klara Deutschmann sehenswert, eine junge Nachwuchsschauspielerin, die als Lotte die Goethe-Bezüge der Stadt (siehe Lotte in Weimar) ergänzte. Das neue Tatort-Team hat auf jeden Fall noch genügend Luft nach oben, denn es soll weitere Fälle aus Weimar geben.

Borowski und die Frauen

Ich gestehe, dass mir der Kieler Ermittler immer besser gefällt. Er entpuppt sich als großer Frauenversteher, der sich aber selbst nicht klar darüber wird, ob der die Frauen wirklich versteht. Wie in Columbo-Fällen wusste der Zuschauer im Fall, der am 29.12. ausgestrahlt wurde, mehr als die Kriminalbeamten. Am Schluss wurde der Engel, eigentlich ein Todesengel, für einen Mord verurteilt, der ein Selbstmord war. Bei genauerem Hinsehen gab es drei Tote, aber keinen wirklichen Mord. Ich fand den Fall seiner Skurrilität und seines schwarzen Humors wegen ganz sehenswert. Und wegen Borowski sowieso.

Zu Neujahr, nächste Tradition des ARD-Programms, gab es mit Türkischer Honig und den Ermittlern Saalfeld und Keppler einen weiteren Tatort aus Leipzig. In diesem Fall ging es ziemlich familiär zu, denn Hauptkommissarin Eva Saalfeld wurde von ihrer Hauptschwester kontaktiert, die aber vor ihren Augen entführt wurde. Als Halbschwester war Josefine Preuß zu sehen, die ebenfalls in diesen Tagen beim ZDF als Pilgerin unterwegs und schon in Rubbeldiekatz in einer Nebenrolle zu sehen war.

Am letzten Sonntag wurde es dann eiskalt (eigentlich eher ‚warm’): Der Eskimo mit Hauptkommissar Frank Steier in Frankfurt. Dieser war ziemlich fertig. Als er sich nach einer mal wieder durchzechten Nacht im Stadtpark auf einer Bank wiedergefunden hatte, wurde er Zeuge eines Mordes an einem Jogger. Seine Verfolgung der Täterin endete kläglich. Dann gab’s da noch den Liebhaber seiner Ex-Frau, die Kriminalkommissarsanwärterin Linda Dräger an seiner Seite, die es verstand, dem Zyniker Steier Kontra zu bieten – und noch einen äußerst mysteriösen Toten.

Ab 22 Uhr lief dann Franziska mit dem Team Ballauf/Schenk. Die Folge ist bereits 2012 abgedreht worden. Bisher traute man sich aber bei der ARD nicht, diese zu senden. Jetzt dann also doch – aber eben zu später Stunde. Nun: Franziska wurde als Geisel genommen: Diese Nachricht traf Ballauf und Schenk mitten ins Mark. Sie mussten nicht nur den Mord an einem Häftling in der JVA Köln aufklären, sondern auch dringend ihrer Kollegin helfen. Neben ihrem Job bei der Mordkommission engagierte sich Franziska als ehrenamtliche Bewährungshelferin. Und ausgerechnet der ihr zugeordnete Häftling Daniel Kehl bedrohte sie jetzt im Besucherraum des Gefängnisses mit einem Messer. Der Fall endete schlimm. Und so blieb an diesem Tag die Wurstbude, meist krönender Abschluss eines Köln-Tatorts, geschlossen.

Natürlich sind die Tatort-Folgen meist arg konstruiert. Sie entstammen nun weniger der Wirklichkeit als der Feder von Autoren. Es werden falsche Fährten gelegt, um den Zuschauer vom eigentlichen Täter abzulenken. Oft überrascht das Ende. Wenn dieses aber noch den gängigen Mustern der Logik entspricht, dann ist das akzeptabel. Interessant am Tatort ist aber die ‚Psychologie’. Wie wird man zum Verbrecher, gar zum Mörder? Borowski doziert in seinem Fall vor zukünftigen Kriminalbeamten über dieses Thema – und wundert sich eigentlich, warum er selbst nicht schon zum Mörder geworden ist. Und wie Borowski so sind viele seiner Tatort-Kollegen ziemlich angeknackste Charaktere (siehe Steier aus Frankfurt), die sich ähnlich dem potenziellen Brandstifter, der Feuerwehrmann wird, auf die ‚gute Seite’ geschlagen haben.

Übrigens: Zum Frankfurter Eskimo-Tatort noch ein Hinweis auf eine Kolumne im RollingStone. Im Tatort selbst ging es u.a. um das Lied „The Mighty Quinn (Quinn The Eskimo)“ (ob nun von Bob Dylan oder Manfred Mann soll egal sein) – hierzu etwas mehr: Eric Pfeils Pop-Tagebuch: Quinn, der Außerirdische.

Und: Nett am Frankfurter Tatort-Krimi war natürlich auch, dass eines der ‚Opfer‘ unter dem Namen Gregor Samsa gekannt war. KHK Steier fragte dann ja auch gleich, ob Josef K. der Mörder sei?! Ja, der Kommissar kennt seinen Kafka und zitierte dann auch gleich den Anfang aus Kafkas Die Verwandlung: Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt

Vorweihnachtszeit 2013 (13): Schöne Bescherung

Ab heute habe ich gut zwei Wochen Urlaub, den Resturlaub des Jahres. Da lässt sich Weihnachten entspannt im Familienkreis feiern. Schon die letzten Tage, als ich von der Arbeit mit dem Zug nach Hause fuhr, habe ich mich via MP3-Player musikalisch etwas weihnachtlich einstimmen lassen. So gibt es für mich natürlich alljährlich Jethro Tulls Christmas Album auf die Ohren, das es in unterschiedlicher Aufmachung auf dem Markt gibt: Christmas Album. Daneben höre ich u.a. weiterhin auch Aimee Manns One More Drifter in the Snow (im Handel: One More Drifter in the Snow) und Blackmore’s Nights Winter Carols (ebenso im Handel: Winter Carols) – na ja …

    Weihnachten bei den Griswolds

Mit der Zeit entwickelt wohl fast jeder so seine eigenen Traditionen. Bei mir und meiner kleinen Familie ist es auf jeden Fall Tradition, (fast) zu jedem Weihnachten einmal auch den Film Schöne Bescherung (National Lampoon ’s X-Mas Vacation – USA 1989 – Regie: Jeremiah Chechik) mit Chevy Chase anzusehen. Ist schon urkomisch – der Film. Etwas besinnlicher geht es bei Filmen wie Tatsächlich … Liebe (GB/USA 2003) mit Hugh Grant, Keira Knightley, Emma Thompson – bzw. Liebe braucht keine Ferien (USA 2006) mit Cameron Diaz, Kate Winslet, Jack Black (siehe meinen Beitrag Besinnliche Filme zur Weihnachtszeit) zu.

Weihnachtlich, zumindest winterlich geht es auch in den Filmen Nord und Wunder einer Winternacht zu. Bei solchen Filmen darf Weihnachten kommen … 😉

Krimis aus der Provinz

So ziemlich kurz vor Weihnachten deckten uns die öffentlich-rechtlichen Sender (ARD und ZDF) gleich mit 2 ½ Kriminalfilme ein, die in Bayern spielen. Der ½ Krimi war eben nur ein Halber. Um es gleich zu sagen: Mir haben alle drei Filme sehr gut gefallen. Die skurrilen Typen waren einfach köstlich. Und das sage ich als Norddeutscher. Norddeutsche haben eigentlich nicht gerade eine Affinität zu allem, was südlich des Weißwurstäquators liegt. Dabei haben nach meiner Meinung Norddeutsche und Bayern doch einiges gemeinsam, z.B. die Sturheit und Kratzbürstigkeit – und die lakonische Ausdrucksweise. Und wenn man sich nicht innerlich sperrt und sich einfach darauf einlässt, dann kommt man als Nordgewächs auch mit der bayerischen Mundart zurecht.

Da gab es zunächst im Ersten Seegrund – ein Klufingerkrimi mit Herbert Knaup als skurrilen Kommissar Kluftinger – Regie: Rainer Kaufmann, dem Regisseur u.a. der Martin Walser-Verfilmung Ein fliehendes Pferd. Natürlich ist der Fall ‚weithergeholt’, aber darauf kommt es gar nicht an. Es sind die Menschen (und natürlich die Landschaft), die den Fall ausmachen.

Krimis aus Bayern 2013: Seegrund – Dampfnudelblues – Die Gruberin

Diesem Krimi folgte ebenfalls in der ARD Dampfnudelblues u.a. mit Sebastian Bezzel als Dorfpolizist Franz Eberhofer, Lisa Maria Potthoff als Franz’ Freundin Susi und Stephan Zinner als Metzger Simmerl, dem Kumpel vom Franz – Regie: Ed Herzog. Auch hier wurde kriminalistisch ziemlich ‚dick’ aufgetragen. Aber das glichen die köstlich gezeichneten Charaktere (allen voran Eisi Gulp, den ich lange nicht mehr gesehen habe) ganz schnell wieder aus. Der genannte halbe Krimi war dann, diesmal im Zweiten, Die Gruberin. Hier spielt Lisa Maria Potthoff als Sofie Gruber, eben die Gruberin, die Hauptrolle, Sebastian Bezzel ist der Schwager (und ebenfalls Polizist) und Stephan Zinner der zu Tode gekommene, ungeliebte Ehemann – Regie: Thomas Kronthaler.

Ja, ich liebe Krimis mit Lokalkolorit, eben auch mit bayerischen, wie dem Oberbayern-Krimi Tod in Garmisch. Und allem Anschein nach haben Krimis aus der Provinz immer wieder Hochkonjunktur. Da braucht man nur zur Tatort-Serie in der ARD schauen.

Ich habe ein besonderes Faible für Inseln. Erst vor kurzem spielte so ein Tatort-Krimi auf Langeoog, eine der Ostfriesischen Inseln. Schon früher gab es aus Hamburg gleich drei Insel-Tatort-Fälle (mit Stoever und Brockmüller). Überhaupt den 1. Stoever-Tatort (noch ohne Brockmüller), der Helgoland (Haie vor Helgoland 1984) als Ausgangspunkt hat. Dem folgten Krimis wie Tod auf Neuwerk (1996) und Tod vor Scharhörn (2001), dem letzten Fall des Hamburg-Ermittler-Duos.

    Tatort mit Stoever und Brockmüller: Tod auf Neuwerk (1996)

Jetzt so in der Vorweihnachtszeit, in der es schon am Nachmittag früh dunkel wird, bietet es sich an, abends vielleicht den einen oder anderen alten Tatort aus der eigenen Videothek hervorzuholen, um ihn in Ruhe wiederzusehen. Dazu mummelt man sich mollig ein und legt sich auf die Couch. Allein die insgesamt 46 Tatort Schimanski- bzw. Schimanski-Folgen reichen da für den halben Winter aus.

Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt

Man war das toll. Die geben einfach alles, um die Quoten zu erhöhen, und kennen keine Gnade gegenüber sich selbst: Joko gegen KlaasDas Duell um die Welt. Nein, die Welt wollen die nicht retten, die sind ja kaum selbst zu retten.

Wohl schon zum 4. Mal ging dieses seltsame Duell zweier Fernsehentertainer auf Sendung. Irgendwo in der Walachei (nein es war u.a. irgendwo in der Wildnis von Bosnien und Herzegowina bzw. China, auch in Äthiopien) mussten die beiden Herren am letzten Samstag irgendwelche fernab des guten Geschmacks liegende Aufgaben lösen, um Punkte zu sammeln. Im finalen Spiel kletterten sie über eine Unzahl Gymnastikbälle. Wer die aus anderen Spielshows bekannte Glocke als erstes bimmelte, war der Sieger.

    Joko gegen Klaas: Gymnastikball-Finale (30.11.2013)

Noch einmal: Joachim „Joko“ Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf werden getrennt voneinander in jeweils vier verschiedene Länder auf der ganzen Welt – wie zum Beispiel Japan oder die USA – geschickt und bekommen jeweils vom anderen eine Aufgabe gestellt. Anschließend bekommt der, der an der Reihe ist, eine zweite Aufgabe zu dem Land gestellt, die im Studio zu lösen ist. Wer Sieger wird, entscheidet ein finales Spiel. Da geht man durchaus schon einmal bis an die Grenzen der eigenen Zurechnungsfähigkeit.

„In dem Moment, in dem du hörst, was du machen sollst, schnürt es dir die Kehle zu. Du kriegst Bauchschmerzen, hast keinen Bock mehr und willst nach Hause“, sagt der 34-jährige Joko Winterscheidt (Quelle: stern.de). Wie gut, dass ich bereits zu Hause war und nur die Fernbedienung nehmen brauchte, um dem Schwachsinn ein Ende zu bereiten.

Dank mancher Privatsender ist das Niveau des deutschen Fernsehens immer mehr gegen Null gesunken. „Joko gegen Klaas“ mit ihren Duellen tragen kaum dazu bei, dieses Niveau anzuheben. Wahrscheinlich bin ich einfach zu alt, um den Unterhaltswert solcher Sendungen zu erfassen. Bekanntlich erfreut sich das Duo besonders unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen großer Beliebtheit. Heufer-Umlauf und Winterscheidt wurden zwischenzeitlich sogar als Nachfolger für Thomas Gottschalk bei der ZDF-Sendung „Wetten, dass..?“ gehandelt. Das ZDF hätte dann allerdings kaum etwas falsch gemacht, denn mit Markus Lanz hat es auch das ZDF geschafft, sich dem infantilen Geschmack eben jener Privatsender anzugleichen.

Django Unchained

Django Unchained ist ein US-amerikanischer Western von Quentin Tarantino aus dem Jahr 2012. Der Film weist inhaltlich sowie musikalisch sehr viele Merkmale und Anlehnungen gleichermaßen an den Italowestern wie auch an das Blaxploitationgenre (reißerische Filme aus der Sicht von Afroamerikanern gedreht) auf. Zu den Hauptdarstellern zählen Jamie Foxx, Christoph Waltz, Leonardo DiCaprio und Samuel L. Jackson. Tarantino (Bestes Originaldrehbuch) und Waltz (Bester Nebendarsteller) erhielten 2013 für „Django Unchained“ den Academy Award (Oscar).

Am Wochenende habe ich die Zeit gefunden, um mir Django Unchained anzuschauen.

    Django Unchained

Der Sklave Django (Jamie Foxx) wird von dem deutschen Ex-Zahnarzt Dr. King Schultz (Christoph Waltz), heute Kopfgeldjäger, befreit und unter die Fittiche genommen. Django soll Schultz helfen, die Verbrecher Big John (M.C. Gainey), Ellis (Tom Savini) und Roger Brittle (Cooper Huckabee), die sich auf einer Farm irgendwo im Süden unter neuem Namen versteckt haben, aufzuspüren. Da Django von den Brittles einst nicht nur gefoltert wurde, sondern diese auch seine Frau Broomhilda (Kerry Washington) vergewaltigten, hat er sich ihre Gesichter bestens eingeprägt und soll sie nun identifizieren. Auf dem Weg zu ihrem Ziel wird Django unter Schultz Patenschaft selbst ein gefürchteter Verbrecherjäger. Gemeinsam jagt das Duo böse Jungs für Geld, bis Django seinen Mentor um einen Gefallen bittet. Er soll ihm helfen, seine Ehefrau Broomhilda zu finden, von der er allerdings keine Ahnung hat, wo sie mittlerweile ist. Die Spur führt das ungleiche Duo zur Farm des Plantagenbesitzers Calvin Candie (Leonardo DiCaprio), der, unterstützt von dem verschlagenen Haussklaven Stephen (Samuel L. Jackson) und dem sadistischen Billy Crash (Walton Goggins), seine Sklaven zu brutalen Kämpfen auf Leben und Tod antreten lässt.

aus: filmstarts.de


DJANGO UNCHAINED Trailer Deutsch

Mit Filmen von Quentin Tarantino habe ich so meine Schwierigkeiten. Obwohl sich die explizite Darstellung von Gewalt in diesem Film in einem für Tarantino ungewöhnlich kleinen Rahmen hält, komme ich nicht ganz klar damit. Natürlich spritzt wieder das Blut auf unnatürliche Weise durch die Gegend (Tarantino scheint einen höllische Spaß daran zu haben; mir kommt das eher ziemlich infantil vor). Auf eine Vergewaltigungsszene, wie sie im Drehbuch stand, hat er aber vorsorglich verzichtet. Dafür kracht es aber öfter gewaltig und kurz vor dem Schluss lässt Tarantino durch Django ein ganzes Herrenhaus in die Luft gehen.

Western habe ich noch nie wirklich gemocht. In Jugendzeiten, ich habe es öfter schon erwähnt, waren mir die Orient-Abenteuer von Karl May lieber als der ganze Winnetou-Old Shatterhand-Schmus. Und die Italo-Western mit ihrer Darstellung teilweise exzessiver Gewalt waren noch weniger mein Fall. Tarantinos Django ist eine Art Reminiszenz zu Filmen von Sergio Leone und Sergio Corbucci mit Franco Nero als Django. Das beginnt mit den roten Schriftzügen am Anfang des Films. Und setzt sich fort mit der Musik, die zum großen Teil aus eben solchen Italo-Western stammt.

Christoph Waltz spielt eine ähnliche Rolle wie in Inglourious Basterds, nur hat er diesmal die Seiten gewechselt und mimt den Guten. Ähnlichkeiten mit Klaus Kinski als Loco in Corbuccis Leichen pflastern seinen Weg sind nicht rein zufällig. Was zunächst an der Figur des Dr. King Schultz (wieso eigentlich King?) wie reinster Sarkasmus erscheint, entpuppt sich als eher gutmütig-naiver Charakter, der Jagd auf die Bösen macht (nach unserer Sicht gehören natürlich auch Sklavenhändler zu den Bösen) und ihnen den Garaus macht („tot oder lebendig“, da doch lieber tot). Geradezu liebenswert verhält er sich zu dem von ihm (mehr oder weniger) frei gekauften Sklaven namens Django, der ihn in seiner Suche nach seiner Frau, Broomhilda von Shaft, an die Sage von Siegfried und Brunhilde erinnert (Tarantino offeriert hier allerdings die nordische Variante der Sage, nicht die des Nibelungen-Liedes). Beide werden Partner als Kopfgeldjäger und als Befreier von Djangos Frau.

Dieses oft Naive der Charaktere spiegelt für mich die Denkweise von Tarantino wider. Zum einen bereitet es ihm geradezu kindliches Vergnügen, das Blut spritzen zu lassen. Zum anderen dienen seine Helden ja dem Guten (auf wirklich naive Art), wenn sie das Böse beseitigen. Leider geht das nicht immer so einfach. Und selbst Tarantino ist bereit, seine Helden zu opfern. Es erinnert mich an Hitchcocks Psycho, in dem Janet Leigh als Marion Crane lange Zeit die Hauptrolle spielt, um diese dann an Anthony Perkins als Norman Bates abzutreten. Auch in Django ist zunächst Christoph Waltz als Dr. King Schultz eindeutig die Hauptfigur, muss aber wie Marion Crane sterben, um Django das Finale zu ermöglichen.

Mit zwei ein halb Stunden zieht sich der Film doch ziemlich in die Länge, nimmt aber in der zweiten Filmhälfte noch einmal Fahrt auf, „was auch mit den Auftritten von Leonardo DiCaprio und Samuel L. Jackson zu tun hat. Der ‚Titanic’-Star gibt mit sichtlichem Vergnügen den aalglatten und grausamen Bösewicht, der seine intellektuelle Überlegenheit nur behauptet: In Wahrheit wäre er ohne seinen cleveren Haussklaven Stephen aufgeschmissen. Diese Rolle wiederum legt Samuel L. Jackson meisterhaft an der Grenze zur Parodie an.“

Wie gesagt, so ganz komme ich mit Tarantinos Filme nicht klar. Für ihn erscheinen sie mir wie eine Spielwiese zu sein, auf der er seine manchmal eben recht naiv-kindliche Lust am Vergnügen auslebt. Und da andere eine ähnliche Lust verspüren, hat er diesen ungewöhnlichen Erfolg. Christoph Waltz ist da natürlich als Idealbesetzung ein Glückfall für Tarantino.

Wolverine: Weg des Kriegers

Wolverine: Weg des Kriegers (Originaltitel: The Wolverine) ist der dritte Ableger der Comicverfilmungs-Trilogie X-Men und nach X-Men Origins: Wolverine die zweite Einzelverfilmung der Titelfigur. Die Handlung knüpft an die Ereignisse von X-Men: Der letzte Widerstand, dem letzten Teil der Filmtrilogie X-Men an.

    Wolverine: Weg des Kriegers

Also noch ein X-Men- bzw. Wolverine-Film. Der Film ist ab nächsten Freitag als DVD bzw. Blu-ray Wolverine: Weg des Kriegers zu kaufen. Ich habe mit meinem jüngeren Sohn die ‚Vorab’-Version sehen dürfen.

Mutant Logan (Hugh Jackman), auch bekannt als Wolverine, wird unter zwielichtigen Umständen nach Japan gelockt, das er seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr betreten hat. In einer Welt der Samurai und Yakuza findet er sich unerwartet auf der Flucht mit einer ebenso schönen wie mysteriösen Erbin wieder. Zum ersten Mal wird er mit der Aussicht auf Sterblichkeit konfrontiert, in einer Zeit, in der er an seine emotionalen und physischen Grenzen gelangt. Er ist nicht nur gezwungen, gegen seinen größten Erzfeind Silver Samurai (Will Yun Lee) anzutreten, sondern auch gegen die Schatten seiner eigenen Vergangenheit. Während er versucht, seinen Gegner trotz dessen tödlichen Samurai-Stahls zu besiegen, muss er gleichzeitig einen eigenen inneren Kampf gegen seine Existenz als Mutant ausfechten. Doch an jedem aussichtslos erscheinenden Problem wächst Wolverine und wird dadurch letztendlich stärker als jemals zuvor.

aus: filmstarts.de


Wolverine: Weg des Kriegers | Trailer & Filmclip

Unweigerlich erinnere ich mich an drei Filme, in denen ein knallbuntes, neonbeleuchtetes Tokio als Hintergrund zu sehen ist. In Lost in Translation (2003), in Enter the Void (2009) und auch in The Stratosphere Girl (2004) begegnen sich Vertreter der westlichen und fernöstlichen Kultur in Japans Hauptstadt. Dabei vermischen sich westliche Traumwelt mit östlicher Wirklichkeit. Auch dieser neue Wolverine-Film greift in gewisser Hinsicht dieses Thema auf. Wolverine, der unsterbliche, menschliche Mutant mit seinen Krallen ist hier mehr oder weniger der Vertreter der westlichen Kultur, der die japanische Welt nicht so ganz versteht …

Im Gegensatz zum ‚ersten Teil’ der Wolverine-Reihe bemühen sich Autoren und Regisseur es diesmal mit weniger Action, dafür mit mehr Tiefgang. Aber so ganz will das nicht gelingen. Vieles bleibt im Halbdunklen. Wolverine, im Comic eine gequälte Seele, ein instinktgetriebener Killer, ein Nihilist wie aus einem Film noir, bleibt in der Kino-Version der nette Superhelden-Onkel von nebenan. Auch die weiblichen Nebenfiguren bleiben eher blass. Hinzu kommt, dass der Film ganz offensichtlich auf eine vom Studio als unabdingbar vorgegebene Jugendfreigabe getrimmt wurde, was dem Film dann eher Märchencharakter verleiht.

Okay, ich brauche keine Unmenge an Krachbumm-Action und Spezialeffekt-Gewitter. Aber wenn die ersehnte psychologische Tiefe der Protagonisten fehlt, dann kann am Ende nur ein Film herauskommen, der vielleicht einen Abend unterhält, den man aber schon den Tag drauf mehr oder weniger vergessen hat. Um was ging es noch gleich im Film …?! 😉

Vor 50 Jahren: Das Attentat auf John F. Kennedy

Heute vor 50 Jahren, am 22. November 1963 wurde John F. Kennedy auf einer Wahlkampfreise gegen 12:30 Uhr an der Dealey Plaza, einem Platz in Dallas, Texas, mit mehreren Gewehrschüssen während einer Fahrt im offenen Wagen durch die Innenstadt von Dallas ermordet. Knapp eineinhalb Stunden nach dem Attentat wurde ein mutmaßlicher Verdächtiger namens Lee Harvey Oswald verhaftet und dann der Öffentlichkeit präsentiert. Zwei Tage später sollte Oswald in das Staatsgefängnis von Dallas überführt werden. Dabei wurde Oswald vom Nachtclubbesitzer Jack Ruby im Keller des Polizeigebäudes erschossen, noch bevor es zu einer Anklage oder einem Gerichtsprozess kommen konnte.

Über die Hintergründe dieses Attentats ist viel spekuliert worden und es war Anlass zu diversen Verschwörungstheorien. Den 50. Jahrestag nehmen die Medien von Presse und Fernsehen zum Anlass, um die Ereignisse am 22. November 1963 in Dallas noch einmal aufzurollen. Siehe hier zu u.a.:

John F. Kennedy: 50 Jahre nach dem Attentat
Wer erschoss Kennedy?

    Zapruder-Film: Attentat auf Kennedy 22.11.1963

Auch ich habe mich bereits vor sechs Jahren dieses Attentats in diesem Blog angenommen. Ausgangspunkt war eine Dokumentation im ZDF: Kennedy-Mord: eine Verschwörung (leider sind verlinkte Web-Artikel und Video im Netz nicht mehr verfügbar) und im 2. Teil der Zapruder-Film, der der einzigste Film ist, der das ganze Attentat festgehalten hat und daher auch bei der Bestimmung des Tatablaufes wichtige Hinweise bietet: Kennedy-Mord: eine Verschwörung Teil 2

Tatort Duisburg vs. Erfurt = alt gegen jung?

Den neuen Schimanski (Loverboy) habe ich mir verspätet angeguckt mit dem inzwischen 75 Jahre alten Götz George. Und endlich auch die neuen Ermittler aus Erfurt im ARD-Tatort, Funck, Schaffert und Grewel (Kalter Engel). Die drei aus Erfurt wirken zusammen so alt zu sein wie Schimanski allein (okay, zusammen bringen sie es tatsächlich zz. auf 92 Jahre). Das tut der Sache aber keinen Abbruch: beide Kriminalfilme haben mir auf ihre Art ganz gut gefallen.

In der Nachbetrachtung gab es in den Kritiken einigen Hohn zu beiden Filmen.

Zum Erfurter Krimi hieß es u.a. bei spiegel.de: „Die Generation Praktikum im Energydrink-Rausch: Mit dem neuen Erfurter ‚Tatort’ will der MDR einen extrem jungen Krimi an den Start bringen – und liefert einen verworrenen Highspeed-Studentenkrimi. Liebe Leute, Finger weg von den Drogen!“ Und in die gleiche Kerbe schlägt n-tv.de mit: „So stellt sich der MDR also die neue Generation der ‚Tatort’-Ermittler vor. Sie trinken Energydrinks statt Kaffee und können Bierflaschen an der Tischkante öffnen. Gelungene Premiere in Erfurt? Selten sah der ‚Tatort’ so alt aus.“

    Tatort Erfurt: Kalter Engel (2013)  (Bild: MDR)

Also anfangs dachte ich auch, was sind das für seltsame Jungspunde. Sympathisch sind die nicht. Und die Chefin, eine Kriminaldirektorin, wirkt aufgesetzt steif. Dann auch noch eine neunmalkluge Praktikantin. Aber mit jeder Sendeminute wurden mir die Drei immer sympathischer (die Chefin ausgenommen). Das mag an den Schauspielern liegen, die das noch möglich Optimale aus ihren Rollen herausgeholt haben. Sicherlich wird hier manches Klischee bedient, das ‚die ältere Generation’ von der ‚heutigen Jugend’ hat. Dass die Praktikantin einen ‚geilen Arsch’ hat, dass es im Hotelzimmer fast zum ‚Fuck and go’ kommt und überhaupt alles ganz schön ‚krass’ ist, Alter. Gefühlte hundertmal ‚Scheiße’ oder ‚fuck’. Aber liegt nicht selbst in der größten Übertreibung viel Wahrheit? Ich selbst bin ein alter Knochen (siehe weiter unten zu Schimanski), habe aber zwei Söhne im Alter von Anfang zwanzig und kenne etwas das Umfeld junger Menschen aus eigener Anschauung. Natürlich gibt es da Stress in der Ausbildung und den Wunsch, dem Ganzen zu entgehen. Hatten wir auch, klar, aber irgendwie ist das heute alles anders. Die Kritiken an dem Erfurter Tatort scheinen mir wie aus der Sicht abgeklärter Schlauberger geschrieben zu sein. Sicherlich haben sie Recht – und auch wieder nicht. Und wie sieht’s mit dem Schimanski aus? Da scheinen jugendliche Schreiberlinge übers Alter herzuziehen:

„Schimanski kramt aus einem Pappkarton zwei Schimanski-Jacken raus und wirft sich dann die weniger verdreckte über. Wie ein Veteran, der sich noch einmal aufmacht. Er tritt die Türen nicht mehr selber ein, Schimanski lässt jetzt treten. Aber er ist im Auftrag des Guten unterwegs, er rettet das Mädchen, ohne selbst gerettet werden zu können.

Der frühere Schimanski kämpfte wie besinnungslos für Gerechtigkeit, der Schimanski von heute leidet unter seiner Gebrechlichkeit. Es zwickt im Schritt, er bräuchte langsam eine Brille, und er nuschelt Begriffe, die keiner mehr kennt, Festnetz zum Beispiel.

Inzwischen lässt er sich allerdings Fahndungsbilder aufs Handy schicken. ‚Kennen sie sich mit solchen Dingern aus – da drin soll ein Foto sein’, sagt Schimanski, der andererseits weiß, dass ‚der Pott jetzt iPod heißt’.“ (Quelle: sueddeutsche.de)

    Schimanski  (Bild: WDR/ Uwe Stratmann)

Bis ich so alt bin wie Schimanski aka Götz George, muss noch viel Wasser das Rinnsal namens Töste hinunterlaufen. Aber ich kann schon nachempfinden, wie es mit jedem Tag längst nicht mehr bergauf, sondern nur noch bergab geht. Für seine 75 Jahre hat sich Schimanski ganz gut gehalten. Leider ist es wirklich so, dass sich viele in seinem Alter nicht mehr mit moderner Technik auskennen. Das sollte aber kein Grund zum Spotten sein (wenn sich CDU-Ministerpräsident Volker Bouffier rühmt, ein E-Mail-Abstinenzler zu sein, so ist das sein Bier). Vielleicht sollten gerade wir, die sich auskennen, hilfreich den alten (älteren) Menschen zur Seite stehen.

Schimanski mag schwer ins Alter gekommen sein. Aber irgendwo ist er immer noch der Alte. So wie sich die Charaktere der Erfurter Ermittler noch ‚entwickeln’ müssen, so ist Schimanski lange schon zu dem Typen geworden, den er heute noch darstellt. Kein Wunder nach 29 Tatort– und weiteren (jetzt) 17 Schimanski-Folgen.

Neue Tatort-Kommissare haben es schwer (siehe Schweiger, den Rächer oder den Tatort Saarbrücken). Aber wie gesagt, die Erfurter müssen sich erst noch ‚entwickeln’. Wenn man sie nicht zu angestrengt beim MDR auf jung zu trimmen sucht, dann kann das durchaus etwas werden. Wie beim Schimanski …

Mit Schirm, Charme und Melone – 6. Staffel

Ach ja, meine Lieblingsserie (wenn man sie partout so nennen will): Mit Schirm, Charme & Melone. Die ersten drei Staffeln (von 1961 bis 1964) waren uns deutschen Zuschauern bekanntlich jahrelang vorenthalten worden und wurden arte sei dank dann synchronisiert und zur Jahreswende 2010/2011 – zum 50. Jahrestag der Serie – im deutschen Fernsehen zum ersten Mal ausgestrahlt. Bei uns begann ‚alles’ mit den „Avengers“ ja erst mit der vierten Staffel vor vielen Jahren: Wer in etwa meinem Alter ist, der wird die deutsche Erstausstrahlung der vierten Staffel mit 26 Folgen (noch in schwarz/weiß vom Herbst 1966 bis Mitte 1967) und dann der fünften Staffel mit 24 Folgen (erstmals in Farbe im Anschluss bis Mai 1968) mit dem großen Auftritt von Emma Peel (neben John Steed, dem Geheimagenten) miterlebt haben. Die skurrilen Abenteuer von John Steed und Emma Peel mit den Folgen 79 bis 128 waren gewissermaßen der Höhepunkt der Serie – ich habe bereits einiges dazu in diesem Blog geschrieben.

Nun Diana Rigg, die Darstellerin der Emma Peel, wollte sich nicht auf diese Rolle festlegen lassen und verließ nach immerhin 50 Folgen die Serie. Ihr zu Ehren gab es so etwas wie eine ‚Übergangsfolge’. In der 129. Folge („Auf Wiedersehen, Emma“) verabschiedete sich Emma Peel von John Steed, und Tara King (gespielt von der Kanadierin Linda Thorson), die in Ausbildung befindliche junge „Agentin 69“, übernimmt ihre Rolle. Mit dieser Folge begann dann auch die 33 Folgen zählende 6. Staffel, die (wie die anderen Staffeln zunächst nicht vollständig) von August bis Ende 1970 im deutschen Fernsehen gezeigt wurde.

    Mit Schirm, Charme & Melone – 6. Staffel: John Steed und Tara King

Alle 33 Folgen (auch die 129. mit Emma Peel) kamen als Mit Schirm, Charme und Melone – Edition 3, Teil 1 [6 DVDs] und Mit Schirm, Charme und Melone – Edition 3, Teil 2 [6 DVDs] auf den DVD-Markt (Edition 1 beinhaltete die 4. Staffel, Edition 2 die 5. Staffel), wurden aber ebenfalls vollständig 2010 auf Arte gesendet. Die Interessierten erinnere ich hier nebenbei noch einmal an das Buch von Franziska Fischer: „Mrs. Peel, wir werden gebraucht!“ Mit Schirm, Charme und Melone. Das Buch zur Serie. Hier findet der Serien-Fan viel Material zu John Steed und Co. Ein Episodenführer beschreibt Inhalt, Darsteller usw. aller (wirklich aller 187) Folgen.

    Franziska Fischer: Mrs. Peel, wir werden gebraucht!

31 der 33 Folgen hatte ich mir damals aufgezeichnet und einen Großteil der Folgen jetzt in den letzten Wochen (fast) allabendlich angeschaut. Okay, Tara King ist nicht Emma Peel, aber trotzdem haben mir viele der Folgen (es gibt immer auch Episoden, der schwächeln) doch ganz gut gefallen. Natürlich ist „Mit Schirm, Charme & Melone“ keine Offenbarung. Und die 40 und mehr Jahre sind nicht spurlos an uns Zuschauer und damit an dieser Serie vorbeigegangen. Aber ich finde diesen britischen, zwischen Understatement und leichter Hochnäsigkeit schwankenden Humor einfach zu köstlich. Sowohl John Steed als auch Tara King kann nichts erschüttert (nichts ist übertrieben, erst gestern sah ich die 150. Folge „Urlaub auf Raten“, in der John Steed doch begann, an sich selbst zu zweifeln). So absurd die Abenteuer sind, so ‚cool’ werden sie von Steed und King bewältigt. Ich wiederhole mich gern: Es ist der Charme der 60-er Jahre, der mich immer wieder fasziniert. Es gibt kaum etwas Entspannenderes, als eine Folge dieser Kultserie zu gucken.


The Avengers Introducing Tara King (im englischen Original)

Es gibt einige Folgen der 6. Staffel, die zudem aus verschiedenen Gründen bemerkenswert sind. In der Folge 139 „Vor Clowns wird gewarnt“ aus dem Mai 1968 (im deutschen TV erst im Mai 1999 gesendet) tritt kein Geringerer als John Cleese auf (die Serie Monty Python’s Flying Circus begann erst ein Jahr später auf BBC), ebenfalls in einer äußert absurden Rolle. Und in Folge 145 „REMAK“ hat John Steed eine Lady Diana Forbes-Blakely (gespielt von Jennifer Croxton) als Taras Urlaubsvertretung an seiner Seite. Ein neues Gesicht, das gewissermaßen den Geist Emma Peels aufleben ließ. Natürlich treten auch viele andere prominente Schauspieler auf, die wir später in anderen Serien (ich denke da an die auch bei uns erfolgreiche Reihe Task Force Police) gesehen haben. In Folge 142 „Mannerings Fragestunde“ sehen wir Christopher Lee.

Was vielleicht an der 6. Staffel etwas nervt ist ‚Mutter’, der gehbehinderte, etwas sehr geschwätzige Boss von Steed und King (Besonders nervig ist daher die Folge 154 „Mutters Erzählungen“ – der deutsche Titel sagt alles …). In Folge 150 „Urlaub auf Raten“ hat dieser ebenfalls eine Urlaubsvertretung: ‚Vater’, eine blinde Frau.

Und was schon bei der 4. und 5. Staffel mit Emma Peel besticht, das sind auch in der 6. Staffel die seltsamen, manchmal sehr obskuren Charaktere, die auftreten. Der britische, oft sehr schwarze Humor treibt hier seine Blüten.

Natürlich verbraucht sich eine Serie wie „Mit Schirm, Charme & Melone“ auch mit den Jahren. Immerhin lief die Reihe ab Januar 1961 bis zum April 1969 fast ein ganzes Jahrzehnt im britischen Fernsehen. Der Zeitgeist nagt. So sollte es bis Oktober 1976 dauern, bis Patrick Macnee erneut als John Steed in der Serie „The New Avengers“ seinen Auftritt haben sollte. Diese Serie (bei uns natürlich weiterhin unter dem Namen „Mit Schirm, Charme & Melone“ ab Januar 1978 zu sehen) brachte es immerhin noch einmal auf zwei Staffeln a 13 Folgen und knüpfte dort an, wo die Serie zuletzt endete. Nur sollte selbst ein John Steed etwas gereifter sein. Diese 26 Folgen waren selbstredend auch auf dem Sender arte zu sehen. Und ich weiß, was ich mir in den kommenden kalten Herbst- und Wintertagen bis Weihnachten abends angucken werde 😉

Leider etwas spät kam dann tatsächlich die Gesamtausgabe aller (noch vorhandenen) Folgen der Serie auf den Markt. Gut 100 € kostet das ganze Paket: Mit Schirm, Charme und Melone – 50th Anniversary Complete Edition (53 Discs). Pro DVD sind das gerade 2 €. Vielleicht ein lohnendes Geschenk für Damen oder Herren in meinem Alter (oh je, ich gehe hart auf die 60 zu) zu Weihnachten, die britischen Humor und alte Serien mögen und sich gern wieder dem Charme der 60-er Jahre ergeben wollen.