Kategorie-Archiv: Glotzkiste

Neues und Altes im Kino & TV

Ry Cooder: Southern Comfort

Die letzten Amerikaner (auch im Verleih als „Kommando Bravo“, im Original „Southern Comfort“) ist ein 1981 erschienenes Kriegsdrama des Regisseurs Walter Hill. Die stimmungsvolle Südstaaten-Filmmusik wurde vom langjährigen Mitarbeiter Hills Ry Cooder komponiert.

Der Film handelt von einer Reserveübung der Nationalgarde, die an einem Wochenende in den Sümpfen von Louisiana stattfindet. Dabei kommt es zu Auseinandersetzungen mit den einheimischen Cajuns, einer frankophonen Bevölkerungsgruppe, die immer mehr eskaliert.

Wie in John Boormans «Beim Sterben ist jeder der erste» thematisiert Walter Hill («Nur 48 Stunden») die Überheblichkeit des Zivilisationsmenschen, seine Dummheit und Ignoranz gegenüber der Natur. Das Mißverständnis beginnt dort wie hier damit, daß die Wildnis lediglich als sportliche Herausforderung betrachtet wird. Der packende Actionthriller ist darüber hinaus eine interessante Studie über die Entstehung von Gewalt und nicht zuletzt auch eine politische Parabel über den Vietnamkrieg. (CINEMA)

Von der Musik von Ry Cooder heißt es u.a.: „Von schleppenden Gitarrenklängen untermalte Kamerafahrten durch überflutete Sumpfwälder künden bereits im Vorspann von kommendem Unheil, …“ ODER „Untermalt wird der Film von der unheilvollen Musik Ry Cooders.“

Auch wenn es nicht ein Film ist, den ich mir unbedingt angucken möchte, so ist doch erkennbar, dass es Ry Cooder gelingt, auch in einem Film wie diesen (irgendwo zwischen Thriller und Kriegsdrama) mit seiner Musik zur dichten Atmosphäre der Handlung beizutragen. Hier zunächst der Trailer zum Film im Original:


Southern Comfort Trailer (1981)

Zuletzt ein Stück aus dem Soundtrack von Ry Cooder zu dem Film:


Ry Cooder: Theme From Southern Comfort aus Southern Comfort (Soundtrack) (1981)

Der seltsame Fall des Benjamin Button

Es ist eine so einfache wie geniale Idee, die der große amerikanische Literat F. Scott Fitzgerald („Der große Gatsby“) in seiner 1921 erschienenen Kurzgeschichte „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ durchspielte: Wie würde das Leben eines Mannes aussehen, der rückwärts altert, also als Greis auf die Welt kommt und als Säugling stirbt?

Benjamin Button (Brad Pitt) kommt 1918 mit dem Aussehen eines 80-jährigen zur Welt. Der schockierte Vater entledigt sich unverzüglich des greisen Winzlings, und so wächst Benjamin bei Pflegemutter Queenie (Taraji B. Henson) im Altenheim auf. Dort freundet er sich mit Daisy an, der Enkelin einer Insassin. Als sich der immer jünger werdende Benjamin und Daisy (Cate Blanchett) viele Jahre später wiedersehen, beginnt nach einigen Anlaufschwierigkeiten eine wunderschöne Liebesgeschichte. Doch Benjamin weiß, dass seine biologische Uhr erbarmungslos in die andere Richtung läuft: Eines Tages wird Daisy nicht nur ihre Tochter, sondern Ben als zweites Kind haben.


Der seltsame Fall des Benjamin Button – deutscher Trailer

Der Film Der seltsame Fall des Benjamin Button in der Regie von David Fincher (USA 2008), der u.a. für Ry Cooder 1988 das Musikvideo zu „Get Rhythm” drehte, ist bestes amerikanisches Erzählkino und erinnert mich sehr an Forrest Gump mit Tom Hanks in der Titelrolle. Erfreulich ist immer wieder, das Hollywood auch noch Geld für solche Filme hat und nicht allein auf Action-Kracher setzt.


Ry Cooder – Get Rhythm

Ry Cooder: The End of Violence

Wenn der Klang-Archivar und -Archäologe Ry Cooder nicht gerade dabei ist, alte, längst in Vergessenheit geratene Klangschätze auszugraben und unseren verblüfften Ohren zuzuführen, dann geht der Maestro der Slide-Gitarre auch gerne seinem einträglichen Broterwerb nach und spielt mal den einen oder anderen herausragenden Film-Soundtrack ein.

So hat er bei mehreren Filme für den Regisseur Walter Hill, z.B. Long Riders (1980) und Crossroads – Pakt mit dem Teufel (1986), dafür gesorgt, dass die Hintergrundmusik stimmt. Und nach dem vielgelobten Soundtrack zu Paris, Texas von 1985 ist The End of Violence (Am Ende der Gewalt) aus 1997 bereits die zweite Arbeit von Ry Cooder für einen Film von Wim Wenders. Ebenfalls 1997 arbeiteten die beiden Künstler in der Musikdokumentation Buena Vista Social Club zusammen.

Dass dieser instrumentale Original-Score zu The End of Violence mit diversen Selbstzitaten, getragenem Jazz und klassischen Elementen doch ein gehöriges Maß anders klingt als erwartet, liegt nicht zuletzt an der glücklichen Mitwirkung von Ausnahmemusikern wie Jon Hassel, Jacky Terrasson, Howie B., James Blood Ulmer, Flaco Jimenez und Sohnemann Joachim Cooder, die der vorliegenden CD auch ohne Filmbilder zu einem eindrucksvollen Eigenleben verhelfen. Zudem ist diese Musik in erster Linie eine reine Filmmusik, die man beim Betrachten des Films nicht so richtig wahr zunehmen scheint. Wäre der Film aber ohne diese Musik, so verlöre dieser enorm an Spannung und Emotion. Zudem tauchen bestimmte musikalische Themen immer wieder auf.

Ry Cooder: The End of Violence

Zu diesem Film sind zwei Soundtracks erschienen. Ein Sampler und ein Score-Album. Auf dem Score sind Ry Cooders Instrumentalstücke zu hören.

In den Anmerkungen auf dem Plattencover äußert sich Wim Wenders zu Ry Cooders Arbeit wie folgt:

Ry had done the score of „Paris, Texas“ for me twelve years ago. The images of that film are inseparable from the haunting sounds of his guitar ever since. More so, it’s like they never even existed without them. Could that be? Ry’s approach to producing music for a movie is unique. He doesn’t sit down and write it. He watches. He watches over and over. And then he plays, in front of the screen. Over and over. Until he uncovers the music that the faces and the landscapes and the things on the screen are making deep down in themselves. He brings that silent score up to the surface, so we can all hear it, thereby rendering those faces, landscapes, objects more visible. His guitar not only produces all those tender, caring, scaring sounds, it also works as a camera, – yes, I’m serious! – as a new and so far unknown instrument of photography. It makes us see better. It’s as if you could take the bottleneck from Ry’s finger, look through it like a viewfinder and rediscover the world. Here, in „The End of Violence“, Ry improves our understanding of Los Angeles, of the people who live there and work there, whether they are movie producer or gardener, stunt woman or cleaning lady. „Magic“ like Howie B. would say.

Musik-CD The End of Violence


Ry Cooder: Define Violence (from the original score „The End of Violence”, composed by Ry Cooder)


Wim Wenders: End of Violence (Trailer)

Ich bin kein unbedingter Fan von Wim Wenders’ Filmen. Sie sind mir oft zu kopflastig, wenn auch in beeindruckenden Bildern fotografiert.

„Es gibt einige schöne, wasserklare Bilder und Bewegungen in diesem Film, es gibt schöne Sets und auch ein paar erstaunlich komisch-kluge Dialoge. Aber über all das fällt wieder wie ein großer Schatten Wenders· missionarischer Moralismus.“

Und Andreas Kilb schrieb zum Film in Die Zeit: „So verzettelt er sich in Nebengeschichten, Nebenfiguren, die aus der hinreichend simplen Grundidee ein allzu kompliziertes Allerlei machen. Man spürt, daß der Regisseur seine Sache ernst meint, aber immer, wenn es darauf ankommt, behält die Geschichte gleichsam die Unterwäsche an. Wenders schreckt vor den Konsequenzen seiner eigenen Phantasie zurück. Statt Gewalt, Schmerz und Verlorenheit zu zeigen, deckt er sie mit Drehbuchphrasen zu.“

Mit den Geschichten von Mike Max und Ray Bering kann Wim Wenders klassische Hollywood-Genres wie das Liebesmelodram, den Verschwörungsthriller und den Krimi zitieren und variieren. Zugleich ermöglichen sie ihm aber auch einen Diskurs über das Kino und die Gesellschaft, die Gewalt in den Medien und die Gewalt auf den Straßen, der in seiner Komplexität seinesgleichen sucht.

Ein wesentlicher Pfeiler des Films ist ohne Zweifel die Musik von Ry Cooder. Beim Film-Dienst hieß es: Neben dem Darstellerensemble ist es Ry Cooders Gitarren-Teppich, der manche Ungereimtheit verschleift bzw. überspielt.

Zuletzt: In einer Episode besucht der Polizist Doc die Stuntfrau Cat an einem Filmset. Das Bühnenbild ist eine Nachbildung des Lunchrooms von Edward Hoppers berühmtesten Gemälde „Nighthawks“ (siehe meinen gestrigen Beitrag: Edward Hopper im Bucerius Kunst Forum, Hamburg).

Schräger als Fiktion

Schriftstellerin Kay Eiffel (Emma Thompson) ringt mit sich, wie sie ihren letzten und möglicherweise besten Roman abschließen soll – sie muss sich nur noch ausdenken, wie sie ihre Hauptperson, Harold Crick, am besten umbringen kann, dann wäre ihr Buch fertig. Sie hat jedoch keine Ahnung, dass Harold Crick (Will Ferrell) in der wahren Welt auf unerklärliche Weise tatsächlich am Leben – und sich plötzlich ihrer Worte bewusst ist, die nur er hören kann! Fiktion und Realität prallen aufeinander, als der zunehmend bestürzte Harold begreift, was Kay mit ihm vor hat und sich mit Händen und Füßen dagegen zu wehren beginnt. Denn er muss dringend einen Weg finden, wie er das Ende ihres Romans (und sein eigenes) abwenden kann…

Der Film Schräger als Fiktion (Stranger than Fiction – USA 2006 – Regie: Marc Foster) mit Will Ferrell, Maggie Gyllenhaal, Dustin Hoffman, Emma Thompson und Queen Latifah lag bei mir schon einige Zeit herum. Ich hatte die durchaus guten Kritiken gelesen, aber irgendwie war es noch nicht an der Zeit, den Film anzuschauen. Da es am Freitagabend nichts Berauschendes im Fernsehen gab, stöberte mein Jüngster unsere Videobestände durch und kam mit dem besagten Film auf DVD und der Frage zu mir, wie der Film denn wäre. Ich wusste nur, dass er ganz gut sein soll, aber an den Inhalt konnte ich mich nicht mehr erinnern. So wagten wir es und legten die DVD in das Abspielgerät.

Viele ‚Lieblingsfilme’ habe ich nicht gerade, aber Schräger als Fiktion hat gute Chancen, mit zu den mir liebsten Filmen gezählt zu werden. Die Idee finde ich stark – und die Umsetzung mit gut aufgelegten Schauspielern ist bestens gelungen.

Man stelle sich einmal vor: Plötzlich hört man eine fremde Stimme, nein, keine innere Stimme, die einen zu beeinflussen versucht, sondern eine, die literarisch aufbereitet das kommentiert, was man gerade so macht. Statt in der Realität zu leben, ist man nur ein Teil einer Fiktion, eines Romans, den sich ein Autor ausdenkt.

Oder auch umgekehrt: Man schreibt einen Roman. Plötzlich bekommt man einen Anruf von der Hauptfigur, die scheinbar der Wirklichkeit angehört.

Sicherlich ließe sich dieser Plot auch in einem Roman realisieren. Aber der Film erweist sich als das hierfür beeigneteste Medium. Der Spiegel nannte es einen wunderbaren Kinobilderroman.


Schräger als Fiktion (USA 12006 – Regie: Marc Foster)

Mit Schirm, Charme und Melone

Fernsehserien lassen mich heute völlig kalt. Ich habe einfach keine Lust (und auch keine Zeit), Woche für Woche, vielleicht sogar noch Tag für Tag die einzelnen Episoden einer Serie zu verfolgen. In jungen Jahren war das schon etwas anders. Ich erinnere mich an Serien wie Solo für O.N.C.E.L., einer US-amerikanische Fernsehserie des Geheimagenten-Thriller-Genres, die in den 60er Jahren lief. Die Hauptfiguren darin sind der Amerikaner Napoleon Solo (Robert Vaughn) und der Russe Illya Kuryakin (David McCallum), die für das „United Network Command for Law Enforcement“ (U.N.C.L.E) arbeiten.

In den 70er Jahren war es die Western-Serie Rauchende Colts, die ich öfter sah – allein aber nur wegen des Schauspielers und Countrysängers Ken Curtis in der Rolle des Hilfssheriffs Festus Haggen (Synchronsprecher Gerd Duwner). Ich habe mich damals kringelig gelacht mit meinen Freunden.

Die Serie schlechthin war für mich aber Mit Schirm, Charme und Melone, die am 18. Oktober 1966 im damals noch jungen ZDF startete. Die erste deutsche Staffel (eigentlich schon die 4.) wurde alle vier Wochen ausgestrahlt und war noch in schwarz-weiß. Die folgende Staffel (die 5. Staffel in Großbritannien) begann dann Mitte 1967 und wurde jetzt bereits alle 14 Tage gesendet – und das in Farbe. Den Höhepunkt ihrer Popularität erreichte die Serie (nicht nur in Deutschland) eben mit der 4. (1965-66) und 5. (1967) englischen Staffel, als neben John Steel, der in allen Folgen der Serie zu finden ist, Diana Rigg als Emma Peel auftritt.

„Mit Schirm, Charme und Melone“ ist eine britische Fernsehserie mit dem Originaltitel „The Avengers“. Insgesamt wurden 161 Folgen von 1961 bis 1969 und 26 weitere Folgen von 1976 bis 1977 unter dem Originaltitel „The New Avengers“ gedreht. Die Serie vereint Krimi-, Action-, Science-Fiction- und Thriller-Elemente.


Vorspann zu “Mit Schirm, Charme und Melone” (4. englische Staffel – 1965 – 1966)

Ende 1966, Anfang 1967 war ich gerade einmal 12 bzw. 13 Jahre alt. Wenn ich heute ein besonderes Faible für britische Eigenarten habe (besonders für britischen Humor), dann wurde die Saat hierzu spätestens mit dieser Serie gesät. Und mit Diana Rigg als Emma Peel erahnte ich damals, was knisternde Erotik bedeutet:


Mit Schirm, Charme und Melone – Die Königin der Sünde

Diese englische Agentenserie lief bereits seit dem 7. Januar 1961 im britischen Fernsehen und erfreute sich auf der Insel großer Beliebtheit. Jedoch wurde das Konzept im Laufe der Jahre mehrmals geändert und auch der Spannungsbogen der einzelnen Geschichten ausgeweitet. Von Anfang an dabei war John Steed (Parick Macnee). Ihm zur Seite stand damals ein männlicher Partner mit Namen Dr. David Keel (Ian Hendry). Der englische Originaltitel der Serie war ‚The Avengers’ (Die Rächer). Der Name ist darauf zurückzuführen, dass Dr. David Keel den Mord an seiner verlobten rächen wollte. Er blieb dann noch seinem Partner John Steed erhalten und löste mit ihm gemeinsam weitere Fälle. 1962 stieg der Schauspieler Ian Hendry aus der Serie aus und die Figur des Agenten John Steed wurde etwas stärker in den Mittelpunkt gestellt. Die wesentliche Änderung im Konzept der Serie war, dass ab der 2. Staffel eine Frau mit Namen Dr. Catherine Gale (Honor Blackman) die neue Partnerin Steeds wurde. Und sie blieb ihm in zwei Staffeln (2 und 3) erhalten. Die Zuschauer gewöhnten sich schnell an das Agentenpaar und sahen die einzelnen Episoden mit großer Begeisterung. Völlig überraschend kündigte die Schauspielerin Honor Blackman Anfang 1964 ihren Vertrag, weil sich für sie die Chance zu einer Filmkarriere eröffnete. Der alles entscheidende Grund für ihren Ausstieg aus ‚The Avengers’ war das Rollenangebot der Pussy Galore in dem James-Bond-Film ‚Goldfinger’. Nun wurde seitens der Produzenten fieberhaft nach einer neuen Partnerin für John Steed gefahndet. Schließlich fiel nach langem Suchen die Wahl auf Diana Rigg. Fortan stand sie John Steed als Emma Peel zur Seite. Die junge Schauspielerin wollte das Medium Fernsehen einmal ausprobieren und nahm die neue Aufgabe gerne an. Was keiner erwartete, trat jetzt ein: Emma Peel und John Steel wurden von den Zuschauern zum beliebtesten Agentenpärchen auserkoren und innerhalb von nur zwei Jahren wurde die Serie weltweit von vielen Fernsehsendern ins Programm genommen. Mit diesem Siegeszug erreichte die Serie den Höhepunkt ihrer Popularität. Noch heute verbinden die Zuschauer ihre Erinnerungen an die Serie insbesondere mit den Folgen, in denen Diana Rigg als Emma Peel mitwirkte.

Am 4. November 1965 traf man im ZDF in Mainz die Entscheidung, dieses Erfolgsformat auch nach Deutschland zu holen. Aber ob dieses Konzept in unserem Land Erfolg haben würde, war fraglich. Noch etwas vorsichtig bei den Planungen erwarb man zunächst eine Lizenz für 13 Episoden aus der 4. Staffel. Man wählte die Folgen aus, die nach Einschätzung der Redaktion für das deutsche Publikum interessant sein könnten. Der Erfolg nach Ausstrahlung der ersten Folgen im Spätherbst 1966 war gigantisch. Die Serie entwickelte sich sofort zu einem Renner. Schnell wurde nun beim ZDF die Entscheidung getroffen, weitere Folgen aus dieser Serie auszuwählen und zu lizenzieren.

Auch der Deutsche Serientitel „Mit Schirm, Charme und Melone“ konnte nicht treffender sein. John Steed, der als Geheimagent mit besonders schwierigen Aufgaben innerhalb der Verbrechensbekämpfung betraut ist, ist stets korrekt gekleidet. Eben ein Gentleman mit feinem Spürsinn, der dazu noch über eine gehörige Portion Humor verfügt. Daneben ist Emma Peel als seine Partnerin die perfekte Ergänzung: schlagfertig und supersexy. Mit kühler Lässigkeit, Emmas Karatekünsten, verblüffendem Scharfsinn und humorvollem Charme gelingt den beiden die Aufklärung der kompliziertesten Kriminalfälle. Dabei sind drei Dinge für das taffe Agentenduo besonders wichtig: Schirm, Charme und Melone!

Mit ihren außergewöhnlichen Methoden zogen Emma Peel und John Steed die Zuschauer in Windeseile in ihren Bann. Emma Peel, eine Karate-Lady im Lederanzug, setzt ihre Kunst im Kampf gegen Ganoven ein. Stattdessen bevorzugt John Steed lieber einen Regenschirm als Waffe, in dem ein kleiner Degen versteckt ist.

(aus dem Beipackzettel zur 8-DVD-Boxset: Mit Schirm, Charme und Melone – Edition 1)

Die 4. Staffel (die erste in Deutschland) aus den Jahren 1965-66, eben mit Emma Peel als kongeniale Partnerin von John Steed, gibt es jetzt als Boxset mit insgesamt acht DVDs. Das sind 26 Folgen der Serie mit einer Laufzeit von über 20 Stunden. Als besonderes Schmankerl sind auch alle fürs Fernsehen entfallenden Szenen enthalten (teilweise im Original, wenn keine Synchronisation vorliegt, dann aber mit deutschen Untertiteln): Mit Schirm, Charme und Melone – Edition 1 (8 DVDs)

Okay, das Bild ist nicht immer ganz so scharf, der Ton (mono) aber gut zu verstehen. Als das Boxset bei mir eintraf, musste ich mir gleich einen Teil anschauen (Das schottische Schloss): Ach, Emma, ich liege Dir zu Füßen … und das Wochenende (da gibt es sowieso nur Murx im Fernsehen) ist gerettet.

Und wer nicht genug von John Steed und Emma Peel bekommen sollte, dem empfehle ich Mit Schirm, Charme und Melone – Edition 2. Am 21. August diesen Jahres kommen dann die weiteren Folgen mit dem Agentenpaar – diesmal in Farbe – auf dem Markt und können bereits jetzt vorbestellt werden.

 
Dies ist der 1500. Beitrag in WilliZ Weblog
 

Ry Cooder: Long Riders (1980)

Neben seinen diversen Ausflügen in die Weltmusik wurde Ry Cooder auch für seine Komposition und Arrangements für die Soundtracks einer größeren Anzahl von Filmen bekannt. Dabei arbeitete er öfter mit dem Regisseur Walter Hill zusammen. So entstand 1980 der Film Long Riders, ein Western, für den Cooder viele traditionelle Lieder verarbeitete, aber neben David Lindley auch eigene Stücke beisteuerte.

Der Film „Long Riders“ zeigt das Leben der verschiedenen Mitglieder der berühmt-berüchtigen James-Younger-Bande, die durch Überfälle den ohnehin schon wilden Westen unsicher machte. Jesse James dürfte dabei den meisten bekannt sein. Das Bemerkenswerte an diesem Film ist der Umstand, dass alle historischen Brüder von Schauspielern dargestellt werden, welche auch im realen Leben Brüder sind:

James und Stacey Keach als Gebrüder James, David, Keith und Robert Carradine als Gebrüder Younger, Dennis und Randy Quaid als die Brüder Miller und Christopher und Nicholas Guest als die Ford-Brüder.

Aus dem Soundtrack habe ich zwei unterschiedliche Stücke herausgesucht und (das erste verkürzt) zu einem zusammengefügt. Das erste ist ein überliefertes Lied mit dem Titel:

RALLY ‚ROUND THE FLAG
(Traditional, arranged by Ry Cooder)

Yes, we’ll rally ‚round the flag, boys
Rally once again
Shouting the battle cry of freedom
Rally from the hillsides
Gather from the plain
Shouting the battle cry of freedom

The Union forever
Hurrah, boys, hurrah
Down with the traitor
And up with the star
As we rally ‚round the flag, boys
Rally once again
Shouting the battle cry of freedom

Mine eyes have seen the beauty
Of the land that’s bright and fair
Shouting the battle cry of freedom
And my soul looked back and wondered
How we made the journey there
Shouting the battle cry of freedom

We will welcome to our numbers
The loyal, true and brave
Shouting the battle cry of freedom
And although we may be poor
Not a man shall be a slave
Shouting the battle cry of freedom

Das zweite Stück ist ein Instrumentaltitel aus der Feder von Ry Cooder namens BETTER THINGS TO THINK ABOUT:


Ry Cooder: Rally ‘Round the Flag (gekürzt)/Better Things to Think About

Weitere Hörbespiele Ry Cooder: Long Riders

Zum Film selbst hier ein kurzer Trailer vom Original:


The Long Riders – Trailer etc.

Marguerite Duras: Der Liebhaber

Eines Tages, ich war schon alt, kam in der Halle eines öffentlichen Gebäudes ein Mann auf mich zu. Er stellte sich vor und sagte: „Ich kenne Sie seit jeher. Alle sagen, Sie seien schön gewesen, als Sie jung waren, ich bin gekommen, Ihnen zu sagen, daß ich Sie heute schöner finde als in Ihrer Jugend, ich mochte Ihr junges Gesicht weniger als das von heute, das verwüstete.“ (S. 7)

So beginnt die autobiografische Erzählung Der Liebhaber (französischer Originaltitel L’amant) von Marguerite Duras aus dem Jahr 1984 (Aus dem Französischen von Ilma Rakusa – Suhrkamp Verlag – erste Auflage 1996); Widmung: Für Bruno Nuytten.

Marguerite Duras

Marguerite Duras

Marguerite Duras

Eine alte Frau erinnert sich an ihre Jugendjahre und ihre erste Liebschaft. Die Geschichte spielt in der französischen Kolonie Indochina, dem heutigen Vietnam am Anfang der 1930er Jahre. Duras schildert die Geschichte eines zu Beginn 15-jährigen französischen Mädchens, das in Südostasien aufgewachsen ist, von der Begegnung auf einer Mekong-Fähre mit einem 12 Jahre älteren Mann, bis zur Abreise nach Europa anderthalb Jahre später, Zeitsprünge in das Paris des Zweiten Weltkriegs eingeschlossen.

Die sexuelle Beziehung zu diesem reichen und von seinem Vater abhängigen Chinesen, die keine Liebesgeschichte ist, ist die Klammer, die das Stück nach außen zusammenhält, aber bei Weitem nicht die Erzählung dominiert. Tatsächlich spielen Familienmitglieder und Freundinnen eine mindestens ebenso wichtige Rolle.

Es ist eine Wohnung im Süden der Stadt. Modern, auf die Schnelle möbliert, würde man sagen, mit Möbeln im modern style. Er sagt: ich habe die Möbel nicht ausgesucht. Es ist dunkel in diesem Raum, sie bittet nicht, die Jalousien hochzuziehen. Sie ist ohne ein bestimmtes Gefühl, ohne Haß, auch ohne Abscheu, dann ist vermutlich schon Begehren im Spiel. Sie kennt es noch nicht. Sie hat sofort eingewilligt mitzukommen, als er sie am Abend zuvor darum bat. Sie ist da, wo sie hingehört, hierher versetzt. Sie empfindet eine leichte Angst. Es scheint tatsächlich, daß dies nicht nur ihren Erwartungen entspricht, sondern dem, was genau in ihrem Fall geschehen muß. Sie nimmt sehr aufmerksam das Äußere der Dinge wahr, das Licht, den Lärm der Stadt, von dem das Zimmer überflutet wird. Er, er zittert. Er sieht sie zunächst an, als erwartet er, daß sie zu sprechen beginne, aber sie sagt nichts. Also rührt auch er sich nicht, er zieht sie nicht aus, er sagt, er liebe sie wie wahnsinnig, er sagt es ganz leise. Dann schweigt er. Sie erwidert nichts. Sie könnte erwidern, daß sie ihn nicht liebe. Sie sagt nichts. Plötzlich weiß sie, jetzt, in diesem Augenblick, weiß sie, daß er sie nicht versteht, daß er sie nie verstehen wird, daß er außerstande ist, solche Verderbtheit zu verstehen. Und all die Umwege zu machen, um sie einzuholen, das schafft er nie. Sie muß es wissen. Sie weiß es. Angesichts seiner Unwissenheit weiß sie plötzlich: er hat ihr schon auf der Fähre gefallen. Er gefällt ihr, die Sache hing einzig und allein von ihr ab.

aus: Marguerite Duras: Der Liebhaber (Suhrkamp Verlag – erste Auflage 1996 – S. 61 f.)


Sadec (Sa Déc) – Wohnort der Familie der Protagonistin und ihres Liebhabers

Der Liebhaber ist eine 190-seitige Collage aus Erinnerungsfragmenten der Autorin zur Zeit ihres Erwachsenwerdens (die bei der Niederschrift über 50 Jahre her war), in Abschnitte gegliedert, die zum Teil nur wenige Zeilen, höchstens aber zwei Seiten lang sind, zwischen denen in der Regel Sprünge in Zeit und Raum vollzogen werden, die keinen kontinuierlichen Erzählstrang ergeben.

Marguerite Duras nannte ihre Erzählung „das leichteste Buch, das ich jemals geschrieben habe“. Sie wurde auch ihre erfolgreichste.

Wer Pornografie erwartet, sollte es anderweitig suchen. Es geht hier schon um sexuelles Begehren, um Lust, im großen Maße ist die Erzählung aber geprägt von einer Traurigkeit, die sich von der Mutter der namenlosen Hauptfigur auf diese und weiter auf den ebenso namenlos bleibenden Liebhaber überträgt.

Wir lächeln uns an. Ich frage ihn, ob es üblich sei, so traurig zu sein wie wir. Er sagt, das komme daher, daß wir uns den Tag über geliebt haben, in der Zeit der größten Hitze. Er sagt, es sei immer schrecklich danach. Er lächelt. Er sagt: ob man sich liebt oder nicht liebt, es ist immer schrecklich. Er sagt, mit der Nacht werde es vergehen, sobald sie da sei. Ich sage, es komme nicht allein daher, daß es tagsüber gewesen sei, er irre sich; ich befände mich in einer Trauer, die ich erwartet hätte, und sie komme einzig aus mir. Ich sei immer traurig gewesen. Ich sähe diese Trauer auch auf den Fotos, auf denen ich noch klein sei. Heute könne ich dieser Traurigkeit, die ich als diejenige erkannt hätte, die immer schon zu mir gehört habe, geradezu meinen Namen geben, so sehr gleiche sie mir. Heute, sage ich, sei diese Traurigkeit eine Wohltat, da ich endlich in das Unglück gestürzt sei, das meine Mutter mir seit jeher prophezeie, wenn sie in der Ödnis ihres Lebens aufheult.

aus: Marguerite Duras: Der Liebhaber (Suhrkamp Verlag – erste Auflage 1996 – S. 74 f.)


Cholen bzw. Cholon (Cho Lon) – ‘China Town’ von Ho Chi Minh Stadt (dem früheren Saigon), in den 30er Jahren war Cholon eine eigenständige Stadt – hier trafen sich die Liebenden

Bekannt wurde Marguerite Duras (* 4. April 1914 in Gia Dinh, Vietnam (damals franz. Indochina); † 3. März 1996 in Paris) mit ihrem Buch zu dem Film Hiroshima, mon amour in der Regie von Alain Resnais aus dem Jahre 1959. Der Film ist einer der bedeutendsten der Nouvelle Vague, einer Stilrichtung, die im französischen Kino der späten 1950er Jahre entstand und deren wichtigste Vertreter Claude Chabrol, Jean-Luc Godard, Jacques Rivette, Éric Rohmer und François Truffaut waren.

1992 wurde die Erzählung unter dem gleichen Titel von Jean-Jacques Annaud verfilmt – in den Hauptrollen Jane March und Tony Leung Ka Fai.


“Der Liebhaber” (1992) – Regie: Jean-Jacques Annaud

Ethan & Joel Coen: Burn after Reading

Es gibt ja nicht allzu viel zum Lachen. Da kommt der letzte Film der Coen-Brüder gerade richtig: Burn After Reading. Okay, der Film beginnt etwas schleppend. Die vielen losen Handlungsfäden verwirren anfangs und es dauert ein wenig, bis sich der Zuschauer an die Eigenheiten der Figuren und deren charakteristischen Äußerungen gewöhnt hat. Doch ehe man sich versieht, wird man in einem Wahnsinnstempo in die absurd-abenteuerliche Geschichte hineingezogen. Die für die Coens typischen skurrilen Charaktere sind diesmal besonders schön überzeichnet und durch eine Garde großer Schauspieler hervorragend dargestellt.

In ihrer rabenschwarzen Screwball-Comedy „Burn After Reading“ nehmen Joel und Ethan Coen zwei dusselige Erpresser auf die Schippe. Und den ganzen CIA-Apparat in Washington D.C. gleich mit dazu. Es geht um eine in einem Fitnessstudio gefundene CD mit geheimen CIA-Daten, die zu allerlei Verwicklungen führt. Und dann gibt es da Harry, ein Ex-Personenschützer, der sich nun als Beamter im Finanzministerium behaglich eingerichtet hat. Er führt nur auf den ersten Blick eine normale Ehe mit einer Kinderbuchautorin. Der zutiefst paranoide Schürzenjäger und Erfinder kann einfach nicht ohne andere Frauen… Clooney geht seine Rolle mit viel Augenwinkern an und überzeugt auf der ganzen Linie. Übertroffen wird er in Sachen Selbstironie nur von Brad Pitt. Er spielt den Fitnesstrainer und grenzdebilen Amateurerpresser Chad Feldheimer.

Ein Film mit Witz und Hirn. Selten habe ich mich so köstlich amüsiert. Wirklich empfehlenswert.

Ry Cooder – Pecos Bill

Eigentlich wollte ich Ry Cooder schon zu den Akten legen. Aber da sich bei mir nun doch noch einiges Material zu ihm angehäuft hat, wird es auch noch einige weitere Beiträge unter seinem ‚Stern’ geben. Und eine neue Kategorie, die seinen Namen trägt, habe ich auch noch eingerichtet.

1988 gewann Ry Cooder den Grammy für die beste Aufnahme für Kinder (“Best Recording for Children“) für „Pecos Bill“. Er schrieb für eine verfilmte Erzählung, die von dem Schauspieler Robin Williams vorgetragen wurde, die Musik.

Pecos Bill ist ein legendärer amerikanischer Cowboys, um den sich viele Geschichten ranken, die wohl nur der Phantasie entsprungen sind; u.a. soll er von Kojoten groß gezogen worden sein. Diese Geschichten spielen in der Zeit, als sich die Vereinigten Staaten nach Südwesten ausdehnten und Texas, New Mexico und Arizona in ihr Staatsgebiet übernahmen. Pecos Bill ist vielleicht mit Till Eulenspiegel zu vergleichen. Neben dem Grammy erhielten Film und Musik noch viele andere Preise.

Bei YouTube habe ich ein kleines Video gefunden, das uns auch die Musik von Ry Cooder hören lässt:


Pecos Bill – erzählt von Robin Williams/Musik von Ry Cooder

„Wie von einem fremden Stern“

Der Samstagabend ist bei uns meist Fernsehabend. Leider gibt es gerade am Samstagabend oft nichts Berauschendes, sodass wir auf ältere Videos bzw. DVDs zurückgreifen. Letzten Samstag hatte es nun auch den Anschein, als gäbe es wieder einmal nur Müll im Fernsehen. Aber da war der Film über einen Außerirdischen auf Erden, immerhin mit Jeff Bridges und Kevin Spacey – so schlecht sollte der Film also nicht sein.

So schauten wir also den Film K-Pax (USA 2002) in der Regie von Iain Softley mit Kevin Spacey als Prot und Jeff Bridges als Dr. Mark Powell. Und wir sollten es nicht bereuen. Wenn ich so etwas wie eine Top Ten für Filme hätte, dann würde dieser Film mit Sicherheit zu diesen 10 besten Filmen zählen.

Wie gesagt: Der Film handelt von einem Außerirdischen, ist aber kein Science-Fiction- oder sonst wie Fantasy-Film, sondern durchaus realistisch.

Plötzlich steht er da, unrasiert, mit Sonnenbrille (angeblich ausgeliehen bei Bono, dem Sänger von U2), ein bisschen unbeholfen, ruhig, gelassen, erzählt den Polizisten, die auf den Bahnhof gerufen wurden, weil eine Frau überfallen wurde, er komme von K-Pax und heiße Prot (Kevin Spacey). Ein klarer Fall für die Cops, einer für die Psychiatrie. Prot lässt sich widerstandslos abführen in das Reich, über dessen Regeln u.a. Dr. Mark Powell (Jeff Bridges) wacht. Natürlich glaubt ihm keiner. Die Diagnose allerdings ist auch äußerst schwierig, denn Prot ist nicht nur intelligent, selbstbewusst und verhält sich so normal wie man sich nur normal verhalten kann. Er reagiert zudem auf eine starke Dosis eines Medikaments, das man ihm verabreicht hat, überhaupt nicht. Die Ärzte sind ratlos, diskutieren Theorien und verwerfen sie wieder. Inzwischen nimmt Prot Kontakt zu den anderen Patienten auf und gibt ihnen Ratschläge, wie sie wieder gesund werden könnten. Prot ist sympathisch, strahlt eine überlegene Ruhe aus. Die Patienten glauben seine Geschichte und konkurrieren darum, wer von ihnen in einigen Wochen mit ihm zusammen nach K-Pax „reisen“ darf. Denn eine Person kann Prot auf seine Licht-Reise gen Heimat mitnehmen.

K-Pax mit Jeff Bridges und Kevin Spacey

Powell hört sich an, was Prot von seinem Planeten zu erzählen hat. Das klingt für den Arzt zwar unglaubwürdig, weil Powell die Möglichkeit ausschließt, dass ein Alien sich tatsächlich auf die Erde verirrt hat, aber nichtsdestotrotz in sich plausibel ist. Auf K-Pax gebe es keine Familien. Wenn jemand – per x-facher Lichtgeschwindigkeit – den Planeten verlasse, würde niemand ihn vermissen. Es gebe keine Kriege, keine Gewalt, und zum Alltagswissen der Einwohner auf K-Pax gehörten Selbstverständlichkeiten, die auf der Erde völlig unbekannt seien. Auch die anderen intelligenten Lebewesen im All wüssten, dass sich die Menschen gnadenlos in ihrer Zivilisation verrannt hätten. Powell hört sich die Geschichten von Prot mit steigendem Interesse an. Als Prot schließlich Wissenschaftlern die genaue Lage seines Planeten und der Galaxie aufzeichnen kann, kommen die aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Powell ist jedoch weiterhin überzeugt, dass Prot ein Mensch ist. Er beschließt, ihn auf eine Familienfeier mitzunehmen und genauestens zu beobachten. Prot überrascht Powell, seine Frau Rachel (Mary McCormack) und deren Kinder mit der Feststellung, der Hund der Familie würde auf einem Ohr sehr schlecht hören, sie sollten sich deshalb nicht an ihn heranschleichen. Dann allerdings passiert das, worauf Powell gewartet hat. Als eines der Kinder die Rasensprinkleranlage betätigt, gerät Prot in Panik. Hat er es doch gewusst! Powell ist entschlossen, dem vermuteten traumatischen Ereignis, das dieser Reaktion zugrunde liegen müsse, auf den Grund zu gehen. Hypnose soll helfen. Dabei stößt Powell auf einen Mann namens Robert Porter …

„K-Pax ist ein Planet. Aber haben Sie keine Angst, ich werde nicht aus ihrer Brust herausspringen“, beruhigt Prot den etwas konsternierten Erdenbewohner, der ihn unbedingt heilen will. Je mehr sich die Geschichte um diesen merkwürdigen Mann dem Ende nähert, desto unwichtiger wird die Frage, ob er nun Alien oder kranker Mensch ist. Prot steht in gewisser Weise für ein Wunder. Die Normalität, in der er auftaucht, wird in Frage gestellt – und das ausgerechnet in der Psychiatrie. Dafür genügt es, dass Prot eine in sich plausible Geschichte erzählt und Kenntnisse verbreitet, die über das hinausgehen, was seine Umgebung für möglich gehalten hat.

Prot verhält sich nicht außergewöhnlich, sieht normal aus, ist sympathisch, zuvorkommend, über ein gewohntes Maß hinaus hilfsbereit, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Als Powell ihn auffordert, es zu unterlassen, seine Patienten therapieren zu wollen, das sei seine Aufgabe, entgegnet ihm Prot nüchtern: „Warum tun sie es dann nicht?“ Powell ist sprachlos, zumal es einigen Patienten aufgrund des Kontakts mit Prot besser zu gehen scheint: Eine Frau verlässt das Zimmer, das sie bisher nie verlassen hat. Ein andere Frau fängt wieder an zu reden. Und ein Mann, der mit Mundschutz herumläuft, weil er überall Vergiftetes vermutet, wagt sich aus dem Gebäude. Mehr noch: Die Patienten sehen in Prot eine Art Erlöser ihrer Leiden, zumindest eröffnet er ihnen anscheinend einen Weg, zu sich selbst zu finden, mit ihren Psychosen und Neurosen besser umzugehen. Sie sehen keinen Heiland in ihm, glauben ihm einfach das, was er sagt, wo er herkommt, hoffen, dass er sie mitnimmt auf K-Pax. Als er schließlich zurückgekehrt zu sein scheint, sind die Dagebliebenen nicht enttäuscht, dass sie nicht mit ihm durften. Sie glauben an ihn und das, was er erzählt hat.

„K-Pax“ zeigt auf eine nüchterne, intelligente und in jeder Hinsicht ruhige Art, wie brüchig unsere Normalität ist. Es bedarf lediglich der richtigen Kratzer an den richtigen Stellen und alles gerät in Unordnung, ins Wanken. Powell scheint dies einerseits zu spüren, andererseits verfängt er sich in seinen gewohnten Vorstellungen, vor allem darüber, dass es sich bei Prot um einen Menschen handeln muss. Powell zweifelt, aber er bekämpft seine Zweifel mit dem Erlernten, dem Gewohnten, dem scheinbar sicheren Wissen. Die Patienten verhalten sich anders. Sie sind aus dieser Normalität „herausgefallen“, leiden unter Erlebnissen, die sich ihres Lebens bemächtigt haben, greifen nach etwas, was mehr ist als nur ein Strohhalm: Sie hoffen und beginnen, wieder an sich selbst zu glauben. Nein, am Schluss werden nicht alle als geheilt entlassen. Aber so einige von ihnen sind aus einer Art Lethargie der Normalität erwacht. Diese drei Komponenten stehen sich gegenüber: die feste Überzeugung von der Sicherheit, die das menschliche Leben beherrschen soll, verkörpert durch Powell, die Fähigkeit, an einen Weg zu glauben und daran zu arbeiten, der die Möglichkeit impliziert, keine absolute Sicherheit bekommen zu können, und Prot, einer der viel mehr über die Menschen zu wissen scheint, als sie selber.

„K-Pax“ lebt vom Spiel zwischen Jeff Bridges als selbstbewussten, souveränen Psychiater, der keine grundlegenden Zweifel wirklich akzeptieren kann, obwohl er selbst zweifelt, und Kevin Spacey, der als Alien-Mensch grandios auftrumpft. Die Dialoge zwischen beiden gehören zum Besten dieses Streifens.

aus: filmstarts.de

Zuletzt bleibt es offen, ob Prot nun tatsächlich ein Alien ist (einiges spricht dafür) oder doch ‚nur’ ein Mensch. Der Zuschauer mag sich entscheiden. Aber diese Frage spielt wahrscheinlich keine große Rolle mehr.

Janoschs Traumstunde: Schnuddelbuddel

Beim Aufräumen bin ich auf die inzwischen auch schon zwanzig Jahre alten VHS-Kassetten mit den Geschichten von Janosch gestoßen. 1985 und 1989 wurden seine Kindergeschichten als Janoschs Traumstunde fürs Fernsehen (WDR) produziert. Ich hatte diese damals auf Band ‚gebannt’. In einer Mußestunde (oder Traumstunde) habe ich mich jetzt daran gemacht, einiges davon auf meinen Rechner zu spielen. Neben „Oh, wie schön ist Panama“ sind es die Geschichten von Schnuddel (bzw. Schnuddelbuddel), die besonders meinem Ältesten immer sehr gefallen haben.

Hier nun drei Episoden mit dem kleinen Kobold. Auch als jung gebliebener Erwachsener kann man sich über die liebevoll dargestellten Geschöpfe aus Janoschs Hand amüsieren:


Schnuddel: Wolkenzimmerhaus


Schnuddel fängt einen Hasen


Schnuddel: Hasenmotorantrieb vorn