Als 1980 das bisher sechste Album von Joan Armatrading erschien, war ich enttäuscht: Mit Me Myself I begann die zweite Phase im musikalischen Schaffen von Joan Armatrading „und brachte einen Wandel, der mir bis heute nicht gefällt. Joan orientierte sich mehr am Mainstream und damit an härterer Pop-Musik, die ihr dann allerdings auch eindeutig mehr Erfolg brachte. Der ‚amerikanische’ Einfluss ist dabei unverkennbar (z.B. ‚Me Myself I’ wurde in den USA, im Studio Record Plant in New York City im März 1980 aufgenommen). Vieles klingt eher nach New Wave als nach Joan Armatrading. Manches Stück ist ‚überarrangiert’, mit für meinen Geschmack zu sehr schepperndem Schlagzeug und zu aufdringlicheren Keyboardpassagen belegt. Nur wenige Lieder hören sich noch nach ihr selbst an.“ (siehe meinen Beitrag Joan Armatrading: If Women Ruled The World)
Es sollten bis 1986 immerhin fünf Alben werden (1980: Me Myself I · 1982: Walk Under Ladders · 1983: The Key · 1985: Secret Secrets · 1986: Sleight of Hand), die in diese, wie soll ich sagen, eher kommerziell ausgerichtete Phase fielen. Denn mit Me Myself I, das lässt sich nicht leugnen, gewann sie neue Fans. Das Album erreichte Platz 5 in Großbritannien und Platz 28 in den USA und war damit ihre erfolgreichstes Scheibe. Produziert wurde das Album vom US-Amerikaner Richard Gottehrer, der den Engländer Glyn Johns ‚ablöste’. Und es fanden sich wieder viele Studiomusiker um Joan ein. Der mir bekannteste dürfte Chris Spedding sein, außerdem der Gitarrist Rick ‚Ricky’ Hirsch, den ich von Joans damaligen Live-Auftritten her kenne.
Trackliste des Albums:
(alle Lieder wurden von Joan Armatrading komponiert)
1. „Me Myself I“ *
2. „Ma-Me-O Beach“
3. „Friends“
4. „Is It Tomorrow Yet“
5. „Turn out the Light“
6. „When You Kisses Me“
7. „All the Way from America“ *
8. „Feeling in My Heart (for You)“
9. „Simon“
10. „I Need You“
(* auch als Single erschienen)
Das Album beginnt gleich mit dem Titelsong, der auch als Single erschien und gewissermaßen die neue Richtung vorgibt und auf mich damals wie heute eher abschreckend wirkt(e). Halbwegs akzeptabel finde ich noch das kurze, etwas schräge Gitarrensolo gegen Ende des Liedes von Chris Spedding. Aber dieses Lied wie überhaupt das ganze Album muss ja Fans gefunden haben, sonst wäre es nicht so erfolgreich.
Joan Armatrading – Me Myself I
Das nächste Lied ‚Ma-Me-O Beach’ bezieht sich auf einen Urlaubsort in Alberta, Kanada. Joan sah wohl bei einer Fahrt durch die dortige Gegend das Straßenschild mit dem Namen des Ortes und fand den Namen so witzig, um diesen für dieses Lied zu benutzen. Man mag es mögen oder nicht: Mir geht das Popping beim Bass, das Anreißen der Saiten, etwas auf den Nerv und ist auch auf mindestens zwei anderen Liedern des Albums zu hören.
Aber kein Album aus dieser 80-er Jahre-Phase ohne mindestens zwei, drei Stücke, die mir dann doch gefallen und die ‚alte’ Joan Armatrading hören lassen. ‚Turn Out the Light’ ließ ähnlich wie das Lied ‚Willow’ die Zuschauer bei Konzerten die Feuerzeuge zücken.
Joan Armatrading – Turn Out the Light
‘When You Kisses Me’ spielte sie bereits bei ihrem Auftritt im Rockpalast 1980. Die Live-Aufnahme gefällt mir dabei um einiges besser als die Studioaufnahme. Das liegt ohne Zweifel an den Musikern, die dann aber schon bald gegen dem Aussehen nach jüngere ausgetauscht wurden.
Joan Armatrading – When You Kisses Me
Hier noch ein Stück, das sich für mich irgendwo zwischen der ‚alten’ und der damals ‚neuen’ Joan ansiedeln ließe. Das Lied brachte sie dann auch später immer wieder auf die Bühne.
Joan Armatrading – All the Way from America (2010)
‚Feeling in My Heart (for You)’ und ‚Simon’ – beides sind Reggae-Stücke. Bedenkt man, dass Joan Armatrading in der Karibik auf der Insel St. Kitts geboren ist, dann würde man meinen, mehr Einflüsse karibischer Klänge in ihrer Musik anzutreffen.
Das Album endet mit dem Lied ‚I Need You’, wie so oft ein langsames Stück am Schluss einer CD von Joan, und fällt durch die ‚Streicher’-Begleitung aus dem Rahmen. Immerhin noch ein Stück, was für mich den Kauf der Scheibe rechtfertigte.
Mit dem Album To The Limit 1978 endet für mich die erste ‚Periode’ von Joan Armatradings Schaffen. Es umfasst die ersten Jahre, in denen sie ihren Stil sehr schnell gefunden und weiterentwickelt hatte. Das ist die Joan wie ich sie heute noch am liebsten mag. Denn so habe ich sie kennen gelernt. Sicherlich waren viele der Lieder noch nicht so ausgereift arrangiert. Manches klingt sogar holprig. Hätte man damals schon die technischen Mittel, diese digitale Aufnahmetechnik, gehabt, so wäre manches vielleicht einen Tick besser gelungen. Genau das macht aber den Reiz dieser Stücke aus: Es klingt alles weitaus authentischer als in der folgenden Phase. Hier noch einmal die Alben der ersten Periode:
To the Limit ist ein Album, das mir mit am besten von allen Alben von Joan Armatrading gefällt. Es widmet sich den ‚Aspekten der Liebe’ und enthält eine Reihe von ‚Briefen’ oder persönlichen Gesprächen an den Geliebten. Lediglich das Lied ‚Am I Blue For You’ finde ich durch das Gesummse des Synthesizers leicht quälend, obwohl das Lied eigentlich sehr schön ist. Zum dritten und letzten Mal ist dieses Album von Glyn Johns produziert worden, der wieder namhafte Studiomusiker um Joan Armatrading scharte, so auch Red Young und Quitman Dennis, die auch längere Zeit zu ihrer Live-Band gehörten. Leider war das Album nicht ganz so erfolgreich wie der Vorgänger und erreichte ‚nur’ Platz 13 der UK Album Charts bzw. Platz 125 in den USA. Unbedingt erwähnenswert ist, dass das Titelfoto auf dem Cover von keiner geringeren als Annie Leibovitz ‚geschossen’ wurde, heute eine der renommiertesten Fotografinnen. Das Foto zeigt Joan entspannt bei sich zu Hause damals in Sutton. Die Fotografin nahm sich vier Tage Zeit, um das Foto zu machen.
Trackliste des Albums:
(alle Lieder wurden von Joan Armatrading komponiert)
Seite 1:
1. „Barefoot and Pregnant“ 3:40
2. „Your Letter” 3:40
3. „Am I Blue For You“ 4:24
4. „You Rope You Tie Me“ 4:08
5. „Baby I“ 4:52
Seite 2:
1. „Bottom to the Top“ 3:34
2. „Taking My Baby Up Town“ 3:25
3. „What Do You Want“ 3:44
4. „Wishing“ 4:48
5. „Let it Last“ 4:57
‚To the Limit’ beginnt mit einem energiegeladenen Lied: ‚Barefoot and Pregnant’ (Barfuß und schwanger). Den Ausdruck, der in der Frauenbewegung der damaligen Zeit verwendet wurde, hörte Joan Armatrading während eines Gesprächs mit ihrem Agenten. Sie fand ihn faszinierend und wollte dann unbedingt ein Lied mit diesem Titel schreiben.
Joan Armatrading: Barefoot and Pregnant (Live 1979 Rockpalast Köln)
Die Idee fürs zweite Lied ‚Your Letter’ entstand aus einem Gespräch, das Joan Armatrading mit der amerikanischen Sängerin Bonnie Raitt führte, die einmal einen Brief gefunden hatte, den „sie nicht gesehen haben sollte.“
Hier noch zwei weitere Lieder von dem Album:
Joan Armatrading: You Rope You Tie Me (Rockpalast 1980)
Joan Armatrading: Baby I
Die zweite Hälfte des Albums beginnt mit dem Lied ‚Bottom to the Top’, einem ersten größeren Flirt mit dem Reggae (die Reggae-Einflüsse auf ‚Show some Emotion’ einmal ausgenommen). Das Lied entstand nach dem Hören einiger Aufnahmen, die Joans jüngerer Bruder hatte. Sie wollte so nah wie möglich an diesen authentischen Sound herankommen und nahm deshalb das Lied in einem Take, also einer Aufnahme, auf.
Bei Youtube gibt es leider für Deutschland (der GEMA sei dank) kein Video von dem Lied, ich habe aber einen Ausschnitt (so ab 2:15) von der VHS-Videokassette „Track Record“ 1983 mit Live-Aufnahmen von Joan Armatrading aus den 70er und frühen 80er Jahren …
‚Taking My Baby Up Town’ erweitert laut Sean Mayes das Thema des Liedes ‚Kissin’ and a Huggin’’ (Knutscherei) von dem Album ‚Show some Emotion’: Penny Valentine vom Melody Maker meinte, das Lied handelt von eine homosexuellen Beziehung, was Joan Armatrading bezogen auf ‚Kissin’ and a Huggin’’ verneinte. Bei ‚Taking My Baby Up Town’ scheint mir das aber der Fall zu sein (Joan Armatrading ist seit Mai 2011 mit ihrer Lebensgefährtin Maggie Butler verheiratet; sie ist also lesbisch). – Ich muss gestehen, dass ich das Lied durch das reichlich eintönig gespielte Schlagzeug etwas nervig finde.
Das Lied ‚Wishing’ ist vom Blues beeinflusst. Joan sagt dazu, dass es das erste bisschen Poesie sei, die sie je geschrieben habe. ‚Let It Last’, das letzte Lied des Albums, ist von Country- und Gospelmusik beeinflusst.
Joan Armatrading .Let it Last (Live 1979 Rockpalast Köln)
Wieder mischt Joan Armatrading auf diesem Album viele musikalische Stile, das Titelstück, das neben „Willow“ zu den Highlights der Scheibe gehört, kommt ziemlich jazzig daher. Obwohl es für mich nicht ganz die Klasse wie das Vorgänger- (und dann auch das folgende) Album hat, so war es mit Platz 6 in den UK Albums Charts eines ihrer erfolgreichstes Album überhaupt. In der US Billboard 200 Albums Chart erreichte es Platz 52. Show some Emotion ist nicht so ganz mein Album. Einige Lieder fallen für mich doch etwas ab, auch wenn sie dazu beitragen, den stilistischen Umfang des Albums zu erweitern. Sie sind wohl schon dem Mainstream geschuldet.
Trackliste des Albums:
(alle Lieder wurden von Joan Armatrading komponiert)
1. „Woncha Come on Home“ — 2:40
2. „Show Some Emotion“ — 3:31
3. „Warm Love“ — 3:04
4. „Never Is Too Late“ — 5:32
5. „Peace in Mind“ — 3:19
6. „Opportunity“ — 3:25
7. „Mama Mercy“ — 2:47
8. „Get in the Sun“ — 3:19
9. „Willow“ — 3:53
10. „Kissin‘ and a Huggin'“ — 4:42
Einen wesentlich Reiz der Lieder von Joan Armatrading macht ohne Zweifel ihre Stimme aus. Es ist die Mischung aus Zerbrechlichkeit einerseits und kraftvoller Intonation andererseits. Mir gefällt besonders die dunkle (tiefe) Färbung ihrer Stimme, obwohl sie auch hohe Töne anstimmen kann (z.B. in dem Lied Get in the Sun, das mir dann auch nicht allzu gut gefällt). Anders als z.B. bei Aimee Mann fehlt bei Joan Armatrading das Vibrato am Ende einer Zeile. Sie hält den Ton nicht aus, sondern lässt ihre Stimme ‚kippen’, es ist eine Art ‚Kiekser’ ähnlich wie beim Jodeln (na ja?!). Das hat durchaus seinen besonderen Charme.
Das Album beginnt mit einem langsamen Stück, allein auf der akustischen Gitarre begleitet und mit Kalimba, einem traditionellen afrikanischen Musikinstrument (‚Zungenklavier’), ergänzt (es klingt ähnlich einem Glockenspiel).
Joan Armatrading – Woncha Come On Home
Es folgt das Titellied: ‚Show some Emotion’. Das etwas sehr junge Publikum bei dem folgenden Live-Mitschnitt war durch die Ansprache von Joan sichtlich leicht überfordert (1979 in Köln aufgenommen):
Joan Armatrading – Show Some Emotion
Ebenfalls für den Rockpalast in Köln aufgezeichnet, aber 30 Jahre später – Willow, wohl eines der schönsten langsamen Stücke von Joan, das sie bis heute (meist) noch am Ende ihrer Konzerte vorträgt. Bei Kerzen- bzw. Feuerzeuglicht gibt’s die garantierte Gänsehaut gratis dazu:
Joan Armatrading – Willow (2009 @ Rockpalast Köln)
Nochmals eine Aufnahme von den Rockpalast-Aufnahmen von 1979 (am 15. Februar 1979 im kleinen Studio L zu Köln vor gerade einmal 80 jungen Zuhörern aufgezeichnet) vom letzten Stück des Albums: ‚Kissin‘ and a Huggin’’, das Joan Armatrading bis in die 80er Jahre auch sehr häufig live aufführte. Hier geht noch einmal so richtig die Post ab (obwohl auf vielen Alben von Joan am Schluss ein langsames Stück kommt):
Joan Armatrading – Kissin‘ and a Huggin‘ (1976 @ Rockpalast Köln)
Hier zuletzt ein Link zu einer Playlist bei Youtube mit allen 10 Stücken zu dem Album: Show some Emotion (1977)
Produzent des Albums war Glyn Johns, der zuvor und dann auch später mit vielen Größen der Rockmusik gearbeitet hat, von den Beatles über die Rolling Stones bis hin zu Joe Satriani und Fairport Convention. Es sollte nicht die letzte Zusammenarbeit zwischen ihm und Joan Armatrading sein.
Bei dem Aufnahmen zu dem Album im September 1976 im Olympic Studios in London kam Joan Armatrading auch mit einigen Musikern aus dem Jethro Tull-Umfeld wie Dave Mattacks (Live-Album A Little Light Music, 1992) und Jerry Donahue (Fairport Convention) zusammen – sowie mit Dave Markee, der u.a. von diversen Alben von Eric Clapton bekannt wurde.
Die Arbeit von Glyn Johns hinterließ deutliche Spuren. Sicherlich würde man das Album heute etwas anders arrangieren. Mehr noch als seine Vorgänger war es wie aus einem Guß. Dabei glänzte das Album Joan Armatrading besonders auch durch seine stilistische Vielfalt. Für mich ist es der erste große Wurf der Joan Armatrading. Ein Album mit zehn schönen Lieder, die einmal besonders melodiös, dann eher rhythmisch hervorgehoben sind. Und es wurde für eine Musikerin wie Joan Armatrading zu einem durchaus respektablen Erfolg: Platz 12 in den UK Album Charts, Platz 67 immerhin schon in den fernen USA:
Das Album beginnt mit Down to Zero, ein Lied, das sie dann auch als Opener längere Zeit bei ihren Konzerten benutzte. Zu ihrer Live-Band gehörten damals Red Young (Keyboards), Rick(ie) Hirsch (Guitar), Richie Hayward bzw. Art Rodriguez (Drums), Bill Bodine (Bass) und Lon Price (Saxophone). Das Lied wurde dann auch später öfter gecovert, u.a. von der amerikanischen Sängerin Melissa Etheridge, die das Lied in den 80er Jahren bei Konzerten in Musikclubs von Kalifornien vortrug – übrigens nur eines von vielen Joan Armatrading-Liedern.
Joan Armatrading: Down to Zero
Trackliste des Albums:
(alle Lieder wurden von Joan Armatrading komponiert)
1. „Down to Zero“ – 3:51
2. „Help Yourself“ – 4:04
3. „Water With the Wine“ – 2:48
4. „Love and Affection“ – 4:28
5. „Save Me“ – 3:35
6. „Join the Boys“ – 4:48
7. „People“ – 3:30
8. „Somebody Who Loves You“ – 3:33
9. „Like Fire“ – 5:12
10. „Tall in the Saddle“ – 5:43
Joan Armatrading: Help yourself
Zu ihrem Gitarrenstil äußerte sich Joan Armatrading einmal im Magazin Guitar Player und nannte sich eine ‚Hitterin’, also eine, die kräftig in die Saiten schlägt. Dabei spielt sie Bass, Harmonie und Melodie quasi synchron. Das war dann auch der Grund, weshalb sie die elektrisch verstärkte Akustikgitarre der Marke Ovation bevorzugte, die gut an ihren gewölbte Korpus zu erkennen ist. Besonders eindrucksvoll präsentiert sie diesen Stil auf dem Stück Like Fire.
Eines ihrer bekanntesten Lieder ist ohne Zweifel Love and Affection, nicht nur, weil es oft gecovert wurde, sondern es war Joan Armatradings erster Chart-Erfolg und erreichte im November 1976 Platz 10 der britischen Singles-Chart. Background-Sänger (mit tiefem Bass) ist Clarke Peters.
Joan Armatrading: Love and Affection (The Old Grey Whistle Test 1976)
Den Abschluss des Albums bildet ein Lied, das mir immer noch besonders gefällt: Tall in the Saddle. Besonders der Gitarrist Rick Hirsch ist mir mit seinem einzigartigen Gitarrensolo von den damaligen Live-Auftritten in bester Erinnerung geblieben.
Wenn ich richtig gezählt habe, dann ist es ihr 19. Studioalbum. „Starlight“ aus dem Jahr 2012 markiert den Abschluss einer Trilogie die mit Into The Blues 2007 begann und mit This Charming Life 2010 fortgeführt wurde. Nach Blues und Rock ist dieses Album auf Jazz fokussiert. Und damit begannen für mich die Schwierigkeiten. Nicht, dass ich Jazz nicht mag. Aber Jazz hat eine enorme Bandbreite. Fusion aus Jazz und Rock gefällt mir durchaus, z.B. Zappa, Colosseum oder Mahavishnu Orchestra. Und auch Ry Cooder hat sich 1978 hörenswert mit Ragtimes und anderen archaischen Jazz-Stilen beschäftigt. Aber Joan und Jazz?
Nun ich habe die Scheibe oft genug gehört. Und von Mal zu Mal gefiel sie mir besser. Es ist nicht so ganz mein Ding, aber dadurch, dass Joan Armatrading dieses Album mit einer außergewöhnlichen Dynamik entwickelt hat, die ‚irgendwie’ ansteckend ist, kann ich gut damit leben. Überall auf der CD swingt und groovt es und es ist dabei entspannt und in sich geschlossen. Mit dieser Platte erweitert Joan Armatrading ihre Stilvielfalt um ein weiteres Genre.
Zudem hat sie die Lieder selber geschrieben, arrangiert, abgemischt und als Multi-Instrumentalistin (Gitarren, Bass, Keyboards, Gesang, Schlagzeugprogrammierung), eingespielt sowie produziert. „Das war bereits auf den vier vorausgegangenen Platten der Fall“, berichtet sie. Gemastert hat Tim Young (siehe auch: Rocktimes.de)
Joan Armatrading: Starlight
„Joan Armatrading scheint im Alter eine neue Form der Emotionalität gefunden zu haben, sowohl in ihren Texten als auch in ihrer Musik. Unverblümt erzählt sie von ihrem Alltag und steht dazu, sich immer noch zu verlieben: ‚It’s not the first time that I’ve been kissed / but I’ve never been kissed like this before’ singt sie in ‚Close to me’, und die Freude ist ihr an der Stimme deutlich anzumerken. Das sagt sie gern, das macht ihr Spaß, und sie will es nicht für sich behalten. Mit ihrer vollen Stimme und den jazzigen, mitunter auch funky ausgeklügelten Arrangements reißt sie alle Zuhörer mit, die ihren Musikgeschmack teilen. ‚Single Life’ hat einen progressiven Touch, der im Refrain gar an die alten Gentle Giant oder Frank Zappa erinnert, ‚Close To me’, ‚Back On Track’ und ‚Starlight’ sind chartfähiger Pop, ‚The Way I Think Of You’ atmet traditionellen Jazz. Bei allem tritt sie als Komponistin und Sängerin unkompliziert auf, die ihre Songs mit einem Fingerschnippen zu schreiben scheint und jeden Ton trotz ihres fortgeschrittenen Alters mühelos trifft. Mit jedem Song strahlt sie eine so positive Munterkeit aus, dass es beim Hörer ansteckend wirkt und man die Scheibe als Medikament gegen depressive Verstimmungen verschreiben möchte. Nicht jeder mag Jazz, Funk, Folk, Rock und Pop in einem Topf – aber wenn Mama Joan diesen Eintopf kocht, wird doch fast jeder mit der Zunge schnalzen. Ehrlich, positiv, musikalisch hochgradig und leicht anhörbar – ein seltenes Juwel!“
Nun ihrer Stimme merkt man inzwischen schon das ‚fortgeschrittenen Alter’ an, denn diese klingt leicht belegt, fast etwas heiser. Aber den Stücken dieses Albums kommt das eher zugute. Erstaunlich ist auf jeden Fall die Vehemenz mit der sie singt. Damit kann sie sogar jeden Rapper an die Wand singen.
Single Life
Single life is not what it appears to be
…
You can eat cake and even ice cream
And you can stay out really late
And you can bring home someone
To make you feel special
But it’s for a few hours
Then they go away.
Deutsche Übersetzung:Leben als Single
„Das Leben ohne Partner ist nicht so, wie es von außen scheint: du kannst alles futtern, was du willst – und dir manchmal jemand mit nach Hause nehmen – sie geben dir das Gefühl, dass du was Besonderes bist, aber nur für ein paar Stunden, bevor sie wieder abhauen…“.
Joan Armatrading: Tell Me
Nun nach anfänglichen Schwierigkeiten habe ich mich mit dem Album ‚Starlight’ versöhnt. „Daß einem etwas einfällt, was einem früher nicht hätte einfallen können.“, sagte Martin Walser. Da gilt auch für Joan Armatrading. Mit ihren gut 62 Jahren lässt sie sich immer noch etwas Neues einfallen.
Die Entstehung des Albums war ziemlich schwierig. Joan wollte eigentlich nur Lieder schreiben, die andere singen sollten, nicht sie. Außerdem litt sie an der zerbrochenen Freundschaft mit Pam Nestor. So war sie oft zerstreut, verließ plötzlich das Studio, bis Pete Gage, der Produzent und musikalisch Mitwirkende (Guitar, Electric Guitar, Moogs, Percussion Effects), die Geduld verlor und Joan eine Standpauke hielt. Sie begriff endlich, dass sie mit ihrem Talent auch als Sängerin bestehen könne. Ihre Zurückhaltung war schon ein Problem. Sie wollte partout kein Foto von sich auf dem Cover der Scheibe. So kam es auf Drängen von Joan zu jenem Bild, das Joan als Silhouette zeigt, wobei ihr Gesicht unkenntlich bleibt.
Nun Back to The Night beginnt stilistisch wie ihre erste Scheibe: „No Love For Free“ – Joan allein mit ihrer Gitarre. Dieses Lied (es geht um Prostitution) und der Titelsong beziehen sich auf einen Aufenthalt in der Bronx, New York, wo sie in einem Hotel im Times Square-Viertel wohnte und nach den Konzerten in der Nacht oft spazieren ging. Die Menschen, die sie hier traf, bilden den Hintergrund.
Joan Armatraging – Steppin’ Out
Die weiteren Stücke des Albums zeigen deutlich die musikalische Weiterentwicklung von Joan Armatrading und verdeutlichen ihr großes Talent, das diesmal neben Folk auch Elemente von Jazz, Calypso und Up-Tempo-Songs verarbeitet. Aus diesem Grund wurde eine Reihe unterschiedlichster Musikern eingestellt, um der Vielfalt der Stile Armatradings gerecht zu werden. Leider war auch dieses Album nicht allzu erfolgreich.
Trackliste des Albums:
Seite 1
1. „No Love For Free“ 3:28
2. „Travelled So Far” 3:07
3. „Steppin‘ Out“ 4:03
4. „Dry Land“ (Armatrading & Nestor) 4:19
5. „Cool Blue Stole My Heart“ 5:32
Seite 2
1. „Get In Touch With Jesus“ 3:39
2. „Body To Dust“ 4:19
3. „Back to the Night“ 4:02
4. „So Good“ 3:26
5. „Let’s Go Dancing“ 2:03
6. „Come When You Need Me“ (Armatrading & Nestor) 3:44
Nach meiner ‚Einleitung’ zu Joan Armatrading komme ich heute zum ersten Album, das Joan Armatrading in Zusammenarbeit mit Pam Nestor 1972 veröffentlichte: Whatever’s for us. Das Album enthält 14 Lieder (die neu aufgelegte CD von 2001 enthält zudem noch zwei Bonus Tracks – dazu unten etwas mehr), die in den Château d’Hérouville Studios (später: Strawberry Studios), im Oise Valley in der Nähe von Paris, in den Trident Studios London und Marquee Studios London aufgenommen wurden. Die beiden jungen Frauen (Joan zählte 21, Pam 24 Lenze) hatten dabei weitaus mehr Material zu bieten. Letztendlich wurden dann von der Plattenfirma (genauer vom Produzenten Gus Dudgeon) nur Lieder ausgewählt, auf denen Pam Nestor nicht Klavier spielt bzw. nicht singt. Man wollte Joan Armatrading als Einzelkünstlerin promoten. So steht vorn auf dem Cover auch nur ihr Name. Pam Nestor wurde lediglich unten den Credits (für die ‚Lyrics’, also Texte) bedacht. Immerhin ist auf der Rückseite des Covers ein Foto von beiden zu finden (weitere Infos siehe en.wikipedia.org).
Kurze (oder längere) Exkursion: Die Parallelen, die sich für mich zwischen Joan Armatrading und der Band Jethro Tull (lange meine Lieblingsband) auftun, sind doch erstaunlich. Von beiden hatte ich zunächst die zweite erschienene Scheibe gekauft (von Joan ‚Back to the Night’). Erst dann sah ich im Plattengeschäft, dass es eben auch schon jeweils ein ‚erstes’ Album gab. Auf dem ersten Album von Jethro Tull (This Was) gab es nicht nur Songs von Ian Anderson, dem Mastermind der Gruppe, sondern auch der damalige Gitarrist Mick Abrahams trug seinen Teil (ähnlich wie Pam Nestor bei Joan) an Liedern bei. Beide Debütalben weichen dann schon rein stilistisch doch stark von den Nachfolgealben ab. Aber es kommt noch besser: Bekanntlich ist die Welt klein, selbst die der Londoner Musikszene im Jahr 1972. Denn in den bereits erwähnten Château d’Hérouville Studios müssen sich Joan & Pam und Ian Anderson und Co. schon fast auf die Füße getreten haben. Bekanntlich wurden hier die Vorläufer-Bänder zu A Passion Play aufgenommen, die unter dem Namen Chateau D’isaster Tapes (Teil 1 – Teil 2) erst viele Jahre später das Gehör der Öffentlichkeit fanden. Joan und Pam nahmen 1972 hier auch einen Teil ihrer Lieder auf. Und eine letzte Schnittstelle gibt es z.B. durch den Schlagzeuger Gerry Conway, der in den anfänglichen 80-er Jahren bei Jethro Tull die Sticks auf den Trommeln und Blechen rührte und auf eben diesem Debütalbum von Joan und Pam seinen Teil beisteuerte.
Tracklist des Albums (alle Lieder wurden von Joan Armatrading and Pam Nestor als Texterin komponiert außer die 3 angegebenen von Joan):
Seite 1
1. „My Family“ 3:08
2. „City Girl“ (Armatrading) 3:58
3. „Spend a Little Time“ (Armatrading) 2:23
4. „Whatever’s for Us, for Us“ 2:11
5. „Child Star“ 2:31
6. „Visionary Mountains“ 1:49
7. „It Could Have Been Better“ 4:19
Seite 2
1. „Head of the Table“ 2:30
2. „Mister Remember Me“ 2:15
3. „Gave It a Try“ 2:08
4. „Alice“ 3:29
5. „Conversation“ (Armatrading) 2:15
6. „Mean Old Man“ 2:33
7. „All the King’s Gardens“ 2:58
Bonustracks (beide von Joan & Pam komponiert):
Lonely Lady
Together In Words And Music
Nun Joan und Pam kannten sich bereits seit drei Jahren und hatten gemeinsam über 100 Lieder geschrieben. Es war eine enge Freundschaft zwischen den beiden, die dann ihr jähes Ende eben durch diese Platten-Produktion fand. Natürlich war es nicht Joans Schuld, dass der Produzent Gus Dudgeon sie favorisierte (Näheres siehe unter en.wipedia.org nach einer Biografie von Sean Mayes über Joan Armatrading). Joan beendete nach diesem Alben dann auch die Arbeit mit diesem Produzenten. Während die Lieder, bei denen Pam Nestor Klavier spielt und singt, auf dem Album nicht berücksichtigt wurden (sie agiert lediglich als Co-Autorin, also aus Texterin bei dem Großteil der Lieder), hören wir Joan Armatrading neben ihren Gesang die Klavierparts spielen und auf der akustischen Gitarre.
Pam Nestor hatte ‚genug’ und betätigte sich später weiterhin als Liedtexterin. Sie hat dann auch noch eine eigene Single veröffentlicht: „Hiding & Seeking (No More)“ (eine Reggae-Nummer) c/w „Man On The Run“, erschienen 1979. Auf dem 1975 erschienenen zweiten Album von Joan Armatrading „Back to the Night“ sind die Texte zu „Dry Land“ und „Come When You Need Me“ ebenfalls von Pam Nestor.
Viel Vorgeplänkel, kommen wir zum Album selbst. Debütalben sind immer so eine Sache. Von Erfolg war diese Scheibe nicht gekrönt. Damals wurden gerade einmal ungefähr 2000 Stück verkauft. Aber es ist schon (fast) die Joan späterer Jahre, nur noch nicht ganz so ausgereift. Aber genau das macht den Reiz dieser Lieder aus. Es klingt alles spontan mit Herzblut eingespielt, authentisch wie man so gern sagt.
Joan war Ende 1950 in Basseterre auf der Karibikinsel Saint Kitts als 3. von sechs Kindern geboren. Als sie drei Jahre alt war, zogen ihre Eltern mit den zwei ältesten Geschwistern nach Birmingham, England. Joan lebte erst einmal bei ihrer Großmutter auf Antigua. Anfang 1958 im Alter von sieben Jahren wurde sie von ihren Eltern nach England geholt. Mit 14 Jahren begann sie, ihre eigenen Lieder zu schreiben und spielte diese auf dem Klavier, das ihre Mutter als ‚Möbelstück’ gekauft hatte. Kurz danach tauschte ihre Mutter ihr eine Gitarre im Wert von 3 £ in einem Leihhaus gegen zwei Kinderwagen ein. Das Spielen brachte sich Joan selbst bei.
Das Autodidaktische lässt sich auf diesen Album sehr gut ausmachen. Es ist ein eigenwilliger Stil, den sie besonders auf der Gitarre praktiziert. Aber auch dem Klavier entlockt sie Klangfolgen, die ihr ungewöhnliches Talent zeigen. Stilistisch gesehen war es vorwiegend Folk bzw. Folkrock, aber schon gemischt mit anderen Elementen wie Blues bzw. R&B oder auch Jazz. Für ihre 21 Jahre ist sogar die Stimme schon sehr ausgereift und einfach einzigartig.
Joan Armatrading: Whatever’s for us, for us
Auf dem Album gibt es kein Stück, das man als ‚Hänger’ bezeichnen kann. Im Gegenteil zeichnet es sich dadurch aus, dass es viel Abwechslung bietet und doch eine Einheit bildet. Viele Stücke beginnen allein mit Klavier oder akustischer Gitarre. Für das Titelstück „Whatever’s for us, for us“ reicht sogar nur die akustische Gitarre. Mein liebstes Stück ist „It Could Have Been Better”, traurig-schön, Joan allein auf dem Klavier spielend, dann kommen die anderen Instrumente hinzu, zum Ende hin dann Bläser und zuletzt Streicher. Angeblich war es damals sogar eines der Lieblingslieder von Elton John. Es ist für mich noch heute eines meiner Lieblingslieder:
Joan Armatrading: It Could Have Been Better
Zuletzt kleine Ausschnitte (jeweils der Anfang) aus den zwei Bonustracks, die 1973 als Single erschienen waren. So ganz passen diese Lieder nicht auf das Album, sind also weniger repräsentativ. Im ersten hören wir eine E-Gitarre, wie sie (wenn ich mich nicht völlig verhört habe) auf keinen der 14 Lieder des Albums gespielt wird. Und das zweite Lied klingt für mich mehr nach Südsee als nach Karibik. Die Texte sind wiederum von Pam Nestor:
Joan Armatrading & Pam Nestor: Auszüge aus: Lonely Lady/ Together In Words And Music (Whatever’s for us – 1972 Bonus Tracks)
Ganz so wenig Aufmerksamkeit, wie ich dachte, habe ich Joan Armatrading in meinem Blog doch nicht eingeräumt. Leider sind viele Videos in den Beiträgen nicht mehr verfügbar (oder die Links müssten erneuert werden – aber das kostet Zeit). Nun Joan Armatrading wurde Ende 1950 in Basseterre, auf der kleinen Karibikinsel Saint Kitts geboren und wuchs in Birmingham, England, auf. Für mich ist sie eine der bedeutendsten Singer-Songwriterin, wie man so sagt. Ihre Musik bewegt sich stilistisch zwischen R&B, Rock und Folk, wobei sie sich nicht scheut, Jazz oder auch Reggae einzuflechten.
1972 veröffentlichte die damals 21-jährige Joan Armatrading ihr erstes Album Whatever’s for us und resultiert aus einer Zusammenarbeit mit der Lyrikerin Pam Nestor. Ihr bisher letztes Album Starlight erschien im letzten Jahr.
Seit einiger Zeit bin ich nun dabei, auf dem Heimweg von der Arbeit am Nachmittag im Zug mir alle Scheiben (mit den ‚reinen’ Studioaufnahmen) von Joan Armatrading wieder einmal anzuhören. Das sind ja nicht gerade wenige. Bevor ich in den nächsten Tagen und Wochen etwas zu den einzelnen Alben erzählen werde, möchte ich heute gewissermaßen eine kurze Einleitung geben.
Die musikalische Entwicklung von Joan Armatrading lässt sich nach meiner Meinung in vier ‚Perioden’ einteilen. Zunächst die ersten Jahre, in denen sie ihren Stil sehr schnell gefunden und weiterentwickelt hatte. Das ist die Joan wie ich sie heute noch am liebsten mag. Denn so habe ich sie kennen gelernt. Sicherlich waren viele der Lieder noch nicht so ausgereift arrangiert. Manches klingt sogar holprig. Hätte man damals schon die technischen Mittel, diese digitale Aufnahmetechnik, gehabt, so wäre manches vielleicht einen Tick besser gelungen. Genau das macht aber den Reiz dieser Stücke aus: Es klingt alles weitaus authentischer als in der folgenden Phase. Hier die Alben der ersten Periode:
· 1972: Whatever’s for Us
· 1975: Back to the Night
· 1976: Joan Armatrading
· 1977: Show Some Emotion
· 1978: To the Limit
Joan Armatrading: Down to Zero (Album: Joan Armatrading 1976)
Die zweite Phase begann 1980 und brachte einen Wandel, der mir bis heute nicht gefällt. Joan orientierte sich mehr am Mainstream und damit an härterer Pop-Musik, die ihr dann allerdings auch eindeutig mehr Erfolg brachte. Der ‚amerikanische’ Einfluss ist dabei unverkennbar (z.B. Me Myself I wurde in den USA aufgenommen). Vieles klingt eher nach New Wave als nach Joan Armatrading. Manches Stück ist ‚überarrangiert’, mit für meinen Geschmack zu sehr schepperndem Schlagzeug und zu aufdringlicheren Keyboardpassagen belegt. Nur wenige Lieder hören sich noch nach ihr selbst an.
· 1980: Me Myself I
· 1982: Walk Under Ladders
· 1983: The Key
· 1985: Secret Secrets
· 1986: Sleight of Hand
Joan Armatrading: Drop the Pilot (Album: The Key 1983)
Die dritte Phase möchte ich mit langsam “zurück zu den Wurzeln” beschreiben. Natürlich ging das nicht in ganzen Schritten. Aber viele Stücke sind wieder Joan-like, wobei ich ihr gern eine musikalische Weiterentwicklung zugestehen muss.
· 1988: The Shouting Stage
· 1990: Hearts and Flowers
· 1992: Square the Circle
· 1995: What’s Inside
Joan Armatrading: Wrapped Around Her (Album: Square the Circle 1992)
Danach gab es eine rund acht Jahre dauernde Pause. Diese bisher letzte Phase seit 2003 zeichnet sich durch eines besonders aus: Joan arrangierte und spielte alle Instrumente (nur manchmal holte sie sich einen Schlagzeuger ins eigene Studio) ihrer Lieder selbst. Die letzten drei Alben bilden sich zu einer Trilogie: „Into the Blues“ widmet sich dem Blues, „This Charming Life“ dem Pop und Rock – und „Starlight“ ist jazz-‚zentriert’, um es einmal so zu nennen.
· 2003: Lovers Speak
· 2007: Into the Blues
· 2010: This Charming Life
· 2012: Starlight
Am 30. Juli wird sie auch schon 55 Jahre alt. So wie die Heroen meiner Jugendzeit, die Herren Musiker mit ihren heute meist schon über 60 Jahren auf dem Buckel über alle Maße gealtert sind, so muss entgegen meiner Ansicht, Frauen altern nicht, doch festgestellt werden, dass auch sie nicht nur in die Jahre gekommen ist, sondern auch ein ihrer Jahre entsprechendes Aussehen angenommen hat. Die Rede ist von Kate Bush. Da hilft nur viel Schminke und das richtige Licht, um sie jünger erscheinen zu lassen.
Kate Bush: ca. 2011
Kate Bush: Director’s Cut (2011)
Ja, das Altern. Pillen helfen nicht dagegen – und Botox auch nur scheinbar. Was hilft: Man muss zu seinem Alter stehen. Es darf spekuliert werden. Seit 1979 gibt Kate Bush keine Konzerte mehr. Vielleicht ist das dem Alter geschuldet, was sie aber nicht davon abhält, weiterhin, wenn auch in großen Abständen, ihre Musik unters Volk zu bringen. Ist ja auch gut so.
Das Jahr 2011 war in dieser Hinsicht ein sehr produktives Jahr für Kate Bush. Hatte es immerhin 12 Jahre gedauert, bis im November 2005 ihr Doppelalum „Aerial“ veröffentlicht wurde (Kate is back), so mussten weitere sechs Jahre vergehen, bis Kate Bush zunächst Director’s Cut, dann im November 2011 50 Words of Snow auf den Markt brachte – letzteres habe ich bereits eingehend angesprochen (Kate Bushs Gespür für Schnee).
‚Director’s Cut’ ist eigentlich nichts anderes als ein Album, für das Kate Bush Original-Tonspuren von Tracks aus ihren Alben The Sensual World (1989) und The Red Shoes (1993) frisch aufgearbeitet. Alle Lead Vocals und alle Schlagzeug-Spuren der Songs sind dabei neu aufgenommen worden. Drei Stücke wurden komplett neu eingespielt, darunter „This Woman’s Work“. ‚Director’s Cut’ ist auch als Collector’s Edition mit den remasterten Alben ‘The Sensual World’ und ‘The Red Shoes’ erhältlich.
Beide Alben kannte ich bisher nur zum Teil. Es handelt sich dann auch um die letzten beiden Album bis eben 12 Jahre später das Doppelalum „Aerial“ erschien. Zum einen war Kate Bush wohl nicht so zufrieden mit den beiden Alben, zum anderen sehe ich in den Neuaufnahmen, besonders des Gesangs, eine Einübung auf das dann folgende Album ‚50 Words of Snow’. Die Stimme war etwas eingerostet und brauchte wohl ihre Zeit, wieder ‚in Gang’ zu kommen. Besonders deutlich wird das bei ‚Rubberband Girl’, dem letzten Lied auf dem neuen Album. Es klingt wie eine schlechte Kate Bush-Karaoke-Parodie. Ich weiß nicht, was Frau Bush hier eingefallen ist. Bei den anderen Liedern klingt das dann schon wesentlich besser. Unverkennbar ist aber, dass ihre Stimme nicht mehr die prickelnde Frische von eisigem Quellwasser hat, wie ich einst schrieb, sie klingt nicht mehr nach klarem Kristall. Die Stimme ist gereift, um einige Nuancen dunkler geworden. Manchmal erkennt man leider auch nicht andeutungsweise heraus, dass Kate Bush hier singt. Es könnte jede beliebige andere Pop-Sängerin sein. Was aber besonders stört, ist die schlechte Tonqualität, die Abmischung der Aufnahmen. Hier frage ich mich, was Frau Bush getrieben hat. Der Klang ist reichlich dumpf, ohne Dynamik, das neu aufgenommene Schlagzeug scheppert zwar nicht mehr, geht aber dafür bei einigen Stücken fast unter. Leidet Frau Bush vielleicht an einem Hörschaden? Meine Ohren sind mit dem Alter (ja, wieder das leidige Alter) auch nicht mehr die besten. Aber es sind wesentliche Unterschiede zwischen den alten Aufnahmen (aus 1989 und 1993) und diesem aufgearbeiteten Material aus dem Jahre 2011.
Hier die Setlist des Albums ‚Director’s Cut’ (2011): 1. Flower Of The Mountain (im Original betitelt als: The Sensual World) 2. Song Of Solomon
3. Lily
4. Deeper Understanding
5. The Red Shoes
6. This Woman’s Work
7. Moments Of Pleasure
8. Never Be Mine
9. Top Of The City
10. And So Is Love
11. Rubberband Girl
Das titelgebende erste Stück des Albums, „The Sensual World“, schrieb Bush inspiriert von James Joyces Roman Ulysses (Original: Volltext). Sie bezog sich dabei im Speziellen auf die Redepassage der weiblichen Protagonistin des Buches (Molly Bloom), die sie im Wortlaut gegen Ende des Liedes zitieren wollte (Mollys inneren Monolog). Bush hatte die Stimmaufnahme im Studio bereits eingespielt, erhielt jedoch von den Erben des Schriftstellers letztendlich keine Verwendungserlaubnis. Bush ersetzte die Textstelle durch einen entfernt ähnlich klingenden neuen Text. Als Bush für das Album „Director’s Cut“ unter anderem auch den Titel „The Sensual World“ neu einspielte, wurde ihr dieses Mal gestattet, auf Joyces Originaltext zurückzugreifen. Bush setzte entsprechend ihre ursprüngliche Textidee um und gab den Stück mit „Flower of the Mountain“ einen neuen Namen.
yeeeees first I gave him the bit of seedcake out of my mouth and it was leapyear like now yes
16 years ago my God after that long kiss I near lost my breath yes he said
was a flower of the mountain yes so we are flowers all a woman’s body yes
stepping out of the page into the sensual world….
stepping out of the page into the sensual world….
and Gibraltar as a girl where I was a Flower of the mountain yes
when I put the rose in my hair like the Andalusian girls used or shall
I wear a red yes and how he kissed me under the Moorish wall and
I thought well as well him as another
stepping out of the page into the sensual world….
stepping out of the page into the sensual world….
and then I asked him with my eyes
to ask again yes and then he asked me would I yes to say yes my mountain flower
and first I put my arms around him yes and drew him down to me so he could feel
my breasts all perfume yes and his heart was going like mad and yes I said yes I will Yes.
„und hab ihn mit den Augen gebeten er soll doch nochmal fragen ja und dann hat er mich gefragt ob ich will ja sag ja meine Bergblume und ich hab ihm zuerst die Arme um den Hals gelegt und ihn zu mir niedergezogen daß er meine Brüste fühlen konnte wie sie dufteten und das Herz ging ihm wie verrückt und ich hab ja gesagt ja ich will Ja.“
Hier noch die Neuaufnahme von ‚Deeper Understanding’, ebenfalls vom The Sensual World-Album. Während die ‚Computer’-Stimme in der alten Version (1989) noch ziemlich menschlich klang, ist sie hier bedeutend verfremdet – klingt mir dann eher wie eine Computer-Stimme aus fernen Zeiten (z.B. 1989). Oder habe ich da etwas verwechselt? Nein, ich habe nicht …
Kate Bush – Deeper Understanding (Version 2011)
Wie gesagt – für mich klingt ‚Director’s Cut’ wie das stimmliche Einüben zum Album ‚50 Words of Snow’. Was ihr auf ersterem noch nicht gelingt, ist auf dem letzteren schon wieder eine Klasse für sich. Natürlich ist auch dort die Stimme wesentlich dunkler als zu früheren Zeiten. Aber das Gesangstraining hat sich gelohnt. Um ‚Director’s Cut’ nicht völlig zu verreißen: Natürlich ist es interessant, die stimmlichen Unterschiede zu vergleichen. In manchen Passagen legt sich Kate Bush bei den Neueinspielungen auch mächtig ins Zeug. Aber insgesamt ist das Album höchstens ein Muss für völlig eingefleischte Kate Bush-Fans. Obwohl ich Kate Bush mag, so eingefleischt bin ich dann wohl doch nicht.
Zuletzt auch noch einige bewegte Bilder mit Kate Bush aus dem Jahre 2012 anlässlich einer Preisverleihung an Kate Bush für ihr ‚50 Words of Snow’-Album (etwas pummelig geworden ist sie denn ja auch noch):
Es gibt manchen Musiker, manche Musikerin und Sängerin, die man im Laufe der Jahre schon einmal aus den Augen verlieren kann. Dazu gehört auch Kate Bush. So richtig vermag man sie nicht einzuordnen: Rock wäre etwas ‚zu viel’; es ist eher Pop mit diversen Anleihen aus Klassik, ‚Weltmusik’ und eben auch Rock – verbunden mit einer großen Experimentierfreudigkeit.
Eigentlich kein Wunder, wenn man Kate Bush aus den Augen verliert. Immerhin 12 Jahre dauerte es bis November 2005, bis sie ihr Doppelalum „Aerial“ veröffentlichte (Kate is back). Und dann mussten weitere sechs Jahre vergehen, bis Kate Bush zunächst Director’s Cut, dann auch im November 2011 50 Words of Snow auf den Markt brachte.
Zu „Director’s Cut“: Hierfür hat Kate Bush Original-Tonspuren von Tracks aus ihren Alben The Sensual World (1989) und The Red Shoes (1993) frisch aufgearbeitet. Alle Lead Vocals und alle Schlagzeug-Spuren der Songs sind neu aufgenommen worden. Drei Stücke wurden komplett neu eingespielt, darunter „This Woman’s Work“. (hierzu in einem späteren Beitrag etwas mehr).
Nun ich kenne Kate Bush vom Anfang her. Das war 1978 mit den beiden Platten ‘The Kick Inside’ und ‘Lionheart’. Besonders ein Lied fiel damals auf: ‘Wuthering Heights’ (deutsch: Sturmhöhe) nach dem Roman von Emily Brontë. Eine Stimme wie klares Kristall, wie eisiges Quellwasser!
Ich weiß, ich bin etwas spät dran mit einer Rezension des vor über einem Jahr, im November 2011, erschienenen Albums. Es ist viel geschrieben worden, durchaus viel Positives, denn es ist ohne Zweifel ein außergewöhnliches Album, selbst für Kate Bush.
Der Name verrät es: Es geht also um Schnee und seine Synonyme, um Ersatzwörter mit gleicher Bedeutung oder doch Ähnlichkeiten. Und angeblich haben die Inuit, die Eskimos, viele Wörter für den Schnee, was nicht verwunderlich wäre, denn Schnee ist ihnen alltäglich wie den Wüstenbewohnern ihre Kamele (siehe Kamelliste – wenn es auch keine 50 Wörter für Kamele sind). Aber viel mehr Wörter sind es dann wohl doch nicht, nur dass in ihrer Sprache oft selbst so komplexe Wendungen wie “pulveriger Schnee, der bei leichtem Ostwind auf ein rotes T-Shirt fällt” zu einem Wort montiert wird, das aber nur in diesem Moment ein Wort ist und nie den Weg in ein Lexikon findet (Ähnlichkeiten gibt es im Deutschen wie mit Wörtern wie Donaudampfschifffahrtskapitänsmützenband … oder so).
Bleiben wir erst einmal beim Deutschen. Das Wort SCHNEE ist natürlich nicht so einfach aus den Wolken gefallen. Das gemeingermanische Wort (siehe englisch snow, niederländisch sneeuw, schwedisch snö) kommt von einer indogermanischen Wurzel *sneigwh– „schneien“ in den Bedeutungen „klebenbleiben“, „liegenbleiben“, „(sich) zusammenballen“ und „zusammenkleben“ – und *snoigwhos „Schnee“.
Und natürlich kennen wir auch weitere Wörter für Schnee, die dann tatsächlich in Wörterbüchern zu finden sind: Altschnee, Blutschnee, Eisschnee, Faulschnee (Schneematsch, engl. Slush), Kunstschnee, Nassschnee – dann Harsch,. Sulz, Griesel, Firn, Neu-, Papp-, Feucht- und Pulverschnee.
Kate Bushs Gespür für Schnee (und auch der Hinweis für die vielen Wörter der Inuit für Schnee) hat sie wohl von Fräulein Smilla geerbt. Immerhin ist der Roman inzwischen über zwanzig Jahre alt. Aber gerade wenn man Kinder hat und im Winter ‚die weiße Pracht’ gemeinsam beim Rodeln oder Schneemannbauen genießt, gewinnt man dieses Gespür schnell wieder. Und Kate Bush hat einen Sohn …
Come on Joe, you’ve got 32 to go,
come on Joe, you’ve got 32 to go.
Come on now, you’ve got 32 to go,
come on now, you’ve got 32 to go.
Don’t you know it’s not just the Eskimo.
Let me hear your 50 words for snow.
Come on Joe, just 22 to go,
come on Joe, just 22 to go.
Come on Joe, just you and the Eskimos,
Come on now, just 22 to go.
Come on now, just 22 to go,
Let me hear your 50 words for snow.
Eigentlich habe ich vorgegriffen: Der Titelsong, der eigentlich keiner ist, ist eine musikalisch untermalte Rezitation von Synonymen für das Wort Schnee, die vom englischen Schauspieler Stephen Fry vorgetragen werden. Es sind viele Phantasiewörter dabei, die sowohl Wörter aus der englischen, französischen, italienischen u.a. Sprachen mischen.
Das Album selbst „beginnt am Flügel. Drei dunkle Akkorde klingen, eine verschwiegene Kaskade, pianissimo und trotzdem raumgreifend. Dann setzt der Gesang an – doch nicht von Kate Bush, sondern Albert McIntosh, ihrem 13-jährigen Sohn. Überraschung! Der Knabe ist eine Schneeflocke, die aus dem Himmel fällt, der Erde entgegen. Ein verschneiter Wald wird erkennbar, dann eine winterliche Wiese mit Pferden darauf. Sieh nach oben, Mutter, ich komme!“ (Quelle: rollingstone.de) – „Wie Schneekristalle tanzen Pianoakkorde. Eine Knabenstimme erklimmt musikalische Gipfel. Eine Flocke klagt über eine laute Welt. Mahnt die Erdbewohner. ‚Ich will, dass ihr mich fangt’.“ (Quelle: faz.net). „Snowflake“ heißt das fast zehnminütige Stück – wie Schneeflocken unverwandt vom Himmel fallen, klingen oft, fast unendlich in ihrer abgewandelten Wiederholung die Klavierakkorde …
Kate Bush – Snowflake
Ich denke, man/frau kann schon vieles zu Winter, Kälte, Dunkelheit und Einsamkeit erzählen. Kate Bush gelingt eine exzentrische, gar irritierende, fast immer dunkel-schöne Kontemplation über den Winter. Manchmal etwas zu lang geraten, aber auch so äußert sich der Winter uns – endlos.
In „Lake Tahoe“ wird uns die Geschichte einer Frau, die einst im Lake Tahoe mit ihrem Hund ertrank, erzählt. Einige, wenn auch gewollte Dissonanzen, nur wenige Töne, stören und scheuchen den Hörer immer wieder kurz auf. Dann „Misty“ – wieder fast nur am Flügel gespielt – noch etwas länger – ist „eine Begegnung mit dem Schneemann, der in der Wärme nicht leben kann, so wie sie nicht in der Kälte. ‚So kalt. Ich spüre ihn in meiner Hand schmelzen’. Am nächsten Morgen ist er nicht mehr da, das Laken nass – und Blätter und trockenes Gras, mit dem er geschmückt war. Sie findet den Schneemann im Nebel nicht mehr wieder. Eine Liebe, die nicht sein kann und längst im Meer der Zeit versunken ist.“
In dem Stück „Wild Man“ besingt Kate Bush einen Yeti, der von Menschen gejagt wird, die ihm sein Geheimnis entreißen wollen.
Aus dem Rahmen fällt ein Stück, ja man kann es Lied nennen: „Snowed In at Wheeler Street“, ein Duett mit Elton John. Es „gerät etwas prätentiös“, auch wenn Elton John sich müht, die Jahrhunderte wehrende Geschichte der zwei Königskinder nicht allzu theatralisch klingen zu lassen. Vielleicht ein Zugeständnis dem Mainstream gegenüber.
Kate Bush gönnt sich hier ein sehr intimes Album. Da hält sie die hochtönende Knabenstimme ihres Sohnes Albert McIntosh fest, bevor diese in den Stimmbruch gerät. Auch Partner und Vater des Sohnes, Dan McIntosh, trägt einige Gitarrenakkorde bei. Und neben Kate Bush selbst am Flügel sind es Bassist Danny Thompson, der ein paar Akzente am Kontrabass setzt, und Steve Gadd, der Besen und Schlagwerk mit äußerster Zurückhaltung bedient.
Wer, wenn nicht Kate Bush, kommt auf die Idee, winterlichen Hauch in unsere Wohnzimmer wehen zu lassen. Eigentlich ist das schon unerhört, was sie sich da leistet: Viel Geklimper auf dem Klavier mit wenigen zarten Klangeffekten, mit dem sie die allgemein gültigen Konventionen der Popmusik weitestgehend hinter sich lässt. Es ist ein „gleichzeitig fremdartiges und tief vertrautes Winterwunderland“, was uns Kate Bush da liefert. Da darf es ruhig noch etwas länger Winter bleiben.
Weitere Videos mit den ‚Segmenten’ der Stücke dieses Albums finden sich auf dem Account von Kate Bush bei Youtube: KateBushMusic
Zu Beginn des neuen Jahres habe ich vermehrt gelesen. So ist einiges an Musik liegen geblieben, die ich mir jetzt in den letzten zwei, drei Wochen in entsprechender Ruhe angehört habe. Eine dieser Scheiben ist die letzte CD Charmer von Aimee Mann, die auch schon seit über einem halben Jahr auf dem Markt ist. Aimee Mann gehört der US-amerikanischen Indie-Pop-Szene an; ich habe schon ausführlich in diesem Blog über sie und ihre Musik berichtet.
In der „New York Times“ wurde Aimee Mann als eine der „Besten Musikerinnen ihrer Generation“ gefeiert. Die 52-jährige Amerikanerin ist vor allem eine Singer/Songwriterin alter Schule mit einem Gespür für makellose Melodien, raffinierte Texte in Kombination mit einem beständigen und passenden Hauch von Melancholie. Das findet sich auch auf dieser CD wieder.
Bereits beim ersten Hören hatte ich den Eindruck, bestimmte Lieder schon einmal gehört zu haben. Also wirklich Neues oder gar musikalisch Innovatives ist das nicht, und manches Keyboard-Gewubber ist für meine Ohren eher lästig. Aber insgesamt – und besonders beim wiederholtem Hören – ist auch dieses Album hörenswert, die Stimme ohne Blessuren und die Arrangement dezent ausgeführt. Wer Aimee Mann mag, der wird auch dieses Album mögen.
Aimee Mann: Charmer (Live at The Pabst Theater – Milwaukee WI 11/11/12)
Als Anspieltipp empfehle ich Living A Lie, dass sie zusammen mit James Mercer, ebenfalls einem Mitglied der US-amerikanischer Indie-Pop-Musiker-Szene, interpretiert. Und weiteres Material der neuen Scheibe findet man auf dem YouTube-Konto von Aimee Mann:
I’m living a lie
you’re living it too
cause I live it with you
I’m living a lie
a lie I can’t tell
so we wait for a crack in the shell