Kategorie-Archiv: Ian und die (Musik-)Welt

Ian Anderson (Jethro Tull) & vieles mehr von dieser Welt

Was wäre, wenn … Ian Anderson: Thick as a Brick 2

2003 war Ian Anderson das letzte Mal im Aufnahmestudio (für sein Soloalbum „Rupi’s Dance“ und für das Jethro Tull Christmas Album), die letzte ordnungsgemäße Scheibe von Jethro Tull war „J-Tull DOT COM“ aus dem Jahre 1999. Es ist also schon lange her, dass uns der Flötenmeister mit neuen Tunes beehrt. Lange hat er uns mit Versprechen hingehalten, hier und da einige neue Noten live präsentiert. Aber eigentlich wollte schon keiner mehr daran glauben, dass der Tag kommen könnte, an dem in den Regalen der Plattenläden ein neues Album stehen wird..

Wir haben es wohl auch seinem alten Freund Derek Shulman von Gentle Giant zu verdanken, der Ian Anderson den Floh von einer Fortsetzung des Thick as a Brick-Albums ins Ohr setzte. Plötzlich hatte er eine Idee und ein Ziel: Thick as a Brick 2, kurz TAAB2.

Wenn man in ein bestimmtes Alter kommt (der Meister wird im August 65 Jahre alt, befindet sich also gewissermaßen kurz vor der Rente), dann stellt man sich meist recht komische Fragen: Was wäre, wenn … ja, wenn das Schicksal (Bestimmung, Karma oder Kismet) es mit uns anders gewollt hätte. Was hätte z.B. aus jenem Gerald Bostock werden können, dem fiktiven kindlichen Autoren von Thick as a Brick, der in diesen Tagen 50 Jahre alt geworden wäre.

Was ist eigentlich aus Gerald Bostock geworden?

Und es liegt wohl auch am Alter, dass ein Mann wie Ian Anderson plötzlich in einen Schaffensrausch verfällt, wenn er erst einmal ein auch für ihn wichtiges Thema gefunden hat. Selten haben wir ihn so agil gesehen. Keine Mühen, keine Kosten scheute er, um uns am Ende die heißersehnte Scheibe zu präsentieren.

Es ist nicht nur thematisch, sondern auch musikalisch ein Alterswerk geworden. Im Alter neigt man schnell zur Verknappung – und man wiederholt sich gern. Ab einem bestimmten Alter will man es vor allem aber den Jungen zeigen, dass man noch nicht zum alten Eisen gehört. Da lässt man durchaus alte Weggenossen links liegen (Martin Barre, der mit seinem Gitarrenspiel immerhin 40 Jahre lang die Musik von Jethro Tull mitgeprägt hat) und sucht sich talentiertes Jungvolk aus (Florian Ophale als Barre-Ersatz oder Scott Hammond, den neuen Schlagzeuger – okay, der wird nächstes Jahr auch schon 40).

Das soll keine Kritik sein, das ist nun einmal so – im Alter! Entgegen der allgemeinen Euphorie (z.B. in Laufis Jethro Tull Board) sehe ich TAAB2 etwas nüchterner. Okay, ich habe mir die Scheibe bisher noch keine 20 Mal angehört – am ersten Tag habe ich mir die DVD ins Laufwerk meines Rechners gelegt und zum ersten Mal vollständig gehört, dann habe ich mir die Lieder auf meinen MP3-Player überspielt – und während meines Osterurlaubs per Kopfhörer zweimal im Zug angehört. Ian Anderson hat sehr viel Arbeit und Schweiß in diese Scheibe investiert, ohne Zweifel. Aber wirklich überzeugen kann sie mich trotzdem nicht ….

Wie ich schon im Vorfelde geschrieben habe: Instrumental wirkt das Ganze schon sehr virtuos, wenn es auch, wie ich finde, manchmal etwas kalt, steril klingt. Diesem Urteil bleibe ich treu. „Thick as a Brick“, ich meine den ersten Teil aus dem Jahre 1972, hatte ich in Ausschnitten bereits im Jahr der Veröffentlichung live miterleben dürfen (die Gnade der frühen Geburt). Bereits bei diesem ersten Mal war ich begeistert und konnte kaum die Veröffentlichung der Scheibe erwarten. Jetzt bei TAAB2 ist es weniger die Liebe auf dem ersten Blick (beim ersten Hören).

Ian Anderson und seine Jungs haben das abgeliefert, zudem sie fähig sind. Andersons Flötenspiel ist in seiner Virtuosität über jede Kritik erhaben, allerdings sind es mir immer einige ‚Schlenker’ zuviel; das soll wahrscheinlich die Tatsache, dass das Material manchmal doch etwas mager ist (Stichwort: Verknappung), verschleiern. Florian Opahle ist ein großartiger Gitarrist, aber sein Spiel ist eben nicht das eines Martin Barre, der vielleicht nicht immer ‚sauber’ spielte, der aber eine Spontanität an den Tag legte, die Opahle abgeht. Überhaupt wirkt das Zusammenspiel der Musiker auf mich äußerst abgeklärt, damit aber auch – wie geschrieben – oft kalt und steril. Es liegt nach meiner Meinung an der restriktiven Vorgabe des Meisters, dem Perfektion wichtiger waren als intuitives Spiel. Sicherlich enthält auch das 1972er TAAB viele Wiederholungen, Selbstzitate – aber manches Stück, das hier als Neukomposition ausgegeben wird, ist in geänderter Form bereits schon einmal zu hören gewesen (z.B. A Change of Horses erinnert mich an Andersons Divinities).

Ich will hier nicht auf einzelne Stücke eingehen, dazu muss ich mir die Scheibe noch öfter anhören. Aber es gibt mindestens zwei Stücke, in denen langsame mit schnellen Passagen wechseln: Da passt mir das eine nicht zum anderen. Auch die Stimmverfremdungen (und –verdopplungen) finde ich unpassend – ‚befremdlich’.

Das ist mein gänzlich subjektives Urteil. Natürlich enthält TAAB2 auch für mich einige Höhepunkte. Aber die können nun einmal meinen Gesamteindruck nicht ändern. Man merkt eben das Alter des Meisters auch dieser Scheibe an.

Eigentlich sollte ich froh sein, dass es Ian Anderson endlich geschafft hat, wenn auch unter diesem sperrigen Namensungetüm „Jethro Tull’s Ian Anderson“, ein neues Werk auf den Markt zu werfen. Und ich bin es auch. Aber es ist leider kein Meisterwerk wie das 1972er TAAB, wenn TAAB2 auch ein dem Umständen entsprechend hörenswertes Alterswerk geworden ist.

Übrigens: Das Buch Jethro Tull Over Germany: Fotos und Geschichten aus über vier Jahrzehnten von Wolfgang Thomas und Sohn Kevin (siehe auch meinen Beitrag: Jethro Tull Over Germany) habe ich inzwischen bestellt. Mehr dazu, wenn ich es in Händen halte.

Jethro Tull 25th Songbook und die neue Scheibe

Heute ist es nun soweit: Jethro Tull’s Ian Anderson und seine neue Band bringen 40 Jahre nach Thick as a Brick den zweiten Teil: Thick as a Brick 2, auch kurz TAAB2 genannt, auf den Markt. Meine Special Edition mit CD und DVD ist bereits seit gestern in der Post und dürfte heute rechtzeitig bei mir eintreffen (siehe auch zuletzt meinen Beitrag: Was ist eigentlich aus Gerald Bostock geworden?)

Was ist eigentlich aus Gerald Bostock geworden?

Die Euphorie im Netz ist ziemlich groß. Anderson hat auf der Jethro Tull- bzw. Ian Anderson-Website viele Musik-Ausschnitte bereitgestellt. Aber so ganz konnte mich das bisher nicht überzeugen. Und das liegt nicht nur an Andersons Stimme, die seit Jahren nicht mehr die beste ist. Immerhin hat man viel technischen Aufwand getrieben, um die Stimme einigermaßen ‚hinzubiegen’. Aber warten wir es ab. Ich lasse mich gern positiv überraschen.

So oder so habe ich bereits meine positive Überraschung. Es handelt sich um das Jethro Tull 25th Songbook, das der Palmyra Verlag seit vielen Jahren immer wieder neu auflegen will und das bis heute nicht geschafft hat. Endlich habe ich ein Exemplar aller Liedertexte bis 1995 (Roots to Branches) von Jethro Tull – mit den deutschen Übersetzungen von Karl Schramm. Ich hatte mich vor Jahren daran versucht, z.B. Thick as a Brick zu übersetzen, bin dann aber an vielen der Wortspiele von Ian Anderson mehr oder weniger gescheitert. Damals gab es eben kein Internet, mit dessen Hilfe ich vielleicht weitergekommen wäre (endgültig aufgegeben hatte ich es mit der Zeile: „Where the hell was Biggles when you needed him last Saturday?“ Ich fragte mich nicht, wo zum Teufel Biggles war, sonder WER Biggles war? Inzwischen weiß ich das natürlich. Er ist wie Superman ein Comic-Held: James Bigglesworth, ein Flieger aus dem ersten Weltkrieg! In den Niederlanden gibt es eine entsprechende Website zu Biggles, also: Wo zum Teufel war Biggles …? – siehe u.a. meinen Beitrag Was ist bloß mit Ian los? Teil 38: Friede auf Erden). Jetzt kann ich mein Schulenglisch also etwas auffrischen und mit Andersons eigenen Wortklaubereien erweitern, denn durch Zufall bin ich, lieber Lockwood, an ein Exemplar aus der 3. Auflage von 1997 herangekommen.

Aber dem nicht genug: Am Montag erscheint ja das Buch Jethro Tull Over Germany von Wolfgang Thomas und Sohn Kevin (siehe auch jethrotullovergermany.de).

Was ist eigentlich aus Gerald Bostock geworden?

1972, also vor 40 Jahren, erschien von der Gruppe Jethro Tull das Konzeptalbum Thick as a Brick. Als Autor des Textes wurde ein achtjährige Junge namens Gerald Bostock genannt. Natürlich verbarg sich dahinter kein anderer als Ian Anderson, der Frontmann und Spiritus rector der Band selbst.

„Wie die Texte zeigen, geht es um die Welt eines Kindes, dessen Weltsicht durch Erziehungsvorgaben und sogenannte Tabuthemen verbogen und lückenhaft ist, das zwischen altklug und ahnungslos, die Zeit unbeschwerten Spiels sicher hinter sich gelassen hat, aber von vorpubertären Erwartungen bedrückt ist. Es ist ganz sicher noch weit vom Erwachsensein entfernt, dabei wurde es jedoch von der aufdringlich ambitionierten und missionarischen englischen Umwelt der unteren Mittelklasse in ‚erwachsene’ Muster gedrängt (Quelle: de.wikipedia.org)

siehe hierzu:
Thick as a Brick – das ganze Album im Video
Thick as a Brick – der Text

40 Jahre nach diesem Album kommt nun von Ian Anderson und seiner Band der zweite Teil: Jethro Tull’s Ian Anderson:TAAB2 Thick as a Brick 2, auch kurz TAAB2 genannt, auf den Markt. Ich habe bereits an anderer Stelle in diesem Blog ausführlich darüber berichtet. Ergänzend hierzu gibt es einen auch sehr informativen Bericht von Martin Webb, der als Word-Datei aufrufbar ist, dessen Wortlaut ich hier aber trotzdem wiedergeben möchte:

Jethro Tull's Ian Anderson: Thick as a Brick Part 2

Was ist eigentlich aus Gerald Bostock geworden?
Ian Andersons Fortsetzung des 1972er Prog-Rock-Klassikers bietet einige Antworten

Prog Rock? Prog Rock aus dem Jahr 2012? Das kann doch kaum ernst gemeint sein. Ist es aber tatsächlich, auch wenn hier der eigentliche Terminus Progressive Rock angemessener scheint. Man lasse einfach mal alle Vorurteile außer acht, und lasse Ian Anderson, den Sänger, Flötisten und Komponisten von Jethro Tull, ausführlich erklären, was ihn bewogen hat, vierzig Jahre nach dem bahnbrechenden Klassiker „Thick As A Brick“ dieses Genre noch einmal aufzugreifen.

In den frühen 1970ern hatten Bands wie Yes, Genesis, ELP und King Crimson die Grenzen der Musik maßgeblich erweitert. Die Anfänge des Punk warfen einen Schatten auf jene Musik, die zunehmend ausschweifender und prätentiöser geworden war, was dem Begriff Prog Rock einen schlechten Ruf einbrachte. Ian Anderson erklärt hingegen: „Für mich ist etwas progressiv, wenn man versucht, mit irgendetwas in eine neue Richtung aufzubrechen und etwas voranzutreiben, was dem eigenen Bedürfnis nach etwas Neuartigem entspricht und der Weiterentwicklung der eigenen Karriere dienlich ist. Für mich klingt ‚Progressive Rock‘ nach wie vor gut.“

Jethro Tulls kurze Progressive-Rock-Phase erreichte 1972 mit „Thick As A Brick“ ihren vorläufigen Höhepunkt. Das 45-minütige musikalische Epos konzentrierte sich auf die Schwierigkeiten seines kindlichen Protagonisten, konfrontiert mit einer beängstigenden und ungerechten Welt. Das Cover bildete die Parodie auf eine Lokalzeitung, genannt St. Cleve Chronicle, dessen Titelstory von dem frühreifen Schüler namens Gerald Bostock berichtete, der bei einem Dichterwettstreit disqualifiziert worden war, weil sein Beitrag unangemessen gewesen sei – und der nun angeblich von Jethro Tull für die Songtexte des Albums benutzt werde. Die Idee dazu war Ian Anderson gekommen, nachdem viele Kritiker den vorherigen Longplayer „Aqualung“ aus dem Jahr 1971 als Konzeptalbum bezeichnet hatten, obwohl es nur aus einer Reihe von Songs bestand, von denen einige zufällig die gleichen Themen behandelten: „In Anbetracht der Kritiken zu Aqualung habe ich absichtlich ein Konzeptalbum in Angriff genommen, das in erster Linie eine Parodie auf das Konzeptalbum als solches und auf die vermeintlich grandiosen Progressive-Rock-Abenteuerlichkeiten sein sollte. Ich wollte die etwas arrogante und schwülstige Art und Weise des Songschreibens überspitzen, indem ich die Texte von einem angeblich zehnjährigen Jungen schreiben ließ. Das mag absurd und ziemlich albern klingen, aber wir lebten in der Ära von Monty Python, in der diese Art des surrealen britischen Humors ihren festen Platz in der Psyche der Briten hatte.“

Das Album war ein weltweiter Erfolg, inklusive einer Nummer-eins-Notierung in den amerikanischen Billboard-Charts. Teile des Albums tauchten seitdem immer wieder in den Konzerten von Jethro Tull und Ian Anderson auf. Aber Ian hatte immer wieder Vorschlägen seitens der Plattenfirma widerstanden, zu dem Album eine Fortsetzung zu schreiben. Zumindest war das so, bis er im Jahr 2010 seinen alten Freund Derek Shulman von Gentle Giant traf, der ihm mit der Idee in den Ohren lag, doch zum 40-Jährigen eine Fortsetzung zu schreiben, was Ian dann tatsächlich erstmals ernsthaft in Betracht zog, statt es wie sonst gleich von der Hand zu weisen. Er hatte bemerkt, dass sich mit den Jahren das Publikum verändert hatte. „Das waren nicht mehr nur alte Käuze, sondern eher eine Mischung aus alten Käuzen und jungen Käuzen. Es fiel mir auf, dass es eine neue Welle von jungen Menschen gab, die nach einer Alternative und einem Gegenentwurf zu X-Factor und der sich stetig wiederholenden Rockmusik unserer Tage suchen. So freundete ich mich langsam mit dem Gedanken an, dass es vielleicht doch nicht so unwürdig wäre, wie ich früher gedacht hatte, noch einmal etwas in der progressiven Richtung anzugehen.“

Im Februar 2011 entwickelte Ian Anderson einige Tage lang die ersten Skizzen. „Alles basierte auf der Idee, was wohl aus Gerald Bostock, diesem frühreifen Kind, geworden ist, was ihm im Leben widerfahren ist? Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr Schlüsselmomente aus meiner eigenen Kindheit fielen mir ein, wie ich eher zufällig die eine oder die völlig entgegengesetzte Richtung hätte einschlagen können. Aus mir hätte alles Mögliche werden können vom Soldaten, Seemann oder Astronauten bis hin zum Mimen oder Waldbauern – obwohl ich mich nach der Schule zunächst bei der Polizei bewarb und mich als Journalist einer Lokalzeitung versuchte, bis mich dann jedoch an der Kunsthochschule die Musik ganz gefangen nahm.“

„So stellte ich mir also Gerald Bostock als diesen zehnjährigen vorpubertären Knaben vor. So wie das Model aussah, das wir 1972 als den fiktiven Gerald Bostock fotografiert hatten, war er ein ziemlich Streber, der wahrscheinlich nicht besonders beliebt war an der Schule und wohl auch im Sport nicht besonders gut. Welche Möglichkeiten hätte er dann wohl gehabt, was wäre aus ihm geworden, wohin hätte es ihn geführt? Ich entwarf verschiedene Szenarien, darunter ein Stück über sein mögliches Leben gleich nach der Pubertät und daraus resultierend ein weiteres Stück über all das, was aus ihm wohl geworden sein könnte, bis er schließlich erwachsen war. Im abschließenden Teil des Albums habe ich dann all diese Dinge zu einer Art Zukunftsszenario zusammengeführt, in dem trotz aller zufälligen Wendungen ein bestimmtes Karma oder Kismet unser Schicksal vorherbestimmt, ganz gleich, welche radikal unterschiedlichen Richtungen wir auch eingeschlagen haben mögen.“

Aus diesem losen Konzept heraus entstand „Thick As A Brick 2“. Im November 2011 nahm Ian Anderson das Album gemeinsam mit Florian Opahle (Gitarre), John O’Hara (Keyboards), David Goodier (Bass) und Scott Hammond (Schlagzeug) auf, wobei ganz bewusst das Gefühl des 1972er Albums entstehen sollte, indem man zum großen Teil dasselbe Instrumentarium, also viele Akustikgitarren und viel Hammondorgel, einsetzte und die Songs mit der Band weitestgehend live einspielte. Mit einem Minimum an Overdubs und ohne sonstige gängige Studiotricks nahm Tonigenieur Steven Wilson (von Porcupine Tree) dann die Feinjustierung vor. Auch wenn es verschiedene markante Punkte (IDs) gibt, durch die sich einzelne Songs über iTunes downloaden lassen, ist dies in erster Linie ein durchgängiges 53-minütiges Musikstück mit diversen wiederauftauchenden musikalischen Motiven.

Eine weitere Referenz an das 1972er Album und das St. Cleve Chronicle Cover ist die fingierte Lokalnachrichten-Webseite www.StCleve.com, mit der das Album von 2012 aufwartet. In bewusster Anlehnung an ähnliche nicht ganz so professionelle Webseiten hat Ian sie recht amateurhaft gestaltet (Sie wird auf jeden Fall online gehen und für Fans einen Bereich anbieten, wo man seine eigenen erfundenen Nachrichten verbreiten kann). „StCleve.com soll vor allem unbeschwert sein mit vielen für Schüler typisch vulgären Zoten, aber auch mit ernsten Themen und fein beobachteten Phänomenen, die typisch sind für das Leben in provinziellen Kommunen. Es tauchen auch bekannte Charaktere wie Max Quad und Angela de Groot auf, die nun ein Fitnessstudio betreibt. Und hinzu kommen mir und dem Rest der Welt bekannte Persönlichkeiten mit leicht abgeänderten Namen. Man wird dann schon wissen, um wen es geht…“

Auch die 18 Monate währende Welttournee, die offiziell am 14. April in Großbritannien startet, soll an die ursprüngliche Bühnenshow des Jahres 1972 erinnern, wobei die „amateur dramatics village hall“, wie Ian es nennt, eine völlig neue Theaterinszenierung mit Videos und Schauspielern beinhalten soll.

Was hält Ian nun vom vollendeten Projekt? „Im Gegensatz zum 1972er Original von Thick As A Brick ist dies nicht wirklich eine Parodie. Das soll nicht alles lustig sein, einiges geht sogar richtig ans Herz und ist recht ernst, manchmal ein wenig intellektuell, manchmal fröhlich und unterhaltsam, ohne zu albern zu sein. Insgesamt ist dies ein viel ernsteres Werk, und auch wenn man es manchmal als unbeschwert und lustig empfindet, steckt immer ein gewisser Tiefgang darin.“

„So beobachtet es ganz genau diverse Rollenklischees. Eine dieser Stereotypen, in denen ich Gerald fürs Album eigentlich nicht sah, war der eines Politikers – obwohl er auf dem Album-Cover als Ex-Parlamentarier der Labour-Partei auftaucht, der nun in der Gegend von St. Cleve lebt. Er taucht jedoch noch in anderer Gestalt auf, etwa als korrupter christlicher Prediger, oder als Investment-Banker mit fetten Bonus-Prämien, also genau die Menschen, die wir heutzutage mit Vorliebe verachten. Und schließlich auch noch als Kriegsopfer, als heimgekehrter Soldat, der versucht, anderen Veteranen die Re-Integration ins Leben zu erleichtern, wobei ihn die Sinnlosigkeit des Krieges augenscheinlich verbittert hat. Das sind so Momente, die einen wirklich runterziehen können. Aber auch da muss man durch. Manchmal hilft es dabei, die Dinge so unbeschwert wie möglich anzugehen.“

„Vielleicht mögen manche hier Parallelen zu Quadrophenia sehen, aber das ist völlig falsch. Hier geht es nicht um eine gespaltene Persönlichkeit, sondern um all jene unterschiedlichen Rollen, in die wir in unserem Leben hätten hineinwachsen können. Wenn wir zu einem bestimmten Zeitpunkt die Straßenseite gewechselt hätten, ans Telefon gegangen wären, diesen einen bestimmten Artikel in der Zeitung gelesen hätten, hätten solche Dinge vielleicht unser Leben verändert. Und genau so etwas passiert zweifellos im Leben der Menschen, je nachdem, welche Freundschaften sie schließen, welche Beziehungen sie eingehen, ob in einer Ehe oder sonst wo. Darum geht es – und das taucht immer wieder auf – um all diese Was-wäre-passiert-wenn-Momente des Lebens.“

„Einer der Schlüsselmomente des Albums ist das Stück „A Change Of Horses“, das Fans von unseren Shows des letzten Jahres wiedererkennen werden. Es handelt von dem Punkt im Leben, an dem du dir sagst, wenn es noch einmal eine Veränderung geben soll, dann muss es jetzt sein. Das passiert häufig bei Menschen so um die vierzig oder fünfzig, und ich mag die Idee dieser Neujustierung und Neubewertung, dass es da einen zweiten Teil in deinem Leben gibt, bei dem das Schicksal einen neuen Entschluss erfordert. Dabei geht es weniger um den Blick zurück als um den Blick nach vorn. All diese Momente möglicher Entscheidungen gab es in meinen Teenagerjahren reichlich und es war eine Mixtur aus Verheißung und blankem Terror, denn die Welt da draußen war beängstigend. Das will ich hier erforschen und ich glaube, das gilt für Menschen von beiden Seiten des Altersspektrums, für den Menschen im gesetzten Alter, der seinen Einkaufswagen vor sich herschiebt, ebenso wie für den pubertierenden Jüngling, der vor irgendeiner Entscheidung steht.“

Und ist TAAB 2 aus der Sicht von heute ein Konzeptalbum? Ian Anderson ist davon überzeugt. „Ja, es ist ganz klar ein Konzeptalbum! Es ist zudem ein sehr erwachsenes und reifes Konzeptalbum, aber es sollte Menschen jeden Alters ansprechen. Das ist ein intellektuelles Unterfangen. Ich bin mir nicht sicher, wie viele Menschen sich darauf einlassen werden, aber ich denke genügend, um diese Platte zu rechtfertigen. Es ist ganz unverfroren in der Art und Weise, wie es zum Zuhören und Nachdenken zwingt. Manchmal ist die Musik sehr geradlinig und groovt auch, und manchmal funktionieren die Sachen auch, ohne dass man sich großartig anstrengt. Aber für das Konzept insgesamt, für einen Großteil der Songtexte und auch für einen Teil der Musik muss man sich schon richtig reinhängen. Ich glaube, das machen auch viele gerne. Man kombiniere dies mit all den Details, die rund um dieses Projekt in das Album eingeflossen sind, das Artwork und die Webseite StCleve.com, dann bekommt man ein richtig großartiges Paket zusammen, das vielen sehr viel Vergnügen bereiten wird.“

Martin Webb,
Januar 2012

Whitney Houston gestorben

Man soll nicht schlecht über Verstorbene sprechen resp. schreiben. Es ist schon einige Zeit her, da las ich einen Artikel mit der Überschrift Whitney Houston kann nicht ohne Bühne:

„Sie kann es nicht mehr wirklich auf der Bühne – aber noch weniger kann sie ohne. Das habe Whitney Houston mit vielen Promis gemeinsam, wie Borwin Bandelow, Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Göttingen, sagt. Viele Stars treibe Narzissmus, gepaart mit mangelnder Selbstkritik an. Bei Marilyn Monroe, Elvis Presley und Michael Jackson sei es genauso gewesen, sagt der Autor des Buchs Celebrities: Vom schwierigen Glück, berühmt zu sein. Allerdings: ‚Wer selbst Probleme hat, kann Gefühle authentischer rüberbringen.’“

Mich interessierte damals weniger Whitney Houston, dafür mehr das Problem als solches. Hintergrund war eine Diskussion zu Ian Anderson, der ebenfalls nicht ohne Bühne auszukommen scheint. Jetzt ist Whitney Houston im Alter von 48 Jahren gestorben. Die Todesursache ist noch unbekannt. Die Autopsie-Resultate werden erst in Wochen vorliegen. Ein Selbstmord kann nicht ausgeschlossen werden.

Jethro Tull’s Ian Anderson: Thick as a Brick 2

Am Freitag, den 30. März, ist es soweit. Dann erscheint Jethro Tull’s Ian Anderson:TAAB2 Thick as a Brick 2 wie bereits angekündigt (Oh, wie überraschend …: A Glimpse of Life in the Slow Lane). Ich persönlich werde mir die Special Editon leisten (ist schon bestellt), weil sie zz. gerade einmal einen Euro mehr kostet als die normale CD, aber zusätzlich eine DVD mit 5.1-Surround-Mix u.v.a. Zutaten enthält.

Die Spannung steigt. Aber einen ersten Eindruck kann man schon von dem neuen Werk gewinnen, das wie bereits erwähnt unter dem Namen „Jethro Tull’s Ian Anderson“ erscheinen wird. Instrumental wirkt das Ganze schon sehr virtuos, wenn es auch, wie ich finde, manchmal etwas kalt, steril klingt. Aber ich will den Vogel nicht schon erlegen, bevor er losgeflogen ist. Unter planetrock.com gibt es ein längeres Interview mit Ian Anderson, indem auch einige Passagen von TAAB2 (ca. 32:40 Kismet In Suburbia – 36:00 A Change Of Horses – 38:45 Banker Bets, Banker Wins – siehe auch unten) angespielt werden. Ansonsten verweise ich auf meinen Beitrag Altes „Neues“ von Jethro Tull (7), in dem ich mehrere bisher schon aufgeführte Stücke zusammengestellt habe, die ebenfalls Teil von TAAB2 sein werden. Hier die ‚TAAB2’ tracklist:

1 From A Pebble Thrown
2 Pebbles Instrumental
3 Might-have-beens
4 Upper Sixth Loan Shark
5 Banker Bets, Banker Wins
6 Swing It Far
7 Adrift And Dumfounded
8 Old School Song
9 Wootton Bassett Town
10 Power And Spirit
11 Give Till It Hurts
12 Cosy Corner
13 Shunt And Shuffle
14 A Change Of Horses
15 Confessional
16 Kismet In Suburbia
17 What-ifs, Maybes And Might-have-beens

Ian Anderson – Flute, Guitar, Mandolin, Harmonica, Vocal
John O’Hara – Piano, Keyboards and Accordion
Florian Opahle – Guitar
David Goodier – Bass Guitar and Double Bass
Scott Hammond – Drums


Jethro Tull’s Ian Anderson: Thick as a Brick 2 (Kismet In Suburbia – A Change Of Horses – Banker Bets, Banker Wins) 2012

Hier ein weiteres Interview vom TAAB2-YouTube-Konto, dieses Mal interviewt Ian Anderson sich rd. 40 Minuten selbst:

IA interviews IA 1 edit
IA interviews IA 2 edit
IA interviews IA 3 edit
IA interviews IA 4 edit

Wie auch immer: Der Meister sprüht geradezu vor Tatendrang. Auch wenn es schmerzt, Martin Barre mit Ian Anderson erst einmal nicht mehr gemeinsam auf der Bühne zu sehen, so wirken Musiker wie Florian Opahle und Scott Hammond wie eine Blutauffrischung, von der auch Anderson profitiert. Wäre da nicht seine Stimme. Auf TAAB2 hat er es wohl gerade noch so hingebogen, dass seine Stimme nicht völlig ‚wie aus der Mülltonne’ klingt. Aber wenn es wirklich so kommen sollte, wie er es ankündigt, dann könnte sogar die TAAB-TAAB2-Doppel-Tour für mich interessant werden: Ian Anderson will sich tatsächlich gesanglich ‚zurücknehmen’. Dafür soll dann der Sänger der ehemaligen Progrock-Gruppe Gentle Giant, Derek Shulman, einspringen (das bezieht sich vorerst wohl nur auf den Auftritt beim Burg Herzberg Festival …). Shulman war übrigens derjenige, der Ian Anderson auf die Idee zu diesem TAAB-Sequel brachte. 1972 bei meinem ersten Tull-Konzert war Gentle Giant die Vorgruppe und hatte mich mindestens genauso begeistert wie Jethro Tull selbst. Derek Shulman war ein stimmgewaltiger Sänger. Das ist allerdings über 30 Jahre her. Seitdem arbeitet er in der Musikbranche und ist zuletzt mit eigenen Labels, erst DRT Entertainment, ab 2010 mit 2PLUS Music & Entertainment ziemlich erfolgreich. Was mich schon etwas stutzig macht, ist die Tatsache, dass sich Andersons Gesangstimme schlecht mit der von Derek Shulman vergleichen lässt. Aber interessieren würde es mich schon sehr, neben Anderson auch den ehemaligen Gentle Giant-Sänger auf der Bühne zu sehen. Leider ist bisher der Norden Deutschlands bei der Tournee-Planung ziemlich vernachlässigt worden (sollte sich das noch ändern? Ab Anfang Juni gibt es bisher noch keine Termine; nach Aurich möchte ich eigentlich nicht!).

Aber eines nach dem anderen: Eine gewisse Vorfreude auf TAAB2 kann ich nicht verhehlen, wenn meine Erwartungen auch nicht allzu hoch sind (kommt’s besser als gedacht, dann ist die Freude um so größer). Und die Reaktivierung des Derek Shulman, sollte das der Beginn einer neuen großen Freundschaft und Bühnenpräsenz werden? Lassen wir uns überraschen. Aber ich halte erst einmal die Klappe (und dann war da ja noch das Buch Jethro Tull Over Germany von Wolfgang Thomas, das am 2. April erscheinen soll). Mhhhhhhhhhhhhhh ….

siehe auch TAAB2?!

Oh, wie überraschend …: A Glimpse of Life in the Slow Lane

Also die große Überraschung ist das nun nicht. Dass im April ein neues Album von Jethro Tull resp. Ian Anderson erscheinen soll, war hinlänglich bekannt. Das es dann sogar Thick as a Brick Teil 2 sein wird, auch. Die Fangemeinde ging davon aus, dass es noch etwas anderes, wirklich Überraschendes sein könnte, das Ian Anderson am heutigen Tag verkündet. Aber es dreht sich alles eben um TAAB2 und die ebenfalls im April beginnende TAAB-Tour, auf der Ian Anderson und Band nach langen Jahren TAAB wieder auf die Bühne bringen will, vollständig und dann natürlich auch mit dem 2. Teil („The 2012 tours feature the performance of Thick As A Brick One AND Two in most of the concerts.“ laut jethrotull.com).


‚Trailer‘ zu TAAB2 (Übrigens der ‚neue’ Drummer ist ein gewisser Scott Hammond, der angeblich mit dem ehemaligen Tull-Bassisten und Anderson-Kumpel Jeffrey Hammond-Hammond verwandt sein soll)

Nun, was soll ich hier noch viel schreiben; es ist alles auf der Jethro Tull- resp. Ian Anderson-Website nachzulesen. Die TAAB-Tour und auch die neue Scheibe firmieren unter dem Namen Ian Anderson (Jethro Tull’s Ian Anderson). Damit ist das Ende von Jethro Tull wohl besiegelt (Meister Anderson hält sich aber gewissermaßen ein kleines Hintertürchen offen, man weiß ja nie …).

    Jethro Tull's Ian Anderson: Thick as a Brick Part 2

Also: Die TAAB-Tour beginnt Mitte April im Vereinigten Königreich, schwappt Mitte Mai nach Old Germany über. Und das neue Album erscheint am 2. April, an einem Montag (lt. EMI Germany soll das Album in Deutschland sogar bereits am 30. März 2012 erscheinen). An diesen Tag wird übrigens auch das Buch „Jethro Tull Over Germany“ von Wolfgang Thomas und seinen Sohn Kevin über die Deutschland-Beziehungen der Band um Ian Anderson im Verlag Siegener Rock-Museum erscheinen, auf das ich mindestens so gespannt bin, wie auf die neue Scheibe TAAB2, die übrigens in zwei Formaten erscheinen wird: als normale CD mit achtseitigem Booklet und als Special Editon „with CD, audio-visual DVD and 16-page booklet. The DVD contains 5.1 surround mixes, 24-bit stereo mix, videos covering the making of the album, interviews with the musicians and the lyric reading where ian Anderson reads the lyrics in various settings. Also on the DVD are the pages of StCleve.com, the online update of the St Cleve Chronicle, fabled newspaper of the original album, and the multilingual lyric translations in Italian, German, Spanish, Czech, Polish and Russian:” Jethro Tull’s Ian Anderson:TAAB2 Thick as a Brick 2. Herr Anderson denkt also auch an seine Freunde in Europas Osten. Übrigens die neueste Ausgabe des St Cleve Chronicle gibt es schon jetzt online: StCleve.com. Sieht auf dem ersten Blick ganz witzig aus.

Ian Anderson im Kloster Maria Laach: God Rest Ye Merry Gentlemen

Am 24. Dezember 2006 übertrug ab 17 Uhr das ZDF „Weihnachten mit dem Bundespräsidenten“, das Weihnachtskonzert des Bundespräsidenten (damals noch Horst Köhler), zu dem auch Ian Anderson von der Gruppe Jethro Tull seinen Beitrag leistete. Das Konzert fand in dem ehrwürdigen Kloster Maria Laach statt. Die Proben zu dem Konzert waren am 15.12.2006, das eigentliche Konzert wurde am 16.12.2006 aufgezeichnet. Ian Anderson & Band” spielten „God Rest Ye Merry Gentlemen”, „Bourreé” und ein Fragment von „Aqualung”.

Ian Anderson im Kloster Maria Laach

German televison celebrates „Christmas with the president“ (the german ‚Bundespräsident‘) every year and 2006 they invited Ian Anderson from the group Jethro Tull to the beautiful monastary Maria Laach to play a few tunes with his band and the youth orchestra Rheinland-Pfalz. The show was recorded on 16.12.2006 (with a public rehearsal on 15.12.2006) and broadcasted on christmas eve, 24.12.2006. Ians set includes „God Rest Ye Merry Gentlemen“.


Ian Anderson & Band: God Rest Ye Merry Gentlemen (2006 im Kloster Maria Laach)

Ian Anderson liest Weihnachtliches

Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christkind, sondern liest uns unser Flötenguru, Ian Anderson von der Gruppe Jethro Tull, etwas traditionell Weihnachtliches aus seiner Heimat Schottland vor („Weihnachtliches mit Onkel Ian“):

    Ian Anderson: Happy New Year & Merry Christmas!

Es handelt sich hierbei um einen Radio-Beitrag zu einer Sendung namens „A Toss the Feathers Christmas Special 2004“ und wurde einst vor sieben Jahren über den amerikanischen Sender Public Radio International ausgestrahlt. Neben „Another Christmas Song“ und „Ring Out Solstice Bells” (am Ende) liest Ian Anderson aus Sir Walter Scott’s „Marmion“ – Dichtung in sechs Gesängen (Marmion – A Tale of Flodden Field in six Cantos; Edinburgh 1808) (siehe auch books.google.de – siehe Text ab S. 156 und Anmerkungen ab S. 308) etwas Weihnachtliches vor:

INTRODUCTION TO CANTO SIXTH

Heap on more wood!-the wind is chill;
But let it whistle as it will,
We’ll keep our Christmas merry still.
Each age has deem’d the new-born year
The fittest time for festal cheer: 5
Even, heathen yet, the savage Dane
At Iol more deep the mead did drain;
High on the beach his galleys drew,
And feasted all his pirate crew;
Then in his low and pine-built hall, 10
Where shields and axes deck’d the wall,
They gorged upon the half-dress’d steer;
Caroused in seas of sable beer;
While round, in brutal jest, were thrown
The half-gnaw’d rib, and marrow-bone, 15
Or listen’d all, in grim delight,
While scalds yell’d out the joys of fight.
Then forth, in frenzy, would they hie,
While wildly-loose their red locks fly,
And dancing round the blazing pile, 20
They make such barbarous mirth the while,
As best might to the mind recall
The boisterous joys of Odin’s hall.

And well our Christian sires of old
Loved when the year its course had roll’d, 25
And brought blithe Christmas back again,
With all his hospitable train.
Domestic and religious rite
Gave honour to the holy night;
On Christmas eve the bells were rung; 30
On Christmas eve the mass was sung:
That only night in all the year,
Saw the stoled priest the chalice rear.
The damsel donn’d her kirtle sheen;
The hall was dress’d with holly green; 35
Forth to the wood did merry-men go,
To gather in the mistletoe.
Then open’d wide the Baron’s hall
To vassal, tenant, serf, and all;
Power laid his rod of rule aside, 40
And Ceremony doff’d his pride.
The heir, with roses in his shoes,
That night might village partner choose;
The Lord, underogating, share
The vulgar game of ‘post and pair.’ 45
All hail’d, with uncontroll’d delight,
And general voice, the happy night,
That to the cottage, as the crown,
Brought tidings of salvation down.

The fire, with well-dried logs supplied, 50
Went roaring up the chimney wide:
The huge hall-table’s oaken face,
Scrubb’d till it shone, the day to grace,
Bore then upon its massive board
No mark to part the squire and lord. 55
Then was brought in the lusty brawn,
By old blue-coated serving-man;
Then the grim boar’s head frown’d on high,
Crested with bays and rosemary.
Well can the green-garb’d ranger tell, 60
How, when, and where, the monster fell;
What dogs before his death he tore,
And all the baiting of the boar.
The wassel round, in good brown bowls,
Garnish’d with ribbons, blithely trowls. 65
There the huge sirloin reek’d; hard by
Plum-porridge stood, and Christmas pie:
Nor fail’d old Scotland to produce,
At such high tide, her savoury goose.
Then came the merry maskers in, 70
And carols roar’d with blithesome din;
If unmelodious was the song,
It was a hearty note, and strong.
Who lists may in their mumming see
Traces of ancient mystery; 75
White shirts supplied the masquerade,
And smutted cheeks the visors made;
But, O! what maskers, richly dight,
Can boast of bosoms half so light!
England was merry England, when 80
Old Christmas brought his sports again.
‘Twas Christmas broach’d the mightiest ale;
‘Twas Christmas told the merriest tale;
A Christmas gambol oft could cheer
The poor man’s heart through half the year. 85

Ich habe noch einmal nachgeforscht und entdeckt, dass es von diesem Poem mindestens zwei deutsche Übersetzung gibt:

Marmion. Eine Erzählung vom Schlachtfelde von Flodden. Dichtung in sechs Gesängen. Zwickau, Gebrüder Schumann, 1827 (Übersetzung: C. Richard) und
Marmion. Darmstadt 1857 (Übersetzung: Alexander Neidhardt, der auch Sonette von Shakespeare übersetzt hat)

Leider habe ich den deutschen Text nicht ausfindig gemacht, so dürft Ihr Euch selbst mit dem Schottischen herumschlagen (leider spricht Ian Anderson alles mehr oder weniger englisch aus. Schade eigentlich … Oder er kann nicht richtig schottisch).

Noch ’ne Auszeichnung

Ehre, wem Ehre gebührt! Unserem sehr geehrten Herrn Doktor h.c. Ian Anderson, MBE, hat man eine weitere Ehrung zukommen lassen. Diesmal ist eine Art Ehrendiplom der Abertay University in Dundee/Old Scotland. Glückwunsch!

“Joining the students and thousands of family members for the day of celebration will be an internationally renowned line-up of Honorary Graduates, including the 200th astronaut to walk in space Colonel Benjamin Alvin Drew Jr and Jethro Tull frontman Ian Anderson MBE.

Auszeichnung mit MBE

Ehrendiplom der Abertay University Dundee

Auszeichnung mit MBE

Ehrendiplom der Abertay University Dundee

In dem Beitrag Was ist bloß mit Ian los? Teil 89: Dr. h.c. Ian Anderson, MBE schrieb ich vor einiger Zeit zu den Anderson’schen Ehrungen:

Aus der News-Kiste kommt die Mitteilung, dass sich Herr Anderson jetzt ein MBE an seinen Namen hängen darf (also nicht nur Dr. h.c. vorneweg). Er hat von der Queen einen Bonbon für seine Brust bekommen und ist jetzt Member of the Order of the British Empire (eben kurz MBE). Dazu las ich den etwas ironischen Kommentar: “Aber vielleicht kann er sich demnächst mit der Anstecknadel die Weste vor dem Bäuchlein zusammenhalten…” Nun, eine Anstecknadel direkt ist es nicht, sondern ein Orden, den man sich eigentlich an die Brust heftet. Aber auf der Bühne wird er damit wohl kaum erscheinen. Mitglied des Ordens zu sein, ist wohl auch nicht ganz so toll (also nichts mit Sir Ian und so).

Flöten im Weltall

Sorry, wenn ich erst jetzt dazukomme, dieses außergewöhnliche Ereignis zu würdigen. Okay, eine Revolution war es nicht gerade, die unser großer Flötenmeister da veranstaltet hat, wie Anne Leighton in ihrem Blog zu erahnen glaubte:

IAN ANDERSON’S OUT OF THIS WORLD FLUTE DUET
Stay tuned for Ian Anderson playing a unique flute duet live with NASA’s Colonel Cady, who–AT 14.09 (2:09) EST heads off tonight on mission 26 to the ISS where she will rendezvous with Ian’s flute which went up on a Russian supply rocket a few weeks ago. Says Ian, „We plan to play together – a space duet – in the New Year. Maybe Gagarin day – the 50th Anniversary of the first man in space on the 12th April.“

The Revolution in Music, Space, and Air will be Televised on NASA TV.

Ja, es war der Gagarin-Tag, der 50. Jahrestag des Beginns der bemannten Weltraumfahrt, als Juri Gagarin als erster Mensch in 108 Minuten einmal die Erde umrundete: Ian Anderson, unser Hurzelzwerg, packte seine Flöte aus, um mit der Bordingenieurin der ISS-Expedition, Cady Coleman, die sich noch bis zum Mai in der Umlaufbahn um unseren Planeten langweilen darf, ein kurzes Duett (sie hat sich ihre eigene Flöte an Bord ‚geschmuggelt’) zu intonieren:


Ian Anderson To Duet With Astronaut – am 12.4.2011
Ian Anderson + Cady Coleman flute duet in space

Auf dem Jethro Tull Board @ www.laufi.de ist schon reichlich gelästert worden. Sehr beeindruckend finde ich das Suppengrün hinter dem Meister (Gummibäume waren bei uns besonders in den 60er und 70er Jahren beliebt). Weste und Shirt machen sich besonders gut und betonen den durch Bluthochdruck (oder ist es doch die Aufregung, Akteur eines solch außergewöhnlichen Events zu sein) leicht geröteten Kopf (vielleicht kommt er auch gerade von der Sonnenbank). Nein, ganz ehrlich: Ich finde den Auftritt ganz toll und bewundere ihn dafür wie er es schafft, immer wieder Akzente besonderer Art zu setzen! Und alt geworden ist er …

Okay, Meister Anderson wurde in Perm im laufenden Bild festgehalten (sein Wohnzimmer ist weitaus geschmackvoller ausgestattet; der letze Gummibaum wurde Ende 1976 von Ian Anderson höchstpersönlich entsorgt) und vermittelt den versiegenden Hauch einer spätsozialistischen Ära.

Wen’s interessiert: Audio-Beitrag von BBC World Service zu Gagarins Raumfahrt 1961
(Interview mit Ian Anderson zum Thema startet ca. ab der 38. Minute)

Äußerlich ähnlich

Mehrmals wurde ich auf die äußerliche Ähnlichkeit der beiden Sänger hingewiesen. Und es ist etwas dran: Chris Martin von der Gruppe Coldplay … und unser aller Meister (Oooommmmm …!) Ian Anderson von Jethro Tull (beim Tullavison-Auftritt 1976).

Chris Martin (Coldplay)

Ian Anderson (Jethro Tull)

Chris Martin (Coldplay)

Ian Anderson (Jethro Tull)

Wie dann wohl Chris Martin in, sagen wir, 35 Jahren aussehen mag? Das Haar lichtet sich auf jeden Fall auch bei ihm schon deutlich …


1976 Jethro Tull live at Tampa


Coldplay – See You Soon