Sommermärchen 2014 – Teil 2: U19 ist Europameister

Die U19-Auswahl hat dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) den zweiten internationalen Titel innerhalb von nicht mal drei Wochen beschert. Im EM-Finale in Budapest besiegte das Team von Trainer Marcus Sorg Portugal mit 1:0 (1:0) und holte sich damit zum dritten Mal nach 1981 und 2008 die kontinentale Krone.

Der Treffer des Herthaners Hany Mukhtar in der 39. Minute sorgte 18 Tage nach dem WM-Endspielsieg des A-Teams im Maracana für den nächsten deutschen Fußball-Festtag. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach („kann man sich dran gewöhnen“) und der designierte Sportdirektor Hansi Flick klatschten auf der Tribüne des mit rund 5000 Zuschauern zur Hälfte gefüllten Szusza Ferenc Stadions begeistert.

Angreifer Davie Selke von Werder Bremen holte sich mit sechs Treffern zudem die Torjägerkrone der Endrunde in Ungarn. Der deutsche Nachwuchs hat nun im kommenden Jahr bei der U20-WM in Neuseeland (30. Mai bis 20. Juni 2015) die Chance auf den ganz großen Coup.

U19-Torjägerkönig Davie Selke (Werder Bremen)

Der Sieg der deutschen Junioren gegen Portugal war, obwohl die beiden Offensivstars Max Meyer (Schalke 04) und Timo Werner (VfB Stuttgart) fehlten (beide erhielten von ihren Vereinen keine Freigabe), durch eine sehr gute Mannschaftsleistung verdient. In der ersten Halbzeit hatte sie eindeutig mehr Spielanteile und auch die meisten Torchancen. In Halbzeit zwei kamen zwar die Portugiesen besser ins Spiel, schließlich lagen sie zurück, aber die Defensive der deutschen Jungs erwies als unüberwindbar.

Schon jetzt ist das „Gerangel“ um die Stars von morgen groß. Insbesondere Davie Selke vom SV Werder Bremen hat Begehrlichkeiten geweckt. Werder möchte den 19-jährige Stürmer (Marktwert: 250.000 Euro – Vertrag bis 2015) aber unbedingt halten. „Wir wollen längerfristig mit Selke planen und sind bereit, auch über vertragliche Anpassungen zu reden“, so Rouven Schröder, Werders Direktor Profifußball.

Selke ist eines von vielen Talenten, die bei dem Turnier in Ungarn auf sich aufmerksam gemacht haben. Weitere Stützen der deutschen U19 sind die Innenverteidiger Niklas Stark vom 1.FC Nürnberg (Marktwert: 2 Mio. €) und Freiburgs Marc-Oliver Kempf (1,5 Mio. €), Leverkusens Spielmacher Öztunali (1,5 Mio. €/Enkel von Uwe Seeler), Linksaußen Julian Brandt (5 Mio. €, Bayer 04) sowie Mittelfeldspieler Marc Stendera (800.000 €) von Eintracht Frankfurt. Bemerkenswert: Die genannten Leistungsträger haben bei ihren Vereinen mit Ausnahme von Selke allesamt langfristige Verträge unterschrieben. Insofern können Leverkusen und Co. gelassen auf Wechselgerüchte rund um ihre Talente reagieren. (Quelle: transfermarkt.de)

Wer von den Jungs den großen Durchbruch schaffen wird, lässt sich heute noch nicht absehen. Ich denke da natürlich an die U21 von 2009, die heute den Stamm der A-Mannschaft des Weltmeisters mit Neuer, Boateng, Hummels, Höwedes, Khadira und Özil stellen. Talent ist reichlich vorhanden. Der deutsche Fußball braucht sich um seine Zukunft wohl keine Sorgen machen.

Femme fatale (2002)

Femme Fatale ist ein Erotikthriller des Regisseurs Brian De Palma aus dem Jahr 2002. Der in Paris und Cannes gedrehte Film orientiert sich am klassischen Film noir. Die Hauptrolle der Femme fatale wurde von Rebecca Romijn-Stamos übernommen, die männliche Hauptrolle von Antonio Banderas.

Bei einer Premiere während des Filmfestivals in Cannes präsentiert das Model Veronica (Rie Rasmussen) ein millionenschweres diamantenbesetztes Schmuckstück. Eine Bande von Dieben, darunter die als Fotografin getarnte Laure Ash (Rebecca Romijn), versucht, die Edelsteine in einem ausgeklügelten Raubzug zu entwenden. Als scheinbar alles anders kommt als geplant, verschwindet Laure mit der Beute. Für die Flucht benötigt sie neue Papiere, die sie in Paris beschaffen will. Dort trifft sie auf ihre Doppelgängerin Lily (ebenfalls Romijn) und übernimmt deren Identität. Sieben Jahre später kehrt sie als Frau des amerikanischen Botschafters Watts (Peter Coyote) in die französische Hauptstadt zurück. Als es dem Fotografen Nicholas Bardo (Antonio Banderas) gelingt, eine Aufnahme von ihr zu machen, die in der Presse erscheint, heften sich die einst betrogenen Komplizen an ihre Fersen und ihre geheime Vergangenheit droht ans Licht zu kommen…

aus: filmstarts.de

    Brian De Palma: Femme Fatale (2002)

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr hatte ich mich bereits etwas ausführlicher zu Brian De Palma und dort zu seinem Film Dressed to Kill aus dem Jahr 1980 geäußert. In diesen Tagen habe ich mir ‚endlich’ auch seinen Film Femme Fatale angeschaut (er lief vor geraumer Zeit im Fernsehen und ich habe ihn mir aufgezeichnet). Während „Dressed to Kill“ gewissermaßen das Pendant zu Hitchcocks ‚Psycho’ aus dem Jahre 1960 ist (auch dieser Film lief dieser Tage im Fernsehen und auch ihn habe ich aufgenommen – wie lange habe ich ihn nicht mehr gesehen …?), so übernahm De Palma – wie in vielen seiner Filme – auch in „Femme Fatale“ einige Motive aus Filmen von Hitchcock: Das Doppelgänger-Motiv aus „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“ und das Thema des Voyeurismus aus „Das Fenster zum Hof“. Auch die blonde Femme fatale spielt auf Hitchcocks „Verwendung“ von verführerischen, aber eiskalten Blondinen an und nicht zuletzt auf den mehrfach direkt zitierten Klassiker des Genres: „Frau ohne Gewissen“ (Double Indemnity, 1944) mit Barbara Stanwyck, ein Film von Billy Wilder.


Brian De Palma: Femme Fatale (2002)

Die Femme fatale (frz. für „verhängnisvolle Frau“) ist ein besonders attraktiver und verführerischer Frauentypus, der – mit magisch-dämonischen Zügen ausgestattet – Männer erotisch an sich bindet, sie aber auch manipuliert, ihre Moral untergräbt und sie meist auch auf „fatale“ Weise ins Unglück stürzt.

Häufig musste sich De Palma den Einwand anhören, er sei ein visuell zwar hochtalentierter Filmemacher, der aber ohne Tiefgang persönliche Obsessionen auslebe und bis zum Exzess sein Vorbild Hitchcock imitiere. Dieser Befund der künstlerischen Unreife wird oft noch mit dem Vorwurf der Frauenfeindlichkeit garniert. Die meisten dieser Kritiker übersehen nicht nur, dass schon Hitchcock zu seiner Zeit mit vergleichbaren Reaktionen zu kämpfen hatte, was ihnen durchaus zu denken geben sollte, sondern auch und vor allem, dass De Palmas Kino hochgradig selbstreflexiv angelegt ist. So sind Thriller wie „Sisters“, „Dressed to Kill“ oder „Body Double“ tatsächlich oft voyeuristisch, aber zugleich auch Traktate über die Schaulust. Macht und Lust stehen in De Palmas Filmen in einem komplexen Zusammenhang, in dem die Frauen entschieden mehr als nur Opfer und die Männer oft einfach machtlos sind. „Femme Fatale“ macht dies noch einmal ganz klar, indem die Protagonistin, deren Vorgängerinnen in den Klassikern des Film noir stets mit dem Untergang für ihre Anmaßung zu zahlen hatten, hier eine tatsächliche Macht und das Heft des Handelns erhält. Der männliche Held dagegen ist in Gestalt von Antonio Banderas ein wohlmeinender Zeuge, der von den Ereignissen mehr oder weniger überrollt wird.

„Femme Fatale“ ist also alles andere als frauenfeindlich, vielmehr ist er eine Liebeserklärung an die Frauen – dazu gehört auch, ihre Körper zu fotografieren. Das sich durch das Milchglas einer Toilettenkabine abzeichnende lesbische Liebesspiel, der Striptease im übertriebenen Kunstlicht einer Spelunke oder die in Zeitlupe zelebrierten langen Beine in Hotpants und Stiefeln mit hohem Absatz (hier das dänische Model Rie Rasmussen), all das ist ein Voyeurismus zweiten Grades, dem seine Inszenierung überdeutlich eingeschrieben ist. De Palma macht seine Methode wie so oft ganz deutlich und wer ihm vorwirft, seine Hauptdarstellerin nur nach dem Aussehen ausgesucht zu haben, der ist schlicht böswillig. Das ehemalige Model Rebecca Romijn besitzt natürlich etwas von dem sirenenhaften Reiz der fatalen Verführerin, aber sie ist eine ebenso starke Persönlichkeit, die auch in ihren verschiedenen Rollen und Träumen nie ihren Kern verliert und daher am Ende umso überzeugender einfach sie selbst sein kann.

Der Film ist nicht nur vom Inhaltlichen äußerst verwickelt, sondern auch in der Verwendung filmästhetischer Mittel überaus interessant. De Palma nutzte häufig den Split Screen und Bildcollagen, um Gleichzeitiges und Gedanken darzustellen. Des Weiteren inszenierte er den Höhepunkt in beiden Zeitebenen des Filmes in Zeitlupe.

Wer Hitchock mag, wird De Palma mit Sicherheit auch mögen.

(Fast) unterschlagene Beiträge – Teil 33

Bernies Deal

Bernie Ecclestone ist der Herr der Formel 1. Im Juni 2012 soll er dem zu einer Haftstrafe von achteinhalb Jahren verurteilten ehemaligen Bankvorstand 44 Millionen Dollar Schmiergeld gezahlt haben, um einen Verkauf der BayernLB-Anteile an der Formel-1-Holding zu erreichen. Mitte Juli 2013 erhob die Staatsanwaltschaft München Anklage gegen Ecclestone wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall. Seit Ende April 2014 wird darüber vor dem LG München verhandelt. Dem Formel-1-Boss drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Jetzt beantragten die Verteidiger die Einstellung des Verfahrens, da die strafrechtliche Verantwortung des Formel-1-Bosses „höchst fragwürdig“ sei. Die Staatsanwaltschaft deutet an, zuzustimmen – wenn Ecclestone eine angemessene Summe zahlt. Ecclestone sieht zwar keinen finanziellen Schaden für die BayernLB – will aber dennoch 25 Millionen Euro als Ausgleich zahlen.

Man muss nur genügend Kohle haben, um sich in unserem ‚Rechtsstaat’ freizukaufen. Bravo!

Monty Python live (mostly) – One Down Five to Go

In weniger als einer Minute waren die 20.000 Tickets für die Reunion-Show von Monty Python in der Londoner O2-Arena ausverkauft: ARTE überträgt die letzte dieser Shows heute um 21 Uhr 30 – eine Mischung aus alten Sketchen und neuem Material mit spektakulären Spezialeffekten.

    Monty Python live (mostly) - One Down Five to Go - 2014

Die Pressekonferenz im vergangenen Jahr war ein Vorgeschmack auf den Hype, den diese Versammlung auslösen würde. Journalisten aus aller Welt waren nach London gekommen, um vom ersten gemeinsamen Auftritt von John Cleese, Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones und Michael Palin seit Jahrzehnten zu berichten. Es fehlte lediglich der 1989 verstorbene Graham Chapman.

Zehn Shows wurden zwischen dem 1. und dem 20. Juli angesetzt, die letzte davon wird weltweit live in Kinosäle übertragen sowie im Online-Stream auf ARTE Concert zu sehen sein. Die Erwartungshaltung der Fans ist riesig. Deshalb setzen Monty Python auf eine Mischung aus alten Sketchen und neuem Material. „Wenn man eine Band sagen hört, jetzt spielen wir unsere neuen Songs, weiß man, es ist Zeit, auf die Toilette zu gehen“, sagt Eric Idle.

„Monty Python’s Flying Circus“ begann 1969 als BBC-Fernsehserie (ARTE zeigt 26 Folgen – OmU – auf ARTE Concert). Bis 1974 entstanden 45 Folgen. Zahlreiche Sketche sind in das kollektive Gedächtnis der Fans rund um den Globus eingegangen. In den 70er Jahren kamen sie auch mit mehreren legendären Filmen wie „Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft“, „Die Ritter der Kokosnuss“ oder „Das Leben des Brian“ in die Kinos. Der bisher letzte gemeinsame Auftritt, damals noch mit Graham Chapman, fand 1982 in Los Angeles statt.

U19-DFB-Team zaubert sich bei EM in Ungarn ins Finale

Nach der WM ist vor der WM, nein, nach der WM ist mittendrin bei der EM der U19. In Ungarn läuft zz. die Endrunde der 30. Fußball-Europameisterschaft der U19-Junioren, also der Jugendnationalmannschaft bis zum 19. Lebensjahr (Jahrgang 1995).

Und das deutsche Team steht morgen am Donnerstag um 19 Uhr – auch dank der sechs Tore von Davie Selke, Werder Bremen – im Finale gegen Portugal. Übertragen wird das Spiel von Eurosport.

Mit dieser U19-Mannschaft um Trainer Marcus Sorg steht die nächste Generation hervorragender Spieler in den Startlöchern. Das junge Team sich durchaus mit der Europameistermannschaft der U21 von 2009 vergleichen lässt, die heute im wesentlichen die deutsche A-Nationalmannschaft ausmacht – und die wurde vor kurzem bekanntlich Weltmeister.

Marcus Sorg wird auch als neuer Co-Trainer des Bundestrainer und damit als Nachfolger von Hansi Flick gehandelt. Die schlechteste Entscheidung wäre das nicht. Und Sorg hätte sicherlich auch das Zeug, eines Tages Nachfolger von Joachim Löw zu werden.

Mit Schirm, Charme und Melone – 5. Staffel (Folge 1 bis 16)

Hier mich wiederholt zur Kultserie Mit Schirm, Charme und Melone zu äußern, hieße Eulen nach Athen tragen. Bekannt wurde die Serie mit der 4. Folge, in der neben John Steed erstmals die unverwechselbare, wunderbare Emma Peel im Mittelpunkt stand. Mit der 5. Staffel bekam die Serie Farbe …


Mit Schirm, Charme und Melone – Vorspann zur 5. Staffel

Und in den ersten sechzehn Folgen hatte diese Staffel um John Steed (J.S.) und Emma Peel (E.P.) ganz besonders Merkmale, die zumindest für diese Folgen zum Markenzeichen der beiden Geheimagenten wurden und neben der Vor- und Nachspannmusik von Laurie Johnson den Wiedererkennungswert deutlich erhöhten:

Nachdem der aktuelle Fall dem Zuschauer gewissermaßen mit einer ersten Szene vorgestellt wurde, treten Emma Peel und John Steed auf. Statt einer gegenseitigen Begrüßung macht John Steed seine Partnerin darauf aufmerksam, dass sie beide wieder einmal gebraucht werden: „Mrs. Peel, wir werden gebraucht!“ („Mrs. Peel, we’re needed!”) Natürlich geschieht dies nicht auf pumpe, sondern eher auf subtile Art und Weise. Das kann dann eine Pralinenschachtel sein, auf deren Rückseite eben jener Spruch steht. Oder eine Einladungskarte, ein Blick durchs Mikroskop, ein Pfeil, der angeflogen kommt – eine Ampel oder eine Zeitung. Und sollte Mrs. Peel ihre Wohnung renovieren und die alten Tapeten abreißen, dann kann es sein, dass sich hinter den alten Tapeten an der Wand … ja, jener Spruch verbirgt: „Mrs. Peel, we’re needed!”

Und noch eines ist für diese 16 Folgen markant: Ist der Titel der Folge eingeblendet, dann erscheinen noch zwei kleine Sprüchlein, die darauf hinweisen, was Steed und was Emma in dieser neuen Folge geschehen wird.

Emma Peel & John Steed – Mit Schirm, Charme & Melone (5. Staffel)

Es gibt eine ganz besondere Website, die sich sehr ausführlich mit der Serie befasst hat und die zu dieser 5. Staffel nicht nur schöne Bildchen liefert, sondern in kleinen Videoausschnitten (über Youtube) eben auch jene Szenen wiedergibt, in denen John Steed mit eben dem genannten Sprüchlein aufwartet: The Avengers – Series 5 – Episode Guide

Ich habe mir erlaubt, das Ganze noch etwas zu ergänzen, indem ich die deutsche Übersetzung zu den eingangs jeder Folge eingeblendeten zwei Sprüchlein wie folgt wiedergebe:

Folge 1:
Einmal Venus – hin und zurück
(From Venus With Love)

E.P. fechtet (witzige Figuren (Schornsteigfeger/Augenarzt etc.))

Folge 2:
Schock frei Haus
(The Fear Merchants)

E.P. bildhauert mit Bohrer (sehr gute Folge)

Folge 3:
Fahrkarten in die Vergangenheit
(Escape In Time)

E.P. näht Stofftiere

Folge 4:
Die Durchsichtigen
(The See-Through Man)

E.P. staubt Pflanzen ab und experimentiert

Folge 5:
Ein Vogel, der zuviel wußte
(The Bird Who Knew Too Much)

E.P. bildhauert und ‚modelt‘ mit ‚Union Jack‘ (ebenfalls sehr gute Folge)

Folge 6:
Der geflügelte Rächer
(The Winged Avenger)

E.P. malt und besteigt „Berge“

Folge 7:
Der Geist des Duke von Benedict
(The Living Dead)

E.P. jagt Geister/2 Küsschen von J.S. auf die Wangen

Folge 8:
Vorsicht, Raubkatzen
(The Hidden Tiger)

E.P. renoviert (P.U.R.R.R.)

Folge 9:
Kennen Sie Snob?
(The Correct Way To Kill)

E.P. liest Zeitung und fechtet tödlich

Folge 10:
Duplikate gefällig?
(Never, Never Say Die)

E.P. guckt TV (u.a. mit Chrisopher Lee)

Folge 11:
Filmstar Emma Peel
(Epic)

E.P. wird Filmstar (u.a. mit Peter Wyngarde)

Folge 12:
Fliegen Sie mal ohne
(The Superlative Seven)

E.P. schießt ‚Teddybären‘ (u.a. mit Donald Sutherland und Charlotte Rampling)

Folge 13:
Diesmal mit Knalleffekt
(A Funny Thing Happened On The Way To The Station)

E.P./J.S. fahren mit dem Zug

Folge 14:
Eins, zwei, drei – wer hat den Ball?
(Something Nasty In The Nursery)

S.T./E.P. hüten Babys/E.P. als Hellseherin (G.O.N.N. -> Guild of Noble Nannies)

Folge 15:
Weekend auf dem Lande
(The Joker)

E.P. in Rosen ‚gebettet’/E.P. wird ‚gejagt’/J.T. außer Gefecht (auch sehr gute Folge)

Folge 16:
Wer ist wer?
(Who’s Who???)

E.P. & J.S. erlauben sich einen Paris-Trip am Schluss

Zur 5. Staffel gehören noch acht weitere Folgen, die allerdings auf diese Markenzeichen verzichteten. Den Grund kenne ich nicht. Vielleicht sind den ‚Machern’ auch die Ideen zu jenem „Mrs. Peel, we’re needed!“ ausgegangen. Schade. Noch mehr leid tut es mir, dass sich Diana Rigg nach dieser Staffel von der Serie zurückzog. Dazu später noch etwas mehr …

Nachrichten auf Bildzeitungsniveau (9)

Verschwörungstheoretiker flog mit … Wild-Zeitung
MH 17 = MH 370?

Der Verschwörungstheoretiker Gerhard W. vermutet hinter der in der Ost-Ukraine nach Raketenbeschuss abgestürzten Boeing 777 der Malaysian Airlines, Flug MH17, die Boeing gleichen Typs, die am 8. März 2014 von Kuala Lumpur gestartet war und seitdem spurlos verschwunden ist (Flug MH370). Das Flugzeug gehörte ebenfalls der Malaysian Airlines. W. beruft sich dabei u.a. auf die Aussage von Igor Girkin, eines »prorussischer Rebellenführers«, der gegenüber der Webseite Russkaja Wesna behauptete: »Er habe von Leuten am Absturzort gehört, dass ›eine erhebliche Zahl der Leichen nicht frisch war.‹«

Gerhard W., der zeigt, dass man mit Schwachsinn jede Menge Geld machen kann – er ist wohl Deutschlands bekanntester Verschwörungstheoretiker (Rote Armee Fraktion, die Terroranschläge vom 11. September 2001 und Mondlandung) –, hat sich nun auch den Flug MH17, die Boeing, die aller Wahrscheinlichkeit von pro-russischen Separatisten in der Ost-Ukraine abgeschossen wurde, vorgenommen und verwurstelt dabei Fakten, die nichts miteinander zu tun haben, mit Aussagen fragwürdiger Zeitgenossen. Natürlich ist es ein gefundenes Fressen für jeden Verschwörungstheoretiker, wenn von einer Fluggesellschaft erst ein Flugzeug spurlos vom Himmel verschwindet, dann eine Maschine gleichen Typs nur wenige Monate später über einem umkämpften Gebiet abgeschossen wird, die genauen Umstände des Absturzes aber bisher nicht geklärt werden konnten. Gerade die Parallelität solcher Ereignisse lässt Verschwörung vermuten.

Sicherlich muss und kann man nicht alles glauben, was einem die ‚offiziellen’ Medien an Informationen anbieten. Manchmal erscheint die Wahrheit sehr variabel oder vielfältig zu sein. Verschwörungstheoretiker wie jener Gerhard W. (man mag mir verzeihen, wenn ich seinen Namen hier nicht offen lege, ich mag nun einmal keine Werbung für diesen noch für seinen Verlag machen) haben nur ein Interesse, nämlich das eigene Portemonnaie zu füllen. Ich finde es schon erstaunlich, wie offensichtlich hochgradiger Schwachsinn in voller Breite in Netz diskutiert wird. Noch erstaunlicher ist es, mit welcher Pietätlosigkeit das gegenüber den Todesopfer geschieht und sogar ein flaches Bildzeitungs-Niveau immer noch unterschritten werden kann.

siehe auch: Das sind die irrsten Theorien zu MH17

Die besten Gratisfilme im Netz

Nur mal so – dank Rainer Tittelbach & tittelbach.tv: Die besten Gratisfilme im Netz

Mit „legal & kostenlos“ werben Netzkino, MyVideo, Clipfish, MySpass & der YouTube Film Channel (fast identisch mit dem Netzkino-Angebot) für ihre Portfolios. Allein Netzkino bietet über 2000 Filme aller Genres an – in voller Länge, in guter Bildqualität & mit Werbung unterbrochen. Das meiste allerdings ist „Schund“, oft führen die Filmtitel und die Ikonografie der Cover auf falsche Fährten. tittelbach.tv ist alle Filme durchgegangen, hat zu den unbekannten Movies recherchiert, das Beste ausgewertet & jeweils eine Kritik dazu gestellt. Ergebnis: 130 Top-Filme gratis online – Autorenkino, Klassiker, Kult, Trash & Comedy!

Kollateralschaden

Neulich lief im Fernsehen zum wiederholten Male ein US-amerikanischer Thriller aus dem Jahr 2004 mit Tom Cruise als Auftragskiller, der – von einem Taxifahrer chauffiert – von einem Mord zum anderen zieht. Dabei kommt es auch zu Kollateralschäden, d.h. zu an sich unbeabsichtigten, aber „in Kauf genommenen“ Opfern. Der Film heißt Collateral als Abkürzung für collateral damage, also Kollateralschaden, Begleitschaden.

Vor einer Woche, am 17. Juli, stürzte bekanntlich eine Boeing 777-200ER der Malaysia Airlines nach Raketenbeschuss, wahrscheinlich durch eine Buk-Flugabwehrrakete getroffen, die eine Höhe von bis zu 25.000 Meter Höhe erreichen kann, in der Ostukraine ab. Alle 298 Insassen – 283 Passagiere (davon 80 Kinder) und 15 Besatzungsmitglieder – kamen dabei ums Leben. Das Absturzgebiet wird von pro-russischen Separatisten kontrolliert.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko machte pro-russische Separatisten für den Absturz verantwortlich. Diese dementierten: Nach Aussage der Separatisten sei der Abschuss eine Provokation der ukrainischen Luftwaffe, sie selbst besäßen keine Abwehrwaffen, um Maschinen in einer Höhe von 10.000 Metern abzuschießen. Die Separatisten hatten allerdings am 29. Juni auch gemeldet, sie hätten eine Buk-Einheit übernommen.

Nach Auswertung der bisherigen Informationen scheint klar zu sein dass die Separatisten für den Abschuss von Flug MH17 verantwortlich sind. Der US-Geheimdienst hat nach Regierungsangaben bislang keine Beweise für eine direkte Beteiligung Russlands an dem mutmaßlichen Abschuss des Passagierflugzeuges MH17. Die Maschine sei vermutlich versehentlich von pro-russischen Separatisten abgeschossen worden. Also nur ein Kollateralschaden?

Inzwischen fordert die Gaza-Krise immer mehr Todesopfer auf beiden Seiten, eine Einigung ist nicht in Sicht. Der gewaltsame Tod dreier jüdischer Jugendlicher und der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jungen waren Auslöser für eine erneute Eskalation im Juli 2014. Nach Verhaftungen von Verdächtigen intensivierte sich der Raketenbeschuss auf Israel. Als Antwort startete das israelische Militär die Operation Protective Edge, bei der vermeintlich mit dem Raketenbeschuss in Zusammenhang stehende Ziele in Gaza aus der Luft angegriffen wurden. Vorrangiges Ziel der Israelis: die Hamas, der sunnitisch-islamistische Palästinenser-Organisation, die den Staat Israel mit terroristischen Mitteln beseitigen und einen islamisch-theokratischen Staat errichten will. Vorrangige Opfer: die Zivilbevölkerung, besonders auf Seiten der Palästinenser. Kollateralschäden?

    Kollateralschaden?

Fast vergessene, eher verdrängte Konflikte gibt es im Irak, wo die dschihadistisch-salafistische Terrororganisation Islamischer Staat, deren Ziel die gewaltsame Errichtung eines Kalifats ist, welches Syrien und den Irak, aber auch den Libanon, Israel und Jordanien umfasst, inzwischen weite Teile kontrolliert. Die Extremisten sind auch deshalb so stark, weil sie sich mit sunnitischen Stämmen und Anhängern des früheren Machthabers Saddam Hussein verbündet haben. Sie eint der Hass auf die von Schiiten dominierte Regierung. Oder Syrien, wo seit März 2011 ein blutiger Bürgerkrieg tobt. Inzwischen hat der „Islamische Staat“ auch hier rund ein Drittel des Landes unter Kontrolle. Oder Libyen, wo Brigaden, die sich 2011 gegen Gaddafi erhoben hatten, ihre Waffen behielten und heute in verschiedenen Ecken des Landes ihr Unwesen treiben. Längst kämpfen sie für eigene Ziele. Oder Afghanistan, wo es weiterhin Anschläge und Kämpfe zwischen Sicherheitskräften und den islamistischen Taliban gibt. Oder Nigeria, wo die islamistische Terrorgruppe Boko Haram ihren Kampf für einen Gottesstaat im Norden des Landes mit unverminderter Härte fortsetzt. Oder die Zentralafrikanische Republik: hier kam es erneut zu schweren Übergriffen im Konflikt zwischen muslimischen Seleka-Rebellen und christlichen Bürgermilizen (Anti-Balaka) im Osten des Landes. Südsudan: Die blutigen Übergriffe seit mehr als sechs Monaten haben auch ethnische Hintergründe: Kiir, der Präsident, ist ein Dinka, Machar, sein Widersacher, ein Nuer. Mali: In der Wüste von Nord-Mali ist es in der vergangenen Woche zu heftigen Gefechten zwischen der Armee und Tuareg-Rebellen gekommen. Somalia: Hier ist es die gefürchtete Al-Shabaab-Miliz, die dort weiter ihren blutigen Terror verbreitet. Zudem ist die Al Shabaab auch im Nachbarland Kenia aktiv, wo es vor allem in der Küstenregion zu Anschlägen kommt. Die Islamisten fordern den Abzug kenianischer Truppen aus Somalia.

Hier wie dort ist es die zivile Bevölkerung, die unter den Kämpfen und Anschlägen zu leiden hat. In Länder wie Südsudan oder Zentralafrikanische Republik herrschen zudem verheerende Hungersnöte. Es ist eine humanitäre Katastrophe. Alles nur Kollateralschäden?

heute1914 – 100 Sekunden vor 100 Jahren

Der Erste Weltkrieg – die ‚Urkatastrophe’ (George F. Kennan) des 20.Jahrhunderts. Im Sommer 1914, also vor 100 Jahren, begann eine Krise, die in einen furchtbaren, mörderischen und langen Krieg mündete. Wie geriet der Kontinent an den Rand des Abgrunds? Warum setzte die katastrophale Kettenreaktion ein – und wie haben die Menschen diese Entwicklungen erlebt? Das neuartige nachrichtlich-dokumentarische Format „heute1914 – 100 Sekunden vor 100 Jahren“ des ZDF gibt Einblicke in die Geschichte und das Lebensgefühl der Zeit zu Beginn des Ersten Weltkriegs.

Moderne Nachrichten aus der Vergangenheit

„heute1914 – 100 Sekunden vor 100 Jahren“ ist ein neues Format, das den Zuschauer informiert, unterhält und zugleich historisches Wissen vermittelt. Die Sendungen bringen die Ereignisse rund um den Ausbruch des Ersten Weltkrieges für den Zuschauer von heute auf den Punkt: In 30 Folgen gehen wir auf Entdeckungsreise, tauchen ein in die bekannten und unbekannten Ereignisse rund um den Ausbruch des Ersten Weltkrieges – in moderner Kurzform.

„Die Verbindung von Bildern aus dem letzten Jahrhundert mit den topmodernen 100sec-heute-Nachrichten soll zum Nachdenken anregen, warum und wie schnell es damals zur Katastrophe kommen konnte. Jüngste Erfahrungen zeigen ja, dass aus einem Ereignis auch heute noch schnell ein Krieg werden kann“, sagt der stellvertretende Chefredakteur des ZDF, Elmar Theveßen.

Die einzelnen Folgen von heute1914 werden auf der Seite heute1914.zdf.de gesammelt. Dort werden sie in einem Rhythmus veröffentlicht, der den Ereignissen vor genau 100 Jahren entspricht.

    Lübeckische Anzeigen, Nr. 385, Ausgabe A vom 2. August 1914: Deutsche Mobilmachung
    Lübeckische Anzeigen, Nr. 385, Ausgabe A vom 2. August 1914: Deutsche Mobilmachung

Auch die ARD wartet mit einem Spezial im Internet auf: Der Erste Weltkrieg (1914 – 1918) war der erste industriell geführte Massenkrieg in der Geschichte der Menschheit. Niemals zuvor kämpften Armeen in solch gigantischen Größenordnungen gegeneinander. Am Ende befanden sich drei Viertel der Weltbevölkerung im Kriegszustand – mehr als 17 Millionen Menschen starben. Ein ARD.de-Spezial anlässlich des Kriegsbeginns vor 100 Jahren.


Der Untergang des alten Europa (Dokumentarfilm, Arte, YouTube)
Der Film beschreibt die Katastrophe des Ersten Weltkrieges aus einem gesamteuropäischen Blickwinkel. Er zeigt, dass die Stimmungslage und die ungelösten Spannungen vor 1914 in Europa längst auf Krieg deuteten. Das Attentat von Sarajewo war nicht mehr als ein willkommener Anlass für die Auslösung.

siehe auch: Deutsches Historische Museum, Berlin: Der Erste Weltkrieg 1914-1918

Isaac B. Singer: Feinde, die Geschichte einer Liebe

Vor geraumer Zeit schrieb ich (Heute Ruhetag (39): Scholem Alejchem – Anatewka):

Wer Kafka verstehen will, muss sich auch mit seinem Judentum auseinandersetzen. So wurde Kafka – aber nicht nur er allein – für mich zum Ausgangspunkt, mich mit jüdischer, speziell mit jiddischer Literatur zu beschäftigen. Als Einstieg boten sich da die Erzählungen und Romane von Isaac B. Singer an, der 1978 als erster und bisher einziger jiddischer Schriftsteller für sein Gesamtwerk den Literaturnobelpreis erhielt. Auch in Deutschland wurde besonders sein Roman „Feinde – die Geschichte einer Liebe“ aus dem Jahr 1966 (1974 in Deutschland erschienen) bekannt, der 1989 durch Paul Mazursky verfilmt wurde. 1983 wurde Singers Kurzgeschichte „Yentl, the Yeshiva Boy“ mit Barbra Streisand in der Hauptrolle als Yentl verfilmt; dem Film stand Singer allerdings sehr kritisch gegenüber. Isaac Bashevis Singer beschreibt u.a. das jüdisch-polnische Leben im Schtetl, später das Leben der Juden in den USA. Es ist eine wundersame Welt mit einem ganz eigenen Humor, die sich da dem Leser auftut. Singers Werk steht im Spannungsfeld zwischen Religion und Moderne, Mystizismus und rationaler Einsicht.

Isaac Bashevis Singer wurde 1904 in Radzymin (andere Quellen: in Leoncin) in Polen geboren und wuchs in Warschau auf. Er erhielt die tradionelle jüdische Erziehung und besuchte das Rabbinerseminar. Mit 22 Jahren begann er für eine jiddische Zeitung in Warschaz Geschichten zu schreiben, zuerst auf hebräisch, dann auf jiddisch. 1935 emigrierte er in die USA und gehörte dort bald zum Redaktionsstab des ‚Jewish Daily Forward’. Für den Roman ‚Feinde, die Geschichte einer Liebe’ erhielt er 1974 den National Book Award. 1978 wurde ihm für sein Gesamtwerk der Nobelpreis für Literatur verliehen. Singer starb 1991 in Florida.

    Isaac B. Singer: Feinde, die Geschichte einer Liebe

Herman Broder, der als Jude in Polen nur knapp der Verfolgung durch die Nationalsozialisten entging, lebt zurückgezogen und noch immer von Ängsten gepeinigt mit seiner Frau Jadwiga in Coney Island bei New York. Jadwiga, das polnische Bauernmädchen, hatte ihn vor den Deutschen versteckt und so sein Leben gerettet; vor allem aus Dankbarkeit für diese Tat wurde sie von Broder geheiratet. Daneben liebt er die schöne, eigenwillig-exaltierte Mascha, weiß diese Verbindung aber vor Jadwiga zunächst geheimzuhalten. Da taucht Tamara auf, seine erste Frau, von der Zeugen berichtet hatten, sie sei im KZ umgekommen. Hilflos und unentschlossen steht Herman zwischen diesen drei Frauen, bis er schließlich alle drei auf mysteriöse Weise ‚verläßt’. Die verzweifelte Fatalität einer solchen Konstellation erscheint in Singers intensiver Darstellung als äußerste dramatische Zuspitzung der allgemeinen Ausweglosigkeit seines von tiefer Resignation und abgründigem Pessimismus gezeichneten ‚Helden’. Broders Geschichte ist, wie der Autor betont, nicht die des typischen Flüchtlings – doch auch der vermeintlich kuriose ‚Einzelfall’ weist zurück auf den Schock und das Trauma der Vernichtung, das alle diese Überlebenden zeichnet, auch wenn sie ihm äußerlich entkamen.
(aus dem Klappentext)

In diesen Tagen habe ich den kleinen Roman Feinde, die Geschichte einer Liebe, Deutsch von Wulf Teichmann (amerikanische Originalausgabe: Enemies, A Love Story) – Deutscher Taschenbuch Verlag, München – dtv 1216 – ungekürzte Ausgabe – 2. Auflage November 1978: 13. – 17. Tsd. – erneut gelesen.

Als Vorbemerkung schrieb Singer:

Wenn ich auch nicht das Privileg hatte, durch die Hölle von Hitlers Massenvernichtungen gegangen zu sein, so habe ich doch jahrelang in New York mit Flüchtlingen zusammengelebt, die diese Feuerprobe durchgemacht haben. Darum möchte ich gleich sagen, daß dieser Roman keineswegs die Geschichte des typischen Flüchtlings, seines Lebens und seiner Kämpfe ist. Wie in den meisten meiner erzählenden Werke wird in diesem Buch ein Ausnahmefall dargestellt – mit einzigartigen Helden und einer einzigartigen Verflechtung der Ereignisse. Die Figuren sind nicht nur Nazi-Opfer, sondern auch Opfer ihrer eigenen Persönlichkeiten und Schicksale. Wenn sie in das allgemeine Bild passen, so deswegen, weil die Ausnahme die Regel bestätigt. In der Literatur ist die Ausnahme tatsächlich die Regel.

Der Roman wurde erstmals 1966 in ‚The Jewish Daily Forward’ unter dem Titel ‚Sonim, die Geschichte fun a Liebe’ veröffentlicht. Aliza Shevrin und Elizabeth Shub haben ihn ins Amerikanische übersetzt, und Rachel Mac Kenzie und Robert Giroux haben die Übersetzung redigiert. Mein Dank gilt ihnen allen. I.B.S.

Der Roman beginnt wie folgt (Erstes Kapitel – 1):

Herman Broder drehte sich um und machte ein Auge auf. Halb noch im Traum fragte er sich, ob er in Amerika sei, in Tzivkev oder in einem deutschen Lager. In der Phantasie versetzte er sich sogar in das Versteck auf dem Heuboden in Lipsk. Alle diese Orte verschmolzen gelegentlich in seinem Geist. Er wusste zwar, daß er in Brooklyn war, aber er hörte Nazis schreien. Sie stocherten mit ihren Bajonetten herum und versuchten, ihn aufzustöbern, während er sich immer tiefer ins Heu preßte. Eine Bajonettklinge streifte seinen Kopf.

Ganz wach zu werden, erforderte einen Willensakt. „Genug!“ sagte er sich und setzte sich auf. Es war mitten am Morgen. Jadwiga war schon eine ganze Weile angezogen. Im Spiegel an der Wand gegenüber dem Bett erblickte er sich – langgezogenes Gesicht, seine wenigen ihm noch verbliebenen Haare, einst rot, jetzt gelblich und mit grauen Strähnen. Unter buschigen Brauen blaue Augen, bohrend und dennoch sanft, schmale Nase, eingefallene Wangen, die Lippen dünn.

Herman wachte immer mitgenommen und zerzaust auf, als hätte er die ganze Nacht gerungen. An diesem Morgen hatte er sogar eine blaue Beule an der Stirn. Er berührte sie. „Was ist das?“ fragte er sich. Kam das vielleicht von dem Bajonett in seinem Traum? Bei dem Gedanken mußte er lächeln. Wahrscheinlich war er in der Nacht auf dem Weg zum Klo gegen die Kante der Schranktür gebumst.

Vor jetzt auch schon wieder vierzig Jahren schrieb Horst Bienek in der Zeit (In der Fremde daheim) zu dem Roman:

Das Buch ist „ein aufrichtiger, verzweifelttragischer, schonungsloser Roman der amerikanischen Gegenwart. Hier hat ein Autor den Mut und die gestalterische Kraft, zwanzig Jahre nach dem Ende der Vernichtungshöllen (das Buch ist 1965 entstanden), nicht mehr von der Banalität des Bösen zu sprechen, sondern über die Banalität der Opfer zu schreiben; von Menschen, die Helden oder Märtyrer waren im Getto, im Gefangenenlager, im KZ oder einfach in einem Versteck, in jedem Fall von wenigen Noch-einmal-Davongekommenen, die nach der ‚Außerordentlichkeit des Lebens’, wie Buber sagt, dessen sie sich oft gar nicht bewußt waren, wieder zurückkehren in den Alltag mit seinen banalen, aufgebauschten und nichtsdestoweniger existentieller. Problemen – vor denen sie genauso hilflos dastehen wie vorher.“ – „… all seine Figuren [sind] im Ostjudentum verwurzelt; sie leben zwar in New York, aber diese Stadt ist für sie nichts anderes als Kulisse – sie denken, fühlen, ja, sie leben noch so wie damals in Tzivkev, in Lemberg oder Lipsk, …“.


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Coney Island zwischen Neptune und Mermaid Avenue (‚Herman Broders’ Welt)

Ich weiß nicht, wie es heute ist, ob nach dem Schtetl, dem jüdisch-polnische Leben, das die Nazis vernichtet haben, auch diese ‚Singer’sche’ Welt in Coney Island zwischen Neptune Avenue und Mermaid Avenue und anderswo in Amerika untergegangen ist: Isaac B. Singer hat in wunderbaren Erzählwerken diese beiden Welten für uns eingefangen, die das Lesen lohnen.

„In diesem großen und ruhigen Roman wird viel über das Leben, das Schicksal, Gott nachgedacht und spekuliert, doch in einer ganz unaufdringlichen, selbstverständlichen art und Weise. Die Erinnerung ist gleichzeitig eine individuelle und eine kollektive, und mit dieser Erinnerung muß man lebe: ‚Ja, die bösen Geister spielen eben mit uns,’ Singer bleibt stets konkret, anschaulich, figurenreich und detailgenau; da ist das Raunen einer langen Leidensgeschichte in der Gestaltung nacherlebbarer und unpathetischer Schicksale aufgegangen.“ (Die Weltwoche)

Sommergarten 2014: wilde Karden

Bei manchen Pflanzen in unserem Garten wissen wir gar nicht, wie sie dort hingekommen sind. Die Natur ‚besorgt’ es sich selbst. So haben wir jetzt zwei Pflanzen, die wir zunächst für Disteln hielten, die sich aber als Karden, genauer als wilde Karden ‚entpuppten’:

Die Wilde Karde (Dipsacus fullonum L., Syn.: Dipsacus sylvestris Huds.) ist eine Pflanzenart, die zur Unterfamilie der Kardengewächse (Dipsacoideae) gehört. Der Name Dipsacus kommt aus dem griechischen dipsa für Durst: Nach Regen sammelt sich in den Trichtern der Stängelblätter das Wasser, das Vögel oder Wanderer trinken können.

AlbinZ Sommergarten 2014: wilde Karde

AlbinZ Sommergarten 2014: wilde Karde

AlbinZ Sommergarten 2014: wilde Karde

AlbinZ Sommergarten 2014: wilde Karde

Bemerkenswert sind die hell-lila Blüten. Die Blüte beginnt in der Mitte des Blütenkopfes ringartig und wandert dann nach oben und unten. Die Früchte werden ca. 5 mm lang und braun-schwarz gefärbt. Die kleinen Nüsse werden bei einer Berührung der Pflanze weit herausgeschleudert, da der Stängel jeder Berührung federnd nachgibt (siehe: natur-lexikon.de).

Früher wurden die getrockneten, stacheligen Kardenköpfe zum Karden (Kämmen) der Wolle benutzt, eine wichtige Vorbereitung vor dem Spinnen zu Garn. Als Heilpflanze ist die Karde relativ unbekannt. Durch die Fähigkeit ihrer Wurzel gegen Borreliose zu helfen, gewinnt die Karde jedoch zunehmend an Bedeutung (siehe: heilkraeuter.de).

Die wilde Karde ist besonders bei Hummeln sehr beliebt. Im Winter sind es Vögel (z.B. Distelfinken), welche die Samen der Pflanze verzehren. Die getrockneten Blütenstände werden auch gern von Blumenhändlern für Gestecke genutzt. Vielleicht sind die Pflanzen auf diesem Weg (über ein Blumengesteck) zu uns in den Garten gelangt.

Sommer …

So langsam wird es wieder heiß, sommerlich-heiß. Da es Wochenende ist, so soll uns das erfreuen. Schließlich ist es Sommer, wenn mein Urlaub auch noch in einiger Ferne liegt (aber er kommt langsam mit größer werdenden Schritten auf mich zu …). Mag der Urlaub also noch auf sich warten lassen, so hält es mich nicht davon ab, mich an frühere Urlaube oder Ferien im Sommer zu erinnern (so z.B. an einen Sommer im Jahre 1965).

Sommer – da gibt es natürlich viele „Worte mit Flügeln“, wie das von der Schwalbe, die (im Umkehrschluss) in Mengen dann doch einen Sommer macht. Sommer ist ja die Zeit, in der wir die Arbeit Arbeit sein lassen und uns zu entspannen suchen – vielleicht bei einem guten ‚Stück’ Literatur im Liegestuhl.


Blumenpracht und Früchte in AlbinZ Garten

Bei Sommer denke ich irgendwie auch immer an Shakespeare und seinem Sommernachtstraum (und auch in diesem Zusammenhang an Emma Peel aka Diana Rigg). Und welche Dichter haben sich nicht irgendwann einmal der vier Jahreszeiten angenommen – und dabei besonders des Sommers. Eigentlich ist Sommer die pure Lebensfreude (zumindest, wenn die Sonne scheint). Manchmal neigen aber gerade Dichter zu Schwermut – auch (oder gerade) im Sommer. Hier einige Gedichte von Rilke bis Goethe, die den Sommer im Schilde, sprich: Titel führen.

Friedrich Hölderlin: Der Sommer

Wenn dann vorbei des Frühlings Blüte schwindet,
So ist der Sommer da, der um das Jahr sich windet.
Und wie der Bach das Tal hinuntergleitet,
So ist der Berge Pracht darum verbreitet.
Daß sich das Feld mit Pracht am meisten zeiget,
Ist, wie der Tag, der sich zum Abend neiget;
Wie so das Jahr verweilt, so sind des Sommers Stunden
Und Bilder der Natur dem Menschen oft verschwunden.

Gustav Falke: König Sommer

Nun fallen leise die Blüten ab,
Und die jungen Früchte schwellen.
Lächelnd steigt der Frühling ins Grab
Und tritt dem Sommer die Herrschaft ab,
Dem starken, braunen Gesellen.

König Sommer bereist sein Land
Bis an die fernsten Grenzen,
Die Ähren küssen ihm das Gewand,
Er segnet sie alle mit reicher Hand,
Wie stolz sie nun stehen und glänzen.

Es ist eine Pracht unterm neuen Herrn,
Ein sattes Genügen, Genießen,
Und jedes fühlt sich im innersten Kern
So reich und tüchtig. Der Tod ist so fern,
Und des Lebens Quellen fließen.

König Sommer auf rotem Roß
Hält auf der Mittagsheide,
Müdigkeit ihn überfloß,
Er träumt von einem weißen Schloß
Und einem König in weißem Kleide.

Rainer Maria Rilke: Vor dem Sommerregen

Auf einmal ist aus allem Grün im Park
man weiß nicht was, ein Etwas fortgenommen;
man fühlt ihn näher an die Fenster kommen
und schweigsam sein. Inständig nur und stark

ertönt aus dem Gehölz der Regenpfeifer,
man denkt an einen Hieronymus:
so sehr steigt irgend Einsamkeit und Eifer
aus dieser einen Stimme, die der Guß

erhören wird. Des Saales Wände sind
mit ihren Bildern von uns fortgetreten,
als dürften sie nicht hören was wir sagen.

Es spiegeln die verblichenen Tapeten
das ungewisse Licht von Nachmittagen,
in denen man sich fürchtete als Kind.

Theodor Storm: Sommermittag

Nun ist es still um Hof und Scheuer,
Und in der Mühle ruht der Stein;
Der Birnenbaum mit blanken Blättern
Steht regungslos im Sonnenschein.

Die Bienen summen so verschlafen;
Und in der offnen Bodenluk‘,
Benebelt von dem Duft des Heues,
Im grauen Röcklein nickt der Puk.

Der Müller schnarcht und das Gesinde,
Und nur die Tochter wacht im Haus;
Die lachet still und zieht sich heimlich
Fürsichtig die Pantoffeln aus.

Sie geht und weckt den Müllerburschen,
Der kaum den schweren Augen traut:
»Nun küsse mich, verliebter Junge;
Doch sauber, sauber! nicht zu laut.«

Johann Wolfgang von Goethe: Im Sommer

Wie Feld und Au
So blinkend im Thau!
Wie perlenschwer
Die Pflanzen umher!
Wie durch’s Gebüsch
Die Winde so frisch!
Wie laut im hellen Sonnenstrahl
Die süßen Vöglein allzumal!

Ach, aber da,
Wo Liebchen ich sah,
Im Kämmerlein,
So nieder und klein,
So rings bedeckt,
Der Sonne versteckt,
Wo blieb die Erde weit und breit
Mit aller ihrer Herrlichkeit!

Blumenpracht und Früchte in AlbinZ Garten

Gotthold Ephraim Lessing: Der Sommer

Brüder! lobt die Sommerszeit!
Ja, dich, Sommer, will ich loben!
Wer nur deine Munterkeit,
Deine bunte Pracht erhoben,
Dem ist wahrlich, dem ist nur,
Nur dein halbes Lob gelungen,
Hätt er auch, wie Brocks, gesungen,
Brocks, der Liebling der Natur.

Hör ein größer Lob von mir,
Sommer! ohne stolz zu werden.
Brennst du mich, so dank ichs dir,
Daß ich bei des Strahls Beschwerden,
Bei der durstgen Mattigkeit,
Lechzend nach dem Weine frage,
Und gekühlt den Brüdern sage:

Brüder! lobt die durstge Zeit!

Im Sinne von Lessing also Brüder! lobt die Sommerszeit! Brüder! lobt die durstge Zeit! Dann Prost!!!