Kurz und spitz (17): Ja, die guten Vorsätze für das neue Jahr – Folge 2025

Mit dem Beginn eines neuen Jahres erwacht die Hoffnung, dass es endlich besser wird. Nein, nicht alles war schlecht, natürlich nicht, aber vieles hätte besser sein können. Ich spreche hier nicht vom Weltgeschehen, das ist grausig genug. Ich meine das ganz Private, das, was mich (im übertragenen Sinne) betrifft. Und damit es besser wird, das neue Jahr, setze ich mir dafür Ziele, neue wie alte (die bisher nicht verwirklichten), kurzum: ich nehme mir gute Vorsätze vor. Dazu habe ich mich an anderer Stelle in diesem Block schon öfter geäußert – nach dem Motto: ein neues Jahr – ’neue‘ gute Vorsätze.

    Was hatte ich mir alles vorgenommen. Meine zahlreichen Vorsätze in Blei gegossen, nur um dann 12 Monate später bei Pizza und Wein festzustellen, dass das mit dem Fitness-Abo noch immer nicht so richtig geklappt hat. Was mich angeht, ich habe mir für das Neue Jahr nichts anderes vorgenommen, als mich öfters zu langweilen.
    Lea Hagmann
    Gute Vorsätze haben etwas Fatales: sie werden immer zu früh gefasst.
    Oscar Wilde
    Gute Vorsätze sind zwecklose Versuche, in die Gesetze der Naturwissenschaft einzugreifen. Sie ent-springen der puren Eitelkeit. Sie sind nichts weiter als Schecks, ausgestellt auf eine Bank, bei der man kein Konto hat.
    Oscar Wilde

Plong!!! Und wieder neigt sich also ein Jahr dem Ende! Und was für ein Jahr! Das möchten viele am liebsten vergessen! So schnell wie möglich! Alles soll besser werden! Kann nur besser werden! Oder?!

Gewissermaßen als Erkenntnis aus all den nicht umgesetzten Vorsätzen:

Ich schrieb weiter: Ein neues Jahr beginnt bei vielen mit guten Vorsätzen: endlich den Winterspeck loswerden, endlich etwas mehr für die Gesundheit tun. Ich habe mir diese an den Beginn eines neuen Jahres gebundenen Wunschphantasien längst abgewöhnt. Vorsätze sind bekanntlich dazu da, sie schnell wieder zu vergessen. Wer einen guten Vorsatz realisieren will, muss sich diesen Vorsatz jeden Tag aufs Neue vor Augen führen (nicht nur am 1. Januar). Und so mühe ich mich jeden Tag aufs Neue, Geduld zu haben, Gelassenheit zu wahren und mit Ruhe die Aufgaben des Tages anzugehen. Aber das ist schon eine Überlebensstrategie und hat mit Vorsätzen wenig gemein.

Gute Vorsätze sind Wünsche, deren Erfüllung man von sich selbst erwartet. Zustande kommen können aber nur solche Wünsche, deren Erfüllung auch ernsthaft betrieben wird.

Kurz und spitz: Gute Vorsätze
Kurz und spitz: Gute Vorsätze

Und so planen wir fürs neue Jahr. Nehmen uns wieder gute Vorsätze vor, obwohl wir wissen, dass die nicht lange vorhalten. Also wieder zwecklose Versuche, es besser zu machen? Pure Eitelkeit?! Oscar Wilde war für seine spitze Feder gekannt. Und gegenüber ‚guten Vorsätzen‘ hatte er seine Vorbehalte. Vielleicht zu Recht. Es liegt an uns.

Weiter: Allein absurd ist es schon, an einem ganz bestimmten Tag (nämlich dem ersten Tag eines neuen Jahres) mit einschneidenden Veränderungen seines Lebens zu beginnen. Wenn, dann kann es jeder andere Tag im Jahr sein. Dann gehört man wenigstens nicht zu all denen, die ebenfalls am Jahresbeginn mit ‚guten Vorsätzen‘ experimentieren. Und einschneidend sollten die Veränderungen auch nicht sein. Immer schön peu à peu.

Im jetzt zu Ende gehenden Jahr habe ich ziemlich viel gelesen, aber auch Filme geguckt, die ich schon immer sehen wollte. Fürs neue Jahr plane ich, die liegen gebliebenen Videoaufnahmen (Urlaub, Feierlichkeiten usw.) endlich zu bearbeiten (schneiden, mit Musik vertonen etc.). Da hat sich in den letzten Jahren einiges angesammelt. Am besten beginne ich mit einer Übersicht aller Filmereignisse. Ohne Plan geht nämlich nichts.

Und geplant sind Renovierungsarbeiten im Haus (mein Zimmer, das Zimmer meines älteren Sohnes, in dem er mit Freundin bei Besuch nächtigt). Als Termin ist das Frühjahr vorgesehen. Bei diesem Dreckswetter, das wir jetzt haben, wäre das ein kühnes (kühles) Unterfangen. Okay, das habe ich vor drei Jahren geschrieben – und …? Passiert ist nichts …!

Wie zu sehen ist: Auch ich plane, habe ‚gute Vorsätze‘. Alles ergibt sich aus Notwendigkeiten, die nun einmal bestehen und nur durch deren Erledigungen von der To-do-Liste gestrichen werden können. Überhaupt: So eine Liste der zu erledigenden Aufgaben ist etwas sehr Sinnvolles. Vielleicht ist der erste ‚gute Vorsatz‘ fürs neue Jahr, eine solche Liste zu erstellen. Diese sollte dann möglichst gut sichtbar am Schreibtisch angebracht werden, vielleicht auch digital abgespeichert werden, um beim Einschalten des Rechners/Smartphones aufzupoppen (Pop-up ploppt …).

Wie auch immer: Es soll zunächst ein entspanntes Ins-neue-Jahr-Kommen werden. Da können wir gleich damit beginnen, uns in Zukunft möglichst gesund zu ernähren. Also keine schwerverdaulichen Speisen, wenig Alkohol (wie bitte?!) und ein Spaziergang um Mitternacht um den Pudding (Schoko oder Vanille?)!

Frohe Weihnachten 2024 und einen guten Rutsch ins Neue Jahr

 

 

 

Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr 2025

Oh je, es ist schon wieder soweit! Wie die Zeit vergeht … Alle Jahre wieder um diese Zeit: Allen Freunden, Bekannten, Verwandten und Besuchern meines Weblogs wünsche ich ein geruhsames Weihnachtsfest 2024 und einen gelungenen Start ins Neue Jahr 2025. Bleibt gesund! Bleibt negativ! Was für ein bescheidenes Jahr: Krieg in der Ukraine und in Gaza. Die Rechtsextremen auf dem Vormarsch. Und in Washington residiert ab dem neuen Jahr wieder dieses Trumpeltier mit reichlich Unterstützung derer, die ihm in den Hintern gekrochen sind. Kann es besser werden? Ich fürchte: Vorerst nicht …?!

Mögen die Geschenke zahlreich, besonders aber sinnvoll sein, die Weihnachtsgans nicht allzu fett und der Tannenbaum feuerfest.

Fliegender Weihnachtsmann

Fröhliche Weihnachten 202$ - Euer Willi

Fliegender Weihnachtsmann

… zu guter Letzt nochmals das kleine Weihnachtsvideo:


Frohe Weihnachten/Merry Christmas 2024

Vor 20 Jahren: Werder-Märchen 2004 – 20 Jahre Double

Mit Fußball habe ich seit der Weltmeisterschaft 2022 in Katar (fast) nichts mehr am Hut. Gilt auch für den SV Werder Bremen. Okay, Werder stieg 2021 ab und schaffte den sofortigen Wiederaufstieg in die Bundesliga. Hier nun bewegt sich die Mannschaft im Mittelfeld mit sehr unterschiedlichen Leistungen. Guten und erfolgreichen Spielen folgen immer wieder Spiele, die ‚unter aller Sau‘ sind.

Mein Desinteresse gründet sich auch auf die Entwicklung, die der Fußball genommen hat. Kommerz ohne Ende. Und das oftmals durch rein taktische Erwägungen geprägte Spiel mag für viele interessant sein, ist für mich aber laaangweilig …

Trotzdem komme ich heute doch noch einmal auf Werder zu sprechen, denn: Völlig überraschend mischten die von Thomas Schaaf trainierten Bremer vor 20 Jahren die Bundesliga auf. Johan Micoud zauberte auf der Zehn und „Kugelblitz“ Ailton erzielte Tor um Tor. Mit Spektakel-Fußball eilte der SV Werder von Sieg zu Sieg, eroberte die Herzen der Fußballfans – und trieb Uli Hoeneß zur Weißglut. Am 8. Mai vor 20 Jahren gewannen die Bremer ausgerechnet in München am 32. Spieltag die Deutsche Meisterschaft. Drei Wochen später holten sie auch noch den DFB-Pokal. Bis heute ist das Double der größte Erfolg der Vereinsgeschichte.

SV Werder Bremen 2024
SV Werder Bremen 2024

In der ARD Mediathek zu sehen: Das Werder-Märchen 2004 – 20 Jahre Double (knapp 30 Minuten zum Genießen) – Video verfügbar bis 12.05.2025 – 23 Uhr 50

Elbphilharmonie Hamburg 2024

Im Oktober 2018 war der ältere meiner Söhne mit seiner Freundin bei uns zu Besuch und so waren wir zusammen mit meiner Frau einen Tag in Hamburg, um auch endlich die Elbphilharmonie zu besichtigen. Die öffentliche Aussichtsplattform zwischen dem Backsteinsockel und dem gläsernen Neubau der Elbphilharmonie ist ein Publikumsmagnet. Täglich strömen bis zu 17.000 Gäste in die HafenCity, um auf 37 Metern den Ausblick auf Stadt und Hafen zu genießen.

Elbphilharmonie Hamburg – Übersicht © Elbphilharmonie
Elbphilharmonie Hamburg – Übersicht © Elbphilharmonie

Die Elbphilharmonie (auch Elphi genannt) ist ein im November 2016 fertiggestelltes Konzerthaus in Hamburg. Sie wurde mit dem Ziel geplant, ein neues Wahrzeichen der Stadt und ein „Kulturdenkmal für alle“ zu schaffen. Das 110 Meter hohe Gebäude ist im Stadtteil HafenCity zu finden. Die Baukosten sollen 866 Millionen Euro betragen haben. Ob das Geld vielleicht anderweitig sinnvoller hätte genutzt werden können, will ich hier nicht diskutieren. Die Architekten haben sich bei diesem Gebäude auf jeden Fall ‚austoben‘ dürfen (‚Kosten spielen keine Rolle!‘).

Elbphilharmonie Hamburg 2024
Elbphilharmonie Hamburg 2024

Mit einer langen Rolltreppe wird die Plaza mit der Aussichtsplattform erreicht.

Rolltreppe zur Plaza
Rolltreppe zur Plaza

Am Montag nun war ich mit meiner Frau sechs Jahre später auch endlich bei einem Konzert im großen Saal, dem Herzstück der Elbphilharmonie: Der große Konzertsaal mit seinen 2.100 Plätzen ist nach dem Weinberg-Prinzip gebaut. Die Bühne liegt in der Mitte und ist von terrassenförmigen Publikumsrängen umgeben. Über der Bühne schwebt ein großer Klangreflektor) – hier 360 ° Ansicht (Google Maps)

Meine Frau hat mit einer Freundin ein Theater-Abo. Da diese stark erkältet war, durfte ich als ‚Ersatz‘ einspringen. Mit dem ‚Theaterbus‘ geht es u.a. von Tostedt aus direkt vor das Theater bzw. die Konzerthalle. Nun meine Frau und ich haben es nicht bereut, endlich die ‚Elphi‘ auch einmal von innen zu sehen.

Treppenaufgang zum ‚Großen Saal‘ (1)
Treppenaufgang zum ‚Großen Saal‘ (1)

Treppenaufgang zum ‚Großen Saal‘ (2)
Treppenaufgang zum ‚Großen Saal‘ (2)

Elbphilharmonie Hamburg: 3. Philharmonisches Konzert Kent Nagano 2024

Keine Frage, das Konzerthaus ist über alle Maßen beeindruckend. Und der große Saal ist die Krönung des Ganzen. Auf dem Programm stand zunächst ein zeitgenössisches Werk (Helmut Lachenmann: Tanzsuite mit Deutschlandlied) und eine Symphonie (Camille Saint-Saëns: 3. Sinfonie c-Moll op. 78 ∙ »Orgelsinfonie«). Saint-Saëns kenne ich von dem ‚Karneval der Tiere‘ her, einer Suite für Kammerorchester aus dem Jahr 1886.

Es spielte das Philharmonisches Staatsorchester Hamburg unter der Leitung von Kent Nagano, der seit 2015 Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper und des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg ist. Das Streichquartett ‚Quatuor Diotima‘ spielte beim ersten Stück. Die Orgel in der ‚Orgelsymphonie‘ wurde von Iveta Apkalna präsentiert.

‚Soundcheck‘
‚Soundcheck‘

    „Bitte hören Sie zuerst das Stück bis zum Ende und protestieren Sie dann“ – rief Helmut Lachenmann während der Uraufführung aus dem Publikum heraus.

Wenn in Helmut Lachenmanns 1980 entstandener »Tanzsuite mit Deutschlandlied« irgendwann gegen Ende tatsächlich Haydns Kaiserquartett zitiert oder zumindest angedeutet wird, ist längst klar, dass hier keine Hymne mitgesungen werden soll. Und auch von Tanzen kann in diesem Stück von einem der zentralen Komponisten der vergangenen Jahrzehnte keine Klangrede sein. In diesem provokanten, in Donaueschingen uraufgeführten Werk, das hier mithilfe des aufsehenerregenden Quatuor Diotima aus Paris aufgeführt wurde, ging es Lachenmann um Geräusche, um Brüche, um die Frage, was das eigentlich ist, ein Ton.

Okay, einigen Konzertbesuchern fiel die Kinnlade herunter (besonders bei älteren Damen). Meine Sitznachbarin fand das Stück ‚gruselig‘ (passend zu Halloween?). Ein Herr meinte, dass das Stück gewöhnungsbedürftig wäre. Dem muss ich aus meinem Empfinden heraus widersprechen: Für mich war es wie eine Geräuschkulisse einer Großstadt – leise beginnend am frühen Morgen und laut werdend wie in einem Industriegebiet (jeder wird das Stück aber bestimmt anders gehört, anders interpretiert haben). Meine Frau fand es auf jeden Fall sehr gut. Ihr gefielen die außergewöhnlichen ‚Einsatzmöglichkeiten‘ vieler Instrumente (u.a. das Tippen mit zwei Fingern auf das Mundstück bei Blasinstrumenten, was jeweils wie ein ‚Blubb‘ oder gar Pups klang). Es sind Geräusche (Umweltgeräuschen ähnlich) und diese sind eines der wichtigsten Mittel dieses Stücks, die beim (versteckten) Zitieren anderer Werke angewendet werden. Es ist Musik, die darauf abzielt, all jene Klänge auszuloten und zu gestalten, die im mechanischen Prozess der Klangerzeugung eines Tones entstehen, aber bisher als unvermeidbare Nebengeräusche betrachtet wurden. Die zugrundeliegenden Tänze (Marsch, Walzer, Tarantella, Polka usw.) werden ausgehöhlt, bis (zumeist) nur noch die metrische Struktur übrig ist, die in Form von Geräuschen hörbar gemacht wird. Tonhöhen sind in dieser „Zitierweise“ unwichtig …
(Quelle: u.a. das Programmheft zur Aufführung)

Da die Musiker ‚vom Blatt‘ lasen, fragte ich mich, wie eine solche Partitur (die Noten) aussehen könnte. Zunächst bedarf es einer Erklärung einer ‚erweiterten‘ Notenschrift:

Helmut Lachenmann: Tanzsuite mit Deutschlandlied – hier: Zeichenerklärung der Partitur für Bläser
Helmut Lachenmann: Tanzsuite mit Deutschlandlied – hier: Zeichenerklärung der Partitur für Bläser

Und so sieht diese Notenschrift dann zu Anfang aus:

Helmut Lachenmann: Tanzsuite mit Deutschlandlied - Partitur Anfang
Helmut Lachenmann: Tanzsuite mit Deutschlandlied – Partitur Anfang

Noch eine kurze Randbemerkung: Die Suite von Lachenmann hat etwas von Spielerei. Ich frage mich, wie ein Musikstück ‚aussieht‘, wenn diesem z.B. jede zweite Note ‚gestohlen‘ wird. Was bleibt dann noch … (Ich habe ja eine Software zum Erstellen von Noten: Guitar Pro, wenn auch in alter Version – vielleicht gucke ich da mal)

Wer sich für das etwa 30-minütige Werk interessiert, kann zumindest einmal hineinhören. Hier eine Aufnahme der Premiere in Großbritannien unter dem Motto: „It’s the most beautiful ugly sound in the world“ (Es ist der schönste hässlichste Klang der Welt)


Helmut Lachenmann – Tanzsuite mit Deutschlandlied (UK Premiere)

Schräge ‚Musik‘ – schräger Typ? Nur der Vollständigkeit halber hier ein Interview mit dem Komponisten. Helmut Lachenmann – auch hier ein Motto: On the joy of noisiness in music, finding happiness in small-scale disruption and the responsibility to pass on the flame (Über die Freude am Lärm in der Musik, das Glücksgefühl kleiner Störungen und die Verantwortung, die Flamme weiterzugeben.).


Klangforum Wien and Helmut Lachenmann: The Adventure of Listening (Das Abenteuer des Zuhörens)

Um Töne ging es dann natürlich auch im 2. Stück des Abends: Camille Saint-Saëns’ Orgelsinfonie. Iveta Apkalna, Titularorganistin der Elbphilharmonie, brachte den Großen Saal mit 69 Registern samt 4.765 Pfeifen volltönend zum Klingen. Über seine letzte Sinfonie sagte der französische Komponist vielversprechend: »Mit ihr habe ich alles gegeben, was ich geben konnte … so etwas wie dieses Werk werde ich nie wieder schreiben.« – Nun die Einsätze der Orgel waren eher kurz, dafür aber gewaltig. Besonders die tiefen Töne füllten den Saal auf beeindruckende Weise.

Elbphilharmonie: Großer Saal mit Orgel - © Wilfried Sander
Elbphilharmonie: Großer Saal mit Orgel – © Wilfried Sander

Mit der Organistin Iveta Apkalna gibt es eine Aufnahme der Symphonie mit dem Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks:


Camille Saint-Saëns: 3. Sinfonie c-Moll op. 78 ∙ »Orgelsinfonie« ∙ hr-Sinfonieorchester ∙ Iveta Apkalna ∙ Riccardo Minasi

Nun, es war ein besonderer Abend im ‚großen Saal‘ der Elbphilharmonie. Ich habe es noch gar nicht erwähnt: Die Akustik ist absolut exzellent. Die Wandverkleidung ist mit rund 10.000 Gipsfaserplatten ausgestattet, die den Klang in jeden Winkel reflektieren. Durch die besondere Architektur („Weinberg“-Architektur – mit einer Bühne in der Mitte, die von terrassenförmigen Zuschauerrängen umgeben ist, wie in Weinbergen) sitzt kein Zuschauer weiter als 30 Meter vom Dirigenten entfernt. Das hat allerdings auch zur Folge, dass jedes Hüsteln zu hören ist.

… nach dem Konzert
… nach dem Konzert

Musik von Saint-Saëns [Amazon]
Musik/Literatur zu Helmut Lachenmann [Amazon]

Love sucks: Mini-Vampirserie auf ZDFneo

Ich habe mir dieser Tage eine Vampirserie auf ZDFneo in acht Teilen a rund 30 Minuten angeguckt: ‚Love sucks‘ (Videos verfügbar bis 11.10.2025). Der Titel ist doppeldeutig, denn suck heißt eigentlich ‚saugen‘ (Vampire saugen nun einmal gern Blut) – Google Translater übersetzt den Titel insgesamt (durchaus richtig) mit: Liebe ist scheiße! Denn die Miniserie ist eine Liebegeschichte zwischen einem Vampir und einem sterblichen Menschenkind. Am Ende in Blut gebadet hauchen sie ihr Leben aus und sind beide in ihrer Liebe in den ‚ewigen Jagdgründen‘ vereint. Oder doch nicht? (Ein so genanntes Open End, also offenes Ende, lässt Raum für eine 2. Staffel). Zunächst fand ich die Serie eher etwas fürs Jungvolk, aber gerade das Ende mit diesem Lied hat es mir dann doch angetan (Das Lied dazu habe ich schon mal gehört, aber wo?) …

Love sucks – Miniserie in acht Teilen (ZDFneo)
Love sucks – Miniserie in acht Teilen (ZDFneo)

Bei dem Lied am Ende der Miniserie ‚Love sucks‘ handelt es sich um eine Coverversion (James Vincent McMorrow) eines Liedes von Chris Issak: Wicked Game (‚Böses Spiel‘). Das Lied ist wirklich passend zur Handlung der Serie ausgesucht. – Ich gestehe, von Chris Issak namentlich bisher bewusst nichts gehört zu haben (okay, das Lied habe ich natürlich schon öfter gehört).

The world was on fire and no one could save me but you
It’s strange what desire will make foolish people do
I never dreamed that I’d meet somebody like you
And I never dreamed that I’d lose somebody like you
No, I don’t wanna fall in love (this world is only gonna break your heart)

Die Welt stand in Flammen und niemand außer dir konnte mich retten
Es ist seltsam, was Begierde dumme Menschen tun lässt
Ich hätte nie davon geträumt, dass ich jemanden wie dich treffe
Und ich hätte nie davon geträumt, dass ich jemanden wie dich verliere
Nein, ich will mich nicht verlieben (diese Welt wird dir nur das Herz brechen)

Abenteuer Ulysses von James Joyce (21): Das Original: Odyssee von Homer

Wer den Roman Ulysses von James Joyce liest, kommt um das Original der Osyssee von Homer nicht umhin. Homer (altgriechisch Ὅμηρος Hómēros, Betonung im Deutschen: Homḗr) gilt traditionell als Autor der Ilias und der Odyssee und damit als frühester Dichter des Abendlandes. Weder sein Geburtsort noch das Datum seiner Geburt oder das seines Todes sind zweifelsfrei bekannt. Es ist nicht einmal sicher, dass es Homer überhaupt gab. Kontrovers diskutiert wird die Frage, in welcher Epoche er gelebt haben soll. Herodot schätzte, dass Homer 400 Jahre vor ihm gelebt haben müsse; dies entspräche in etwa der Zeit um 850 v. Chr. Andere historische Quellen legen das Wirken Homers in die Zeit des Trojanischen Krieges, der traditionell etwa um 1200 v. Chr. datiert wird. Heutzutage stimmt die Forschung weitestgehend darin überein, dass Homer, wenn es ihn gab, etwa in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts und/oder in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. gelebt hat.

Die Odyssee (altgriechisch ἡ Ὀδύσσεια hē Odýsseia) gehört zu den ältesten und einflussreichsten Dichtungen der abendländischen Literatur. In Schriftform wurde das Werk erstmals wahrscheinlich um die Wende vom 8. zum 7. Jahrhundert v. Chr. festgehalten. Es schildert die Abenteuer des Königs Odysseus von Ithaka und seiner Gefährten während der Heimkehr aus dem Trojanischen Krieg. In vielen Sprachen ist der Begriff „Odyssee“ zum Synonym für eine lange Irrfahrt geworden.

Ich habe nun die Übersetzung von Johann Heinrich Voß (* 20. Februar 1751 in Sommerstorf; † 29. März 1826 in Heidelberg) gelesen. Dieser war ein deutscher Dichter, Übersetzer und Hochschullehrer. Berühmt ist er für seine Übertragungen von Homers Epen (Ilias, Odyssee) und anderer Klassiker der Antike. Am bekanntesten wurde seine Übersetzung der Odyssee, die 1781 „auf Kosten des Verfassers“ erschien und deren einprägsame, bildhafte Sprache Generationen deutscher Leser mit Homer vertraut machte. 1793 erschien der ganze Homer, die Ilias und die Odyssee in überarbeiteter Form.

Im deutschen Sprachraum gilt die metrische Übersetzung von Johann Heinrich Voß aus dem 18. Jahrhundert ihrerseits als Klassiker. Ihr sprachschöpferischer Einfluss auf das Deutsche wird mit Martin Luthers Bibelübersetzung verglichen. Zuerst musste ich mich etwas ‚einlesen‘, dann aber ließen sich die Verse flüssig lesen. Die große Anzahl der auftretenden Personen und Götter ist vielleicht etwas irritierend. Nausikaa (altgriechisch Ναυσικάα Nausikáa), die Tochter des phaiakischen Königs Alkinoos und dessen Frau Arete, ist mir die liebste der Figuren und könnte heute als eine Art Patronin der Flüchtlinge gelten.

Homer: Odyssee
Homer: Odyssee

Die Odyssee beginnt mit der Anrufung der Muse. Die Eingangsverse sind hier auf Altgriechisch, in Umschrift sowie in der klassischen deutschen Übersetzung von Johann Heinrich Voß aus dem Jahr 1781 wiedergegeben:

    Ἄνδρα μοι ἔννεπε, Μοῦσα, πολύτροπον, ὃς μάλα πολλὰ
    πλάγχθη, ἐπεὶ Τροίης ἱερὸν πτολίεθρον ἔπερσε·
    πολλῶν δ’ ἀνθρώπων ἴδεν ἄστεα καὶ νόον ἔγνω,
    πολλὰ δ’ ὅ γ’ ἐν πόντῳ πάθεν ἄλγεα ὃν κάτα θυμόν,
    ἀρνύμενος ἥν τε ψυχὴν καὶ νόστον ἑταίρων.
    ἀλλ’ οὔδ’ ὣς ἑτάρους ἐρρύσατο ἱέμενός περ·
    αὐτῶν γὰρ σφετέρῃσιν ἀτασθαλίῃσιν ὄλοντο,
    νήπιοι, οἳ κατὰ βοῦς Ὑπερίονος Ἠελίοιο
    ἤσθιον· αὐτὰρ ὃ τοῖσιν ἀφείλετο νόστιμον ἦμαρ.
    τῶν ἁμόθεν γε, θεά, θύγατερ Διός, εἶπε καὶ ἡμῖν.
    Ạndra moi ẹnnepe, Moụsa, polỵtropon, họs mala pọlla
    plạnchthē, epeị Troiẹ̄s hierọn ptoliẹthron epẹrse:
    pọllōn d’ ạnthrōpọ̄n iden ạstea kaị noon ẹgnō,
    pọlla d’ ho g’ ẹn pontọ̄ pathen ạlgea họn kata thỵmon,
    ạrnymenọs hēn tẹ psychẹ̄n kai nọston hetaịrōn.
    ạll’ oud’ họ̄s hetaroụs errhỵsato hịemenọs per;
    aụtōn gạr spheterẹ̄sin atạsthaliẹ̄sin olọnto,
    nẹ̄pioi, hoị kata boụs Hyperịonos Ẹ̄elioịo
    ẹ̄sthion; aụtar ho toịsin apheịleto nọstimon hẹ̄mar.
    tọ̄n hamothẹn ge, theạ, thygatẹr Dios, eịpe kai hẹ̄min.
    Sage mir, Muse, die Thaten des vielgewanderten Mannes,
    Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung,
    Vieler Menschen Städte gesehn, und Sitte gelernt hat,
    Und auf dem Meere so viel’ unnennbare Leiden erduldet,
    Seine Seele zu retten, und seiner Freunde Zurückkunft.
    Aber die Freunde rettet’ er nicht, wie eifrig er strebte;
    Denn sie bereiteten selbst durch Missethat ihr Verderben:
    Thoren! welche die Rinder des hohen Sonnenbeherschers
    Schlachteten; siehe, der Gott nahm ihnen den Tag der Zurückkunft.
    Sage hievon auch uns ein weniges, Tochter Kronions.

Homer: Odyssee – Anfang 1. Gesang
Homer: Odyssee – Anfang 1. Gesang

Homers Odyssee lässt sich als PDF-Datei aus dem Internet herunterladen, ist aber natürlich in Buchform [z.B. bei Amazon] erhältlich. Ich bevorzuge das handfeste Buch.

Es gibt eine Vielzahl an Übersetzungen des Homer’schen Werkes. Eine davon stammt von Carl Friedrich Wilhelm Jordan (* 8. Februar 1819 in Insterburg, Ostpreußen; † 25. Juni 1904 in Frankfurt am Main), einem deutschen Schriftsteller und Politiker. Hätte nicht Google-Books das Werk gescannt und im Internet verfügbar gemacht (es handelt sich dabei um ein Buch aus dem Bestand der University of Minnesota), so könnte es als nicht existent gelten. Ich habe nämlich nirgendwo einen Hinweis gefunden, der Jordan als Übersetzer der Odyssee ausweist.

Übersetzt und erklärt von Wilhelm Jordan – 2. Auflage 1889
Übersetzt und erklärt von Wilhelm Jordan – 2. Auflage 1889

10. Todestag von Siegfried Lenz

Heute vor 10 Jahren starb der Schriftsteller Siegfried Lenz in Hamburg. Geboren wurde Lenz 1926 in Lyck, Ostpreußen (heute: Ełk [ɛwk] in der polnische Woiwodschaft Ermland-Masuren). Und damit fängt es an: Mein Vater wurde nämlich neun Jahre zuvor in Treuburg (deutsch bis 1928 Marggrabowa (umgangssprachlich auch Oletzko – heute polnisch Olecko [ɔˈlɛtskɔ]), 1928–45 Treuburg) geboren – etwa 32 Kilometer von Lyck entfernt. Und wie Lenz hatte mein Vater eine Vorliebe für Baskenmützen (siehe Bild unten).

Siegfried Lenz und Jan Fedder 2008
Siegfried Lenz und Jan Fedder 2008 (anlässlich der Verfilmung ‚Das Feuerschiff‘)

Als Lenz’ wichtigstes Werk gilt der in viele Sprachen übersetzte und verfilmte Roman Deutschstunde (1968), der die Zeit des Nationalsozialismus und einen falsch verstandenen Pflichtbegriff behandelt. Auch seine erste Sammlung von Kurzgeschichten aus dem Jahr 1955, So zärtlich war Suleyken, wurde aufgrund seiner neuartigen Erzählweise und der Verwendung der ostpreußisch-masurischen Umgangssprache sehr erfolgreich. Und ein zweites Denkmal für seine masurische Heimat erschuf Siegfried Lanz mit dem Roman: Heimatmuseum (1978), das ich vor Kurzem gelesen habe. Für mich ist dieser Roman ein überaus aktuelles Werk, denn es gibt Leute bei uns, die ‚Heimat‘ mit ihrer an Chauvinismus grenzenden nationalistischen Gesinnung und Fremdenfeindlichkeit vergiften und zu instrumentalisieren versuchen.

Der großangelegte Roman Heimatmuseum ist stark autobiographisch geprägt und schildert den Einfluss der Kriege auf das schöne und friedliche Masuren, das zwischen die Fronten beider Weltkriege gerät. In ausführlichen Beschreibungen der Menschen und ihrer Bräuche sowie der Landschaft lässt Siegfried Lenz das alte Masuren wiederauferstehen, so dass der Roman selbst zu einer Art Heimatmuseum für Masuren wird. Die Lebensgeschichte der Hauptfigur des Romans, Zygmunt Rogalla, hat auch viel Ähnlichkeit mit der Biografie meines Vaters. Zu Masuren und dem Roman sowie dessen Verfilmung demnächst etwas mehr.

Siegfried Lenz in diesem Blog

Abenteuer Ulysses von James Joyce (20): 18. Kapitel – Penelope [Nostos – Heimkehr]

Puh, heute komme ich zum letzten Kapitel des Romans Ulysses von James Joyce. Es ist ein einziger innerer Monolog, auch Bewusstseinsstrom genannt, von Leopold Blooms Frau, Marion ‚Molly‘ Bloom. Es ist die ungeregelte, ungeordnete Folge von Bewusstseinsinhalten, dadurch gekennzeichnet, dass Joyce weder Kommata noch Punkte gesetzt hat. Es ist lediglich in acht Absätzen gegliedert. Hans Wollschläger, der deutsche Übersetzer, hat sich daran gehalten.

Natürlich bin ich damit nicht ‚fertig‘. Zu späterer Zeit werde ich noch einmal auf diesem Roman zu sprechen kommen, denn es gibt einiges an Material, das ich den Interessierten nicht vorenthalten möchte. Und natürlich möchte der oder die eine gern wissen, wie es mir beim Lesen dieses Jahrhundertromans ergangen ist. Und zum Original, der ‚Odyssee‘ von Homer, komme ich natürlich auch noch. Inzwischen gelesen und im Gegensatz zu James Joyce‘ Werk als ‚leicht‘ empfunden.

Inhalt des 18. Kapitels:

Szene Bett • Uhrzeit In der Nacht

    „Aber Eurynome [Bedienstete Penelopes im Hause des Odysseus] führte den König und seine Gemahlin
    zu dem bereiteten Lager und trug die leuchtende Fackel;
    Als sie die Kammer erreicht, enteilte sie. Jene bestiegen
    Freudig ihr altes Lager, der keuschen Liebe geheiligt.“

Es ist Nacht in Dublin. Odysseus (Leopold Bloom) ist zu seiner Frau Penelope (Molly) heimgekehrt. Er betritt das eheliche Lager und legt sich zu Mollys Füßen ins Bett. Diese erwacht nur halb aus dem Schlaf, ihre Gedanken strömen frei. Der Tag mit allen seinen Eindrücken, Erlebnissen, Geräuschen spielt sich wieder in ihrem Bewusstsein ab. Wie im Traum oder Halbschlaf spielen Erinnerungen und Assoziationen in den Gedankenstrom hinein. Kindheitserinnerungen, erotische Gedanken (sie lässt das Rendezvous mit Boylan und andere erotische Abenteuer Revue passieren), Erinnerungen an ihre Jugend in Gibraltar, Gedanken an die Kinder und ihren Mann Leopold, an frühere Wohnorte strömen in acht langen Sätzen ohne Punkt und Komma durch Mollys und der Leser Hirn.

Im Einschlafen denkt Molly daran, wie sie Leopold Bloom schließlich als Partner akzeptierte: „und ich hab gedacht na schön er so gut wie jeder andere und hab ihn mit den Augen gebeten er soll doch nochmal fragen ja und dann hat er mich gefragt ob ich will ja sag ja meine Bergblume und ich hab ihm zuerst die Arme um den Hals gelegt und ihn zu mir niedergezogen daß er meine Brüste fühlen konnte wie sie dufteten und das Herz ging ihm wie verrückt und ich hab ja gesagt ja ich will Ja.“

Mollys „Ja“ beschließt den Roman. Ulysses/Odysseus ist nach langer Irrfahrt zu Hause angekommen. Der Tag ist abgeschlossen, der Held ruht wieder bei seiner Frau. Das große Werk eines alltäglichen Lebenstages ist getan, „und siehe, es war sehr gut.“

(Quellen: swr.de/swr2/hoerspiel & de.wikipedia.org)

Oh, oh, die Jungs von Kilkenny ... (Kapitel 3 – S. 63)
Oh, oh, die Jungs von Kilkenny … (Kapitel 3 – S. 63)
James Joyce: Ulysses (in dt. Übersetzung von Hans Wollschläger) / Penelope (The Last Chapter of ) / Flasche Kilkenny – Irish Red Ale / Fritz Janschka: Ulysses-Alphabet mit signierter Originalgraphik: Harenbergs Joyce

Personen des 18. Kapitels

Im Mittelpunkt steht also Marion ‚Molly‘ Bloom mit ihrer Gedankenwelt. Und natürlich ist ihr Ehemann Leopold Bloom einer der wichtigsten Angelpunkte, um die sich ihr Leben nun einmal dreht.

Anmerkungen zu diesem 18. Kapitel

Auch in diesem Kapitel gibt es einiges, was ich erklärend anmerken möchte. Und für Korrekturen und weitere Anregungen bin ich auch diesmal dankbar:

S. 945: SH [‚Seine Heiligkeit‘]
S. 947: Jesusjegerl das Kind is a Negerl [im O.: Jesusjack the Child is a black]
S. 951: DBC [Dublin Bread Company – führte auch Restaurants]
S. 956: Ennis [Kleinstadt in Irland]
S. 958: Stabat Mater [schmerzerfüllte Mutter]
Ohm [Onkel]
S. 959: Tugela [u.a. Wasserfall in Südafrika]
S. 961: Manola [komische Oper, eigentlich: Le jour et la nuit (Tag und Nacht)]]
S. 962: Opoponax [Räucherharz der Myrrhe]
ich werde im September 33 [Alter von Marion ‚Molly‘ Bloom]
S. 963: Meister François Sowieso [F. Rabelais: Romanzyklus ‚Gargantua und Pantagruel‘]
H—–n [im O.: a—e = arse, also Hintern]
Ruby [The Pride oft the Ring – Der Stolz der Manege – basiert auf dem Leben eines Zirkusmädchens – Roman von Amye Reade]
Schöne Tyrannen [Roman von James Lovebirch: James Lovebirch war das Pseudonym eines (wahrscheinlich französischen) Autors aus dem frühen 19. Jahrhundert]
flagellieren [geißeln]
Inchicore [Stadtteil von Dublin]
SKH [im O.: H.R.H. – Seine königliche Hoheit]
S. 965: Kappesblatt [Weißkohlblatt]
S. 966: meadero [span.: Pissbecken, Urinal]
S. 969: Doggerina [vielleicht Kofferwort zu Dog (Hund) und Ballerina]
Gib [Gibraltar]
Concone [it. Gesangslehrer – 1801-1861]
S. 970: (The Shadow of) Ashlydyat [Roman von Mrs. Henry Wood (Ellen Wood) von 1863]
S. 972: General Ulysses Grant [US-Präsident – 1822-1885, besuchte Gibraltar am 17.11.1878]
der alte Sprague der Konsul [Konsul der USA in Gibraltar bis 1902]
Reveille [Hornsignal in den Armeen von GB u.a. – Weckruf]
S. 973: Gannef [Spitzbube]
Pisto madrileno [Art Ratatouille-Gemüse mit Ei]
S. 975: horquilla [span.: Haarnadel]
Vaticanum [richtig: Viaticum = Reisegeld]
S. 976: perragordas [10-Centimos-Münze]
Cappoquin [Stadt in Irland]
S. 977: embarazada [span.: schwanger]
S. 979: Frauenbloomer [‚Blüte‘, hygienische Kleidung nach Amelia J. Bloomer (1818-94) benannt)
S. 980: Peau despagne [‚spanische Haut‘]
S. 982: encore [Zugabe]
S. 984: Blancmanger [‚Mandelsulz‘, Süßspeise]
S. 994: Kotschinchina [chines.: ‚Südgrenze‘ – eigentl. Alte Bezeichnung für Südvietnam und Teile von Ostkambodscha – gemeint ist wohl ein weibl. Körperteil]
S. 996: O beau pays de la Touraine [Oh, schönes Land der T. = Gegend um Tours]
S. 998: Aristokrates sein Meisterwerk [eigentl. Pseudo-A., angeblich klinisches, leicht pornographisches Machwerk]
S. 1000: präserviert [gemeint ist wohl: reserviert – präserviert = geschützt]
Courschneiden [Frauen den Hof machen]
S. 1001: transponieren [in eine andere Tonart übertragen]
Draperie [eigentlich: Stoffdekoration]
S. 1002: John Jameson [irische Whiskeymarke]
S. 1005: coronado [span.: gekrönt, Tonsur e. Mönchs betreffend, gemeint ist wohl cornudo = gehörnt, betrogen]
S. 1009: como esta usted muy bien gracias y usted [Wie geht es Ihnen, sehr gut, vielen Dank, und Ihnen?]
Huevos estrellados [Rühreier]
S. 1010: mi fa pietà Masetto [Es tut mir Lied für M.]
presto non son più forte [schnell, meine Kraft schwindet – beides aus Mozarts Don Giovanni]
S. 1015: posadas [Gasthäuser]

In deutscher Sprache gibt es zwei Übersetzungen, zunächst die vom Verfasser, also James Joyce, autorisierte Übersetzung von Georg Goyert (1927) – dann die 1975 erschienene Neuübersetzung von Hans Wollschläger, auf die ich mich hier beziehe (ich habe die einmalige Sonderausgabe aus dem Jahr 1979 – 1. Auflage – Suhrkamp Verlag)

siehe auch: Abenteuer Ulysses von James Joyce (01): Vorgeplänkel
Abenteuer Ulysses von James Joyce (02): 1. Kapitel – Telemachos [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (03): 2. Kapitel – Nestor [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (04): 3. Kapitel – Proteus [Telemachie]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (05): 4. Kapitel – Kalypso [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (06): 5. Kapitel – Lotophagen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (07): 6. Kapitel – Hades [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (08): 7. Kapitel – Äolus [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (09): 8. Kapitel – Lästrygonen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (10): 9. Kapitel – Scylla & Charybdis [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (11): 10. Kapitel – Symplegaden (Irrfelsen) [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (12): 11. Kapitel – Sirenen [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (13): 12. Kapitel – Der Zyklop [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (14): 13. Kapitel – Nausikaa [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (15): 120 Jahre Bloomsday
Abenteuer Ulysses von James Joyce (16): 14. Kapitel – Die Rinder des Sonnengottes Helios [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (17): 15. Kapitel – Circe [Odyssee]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (18): 16. Kapitel – Eumaeus [Nostos – Heimkehr]
Abenteuer Ulysses von James Joyce (19): 17. Kapitel – Ithaka [Nostos – Heimkehr]

Black Out: Three Friends (1981/82)

In jungen Jahren habe ich zusammen mit meinem Bruder Armin, unserem Schwager Heinz, Armins Ehefrau Ellen und deren Bruder Jochen in einer Band musiziert. Ein richtiges ‚Familienunternehmen‘. Alles begann auf einem Dachboden in Bremen – und endete dann in einem Kellerraum in Oyten in der Nähe von Bremen. Über 10 Jahre haben wir uns meist am Wochenende getroffen und eigentlich nur zu unserem eigenen Vergnügen in die Saiten gegriffen bzw. in Trommel und Becken gehämmert. Mit der Zeit aber gab es dann auch Auftritte, erst selbst für den Freundeskreis organisiert, dann aber auch extern veranstaltet: Tanz in den Mai, Betriebsfeiern und vor allem Bürgerfeste. Erst spät gab es für unsere Band dann auch einen Namen: Black Out.

When I was younger, I played in a band with my brother Armin, our brother-in-law Heinz, Armin’s wife Ellen and her brother Jochen. A real family business. It all started in an attic in Bremen – and ended up in a basement room in Oyten near Bremen. For over 10 years, we met mostly on weekends and really only played the strings or hammered the drums and cymbals for our own enjoyment. Over time, however, we started to play gigs, first organized for our own circle of friends, but then also externally: May Day dances, company parties and, above all, community festivals. It was only later that we came up with a name for our band: Black Out.

Grundstock unseres Repertoires waren die Instrumentalstücke von der britischen Gruppe „The Shadows“. Nach und nach kamen aber auch andere Stücke hinzu. dann sogar eigene. Hier nun ein Lied aus meiner Feder (zumindest was das Musikalische betrifft) aus der ‚Endzeit‘ unserer Gruppe. Den Text habe ich mir ‚gemopst‘ – von der Gruppe ‚Gentle Giant‘: Three Friends

The basis of our repertoire were the instrumental pieces by the British group „The Shadows“. But little by little, other pieces were added, and then even our own. Here is a song I wrote (at least as far as the music is concerned) from the „end of our group“. I „stole“ the lyrics from the group „Gentle Giant“: Three Friends

Black Out: Three Friends (1981/82) – ‚Reunion‘ 2011 (Armin, Wilfried & Heinz)
Black Out: Three Friends (1981/82) – ‚Reunion‘ 2011 (Armin, Wilfried & Heinz)

Hier die Besetzung bei diesem Stück:
Here is the cast for this piece:

Sologitarre/Solo guitar: Armin Albin
Bassgitarre/Gesang/Bass guitar/Vocals: Wilfried Albin
Rhythmusgitarre/Rhythm guitar: Heinz Besch
Schlagzeug/Drums: Jochen Landwehr

Musik: Wilfried Albin
Text: Gentle Giant

siehe aus:
Willi singt: Steppenwolf
Willi singt: Die Unsterblichen
Black Out: Lay Down, Sally (1981)
Willi singt: Gegen Windmühlen kämpfen

Colosseum unter freiem Himmel in Köln am Rhein 28.10.1994

Wenn mich früher an Konzerten etwas störte, dann waren es die damals üblichen Schlagzeugsoli. Meist dauerten die 10 Minuten und länger. Zeit, um zum Pinkeln zu gehen …

Jon Hiseman (Colosseum) Köln 1994: Drumsolo
Jon Hiseman (Colosseum) Köln 1994: Drumsolo

Jetzt habe ich aber ein Schlagzeugsolo ausgegraben, das selbst mir gefällt, weil es wirklich beeindruckend ist, was jener Jon Hiseman (21. Juni 1944 – 12. Juni 2018 ) da zu Stande brachte. Es war bei einem Auftritt der Gruppe ‚Colosseum‘ (hatten wir hier schon einmal) unter freiem Himmel am Rhein in Köln am 28.10.1994. Ich habe es gekürzt, denn so viel Paukenschlag ist vielleicht doch zu viel. Bemerkenswert sicherlich auch die artistische Einlage. Der Tag muss einen schönen Oktoberabend gehabt haben.


Colosseum 28.10.1994: Jon Hiseman (Drumsolo)

Vom dem Konzert der Gruppe ‚Colosseum‘ am 28.10.1994 in Köln am Ufer des Rheins eine weitere Aufnahme, die mir außerordentlich gefällt: Theme of an Imaginary Western (Thema eines imaginären, nur in der Vorstellung vorhandenen Western) ist ein Lied von Jack Bruce (Musik – Bassist der Gruppe ‚Cream‘ mit Eric Clapton und Ginger Baker, von dem ich wohl auch noch ein Drumsolo habe) und Pete Brown (Text). Das Lied erschien ursprünglich 1969 auf Bruce‘ Album Songs for a Tailor. Das von ‚Colosseum‘ gecoverte Lied wurde auf ihrem 1970er Album Daughter of Time veröffentlicht..

Oh, the sun was in their eyes
And the desert that dries
In the country town
Where the laughter sounds

Oh, die Sonne war in ihren Augen
Und die Wüste, die trocknet
In der ländlichen Kleinstadt
Wo das Lachen erklingt

Und wer noch nicht genug hat von Colosseum (für mich war es eine der besten Bands in den 1970er Jahren neben ‚Jethro Tull‘ und ‚Gentle Giant‘), hier das komplette Reunion Konzert – ebenfalls aus dem Jahr 1994:

Mark Clarke: Bass guitar, vocals.
Dave „Clem“ Clempson: Guitars, vocals.
Chris Farlowe: Vocals.
Dave Greenslade: Keyboards EMU Proteus 2 & Roland U20, Hammond Organ, Vibraphone, vocals.
Dick Heckstall-Smith: Saxophones.
Jon Hiseman: Drums, percussion, cymbals.

Setlist:
01. Those About To Die
02. Skelington
03. Elegy
04. Tanglewood ’63 The Valentyne Suite
05. January’s Search
06. February’s Valentyne
07. The Grass Is Always Greener
08. Rope Ladder To The Moon
09. Theme For An Imaginary Western
10. The Machine Demands Another Sacrifice
11. Solo Colonia (Drumsolo)
12. Lost Angeles
13. Stormy Monday Blues
14. Walking In The Park

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Colosseum: Take me back to Doomsday (1970)

Colosseum wurde 1968 vom Schlagzeuger Jon Hiseman (1944-2018) und dem Saxophonisten Dick Heckstall-Smith (1934-2004) gegründet, die zuvor mit der Graham Bond Organization gespielt hatten und danach mit John Mayall’s Bluesbreakers den europäischen „weißen“ Blues popularisiert hatten. Ja, die Wege kreuzten sich bei John Mayall (Clapton, Peter Green, Mick Taylor u.v.a.).

Hiseman galt in der 1970-er Jahren als einer der besten Schlagzeuger und Heckstall-Smith sowieso als bester Saxophonist in der Rockmusik. Colosseum wurde mit suitenartigen Kompositionen (Jethro Tull lässt grüßen), die Jazz, Rock, Blues und klassische Elemente fusionierten, bekannt. Heckstall-Smith spielte zuweilen zwei Saxophone simultan. Das vielschichtige instrumentale Spektrum wurde 1970 durch den Rhythm-and-Blues-Sänger Chris Farlowe (1940-) noch erweitert, nachdem bereits im Oktober 1969 David „Clem“ Clempson (1949-) als Gitarrist in die Band geholt worden war. Apropos Jethro Tull: Don Airey (Keyboards – 1948-) kam 1975 zu Collosseum und unterstützte JT 1988 auf einer Tournee.

Colosseum 1970
Colosseum 1970

Jon Hiseman war übrigens mit Barbara Thompson (1944-2022) verheiratet, ebenfalls eine hervorragende Saxophonistin und Flötistin. Auch sie war zeitweise Mitglied von Colosseum.

Chris Farlowe, der Sänger, scheint mir äußerlich gesehen aus Frankensteins Kabinett entwichen zu sein. Aber gesanglich hatte es schon einiges drauf. Hier eine Live-Aufnahme aus dem Jahr 1970: Take me back to Doomsday

Take me back to that day before light
When the earth spinning faster and the air too hot
No creature had moved or showed its might
And life was a tiny dot

Nothing existed to love you
Take me back

Take me back to the court to kings
When the world was ruled by knights and flail
When poor people prayed for the grace of God
And Lancelot fought for the Grail

Bring mich zurück zum Jüngsten Tag

Bring mich zurück zu diesem Tag vor dem Licht
Wenn sich die Erde schneller dreht und die Luft zu heiß ist
Keine Kreatur hatte sich bewegt oder ihre Macht gezeigt
Und das Leben war ein winziger Punkt

Nichts existierte, um dich zu lieben
Nimm mich zurück

Bring mich zurück zum Hof der Könige
Als die Welt von Rittern und Dreschflegeln regiert wurde
Als arme Menschen um die Gnade Gottes beteten
Und Lancelot kämpfte um den Gral

Siehe auch: Colosseum – Daughter of Time
[Amazon] Musik von Colosseum