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Was ist bloß mit Ian los? Teil 66: Von Island nach Griechenland

Hallo Kretakatze, Hallo Wilfried,

zu den Themen Wikinger und hellen Hellenen habe ich mich allmählich warmgeschrieben. Natürlich kann ich es nicht mit allerletzter Gewissheit sagen, aber in meinen Augen sind schwarze Segel eine Erfindung Hollywoods, genau so wie römische Legionen, die im Gleichschritt marschieren. Erstens ist es sehr aufwendig, Segelstoff zu färben. Zweitens wäre diese Färbung für ein Piratenschiff kontraproduktiv. Piraten waren darauf angewiesen, dass die Beuteschiffe sie so spät wie möglich als Piraten erkannten. Warum also sollten sie durch die Meere kreuzen wie ein bunter Hund ?

@Kretakatze:
Dein Einwand der dunkelhaarigen Menschen auf antiken Vasen ist berechtigt. Mehr als das; er nimmt meiner Theorie über blonde Griechen den Wind aus den hellen Segeln. Falls ich meine griechische Bekannte noch einmal treffe, muss ich ihr das erzählen.

Dass Kreuzfahrer aus Mitteleuropa für die hellenistische Pigmentierungen verantwortlich sind, will mir aber auch nicht unbedingt einleuchten. Ich glaube nicht, dass ihre Anzahl groß genug war, um im Genpool der Kinder Zeus einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Außerdem vererben sich die Gene für Augen- und Haarfarbe dominant-rezessiv. Als gelernte Expertin für Tierzucht wirst Du das besser wissen als ich. Ich kann mich im Moment nur auf das Wenige stützen, was ich aus dem Biologieunterricht in die Gegenwart rüber retten konnte. Zwischen den Kreuzfahrern und dem Gefolge des bayrischen Königs lagen die Jahrhunderte der Türkenherrschaft mit ihren dunklen Erbinformationen. Wieder kann ich mir nicht vorstellen, dass die rezessiven Gene einiger Seppl die Übermacht der Turkgene überlagern konnten. Ich fasse zusammen: Ich finde keine für mich plausible Erklärung dafür, warum in der Ägäis so viele Blonde herumlaufen. (Und die Darstellungen auf den antiken Gefäßen sind wirklich ein K.O. – Argument !)

Ganz kurz zur Sprache: Mein griechischer Bekannter hatte während seiner Schulzeit in Athen Unterricht in Altgriechisch. Ich erinnere mich genau an seinen angewiderten Gesichtsausdruck, als er mir davon erzählte. Es muss eine furchtbare Sprache sein, die kaum Gemeinsamkeiten mit dem modernen Griechisch aufweist.

@Wilfried:
Die Cutty Sark habe ich auch seinerzeit in Greenwich gesehen, kurz bevor ich über den Nullmeridian gestolpert bin. Ich fand, es war ein schönes Schiff. Hoffentlich bekommt man es wieder hin.

Hinweis an alle: Die aktuelle mail-Frequenz werde ich auch nicht auf Dauer durchhalten können. Aber solange es funktioniert, macht es Spaß !

Viele Grüße aus dem gewittrigen Westen
Lockwood

22.05.2007

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Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

heute möchte ich noch einmal auf griechische Musik und griechische Tänze zurückkommen, zumal mich Lockwood ja in die Pflicht genommen hat, meine Andeutungen bezüglich der Gemeinsamkeiten mit der Musik von Jethro Tull noch zu vertiefen. Also:

Lieber Lockwood, es tut mir leid, dass Dir meine griechischen Videos nicht zugesagt haben. Eigentlich finde ich diese Musikstücke garnicht so orientalisch, da gibt es noch ganz andere Sachen. Die Lieder von Jannis Markopoulos klingen für mich recht europäisch und der Sirtos mit Michalis Tzouganakis ist zwar ziemlich kretisch, aber dabei doch schon fast rockig.

Vielleicht ist mir aber auch in den fast 30 Jahren Kontakt mit griechischer Sprache, Musik und Tanz das Gefühl dafür abhanden gekommen, wo euröpäisch aufhört und wo orientalisch beginnt. Für mich ist das einfach griechisch, da ist beides verschmolzen und eine Einheit geworden. Und da es ja auch in der Musik von Jethro Tull orientalische (bzw. für mich stark griechisch klingende) Elemente gibt, bin ich eigentlich davon ausgegangen, dass einen Jethro Tull Fan (und ich unterstelle Dir einfach mal, dass Du einer bist) ein bißchen orientalischer Einschlag nicht stören sollte.

Auch von Jethro Tull gibt es ja zumindest einen griechischen Tanz: Eurology. Ich konnte nur müde lächeln, als ich gesehen habe, dass Mr. Anderson dieses Stück in Montreux 2003 angekündigt hat mit dem Rat, nicht darauf zu tanzen, da das zu einem bösen Unfall führen könne. Es klingt wie ein typischer Sirtos, und ich habe bereits erfolgreich Kalamatianos (Sirtos) und Chaniotikos (Sirtos) darauf getanzt – hier direkt in meinem Arbeitszimmer vor dem Schreibtisch. Ich bin unverletzt geblieben.

Große Teile der Musik von Jethro Tull basieren genau wie ein großer Teil der griechischen Volksmusik auf ungeraden Takten und/oder häufigen Taktwechseln. Die Griechen sind Meister darin, darauf dann auch noch zu tanzen. Ich denke es gibt keinen noch so verqueren Rhythmus auf dieser Welt, zu dem die Griechen nicht auch schon einen Tanz erfunden hätten. Der Mr. Anderson hat keine Ahnung… Auf jeden Fall hat er sein Stück Eurology genannt, was darauf schließen lasst, dass er diese Art von Musik für europäisch und nicht für orientalisch hält.

Noch ein zweiter Titel von Jethro Tull klingt für mich wie ein griechischer Tanz, auch wenn ich nicht direkt sagen könnte, welcher Tanz das sein sollte: Fat Man. Dabei muss ich zugeben, dass es vielleicht auch ein keltischer, schottisher oder sonstiger Tanz sein könnte, da kenne ich mich nicht aus. Bestimmte Tanzrhythmen hat es sicher in verschiedenen Kulturen gegeben.

Weiterhin kann ich nicht recht nachvollziehen, lieber Lockwood, dass es Dich stört, dass Du die Sprache nicht verstehst. Nun sehe ich prinzipiell schon ein, dass es betrüblich ist, wenn man kein Griechisch kann, denn ich halte es für die schönste Sprache überhaupt. Aber es geht hier ja doch in erster Linie um Musik und nicht um den Text.

Die Lieder von Markopoulos habe ich erklärt bzw. übersetzt, und wenn Du die Texte von Michalis Tzouganakis nicht verstehst, hast Du wirklich nichts verpasst. Der Sirtos heißt, glaube ich, Aftos den ine Ponos (Das ist kein Schmerz – jedenfalls singt er das mehrfach), es geht um Herzeleid, er versucht irgend jemanden zu trösten. Das Lauten-Stück (das stammt wohl sogar von ihm selbst) hat den Titel Pali-Pali (Wieder und Wieder): Er muss an seine Angebetete denken, wieder und wieder und wieder… Tiefgründige Gedichte darf man bei dieser Musik nicht erwarten.

Davon abgesehen halte ich es sogar für besonders reizvoll, einer fremden Sprache zuzuhören, ohne ein Wort zu verstehen. Man kann dann völlig unbelastet auf Betonung, Gestik und Mimik achten und versuchen zu erraten, was das bedeuten könnte. Oder man kann auch einfach seiner eigenen Phantasie freien Lauf lassen. Dazu klingt Griechisch in meinen Ohren allein schon wie Musik. Da ist es manchmal sogar eher störend, wenn man die teilweise wenig geistreichen Texte versteht.

Jetzt werde ich mich dem Höhepunkt meines heutigen Beitrags aber noch einmal von einer ganz anderen Seite nähern und dabei wieder auf Jethro Tull zurück kommen:

Bei den Videos von 1977 aus dem Hippodrom habe ich mich anfänglich über den albernen roten Hut geärgert, den Mr. Anderson da bei manchen Liedern trägt. Ich fand ihn einfach sooo doof und störend, dass ich die betreffenden Videos boykottiert habe.

Dann war Wilfried so nett die Videos aus Tampa nach YouTube zu stellen. Das war der Schock! Ich glaube, ich habe es bis heute nicht geschafft, eines dieser Videos zu Ende anzuschauen. Spätestens nach 2 Minuten steigen mir die Tränen in die Augen – nein, nicht aus Rührung, sondern weil ich diese optische Belastung nicht ertragen kann.

Seither erscheint mir der Rote Hut von Golders Green als unbedeutende Lappalie. Ich habe mich zwar nicht direkt mit ihm angefreundet, aber doch zumindest arrangiert, und bei den Videos aus dem Hippodrom kann ich heute ohne Schüttelkrämpfe einfach die Musik genießen. Man muss nur hin und wieder einmal vorgeführt bekommen, wie alles noch viel schlimmer sein könnte, dann weiß man wieder zu schätzen, was man hat.

In diesem Sinne, lieber Lockwood, habe ich mich bemüht noch etwas Makedonisches für Dich zu finden. Makedonische Tänze klingen ungefähr wie Zwölftonmusik ohne Takt und ohne Rhythmus. Ich kann im wahrsten Sinne des Wortes ein Lied davon singen, denn wir hatten in der griechischen Tanzgruppe ein paar Hardcore-Fans, für die es immer ein paar makedonische Tänze extra gab. Du wirst sehen, danach empfindest Du die kretischen Lieder als den reinen Ohrenschmaus.

Ich habe also keine Mühe gescheut und tagelang auf YouTube nach den schönsten Videos geforscht. Dabei bin ich auch noch auf ein paar andere Kostbarkeiten gestoßen, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.

Zuerst, zum Beweis, dass Griechenland und Schottland näher beieinander liegen als man gemeinhin vermuten sollte, ein Sonaradikos frisch aus Glasgow. Dieser Tanz gehört bei griechischen Festen zum Programm, er ist schwungvoll und hat einen ganz einfachen Grundschritt (den würde ich Dir auch noch zutrauen, lieber Wilfried). Da mal vorwärs und mal rückwärts getanzt wird und die „Tanzschlange“ sich mal zusammenschlängelt und mal auseinander zieht, kommt es zu zahlreichen Remplern und Zusammenstößen – eine eche Gaudi, sehr zu empfehlen! Die Sängerin hat übrigens eine Schwäche für Mavra Matia – schwarze Augen (das singt sie jedenfalls).

Diesen pontischen Tanz (eigentlich sind es Ausschnitte aus mehreren Tänzen, ich meine vor allem den ersten) habe ich vor allem deshalb für Euch ausgewählt, weil sich meiner Meinung nach unser geliebter Mr. Anderson in seinem aktuellen Erscheinungsbild nahtlos in die Tanztruppe einreihen könnte (gut, sein Piraten-Kopftuch müsste er vielleicht noch ein bißchen aufpeppen, und sich einreihen ist wohl allgemein nicht seine größte Stärke…). Also stellt Euch beim Betrachten des ersten Tanzes einfach vor, der große Meister würde in seinem derzeitigen Bühnen-Outfit hier mittanzen – wäre das nicht eine Wucht? Es handelt sich übrigens um einen ca. 3000 Jahre alten Kriegstanz aus dem Pontos (kleinasiatische Ägäisküste).

Zum Abschluss nun zwei Tänze, die Euch die musikalische Tiefe makedonischer Volksmusik näherbringen werden. Während bei den kretischen und den pontischen Tänzen die Melodie üblicherweise auf einer Lira gespielt wird (seltener auch auf einem Dudelsack), sind bei den makedonischen Tänzen eher Klarino (eine Art Klarinette) wie hier im ersten Tanz (Poustseno) oder auch diese seltsamen Holz-Trompeten (griechische Bezeichnung fällt mir leider nicht mehr ein) wie im zweiten Tanz (Teskoto) verbreitet. Es kommt Euch sicher hergeholt vor, aber als ich das erste Mal Mr. Anderson in A Passion Play mit diesem Sopran-Saxophon herumhüpfen sah, da fühlte ich mich instinktiv an makedonische Volkstänze erinnert. Ich muss zugeben, es gibt auch noch melodiösere, die mehr Ähnlichkeit mit den Instrumental-Passagen aus APP haben.

So, jetzt habe ich Euch genug gequält. Zur Linderung der Ohrenschmerzen empfehle ich fein dosierte Songs from the Wood, bei Bedarf kann noch mit etwas Aqua-Lung nachgespült werden. Und dann lasst uns alle dem Herrn danken, dass es auch noch Jethro Tull gibt.

Es grüßt Euch Eure

Kretakatze

PS.: Ich weiß auch nicht, warum ich so gemein zu Euch bin, dabei seid ihr immer so nett zu mir…

23.05.2007

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

Du langweilst uns nicht, Lockwood. Und Du, Kretakatze, brauchst Dein Licht nicht unter den Scheffel stellen; Deine Anmerkungen zum Altgriechischen finde ich sehr interessant. So führen uns die Betrachtungen aus der Wohnstube des guten Mr. Anderson plötzlich hinaus in die weite Welt.

Aber es rieseln ja schon die nächsten Beiträge von Euch ein. Da komme ich zz. wirklich nicht mit. Auf der Arbeit gibt es einigen Stress personeller Art. Und die letzten Tage war es so drückend-warm, sodass ich abends keine Lust hatte, auch noch zu Hause am Rechner zu sitzen (und die Bude weiter aufzuwärmen).

Zur Wikinger-Debatte habe ich im Bezug auf Schottland auch noch etwas beizutragen. Zunächst muss aber festgestellt werden, dass die Wikinger oder Normannen eigentlich so überall in Europa anzutreffen waren – bis hoch nach Island, Grönland – und wir wissen es längst – bis nach Amerika. Aber sie waren auch bis nach Griechenland gekommen, also lange vor den Osmanen … Während meines Urlaubs in Schottland 2005 war ich mit meinen Lieben eine gute Woche auf der Isle of Skye – und dort gleich gegenüber dem Festland in dem kleinen Ort Kyleakin. Der Name (eigentlich Kyle Akin) leitet sich aus dem schottischen Gälisch ab: Caol Acain, was wiederum “Strait of Haakon” (Haakons Meeresenge) bedeutet, benannt nach dem norwegischen König Haakon. Eine Haakon Bar gibt es übrigens auch in Kyleakin. (Norweger -> Normanne -> Wikinger)

Leif Erikson - in Reykjavik

Der Herr oben ist übrigens ein gewisser Leif Erikson, eben der, der von Island aus Amerika entdeckt haben soll. Das Denkmal befindet sich mitten in Islands Hauptstadt Reykjavík (was „rauchende Bucht“ heißt, wobei Vik für Bucht steht, na klingelt da etwas bei Vik?). Der gute Leif war ein Wikinger in Reinnatur.

Ach, da ich gerade bei Island bin und mich dunkel an unsere Diskussion um die Herkunft des Namens Anderson erinnere: Ich war 1990 mit meiner Frau (die Dame in rot auf dem Bild) und weiteren Freunden auf Island in Urlaub. Ausgangspunkt einer Rundreise war Reykjavik und so buchten wir bereits im Voraus auf meinem Namen eine Unterkunft in einem Seemannsheim (Island ist nämlich ziemlich teuer, Seemannsheime verhältnismäßig preiswert). Als wir nun an der Rezeption der Herberge standen, begrüßte uns eine junge Frau, die sogar der deutschen Sprache mächtig war (neben isländisch, einer eigenen Sprache für gerade einmal 300.000 Menschen, die aber sehr eng mit dem Norwegischen verwandt ist – eben eine Wikinger-Sprache, spricht man fast überall englisch). Ich stellte mich vor: Albin – und verwies auf die Reservierung unter meinem Namen. Nach mehrfachen Durchblättern ihrer Unterlagen (Computer gab es damals noch nicht so viele) konnte sie aber keine entsprechende Reservierung finden. Ich nannte noch einmal meinen Namen: „Albin, Wilfried Albin!“ – „Moment! Sagten Sie Wilfried? Ja, hier habe ich eine Reservierung auf den Namen Wilfried …?!“ (Wahrscheinlich hat sie mich sogar geduzt).

Reykjavik ist zwar Islands mit Abstand größte Stadt, aber mit knapp 120.000 Einwohnern nicht gerade groß. Trotzdem ist es verwirrend, das dortige Telefonbuch zur Hand zu nehmen. Alle Einträge lauten auf den Vornamen. Isländische Namen bestehen neben dem Vornamen aus dem Vatersnamen. Einen Nachnamen gibt es nicht. Leifur Eriksson (isländische Schreibweise des Herrn vom Bild) ist also der Sohn von Erik und wäre unter L im Telefonbuch zu finden. Ich hieße übrigens Vilfreð Hermannsson (mit ð was dem englischen th entspricht, auch aussprachemäßig – neben dem ð gibt es noch þ – als Großbuchstaben: Ð und Þ als eigenständige isländische Buchstaben – das eine als stimmhaftes, das andere als stimmloses th; der Versammlungsplatz der Volksvertreter und Gerichtsbarkeit heißt Þingvellir, in dem das Wort Thing wiederzufinden ist). Ihr dürft jetzt raten, wie mein Vater mit Vornamen heißt. Frauen hängen statt des –sson ein –sdottir an den Vatersname. Übrigens gab es früher in Friesland die gleiche Namensordnung. Jetzt kommt mir bitte nicht mit Halldor Laxness, dem isländischen Literaturnobelrpeisträger. Der hieß eigentlich Halldór Guðjónsson, also auch etwas mit –sson hinten. Nur so nebenbei: Laxness kann ich zum Lesen wärmstens empfehlen (z.B. Die Island-Glocke).

Vieles im Leben, so scheint es, reduziert sich auf solche Anekdötchen. Hier noch eine: In den 80-er und 90-er Jahren war es beliebt, möglichst viele Hard Rock Cafes, der es eine Menge weit gestreut über dem Globus gibt, zu besuchen, besonders die dort erhältlichen T-Shirts waren sehr beliebt und sind heute hin und wieder noch in der Menge zu besichtigten (zz. gibt es in Deutschland wohl drei solcher Cafes – in Berlin, Köln und München – übrigens: in Athen ist wohl auch eines). So sind wir – rein zufällig – auch in Reykjavik in dem dortigen Hard Rock Cafe gestrandet (wenn ich das richtig sehe, gibt es heute dort keine entsprechende Lokalität mehr). Da es gerade Nachmittag war und in einem Cafe bekanntlich Kaffee getrunken wird, so bestellten auch wir dieses Getränk. Nachdem wir fast ausgetrunken hatten, kam die Bedienung vorbei und fragte uns, ob wir noch mehr Kaffee wünschten. Angesichts der Preise verneinten wir. Später wurde uns klar, dass man für Kaffee nur einmal zahlt und dann bis zum Abwinken (Herzinfarkt) das Zeugs in sich hineinschütten kann – das gilt für ganz Island. Da meine Frau und ich eigentlich Teetrinker sind, versuchten wir das auch mit Tee; aber irgendwie kam das nicht so gut an; meistens wurde uns nur heißes Wasser nachgereicht, einmal bekamen wir wenigstens auch noch einen neuen Teebeutel.

Andere Länder, andere Sitten. Soviel zu Island, dem nördlichsten Land in Europa (neben Griechenland, dem südlichsten). Wir werden sehen, wohin uns sonst noch die Reise hinführt. Jethro Tull hatte auch schon öfter Auftritte auf Island (und im September wieder zwei).

Dass bestimmte Lieder in den Soundtrack zu einem Film einfließen, liegt meist außerhalb der Entscheidungsgewalt der Interpreten, es sei denn, die Musik wird ausdrücklich für einen Film komponiert (wie z.B. von Mikis Theodorakis für den Sorbas). Natürlich wünscht man sich, einen tollen Film zu sehen und als Hintergrundmusik dann auch noch ein Liedchen von Herrn Anderson zu hören.

Vielleicht doch schon einige Worte zu Kretakatzes Beitrag, den ich mir gleich noch einmal in aller Ruhe angucken (und anhören) werde: Ich bin zwar alles andere als ein Spezialist, aber Fat Man klingt für mich ziemlich indisch. Das basiert mehr auf einem Gefühl als auf wissenschaftlicher Erkenntnis. Musik ist in erster Linie ein emotionales Erlebnis, ist auch gut so. Und so wie Kretakatze durch ihre langjährigen Kontakte zur griechischen Kultur ein anderes Verhältnis zur Musik Griechenlands entwickelt hat, so hat Herr Anderson vielleicht durch seine vielen Besuche indischer Restaurants (der Meister bevorzugt indische Küche) ein besonderes Verhältnis zur indischen Musik in sich reifen lassen (in indischen Restaurants wird indische Musik gespielt, so wie man beim Griechen in der Regel griechische Musik hört), die sich dann in diesem Lied ‚niedergeschlagen’ hat.

Dass Du, Kretakatze, das Outfit des Herrn Anderson nicht immer sehr geschmackvoll ausgewählt findest, kann ich im Fall des Tampa-Videos durchaus verstehen. Ich habe zunächst auch etwas irritiert geguckt. Und selbst mein großer Sohn rümpfte die Nase: „Wie sieht denn der Anderson aus?“. Den roten Hut habe ich eher unter der Rubrik „nach Gutsherrenart“ abgehakt. Die diversen Outfits der Herren böten sicherlich Grundlage für ein eigenes Diskussionsforum. Lockwoods Kritik an Herrn Anderson bezieht sich, wie Du wohl gelesen hast, hauptsächlich auf sein aktuelles Aussehen (Kopfverband usw.).

Ich wünsche Euch was
Wilfried

23.05.2007

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 65: Schimanski hört Tull

Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

Inzwischen hat sich ja eine Menge Holz angesammelt.

Komme ich zunächst auf Herman van Veen zu sprechen. Ja, der Mann hat etwas. Vom ihm kommt eine gelassene Heiterkeit herüber (siehe u.a. Videos bei youtube), die ansteckend wird. Leider hatte ich ihn in den letzten Jahren auch aus den Augen verloren. Das Album „Die Anziehungskraft der Erde“ kenne ich z.B. nicht. Dafür habe ich aber das Weihnachtsalbum von ihm, das sehr schöne Lieder enthält (vielleicht zu Weihnachten dazu etwas mehr).

Ja, es gibt u.a. durch die Geburt meiner Kinder ein schwarzes Loch in meiner Biografie, was das Interesse für Musik betrifft. Zwar habe ich auch in den 90-er Jahren die eine oder andere Scheibe gekauft, aber ich bin kaum zum Zuhören gekommen.

Der Schimanski, den Du, Lockwood, gesehen hast, war wohl der neueste: „Tod in der Siedlung“, irgendwann Ende April gesendet, oder? Ich habe nur kurz den Bericht in der TV-Zeitschrift gelesen. Es endet wohl, wie der Schimanski vor vielen Jahren begann: Alle Pfannen sind dreckig, so schlürft er ein Ei aus dem Glas … Und dazu der Tull-Titel? Nicht zu glauben.

Früher hatte ich schon einmal geforscht, in welchen Filmen die Musik von Jethro Tull verwendet wurde. Im Soundtrack (d.h. auf der CD) zu Michael Moores ‚Fahrenheit 9/11“ ist Aqualung enthalten, im Film selbst habe ich es aber nicht gefunden (Überhört? Unerhört!). Und dann gibt es mindestens noch 2, 3 Filme. Fragt mich aber nicht nach den Titeln. Kennt Ihr Filme, die im Soundtrack Tull-Musik enthalten?

Von Kretakatzes Entschwinden nach Kreta zum Tull-Konzert hatte ich im Laufi-Forum gelesen. Und Du willst es also ohne Eintrittskarte wagen? Schön mutig! Den Kreditkartentipp kann ich nur wiederholen. Ich bin alles andere als ein Freund von Plastikgeld. Aber im Laufe der Jahre hat sich so ein Kärtchen doch bezahlt gemacht, wenn es um Einkäufe außerhalb Deutschlands ging. Inzwischen gibt es da auch andere Verfahren (PayPal usw.), die wohl noch etwas sicherer sind. Leider wird das nicht überall akzeptiert. Ich drück Dir auf jeden Fall die Daumen, dass Du noch ein Ticket für das Konzert bekommst. Ich stelle mir das sehr schön vor, so im Urlaub im sonnigen Süden ein Tull-Konzert mitzubekommen. Da würde ich mir sogar die jetzige Formation antun wollen. Mit meinem Urlaub ist es noch etwas hin (und da gibt es kein Tull-Konzert).

Unser guter Lockwood hat ja wohl jegliche Anderson-Müdigkeit abgestreift mit seinem Broadsword-Ausführungen. Da sieht man Herrn Anderson tatsächlich das Schwert ergreifen und den Wikingern entgegenziehen. Sicherlich lässt sich das Lied auch anders interpretieren (die Wikinger-Horden sind heute andere), aber belassen wir es beim Bild des schwertschwingenden Flötenkobolds.

Ian Anderson & kein Breitschwert

Und überhaupt zur Anderson-Wikinger-Debatte: Ich denke, durch die Adern des Meisters fließt das Blut viele Völkerstämme. Durch die Völkerwanderungen, die auch Schottland nicht verschont haben, hat sich viel Blut gemischt. Und neben den 2-3 Liter Skotenblut werden sich mit Sicherheit auch einige Tropfen Wikingerblut finden. Wenn Neonazis heute „Deutschland den Deutschen!“ brüllen, dann stellt sich die Frage, was ist eigentlich deutsch? Vielleicht ist der Ausländer, den ein Nazi gerade den Schädel einschlägt, deutscher als er selbst. Aber warten wir die DNA-Analyse von Ian Anderson ab (Lockwood, unser Gen-Spezialist).

Nun denn, ich wünsche eine arbeitsame Woche. Und man/frau liest voneinander.

Cheerio
Wilfried

P.S. Bin nun doch fündig geworden betr. Film-Soundtracks mit Tull-Musik

21.05.2007

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Hallo Kretakatze, Hallo Wilfried,

unser guter Hermann van Veen. Mir gefällt an ihm seine leicht verträumte Art. Diese liebenswürdige Mischung aus Heiterkeit, Melancholie und Tiefgründigkeit. Seine Beobachtungsgabe und die Fähigkeit, diese Beobachtungen in Liedern umzusetzen. Meist wird er heutzutage als Harlekin bezeichnet, aber in den 70er Jahren, als ich ihn für mich entdeckte, galt er als Liedermacher. Egal, unter welchem Etikett er gerade auftritt, er findet mit seinen Songs jedenfalls den Weg unter meine Haut. Und das schaffen nicht viele Sänger.

Zur Kombination Schimanski / Anderson:
Der Film hieß tatsächlich Tod in der Siedlung. Und trotz aller ungespülten Töpfe und Pfannen in Schimis Küche passte Wondering aloud zur Situation. Ich denke, der Titel ist nicht zufällig ausgewählt worden. Während Schimanski sein rohes Ei aus dem Glas schlürft, steht er am Fenster und sieht den Wagen seiner Freundin vorfahren. Das zaubert ein Lächeln auf seine markanten Züge. Dazu passen die getragenen Harmonien von Wondering aloud wunderbar. Auch inhaltlich haut der Song hin; geht es doch im Text um einen Mann, der liebevoll an seine Frau / Freundin denkt.

Ich kenne außer dem Schimanski keinen einzigen Film mit JT – Soundtrack. Auch die Filme, die Du, Wilfried, angelinkt hast, sind mir vollkommen fremd. Eigentlich seltsam, dass Mr. Anderson sich in diesem Metier so rar gemacht hat. Ich glaube, ich habe vor Monaten geschrieben, dass ich mir gut hätte vorstellen können, dass JT die Filmmusik zur Herr der Ringe – Trilogie hätten beisteuern können. Als alter normannischer Kelte hätte Mr. Anderson gut in das Tolkien-Universum gepasst.

Zu meinen Broadsword-Theorien möchte ich noch etwas sagen:
Der Text des Liedes ist -wie immer- alles andere als eindeutig. Hätte man die von mir zitierten Textstellen von einer anderen Seite beleuchtet, wäre ein ganz anderes Ergebnis denkbar. Um es auf die Spitze zu treiben: Ein armer müder Wikinger steht an seinem kargen felsigen Gestade und sieht ein Schiff voller militanter Rheinländer auf sich zukommen. Oder ein Schiff voller Narren. Oder Touristen. Ich will nur sagen: Der Text lässt viele Interpretationen zu. Je nach Weltbild und persönlicher Stimmung. Meine Theorie des Winkingerangriffs erhebt keinerlei Anspruch auf Alleingültigkeit. Aber, wie Wilfried schon gesagt hat, das Bild des wehrhaften Ian Anderson, der an der Küste seiner schottischen Heimat steht und seine Klinge mit patriotischem Zischen durch die Luft sausen lässt, erfreut jeden Tull-Fan.

Der Flötenkobold auf dem Cover trägt übrigens kein Breitschwert. Ich bin nicht sicher, ob es solche sich über die gesamte Länge verjüngenden Schwertklingen jemals gegeben hat oder ob sie eine Erfindung der Comiczeichner sind.

Eine letzte Stellungnahme von mir zur Völker-DNA:
Das deutsche Blut, wie es im Dritten Reich propagiert wurde, gibt es überhaupt nicht. Für diese Erkenntnis muss man kein Biochemiker sein, es reicht ein Blick auf die europäische Geschichte der letzten 15 Jahrhunderte. Das Volk, das sich heute „die Deutschen“ nennt, trägt einen Gen-Cocktail aus keltischen, germanischen, slawischen und asiatischen (!) Einflüssen in sich. Wie man einen solchen Salat ernsthaft mit einer einzigen Nation in Verbindung bringen kann, ist mir schleierhaft. Eines müssen wir uns vor Augen halten: Hätte es das Römische Imperium nicht gegeben, den Hunnensturm und die Völkerwanderung, würde es uns heute auch nicht geben. Es würde andere Menschen geben, aber nicht Kretakatze, Wilfired und Lockwood. Die Welt war schon immer multi-kulti, nur machten Kaiser Augustus und Attila nicht so ein Theater darum.

Ich hoffe, ich habe niemanden gelangweilt.
Lockwood

21.05.2007

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Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

tut mir leid, wenn ich Euch mit meiner Wikinger-Theorie aufs Glatteis geführt habe. Ich dachte eigentlich, diese Geschichte wäre so albern, dass sie mit Sicherheit niemand ernst nehmen würde. Allerdings hatte ich auch keine Ahnung, dass jemals tatsächlich Wikinger in die Nähe von Schottland gekommen sind, geschweige denn, dass es sogar Wikinger-Überfälle gegeben hat. Da bin ich jetzt platt. Aber ein blindes Huhn trifft eben auch mal ein Korn. Ich hatte eigentlich aufgrund des „dark sail“ intuitiv immer an einen Piratenüberfall gedacht. Oder wer verwendet denn dunkle Segel?

Auf jeden Fall nochmals vielen Dank für die ausführliche Info – was Ihr alles wisst… Da lernt man doch immer gerne noch dazu. Irgendwelche historischen oder ethnologischen Kenntnisse dürft Ihr bei mir nämlich nicht voraussetzen. Auch von Musik habe ich im Prinzip keine Ahnung, ich bin kein Musiker. Ich komme zu meinen Ansichten und Behauptungen aus dem hohlen Bauch heraus, dafür aber mit umso mehr Überzeugung.

Wovon ich allerdings wirklich etwas verstehe sind blonde Griechen, und deshalb jetzt noch einmal zum Thema der Hellenen. Dazu muss ich wieder etwas ausholen.

Vor Jahren war ich mit einem Griechen befreundet, der hier an der örtlichen griechischen Schule Griechisch-Unterricht für griechische Kinder erteilt hat. Er hat mir erzählt, dass er in Athen an der Uni Deutsch gelernt hat, weil das dort Voraussetzung dafür ist, dass man Altgriechisch studieren kann. Nahezu alle Literatur zur Altgriechischen Sprache ist nämlich in Deutsch verfasst (und offensichtlich auch nie ins Neugriechische übersetzt worden). Die Wissenschaftler, die die Altgriechische Sprache erforscht haben, waren fast ausnahmslos Deutsche. Daher kommt es auch, dass das Altgiechische so deutsch klingt, es sind griechische Buchstaben deutsch ausgesprochen. Da es keine Tonbandaufzeichnungen davon gibt, wie die alten Griechen Ihre Buchstaben ausgesprochen haben, haben sich die deutschen Sprachforscher selbst etwas ihrer Meinung nach Passendes überlegt, und das hatte dann naturgemäß ziemliche Ähnlichkeit mit dem Deutschen. Ein Grieche bekommt das ohne deutsches Sprachtraining nicht über die Lippen.

Mit dem Aussehen der alten Hellenen wird es nicht anders sein. Soweit ich weiß gibt es keine 2000 Jahre alten griechischen Farbzeichnungen, die blonde Menschen mit blauen Augen darstellen. Es gibt lediglich ein paar Marmorstatuen, denen die Haar- und Augenfarbe nicht anzusehen ist. Auch hier waren es wieder vor allem deutsche und britische Archäologen, die die Kultur erforscht haben, und natürlich haben sie sich ihre Helden entsprechend dem damaligen mitteleuropäischen Schönheitsideal vorgestellt – blond und blauäugig. Sieht man sich dagegen antike Wandmalereien oder bemalte Vasen an, dann haben dort alle Menschen schwarze Haare und dunkle Augen.

Dass es in Griechenland und besonders auf Kreta heute einen nicht ganz unerheblichen Anteil blonde Menschen gibt, wird andere Gründe haben. Bereits zur Zeit der Kreuzzüge haben Mittel- und Westeuropäer auf ihrem Weg nach und von Jerusalem auf Kreta Zwischenstation gemacht. Die Franken, wie sie in Griechenland genannt werden, hatten dabei auch Teile Griechenlands unterworfen. Manche haben sich dabei die Zeit genommen Burgen zu bauen, da werden sie auch noch Zeit für anderes gefunden haben. Einige sind bestimmt auch ganz hängengeblieben. Später haben die Venetianer Kreta regiert. Im 19. Jahrhundert war ein Bayer König von Griechenland, vielleicht hat er ein paar Landsleute mitgebracht, usw..

Damit das heute nicht völlig Tull-frei wird noch kurz eine Bemerkung zu meinen Jethro Tull Ambitionen für Kreta (hätte ich mir ja eigentlich denken können, dass auch Ihr Euch bei Laufi auf dem Laufenden haltet). Ja, ich habe immernoch keine Karte für das Konzert am 23.06., und es ist mir schon bewußt, dass unter Umständen ausverkauft ist, bis ich am 17.06. nach Kreta komme. Aber wie ich schon einmal erwähnte bin ich von eher sparsamer Natur, und 28 EUR Versandkosten für ein Ticket, das in einen Umschlag zu 55 Cent passt – das widerspricht meinem Gefühl für ökonomische Relationen. In solchen Fällen neige ich dann zu der fatalistischen Einstellung, dass ich das Schicksal entscheiden lassen muss – wenn ausverkauft ist, dann musste das halt so sein. Ich habe ja noch eine zweite Chance in Calw am 21.07.. Ich kann mir eigentlich kaum vorstellen, dass dort am 02.07. (nachdem ich aus Kreta zurück bin) schon ausverkauft ist. Oder doch? Ich denke, ich werde mich meinem Schicksal fügen müssen.

In diesem Sinne liebe Grüße
Kretakatze

PS.: Jetzt arbeite ich schon seit Himmelfahrt an einem Werk über die Berührungspunkte zwischen Jethro Tull und griechischer Musik, aber bei der aktuellen Mail-Frequenz werde ich wahrscheinlich nie fertig. Mir tut der arme Wilfried leid, er wird bald unter der Flut begraben sein…

22.05.2007

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 64: Breitschwerter gegen Wikinger

Hallo Wilfried,

Du hast mich voll erwischt: Ich bin tatsächlich etwas Anderson-müde. Nicht, dass ich ihn als Typ oder Künstler über hätte. Aber mir fallen keine Aspekte mehr ein, die wir noch nicht beleuchtet hätten. Seine Vergangenheit haben wir sehr intensiv analysiert, Gegenwart und Zukunft liefern aus meiner Sicht nicht sehr viel Stoff für anregende Diskussionen.

Zu Irving hätte ich noch viel zu sagen. Wenn es aber nicht Dein Lieblingsautor ist, würde der Gedankenaustausch für Dich zu einer lästigen Pflichtübung verkommen. Das muss nicht sein; unsere Schreiberei soll schließlich Spaß machen. Ach ja, in diesem Zusammenhang: Heute Nachmittag erhielt ich eine mail von der Leiterin unserer Leihbücherei: Sie wird ihr Programm um die fehlenden Irving-Romane erweitern. Das finde ich sehr nett von ihr.

Kaum ist das Thema John Irving abgehakt, schon lieferst Du im Blog den nächsten Hammer: Herman van Veen ! Endlich ein niederländischer Künstler, mit dem ich auch etwas anfangen kann. Es sind zwei Dinge, die ich Alfred Biolek hoch anrechne: Seinen Bahnhof und dass er Hermann van Veen und Kate Bush nach Deutschland gebracht hat. Mein persönliches Lieblingsalbum von van Veen ist „Die Anziehungskraft der Erde“. Das Album des „zärtlichen Gefühls“ habe ich während der Pubertät einige hundert male gehört. Also, wenn es Dich packt, mehr über van Veen zu schreiben: lass‘ nur kommen !

Den Amerikaner Irving (mir kommt er sehr europäisch vor) als Basis für eine literarische Weltreise zu nutzen, ist im Grunde keine schlechte Idee. Aber ich fürchte, dass ich mit Dir nicht mithalten kann. Die Autoren meiner bevorzugten Bücher kommen fast ausschließlich aus Europa; hin und wieder ein Vertreter der arabischen Welt. Das war’s.

Wenn ich nicht irre, stand „100 Jahre Einsamkeit“ auf der Liste der Lieblingsbücher der Deutschen. Bei dieser Liste war ich angenehm überrascht: Deutschland hat keinen schlechten Literaturgeschmack. Allerdings muss man bedenken, dass sich wahrscheinlich nur die wahren Leseratten am Voting beteiligt haben. Bravo- und Micky-Maus – Leser werden wohl keine Stimme abgegeben haben.

Tja, auch mein heutiger Beitrag ist Anderson-frei. Was will uns das sagen ?

Nur noch eines: Bevor jemand König (egal ob von Niedersachsen, Deutschland oder der Herzen) wird, ist er erst einmal Prinz. Und ich fürchte, solange unser Gas-Schröder unter uns weilt, wirst Du das gleiche Schicksal zu erdulden haben wie Prinz Charles. Ich kann es Dir nachfühlen: Der gute Homer Wells hatte manche Probleme, aber ein gut besuchtes Weblog, das hatte er nicht. Trotz der ganzen Belastungen mein gut gemeinter Rat: Hände weg vom Äther !

Herzliche Grüße und vielen Dank für etliche gute Diskussionen !
Lockwood

15.05.2007

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

heute auf die Schnelle: Mit Herrn Anderson sind wir sicherlich zz. an einem toten Punkt angekommen, obwohl ich noch jede Menge Material habe, die sich lohnt, diskutiert zu werden.

Eine Verlagerung unseres Gedankenaustausches allein in Richtung John Irving würde, wenn nicht in Kürze, so doch in absehbarer Zeit das gleicher Ergebnis zeitigen. Es muss natürlich nicht gleich eine literarische Weltreise werden.

Meldet Euch
Wilfried

16.05.2007

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Lieber Wilfried, lieber Lockwood,

erst einmal muss ich mich entschuldigen, dass ich so spät antworte. Ich bin nämlich so damit beschäftigt, literarische Beiträge für international anerkannte Weblogs zu schreiben, dass ich für solche Nebensächlichkeiten wie meine Mail-Post nur noch zwei- bis dreimal die Woche Zeit finde.

Wie ich Dir, lieber Wilfried, schon einmal geschrieben habe, bin ich im Prinzip äußerst schreibfaul (ich weiß, diese Aussage wird Euch beiden jetzt nur ein gequältes Lächeln entlocken können). Lediglich in unregelmäßigen Abständen leide ich unter Anfällen von manischer Schreibwut, und wie sich das äußert, das habt Ihr ja bereits beobachten können. Mein Lieblingsautor hat einmal gesagt: „Writers are people who hate writing“. Nicht dass ich mich für einen „writer“ halte, aber ich verstehe genau, was er meint. In kurzen Worten, diese Anfälle vergehen auch wieder. Über die ungefähr zu erwartende Zeitdauer kann ich Euch keine verlässlichen Angaben machen.

Die erste größere Unterbrechung wird es spätestens ab dem 17.06. geben, da fliege ich nämlich für zwei Wochen nach Kreta, und zwar – und jetzt haltet Euch fest – wegen Jethro Tull. Die spielen am 23.06. in Iraklio auf, und das wollte ich mir mal anschauen. Allerdings habe ich noch kein Ticket. Aber das alles führe ich vielleicht lieber mal an anderer Stelle aus. Wie auch immer, wenn ich zurückkomme habe ich bestimmt Katzen im Gepäck, und dann werde ich kaum noch Zeit für meine schriftstellerischen Ambitionen aufbringen (falls ich dann überhaupt noch welche haben sollte).

Schöne Grüße
Kretakatze

19.05.2007

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Hallo Kretakatze, hallo Wilfried,

So, damit wären wir also zu dritt. Zumindest bis Juni. Über Deine Kontinuität in dieser Runde über den Kretaurlaub hinaus denke ich nicht so pessimistisch wie Du. Auch wenn Dich neue Katzen beschäftigen werden, wirst Du auf Dauer nicht an WilliZ Weblog vorbeikommen. Ich weiß, wovon ich schreibe. Schreibfaulheit ist eine Krankheit, die Wilfried im Vorübergehen heilt.

Mit Dir, meine liebe Kretakatze aus der Schwäbischen Alb, deckt der Gedankenaustausch zu Ian Anderson nun auch den Süden der Republik ab. Die Jethro-Tull – freien Zonen in unserem Land nehmen dramatisch ab. Es ist übrigens interessant zu sehen, an welch unerwarteten Stellen man Ian Anderson im Alltag begegnet: Ein Teilnehmer in einem Fotografie-Forum wählte für sich die Autosignatur „Thick As A Brick“. Als ich ihn fragte, ob er JT-Fan sei, meinte er nur „Mein Gott, ich hätte nicht gedacht, dass das jemand kennt !“ Wenn der wüsste…

Vor wenigen Wochen lief im Fernsehen ein Film aus der Schimanski-Reihe. In der Schlussszene stand Schimi in der Küche und aus seinem Radio erklang eine aktuelle Version von Wondering Aloud. Das war übrigens die beste Szene im ganzen Film.

Liebe Kretakatze, mich würde interessieren, ob Du zu Ian Anderson über die gemeinsame Liebe zu Katzen gekommen bist oder ganz einfach über seine Musik. Deine Anmeldung im Laufi-Forum ist ziemlich frisch; bist Du erst seit jünger Zeit JT – Fan ? Die Frage nach der Dauer Deines Fanstatus interessiert mich, weil ich mich seit einigen Wochen damit beschäftige, ob Mr. Anderson auch in unseren Tagen noch neue Fans rekrutieren kann.

Vor einigen Tagen hast Du den Song Broadsword dazu benutzt, Andersons Abstammung von Wikingern zu belegen. Ich habe dieses Lied nie mit Wikingern in Verbindung gebracht, denn viele Völker benutzten Breitschwerter. Eine genauere Analyse des Textes ergab jedoch, dass das Lied tatsächlich von einem drohenden Wikingerüberfall handeln könnte. Allerdings erzählt aus der Sicht des Angegriffenen. Ich denke jetzt nur laut vor mich hin: Wenn Mr. Anderson mit diesem Lied seinen ruhmreichen Vorfahren ein Denkmal setzen wollte, hätte er dann nicht aus ihrer Sicht erzählen müssen ?

Vielleicht hast Du das Thema „Wikinger“ schon abgehakt, aber Wilfried und ich haben gute Erfahrungen damit gemacht, auch dem kleinsten Indiz nachzugehen, um ein klein wenig Transparenz in die komplexe Persönlichkeit des Mr. Anderson zu bringen. Ja, man könnte fast sagen, wir seien detailverliebt.

Also dann, Ihr Lieben, bis demnächst !

Viele Grüße
Lockwood

19.05.2007

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Lieber Lockwood, hallo Wilfried,

Prinzipiell war mir der Name Jethro Tull seit 1970/71 ein Begriff, ich gehörte damals auch zu den fleißigen Bravo-Lesern, aber mit der Musik habe ich zu der Zeit noch nicht viel anfangen können, dazu war ich wohl noch zu jung. Zum ersten Mal bewußt gehört habe ich Jethro Tull Ende 1977, es war eine Nach-Abi Party bei einer Klassenkameradin. Da lag Songs from the Wood auf dem Plattenteller, und das musste ich nur EINMAL hören um zu wissen, dass ich das auch brauche. Sparsam wie ich bin – das habe ich mit manchen Schotten gemeinsam – habe ich die Platte gekauft, auf Cassette überspielt und dann einer Freundin zum Geburtstag geschenkt.

Danach habe ich so etwa bis 1980 noch ca. 10 Platten von Jethro Tull zusammengekauft (und nicht verschenkt!), und zeitweise war die Musik von Jethro Tull das, was ich hauptsächlich gehört habe. Als Fan hätte ich mich trotzdem nicht bezeichnet. Wäre ich Mr. Anderson irgendwo begegnet, ich hätte ihn nicht erkannt. Von keinem anderen Mitglied der Band habe ich auch nur den Namen gewußt. Irgendwie hat mich das alles nicht interessiert. Fans sehen anders aus.

Ich habe die Gruppe allerdings auch nie gesehen, nicht im Fernsehen und auch nicht live. 1978 war ich dummerweise gerade auf Kreta als Jethro Tull nach Stuttgart kamen – da wäre ich sonst wohl schon hingegangen. Als ich 1980 Karten fürs Konzert kaufen wollte, war schon ausverkauft (Songs from the Wood vorgetragen im Strahlenschutz-Anzug hätte mich aber vermutlich auch damals schon nicht besonders begeistert). Das wars.

1981 ereilte mich dann ein schwerer Schicksalsschlag, ich habe mich in einen Griechen verliebt (übrigens in einen mit dunkelblonden Haaren und grünbraunen Augen – ohne Witz!). Das hat mein musikalisches Interesse in eine völlig andere Richtung gelenkt. Da ich kein Radiohörer bin und die Rock- und Pop-Musik in den 80ern dann sowieso in eine Richtung ging, mit der ich nichts anfangen konnte, habe ich Jethro Tull, ihre Musik und ihre weitere Entwicklung praktisch komplett aus den Augen verloren.

Bis ich im März 2007 erstmals in YouTube hineingestolpert bin, und dort angefangen habe, Videos herauszusuchen von all den Musikern und Gruppen, die ich in den 70ern gehört habe. Und so kam es, dass ich der facettenreichen Persönlichkeit des seltsamen Mr. Anderson erstmals im Jahre 2007 auf YouTube begegnet bin.

Im Nachhinein ärgere ich mich da schon ein bißchen, dass das in den 70ern alles so an mir vorbeigegangen ist, wo es doch zum Greifen nahe war. Ob ich jetzt ein Fan bin? Ich weiß auch nicht – woran merkt man, dass man ein Fan ist? Andererseits, was würde ich sonst hier tun? Ich habe den Verdacht ich bin ein verhinderter Fan aus den 70er Jahren. Vielleicht hätte ich damals die exzentrischen Bühnenauftritte des Mr. Anderson aber auch nur blöd gefunden, das kann ich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Der (Musik-)Geschmack ändert sich ja manchmal im Laufe der Jahre (wobei ich inzwischen dazu übergegangen bin von Musikbedürfnis zu sprechen, der Ausdruck Geschmack ist zu oberflächlich und trifft den Kern nicht wirklich). Dazu ein Beispiel:

Eines der ersten Videos, auf das ich gestoßen bin, war Witch’es Promise aus den Top of the Pops von 1970. Vermutlich bin ich beim ersten Anschauen mit offenem Mund vor dem Bildschirm gesessen. Danach habe ich mir die Augen gerieben „Was war’n das, ich glaub das muss ich nochmal gucken“ – Klick. „Und dann vielleicht doch nochmal“ – Klick, usw.. Nach dem x-ten Anschauen habe ich beschlossen, dass das jetzt mein neues Lieblings-Video ist.

Natürlich hat mich dann interessiert, auf welcher Platte das erschienen ist, ich war mir sicher den Titel noch nie zuvor im Leben gehört zu haben. Zu meiner Überraschung habe ich festgestellt, dass es z.B. auch auf der 20 Year Collection zu finden ist, die ich schon seit Jahren mein eigen nenne. Auf dieser CD habe ich – vermutlich beim 2. Hören – alle Titel mit einem Kringel markiert, die ich besonders gut fand und alle mit einem Punkt, die für mich auch noch ganz ok waren. Der Rest (den ich für überflüssig hielt) blieb unmarkiert. Witch’es Promise hat nicht das kleinste Pünktchen bekommen. Wo hatte ich eigentlich damals meine Ohren? (Oder wohl eher das, was sich eigentlich dazwischen befinden sollte).

Soweit die Geschiche meines Lebens mit und ohne Jethro Tull.

Jetzt zum Wikinger. Ich glaube nicht, dass man Broadsword dazu benutzen kann, irgend etwas zu belegen, außer dass Mr. Anderson ein Lied geschrieben hat – der Link sollte ein Gag sein! Ich hatte auch keine Ahnung, dass Wikinger Breitschwerter benutzt haben, da weißt Du bedeutend mehr als ich. Diese ganze Wikinger-Geschichte war doch von Anfang an nur ein Scherz von mir, habt Ihr das etwa ernstgenommen? Ich habe von der Abstammung des Mr. Anderson ungefähr soviel Ahnung wie der Wilfried vom Sirtaki-Tanzen, wahrscheinlich eher weniger. Ich fand nur den Gedanken witzig und hab ein bißchen rumgeblödelt. Wäre ja nicht ganz ausgeschlossen – mehr nicht. „And if sometimes I sing to a cynical degree, it’s just the nonsense that it seems“ (Baker Street Muse 1975).

Ich hoffe Du bist jetzt nicht sehr enttäuscht, aber ich fürchte zur exakten Entschlüsselung der Gensequenzen des Mr. Anderson werde ich nicht viel Hilfreiches beitragen können. Jetzt würde mich aber trotzdem noch interessieren, welche Indizien für einen Wikinger-Überfall Du in Broadsword gefunden hast. Wenn Du jetzt überhaupt noch mit mir sprichst…

Liebe Grüße
Kretakatze

20.05.2007

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Hallo Kretakatze, hallo Wilfried,

Deine JT-Fan – Karriere, liebe Kretakatze, scheint ähnlich verlaufen zu sein wie meine. Auch ich war in der besten Zeit der Gruppe, den 70ern, zu jung, um sie bewusst wahrzunehmen. Ich habe die Alben alle nur in der Retrospektive bejubeln können. So wie das Licht der Sterne, dass einige Jahre braucht, um uns zu erreichen (soviel Poesie hätte ich mir gar nicht zugetraut). Mir geht es genau wie Dir: 1980 war ein entsetzliches Jahr für Jethro-Tull-Fans. Das Album A läutete den Niedergang ein. Es war so schlimm, dass selbst der alte Mitstreiter und Fast-Gründungsmitglied John Evan schreiend davongelaufen ist. Broadsword, 1982, wurde wieder ein wenig tullischer, aber danach war der Untergang nicht mehr aufzuhalten. 1985 kamen die Stimmprobleme des Meisters dazu und…, ach, es ist alles so tragisch !

Streng genommen bin ich kein Jethro-Tull – Fan. Fast drei Viertel der Alben der Gruppe treffen nicht meinen Geschmack Es sind lediglich die Folkalben und Aqualung, TAAB, und Passionplay, die mich begeistern können. Aber das eben richtig ! Vielleicht hast Du im Blog gelesen, dass ich es Mr. Anderson richtig übel nehme, dass er keine weiteren Folk-Alben produziert hat. Dieses Thema habe ich mit Wilfried sehr ausführlich erörtert, aber mein „Zorn“ ist geblieben.

In diesem Punkt ist Wilfried uns beiden haushoch überlegen: Er verfolgt die Geschicke der Band fast vom ersten Tag an. Dadurch steht er verständlicherweise hin und wieder meinen Kritiken kritisch gegenüber.

Sehr interessant fand ich Deinen Hinweis auf den blonden helläugigen Griechen. Das war also ein klassischer Hellene. Da kommt man nicht sofort drauf: Die Dunkle ist Deutsche und der Blonde ist Grieche. Soviel zu ethnischen Schubladen. Ich kenne übrigens auch dunkelblonde Türken mit blauen Augen. Aber auch hier dürfte erst eine aufwendige vergleichende DNA-Analyse Aufschluss über historische Verwandtschaften geben. Wir müssen bedenken, dass die Turkvölker seit etwa 1.000 Jahren das Gebiet Kleinasiens bevölkern, also in etwa genau so lange, wie die ersten Normannenbesuche auf den Britischen Inseln zurückliegen. Aber lassen wir das, es führt wirklich zu weit.

Ich muss gestehen, dass ich Deinen Wikinger-Link tatsächlich ernst genommen habe. Wenn man einen Menschen nicht kennt, weiß man nicht, in welchem Maß er zu Späßen neigt. Aber unabhängig davon, ob Mr. Anderson nun Kelte, Normanne oder Exil-Kirgise ist, er hat fast zehn Jahre lang hervorragende Musik gemacht. Und nur deshalb sitze ich jetzt am PC und tippe.

Flötengnom mit Breitschwert

Zum Breitschwert: Dieser Begriff bezeichnet im Grunde jedes einhändig geführte Schwert. Ein Schwert also, dass es seinem Träger erlaubt, zusätzlich einen Schild zu tragen. Breitschwert umfasst also ein weites Spektrum. Etwas anders verhält es sich mit dem englischen Begriff „Broadsword“ (bevor der Eindruck entsteht, ich sei gebildet: das steht alles in Wikipedia). Broadsword bezeichnet das schwere Schwert der Schotten mit großem Gefäß (Handschutz). Vielleicht kennst Du den Film Rob Roy, Liam Neeson schleppte so ein Ding mit sich herum. Nicht zu verwechseln mit Braveheart; Mel Gibson trug ein Claymore-Schwert. Jedenfalls hätten wir mit dem Anderson-Song Broadsword wieder einmal einen Bezug zur schottischen Herkunft des Meisters.

Wie komme ich auf den Wikingerangriff ? Im Text heißt es: „I see a dark sail on the horizon…..“ Der Erzähler sieht also ein dunkles Segel. Ich bin zwar nautischer Laie, aber ich kenne nur einen Schiffstypen, der mit nur einem Segel auskommt, und das ist das normannische Drachenboot.

„Bring me my broadsword…“ bringt uns überhaupt nicht weiter, da diese Klingen weit verbreitet waren. Aber weiter: „Bring me my cross of gold as a talisman…“ Die Wikinger, die die britischen Inseln angriffen, waren aus Sicht der Mitteleuropäer Heiden. Mehr als das, es waren Sendboten der Hölle. Und der beste Schutz gegen Geschöpfe der Finsternis ist nun mal ein Kruzifix, vorzugsweise aus edlem Metall. Dann der Begriff „Talisman“. Ein Talisman ist ein Fetisch aus Zeiten vor der Christianisierung. Die ersten Strandhiebe der Wikinger auf die Britischen Inseln fielen in das 9. Jahrhundert, also in eine Zeit, in der die Christianisierung der wilden Stämme Schottlands, namentlich der Pikten und Skoten, noch nicht allzu lange zurücklag. Im frühen Mittelalter war es fast überall in Europa so: Das Christentum war nominell anerkannt, aber die Bevölkerung hielt parallel dazu an ihren alten Religionen fest. Deshalb der Talismann. (Der Interessierte findet hierzu weiterführende Informationen in Wilfrieds Beitrag über das Osterfest).

„Put our backs to the northwind…“ Nordwind weht vom Norden. Aber wenn der Erzähler diesen Wind im Rücken haben möchte, könnte das bedeuten, dass der Wind die Angreifer zurück nach Norden tragen soll, wo sie herkommen. Rein technisch gesehen hatten die angreifenden Wikinger den Nordwind im Rücken. Aber wenn ich mich allzu wörtlich an den Text halte, gibt das ganze keinen Sinn mehr.

Also, kurze Zusammenfassung meiner Interpretation von Broadsword:
Ein braver Schotte der Ostküste steht am Strand und sieht ein Wikingerboot auf sich zukommen. Um Familie und Vaterland zu schützen ruft er nach Waffe und göttlichem Beistand. Möglicherweise liege ich mit meiner Deutung vollkommen daneben, aber so sehe ich das eben. Ich finde, andere Texte von Anderson sind sehr viel schwerer zu interpretieren.

Lasst es Euch gut gehen, Ihr Lieben !

Bis bald
Lockwood

20.5.2007

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 62: Von Anderson befreit

Hallo Wilfried,

welch ein Fußballtag geht heute zu Ende: für Bremen ist die Meisterschaft gelaufen, die Alemannia steigt ab und Schalke-Fan möchte ich heute auch nicht sein.

Focus‘ „House of the King“ erinnert tatsächlich ein wenig an die Musik von JT. Aber nur wegen der Flöte. Andere Parallelen konnte ich nicht entdecken.

Deine Fotomontage ist wieder sehr gelungen. Es ist eines der seltenen Bilder, dass den Meister ohne Armbanduhr zeigt. Oder hast Du sie wegretuschiert ? Jedenfalls ist mir klar geworden, dass ich Mr. Anderson unrecht getan habe: Ich wusste nicht, dass der Stoffwickel auf seinem Schädel ein Verband ist. Jedenfalls scheint er darunter eine hartnäckige Wunde zu haben. Der arme Kerl !

Ich stelle fest, dass die Diskussion über Literatur mindestens genau so viel Material bietet wie über Mr. Anderson und Co. Also, ans Werk: Du schreibst, „Die Entdeckung des Himmels“ sei ein ernsthafter Roman. Diese Ansicht kann ich nicht uneingeschränkt teilen. Das Buch gipfelt darin, dass ein Astronom mit dem Teleskop das Domizil von Gott, seinen Heiligen und Engeln entdeckt und die plötzlich Entdeckten darauf mit Panik reagieren. Das kann nicht so ernst gemeint sein. Auch die Rückführung der Gesetzestafeln in das Heilige Land ist in meinen Augen eine Allegorie. Ein Bild dafür, dass der Schöpfer die Menschen satt hat (ich kann Seinen Standpunkt ja verstehen, aber als zeitloser und allmächtiger Gott hätte er um das Scheitern der Menschheit wissen müssen). Die Bewohner des Himmels werden personifiziert und in strenge Hierarchien eingeteilt. Wie in einem militärischen Apparat oder einer Stadtverwaltung. Auch das spricht nicht dafür, dass der Autor große Ansprüche an die Authentizität stellt.

Mulisch stellt höhere Ansprüche an die Phantasie und den Horizont des Lesers als Irving. Beiden gemein ist, dass sie tolle Geschichten erzählen ! Wer mehrere Bücher von Irving gelesen hat, stellt fest, dass sich einige Themen wiederholen (Wikipedia berichtet ausführlich darüber): Neuengland, Wien, Bären, ältere Frauen, kleingewachsene Männer, Ringen, usw.. Ich finde diese Wiederholungen nicht störend; da die wiederkehrenden Themen in den einzelnen Romanen stark variiert werden, hat man als Leser nie das Gefühl, den Abklatsch eines vorangegangen Romans zu lesen. Ich habe noch nicht alle Werke von Irving gelesen. Unsere Leihbücherei hat nicht alle Werke von ihm im Programm. Jedenfalls werde ich die Leiterin der Bücherei fragen, ob sie die Irving-Sammlung nicht ergänzen kann. Es gibt drei große Romane, die ich noch auf meiner Agenda habe: Garp, der Wassertrinker und die befreiten Bären. Bisher gelesen habe ich: „Witwe für ein Jahr“, „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ (diesen deutsche Titel finde ich grauenhaft), „Owen Meany“, „Eine Mittelgewichtsehe“, „Die vierte Hand“, „Hotel New Hampshire“, vom „Zirkuskind“ nur das erste Viertel und „Bis ich dich finde“ werde ich an diesem Wochenende zu Ende lesen. Wenn ich mich frage, welchen Irving-Roman ich für den besten halte, kann ich keine klare Antwort geben. Es ist entweder Owen Meany oder die Witwe. Gottes Werk kommt natürlich auch in die engere Wahl.

Falls Du Interesse daran haben solltest, den Schwerpunkt unseres Gedankenaustauschs von Ian Anderson in Richtung John Irving zu verlagern, würde ich das sehr begrüßen. In Deinem Blog hast Du ja eine eigene Rubrik für diese Disziplin. Vielleicht teilst Du mir mit, welche Romane Du bisher gelesen hast (vielleicht sogar alle ?), damit wir aus dieser Schnittmenge die Basis für weitere Diskussionen bilden können.

Ich freue mich auf eine weitere Zusammenarbeit im Dienste der Schönen Künste.

Also, schlafe wohl, Du Prinz der Heide !

Lockwood

12.05.2007

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Hallo Lockwood,

na da habe ich mit meinem Irving-Beitrag ja in ein Wespennest gestochen. Und schon umschwirren die Viecher in Form von dicken Wälzern mein holdes Haupt (meine Vorliebe für Stabreime ist Dir vielleicht schon einmal aufgefallen, oder?). Ich höre da eine gewisse Anderson-Müdigkeit bei Dir heraus. Kein Wunder bei über 60 Beiträgen von uns beiden zu diesem Thema.

Nun, von John Irving habe ich im Laufe von nunmehr fast zehn Jahren einige Romane gelesen. Angefangen hat es bei mir mit „Garp“. Wie ich auf Irving kam, weiß ich gar nicht mehr genau. Da gibt es ja einige Verfilmungen (gesehen habe ich aber nur Gottes Betrag – und auch erst, nachdem ich von Irving schon einiges gelesen hatte). Garp war wohl eine Sonderausgabe für damals 18 DM, und ich bin in einer Buchhandlung darüber gestolpert. Als ich dann diesen Roman gelesen hatte, habe ich mir weitere gekauft – und bis heute (teilweise mehrmals, aber das kommt bei mir öfter vor) „Witwe für ein Jahr“, „Gottes Werk und Teufels Beitrag“, „Owen Meany“ und „Die vierte Hand“ gelesen. Das war es wohl, so glaube ich.

Irving ist nicht unbedingt der ganz große Schriftsteller. Aber seine Geschichten haben etwas Faszinierendes. Liest man erst einmal, dann kommt man so schnell nicht wieder davon los. Der Süchtigkeitsfaktor ist sehr groß. Es sind dies die skurrilen Typen, die bei all ihren Macken doch viel Menschlichkeit ausstrahlen.

Deinen Vorschlag, den Schwerpunkt unseres Gedankenaustausches in Richtung Irving zu verlagern, muss ich mir aber noch reiflich überlegen. Literatur ja – aber Festlegung auf einen Autoren – eher nein. Vielleicht könnte man Irving ja als Ausgangspunkt für eine literarische Reise um die Welt nehmen.

Irving ist für mich typisch amerikanisch – wenn auch in einem positiven Sinne (als Gegenstück zu George W. Bush –an der Nord-Ost-Küste konnte Bush ja nicht punkten). Seine Romane sind fast alle hollywood-reif (und viele wurden ja auch in Hollywood verfilmt), vielleicht etwas zu sehr filmreif.

So sehr mir diese schrägen Typen bei Irving gefallen, auf Dauer wäre es mir dann doch etwas zu viel an „Eigenwilligkeit“. Es muss nicht todernst zugehen in einem Roman, wirklich nicht. Ich habe dieser Tage den „Stiller“ von Max Frisch gelesen und habe mich gewundert, wie modern das Buch heute noch ist. Geradezu köstlich ist es, wie Frisch da eine Ehe beschreibt (auch wenn es hier eine Künstlerehe zwischen einem Bildhauer und einer Ballerina ist), über die Macken der Frauen und Männer herzieht … so dass man sich selbst immer wieder erkennt.

Und es gibt eine literarische „Folklore“, Autoren aus Ländern, die wir wohl nie besuchen werden, die uns aber durch ihre Schriftsteller sehr nahe kommen können. Ich habe da u.a. eine Vorliebe für südamerikanische Literatur (Garcia Marquez’ 100 Jahre Einsamkeit ist wirklich lohnenswert. Oder der Peruaner Vargas Llosa).

Soviel fürs erste.

Dr. Bogenbroom mit Patienten

Zu dem kleinen Bildchen mit der Neuformation von Jethro Tull: Da ich keinen Grund hatte, Herr Anderson ohne Armbanduhr darzustellen, so trägt er tatsächlich keine Uhr auf dem Bild. Irgendwie hat mich der weiße Kittel (nun, es ist wohl ein weißes Hemd) von Herrn O’Hara zu den kleinen Veränderungen an dem Bild inspiriert. Bemerkenswert fand ich auch, wie andächtig Martin Barre, das Fräulein Calhoun (die Duschhaube ist geradezu genial) und Doane Perry (die Hände gefaltet) dastehen; wo ist nur die linke Hand von Herrn Anderson? Mir sind da noch einige Sachen in den Sinn gekommen, aber ich wollte nicht, dass das Ganze am Ende als jugendgefährdend eingestuft wird.

Nun denn …
Wie soll ich wohl schlafen angesichts der Sturmflut an Kommentaren, Mails u.ä. Homer Wells dürfte besser geschlafen haben.

Nichts desto trotz (zum Trotz)

Wilfried, der Heideprinz (und was ist mit König ….z.B. von Niedersachsen?!)

P.S. Das war ja heute fast anderson-frei.

15.05.2007

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 60: Standing Ovation

Hallo Wilfried,

die Frage, ob Blog, Youtube und JT-Gedankenaustausch sich für Dich lohnen, kannst nur Du beantworten. Vielleicht ist an dieser Stelle ein kurzes Zwischenergebnis angebracht: Selbst wenn Du heute Deine Aktivitäten hierzu einstellen würdest, so hättest Du doch bereits viele Menschen (incl. mir !!) sehr gut unterhalten und sie auf ihrem Weg zum Jethro Tull – Experten ein ganzes Stück vorangebracht. Ob sich das für Dich lohnt, keine Ahnung. So ist das nun mal mit dem Idealismus. Den von Dir in diesem Zusammenhang erwähnten Egoismus klammern wir aus; an Kleinigkeiten können wir uns nicht aufhalten. In einem Punkt hast Du allerdings meine uneingeschränkte Zustimmung: Es gibt wichtigere Dinge im Leben als die Geschicke des Mr. Anderson von allen Seiten zu beleuchten. Solange wir uns dessen bewusst sind und andere Dinge darüber nicht sträflich vernachlässigen, ist es in meinen Augen in Ordnung.

Natürlich waren meine Google-Zahlen übertrieben, nein, sie waren vollkommen falsch. Ich wollte lediglich auf den Stellenwert hinweisen, den die Beiträge des WilliZ im JT – Universum mittlerweile erreicht haben. Dazu habe ich mich leichtsinnigerweise des Stilmittels der Überzeichnung bedient. Schade, dass Du das wörtlich genommen hast. Ich wollte niemanden hinters Licht führen, was hätte ich davon ?

“King Henry’s Madrigal“ ist ein schönes Stück. Beim Hören tauchen Ritter und Burgfräuleins vor dem inneren Auge auf, trotz der E-Gitarre. Das spricht wieder einmal für die (frühere) Qualität unserer Lieblingsgruppe.

„The Donkey and the Drum“ erinnert mich durch die Einflüsse der ethnischen Musik an Divinities. Ich finde es nicht schlecht, aber es wird wohl nie mein Lieblingslied werden. Dessen ungeachtet danke ich Dir für die Datei !

Deine Theorie bestätigt sich: Durch die Stimmprobleme wird der Meister immer flötenlastiger. Klar, was bleibt ihm auch übrig ? Für jemanden wie mich, der die Gitarre und die Stimme des Meisters geschätzt hat, ist es allerdings der falsche Trend.

Zu den weiteren aktuellen Aktivitäten von Ian Tull bzw. Jethro Anderson möchte ich nichts mehr sagen; ich würde mich nur wiederholen. Nur einen Punkt wiederhole ich ganz bewusst: Mr. Anderson hat keinerlei Hemmungen, irgendwelche „fremde“ Musiker um sich zu scharen und das ganze unter dem Label JT zu verkaufen. Das ist der Sieg des Unternehmers über den Musiker. Pfui !

Letzte Woche kamen meine Jungs vom Schachtraining nach Hause und erzählten, dass der Sohn (etwa 17) des Trainers ein T-Shirt mit dem Konterfei Ian Andersons trug. Ich wollte es nicht glauben und habe alle drei unabhängig voneinander befragt. Es ist kein Zweifel möglich, ein Irrtum ist ausgeschlossen: Es war tatsächlich Mr. Anderson. Respekt vor Mr. Anderson, der es tatsächlich schafft, neue Fans zu gewinnen. Respekt vor dem jungen Mann, der die Musikszene so gut beobachtet, dass er einen Ian Anderson dort entdeckt.

Noch ein Wort zur „Entdeckung des Himmels“: Der Autor hat die Charaktere sehr gründlich angelegt. Er hat sie sehr genau und detailliert beschrieben. Sicher hat er dabei sehr viel Phantasie bemühen müssen, wodurch die Protagonisten, wie Du sagst, etwas künstlich wirken. Aber die Hauptfiguren hatten auch eine schwere Aufgabe zu bewältigen; die Rückführung der Gesetzestafeln in das Heilige Land. Wie würde es der Leser aufnehmen, wenn diese Aufgabe durch einen Bäcker und einen Buchhalter mit unspektakulärem Lebenslauf erledigt würde ? Ich gebe dem zuständigen Engel schon Recht, wenn er sagt, dass diese Aktion von langer Hand geplant sein muss und nicht von Hinz und Kunz durchgeführt werden kann. Und haben wir nicht alle schon erfahren, dass das Leben vielschichtiger, verworrener, komplizierter und unglaublicher sein kann, als ein Mensch sich das ausdenken kann ? Deinen Hinweis auf ein zu „katholisches“ Ende des Romans verstehe ich nicht. Himmel, Engel, Dekalog sind doch die Dinge, die alle christlichen Konfessionen gemeinsam haben. Oder zumindest fast alle. Die Entdeckung des Aufenthaltsortes der göttlichen Wesen durch einen Astronomen ist in meinen Augen eine Allegorie für die jahrzehntelange Suche der Physiker nach der Ursingularität, der Weltformel. Schon Einstein war von dieser Idee begeistert. „Dem Alten in die Karten schauen“, wie er es nannte.

Seit meine Zwillinge vor einigen Monaten die Gelegenheit hatten, mit den Alemanniaspielern aufzulaufen, interessiere ich mich ein wenig für den Verein. Nur ein wenig. Wenn ich Zeit habe und dran denke. Die Niederlage gegen Bremen war leider nicht die letzte und im Moment ist der Klassenerhalt in fast unerreichbare Ferne gerückt.

Ich war heute am Brückentag ebenfalls im Büro. Einer der wenigen. An diesen Tagen ist es sehr ruhig ringsherum und man kann viel Arbeit wegschaufeln. Das Wetter ist auch bei uns immer noch fantastisch und es soll bis mindestens Ende der Woche so bleiben. Es ist das erste Mal, dass mir bereits im April der Rasen verbrannt ist.

In Deinem Blog habe ich den Beitrag über Beltane gelesen. Dabei fiel mir ein, dass meine Heimatstadt in der Bronzezeit von Kelten besiedelt war. Vielleicht rührt daher meine Vorliebe für britische Folklore (kleiner Scherz).

Ich habe es mir nicht nehmen lassen, den Auftritt der Beatless anzusehen. Für eine neu gegründete Schülerband war das wirklich ein gelungener Auftritt. Hiermit gratuliere ich Deinem Jan ganz herzlich !! Der Vortrag der Band war für mich eine gelungene Mischung aus Beatles und Pogues. Und ganz wie die Namenspaten aus Liverpool haben die Tostedter Jungs einen Linkshänder in ihren Reihen. Das ist bestimmt ein gutes Omen. Dein Jan wird sicher wissen, dass viele der ganz Großen im Musikgeschäft als Schülerband angefangen haben. Jemand, der es wissen muss, hat einmal gesagt: Stars werden auf der Bühne gemacht und nicht bei RTL.

So, genug für heute.
Viele Grüße in die sonnige Heide und bis bald

Lockwood

30.04.2007

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Hallo Lockwood,

nun schnell doch noch an den Rechner, dieses Wochenende bin ich kaum zu Hause; so wenigstens eine kurze Antwort von mir:

ob Blog, Youtube und JT-Gedankenaustausch sich für mich lohnen, beantworte ich mit meiner weiteren ‚Anwesenheit’. Also positiv. Irgendwie gehört es zu meinem täglichen Gehirnjogging dazu. Denn wer rastet, der verkalkt.

Natürlich habe ich das mit Deinen Google-Zahlen wörtlich genommen – oder hätte es gern, wenn Google solche für mich schmeichelhaften Zahlen ausgeworfen hätte.

Bei „The Donkey and the Drum“ geht es mir wie Dir: Auch ich dachte gleich an das “Divinities”-Album. Wenn also das für Ende des Jahres angekündigte neue Jethro Tull-Album in diesem Stile wäre, so hätte es zwar wenig mit Tull alter Tage zu tun, ich würde es aber akzeptabel finden. Die zwölf Tänze gefallen wir nämlich ganz gut. Und ich könnte auch mit einem Ian Anderson leben, der sich mehr seinen Instrumenten als dem Gesang widmet. Wie Dir wäre es mir aber ganz recht, wenn er dabei auch öfter zur akustischen Gitarre griffe. Da unsere Zukunftserwartungen Jethro Tull betreffend nicht sehr hoch geschraubt sind (eigentlich bei annähernd null liegen), können wir eigentlich nur noch positiv überrascht werden, was das besagte neue Album betrifft. Notfalls bleibt es für uns im Plattenregal liegen.

Was den Trainersohn betrifft, bin ich schon gar nicht mehr verwundert. Ich kenne einige junge Burschen, die Flötenunterricht nehmen und sich von daher für Ian Anderson interessieren. Aber überhaupt gibt es einen Trend nach Rockmusik früherer Jahre (mein Sohn hört zunehmend Hardrock der 70- und 80-er Jahre, z.B. Led Zeppelin, Black Sabbath usw.), da ist der Weg zu Jethro Tull nicht mehr weit. In den letzten Wochen fielen mir Plakate von Gruppen auf, von denen ich lange Zeit nichts mehr gehört habe und die jetzt wieder auf Tournee gehen (z.B. Steely Span, Van der Graaf Generator). Und bei youtube.com bin ich über die holländische Gruppe „Focus“ gestolpert, auf die wir schon einmal zu sprechen kamen. Jan Akkerman ist zwar nicht mehr dabei, dafür hat der Focus-Gründer Thijs van Leer (Keyboards und Flöte, sowie instrumentalen Gesang, wenn man das so nennen kann) seinen ehemaligen Mitstreiter, den Drummer Pierre van der Linden, zurück ins Boot geholt und ist ansonsten mit jungen Leuten unterwegs. Unbedingt ansehen solltest Du Dir Focus: Hocus Pocus 1973. Am Schluss die standing ovation der Zuhörer sind mehr als verdient.

Weshalb ich hier auf Focus zu sprechen komme? Schau Dir den Thijs van Leer von heute einmal an: fett und aufgedunsen, aber immer noch voller Power. Das 17-minütige Eruption sei Dir anempfohlen. Klingt ziemlich jazzig, hat aber nahe dem Ende ein starkes Flötensolo. Ich will van Leer nicht mit Ian Anderson vergleichen (da schneidet Anderson rein äußerlich viel besser ab). Aber auch er hat wie Anderson neue junge Musiker um ich gescharrt. Wenn Du mich jetzt fragst, von welchen der beiden ich mir durchaus gern ein Konzert anschauen und anhören möchte, dann wäre es Thijs van Leers Focus. Eigentlich wundert es mich heute, dass ich die Gruppe Focus so aus den Augen verlieren konnte. Dabei hatten die einige Stücke, die mir heute noch, wenn ich diese höre, eine Gänsehaut verursachen.

Ja, die Alemannia. Es sieht schlecht aus, aber noch ist nicht alles verloren. Leider war die Niederlage gegen Hertha BSC doch etwas unerwartet und auch ziemlich hoch. Werder Bremen hat der Sieg gegen die Aachener auch nicht viel gebracht. Ich glaube nicht, dass Werder noch Meister wird. Also ich drücke die Daumen für die Alemannia.

Ja, der Auftritt meines Großen mit seiner Schülerband war ganz in Ordnung – Beatles mit Punk-Einschlag! Es war so eine Art Ausscheidung wie bei DSDSS („Deutschland sucht …“); sie sind eine Runde weiter und üben jetzt kräftig ein neues Stück, es soll „Iron Man“ von „Black Sabbath“ werden.(deren Tony Iommi hatte sich ja auch einmal kurze Zeit als Nachfolger von Mick Abrahams bei Tull versucht, wurde dann aber sehr bald durch Martin Barre ersetzt). Das Stück ist nicht ganz so einfach. Schauen wir ’mal. Auf jeden Fall vielen Dank für Deine Gratulation.

Hast Du den Kommentar zu Andersons Augen- und Haarfarbe gelesen? Da scheint uns eine junge Dame nicht so ganz ernst zu nehmen. Wir wühlen uns da durch alle erdenklichen Videos und Fotos hindurch, teilweise mit Lupen oder sogar Mikroskopen, um unumstößlich die Farbe von Herrn Andersons Augen zu ermitteln (‚grün’), und da wird einfach salopp behauptet, die wären braun. Schlimmer noch bei den Haare! Ian Anderson mag wohl Schotte sein, aber so viele Rothaarige bzw. Rotblonde gibt es dort gar nicht (vielleicht in Irland, aber er ist kein Ire), wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Anderson ist dunkelblond – und dabei bleibe ich (Barriemore Barlow mag von mir aus rotblond sein). Wenn etwas rot ist, dann sind es die Videos, nämlich rotstichig bei all dem Scheinwerferlicht.

Viele Grüße an die überlebenden Kelten
Wilfried

05.05.2007

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 59: The Donkey & the Drum

Hallo Wilfried,

Deine Verärgerung über den Stress, den Dir Deine youtube-Präsenz bereitet, kann ich verstehen. Da meint es jemand gut mit den JT-Fans dieser Welt und zum Dank werden ihm Knüppel in den Weg geworfen. Ich muss gestehen, dass ich unter diesen Umständen den Kram hingeworfen hätte. Glücklicherweise bist Du härter im Nehmen als ich.

Es gibt noch einen weiteren youtube-User, der die Flinte nicht so schnell ins Korn wirft: Das Video von Roxy Music’s Psalm ist wieder da. Hoffentlich dauerhaft. Wenn mir der Sinn nach pseudosakraler Popmusik der 70er Jahre steht, ist dieses Video für mich die erste Wahl.

Vor einigen Jahren habe ich in Google den Suchbegriff „Jethro Tull“ eingegeben. Das erbrachte etwa 65.000 Treffer und ca. 48.000 dieser Treffen verwiesen auf eine Seite namens „Williz Weblog“. Da ich es nicht besser wusste, hielt ich diesen Willi für eine Art Manager von JT.

Ich will Mr. Anderson sein Gezappel der frühen Jahre nicht zum Vorwurf machen. Man muss bedenken, wie jung er damals war. Er musste seinen eigenen Stil erst noch entwickeln. Er war ein Rohdiamant, der während der kommenden Jahre geschliffen wurde. Bereits wenige Jahre nach der Cocker-Phase hatte er ein Level erreicht, das uns heute noch begeistern kann.

Bei einem meiner Kontrollrundgänge habe ich gesehen, dass bei Wikipedia jemand die Seite zu Ian Anderson neu gestaltet hat. Es sind einige Informationen hinzugekommen und das Erscheinungsbild des Textes hat ebenfalls an Qualität gewonnen. Der alten Version merkte man an, dass einige Autoren hier und da einen Satz eingefügt haben. Der neue Eintrag wirkt flüssiger, zusammenhängender, wie aus einem Guss. Mein Lob an den unbekannten Autor.

Wenn ein eingefleischter Fan wie Du dem Acoustic-Album von JT schon kritisch gegenüber steht, werde ich ganz gewiss die Finger davon lassen. An faden und lauwarmen Aufgüssen vergangener Köstlichkeiten habe ich kein Interesse. Ich werde es so halten wie Du: mit Hilfe von youtube oder anderer geeigneter Medien werde ich mich an den Originalen erfreuen.

Die JT – Schriftart finde ich originell. Was Du nicht so alles findest…

Es freut mich, dass Du „Die Entdeckung des Himmels“ gelesen hast. Falls ich Deine Äußerungen der letzten Tage hierzu nicht falsch interpretiere, scheint es Dir gefallen zu haben. Das erleichtert mich.

Gestern Abend hörte ich im Radio eine Übertragung des Bundesligaspiels Bremen : Aachen. Bei Ende der ersten Halbzeit fürchtete ich, dass Aachen den Bremern die Tabellenführung versaut. Ist aber noch mal gut gegangen. Zwar kämpft Aachen um den Klassenerhalt, aber wenn der Reporter Recht hatte, war der Bremer Sieg mehr als verdient.

Ich wünsche Euch weiterhin viel Sonnenschein und schöne Stunden im Freien !

Bis bald
Lockwood

21.04.2007

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Hallo Lockwood,

so hart im Nehmen bin ich dann auch wieder nicht. Wenn man mir, wie jeden Tag zu befürchten ist, meinen Account bei youtube.com streicht, dann war es das wohl. Ich werde mir nicht noch einmal die Zeit nehmen, 100 Videos hochzuladen, die dann am nächsten Tag vielleicht wieder weg sind. Bei myvideo.de hat man mir dieser Tage auch zwei Videos herausgenommen. Es liegt aber wohl daran, dass diese Videos über 10 Minuten lang waren. Man hat inzwischen die Konditionen geändert (früher gab es nur eine Begrenzung in der Größe der Datei – max. 100 MB). Hoffen wir das Beste.

Ja der ganze Jethro Tull- und auch Weblog-Kram hat eine Eigendynamik angenommen, die vor allem zeitraubend ist. Da kommt man unwillkürlich an den Punkt, an dem man sich fragt: Lohnt sich das eigentlich? Bisher hat es ja viel Spaß gemacht. Auch dieser Gedankenaustausch mit Dir geht voll in Ordnung. Mein Weblog hier habe ich zudem als eine Art geistige Fingerübung betrachtet (frei nach dem Pfandfingermotto: jeden Tag ein ‚guter’ Beitrag). Aber es gibt eben auch noch andere Dinge, die zudem wichtiger sind. Allem voran die Familie. Ich werde also die Notbremse ziehen! Weniger Tull also, weniger Geschreibsle hier.

Deine Google-Zahlen sind natürlich nicht ganz korrekt. „Vor einigen Jahren“ gab es „Williz Weblog“ noch gar nicht. Wenn Du hier also den Leser hinters Licht führen willst, dann bitte etwas geschickter. Aber wir beide wissen eines sowieso: Qualität wie die hier gebotene lässt sich durch google’sche Quantität nicht ersetzen. Also nächstes Mal die Zahlen noch etwas höher ansetzen (Faktor 10 mindestens).

Was den deutschen Beitrag zu Ian Anderson bei Wikipedia betrifft, gebe ich Dir natürlich recht. Es enthält einige Informationen, über die wir hier selbst schon diskutiert haben. Ob diese am Ende tatsächlich alle richtig sind (z.B. „In seiner Anfangszeit mit Jethro Tull stand er einst so [d.h. ein Bein angewinkelt], um beim Mundharmonikaspielen den Mikrofonständer im Gleichgewicht zu halten“), kann man bestreiten. Wir beide wissen inzwischen, wie unterschiedlich sich Ian Anderson geäußert hat. Aber vieles haben wir selbst sinngemäß „herausbekommen“.

Das Acoustic-Tull-Album enthält als solches keine faden und lauwarmen Aufgüssen vergangener Köstlichkeiten. Die Tonqualität ist voll in Ordnung. Es sind nur eben fast alles die Stücke (im Original), die wir bereits kennen und in Deinem Sinne nicht noch einmal aufgegossen bekommen müssen. Für einen alten Tull-Fan also uninteressant. Aber es ist immerhin ein Album, das fast genau das enthält, was wir an Anderson und Band lieben.

Der Titel “Pastime With Good Company” ist übrigens nicht neu im Repertoire von Jethro Tull. Wenn Du auf meiner ‚eigentlichen’ Website die Ritterspielseiten aufrufst, dann wird über ein Popup eine kleine Seite aufgerufen, über die Du den Titel unter dem Namen „King Henry ’s Madrigal“ hörst, der bisher nur auf dem Mehrfachalbum „20th Anniversary box set“ erschienen ist (nicht das Doppelalbum „Twenty Years of …“), das ich mir vor fast 20 Jahren nicht gekauft hatte, weil ich damals etwas knapp bei Kasse war und das dann irgendwie nicht mehr erhältlich war.

Nun meinen Beitrag zu den „neuen Tulls“ wirst Du sicherlich gelesen haben. Eigentlich gab es da nicht viel zu lesen, weil ich irgendwie sprachlos war und noch bin. Mir geht es ähnlich wie Dir: Ich kann mit den neuen Tulls herzlich wenig anfangen. Da fand ich den orchestralen Anderson noch besser. Da war das Konzept irgendwie klar. Jetzt gibt es nur noch diesen Mischmasch aus alten Tull-Sachen und Bluesgrass-Gefiedele. Und auch noch ein „America“-Medley. Nichts gegen Leonard Bernstein, aber was hat das mit Jethro Tull zu tun? Wenn man dem Laufi-Forum trauen darf, dann gibt es hinter den Kulissen auch schon einiges Gezänk um Martin Barre und dem Fräulein Calhoun (ich find die Stelle leider auf Anhieb nicht). Übrigens vom Konzert in Buenos Aires in Argentinien gibt es fast das ganze Konzert bei youtube.com zu sehen, u.a. auch das neue Stück „The Donkey and the Drum“. Klingt ja nicht schlecht, auch das ist nicht Jethro Tull, sondern höchstens Ian Anderson (aber der ist ja Jethro Tull). Musik, die man schön als Hintergrundmusik für seine Urlaubsvideos nehmen kann, aber sonst? Zu Martin Barre: Der tut mir irgendwie Leid. Jetzt muss er sein Solo-Album wohl von „Stage left“ (bei Tull stand er seit eh und je links auf der Bühne) umtaufen in „Stage background middle“ oder so (siehe Videos). Genug geweint!


Jethro Tull 2007: The Donkey and the Drum

Zu Mulischs „Die Entdeckung des Himmels“. Ich muss gestehen, dass ich anfangs meine Schwierigkeiten mit dem Buch hatte. Die beiden Freunde sind mir etwas zu künstlich ‚angelegt’. Und das Ende, entschuldige diesen Ausdruck, ist mir etwas zu sehr „katholisch“. Außerdem geht mir durch die lange Lebensbeschreibung der Freunde das eigentliche Thema verloren, Stichworte Teufelspakt des Francis Bacon, Ursingularität, „Zehn Gebote“ als Bund Gottes mit den Menschen. Aber dann wäre es am Ende ein ganz anderes Buch geworden und kein Roman dieser Art. Es hat mir also schon gefallen.

Also insgeheim interessierst du Dich doch für Fußball, oder? Ob Werders Sieg gegen Aachen etwas nützt, wird sich erst am Ende der Saison zeigen; Werder hat wohl noch drei von vier Spielen auswärts zu bestreiten, außerdem kommt die Teilnahme am UEFA-Cup hinzu. Es sieht also ganz so aus, dass Schalke, da ausgeruhter, dieses Mal das Rennen macht. Für Aachen (jetzt auf einem Abstiegsplatz) kann es vielleicht das Ende bedeuten. Da ich immer den Außenseiter ‚die Daumen drücke’, hoffe ich, das es Aachen (und auch Mainz) noch schaffen.

Mit einem Brückentag am Montag kann man sich ja ein langes Wochenende gönnen. Ich werde aber montags doch arbeiten müssen, da ich bereits gestern einen freien Tag genommen habe (mein Großer – ist der Lange mit den kurzen Haaren – hatte mit seiner Schulprojektband „Beatless“ seinen ersten Auftritt in der Schule, da durfte ich nicht fehlen). Wie steht es mit Dir? Die Wetteraussichten sind wohl ganz gut.

Ich wünsche Dir und Deinen Lieben ein schönes Wochenende und ein gewagtes Tänzchen in den Mai.

Bis bald
Wilfried

26.04.2007

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 58: Tull Symbols Font

Hallo Willi,

Ganz kurz zur Gibson-Passion: Was diesen Film von den dutzenden anderer Jesus-Filme unterscheidet, ist die dargestellte Brutalität. Im Grunde kann ein Passionsfilm nichts Neues bringen; Verlauf und Ausgang der Geschichte sind (zumindest den meisten) bekannt.

Zur Augenfarbe des Meisters: Nichts liegt mir ferner, als den Wahrheitsgehalt Deiner Notizen in Frage zu stellen. Du erinnerst Dich sicher an das Intro des Tampa-Mitschnitts. Hier kommt Mr. Anderson aus der Kabine, entsorgt Kippe, Handtuch und grüne Bierflasche, tut so, als würde er die Gitarre stimmen, schneidet noch eine Grimasse für sein Volk und geht dann geradewegs auf die Kamera zu, die dadurch eine Großaufnahme seines Gesichts macht. Die Augen, die dabei zu sehen sind, wirken auf mich grün. Nicht so grün wie seine Bierflaschen, aber immer noch grüner als blau.

Ian Andersons grüne Augen

Natürlich kann ich nicht ausschließen, dass die Färbung der Iris durch einfallendes Licht verzerrt dargestellt wird. Auch würde ich mir niemals anmaßen, die erstklassigen Recherchen eines Bravo-Journalisten anzuzweifeln. Also bleibt eine verlässliche Aussage über die Augenfarbe des Mr. Anderson ein weiteres Fernziel.

Dass Mr. Anderson auch in frühen Konzerten Gitarre spielte, ist mir nicht entgangen. Aber ich finde, ab Mitte der 70er Jahre macht er das häufiger als in den Zeiten davor. Das ist ein Grund, warum mir diese Tull-Zeit besser gefällt als frühere und spätere.

Hand aufs Herz: Findest Du nicht, dass sein Gezappel zu Beginn der 70er stark an Joe Cocker erinnert ? Glücklicherweise hat Mr. Anderson sich rechtzeitig von dieser Attitüde getrennt und bewiesen, dass er seine Bewegungskoordination doch unter Kontrolle hat. Mehr als das; seine athletischen Leistungen habe ich bereits an früherer Stelle gewürdigt.

Falls mich eine Mitschuld daran trifft, dass Du Deine JT-Perlen in youtube einstellst, so nehme ich sie gerne auf mich. Tausende weitere Schultern helfen mir tragen. Ich habe es in meiner letzten mail bereits gesagt und sage es noch einmal: Die JT-Fans haben Dir mehr zu danken als irgendwelchen elitären Zirkeln wie Laufi und Co.

Allerdings kann ich verstehen, dass Dich Anfragen nach kostenlosen DVDs nerven. Vielleicht sind das Auswirkungen der „Geiz ist geil“ – Gesellschaft. Der Versuch ist nicht strafbar und durch das Medium www brauche ich niemanden in die Augen zu sehen.

Vielen Dank für die beiden Stücke des Acoustic-Tull ! Deine Vermutung ist korrekt: Ich werde dieses Album nicht kaufen. Das Pastime… finde ich nicht schlecht, aber es reicht nicht, um mir den Glauben an den aktuellen Mr. Anderson wiederzugeben.

Die braune Maus gefällt mir, das Stück ist überraschend nah am Original. Stimmlich nicht so schlecht wie befürchtet. Da das Original zu meinen Favoriten gehört, fällt mein Urteil über die Acoustic-Version vergleichsweise milde aus.

Es ist, wie es ist: Die Stimme des Meisters ist unwiederbringlich dahin und dafür kann er nichts. Er hat die Stimme nicht beim Grölen auf dem Fußballplatz oder beim Skandieren politischer Parolen verloren. Er verlor seine Stimme durch ungezählte Konzerte: er hat sie für sein Publikum geopfert. Daraus will ich ihm nicht länger einen Strick drehen.

Trotz dieser neuen „Toleranz“ meinerseits gefallen mir die aktuellen Anderson- oder Tull-Auftritte nicht. Was ich dort sehe und höre, hat nichts mit dem Anderson zu tun, den ich so schätze. Dazwischen liegen Welten, die ich mir auch nicht durch 30 Jahre Zeitgeschehen erklären kann. Es liegt nicht nur daran, dass er älter und behäbiger geworden ist, das werden wir alle. Er hat seinen Stil verändert. Aber das hatten wir alles schon einmal und das möchte ich nicht noch mal aufwärmen.

In Deinem Blog habe ich Deinen Beitrag über die Bestie Mensch mit Interesse gelesen. Es ist unbestreitbar, dass der Mensch das schlimmste Untier ist, das die Evolution hervorgebracht hat. Gleichzeitig ist der Mensch auch zu guten Taten fähig und damit meine ich nicht nur die Heiligen der Kirche. Wäre es nicht so, wäre unsere Spezies schon lange vergangen. Was aus übergeordneter Sicht keine Katastrophe wäre. Vielleicht können wir dieses Thema irgendwann vertiefen. Die philosophische Anthropologie ist ein interessantes Feld.

Also, mein lieber Willi, ich wünsche Dir eine erträgliche Arbeitswoche und viel Zeit im Freien !
Bis bald
Lockwood

14.04.2007

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Hallo Lockwood,

ja, Auge in Auge ist es nicht zu übersehen: Andersons Augen sind grün. Den Intro-Teil des Tampa-Konzertes hatte ich überschlagen. Bei den anderen Nahaufnahmen (die aber nicht so nah wie im Intro sind) wirken die Augen dunkler und eher braun. Ob die Info auf meinem Notizzettel wirklich aus der ‚Bravo’ früherer Jahre stammt, ist nur eine Vermutung (aber wo sollten solche Infos gestanden haben, wenn nicht dort). Die wenigen ‚Bravo’-Ausschnitte die ich habe, bekam ich von der Schwester eines Freundes, die wusste, dass ich ein großer Tull-Fan (schon damals) war.

Zum Gezappele in den frühen 70-er Jahren hat sich Herr Anderson in einem Interview geäußert (muss auf der Isle of Wight-DVD enthalten sein). Ihm war es im Nachhinein eher peinlich und er sah darin eine Art von ‚Unbeholfenheit’. Joe Cocker empfand ich übrigens als einen spastisch Gelähmten, der nach Halt suchte. Die Bühnen waren damals ziemlich klein und enthielten viele Stolperfallen durch herumliegendes Kabelwerk. Hätte Ian Anderson bereits damals die Turnübungen späterer Jahre vollbracht, dann wäre er wohl öfter von der Bühne gestürzt.

Youtube.com bietet in letzter Zeit unterschiedlichste Möglichkeiten, den Anfragestrom zu lenken. Mails, die man gar nicht mag, kann man so ‚blocken’ oder als ‚Spams’ markieren (ja auch bei youtube wird man mit Werbung eingedeckt). Oder man erlaubt nur bestimmten Kontakten, Mails senden zu dürfen. Ich denke, dass das nicht von ungefähr kommt. Bisher habe ich nur von dem Spam-Filter Gebrauch gemacht (es ging natürlich wieder um Werbung für Sex-Seiten). Ähnlich geht es übrigens mit meinem Blog: auch hier werden laufend ‚Kommentare’ eingestellt, die nichts anderes zum Inhalt haben als Werbung für irgendwelchen Mist. Um die Kommentierungsmöglichkeit nicht ganz zu unterbinden, muss ich eben damit leben und lösche den ganzen Murx in regelmäßigen Abständen. Das ist eben die Kehrseite des Internets. Sobald man ‚Hallo’ ins Netz ruft, kommen als Echo mindestens 10 Spams zurück. Aber genug der Heulerei. Es geht nicht nur um eine „Geiz ist geil“-Mentalität, sondern auch um kriminelle Energien einiger Subjekte, die einen die gute Laune etwas vermiesen können.

Damit wäre ich bei meinem kleinen Beitrag „Bestie Mensch“. Wie Du siehst, habe ich in Harry Mulischs „Die Entdeckung des Himmels“ geblättert und habe es am vergangenen Wochenende angesichts des schönen Wetters sogar geschafft, das Buch draußen bei Sonnenschein und gekühlten Getränken zu Ende zu lesen. Zum Buch selbst später etwas mehr. Sicherlich ist die philosophische Anthropologie ein interessantes Feld. Ich habe mich früher ziemlich ausführlich mit Philosophie, Psychologie usw. befasst. Heute ist das Interesse nicht mehr ganz so groß. Man macht eben so seine Erfahrungen und muss das nicht noch zusätzlich durch Literatur bestätigt sehen. Da mein Blog auch eine Art Tagebuch ist, so habe ich aufgrund des Mulisch-Zitats meine Gedanken, die mir bei Lesen kamen, skizzenhaft niedergeschrieben. Außerdem hatte ich dieser Tage auch das besagte Buch von Erich Fromm (Anatomie der menschlichen Destruktivität) in Händen. So kam das eine zum anderen.

Zurück zu Ian Anderson und Jethro Tull: Das Acoustic-Album enthält wirklich fast alles, was wir an der Gruppe und dem Meister schätzen. Und es verkauft sich auch ziemlich gut, wenn man den ‚Charts’ bei amazon.de glauben darf (zeitweise in der Rubrik Rock unter den Top 100; zuletzt unter Musik insgesamt auf Platz 248 und bei ‚Classic Rock’ auf Platz 17). Für alte Tull-Fans ist es aber alles andere als ein Muss; wenn ich z.B. den Auftakt zu „Thick as a Brick“ höre und dann das Stück regelrecht ‚versandet’, dann überspringe ich das Stück und höre mir das Stück lieber „im Original“ von vorn bis zum Schluss an. Für mögliche neue Tull-Fans oder die es werden könnten, ist das Album natürlich okay. Um ehrlich zu sein: Ich finde das Album für überflüssig. Live eingespielte Akustik-Titel (möglichst aus früheren Zeiten) würden mir eher zusagen. Aber dazu hätte man altes Material ausgraben und technisch auf Hochglanz bringen müssen. Zuviel des Aufwandes (und der Kosten). Bei Zappa ist das übrigens möglich (aber der lebt ja nicht mehr und die Erben brauchen wohl Geld).

Nun die neuesten Tull-Auftritte überzeugen mich auch nicht gerade. Sicherlich kann man nicht erwarten, dass Tull auf die Bühne tritt, als wären sie aus dem Jungbrunnen entstiegen. Ich gestehe Herrn Anderson auch gern einen stilistischen Wandel zu. Aber dieser pseudo-orchestrale Kram geht mir auf den Geist. Da fuchtelt Herr John O’Hara in der Gegend herum, klimpert ab und zu auf dem Klavier, Martin langweilt sich eher und Ian Anderson tänzelt gelegentlich über die Bühne – alles ohne Esprit! Es springt kein richtiger Funke über. Wer das mag, dem sollst genügen. Dieses halb-orchestrale „Aqualung“ finde ich geradezu tödlich langweilig. Und wie man auf dem homemade-Video bei youtube.com sieht, nutzt man im Publikum solche Stücke, um aufs Klo zu gehen. Schade, sehr schade! Und dabei hatte ich eigentlich nichts gegen dieses Orchester-Projekt. Aber das kann man nur einmal machen und sollte sich dann wieder den eigenen Wurzel zuwenden.

Zuletzt etwas aus WilliZ Zauberkiste. Ich war ja schon früh in Sachen Jethro Tull im WWW unterwegs. Und neben den so genannten Skins für den Mediaplayer WinAmp habe ich dabei auch andere Sachen entdeckt, u.a. eine symbolische Schriftart für Windows. Ist nichts Tolles, aber wem es gefällt. Also statt Buchstaben kommen dann kleine S/W-Bildchen wie unten, wenn man die Schriftart „TullSymbolsFont“ ausgewählt hat. Das Ganze verbirgt sich in einer EXE-Datei (also in einem kleinen Progrämmelchen): tullsymbolsfont.exe, die man nur anklicken muss, und schon wird die Schriftart in das entsprechende Windows-Verzeichnis für Schriftarten (bei XP i.d.R. unter c:\windows\fonts\) installiert. Wie gesagt: nichts Tolles, aber so kann man z.B. Herrn Anderson in seine niedergeschriebenen Memoiren einbetten. Sollte man Mails, Briefe usw. an andere von PC zu PC verschicken, so braucht der Empfänger die Schriftart allerdings auch auf seinem Rechner.

Tull Symbols Font

Nun denn, ich wünsche Dir eine angenehme Arbeitswoche.
Man liest voneinander.
Wilfried

16.04.2007

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 57: Keine ‚Blauäugigkeit’

Hallo Wilfried,

die Tampa-Videos sind in der Tat sehr anderson-lastig, aber ich habe diese Überfrachtung genossen. So weiß ich erst aus diesen Dokumenten, dass der Meister grüne Augen hat. So viel zu meiner Beobachtungsgabe.

Die frühen Konzerte von JT aus den frühen 70ern, Isle of Wight usw., sind mir leider nicht vollständig in Erinnerung, aber wenn mein Gedächtnis mich nicht trügt, spielte der Meister damals wesentlich seltener die akustische Gitarre als in späteren Zeiten. Liege ich mit diesem Eindruck richtig oder täusche ich mich in diesem Punkt ? Meine dominierenden Erinnerungen an Aufzeichnungen aus dieser Zeit sind ein flötender oder zappelnder Anderson.

Zum Kommentar aus der Laufi-Ecke:
Deine Einschätzung der elitären Ansprüche dieser Community ist sicher korrekt. Ich kann diese Leute sogar ein klein wenig verstehen: Sie möchten, dass ihre Kronjuwelen weiterhin nur im Tower ihres Forums betrachtet werden können und nicht unter dem Fußvolk herumgereicht werden. Sie möchten ihre Perlen nicht vor die Säue geworfen sehen (Math.7,6). Und genau diese Einstellung kann ich nachvollziehen. Wie Du weißt, bin ich ebenfalls der Meinung, dass sich die Musik von JT wohltuend von anderen Musikproduktionen abhebt. Ich bin auch so arrogant zu glauben, dass sich JT-Fans aus anderen Reihen rekrutieren als Fans der ‚Bay City Rollers’ oder von ‚Modern Talking’. Wenn man es kritisch betrachtet, mache ich seit Monaten in unserem Schriftwechsel nichts anderes, als mich von den meisten anderen Musikschaffenden und deren Fans zu distanzieren. Die teilweise sehr selbstbewussten Äußerungen des Meisters in Interviews sind dabei sehr hilfreich.

So viel zur Ideologie. Dem gegenüber steht mein Pragmatismus: Wenn die elitäre Sichtweise der Laufi-Leute dazu führt, dass ich bedeutende JT-Dokumente nur schwer, selten oder gar nicht zu sehen bekomme, dann lehne ich sie ab. Leute wie Du, die diese Dokumente einem breiten Publikum zugänglich machen, sind Idealisten. Es sind Menschen, die persönlichen Aufwand nicht scheuen, um Anderen (wie mir z.B. mir) eine Freude zu machen.

Wer macht sich also um die Musik von Jethro Tull mehr verdient: Leute wie Du oder eine Handvoll Gralshüter, die ihre Schätze im Elfenbeinturm hüten ? Allzu große Sorgen müssen sich die Laufi-Leute aber nicht machen, denn ich denke, dass kaum ein Dieter Bohlen – Fan in youtube auf ein JT-Video klicken wird. Genauso wenig wie ich auf „Modern Talking“ klicke.

Viele Grüße in die Heide sendet
Lockwood

10.04.2007

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Hallo Lockwood,

Hat Ian Anderson wirklich grüne Augen? In einer Mappe, in der ich früher alte Zeitungsausschnitte usw. gesammelt habe, ist ein Zettel, auf dem steht von mir handschriftlich notiert: Augen: braun – Haare: dunkelblond – 1,75 m groß. Woher ich die Angaben habe, weiß ich heute natürlich nicht mehr. Ich ‚fürchte’: aus der guten, alten ‚Bravo’. Zur körperlichen Größe hattest Du ja vor längerer Zeit einfach nachgefragt – unsere Schätzung ginge somit auf. Und ob nun braun oder grün (einfallendes Scheinwerferlicht kann schnell trügen), ist eigentlich egal. ‚Blauäugig’ ist der Meister auf jeden Fall nicht!

Ja am Anfang der 70-er Jahre war es ein eher zappeliger Anderson, der auch mehr mit der Flöte herumhantierte, als auf ihr spielte. Aber es gab eben auch Akustikstücke, wie „My God“, da pflanzte sich Ian Anderson auf einen Stuhl und zupfte die akustische Gitarre. Also schon früh zappelte und flötete Anderson nicht nur …

Ian Anderson 1970: My God

Was die Perlen resp. Kronjuwelen betrifft: Wenn sich die Damen und Herren ihre Schätze nur im hoch verlaubten Laufi-Kreis herumreichen, so soll es ihre Sache sein. Um aber eine DVD wie die Tampa-Videos finanzieren zu können, gebraucht man gern auch das Fußvolk, zumindest dessen Geld. Nun, was youtube.com betrifft, so hat das bei mir eine Eigendynamik entwickelt, an der Du nicht ganz unschuldig bist. Dabei wundert es mich aber eben auch, dass bisher wenige andere darauf gekommen sind, ihre Jethro Tull-Videos dort einzustellen. Ich kenne einige (neben Herrn Laufenberg), die mehr Videos besitzen als ich. Und urheberrechtliche Bedenken dürften diese Leute nicht davon abgehalten haben – immerhin gibt es einige, die gern gegen Entgelt Kopien ihrer kleinen Schätze verkauft haben. Inzwischen, ich muss es gestehen, wird es mir mit youtube.com auch etwas nervig. Öfter schon werde ich mit Anfragen überschüttet von Leuten, die gern die vorhandenen Videos z.B. als DVD zugeschickt haben möchten, möglichst versandkostenfrei. Das ist dann die andere Seite; die Unersättlichen, die sich nicht damit zufrieden geben können, die Videos online zu betrachten. Übrigens: Mit Idealismus hat das bei mir wenig zu tun. Vielleicht gilt das Karnevals-Motto: „Spaß an der Freude!“ Spaß an der Freude, die ich anderen damit machen kann. Immerhin ist die positive Resonanz nicht gering. Und eine Portion ‚Selbstdarstellung’ spielt sicherlich auch eine Rolle. Wer ist dagegen schon gefeit. Außerdem tritt mir meine Frau da öfter gegen das Schienbein, von wegen: Da bekommst du Mails aus aller Herren Länder, aber hockst vor deinem ‚einsamen’ Bildschirm … Recht hat sie!

Da ich annehme, dass Du Dir die neue ”Best of Acoustic Jethro Tull”-CD nicht zulegen wirst, so hier als Info zu den zwei letzten Stücke des Albums:

One Brown Mouse Re-recorded January 3 2007
Pastime With Good Company Live, Denmark 4.14 2006 mit Ann Marie Calhoun Violine (irgendwoher kenne ich das doch, ich denke von Blackmore’s Night – so übel ist das Stück dann doch wirklich nicht, oder?)

Alles andere sind Stücke von bisher bekannten Alben. Aber die Scheibe gibt genau das wieder, was Dir und auch mir an Jethro Tull gefällt: all die schönen Akustikstücke, die Ian Anderson herausgebracht hat. In diesem Zusammenhang: Sicherlich hast Du meine Beträge zum ‚kuriosen Musikinstrument’ Chapman Stick gesehen und ‚gehört’. Als ich die Videos zum ersten Mal sah, da juckte es gewaltig in meinen Fingern. Ob der Meister den Chapman Stick kennt?

Und abschließend: Inzwischen gibt es bei youtube.com zwei Videos zu aktuellen Tull-Auftritten. Anderson singt tatsächlich immer weniger und bietet dafür ein breiteres ‚instrumentales Angebot’. Nicht jedem wird das wirklich gefallen.

Das Wochenende naht – und die Wetteraussichten sind bestens.
Genieße mit Deinen Lieben die freien Stunden

Wilfried

12.04.2007

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 56: Up the Pool

Hallo Wilfried,

da bin ich wieder. Ich habe mich bewusst in letzter Zeit am heimischen PC etwas rar gemacht; in den letzten Wochen habe ich zuviel Zeit an der Kiste verbracht. Erst vor zwei Tagen habe ich eine mehrwöchige Leseblockade beenden können. Das Internet verlangt mir ein gerüttelt Maß an Selbstdisziplin ab, wenn ich darin nicht versumpfen will.

Genug von mir, wenden wir uns der Musik zu.
Die JT – Imitatoren, die ich in meiner letzten mail ansprach, waren nicht die von Dir gelinkten Dayglo Pirates. Es war eine andere Formation, deren Namen ich bei youtube nicht ausfindig machen kann. Ihre Imitation erfolgte sicher in bester Absicht, als Tribut gewissermaßen. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob sie mit ihren Bemühungen der Musik des Mr. Anderson einen großen Gefallen erweisen.

Mein heutiges Hauptthema soll das Tampa-Video sein, für das ich mich noch einmal aufrichtig bedanken möchte. Ich habe es in den vergangenen Tagen einige Male angeschaut und ich möchte hier einige Dinge unsortiert und ungewichtet aufführen, die mir dabei aufgefallen sind:

Ich wusste bis dato nicht, dass Tampa ein Open-Air Konzert war. Ich bin davon ausgegangen, dass es in einer Konzerthalle stattgefunden hat.

Dass der Meister sich in meinen Augen Mitte der 70er Jahre auf dem Höhepunkt seines Könnens befand, habe ich bereits mehrfach erwähnt, aber ich werde nicht müde, dass zu betonen. Denn wenn ich sehe und höre, was er in den letzten 27 Jahren verbrochen hat, muss ich mir die 70er immer wieder vor Augen und Ohren führen.

Der Meister kommt in Tampa für seine Verhältnisse ziemlich bartlos daher. Lediglich die Koteletten sind ausgeprägt, der Rest der Gesichtsbehaarung ist nur wenige Tage alt. (Bevor Du mich fragst, ob ich meinen Bart in Anlehnung an Mr. Anderson trage: Nein).

Der Kameramann hat viele Großaufnahmen von des Meisters Gesicht aufgenommen. Dafür bin ich ihm dankbar, denn diese Bilder sind sehr aufschlussreich. Sie zeigen, wieviel Kraft, Energie und Konzentration ein Künstler aufbringen muss, um seine Show so lebendig und virtuos zu gestalten wie Mr. Anderson. Wenn ich in 17″-Größe sehe, wie ihm der Schweiß in die Augen fließt, kann ich das Brennen in den Augen fast selber spüren. Ich habe bei den Großaufnahmen das ein oder andere Standbild gemacht und es ein wenig länger betrachtet. Das Gesicht des Meisters, das beim Flötenspiel seine große Konzentration widerspiegelt, hat etwas Passionartiges. Es klingt in diesem Zusammenhang vielleicht etwas seltsam, aber ich habe in der Tat Abbildungen des leidenden Christus mit einem ähnlichen Gesichtsausdruck gesehen. Nun ja, lassen wir die Kirche im Dorf, denn da gehört sie hin. Ich gehe davon aus, dass Mr. Anderson oder andere ambitionierte Vortragskünstler sich nicht mit Christus vergleichen, aber die erwähnten Großaufnahmen machen deutlich, dass man für eine Show Anderson’scher Ausprägung sehr fit und im besten und wörtlichen Sinne leidenschaftlich sein muss. Mit dem bloßen Wunsch nach Geldverdienen ist dieser Einsatz nicht zu erklären, da gehört schon mehr zu. Die Freude an der Darbietung, der Wunsch, dem Publikum zu gefallen und dafür sein Bestes zu geben. Eine kleine Portion Wahnsinn macht die Sache bestimmt leichter. Wahnsinn in dem Sinne, dass man seine Ratio überwindet und dadurch dem Körper ermöglicht, die üblichen Grenzen zu überwinden. Ich bin kein Mediziner, aber ich denke, ein Schuss Adrenalin im Blut ist schon nötig, um sich derart zu verausgaben. Unter diesem Aspekt kann man den ambitionierten Künstler mit einem Leistungssportler oder einem Berserker vergleichen. Man hört hin und wieder von Künstlern, die auf der Bühne zu Mr. Hyde werden und im Alltag das beschauliche Leben des Dr. Jeckyll führen. Im Rampenlicht gelten andere Gesetze als im Tageslicht. So glaube ich auch nicht, dass Mr. Anderson seinem alten Kumpel Martin auf der Straße ein Küsschen aufgedrückt hätte. Das ist das Entscheidende am Berserkerwahn: Der Betroffene unterscheidet nicht zwischen Freund und Feind.

Das Nächste, das mir aufgefallen ist, ist dass der Meister in Tampa nicht auf einem Bein zu sehen ist. Das kann an der Vielzahl der Portraitaufnahmen liegen, die einen Blick auf die Beine unmöglich machen.

Was ich noch nicht einschätzen kann ist ein Grammatikfehler des Meisters in einer seiner Ansagen, den er selber korrigiert. Es geschah bei den einleitenden Worten zu Too old for Rock’n’Roll. Hier erzählte der Meister etwas von zu langen Haaren und benutzte die Vokabel „…he growed his hair too long“, was er nachher in „…grew his hair too long“ verbesserte. Da ich davon ausgehe, dass Mr. Anderson die englische Sprache sehr viel besser beherrscht als ich, muss ich davon ausgehen, dass der Fehler absichtlich eingebaut wurde. Mir ist nur noch nicht klar, was er damit bezweckte. Vom amerikanischen Englisch habe ich noch weniger Ahnung als vom britischen, aber ich bin fast sicher, dass to grow auch im Amerikanischen ein unregelmäßiges Verb ist. Du kennst den Meister länger und besser als ich; hast Du eine Idee, was hinter diesem Phänomen stecken könnte ?

Ein Indiz für die hohe Professionalität von JT ist die Tatsache, dass sie bei ihren Konzerten nicht immer die gleichen Lieder spielen.

An anderer Stelle habe ich darüber geschrieben, dass es in unserem Städtchen eine Laiengruppe gab, die sich der britischen Folklore verschrieben hatten (diese Gruppe hatte u.a. Ye Jacobites by Name im Repertoire. Hiervon habe ich die Noten. Falls Du Interesse daran haben solltest, einfach melden). Diese Gruppe spielte bei ihren (viel zu seltenen) Auftritten fast immer die selben Lieder, dazu in immer gleicher Reihenfolge. Ich habe einen der Musiker so vorsichtig wie möglich darauf angesprochen und er klärte mich darüber aus, dass das Einstudieren eines neuen Liedes sehr aufwendig sei und dass ihnen als Amateuren die Zeit dafür fehle.

Das waren die Punkte, die mir bis jetzt aufgefallen sind. Die genaue Analyse eines Auftritts ist eine interessante Tätigkeit. Vielleicht entdecke ich im Laufe der Zeit noch einige Besonderheiten. Durch die hohe Qualität des Tampa-Videos eignet es sich wunderbar, um screenshots des Meisters zu ziehen.

Quintessenz: Sollte ich jemals vergessen, warum ich JT – Fan bin, brauche ich nur das Tampa-Video einzulegen.

Soviel für heute. Vor uns liegen Palmsonntag und die Karwoche und in meinem Fall 10 arbeitsfreie Kalendertage. Das Wetter soll gut werden und ich hoffe, dass ich einige schöne Fotos schießen kann.

Für den Fall, dass wir uns nicht mehr lesen werden, wünsche ich Dir und Deinen Lieben einen wahrhaft besinnlichen Karfreitag und ein fröhliches Osterfest ! (Es juckt mir schon wieder in den Fingern, mich über religiöse Themen auszulassen, aber dafür ist es schon zu spät, mein Buch ruft).

Also, einen schönen Start in den Frühling und bis bald !
Lockwood

31.03.2007

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Hallo Lockwood,

auch ich habe die Tage vor Ostern frei und werde nicht nur vor dem Rechner hocken, das Wetter ist zu schön dazu. Und so will auch ich die Zeit dafür nutzen, einmal wieder ein Buch zur Hand zu nehmen.

Zu den Tampa-Videos und speziell zum Meister hast Du Dich ja genügend ausgelassen. Da wäre jeder Wort von mir an dieser Stelle zu viel. Schön wie Du wieder Deine Beobachtungsgabe einsetzt und uns aufzeigst, was wir ansonsten bestimmt übersehen würden. Für mich persönlich sind die Tampa-Videos mit Ian Anderson etwas überfrachtet, also zu viel und zu dicht an des Meisters Angesicht. Aber das gleicht sich durch die Hippodrom-Videos von 1977 aus, da bekommen wir auch die Mitstreiter von Anderson zu sehen.

Für den Growed-grew-Versprecher kann ich leider auch keine Erklärung finden. Ich habe einige Dictionaries durchgesucht (online wie offline), aber growed, auch nicht in anderen Schreibweisen, lässt sich nicht finden. Growl wäre vielleicht noch möglich, ergibt aber keinen Sinn.

Zum Kommentar: Der stammt aus der Laufi-Ecke. Dort pflegt man, wie es scheint, eine Art elitäres Bewusstsein von Exklusivität. Ich habe überlegt, ob ich dazu etwas antworten soll (ich mache es hier), bin dann aber zu dem Entschluss gekommen, es zu unterlassen: Es hat keinen Zweck! Mir ist dabei nur klar geworden, warum es von Laufi schon so lange keine weiteren Videos des Monats gibt: Da gibt es Pöbel wie mich, der die Videos einfach ‚ungefragt’ bei youtube.com einstellt. Wie gut, dass es diesen Pöbel gibt, denn sonst würde das ganze Tull-Material hinter elitären Mauern verborgen bleiben. Für alle, die sich für Jethro Tull interessieren, wäre das allerdings sehr schade. Statt die Plattform von youtube.com zu nutzen, tauscht man lieber im Geheimen Scheiben untereinander im kleinen Laufi-Kreis.

Ich will mich heute kurz fassen. Trotzdem möchte ich kurz auf unsere kleine Diskussion hinsichtlich des Background-Chors (z.B. bei „Songs from the Wood“) zurückkommen, der bekanntlich aus der Konserve kommt und von Ian Anderson höchst persönlich ‚eingesungen’ wurde. Ich habe da auf meinem Rechner ein kleines Video gefunden, woher ich es habe, weiß ich schon gar nicht mehr. Es ist von einer TV-Sendung des amerikanischen Senders NBC: NBC Friday Night, also eine Art Talk-Show, vom 15.11.1996. Auch immerhin schon über 10 Jahre alt. Anderson und Mannen tragen das Lied „Up The Pool“ vor, Anfang der 70-er Jahre zusammen mit „Life is a Long Song“ als Single und dann 1972 auf dem Doppelalbum „Living in the Past“ erschienen. Leider ist es nur ein RealMedia-Video in abgehakter Daumenkino-Qualität (stammt also aus Vor-DSL-Zeiten). Aber es ist im besten Sinne unplugged. Selbst Jon Noyce spielt einen akustischen Bass – und Martin Barre die Flöte. Und: Der Chor kommt nicht vom Band, alle versuchen sich darin, ihren gesanglichen Beitrag zu leisten (Martins Stimme ist dabei unüberhörbar). Das Ganze hat ohne Zweifel einen eigenartigen Charme:

Jethro Tull: Up the Pool (NBC Friday Night – 15.11.1996)

Vielen Dank für Deine Ostergrüße. Auch ich wünsche Dir und Deiner Familie schöne, geruhsame und besinnliche Ostertage. Wir lesen voneinander.

Wilfried

03.04.2007

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 54: Aqualung-Polka

Hallo Wilfried,

Du hast es auf den Punkt gebracht: Ich lästere, pauschaliere, verurteile, sonne mich in Selbstgerechtigkeit. Und das Alles nüchtern. Ich bin mir dieser Schwächen bewusst und werde nicht das Geringste unternehmen, um sie abzustellen. Es ist einfach zu schön…

Ich glaube nicht, dass charakterliche Defizite ihre Ursache allein in bluttriefenden Horrorfilmen haben. Das hieße im Umkehrschluss, dass jemand, der nur Heidi und Sesamstraße konsumiert, sich zum moralischen Übermenschen entwickeln würde. Daran glaube ich nicht. Der Mensch ist ein Produkt aus Erbgut und Umwelt; welche dieser Faktoren für die Charakterbildung die bedeutendere Rolle spielt, hat die Wissenschaft noch nicht klären können. Ich sowieso nicht. Als Kind habe ich auch gerne Action- und Brutalofilme gesehen (meine Mutter klagt heute noch darüber), aber bis jetzt habe ich den Nachahmungstrieb erfolgreich unterdrücken können.

Deine letzte mail war wieder die reinste Linksammlung, vielen Dank dafür ! Ich kenne niemanden, der sich in der Welt der Musik so gut auskennt wie Du. Deine gelinkten Neuigkeiten (die Damen, denen Du ein Kapitel im Blog gewidmet hast), wären glatt an mir vorbeigegangen. Ehrlich gesagt, hätte ich es nicht besonders bedauert. Die Musik der Künstlerinnen trifft nicht meinen Geschmack. Irgendwie muss ich eingestehen, dass ich an Neuigkeiten aus der Musikwelt nicht mehr so interessiert bin wie in früheren Jahren. Lediglich das neue Album von Grönemeyer (diesmal ohne „h“) hat mich aufmerksam gemacht. Ich kenne zwar bisher nur die erste Singleauskopplung „Stück vom Himmel“, aber die finde ich hervorragend. Manche mögen sie als schmalzig oder wagnerhaft bezeichnen, aber mir gefällt es. (So ein bisschen barock bin ich ja auch…)

Im Spiegel las ich ein Interview mit Herrn Grönemeyer. Natürlich wurde er wie immer auf seine Texte angesprochen. Seine Aussage dazu ist glasklar: Er schreibt seine Texte nicht, damit sie vom Hörer interpretiert werden. Er verfolgt keine Aussagen mit seinen Lyrics. Das erleichtert mich sehr, denn ich kann auch keine entdecken. Ich würde mich besser fühlen, wenn Mr. Anderson zu seinen Texten eine ähnliche Aussage gemacht hätte. Hat er aber nicht und deshalb ist er jetzt Ehrendoktor.

Gerade höre ich „Zieh Deine Weg“ aus dem 12-Album. Das gefällt mir überhaupt nicht. Herr Grönemeyer scheint seine Lieder auch nach dem Baukastenprinzip zu komponieren. Auf jedem Album finden sich Lieder, die anderen Lieder auf vorangegangenen Album sehr, sehr ähnlich sind.

“Somebody to love“ zählt für mich zu den ganz großen Queen-Nummern. Allerdings nur das Original. Nach dem Tod von Mr. Mercury hat George Michael eine Weile als Sänger bei Queen ausgeholfen. Seine Version des Titels ist sehr bekannt geworden. Allerdings war er für mich kein vollwertiger Ersatz. Mr. Michael ist sicher ein großartiger Künstler, aber wenn ich Queen-Musik hören will, kann ein Dritter es mir niemals recht machen. Robbie Williams ist in meinen Augen ein großer Entertainer, aber als Sänger von Queen kann er nur verlieren. In dieser Hinsicht bin ich Purist. Und, natürlich: Trotz aller Stimmbandprobleme würde ich keinen anderen Interpreten für JT-Songs akzeptieren als Mr. Anderson.

Mein Verhältnis zum Meister ist wirklich zweischneidig: Wenn ich mir die alten Platten anhöre, sind seine „Sünden“ der letzten Jahre verziehen. Seine Folk-Alben sind wie für meinen Geschmack maßgeschneidert. Schade, dass die Entwicklung falsch herum lief.

Meine Geflügelsammlung hast Du mehr als ergänzt. Wie immer: Ich zeige Dir stolz einen Baum und Du präsentierst mir den Wald dahinter. Respekt ! “while the fool with the hour-glass is cooking his goose” wird im Songbook so übersetzt: „…während der Narr mit der Sanduhr sich selbst den Garaus macht…“ „to cook someone’s goose“ bedeutet lt. dict.cc: jemanden erledigen, fertigmachen. Wusste ich nicht.

Schönes Wochenende und Cheerio !
Lockwood

09.03.2007

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Hallo Lockwood,

wer in der Öffentlichkeit steht, muss damit rechnen, dass er zur Zielscheibe wird. Wenn es sich dabei um eine Persönlichkeit wie Ian Anderson handelt, der sich sicherlich viele Verdienste erworben hat, der aber auch manche Eigenart besitzt, die, obwohl gut ‚versteckt’, meistens doch an die Oberfläche dringt, da schlägt ‚man’ besonders gern zu. Aber wir treiben es ja eher im Sinne von „wer sich liebt, der neckt sich“, auch wenn es nur in eine Richtung geht (was würde der Meister antworten, wenn er von unserem Gedankenaustausch erführe? Mit Sicherheit nichts, dafür sind wir zu sehr ‚Fußvolk’).

Ob ich mich wirklich so gut in der Welt der Musik auskenne, bezweifle ich. Dafür ist die Bandbreite einfach zu groß. Aber ich suche nach musikalischen Schätzen, und das Internet hilft mir dabei. Nur sind solche Schätze wirklich sehr rar gesät. Hinzu kommt natürlich auch, das Musik als solches Geschmackssache ist. Darüber lässt sich bekanntlich nicht streiten (im Falle von Herrn Anderson vielleicht schon). Herrn Grönemeyer habe ich im Fernsehen gesehen. Das Lied ist wirklich nicht schlecht, aber vom Hocker reißt es mich dann auch wieder nicht. In einem hast Du recht: Er singt tatsächlich deutsch, wenigstens ansatzweise.

Man kann natürlich auch von Texten halten, was man will. Ich denke mir, dass sie immer einen bestimmten Bezug zu der Person haben, die sie schreibt. Und diese Person wird einiges von dem, was sie bewegt und interessiert, in diesen Texten verarbeiten. Manchmal ist das für andere offensichtlich, manchmal eher ‚versteckt’. Wenn nun Herr Anderson in seinen Texten z.B. permanent rassistisches Gedankengut herüberbringen wollte, dann könnte seine Musik nichts retten: er wäre für mich gestorben. In soweit spielen die Texte schon eine Rolle für mich. Das soll nun nicht heißen, dass ich als wichtigstes Kriterium die politische Gesinnung eines Künstlers heranziehe. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass es eine Musik gibt, die ich mag, und die dann textlich so völlig daneben liegt. Zu Jethro Tull: Mir ist die Musik natürlich wichtiger als die Lyrics von Herrn Anderson. Ich finde es aber befriedigend zu wissen, dass er keinen allzu großen Scheiß gedichtet hat.

Zu Queen und Deinen Anmerkungen kann ich leider nicht viel schreiben: Hat George Michael wirklich nach dem Tod von Herrn Mercury eine Zeitlang das gesangliche Zepter bei Queen übernommen? Kann ich mir gar nicht so richtig vorstellen. Und zu Robbie Williams äußere ich mich nun wirklich nicht, weil ich ihn einfach nicht mag (musikalisch, menschlich usw.).

Zum Purismus: Bei dem, was wir von Jethro Tull, besonders aus der Phase, die wir beide mögen (Konzept- und Folk- bzw. Folkrockalben), kennen, ist es auch für mich undenkbar, die Stimme Ian Andersons durch eine andere, wenn auch ähnliche, ausgetauscht zu hören. Aber wie soll es weitergehen mit Jethro Tull, bei den Stimmproblemen von Herrn Anderson? Soll es überhaupt weitergehen? Neben dem Acoustic Album (wieder nur eine Art „Best of“, wenn es auch die Stücke enthält, die auch für mich die besten sind), das Ende dieses Monats erscheinen soll, ist für Ende des Jahres angeblich wirklich ein neues Studio-Album geplant. Wie schon einmal erwähnt: Ich könnte mir mehr instrumentale Stücke vorstellen. Aber lasse ich mich überraschen (Dich überrascht ja wohl nichts mehr).

The Best of Acoustic Jethro Tull

Best of Acoustic Jethro Tull

Der Bekanntheitsgrad (und der der Beliebtheit) einer Band lässt sich auch daran ablesen, wie oft sie ‚gecovert’ wird. Wir hatten das Thema schon öfter angesprochen und ich hatte dich früher einmal mit einer Web-Adresse versorgt, die ich nun selbst näher erkundet habe. Das meist gecoverte Stück ist natürlich „Locomotive Breath“, von dem ich bereits einige Versionen kenne. Es ist vielleicht auch das Stück, bei dem mich eine gecoverte Version am wenigsten stört (ansonsten gilt schon das oben Geschriebene: ein Jethro Tull-Stück ohne Ian Andersons Stimme ist kein Jethro Tull-Stück). Viele Stücke, die sich über die erwähnte Web-Adresse finden lassen, sind allerdings ziemlich grausam. Zum einen mangelt es an der richtigen Aufnahmetechnik, zum anderen: wenn es instrumental noch geht, dann hapert es eindeutig am Gesang. Für mich wird dabei eines sehr klar: Die musikalische Klasse von Jethro Tull ist einfach zu hoch für die vielen Nachahmer. Nun sehe ich das natürlich auch als Amateurmusiker, der ich einmal war. Wir haben auch viel gecovert. Dabei macht es keinen Sinn, die Stücke möglichst original-getreu nachzuspielen. Dass kann nur in die Hose gehen. Wenn man seinen eigenen Stil entwickelt hat, so überträgt man das auch auf die gecoverten Lieder. Unter diesem Sichtspunkt finde ich Cover-Versionen auch von Jethro Tull ganz interessant.

Ich hatte Dir ein Stück angekündigt. Es stammt von einer Gruppe von Anfang der 70-er Jahre: CCS. Und es geht um „Living in the Past“. Also schon früh wurde Jethro Tull von einer damals allgemein bekannten Band gecovert. Hierzu aber in einen gesonderten Beitrag mehr. Hier etwas anderes und einfach köstlich anzuhören: Aqualung Polka von Scott Chapin. Da kommt doch echt Freude auf, oder? Viel Spaß damit.


Scott Chapin: Aqualung-Polka

Zuletzt noch etwas zu „The Broadsword and the Beast“: Ich habe mir die Scheibe noch einmal in aller Ruhe zu Gemüte geführt. Die beiden Titelsongs (Beastie und Broadsword) finde ich etwas zu wagnerhaft, um auf Deine Ausdrucksweise zurückzukommen. Die Stücke „Fallen on Hard Times“, „Flying Colours“ und „Slow Marching Band” dagegen gefallen wir sehr gut, weil sie langgezogene Melodiebögen enthalten, die sehr schön sind. Die Chorpassagen hat Herr Anderson alle wieder selbst gesungen, wie schwer zu überhören ist. „Watching you, watching me“ passt hier überhaupt nicht hinein (und bildet höchstens den Übergang vom „A“-Album zu „Under Wraps“). Auch der dazu gehörige Live-Auftritt von 1982 ist eher erschreckend: Stroboskop-Licht und in diesem über die Bühne schleichende Männlein (a la Sherlock Holmes?) in durch das Licht abgehakten Bewegungen. Ich bin für viele Gags zu haben, aber das hier tut nicht nur den Augen weh.

Soviel zu meinen heutigen Lästereien.

Genieße das schöne Wetter, wenn Du es kannst.
Bis bald
Wilfried

12.03.2007

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 53: Federvieh und „Home“ 1979 live

Hallo Wilfried,

erlaube mir zum Ende der ersten Fastenwoche einen abschließenden Gedanken zum Thema Karneval: Während der „Tollen Tage“ sind einige gesellschaftliche Regeln aufgehoben oder gar in ihr Gegenteil verkehrt; das haben wir schon festgestellt. Wirklich überraschend finde ich, dass Menschen, die das ganze Jahr über versuchen, einen kultivierten und intelligenten Eindruck zu hinterlassen, an Karnevalssitzungen ( das sind diese „Wolle mer se rinnlosse“ und Narrhalla-Marsch – Happenings) teilnehmen. Gibt es in diesem Universum jemanden, der mir erklären kann, was ein Mensch, dessen IQ-Wert die Zimmertemperatur übersteigt, an diesen infantilen Veranstaltungen findet ??

Besonderen Zulauf haben Veranstaltungen, die im TV ausgestrahlt werden, wie z.B. die Verleihung des Ordens „Wider den gesunden Menschenverstand“ oder so ähnlich. Vor ungefähr 30 Jahren ist mein Deutschlehrer bei dieser Veranstaltung von der Kamera erwischt worden, als sie gerade ins Publikum schwenkte. So wurde bei der Ausstrahlung der Sendung die Republik Zeuge, wie unser sehr verehrter Grammatikus über einen blöden Witz lachte, über den er nur die Nase gerümpft hätte, wenn einer seiner Schüler ihn gebracht hätte. Aber hier hatte er mehrere hundert DM für die Karten gezahlt und fühlte die Augen der Nation auf sich gerichtet. Da kann man gar nicht anders, als den Erwartungen gerecht zu werden.

Deine Ferndiagnose trifft zu: Meine Söhne schauen zuviel Horror und Gewalt. Zum Glück haben wir aber noch nicht feststellen müssen, dass sie dadurch charakterliche Defizite davon getragen hätten. Sie sind noch jung, meine Fohlen. Ich denke, wenn die Pubertät über sie kommt, finden die blutrünstigen Maskeraden zu Karneval ein jähes Ende.

Zum Flöten-Fake des Mr. Barlow: Mich wundert gar nichts mehr. Mittlerweile traue ich Mr. Anderson alles zu. Ich habe mir die „Songs from the Wood“ noch einige Male angehört. Wenn man weiß, dass die Vokalparts vom Meister stammen, hört man es plötzlich ganz deutlich heraus. Auf einmal ist es eine ganz klare Sache. Ein Unding, dass man es vorher nicht gehört hat. So ist das nun mal mit der selektiven Wahrnehmung…

Zu Helmut Lotti und Co.: Wir haben Mr. Anderson als Geschäftsmann kennen gelernt. Ich glaube, so lange die Zahlungen für die Rechte an den Liedern stimmen, würde es ihm auch nichts ausmachen, wenn sein deutscher Namensvetter G.G. seine Songs interpretiert. Mr. Anderson ist eben ein Profi. Ich habe nichts gegen Herrn Lotti. Er hat eine große Stimme. Aber von manchen Dingen sollte er lieber die Stimmbänder lassen. Auch der begabteste Künstler ist auf ein gewisses Spektrum beschränkt. Kannst Du Dir vorstellen, dass Heinz Rühmann und Curt Jürgens ihre Rollen getauscht hätten ? Oder Dustin Hoffman mit John Wayne ? Marilyn Monroe mit Audrey Hepburn ? Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Den Versuch eines Künstlers, das ganze Spektrum seines Genres abzudecken, muss in meinen Augen zwangsläufig scheitern. Geige und Cello sind beide Streichinstrumente und jedes hat seine Daseinsberechtigung und keines kann ohne Einbußen den Part des anderen übernehmen. Hoffentlich liest Herr Lotti Deinen Blog.

“Stormwatch“ zähle ich persönlich nicht zu den Folk-Alben. Dennoch enthält es einige schöne Stücke: Das wunderbare „Elegy“ und „Home“. Für mich gehört der „Minstrel“ noch auf die Folk-Liste. Je nach Stimmungslage und Tagesform ist es für mich das beste Tull-Album.

“Broadsword“: Na ja, geht so. Außer dem Barett gefällt mir daran nur das letzte Stück: „Cheerio“. Auch ein Lied, bei dessen Klang ich jedes Mal eine englische Küste assoziiere. Wie ich schon einmal geschrieben habe: Wenn ein Lied Bilder im Kopf entstehen lässt, ist es für mich ein gutes Lied. In diesem Moment höre ich „One white Duck“. Welch ein Genius, was für eine Stimme ! Warum hat ein grausames Schicksal uns dessen beraubt ? Allerdings gehört die weiße Ente zu den Liedern, bei denen ich die Übersetzung des Textes besser ganz schnell vergesse. Der passt nämlich überhaupt nicht zu den Visionen, die beim Hören in mir hochsteigen. Mr. Anderson erwähnt auffällig oft Geflügel in seinen Songs: One white Duck, Mother Goose, „…feeling like a dead duck…“ Mir ist keine andere Rockband bekannt, die in ihren Werken so oft auf Wasservögel zu sprechen kommt.

Wenn Dein Großer sich für bass-dominierte Lieder interessiert: Kennt er schon „One of these Days“ von Pink Floyd ? Der Anfang von „Fly, Robin, Fly“ (Silver Convention; Du erinnerst Dich ?) ist auch sehr basslastig, aber nicht unbedingt das, was ein JT – Fan empfehlen würde.

Bis bald
Lockwood

06.03.2007

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Hallo Lockwood,

beim Karneval kommt meist Alkohol ins Spiel. Und im Suff (auch ohne Karneval) hat sich schon mancher zum Affen gemacht. Da kehren einige ihr Inneres nach außen. Die Sau raus lassen, nennt man das wohl auch. Aber wir beide sind nun einmal gesittete Familienväter, die so etwas nicht (mehr) nötig haben. Wir lästern lieber über andere …

Leider geht es mit meinen Söhnen, was Horrorfilme und dergl. betrifft, auch nicht viel anders, zumindest bei dem jüngsten noch. Beim Großen (inzwischen 16 Jahre alt) erkenne ich, dass sich das zum Guten wendet. So lange keine Defizite charakterlicher Art entstehen, Du hast recht, muss man eben durch diese Phase durch.

Zur selektiven Wahrnehmung: Manchmal ist es eben auch das, was wir hören und sehen wollen oder zumindest zu hören und zu sehen erwarten. Da lässt man sich sehr schnell durch ‚Zaubertricks’ blenden. Wenn sich das alles in Grenzen hält, so finde ich solche Tricks durchaus in Ordnung. Herr Anderson wählte seine Musiker nicht danach aus, wie sie singen können, sondern wie sie ihre Instrument beherrschen. Und da braucht ein Schlagzeuger auch nicht unbedingt Flöte spielen können.

Es sind mindestens zwei eigene Beiträge in meinem Weblog wert, soviel in möglichster Kürze: Ich bin da über eine Sängerin und ihre Band gestolpert, Lyambiko mit Namen, die dieser Tage auf Deutschland-Tour geht und dabei ihr neues Album vorstellt: Inner Sense (Hörproben). Deren musikalische Heimat ist der Jazz – und anzusiedeln ist sie irgendwo zwischen Norah Jones (stimmlich) und Diana Krall (stilmäßig), wenn Dir die Namen etwas sagen. Nun es geht um mindestens eines der Lieder, die die Sängerin auf der neuen CD interpretiert: „Look into the Sun“ von Jethro Tulls „Stand Up“-Album (und für Dich interessant: „Somebody To Love“ von Queen). Man mag von der Musik halten, was man will, die Interpretation von „Look into the Sun“, ein Lied, das mir in der Originalfassung schon sehr gut gefällt, finde ich durchaus hörenswert (das Lied im Stile des Modern Jazz). Nun wollte ich mir nicht das ganze Album kaufen, so toll finde ich die anderen Sachen eben nicht, und habe es zum ersten Mal gewagt, online nur das eine Stück käuflich zu erwerben. Selbst für mich taten sich da ungeahnte Schwierigkeiten (und was musicload.de von t-online betrifft: deren Dreistigkeiten) auf. Wie gesagt, allein das wird einen weiteren Beitrag wert sein. Erstaunlich finde ich einfach daran, dass eine Jazz-Sängerin altes Tull-Material für so gut erachtet, um es auf einer CD festzuhalten. Also nicht nur die klassische Liga singt Jethro Tull (im Falle von „Another Christmas Song“ habe ich noch etwas geforscht, bin aber nicht viel weiter gekommen – ich denke aber, das es Placido Domingo persönlich war, der das Lied singt – der Lotti hat aller höchstens ‚mitgesungen’). Im Falle des Spring String Quartetts und deren CD „Train Songs“ habe ich eine kleine Hörprobe zu „Locomotive Breath“ gefunden.

Mit dem Rollentausch hast Du sicherlich nicht unrecht, „Schuster bleibt bei deinen Leisten“. Wenn Lotti „Thick as Brick“ singen würde … Nicht vorstellbar. Aber das wird er sich hüten zu tun. Zum einen wird er kaum einen Tull-Fan damit begeistern, und seine eigene Anhängerschaft wird auch nur mit dem Kopf schütten (und nicht kaufen). Im Falle eines Liedes wie „Another Christmas Song“ oder wie oben bei der jazzigen Interpretation von „Look into the Sun“ würde ich nicht so strenge Maßstäbe anlegen. Obwohl mich, ich muss es gestehen, allein der Text zum anderen Weihnachtslied aus dem Munde eines Opernstars seltsam anmutet („Old man, he’s calling for his supper. Calling for his whisky“). Leider habe ich nicht einmal eine Hörprobe finden können, schade. Vielleicht wäre es der nächste Weihnachtshit (Hit, nicht Shit – oder doch?) bei uns zu Hause.

Zu „Stormwatch“ hatte ich mich schon kurz geäußert. Das lange „Dark Ages“ wirkt auf mich ziemlich unausgegoren. „Home“ dagegen gefällt auch Dir sehr gut. Ich habe da eine Aufnahme von einem Konzert am 11. bzw. 12.10 1979 aus dem Madison Square Garden in New York. Ein Jahr zuvor fast auf dem Tag genau (09.10.1978) wurde von dort in einer simultanen Transatlantik-Schaltung das uns allen bekannte Tull-Konzert gesendet. Das 1979-er Konzert ging in die Tull-Geschichte ein, weil Ian Anderson von einer Rose im Auge getroffen wurde, die aus dem Publikum geworfen wurde.

Ian Anderson 1979


Jethro Tull live Okt. 1979 in NYC: Home

Zu „The Broadsword and the Beast“ später etwas mehr.

Das mit dem Federvieh ist schon ein interessanter Aspekt. Und das bei einem (Wild-)Katzenliebhaber wie Herrn Anderson. Gut, die tote Ente würden wir eher mit toten Hund übersetzen. Aber das weiß Herr Anderson ja nicht. Vögel kommen auch noch in anderer Form vor: Der Kuckuck gleich im ersten Album „This was“ in „Serenade to a Cuckoo“ – oder: als Titel für ein ganzes Album (wenn auch ‚nur’ Soloalbum): „Secret Langauge of Birds – oder: auf „Stand up“ in „We used to know“ die Zeile: „Saving up the birds in hand“. Weiter auf Benefit in „To Cry You a song“: „Well, I’m a glad bird“. In “Aqualung” hast Du bereits das „Feeling like a dead duck“ gefunden und die Mutter Gans (da kommt noch ein Hühnchenzüchter hinzu: chicken-fancier). In „Thick as a Brick“ kocht der Narr mit der Sanduhr seine Gans: “while the fool with the hour-glass is cooking his goose”, wenn es auch etwas anderes bedeuten sollte (vielleicht sagt es Dir deine deutsche Übersetzung). Auch Seemöven kommen hier vor. Auf „Living in the Past“ finden wir in „Teacher“ den Hinweis, dass „the nest is for nothing when the bird has flown“. Und in der Hasengeschichte tauchen ja auch Vögel auf. Aber genug … Es lässt sich sicherlich noch mehr Geflügel finden.

Aber in diesem Zusammenhang: Bei meiner Schottland-Recherche bin ich ja auf viele Orts- und Landschaftsbezeichnungen gestoßen. So werden noch viele andere Orte, Stadtteile, Straßen (Fulham Road, Baker Street) usw. zu finden sein. Ich erinnere mich, dass es auf der offiziellen Tull-Website einmal ein Rätsel gab, das sich solcher geografischer Bezeichnungen bediente.

Was meinen Großen und sein Bassspiel betrifft: Er werkelt gerade mit mehreren Schulfreunden an einem Schulprojekt „Beatles“. Einen Übungsraum haben sie dafür auch bereits gefunden, wenn auch nicht direkt bei uns im Ort, sondern in einem Dörflein in der Nähe. Wie es aussieht (besser: sich anhört), nimmt das bereits konkrete Formen an. Ich finde es auf jeden Fall sehr gut. Besser, als wenn die Jungs irgendwo sinnlos herumhängen. Jetzt muss ich nur noch meinem Jüngsten das Musizieren schmackhaft haben. Vielleicht sollte ich mit gutem Vorbild vorangehen.

Das Wochenende naht schon wieder. Ich werde mich aufs weitere Digitalisieren meiner alten LPs stürzen, wenigstens zeitweise. Da habe ich übrigens noch eine weitere Cover-Version eines Tull-Titels … dazu später mehr.

Bis bald und Cheerio
Wilfried

08.03.2007

English Translation for Ian Anderson