Kategorie-Archiv: Jethro Tull

Ian Anderson und seine Jungs

Jethro Tull und „Alte Freunde“

Heute am 18.02.2008 zeigt das ZDF ab 20 Uhr 15 als Fernsehfilm der Woche „Alte Freunde“, einen Film in der Regie von Friedemann Fromm, u.a. mit Jürgen Vogel und Marie Bäumer. Laut Voranzeige (Trailer nennt man das heute) wird im Soundtrack (Filmmusik) auch „Locomotive Breath“ von Jethro Tull angespielt. Es geht um die Generation zwischen Woodstock und Punk, der ich mich (gerade noch so) zugehörig fühlen darf, und verbindet einen Krimiplot mit Gedanken über Liebe, Glück und Träume – glaubwürdig inszeniert und toll gespielt. Die „alten Freunde“ sind um die 40 Jahre alt. Es ist die Zeit, in der man eine erste Bilanz zieht und schaut, was von dem, was man wollte, Realität geworden ist, und was man auf dem Weg verloren hat. Es handelt u.a. von verloren geglaubten Träumen und der nie zu späten Suche nach Glück …

ZDF: Alte Freunde

Zum Inhalt: Zur Beerdigung eines alten Freundes kehrt Christian (Jürgen Vogel) in seinen Heimatort zurück. Seine alten Freunde sind alle noch da: Jens (Oliver Breite) ist Hauptkommissar, Fritz (Robert Schupp) führt ein Juweliergeschäft, Bildhauer Flo (Jürgen Tonkel) steht vor der Pleite, hat aber Margret (Marie Bäumer) geheiratet, das umschwärmte Mädchen der Gruppe. Und einen Plan, seinem Glück auf die Sprünge zu helfen: Flo will Fritz’ Laden ausrauben. Auf der Flucht soll Christian das Motorrad fahren. Der Coup gelingt. Aber dann werden sie von einer vermummten Gestalt überwältigt. Wer ist der Verräter?

siehe auch: „Es war viel Rock’n’Roll in dem Projekt“

Was ist bloß mit Ian los? Teil 91: The Bunessan Tune

Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

zuerst einmal Dank an Lockwood, dass er mir mit dem Text zu „Rocks On The Road“ ausgeholfen hat. Da hatte ich ja doch auch noch ein paar andere Stellen falsch verstanden. Und auf die Website von CupOfWonder hätte ich eigentlich auch selbst kommen können…

Nun zu Lockwoods übersinnlicher Story von der mysteriösen „Uhrenheilung“. Jedes Wort, das man dazu sagt, kann eigentlich nur Spekulation sein. Herrn Uri Geller kenne ich nur vage vom Hörensagen und möchte mir kein Urteil über ihn erlauben. Prinzipiell halte ich paranormale Phänomene für möglich, wäre aber erst einmal misstrauisch. Andererseits erscheint mir auch die Theorie von der statistischen Wahrscheinlichkeit und der Wirkung von Körperwärme und Bewegung ziemlich hergeholt. So leicht bringt man eine kaputte Uhr nicht wieder zum Laufen. Wenn es sich um eine Armbanduhr handelt, wird sie üblicherweise während der Einwirkung von Körperwärme und Bewegung stehen geblieben sein. Da könnte ich mir noch eher vorstellen, dass die elektromagnetische Spannung in der Nähe des Fernsehers einen Einfluss auf die Elektronik ausüben könnte. Aber um das Thema noch etwas auszuweiten, hier zunächst eine parapsychologische Story aus meinem eigenen Bekanntenkreis.

Vor Jahren steckte eine Freundin von mir in einer Beziehungskrise und war sich unschlüssig, wie es weitergehen sollte. In dieser Situation rief sie eine Wahrsagerin an, die Ihre Dienste per Telefon anbietet. Die Telefonnummer hatte sie von einer Bekannten, die ihr diese Hellseherin empfohlen hatte, da alle ihre
Prophezeihungen bei ihr eingetreten waren.

Die Wahrsagerin erwähnte zunächst einige Details aus dem Vorleben meiner Freundin, die eigentlich niemand wissen konnte. Sie stimmten alle. Dann wusste sie auch bereits den Grund des Anrufs – es ging um ihren Freund. Sie sagte meiner Freundin klipp und klar, dass sie sich getrost von ihm trennen könne, die Geschichte habe sowieso keine Zukunft. Außerdem werde sie schon bald einen anderen Mann kennenlernen. Dieser wäre Südländer, jünger als sie, und er würde ihr „die Welt zeigen“.

Als meine Freundin mir das damals erzählte, waren wir uns beide einig, dass diese Frau sich ja wohl ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt hatte, denn die Wahrscheinlichkeit, dass diese Kombination ungewöhnlicher Umstände eintreten würde, tendierte gegen Null. Meine Freundin hatte noch nie etwas mit Südländern am Hut gehabt, und dann auch noch einer, der jünger als sie wäre?!? Bis zu diesem Zeitpunkt war sie noch nie weiter als bis nach Griechenland gekommen, und die vorangegangenen 5 bis 10 Jahre war sie aus Geldmangel praktisch überhaupt nicht mehr verreist.

Wenige Monate später lernte sie den Mann kennen, mit dem sie jetzt seit etwa 7 Jahren zusammenlebt. Er ist 11 Jahre jünger als sie, hat dunkle Haare und stammt aus Kroatien. Seither war sie mit ihm mehrmals in den USA, in Puerto Rico, auf Kuba, auf Sri Lanka, in Tunesien, in der Türkei und ich weiß nicht sicher wo sonst noch. Das kann natürlich alles auch Zufall sein…

Einige Zeit später hat meine Freundin diese Wahrsagerin übrigens nochmals angerufen, um sie nach der Zukunft zu befragen. Diesmal waren alle ihre vermeintlichen Kenntnisse aus dem Privatleben meiner Freundin falsch. Anschließend gab sie eine Allerwelts-Prophezeihung ab im Stile „Wenn der Hahn kräht auf dem Mist…“.

Um mich jetzt auch noch selbst ziemlich weit aus dem Fenster zu lehnen, würde ich folgende gewagte Theorie aufstellen: Es gibt tatsächlich Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten, allerdings können sie diese nicht wirklich kontrollieren. Manchmal funktioniert es halt und manchmal nicht. Wenn man aber sein Geld damit verdienen will, muss man eben so tun als ob es immer funktioniert. Besagte Hellseherin beginnt ihre Gespräche stets damit, dass sie ihren Kunden auf einige private Details anspricht. Das scheint mir fast wie ein Cross-Check, in dem sie herauszufinden versucht, ob sie gerade in der Spur ist oder eher auf dem Holzweg. Bekommt sie vom Kunden die Rückmeldung, dass das, was sie aus Vergangenheit und Gegenwart „sieht“, richtig ist, dann kann sie sich wahrscheinlich ziemlich sicher sein, dass auch ihre Ahnungen über die Zukunft stimmen, und wird diese entsprechend präzise und bestimmt vorbringen. Fällt das Feedback negativ aus, dann gibt sie eben irgendeine allgemeingültige Wettervorhersage ab.

Die Hellseherei ist sowieso ein heikles Metier. Es ist ja sicher sehr angenehm, wenn man seiner Kundin weissagen kann, dass sie demnächst einen gutaussehenden, jungen Mann kennenlernt, mit dem sie schöne Reisen unternehmen wird (klingt ja wirklich wie das klassische Klischee aus der Jahrmarkt-Bude…), aber was macht man, wenn man Krankheit, Unfall oder Tod sieht? Wie bringt man seinem Kunden schonend bei, dass er demnächst ermordet wird? Das kann man eigentlich fast nicht tun. Auch für solche Fälle muss man noch ein paar unverfängliche Zukunftsszenarien in petto haben, die Wahrheit ist manchmal nur die zweitbeste Lösung. Zumal wir ja spätestens seit Ödipus wissen, dass man die Zukunft eben nicht ändern kann, und die Weissagung derselben sogar eine wesentliche Voraussetzung für ihre Erfüllung sein kann.

Was den Herrn Uri Geller betrifft: Die Tatsache, dass sein Repertoire so begrenzt ist, könnte ein Indiz dafür sein, dass er tatsächlich übersinnliche Fähigkeiten besitzt. Wenn er nur ein Taschenspieler wäre, der durch Tricks Geld verdienen will, dann würde er sich doch mal etwas Neues und Interessantes ausdenken. Löffel verbiegen ist doch wirklich ziemlich öde, das braucht doch eigentlich niemand. David Copperfield lässt Elefanten verschwinden – das hat was! (Das braucht allerdings eigentlich auch niemand.) Hat aber Herr Geller tatsächlich Fähigkeiten im telekinetischen Verändern von Besteck und Uhren, dann ist er auf dieses Spektrum festgelegt, da kann er nicht einfach noch einen indischen Seiltrick dazunehmen. Andererseits sind offensichtlich seine übersinnlichen Kräfte, wenn er denn welche hat, nicht jederzeit uneingeschränkt einsatzfähig. Was tun, wenn Millionen vor den Fernsehschirmen sitzen, und es klappt gerade nicht? Für diesen Fall braucht er natürlich noch Plan B, sprich ein paar angesägte Gabeln, in der Hinterhand…

Soweit von mir ein paar völlig unverbindliche Gedanken zu den parapsychologischen Mysterien des Universums…

Schnitt – kommen wir noch einmal zu Herrn Nilsen. Lockwood fand, dass er tatsächlich wie ein Hobbit aussieht, hatte aber Bedenken, ob man derartige Vergleiche vor einem Millionenpublikum anstellen sollte. Ich glaube diese Bedenken kann ich zerstreuen. Um zu veranschaulichen was ich meine, werde ich eine Anekdote aus meinem bewegten Leben erzählen.

Als ich im Alter von 9 Jahren ins Gymnasium kam, hatte ich so eine Art Pippi-Langstrumpf-Frisur, ich trug eine Brille, hatte ein Grinsen von einem Ohr bis zum anderen und ziemlich große Schneidezähne (eigentlich waren meine Zähne damals auch nicht größer als heute, nur der Rest von mir war kleiner). Zur Illustration hier ein Bild von mir aus dieser Zeit, das genau wie Jethro Tull in diesem Jahr 40-jähriges Jubiläum feiert. Es zierte meinen ersten Schülerausweis.

In der ersten Turnstunde suchte unsere Lehrerin jemanden, an dem sie eine Übung vorführen konnte, und es sollte jemand möglichst kleines und leichtes sein, damit sie nicht so viel Mühe mit dem Halten halte. Ich war die Kleinste, Schmächtigste und Mickrigste in der Klasse, also fiel ihr Auge auf mich. Da sie unsere Namen noch nicht kannte, rief sie mich “ Hey Micky-Maus, kannst Du mal herkommen!“. Ich fühlte mich überhaupt nicht angesprochen, zumal mir nicht aufgefallen war, dass sie mich anschaute. Aber meine Klassenkameradinnen hatten sofort verstanden, wer gemeint war. Von allen Seiten wurde ich angeschubst „Hey Micky-Maus, Du sollst nach vorne kommen!“.

Von diesem Tag an hieß ich Micky-Maus, was bald auf Micky gekürzt wurde. Noch heute sprechen mich alle Freundinnen aus Schul- oder Studienzeit ausschließlich mit diesem Namen an, Briefanreden eingeschlossen. Mein richtiger Name geriet bei Vielen völlig in Vergessenheit. Aber mein neuer Name hatte noch weitere Effekte. Schnell sprach es sich in der ganzen Schule herum, dass es in der 5a eine Micky-Maus gäbe. Lehrer, die neu in die Klasse kamen, kannten mich bereits bei diesem Namen. Auf dem Schulhof wurde ich von Schülern anderer Klassen angesprochen, ob ich nicht die Micky-Maus wäre. Ich war plötzlich berühmt und beliebt, und das Image der Micky-Maus – clever und sympathisch – hatte sich auf mich übertragen.

Übrigens war ich ausgesprochen froh über meine damalige Umbenennung, da ich meinen richtigen Namen noch nie leiden konnte. Noch heute trage ich meine Micky-Maus-Identität mit Stolz, wenn es mir denn möglich ist. So war ich z.B. bis vor YouTube im Internet ausschließlich unter dem Pseudonym micky_the_cat unterwegs – ob nun in diversen Foren, bei ebay, amazon oder wo auch immer. Bei YouTube war der Name leider schon vergeben, und so bin ich auf Kretakatze umgestiegen – aber das nur am Rande.

Ich denke mit dem Hobbit-Image des Herrn Nilsen ist es ähnlich. Der australische Juror (hier noch einmal das Video) hat ihm mit diesem Vergleich den größten Gefallen getan. Er hat Mr. Nilsen mit etwas äußerst Erfolgreichem und Beliebtem in Verbindung gebracht und damit dessen Image auf ihn übertragen. Der Ausspruch über „die Stimme eines Engels und das Aussehen eines Hobbits“ würde Schlagzeilen machen – das war klar. Sicher stand er am nächsten Tag in allen Zeitungen (warum habe ich das eigentlich nicht gelesen – den singenden Hobbit hätte ich mir allein schon aus Neugier auch mal angeschaut…). Auch jemand, der Herrn Nilsen noch nie gesehen oder gehört hatte, würde aufgrund dieses Vergleichs neugierig auf ihn werden (siehe oben), er würde eine Vorstellung davon bekommen wie er singt und wie er aussieht und ihn sympathisch finden. Der Australier spricht hier von einer Herausforderung für das Marketing und zeigt dann den Verkaufsstrategen gleich, wie man’s machen muss, indem er die genialste PR-Idee direkt kostenlos hinterher liefert. Eigentlich gebührt ihm dafür ein Orden. Im Übrigen hat auch Herr Nilsen selbst in Interviews bereits betont, dass er diesen Ausspruch als Kompliment aufgefasst hat und stolz darauf ist ein Hobbit zu sein. Das wäre ich an seiner Stelle auch.

Im krassen Gegensatz dazu steht der Stil, den der Amerikaner Simon Cowell (Sony BMG Records) hier an den Tag legt. Er sagt nicht direkt „Sie sind hässlich“, nein, er sagt so etwas wie „Sie sind noch schlimmer als hässlich“, denn „Wir haben schon einer Menge hässlicher Leute Plattenverträge gegeben“, aber „Sie hätten nie einen bekommen“. Das ist brutal und demütigend, auch wenn er seine Worte anschließend durch Anerkennung der Leistung wieder auszugleichen meint. Manche Worte kann man durch nichts mehr ausgleichen. Seine gesamten Ausführungen zeugen vom Feingefühl eines Bulldozers. Der grundlegende Unterschied in den Beurteilungen der beiden Juroren zeigt sich im Übrigen auch in der Reaktion des Herrn Nilsen. Während der Vergleich mit einem Hobbit und das Angebot einer Rolle als „Middle Earth Idol“ bei ihm lediglich unbeschwerte Heiterkeit auslöst, zuckt er unter den Worten des Mr. Cowell sichtbar zusammen, um ihn dann aus einer Art Schutzhaltung heraus von unten anzuschauen in Erwartung der Schläge, die noch kommen könnten. Wenn ich das sehe, würde ich am liebsten Mr. Cowell eins über den Schädel ziehen. Sorry, wenn ich hier jetzt militant klinge, ich bin natürlich prinzipiell ein Befürworter strikter Gewaltlosigkeit…

Dabei verstehe ich durchaus, was Mr. Cowell meint. So richtig klargeworden ist es mir beim Betrachten des folgenden Videos. Auf YouTube gibt es alles, auch das original Casting des Herrn Nilsen mit Untertiteln. Da kommt er also rein, der Klempner Kurt Nilsen, und möchte Superstar werden (eigentlich möchte er wahrscheinlich garnicht unbedingt Star werden, er möchte nur Musik machen und davon leben können). Er singt etwas vor, das er selbst geschrieben hat – das werden wohl auch die Wenigsten tun. Erstaunlich dann der ältere Herr in der Runde, der nur eine kurze Nachfrage hat und ihn dann ohne Bedenken in die nächste Runde durchwinkt. Die anderen Drei sind sich eigentlich alle einig: Er singt zwar verdammt gut, aber er taugt nicht zum Pop Star. Der Erste winkt gleich ab, die Lady zaudert und schwankt. Dann fällt der entscheidende Satz „Ich denke wir sollten es mal versuchen“. Der Letzte in der Runde wiederholt ihn fast exakt. Ja, versuchen wir’s doch einfach mal, es kostet ja praktisch nichts, also was soll’s? Warum nicht dem Publikum noch ein Kontrastprogramm bieten, wenn’s ihm nicht gefällt kann es ihn ja abwählen.

Das ging nur, weil es nichts gekostet hat und es nichts zu verlieren gab. Hätte man Geld in ihn investieren müssen für Studioaufnahmen, Promotion, vielleicht gar noch ein Video, dann hätte man die Finger davon gelassen. „Ich sehe Sie nicht als Pop Star“ heißt soviel wie „Ich glaube nicht, dass Sie beim Publikum ankommen“. Nach so einem kurzen 3-Minuten-Auftritt ist das ja auch kaum zu beurteilen, wie hätte man da ahnen sollen wie er sich noch entwickelt und zu welcher Höchstform er vor der Kamera noch aufläuft. Mal kostenlos und unverbindlich antesten, die Hürde hat er gerade eben noch geschafft.

Das hat mich auch diesen ganzen DsdS-Rummel in einem anderen Licht sehen lassen. Ich hielt das bisher für ausgemachten Blödsinn, bei dem sowieso nichts Gescheites herauskommen kann. Das ging Euch wohl genauso, denn offensichtlich hat sich keiner von uns Dreien dieses internationale 100 Millionen-Zuschauer-Spektakel angeschaut. In Deutschland, wo dieses Format von einem Dieter Bohlen dominiert wird, ist da wohl auch wirklich nichts zu erwarten. Aber in Norwegen hat diese Show dazu geführt, dass jemand eine Chance bekommen hat, die er anders nie bekommen hätte. Und damit hat sie ihre Daseinsberechtigung bewiesen.

Weiteren Deiner Ausführungen, lieber Lockwood, kann ich mich so nicht anschließen. Ich finde nicht, dass alle Videos des Herrn Nilsen wie synchronisiert wirken, lediglich das Hallelujah wartet für mich immer wieder mit diesem überraschenden Effekt auf. Er wirkt auf diesen Aufnahmen auch so besonders geistreich (teilweise auch geistesabwesend) und hatte wohl rein optisch nicht seinen besten Tag. Ansonsten ist das natürlich auch eine Sache der Gewöhnung.

Auch den Ausspruch vom Sieg des Ohrs über das Auge ich würde so nicht unterschreiben. Wenn ein Fernsehpublikum abstimmt, dann nicht nur über das, was es hören will, sondern mindestens genauso über das, was es sehen will. Mr. Cowell spricht von den vielen „hässlichen“ Leuten, denen er an diesem Abend schon beim Singen zuschauen musste, und ich hoffe das hat ihm zu denken gegeben. Es ist eben nicht so, dass das Publikum immer nur gutaussehende, dem aktuellen Schönheitsideal entsprechende Sänger(innen) sehen will. Langsam hat es sich wohl an durchgestylten Schönlingen und glattgebügelten Babypopo-Gesichtern sattgesehen. Ich kann sie auch alle garnicht mehr auseinander halten, Britney Spears, Christina Aguilera, Shakira, sicher gibt es noch mehr von der Sorte. Sie sehen doch alle gleich aus und klingen alle gleich, jedenfalls für mich. Macht es irgend einen Unterschied, ob ein Lied nun von der Einen oder der Anderen gesungen wird (außer für die betreffende Dame selbst natürlich)? Könnte man nicht problemlos mindestens zwei von ihnen wegrationalisieren? Da brauche ich doch nicht auch noch eine Kelly Clarkson. Ist nicht ein netter Junge von nebenan, auch wenn ihm ein paar Zähne fehlen, wesentlich attraktiver als der fünfundzwanzigste eitle, affektierte Selbstdarsteller? Auf jeden Fall ist er einzigartig und unverwechselbar, und das ist genau das, was einen „Superstar“ von der Dutzendware unterscheidet. Ich habe den Eindruck ich bin nicht die Einzige, die so denkt (und fühlt, denn eigentlich ist das wohl mehr eine Gefühlssache).

Aber irgendwie scheinen Männer wohl überhaupt mehr Wert auf Äußerlichkeiten zu legen. So war ich verwundert, lieber Wilfried, von Deiner Theorie zu lesen, nach der es einen Zusammenhang zwischen der Körperfülle Deines ehemaligen Schulfreunds und Anzahl sowie insbesondere Aussehen seiner weiblichen Eroberungen geben sollte. Nun weiß ich ja nicht wieviele Zentner Dein Kumpel seinerzeit abgespeckt hat – so von 150 kg an aufwärts kann die Attraktivität eines Mannes schon langsam nachlassen – aber ob ein Mann nun 10 cm Bauchumfang mehr oder weniger hat, wirkt sich meiner Meinung nach nicht auf das Aussehen von Frauen aus… Wie auch immer, ich verstehe nicht was Ihr alle für Probleme mit Zahnlücken und ein paar Kilos zuviel habt. Was mich angeht kann Herr Nilsen gerade so bleiben wie er ist, ich habe betreffend sein Äußeres weder Beanstandungen noch Verbesserungsvorschläge.

Vielen Dank auch noch dafür, dass Du das Video When the Stars Go Blue verlinkt hast – hier greift Herr Nilsen tatsächlich mal ein paar Akkorde. Das Video hatte ich übersehen, genauer gesagt hatte ich es einmal angeklickt, aber dann fing dieses Mädchen an zu singen, und ich finde ihre Stimme einfach furchtbar – das habe ich nicht lange ausgehalten. Außerdem ist das ganze Lied einschließlich Video so kitschig-schmalzig und das Mädelchen so zuckersüß – da sträuben sich mir die Nackenhaare. Aber was tut man nicht alles zum Wohle der Erforschung des saitenverkehrten Gitarrenspiels (wirklich ein sehr passender Ausdruck), und man kann ja den Ton abstellen. Zuerst habe ich verzweifelt versucht vor meinem Bildschirm Kopfstand zu machen, bis mir einfiel, dass es vielleicht einfacher wäre den Rechner umzudrehen… Scherz beiseite, ich habe natürlich sofort erkannt, dass Herr Nilsen hier G, D und wohl auch noch Am und evt. C spielt. Ich habe dann versucht das an meiner eigenen Gitarre nachzumachen, und wie ich schon vermutet hatte – nicht einmal mit der Brechstange könnte ich meine Finger so hinbiegen. Vielleicht, wenn ich schon vor 35 Jahren damit begonnen hätte… Mein Ausflug ins Reich der saitenverkehrten Gitarre ist damit beendet.

Von Paul Potts hatte ich noch nie etwas gehört, die ganze Geschichte mit seinem Auftritt bei der Talentshow ist wirklich ziemlich dubios. Beim Betrachten des Videos wurde mir wieder einmal deutlich bewußt, dass gutes Aussehen und Attraktivität doch zwei ganz verschiedene Dinge sind. Mr. Potts hat für mich leider keines von beidem. Zwischen seiner Welt und meiner gibt es wohl keine Berührungspunkte. Das beginnt damit, dass ich Opern und Arien nicht mag und diesen Gesangsstil entnervend finde. Das Einzige, was mir bei diesem Video Gänsehaut verursacht, ist Mr. Potts‘ weinerlich-unterwürfige Art. Nein, so etwas möchte ich weder sehen noch hören.

Auf jeden Fall sieht das Ganze stark nach einer inszenierten Sensation aus. Nach 3 gesungenen Tönen schon Beifallsstürme des Publikums? Der Jurorin treten Tränen in die Augen? Allerdings ist das nicht der einzige Kandidat bei dem sie heult, sie scheint überhaupt ziemlich nahe am Wasser gebaut zu haben. Wahrscheinlich hat man sie hauptsächlich wegen ihrer telegenen Tränen in die Jury aufgenommen. Parallelen zu World Idol und Herrn Nilsen sind natürlich zu erkennen, wenn diese Talentshow auch wesentlich kitschig-schwülstiger inszeniert ist, sie zielt wohl auch eher auf ein älteres Publikum (so ab unserem Alter wahrscheinlich – oh, mein Gott…). Bemerkenswert auch, dass sich Mr. Cowell, den wir ja bereits als Verächter hässlicher Sänger kennengelernt haben, überhaupt nicht über das Aussehen des Kandidaten beschwert. Könnte es sein, dass er seit World Idol dazugelernt hat, dass sich Hobbits gut verkaufen, und jetzt versucht Hobbits zu züchten? Andererseits ist da sein geistreicher Gesichtsausdruck während des Auftritts des Mr. Potts:





Wenn das gespielt ist, hat er auch Talent. Außerdem würde es ja fast von einer Fähigkeit zur Selbstironie zeugen, wenn er sich selbst eine solche Rolle verpasst, und die hätte ich ihm nicht zugetraut.

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist Mr. Cowell ja der Erfinder all dieser Idol- und Superstar-Talentshows und hat damit Kreativität und Geschäftssinn bewiesen. Er muss jetzt nicht mehr selbst nach Nachwuchsmusikern Ausschau halten, in sie investieren und das Risiko tragen, dass sie floppen. Nein, Fernsehsender weltweit nehmen ihm jetzt die Suche ab, bilden die potentiellen Kandidaten im Showbiz aus (wie halte ich ein Mikrophon, wie lächle ich in die Kamera, wie bewege ich mich richtig etc.), geben ihnen jede Menge Übungsstunden vor Studiopublikum und Kamera und machen sie allgemein bekannt, und das alles auf ihre Kosten (ob er sich daran beteiligt?). Wenn dann der Beliebteste vom Publikum gekürt ist, muss er ihm nur noch den Vertrag zum Unterschreiben vorlegen und abkassieren. Wirklich ein geniales Verkaufskonzept. Allerdings nutzt sich die Idee im Laufe der Jahre allmählich ab. Der fünfte Superstar ist einfach nicht mehr so interessant wie der erste. Da muss man eventuell schon mit ein paar kleinen Tricks nachhelfen um das Interesse wachzuhalten.

Anderes Thema – heutzutage scheint es unter Musikern zum guten Ton zu gehören, dass man auf Myspace eine Seite unterhält. Auf dieser Werbe- und Kontakt-Plattform bietet man dann 4-5 Songs zum kostenlosen Anhören, vielleicht auch noch 1 oder 2 Videos und ein paar Basis-Informationen zur Band bzw. zur eigenen Person. Dann beginnt man „Freunde“ zu sammeln, indem man sich mit anderen Myspace-Seiten verlinkt. Außerdem können andere Myspace-Mitglieder Kommentare posten oder einem liebe Grüße schicken.

Seit Dezember 2007 zählen nun auch Jethro Tull zu den Gruppen, die auf Myspace vertreten sind (Jethro Tull – myspace) – vielleicht auch im Hinblick auf die anstehenden Feierlichkeiten zum 40-jährigen Jubiläum. Wenn ich das richtig sehe, haben sie bislang noch überhaupt keine berühmten „Freunde“, aber die Seite ist ja auch noch sehr frisch und vermutlich noch kaum bekannt. Was mir wieder einmal auffiel, ist der Männerüberschuss bei den Fans, wenn er hier auch längst nicht so krass erscheint wie etwa im Laufi-Forum. Bei Mark Knopfler – myspace und John Fogerty – myspace scheint mir das Geschlechter-Verhältnis dagegen ziemlich ausgeglichen. Als ich vor Monaten schon einmal dieses Thema ansprach, meinte Lockwood bei Ricky Martin und Julio Iglesias sähe es bestimmt anders aus. Deshalb habe ich auch bei diesen Herren aus Neugier einmal geschaut. Tatsächlich sind bei Ricky Martin – myspace erwartungsgemäß die Frauen in der Mehrzahl, allerdings ist bei ihm überhaupt nicht viel los – er ist wohl gerade aus der Mode? Noch trister sieht’s bei Julio Iglesias – myspace (das scheint allerdings keine offizielle Seite zu sein) aus – der Ärmste sitzt auf seiner Seite ganz allein und niemand schickt ihm Grüße… Dagegen muss sich Kurt Nilsen – myspace nicht über Mangel an weiblichem Zuspruch beklagen, wenn es auch so aussieht als ob er aus seiner Postbox mal wieder die Spams herauslöschen sollte. Und was sagt uns das alles? Vermutlich nicht viel, repräsentative Aussagen kann man auf solche Feststellungen sicher nicht gründen. Und ich sollte mir vielleicht einmal abgewöhnen überall etwas hineininterpretieren zu wollen…

Kommen wir zum Schluss noch zu den Schätzen, die Wilfried exklusiv für uns aus seinen Archiven gehoben hat. Erst einmal vielen Dank, lieber Wilfried, dass Du Dir diese Mühe gemacht hast. „Black Out“ hatten ja offensichtlich ein bunt gemischtes Repertoire. Wobei „Morning Has Broken“ für mich eigentlich kein Cat Stevens Song ist – er hat dieses Lied nicht selbst geschrieben, er hat es nur „gecovert“. So würde man das wohl heute nennen. Mein Kommentar nun zu der „Black Out“ Version: Wenn ich gemein wäre, dann würde ich sagen, dass ich nun verstehe, warum Jo Landers nicht über den Start seiner Karriere hinaus gekommen ist – zumindest als Sänger. Aber natürlich sage ich so etwas nicht. Seit ich wieder selbst angefangen habe ein bißchen „Hausmusik“ zu machen, ist mir erst wieder bewußt geworden wie schwierig es ist einen Song auch nur halbwegs fehlerfrei zu spielen, geschweige denn stimmig zu interpretieren. Insofern: Hut ab vor Eurer Leistung!

Oh je, ich fürchte jetzt bin ich doch wieder ausgeschweift und -geufert. Ich hoffe auf Eure Nachsicht…

liebe Grüße an Euch beide
Kretakatze

PS.: Übrigens, lieber Wilfried, ist Dir in Deinem letzten Beitrag eine kleine Freud’sche Fehlleistung unterlaufen. Der Song von Kurt Nilsen, den übrigens auch ich für seinen besten halte – auch das Video ist atmosphärisch dicht und hat Format – heißt nicht „Nothing Easy“ sondern Never Easy. Da hattest Du wohl an Nothing Is Easy gedacht (hier eine live Version aus Lenox MA 1970). Abgesehen davon, dass in beiden Titeln das Wort „easy“ vorkommt und in beiden Fällen der Sänger blond ist, kann man sonst aber wohl kaum Parallelen zwischen beiden Musikstücken oder Videos entdecken. In der alten Tull-Aufnahme kommt das Beste übrigens erst gegen Ende. Ab etwa 7:40 turnt neben Ian plötzlich ein wildgewordener Fan herum, der unter Mühen von zwei Sicherheitskräften wieder von der Bühne gezerrt wird. Danach muss ca. ab 8:10 Mr. Anderson noch einen Ringkampf mit zwei Mikrophonen bestehen. Sein Kommentar zum Schluss: „Civil War again…“.

30.01.2008

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

vielen Dank für den Hinweis, dass dieser ungehobelte Typ in der Jury jener Amerikaner Simon Cowell (Sony BMG Records) ist, bei dem sich wohl auch Herr Bohlen in der deutschen Variante dieser Super- oder sonst wie Star-Suche ein negatives Beispiel genommen hat. Kretakatzes Anmerkungen werfen dabei auch ein etwas anderes Licht auf die Argumentation von Sony & Co., die bekanntlich den Hauptteil der Erlöse aus den CD-Verkäufen ihres Hauses einstreichen. Angeblich investiert Sony einen erheblichen Teil davon in Nachwuchskünstler und nimmt dabei auch Verluste in Kauf. Herr Simon Cowell nun ist sich nicht zu schade, selbst höchst persönlich an der Front zum Einsatz zu kommen (bei eben solchen Talent-Shows), kassiert dabei sicherlich (ähnlich Herrn Bohlen) nicht schlecht und kann sich für Sony dann am Ende die Rosinen aus dem Kuchen pieken. So sieht also die für Sony so kostspielige Unterstützung von Talenten aus.

Sicherlich werden die TV-Sender dabei auch ihren Schnitt machen. Solche Talent-Shows gibt es ja schon in (fast) allen Ländern, und die laufen nicht schlecht, sonst wären sie längst wieder abgesetzt. Und was bei den einen der Herr Sony-Cowell ist, das ist bei uns Dieda Bohlen (auch Herr Raab ist in das Geschäft eingestiegen). Bohlen kann zwar keine eigene Plattenfirma bieten, aber seine Beziehungen sind bestimmt die besten – und nebenbei macht er sein Geld, in dem er das ganze Zeug produziert, vielleicht auch noch das eine oder andere Liedchen komponiert.

Allein das ist ein Grund, mir solche Sendungen nicht anzugucken. Da mögen mir auch Perlen wie Kurt Nilsen durch die Lappen gehen. Aber wir haben ja Kretakatze, die uns solche Schätze zuführt, nicht wahr :-)?

Was übersinnliche Fähigkeiten anbelangt, da bin ich doch ziemlich skeptisch. Sicherlich hat Kretakatzes Theorie etwas, das nicht unbedingt von der Hand zu weisen ist. Sollte ein Mensch solche Talente besitzen, so dürften diese voraussichtlich (sic!) schwer zu kontrollieren sein. Aber beim Blick in die Zukunft, also die ganze Hellseherei, daran mag ich dann doch nicht glauben. Natürlich gibt es bei Wikipedia dazu interessante Informationen mit vielen weiterführenden Links. Danach hält die Physik Blicke in die Zukunft grundsätzlich für möglich. Aber das steht nach meiner Meinung unter dem Motto: Was möglich ist, ist auch „machbar“. Genug!

Ja, mit Spitznamen (heute nennt man die wohl auch Nickname) ist das so etwas. Auch mich hatten meine Mitschüler (nicht Lehrer) mit einem Namen aus dem Disney-Sortiment versehen: Pluto. Allerdings ist der Name nicht so haften geblieben, vielleicht weil meine Ähnlichkeit mit diesem Hund nicht sehr groß war (und ist). Meine Schulklasse sollte eine Klausur schreiben und irgendein Witzbold hatte meine Schultasche versteckt. Während meine lieben Mitschüler bereits ihre Federmappen herausholten, turnte ich noch durch den Klassenraum auf der Suche nach meinen Sachen. Und da rief dann ein weiterer Witzbold: „Pluto, such …!“. – Mindestens ein Schuljahr hieß ich dann Pluto. Dann verlor sich das aber so langsam. Ja ein Spitzname erhöht den allgemeinen Bekanntheitsgrad in der gesamten Schule. Ich war aber doch eher froh, wieder in der namenlosen Masse unterzutauchen. Solche Popularität hat Vor-, aber auch ihre Nachteile (man ist für jeden Hans und Franz ansprechbar).

Wie Ihr vielleicht schon gesehen habt, habe ich mir reichlich Arbeit gemacht, um den 40. Jahrestag unserer Lieblingsband entsprechend zu würdigen. Über das Ergebnis war ich dann selbst überrascht, speziell was die Veränderungen im Aussehen unseres Flötenmeisters betreffen. Ende der 80er Jahre zeigte er sich ergraut und mit größerer Körperfülle, um sich dann wie Phönix aus der Asche Anfang der 90er schlank, fast jungenhaft dem verehrten Publikum zu zeigen. Das hielt dann einige Jahre, bis er nach und nach zu dem wurde, was heute mit bedecktem Haupt über die Bühne wuselt.

Damit wären wir wieder bei Thema ‚Aussehen’. Sicherlich ist es richtig, dass Männer etwas mehr von Äußerlichkeiten halten. Aber das relativiert sich im Laufe der Jahre. Ich habe einige „schöne“ Menschen kennen gelernt. Aber sobald diese ihren Mund aufmachten, verflog der Zauber ihrer scheinbaren Schönheit sehr schnell. Deshalb habe ich auch keine Probleme mit dem heutigen Erscheinungsbild von Herrn Anderson. Da kann er gern im Schlafanzug auftreten und mit Pudelmütze. Wenn nur die Musik stimmt (noch stimmen würde) …

“Morning has broken” ist wirklich nicht aus der Feder von Cat Stevens. Aber er hat es bekannt gemacht. Ich habe etwas geforscht und eigentlich wäre ein eigener Blog-Beitrag fällig, aber hier in aller (möglichsten) Kürze das Ergebnis der Recherche:

Die Melodie stammt aus Schottland und hieß ursprünglich „Bunessan“ (nach einem Ort auf der Isle of Mull), damals bekannt mit dem Text des gälischen Weihnachtsliedes „Leanababh an aigh“ („Kind in der Krippe“), der von Mary MacDonald (1789-1872) geschrieben wurde.

Am 2.November 1931 beauftragte Percy Dearmer die englische Kinderbuchautorin Eleanor Farjeon, für die Liedersammlung „Songs of Praise“ einen neuen Text zur Bunessan-Melodie zu schreiben. Die ersten drei Strophen verwendete dann Cat Stevens für die Plattenaufnahme.

Und: Das Lied findet sich unter dem Titel „Morgenlicht leuchtet“ auch im Evangelischen Gesangbuch unter der Nummer 455.

Zunächst die Version von Cat Stevens (in Text und Noten):

Cat Stevens: Morning has Broken

2. Sweet the rain’s new fall sunlit from heaven,
like the first dewfall on the first grass!
Praise for the sweetness of the wet garden,
sprung in completeness, where his feet pass.

3. Mine is the sunlight! Mine is the morning
born of the one light Eden saw play!
Praise with elation, praise every morning,
God’s recreation of the new day.

Hierzu die deutsche Übersetzung frisch aus dem Evangelischen Gesangbuch gescannt:

Morgenlicht leuchtet

Es gibt noch eine weitere Übersetzung von Teja Schwaner (aus: Cat Stevens Songbook – 56 Songs mit Noten – Zweitausendeins – 1976):

Der Morgen bricht an
Wie am Anfang der Schöpfung,
Die Amsel hebt an
Wie zum ersten Gesang.
Preiset ihr Singen,
Preiset den Morgen,
Preiset, wie sie geboren
Neu in die Welt.

Süß fällt der Regen
Funkelnd vom Himmel
Wie früher Tau
Morgens aufs Gras.
Preiset das Wunder
Des taufrischen Gartens,
Vollkommen entsprungen
Aus Seiner Spur.

Mein ist die Sonne,
Mein ist der Morgen,
Geboren von Licht,
das auch Eden erhellt.
Preiset mit Wonne,
Preist jeden Morgen
Gottes Erwecken
Des neuen Tags.

Außerdem fand ich folgende weitere Information (einschl. einiger Verse der englischen Übersetzung des gälischen Weihnachtslieder und der drei fehlenden Strophen von „Morning has broken“):

The tune is named for the town of Bunessan on the Isle of Mull in the Inner Hebrides, off the west coast of Scotland. Mull, close to Iona, is the island where the Irish monk Columcille (latinized as Columba) founded a monastery in the late sixth century from which monks brought Irish forms of Christianity to other parts of the British Isles and even to the mainland of Europe.

Before Percy Dearmer recruited Eleanor Farjeon to write a new text, BUNESSAN as a hymn tune was only known in association with the Gaelic text of a Christmas carol, „Leanababh an aigh,“ written by Mary MacDonald (1789-1872) and translated into English as „Child in the Manger“ by Lachlan Macbean for the collection „Songs and Hymns of the Gael” (1888). Here is part of that English translation:

Child in the manger, infant of Mary,
Outcast and Stranger, Lord of us all,
Child Who inherits all our transgressions,
All our demerits upon Him fall.

Prophets foretold Him, Infant of wonder;
Angels behold Him on His throne.
Worthy our Savior of all our praises;
Happy forever are His own.

When he sang „Morning Has Broken,“ Cat Stevens/Yusuf Islam actually sang only the first half of Eleanor Farjeon’s poem, and that is the text usually reprinted in hymnals. The second half of the text contains additional beautiful language:

Cool the gray clouds roll
peaking the mountains,
Gull in her free flight
swooping the skies:
Praise for the mystery
misting the morning
Behind the shadow
waiting to shine.

I am the sunrise
warming the heavens,
Spilling my warm glow
over the earth:
Praise for the brightness
of this new morning
Filling my spirit
with Your great love.

Mine is a turning,
mine is a new life;
Mine is a journey
closer to You:
Praise for the sweet glimpse
caught in a moment,
Joy breathing deeply
dancing in flight.

Und zu guter Letzt noch eine instrumentale Version des “Bunessan”-Liedes:

The Bunessan Tune (instrumental)

Damit ich nicht so ausschweife wie Kretakatze (bin ich ja fast schon), schließe ich hiermit:
Haltet Euch weiter wacker!

Viele liebe Grüße

Euer Wilfried

06.02.2008

English Translation for Ian Anderson

40 Jahre Jethro Tull: 1968 – 2008

Seit nun 40 Jahren turnen Ian Anderson und seine Jungs, bekannt als Jethro Tull, über die Bühnen dieser Welt. Auch in diesem Jahr kommt die Gruppe nach Deutschland, u.a. am 1. Juni nach Hamburg in den Stadtpark (also ein Open Air-Konzert). In diesen vielen Jahren haben bis auf den Kopf der Band, Ian Anderson, die Musiker immer wieder gewechselt. Nur der Gitarrist Martin Barre ist seit Ende 1968 dabei, als Mick Abrahams, der Mitbegründer, die Band verließ und Tony Iommi nicht das hielt, was Ian Anderson sich zunächst von ihm versprach.

Es gibt viele Konzertaufzeichnungen (gerade auch von deutschen TV-Sender) von Jethro Tull, die teilweise auch als DVD erhältlich sind. Ich habe chronologisch die 40 Jahre verfolgend zu zwei kleinen Videos zusammengeschnitten (dabei mich auch im Internet, u.a. bei laufi.de und youtube bedient), die in knapp 20 Minuten einen Querschnitt über Stil- und Musikerwechsel bieten, besonders aber aufzeigen, wie sich speziell ein Mann, nämlich Ian Anderson, in diesen 40 Jahre verändert hat. Hier nun (bei youtube eingestellt) eine musikalische Zeitreise in zwei Teilen (Teil 1: 1968 – 1985 – Teil 2: 1986 – 2007):


40 Jahre Jethro Tull in zwei Teilen

The Rolling Stones Rock and Roll Circus 1968

Kleiner TV-Tipp am Rande: Am Sonntag, den 3. Februar, bringt der Bayerische Rundfunk (BR 3) ab 23 Uhr 15 (Dauer 65 Min.) den Rolling Stones Rock and Roll Circus vom Dezember 1968.

Damals trafen sich die Stones mit John Lennon und Yoko Ono, Eric Clapton, The Who, Taj Mahal und Marianne Faithful zu diesem außergewöhnlichen Musikprojekt. Zwei Tage lang spielten sie in einer Circus Manege. 65 Minuten 68er-Feeling pur.

Jethro Tull 1968

Und gleich am Anfang taucht da eine bislang eher unbekannte Gruppe mit einem Bluestitel auf: Jethro Tull mit „Song for Jeffrey“! Bemerkenswert dabei: Mick Abrahams hatte die Gruppe bereits verlassen und Martin Barre war noch nicht in dessen Fußstapfen getreten. Stattdessen sehen wir Tony Iommi an der Gitarre. Es sei aber gleich gesagt: Der Tull-Auftritt ist nicht live, der Ton kommt aus der Konserve. Trotzdem ein bemerkenswertes Zeitdokument – nicht nur für Tull-Fans.

Was ist bloß mit Ian los? Teil 90: 2x Aschenputtel

Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

ein gutes Neues Jahr wünsche ich noch allerseits! Und dem Herrn Anderson gratuliere ich natürlich noch ganz herzlich zu seinen neuen Ehren als MBE (Member of the Order of the British Empire). Das mit dem „Sir“ kann ja noch werden…

Es freut Euch sicher zu hören, dass ich das Neue Jahr mit Jethro Tull begonnen habe. Ungefähr um Mitternacht kam mir der Gedanke, dass jetzt „Fires At Midnight“ passen könnte, inszumal sich allerlei „firework“ vor meinem Fenster abspielte. Da es sich hierbei wirklich um ein einfaches Lied handelt, habe ich auch keine 5 Minuten gebraucht, bis ich die Akkorde beieinander hatte, und so konnte ich bereits kurz nach Mitternacht folgendes spielen: Fires At Midnight (ich habe mir erlaubt den Text etwas an meine Gegebenheiten anzupassen…). Über die Tonart möchte ich auch garnicht mit Dir streiten, lieber Wilfried – E-Moll oder G-Dur, ganz wie es Dir beliebt. Da in diesem Lied ungefähr gleich viele Dur- und Moll-Akkorde vorkommen, würde ich mich da nicht festlegen wollen, und mein unzuverlässiges „Musikgefühl“ ist sowieso kein Kriterium. Für die Richtigkeit der Tonart übernehme ich auch keinerlei Garantie, ich habe meine Akkorde nicht mit dem Original abgeglichen.

Damit aber nicht genug, so ein einfaches Lied kann mich nicht lange fesseln. Also habe ich mich gleich auf das nächste gestürzt, das mir schon seit ein paar Tagen im Kopf herumging. Es hat den gleichen Rhythmus wie „Ride Across The River“ (vielleicht ein bißchen schneller) und fängt – für mich sehr passend – mit einer Katze an. Ich halte es für den letzten mir bekannten Geniestreich unseres Meisters: Rocks On The Road. Daran habe ich ein paar Tage geknabbert, und an einigen Stellen passen meine Akkorde immer noch nicht zum Original. Aber wenn ich es für mich allein spiele klingt’s ganz gut, und das reicht mir. Ach ja, vielleicht sollte ich noch kurz erwähnen, dass man das mit dem Kapodaster im 3. Bund spielt – das macht Mr. Anderson auch so, siehe dieses Video. Und noch etwas – ich konnte den Text nirgends finden und musste daher das aufschreiben, was ich vom Abhören verstanden habe. Das macht teilweise wenig Sinn. Vielleicht könnt Ihr mir da noch weiterhelfen? (Vor allem habe ich nicht verstanden, was ihn da am Morgen weckt…)

Der arme Lockwood tut mir langsam leid, er wird auch noch anfangen müssen Gitarre zu spielen, damit er sich über Harmonielehre, Barre-Griffen und Tonartwechseln nicht zu Tode langweilt. Also wechseln wir nicht die Tonart sondern das Thema.

Heute möchte ich Euch von einem jungen Mann berichten, über den ich auf Youtube gestolpert bin – wo auch sonst. Auch in seinem Falle war es Leonard Cohen’s Hallelujah, das mich zu ihm geführt hat. Das Video trägt die Überschrift Hallelujah (shrek song), und als ich das erste Mal seiner angesichtig wurde, da dachte ich das müsse wohl Shrek persönlich sein (anhand dieser Beschreibung werdet Ihr ihn unter den vier jungen Herren sicher sofort identifizieren können). Aber dann, oh Shrek, setzt er in der 3.Strophe gar noch zu singen an, und da wollte ich zuerst meinen Ohren kaum trauen. Ich konnte garnicht glauben, dass diese Klänge tatsächlich von ihm stammen sollten – die Stimme schien überhaupt nicht zum Aussehen zu passen.

Nach dieser bemerkenswerten Performance versuchte ich über YouTube herauszufinden, um wen es sich bei dem jungen Mann wohl handeln könne, und natürlich wurde ich fündig. Vielleicht kennt Ihr ihn ja schon längst und ich erzähle Euch hier alte Kamellen. Die Videos kennt Ihr vielleicht trotzdem noch nicht alle.

Also: Es handelt sich hier um Herrn Kurt Nilsen aus Bergen in Norwegen, seines Zeichens der Gewinner des ersten und einzigen World Idol Contest, der am 1. Januar 2004 stattfand. 11 bedeutende Nationen der uns bekannten westlichen und östlichen Welt schickten ihre in unzähligen Fernsehshows auf Herz und Nieren geprüften und auserwählten Superstars ins Rennen, um den größen unter ihnen zu ermitteln, und sie fanden – Herrn Nilsen. Wer hätte zu Beginn der Castings für die Shows vermutet, dass der ultimative Superstar, also sozusagen die Krone der Schöpfung und das strahlende Vorbild für die Jugend der Welt, so aussehen würde:





Wie hatte es so weit kommen können?

Nicht immer saß Herr Nilsen beim Singen so ruhig auf einem Stuhl wie ein Chorknabe. So konnte er bereits bei den norwegischen Superstar-Shows erste Erfahrungen beim Living The Vida Loca sammeln. Da störte es dann auch nicht mehr, dass er in der Finalrunde mit unpassendem Anzug und Halsentzündung antreten musste. Zwar entfahren ihm bei The Day After Tomorrow einige Krächzer und er verliert teilweise die Kontrolle über seine Stimme, aber trotzdem ist sein Cover immernoch besser als das Original. Er gewinnt den Titel.

So kommt es, dass er sich zusammen mit 10 durchgestylten Konkurrenten in der World Idol Ausscheidung wiederfindet. Er tritt als Letzter auf und singt Beautiful Day. Danach hätte es Bono nicht mehr gewagt den Mund aufzumachen. Ja, ein schöner Tag war es für Mr. Nilsen bestimmt. Zunächst muss er sich von den Juroren noch einige spitzzüngige Bemerkungen über sein Erscheinungsbild anhören: „Sie sehen aus wie ein Hobbit“…“wir haben schon eine Menge hässlicher Leute Platten aufnehmen lassen… unter normalen Umständen würden Sie nie einen Plattenvertrag bekommen…“ (was sind in dieser Branche eigentlich „normale Umstände“?), aber „what you don’t have, you don’t need it now“ – treffender hätte er es nicht singen können. Was er nicht hat, das braucht er auch nicht. Und alles, was er an diesem Abend braucht um das Publikum und die Juroren zu begeistern, das hat er – eine faszinierende Stimme, eine sympathische Austrahlung und die Fähigkeit sich in die Musik einzufühlen und sie überzeugend zu interpretieren. Und es wird entsprechend honoriert.

Das hat mich bis zu einem gewissen Grad mit unserer heutigen Musikbranche versöhnt. Ich hätte nicht erwartet, dass sich zwischen all die aufgeputzten Schaufensterpuppen, aufgezogenen Hüpf-Frösche und high-tech Sing-Marionetten auch noch echte Menschen mit Talent und Persönlicheit verirren könnten. Und schon garnicht hätte ich für möglich gehalten, dass so ein Musiker eine Chance hätte, wenn er nicht den aktuellen Schönheitsnormen entspricht. Es scheint noch Hoffnung zu geben.

Aber damit kam sie nun auf die Marketing-Experten zu – die Herausforderung mit Namen Kurt Nilsen. Ich habe den Eindruck, sie sind ihr nicht immer gerecht geworden. Zwar hatte er in Norwegen zunächst einen riesigen Erfolg – seine erste Single wurde die meistverkaufte in der Geschichte Norwegens, sein erstes Album das am schnellsten verkaufte aller Zeiten (es erreichte bereits am Tag der Veröffentlichung Platin-Status). Auch europaweit war seine erste Single in den Charts. Aber dann wurde es langsam ruhiger. In Norwegen ist er immer noch ein Star, aber über Norwegens Grenzen hinaus scheint Mr. Nilsen inzwischen weitgehend in Vergessenheit geraten zu sein. Seine deutsche Homepage – von Sony erstellt – wurde seit 2005 nicht mehr gepflegt, hier wird sein Album von 2004 noch als „neu“ angepriesen. Seine CD vom letzten Herbst hat bei Amazon 2 – 4 Wochen Lieferzeit – holen sie die zu Fuß in Norwegen ab? Wer schläft hier eigentlich?

Dabei hat man sich schon Mühe gegeben. Es ist nicht leicht mit diesem Hauptdarsteller ein MTV-taugliches Video zu erstellen. Für die Aufnahmen zu Here She Comes wurde er daher extra nach Hollywood gekarrt – und so sieht das Ergebnis auch aus. Natürlich wissen die Profis schon, wie sie ihn herrichten und filmen müssen, damit er nicht ganz so shrek-lich aussieht. Aber die Lady, die man für ihn ausgesucht hat, ist ja wirklich tiefstes Hollywood-Cliche und passt überhaupt nicht, weder zu ihm noch zum Song. Sie scheint mir das exakte Gegenteil von dem Mädchen zu verkörpern, von dem er singt. Von der Aufgabe für Mr. Hobbit ein schlüssige Story zu inszenieren waren die Herren Profi-Filmer offensichtlich überfordert.

Da wirkt das Video zu Never Easy doch schon viel glaubwürdiger. Außerdem ist es endlich Mal kein Cover sondern ein Song, den er selbst geschrieben hat. Das gilt auch für seine letzte Single Push Push. Was mir dabei auffällt: Er scheint immer jünger zu werden, teilweise wirkt er auf den Aufnahmen fast wie ein Kind. Vielleicht versucht man gerade eine Boygroup aus ihm zu machen… Und noch etwas sticht mir natürlich ins Auge: Er trägt ein blaukariertes Hemd und hält eine Telecaster (wenn auch verkehrt herum). Das erinnert mich doch an irgend jemanden…ach ja genau:




Ja, auch Mr. Fogerty sah in seinen jungen Jahren nicht immer so aus wie man sich gemeinhin eine Lichtgestalt vorstellt. Und auch er konnte mit einer Zahnlücke aufwarten, wenn sie auch deutlich schmaler war als die von Mr. Nilsen. Dafür gewann sie durch ihre asymetrische Lage einen ganz besonderen Reiz. Leider hat er sich schon vor Mitte der 80er Jahre von ihr getrennt. Für Mr. Nilsen ist seine Zahnlücke so etwas wie sein Markenzeichen, er würde es nicht wagen irgendwo ohne sie aufzutauchen – das hoffe ich jedenfalls stark.

Kommen wir noch auf Mr. Nilsen’s Gitarrenspiel. Als Linkshänder hält er die Gitarre natürlich verkehrt herum, aber er spielt sie außerdem auch noch „auf den Kopf gestellt“. Das heißt er hat die Saiten nicht umgespannt, er spielt mit den Baßsaiten unten und den Melodiesaiten oben. Das ist auch der Grund, warum er keine Linkshänder-Gitarren spielt – er spielt normale Gitarren einfach umgedreht. Ich kann mir garnicht vorstellen, wie das gehen soll, und habe deshalb schon nach Videos gesucht, in denen man sehen kann wie er die Akkorde greift. Aber da gibt es wenig brauchbares Material, entweder ist die Kamera zu weit entfernt oder die Gitarre nicht richtig im Bild. Das beste waren noch ein 10 Sekunden Schnipsel ca. ab 1:00 in diesem Video mit einem Interview und dieser Ausschnitt aus einer Talkshow. Aber so richtig schlau geworden bin ich aus keinem von beiden, ich bräuchte auf YouTube mal eine Zeitlupen-Funktion …

Nun soll zu guter Letzt in meiner heutigen Bildergalerie zum Thema „geistreicher Gesichtsausdruck mit Zahnfehlstellung“ auch Mr. Anderson nicht fehlen, schließlich ist dies ja eigentlich seine Seite:




Jetzt wird mich sicher Wilfried gleich wieder schelten, dass das ja überhaupt nicht vergleichbar sei. Da hat er natürlich völlig recht. Während sich die Gebisse der Herren Nilsen und Fogerty vor allem durch einen zu weiten Zahnstand auszeichnen, stehen bei Mr. Anderson die Zähne eher zu eng. Außerdem ist bei ihm der geistreiche Gesichtsausdruck beabsichtigt. Es handelt sich also einmal wieder um das exakte Gegenteil.

Genug der Blödelei, machen wir Schluss für heute. Irgendwie habe ich das Gefühl ich werde auch immer jünger…

seid gegrüßt bis demnächst
Kretakatze

PS.: Jetzt gibt’s als Gutenacht-Lied noch ein Video von Kurt Nilsen – versprochen, es ist das letzte (für heute). Dieser Mainstream Pop-Rock ist ja vielleicht nicht so Eure Sache. Zugegeben, diese Musik ist nicht besonders tiefschürfend, aber für mich hat sie Ohrwurm-Charakter und sie läuft mir rein wie Öl. Das Gute-Nacht-Lied fällt allerdings vom Stil her etwas aus dem Rahmen. Es ist ein Kiss-Cover, wobei man der Version von Herrn Nilsen nicht mehr anhört, dass der Song ursprünglich von Kiss stammt. Also, dann wünsche ich Euch jetzt noch recht geruhsame Crazy Crazy Nights.

18.01.2008

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Liebe Kretakatze, lieber Wilfried,

auch von mir die besten Wünsche, dass das neue Jahr mindestens so gut werden möge wie das vergangene !

Eure Ausführungen über Tonarten, Grifffolgen und Akkorde verfolge ich in der Tat mit offenem Mund. Aber das macht nichts, ich lasse mich gerne beeindrucken.

Kurt Nilson war für mich kein alter Hut. Ich kannte weder seinen Namen noch seine Stimme. Seine überaus beachtliche Stimme. Den Vergleich des Jurymitglieds mit einem Hobbit finde ich sehr treffend, wenngleich man darüber diskutieren kann, so etwas vor einem Millionenpublikum laut auszusprechen. Ich schließe mich in allen Punkten Kretakatzes Urteil an. Herr Nilsons Stimme passt wirklich nicht zu seiner Physiognomie. Seine Darbietungen wirken stets synchronisiert. Jedenfalls ist sein Erfolg ein Indiz dafür, dass das Ohr über das Auge siegen kann. Dafür wurde es wieder einmal Zeit. Gut so.

Liebe Kretakatze, im Song „Rocks On The Road“ wurde der Meister von alten Leitungsrohren („tired plumbing“) geweckt. Hier der komplette Text:

There’s a black cat down on the quayside.
Ship’s lights, green eyes glowing in the dark.
Two young cops handing out a beating:
know how to hurt and leave no mark.
Down in the half-lit bar of the hotel
there’s a call for the last round of the day.
Push back the stool, take that elevator ride.
Fall in bed and kick my shoes away.
Rocks on the road.

Can’t sleep through the wild sound of the city.
Hear a car full of young boys heading for a fight.
Long distance telephone keeps ringing out engaged:
wonder who you’re talking with tonight.
Who you talking with tonight ?
Rocks on the road.

Tired plumbing wakes me in the morning.
Shower runs hot, runs cold playing with me.
Well, I’m up for the down side, life‘ s a bitch
and all that stuff:

so come and shake some apples from my tree.
Have to pay for my minibar madness.
Itemised phone bill overload.
Well now, how about some heavy rolling ?
Move these rocks on the road.

Crumbs on the breakfast table.
And a million other little things to spoil my day.
Now how about a little light music
to chase it all away ?
To chase it all away.

Zu guter Letzt etwas in eigener Sache:
Vielleicht habt Ihr mitbekommen, dass das deutsche Fernsehprogramm es wieder für notwendig hielt, dem Löffelmagier Uri Geller ein Forum zu bieten. Eben jenem Herrn Geller, an dem andere Illusionisten und professionelle Taschenspieler kein gutes Haar lassen. Nun, zumindest bekommt Herr Geller bei den Öffentlich-Rechtlichen keinen Fuß mehr in die Tür. Jedenfalls, vor ca. zwei Wochen lief eine Show mit ihm im Fernsehen. Ich saß gerade in meinem Arbeitskämmerlei n, als einer meiner Söhne zu mir kam und mich fragte, ob ich eine defekte Uhr habe. Zufällig hatte ich eine. Bei dieser Uhr hatte ich im November die Batterie wechseln lassen, da sie überraschend stehen geblieben war. Nach dem Batteriewechsel lief sie immer noch nicht, also legte die Dame im Uhrengeschäft die alte Batterie wieder ein und meinte, die Uhr müsse zum Uhrmacher. Seither lag das Ding kaputt in der Ecke, bis ich sie meinem Jan gab, damit er sie von Herrn Geller heilen lassen konnte. Nach zwei Minuten vor dem TV-Gerät kam Jan zurück in mein Kämmerlein und brachte mir eine funktionierende Uhr zurück !!

Ich wiederhole: Die Uhr lief wieder.

Ich bin der letzte, der an die übersinnlichen Fähigkeiten eines Herrn Geller glaubt. Also suchte ich nach anderen Erklärungsmöglichkeiten. Im www fand ich die Website des Dachverbandes deutscher Magier (oder so ähnlich). Hier versuchen professionelle „Magier“; die Geller’schen Tricks zu durchleuchten. Auch für das Uhrenphänomen gab es eine Erklärung: Dadurch, dass die defekte Uhr zum Fernseher gebracht und einige Minuten in der Hand gehalten werden muss, erfährt das Uhrwerk Bewegung und Körperwärme. Das reicht manchmal aus, um eine kaputte Uhr (je nach Defekt) für einige Minuten zum Laufen zu bringen. Hinzu kommt ein rein statistischer Effekt: Angenommen, 10.000 Menschen sitzen mit ihren defekten Uhren vor der Glotze und bei 100 von ihnen würde der Chronometer wieder ticken. Von diesen 100 würden vielleicht 50 im Sender anrufen und vom Uhrenwunder berichten. Durch diese 50 Anrufer würde sich der Wunderheiler (und sein Sender) bestätigt sehen. Die von mir verwendeten Zahlen sind nur Beispiele, die ich mir gerade ausgedacht habe. Die tatsächlichen Werte kenne ich nicht. Aber so könnte das Uhrenwunder funktionieren. Gegen diese Theorie spricht bloß, dass meine Uhr nicht nur einige Minuten lief. Sie läuft immer noch. Und als ich sie im November zum Uhrenladen brachte, war sie auch Bewegungen und Wärme ausgesetzt, ohne sich davon beeindruckt zu zeigen. Vielleicht hat von Euch jemand eine Idee, was davon zu halten ist.

Übersinnliche Grüße entsendet Euch
Euer Lockwood

19.01.2008

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

das Jahr ist zwar nicht mehr ganz so jung, aber trotzdem schließe ich mich Euren Neujahrswünschen an: Alles Gute fürs neue Jahr.

Nun da habt Ihr ja gleich frischen, neuen Wind in die anderson-verstaubte „Was ist bloß…“-Thematik wehen lassen. Zu den Geller’schen Tricks fällt mir natürlich nicht viel ein. Mein Jüngster, Lukas mit Namen, hat wohl einmal eine Sendung mit dem guten Uri gesehen, fand es aber nicht so aufregend, wie wir es vor vielen, vielen Jahren gefunden haben, als Geller, der Urige, unser gesamtes Besteck zu Schrott verarbeitete (1974 war das wohl). Dass er es über ein Medium wie das Fernsehen schafft, defekte Uhren wieder in Gang zu setzen, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Da sind Bewegung und Körperwärme als Verursacher eher möglich. Nicht das ich alles für Humbug halte. Man weiß nie, welche magischen, also übersinnlichen Kräfte einige Menschen besitzen (Psi). Vor vielen Jahren habe ich einmal ein zumindest spannendes Buch zu diesem Thema gelesen: Colin Wilson – Das Okkulte (ist über dem Market-Place bei Amazon zu beziehen). Im Grunde zeigt Uri Geller seit Jahrzehnten die immer gleichen Tricks. Das ist heute wirklich langweilig und lockt kaum einem von seinem Besteckkasten weg.

Also den Kurt Nilsen (ja bei der deutschen Wikipedia gibt es auch einen Eintrag, wenn auch nicht viel zu erfahren ist, außer: in diesem Jahr wird er 30 Jahre alt) kannte ich wie Lockwood überhaupt nicht. Zum einen erfährt man bei uns wenig über das Kulturtreiben in Norwegen. Und DSDS-Formate im Fernsehen gucke ich nicht (schon allein deshalb, weil ich wochentags höchstens Nachrichten gucke, mehr nicht). Aber ich habe da ja einen von zwei Söhnen (gesagten Lukas, 14 Jahre alt), der erkannte den Wikinger sofort. Na klar, den hatte er schon im Fernsehen gesehen (vielleicht sollte ich mich doch mehr darum kümmern, was meine Jungs so im Fernsehen gucken).

Also ich schließe mich Eurem Urteil ohne Einschränkungen an. Eine wirklich außergewöhnliche Stimme, wenn mir die Musikrichtung auch nicht so ganz zusagt (richtig erkannt, Kretakatze). Das Lied Never Easy gefällt mir aber dann doch wirklich sehr gut. Irgendwie ist es mit viel Eigenironie gewürzt (das Mädel im Fahrstuhl guckt so verstohlen gen Himmel, wenn auch nur dem imaginären). Noch besser finde ich die Interpretation von Kurt Nilsen beim Hallelujah-Auftritt – allein der Stimmlage wegen. Wenn er nämlich im Bereich des Baritons singt, besitzt er noch mehr Ausdruckskraft.

Kurt Nilsen: Never Easy

Aussehen und Stimme mögen sich auf dem ersten Blick nicht decken. Aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Und ganz so übel finde ich den guten Kurt eigentlich gar nicht. Die Zahnlücke entstellt ihn zunächst. Aber als Markenzeichen sollte er diese wirklich behalten. Bisschen pummelig ist er allerdings. Für sein Alter etwas zu sehr. Aber das scheint die Wikinger im hohen Norden nicht ganz so zu stören. Mich (als Mann) auch nicht. Im Gegenteil. Kurt Nilsen erinnert mich an einen alten Schul-Kumpel, der nicht nur so blond wie Kurt war, sondern ebenso dicklich. Nur eine Zahnlücke kurt’schen Ausmaßes besaß er nicht. Er könnte fast sein Ebenbild sein. Später hatte er allerdings ganz tüchtig abgespeckt (mein alter Kumpel) und plötzlich einen enormen Erfolg bei Frauen (nicht bei irgendwelchen Frauen, sondern wirklich bei den besonders hübschen – aber kein Neid, Willi). Denken wir uns beim Kurt die Zahnlücke weg und etliche Kilos, dann würde er auch um einiges besser aussehen. Aber uns interessiert das Aussehen eines Künstlers ja weniger. Sein eigentliches Können muss und sollte uns überzeugen.

Was das Gitarrenspiel anbelangt, da hilft das Video Venke Knutson and Kurt Nilsen – When the Stars Go Blue vielleicht weiter. Als Linkshänder spielt er tatsächlich eine Rechtshändergitarre, die tiefen Saiten unten (statt oben). Und so greift er dann auch: saitenverkehrt! (ein schönes Wortspiel, gelt?).

Apropos Kurt: Da fällt mir eine ähnliche Geschichte ein. Schon einmal den Namen Paul Potts gehört? Wieder war es mein Jüngster Lukas, der mich darauf brachte: „Da gibt es auch einen Opernsänger, mit schiefen Zähnen und so …!“. Ja, den hatte auch ich schon einmal im Internet gesehen. Der war irgendwie eine Zeitlang Handyverkäufer, kommt aus Wales, besticht durch schlechte Zähne und Dicklichkeit – und machte in einem ähnlichen Format wie DSDS Furore. Eben jener Paul Potts. Als ich das Video dazu zum ersten Mal sah, hatte ich ähnlich Gänsehaut wie die Dame aus der Jury. Nicht zu glauben, da kommt ein Mann von der Straße und singt plötzlich auf atemberaubende Weise Opernarien.

Nun ganz so märchenhaft ist natürlich die Geschichte nicht. Um eine solche Stimme zu haben, muss man eine entsprechende Ausbildung absolviert haben (gilt in gewisser Hinsicht auch für Kurt Nilsen): Von nichts, kommt nichts! Aber selbst, wenn man die ganze Geschichte kennt, so bleibt sie ein Märchen. Paul Potts hatte viel Geld in seine Stimme investiert. Sang wohl auch dem inzwischen seligen Pavarotti vor. Plötzlich eine Krankheit und ein schwerer Unfall. An Weitermachen war nicht mehr zu denken. Dann diese komische Sendung im Fernsehen. Angemeldet und großer Auftritt!


Paul sings Nessun Dorma

Natürlich kann mir keiner erzählen, dass die Jury nichts von den besonderen Fähigkeiten des Paul Potts wusste. Auch die Standing Ovations des Publikums scheinen mir inszeniert. Trotzdem dürfte dieser Auftritt manche überrascht haben.

„Wunderkind, Betrüger – oder Opfer?“ wird da gefragt (diepresse.com), und: „Spätestens auf der Opernbühne dann, ohne Mikrofon und „Nessun dorma“, wird der Traum grausam enden.“ Mag ja sein, das kann ich nicht beurteilen. Aber das kümmert selbst Herrn Potts wenig. Er tritt zwar nicht in Opernhäuser auf, sondern findet auch so sein Publikum. Viele kommen vielleicht nur, weil sie von diesem Märchen vernommen haben und sind alles andere als Opernfans. Wunderkind – sicherlich nicht. Und Betrüger auch nicht. Auch als Opfer macht er sich schlecht, dafür hat er inzwischen gut Kasse gemacht.

Nur so zur Info: Was die Texte von Jethro Tull-Liedern betrifft, da gibt es ja im Internet gleich mehrere Adressen. Die wohl bekannteste, bei der angeblich auch Herr Anderson nachschaut, wenn er einen Text vergessen hat, ist cupofwonder.com, hier auch mit jeder Menge an Anmerkungen. Aber zz. ist die Wundertasse im Netz wohl nicht zu erreichen (kam schon öfter vor). So könnt Ihr hilfsweise bei rutgers.edu (State University of New Jersey) fündig werden.

Nun ich habe wie versprochen in meinem Archiv (klingt gut) nach Aufnahmen von meiner früheren Band nachgeschaut. Für Kretakatze hatte ich einen Cat Stevens-Titel angekündigt. Hier ist er. Gesungen hat unser Schlagzeuger, der später eine unvergleichliche Karriere als Jo Lander gestartet hatte (ist aber über den Start nicht hinausgekommen):



Black Out: Morning Has Broken (Cat Stevens-Cover)

Was mich wundert, ist, dass Ihr bisher nicht gewagt habt zu fragen, ob es da nicht auch einen Tull-Titel gibt, den wir damals gecovert haben. So komme ich Eurer Frage zuvor: Ja, wir hatten „We Used To Know“ im Programm. Leider gibt es davon keine wirklich gute Aufnahme. Bevor sich unsere Gruppe auflöste, hatten wir zwar noch Aufnahmen gemacht, auch „We Used To Know“, allerdings ist die Aufnahme nicht fertig geworden. So fehlt u.a. der Gesang. Ich könnte mich jetzt hinsetzen und den Gesang nachträglich einspielen. Aber das lasse ich dann doch lieber. Meiner Stimme will ich das nicht antun (und noch weniger Euch, sich das anhören zu müssen). Es gibt aber eine Aufnahme so ziemlich vom Anfang her, ist nicht toll, aber vorenthalten will ich Sie Euch dann doch nicht (ich habe die Aufnahme etwas gekürzt). Also bitte weder Beifallsstürme noch Gepfeife. Übrigens haben wir das Lied immer für längere Improvisationen genutzt frei nach dem Wilhelm Busch-Zitat:

„Musik wird oft nicht schön gefunden,
Weil sie stets mit Geräusch verbunden.“

Hier also Willi & Black Out irgendwann Anfang/Mitte der 70-er Jahre mit „We Used To Know“:



Black Out: We Used To Know (Jethro Tull-Cover)

Jetzt ist aber genug.
Viele Grüße
Euer Wilfried

21.01.2008

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 89: Dr. h.c. Ian Anderson, MBE

Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

nun hat mich Lockwood doch total überrascht! Er war der Letzte, von dem ich erwartet hätte, dass er mir georgische Tänze präsentiert. Georgien liegt wohl nicht nur geographisch irgendwo zwischen Griechenland und Russland, auch Musik und Tanz scheinen mir Elemente aus beiden Kulturen zu enthalten. Die Kostüme erinnern mich stark an die Euch schon zum Überdruss bekannten pontischen Kriegstänzer. Kein Wunder, die pontischen Griechen waren ja praktisch Nachbarn.

Kurzer Einschub zum pontischen Tanz-Video, das eine Aufführung aus der Schlussfeier der Olympischen Spiele zeigt. Nach den Tänzern kommt noch kurz Jorgos Dalaras ins Bild, der gerade ein traditionelles Lied anstimmt. Mr. Dalaras, der seit mehreren Jahrzehnten als der bekannteste und beliebteste griechische Sänger gilt, ist einmal zusammen mit Ian Anderson aufgetreten, und zwar laut ministry of information am 14.05.1992 in Athen. Die Beiden trugen zusammen „John Barleycorn“ und „Ruby Tuesday“ vor. Soweit die nackten Tatsachen. Anschauungsmaterial liegt mir leider nicht vor.

Zurück zu Georgiern und Griechen – es muss da eine besondere Beziehung geben. Alle Georgier, die ich kenne, leben in Griechenland, in Deutschland habe ich noch keinen getroffen. Es scheint sich bei ihnen um so etwas wie Gastarbeiter zu handeln. So stammen z.B. sämtliche festangestellten Arbeiter am Tierheim in Chania aus Georgien. Aber das hat eigentlich alles nichts mit der Musik zu tun. Diese ist mir offen gesagt ein bißchen zu eintönig um sie ohne die für meinen Geschmack wesentlich interessanteren Tanzdarbietungen zu konsumieren.

Auch Wilfried hat uns Musik vorgestellt, und zwar ein schlichtes und einfaches Lied von Jethro Tull:

So einfach scheint es mir dann aber bei näherer Betrachtung garnicht zu sein. In E-Moll, wie Wilfried meinte, sind bestenfalls die ersten zwei Takte. Dann kommen zwei Takte in E-Dur, gefolgt von 4 Takten D-Dur. Die nächsten 4 Takte sind in C-Dur oder G-dur, anhand der vorliegenden Akkorde und der Melodie wäre beides möglich. Da aber als Grundtonart für das Lied G-Dur notiert wurde, würde ich mal von G-Dur ausgehen. Den Abschluss bilden 4 Takte in H-Dur. Das macht 5 verschiedene Tonarten in 16 Takten. Ob das nun so einfach ist? Von allein wäre ich nie darauf gekommen.

Als nächstes stechen mir diese vielen B- und F#-Akkorde ins Auge, das sind mir deutlich zuviele Barre-Griffe. Da ist mein erster Gedanke natürlich, das in eine andere Tonart zu transponieren. In eine? In fünf! Und es ist garnicht so einfach 5 passende Tonarten zu finden, in denen keine Barre-Griffe vorkommen. Genauer gesagt, es ist unmöglich. Das beste, was ich auf die Schnelle finden konnte: Einfach alles einen Ganzton tiefer spielen. Das sieht dann so aus: Dm A C G Bb F E E7 A und enthält mit Bb nur noch einen Barre-Griff. Aber damit sind meine Probleme immer noch nicht gelöst. Irgendwie komme ich mit diesen 4 Takten H-Dur (bei mir jetzt A-Dur) am Schluss nicht zurecht, ich liege ständig im Ton daneben und singe falsch.
Also wie man sieht, auch ganz einfache Tull-Songs können es ziemlich in sich haben.

Unter einem einfachen Song verstehe ich etwas anderes, ein Paradebeispiel dafür ist John Fogerty’s Rock ’n‘ Roll Girls. Das ist G-Dur par excellence in Reinkultur, wie es geradliniger nicht sein könnte. Man spielt 2 Takte G, 1 Takt C, 1 Takt D, und das ständig wiederholt über sämtliche Strophen, Refrains oder eventuelle Solos hinweg – eigentlich kann man sich nebenher schlafen legen. Besondere Konzentration ist beim Vortrag dieses Liedes jedenfalls nicht nötig. Das könnte auch Mr. Fogerty zum Verhängnis geworden sein. Im oben verlinken Video singt er die Zeile „Time out of time for you and no one else“ gleich dreimal, obwohl sie im Lied eigentlich nur einmal vorkommt. Er war wohl mit seinen Gedanken woanders – oder hatte er seinen eigenen Text vergessen? Jedenfalls finde ich es immer wieder herzerfrischend, wenn die Helden auf der Bühne auch mal Fehler machen, nicht immer nur ich…

Meine Probleme mit Barre-Griffen rühren übrigens nicht zuletzt daher, dass ich den kleinen Finger meiner linken Hand nur bedingt benutzen kann. Er ist irgendwie verkrümmt nach innen gebogen (der an der rechten Hand im Übrigen auch, aber da stört es nicht), und ich kann ihn nicht wirklich gezielt und koordiniert bewegen. Eigentlich ist es reine Glückssache, ob ich mit ihm eine Saite treffe, die Chance liegt bei höchstens 50%. Ich bin daher bemüht nur Griffe zu spielen, für die ich nicht mehr als 3 Finger brauche. Und das bringt mich – Ihr werdet es kaum glauben – auf Mr. Anderson.

Schon vor Monaten fiel mir bei einem Interview der kleine Finger seiner rechten Hand ins Auge: Bild 1 Bild 2 Bild 3. Er sieht aus als wäre er gebrochen gewesen und falsch wieder zusammen gewachsen. Der ganze Finger ist seitlich nach innen gedreht, ein Gelenk ist ständig in 90° abgewinkelt, das andere ist völlig gerade – vermutlich sind beide Gelenke so gut wie steif. Wie kann er mit diesem Finger Flöte spielen?

In diesem Zusammenhang fiel mir natürlich auch wieder die Geschichte ein, dass er niemandem die Hand gibt, da ihm sein Arzt davon abgeraten hat. An dieser Geschichte könnte durchaus etwas dran sein. Ich meine mich zu erinnern, in einem Interview von 2005 habe er gesagt, dass der Unfall etwa 15 Jahre zurückliege. Das wäre um 1990 gewesen. Ich habe daher versucht anhand von Videos aus verschiedenen Jahren den Zeitpunkt zu lokalisieren, zu dem der verdrehte Finger das erste Mal auftaucht. Und ich war erstaunt herauszufinden, dass er bereits auf dem ältesten mir bekannten Video aus dem Rock ’n‘ Roll Circus von 1968 zu erkennen ist. Der Finger war schon kaputt als Mr. Anderson erstmals zur Flöte gegriffen hat. Vermutlich ist er einmal aus dem Kinderwagen gefallen. Bleibt immer noch die Frage offen: Wie spielt er mit diesem Finger Flöte? Braucht man den nicht? Oder mit was kompensiert er das? Vielleicht weiß ja Wilfried mehr dazu.

Nun folgen meine wirklich letzten Grüße und Wünsche für dieses Jahr. Rutscht gut hinüber und feiert nicht zu doll!

bis nächstes Jahr
Kretakatze

PS.: Ich weiß garnicht, was ich hier schreiben soll … Fortsetzung folgt im Jahr 2008.

31.12.2007

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

hoffentlich seid Ihr gut ins neue Jahr hineingekommen, ohne Verletzungen durch Knaller und Raketen und mit (halbwegs) klarem Kopf. Mir und meinen Lieben geht es bestens, Neujahr waren wir bisschen müde zwar (wir hatten uns bei Bekannten festgequatscht und so wurde es doch reichlich spät bzw. früh am Morgen), aber sonst doch gut gemut.

Ja, Kretakatze, mit Ian Andersons kleinem Finger sind Lockwood und ich Dir zuvor gekommen. Beginnend mit einem Was ist bloß …-Artikel vor über einem Jahr haben wir auch die frühe Vergangenheit des Meisters erforscht und feststellen müssen, dass er diesen krummen Finger schon von Anbeginn seiner Musikerkarriere haben muss.

Kretakatze, doch noch einige Worte zu Deinen Beispielen der hohen Kunst des Gitarrespielens. Ich mag beide nicht. Da sind mir zu viele Effektgeräte im Spiel, auch wenn es die Jungs ganz gut drauf haben. Weniger wäre auch in diesem Fall ‚mehr’.

Okay, „We Used to Know“ ist so einfach vielleicht nicht, kein ‚normaler’ Rocktitel mit lediglich drei Akkorden. Aber es ist eines der Lieder, die man von Ian Anderson auch als Amateur noch halbwegs hinbekommt (trotz Barré-Griffe, die aber nichts mit Martin Barre zu tun haben, soviel an Lockwood). Alles in einem durchgängigen ¾-Takt. Also ohne Änderung der Taktart, für Jethro Tull fast schon untypisch.

Ich will den musiktheoretischen Anmerkungen von Kretakatze nicht unbedingt widersprechen, ich bleibe aber bei der Meinung, dass das Lied durchgehend in E-Moll gefasst ist. Die Grundstimmung ist in Moll und das Lied beginnt mit E-Moll. Wie gesagt, es ist kein handelsüblicher Rocktitel mit drei Akkorden (Grundstufe oder Tonika, Subdominante und Dominante – wie man das wohl nennt). Es ist auch richtig, dass sich E-Moll und G-Dur in der Notenniederschrift (mit einem Kreuz notiert) decken. Daher passen Dur-Akkorde der gleichen Tonleiter auch in eine Moll-Abfolge (z.B. G-, C- und D-Dur bei E-Moll). Harmonisch unaufgelöst erscheinen die beiden Fis-Akkorde, aber als ‚verminderte’ Akkorde passen sie (wie ja auch das Lied zeigt) durchaus in eine entsprechende Abfolge und werden in diesem Fall durch die Dominante H (englisch als B bezeichnet) harmonisch ‚aufgelöst’. Bisschen seltsam dann auch der Dominantenakkord H am Ende des Liedes (steht für mich wie ein Fragezeichen im Raum und ließe sich mit dem Grundakkord, eben wieder E-Moll, beantworten).

Okay, mein Wissen zur Harmonielehre ist ziemlich eingestaubt, ich bin mir daher auch nicht so ganz sicher, ob ich richtig liege. Aber wenn mein (leider nicht absolutes) Gehör nicht völlig verkalkt ist, dann ist das Lied eben in Moll.

Wie auch immer: Selbst in seiner Anfangszeit als Rockmusiker hat Ian Anderson bewiesen, nicht nur im 4/4-Takt mit drei Akkorden auskommen zu müssen. Auch wenn ich glaube, dass er sich über harmonische Abläufe seiner Lieder nicht immer (von der Theorie her) im Klaren war, so genügte sein musikalische Gehör, praxisnah die richtigen Töne zu treffen.

Hier so zusagen als Einstimmung aufs neue Jahr 2008 (was gleichzeitig 40 Jahre Jethro Tull bedeutet) aus jüngster Zeit ein reiner Instrumentaltitel zweier alter Tull-Titel: Jethro Tull mit „Sossity, You are a Woman“ und „Reasons for Waiting“ (der Übergang ist etwas holprig, aber von all dem Kram, den Ian Anderson und Co. in letzter Zeit so auf die Bühne geworfen hat, gefällt mir dieser Doppeltitel doch noch am besten – trotz der leicht nervigen Orgelei – festzustellen wäre noch: Martin Barre ist wirklich stark gealtert in der letzten Zeit):


Jethro Tull: Sossity, You are a Woman/Reasons for Waiting

Aus der News-Kiste kommt die Mitteilung, dass sich Herr Anderson jetzt ein MBE an seinen Namen hängen darf (also nicht nur Dr. h.c. vorneweg). Er hat von der Queen einen Bonbon für seine Brust bekommen und ist jetzt Member of the Order of the British Empire (eben kurz MBE). Dazu las ich den etwas ironischen Kommentar: “Aber vielleicht kann er sich demnächst mit der Anstecknadel die Weste vor dem Bäuchlein zusammenhalten…” Nun, eine Anstecknadel direkt ist es nicht, sondern ein Orden, den man sich eigentlich an die Brust heftet. Aber auf der Bühne wird er damit wohl kaum erscheinen. Mitglied des Ordens zu sein, ist wohl auch nicht ganz so toll (also nichts mit Sir Ian und so).

Wow, da hat mich die gute Kretakatze doch dazu verleitet, mich einmal wieder nur dem Herrn und Meister aller Querflöten zu widmen. Soll als Antwort für heute auch genügen.

Wegen der Cat-Stevens-Coverei muss ich erst noch einmal forschen. Die alten Stücke habe ich leider auch nur auf alten Musikkassetten vorliegen (diese sind zwar auch auf guten alten Tonbänder gespeichert, aber ich habe mich hinreißen lassen, mein altes Tonbandgerät, dessen Tonköpfe im Eimer waren, gänzlich zu entsorgen – vielleicht hätte ich bei eBay einen Käufer finden können).

Bis bald
Euer Wilfried

02.01.2008

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 88: Guter Rutsch

Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

Frohe Weihnachten Euch beiden! Eigentlich sind sie ja schon fast wieder vorbei – da muss ich mich jetzt etwas beeilen…

Zuerst muss ich mich einmal wieder für die zahlreichen Komplimente und aufmunternden Worte bezüglich meiner „Kretakatze rockt“-Ambitionen bedanken. Wenn’s nur auch so klingen würde, wie es aussieht! Hörproben kann ich Euch leider nicht liefern, ich wüsste nicht wie. Ich könnte höchstens eine Cassette aufnehmen und Euch mit der Post schicken – wenn ich die Adresse hätte. Mein Aufnahme-Equipment stammt noch aus den 70er Jahren. Aber ich glaube Ihr solltet Euch lieber freuen, dass Ihr’s nicht hören müsst.

Entgegen Euren Erwartungen habe ich relativ wenig Hardcore Heavy Metal Songs im Repertoire. Eigentlich spiele ich eher Musik für Warmduscher (so wie mich), und die ist teilweise gar noch griechisch! In den letzten drei bis vier Tagen habe ich mich allerdings an Ride Across The River festgebissen, allein am letzten Sonntag habe ich drei Stunden lang nichts anderes gespielt. Davon habe ich die erste Stunde gebraucht, bis ich die Akkorde zusammen hatte – es war eine ziemliche Schwergeburt. Hier das Ergebnis zum Beweis, dass ich sie noch alle beieinander habe (die Akkorde meine ich natürlich). Dann musste ich das ganze für Rhythmusgitarre üben, mit H-Moll (Bm) ist nämlich ein Barre-Griff dabei, und die Barre-Griffe kann ich nicht, die schäppern bei mir immer gottserbärmlich. Nach einer weiteren Stunde hat es dann halbwegs passabel geklappt, da bin ich zu Fingerpicking übergegangen. Das bedurfte weiterer Übung, denn beim Picking hört man natürlich viel deutlicher, wenn man die Saiten nicht richtig trifft (was mir ständig passiert). In den folgenden Tagen habe ich dann noch an der Ausführung gefeilt, teilweise etwas Melodie eingebaut und mindestens 10 verschiedene Sounds durchprobiert, welcher nun am besten zum Video passt. Schließlich möchte ich Mr. Knopfler klanglich passend und würdig begleiten. Und das tue ich nun exzessiv (ob nun klanglich passend und würdig, lassen wir mal dahingestellt) – von den 149.000 Aufrufen, die das Video bislang hatte, müssen inzwischen mindestens 1.000 von mir stammen. Ich denke Ihr könnt erahnen, warum Ihr in letzter Zeit so wenig von mir hört.

Lieber Wilfried, mit Freude habe ich gelesen, dass auch Du dieser Tage Zeit wieder zur Gitarre gegriffen hast. Da muss wohl irgend etwas in der Luft liegen. Wenn Du nicht gerade am anderen Ende Deutschlands wohnen würdest, könnten wir ja mal im Duett… Was spielst Du denn so?

Mir ist aufgefallen, dass ich keinen einzigen Song von Jethro Tull im Repertoire habe. Das war schon in den 70ern so. Ich hatte Songbücher von Cat Stevens, Al Stewart, Simon and Garfunkel, Elton John, Jim Croce, den Beatles und noch andere. Songs von Bob Dylan, Joan Baez, Donovan, Leonard Cohen etc. habe ich bei Freunden abgeschrieben, oder ich habe mir selbst die Akkorde zusammen gesucht. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich je etwas von Jethro Tull gespielt hätte. Warum das so ist, weiß ich auch nicht so recht. Ich denke, die Melodien sind zu komplex, die Rhythmen sind zu schwierig – die Lieder eignen sich nicht dafür, einfach zur Klampfe gesungen zu werden. Ich habe mich einfach nicht rangetraut. Das geht mir jetzt immernoch so.

Knopfler’sche Songs dagegen haben einen einfachen, swingenden Rhythmus, der leicht zu spielen ist. Bevor ich angefangen habe über den River zu reiten, hatte ich schon Songs wie Water Of Love, Why Aye Man und What It Is im Programm. Water Of Love ist regelmäßig mein Lied zum „Aufwärmen“, das erste, was ich spiele, um meine steifen Finger an die Gitarre zu gewöhnen – in meiner Version nur 3 einfache Griffe (Am, Em, D) mit Variationen, wenig Umgreifen, es wird lange Zeit immer nur auf einem Akkord gespielt, und dabei klingt es noch gut. Ich glaube auch jemand, der noch nie zuvor eine Gitarre in der Hand hatte, könnte das nach 10 Minuten ansatzweise spielen. Das ist es auch, was mich von Anfang an an der Gitarre als Instrument begeistert hat – auch jemand ohne Begabung bekommt ohne viel Üben ein paar einfache Lieder zustande. Wenn man natürlich so spielen können will wie Mark Knopfler, dann sieht’s anders aus…

… oder wie ein paar andere, völlig unbekannte Musiker, deren Künste man auf YouTube bestaunen kann. So z.B. diesen jungen Mann, dessen Video bereits mehr als 34 Mio. mal angeklickt wurde – das am sechsthäufigsten aufgerufene Musikvideo auf YouTube überhaupt – oder diesen brasilianischen Gitarristen. Da fange ich an mich zu fragen, ob ich wirklich weiterhin mit meinem Gestümper akustische Umweltverschmutzung betreiben sollte… Wechseln wir das Thema.

Lieber Lockwood, Du hast den Namen Christopher Cross erwähnt. Tatsächlich hatte ich noch nie zuvor etwas von ihm gehört, und wie ich feststellen konnte, habe ich da nichts versäumt. Irgendwelche Ähnlichkeiten mit Al Stewart konnte ich nicht entdecken. Stattdessen erinnert mich Mr. Cross von Typ, Art der Musik und durch seinen Falsett-Gesang eher an Phil Collins oder die Bee Gees. Und deren Kastraten-Stimmen konnte ich noch nie etwas abgewinnen. Von dem, was ich an Al Stewart schätze – interessante, lebendige, „sprechende“ Melodien, intelligente Texte, die zum Nachdenken anregen, melodiöse, singende Gitarre – konnte ich bei Mr. Cross nichts entdecken. Seine Musik plätschert für meine Ohren nichtssagend dahin. Legen wir ihn zu den Akten…

Auch Wilfried’s Bemerkung zu John Fogerty’s Don’t You Wish It Was True hat mir einmal mehr gezeigt wie unterschiedlich Musik von verschiedenen Menschen wahrgenommen wird. Den Vergleich zwischen diesem Titel und Proud Mary hatte ich auch schon mehrfach gelesen und mich darüber gewundert. Für mich liegen zwischen beiden Liedern Welten. „Proud Mary“ hat eine starke, groovige Melodie, „Don’t You Wish…“ ist Trallalla und hat für mich eher Ähnlichkeit mit „Hänschen klein“ oder „Fuchs Du hast die Gans gestohlen“ – wahrscheinlich ist es auch irgend so ein Kinderlied, an das es mich erinnert.

Und nun hat der Wilfried, der uns ja bereits seine Version von „Proud Mary“ vorgestellt hat, auch noch Cat Stevens gecovert. Da bin ich aber auf eine Hörprobe gespannt! By the way – ist denn Cat Stevens was für Kaltduscher?

Lassen wir’s für heute gut sein. Ausufern tue ich jetzt nur noch beim Gitarre spielen. Rutscht gut ins Neue Jahr, falls wir uns vorher nicht mehr schreiben!

Liebe Grüße an Euch beide
Kretakatze

PS.: fällt wegen Müdigkeit aus

27.12.2007

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Liebe Kretakatze, lieber Wilfried,

das romantischste, behaglichste, beschaulichste und friedvollste Fest des Jahres ist vorüber; wenden wir uns wieder dem Alltäglichen zu.

Mr. Cross hatte ich wirklich nur irrtümlich ins Spiel gebracht. Ich weiß gar nicht, ob er noch lebt oder ob außer mir noch jemand lebt, der ihn kannte. Schwamm drüber.

Ich möchte die heutige mail dazu nutzen, Euch etwas Neues vorzustellen. Jedenfalls war es mir bis vor einigen Tagen neu. Die Rede ist georgischer Folklore. Von Georgien kannte ich bis vor kurzem nur die ungefähre geografische Lage, den Namen der Hauptstadt und ich wusste, dass es die Heimat von Stalin war. Vor einigen Tagen entdeckte ich jedoch, dass es auch in dieser Ecke der Welt fantastische Folklore gibt. Und youtube ist voll davon. Wieder einmal erweist sich diese Plattform als Segen. Ich möchte Euch das ein oder andere Stück dieser Musik präsentieren.

Bei Kretakatze hatte ich in der Vergangenheit den Eindruck hinterlassen, als könne ich mich für östliche Folklore nicht erwärmen. Nun sehen wir (vor allem ich selber), dass das nicht der Fall ist.

Die gelinkten Darbietungen erscheinen ein wenig wie eine kaukasische Form von Riverdance, aber allein deswegen müssen sie noch nicht schlecht sein. Ich achte weniger auf die Tänze (die durchaus sehenswert sind) als vielmehr auf die Musik. Diese stakkatoartigen und doch fließenden Akkordeonklänge waren mir bis dato fremd; ich finde sie einfach klasse. Falls Ihr Zeit und Lust habt, könnt Ihr mal reinhören. Serviervorschlag: Blendet das Bild aus, hört nur die Musik und stellt Euch vor, Ihr würdet auf einem geflügelten Ross über die schneebedeckten Gipfel des Kaukasus fliegen.

Das war’s auch schon für heute und evtl. für dieses Jahr.
Einen guten Start in 2008 wünscht Euch von Herzen
Lockwood

27.12.2007

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

ob Weihnachten nun wirklich so beschaulich, romantisch, friedvoll und behaglich ist, wie Lockwood schreibt, möchte ich bezweifeln, aber ich habe die Tage mit meinen Lieben stressfrei überstanden (da nur ein Besuch bei Schwiegereltern angesagt war – meine Eltern besuchen wir nach Neujahr, ich habe ja noch einige Tage frei) und bereite mich nun mental auf den Jahreswechsel vor, der mir eigentlich ein Graus ist: Wenn alle Welt auf die Minute genau meint, besonders ausgelassen sein zu müssen, dann ist mir allein das schon äußerst suspekt. Aber trotzdem:

Ich hoffe, Ihr hattet auch einige schöne Feiertage mit Euren Lieben. Und so wünsche ich Euch alles erdenklich Gute für das neue Jahr. Bleibt gesund und in Brot und Arbeit, nehmt nicht alles so ernst (wie ich), sondern zeigt aller Welt gelassen die Schulter!

Kretakatze, meine Gitarrenkünste sind noch nicht allzu weit fortgeschritten. Aber auch ich habe es mit E-Moll zu tun: We used to know von Jethro Tull. Nicht alle Melodien aus der Feder von Herrn Anderson sind so komplex. Gerade dieses Lied ist schlicht und einfach … und doch ganz nett anzuhören. Ja mit Barré-Griffen habe ich auch nicht viel am Hut. Es bedarf schon etwas mehr Übung.

Jethro Tull: We Used To Know

Während Kretakatze also über den River reitet, entschwebt Lockwood auf geflügelten Rössern über schneebedeckte Gipfel des Kaukasus. Da bin ich doch eher bodenständig. Aber interessant sind die Klänge, die Lockwood gefunden hat, schon. Beide Beispiele klingen ähnlich und erinnern mich durchaus etwas an „Thick as a Brick“ (Andersons Vorliebe für das ‚Squeezy Thing‘ sind bekannt, und etwas flötig kommt es aus dem Kaukasus auch daher).

Hier noch einige Bilder von letzten Silvesterfeuerwerk aus London stellvertretend für all die anderen sinnlos verpulverten, die Luft verpestenden Feuerwerke dieser Erde:


London 2007 New Year Fireworks

Also nochmals: Alles Gute fürs neue Jahr – und einen guten Rutsch!
Euer Wilfried

29.12.2007

English Translation for Ian Anderson

Gabriel Fauré: Pavane

Wer die Beiträge der letzten Tage meines Weblogs liest, könnte meinen, ich befände mich auf einem Weihnachtstripp. Dem ist natürlich nicht (ganz) so, zu sehr bin ich (auf der Arbeit) noch mit anderen Dingen beschäftigt, als dass mich eine Art von Weihnachtsstimmung überkommen könnte. Aber wer auf den Kalender schaut, sieht, dass die Tage gezählt sind, die uns vom Weihnachtsfest trennen. Musik hilft sicherlich, mich in eine entsprechende Stimmung zu bringen. Hoffe ich nur noch, dass das Wetter langsam winterlich-weihnachtlich wird (kälter werden soll es ja).

Ich bin jetzt wieder auf einen Musiktitel gestoßen, den u.a. auch Jethro Tull auf ihrem „Christmas Album“ veröffentlicht hat: Pavane von Gabriel Fauré. Zunächst sollte man wissen, dass dieses Stück eigentlich nichts mit Weihnachten zu tun hat. Pavane ist ein alter Streittanz des 16. und 17. Jahrhunderts. Der Name leitet sich wahrscheinlich von der italienischen Stadt Padua ab. Der Franzose Fauré komponierte sein Stück 1887 für Orchester (optional für einen Chor) in Fis-Moll (Opus 50). Aber es passt sehr gut in die Weihnachtszeit (der Meinung war wohl auch Herr Anderson, sonst hätte er es nicht für das Christmas Album von Jethro Tull eingespielt). Und: Vielleicht sollte man gerade in der Weihnachtszeit öfter das Tanzbein schwingen, damit fette Weihnachtsgans und hochprozentiger Punsch besser verdaut werden.

Von Jethro Tull bzw. Ian Anderson gibt es zwei mir bekannte Mitschnitte des Stücks. Zum einen spielte die Gruppe es 2003 beim Jazzfestival in Montreux. Dann war Ian Anderson Ende 2004 mit dem Orchester der Neuen Philharmonie Frankfurt in Deutschland unterwegs. Das Konzert am 08.12.2004 wurde im Rosengarten Mannheim aufgezeichnet und ist als DVD erhältlich. Hierbei wurde auch Pavane aufgeführt. Neben Ian Anderson und dem Orchester spielten u.a. Ians Sohn James Duncan (Drums and Percussion), John O’Hara (Keyboards and Accordion – er dirigierte auch das Orchester), David Goodier (Bass Guitar and Glockenspiel) und der damals 21-jährige Rosenheimer/Münchner Florian Opahle (Acoustic and Electric Guitar):


Ian Anderson & Orchestra: Pavane of Gabriel Fauré

Nun bei youtube gibt es natürlich noch weitere Interpretation von Faurés Pavane. Ganz interessant ist sicherlich die gesangliche Darbietung durch Barbra Streisand – Pavane und die Fassung für Klavier, gespielt von dem Japaner Hiromi Okada.

Zum Einstimmen und Entspannen doch ganz gut …?!

Was ist bloß mit Ian los? Teil 87: Weihnachtliches mit Onkel Ian

Liebe Kretakatze, lieber Wilfried,

ich muss mich bei Euch, vor allem bei Kretakatze entschuldigen. In meiner letzten Mail schrieb ich, dass mir zu den Herren Anderson, Fogerty und Cross nichts mehr einfallen würde. Zu Herrn Cross hat niemand von uns je ein Wort geschrieben, deshalb ist Kretakatzes Frage, wer dieser Cross denn sei, nur zu berechtigt. Hier die (etwas peinliche) Auflösung:

Ich wollte schreiben, dass ich zu Herrn Stewart nichts sagen kann. Im Eifer des Gefechts und im Nebel meiner Hirnwindungen schrieb jedoch den Namen von Christopher Cross. Das liegt daran, dass ich die beiden Künstler und ihr Werk nicht auseinander halten kann. Beide haben für mich hohe Singstimmen und machen Musik, die sich für mich als Nichtkenner ziemlich gleich anhört.

Ich kann sie schon hören, die Aufschreie des Entsetzens, die die Fans der jeweiligen Musiker beim Lesen dieser Zeilen ausstoßen werden. Aber, wie gesagt, ich habe die Musik der Beiden nur am Rande wahrgenommen und für mich sind sie kompatibel.

Sorry, liebe Kretakatze, das geschah nicht mit Absicht. Es zeigt nur, wie unkonzentriert ich nach einem Arbeitstag und nach der Beschäftigung mit den Hausaufgaben von drei Söhnen sein kann.

In der nächsten Zukunft werden meine Mails den Umfang früherer Zeiten nicht mehr erreichen. Den Umfang der Kretakatze’schen Ausführungen schon mal gar nicht. Eines möchte ich aber auf jeden Fall loswerden: Kretakatze im Raubtieroutfit mit Tigergitarre ist ein toller Anblick ! Ich fühlte mich an Chrissie Hynde von den Pretenders erinnert. Rock on !!

Zuletzt ein Themenwechsel: Wir haben in der Vergangenheit sehr viel über Gesangsstimmen geschrieben. Vor einigen Tagen ist mir wieder bewusst geworden, wie viel Wohlklang auch in einer Sprechstimme liegen kann. Dass die Stimmen von Mario Adorf, Christopher Lee oder Elmar Gunsch das Ohr erfreuen können, ist hinlänglich bekannt. Ich habe nun einen Schauspieler entdeckt, dessen Stimme mich ganz einfach fasziniert. Es handelt sich um den britischen Mimen Alan Rickman. Der geneigte Cineast kennt ihn aus Die Hard, Robin Hood, Quigly der Australier, Rasputin und nicht zuletzt als Prof. Snape aus den Harry-Potter-Verfilmungen. Bei youtube gibt es einige Beispiele seiner Kunst; eine hat mir besonders gefallen. Hier liest Herr Rickman ein Shakespeare-Sonett. Mit Poesie kann ich nach wie vor nicht viel anfangen, aber hier ist es ganz einfach die Wirkung der Stimme, von der ich sehr angetan bin. Wer von Euch schöne Männerstimmen mag, möge dem Link folgen. Alle anderen können es getrost bleiben lassen.

Sonntag ist der Erste Advent.
Ich bin mir nicht sicher, ob man den Wunsch nach einer besinnlichen Adventzeit noch ernst nehmen kann.
Ich wünsche sie Euch trotzdem !

Bis bald
Lockwood

29.11.2007

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

auf Kretakatzes ausufernden Beitrag kann ich nur teilweise eingehen (ich habe, der Jahreszeit gemäß, auch noch einiges auf Lager).

Zu dem Fogerty-Titel “Don’t You Wish It Was True” fällt mir leider auch nichts ein. Ich las aber bei laut.de:

Die Platte beginnt mit der beschwingten Countrypop-Nummer „Don’t You Wish It Was True“, ein Loblied auf eine Welt, in der jeder jeden liebt. Wer möchte, darf sich gerne an „Proud Mary“ erinnert fühlen.

Eine gewisse Ähnlichkeit ist wirklich nicht zu leugnen.

Kretakatze ist jetzt also unter die Hard-Score-Metal-Rocker gekommen. Macht sich ja nicht schlecht. Wann darf man mit einer Aufnahme von Dir rechnen? Würde mich schon interessieren, einige Riffs von Deiner Hand zu hören.

Ist eigentlich witzig: Nein, eine E-Gitarre habe ich mir nicht gekauft. Aber meine alte akustische Klampfe habe ich hervorgeholt und sie repariert, denn die Mechanik (zum Saitenaufziehen) war kaputt. Außerdem war der Hals an einer Stelle gebrochen. Ich habe ihn geleimt (und hoffe, dass es hält). Und so habe ich auch neue Saiten gekauft und aufgezogen. Es ist eine alte Fender Classic (Modell FC-20), war damals (ca. 1972) wohl das Preiswerteste, was Fender zu bieten hatte.

Fender Classic FC-20

Und so habe ich mir vorgenommen, wieder einmal nach langer Zeit in die Saiten zu hauen (wenn mich mein Großer lässt, denn er hat sie sich gleich unter den Nagel gerissen; das hat man davon, wenn man Söhne hat). Es wird aber wohl noch einiges dauern, bis ich die alte Fingerfertigkeit wiedererlangt habe (eigentlich hatte ich keine). Vielleicht reicht es ja für einige Lieder unterm Tannenbaum.

Zu Lockwood: Also zu Christopher Cross und Al Stewart wollte ich eigentlich nichts schreiben. Den ersteren kannte ich bisher überhaupt nicht und werde ihn schon gleich wieder vergessen. Da gefällt mir Al Stewart schon um einiges besser – wenn beide auch eher der Gattung gesanglich schmusig zuzuordnen sind. Jetzt geht Kretakatze gleich auf die Barrikaden. Aber das ist meine Meinung. Nichts für Kaltduscher wie mich 😉

Interessant das neue Thema Sprechstimmen, das uns Lockwood genau richtig zur Weihnachtszeit offeriert. Alan Rickman kenne ich eigentlich nur aus den Harry Potter-Verfilmungen, die anderen von Lockwood genannten Filme kenne ich eigentlich nur vom Titel her (vielleicht noch Robin Hood – mit Kevin Kostner wohl – ach ja, er spielt da den Sheriff von Nottingham). Sicherlich hat er eine anhörliche Stimme, wenn (richtig beschrieben) auch etwas zu schokoladig für mich (siehe oben unter Kaltduscher).

Am Rande: Wer ist Elmar Gunsch? Ja, ich weiß schon, in alter Zeit huschte der über den TV-Bildschirm. Lebt der eigentlich noch (ich denke ja). Ja, diese bassigen Männerstimmen.

Mir persönlich gefällt eine Stimme wie die von Wolfgang Völz (der u.a. auch Käpt’n Blaubär spricht, was ihn mir, dem alten norddeutschen Seebären, doppelt sympathisch macht). Frauenstimmen hatten wir ja bereits, was Singstimmen betrifft, im Angebot. Dazu lässt sich aber noch einiges mehr sagen. Vielleicht später …

Apropos Weihnachten! Da habe ich doch auch etwas Nettes und komme so auch wieder auf unser eigentliches Thema zurück: Vielleicht kennt Ihr es ja bereits. Der Herr Anderson, wenn seine Singstimme auch nicht mehr das Wahre ist …, wenn er spricht, so finde ich die Stimme noch voll in Ordnung (wenn sie hier auch etwas kratzig klingt):

Es handelt sich hierbei um einen Radio-Beitrag zu einer Sendung namens „A Toss the Feathers Christmas Special 2004“ und wurde eben vor drei Jahren über den amerikanischen Sender Public Radio International ausgestrahlt. Neben „Another Christmas Song“ und „Ring Out Solstice Bells” (am Ende) liest Ian Anderson aus Sir Walter Scott’s „Marmion“– Dichtung in sechs Gesängen (A Tale of Flodden Field in six Cantos) etwas Weihnachtliches vor:

INTRODUCTION TO CANTO SIXTH.

Heap on more wood!-the wind is chill;
But let it whistle as it will,
We’ll keep our Christmas merry still.
Each age has deem’d the new-born year
The fittest time for festal cheer: 5
Even, heathen yet, the savage Dane
At Iol more deep the mead did drain;
High on the beach his galleys drew,
And feasted all his pirate crew;
Then in his low and pine-built hall, 10
Where shields and axes deck’d the wall,
They gorged upon the half-dress’d steer;
Caroused in seas of sable beer;
While round, in brutal jest, were thrown
The half-gnaw’d rib, and marrow-bone, 15
Or listen’d all, in grim delight,
While scalds yell’d out the joys of fight.
Then forth, in frenzy, would they hie,
While wildly-loose their red locks fly,
And dancing round the blazing pile, 20
They make such barbarous mirth the while,
As best might to the mind recall
The boisterous joys of Odin’s hall.

And well our Christian sires of old
Loved when the year its course had roll’d, 25
And brought blithe Christmas back again,
With all his hospitable train.
Domestic and religious rite
Gave honour to the holy night;
On Christmas eve the bells were rung; 30
On Christmas eve the mass was sung:
That only night in all the year,
Saw the stoled priest the chalice rear.
The damsel donn’d her kirtle sheen;
The hall was dress’d with holly green; 35
Forth to the wood did merry-men go,
To gather in the mistletoe.
Then open’d wide the Baron’s hall
To vassal, tenant, serf, and all;
Power laid his rod of rule aside, 40
And Ceremony doff’d his pride.
The heir, with roses in his shoes,
That night might village partner choose;
The Lord, underogating, share
The vulgar game of ‘post and pair.’ 45
All hail’d, with uncontroll’d delight,
And general voice, the happy night,
That to the cottage, as the crown,
Brought tidings of salvation down.

The fire, with well-dried logs supplied, 50
Went roaring up the chimney wide:
The huge hall-table’s oaken face,
Scrubb’d till it shone, the day to grace,
Bore then upon its massive board
No mark to part the squire and lord. 55
Then was brought in the lusty brawn,
By old blue-coated serving-man;
Then the grim boar’s head frown’d on high,
Crested with bays and rosemary.
Well can the green-garb’d ranger tell, 60
How, when, and where, the monster fell;
What dogs before his death he tore,
And all the baiting of the boar.
The wassel round, in good brown bowls,
Garnish’d with ribbons, blithely trowls. 65
There the huge sirloin reek’d; hard by
Plum-porridge stood, and Christmas pie:
Nor fail’d old Scotland to produce,
At such high tide, her savoury goose.
Then came the merry maskers in, 70
And carols roar’d with blithesome din;
If unmelodious was the song,
It was a hearty note, and strong.
Who lists may in their mumming see
Traces of ancient mystery; 75
White shirts supplied the masquerade,
And smutted cheeks the visors made;
But, O! what maskers, richly dight,
Can boast of bosoms half so light!
England was merry England, when 80
Old Christmas brought his sports again.
‘Twas Christmas broach’d the mightiest ale;
‘Twas Christmas told the merriest tale;
A Christmas gambol oft could cheer
The poor man’s heart through half the year. 85

Eine deutsche Übersetzung habe ich leider auf die Schnelle nicht gefunden (wahrscheinlich gibt es auch keine), so dürft Ihr Euch selbst mit dem Schottischen herumschlagen (leider spricht Ian Anderson alles mehr oder weniger englisch aus. Schade eigentlich … Oder er kann nicht richtig schottisch).

Ach, das soll für heute auch schon genügen. Vielleicht später etwas mehr zu Cat Stevens/Yusuf Islam. Übrigens hatte meine Band Cat Stevens früher auch gecovert. Unser Schlagzeuger hat allerdings die Lieder gesungen (ich werde in meinen unendlichen Archiven kramen und hoffe, vielleicht eine alte Aufnahme davon zu finden).

Ja, es sind keine drei Wochen mehr hin zum Weihnachtsfest. Ich bin noch sehr weit davon entfernt, mich weihnachtlich zu fühlen (wie fühlt man sich eigentlich so?), auch wenn meine Frau im Haus alles mit Kerzen und Weihnachtsdekoration ausgeschmückt hat. Schon allein das Wetter ist ein Graus. Immerhin habe ich (fast) alle Geschenke beisammen.

Wie auch immer: Ich hoffe, Ihr habt nicht mehr zu viel Stress und könnt Euch ab und zu genüsslich zurücklehnen. Auf jeden Fall wünsche ich Euch und Euren Lieben eine geruhsame Adventszeit.

Wir lesen voneinander
Bis dahin alles Gute
Euer Wilfried

04.12.2007

English Translation for Ian Anderson

Supporting Act: Jethro Tull

Später sollten sich andere Gruppen darum schlagen, bei Konzerten von Jethro Tull als Vorgruppe (Supporting Act) auftreten zu können. So habe ich bei meinem ersten Konzert von Jethro Tull 1972 in Hannover die (Vor-)Gruppe „Gentle Giant“ kennengelernt. Drei Jahre zuvor war Jethro Tull selbst noch Vorgruppe, wenn auch bei keinem Geringeren als Jimi Hendrix. So geschehen am 9. Januar 1969 im Konserthuset zu Stockholm (an dem Tag gab es gleich zwei Auftritte).

Überliefert sind zwei Stücke von Jethro Tull im Video:

To Be Sad Is A Mad Way To Be
Back to the Family

Weitere Stücke sind als Musik-CD (ich besitze die Bootleg-LP unter dem Titel ‚Nothing Is Easy‘) im Umlauf. Hier die gesamte Setlist von Jethro Tull:

My Sunday Feeling
Martin’s Tune
To Be Sad Is A Mad Way To Be
Back To The Family
Dharma For One
Nothing Is Easy
A Song For Jeffrey

Ergänzend zu meinem Beitrag Meine 10 größten Gitarristen der Rockmusik: Jimi Hendrix hier das Hendrix-Konzert aus Stockholm vom 9. Januar 1969; es müsste sich um das 1. Konzert des Tages handeln. Ich habe das Konzert vorliegen, bei youtube ist es bisher auch bereits (in voller Länge) vorhanden:

Was ist bloß mit Ian los? Teil 86: Kretakatze rockt …

Hallo Kretakatze, Hallo Wilfried,

mit dieser mail möchte ich mich für meine lange unentschuldigte Abwesenheit entschuldigen.

Entgegen anderslautenden Gerüchten lebe ich noch und es geht mir ganz gut.

Für mein langes Schweigen kann ich keine nachvollziehbaren Gründe anführen; wenig Zeit habe ich immer, das ist nicht der Grund. Es war vielmehr eine nie gekannte Schreibunlust, fast eine Blockade.

Dieses Unvermögen wurde durch die Tatsache verstärkt, dass ich zu Euren Betrachtungen nichts Sinnvolles mehr beitragen kann. Alles, was ich über die Herren Anderson, Fogerty und Cross sagen kann, habe ich bereits gesagt, aufgewärmt und nochmals gesagt. Kurz: Mir geht das Material aus. Ich kann mit Euch nicht mehr mithalten. Hoffentlich nehmt Ihr mir meine Abstinenz nicht allzu übel.

Viele Grüße
Lockwood

15.11.2007

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

so recht weiß ich nicht, was ich schreiben soll. Lockwoods Schreibunlust verstehe ich; vor längerer Zeit waren wir beide an gleicher Stelle angelangt. Dann brachte Kretakatze wieder etwas Leben in die Bude. Aber auch dieser neue Schwung ist irgendwie wieder verpufft.

Und irgendwo hängt uns allen drei der Herr Anderson heutigen Tags aus dem Hals heraus. Aber auch anderen Herren (und Damen) konnten wir nur kurzzeitig etwas abgewinnen, zumindest waren sie uns nicht allen drei gleich wichtig (z.B. Kretakatze musste einige Prügel wegen Al Stewart hinnehmen – das ist dann schnell frustrierend). Ich wollte das Thema eigentlich auf Cat Stevens (Yusuf Islam) bringen, da ich bei der Suche nach alten Eintrittskarten auch auf eine zu einem Cat Stevens-Konzert aus dem Jahre 1976 gestoßen bin (ich hatte völlig verdrängt, das Konzert vor nun über 30 Jahren besucht zu haben, was aber weniger an Cat Stevens liegen sollte). Ich habe von ihm zwei Videoaufnahmen vom Live Earth-Konzert aus Hamburg (das war wohl im Juli diesen Jahres). Da hätte ich noch einiges zum Thema Stimmenverlust beitragen können.

Cat Stevens-Konzert 1976 in Bremen

Wie auch immer: Du brauchst Dich nicht zu entschuldigen, Lockwood. Unser Gedankenaustausch beruht (oder beruhte) auf Freiwilligkeit. Und wenn es dann eher zum Krampf wird, macht es keinen Spaß mehr. Manchmal frage ich mich auch, was der ganze Weblog-Kram soll. Und nach der Pleite mit youtube hätte ich das alles hinschmeißen mögen. Das kostet alles Zeit, die ich eigentlich für andere Dinge haben sollte. Ich kann es aber auf der anderen Seite nicht lassen (selbst der Herr Anderson lässt mich nicht los).

Wie auch immer: Ich freue mich, wenn Ihr Euch meldet. Aber tut Euch keinen Zwang an. Es wäre schön, wenn wir in Kontakt bleiben.

Ich wünsche Euch auf alle Falle weiterhin alles Gute
Euer
Wilfried

P.S. Lockwood, übrigens vielen Dank für Deinen Bestelltipp zum Songbook. Ich werde wohl erst einmal warten, ob die neue Auflage wirklich auf den Markt kommt. Denn eine solche ist in den letzten Jahren schon öfter angekündigt worden und bis heute nicht erschienen.

21.11.2007

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Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

heute muss ich Euch zuerst berichten, dass ich seit Neuestem stolze Besitzerin einer E-Gitarre bin. Und wie es sich für eine Kretakatze gehört, ist meine Gitarre getigert – das musste sein! Kurzer Einschub zum Thema „Intelligenzverluste“: Diese sind bei mir leider erschreckend hoch. Nachdem ich die getigerte Gitarre gesehen hatte, hatte keine andere mehr eine Chance. Den Effekt von Mustern, die sich seit frühster Kindheit ins Gehirn eingebrannt haben, hatte ich ja bereits an anderer Stelle ausführlich behandelt. Und Fogerty’s türkisfarbenen Düsenporsche (Keep On Chooglin‘ 2005 live) hätte ich mir doch nicht leisten können – es handelt sich dabei übrigens um eine MusicMan Axis, die gibt’s bei ebay gebraucht schon ab 1750 EUR. Um zu meiner Tigergitarre zurückzukommen – die Rocker-Photos vom Juni diesen Jahres sind damit natürlich überholt. Ich habe daher eine neue Bildserie erstellen lassen: Kretakatze rockt getigert vor begeisterten Katzenmusik-Fans (2007 live) (Bild 1) (Bild 2) (Bild 3).

Wie ist es dazu gekommen, dass ich dieser Tage wieder angefangen habe Gitarre zu spielen? Tatsächlich ist es fast 20 Jahre her, dass ich zuletzt halbwegs regelmäßig meine Klampfe traktiert habe. Seither habe ich alle paar Jahre das Instrument einmal von der Wand genommen, abgestaubt, ein bißchen daran herumgezupft und es dann zum weiter Verstauben wieder an den Nagel gehängt. Ich war mit meinen musikalischen Leistungen noch nie besonders zufrieden. Und wenn man jahrelang nicht übt, werden die nicht gerade besser. Das hat mich jedes Mal aufs Neue deprimiert.

Der erste Anreiz, es einmal wieder zu probieren, war sicher das Fogerty-Konzert. Aber der Anreiz war noch nicht so stark, dass ich meine Gitarre auch wirklich von der Wand genommen hätte. Der tatsächliche Auslöser war, soweit ich mich noch recht entsinne, John Lennon’s Working Class Hero. Allerdings nicht in der Version von John Lennon – die finde ich ziemlich minimalistisch und musikalisch eher langweilig. Es waren zwei Cover-Versionen, auf die ich gestoßen bin, eine von Cyndi Lauper und eine von Green Day (übrigens unterschlage ich jetzt wieder einmal zahlreiche weitere Versionen, z.B. von Marilyn Manson, Marianne Faithfull, Noir Desir und Anderen – es ist jeder selbst frei sich auf Youtube durchzuklicken).

Die Version von Green Day gefällt mir mit Abstand am besten, aber ich finde sie könnte noch ein paar der kreischenden Gitarrenriffs aus Cyndi Lauper’s Cover vertragen, vielleicht sogar ein bißchen Gekreische von Cyndi Lauper selbst. Ich bin wirklich kein Fan von ihr und ihr Stil ist nicht gerade mein Geschmack, aber zu diesem Titel passt ihr Geschrei. Und die Green Day Version ist für meine Ohren in dieser Hinsicht noch verbesserungsfähig. Während ich darüber noch sinnierte, stolperte ich über diese (zugegeben etwas langatmige) Gitarren-Lektion. Das ganze Lied mit nur zwei verschiedenen Akkorden, dazu ein einfacher hammer-on zum Üben. Hm, dachte ich, das könnte vielleicht sogar ich hinbekommen, ich sollte es mal probieren.

Und das habe ich dann tatsächlich auch getan. Es hat sogar recht passabel geklappt, nur auf meiner 35 Jahre alten akustischen Billigst-Gitarre bekomme ich natürlich die meiner Meinung nach erforderlichen kreischenden Gitarrenriffs nicht hin. Dafür – und für den satten Verzerrer-Sound der Green Day Version – braucht man eine E-Gitarre. In der Tat hatte ich schon vor 30 Jahren einmal ernsthaft darüber nachgedacht mir eine elektrische Gitarre zu kaufen. Allerdings hätte ich dazu mein Sparbuch plündern müssen, und dann war auch meine Mutter von dem Gedanken damals nicht besonders begeistert – um Himmels Willen, das ist doch so laut, und die Nachbarn beschweren sich doch jetzt schon über Deine laute Musik…

Dieser Tage sind das alles keine Argumente mehr. Ich wohne im eigenen (Reihen)Haus, die Wände zu den Nachbarn sind ziemlich dick (trotzdem hat es mein Sohn mit seiner Stereoanlage schon mehrfach geschafft den Nachbarn zur Rechten auf die Barrikaden zu treiben) und am Verstärker gibt es ja auch noch einen Kopfhörer-Anschluss. Preislich ist so eine Rocker-Ausrüstung heutzutage für ein Nasenwasser zu haben – ich habe alles bei ebay gekauft bzw. ersteigert, Gesamtkosten keine 150 EUR. Neben meiner wunderschönen Gitarre (funkelnagelneu, 70 EUR incl. Versand) und dem Mini-Verstärker (5 Watt, kann auch mit Batterie betrieben werden – ich kann also auch am Lagerfeuer rocken) ist das Herzstück der Anlage ein Effekt-Gerät, (laut Beschreibung des Herstellers ein „Ultra-flexibler Modeling-Verstärker/Multi-Effektprozessor“), das ich für 35 EUR ersteigern konnte.

Das Ding kann 16 professionelle Amps simulieren, hat 8 verschiedene Modulationen (Phaser, Flanger, Rotary, Pitch Bend und wie sie alle heißen) in jeweils 4 verschiedenen Varianten, 4 Arten von Hall, 4 Arten von Delay, Compressor und Noise Gate – jeder Effekt in mindestens 2 – 3 Kriterien regelbar (Lautstärke, Intensität, Klang, Geschwindigkeit etc.) und fast alles untereinander kombinierbar. Meine mathematischen Fähigkeiten reichen nicht aus um zu errechnen, wieviele verschiedene Klangmöglichkeiten das ergibt. Ich könnte vermutlich den Rest meines Lebens damit verbringen alle Kombinationen auszuprobieren und würde nicht fertig werden. Auf 100 Speicherplätzen kann man seine Einstellungen sichern. Ab Werk sind diese Speicherplätze mit Presets belegt, und ich habe die noch nicht einmal alle durchprobiert. Vor Kurzem habe ich erst auf Speicherplatz 32 einen Sound entdeckt, mit dem selbst meine schlichte Gitarre klingt als könne sie Glas schneiden – eine Kreissäge ist nichts dagegen. Da klingt selbst die simpelste Folge von 4 oder 5 Tönen schon gigantisch. Wirklich ein herrliches Spielzeug, wärmstens zu empfehlen.

Aber genug von meinem neuen Zeitvertreib (der mich im Übrigen auch stark vom Schreiben abgehalten hat…) und zu Euren letzten Mails. Lockwood fällt zu den Herren Anderson und Co. nichts mehr ein (dumme Frage: Wer ist denn Cross?), was ich wirklich verstehen kann – es ist auch inzwischen so ziemlich alles gesagt. Aber es gibt ja auch noch andere Themen. Lieber Lockwood, Deine „Schreib-Blockade“ ist natürlich vor allem für Wilfried und mich sehr bedauerlich, solange es Dir selbst dabei gut geht, ist sie aber wohl kein Grund zur Besorgnis. (Ich hoffe nur, dass es nicht meine unqualifizierten Psycho-Trips waren, die Dir die Lust am Schreiben verdorben haben…).

Wilfried hat sich darüber gewundert, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass Jethro Tull und CCR viele gemeinsame Fans haben – schließlich wäre ich ja selbst einer. Nun, von ein oder zwei Fans bekommt man kaum eine Halle voll, und wie ich bereits erläutert hatte: 1969 war ich noch kein Jethro Tull Fan (1969 war ich eigentlich noch überhaupt kein Fan). Und ich würde sogar noch weiter gehen: Wenn Jethro Tull bei ihrem Musikstil von 1969 geblieben wären, dann wäre ich auch niemals Jethro Tull Fan geworden. Mit der Tull-Musik aus den 60ern kann ich bis heute nicht viel anfangen, mich hat vor allem die Musik aus der zweiten Hälfte der 70er Jahre zum Fan gemacht.

Einer der wenigen Jethro Tull Titel aus den 60ern, die mir gefallen, ist We Used To Know. Dieser Song soll angeblich die Eagles zu ihrem Hit Hotel California inspiriert haben. Möglich wäre das schon, aber viel Ähnlichkeit kann ich zwischen den beiden Liedern nicht entdecken. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es zwischen den beiden Songs eine Verwandtschaft geben könnte. Dagegen ist der Metallica-Hit Nothing Else Matters für mich ganz klar eine Kopie von „We Used To Know“.

Als ich das erste Mal „We Used To Know“ hörte – nein, falsch, das erste Mal habe ich diesen Song Ende der 70er Jahre gehört, als mir mein Bruder das „Stand Up“-Album geschenkt hatte. Aber ich habe ihn wohl nur einmal gehört und dann wieder völlig vergessen. Als ich dieses Jahr auf Willi’s Homepage das Video entdeckte, hätte ich geschworen, dass ich das Lied noch nie zuvor gehört hatte. Allerdings passierte etwas Seltsames. Ich schien zu dieser Melodie den Text zu kennen, aber es war ein anderer Text als der, den Mr. Anderson dazu singt. Erst als ich anstelle von „We used to know“ die Zeile „And nothing else matters“ schmettern wollte fiel mir auf, dass ich im falschen Lied war. Zu den Klängen von „We Used To Know“ war mir intuitiv der Text von „Nothing Else Matters“ in den Sinn gekommen.

Irgendwie hat es mich gewundert, dass es vor mir noch niemandem aufgefallen sein soll, dass beide Lieder die gleiche Melodie haben. Vielleicht bilde ich mir das nur ein. Also rief ich meinen 20-jährigen Sohn, der den Metallica-Hit natürlich kennt, den Tull-Song aber bestimmt wirklich noch nie gehört hatte. Ich spielte ihm „We Used To Know“ vor und fragte ihn, ob ihn das Lied an irgend etwas erinnert. Der Herr Anderson war noch nicht mit der ersten Strophe fertig, als mein Junior schon wie aus der Pistole geschossen sagte: „Nothing Else Matters“. Nein, das bilde ich mir nicht ein! Zugegebenermaßen enthält der Song von Metallica außer dem We-Used-To-Know-Thema noch eine zweite Melodie, er wird langsamer vorgetragen und er ist wesentlich ausgefeilter arrangiert als das alte Tull-Stück, aber die Basis ist die selbe. Man könnte sagen es ist eine Variation zum gleichen Thema. Das Brisante an der Sache ist, dass Metallica ihren Hit veröffentlicht haben nicht lange nach dieser unseligen „Jethro-Tull-haben-unseren-Grammy-bekommen“ Geschichte. Da kann man sich kaum vorstellen, dass sie den Tull-Song nicht gekannt haben sollen.

Zum Thema „Intelligenz“ habe ich mich bereits so weitschweifig ausgelassen, dass ich dem eigentlich nichts mehr hinzufügen möchte. Nur soviel zu Wilfried’s Geschichte von der seiner Meinung nach falsch besetztzen Vorgesetzten-Stelle. In dem von Dir geschilderten Fall hast Du vielleicht wirklich recht, das kann ich nicht beurteilen, aber längst nicht immer ist derjenige für eine leitende Stelle am besten geeignet, der die größte Fachkompetenz hat. Für eine leitende Tätigkeit sind evt. ganz andere Dinge wesentlich: eben Kontaktfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit, Menschenkenntnis, die Fähigkeit zu motivieren, zu schlichten und auszugleichen, Organisationstalent, Übersicht, strategisches Denken, Entscheidungsfreudigkeit, Durchsetzungsvermögen usw… Die Liste ließe sich noch fortsetzen. Das Fachwissen, das man benötigt um die richtigen Entscheidungen zu treffen, kann man sich ggf. von seinen hoffentlich kompetenten Mitarbeitern besorgen.

Auch einen anderen Aspekt sollte man dabei nicht ganz außer Acht lassen. Als ich Anfang der 90er Jahre von meinem damaligen Chef auf den wohlklingenden Posten einer „Programmierleiterin“ befördert wurde (d.h. ich war Mädchen für alles und Depp vom Dienst), hat das eine Kollegin von mir wie folgt lapidar kommentiert: „Das ist doch eigentlich auch Schwachsinn, wer programmieren kann wird befördert und dann mit Verwaltungskram zugemüllt, so dass er nicht mehr zum Programmieren kommt, und zum Programmieren bleiben dann noch die übrig, die es nicht können.“ So kann man das auch sehen…

Zu meiner großen Freude hat der Wilfried nun noch den Mr. Cat Stevens ins Spiel gebracht, über den könnte ich auch Romane schreiben. Schon seit längerem warte ich nur auf die passende Gelegenheit Euch mein Leid über ihn zu klagen – vielleicht sollte ich kurz am Rande erwähnen, dass es sich bei ihm um den Mann handelt, der jahrzehntelang der Traum meiner schlaflosen Nächte war. Und natürlich habe auch ich ein Ticket von 1976:

Deine Karte war aber vergleichsweise ziemlich schweineteuer, lieber Wilfried, allerdings saß ich auch nicht in der ersten Reihe. Und verglichen zu den Preisen von heute… – gerade erst habe ich 75 EUR für Mark Knopfler gelöhnt (diesmal wollte ich doch lieber nicht auf eine Abendkasse hoffen). Aber wie Du ja auch bereits mit Deinem Beispiel von Madonna angedeutet hast – heutzutage ist mit dem Verkauf von Platten/CDs etc. kaum noch Geld zu verdienen. Das Geld muss bei den Konzerten hereinkommen.

Die Stimmprobleme des Mr. Stevens würde ich nun allerdings nicht Stimmverlust nennen, eher ist er ein Beispiel dafür, wie eine Stimme durch Nichtgebrauch regelrecht einrosten kann. Auch Singen braucht eben Übung, und wenn die Stimmbänder nicht trainiert werden, dann schrumpft der Stimmumfang und man trifft die Töne nicht mehr sicher. Selbst Mr. Fogerty hat in einem Interview erklärt, dass er – nachdem er von Ende der 80er bis Ende der 90er Jahre fast 10 Jahre lang nicht mehr aufgetreten war – erst wieder singen üben und seine Stimme trainieren musste. Ihm ist es allerdings recht gut gelungen seine Stimmbänder wieder auf Vordermann zu bringen, ich habe noch in keiner seiner Aufnahmen etwas von Rost oder falschen Tönen bemerkt. Vielleicht hätte Mr. Stevens auch ein bißchen üben sollen, bevor er I Think I See The Light (Original-Aufnahme von 1970 als Soundtrack zu Harold and Maude) neu aufgenommen hat. Herausgekommen ist das Folgende (nein, ich erspare es Euch nicht, mir ist es auch nicht erspart geblieben): I Think I See The Light. Yusuf Islam 2007: Die Stimme klingt schwach und unsicher, in den tiefen Lagen zu leise und in den hohen trifft er die Töne nicht. Das ganze Lied swingt oberflächlich vor sich hin und schwimmt dabei in süßlich-schwülstiger Instrumental-Soße. Auch der Text wurde, ebenso wie bei einigen seiner anderen Songs, etwas „überarbeitet“. Girls wurden grundsätzlich gestrichen – girls gibt’s bei Mr. Islam nicht mehr. Das kann ich ja noch irgendwie komisch finden – eigentlich eher lächerlich. Aber wie er dieser Tage seine eigenen Meisterwerke aus den 70ern musikalisch zu Mittelmaß und Banalität herabwürdigt, das tut mir wirklich in der Seele weh.

Einziger Lichtblick in dieser Aufnahme: Die Gitarre. Lieber Lockwood, ich weiß nicht, ob Du sie wiedererkennst, es ist der Fichtensarg, zu dem Dir bereits einmal im Zusammenhang mit dem Song „Tuesdays Dead“ (wurde inzwischen von Youtube gestrichen) ein paar launige Bemerkungen eingefallen waren. Natürlich ist es nicht mehr exakt dieselbe Gitarre wie 1971 – als sich Mr. Stevens 1978 in den vorgezogenen Ruhestand verabschiedete, hat er alle seine Instrumente versteigern lassen. Aber offensichtlich hielt er es für angebacht sich dasselbe Modell wieder zuzulegen. Es ist eine Gibson SJ-200, die schon seit Jahrzehnten zur Standard-Ausstattung jedes halbwegs erwähnenswerten Spielers akustischer Gitarren gehört, von den Beatles bis zu Elvis Presley, auch bei Mr. Fogerty ist eine im Einsatz. Nur bei Mr. Anderson habe ich sie bemerkenswerter Weise noch nie gesehen.
Aber er bevorzugt wohl eher kleinwüchsige Gitarren. Meiner Meinung nach ist die Gibson SJ-200 auf jeden Fall die schönste akustische Gitarre überhaupt.

Soweit vorerst zu Mr. Stevens-Islam. Kommen wir zu den nächsten Kandidaten. Heute bekommt hier jeder sein Fett ab.

Der Herbst ist gekommen, die Blätter fallen von den Bäumen und die Altmeister der Rockmusik bringen ihre neuen Werke auf den Markt. Da ist so ziemlich jeder vertreten, der hier in Willi’s Weblog schon einmal Erwähnung fand (außer Jethro Tull natürlich…). Den Anfang machte Mark Knopfler Mitte September mit seinem Album „Kill To Get Crimson“ gefolgt Ende September von Joni Mitchell („Shine“). Gleichzeitig am 2. Oktober kamen dann Bruce Springsteen („Magic“), John Fogerty („Revival“) und Annie Lennox („Songs of Mass Destruction“) heraus. Am 9. Oktober gab’s den neuen Sampler von Eric Clapton („Complete Clapton“) und für Ende Oktober standen Robert Plant („Raising Sand“) und Neil Young („Chrome Dreams II“) auf dem Programm
(Anmerkung: Erscheinungsdatum US-Markt laut amazon.com). Ich weiß nicht wie diese Scheiben in offiziellen Charts derzeit platziert sind, aber dieser Tage bieten die Verkaufszahlen bei amazon.com schon einen ganz guten Anhaltspunkt. Am 17. Oktober z.B. sah die Rangfolge (Verkaufsrang Musik) so aus: 1. Bruce Springsteen, 3. Eric Clapton, 4. Robert Plant, 5. Annie Lennox, 6. John Fogerty, 7. Mark Knopfler, 16. Joni Mitchell, 22. Neil Young – die Altrocker haben derzeit Amazon fest im Griff. (Verkaufsrang bei amazon.de am gleichen Tag: 4. Bruce Springsteen, 21. Mark Knopfler, 48. John Fogerty – das Album erschien in Deutschland erst am 19.10.)

In die Alben von Mark Knopfler und John Fogerty habe ich, soweit das möglich ist, schon hineingehört, und ich muss sagen, es hat mich nicht vom Hocker gerissen. Allerdings kenne ich von einigen Titeln bislang nur die Hörbeispiele bei Amazon, und es ist kaum möglich einen Song anhand dieser 30-Sekunden-Schnipsel zu beurteilen. Aber es gibt ja noch YouTube, und bei beiden Herren kann man sich auch auf Ihren Websites zum Teil die neuen Titel anhören. Bei Fogerty gibt’s außerdem noch kostenlos ein Video zum Herunterladen (das inzwischen natürlich auch bei Youtube mehrfach zu finden ist). Eigentlich wollte ich Euch dieses Video ja ersparen – ich finde es einfach furchtbar. Nicht nur, dass der Song absolut nicht meinem Geschmack entspricht. Fogerty verwechselt schon seit Jahren ständig Musik-Videos mit Familien-Videos. Seine Söhne sind übrigens leicht an den karierten Hemden zu erkennen und sein blondes Töchterchen ist unübersehbar. Aber kommen wir auf den Punkt, ich brauche Eure Hilfe. Schon beim Konzert in Abenberg, wo dieser Song auch gespielt wurde, hatte ich das Gefühl diese Melodie bereits zu kennen. Ein Hit aus den 60ern oder 70ern? Vielleicht ein deutscher Schlager oder ein Volkslied? Ich komme einfach nicht darauf, aber ich bin mir sicher, dass ich das Lied schon gehört habe. Kommt es Euch vielleicht auch bekannt vor: Don’t You Wish It Was True.

Aber mit einem Video-Clip allein ist es natürlich nicht getan (zumal dieser wohl kaum auf MTV für Furore sorgen wird), so eine neue Scheibe muss „promotet“ werden (schreibt man das so?). Dazu gehören im Vorfeld der Veröffentlichung erst einmal ein halbes Dutzend Interviews für gängige Zeitungen und Zeitschriften, dann folgen die Fernsehauftritte. Mr. Fogerty hat es geschafft gleich für den Abend der Veröffentlichung seines Albums bei David Letterman in der „Tonight Show“ einen Termin zu bekommen. Und da hat er gezeigt, dass er auch noch Anderes auf Lager hat als nur „Friede, Freude, Trallalla“ (ich meinte „Don’t You Wish…“). In „Long Dark Night“ und „I Can’t Take It No More“ greift er Präsident Bush an, und zwar persönlich und namentlich. „Georgie’s in the jungle…wants to have a war…Georgie’s got religion, and you know he can afford more…I can’t take it no more, your dirty little war…I bet you never saw the old schoolyard…your Daddy wrote a check and here you are, another fortunate son“ (kurze Auszüge aus den Songtexten). Es gibt auch noch mehrere Textzeilen, in denen er Präsident Bush direkt der Lüge bezichtigt – „You lied to us about…“ (ich habe nicht alles verstanden, den ganzen Song und noch 4 weitere kann man sich auch auf seiner myspace-Seite anhören) – die er bei Letterman aber vorsichtshalber mal weggelassen hat.

Jedenfalls alles ziemlich starker Tobak, ich muss schon sagen, Johnny hat Nerven. Es ist ja auch schon über 20 Jahre her, dass er das letzte Mal wegen Verleumdung verklagt wurde und nach dem verlorenen Prozess einen Song umschreiben musste. Damals hatte er sich mit einem Musik- und Filmproduzenten angelegt, diesmal ist es der Präsident der Vereinigten Staaten persönlich. Und der Stil dieser „Protestsongs“ hat für mich auch nichts mit sachlicher Kritik zu tun, das ist respektloses Wutgeschrei an der Grenze zur Beleidigung und disqualifiziert sich dadurch selbst. Kein Vergleich mit dem Niveau von Deja Vu (All Over Again). Wenn ein 16-jähriger Rapper solche Texte ins Mikrophon kreischen würde, dann würde ich sagen „Die Jugend von heute hat halt kein Benehmen mehr“. Aber die ewige Jugend von vorgestern scheint auch nicht besser zu sein.

Dabei ist Fogerty in anderer Hinsicht bestimmt der biederste und erzkonservativste Rocker, den man sich denken kann, und seine Musik ist daher nicht zuletzt in konservativen Kreisen beliebt. Bei Wikipedia kann man z.B. nachlesen, das Lieblingslied von George Bush sei John Fogerty’s Centerfield, das habe er auch auf dem iPod gespeichert, den er ständig bei sich trägt. Man könnte also sagen George Bush ist John Fogerty Fan. Dass das nicht auf Gegenseitigkeit beruht, wird Mr. Bush schon länger klar gewesen sein. Fogerty’s neuste musikalische Darbietungen sind dann aber doch dazu angetan die Begeisterung seines prominenten Fans ganz erheblich zu beeinträchtigen.

Bei Mark Knopfler kann man auf der Website die aktuellen Chart-Positionen seines Albums nachlesen, außerdem gibt’s hier zwar kein Video, aber einen kostenlosen Song zum Anhören. Und auf YouTube findet sich natürlich auch ein Video seiner ersten Single-Auskopplung: True Love Will Never Fade. Das Lied klingt meiner Meinung nach so wie es heißt – ziemlich fade, mit einer Melodie wie hundert andere auch. Warum das als Single veröffentlicht wird, kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Da hat doch Mr. Knopfler noch jede Menge bessere Songs auf Lager, und ich hoffe ich bekomme möglichst viele davon zu hören, wenn er am 7. Mai nächsten Jahres nach Stuttgart kommt.

Lieber Wilfried, wie Du siehst fällt mir durchaus noch Einiges ein, und ich habe auch noch weitere Themen auf Lager. Ich brauche nur immer ewig, bis ich mit etwas fertig werde. Wie Euch sicher schon aufgefallen ist, schreibe ich solche Beiträge nicht an einem Abend, sondern über Wochen verteilt. Manchmal schreibe ich auch eine Woche garnichts – zuletzt war ich eben sehr mit meiner neuen Gitarre beschäftigt. Sicher frage ich mich auch manchmal, ob es nicht Wichtigeres gibt als Musik, die Herren – Ihr wisst schon – und Weblogs. Aber solange es Spaß macht und ich zumindest in Abständen dieses unbezwingbare Mitteilungsbedürfnis verspüre, werde ich wohl weiterhin meine Beiträge einreichen – wenn auch vielleicht in etwas größeren Abständen.

Also dann bis demnächst!

Liebe Grüße an Euch beide
Kretakatze

PS.: Als Nachschlag zum Thema John Fogerty und Mark Knopfler jetzt noch der gemeinsame Song: Nobody’s Here Anymore von Fogerty’s Album „Deja Vu“ 2004. Durch Knopfler’s Gitarre klingt er mehr nach Dire Straits als nach John Fogerty, und man erwartet eigentlich eine andere Stimme. Trotzdem meiner Meinung nach ein gelungener Titel. Soweit ich das bislang beurteilen kann, ist er besser als alles was die beiden Herren dieses Jahr auf ihren Solo-Alben abgeliefert haben. Leider ist das Video falsch beschriftet und die Bilder passen überhaupt nicht – CCR live 1970 bzw. gegen Ende Ausschnitte aus Fogerty’s DVD Premonition.

PPS.: Übrigens bin ich nicht der Meinung, dass ich wegen Al Stewart „Prügel einstecken“ musste – da hat sich der arme Lockwood wegen Queen doch noch ganz andere Sachen anhören müssen, und auch meine anfänglichen Versuche Euch für griechische Musik zu begeistern sind doch ziemlich in die Hose gegangen… Aber das hat mich ja auch nicht abgeschreckt.

23.11.2007

English Translation for Ian Anderson