Kategorie-Archiv: Dies und das

Allgemeines zu Welt und Herd

Max Frisch: Lebensabendhaus

Nachdem ich in meiner Entgeltgruppe zum 1. Januar d.J. um eine Stufe höher eingruppiert wurde, was mir aber außer ‚viel Ehr’’ dank eines sensationellen „Reform“-Tarifvertrags eine Gehaltserhöhung von 0 € einbrachte, kommt es jetzt noch etwas dicker: Ich arbeite bei einem Wohlfahrtsverband, der sowohl in Hamburg, wo ich arbeite, als auch in München eine ‚Niederlassung’ hat. Zum 1. Januar 2015 sollen beide Standorte in einem zusammengeführt werden. Welche Mitarbeiter – die in Hamburg oder die in München – nun das ‚Glück’ haben, von einer Großstadt in die andere umziehen zu dürfen, ist noch lange nicht geklärt. Wer nicht umziehen will oder kann, soll mit einer Abfindung und Arbeitslosigkeit ‚belohnt’ werden.

Ich habe nichts gegen München. Mir gefällt Bayern durchaus. Nicht umsonst habe ich mit meiner Familie öfter Urlaub in den Bergen, in Grainau gemacht. Aber wenn man sich wie ich (bezogen auf den Termin, den 01.01.2015) unaufhaltsam der Rente nähert, dann muss man einen solchen Schritt, nämlich den Umzug mit Familie, nicht unbedingt wagen wollen.

Sollte der Standort in Hamburg geschlossen werden, so werde ich wohl die Abfindung kassieren und mich bis zum möglichen Renteneintritt arbeitslos melden. Das hieße, dass ich bereits in ein ¾ Jahren den Hut an den Nagel hängen werde. So schnell sollte das eigentlich nicht gehen. Aber wahrscheinlich wird man den ‚Laden’ in München dichtmachen.

Unter diesem Aspekt (frühes In-Rente-Gehen) kommt man natürlich schon auf den Gedanken, was man mit dem ‚Rest’ seines Lebens, dem so genannten Lebensabend, machen könnte. Viele zieht es in den Süden in eine Ferienwohnung am Mittelmeer oder so. Mich könnte eine Insel wie Helgoland interessieren. Oder eben die Berge wie in Grainau. Aber ‚warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah’. Mein Wohnort liegt im Norden der Lüneburger Heide. Und zum Meer ist es ja auch nicht so weit … So sollte unser jetziger Wohnsitz auch unser Altersruhesitz bleiben.

Max Frisch hat in seinen Entwürfen zu einem dritten Tagebuch einen Traum von einem Haus für die letzten Jahre („das weiße ‚Lebensabendhaus’ in der Landschaft von New England.“) skizziert. So heißt es dort:

„Was ich mir also wünsche: – so ein älteres Haus, meinetwegen aus Holz (weiss gestrichen) wie die Häuser in New England, eine ehemalige Villa mit dreizehn Zimmern etwa und einer Veranda.“ (S. 144)

    Lebensabendhaus a la Max Frisch

Dreizehn Zimmer brauchen meine Frau und ich natürlich nicht. Für Gäste (vor allem für unsere Söhne, wenn sie uns besuchen) ließe sich ein Zimmer herrichten. Statt einer (vielleicht überdachten) Veranda haben wir bereits eine Terrasse, die sich aber zum Wintergarten ausbauen ließe. Die Größe des Gartens hält sich in Grenzen, was sinnvoll ist, wenn man in ein bestimmtes Alter kommt, in dem die Gebrechen zunehmen und die Gartenarbeit nicht mehr so ‚von der Hand geht’.

Natürlich sollte man noch etwas weiter denken – wenn man die zunehmenden körperlichen, besonders wohl auch möglichen geistigen Gebrechen berücksichtigt: z.B. die Unterbringung in einer Anlage für betreutes Wohnen. Und dann?

1984 kehrte Frisch nach Zürich zurück, wo er nun bis zu seinem Tode lebte. Also nichts mit einem weißen Lebensabendhaus „wie … in New England.“ Max Frisch starb am 4. April 1991, mitten in den Vorbereitungen zu seinem 80. Geburtstag. Die Asche Max Frischs wurde bei einem Erinnerungsfest seiner Freunde im Tessin in ein Feuer gestreut; eine Tafel an der Friedhofsmauer des Ortes Berzona, einem ruhigen Bergort in der Schweiz, wo er abwechselnd mit New York bis 1984 wohnte, erinnert an ihn.

Das wäre eine Möglichkeit …

Literatur von Max Frisch

Siehe auch meine weiteren Beiträge zu Max Frsich:

Max Frisch: Der Mensch erscheint im Holozän – Eine ErzählungVergessene Stücke (9): Max Frisch – Biografie: Ein SpielMax Frisch: Homo faber – Ein BerichtMax Frisch und the American Way of Life!Max Frisch: Mein Name sei GantenbeinMax Frisch: StillerMax Frisch: Entwürfe zu einem dritten Tagebuch

… bald kommt Haarmann auch zu dir …

    Warte, warte nur ein Weilchen,
    bald kommt Haarmann auch zu dir,
    mit dem kleinen Hackebeilchen,
    macht er Hackefleisch aus dir.

Manche mögen es morbid finden, wie ich mich immer wieder mit der Bestie Mensch und seiner Destruktivität beschäftige und besonders vor Massenmördern nicht Halt mache. Fritz Haarmann (1879-1925), von dem der Liedertext nach der Melodie des Operettenliedes „Warte, warte nur ein Weilchen, bald kommt auch das Glück zu dir“ handelt, ermordete zwischen 1918 und 1924 mindestens 24 männliche Jugendliche in Hannover und wurde am 15.4.1925 durch das Fallbeil hingerichtet. Zu Forschungszwecken wurde der Schädel aufgehoben. Noch heute befindet sich der in einer konservierenden Flüssigkeit eingelegte Kopf in Göttingen.

    Fritz Haarmanns Kopf

Haarmann war ein homosexueller Kleinkrimineller und aufgrund seiner Kenntnisse des kriminellen Milieus von der Polizei als Spitzel engagiert. In der Nachkriegszeit mit ihrem knappen Warenangebot lebte Haarmann vom Handel mit Altkleidern und Fleischkonserven. Manche der Altkleider stammten von seinen Opfern. Haarmann hat, so das Ergebnis des international beachteten Prozesses im Dezember 1924, die jungen Männer, meist Stricher oder Ausreißer, am Bahnhof aufgelesen und sie in seiner Wohnung in der Roten Reihe getötet, indem er sie im Liebesakt in den Hals biss. Seine Opfer wurden zerstückelt, die Gebeine in die Leine geworfen. Ob er auch Menschenfleisch verkaufte, wurde nie geklärt. Neben Peter Kürten, dem Vampir von Düsseldorf, war Haarmann einer der schlimmsten Serienmörder zu Zeiten der Weimarer Republik.

Fritz Haarmann – Serienmörder in Hannover zwischen 1918 und 1924

Der Fall Haarmann fand nicht nur in dem makabren Lied seinen Niederschlag, sondern wurde mehrmals filmisch bearbeitet, so bereits 1931 in einem Film von Fritz Lang: M – Eine Stadt sucht einen Mörder (im Wesentlichen liegt dem Film aber der Fall des Peter Kürten zu Grunde), dann in den Filmen Die Zärtlichkeit der Wölfe (Regie: Uli Lommel, D 1973, Produktion: Rainer Werner Fassbinder) und Der Totmacher (Regie:Romuald Karmarkar, D 1995) mit Götz George als Haarmann.

Aber bereits zu Lebzeiten Haarmanns wurde 1924 unter dem Titel „Der Kriminalfall in Hannover“ ein etwa 20minütigen Stummfilm gedreht, von dem allerdings nur fünf Minuten erhalten sind. Sie zeigen Aufnahmen aus der Innenstadt und Altstadt Hannovers, Orte an denen Haarmann wohnte bzw. sich aufhielt. Die Fragmente des Films zeigen wahrscheinlich die ältesten erhaltenen Bewegtbilder aus Hannover: Der Kriminalfall in Hannover

Bewertenswert ist, welche makabre ‚Faszination’ der Fall Haarmann bis heute noch ausübt. Haarmann selbst war sich bereits seiner Vermarktbarkeit bewusst: „Wenn ich so gestorben wäre, dann wäre ich beerdigt worden und keiner hätte mich gekannt, so aber – Amerika, China, Japan und die Türkei, alles kennt mich.” (aus: Auf „gute Nachbarschaft“ – von Thomas Christes)

So gibt es eine Menge an Materialien, z.B. Bücher, ja sogar einen Comic zu Haarmann und zum Film Der Totmacher im Handel. Serienkiller, Massenmörder, die die Phantasie anregen? Es ist schon erstaunlich, wie viel Material allein das Internet hergibt.

Siehe auch: „Der Ordnung verpflichtet …“. Auf den Spuren der hannoverschen Polizei – zum Fall Haarmann


Die Grausamsten Serienkiller – (Dokumentation Geschichte, History)

Hänschen Eichhorn

Das Diminutiv, also die Verkleinerungsform eines Substantivs, dient meist der Verniedlichung eines Begriffs, aber auch zur Bildung von Kosenamen, und wird im Hochdeutschen durch die Suffixe –chen oder –lein gebildet. So wird aus einem Haus ein Knusperhäuschen. Aus Hans wird Hänschen.

Es gibt aber auch Diminutive, die sich gewissermaßen verselbständig haben, wie Mädchen (Verkleinerungsform zu Magd), Kaninchen, Eichhörnchen oder Fräulein. Brötchen ist eigentlich mehr als ein kleines Brot.

Das Fräulein ist inzwischen ein Archaismus, also ein Wort, das kaum noch benutzt wird, da auch unverheiratete Frauen heute als Frau und nicht mehr als Fräulein angesprochen werden möchten.

Das Wort Mädchen fällt besonders aus dem Rahmen. Die Ausgangsform Magd wird heute kaum noch benutzt (ist also auch ein Archaismus), wobei Magd heute eher im Sinne von Haus- oder Dienstmagd, also für eine weibliche Person benutzt wird, die im Haushalt oder auf einem Bauernhof tätig ist – die männliche Form ist Knecht. Früher bezeichnete Magd allgemein eine junge weibliche Person (männlich Bube, Knabe). Übriggeblieben ist dann die Verkleinerungsform Mädchen. Als wären Mädchen allgemein ‚niedlicher’ als Jungen.

Es gibt auch eine Verkleinerungsform zu Junge – Jungchen. Aber man wird aus der „kalten Heimat“ entstammen (z.B. Ostpreußen), um dieses Wort zu benutzen. So haben manche Wörter ihre ganz eigene Geschichte.

Hänschen Eichhorn

Aber wie komme ich auf dieses Thema? Das Foto oben habe ich am Ostermontag aufgenommen, als ein Einhörnchen (ich nenne es dem Thema entsprechend Hänschen Eichhorn) sich über das Nahrungsangebot für die Vögel in einem unserer Futterhäuschen (sic!) hermachte. Eigentlich haben die Eichhörnchen bei uns ihr eigenes Futterhaus. Aber Hänschen Eichhorn wollte wohl testen, ob es vielleicht bei den Vögeln etwas Leckeres zu futtern bekommt.

Formulare

Von der Wiege bis zur Bahre: Formulare! Ende März ist es wieder einmal soweit: Die Steuererklärung ist fällig, denn endlich sind all die Belege zusammengesammelt. Am aufwändigsten ist immer die Einnahmeüberschussrechnung für die Tätigkeit meiner Frau als Tagesmutter (Tagespflege Kinderbetreuung), denn dank Herrn Steinbrück, vorzeiten Bundesfinanzminister, dürfen Tagesmütter von den zz. 3,60 € pro Stunde und Kind immerhin 1,62 € (1,98 € werden als Sachaufwand pauschal anerkannt) „als Betrag zur Anerkennung der Förderleistung (Gewinn)“ versteuern. Davor waren Zahlungen durch die Jugendämter steuerfrei.

... das ‚gute’ Elster-Formular
… das ‚gute’ Elster-Formular

Und wenn ich schon gleich bei der Einkommensteuererklärung bin, darf ich auch gleich den Fragebogen der Krankenkasse zur „Feststellung der Familienversicherung“ meiner Lieben (also nicht nur meiner Frau, sondern auch meiner Söhne, da beide zwar über 18 Jahre alt, aber noch in Ausbildung sind) ausfüllen.

Da kommen natürlich einige freie Tage (Überstunden abbummeln, Urlaub) gerade Recht, auch wenn ich mir Besseres vorstellen kann, als einige Stunden vor Papieren zu hucken. Egal, ran ans Werk: Je eher daran, je eher davon!

Sollbruchstellen

Wer kennt das nicht: Kaum hat man ein neues technisches Gerät gekauft, schon funktioniert es nicht mehr. „Viele technische Geräte halten kaum länger als die gesetzliche Gewährleistungsfrist. Manche Geräte gehen schon ein paar Wochen oder Monate später kaputt. Da liegt der Verdacht auf Sollbruchstellen nah.“ (Quelle: dradio.de) Solange man Garantie hat, ist das vielleicht nur ein Ärgernis. Wenn aber die Gewährleistungsfrist gerade verstrichen ist, dann hat man auch noch erneute Kosten.

Sollbruchstellen haben durchaus ihren Sinn, um größeren Schaden zu vermeiden. Wenn diese aber eingesetzt werden, um gewollt die Lebensdauer eines Geräts zu verkürzen, dann ist das Betrug am Kunden. Nur wie kann man das nachweisen? Eher kaum …

„Wirtschaftswissenschaftler nennen solche Strategien „eingebauter Verschleiß“ oder „geplante Obsoleszenz“. Statt besonders haltbare Produkte zu bauen, konstruieren Hersteller demnach bewusst Geräte mit einer geringeren Lebensdauer um die Kunden zum regelmäßigen Kauf von neuen Geräten zu verleiten – und damit den Absatz anzukurbeln. Allerdings ist es umstritten, ob diese Strategie wirklich auf breiter Front angewendet wird. Schließlich können schlechte Produkte, die zu früh kaputt gehen, natürlich auch den Ruf einer Firma verschlechtern.“

Murks? Nein, danke!

Jetzt gibt es die Website murks-nein-danke.de, über die sich frustrierte Verbraucher sammeln, um Druck auf die Hersteller ausüben zu können:

„Wir fordern nachhaltige Produktverantwortung der Hersteller! Wir machen Murks für alle sichtbar.“

Nachtrag: Ich verweise auf den Artikel auf stern.de: Elektro-Hersteller bauen absichtlich Defekte ein

Oh, Ohr, geschwungen schön …

    Als Maria sich die weiße Mantelschürze anzog und sich hinter den Ladentisch unseres Geschäftes stellte, trug sie noch Zöpfe hinter ihren rasch durchbluteten, derb gesunden Ohren, deren Läppchen leider nicht frei hingen, sondern direkt, zwar kein unschönes Fältchen ziehend, aber doch degeneriert genug in das Fleisch überm Unterkiefer wuchsen, um Schlüsse über Marias Charakter zuzulassen. Später schwatze Matzerath dem Mädchen Dauerwellen auf: die Ohren blieben verborgen. Heute stellt Maria unter modisch kurzgeschnittenem Wuschelkopf nur die angewachsenen Läppchen zur Schau; schützt aber die kleinen Schönheitsfehler durch große, ein wenig geschmacklose Klips.
    So steht es geschrieben bei Günter Grass: Die Blechtrommel (S. 214 – Sonderausgabe Sammlung Luchterhand 147 – 13. Auflage 1979 – Hermann Luchterhand Verlag, Darmstadt und Neuwied).

Es sind Ohren, die es mir angetan haben. Ich meine weniger das Hörorgan, sondern das äußere Ohr, die Ohrmuschel. Andere gucken auf den Po oder den Busen einer Frau. Ich betrachte mir die Ohren. Wohlgeformt müssen sie sein, geradezu aerodynamisch gerundet, und Ohrläppchen sollten sie haben. Denn alle Ohren ohne oder mit festgewachsenem Läppchen – wie bei Grass’ Maria – sind die von außerirdischen Damen, ja, das ist meine Meinung: weibliche Aliens! Es sind keine „Schlüsse über den Charakter“, es sind Schlüsse über die Herkunft! Aus entfernten Galaxien kommen sie, um sich bei uns „einzuschleichen“. Ob nun mit Darwin-Höckerlein oder ohne, schaut auf die Ohrläppchen, ob sie „in das Fleisch überm Unterkiefer“ verwachsen sind oder ganz und gar ohne diese lediglich mit Knorpel enden.

Ihr wollt ein Beispiel? Natalie Portman, ihres Zeichen Schauspielerin und sicherlich eine schöne Frau – sie spielte in einem Film namens Mars Attacks! (sic!) und in den drei Folgen Starwars Episode I, II und III die Königin und spätere Senatorin Padmé Amidala vom Planeten Naboo (nochmals: sic!). Ist das nicht Beweis genug? Außerirdisch, wenn auch sonst den Menschen gleich.

Ganz anders Demi Moore. Ich meine die junge Demi Moore aus Filmen wie Ghost – Nachricht von Sam. Da ist das Ohr wunderbar wie auf einer Achterbahn geschwungen und endet in einem fleischigen, ich nenne es knubbeligen Ohrläppchen. Wunderbar!

Natalie Portman: Ohr

Demi Moore: Ohr

David Bennent: Ohr

Natalie Portman: Ohr

Demi Moore: Ohr

David Bennent: Ohr

Noch etwas anders Oskar Matzerath, ich meine David Bennent, sein Darsteller in Schlöndorffs Film. Auch im Erwachsenenalter klein geblieben, sind seine Ohren (es dürfen auch einmal männliche Ohren sein) der Inbegriff der Bodenständigkeit – auch wenn sie etwas zum Segeln einladen mögen.

Was wären wir ohne Ohren – rein optisch gesehen. Es war Vincent van Gogh, der sich ein Ohr, einen Teil des Ohres oder vielleicht doch nur das Ohrläppchen abgeschnitten hat (geklärt wurde das irgendwie nie – und vielleicht war der Übeltäter sogar Paul Gauguin, mit dem van Gogh Streit hatte). Der Vorfall gilt als erste Manifestation seiner psychischen Erkrankung: Ohrverlust als Gesichtsverlust! Ohne Ohren ist das menschliche Gesicht doch ziemlich entstellt. Wer seine Ohren nicht mag, versteckt diese gern unter wallenden Locken.

Natürlich kann ich das Antlitz eines Menschen nicht auf seine Ohren reduzieren. Ohne Nase (in einem früheren Beitrag habe ich wohl etwas zu Nasen geäußert – ganz am Schluss des Beitrags: Was ist bloß mit Ian los? Teil 16: Ians kleiner Finger), ohne Mund, ohne Augen – unvorstellbar! Aber die Ohren werden oft übersehen, einfach ignoriert. Dabei kann in ihnen soviel Anmut, geschwungene Schönheit liegen. Erst wenn sie offensichtlich fehlen, werden die meisten ihrer bewusst.

Heute Ruhetag (31): Ruhe, Rehe, Rauch

Ist es ein Schnupfen, eine Grippe, die mir im Anzug steckt? Heut’ und morgen lasst mich in Ruhe, meine Rehe, ich lasse Euch auch … Und überhaupt: Eigentlich will ich schon immer etwas kürzer treten …

Heute Ruhetag = RUUHEETAAAAG!

Doch noch ’was: Ich kündige nicht gern voran, an und auf, aber vielleicht ist es etwas für Euch zum Grübeln. Was ist icyskidski? Und warum werde ich über Ohren schreiben als meinen Beitrag zum Sexismus in Deutschland oder überhaupt überall? Und was hat es mit dem Ringen ums Ringen zu tun? Viel Rauch um wenig Brand? Die passende Antwort: Demnächst in diesem Blog!

Ruhe, Rehe, Rauch (okay, ich liebe Alliterationen).

Bethke geht

Nein, nicht nur der Papst geht, auch Bethke geht. Heute ist sein letzter Arbeitstag bei uns. Wer ist Bethke? Das ist Bethke! Er kommt aus Bonn, dem Mekka der Gummibärchen, und war drei Jahre zu uns ‚auf Leihbasis’ abkommandiert. Nach drei Jahren reicht es … Arbeit wieder in Bonn, keine stundenlangen Wochenendheimfahrten mit der Bahn, zurück zu seinen Lieben. Wer versteht das nicht. Aber so schlecht war Hamburg dann auch wieder nicht.

    Bethke geht

Ja, Herr Bethke. Ich bin wohl nicht der einzigste, der Ihnen alles Gute für Ihre Zukunft wünscht. Beruflich sollten Sie keine Schwierigkeiten haben. Sie kennen sich ja aus. Aber nicht so viele Gummibärchen verdrücken, wenn die Quelle auch so nah ist. Ciao und bye-bye!

Verzehrsituationen

„Im Mittelpunkt der Ernährungssoziologie stehen nicht die Lebensmittel und ihre Verarbeitung wie die Geschichte der Kartoffel oder des Kaffees in Europa, sondern die soziale Verzehrsituation (Tischordnung, Anlass, Brauch, Ritual), der gesellschaftliche Stand und die jeweils unterschiedliche Ernährung (Bier oder Wein, Lammbraten oder Innereien) und die regionale oder internationale Verbreitung (Diffusion) von Lebensmitteln und ihre Popularität.“ (Quelle: de.wikipedia.org)

Den Begriff Verzehrsituation habe ich neulich zum ersten Mal gehört. Es war im Radio und zudem auf Plattdeutsch und wenig ernst gemeint. Es ging dabei um den Verzehr ‚zwischen Tür und Angel’, wie ich es nennen möchte, um Fast Food im weiteren Sinne.

Verzehrsituation: Fast Food to go

Man macht sich bei solchen Begriffen so seine eigenen Gedanken. Und recherchiert vielleicht wie ich auch etwas im Internet. Nun, Tischordnung, Anlass, Brauch und Ritual war in dem Beitrag nur beiläufig gemeint. Denn wer seine Mahlzeit nicht im gewohnten Rahmen (z.B. zu Hause am Essenstisch) einnimmt, sondern unterwegs, vielleicht noch in der Bahn, der hat keine Tischordnung, der Anlass ist lediglich Hunger, von Brauch und Ritual kann keine Rede sein, außer dass der Essende sich das Essen ‚rituell’ gedankenlos, da nicht anders gewohnt, in den Mund stopft.

Ich bin dabei auf ein Modell zur Nahrungsforschung von Ulrich Tolksdorf gestoßen: Seine Grundeinheit ist die „Mahlzeit“. Er zerlegt sie in einem Baumdiagramm in „Speise“ und „Verzehr-Situation“ (da haben wir wieder das Wort). Den Speisekomplex wiederum sieht er zusammengesetzt aus Nahrungs-Mittel und kultureller Technik. Die Verzehr-Situation spaltet er auf in soziale Zeit und sozialen Raum.

Das mit Zeit und Raum, zu dem sozial definiert, kommt der Sache schon etwas näher. Der, um den es mir hier geht, der also z.B. im Zug zwischen Hamburg und Bremen seine Nahrung zu sich nimmt, scheint mir jeden sozialen Bezug zu Raum und Zeit (und damit zu seinen Mitmenschen) verloren zu haben. Wenn z.B. in Zügen des Metronom sehr schnell Brühe als Heißgetränke aus Automaten aus dem Angebot gestrichen wurde (siehe meinen Beiträge: Es ist noch Suppe da), so ist das nicht verwunderlich. Wer mag schon Fettaugen auf seinem Kaffee. Außerdem stank es im ganzen Zug erbärmlich. Pommes und Hamburger, die nach ranzigem Frittenfett stinken, von nach Hause eilenden Mitfahrern verzehrt, duften nicht gerade angenehmer. Wahrscheinlich hilft tatsächlich nach Rauch- und Alkoholverbot nur ein Verzehrverbot, zumindest von warmen Speisen, bei den Bahnen im Nahverkehr (Der bahnreisende Querulant meldet sich wieder zu Wort).

Ein Wort – und eine ganze Wissenschaft! Die muss es wohl geben, um den Menschen zu zeigen, dass der Verzehr von Speisen nicht nur der Sättigung dient, sondern auch einen sozialen Aspekt besitzt. Ich gestehe, auf der Arbeit auch oft meine Stullen oder was auch immer so gedankenlos ‚zwischen Tür und Angel’ zu essen. Im Grunde schmeckt mir das dann gar nicht. Wie schön ist es dagegen gemeinsam zu Hause mit seinen Lieben zu speisen.

Essen ist ein Teil unserer Kultur. Und die sollte man pflegen. Von Massentierhaltung, Gen-Technik bei Lebensmitteln sowie dem Spekulieren damit usw. will ich lieber schweigen …

Übrigens: Die Verzehrsituation spielt auch eine Rolle bei der Mehrwertsteuer: Für die meisten Lebensmittel in Deutschland gilt ein Mehrwertsteuersatz von 7 %. Abhängig von der Verzehrsituation können aber auch 19 % Mehrwertsteuer fällig werden, z.B. wenn ein Essen zubereiten und im Verkaufsraum zum Konsum angeboten wird, so entfällt darauf der volle Mehrwertsteuersatz. Die Zubereitung, Portionierung und Ausgabe der Speisen und Getränke, die Bereitstellung und Reinigung der Räumlichkeiten und des Geschirrs wird als Dienstleistung eingestuft und deshalb mit 19 % besteuert. Man könnte jetzt sagen: Um so kultivierter man die Speisen zu sich nimmt, um so teurer wird es. Danke, Herr Finanzminister!

100 Jahre Kafkas Verwandlung

Nein, es ist nicht 100 Jahre her, dass sich Franz Kafka in einen Käfer verwandelte, oder doch? Es war immerhin vor 100 Jahren, dass Kafka eine seiner bekanntesten Erzählungen verfasst hat: Der Verwandlung. Diese erschien erst im Oktober 1915 in der Zeitschrift „Die weißen Blätter“, kurz darauf auch als Buch im Kurt Wolff Verlag.

„‚Die Verwandlung’ entstand ab Mitte November 1912 und gehört damit derselben intensiven Schaffensphase an wie ‚Das Urteil’ und ‚Der Verschollene’. Zur Niederschrift benötigte Kafka knapp drei Wochen, unterbrochen durch eine zweitägige Dienstreise: eine Störung, die seiner Ansicht nach sichtbare Spuren im Text hinterließ. Beflügelt fühlte sich Kafka dann allerdings durch seine einzige öffentliche Lesung in Prag, zwei Tage vor Fertigstellung der Erzählung.“
(Quelle: franzkafka.de)

Franz Kafka: Die Verwandlung - 1916

Fundstücke zu Kafkas Verwandlung:

1. Der Text: Franz Kafka – Die Verwandlung

Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt. Er lag auf seinem panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen, von bogenförmigen Versteifungen geteilten Bauch, auf dessen Höhe sich die Bettdecke, zum gänzlichen Niedergleiten bereit, kaum noch erhalten konnte. Seine vielen, im Vergleich zu seinem sonstigen Umfang kläglich dünnen Beine flimmerten ihm hilflos vor den Augen.

»Was ist mit mir geschehen?«, dachte er. Es war kein Traum. Sein Zimmer, ein richtiges, nur etwas zu kleines Menschenzimmer, lag ruhig zwischen den vier wohlbekannten Wänden. Über dem Tisch, auf dem eine auseinandergepackte Musterkollektion von Tuchwaren ausgebreitet war – Samsa war Reisender – hing das Bild, das er vor kurzem aus einer illustrierten Zeitschrift ausgeschnitten und in einem hübschen, vergoldeten Rahmen untergebracht hatte. Es stellte eine Dame dar, die mit einem Pelzhut und einer Pelzboa versehen, aufrecht dasaß und einen schweren Pelzmuff, in dem ihr ganzer Unterarm verschwunden war, dem Beschauer entgegenhob.

[…] der gesamte Text der Erzählung

2. Franz Kafka – Die Verwandlung (vollständige Lesung):

3. Die Wohnung der Samsas

4. Kafka: Die Verwandlung als Wordcloud

5. Das Faksimile (vorletzte Seite des Manuskripts)

Bl. 41v von »Die Verwandlung«. Vorletzte Seite des Manuskripts

6. Franz Kafkas Erzählung “Die Verwandlung”, redigiert von Vladimir Nabokov (der englischen Übersetzung)

Franz Kafkas Erzählung “Die Verwandlung”, redigiert von Vladimir Nabokov

7. Das Cartoon

Quelle: Darvins Illustrierte
Quelle: Darvins Illustrierte

Alltag (2): Wochenende (Freitag)

Über meinen werktäglichen Alltag habe ich hier bereits vor anderthalb Jahren einmal geschrieben. Viel Aufregendes gab es da nicht zu berichten. Im Grunde ist auch heute noch alles beim Alten. Keinen wird’s wirklich interessieren …, oder?

Mein Wochenende beginnt schon am frühen Freitagnachmittag. Am Freitag arbeitete ich in der Regel sechs ½ Stunden, mache so also vor 13 Uhr Feierabend und bin dann mit dem Zug kurz vor 14 Uhr zu Hause. Als Einleitung des Wochenendes gibt es dann erst einmal eine Tasse Tee oder einen Becher Cappuccino. Es ist ja Kaffeezeit. Dazu esse ich dann mit meiner Frau vielleicht frisch gebackenen Kuchen, ansonsten einige Kekse.

    Wochenend’ & Sonnenschein?

Freitag ist bei uns seit frühen Jahren (als unsere Söhne noch klein waren) Spaghettitag. Nicht irgendeine Nudel kommt auf den Tisch, nein, es müssen Spaghetti sein. Und auch nur die langen. Natürlich variiert die Soße dazu. Meist gibt es neben einer Tomatensoße (selbstverständlich mit frischen Tomaten, roten Zwiebeln wie in Kalabrien und Kräutern) eine Knoblauchsoße. Die letztere besteht aus frisch gehacktem Knoblauch, das in Olivenöl leicht angeschwitzt wird. Gewürzt wird diese mit Salz, Pfeffer, etwas Basilikum und etwas mehr Estragon. Leider gibt es Estragon nicht immer frisch, so nehmen wir durchaus auch getrocknete Blätter. Der Geschmack von Estragon ist ziemlich intensiv und ‚medizinisch’. Aber mit Knoblauch passt dieses Kraut auf ungewöhnlich gute Weise zusammen. Soße und Spaghetti bereite ich zu, es sei denn, wir leisten uns mit einem Pesto einen anderen mediterranen Abstecher, dann bereitet der jüngere Sohn dieses zu. Mein Frau werkelt in der Zwischenzeit oft im Garten herum (das ist ihr Revier).

Wir essen am Freitag wie werktags zwischen fünf und sechs Uhr nachmittags. Meine Frau düst dann ab zum Sport, während ich mich an meinen Rechner setze, um schon einmal den einen oder anderen Beitrag für diesen Blog vorzubereiten, Fotos oder Videos zu bearbeiten, eben all die Arbeiten mache, für die ich sonst wochentags kaum Zeit habe. Am Abend gönne ich mir dann mit meinem jüngeren Sohn meist einen guten Film (im Fernsehen, wenn es einen geben sollte – oder via Beamer im Keller unseres Hauses). Meine Frau kommt dann später dazu. Je nach Filmlänge entscheidet es sich, wann wir ins Bett kommen.