Kategorie-Archiv: Reisen

AlbinZ Urlaubsreisen

Urlaub

Bekanntlich ist der Urlaub Ausgangspunkt vieler ehelicher resp. familiärer Auseinandersetzungen, die dann zu Scheidung, in einigen Fällen auch zu Mord und Totschlag führen. Selbst wenn es nicht dazu kommt, so kann ein Urlaub zu einer bis zu drei Wochen dauernden Lebenskrise führen. Jetzt in Coronazeiten dürfte das kaum besser sein. – Und bekanntlich obsiegt bei allen Urlaubsheimkehrern nach solch strapaziösen Tagen in der Ferne die Einsicht, dass es zu Hause doch am schönsten ist.

    Vom Alltagsleben, wo man sich immerhin alles einigermaßen eingerichtet und zurechtgelegt hat, unterscheidet sich dieser selbstquälerische Ausnahmezustand vor allem durch die den ganzen Tag in Anspruch nehmende Sorge um Ernährung und sonstige Notdurft. Und: werde ich heil zurückkehren?
    Eugen Egner über Urlaub

Notdurft: Willi muss mal für kleine Antons
Notdurft: Willi muss mal für kleine Antons

Okay, es liegt an uns selbst, was wir aus einem Urlaub machen. Meine Familie und ich haben die Urlaubstage eigentlich immer genossen. In diesem Jahr werden wir zwar nicht für einen längeren Zeitraum verreisen (mit meinen beiden Söhnen werde ich demnächst auf Radtour gehen; das ist ja auch Urlaub; und meine Frau darf sich auf ihre Art von mir erholen), aber die Abkehr von den eigenen vier Wänden hat schon sein Gutes. Wie gesagt: Anschließend wird einem das Daheim wieder besonders lieb.

Zuletzt zur allgemeinen Erheiterung noch etwas von Heinz Erhardt, der da wohl einen Begriff unterschiedlich zu interpretieren sucht:


Heinz Erhardt- Da kommt doch noch was – Der Urwald

Heide-Himmel – Baumwipfelpfad Nindorf (Lüneburger Heide)

Am letzten Dienstag (bevor der große Regen kam) hatte ich einen Tag Urlaub genommen und meine Frau und ich waren mit dem Heide-Shuttle (Ring 3 ab Buchholz/Nordheide) nach Nindorf, einem Ortsteil von Hanstedt in der Lüneburger Heide, gefahren. Dort gibt es nicht nur den Wildpark und das Schäferdorf, sondern seit letztem Monat (September 2019) auch den Heide-Himmel Baumwipfelpfad. Dieser ist 700 m lang, steigt auf 20 m Höhe und endet (oder beginnt) in einem 40 m hohen Aussichtsturm, der sowohl zu Fuß über rund 230 Stufen (meine Frau hat gezählt) oder mit einem Fahrstuhl zu erreichen ist.

Baumwipfelpfad Heide-Himmel bei Nindorf/Hanstedt/Lüneburger Heide
Baumwipfelpfad Heide-Himmel bei Nindorf/Hanstedt/Lüneburger Heide

Von diesem Turm aus soll bei klarem Wetter sogar die Hamburger Elbphilharmonie zu sehen sein. Aber auch sonst bietet der Turm (und auch der Pfad) einen tollen Ausblick auf die Umgebung. Für Personen, die nicht schwindelfrei sind (ich gehöre dazu), bedarf es ein wenig Überwindung, den doch ziemlich schmalen Pfad zu gehen. Der Turm ist – wie geschrieben – auch per Fahrstuhl zu erreichen. Für Rollstuhlfahrer ist die Anlage gut geeignet.

Erwachsene zahlen 9 € Eintritt, Kinder 6 €. Es gibt auch ein verbilligtes Kombiticket für Wildpark und Heide-Himmel. Sicherlich ist dieser Baumgipfelpfad eine zusätzliche Attraktion für die Lüneburger Heide und für viele schon das neue Wahrzeichen des Landkreises. Bei Baukosten in Höhe 6,5 Millionen €, die allerdings zu einem Teil (2,1 Millionen €) auch aus öffentlichen Kassen gezahlt wurden, ist es in Ordnung, wenn Eintritt verlangt wird. Eine solche Konstruktion muss ständig gewartet werden.

Trotzdem frage ich mich, was ein solches Bauwerk mitten in der Natur zu suchen hat. Überall versucht sich die Touristenbranche mit neuen Attraktionen zu überbieten. Da gibt es Hängeseilbrücken (z.B. im Harz oder im Hunsrück) oder so genannte Skywalks wie z.B. die Aussichtsplattform Alpspix am Osterfelderkopf mit Blick u.a. auf die Zugspitze.

Muss sich der Mensch wie hier wirklich auf Sichthöhe mit den Wipfeln von Bäumen bewegen, genügt nicht ein ganz stinknormaler Spaziergang durch den Wald? Muss es immer mit einem gewissen Nervenkitzel verbunden sein, damit wir uns aus den Wohnzimmern hinaus in die freie Natur begeben?

Dank des schönen Wetters, auch weil noch Herbstferien waren und natürlich der Neuheit wegen war auf der Heide-Himmel-Anlage sehr viel los. Das wird sich mit der Zeit beruhigen. Aber trotz der Menschenmassen gab es keine Staus – und eigentlich nur eine lange Schlange im Restaurant (ganz Deutschland muss wohl Punkt 12 Uhr sein Mittagessen einnehmen).

Für Urlauber ist es sicherlich eine Attraktion, die nicht unbesucht sein sollte. Und für die ‚Einheimischen‘ ist es auch interessant, das neue ‚Wahrzeichen‘ des Landkreises gesehen und bestiegen zu haben. Die Kombination aus Wildparkbesuch und Besuch des Waldwipfelpfades (vielleicht sogar mit einigen Übernachtungen im oben genannten Schäferdorf) dürfte besonders für Familien erlebnisreich sein.

Siehe weitere Fotos von dem Heide-Himmel Baumwipfelpfad auf meiner Facebook-Seite.

Im Märchenwald – noch 11 Tage bis Buffalo

Wanderte ich einst durch den Märchenwald, gesellte sich meine Gemahlin zu der Elfe Pinki, dem Zwerg Zipfel und dem Kobold Keril. Da blieb mir nur der Trickser, ein einäugiger, zyklopenhafter Bösewicht …

Willi mit ‚Trickser‘ im Märchenwald – noch 11 Tage bis zur Rente
Willi mit ‚Trickser‘ im Märchenwald – noch 11 Tage bis zur Rente

Nicht alle Märchen beginnen böse. Meines beginnt nach 11 Arbeitstagen (in 20 Kalendertagen), dann darf gejubelt werden: Jucheisassa! Dann lasse ich Zyklopen Zyklopen sein, Elfen Elfen, Zwerge Zwerge und Kobolde Kobolde.

Dieses und weitere Bilder auf meiner Facebook-Seite: Märchenwanderweg Jesteburg 2019!

Idar-Oberstein (06): Mittelalterliches Herrstein

Während unseres Urlaubs in Idar-Oberstein machte ich mit meiner Frau einen Abstecher nach Herrstein. Der Ort zeichnet sich mit seinem historischen Ortskern als ‚mittelalterliches Kleinod im Hunsrück‘ aus.

Historischer Ortskern von Herrstein
Historischer Ortskern von Herrstein

Hier genossen wir die Ruhe und schlenderten durch die teilweise engen Gassen. Es war ein herrlicher Sommertag.

Historischer Ortskern von Herrstein
Historischer Ortskern von Herrstein

Und wie bereits beschrieben, so machten wir mitten im Ort unsere Mittagspause im Cafe Zehntscheune und aßen von den regionalen Spezialitäten wie ‚gefüllter Kloß‘, Kartoffelwurst, Saumagen usw.

Historischer Ortskern von Herrstein
Historischer Ortskern von Herrstein

Und der Lokalität angemessen haben sich hier viele Künstler und Kunsthandwerker niedergelassen. Und so finden hier traditionellen Märkte statt, u.a. das „Schinderhannes-Räuberfest“ an jedem 2. Wochenende im September, benannt nach dem uns bekannten Räuber, der mit seiner Bande auch in Herrstein Ende des 18. Jahrhunderts sein Unwesen trieb.

Historischer Ortskern von Herrstein
Historischer Ortskern von Herrstein

Idar-Oberstein (05): Kulinarisches aus der Region

Während unseres Urlaubs in Idar-Oberstein haben sich meine Frau und ich auch an den kulinarischen Genüssen der Region gütlich getan. So aßen wir Gerichte, die der Pfalz oder noch etwas direkter dem Hunsrück entspringen.

Idar-Oberstein selbst ist für einen Spießbraten bekannt, der, da auch über einen Schwenkgrill gebraten, Schwenkbraten genannt wird und trägt so auch den Ortsnamen ‚im Schild‘: Original Idar-Obersteiner Spießbraten! Dieser wird in großen Stücken mit Hunsrücker Bauernbrot und Rettichsalat gegessen. Einverleibt haben wir uns dieses Essen im Badischen Hof zu Idar-Oberstein.

Original Idar-Obersteiner Spießbraten im Badischen Hof
Original Idar-Obersteiner Spießbraten im Badischen Hof

Dieser Spießbraten hat eine besondere Geschichte: Zu Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, wanderten zahlreiche Händler und Edelsteinschleifer aus der Umgebung Idar-Obersteins nach Brasilien aus, um dort nach Achaten und anderen Steinen zu graben. Dort lernten Sie die einheimische Kochkunst des „Churrasco“ kennen. Hierbei werden etwa handgroße Fleischstücke, z.B. Rindfleisch, mit grobem Salz gewürzt und an Spießen über dem offenen Feuer gebraten. Zusammen mit den Edelsteinfunden der Auswanderer gelangte diese Bratkunst nach Idar-Oberstein und hat sich im Laufe der Zeit zum „Original Idar-Obersteiner Spießbraten“ entwickelt. (Quelle: das-spiessbratenhaus.de)

Besonders empfehlen möchten wir hierbei die Gaststätte am Flugplatz von Idar-Oberstein, die den Spießbraten in unterschiedlichen Varianten anbietet. Solltet Ihr mit dem eigenen Flugzeug dorthin gelangen, dann könnt Ihr die Gerichte schon aus der Luft bestellen (Frequenz 128.360 Mhz):

Sierra – Schweinekamm saftig gebraten
Lima – eine ganze Schweinelende, zart und mager
Romeo – das Roastbeef für Kenner
Foxtrott – zartes Rinderfilet

Zu einem gelingenden Spießbraten gehören natürlich der passende Grill und das entsprechende Werkzeug. Das wird selbstredend vor Ort angeboten und kann auch online geordert werden.

Die Küche der Pfalz bzw. des Hunsrücks ist, wie man sieht, sehr fleischlastig und nichts für Vegetarier und Veganer. Den halben Spießbraten haben wir uns z.B. einpacken lassen, weil das auch für uns viel zu viel Fleisch auf einem Mal war und wir uns davon noch einen Abend ernähren konnten.

Weiterhin handelt es sich bei dieser Schlemmerei mehr oder weniger um eine Arme-Leute-Küche. Zumindest entstammen viele dieser Rezepte einer Zeit, in der die Leute sparsam mit ihrem Geld umgehen mussten.

Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl war bekannt für seine Vorliebe für Saumagen, mit dem er auch seine Gäste beglückte. Bisher waren weder meine Frau noch ich in den Genuss dieser Pfälzer Spezialität gekommen. In Herrstein mit seinem wirklich sehenswerten mittelalterlichen Ortskern gibt es das Cafe Zehntscheune, in das wir beide einkehrten (bzw. draußen bei herrlichem Wetter Platz fanden).

Räuberplatte (Kartoffelwurst und Hunsrücker Saumagen) mit Sauerkraut und Brot
Räuberplatte (Kartoffelwurst und Hunsrücker Saumagen) mit Sauerkraut und Brot

Hier gibt es gleich mehrere dieser regionalen Besonderheiten der Küche. Meine Frau entschied sich für das Herrsteiner Duett, bestehend aus einem gefüllten Kloß und einem Leberkloß in Speckrahmsoße – mit Apfelkompott gereicht. Ich nahm die Räuberplatte, die aus einer Kartoffelwurst und Hunsrücker Saumagen mit Sauerkraut bestand. Dazu wurde (wie wohl üblich) Bauernbrot gereicht.

Herrsteiner Duett (gefüllter Kloß und Leberkloß) in Speckrahmsoße mit Apfelkompott
Herrsteiner Duett (gefüllter Kloß und Leberkloß) in Speckrahmsoße mit Apfelkompott

Natürlich teilten wir uns das Essen, um beide in den Genuss aller vier Gerichte zu kommen. Und auch dieses Mal war es uns etwas zu viel des Guten. Geschmeckt hat es auf jeden Fall, wenn unser Fleischbedarf dann auch für die ganze Woche gedeckt war. Meiner Frau fand die gefüllten Klöße am besten (bestehend aus einem Kartoffelmantel, halb und halb, und einer Füllung aus Hackfleisch und Leberwurst), ich fand den Saumagen ganz interessant.

Idar-Oberstein (04): In kühle Tiefen

Während unseres Urlaubs in Idar-Oberstein tauchten wir, als es besonders heiß war, in kühlende Tiefen ab. Meine Frau und ich besuchten so das historische Kupferbergwerk in Fischbach und stiegen dabei nicht nur in etwa 11 ° C erfrischende unterirdische Stollen, sondern auch in die Arbeitswelt unter Tage des Mittelalters ein.

Um sich nicht ‚die Birne‘ anzustoßen, mussten wir Schutzhelme aufsetzen. Und schon stiegen wir hinab in die großartigen Weitungen, die riesigen Abbauhohlräume und die weit verzweigten Systeme von Stollen und Schächten, die ein eindrucksvolles Bild des mittelalterlichen Bergbaus vermitteln.

Kupferbergwerk Fischbach: Willi und Frau mit Schutzhelmen
Kupferbergwerk Fischbach: Willi und Frau mit Schutzhelmen

Das Bergwerk wird auch genutzt, um einen Rohmilchkäse der Sorte „Alter Steiger“ reifen zu lassen. Der Käse kann auch käuflich erworben werden, was wir dann auch taten.

Kupferbergwerk Fischbach: Reifung des Rohmilchkäse ‚Alter Steiger‘
Kupferbergwerk Fischbach: Reifung des Rohmilchkäse ‚Alter Steiger‘

Besonders sehenswert ist natürlich das Edelsteinbergwerk im Steinkaulenberg in Idar-Oberstein. Die zu begehende Strecke unter Tage ist rund 400 m lang. Sachkundige Fremdenführer begleiten die Gäste – mit Schutzhelm ausgestattet – durch das Stollenlabyrinth. An den einzelnen Stationen wird anschaulich die Entstehung der Edelsteine, die Geschichte der Edelsteingräber und die Weiterverarbeitung der Edelsteine vorgetragen. Dabei können die hier vorkommenden 5 Steinarten des Steinkaulenberges (Achat – Amethyst – Bergkristall – Rauchquarz – Jaspis) im Muttergestein bewundert werden.

Edelsteinbergwerk im Steinkaulenberg in Idar-Oberstein
Edelsteinbergwerk im Steinkaulenberg in Idar-Oberstein

Besonders die Achat-Vorkommen und das Graben danach wurden bereits im Mittelalter erwähnt.1875 wurde der Abbau dann eingestellt. Zuvor waren bereits zwei Generationen Idar-Obersteiner im Minenbau Brasiliens tätig und schafften in reichen Mengen neues Rohmaterial zur Weiterführung der Edelsteinindustrie heran.

Erst nach der Gründung des Fördervereins Steinkaulenberg im Jahre 1978 wurden in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Idar-Oberstein, dem Bergamt Rheinland-Pfalz und der Arbeitsverwaltung in mühevoller Arbeit die meist zugefallenen Stollen ausgeräumt und nach und nach für den Fremdenverkehr erschlossen.

Edelsteinbergwerk im Steinkaulenberg in Idar-Oberstein
Edelsteinbergwerk im Steinkaulenberg in Idar-Oberstein

Die Suche und der Abbau der Edelsteine waren natürlich sehr mühselig. Beim Ausräumen der zugefallenen Stollen wurde altes Werkzeug gefunden, das dies belegt.

Edelsteinbergwerk im Steinkaulenberg in Idar-Oberstein: altes Werkzeug zum Abbau
Edelsteinbergwerk im Steinkaulenberg in Idar-Oberstein: altes Werkzeug zum Abbau

Das Edelsteinbergwerk ist auch als bekannter deutscher Fundort für Amethyst bekannt. Die einzigartige und bekannte blau-violette Färbung ist dort durch die Metalle im Bergmassiv gegeben. Der Mineralabbau ist dort mittlerweile längst verboten.

Edelsteinbergwerk im Steinkaulenberg in Idar-Oberstein: Amethyst
Edelsteinbergwerk im Steinkaulenberg in Idar-Oberstein: Amethyst

Keine Frage: Die Besichtigung dieses Edelsteinbergwerks sollten sich Gäste, die nach Idar-Oberstein kommen, auf keinen Fall entgehen lassen. Hier ist man gewissermaßen vor Ort. Und wenn es draußen brütend heiß ist (wie bei uns), dann ist so ein Gang durch den Besucherstollen zudem eine erfrischende Angelegenheit.

Idar-Oberstein (03): Glitzerwelt der Edelsteine

Wie ich bereits erwähnte, ist meine Frau eine Steinesammlerin. Und so verschlug es meine Frau und mich dieses Jahr für zwei Wochen nach Idar-Oberstein, einer Stadt an der Nahe, in deren Mittelpunkt die Verarbeitung und der Handel mit Edelsteinen steht. Und wie auch schon geschrieben: gefühlt sind dort in der Stadt neun von zehn Läden Schmuckgeschäfte.

Um sich einen Überblick über die Glitzerwelt der Edelsteine bzw. Mineralien zu verschaffen, so sollten im Stadtteil Oberstein (liegt an der Nahe) das Deutsche Mineralienmuseum und im Stadtteil Idar (liegt am Idarbach) das Deutsche Edelsteinmuseum besucht werden.

Dabei lernt man schon einiges über Edelsteine. Ich will hier nicht in die Tiefe gehen. Aber einige Hinweise möchte ich besonders den in Edelsteinfragen Unkundigen geben:

Viele der Mineralien sind Ausbildungen des Quarzes (in reiner Form Bergkristall genannt, sonst z.B. Achat, Amethyst, Citrin, Rauchquarz oder Rosenquarz) der chemischen Zusammensetzung SiO2. Früher sprach man von Halbedelsteinen. Heute bezieht sich die Bezeichnung Edelstein nicht nur auf die besonders wertvollen Edelsteine wie Topas, Rubin oder Diamant, sondern auf Schmucksteine, die die folgenden drei Kriterien erfüllen: Seltenheit, Edelsteinhärte >= 7 und Transparenz.

Azurit
Azurit

Besonders farbenfroh sind die Achate, die auch heute noch in der Region um Idar-Oberstein zu finden sind. Zur Unterscheidung und besseren Einordnung der Vielfalt der Achate wurden entsprechend der Farbe und Form Eigennamen geprägt. So kennen wir Onyx, Feuerachat usw. Achate bilden sich in Gesteinshohlräumen als deren Auskleidung oder Ausfüllung: Bei (vollständiger) Ausfüllung spricht man von einer Mandel, bei (unvollständiger) Auskleidung von einer Druse. Als Gesteinshohlräume kommen in erster Linie Blasenräume in vulkanischen Gesteinen in Betracht, hier stießen die in der ausströmenden Lava enthaltenen Gase nicht mehr bis zur Oberfläche des Lavastroms durch und konnten nicht entweichen, sondern sie wurden in der erkaltenden Lava eingeschlossen und bildeten darin einen Hohlraum, der sich in einem späteren Prozess mit Achat, Quarz oder anderen mineralischen Stoffen füllte. So sickert in die durch vulkanische Prozesse im Gestein entstandenen Hohlräume stark mineralhaltiges Wasser ein, welches im Laufe der Zeit zur Bildung von Kristallen führt.

Deutsches Mineralienmuseum Idar-Oberstein – Achat
Deutsches Mineralienmuseum Idar-Oberstein – Achat

In der Nähe von Idar-Oberstein gibt es ein altes Kupferbergwerk (dazu später mehr). Kupfer kommt in der Natur oft in so genannt gediegener, also in reiner Form vor:

Kupfer (gediegen, also rein)
Kupfer (gediegen, also rein)

Bergkristalle (also Quark in reiner Form) habe ich u.a. schon einmal in einer Höhle in den österreichischen Alpen gesehen. Wirklich lupenreinen Bergkristall gibt es kaum, meist enthält er Einschlüsse. So sahen wir allerdings einen Bergkristall mit einem Gewicht von knapp einem Kilo, der lupenrein ist, allerdings auch aus einem zehnmal größeren Kristall geschliffen wurde (gesehen in der historischen Weiherschleife).

lupenreiner Bergkristall von knapp 1 kg Gewicht
lupenreiner Bergkristall von knapp 1 kg Gewicht

Die Krönung jedes Edelsteinliebhabers sind natürlich Diamanten. Im Edelsteinmuseum sind u.a. Nachbildungen (aus Bergkristall) der weltgrößten Diamanten zu sehen (u.a. die Cullinan-Diamanten). Diamanten sind nichts anderes als eine Modifikation des Kohlenstoffs. Zur Bewertung der Qualität und damit auch des Preises eines geschliffenen Diamanten werden als Kriterien die sogenannten vier C: Carat (Karat, also Gewicht – ein Karat entspricht 0,2 Gramm), Color (Farbe), Clarity (KIarheit), Cut (Schliff) herangezogen. – Übrigens: in Idar-Oberstein gibt es eine Diamant- und Edelsteinbörse.

Deutsches Edelsteinmuseum Idar-Oberstein: Diamanten
Deutsches Edelsteinmuseum Idar-Oberstein: Diamanten

Es heißt: „Diamonds are girl’s best friend“. Manchmal tun es weniger kostbare, dafür umso farbenfrohere Edelsteine auch. Spätestens seit Hildegard von Bingen wird Edelsteinen u.a. eine heilende Wirkung zugeschrieben. Mithin bedient sich auch die Esoterik der Edelsteine.

Ich habe mich übrigens für einen Rosenquarz entschieden, den rosaroten Liebesstein bzw. den Stein des Herzens Der Legende nach hat Eros den Stein auf die Erde gebracht, um den Menschen Liebe zu bringen. Mal gucken, was der so für mich bringt … 😉

Idar-Oberstein (02): Über Stock und Stein

Das Wandern ist des Willis Lust?! Nun, meine Lust zum Wandern hält sich in Grenzen, besonders dann, wenn es bergan geht. Intuitiv wird der Weg gesucht, der – einen kurzen steilen Anstieg zu Beginn der Wanderung nehme ich in Kauf – ‚in die Tiefe‘ geht. So führte z.B. der Weg während des Urlaubs mit meiner Frau in Idar-Oberstein von unserem Quartier in Richtung Schloss erst geradewegs aufwärts, um dann in längeren Windungen nach unten zu führen. Auch andere Wege hatten mehr Strecken bergab als nach oben. Es lag natürlich auch daran, dass sich unsere Ferienwohnung im Stadtteil Göttschied befand, der um einiges höher liegt als die Ortschaften drum herum.

Schlossweiher oberhalb des Schlosses Oberstein
Schlossweiher oberhalb des Schlosses Oberstein

Idar-Oberstein liegt am südlichen Rand des Hunsrücks, ein bewaldetes Mittelgebirge, das zum Wandern einlädt. Hier gibt es jede Menge Wanderwege. Und viele Teilstrecken dieser Wanderwege ringsum Idar-Oberstein (Saar-Hunsrück-Steig – Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg – Nahe-Felsen-Weg – Kupfer-Jaspis-Pfad und Edelsteinschleiferweg) sind wir gegangen.

Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg
Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg

Saar-Hunsrück-Steig
Saar-Hunsrück-Steig

Die Wege führen durch Wildnis an Hängen vorbei, von denen durchaus die Gefahr des Steinschlags droht. Das gilt besonders dann, wenn die Witterung (Sturm und Regen oder Schnee) nicht günstig ist. Wir hatten dagegen viel Sonnenschein und waren froh, uns im Schatten des Waldes zu bewegen.

Vorsicht - Steinschlaggefahr!
Vorsicht – Steinschlaggefahr!

Die Wanderwege sind meist gut ausgeschildert (die Betonung liegt auf ‚meist‘, dann einige Teilwege sind schon lange nicht mehr richtig gepflegt worden). Es kann aber vorkommen, dass man plötzlich in unwegsames Gelände gerät, aus dem dann nur noch die findige Pfadfindernase hilft. Wir hatten zwar eine Landkarte (eine Wanderkarte wäre besser gewesen) dabei. Die half uns in einer solchen Situation nicht wirklich weiter. Nun wir wussten ja, in welche Richtung wir wollten. Anhand des Standes der Sonne (um 12 Uhr MEZ, also um 13 Uhr MESZ, steht die Sonne im Süden) konnten wir dann den Ausweg aus dem Dickicht finden.

Über Stock und Stein …
Über Stock und Stein …

Über Stock und Stein: Karschholz-Hütte
Über Stock und Stein: Karschholz-Hütte

Über Stock und Stein …
Über Stock und Stein …

Eine solche Wanderung durch den Wald über Stock und Stein hat natürlich auch einige angenehme Überraschungen bereit. Witzig fanden wir z.B. den Abstieg über eine Treppe, deren Stufen aus einem Baumstamm geschlagen wurden.

Über Stock und Stein: Baumstammtreppe
Über Stock und Stein: Baumstammtreppe

Und neben Käfern wie den Waldmistkäfer und jede Menge anderer Insekten sahen wir, wenn auch in der Ferne, öfter einige Rehe durch den Wald huschen. Eigentlich verwundert waren wir darüber, dass wir nur sehr wenigen Lebewesen der Art Homo sapiens begegneten. Wirklich touristisch erschlossen scheint uns diese Gegend also noch nicht zu sein (allerdings trafen wir an anderen Stellen, die besonders per Kraftfahrzeug erreicht waren, überwiegend solche der Art Homo hollandaise campingwagensis).

Über Stock und Stein: Rehe im Wald
Über Stock und Stein: Rehe im Wald

Wandern mag mancher Leute Lust sein. Vielleicht wage ich es einmal in absehbarer Zeit, mit meiner Frau z.B. den Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg zu gehen. Mit rund 135 km ist der nicht so lang und beginnt in Idar-Oberstein! (Dann könnten wir auch endlich die Felsenkirche besichtigen!) Und er endet in Bingen am Rhein (Rhein ist immer gut!).

Idar-Oberstein (01): Stadt der 1000 Schleichwege und der 100.000 Treppenstufen

Ab 20. Juli verbrachte ich mit meiner Frau zwei Wochen in der Edelsteinstadt Idar-Oberstein, einer Stadt von rund 30.000 Einwohnern, die am südlichen Rand des Hunsrücks und beidseitig der Nahe, einem Nebenfluss des Rheins, liegt. Meine Frau ist Steinesammlerin. Und Idar-Oberstein als ein Mittelpunkt der Verarbeitung und des Handels mit Edelsteinen (und früher auch der Gewinnung solcher, denn in der Region um den Ort gibt es natürliche Achat-Vorkommen, auch Jaspis und Bergkristall) sollte sich als ein Paradies für meine Frau erweisen. Auslöser der Reise war ein Besuch einer Messe für Mineralien in Hamburg Ende des letzten Jahres.

Wir waren mit der Bahn angereist (eigentlich mit einem Bus des Schienenersatzverkehrs, denn ab Bad Kreuznach fuhren wegen einer Baustelle keine Züge – der Urlaub begann also nicht ganz so optimal) und hatten eine Ferienwohnung im Stadtteil Göttschied, der 1969 der Stadt Idar-Oberstein eingemeindet wurde. Von hier also starteten wir dann unsere ‚Exkursionen‘.

Idar-Oberstein (ähnlich wie in Garmisch-Partenkirchen legen die beiden Stadtteile Idar und Oberstein Wert auf eine gewisse Eigenständigkeit) zeichnet sich dadurch aus, das – zumindest gefühlt – neun von zehn Geschäften Schmuckläden bzw. Läden für Edelsteine in der unterschiedlichsten Verarbeitung sind. Hier gibt es Ware für jeden, also für den dicken und den schmalen Geldbeutel, für Otto Normalverbraucher wie für arabische Scheichs. Spätestens nach einer Woche hatte ich die Nase voll von solchen Geschäften.

Und – wenigstens kam es mir so vor – ist es die Stadt der 1000 Schleichwege und 100.000 Treppenstufen (nicht umsonst wird jährlich ein Treppenlauf veranstaltet). Hinter jedem zweiten Haus verbirgt sich ein Schleichweg, der je nach Richtung hinab oder bergan führt. Das dann meist auch über eine größere Anzahl von Stufen. Den Weg vom Stadtteil Göttschied nach Oberstein konnten wir auf unterschiedlichste Weise bewältigen. Neben der Fahrt mit dem Stadtbus gab es dank der vielen Schleichwege kurze wie längere Strecken über Stock und Stein oder längst der Straßen. Der schönere dieser Weg (über die Obersteiner Straße) führte direkt in das Pfaffenwäldchen und dort zum Schloss Oberstein (Foto 1), das wir natürlich auch besuchten. Es ist ziemlich spartanisch und so eher nach meinem Geschmack eingerichtet (fernab der Glitzerwelt der Edelsteine). Ein Zimmer dient u.a. auch als Standesamt. Bemerkenswert dabei: für dringende Bedürfnisse gibt es hier zwei Ausbuchtungen (Foto 3), wenn auch ohne Türen, dafür mit Belüftung von unten, deren ‚Ergebnisse‘ gleich dem Bewuchs unterhalb des Schlosses (Foto 2 – ziemlich in der Bildmitte sind zwei Ausbuchtungen sichtbar) als Dünger zu Gute kommen. Natürlich musste ich einen Blick durch die Öffnung eines der stillen Örtlichkeiten werfen (Foto 4).

Foto 1: Schloss Oberstein
Foto 1: Schloss Oberstein

Foto 2: Schloss Oberstein – in der Bildmitte die Ausbuchtungen für die ‘Scheißhäuser’
Foto 2: Schloss Oberstein – in der Bildmitte die Ausbuchtungen für die ‘Scheißhäuser’

Foto 3: Schloss Oberstein – Willi inspiziert ein ‚Scheißhaus‘
Foto 3: Schloss Oberstein – Willi inspiziert ein ‚Scheißhaus‘

Foto 4: Schloss Oberstein – Willi schaut durch die Öffnung eines ‚Scheißhauses‘
Foto 4: Schloss Oberstein – Willi schaut durch die Öffnung eines ‚Scheißhauses‘

Waren wir den Weg weitergegangen, so kamen wir an den Überresten der Burg Bosselstein (Foto 5) vorbei. Eine Besichtigung ist wohl wegen der Baufälligkeit des Gemäuers leider nicht möglich. Durch ihre Lage auf einem Bergsporn, dem äußersten Fortsatz eines Bergrückens, musste nur die Hangseite durch Verteidigungsanlagen gesichert werden, die anderen drei Seiten waren durch steile Abhänge geschützt. Erbaut wurde die Burg um 1200 herum.

Foto 5: Burg Bosselstein
Foto 5: Burg Bosselstein

Schloss, Burg und Felsenkirche, das eigentliche Wahrzeichen der Stadt, sind von der Nahe her gut sichtbar. Sie thronen gewissermaßen über der Stadt. Meine Frau interessierte dabei besonders die Felsenkirche (Foto 6 und mit Teilen der Stadt auf Foto 7), also einer Kirche, die in den Felsen hineingebaut wurde.

Foto 6: Felsenkirche von Idar-Oberstein
Foto 6: Felsenkirche von Idar-Oberstein

Foto 7: Felsenkirche von Idar-Oberstein samt Teile der Stadt
Foto 7: Felsenkirche von Idar-Oberstein samt Teile der Stadt

„Im Zuge der Felssicherungsarbeiten im Umfeld der Felsenkirche (Foto 8) muss der zunächst für das kommende Jahr geplante II. Bauabschnitt vorgezogen werden. Bei einer geologischen Untersuchung des betreffenden Areals stellte sich heraus, dass dieses in einem derart schlechten Zustand ist, dass dort umgehend eine Sofortmaßnahme durchgeführt werden muss.“ Mithin ist die Kirche bis mindestens Ende 2020 geschlossen und somit nicht zugängig.

Foto 8: Felssicherungsarbeiten bei der Felsenkirche von Idar-Oberstein
Foto 8: Felssicherungsarbeiten bei der Felsenkirche von Idar-Oberstein

Natürlich war meine Frau etwas enttäuscht. Denn gern hätte sie (und auch ich) die Kirche besucht, die durch einen Tunnel zu betreten ist. Vielleicht später einmal. Soviel zu den offensichtlicheren Sehenswürdigkeiten von Idar-Oberstein. Zur Glitzerwelt der Edelsteine und der Besichtigung eines Kupfer- und eines Edelsteinbergwerkes (samt Besuch einer Edelstein-Schleife) dann später etwas.

Grainau 2017 (5): Albins vegane Küche

Der Ernährungsreport 2018 zeigt: Essen ist weit mehr als bloße Nahrungsaufnahme. Ernährung ist ein wichtiger Teil der sozialen und kulturellen Identität. Und dazu gehört auch die Zubereitung des Essens. Gemeinsames Kochen macht Spaß!

Wer zwei Söhne hat, die sich vegan ernähren, also neben Fleisch und Fisch auch keine Eier, Milchprodukte und Honig essen, der kann nicht in jedes Restaurant zum Essen gehen. Während unseres Weihnachtsurlaub 2017 in Grainau hatten wir eine Ferienwohnung gemietet, die natürlich auch die Möglichkeit zum Kochen bot. Und die haben wir (meine Frau und ich sowie unsere beiden Söhne) dann auch reichlich genutzt.

Meine Frau und ich, ich habe es an anderer Stelle schon erwähnt, sind keine Veganer. Dafür mögen wir z.B. einfach zu gern Fisch. Und auch auf das wochenendliche Frühstücksei verzichten wir nur ungern. Aber Fleisch kommt bei uns schon seit vielen Jahren nur spärlich auf den Tisch. Schon früh war uns dabei eine ausgewogene, vollwertige Ernährung wichtig, wobei pflanzliche Nahrungsmittel bevorzugt werden. Und schon vor über 30 Jahren verarbeiteten wir auch Tofu, das damals fast ausschließlich im Asia-Laden erhältlich war, weil es einfach zur asiatischen Küche dazu gehört. Heute essen meine Frau und ich, auch wenn unsere Söhne nicht anwesend sind, viele Speisen auf veganer Grundlage.

Nach den Ernährungstrends sollen 2018 insgesamt weniger Fleisch, dafür mehr Gemüse – und ja: mehr Insekten auf die Teller kommen. In Asien ist das gang und gäbe. Ganz so weit sind wir natürlich noch nicht. Ich möchte hier gar nicht auf das Thema Nachhaltigkeit und mit dem Hinweis kommen, dass für ein Kilo Fleisch das Vielfache an pflanzlicher Kost verbraucht wird. Aber unsere Essengewohnheiten werden sich zwangsläufig ändern müssen. Übrigens: Vegane Küche kann sehr schmackhaft und durchaus gesund sein.

Weihnachtsmarkt Garmisch-Partenkirchen 23.12.2017: Veggieburger zu Pommes aus Süßkartoffeln - © Jan Albin
Weihnachtsmarkt Garmisch-Partenkirchen 23.12.2017: Veggieburger zu Pommes aus Süßkartoffeln

Also während unseres Grainau-Aufenthalts Ende des letzten Jahres gab es überwiegend vegane Küche. Am Ankunftstag, es blieb keine Zeit zum Kochen, gingen wir zum Italiener in Grainau und aßen Pizza. Am Tag darauf (23.12.) besuchten wir in Garmisch-Partenkirchen den Weihnachtsmarkt und stillten unseren kleinen Hunger zwischendurch mit Veggieburger und Pommes frites aus Süßkartoffeln. Am Abend kochten wir dann selbst, wobei ich für ein bei uns schon sehr übliches Essen sorgte: Pasta, also Nudeln (Penne), zu einer Knoblauch-Estragon-Olivenöl-Soße, die ich mit getrockneten Tomaten anreicherte. Darauf Parmesankäse für die Nichtveganer und Erntesegen Hefeflocken für meine Söhne.

Tagsüber waren wir während dieser Tage fast ausschließlich unterwegs an der frischen Luft. Da war es wichtig, morgens gut gefrühstückt zu haben. Das eigentliche warme Essen gab es dann abends. Am folgenden Tag schwang dann der ältere unserer beiden Söhne mit unserer Hilfe den Kochlöffel. Beide Söhne haben neben all ihren sonstigen Talenten auch die Gabe, gut kochen zu können. Es gab Chili sin Carne, also eine Gericht mit scharfen Chili, aber statt Fleisch eine Alternative auf Sojabasis. Die großen Portionen sprechen für sich, d.h. für unseren Hunger.

Weihnachtsurlaub in Grainau ganz vegan: Chili SIN Carne - © Jan Albin
Weihnachtsurlaub in Grainau ganz vegan: Chili SIN Carne

Es gab also (es war Heiligabend) keinen Kartoffelsalat mit Würstchen, obwohl das in veganer Variante durchaus möglich wäre. Am Abend gönnten wir uns dann eine Feuerzangenbowle. Den Film (‚Pfeiffer mit drei f‘) hatten wir leider nicht parat.

Man(n)/Frau gönnt sich ja sonst nichts: Feuerzangenbowle zu Heiligabend - © Lukas Albin
Man(n)/Frau gönnt sich ja sonst nichts: Feuerzangenbowle zu Heiligabend

Am ersten Weihnachtstag gab es dann Grünkohl mit panierten Röstkartoffeln. Am Anreisetag waren meine Frau und ich beim Schlachter (oder Metzger, wie es in Bayern heißt), um für uns beide u.a. Kohlwürste zum Grünkohl zu kaufen. Eine Wurst aus Kohl? Nein, eine Wurst zum Kohl, Grünkohl! Schließlich gibt es hier ja auch Fleischpflanzerl. Und die haben wenig mit Pflanzen zu tun. Nun, eine norddeutsche Kohlwurst gab es natürlich nicht, aber doch eine ganz ähnliche, geräucherte Wurst. – So oder so, das deftige Mahl schmeckte uns (mit oder ohne Wurst).

Als nächstes vegane Gericht gab es eine Gulasch-Variante mit viel Paprika, Zwiebeln, Champignons usw. und erneut Fleischersatz auf pflanzlicher Basis (Seitan, also Weizeneiweiß) zu Nudeln.

Und auch das typisch norddeutsche Labskaus, ebenso in veganer Variante, also ohne Pökelfleisch, Spiegeleiern und Hering, dafür mit Räuchertofu kam in diesen Tagen auf den Tisch.

Weihnachtsurlaub in Grainau ganz vegan und norddeutsch: Labskaus - © Jan Albin
Weihnachtsurlaub in Grainau ganz vegan und norddeutsch: Labskaus

Wie in der ‚normalen‘ Küche so macht die richtige Würzung den Geschmack des Essens aus. Wir mögen es durchaus scharf (neben Pfeffer oft Chili) und sind Liebhaber von Kräutern. Salz in Maßen darf nicht fehlen. Es war nicht allein der Hunger nach der übermäßigen Sauerstoffzufuhr, sondern es schmeckte wirklich alles bestens. Wir müssen ja nicht unbedingt Vegetariern oder gar Veganern werden, um unseren, gerade in Deutschland, unmäßigen Fleischverbrauch zu reduzieren. So ein ‚Veggietag‘ schadet niemanden, im Gegenteil: Er ist gut für unsere Umwelt!

Grainau 2017 (4): Der Serpentinen-Sisyphos

Während unseres Weihnachtsurlaubs 2017 in Grainau wollten wir am 26. Dezember die Partnachklamm besuchen. Von dem Olympia-Skistadion mit der großen Olympiaschanze führt eine Straße entlang dem Gebirgsfluss Partnach bis zur Klamm. Eine Klamm ist ein im Festgestein eingeschnittenes, schmales Tal und bezeichnet eine besonders enge Schlucht im Gebirge mit teilweise überhängenden Felswänden. Durch die Überhänge ist die Breite des Tals in der Höhe teilweise geringer als am ganz vom Fluss oder Bach ausgefüllten Talgrund.

Eingang zur Partnachklamm – 26.12.2017 © Jan Albin
Eingang zur Partnachklamm – 26.12.2017

Leider war die Partnachklamm wegen Eisbruchs geschlossen. Schade, denn gerade im Winter ist es ein besonderes Erlebnis, durch eine mit Eis bedeckte Klamm zu gehen. So entschlossen wir uns, mit der Graseckbahn, die nur wenige Meter vom Eingang zur Klamm entfernt startet, hoch zum Forsthaus Graseck zu fahren. Von rund 750 m kamen wir so in wenigen Minuten in kleinen Kabinen auf gut 900 m Höhe.

Und ich ahnte es schon: Meine Lieben wollten weiter zum Berggasthof Eckbauer, der auf 1236 m Höhe liegt. Die Strecke waren wir vor 10 Jahren schon einmal gegangen. Im Sommer und in entgegengesetzter Richtung!

Bergan zum Berggasthof Eckbauer – 26.12.2017 © Jan Albin
Bergan zum Berggasthof Eckbauer – 26.12.2017

Es ging also bergan eine Serpentine hoch, auf einem schlangenförmig in mehreren engen Kehren angelegten durch Eis sehr glatten Weg am Berghang entlang. So wurden aus den 336 m Höhenunterschied ein Vielfaches an Laufstrecke. Eine Kehre nach der anderen. Dachte ich, wir hätten gleich den Gipfel des Berges erreicht, wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Wenigstens gab es dann ab und wann eine Bank zum Verschnaufen.

Pause auf dem Weg zum Berggasthof Eckbauer – 26.12.2017 © Jan Albin
Pause auf dem Weg zum Berggasthof Eckbauer – 26.12.2017

Und weiter ging’s. Kehre folgte auf Kehre. Ich begann die Kehren rückwärts zu zählen: Noch sind es höchstens zehn, dann neun, dann acht. War ich bei null, da sah ich: da kommen noch jede Menge weiterer Kehren. Ich fühlte mich irgendwie wie Sisyphos, der als Strafe der Götter endlos einen Felsblock einen steilen Hang hinaufzurollen hatte. Ihm entglitt der Stein jedoch stets kurz vor Erreichen des Gipfels und er musste immer wieder von vorne anfangen. Für mich war eine solche Kehre der Gipfel.

Albert Camus schrieb in seinem philosophischen Essay Der Mythos des Sisyphos: „Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“ – Liebster Camus, das Leben ist absurd und vieles so sinnlos. Es ist sicherlich schön, eine Aufgabe zu haben, wenn sie uns auch endlos zu sein scheint. Aber Glück ist das nicht. Ich kam mir wie ein Serpentinen-Sisyphos vor. Und noch eine Kehre, eine Kurve, die mir ein neues Teilstück eines steinigen, jetzt eisbedeckten Pfades offenbarte.

Berggasthof Eckbauer – 26.12.2017 © Lukas Albin
Berggasthof Eckbauer – 26.12.2017

‚Glücklich‘ war ich erst, als das Ziel, der Berggasthof Eckbauer, erreicht war. Klar, hier gibt es eine schöne Rundumsicht. Und stärken kann sich der müde Wanderer hier auch. Um ehrlich zu sein: ich war erst wirklich froh, als ich in einer der 75 halboffenen 2er-Gondeln der Eckbauerbahn saß, die mich in 14 Minuten zurück nach Garmisch-Partenkirchen (Talstation gleich neben dem Olympia-Skistadion) brachte.

Damit war ich mit meinen Lieben wieder am Ausgangspunkt angelangt. Drei Tage später ging es noch einmal zum Berggasthof Eckbauer mit der Eckbauerbahnbahn hoch. Und eine Wanderung gab es auch. Während meine Söhne die Eckbauerabfahrt zum Rodeln benutzten, schnallten sich meine Frau und ich Schneeschuhe, die wir in der Touristeninformation in Grainau ausgeliehen hatten, unter die Wanderstiefel. Leider gibt es von unserer Wandertour bergab durch den verschneiten Wald keine Bilder. Ich darf aber bestätigen, dass es richtig Spaß gemacht hat. Am Ende also doch noch ein glücklicher Mensch, dieser Serpentinen-Sisyphos.