Ein einwöchiger ‚Abstecher‘ nach Sizilien ist natürlich viel zu kurz, um Land und Leute kennenzulernen. Eigentlich! Aber da ich mit meiner Frau schon öfter auf der größten der Mittelmeerinseln weilte und wir alte Bekannte in Comiso wiedergetroffen haben, so genügte uns die Zeit, um doch das eine oder andere Neue in Augenschein zu nehmen.
Den Wochenmarkt in Vittoria hatten wir bisher noch nicht besucht. Auch die Altstadt der Provinzhauptstadt Ragusa kannten wir nicht. Dass Sizilien nicht nur sonnenverbrannt ist, wissen wir aus einem früheren Aufenthalt im Monat April. Auch jetzt noch im Mai blühen die Wiesen mehr als bei uns, da die Weiden nicht so sehr auf Monokultur ausgelegt sind.
Bekanntlich geht die Liebe (und auch die Zuneigung zu einem Land und dessen Menschen) durch den Magen! Zum Essen bei unseren Bekannten wurde ein einfacher, aber schmackhafter Landwein gereicht. So war es natürlich sehr interessant, den Erzeuger des Weines und seine Felder kennenzulernen. Und ein Verwandter unserer Bekannten baut nicht nur Wein an, sondern hat auch Felder u.a. mit Oliven- und Mandelbäumen. Und überall gedeihen Zitronen. Allein deren Schale duftet wunderbar frisch.
Wer Land und Leute also kennenlernen will, muss vor allem die Küche und ihre besonderen Spezialitäten genießen. Als Vorspeise (Antipasto) kennt man in Sizilien z.B. Meeresfrüchte (Frutti di mare), die man allerdings auch in Tomatensoße zu Pasta, also Nudeln wie Spaghetti, essen kann. Typisch sind Arancini („kleine Apfelsinen“), frittierte Reisbällchen, die unterschiedlich gefüllt sein können (ursprünglich ein Hackragout, heute auch Huhn in Curry usw.) und die Form und Farbe von kleinen Apfelsinen haben. Diese kann man aber auch für Zwischendurch genießen, z. B. am Abend als kleinen Imbiss oder wenn man am Strand weilt. Scàccia, ebenfalls sehr unterschiedlich gefüllte Teigtaschen (Tomaten, Spinat, Ricotta, selbst Kartoffeln, die verwendet man in der italienischen Küche eher als Gemüse), isst man gern als Zwischenmahlzeit. Und Focaccia kennt man inzwischen auch längst bei uns.
Die Palette an Hauptgerichten reicht über Gemüse zu Fisch und Fleisch hin zu einfachen Pastagerichten. Pizza gibt es natürlich auch (wird aber meist zu Abend gegessen).
Wer gern Süßes mag, den empfehle ich neben der Vielfalt an Eissorten und Granita, den Bergen von Mandel-, Pistazien- und Piniengebäck in den Barrs und Eisdielen auch ricottagefüllte Teigrollen, die Cannoli. Überhaupt immer wieder Ricotta, ein Frischkäse von der Konsistenz unseres Quarks, aber sahniger (weniger säuerlich) im Geschmack. Als Speiseeis ist Ricotta ebenfalls zu empfehlen.
Wenn man wie wir, meine Frau und ich, in der Bekanntschaft ‚herumgereicht‘ wird, dann darf eines auf keinen Fall fehlen: italienisches Kaffee, sprich: Espresso. Je kleiner die Tassen, desto stärker der Kaffee. Da kann man schon ins Coffein-Koma fallen. Übrigens Cappuccino trinken die Italiener nur zum Frühstück, das eher spartanisch ist: In Italien isst man zum Frühstück (ähnlich wie die Franzosen) meist nur ein Croissant in Kaffee gestippt. Diese Plunderteighörnchen heißen übrigens Cornetto in Italien.
Vor dem Essen gönnt man sich gelegentlich einen Marsala, einen Dessertwein. Nach dem Essen sollte man auf jeden Fall den Limoncello, einen Zitronenlikör, gekostet haben.
Wie man sieht: Unsere wenige Zeit in Sizilien (eine Woche) haben wir also auch noch zum großen Teil mit Essen und Trinken ‚verplempert‘. Aber die Mahlzeiten sind in Italien immer auch ein familiäres Ereignis. Man tauscht sich aus und diskutiert. Sonst findet man selten die Zeit, um einmal alle zusammen beisammen zu sitzen. Wenn man als Gast (wie wir) dabei sein darf, dann bekommt man von Land und Leuten mehr mit, als wenn man z.B. alte Kirchen besichtigt.