Kategorie-Archiv: Tostedt

Tostedt – Kuh- und Schweinekaff in der Heide – 900 Jahre alt – und Umgebung

Vor vollendeten Tatsachen

Es geht doch nichts über gute Nachbarschaft, oder? Wenn’s denn eine ‚gute’ wäre …

Wir wohnen in einer Doppelhaushälfte und sind mit unserem direkten Nachbarn immer mehr oder weniger klar gekommen, wenn wir ihn auch für einen ‚merkwürdigen Vogel’ halten, dem Äußerlichkeiten bedeutend wichtiger sind als uns, denn er mag es immer gern groß aufgetragen. Ein Großkotz eben. Nun hat sich unser Nachbar einen Kamin einbauen lassen, dessen Schornstein monströs über allen Gipfeln thront und ab demnächst seinen Beitrag zur Luftverpestung beitragen wird. Wie gesagt: Wir wohnen in einer Doppelhaushälfte und damit auch unser Nachbar. Er wohnt also nicht in einem Einzelhaus, noch weniger in einer Villa.

Damit der Schornsteinfeger (Vorschrift ist Vorschrift) zum Fegen auf den Dachfirst gelangen kann, wurde eine Leiter aufs Dach genagelt, geschraubt, was weiß ich … Direkt am Schornstein wurden zwei Stufen (Alu-Gitter) befestigt. Und genau diese wurden mindestens zur Hälfte auf unserer Dachhälfte angebracht, weil’s auf der anderen Seite nicht ging (Dort hatte unser Nachbar bereits zwei große Fenster mit Rollläden einsetzen lassen). Diese Stufen wurden nun montiert, ohne dass wir zuvor gefragt wurden, ob wir damit einverstanden sind oder nicht.

Ich habe keinen Bock auf Streit. Was mich aber stört ist, dass wir einfach vor vollendete Tatsachen gestellt wurden und dann dieser selbstherrliche Fratzke und sein Psychogelaber: Entschuldigung, aber … … wir hätten ja auch nicht für alles eine Zeichnung … … immer gute Nachbarschaft, bla, bla, bla … und schließlich hätten wir unseren Schornstein (für unsere neue Zentralheizung, die jetzt im Keller ist) außen angebracht, da hätte ihn ja auch keiner gefragt: Wozu auch, wir haben ja nichts auf seinem Dach montiert.

Ich bin gespannt, wie er jetzt reagiert. Ich habe ihm nur noch gesagt, er solle es so lassen wie es ist, alles andere wäre ‚sinnlos’ (was ‚sinnlos’ wäre, sagte ich nicht) … bevor ich unsere Haustür in den Grundfesten wanken ließ. Wenn er nicht der Armleuchter ist, für den ich ihn halte, dann wird er die besagten zwei Stufen (Gitterrost) quer oder wie auch immer anbringen lassen (was sich durchaus bewerkstelligen ließe) und so nicht mehr auf unserem Dach lastet. Ansonsten werde ich ihn weiterhin für den Armleuchter halten, der er allem Anschein nach auch tatsächlich ist.

Nur so nebenbei: Meine Frau als Tagesmutter hat früher seine Kinder eine Zeitlang betreut (mit Mittagessen und Unterstützung bei den Hausaufgaben) und ihm einen ‚Nachbarschaftsrabatt’ eingeräumt. In seiner moralischen Ahnungslosigkeit prahlte er damit, dass er mehr Geld vom Arbeitgeber für die Kinderbetreuung erstattet bekäme als er meiner Frau bezahlte (hätte das meine Frau früher gewusst …). Und: Unser Doppelhaus ist an einer Drainage angeschlossen. Das Abwasser sammelt sich in einem Schacht und wird über eine Pumpe entsorgt. Diese Pumpe verbraucht natürlich Strom auf unsere Kosten, für den der Nachbar bis heute noch keinen Pfennig respektive Cent gezahlt hat (inzwischen verbrauchte die Pumpe über 500 KW/h). Wenigstens eine kleine Aufmerksamkeit ab und wann wäre vielleicht drin gewesen …

Es geht doch nichts über gute Nachbarschaft, oder? Ich kann durchaus drauf pfeifen

Kugelkreuz – eine Veränderungs-CD

In diesen Tag ist die CD „Kugelkreuz“ erschienen: Es handelt sich dabei um ein Projekt der evangelischen Jugend im Sprengel Lüneburg – realisiert durch die Ev. Jugend im Kirchenkreis Hittfeld (das entspricht in etwa dem Landkreis Harburg bei Hamburg). Kugelkreuz ist ein Jugend-Bandwettbewerb gegen rechte Gewalt und für ein gewaltfreies Miteinander aller Menschen. Inzwischen haben 13 Bands an diesem Bandwettbewerb aus dem Sprengel Lüneburg teilgenommen. Die CD wurde im Tonstudio GrohPA in Bendesdorf und Flatfork in Hamburg-Wandsbek aufgenommen. Das Booklet der CD enthält neben den Liedtexten kurze Gedanken der Bands zum Thema Gewalt.

    Kugelkreuz – eine Veränderungs-CD

Mit dieser CD will die evangelische Jugend für Fremdenfreundlichkeit, für ein friedliches Miteinander aller Kulturen, für Demokratie, Toleranz und Akzeptanz einsetzen. Das Kugelkreuz ist dabei gleichzeitig christliches Symbol als auch Zeichen des Widerstandes gegen (neo-)nationalsozialistische ‚Umtriebe‘.

Ohne finanzielle Unterstützung, z.B. durch den Lions-Club Rosengarten und Generation 2.0 wäre die CD natürlich undenkbar gewesen.

Die CD ist als Gegenentwurf zu den in den letzten Jahren häufig auftauchenden Schulhof -CDs der rechten Szene gedacht. Die CD soll jedoch bewusst nicht an Schulen verteilt, sondern Konfirmanden sowie interessierten Jugendlichen als Geschenk von der evangelischen Jugend überreicht werden. Konfirmanden, Jugendliche und junge Erwachsene sollen über die CD einen eigenen Zugang zu den Themen Rechtsextremismus, rechter Gewalt an sich und ihrer Aktualität in unserem Alltag finden.

    Setlist der CD

Auch meine beiden Söhne haben mit ihrer Band „herr nachbar“ an diesem Projekt teilgenommen. Besetzung der noch ziemlich neuen Gruppe:

Philipp (der das folgende Lied auch geschrieben hat): Gitarre, Gesang
Jan: Gitarre, Keyboards
Lukas: Bassgitarre
Dennis: Schlagzeug

herr nachbar: Planet
(Der Text ist leider nicht ganz vollständig)

herr nachbar: Gedanken der Band

Woche gegen Gewalt – Bandabend Tostedt 2011

Die evangelische Jugend im Kirchenkreis Hittfeld (das entspricht dem Landkreis Harburg) hat zum ersten Mal vom 3. bis 10. November eine „Woche gegen Gewalt“ organisiert. Damit soll gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Hass gegen Andersdenkende aufgerufen werden (siehe meinen Beitrag: Tostedt – Jugendliche gegen rechte Szene); u.a. findet am Dienstag, den 8.11., in der St. Johannis-Kirchengemeinde in Buchholz, Wiesenstraße 25, von 18 bis 21 Uhr ein Deeskalationstraining statt; am Donnerstag, den 10.11., gibt es an gleicher Stelle um 18 Uhr das Theaterstück „Feindberührung 2.0“. Am Mittwoch, den 9.11., wird ab 18 Uhr in der Tostedter Johanneskirche der Film „American History X“ gezeigt (bitte Hinweis beachten!). Eintritt ist natürlich kostenlos.

Woche gegen Gewalt 2011
Kreiszeitung Nordheide Wochenblatt Nr. 44 vom 02.11.2011/40. Jg.

In diesen Tag ist dann auch die CD „Kugelkreuz“ erschienen: Es handelt sich dabei ebenfalls um ein Projekt der evangelischen Jugend. Kugelkreuz ist ein Jugend-Bandwettbewerb gegen rechte Gewalt und für ein gewaltfreies Miteinander aller Menschen. Inzwischen haben 13 Bands an diesem Bandwettbewerb aus dem Sprengel Lüneburg teilgenommen. Die CD wurde im Tonstudio GrohPA in Bendesdorf und Flatfork in Hamburg-Wandsbek aufgenommen. Das Booklet der CD enthält neben den Liedtexten kurze Gedanken der Bands zum Thema Gewalt. Auch meine beiden Söhne haben mit ihrer Band „herr nachbar“ an diesem Projekt teilgenommen. In den nächsten Tagen etwas mehr zu „Kugelkreuz“.

    Kugelkreuz – eine Veränderungs-CD

Am Freitag, den 11.11., ist es dann auch wieder soweit. Im Gemeindehaus der Johanneskirche in Tostedt startet um 19 Uhr wieder der Bandabend. Mit diesem Bandabend wird jungen Bands aus der Umgebung die Möglichkeit gegeben, aus ihren Proberäumen herauszukommen und vor Publikum spielen zu können. Und junge Menschen aus der Umgebung können so neue Bands kennen lernen und mal einen Abend kostengünstig aus ihren Partykellern herauskommen.

Radeln entlang der Oste

Heute ist letzter Schultag, dann beginnen die zweiwöchigen Herbstferien in Niedersachsen. Und da sich der Herbst bereits jetzt schon von seiner besten, nämlich der sonnigen Seite zeigt, ist vielleicht eine Radtour nicht das Schlechteste. „Da passt es perfekt, dass jetzt zum ersten Mal ein neuer, 145 Kilometer langer ‚Oste-Radweg‘ befahren werden kann, der durch vier Landkreise im Elbe-Weser-Dreieck verläuft. Das sind die Landkreise Stade, Harburg, Rotenburg (Wümme) und Cuxhaven.“ (Quelle: abendblatt.de)

    Übersicht Oste-Radweg

Die 153 km lange Oste ist der nördlichste linke Nebenfluss der Elbe in Niedersachsen, der in Tostedt entspringt und bei Neuhaus in die Niederelbe mündet. Der Oste-Radweg beginnt so auch in Tostedt und führt in nördliche Richtung bis Bremervörde. Von dort aus geht es weiter auf der Deutschen Fährstraße, und somit auch durch den Landkreis Stade. Der Radweg führt auch zu den historischen Prahmfähren in Gräpel und Brobergen.

Weitere Informationen wie auch Wegepläne und eine Liste mit Unterkunftsmöglichkeiten an der Oste gibt es bei oste-radweg.de. Und wer sich schon einmal ein Bild von der Landschaft und den Häusern längst der Oste machen will, der siehe bei flickr.com/oste-radweg

Also wie steht’s? Hinauf aufs Rad und der Sonne entgegen – und der Oste entlang.

Nachtrag: Weltkulturerbe an der Oste? – Arbeitsgemeinschaft bilanziert 2011 und blickt auf 2012 voraus (Quelle: rotenburger-rundschau.de)

Bremer Standesamt feiert 200. Geburtstag

„Im Dezember 1810 waren die Bremer überraschend französische ‚citoyens’ geworden. Gut acht Monate später trat in den drei neuen Départements d’Ems, d’Elbe und du Bouches de Weser der ‚Code Civil’ in Kraft – eines der wichtigsten Gesetzbücher der Neuzeit. […]

Auch in den norddeutschen Departements wurde dadurch die Registrierung von Geburten, Hochzeiten und Todesfällen, für die bis dahin die Kirche zuständig gewesen war, zu einer Pflicht des Staates. Am 5. September 1811 gab Bürgermeister Wilhelm Ernst Wichelhausen als ‚Maire’ der ‚bonne ville de Brême’ die Einrichtung von ‚Registern des Civil-Standes’ bekannt. […]

Knapp 100 Jahre später, nämlich 1909, würde das jetzige Standesamt Bremen-Mitte zusammen mit dem Staatsarchiv und der Friedhofsverwaltung einen Neubau an der Tiefer beziehen; er wurde im zweiten Weltkrieg zerstört. Nach diversen Notlösungen – unter anderem im jetzigen Theater am Goetheplatz – konnte dann im Oktober 1949 der Umzug in die ehemalige Hoffmann-Villa an der Hollerallee 79 erfolgen.“

Quelle: weser-kurier.de

Hochzeit 1990 - Standesamt Bremen Mitte - nach der kirchlichen Trauung

Johannes-Kirche in Tostedt

Hochzeit 1990 – Standesamt Bremen Mitte und nach der kirchlichen Trauung in Tostedt

Johannes-Kirche in Tostedt

Obwohl meine heutige Frau und ich vor nun über 21 Jahren in Hamburg-Niendorf lebten, heirateten wir beide im Wonnemonat Mai 1990 in Bremen, eben in diesem Standesamt Bremen-Mitte in der Hollerallee, unweit des Bremer Bürgerparks. Wir hatten uns das eigentlich für uns zuständige Standesamt im Bezirk Hamburg-Eimsbüttel angeschaut (heute schimpft es sich Fachamt Personenstandswesen), das sich in den Grindelhochhäusern befindet und natürlich mit dem in einer alten Villa idyllisch gelegenen Standesamt in Bremen nicht mithalten kann, und uns dann für Bremen entschieden, da dort meine Verwandten wohnen. Kirchlich heirateten wir dann einen Tag später in der Johannes-Kirche von Tostedt, der ‚Heimat’ meiner Frau, der Ort, der jetzt auch mein Zuhause ist.

Lukas wird volljährig

Ja, wie die Zeit vergeht. Heute nun wird mein Jüngster 18 Jahre alt und damit volljährig:

Lukas in ‚jungen’ Jahren

Alles Gute zu Deinem Geburtstag. Und besonders für Deine Zukunft wünschen wir Dir, dass alles so klappt, wie Du es Dir wünschst!

Deine Eltern und Bruder Jan

Heute steigt dann auch die große Familienfeier. Und als Krönung des Tages werden wir per Video Ausschnitte aus seinem Leben präsentieren. Immerhin habe ich in den letzten Tagen und Wochen aus den 18 Lebensjahren meines Sohnes einiges an Material zusammengeschnitten – wie z.B. die Aufnahmen von der Kletterei während unseres Urlaubs in Bad Saarow vor gut acht Wochen:


Arbora Kletterwald in Bad Saarow 2011

siehe auch: Jan wird volljährig

Herr und Knecht

Eigentlich wollte ich hier meinen Beitrag Rechtes Schattenland fortsetzen und über meine Recherche in Netz der rechten Szene berichten (vielleicht später). Statt dessen möchte ich über das Thema ‚Herr und Knecht’ philosophieren, um es einmal so zu sagen. Ich sage es gleich: Ich komme nicht dort an, wo ich beginne … Und beginnen möchte ich mit Tolstoi.

„Als sich ein wohlhabender, profitgieriger Kaufmann und sein folgsamer und demütiger Knecht beim Durchqueren der Steppe im Schneegestöber verirren, sehen sie sich plötzlich mit der Unausweichlichkeit des nahenden Todes konfrontiert. In dem Bewusstsein beider Seiten, in dieser Ausnahmesituation gleichgestellt und aufeinander angewiesen zu sein, treten die Standesunterschiede zunehmend in den Hintergrund.

Tolstoi erzählt die Wandlung eines Menschen vom Besitzegoismus zu tätiger Nächstenliebe: Der Kaufmann Brechunow, dessen Leben bis dahin dem Zusammenraffen von Reichtümern gewidmet war, wächst angesichts des nahenden Endes in einem Schneesturm über sich hinaus und rettet unter Aufopferung seines Lebens seinen Knecht Nikita vor dem Tode. ‚Er begriff, daß sein Ende nahe war, aber das machte ihn nicht im geringsten traurig oder ärgerlich … Nikita lebt, sagte er sich … also lebe auch ich.’“
Klappentext zu Leo Tolstoi: Herr und Knecht

Hier geht es um das ‚traditionelle’ Herr-und-Knecht-Verhältnis, wie wir es heute so eigentlich nicht mehr kennen. Wir leben in einer aufgeklärten Welt, in der jeder sein eigener Herr (und Knecht) ist. Dabei denken wir, selbst Herr unseres Lebens zu sein – und sind doch eher Knecht unserer Neigungen, unerfüllbaren Wünsche und Gelüste, oft auch unserer Unzulänglichkeiten.

Aber ich will hier über etwas ganz anderes schreiben. Ein Knecht ist heute nichts anderes als ein Arbeiter in einem landwirtschaftlichen Betrieb. Und ein Herr kann jeder Mann sein. Erweitere ich die Begriffe um eine Silbe zu Herrschaft und Knechtschaft, so wird uns die frühere Bedeutung der Worte Herr und Knecht um vieles deutlicher. Das eine hat etwas mit Machtausübung zu tun, das andere ist der Zustand der Rechtlosigkeit und Ausbeutung.

Heute spricht man nicht mehr von Herr und Knecht. Herren sind heute Chefs, Manager, Vorgesetzte – wir kennen viele Namen. Und was früher einmal ein Knecht war, ist heute ein von anderen Abhängiger. Ich weiß nicht, ob früher einmal der Knecht sich seines Knechttums oder gar seiner Knechtschaft bewusst war. Heutige ‚Knechte’ werden sich in fast allen Fällen weigern, sich als Knecht zu sehen. Denn die Beziehungen sind heute auch kaum mit dem früheren Herr-und-Knecht-Verhältnis zu vergleichen. Denn ein ‚Knecht’ heute ist nicht unbedingt rechtlos.

Ich will auf ein Beispiel zu sprechen kommen: In meinem Beitrag Rechtes Schattenland berichtete ich von der rechten Szene bei uns hier in Tostedt. Totalitäre System existieren aufgrund eines Herr-und-Knecht-Verhältnisses. Im Beitrag Bestie Mensch beschrieb ich kurz die Rollen der ‚Manager des Todes’ (Herr) und ihrer Handlungsgehilfen bzw. Handlager (Knecht). Natürlich gibt es z.B. auch in einer Demokratie diejenigen, die führen, und solche, die folgen und ausführen. Ein totalitäres System lebt aber von der besonderen Ausprägung der Beziehung zwischen Herr und Knecht. Obwohl der Begriff ‚Herr’ in der rechten Szene verpönt ist, gibt es gerade dort ‚Herren’, die das Sagen haben, die die Führung übernehmen und die Richtung vorgeben – und ‚Knechte’, die bedingungslos (gewissermaßen rechtlos) zu folgen haben.

Ich will hier die Rollen nicht weiter untersuchen, das hat u.a. Hegel in seiner Phänomenologie des Geistes getan. Darin beschäftigte sich der Philosoph ausführlich um die Dialektik von Herr und Knecht. Einen Gedanken will ich hier aber doch ausführen: Der Knecht ist zwar Knecht kraft seiner erzwungenen Unterordnung, jedoch ist der Status des Herrn von der Anerkennung seiner Herrschaft durch den Knecht abhängig. Wird diese Anerkennung bestritten, dann kann das evtl. zum Zusammenbruch des ganzen Systems führen. Zurück zu meinem Beispiel: Gefolgsleute, d.h. Handlanger, rechter Führer, die aus der Szene aussteigen (und damit den Führungsanspruch der ‚Herren’ in Frage stellen), gefährden die ‚Herrschaft’ insgesamt. Daher werden die ‚Herren’ alles tun, um solche Ausstiege zu verhindern.

So braucht unbedingt jeder, der aus der rechten Szene aussteigen will, die nötige Unterstützung von außen. Bezogen auf unseren Wohnort Tostedt bedeutet das die Unterstützung durch Jugendpflege in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen wie z.B. dem Forum für Zivilcourage oder dem Projekt „Cool & Clever“.

Herr und Knecht: Von der Literatur und Philosophie des 19. Jahrhunderts (Tolstoi und Hegel) kommt man so zur traurigen heutigen Wirklichkeit. Nur verdingen sich Menschen zu Knechten nicht der eigenen Not wegen; sie machen sich zu Sklaven einer menschenverachtenden Weltanschauung.

Filmische Impressionen vom Flohmarkt in Tostedt 2011

Endlich einmal wieder das passende Wetter für Norddeutschlands größten Flohmarkt, der (fast) immer am ersten Samstag im Oktober in Tostedt, einem kleinen Ort zwischen Bremen und Hamburg, stattfindet. Eigentlich war es (fast) schon zu warm, so sommerlich strahlte die Sonne vom Himmel. Hier filmische Impressionen „aus dem Handgelenk“ vom heutigen Töster Markt, wie man den Flohmarkt in Tostedt nennt – unter dem Motto: Ründ üm de Kark …

Flohmarkt in Tostedt 2011 – Töster Markt

Am Samstag, den 01.10., ist es im kleinen Tostedt – halbwegs zwischen Bremen und Hamburg – wieder soweit:

Der größte Flohmarkt Norddeutschlands ist ein absoluter Höhepunkt im regionalen Veranstaltungskalender. Die Aktion zieht nicht nur Besucher aus dem Umland an. Aussteller und Gäste kommen sogar aus dem benachbarten Ausland. Dänen, Holländer und Polen gehören seit vielen Jahren zum festen Bestandteil des Töster Marktes dazu. Rund 700 Aussteller bieten auf dem Flohmarkt auf ca. 6.580 Metern Standfrontfläche ihre Waren an.

Und die Wetteraussichten sind ja bestens: Spätsommerlich-warm und sonnig soll es werden. Also auf nach Tostedt …

Flohmarkt in Tostedt - Töster Markt

Flohmarkt in Tostedt – Töster Markt
Bilder aus den Jahren 2001, 2004, 2006, 2007, 2009 und 2010

Rechtes Schattenland

Am Anfang der Woche erhielt ich folgende Mail aus Buchholz/Nordheide:

Hallo,

in der vorletzten Ausgabe des Nordheide Wochenblattes vom 07.09.2011 wird auf Seite 1 ein redaktioneller Beitrag über EUCH und Ulrich Graß gebracht. Die Aktion gegen rechte Bürger u. Unternehmer ist ziemlich krass und verschärft m.E. nur die politische Auseinandersetzung zwischen rechts und links. Die Auseinandersetzung muss demokratisch und politisch geführt werden ohne den politischen Gegner in das wirtschaftliche AUS zu treiben und ihn abhängig von staatlichen Transferleistungen zu machen. Die Rechten haben genauso wie die Linke das demokratische Recht, Ihre Meinungen zu sagen. Demokratie muss das aushalten. Demokratie lebt von Mehrheiten, die sich bilden und sicher wird sich keine rechte Mehrheit in Deutschland bilden. Oder ist Euer Vertrauen in unsere Demokratie so schlecht?

Gruss …

Es geht hierbei um diesen kleinen Artikel. Ausführlicher wurde übrigens im Hamburger Abendblatt am 20.09.2011 berichtet: Mietklausel soll rechte Läden in Tostedt verhindern – Das Forum für Zivilcourage appelliert an Vermieter. Ein Zusatzparagraf im Mietvertrag soll eine Kündigung in Zukunft erleichtern.

Kreiszeitung Nordheide Wochenblatt Nr. 36 vom 07.09.2011/40. Jg.
Kreiszeitung Nordheide Wochenblatt Nr. 36 vom 07.09.2011/40. Jg.

Ich habe auf die Mail wie folgt geantwortet:

Hallo Herr …,

den Artikel habe ich erst jetzt gelesen und halte die Aktion zwar für legitim, aber auch für ziemlich überzogen. Natürlich muss die Auseinandersetzung mit den Rechten mit rechtstaatliche Mitteln geführt werden. Auch Rechte haben ein Recht auf freie Meinungsäußerung. Nur sind diffamierende Nazi-Parolen keine Meinungsäußerung mehr. Und der Aufruf zur Gewalt noch weniger. Das gilt übrigens für links wie rechts. Bedenken Sie allerdings auch den Hintergrund: Es geht um Silar und seinen Laden. Hier wird nicht nur verkauft, sondern hier werden Jugendliche rekrutiert und zur Gewalt gegen Andersdenkende angestiftet. Leider hat es die halbherzige Politik nicht geschafft, für eine Schließung des Ladens zu sorgen. Jetzt schafft es die Justiz, wobei ich diesen Kuhhandel mit Herrn Silar alles andere als gut heiße [ein Urteil gegen den Neo-Nazi Silar wg. Landfriedensbruches wurde unter der Auflage, dass er seinen ‚Szeneladen’ schließt, in eine Bewährungsstrafe umgewandelt]. Ich denke, es geht nicht darum, „den politischen Gegner in das wirtschaftliche AUS zu treiben“. Es geht darum, der Gewalt vorzubeugen – notfalls auch mit etwas ‚ungewöhnlichen’ Mitteln.

Gruß
Willi

Warum schreibe ich das? Obwohl ich über die rechte Szene in Tostedt in diesem Block schon öfter berichtete, wunderte es mich schon, dass mir diese Mail zugesandt wurde. So ganz komme ich nicht hinter den Beweggrund des Schreibers. Will hier nur einer ‚auskundschaften’, wie ich zu dieser Aktion des Forums für Zivilcourage in Tostedt stehe (anfangs heißt es dort: „… wird … ein … Beitrag über EUCH … gebracht.“)? Dem widerspricht die Einsicht: „Demokratie lebt von Mehrheiten, die sich bilden und sicher wird sich keine rechte Mehrheit in Deutschland bilden.“

Rechtes Schattenland

Vom Letzteren gehe ich aus. Trotzdem beschäftigt mich die rechte Szene und die Frage, welchen Reiz deren Gedankengut eigentlich auf Menschen hat. In meinem Beitrag über den Massenmord in Norwegen zitierte ich den Terrorismus-Experten des ZDF, Elmar Theveßen, und wiederhole seine Aussage hier noch einmal, in der er von einer Szene spricht, „die in den Krisen und Kriegen dieser Welt den großen Endkampf der Religionen – die Schlacht von Armageddon – wiederzuerkennen glaubt; die den Islam als das Böse und jeden Muslim als Feind ansieht. Und die jeden Europäer, der für Toleranz und Offenheit zwischen den Religionen, den ethnischen Gruppen und gegenüber Zuwanderern eintritt, zum Verräter stempelt, der in der großen Schlacht sterben muss. Die Anhänger dieser Theorien lesen Bücher, in denen der Generalsekretär der Vereinten Nationen der Antichrist ist, spielen christliche Ballerspiele, trainieren ihre Kinder für den Kampf und vernetzen sich quer durch Europa und die USA.“

Ganz so weit ausholen muss man wohl nicht, wenn man die Nazi-Szene in Tostedt betrachtet. Diese geben sich weniger ‚religiös’, dafür nationalistisch-sozialistisch (Ziel ist eine Volksgemeinschaft der Deutschen). Im Wesentlichen begnügt man sich mit Gespött und Denunzierungen des ‚politischen Gegners’, wobei man auch demokratisch Gesinnte bei den Linksextremen einreiht. Und es geht natürlich um Einschüchterungsversuche. Die einschlägigen rechten Blogs (z.B. logr.org/tostedtgegenlinks) werden fernab in den USA gehostet, um dem Zugriff deutscher Behörden zu entgehen. Außer Herrn Silar bleiben die Herrschaften natürlich im Anonymen. Das Ganze wirkt eher spielerisch, wären da nicht die diversen kriminellen Handlungen (Landfriedensbruch, Körperverletzung, Sachbeschädigung). Ich denke, die Herren betrachten sich als eine Art elitärer Geheimbund. Nur will man nicht die ganze Welt, sondern nur ein „Deutschland der Deutschen“ retten. Solch spätpubertäres Verhalten findet sich übrigens viel in rechten Kreisen.

Nun ich habe weiter im Internet recherchiert, das die rechte Szene natürlich zur Genüge für sich ausnutzt. Da gibt es jede Menge selbst ernannte Kreuzzügler und Tempelritter, die uns vor dem Bösen, dem Islam und den ‚Liberalen’ retten wollen. Es ist ein rechtes Schattenland, in dem viele unselige Geister spuken. Man könnte das beängstigend nennen. Ich persönlich finde das nur ‚krank’. Für heute aber genug.

Kommunalwahl 2011 in Niedersachsen

Gestern am 11. September 2011 fanden die Kommunalwahlen in Niedersachsen statt. Trotz Verlusten bleibt die CDU stärkste Kraft im Land: 37,0 Prozent der Wähler stimmten in kreisfreien Städten und in den Landkreisen sowie in der Region Hannover für die Christdemokraten. Vor fünf Jahren waren es mehr als 41 Prozent gewesen. Für die SPD stimmten 34,9 Prozent, 1,7 Prozentpunkte weniger als 2006. Die Grünen legten mit 14,3 Prozent (7,8) deutlich zu, wo hingegen die FDP um 3,3 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent abrutschte. Die Linke konnte mit 1,5 Prozentpunkten einen leichten Zuwachs auf 2,4 Prozent erreichen.

„Ganz überwiegend gibt es sehr viel Licht für die CDU in Niedersachsen“, bewertete CDU-Chef und Ministerpräsident McAllister die Wahl. Das dürften einige Bürgermeisterkandidaten seiner Partei sicherlich anders sehen: Die Oberbürgermeisterwahl in Wolfsburg hat SPD-Kandidat Klaus Dieter Mohrs gewonnen – deutlich vor Mitbewerberin und Ex-Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU).

Erfreulich ist ohne Zweifel die wieder gestiegene Wahlbeteiligung. Hier die Ergebnisse für meinen Wahlkreis, den Landkreis Harburg. Dabei ist zu bedenken, dass es z.B. in meinem Wohnort insgesamt drei Wahlen gab, die zum Gemeinderat, die zum Samtgemeinderat und die zum Kreistag.

Kommunalwahl Landkreis Harburg

Kreistag     Gemeinden  
  2011 2006 2011 2006
CDU 38,0 42,8 34,5 38,0
SPD 30,1 28,7 28,6 27,4
Grüne 16,6 9,3 12,3 6,3
FDP 4,2 9,3 3,3 6,6
Linke 1,9 2,2 1,3  
WG 7,5 7,6 18,4 20,7
Wahlbet. 54,2 49,6 54,5 49,7

Fragwürdig ist die gesetzliche Regelung des Wahlrechts. Danach ist wahlberechtigt u.a. der, der seit mindestens drei Monaten im jeweiligen Wahlgebiet, in dem dieser wählen will, seinen Wohnsitz hat. Mein ältester Sohn lebt nun seit über 16 Jahren in Niedersachsen, durfte aber an dieser Kommunalwahl nicht teilnehmen. Warum? Seit fast einem Jahr wohnt er in Göttingen. Als ersten Wohnsitz hatte er weiterhin Tostedt gemeldet. Nun hat er sich vor zwei Monaten umgemeldet und Göttingen als ersten Wohnsitz gewählt. Es greift die 3-Monatsregelung.

Nachtrag: Einzelergebnisse für Landkreis Harburg mit allen Ergebnissen für Tostedt auf tostedt.de