Ja, es ist bald soweit für meinen älteren Sohn. Nach dem Abitur in diesem Sommer beabsichtigt er, in Hamburg Physik zu studieren. Es ist zwar noch nicht alles unter Dach und Fach, aber es sieht gut aus und sollte klappen. Dann wird er auch zunächst weiterhin bei uns in Tostedt wohnen bleiben. Ihm wird es dann also nicht so gehe wie in der deutschen Filmkomödie 13 Semester (Untertitel: Der frühe Vogel kann mich mal) aus dem Jahr 2009. Der Film erzählt die Geschichte der Freunde Moritz und Dirk, die aus einem kleinen Ort in Brandenburg an die Technische Universität Darmstadt kommen, um dort Wirtschaftsmathematik zu studieren. Seit einigen Wochen ist der Film auch als DVD 13 Semester im Handel erhältlich.
Bevor nun mein Sohn für zwei Wochen nach Schweden enteilt war, haben wir uns den Film 13 Semester an einem lauschigen Ferientag angeschaut. Es ist eine durchaus gelungene Coming-of-Age-Komödie, die das reale Studentenleben sehr gut wiedergibt. Manchmal ist der Film sogar eher zu sehr „authentisch“ als komisch, wenn es z.B. auf Wohnungssuche geht. Schade nur, dass im Film nicht die heutigen Bachelorstudiengänge das Thema sind. Aber dann wäre der Film wahrscheinlich auch ziemlich unlustig …
Aber auch für alle, die kein Studentenleben in absehbarer Zeit genießen werden, ist der Film eine unterhaltsame Sommerkomödie – leichte Kost bei hohen Temperaturen.
Vier Jahre bevor Ian Fleming 1953 seinen ersten 007-Roman verfasste, erfand der Franzose Jean Bruce den Geheimagenten Hubert Bonisseur de la Bath. OSS 117, so lautet sein Deckname, kam in insgesamt über 250 Romanen zum Einsatz. Zwischen 1956 und 1970 entstanden sieben Verfilmungen; inzwischen sind mit Jean Dujardin in der Hauptrolle seit 2006 zwei neue Folgen verfilmt worden.
Frage: „Wie heißen die Chinesen, die mit den Nazis verbündet waren?“ Antwort: „Japaner!“ Top-Agent =SS 117 stellt selten die richtige Frage, und mit seinen Antworten liegt er auch meist falsch. Der Franzose verfügt über nur geringe geografische Kenntnisse jenseits französischer Landesgrenzen, ist mit den Sitten und Gebräuchen anderer Kulturen nicht vertraut. In OSS 117 – Der Spion, der sich liebte (2006) hatte der Mann mit der Kolonialherren-Mentalität seinen ersten grandiosen Filmauftritt seit 1970. Die Fortsetzung „Er selbst ist sich genug“ sahen in Frankreich 2,5 Millionen Kinobesucher – bei uns ist jetzt der im Sixties-Stil (inklusive Split-Screen) gedrehte Film als DVD: OSS 117 – Er selbst ist sich genug erschienen. Wieder mit Jean Dujardin in der Rolle des charmanten Sexisten (und Oliver Kalkofe als dessen deutsche Stimme), muss OSS 117 diesmal gegen mordlüsterne Chinesen, Altnazis mit Allmachtsfantasien und die Tücken der freien Liebe kämpfen. Bei seinen absurden Abenteuern in Rio kriegen aber längst nicht nur „Ausländer“ ihr Fett weg. Gefragt, wie er denn ein Land nennen würde, das militärisch regiert wird, in dem Zensur ausgeübt wird und es nur einen Fernsehsender gibt, antwortet OSS 117 stolz: „Frankreich.“
OSS 117: Der Spion, der sich liebte
Bei den zurzeit vorherrschenden subtropischen Temperaturen bevorzugt man gern leichte Kost. Das gilt dann auch für den kinematographischen Bereich. OSS 117 ist ein liebenswerter Trottel, der ähnlich dem Inspektor Clouseau (siehe: Kintopp – Teil 5: James Bond und Inspektor Clouseau) seine Fälle mit großem Erfolg löst. Zunächst muss man sich aber erst einmal an diesen neuen ‚alten’ Geheimagenten französischer Herkunft gewöhnen. Das dabei mit sehr viel Selbstironie gearbeitet wird, macht die neuen OSS 117-Filme dann doch sehr sympathisch. Auch überzeugt der 60er-Jahre-Stil (ich fühle mich an Filme meiner Kindheit erinnert). Highlights der neusten Abenteuer mit OSS 117 sind die fachgerechte Zubereitung eines Krokodils, eine zwerchfellerschütternde Hochgeschwindigkeitsjagd (!) im Krankenhaus und eine Reverenz an Hitchcocks Mount-Rushmore-Finale aus DER UNSICHTBARE DRITTE (sogar mit entsprechender musikalischer Anspielung) zum Showdown.
Von 1962 bis 1990 sitzt Nelson Mandela (Morgan Freeman) wegen politischer Aktivitäten in Südafrika im Gefängnis. Diese lange Zeit hinter Gittern haben ihn jedoch nicht verbittern lassen – ganz im Gegenteil: Mandela spricht am Tage seiner Entlassung im Stadion von Soweto vor 120.000 Zuschauern und wirbt für die Versöhnung der schwarzen und weißen Bevölkerung Südafrikas. 1994 wird er in freien Wahlen zum Präsident gewählt. Doch die Kluft zwischen den Schichten und Rassen des sich nur langsam verändernden Landes am Kap ist immer noch groß. Mandela greift zu einer politischen Raffinesse. Die schwarze Bewegung will die von ihnen verhassten Springboks, die Rugby-Nationalmannschaft und das nationale Symbol der Weißen, unbedingt zerstören. Doch Mandela sieht hier seine Chance. Er verhindert nicht nur die Demontage des Teams, in dessen Reihen nur ein einziger Schwarzer aufläuft, sondern bringt auch noch Teamkapitän Francois Pienaar (Matt Damon) hinter sich. Die Mannschaft soll während der Rugby-WM in Südafrika die Herzen des ganzen Landes erobern und Schwarz und Weiß vereinen. Der Kampf scheint so aussichtslos wie die Chancen der Springboks auf den WM-Titel. Mandela rückt immer näher an das Team heran und will so die Einigkeit trotz aller Vorbehalte erzwingen…
Das Sport-Wunder der Deutschen fand 1954 in Bern statt, die Südafrikaner erlebten ihres 1995 im Ellis Park von Johannesburg. Die Rugby-Nationalmannschaft des damals frisch aus der Apartheid entlassenen Landes gewann sensationell den WM-Titel durch einen 15:12-Sieg nach Verlängerung gegen den haushohen Favoriten Neuseeland. Und das mit einer Mannschaft, der Experten maximal das Erreichen des Viertelfinales zugetraut hatten. Welche unglaubliche Dynamik ein solches Großereignis innerhalb der eigenen Landesgrenzen entwickeln kann, sollte jedem noch mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland präsent sein. Ein ganzes Volk versank im kollektiven Freudentummel über ein friedliches Weltfest der Superlative. Diesen Hintergrund der Rugby-WM 1995 in Südafrika nutzt Regisseur Clint Eastwood (Gran Torino, Million Dollar Baby, Erbarmungslos) als Fundament für sein Mandela-Biopic. Obwohl er nur einen sehr begrenzten Zeitraum im Leben des Friedensaktivisten beleuchtet, ist die Auswahl des Themas wirkungsvoll, weil Eastwood anhand dieses Ereignisses Mandelas politisches Wirken anschaulich demonstriert.
Was sich Eastwood aber vorwerfen lassen muss, ist die Milde seiner monothematischen Umsetzung. Die ganze Wucht der Wut und des Hasses, den die Apartheid über die Jahrzehnte aufgestaut hat, bringt er nur ansatzweise zur Sprache. Hier tobt kein rasender Mob, allenfalls in ein paar Buhrufen für die Springboks zu Beginn des Films entladen sich negative Energien. Die Art und Weise, mit der die Versöhnung illustriert wird, offenbart zudem eine gewisse Naivität. Warum sich Schwarz und Weiß plötzlich so schnell annähern, macht „Invictus“ nicht immer nachvollziehbar. Es muss einfach als gegeben hingenommen werden. Ferner findet der Widerstand, der Mandela innerhalb dieses Prozesses durchaus entgegen schlug, nur sehr moderat Anklang. Und auch der größte Makel am WM-Triumpf der Südafrikaner wird mit keiner Silbe erwähnt. Das neuseeländische Team litt vor dem Spiel unter den Beschwerden einer Lebensmittelvergiftung, deren Verursacher nie ermittelt werden konnten. Es gab zahlreiche Gerüchte und Vermutungen über den Urheber, der aus dem Umfeld des südafrikanischen Teams stammen sollte. Beweise dafür konnte allerdings niemand vorlegen. Doch Fakt bleibt: Selbst wenn die Vergiftung eine natürliche Ursache gehabt hätte, wäre es der Chronistenpflicht Eastwoods geschuldet gewesen, dies unterzubringen, weil Neuseeland im Vollbesitz seiner Kräfte mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so knapp verloren hätte. Aber das passt eben nicht in ein Heldenepos, wie auch „Invictus“ eines ist.
Invictus – unbezwungen, jetzt auch als DVD Invictus – Unbezwungen im Handel, ist ein amerikanischer Film. Sportfilm, politischer Film, Biografie – Eastwood, inzwischen 80 Jahre alt, mischt verschiedene Genres zu einem Heldenepos, wie es wohl nur US-Amerikaner können. Alles was sich als sperrig erweist, bleibt dann natürlich außen vor. Ein solcher Film entwickelt eine eigene Logik. Trotzdem finde ich den Film sehenswert, weil er zumindest ansatzweise zeigt, was in Südafrika vor sich gegangen ist und welch beeindruckender Mensch dieser Nelson Mandela war und ist, der neben Martin Luther King und Malcolm X als wichtigster Vertreter im Kampf gegen die weltweite Unterdrückung der Schwarzen sowie als Wegbereiter des versöhnlichen Übergangs von der Apartheid zu einem gleichheitsorientierten, demokratischen Südafrika gilt und dafür 1993 den Friedensnobelpreis erhielt.
Wohl die älteste Detektivgeschichte der Weltliteratur ist die 1841 erschienene Kurzgeschichte „Der Doppelmord in der Rue Morgue (The Murders in the Rue Morgue)“ von Edgar Allan Poe. Held der Geschichte ist C. Auguste Dupin. Sicherlich ist die Auflösung des Doppelmordes etwas kurios, denn der Mörder der Pariser Frauen ist ein Orang-Utan, der seinem Halter, einem Seemann, entkommen war. Aber der Aufbau der Kurzgeschichte (Demonstration von Dupins detektivischen Fähigkeiten, Verbrechen und erfolglose Ermittlungen der Polizei, Besichtigung des Tatorts, Ermittlung und Auflösung) bietet bereits die erfolgreiche Konzeption für nahezu jede folgende Detektivgeschichte, wie zum Beispiel für Arthur Conan Doyle, der 45 Jahre später mit seiner Figur des (Dupin sehr ähnlichen) Sherlock Holmes diese Komposition noch weiter ausreizte. 1842 tritt Dupin nochmals als Hauptfigur in „Das Geheimnis der Marie Rogêt“ (The Mystery of Marie Rogêt) und 1844 in „Der entwendete Brief“ (The Purloined Letter) auf.
Damit wären wir bei Sherlock Holmes, einer vom britischen Autor Sir Arthur Conan Doyle geschaffene Romanfigur, die zur Zeit des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts als Detektiv tätig ist.
Holmes besticht durch seine neuartige forensische Arbeitsmethode, die ausschließlich auf detailgenauer Beobachtung und nüchterner Schlussfolgerung beruht. Er gilt bis heute weithin als Symbol erfolgreichen analytisch-rationalen Denkens und als Stereotyp des Privatdetektivs. Das Werkverzeichnis um den Detektiv umfasst 56 Kurzgeschichten und vier Romane.
Viele der Romane und Kurzgeschichten wurden verfilmt, hierbei stechen vor allem die zahlreichen Verfilmungen des Romans Der Hund der Baskervilles heraus. In einem Kinofilm zum Roman aus dem Jahr 1939 spielte Basil Rathbone der Figur des Sherlock Holmes. 1959 übernahm Peter Cushing die Rolle des Holmes in einer farbigen Neuverfilmung des Hound of the Baskervilles. Ab 1968 spielte er den Detektiv in einer werkgetreuen Holmes-Fernsehserie der BBC.
Was wäre Holmes ohne seinen Dr. Watson? Dr. Watson ist nicht nur der Freund und ständige Begleiter von Sherlock Holmes, sondern fungiert vor allem als erzählerisches Ich. Sherlock Holmes empfindet Watsons Pragmatismus als Bereicherung und Ergänzung seines eigenen, etwas exzentrischen Charakters und schätzt ihn als Rezipienten seiner deduktiven Schlüsse. In Doyles Erzählungen erscheint Dr. Watson als gebildeter Mann von gesundem Menschenverstand, vor dem sich Holmes‘ überragende Leistungen um so stärker abheben.
Noch etwas zum Outfit von Sherlock Holmes, das besonders auch bei uns zur Charakteristik des Detektiven beigetragen hat: Zum einen ist es der Deerstalker, ein Hut bzw. eine klassische Mütze im Karomuster. Dieser Hut findet wohl nur in einer einzigen Geschichte (The Adventure of Silver Blaze (dt.: Silberstern) als „an ear flapped traveling cap“) Erwähnung und wurde bereits in den genannten Verfilmungen mit Basil Rathbone und Peter Cushing zum typischen Markenzeichen Holmes’. Dazu gehören dann noch der Inverness-Mantel und die klobige Pfeife. Dieses populäre stereotype Erscheinungsbild des Detektivs geht auf die Illustrationen Sidney Pagets in der Zeitschrift „The Strand Magazine“ zurück.
2008/2009 wurde nun Sherlock Holmes als Abenteuer-Thriller des Regisseurs Guy Ritchie neu verfilmt. Die Rolle des Holmes wird von Robert Downey jr. übernommen, seinen Assistenten Dr. Watson spielt Jude Law. Seit einigen Wochen ist der Film auf DVD Sherlock Holmes erhältlich.
Sherlock Holmes / Trailer [deutsch]
Zum Inhalt: Ende des 19. Jahrhunderts wird London von einer Reihe von Ritualmorden erschüttert. In buchstäblich letzter Sekunde gelingt es Sherlock Holmes (Robert Downey Jr.) und seinem Partner Dr. Watson (Jude Law), eine weitere Tat zu verhindern und den Mörder zu stellen. Unter der schwarzen Kutte verbirgt sich niemand Geringeres als Lord Blackwood (Mark Strong), der nun einem Ende am Galgen entgegensieht. Doch dem Eingekerkerten scheint seine Situation nicht allzu viel auszumachen. Stattdessen verkündet er Holmes, dass er mit bösen Mächten im Bunde stünde und nach seinem Tod noch drei weitere Menschen sterben würden. Während der Privatdetektiv die Drohung zunächst noch als bloßen Humbug abtut, kommen tatsächlich erste hochrangige Mitglieder der Londoner Gesellschaft auf merkwürdige Weise ums Leben. Bei der Exhumierung von Blackwoods Leiche stellt sich außerdem heraus, dass es sich inzwischen ein anderer Toter im Sarg des Mörders bequem gemacht hat. Es ist nun an Holmes, das mysteriöse Treiben als Scharlatanerie zu entlarven oder sich einzugestehen, dass hier tatsächlich überirdische Mächte ihre Späßchen treiben …
Der Film besticht zunächst durch seine an gotische Malerei mahnende Atmosphäre. Diese Anklänge an die Gotik finden sich auch im sonstigen Design des Films wieder. Das Neuerschaffen des Londons zu Zeiten der industriellen Revolution ist den Setdesignern und CGI-Animatoren ganz hervorragend gelungen. Innerhalb dieser Kulisse entstand ein Abenteuer-Thriller, der wenig mit älteren Verfilmungen zu tun hat. So wurde auch auf die für Holmes anscheinend so typische Mode (Deerstalker-Hut und Inverness-Mantel) verzichtet. Wer trägt auch schon einen Jagdhut mitten in der Stadt? Dass sich Holmes in der Neuauflage neben seinem überragenden Intellekt auch mit seinen Fäusten zu wehren versteht, ist allerdings keinesfalls allein aktuellen Sehgewohnheiten geschuldet, sondern bereits in den literarischen Vorlagen verankert. Schließlich fühlt sich Holmes nicht nur in seinem Labor, sondern auch im Boxring (er beherrscht die Kunst des Bartitsu) zu Hause.
Natürlich ist dieses ein ziemlich moderner Holmes-Film. Wie in Iron Man mimt Downey Jr. den Helden auch hier mit der ihm eigenen Mischung aus verschmitztem Understatement und trockenem Humor und avanciert ähnlich wie Johnny Depp in den Fluch der Karibik-Filmen zu einer Attraktion, die notfalls auch ohne den Film um sich herum bestehen könnte. Jude Law wiederum kommt die schwierige Aufgabe zu, Dr. Watson auf der einen Seite als väterlichen Freund zu spielen, der den depressiven Holmes wieder aufzurichten versucht. Andererseits ist dieser Dr. Watson keinesfalls so sehr über jeden Zweifel erhaben, wie man es aus anderen Verfilmungen gewöhnt ist. Stattdessen muss Holmes selbst kleine Beträge für ihn verwahren, weil sie sonst Watsons Spielsucht zum Opfer fallen würden.
Etwas weit hergeholt ist dann der Mystery-Krimi-Plot. Dieser ist zwar stimmig und findet seine Auflösung in natürlichen Hilfsmittelchen. Hier darf Holmes dann auch seine ganzen analytischen Fähigkeiten zeigen. Und das Ende verrät uns, dass es mit Sicherheit auch einen zweiten Teil geben wird, in dem Professor Moriarty, der „Napoleon des Verbrechens“ und in der Literatur Holmes’ Gegenpart, auftreten wird.
Nun als Fan von alten Detektivgeschichten á la Edgar Allan Poe und Arthur Conan Doyle war ich natürlich gespannt auf diesen Film. Auch wenn er nicht das hielt, was die literarischen Vorlagen versprechen, war ich doch ganz angetan von ihm. Eben Popcornkino. Sherlock Holmes ist ein Blockbuster, der für einen Abend ganz gut unterhält.
Übrigens: Es gibt noch einen weiteren Sherlock Holmes-Film, der noch ungesehen bei uns im DVD-Ständer steht. Pünktlich zum „Sherlock Holmes“ des Guy Ritchie meldeten sich die Kreativköpfe der Low-Budget-Schmiede The Asylum zur Stelle mit ihrer dreisten Version eines Abenteuers des berühmten Detektivs. Trotz aller budgetbedingten Mängel und ohne jede Rücksicht auf irgendeine Literaturvorlage des (trotzdem unverdrossen im Titel bemühten) Arthur Conan Doyle wimmelt es darin vor Monstern, Sauriern und Explosionen, und sogar für einen Flugdrachen mit Feuergefecht über dem Buckingham Palace ist gesorgt. Zuweilen stimmungsvoll, nicht schlecht gespielt, ist der Film etwas für Fantasy-Vielseher. Zum Inhalt dieser Version: Vor der britischen Küste ist ein Schiff mit wertvoller Fracht gesunken, der einzige Überlebende berichtet von einem Angriff durch ein Seemonster. Und auch im viktorianischen London häufen sich Vorfälle, in die angebliche prähistorische Dinosaurier verwickelt sind. Der geniale Detektiv Sherlock Holmes und sein treuer Gehilfe Dr. Watson nehmen sich des Falles an und stoßen nach einigen Umwegen auf einen wahnsinnigen Wissenschaftlers, der, nach einem Unfall verkrüppelt, auf seine Weise Rache am Vaterland und der Queen zu nehmen beabsichtigt.
Das Thema ist in der Literatur und im Film nicht neu: Ein älterer Mann verfällt einem jungen Mädchen. Vor über 100 Jahren schrieb Heinrich Mann seinen Professor Unrat, der als Der blaue Engel mit Marlene Dietrich verfilmt wurde. Und der Roman Lolita von Vladimir Nabokov (1955), der gleich mehrmals verfilmt wurde, gab der Gattung gewissermaßen ihren Namen: Lolita als Synonym für eine Kindfrau.
Aber auch in der neueren Literatur stoßen wir öfter auf in die Jahre gekommene Herren, die sich von jungen Frauen betören lassen (siehe u.a. meinen Beitrag Alterssex in der Literatur), zuletzt in Martin Walsers Angstblüte.
Je nach Standpunkt werden solche literarischen Werke für “schwitzige, sabbernde Altmännerfantasie” gehalten, während andere diese als “wunderbar schamlose Altherrenerotik” betrachten.
In dem Film Das Mädchen aus Monacoist der Pariser Staranwalt Bertrand (Fabrice Luchini) ein wortgewandter, kluger Mittfünfziger, der nach Monaco gerufen wird, um eine reiche Dame (Stéphane Audran) in einem vertrackten Mordprozess zu vertreten. Sein Auftraggeber stellt ihm den Personenschützer Christophe (Roschdy Zem) an die Seite, da Übergriffe russischer Gangster befürchtet werden. Recht bald wird klar, dass Bertrand so etwas wie ein von Frauen überforderter Womanizer ist. So sicher und überlegen er im Gerichtssaal wirkt, so verschüchtert und hilflos agiert er auf der Bettkante, von der er selbst eine attraktive, knapp bekleidete Frau stößt, die es kaum fassen kann. Als die junge Audrey (Louise Bourgoin in ihrer Debütrolle) die Verführung Bertrands in Angriff nimmt, verfällt er den erotischen Avancen der schamlosen Schönheit und wird in einen zunehmenden Gefühlsschlamassel gezogen. Die Dinge werden noch komplizierter, als sich herausstellt, dass auch der Bodyguard mal eine Affäre mit Audrey hatte …
Nun der Film besteht eigentlich aus drei Handlungssträngen: Zuerst ist es der Mordprozess, in dem der Staranwalt die Verteidigung übernimmt. Dann ist es die ungewöhnliche Freundschaft zwischen diesem und seinem Bodyguard; zuletzt natürlich die Beziehung der beiden Männer zu der jungen Frau. Die besonders in Frankreich prominenten Darsteller Fabrice Luchini – weißhäutig, wabbelig und gebildet, ein Mann des Wortes – und Roschdy Zem – braungebrannt, durchtrainiert und animalisch, ein Mann der Tat – spielen das gegensätzliche Männer-Duo, das der selben Dame verfällt. Ihre Freundschaft, wenn man es so nennen darf, beruht auf Respekt vor der Arbeit des anderen. Das führt am Ende sogar soweit, dass der eine für die Taten des anderen einsteht. Aber ich möchte nicht zuviel verraten.
Eindeutig im Mittelpunkt stehen vor allem der Staranwalt und das Mädchen und wie dieses den Staranwalt ‚um den Finger wickelt’. Der Maître ist fasziniert von der blonden Schönheit, von ihrer Jugend und auch von ihrer Schamlosigkeit, von der er kosten darf. Er ist hin- und hergerissen zwischen seiner Begierde und seinen Gefühlen. Was kann ein in die Jahre gekommener Mann wie er von einem Mädchen wie Audrey erwarten? Erst spät erkennt er, dass er nur Mittel zum Zweck ist. Und das führt dann auch zur Katastrophe.
Die turbulente Sommerkomödie avancierte übrigens zum Publikums-Hit in Frankreich. Die Komik entsteht aus den Figuren und den geschliffenen Dialogen. Monaco bietet mit seinem Operettendekor die optimale Kulisse für diese charmante Tragikomödie.
Sicherlich erfindet dieser Film das Thema nicht neu. Aber es bietet andere Nuancen, die dann auch den Reiz dieses Filmes ausmachen. Und es ist ein französischer Film. Wer wie ich selbst in die Jahre gekommen ist, macht sich natürlich ‚seinen Reim’ auf solche Filme. Wie gut, dass ich glücklich verheiratet bin und sich schon von daher die Avancen junger Damen in Grenzen halten :-).
Die junge TV-Produzentin Abby Richter (Katherine Heigl) bestimmt in der lokalen Fernsehstation A.M. Sacramento den Takt und hat alles fest im Griff. Nur die Quoten ihrer Morningshow bereiten ihr Probleme. Ihr Boss Stuart (Nick Searcy) gerät bei den Senderchefs zunehmend unter Druck. Stuarts rettende Idee: Er verpflichtet den Supermacho Mike Chadway (Gerard Butler), der mit seiner Show „Die nackte Wahrheit“ im offenen Kanal erfolgreich chauvinistische Lebensratschläge verteilt. Mike nimmt kein Blatt vor den Mund, aber das Publikum liebt seine direkte Art – womit er nun auch A.M. Sacramento zu durchschlagendem Erfolg verhilft und die Quoten der Morgenshow wieder nach oben bringt. Abby ist zunächst nur angewidert von dem derben Kerl, aber das ändert nichts an dem Fakt, dass sie zur Zusammenarbeit mit ihm gezwungen ist.
Nach Meinung von Mario Barth sind alle Männer nicht nur Schweine, sondern primitiv, wenn auch glücklich. In dem Film Die nackte Wahrheit begegnen wir der US-amerikanischen Variante dieses Herrn Barth. Auch für Supermacho Mike Chadway sind alle Männer im Grunde gleich. Sie wollen nur das Eine. Und hätten sie die Wahl zwischen einem romantischen Abendessen bei Kerzenschein mit einer schönen Frau – und dem Beisein bei einer Schlammschlacht zwischen zwei leicht bekleideten Fräuleins im Kinderbassin mit nach Erdbeere schmeckendem Glibber – sie würden Letzteres wählen.
Die nackte Wahrheit ist eine recht merkwürdige Mischung aus bissigen Dialogen, plattem Witz und satirischen Elemente. Da geht doch einiges verbal unter die Gürtellinie, wie sollte es bei einem Macho dieser Kategorie auch anders sein. Immerhin gehen beide Hauptdarsteller ihre Rollen mit dem nötigen Esprit an, sodass der Geschlechterkampf nicht in Platituden untergeht.
Natürlich stellt sich die Frage, wie Männer (und Frauen) wirklich sind. Wenn der Film hierzu die Antwort wüsste, dann wären viele Eheberater, Psychologen, Komödienschreiber und auch Witzbolde wie Mario Barth sehr schnell arbeitslos.
Übrigens: Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Und so finden am Ende des Films die so unterschiedlichen Protagonisten zusammen und werden ein Paar (Hoffentlich habe ich nicht zu viel verraten – aber irgendwie war das absehbar!).
Die nackte Wahrheit – Neuer Deutscher Trailer (OT: The Ugly Truth)
Da der Beamer samt 5.1-Tonanlage bereits im Keller aufgebaut war, mit meinem jüngsten Sohn guckte ich mir letzten Freitag Avatar – Aufbruch nach Pandora an, gab es am Samstag den nächsten Film, den ich mir jetzt mit meinen beiden Söhnen im Großformat anschaute: 2012 in der Regie von Roland Emmerich.
Das Jahr 2012 taucht im Titel einer Reihe esoterischer Bücher auf. Eine bestimmte Zahlenkonstellation des Maya-Kalenders (Schöpfungstag) am 21. Dezember 2012 wird zum Anlass genommen, sowohl das Ende der Welt in ihrer bisherigen Form, als auch den Aufstieg der Menschheit in eine neue spirituelle Dimension zu datieren.
Der Film 2012 basiert auf der Idee, dass nach dem Ende der Langen Zählung des Maya-Kalenders die Welt im Jahr 2012 untergehen wird. Dabei greift der Film die von Charles Hapgood 1958 vorgestellte Hypothese der Erdkrustenverschiebung auf, die mit zahlreichen Begleitphänomenen (Erdbeben, Vulkanausbrüche, Flutwellen) zum Weltuntergang führt.
2012 / Trailer [deutsch]
Roland Emmerich, der den Beinamen “schwäbischer Spielberg” erhielt, ist bekanntlich der Meister des Katastrophenfilms. In 2012 zieht er erneut alle Register, um uns visuell den Weltuntergang nahe zu bringen: Erdbeben ohne Ende, Megatsunamis und Vulkanausbrüche. Alles natürlich äußerst klischeehaft serviert und mit reichlich Pathos gewürzt. Obwohl ich alles andere als ein Geophysiker bin, kommt mir vieles in dem Film sehr weit hergeholt vor. Meine beiden Söhne konnten sich das Lachen am Ende nicht verkeifen. Sicherlich sind die visuellen Effekte ziemlich sensationell, aber die Story hinkt auf beiden Beinen: Wie die Erde nach einigen Wochen wieder zur Ruhe kommt, obwohl sich die Kontinente radikal verändert haben, mag nur in einem Film von Roland Emmerich Wirklichkeit werden.
Schlimm, wenn vielleicht auch durchaus real, ist die Botschaft des Films (wenn der Film neben der Zurschaustellung von Katastrophen überhaupt eine Botschaft hat): Nur wer Geld hat oder sonstwie zu den Oberen gehört (Politik, Militär und einige Wissenschaftler) kann sich ein Überleben sichern. Da wirkt die Opferbereitschaft des amerikanischen Präsidenten vielleicht mildernd, am Ende aber doch nur übertrieben pathetisch. Und auch der italienische Ministerpräsident (doch wohl nicht Berlosconi?) verbleibt wie ein guter Kapitän auf dem untergehenden Schiff Italien. Immerhin wird die deutsche Bundeskanzlerin geret-tet-tet.
Es ist der erfolgreichste Film aller Zeiten mit einer Einspielsumme von über 2,7 Milliarden US-Dollar: James Camerons Avatar – Aufbruch nach Pandora. Der Film vermischt real gedrehte und computeranimierte Szenen. Große Teile des Films wurden in einem virtuellen Studio mit neu entwickelten digitalen 3D-Kameras gedreht. Seit einigen Tagen ist der Film u.a. als DVD Avatar – Aufbruch nach Pandora im Handel zu beziehen.
Ähnlich wie bei den sechs Episoden von Star Wars, so sollte man sich diesen Film möglichst auf einem großen Bildschirm oder per Beamer auf einer großen Leinwand anschauen. Nur so lohnt sich das Gucken und Hören – trotz 2D. So baute ich am letzten Wochenende den Beamer samt 5.1-Tonanlage im Keller auf und guckte mir den fast dreistündigen Film mit meinem jüngeren Sohn an.
Ohne Zweifel ist Avatar – Aufbruch nach Pandora ein von der Optik bahnbrechendes Werk. Wenn der Film voraussichtlich im August noch einmal in die Kinos kommt, dann kann ich mir gut vorstellen, diesen Film einmal dort, allerdings in einem 3D-Kino, anzusehen.
Eigentlich stehe ich solchen mit Superlativen ausgestatteten Machwerken immer skeptisch gegenüber. Was mich ziemlich früh für diesen Film eingenommen hat, war die Kritik konservativer Kreise in den USA, die dem Film Antiamerikanismus vorwarf. Was muss ein so typisch amerikanischer Film haben, wenn man ihm Antiamerikanismus vorwirft?
Worum geht es in dem Film?
Im Jahr 2154 sind die Rohstoffvorkommen der Erde erschöpft. Die Menschen haben begonnen, in den Weiten des Alls nach Alternativen zu suchen. Federführend ist der Konzern Resources Development Administration (kurz RDA), ein Raumfahrt-Konsortium, das auf Pandora, einem erdähnlichen Mond eines fiktiven Planeten namens Polyphemus im Sternsystem Alpha Centauri, Tagebau betreibt. Der Abbau des begehrten Rohstoffs Unobtanium erweist sich trotz angeschlossener Militärbasis als äußerst schwierig. Pandora ist von einer für Menschen giftigen Atmosphäre umgeben und zudem Lebensraum vieler gefährlicher Tiere und einer intelligenten humanoiden Spezies namens Na’vi.
Zur Kontaktaufnahme mit dieser großgewachsenen und im Einklang mit der Natur lebenden Spezies der Na’vi wurde vom RDA-Konzern das Avatar-Programm ins Leben gerufen. Dieses enthält die künstliche Erschaffung von Wesen, Avatare genannt, aus menschlicher und Na’vi-DNS, die den Ureinwohnern sehr ähnlich sehen (im Gegensatz zu den Na’vi haben diese Chimären an jeder Hand fünf statt nur vier Finger und an den Füßen fünf statt vier Zehen) und die mittels Gedankenverbindung von jeweils einem bestimmten Menschen gesteuert werden. Mit Integration dieser Avatare in die Gemeinschaft der Na’vi soll der Einfluss der Menschen auf die Eingeborenen erhöht werden, um diese für ihre Zwecke zu gewinnen. Leitende Wissenschaftlerin dieses Programms ist Dr. Grace Augustine, deren Absichten im Gegensatz zum RDA-Konzern nicht auf Profit-Interessen beruhen. Vom harmonischen Gleichgewicht der Lebenswelt und ihrer Bewohner auf Pandora fasziniert (beispielsweise von der neuronalen Vernetzung aller Bäume), ist sie mit ihrem gesamten Mitarbeiterstab den Na’vi freundlich gesinnt. Seit jedoch ein erster „Missionierungsversuch“ (Bau von Schulen, Bereitstellung medizinischer Ausrüstungen etc.) offenbar fehlschlug, scheint der Konzern seine Interessen auf militärische Weise durchsetzen zu wollen, was wiederum zu Spannungen zwischen Dr. Augustine und der Betriebsleitung in Gestalt von Parker Selfridge führt.
Im weiterem Mittelpunkt des Films steht der frühere US-Marine Jake Sully, der in seinem Avatar Neytiri, die Tochter des Omaticaya-Häuptlings Eytukan, kennen lernt. Er wird bei den Na’vi aufgenommen. Durch seine Präsenz gewinnt Jake Sully das Vertrauen der Na’vi. So ermöglicht er den Wissenschaftlern erneute Kontakte mit dem Naturvolk. Die Betriebsleitung versucht ebenfalls, den wachsenden Einfluss von Jake Sully für ihre Zwecke zu nutzen. Dabei soll dieser die Omaticaya überzeugen, ihren Lebensbaum zu verlassen, damit das Unobtanium unter dem Baum abgebaut werden kann.
Nach der mit Neytiri gemeinsam verbrachten Nacht wird Jake Sully Augenzeuge, wie Bulldozer einen der heiligen Orte der Na’vi (Baum der Stimmen) zerstören. Er will sie aufhalten und beschädigt dabei die Orientierungskameras einer der Maschinen. Als er in der Zentrale erkannt wird, scheint die Situation zu eskalieren. Das Militär übernimmt das Labor, unterbricht alle Schnittstellen zu den Avataren und bringt Sully und die Wissenschaftler zum Stützpunkt zurück. Nicht zuletzt auch wegen der Aussage von Sully in seinem Video-Tagebuch, dass die Omaticaya ihren Lebensbaum niemals freiwillig aufgeben werden, drängt nun Colonel Quaritch die Betriebsleitung um Selfridge auf ein militärisches Eingreifen.
Natürlich ist der Plot des Films in guter, alter Hollywood-Manier gestrickt. Also eigentlich nichts Außergewöhnliches. Was den Film heraushebt, sind die Bilder selbst, die diesen Film sicherlich in 3D-Technik geradezu zu einem Erlebnis machen: Man sieht diesen Film nicht mehr allein, man erlebt ihn. Es ist wirklich beeindruckend, was James Cameron mit neuester Technik auf die Leinwand zaubert. Über Beamer betrachtet erahnt man, was da in einem 3D-Kino auf einem zukommt. Und da mir die ökologische Botschaft des Filmes gefällt, kann ich diesen Film für die, die ihn bisher noch nicht gesehen haben, nur weiterempfehlen.
Jomar raucht, schläft und trinkt ziemlich viel – mit Vorliebe hochprozentigen Alkohol. Seit ein Unfall seine Sportkarriere beendet hat, gibt er sich als Liftwärter in der verschneiten Einöde Norwegens seinem Selbstmitleid hin. Als Jomar erfährt, dass er einen vierjährigen Sohn hoch im Norden haben soll, begibt er sich mit seinem Schneemobil und einem Fünf-Liter-Kanister Alkohol als einzigem Proviant auf eine ebenso kuriose wie poetische Reise. Unterwegs durch atemberaubende Landschaften Richtung Polarkreis begegnen ihm allerhand seltsame Gestalten.
Im ersten Spielfilm Nord von Rune Denstad Langlo wird der Zuschauer mit einer ganzen Reihe von originellen Typen und skurrilen Situationen konfrontiert. In dem schwach besiedelten Königreich Norwegen wird wenig gesprochen und viel getrunken, das ist auch im Ausland nicht unbekannt. Doch wie viele Absurditäten auf einen gen Polarkreis reisenden jungen Mann warten, das ist nicht nur überraschend, sondern auch fast immer unterhaltsam.
Für meinen jüngsten Sohn war der Film dann doch etwas zu lakonisch. Aber spätestens bei dem alten lebensmüder Mann in der Tracht der Samen, der in einem Zelt mitten in einem Schneefeld lebt, um auf den Tod zu warten, musste er doch lachen: Der alte Mann lässt sich von seinem Vorhaben weder von seiner ihn kurz besuchenden Tochter noch von Jomar abhalten. Der Abgang des Greises ins Jenseits gehört zu den besten und poesievollsten Szenen eines Films, der auf ein Hollywood-Happyend verzichtet, aber die Hoffnung vermittelt, dass der zornige Jomar auf der langen Reise zum kleinen Sohn und der verlorenen Geliebten sein inneres Gleichgewicht wieder gefunden hat.
Um sein Selbstbewusstsein und seine Durchsetzungskraft zu verbessern, besucht der Architekturstudent Frank Kurse der Scientologen. Er nimmt seine Frau Gine mit, die nach anfänglicher Skepsis bald ihre ganze Kraft und ihr Geld für die Sekte einsetzt. Das bleibt nicht ohne Folgen für Töchterlein Sarah. Daher sucht Frank Abstand zur Gemeinschaft, wird aber psychisch unter Druck gesetzt. Auch von Gine, die nicht bereit ist, sich von der Sekte zu trennen. Schließlich kämpft Frank vor Gericht um das Sorgerecht für die kleine Sarah.
Gestern lief in der ARD der Fernsehfilm „Bis nichts mehr bleibt“ (in der ARDMediathek ab 20 Uhr im Netz aufrufbar). Der Film erzählt, mit welch raffinierten Methoden es der Organisation Scientology immer wieder gelingt, Menschen von sich abhängig zu machen.
Im Anschluss gab es eine Diskussion in der Sendung Hart aber fair zum Thema „Sekten, Gurus und Gehirnwäsche“: Ein Glauben, der scheinbar alles erklärt, eine Welt, die keine Fragen mehr zulässt – Sekten oder Organisationen wie Scientology haben eine unheimliche Anziehungskraft. Warum suchen Menschen Halt bei solchen modernen Seelenfängern? Wie gefährlich sind deren Methoden?
Immer wieder macht die von L. Ron Hubbard gegründete Sekte Scientology in Deutschland Schlagzeilen. Sie selbst versteht sich als Kirche mit Alleingültigkeitsanspruch.
Scientologys Praktiken werden als Manipulationstechniken betrachtet. Rekrutierungsbestrebungen von Scientology, so ein Vorwurf, konzentrieren sich zum Teil ganz bewusst auf Menschen, die eine Krisensituation in ihrem Leben erreicht haben und deswegen besonders anfällig für Rekrutierungsbemühungen sind.
Ziel des Scientology ist es mittels körperlicher und geistiger Reinigungs- und Bearbeitungsprozesse den Clear-Status erreichen. In diesem anzustrebenden Zustand, der durch das Durchlaufen eines detailliert beschriebenen Programms zu erzielen sei, soll die Person von ihrem „reaktiven Verstand“ befreit werden, der sie zuvor dazu gezwungen habe, auf der Grundlage traumatischer Erfahrungen zu handeln. Ein wesentlicher Kritikpunkt ist, dass diese Programme, die zur einer körperlichen und geistigen Reinigung führen sollen, viel Geld kosten, sodass sich viele der Anhänger finanziell ruinieren.
Die Scientology gründet sich nach meiner Meinung auf eine sehr abstruse Mischung verschiedene Philosophien und formt daraus ein Weltbild mit Elementen aus der Science fiction. Durch Techniken, die aus der Psychoanalyse entliehen sind, soll der Anhänger auf den ‚richtigen’ Weg gebracht werden. Weicht einer von diesem Weg ab, dann ist man durchaus bereit, psychischen Druck auszuüben. Es dreht sich alles nur noch um die Gemeinschaft; Menschen der Außenwelt werden schnell zu „Unterdrückerischen Personen“ erklärt und sind strikt zu meiden. Was eigentlich der Befreiung (Clear-Status) dienen sollte, wird zu einem Prozess der Abhängigkeit. Es ähnelt einer Rekrutierung williger Streiter. Hinzu kommt die wirtschaftliche Macht, die Scientology weltweit errungen hat und weiterhin steigert. Welche Firmen direkt oder indirekt zu Scientology gehören, mag dahingestellt sein (UPS, Warsteiner – auch Lidl?). Für mich ist diese Sekte ein vorrangiges Wirtschaftsunternehmen, dass zielstrebig seine unteren Mitglieder abzockt, um seine Macht weiter auszubauen. Es dürften nur wenige sein, die eigentlich wirtschaftlich profitieren.
Nach Mario Barths Meinung (selbsternannter Experte in Sachen ‚Beziehung von Mann und Frau’) sind die Männer zwar primitiv, aber glücklich. Der Barth muss es wohl wissen. Nun in der deutschen Komödie, in der es um Männerherzen geht, sind die ‚Herren der Schöpfung’ zunächst nicht so glücklich – es sind nun einmal keine Experten a la Barth, und so haben sie mehr oder weniger große Probleme mit der ‚holden Weiblichkeit’.
Das Sportstudio „Fitnessworld“ in Berlin, ein Hort wahrer Männlichkeit: Philip (Maxim Mehmet) ist ein sympathischer Träumer, der plötzlich seinen Arsch hochkriegen muss, als seine Freundin Nina (Jana Pallaske) ihm ihre Schwangerschaft eröffnet. Philips erfolgreicher Freund Niklas (Florian David Fitz) hat sein weiteres Leben bereits komplett durchgeplant – seinen Job bei einer Werbeagentur, seine anstehende Hochzeit mit Laura (Liane Forestieri) und den Kauf eines schicken Eigenheims. Musikproduzent Jerome (Til Schweiger) legt zwar privat jede Frau flach, die nicht bei drei auf den Bäumen ist, aber beruflich muss er aktuell zurückstecken. Statt seines bevorzugten Elektrosounds soll er den philanthropischen Schlagersänger Bruce (Justus von Dohnányi – wohl die ‚interessanteste’ Rolle) produzieren. Seit einem tragischen Unfall hat U-Bahn-Führer Roland (Wotan Wilke Möhring) sein Temperament nicht mehr unter Kontrolle. Seine Frau Susanne (Nadja Uhl) hat ihn wegen seiner cholerischen Ausraster bereits verlassen. Der Beamte Günther (Christian Ulmen – wieder sehenswert) ist ein ganz armes Würstchen. Erst als er Tierfutterfachverkäuferin Susanne kennenlernt, eröffnet sich ihm zum ersten Mal seit Langem ein kleiner Hoffnungsschimmer…
Der Film Männerherzen ist ein harmloser Spaß. Wie jeder Ensemblefilm so kämpft auch dieser mit demselben Problem: Weil aufgrund der schieren Anzahl an Figuren jede einzelne nur bis zu einem gewissen Grad ausgearbeitet sein kann, bleibt natürlich einiges auf der Strecke. Aber für eine Komödie reicht es allemal.
Wenn Männer ihre ureigenste Rolle spielen und als Männer auftreten, dann müssen leider wie auch in diesem Film jede Menge Klischee bemüht werden. Aber auch das tut dem Film keinen Abbruch: Am Ende findet jedes Pöttchen doch noch sein Deckelchen: Happy End nennt man das auch bei uns. Ich habe mich mit meinen Lieben auf jeden Fall ganz gut amüsiert.