Kategorie-Archiv: Fußball: Welt- und Europameisterschaften

Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006/2010 & Europameisterschaft 2008

Der erste Stern für Spanien

Gratulation an die Niederlande (warum assoziiere ich das immer mit Niederlage?) zum dritten halben Stern. Schon zum dritten Mal sind sie Vize-Weltmeister, ist doch auch etwas. Und da die Schiedsrichter bei dieser Fußball-WM in Südafrika oft so schlecht waren, warum sollte es da beim Endspiel gegen Spanien besser sein? Spanien ist Weltmeister, zum ersten Mal, und für die Niederländer (oder sagt man doch eher Holländer) ist der Sündenbock schnell gefunden. Die Elftal fühlt sich von Finalschiedsrichter betrogen: Kurz vor dem Tor durch Andres Iniesta verweigerte der 38-Jährige den Holländern einen klaren Eckball, ein angebliches Foul an Eljero Elia blieb ungeahndet. Das der Spiel ab der 30. Minute anders verlaufen wäre, wenn der Schiedsrichter nicht so viel Erbarmen mit dem Kung-Fu-Treter Nigel de Jong gehabt hätte (ein klareres Rot gibt es nicht), davon schweigen unsere Nachbarn in Orange natürlich.

So wie die FIFA zunächst zu den vielen Fehlentscheidungen bei dieser WM schwieg. Inzwischen hat wohl FIFA-Chef Blatter begonnen, umzudenken: Videobeweis und Co. sind zurück auf der Agenda. Lassen wir uns überraschen.

Als mehr oder weniger Fußballbegeisterter lässt man sich vor einem Turnier wie diesem natürlich hinreißen, gibt Tipps für die einzelnen Spiele ab und tippt auch, wer Weltmeister werden könnte. Mein Tipp war natürlich Spanien, ehrlich! Aber da viele meiner Tipps mit den tatsächlichen Resultaten nur selten übereinstimmen wollten, Spanien zudem gegen die biederen Eidgenossen das Auftaktspiel verlor, wurde ich wie die vielen anderen Fußballexperten in unserem Land schnell kleinlaut.

Aber jetzt ist alles vorbei, die WM 2010 ist Geschichte und Spanien (dank Schiedsrichter, aber auch dank der eigenen Leistung) verdienter Weltmeister – und auch Deutschland, trotz nationaler Trauer nach der Halbfinalniederlage (eben gegen jene Spanier, die jetzt Weltmeister wurden), hat ein hervorragendes Turnier gespielt. Nicht umsonst wurden mit Özil und Schweinsteiger zwei deutsche Spieler für den Goldenen Ball als bester Fußballspieler des Turniers nominiert – es gewann dann überraschend oder nicht unverdient der Uruguayer Diego Forlán, übrigens ein Mann mit Fuß und Köpfchen. Von Wayne Rooney, Cristiano Ronaldo, Kaká und auch von Lionel Messi wurde in diesem Zusammenhang nicht gesprochen.

Gleich zwei Auszeichnungen sahnte Thomas Müller ab, der zu Recht die Nummer 13 auf dem Rücken trug (Namensvetter Gerd Müller lässt grüßen): Er wurde nicht nur bester Nachwuchsspieler dieses Turniers sondern auch Torschützenkönig. Gratulation an ihn – und nochmals an die gesamte deutsche Mannschaft. Im Spiel gegen Spanien habt ihr zwar euren Meister gefunden, aber gegen England und Argentinien habt ihr gezeigt, welches Potential in euch steckt – für die Zukunft (z.B. die Europameisterschaft 2012) darf man auf mehr hoffen.

In die allgemeine Begeisterung für den Bundestrainer Joachim Löw kann ich leider nicht so ohne Weiteres einstimmen. Ich verstehe auch nicht den Zirkus, den er um seine Vertragsverlängerung macht. Sicherlich sei ihm eine Denkpause vergönnt. Aber das sieht mir bei ihm eher nach einer „Bittet-mich-und dankt-mir!“-Aktion aus, die sicherlich seinem Ego gut tun mag, aber eigentlich nur lächerlich ist. Auch etwas peinlich darf man berührt sein, wenn man folgendes Video sieht: Löw schnüffelt und popelt. Löws Einwechselungen konnte ich leider nicht immer nachvollziehen. Ich hoffe, Mario Gomez ist endlich zu den Akten gelegt – und Marko Marin bekommt seine längst fällige Chance. Und Michael Ballack – auch ein Fall für die Akten!

Das Ende vom großen Traum

Der Respekt war zu groß vor dem spanischen Team. So fehlte der Mut, der die deutsche Mannschaft gegen England und Argentinien bis ins Halbfinale gebracht hatte. Orakeltintenfisch Paul aus dem Sealife in Oberhausen hatte also Recht: Nicht Deutschland, Spanien zog nach einem knappen 1:0-Sieg ins Finale um die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika.

Dass die Enttäuschung für die vielen jungen deutschen Spieler groß ist, ist nachvollziehbar. Aber der Anspruch war auch groß und wuchs mit jedem gelungenem Spiel in der OK-Runde (4:1 gegen England, dann auch für mich sehr überraschend 4:0 gegen Argentinien, zuvor noch als einer der Anwärter auf den Titel gehandelt): Wer hoch steigt, kann auch tief fallen! In Spanien nun, das schnell zu seinem gewohnten Kurzpassspiel fand und den deutschen Spielern wenig Raum zur Entfaltung ließ, fand die deutsche Mannschaft ihren Meister.

Man mag nach den Ursachen dieser Niederlage suchen. Sicherlich fehlte der gesperrte Thomas Müller, der in den bisherigen Spielen fast schon zum Superstar avancierte und durch den Hamburger Trochowski nur unzureichend ersetzt wurde. Seine Auswechslung kam dann nach meiner Meinung auch etwas spät.

Miroslav Klose hat mit seinen vier Toren das Vertrauen, das der Bundestrainer Joachim Löw in ihn gesetzt hat, gerechtfertigt, was man von Mario Gomez leider nicht behaupten kann. Warum Löw den Münchner Gomez auch in diesem Spiel, wenn auch spät, eingewechselt hat, bleibt sein Geheimnis. Und warum Löw gerade auch gegen die Spanier auf Marko Marin verzichtete, kann ich nicht nachvollziehen. Okay, Marin spielt auf links, Müller, der ersetzt werden musste, spielt im rechten offensiven Mittelfeld. Mit Marin wäre auf jeden Fall „mehr Leben“ ins deutsche Angriffspiel gekommen.

Ausschlaggebend war aber, dass die Zielsetzung der deutschen Mannschaft einfach zu hoch gesteckt war, sodass man den eigenen Ansprüchen nicht gerecht wurde. Urplötzlich war die eigene Courage gemindert, das aufgebaute Selbstvertrauen geschmälert – die Nerven begannen zu zittern. Und kleinste technische Fehler rächen sich gegen eine eingespielte spanische Mannschaft, die für mich von Anfang an (auch nach der Auftaktniederlage gegen die Schweiz) Favorit auf den Weltmeistertitel war.

Nun, die junge deutsche Mannschaft hat nach meiner Meinung mehr erreicht, als man aufgrund der Testspiele zuvor vermuten konnte. Und sie hat die Zukunft noch vor sich. Özil, Khedira, Marin und Müller, um nur einige Namen zu nennen, haben eine große Zukunft vor sich. Der FC Barcelona hat inzwischen nicht nur auf Özil, sondern auch auf Marin ein Auge geworfen. Ein Wechsel Özils wird bereits für die neue Saison erwogen, wobei man ihn evtl. noch für ein Jahr an Werder Bremen ausleihen würde.

Nicht so ganz nachvollziehen kann ich die Entscheidung der Mannschaft, nach ihrer Rückkehr keinen Empfang zu geben. Es wird keinen „großen Bahnhof“ in Berlin geben. Also schlechte Verlierer? Gegenüber den Fans ist das ziemlich ungerecht.

Ach ja, hier ein kleines Video von den deutschen und spanischen Fans, gestern aufgenommen in der Düsseldorfer Altstadt, wo ich mit meinen Söhnen vor einer knappen Woche selbst noch einige kühle Altbier getrunken habe: Spanische Fans in Düsseldorf

Der Vorteil gleicher geografischer Breite

Südafrika liegt auf der südlichen Welthalbkugel und dort ist jetzt Winter. Die Fußballweltmeisterschaft findet also im Winter statt. Auf der südlichen Hemisphäre befinden sich auch der südamerikanische Kontinent und natürlich Australien samt Neuseeland, die zwar bei der WM ausgeschieden sind, aber mit ihren Ergebnissen doch zufrieden sein können. Südafrika breitet sich zwischen dem 22. und 35. Grad südlicher Breite aus. Und in Überschneidungen finden sich die südamerikanischen Staaten Argentinien, das südliche Brasilien, Chile, auch noch Paraguay und Uruguay auf gleicher geografischer Breite.

Schaut man auf die Resultate der Fußball-WM, so stellt man schnell fest, dass bisher lediglich Chile eine Niederlage (allerdings auch gegen Europameister Spanien) kassieren musste; alle fünf Vertreter Südamerikas haben das Achtelfinale erreicht (auch Chile) – und die Aussichten für ein Weiterkommen (Argentinien hat es gestern bereits geschafft) sind gut – außer bei Chile oder Brasilien, da beide Mannschaften heute aufeinandertreffen.

Es ist vielleicht etwas weit hergeholt, aber ich sehe durchaus einen Zusammenhang darin, dass die südamerikanischen Länder und das Gastgeberland auf gleicher geografischer Breite liegen, die klimatischen Verhältnisse also ähnlich sind – und die Mannschaften Südamerikas erfolgreich sind.

Okay, da sind Mannschaften wie die Spaniens, der Niederlande und natürlich Deutschlands, die gestern das Mutterland des Fußballs, England, nach einem hinreißenden Spiel nach Hause schickten. Aber die spielen bei jeder Witterung gut 😉

Nun der Erfolg bestimmter Mannschaften lässt sich durch viele Gründe erklären. Und wer es am Ende schafft und den Pokal nach Hause bringt, wird auch vom Glück begünstigt gewesen sein. Wenn nun am Samstag die junge deutsche Mannschaft auf Argentinien trifft, ist alles möglich: Ein Spiel auf Weltklasseniveau, aber auch wieder ein Krampfspiel wie gegen Serbien. Nach meiner oben genannten These müsste Argentinien das Halbfinale erreichen. Aber welche Regel, wenn meine These eine wäre, besteht ohne Ausnahmen. Hoffen wir also auf die Ausnahme. Dann wird es aber nicht leichter, ist klar, denn dann wartet der Sieger aus dem Spiel Spanien – Portugal darauf, Thesen zu widerlegen bzw. das deutsche Team zu schlagen.

Halbfinale WM 2010: Deutschland - Spanien ???

Aber … wie sagte Gary Lineker vor längerer Zeit, als er Fußball erklärte: Ein Spiel dauert 90 Minuten und am Ende gewinnt Deutschland (genauer: „Football is a simple game; 22 men chase a ball for 90 minutes and at the end, the Germans always win.“ („Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Deutschen.“))

Wie Deutschland (nicht) Fußballweltmeister wird

Heißa, was für eine Fußball-WM! Die großen Favoriten kommen ins Straucheln, manch Kleiner zeigt sich groß – leider kommen die Afrikaner auf dem eigenen Kontinent nicht klar.

Nach dem 4:0-Sieg gegen Australien schien beim deutschen Team alles bestens zu sein. Auch Klose schien wieder die Kurve gefunden zu haben. Dann die Ernüchterung gegen die Serben. Ein Déjà-vu? Bei der Europameisterschaft 2008 gab es nach einem souveränen Sieg gegen Polen eine 2:1-Klatsche gegen Kroatien. Erst nach einem mühevollen 1:0-Sieg gegen den Hausherrn Österreich qualifizierte sich Deutschland für die nächste Runde. Gegen Ghana morgen wird es mit Sicherheit nicht leicht. Ein Ausscheiden schon in der Vorrunde ist also möglich.

Klaus Allofs hat mit Blick auf seinen Schützling Mesut Özil die Taktik von Joachim Löw bei der 0:1-Niederlage gegen Serbien kritisiert. Löw hatte den Mittelfeldspieler Özil nach der Gelb-Roten-Karte für Miroslav Klose 33 Minuten lang als Spitze spielen lassen, ihn dann aber für Cacau ausgewechselt. „Es war sicher keine leichte Entscheidung. Aber dass Mesut ganz vorne gespielt hat, war nicht die beste Lösung! Wir wissen aus Bremen, dass er dort nicht so wirkungsvoll ist. Es war nicht ideal für Mesut und für die ganze Mannschaft“.

Und die anderen Favoriten? Der Streit in Englands WM-Team spitzt sich zu. „Es fühlt sich an, als wären die letzten zwei Jahre Zeitverschwendung gewesen“, zitierten britische Zeitungen Nationaltrainer Fabio Capello. Der enttäuschte Coach distanziert sich zunehmend von seiner Mannschaft. „Ich habe keine Ahnung, wie oder warum die Spieler an diesem Punkt ankommen konnten“, meinte Capello. An die Spitze der Capello-Kritiker bei den „Three Lions“ hat sich Abwehrchef John Terry gestellt. „Meuterei: Terry greift nach der Rolle als Spielertrainer“, titelte die Boulevard-Zeitung „Daily Mail“ am Montag.

Die französische Nationalmannschaft hat bei der WM für einen Eklat gesorgt. Das am Sonntag in Knysna angesetzte Training der „Bleus“ ist nach einem handfesten Streit zwischen Patrice Evra und Konditionstrainer Robert Duverne auf Forderung der Spieler abgesagt worden. Anschließend erklärte der Verbandsoffizielle Jean-Louis Valentin seinen Rücktritt. „Was hier passiert, ist ein Skandal für die französische Mannschaft und für das gesamte Land“, so Valentin. Das Team protestierte mit seinem Boykott gegen den WM-Ausschluss von Nicolas Anelka. Anelka soll Trainer Raymond Domenech beleidigt haben.

Italien hat auch sein zweites WM-Spiel nicht gewinnen können. Wie schon beim Auftakt gegen Paraguay kam der Weltmeister diesmal gegen Neuseeland nicht über ein 1:1 (1:1) hinaus, hat aber noch alle Chancen auf das Achtelfinale. In der 7.Minute schockten die Neuseeländer die Italiener mit der 1:0-Führung durch Smeltz. Danach kam von den „Kiwis“ zu wenig. Italien drückte auf das 1:1 und wurde mit einem Elfmeter von Iaquinta belohnt. In Hälfte zwei belagerte die Suqadra Azurra den Strafraum der aufopferungsvollen Neuseeländer, allerdings fehlte Italien die Durchschlagskraft für den Siegtreffer.

Rekord-Weltmeister Brasilien hat bei der WM in Südafrika das Achtelfinale erreicht. Gegen die Elfenbeinküste siegten die Südamerikaner 3:1 (1:0). Die Selecao zeigte erneut keinen Samba-Fußball, aber eine umso effizientere Chancenverwertung. Mit einem strammen Schuss aus kurzer Distanz brachte Fabiano (25.) sein Team in Führung. Auch der zweite Treffer (50.) ging auf sein Konto. Allerdings spielte Fabiano zuvor zweimal Handspiel. Erst nach dem 3:0 von Elano (62.) zeigten die Brasilianer mehr Spielfreude. Rüde gestoppt wurden sie dabei von den Ivorern, die mit harten Attacken ihrem Frust Luft verschafften. Drogba gelang noch das Tor zum 1:3.

Europameister Spanien begann mit einer 0:1-Pleite gegen die Schweiz, weil sie ihre vielen Chancen nicht verwerten konnten. Ein Doppelpack von Stürmerstar David Villa hat Spanien dann gestern den ersten Sieg bei der WM in Südafrika beschert. Gegen Honduras gewannen die Spanier 2:0 (1:0), wobei die Mittelamerikaner noch gut bedient waren, da auch in diesem Spiel die Chancenauswertung schlecht war.

Portugal steht mit einem Bein im Achtelfinale der Fußball-WM in Südafrika. Die Portugiesen setzten sich gegen Nordkorea mit 7:0 (1:0) durch und liegen nun in der Gruppe E mit vier Punkten auf Rang zwei hinter Brasilien. Portugal begann furios. Nach drei Minuten gab Cristiano Ronaldo den ersten Warnschuss ab. Doch auch die Nordkoreaner waren nicht ungefährlich, die Tore machten letztlich aber die Portugiesen. Raul Meireles eröffnete die Tore-Flut. Die weiteren Treffer von Simao, Almeida und Tiago fielen alle innerhalb von nur sieben Minuten. In der Schlussphase trafen dann Liedson, Ronaldo (endlich traf er ins Tor) und Tiago.

Die Niederlande gewannen zwar ihre ersten zwei Spiele, konnten aber noch nicht so überzeugen wie in der Vorrunde bei der EM 2008. Ein gutes Zeichen für die nächsten Spiele?

Enttäuscht sein müssen die Afrikaner. Kamerun ist bereits gescheitert. Nigeria, Gastgeber Südafrika und Algerien stehen vor dem Aus. Und Ghana müsste zumindest unentschieden gegen die deutsche Mannschaft spielen, um ins Achtelfinale einzuziehen.

Ab heute läuft nun der dritte Spieltag der Vorrunde. Mit welchen Überraschungen ist noch zu rechnen? Welche Mannschaften schaffen es ins Achtelfinale neben der Niederlande und Brasilien (Portugal ist auch so gut wie durch). Bisher fand ich diese WM eher als enttäuschend. Die wirklich guten Spiele kann man an einer Hand abzählen. Viele Mannschaften spielen einfach nur ergebnisorientiert (z.B. die Niederlande und Brasilien), was zwar den bisherigen Erfolg gesichert hat, aber nur wenig Sehenswertes für den Zuschauer bietet. Und wenn nun vielleicht (fast) alle afrikanischen Mannschaft ausscheiden, dann schweigen vielleicht nicht nur die Vuvuzelas.

Die FIFA hat seinen WM-Schiedsrichtern den Rücken gestärkt. „Grundsätzlich sind wir sehr zufrieden mit den Leistungen. Fehler sind nur menschlich“, sagte Schiedsrichter-Kommissions-Chef Jose Maria Garcia-Aranda. Einzelne Entscheidungen wollte der Spanier nicht kommentieren. Dass tatsächlich die besten Referees der Welt bei der WM in Südafrika pfeifen, hält unter anderem Neuseelands Mannschaftskapitän Ryan Nelsen für einen schlechten Witz. „Wenn das die besten Schiedsrichter sind, die die FIFA zu bieten hat, will ich die schlechtesten nicht sehen“, sagte Nelsen. Dem kann ich mich nur anschließen (siehe hierzu auch ein Interview auf zeit online: Schiedsrichter-Debatte – „Bei einer Weltmeisterschaft pfeifen nicht die Besten“ – Warum sollen aber Schiedsrichter auch besser als die Spieler sein …).

Wer wird am Ende dann Weltmeister? Hoffentlich nicht wieder so eine Gurkentruppe wie Italien. Ich tippe trotz Auftaktniederlage weiterhin auf Spanien. Dann müsste das spanische Team aber seine Torchancen besser ausnutzen. Vielleicht die Niederlande? Baldmöglichst soll Arjen Robben zum Einsatz kommen. Aber auch von ihm sind keine Wunderdinge zu erwarten. Brasilien wird sich weiter durchmogeln. Bleibt dann noch Argentinien, die immerhin gezeigt haben, dass sie im Stande sind, auch ansehnlichen Fußball zu spielen (nicht nur dank Messi). Chile und Paraguay muss man wohl auch noch zum erweiterten Favoritenkreis zählen (mehr aber nicht). Und Deutschland? Noch ist alles möglich. Zum Titel wird es, so denke ich, auch dieses Mal nicht reichen.

Tutu, Vuvuzela & Jabulani

Neben Nelson Mandela ist der anglikanische Erzbischof Desmond Tutu Symbolfigur der Schwarzen im Kampf gegen die Apartheid in Südafrika geworden. 1984 wurde ihm für sein Engagement gegen die Apartheid der Friedensnobelpreis verliehen. Seit 1995 ist Tutu Vorsitzender der Wahrheits- und Versöhnungskommission in Südafrika. Tutu hat auch immer wieder Deutschland besucht, u.a. 2007 zum Evangelischer Kirchentag in Köln.

Am Vorabend des Eröffnungsspiels der Fußball-WM veranstaltete die FIFA am 10. Juni in Johannesburg ein gigantisches Konzert unter dem Motto Südafrika begrüßt die Fußballwelt. Das Konzert wurde auch im deutschen Fernsehen übertragen und ist im Internet weiterhin aufrufbar (Zusammenschnitt von ca. zwei Stunden Dauer). Neben bekannten Musikern und viel afrikanischer Musik hat auch ein Mann im Trikot der Südafrikaner mit Pudelmütze und Fanschal seinen Auftritt: Desmond Tutu (ca. ab 53:40). Der Mann mit seinen fast 80 Jahren ist ein Unikum. Mit wenigen einfachen Worten sagt dieser Mann mehr als all die Schwätzer dieser Welt. Und er hat dabei immer den Schalk im Nacken. Ich finde ihn einfach faszinierend in seiner bescheiden auftretenden Menschlichkeit. Und er vermittelt einem das Gefühl, wirklich in Afrika willkommen zu sein.

Desmond Tutu bei der WM 2010 in Südafrika

Ein Tag später ging es dann wirklich los mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Und auch wir als ferne Zuschauer am Bildschirm bekamen gleich mit, was uns die nächsten vier Wochen erwartet: das Getröte unzähliger Vuvuzelas, das sich wie ein Hornissenschwarm in unseren Gehörgängen einnistet. Das zwischenzeitlich geplante Verbot dieser nervenraubenden und hörschädigenden Plastiktrompeten wurde wieder verworfen. Versuche, das durchdringende Geräusch dadurch zu mindern, indem es herausgefiltert wird, scheiterten bisher. Es gehört zu dieser WM und wir müssen damit leben (oder den Ton ausschalten).

Ein weiteres Ärgernis stellt einmal wieder das offizielle Spielgerät dieser Weltmeisterschaft dar, der WM-Ball Jabulani, der rundeste Fußball aller Zeiten. Selbst Weltfußballer Lionel Messi äußerte seinen Frust über das unheimliche Flatterwesen. Seine Unberechenbarkeit soll auch Schuld tragen an dem Schnitzer des englischen Torwarts, Robert Green, im Spiel gegen die USA. Außerdem habe die DFB-Elf durch den WM-Ball Jabulani einen „unfairen Vorteil“ gegenüber allen 31 Konkurrenten. Dies behauptet zumindest Englands Nationalspieler Jamie Carragher. „Die Deutschen spielen seit Februar mit dem Ball“, sagte der Abwehrspieler. „Der Ball ist vollkommen anders als andere. Das ist für alle Teams dasselbe – außer vielleicht für Deutschland.“ Tatsächlich fand das Premierenspiel mit dem Jabulani in der Bundesliga bereits am 4.Dezember 2009 beim Duell zwischen Bayern München und Borussia Mönchengladbach statt.

Kurz noch etwas zum wirklich Sportlichen: Die deutsche Mannschaft schaffte einen gelungenen Einstand mit dem 4:0-Sieg gegen überforderte Australier bei der WM. Und Miroslav Klose, von vielen Fans bereits zum Teufel geschickt, nutzte das in ihn gesteckte Vertrauen des Bundestrainers und machte ‚sein’ Tor, ein Kopfballtor, wenn er auch andere hochprozentige Chancen ausließ. Ob ihm damit aber endlich der Durchbruch gelungen ist, wird sich zeigen. Neben der deutschen Mannschaft konnte bisher lediglich Argentinien im Spiel gegen Nigeria überzeugen. Ansonsten gab es viel Hausmannskost und auch schon reichlich viel Gekicke zum Abgewöhnen. Es sind eben nur eine Handvoll Mannschaften, die das Salz in der Suppe darstellen – und die schonen sich möglichst noch, denn das Turnier ist lang (bis zum Finale sind es sieben Spiele).

Weltmeisterschaft ohne Stars?

Heute ist es also soweit: die 19. Fußballweltmeisterschaft 2010 startet in Südafrika. Nach der Eröffnungsfeier beginnt um 16 Uhr mit dem Spiel Südafrika – Mexiko (Livestream auf ard.de) endlich auch der sportliche Teil.

Eine Fußball-WM lebt von den Stars, die die Spiele ihrer Mannschaften gestalten und notfalls auch für die entscheidenden Tore sorgen. Nicht immer waren es die Spieler, bei denen man im Vorfeld davon ausgehen konnte, dass ihre Sterne am Fußballhimmel leuchten werden. Vor vier Jahren bei der WM in Deutschland stürzte z.B. der Stern eines Ronaldo geradezu ins Bodenlose ab, während Zinédine Zidane noch einmal zeigte, warum er lange Zeit der beste Fußballer weltweit war (auch wenn sein Abgang dann unrühmlich war).

Wer werden also die Stars der heute beginnenden WM?

Es sieht nicht gut aus: Nicht nur die deutsche Mannschaft muss auf einen ihrer wichtigsten Spieler verzichten, auch andere Mannschaft trifft es hart. Besonders auf dem neuen englischen Meister, dem FC Chelsea, scheint so etwas wie ein Fluch zu liegen. Neben Ballack fürs deutsche Team sind es afrikanische Mannschaften, die auf ihre Stars durch Verletzungen verzichten müssen: Michael Essien (Ghana) und wohl auch Didier Drogba (Elfenbeinküste), und zuletzt Nigerias John Obi Mikel.

Aber auch weitere Mannschaften müssen auf wichtige Spieler verzichten. So sind die Portugiesen ohne Nani abgereist. Und ob Arjen Robben für die Niederlande am Montag auflaufen wird, steht trotz gegenteiliger Meldungen noch in den Sternen. Er verletzte sich unglücklich in einem Testspiel gegen Ungarn.

Sollte es eine Weltmeisterschaft ohne große Stars werden?

Viele reden von Lionel Messi, dem Fußballer des Jahres 2009. Aber der wirkt müde und nicht fit genug nach einer langen, strapaziösen Saison. Wayne Rooney fiel bisher nur durch verbale Entgleisungen gegenüber Schiedsrichtern auf. Die Niederlande hat zwar viele gute Spieler, aber keinen wirklichen Stars. Und selbst bei den Brasilianern wüsste ich keinen Spieler (außer vielleicht Kaka), der aus der natürlich bestehenden Klasse herausragt.

Bei der EM vor zwei Jahren sollte der Stern eines Mario Gomez aufgehen. Aber er blieb nicht nur während des gesamten Turniers blass und ist seitdem nicht mehr richtig auf die Beine gekommen. Die 30 Millionen Euro, die die Bayern für ihn gezahlt haben, müssen wohl als Fehlinvestition gelten. Wenn ein deutscher Spieler bei der WM in Afrika zum Star werden kann, dann ein Bremer. Natürlich denke ich da zunächst an Mesut „Messi“ Özil, aber auch Marko Marin könnte es schaffen, weltweit für Aufsehen zu sorgen (wenn Bundestrainer Joachim Löw ihn denn lässt). Beide Spieler sind technisch brilliant, Özil hat das richtige Auge für den Nebenspieler und Marin tribbelt seine Gegenspieler schwindlig (Mitspieler Per Mertesacker über ihn: „Mit seinem Körperschwerpunkt auf Höhe der Grasnarbe ist es schwer, gegen ihn zu verteidigen.“).

Nun, warten wir es ab. Ich bin aber davon überzeugt, dass auch diese WM 2010 einen Spieler haben wird, der über all die anderen herausragen wird. Die Mannschaft, die diesen in ihren Reihen hat, sollte große Chancen auf den Titel haben.

So kommt die WM auf den PC – Interessante Webangebote rund um König Fußball

Generalprobe: gelungen

Was die deutsche Fußballmannschaft gestern – besonders in der 2. Halbzeit – abgeliefert hat, lässt wirklich hoffen (3:1-Sieg gegen Bosnien-Herzegowina). Zwar sagt man, wenn die Generalprobe daneben geht, dann wird die Premiere gut (und umgekehrt), aber …

Nun es gab natürlich nicht nur Licht, sondern auch einigen Schatten – und es gab Gewinner und eindeutige Verlierer. Die Verlierer: Trochowski, Gomez und Klose. Wenn Joachim Löw noch einige Spieler nach Hause schicken könnte, dann wären es diese drei: es war einfach grottenschlecht, was diese Spieler abgeliefert haben. Moderner Fußball sieht anders aus. Zu den Gewinner zählen ohne Zweifel Marin, Helmut und Müller. Als Helmut Klose in der 2. Halbzeit ersetzte, nahm das Spiel der deutschen Mannschaft endlich Fahrt aus. Und mit Marin und Müller kam noch mehr Schwung in den Angriff.

Die Doppelsechs mit Schweinsteiger und Khedira scheint zu passen und lässt Ballack vergessen. Özil spielte stark mit einigen genialen Pässen, ist nur im Abschluss schludrig. Podolski spielte engagiert und dürfte sich ein Platz in die Startelf gesichert haben.

Und die Abwehr? Badstuber könnte sich in die Mannschaft gespielt haben. Innenverteidiger-Duo Mertesacker/Friedrich war meistens im Bilde. Lahm ist schon als Kapitän über jeden Zweifel erhaben, wenn er auch beim Gegentreffer (halbes Eigentor) etwas unglücklich agierte. Neuer im Tor ohne größere Anforderungen.

So könnte also die Startelf für Südafrika aussehen, die am Sonntag, den 13.06. um 20 Uhr 30, das erste Spiel gegen Australien in Durban bestreiten wird:

Neuer
Lahm Mertesacker A. Friedrich Badstuber
Khedira Schweinsteiger
Müller Özil Podolski (Marin)
Helmut
1

1 Helmut: Nach seiner Einbürgerung und der darauf folgenden Nominierung für die deutsche Nationalmannschaft nannte Ludovic Magnin Cacau (eigentlich Claudemir Jeronimo Barreto) fortan Helmut, was sich auch im Team und in den Medien durchsetzte

Ob die deutsche Mannschaft ihren eigenen Anspruch, Fußballweltmeister zu werden, Genüge tun wird, bezweifle ich aber weiterhin. Sicherlich haben deutsche Teams immer wieder gezeigt, dass sie sich in einem Turnier von Spiel zu Spiel steigern können, aber Mannschaften wie den Europameister Spanien, wie den fünffachen Weltmeister Brasilien, aber auch die Niederlande, England und evtl. Argentinien und Portugal zählen für mich zum Favoritenkreis – die afrikanischen Mannschaften (vorn weg die Elfenbeinküste und Gastgeber Südafrika) nicht zu vergessen. Ein Manko zeigte sich auch gestern wieder: die mangelnde Ausbeute bei Standardsituationen wie Ecken und Freistößen. Hier muss dringend nachgebessert werden. Aber warten wir es ab: Das deutsche Team hat auf jeden Fall gute Chancen, mindestens bis ins Viertelfinale vorzustoßen. Vielleicht kommt am Ende auch noch etwas mehr heraus.

Spielplan der WM 2010 in Südafrika zum Selbertippen

Was nun, Herr Löw?

In diesen Tagen gibt es wieder mehr Fußball-Bundestrainer als aktive Fußballspieler auf dem Feld in Deutschland. Ja, die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika steht vor der Tür und jeder meint, mitreden zu müssen. So will auch ich mich aller Hemmungen erledigen und wenigstens einen Artikel lang Bundestrainer spielen.

Fangen wir gleich mit dem Ballack-Ausfall an. Das Foul von Kevin-Prince Boateng war wirklich mehr als rüde und daher ist die Frage natürlich berechtigt, ob Boateng versätzlich gefoult hat. Er bestreitet das und hat sich inzwischen auch schon bei Ballack entschuldigt. Dem nützt das natürlich wenig: die WM kann er abhaken. Was also tun? Boateng solange sperren wie Ballack verletzt ist? Keine Spielerlaubnis für Boateng für die WM? Alles Quark. Die Ghanaer sollten nur so schlau sein und ihn bei der WM im Gruppenspiel gegen Deutschland, falls er die Spielerlaubnis bekommt, nicht auflaufen lassen. In diesem Zusammenhang möchte ich den äußerst interessanten Artikel bei zeit.de zum Lesen empfehlen.

Nun stellt sich die Frage, wie Joachim Löw den Ausfall des Kapitäns kompensieren will. Der 33-Jährige nimmt aufgrund seiner Klasse und internationalen Erfahrung eine Ausnahmestellung ein. „Seine Präsenz ist für unsere junge Mannschaft von großer Wichtigkeit, sowohl auf als auch neben dem Platz“, unterstrich Löw. Fakt ist, dass nach der verletzungsbedingten Absage von Simon Rolfes, der formbedingten Nichtnominierung von Thomas Hitzlsperger und der Ausbootung von Torsten Frings kaum noch Kandidaten für die Sechser-Position im Kader stehen. Sami Khedira wäre die einzige ernsthafte Alternative; Christian Träsch und Heiko Westermann sind höchstens Notlösungen. Oder nun doch Frings nachnominieren? Da Joachim Löw viel auf Disziplin hält, wird er diesen mit Sicherheit nicht wieder an Bord holen. Frings, dieser Voll-Pfosten (so nennt man einen Trottel wie ihn wohl im Fußballer-Jargon), hat sich mit seiner gelb-roten Karte im DFB-Pokalfinale selbst das Wasser abgegraben. Das schlägt bis Löw durch.

Mit Ballack (und natürlich auch mit Frings) fehlt ein wichtiger Routinier in der Mannschaft, der selbst in einem aufgescheuchten Hühnerhaufen wieder Ruhe einkehren lässt. Kaum eine Mannschaft ist so jung wie die deutsche. Aus der U21-Mannschaft haben bereits Torwart Manuel Neuer, Dennis Aogo, Andreas Beck, Jerome Boateng, Sami Khedira und Mesut Özil den Sprung in Löws erweitertes WM-Aufgebot geschafft. Und doch kommt die WM wohl zu früh für das deutsche Team. Joachim Löw fehlt jene breite Basis an Spielern, die zur körperlichen Topform auch bereits über die nötige Erfahrung verfügen, die deutsche Mannschaften stets ausgezeichnet hat. In Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger stehen dem Bundestrainer nur noch zwei unumstrittene Führungsspieler zur Verfügung. Besonders dem Schweinsteiger wird der Löw einen Großteil der Verantwortung auf die Schultern laden.

Apropos Schweinsteiger: Noch haben er und seine Bayern das Finalspiel in der Champions League am Samstag in Madrid gegen Inter Mailand nicht ungeschadet überstanden. Die Italiener sind nicht nur für ihren Sperrriegel bekannt, sondern auch für ihre äußerst rustikale Spielweise, der manch gegnerische Spieler bereits zum Opfer fiel. Was Boateng kann, können Materazzi und Co. notfalls auch. Also Vorsicht!

Kommen wir zur leidigen Torhüterfrage: Löw und Torwart-Trainer Andreas Köpke hatten sich kaum für René Adler als die Numero eins im Tor der deutschen Nationalmannschaft entschieden, da musste dieser verletzungsbedingt seine Teilnahme an der WM absagen. So wurde Hans-Jörg Butt (wird demnächst 36 Jahre alt) von Bayern München neben Tim Wiese und Manuel Neuer nominiert. Wer soll nun bei der WM im deutschen Kasten stehen? Dass es Tim Wiese überhaupt geschafft hat, von Löw für die Nationalmannschaft berufen zu sein, grenzt schon fast an ein Wunder. Außerhalb Bremens ist sein Beliebtheitsgrad nicht sehr groß. Butt ist trotz seiner Erfahrung für mich zu alt (will man auf junge Spieler im Nationalteam setzen, dann sollte man es auch wirklich tun). Bleibt also Neuer, auch wenn ihm schon mancher Schnitzer unterlaufen ist.

Und der Angriff? Wenn es nach der Leistung in der Bundesliga geht, dann bleiben da nur Cacau und Stefan Kießling. Geht es nach den Leistungen in der Nationalmannschaft dann sind da der Klose und Podolski. Der Rest ist für die Tonne. Wen also nehmen? Cacau schaffte es immerhin, gegen Malta zwei Dinger zu versenken. Und Podolski, der Instinktfußballer, war in der Liga so schlecht, sodass er im Nationaltrikot eigentlich nur noch besser sein kann.

Ja, der deutsche Kader ist merklich geschrumpft (und könnte noch mehr schrumpfen). Da könnte mir der Löw fast Leid tun (aber auch nur fast). Also, was nun, Herr Löw? Ich übergebe an Sie. Sie verdienen (sic?) schließlich die Kohle.

Ach übrigens: Der Löw begann ja bereits, laut über seine weitere Zukunft nachzudenken. Und da es mit dem WM-Titel nichts werden wird, Louis van Gaal, sollten die Bayern das Triple mit dem Gewinn der Champions League komplett machen (was kann man als Spieler und Trainer mehr erreichen), sich vorstellen könnte, eines Tages DFB-Trainer zu sein … Vielleicht haben wir nach der WM tatsächlich einen Niederländer als Löw-Nachfolger – ich würde nicht dagegen wetten!

Löw und die Illusion vom WM-Titel

Während in Vancouver noch die olympischen Winterspiele laufen, beginnen in Deutschland die Vorbereitungen auf die Fußball-WM in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli). Nichts soll vor der WM dem Zufall überlassen werden. So mussten die Nationalspieler zu einem dreitägigen Leistungstest nach Sindelfingen, um u.a. Ausdauer, Schnelligkeit und Sprungkraft testen zu lassen. Da für diese Zeit (3-4 Tage) die Spieler in ihren Vereinen nicht zur Verfügung standen, hagelte es einige barsche Kritik – besonders aus Richtung Bayern.

Fußball-Bundestrainer Joachim Löw

Inzwischen gab es erste Verhandlungen, eine Vertragsverlängerung für Bundestrainer Löw und Teammanager Bierhoff betreffend. Beide fordern eine Extra-Prämie in Höhe eines Jahresgehaltes. Der Verhandlungspoker scheiterte aber vorerst und wurde auf die Zeit nach der WM verschoben. Inzwischen hält es der Bundestrainer sogar für möglich, dass sein Vertrag mit dem Deutschen Fußballbund (DFB) nicht verlängert wird.

Aber kommen wir zum eigentlichen Fußball – und zu den Spielern. Da hat es der Bundestrainer zz. mit zahlreichen Baustellen zu tun. Die drei auserkorenen Torhüter präsentieren sich augenblicklich nicht in gerade bestechender Form. Vor allem dem Leverkusener René Adler, dessen Inthronisierung als neue Nummer eins am Mittwoch kommender Woche im Länderspiel-Klassiker gegen Argentinien erwartet worden war, leistete sich in Bremen zum wiederholten Male in dieser Saison einen Anfängerfehler. Besonders augenfällig ist die Baustelle Angriff: Lukas Podolski und auch Miroslav Klose sind weit entfernt von der Leistung, die sie z.B. bei der WM 2006 gezeigt haben. Sicherlich empfehlen sich da der Stuttgarter Cacau mit seinem Viererpack in Köln und der Münchner Shootingstar Thomas Müller mit seinem Treffer in Nürnberg. Aber Cacau hat in der Nationalmannschaft bisher nicht überzeugen können.

Auch im Mittelfeld gibt es einige Sorgenkinder. Bayern-Leihgabe an Leverkusen Kroos könnte im Mittelfeld für Belebung sorgen, wo derzeit nur DFB-Kapitän Michael Ballack vom FC Chelsea und Bastian Schweinsteiger gesetzt scheinen. Thomas Hitzlsperger ist nach seinem Absturz beim VfB Stuttgart auch bei seinem neuen Klub Lazio Rom noch nicht angekommen, Mesut Özil läuft bei Werder Bremen seiner starken Form aus der Hinrunde hinterher und Simon Rolfes wird es nach seiner Knie-OP kaum noch zum Kap der Guten Hoffung schaffen. Ob der Verzicht Löws auf Frings da glücklich getroffen war?

In der Abwehr scheinen bisher nur der Bremer Per Mertesacker und Bayerns Lahm gesetzt zu sein.

Wie auch immer: Selbst wenn vieles wieder ins Lot kommen sollte, so ist die Vorstellung, Deutschland könnte Fußballweltmeister werden, illusorisch. Heute steht nicht einmal der halbe Kader, viele Spieler wissen nicht, ob sie überhaupt nach Südafrika fahren werden. Ein gewisses Konkurrenzdenken mag ja nicht schlecht sein, aber auf Dauer ist es nicht leistungsfördernd – die augenblicklichen Leistungen vieler der potentiellen Nationalspieler sollten das belegen.

Joachim Löw sieht sich gern als Stilist. Aber wie Torsten Frings von ihm abserviert wurde, beweißt keinen großen Stil. Vieles ist für mich nur Augenwischerei. Denn Löw ist ein Zögerer, der Entscheidungen gern vor sich hinschiebt. Ich wünsche ihm und besonders der Mannschaft alles Gute für die bevorstehende WM – aber ich fürchte, dass schon in der Gruppenphase die große Ernüchterung eintreten wird. Die deutsche Mannschaft ist gerade unter Löw nur Mittelmaß. Sicherlich schafft sie es immer wieder, sich in einem wichtigen Spiel enorm zu steigern. Aber von der Weltklasse, wie sie Spanien und Brasilien verkörpern, ist sie weiterhin sehr weit entfernt. Ich lasse mich aber gern eines Besseren belehren.

(Fast) unterschlagene Beiträge – Teil 20

Fußball zwischen Krieg und Betrug

Die letzten Fahrkarten zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika sind vergeben. Dabei gestaltete sich das Duell zwischen Algerien gegen Ägypten zu einem Fußballkrieg. Am Ende gewannen dann doch die Algerier in einem Entscheidungsspiel im Sudan mit 1:0.

Die Franzosen, nur Gruppenzweiter bei der Qualifikation mussten in die Relegation gegen Irland. Man gewann zwar 0:1 in Dublin, aber zu Hause im Stade de France in St. Denis spielten die Franzosen desolat und verdankten es ihrem Torwart, dass es nach 90 Minuten nur 1:0 für die Iren hieß. In der Verlängerung dann doch das Tor für Frankreich – dem ein Handspiel durch Frankreichs Thierry Henry voranging. Der Treffer hätte nie gegeben werden dürfen.


Thierry Henry’s Hand Of God

Überraschend schaffte es Griechenland durch einen 1:0-Sieg in der Ukraine doch noch, das Ticket für Südafrika zu lösen. Otto Rehhagel, dem man als Trainer bereits den Abschied nahe lege, wird wieder wie ein Gott gefeiert. Hier die 32 Teams, die nach Südafrika fahren. Die Auslosung der Vorrundengruppen findet übrigens am 4. Dezember statt.

Konzerne heben Strompreise kräftig an

Laut Verbraucherportal Verivox wollen 40 Anbieter die Gebühren erhöhen – EWE lässt sie sogar um 14 Prozent steigen. Schuld daran seien die erneuerbaren Energien. Fadenscheinige Argumente – siehe Video

Tostedt: Strom durch Windkraft

Schavan und die Studentenproteste

Jeder Tag ist gleich, alles wiederholt sich. Nun also gehen wieder Tausende Studierende auf die Straße – und wieder flüchtet sich Bundesministerin Schavan in Symbolpolitik. Scheinheilig!

Guttenberg und Westerwelle im Wettstreit

Zu Guttenberg hat sich schon früher, als er noch Wirtschaftsminister war, als Außenpolitiker bezeichnet, als Transatlantiker. Westerwelle dagegen zeigt sich weiterhin verbal wie körpersprachlich reichlich unbeholfen.

Bestürzung nach Enkes Tod

Der November mit seinen trüben Tagen hat schon so manchen deprimiert. Auch mir geht dieses ständige Regenwetter gehörig auf die Nerven. Nun hat sich der Fußballtorwart von Hannover 96, Robert Enke, aller Wahrscheinlichkeit nach das Leben genommen. Der Nationaltorwart wurde am Dienstagabend gegen 18.25 Uhr im niedersächsischen Neustadt am Rübenberge von einem Regionalzug überrollt. Enke wurde 32 Jahre alt.

Was die Ursache für diesen Suizid ist, kann nur spekuliert werden. Laut Polizei liegt allerdings ein Abschiedsbrief vor, der sicherlich Aufschluss über die Gründe von Enkes Freitod geben dürfte.

Eine lange rätselhafte Bakterieninfektion hatte Enke zu einer mehrwöchigen Pause gezwungen, sodass er bei den letzten Spielen der Fußballnationalmannschaft nicht berücksichtigt wurde. Es war sicherlich sein Traum, im nächsten Jahr bei der Weltmeisterschaft in Südafrika als die Nummer eins aufzulaufen. Vielleicht sah er diesen Traum als geplatzt an.