Kategorie-Archiv: Sport ist Mord

Sport ist Mord, oder?

Deutsche Verhältnisse

Uli Hoeneß fürchtet spanische Verhältnisse für die deutsche Fußball-Bundesliga. Denn in Spaniens erster Liga, der Primera División, verdienen nur noch Real Madrid und der FC Barcelona (siehe meinen Beitrag Das Ende des Tiki-Taka?), die anderen Vereine kämpfen mehr mit Schulden als mit dem sportlichen Gegner. Diese Verhältnisse sieht Uli Hoeneß jetzt auch auf die Bundesliga zukommen. Gerade Hoeneß muss das sagen.

Wenn es nach ihm ginge, dann hätten wir wieder ‘deutsche Verhältnisse’. Die Bayern vorn, danach erst einmal nichts, dann vielleicht Dortmund, Leverkusen und vielleicht Schalke, dann wieder nichts – und am Schluss Mannschaften wie Werder Bremen. Ach ja, Werder: die haben es nun doch geschafft und die Klasse gehalten. Gratulieren kann man dafür aber nicht gerade. Wir ahnen bereits, was da in der nächsten Saison auf uns zukommt: der Kampf gegen den Abstieg. Noch ist das Werder-Schiff nicht gesunken. Aber die mageren Jahre gehen weiter … (Übrigens: Ich fürchte, dass die Fortuna aus Düsseldorf wieder in die Relegation muss – dieses Mal gegen den 1. FC Kaiserslautern).

Apropos ‚deutsche Verhältnisse’! Es gehört wohl dazu, dass die Bayern die Konkurrenz ausschalten, indem sie den potentiellen Gegnern die Spieler abkaufen (z.B. vor vielen Jahren Klose von Werder, später dann Gómez vom VfB Stuttgart). Neben Mario Götze, den Bayerns neuer Trainer, Pep Guardiola, als den Lionel Messi der Münchner sieht, war lange Robert Lewandowski bei den Bayern im Gespräch und Borussia Dortmund dann als Konkurrent erst einmal geschwächt. Ein Wahnsinn eigentlich, denn mit Mario Mandžukić, Claudio Pizarro und Mario Gómez haben die Bayern drei etatmäßige Mittelstürmer. Und die Ausleihe Nils Petersen kehrt vielleicht auch wieder zurück. Natürlich bestreiten die Münchner solche Vorwürfe. Dort blickt man vor allem auf Europa und begehrt die Wachablösung an der Spitze des Weltfußballs zu Bayerns Gunsten.

Werder Bremen: Mit Not dem Untergang entkommen

Nun Werder ist gerettet und ein weiterer Umbruch in Sicht. Kevin de Bruyne wird und kann man nicht halten. Eljero Elia und Marko Arnautović sind und bleiben Fehleinkäufe. Spieler auf hohem Spielniveau sind mehr als rar gesät in Bremen (vielleicht Aaron Hunt und Sokratis – mehr auch nicht). Neue Spieler braucht die Stadt. Woher nehmen, wenn nicht stehlen … Es bedarf eines Wunders, wenn der SV Werder in der nächsten Saison wieder in die obere Hälfte vordringen sollte.

Die 50. Bundesligasaison geht dem Ende entgegen. Die Bayern jagen weiterhin von einer Rekordmarke zur nächsten (Werder stellt mit zz. 12 Spielen ohne Sieg auch einen vereinsinternen Rekord auf, wenn auch einen negativen – und die Serie ist vielleicht noch nicht beendet). Man kann den Bayern nur gratulieren – der Mannschaft und dem Trainer, Jupp Heynckes, dem die kaum zu glaubende Gratwanderung zwischen Mannschaft und den Herren Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Franz Beckenbauer (die immer meinen, ein gehöriges Wort mitreden zu müssen) gelungen ist, der manchmal mehr Moderator als Trainer zu sein hatte. Guardiola wird es schwer haben.

Jetzt stehen noch die Endspiele der Bayern um die Champions League (CL) am 25. Mai in London gegen Borussia Dortmund und das um den DFB-Pokal am 1. Juni gegen den VfB Stuttgart an. Okay, ich hatte auf ein CL-Endspiel Real Madrid gegen die Bayern getippt. Nun zum ersten Mal ein deutsch-deutsches Endspiel, das verdeutlich, welchen Stellenwert der deutsche Fußball inzwischen in Europa hat. Natürlich soll der Bessere gewinnen. Vielleicht ist ja Dortmund der Bessere. Schon allein, um ‚deutschen Verhältnissen’ vorzubeugen.

Lauf in den Tod

Übermorgen am Sonntag startet der 28. Haspa Marathon in Hamburg. Natürlich wirft der Anschlag beim Boston Marathon am vergangenen Montag (15.04.2013) dunkle Schatten auf diesen Marathon-Lauf.

In Boston wurden drei Menschen getötet, zwei junge Frauen und ein achtjähriger Junge, dessen Bild um die Welt ging – als Symbol der Trauer. Außerdem wurden durch die zwei selbstgebauten Bomben über 180 weitere Menschen zum Teil schwer verletzt.


Boylston Street, Boston/Massachusetts/USA (Zieleinlauf)

Die Meldungen kennt man. Jetzt sucht man die Täter, denn das FBI veröffentlichte Fotos und Videobilder, die zwei junge Männer mit Baseballmützen zeigen und Rucksäcken, die die vermeintlichen Bomben enthalten. Wer hinter dieser perfiden Tat steht, ist weiterhin unbekannt.

Martin Richard (8) – Opfer des Anschlags beim Boston Marathon 2013

Der unsinnige Terror hat durch die Bilder des getöteten achtjährigen Jungen Gestalt und Namen und mahnt an die Opfer von Gewalt in dieser Welt. Das Bild hat mich deshalb besonders betroffen gemacht, weil es mich als Vater von zwei Söhnen an Bilder meiner Kinder erinnert, als diese im gleiche Alter waren wie der Junge aus dem Bostoner Vorort Dorchester.

Sicherlich hat diese mörderische Attacke auf unschuldige Menschen Hintergründe, die Täter ihre Motive. Gerade auch diese Hintergründe gilt es aufzudecken, die Ursachen zu beheben. Aber erst einmal ist auch der Opfer zu gedenken, die eben mit den möglichen Ursachen und Gründen nichts, aber auch gar nichts zu tun haben.

– Möge der Marathon-Lauf morgen in Hamburg ohne Zwischenfälle verlaufen. Das Wetter verspricht Sonne bei fürs Laufen angenehmer Temperatur.

Turnschuhtag

Keine Frage: Die meisten von uns sitzen jeden Tag zu viel. Kaum aufgestanden und geduscht sitzen wir am Frühstückstisch. Zur Arbeit fahren wir mit dem Auto, der Bahn oder dem Bus – sitzend! Und dann sitzen wir im Büro am Arbeitsplatz fast den ganzen Tag. Abends das Gleiche: Sitzend nach Hause, sitzend am Abendbrottisch – und zuletzt sitzen wir auch noch vor der Glotze. Sport treiben die wenigsten. Selbst beim Defäkieren ‚sitzen’ wir.

Jetzt, da der Frühling langsam einkehrt (spätestens zum Osterwochenende soll es deutlich wärmer werden), ist die Zeit gekommen, etwas gegen die Wampe und den dicken Hintern zu tun. Statt der ledernen Halbschuhe oder Stiefelchen kann man einmal die Woche in Turnschuhe schlürfen und damit einen Turnschuhtag einlegen. Gleich am Morgen steigt man eine Station früher aus, um den verlängerten Weg per pedes zu bestreiten. Muss man zum Chef in den fünften Stock: statt Fahrstuhl benutzt man dann die Treppen. Auch sonst zwischendurch hoch mit dem Hintern: einige Dehnübungen haben noch keinem geschadet. Und abends läuft man im leichten Galopp mindestens einmal um den Pudding, bevor man sich an den Abendbrottisch setzt.

    Turnschuhtag!

Wenn wir wöchentlich einen Turnschuhtag einlegen, werden wir uns schnell bewusst, wie wenig wir eigentlich für unseren Körper tun. Weltrekorde müssen wir nicht aufstellen. Auch ein Laufen unter Extrembedingungen tut nicht Not. Aber ein bisschen mehr den Hintern bewegen, das wäre nicht schlecht. Also gleich am Montag die Turnschuhe heraus …!

siehe auch: Bloggen und Joggen

Der gekaufte Fußball

Gestern machte ich mir Gedanken über den Fußball in Spanien, der mit Real Madrid und FC Barcelona zwei der größten Fußballvereine der Welt stellt – und trotzdem durch eine wirtschaftliche Krise abzustürzen droht. Natürlich ist Fußball in erster Hinsicht ein Geschäft. Es geht längst nicht mehr um Millionen, es geht längst um ein Milliardengeschäft. Schon aus diesem Grund wollen viele nichts mit Fußball zu tun haben.

Für mich ist Fußball aber immer noch eine attraktive Sportart. Und um das zu bleiben, müssen sich die Verantwortlichen in den Vereinen und Verbänden Gedanken machen. Horrende Ablösesummen und für viele unangemessen hohe Spielergehälter haben eine Kluft zwischen den Vereinen entstehen lassen, die zwischen reich und arm scheidet. Wer im Chor der Besten mithalten will, muss investieren. Und für viele Vereine geht das bis zum finanziellen Ruin.

Da kam ein neues Geschäftsmodell ist Spiel, dass vielleicht manchen Verein vor dem Konkurs bewahrt, im Ergebnis dann aber wenig zuträglich für den Fußball ist. Ich meine die Ölscheichs und Oligarchen, die nicht wissen, wohin mit ihrem Geld und sich Fußballvereine kaufen, um sich unverdiente Lorbeeren an ihr parvenü’sches Haupt zu heften.

gekaufte Fußball-Clubs in Europa

Im besagten Beitrag über die Fußballkrise in Spanien hatte ich den FC Málaga angesprochen, der 2010 von Scheich Abdullah Bin Nasser Al Thani aus Katar für 25 Millionen Euro aufgekauft wurde. Inzwischen will er den Verein wieder los werden, obwohl er sportlich eigentlich durchaus erfolgreich ist (steht im Achtelfinale der Champions League).

Bekannter ist ein Verein wie der FC Chelsea, immerhin im letzten Jahr Gewinner der UEFA Champions League. „2003 hatte sich der russische Milliardär Roman Abramowitsch entschlossen, einen Fußballclub zu kaufen, nachdem er bei der WM 2002 Interesse am Fußball entwickelt hatte. Neben Lazio Rom, Chelsea, Tottenham Hotspur und Arsenal war auch Manchester United eine mögliche Option, die Abramowitsch aber aufgrund des Kaufpreises in Höhe von etwa 700 Millionen Pfund verwarf.“ Inzwischen dürften Kaufpreis, die damaligen Vereinsschulden des FC Chelsea und alle Investitionen in neue Spieler diese Summe eher überschritten haben (von 970 Millionen € ist die Rede). Trotz der großzügigen Investitionen ist der Verein bereits als erster Titelverteidiger in der Gruppenphase der Champions League gescheitert und hat kaum noch Chancen auf den Titel des englischen Meisters.

Etwas anders sieht es beim FC Liverpool aus. 2010 bekundete der chinesische Geschäftsmann Kenny Huang ernsthaftes Interesse am Kauf des Vereins, zog sich dann aber doch schnell aus den Kaufverhandlungen zurück. Nach längerem Rechtsstreit ging der Verein dann für 300 Millionen britische Pfund an New England Sports Ventures (NESV), ein in der Sportvermarktungsbranche tätiges US-amerikanisches Unternehmen mit Sitz in Boston, dem u.a. auch der amerikanische Profi-Baseballclub Boston Red Sox gehört. Es handelt sich dabei um ein Konsortium um den Börsenhändler John W. Henry, dem Medienunternehmen The New York Times Company (The New York Times, The Boston Globe, etc.) und weiteren Geldgebern. Liverpool ist inzwischen an Zenit St. Petersburg in der Europa League gescheitert. Und in der englischen Premier League hinkt der Verein bisher hinter den anderen Spitzenvereinen deutlich hinterher.

Zenit Sankt Petersburg gehört übrigens Gazprom, dem weltweit größten Erdgasförderunternehmen und mit 110 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung eines der größten Unternehmen Europas – und ist bekanntermaßen so nebenbei Hauptsponsor des FC Schalke 04.

Damit sind wir in der russischen Premjer-Liga angelangt. Mit Anschi Machatschkala hat ja Hannover 96 im der Europa League unliebsame Bekanntschaft gemacht. Der FK Anschi Machatschkala ist ein 1991 gegründeter russischer Fußballverein aus Machatschkala, der Hauptstadt Dagestans, der seit 2010 in der Premjer-Liga spielt. Im Januar 2011 übernahm der russische Milliardär Suleiman Kerimow den Club. Bisher bekannteste Verpflichtung ist Samuel Eto’o, der im August 2011 von Inter Mailand für ca. 27 Millionen Euro verpflichtet wurde. Cheftrainer ist seit dem 17. Februar 2012 der bekannte holländische Trainer Guus Hiddink.

Aus Tschetschenien stammt der 1946 gegründete Verein FK Terek Grosny, der bis zu dessen Tod vom tschetschenischen Präsidenten, dem Moskau-Treuen Achmat Kadyrow, geleitet und von Moskau großzügig finanziert wurde. Bis November 2011 war der tschetschenische Republikspräsident Ramsan Kadyrow, Sohn und Nachfolger von Achmat Kadyrow, Präsident des FK Terek Grosny. Sein Nachfolger ist der tschetschenische Vize-Republikspräsident Magomed Daudow. Bekannt wurde der Verein im Januar 2011 durch die Verpflichtung von Ruud Gullit als Trainer. Die ‚Ehe’ hielt allerdings nur fünf Monate. Die Kadyrows sind u.a. dafür bekannt, nicht gerade zimperlich mit ihren politischen Gegner umzugehen.

Da wir schon im Osten Europas sind. Mit Schachtjor Donezk aus der Ukraine verbinden sich für den SV Werder Bremen weniger gute Erinnerungen: Im letztmalig ausgespieltem UEFA-Pokal in der Saison 2008/2009 verloren die Bremer das Endspiel gegen die Osteuropäer. Der Verein wurde am 11. Oktober 1996 durch den aus Donezk stammenden Milliardär Rinat Achmetow übernommen und seitdem mit großzügigen Geldzuwendungen konsequent aufgebaut. Allerdings war Borussia Dortmund für die Ukrainer am Dienstagabend eine Nummer zu groß. Sie verloren in Dortmund das Achtelfinalspiel doch deutlich mit 3:0 und sind damit aus der Champions League ausgeschieden.

Komme wir zurück in westlichere Gefilde und nach Paris. Paris Saint-Germain Football Club (PSG) wurde bereits ab 1973 durch den Modeschöpfer Daniel Hechter als Mäzen und von 1974 bis 1978 als Präsident unterstützt. 2006 übernahm das US-amerikanische Unternehmen Colony Capital den Verein vom französischen Fernsehsender Canal+, der seit 1991 im Besitz von PSG war. Im Mai 2011 verkaufte Colony Capital 70 % seiner Aktienanteile an die Investorengruppe Qatar Sport Investment (QSI) aus Katar. Der Katarer Nasser Al-Khelaifi ist Präsident des Vereins, der wohl im Auftrag des Multi-Milliardärs und Kronprinzen von Katar, Tamim bin Hamad Al-Thani, die Abermillionen ausgeben darf (den Namen Al-Thani haben wir bereits weiter oben im Zusammenhang mit dem FC Málaga gehört).

Vor der Saison 2012/13 verstärkte der PSG seinen Kader: Für ungefähr 130 Millionen Euro wurden unter anderem Ezequiel Lavezzi, Thiago Silva, Zlatan Ibrahimović und Lucas geholt, denen sich neuestens auch David Beckham dazugesellte. Paris SG spielt durchaus erfolgreich in der Champions League und hat seit gestern Abend das Viertelfinale nach einem Unentschieden gegen den FC Valencia erreicht.

Und die Geschichte der TSG 1899 Hoffenheim dürfte ich als bekannt voraussetzen. Gefördert wird der Verein durch den SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp, der in seiner Jugend selbst für die TSG Hoffenheim spielte und dessen finanzielle Unterstützung dem Verein bzw. der Profi-Fußballabteilung zwischen 1990 und 2008 den Aufstieg aus der Kreisliga A bis in die Bundesliga ermöglichte. Auch das im Januar 2009 eröffneten Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim (derzeitiger Name: Wirsol Rhein-Neckar-Arena) wurde mit großzügiger Unterstützung von Herrn Hopp gebaut. Die Hoffnungen, den Namen Hoffenheims auch international bekannt zu machen, erfüllten sich leider nicht. Jetzt droht sogar der direkte Abstieg in die Zweitklassigkeit. Allein Geld macht es also nicht (siehe auch meinen Beitrag: Der Milliardär und der Dorfverein)

Es hat natürlich schon etwas Perverses, wenn sich neureiche Milliardäre Fußballvereine wie Spielzeug halten. Und mit ihrem vielen Geld verderben sie die ‚Preise’. Wenn sie einen Spieler oder Trainer unbedingt haben wollen, so brauchen sie nur mit dem Scheckbuch zu wedeln. Die ohnehin schon anrüchige Praxis der Spielertransfers bekommt so noch eine besonders pikante Note.

Siehe hierzu auch: PSG investiert 100 Millionen: Ein offener Brief an Mäzen Nasser Al-Khelaifi (11freunde.de)

Das Ende des Tiki-Taka?

Ist Spanien, ist der FC Barcelona immer noch das Maß aller Dinge im Fußball? Ist Tiki-Taka vielleicht out? Nun bei FC Barcelona läuft es zz. nicht so, wie man es lange Zeit gewohnt war. Erst eine Niederlage gegen aufopfernd spielende Schotten (Celtic Glasgow) in der Gruppenphase der Champions League. Dann die Niederlage ausgerechnet beim Berlosconi-Club AC Mailand im Achtelfinale. Und jetzt zwei Niederlagen in Folge beim Clásico gegen Real Madrid.

Tiki-Taka verlangt ein hohes Maß an Intuition, an gegenseitigem Verständnis zwischen den Spielern und an Konzentration. Tiki-Taka geht nur mit Spielwitz, mit Esprit. Fehlt es an einem, dann rächt sich dieses taktische Konzept sehr schnell und verkommt zu einem Rasenschach, das Mannschaften eigentlich nur spielen, wenn ihnen die zündende Idee fehlt. Für den Zuschauer wird es dann schnell unerträglich langweilig. Da mag man den Gegner laufen lassen und 70 bis 80 % Ballbesitz haben. Ohne geniale Pässe, z.B. aus der Tiefe des Raums in die sich lösende Spitze, geht dann nichts. Und dann rächen sich schon kleinste Fehler. Man tappt gewissermaßen in die eigene Falle.

Das beste Beispiel war die Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine, als alle Welt ähnlich wie jetzt glaubte, diese spanische Variante des Fußballspiels ad acta gelegt zu sehen. Bis dann das Endspiel kam: Das Beste kommt bekanntlich zuletzt. Die Spanier waren plötzlich hochmotiviert, voll konzentriert und von einem Ideenreichtum, dem sich die Italiener nur staunend beugen konnten.

Fußball-Europameister 2012: Spanien

Ähnlich sehe ich das heute. Beim FC Barcelona, dem typischen Vertreter des Tiki-Taka, läuft es zz. eben nicht optimal. Hinzu kommt, dass jede Mannschaft, die gegen die Katalanen spielt, besonders motiviert auftritt. Lässt man dann große Chancen aus, so können auch Messi & Co. schnell einmal auf der Verliererstraße landen. Die Krise wird ebenso schnell groß geredet und setzt sich in den Köpfen der Spieler fest.

Wäre Tiki-Taka wirklich out, dann hätten sich die Bayern mit der Verpflichtung von Pep Guardiola, dem Ex-Trainer des FC Barcelona, einen Bärendienst erwiesen.

Nun droht dem spanischen Fußball und damit der Primera División eine völlig andere Krise – eine wirtschaftliche nämlich. „Wenn die Prognose des spanischen Wirtschaftsprofessors José Maria Gay de Liebana stimmt, dann könnte schon bald Schluss sein mit Profi-Fußball in Spanien. Der Wissenschaftler hat die These aufgestellt, dass der spanischen Elite-Liga gerade einmal noch fünf Jahre bleiben, bevor der Spielbetrieb eingestellt werden muss. Der Grund: Die Clubs sind heillos überschuldet, nur Barça und Real sind in der Lage, ihr Defizit einigermaßen auszugleichen – dank ihrer hohen Einnahmen, zum Beispiel aus Fernsehgeldern, Sponsorenverträgen, sowie Ticket- und Fanartikel-Verkauf.

Der Rest der Liga aber steuert auf den Konkurs zu oder ist bereits faktisch insolvent. Der Gesamtstand der Schulden allein in der Primera Division beträgt rund 3,6 Milliarden Euro. Spannende Duelle gibt es – abgesehen vom Clasico, dem Duell zwischen Barcelona und Madrid – innerhalb der Liga kaum. Die Zuschauerzahlen lassen dementsprechend zu wünschen übrig. Nur 28.000 Besucher kommen im Durchschnitt zu den Spielen. Voll wird es nur, wenn es gegen Real oder Barça geht. Deshalb müssen nun auch die beiden Großen umdenken, damit ihnen nicht innerhalb kurzer Zeit die Gegner ausgehen.“ (Quelle: wdr.de)

Hier nur zwei Beispiele: Zunächst der FC Valencia, der durch die Immobilienkrise und Spekulationen inzwischen der Verein mit den höchsten Schulden in Spanien ist. „Zur Saison 2010/11 konnte Valencia durch den Verkauf von Leistungsträgern wie David Villa und David Silva einen Teil der Schulden tilgen. Die finanzielle Situation ist trotzdem weiterhin angespannt und man versucht, einige Top-Verdiener von der Gehaltsliste zu bekommen und setzt stattdessen auf jüngere und günstigere Spieler.“ Besonders verheerend wirkt sich dabei der Neubau des Stadions Nou Mestalla aus. Die Bauarbeiten begannen im August 2007 und sind bis heute nicht fertig geworden, da ein Baustopp verfügt wurde. 160 Millionen Euro wurden bisher ausgegeben. Mindestens die gleiche Summe wird für die Fertigstellung benötigt.

Dann der FC Málaga: 2010 wurde der Verein von Scheich Abdullah Bin Nasser Al Thani aus Katar für 25 Millionen Euro aufgekauft. „Außerdem kam der neue Eigentümer auch für Malágas Verbindlichkeiten in Höhe von ca. 70 Millionen Euro auf. In der Folgezeit bekam der Verein professionellere Strukturen – vor allem durch die Verpflichtung des Generalmanagers Fernando Hierro und des mehrfachen Nationalspielers Ruud van Nistelrooy.“ „Im August 2012 wurde bekannt, dass Klubeigentümer Al Thani den Verein zum Verkauf freigegeben hat. Nach den erheblichen Investitionen in den Vorjahren blieben plötzlich die Gelder aus, die zuvor regelmäßig in die Vereinskasse geflossen waren.“

Nach einem vierten Platz in der spanischen ersten Liga spielt der Verein zz. im Achtelfinale der Champions League gegen den FC Porto (Hinspiel in Porto mit 1:0 verloren). „Im Zuge der genannten wirtschaftlichen Probleme hat die UEFA am 21. Dezember 2012 im Rahmen des Financial-Fair-Play den FC Málaga für die Teilnahme an der Europapokalsaison 2013/14 gesperrt.“

Zu einem sind es astronomisch ansteigende Spielergehälter und Ablösesummen, die nicht mehr aus den laufenden Einnahmen bestritten werden können, zum anderen wie in Spanien artfremde Fehlspekulationen und die Wirtschaftskrise insgesamt, die dazu führen, dass renommierte Vereine faktisch pleite sind.

In Deutschland sieht die Situation noch anders aus. Zwar ist Bayern München – ähnlich wie in Spanien Real Madrid und der FC Barcelona – der Großverdiener der Branche. Aber noch werden die Gelder aus TV-Übertragungen und Sponsorenverträgen weitaus gerechter verteilt. Das Beispiel des SV Werder Bremen zeigt allerdings, dass auch in Deutschland Vereine wirtschaftlich anfällig sind. Entfallen z.B. die Gelder aus der Teilnahme an der Champions League, dann können Großverdiener wie Özil, Mertesacker, Tim Wiese oder Pizarro nicht mehr gehalten werden. Und plötzlich dümpelt so ein Verein gerade noch im Mittelfeld herum ohne die Chance, in Zukunft an die ‚Fleischtöpfe’ internationaler Wettbewerbe zurückzukehren. Auch Sponsoren springen dann schnell ab.

Was also tun? Die Ablösesummen deckeln? Sicherlich ein Ansatzpunkt, aber gerade kleine Vereine können sich dadurch über Wasser halten, indem sie durch den Erlös beim Verkauf von Leistungsträgern ihren Haushalt sanieren. Es sind nach meiner Meinung besonders die Spielergehälter, die exorbitant in die Höhe geschossen sind und kaum noch den Leistungen entsprechen, die die Spieler erbringen. Sicherlich soll ein guter Spieler auch gut verdienen, aber gemäß seiner Leistung. Und mancher Spieler, der fast nur noch seine Trainingseinheiten absolviert und ansonsten viel Sitzfleisch auf der Auswechselbank beweist, muss nicht mit horrenden Summen bedacht werden.

Profifußball, da geht kein Weg vorbei, ist ein Geschäft. Und die Manager bei den Vereinen müssen längst nicht nur fußballerischen Sachverstand besitzen, sondern auch von wirtschaftlichen Zusammenhängen etwas verstehen. Das wurde natürlich längst erkannt. Die Liga in Spanien kann da nur abschreckendes Beispiel sein. Und so sollte man europaweit vorbeugende Maßnahmen treffen, um auch weiterhin wirtschaftlich gesunde Vereine, die sportlich attraktiven Fußball bieten, zu haben. Ob nun mit Tika-Taka oder ohne …!

Nachtrag: Nein, Tiki-Taka ist lange noch nicht out. Messi & Co zaubern, wenn’s sein muss. Der AC Mailand konnte am Abend des 12.03.2013 nur staunen: Habemus Messi! Und Messi macht den Unterschied! Bravo!

Nordische Ski-WM in Val di Fiemme beendet

Die 49. Nordische Skiweltmeisterschaft in der italienischen Region Val di Fiemme ging am Sonntag zu Ende. Überragende Mannschaft war die von Norwegen mit 19 Medaillen. Das deutsche Team konnte seine Erwartungen nur zum Teil erfüllen. Besonders im Lauflauf gab es doch einige Enttäuschungen. Am Schluss wurde es dann doch immerhin noch 5x Edelmetall.

Nordische Ski-WM 2013: Sturz Axel Teichmann (4x10-km-Staffel)

Etwas kurios waren die Stürze deutscher Sportler, einmal bei der 4 x 10-km-Staffel (Axel Teichmann), dann beim Team-Sprint bei den nordischen Kombinierern (Tino Edelmann), die bessere Platzierungen verhinderten. Besonders Axel Teichmann schien vom Pech verfolgt, denn nicht nur, dass er zweimal ohne Fremdeinwirken stürzte und beim 2. Mal auch noch ein Stock entzwei ging; wohl als Folge der Stürze brach dann noch ein Skier. Vielleicht war das symptomatisch für die Leistung der Langläufer.

Ringen ums Ringen

Es gibt kaum eine Sportart, die sosehr mit den Olympischen Spielen verbunden ist, wie das Ringen. Bereits in der Antike gehörte Ringen ‚dazu’. Und als die ersten Sommerspiele der Neuzeit 1896 in Athen eingeläutet wurden, war Ringen ein Teil der Wettkämpfe.

Nun entschied die Exekutiv-Kommission des IOC in Lausanne letzte Woche Dienstag (12.02.2013), das Ringen aus dem Programm der Olympischen Spiele ab 2020 zu streichen. Noch muss die IOC-Vollversammlung im September in Buenos Aires diese Entscheidung bestätigen. Dieser Schritt gilt aber als reine Formalie. Vor der Sitzung war der Moderne Fünfkampf als Streichkandidat Nummer eins gehandelt worden.

Ringen gilt als nicht mehr zeitgemäß, was man auch immer darunter zu verstehen hat. «Ringen ist Schach auf der Matte, Ringen ist die Traditionssportart, die von Anfang an dabei ist. In den USA, im Iran, Aserbaidschan, Georgien, Russland oder Kasachstan sind es Volkssportarten.», so Alexander Leipold, Olympiasieger von 2000.

Wie in vielen Dingen, so kommt es auch im Sport auf die richtige Lobbyarbeit an. Der Moderne Fünfkampf hat da sicherlich vorbebeugt. Das olympische Aus für den Ringsport kam dagegen überraschend. Und damit steht gleichzeitig der gesamte Ringsport vor dem Aus.

Man mag vom Ringen halten, was man will. Das IOC begründete seinen Entschluss offiziell unter anderem mit den niedrigen Werten, die das Ringen bei einer detaillierten Analyse aller 26 olympischer Sommersportarten bekam. Dabei hatte die Programm-Kommission des IOC insgesamt 39 Kriterien wie TV-Quoten, Zuschauerzahlen, Ticketverkäufe, Verbreitung, Mitgliederzahlen und Attraktivität für Jugendliche untersucht.

Sport als Ware – nichts Neues gewiss. Aber da man gleich jegliche Tradition über Bord werfen muss, ist dann doch erschreckend.

Von Oldies, schwachen Nerven und rutschigem Schnee

Der gute Mann geht auf die 40 zu (geboren am 27. Januar 1974) und ist der erfolgreichste Biathlet bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften: Ole Einar Bjørndalen. Bei der 46. Biathlon-Weltmeisterschaften, die vom 6. bis 17. Februar 2013 im tschechischen Wintersportort Nové Mesto na Morave stattfand, holte er in der Staffel noch einmal Gold. Im 10 km Sprint reichte es dagegen ‚nur’ zum 4. Platz. Dabei ist es weniger die Lauf- als die Schießleistung, die ihn in Einzelwettbewerben nicht mehr aufs Podest hieven lässt.

Inzwischen hat der gute Ole Einar seinen Nachfolger in Emil Hegle Svendsen gefunden, der es auf insgesamt vier Goldmedaillen und einmal Bronze brachte und lediglich von seiner Landsmännin Tora Berger (4x Gold, 2x Silber) überrundet wurde. Von 11 Wettbewerben gewann die Norweger acht. Neben Emil Hegle Svendsen ist vielleicht noch der Franzose Martin Fourcade zu nennen, der ein Einzelrennen gewann, aber dafür viermal das Nachsehen (in Form von Silber) gegenüber den Norwegern hatte (bei der letzten WM 2012 in Ruhpolding gewann Fourcade noch 3x Gold und 1x Silber).

Und wie erging es den deutschen Biathletinnen und Biathleten ein Jahr nach Magdalena Neuner? Es war eher Magerkost, was diese in Nové Mesto na Morave boten. Lediglich Andrea Henkel konnte Silber über 15 km nach sehr guten Schießergebnissen gewinnen. Es war dann aber auch jene Andrea Henkel, die mit fünf Fehlschüssen eine Medaillenplatzierung in der Frauen-Staffel verhinderte. Ähnlich erging es der großen Hoffnung Miriam Gössner, die im Massenstart mit drei Schießfehlern am Schluss vielleicht sogar den Sieg verschenkte (‚nur’ 6. Platz). Und bei den Herren reichte es insgesamt nur zu einem 3. Platz in der Staffel. Hier versemmelte Erik Lesser ebenfalls durch viel zu viele Schießfehler ein besseres Ergebnis. Im Massenstart machte er es dann besser und wurde knapp hinter dem Sieger immerhin noch 5. Es wartet also noch viel Arbeit auf den Bundestrainer, um bei den nächsten Olympischen Spielen 2014 in Sotschi erfolgreicher zu sein.

Vom 4. bis 17. Februar 2013 fast zeitgleich fand in Schladming die 42. Alpine Skiweltmeisterschaft statt. Nach der Pleite vor zwei Jahren bei der WM in heimischen Garmisch-Partenkirchen (2x Bronze) waren die deutschen Wintersportler diesmal etwas erfolgreicher. Nach Bronze in der Abfahrt gewann Maria Höfl-Riesch Gold in der Kombination aus Abfahrt und Slalom. Die Allrounderin zeigte dann aber Nerven sowohl im Super-G als auch Slalom und schied vorzeitig aus. Mit Silber dürfte dagegen Felix Neureuther im Slalom sein Soll erfüllt haben. Der Sohn von Rosi Mittermaier (die Gold-Rosi von den Olympische Winterspiele 1976) und Christian Neureuther ist damit endgültig in der Weltklasse der Slalomläufer angekommen. Dann gab es noch einmal Bronze im Team-Wettbewerb, der in Form von Parallelriesenslaloms ausgetragen wird.

Überragender Athlet war ohne Zweifel der US-Amerikaner Ted Ligety mit drei Siegen. Bei den Frauen war die Slowenin Tina Maze erfolgreichste Sportlerin.

Am Mittwoch startet dann die nächste Wintersport-WM: Die 49. Nordische Skiweltmeisterschaft wird vom 20. Februar bis 3. März 2013 im italienischen Val di Fiemme stattfinden.

siehe auch meinen Beitrag: Nordische Ski-WM und Biathlon-WM 2011

Alter Schwede, was für ein Tor …!

Die ganze Fußballwelt spricht nur von einem Tor, das Zlatan Ibrahimovic am letzten Mittwoch in einem Freundschaftsspiel gegen England (hier: alle Tore des Spiels) anlässlich der Einweihung des neuen schwedischen Nationalstadions, der Friends Arena, schoss: Ein Fallrückziehertreffer aus fast 30 Metern, als Englands Keeper Hart außerhalb des 16ers per Kopfball zu kurz klärte, Ibrahimovic das Leder aber in etwa zwei Metern Höhe volley nahm und traf (90.). „Es war ein guter Versuch, das ist alles. Wenn es klappt, sieht es fantastisch aus, aber mir persönlich gefiel das erste Tor besser, weil es Geschichte schrieb: das erste in der neuen Arena“, meinte Ibrahimovic.


Tor von Zlatan Ibrahimovic im Länderspiel Schweden gegen England am 14.11.2012

Sicherlich hätte der ‚Versuch’ auch in die Hose gehen können: Er hätte den Ball nicht richtig getroffen, wäre wie ein Sack auf den Boden gefallen. Keine Sau hätte sich mehr um den ‚Versuch’ gekratzt. Aber Ibrahimovic, der Taekwondo betreibt und seine Beweglichkeit auf das Taekwondo-Training zurückführt, machte alles richtig. Es war wohl eher Intuition als bewusstes Agieren, das die Koordination seines weiteren Handeln bestimmte, das Sich-Drehen zum Tor, das Hochspringen, der Blick zum Ball und dann der Schuss mit der richtigen Stärke. Das Timing stimmte genau. Übrigens: In einem früheren Ligaspiel gegen Lazio Rom spielte er einmal den Ball mit einem Drehschlag in der Luft ab. Dieser Pass wurde von der italienischen Presse „Taekwondo-Pass“ getauft.

Ohne Zweifel ist Ibrahimovic ein außerordentlicher Stürmer. Er zählt zu den besten Fußballspielern der Welt. Nachdem er bei Malmö FF seine Profikarriere begann, spielte er bei europäischen Spitzenvereinen wie Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Inter Mailand, FC Barcelona und AC Mailand. Seit Anfang dieser Saison spielt er bei Paris Paris Saint-Germain. Leider steht ihm manchmal seine reichlich egozentrische Persönlichkeit im Wege. Er gilt als arrogant und hat schon manch negative Schlagzeile gemacht.

Natürlich hat sich inzwischen auch Klaus Fischer gemeldet, der ehemalige deutsche „Mr. Fallrückzieher“. Er bewertet seinen Treffer aus dem Jahr 1977 als schwieriger „als das Tor des 31-jährigen Schweden mit bosnisch-kroatischer Abstammung. Beim 4:1-Länderspielsieg der deutschen Nationalmannschaft gegen die Schweiz hatte der damalige Schalkeprofi mit seinem spektakulären Fallrückzieher das Tor des Jahrhunderts erzielt.“ Über den Schwierigkeitsgrad kann man sich streiten. Ibrahimovic’ Tor war auf jeden Fall aufgrund der großen Entfernung zum Tor noch um einiges spektakulärer.


Klaus Fischer 1977: Tor des Jahrhunderts

Nun Ibrahimovic’ Treffer fällt ins 21. Jahrhundert, findet aber keine Berücksichtigung mehr für die Wahl zum FIFA-Tores des Jahres 2012, da das Voting bereits vorher begonnen hatte. Bis zur Wahl des Tores des 21. Jahrhunderts ist es aber noch etwas hin.

Es ist aus, Lance Armstrong!

+++ Der Radsport-Weltverband UCI ist erwartungsgemäß dem Strafmaß der amerikanischen Anti-Doping-Agentur Usada gefolgt und hat Lance Armstrong seine durch Doping erschlichenen Tour-Siege aberkannt. +++ Lance Armstrong sieht sich nach der Aberkennung seiner Tour-Siege mit einer Zahlungsaufforderung in Höhe von 7,5 Millionen Dollar durch die Versicherungsgesellschaft SCA Promotions konfrontiert. +++ Über weitere Sanktionen gegen Armstrong wird die UCI am Freitag beraten. So droht ihm die Rückzahlung sämtlicher Preisgelder der betreffenden Jahre. +++

„Heute nehmen wir Armstrong die sieben Siege weg, am Freitag werden wir weitere Maßnahmen besprechen. Dazu müssen wir die UCI-Regeln ändern“, sagt McQuaid, Vorsitzender der UCI. Der Ire sagte, der Radsport befinde sich in der „größten Krise, der er sich jemals entgegenstellen musste.“ (Quelle: zdf.de)

Neben Fußball und Leichtathletik hat mich der Radsport und hier in erster Linie die Tour de France, als größtes und bedeutendstes Radrennen der Welt, immer interessiert. In jungen Jahren war ich ein guter Weitspringer und Läufer und habe auch einige Zeit Fußball gespielt. Und im Sommer war ich öfter auf Radtouren, habe dabei halb Norddeutschland erradelt, zuletzt 2006 mit meiner Familie die Insel Fehmarn. Heute jogge ich immer noch einwenig.

Von daher habe ich natürlich auch immer etwas die Karriere des Lance Armstrong verfolgt, eine Karriere, die sehr bald zu einem Fall Armstrong wurde. Bereits im Juli 2006 schrieb ich in diesem Blog (Armstrongs Rache) bezogen auf den Verdacht des Eigenblutdopings eines Jan Ullrich:

„Und wie in den Vorjahren ein Lance Armstrong, der zuvor nie an größeren anderen Rennen teilgenommen hatte, wie Phoenix aus der Asche aufstieg, um Jahr für Jahr die Tour de France zu gewinnen, das konnte auch nicht mit rechten Dingen zugehen. Nicht um sonst kamen im letzten Jahr Verdächtigungen gegen ihn auf, die dann aber – aus welchem Grund auch immer – sehr bald unter den Tisch gekehrt wurden.“

Es war die UCI im Wesentlichen selbst (und ihr Vorsitzender Pat McQuaid), die immer wieder die schützende Hand über Armstrong gehalten hat. 2005 verkündet Armstrong im April seinen Rücktritt für den Zeitpunkt nach der Tour, die er zum siebten Mal gewinnt. Im August berichtet die französische Sportzeitung L’Equipe, dass in sechs Urinproben des Amerikaners von 1999 das Blut-Dopingmittel EPO nachgewiesen wurde. Armstrong bestreitet die Vorwürfe weiterhin.

2006 wird Armstrong vom Weltverband UCI freigesprochen, da die erneuten Tests der Proben nicht nach wissenschaftlichem Standard durchgeführt wurden. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA nennt den UCI-Bericht „fast schon lächerlich“.

    Tour de France 2009 - Lance Armstrongs Comeback

Im Jahr 2008 verkündet Armstrong sein Comeback und starte 2009 erneut bei der Tour de France. Zuvor im April wirft ihm die französiche Anti Doping Agentur (AFLD) vor, dass er bei Dopingproben nicht kooperiere. Ich schrieb damals im Juli 2009 (Weiter auf Tour):

„Bei der jetzigen Tour spaltet besonders der Name Lance Armstrong, des siebenfachen Toursiegers, die Gemeinde, wurde ihm nachträglich Doping vorgeworfen und startet er jetzt in einem Comeback für den skandalumwitterten Rennstall Astana aus Kasachstan.

Die Tour de France und Doping sind leider immer im Zusammenhang zu sehen. Ein wirklich sauberer Radsport scheint unmöglich geworden zu sein. Der Name Armstrong trägt sicherlich nicht dazu bei.“

Armstrong wurde 2009 dritter und startete auch noch einmal 2010 bei der Tour mit dem Ziel, diese zum 8. Mal zu gewinnen. Er wurde lediglich 23. mit einem Rückstand von 39:20 Minuten auf den später nachträglich wegen Doping disqualifizierten (sic!) Sieger Alberto Contador.

Zu dieser letzten Tour-Teilnahme Armstrongs 2010 schrieb ich u.a. (Ein ehrenvoller Abgang sieht anders aus):

„Sicherlich ist Armstrong ein Beispiel dafür, dass sich Krebs bekämpfen lässt. Aber er ist gleichzeitig eine zwiespältige Persönlichkeit, die nur den Erfolg sieht und dafür alles zu tun bereit ist. Warum er noch einmal zur Tour de France zurückgekehrt ist, ist wohl sein persönliches Geheimnis. Vor einem Jahr schaffte er es noch aufs Treppchen und erreichte den 3. Platz. Glaubte er wirklich, in diesem Jahr die Tour noch einmal und damit zum 8. Mal gewinnen zu können? Neben Skrupellosigkeit ist es wohl Größenwahn, der Armstrongs Charakter prägt. Es wird endlich Zeit, dass man ihn seiner Taten überführt und er den Denkzettel erhält, der ihm zusteht.“

Den Denkzettel hat er nun bekommen: Am 29. Juni 2012 bezichtigt ihn die US-Anti-Doping-Agentur (USADA) des Doping-Missbrauchs und suspendiert ihn von allen Wettkämpfen. Am 20. August weißt ein Gericht Armstrongs Klage gegen die USADA zurück. Drei Tage später gibt er den Rechtsstreit um die Dopingvorwürfe auf, die USADA sperrt Armstrong lebenslang. […] Am 10. Oktober veröffentlicht die USADA ihre Urteilsbegründung. Armstrongs langjähriges Profiteam US Postal habe das „ausgeklügelste, professionellste und erfolgreichste Dopingprogramm betrieben, das der Sport jemals gesehen hat“, heißt es in dem Bericht. Am 22. Oktober folgt der Weltverband UCI der USADA und erkennt Armstrong sämtliche sieben Tour-Siege ab. (Quelle: zdf.de)

Damit nimmt der wohl größte Doping-Skandal der Sportgeschichte langsam sein Ende. Am Freitag nun wird der UCI darüber entschieden, ob die Tour-Zweitplatzierten der Jahre 1999 bis 2005, darunter Jan Ullrich (2000, 2001, 2003) und Andreas Klöden (2004), nachträglich zu Siegern erklärt werden. Besonders im Fall Jan Ullrich wäre das wenig sinnvoll, da auch er in Doping-Skandale verwickelt war.

Radsport und Doping – das ist ein Teufelskreis: „Wer wirklich über Jahre in der Spitze mitfahren will, dem reichen Talent (wie bei Jan Ullrich oder auch Lance Armstrong) und ständiges Training kaum aus.“ Aber wie will der Radsport aus diesem Teufelskreis ausbrechen? Vielleicht sollte man die Tour de France und all die anderen großen Radrennen für mindestens ein Jahr aussetzen. Aber dann, so ist zu befürchten, wäre das das Ende des Profiradsports. Vielleicht sollte auch ein Herr Pat McQuaid endlich seinen Hut nehmen.

Immerhin zeigt der Fall Lance Armstrong, dass auch die gewieftesten Betrüger am Ende erwischt werden. Ob aber die Einsicht, Doping lohnt sich auf lange Sicht nicht, wirklich Früchte trägt, ist leider zu bezweifeln.

Siehe hierzu auch meinen Beitrag Die Last der Beweise zu den Mechanismen der Selbsterhaltung durch Verdrängung

Laufen und saufen statt joggen und bloggen?

Neben meiner Bloggerei jogge ich in meiner Freizeit einwenig, um nicht ganz zu verrosten. Im Sommer kommt natürlich Schwimmen hinzu. Ich habe davon vor einiger Zeit kurz berichtet (Bloggen und Joggen). Weit über zehn Kilometer am Stück bin ich aber bisher nicht gekommen. Marathonläufe (hier eine Liste von Marathonläufen) liegen für mich also in weiter Ferne. Darin hält sich mein Ehrgeiz in Grenzen.

    Meine Ex-Treter: 2500 km mit diesen Tretern

Das hält mich aber (als Blogger) nicht davon ab, auf Marathon-Läufe der besonderen Art hinzuweisen. Unter dem Titel Laufen unter Extrembedingungen (siehe zdfportal) gibt es da einige Läufe, die sicherlich besonders hervorstechen.

Wenn, dann wäre vielleicht der Marathon du Medoc für mich ganz interessant: Beim feuchtfröhlichsten Wettrennen der Welt, dem Marathon du Medoc, müssen die Sportler nicht nur die 42 Kilometer der Marathonstrecke bewältigen, sondern gleichzeitig möglichst viel Wein trinken. Nach zehn Kilometern könnte ich ja das Rennen aufgeben (nicht das Trinken?!).

Hier die weiteren etwas außergewöhnlichen Marathon-Strecken:

Knast Marathon:
24 Runden um das Gefängnis der Justizvollzugsanstalt Darmstadt- für diesen außergewöhnlichen Wettkampf bereiten sich die Häftlinge ein Jahr akribisch vor. Eingeladen ist jeder der sich sportlich mit ihnen messen möchte.

Marathon du Sable:
Dieser 230 km lange Lauf in der marokkanischen Wüste mit bis zu 800 Läufern geht über Felsen-, Sand- und Flusslandschaften. Bei Temperaturen von 5 bis 40 Grad müssen die Sportler 6 Etappen in 7 Tagen absolvieren und dabei für persönliche Utensilien, wie Verpflegung und Schlafsack selbst tragen.

Untertage Marathon:
Extreme Bedingungen für die Läufer- bei einer Luftfeuchtigkeit von nur 30 Prozent ist der 5,27 km lange Rundlauf 700 Meter unter der Erde nichts für Unerfahrene. Mit einem Höhenunterschied von 110 Metern pro Runde und einem stark profilierten Gelände müssen die Teilnehmer einen Helm tragen.

Elbtunnel Marathon:
Zwischen Steinwerder und St. Pauli verlaufen die zwei Elbtunnelröhren in der alten Hamburger Unterführung, durch die die Läufer insgesamt 48 Runden bestreiten müssen.

Zermatt Marathon:
Die alpine Laufherausforderung: das ist der Marathon zwischen dem tiefsten Tal der Schweiz in St. Nikolaus und dem Riffelberg am Gornergrat, der mit etwa 2600 Meter über dem Meer einer der anspruchsvollsten Laufstrecken ist und zu den anforderungsreichsten Marathonläufen Europas zählt.

Nacktlauf in Bilbao:
Der Nudistenlauf, der sogenannte “Carrera Nudista de Sopelana” am Strand von Bilbao zieht vor allem FKK-Liebhaber an. Über den feinen Sandstrand von El Salvaje wird zwar hüllenlos auf der 5 km langen Strecke gejoggt -Schuhe, Sonnenbrille und Hut tragen jedoch die meisten von ihnen.