Kategorie-Archiv: Musik und mehr

Von Musik und allem Drumherum

Frank Zappa spielt Maurice Ravels Boléro

Auch wenn ich mit klassischer Musik nicht ganz so viel am Hut habe, so gefällt mir Maurice Ravels Boléro, ein Orchesterstück in Form eines spanischen Balletts, ausgesprochen gut. Das Musikstück erhält seine Spannung durch die mit jeder neuen Variation wechselnde Instrumentierung und ein ständiges Crescendo, also Lauterwerden.

Kein Geringerer als Frank Zappa hat sich bei einer Aufführung am 17. Mai 1988 in Barcelona mit seinem Orchester an dieses Stück gewagt. Es hält sich zwar nicht sehr streng ans Original, und Zappa lässt eigene Ideen hineinfließen, aber es zeigt, welch großer Musiker Zappa war:


Zappa spielt Maurice Ravels Boléro (Barcelona 1988)

Und noch mehr aus Wolfgangs Schatzkämmerlein

Aus Wolfgangs musikalischer Schatzkammer (Wolfgang ’s Vault) habe ich erst vor kurzem interessante Konzertaufnahmen vorgestellt; inzwischen gibt es weitere Aufnahmen von frühen Konzerten mir besonders lieber Musiker, die ich auf keinen Fall unterschlagen möchte:

Wolfgang ’s Vault

Dire Straits – Hammersmith Odeon (London, England) – 5/8/1983

Jethro Tull – Stadhalle (Freiberg, Germany) – 4/30/1982

Tracy Chapman – Estadio River Plate (Buenos Aires, Argentina) – 10/15/1988

Ry Cooder – Record Plant (Sausalito, CA) – 07.07.1974
(wird auch für $9.98 zum Download angeboten – (256k mp3))

Weiteres aus Wolfgangs Schatzkämmerlein

Von Wolfgangs musikalischer Schatzkammer (Wolfgang ’s Vault) habe ich bereits öfter berichtet. Dort findet man jede Menge an Konzertaufnahmen, denen man online lauschen kann (die man mit bisschen Geschick sogar über die Soundkarte auch aufnehmen kann).

Wolfgang's Vault

Jetzt habe ich dort einmal wieder vorbeigeschaut und folgende durchaus empfehlenswerte Konzerte gefunden – viel Spaß beim Hören (kostenlose Anmeldung ist erforderlich):

Mahavishnu OrchestraMorris A. Mechanic Theater- 5/9/1973

CreamOakland Coliseum Arena – 10/4/1968

Richie Havens (siehe hierzu Meine Lieblingslieder – Teil 2)Bottom Line – 9/12/1976

Herbie MannBottom Line – 1/21/1978

Emerson, Lake & Palmer – Anaheim Convention Center – 2/2/1974

Jagger/Cooder/Hopkins/Watts/Wyman: Blow With Ry (1969)

Als Studiomusiker begleitete Ry Cooder unter anderen Künstler wie Gordon Lightfoot, die Rolling Stones (Love in Vain (Ry spielt hier im Mittelstück die Mandoline), Sister Morphine (Ry spielt Slidegitarre)), Eric Clapton, Van Morrison usw. Es war das Jahr 1969, als sich die Stones zu ihren „Let it Bleed“-Sessions (das Album enthält u.a. „Love in Vain“) trafen. Und in einer lauen Nacht im Mai ’69 warteten die ROLLING STONES im Aufnahmestudio auf ihren Leadgitarristen. So begannen die 3/5 Stones (Mick Jagger, Bill Wyman und Charlie Watts) zusammen mit den Gästen Nicky Hopkins und Ry Cooder draufloszujammen, während der Toningenieur das Ganze auf Bandmaterial festhielt. An eine Veröffentlichung des Materials war eigentlich nie gedacht. 1972 kamen die Aufnahmen als „Jamming With Edward“ dann doch in die Läden, jedoch zu einem weitaus geringeren Preis aufgrund der Tatsache, dass „Edward“ eben keine sauber eingespielte Studioplatte war.

Man kann sich natürlich über den Wert einer solchen Scheibe streiten. Wahrscheinlich ist der musikgeschichtliche Wert größer als der Hörgenuss. Immerhin vermittelt „Edward“ dem Hörer ein Gefühl von Studio-Arbeit, was eine korrekt produzierte Platte natürlich nicht bietet.

Ich selbst bin kein allzu großer Fan der Stones und habe sie nur einmal (ich denke es war 1980) live im Niedersachsen-Stadion von Hannover gesehen. Umgehauen hat mich das damals nicht. Aber als Fan von Ry Cooder möchte ich zumindest einen Ausschnitt aus dieser Jammerei (sic!?) vorstellen:


Jagger/Cooder/Hopkins/Watts/Wyman: Blow With Ry (1969)

Siehe hierzu den totalen Verriss der Scheibe bei intro.de

Meditationen über Mozart

Am letzten Freitag begleitete ich meinen jüngeren Sohn zu einem Arzt in Bremen, bei dem er an einer Hörtherapie nach der Methode von Dr. Alfred Tomatis, auch Mozart-Therapie genannt, teilnimmt. Grundlage dieser Therapie ist die Verwendung speziell ausgesuchter Musik: sinfonische und konzertante Werke von W.A. Mozart und gregorianische Gesänge, die mit speziellen elektronisch gesteuerten Verstärker- und Filtersystemen bearbeitet wurden (z.B. werden einmal hohe, dann tiefe Frequenzen hervorgehoben). Hierzu später einmal mehr.

Während mein Sohn seine spezielle Hörtherapie absolvierte, dürfte ich mir ein behagliches Plätzchen aussuchen und legte mich so für zwei Stunden auf eine Matratze, um den Klängen von Mozart zu lauschen.

Mozart

Allgemein werden mit Mozarts Musik in den unterschiedlichsten therapeutischen Bereichen Behandlungserfolge verzeichnet – bei Mensch und Tier. Ich hatte nun zwei Stunden Zeit, um über Mozart und seine Musik zu meditieren:

Neben seiner Musik ist mir Mozart in der Literatur bei Hermann Hesse und dessen Steppenwolf, dort in dem magischen Theater, bekannt. Und es gibt die durchaus sehenswerte Verfilmung von Mozart von Milos Forman (Amadeus, der Größte).

Wie bei Hesse so habe ich mir Gedanken gemacht, wie es wäre, wenn Mozart heute leben würde, welche Musik er komponieren und selbst spielen würde. Dazu schrieb ich einmal in Also sprach Schincklass – Mozart:

Und was hältst du von folgender Überlegung: Mozart heute?! Was wäre, wenn Mozart heute leben würde? Ich bin mir zwar nicht sicher, aber ich glaube schon, dass Mozart heute einer der größten Rock ’n’ Roller wäre, den die Welt kennt. Natürlich ist diese Spekulation müßig. Aber schon zu Lebzeiten, also vor über 200 Jahren, da war Mozart das, was heute vielleicht die Punks sind. Ja, ich behaupte, Mozart war der erste Punk. Er hat sich auch nicht um Konventionen geschert.

Mozart war ein Musikgenie, wie es ein solches kaum alle Tage gibt. Ein Mozart heute, der nicht allein in der klassischen Musik beheimatet wäre, würde natürlich eine ganz andere Musik kreieren. Vorstellbar wäre ein Experimentieren wie in der Neuen Musik (z.B. Arnold Schönberg, Igor Strawinski oder Béla Bartók). Vielleicht eine Art Super-Zappa, der u.a. ein Bewunderer von Edgar Varèse war, einem weiteren Vertreter der Neuen Musik. Denkbar wäre so auch ein Werk a la „Thick as a Brick“ von Jethro Tull, wenn auch viel komplexer und weitreichender.

Natürlich sind das nur Hirngespinste, Betrachtungen, die mich überkamen, als ich so entspannt auf der Matratze der Musik von Mozart lauschte.

Weitere Beiträge von mir zu Mozart: Happy birthday, Amadeus!Spirits of Mozart – Ian Andersons Mo’z Art Medley

Guitar Heroes at the BBC 2008

In einem Beitrag habe ich vor einiger Zeit meine zehn (und mehr) größten Gitarristen der Rockmusik (und darüber hinaus) in einer Zusammenstellung vorgestellt. Und daneben habe ich versucht, einige gitarrezupfende Frauen ausfindig zu machen. Der britische Sender BBC 4 strahlte nun Ende des letzten Jahres (eine Wiederholung ist für den 9. Januar vorgesehen) die Sendung Guitar Heroes at the BBC aus.

Laut Programminfo handelt es sich dabei um eine Auswahl aus Sendungen der BBC aus den 70er Jahren (The Old Grey Whistle Test to Sight and Sound Shows) und zeigt Gitarrengrößen wie Carlos Santana, Mark Knopfler und Peter Green, auch Meister der aktustischen Gitarre wie John Martyn, Bert Jansch, John Renbourn (diese beiden spielten längere Zeit bei der Gruppe Pentangle, die ich bereits in dem Beitrag Pentangle: Basket of Light (1969) vorgestellt habe) und Paco Peña. Jimi Hendrix sei nicht vergessen.

Die Auswahl ist sicherlich etwas kunterbunt und es fehlen natürlich einige Größen (Eric Clapton sei ein Beispiel). Trotzdem möchte ich – gewissermaßen als Ergänzung zu meinen bisherigen Beiträgen – die erwähnte TV-Sendung vorstellen, da diese bei youtube eingestellt wurde. Hier also als Playlist:


Guitar Heroes at the BBC 2008

Weihnachtsmusik bis zum Abwinken: ‚tis the season…

Von Elvis über Otis Redding, Stevie Wonder, die Beatles, Ray Charles bin hin zu James Brown, Kate Bush, Aimee Mann, Tom Waits und ich weiß nicht wen sonst noch: Über 200 Weihnachtslieder aus 50 Jahren Rock ’n’ Rock-, Rock-, Pop- und Soulgeschichte! Und das alles auch zum Herunterladen. Wer da nicht in die richtige Weihnachtsstimmung kommt, ist selbst Schuld. Okay, alles bisschen zu sehr auf US-amerikanische Ohren abgestimmt, aber auch unsereins dürfte das Richtige für sich finden – nach dem Motto: ‚tis the season…

'tis the season ...

Na denn: Weihnachten kann kommen!

Scottish Piper and Indian Princess

Den gestrigen Beitrag habe ich mit Bedacht geschrieben (Kuriose Musikinstrumente: Sitar und Tabla). In diesen Tagen weilte Ian Anderson mit seiner Band Jethro Tull mehrere Tage in Indien:

NOV
27 Kolkata Science City Auditorium
30 Delhi Hamsadhwani – Amphitheatre

DEC
2 Bangalore/Bengaluru Palace Grounds
3 Hyderabad Hi Tech City Auditorium
5 Mumbai Shanmukhnanda Auditorium

Und wie schon bei anderen Konzerten trat mit der Gruppe ein spezieller Gaststar weiblichen Geschlechts auf. Statt einer Violistin war es jetzt keine geringere als die Sitar spielende Anouska Shankar, eine Tochter und Schülerin des indischen Sitar-Virtuosen Ravi Shankar. Im Gegensatz zu ihrer Halbschwester Norah Jones ist sie der traditionellen indischen Musik zugewandt. Sie gab mit 13 Jahren ihr Konzertdebüt als Sitarspielerin in Neu-Delhi (Indien) und tritt seitdem oft zusammen mit ihrem Vater auf.

Nun, Ian Anderson hat schon seit Anbeginn neben der klassischen Musik auch auf Musik der Orients zurückgegriffen. Auf dem „Stand Up“-Album ist das z.B. das Stück „Fat Man“. Dann sind die Alben „Roots to Branches“ und „DOT COM“ zu erwähnen bzw. Ian Andersons Soloalbum „Divinities“.

Ein gemeinsamer Auftritt mit Anouska Shankar erstaunt mich aber trotzdem. Wie immer gibt es bei youtube einige Aufnahmen von diesen indischen Konzerten; zuerst ein kleines Promotion-Video:


Ian Anderson (Jethro Tull) & Anouska Shankar Byte Promotion


Jethro Tull: Mother Goose with Anoushka Shankar


Jethro Tull Jugalbandhi with Anoushka Shankar

Zuletzt möchte ich ein gemeinsames Stück der beiden Halbschwestern Anoushka Shankar und Norah Jones vorstellen. Es stammt von dem Album „Breathing Under Water“, das Anoushka Shankar zusammen mit dem Tabla-Spieler Karsh Kale aufgenommen hat. Norah Jones (eigentlich Geetali Norah Jones Shankar) habe ich schon in einigen Beiträgen hier vorgestellt (Norah Jones: SunriseNorah Jones: Not Too Late).


Anoushka Shankar & Norah Jones – Easy

Top 20 Hottest Female Guitarists

Als ich vor kurzem meine zehn (und mehr) größten Gitarristen der Rockmusik (und darüber hinaus) in einer Zusammenstellung vorstellte, war nur eine Frau dabei (Joan Armatrading). Natürlich stellt sich die Frage, was ist mit weiblichen Gitarrenspielern? Ist die Rockmusik also auch nur wieder eine von den vielen Männerdomänen, oder haben auch Frauen eine Change, den Gitarrenolymp zu erklimmen?

Betrachtet man die klassische Musik, so wissen wir, dass es hier überdurchschnittlich viele Frauen gibt, die sich als Interpreten einen Namen gemacht haben. In der Rockmusik sind es vor allem Frauen als Sängerinnen, die wir kennen. Aber klampfespielende Amazonen?

Bei meiner Recherche im Internet wurde mir eines sehr schnell klar: Es gibt viele Gitarristinnen. Aber erfolgreich sind sie eigentlich nur dann, wenn sie auch ein entsprechend attraktives Äußeres vorweisen können. Es sind also wieder nur Männer, die Ranglisten erstellen, die dann nicht das Attribut ‚greatest’, sondern ‚hottest’ vorangestellt bekommen. Also die ‚heißesten’ weiblichen Gitarrenspieler. Das mag auch etwas mit der Spieltechnik zu tun haben, wird sich aber vor allem auf das Äußere der Ladies beziehen: Top 20 Hottest Female Guitarists

Nur wenige der dort aufgeführten Ladies sind mir bekannt und das eigentlich auch nur namentlich (Courtney Love, Jewel und Joan Jett). Von den anderen habe ich mir (nicht ganz) willkürlich eine herausgefischt. Brody Dalle, die früher für The Distillers spielte, jetzt wohl für Spinnerette in die Saiten greift (und auch singt). Typ: Böses Mädchen. Die Stimme ist ganz okay, auf der Gitarre gelingen ihr aber keine allzu großen Wunderwerke, sollen sie wohl auch nicht. Aber horchen wir kurz hinein:


The Distillers – Drain the Blood

Aber weiter. Auf der Suche noch wirklich hervorragenden Gitarristinnen blieb ich bei youtube und wurde hier auch ausreichend fündig. Ich habe gleich mehrere Videos zu einer Playlist zusammengestellt und stelle in folgender Reihenfolge die Gruppen/Gitarristinnen vor:

„Phantom Blue“ – „Vixen“ – Lori Linstruth – Lita Ford – Carina Alfie – Jennifer Batten – Nori Bucci – Orianthi – Miki Sugimoto – Haruka Nakamura – Ruyter Suys & Maria Sol Quintas

Bemerkenswert finde ich, dass sich die Stile der Damen doch sehr ähneln, so als hätten sie einen gemeinsamen Lehrmeister (oder Meisterin) gehabt. Besonders die Technik des Tappings (mit der Schlaghand) und Hammerings (mit der Greifhand) wird (manchmal über Gebühr) benutzt. Hierbei werden die Saiten durch Anschlag mit den Fingerkuppen auf die Bünde gedrückt und dadurch in Schwingungen versetzt (diese Technik findet man vor allem beim Einsatz des Chapman Sticks). Wenn mir die Musik als solches auch nicht ganz zusagt, so ist es doch erstaunlich, welche Virtuosität die Ladies hier entwickeln. Dabei geht leider (wie so oft) der Ausdruck verloren. Aber es gibt sie: die göttinnengleichen „female guitarist players“ der Rockmusik. Aber hören wir doch einfach hinein und lassen uns berauschen (wenn die Qualität der Videos von Ton und Bild auch nicht ganz so berauschend ist):


Female Guitar Players

Meine 10 und mehr größten Gitarristen der Rockgeschichte: Zusammenfassung

Ich denke, ich habe sie zusammen: Meine mindestens 10 besten und damit größten Gitarristen der Rockmusik. Und da ich in meiner Aufzählung nicht nur Rockgitarristen führe, sondern auch grenzüberschreitend Gitarristen des Jazz und der Klassik mit einbezogen habe, sind es am Ende eben auch mehr als zehn (ob es dann wirklich ALLE sind, möchte ich bestreiten, aber es muss genügen).

Wer nun den höchsten Thron besteigt, wer also für mich der beste Gitarrist überhaupt ist, vermag ich nicht zu sagen, weil keiner wirklich mit dem anderen vergleichbar ist. Was der eine an Spieltechnik aufzuweisen hat, macht der andere durch Ausdruck wett. Der eine mag eine Virtuosität besitzen, die ein anderer durch Einfallsreichtum ausgleicht.

Werkzeuge der Gitarrengötter

Hier nun in einer Zusammenfassung meine Gitarrenheroen in der Chronologie meiner bisherigen Beiträge. Beginne ich mit meiner Lieblingsgruppe Jethro Tull. Neben dem Kopf, dem Sänger und Flötisten Ian Anderson, ist es Martin Barre, der Gitarrist, der durch sein Spiel den Stil der Band maßgebend mitgeprägt hat. Sicherlich ist er nicht einer der ganz Großen. Er ist aber groß genug, um mit den Gitarristen anderer großer Bands mithalten zu können.

Von Harry Sacksioni dürften die wenigsten bisher etwas gehört haben. Er ist Niederländer und eigentlich nur als Gitarrist von Herman van Veen bekannt geworden. Ich habe ihn hier aufgeführt, weil er durchaus meisterlich die akustische Gitarre zu handhaben versteht. Und ich liebe die akustische Gitarre.

Die beiden nächsten werden wohl nicht nur von mir zu den ganz Großen gezählt: Jimi Hendrix und Eric Clapton. Was muss ich zu den beiden noch schreiben. Vielleicht ist es Clapton, den man nicht umsonst zum Gitarrengott erhoben hat.

Steve Winwood ist eher bekannt als Sänger und Meister der Tasteninstrumente. Aber er beherrscht auch das Gitarrenspiel im außergewöhnlichen Maße. Auch wenn ich ihn nicht ganz oben sehe, so wollte ich ihn doch nicht unterschlagen, schon deshalb, weil seine Musik mich eine längere Zeit begleitet hat.

Da ich chronologisch vorgehe, kommt David Lindley vor Ry Cooder. Beide sind Meister der Slide-Gitarre und sind sich oft genug im Leben über den Weg gelaufen. Beide schöpfen aus dem Schatz traditioneller amerikanischer Musik – sowohl des Nordens als des Südens.

In den 60-er Jahren war er einer der Großen und wurde in einem Atemzug mit Clapton und anderen Heroen der Bluesgitarre genannt: Peter Green. Leider war er sich selbst im Weg und schaffte es nicht, an der Spitze zu bleiben. Aber auch in späteren Jahren blitzte immer wieder sein Können auf, sodass er für mich hier nicht fehlen darf.

Noch ein Meister der akustischen Gitarre, ob nun klassisch oder folkrockig – zudem mit einem ausgeprägt eigenem Stil: Leo Kottke.

Und wenn wir schon bei akustischen Gitarren sind, dann kommen wir am Flamenco und damit an Paco de Lucia nicht vorbei. Mit ihm bewegen wir uns allerdings schon im Grenzgebiet jenseits der Rockmusik. Fusion lautet da wohl das Zauberwort. Und mit ihm tauchen dann schnell Namen auf wie John McLaughlin, Larry Coryell und Al di Meola, alles Gitarristen, die sich zwar dem Jazz verpflichtet sehen, immer wieder auch die Verbindung zum Rock gesucht haben. Und wenn ich Paco de Lucia nenne und damit in Spanien lande, so möchte ich, wenn es auch mit Rockmusik wenig zu tun hat, Gitarrengrößen der Klassik nicht vergessen, die ihre Heimat eben in Spanien haben: die Meister der klassischen Gitarre, Andrés Segovia, Narciso Yepes und Carlos Motoya – und nur der Vollständigkeit halber hier auch den englischen Gitarristen und Lautisten Julian Bream nennen.

Auch mit meinen beiden nächsten Favoriten bin ich noch ziemlich weit von der Rockmusik entfernt. Zuerst Django Reinhardt, der sich mit seinem Gypsy Jazz auch in Deutschland größerer Popularität erfreute. Dann nochmals Rock in der Verbindung mit Jazz – Terry Smith von der Gruppe „If“ – heute fast vergessen.

Aber komme ich zur Rockmusik zurück. Und in meiner Chronik folgt Mark Knopfler und Dire Straits. Auch er zeichnet sich durch einen eigenen, fast könnte man sagen: eigenwilligen Stil aus. So spielt er die E-Gitarre mit den Fingerkuppen in fast klassischer Manier und zupft dabei die dicke E-Saite mit dem Daumen.

Ry Cooder habe ich bereits erwähnt. Obwohl er eigentlich nie durch spektakuläre Gitarrensoli hervortritt, sein Stil auf der Slidegitarre ist eher prägnant, so ist es der Ausdruck, der besticht. Bei Cooder swingt es.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich u.a. Chris Spedding, der immer wieder mit anderen Rockgrößen zusammengekommen ist. Das wird seinen Grund haben.

Als einzigste Frau hat es Joan Armatrading bei mir in die Gefilde der Gitarrentitanen geschafft. Sie hat von Anfang an versucht, sich auch über ihr Gitarrenspiel auszudrücken; zunächst mit der akustischen (wenn auch elektrisch verstärkt: Ovation), dann mit der elektrischen Gitarre, und hat dabei ihren eigenen Stil geschaffen.

Last not least ein Maestro besonderer Art: Frank Zappa, mit dem ich mich erst in diesen Tagen ausführlicher beschäftigt habe. Auch wenn er sich selbst nicht als Virtuosen sah, so gehörte er ungelogen zu den Gewaltigen des Gitarrenspiels. Okay, manche Soli sind auch für mich etwas zu lang geraten. Aber wie er die volle Breite (und Länge) des Griffbretts nutzt, wie er in seinen Improvisationen experimentiert, das ist ohne Gleichen.

Soll ich es am Ende doch wagen und den größten Gitarristen der Rockmusik küren? Ich denke, dann kämen Eric Clapton und Frank Zappa am ehesten für mich in Frage. Clapton, weil er neben einer hervorragenden Spieltechnik auch sehr viel Ausdruck in sein Spiel zu legen versteht; Zappa für seine musikalischen „Eskapaden“, um seine Experimentierfreudigkeit so zu nennen. Jimi Hendrix, der auch immer wieder genannt wird, wenn es darum geht, den größten Gitarristen zu nennen, war für mich zu abgedreht. John McLaughlin, der sicherlich ein Wahnsinnstechniker ist, wirkt auf mich leider zu steril. Wenn, dann käme noch Paco de Lucia für mich in Frage, aber der gehört ja nicht in den Olymp der Rockmusik.

Siehe auch meinen Beitrag. 100 größten Gitarrensolos der Rockmusik – Plätze 1 – 10

Meine 10 größten Gitarristen der Rockgeschichte: Frank Zappa

Zappa hatten wir hier schon öfter. Und in Meine Lieblingslieder – Teil 2 hatte ich darauf hingewiesen, dass er einer der größten Gitarristen der Rockgeschichte war, womit ich wieder beim Thema bin: Meine 10 größten Gitarristen der Rockgeschichte. Inzwischen dürften es bereits mehr als zehn sein, oder?

Nun bei wikipedia findet sich folgender Eintrag zu Zappa als Gitarristen:

Neben seinen Qualitäten als Komponist, Arrangeur und Bandleader konnte Zappa auf der E-Gitarre auch als Instrumentalist überzeugen. Er selbst sah sich an „als Komponisten, dessen Hauptinstrument eben die Gitarre ist“. Andere zählten ihn zu den talentiertesten und begabtesten Gitarristen seiner Zeit, zu den „echten Gitarrenhelden der Sixties“ oder „zu den eigenwilligsten und kompetentesten Gitarristen der Szene“. Bewundert wurde seine eigenwillige Spielweise.

Typisch für seine Spielweise ist die große Experimentierfreude, mit der Zappa zu Werke ging. Ein Merkmal ist die für die Rockmusik ungewöhnliche Länge seiner Soli. Zappa unterschied sich von vielen anderen Gitarristen auch dadurch, dass er bei seinem Spiel sämtliche Lagen des Griffbrettes einbezog. Seine Spieltechnik, die sich durch mitunter atemberaubende Schnelligkeit auszeichnet, hielt er selbst nicht für herausragend: „Ich bin kein virtuoser Gitarrenspieler. Ein Virtuose kann alles spielen, ich kann das nicht.“ Allerdings sehe er sich durchaus in der Lage das zu spielen, was er kenne und habe dazu eine hinreichend schnelle manuelle Fertigkeit entwickelt. „Wenn ich einen Ton mit der rechten Hand anschlage, spiele ich mit der linken Hand fünf. Ich schlage nicht alle Noten an, die ich spiele.“

Zappa sah sich also selbst nicht als virtuosen Gitarrenspieler? So kann nur einer reden, der an sich und andere höchste musikalische Ansprüche stellt. Und die stellte er wohl …

Erst vor Kurzem habe ich eine Kopie der DVD „Frank Zappa – The Dub Room Special!“ erstanden, die u.a. Live-Aufnahmen aus den Jahren 1974 und 1982 enthält. Von dieser Scheibe habe ich mir das Stück „Cosmik Debris“ herausgefischt, das am 27. August 1974 in den KCET Studios in Los Angeles aufgenommen wurde. Neben Frank Zappa (Guitar, vocals and percussion) finden sich die folgende hervorragende Musiker:

George Duke – Keyboards and vocals
Ruth Underwood – Percussion
Chester Thompson – Drums
Tom Fowler – Bass
Napoleon Murphy Brock – Flute, saxophone and vocals

Cosmik Debris (Anfang des Textes)

The mystery man came over
An’ he said “I’m outta site”
He said for a nominal service charge
I could reach ner-vonna tonite
If I was ready, willing, and able
Topay him his regular fee
He would drop all the rest
Of his pressing affairs
And devote his attention to me
But I said

Look here, brother
Who you jivin’ with that
Cosmik debris?
Look here, brother
Don’t you waste your time
On me

[etc.]

Kosmischer Tinnef (dt. Übersetzung)

Der Mystery Man kam zu mir her
Und er sagte „Ich bin einsame Klasse“
Er sagte, gegen ne nominelle Gebühr
Könnte ich heut’ abend das Nirwana erreichen
Falls ich bereit, willens und fähig wäre
Ihm sein übliches Honorar zu zahlen
Würde er all seine anderen
Dringenden Geschäfte sausen lassen
Und mir seine ganze Aufmerksamkeit widmen
Aber ich sagte

Schau her, Bruder
Wen willst du verarschen mit diesem
Kosmischen Tinnef?
Schau her, Bruder
Bei mir brauchst du dir gar keine
Mühe geben

[etc.]

Aus: Frank Zappa: Plastic People Songbuch – Zweitausendeins 1977 – Deutsch von Carl Weissner

Hier nun endlich das Video dazu. Zappas Gitarrensolo setzt ab 4:48 und ist für seine Verhältnisse äußerst kurz. Aber es zeigt (und lässt hören), warum Zappa, neben seinen weiteren musikalischen Fähigkeiten, eines der besten Gitarristen der Rockgeschichte war (okay, das Video gibt es bei youtube schon, aber ich habe mir erlaubt, es in einer besseren Qualität erneut dort einzustellen):


Frank Zappa: Cosmik Debris (08/27/1974)